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Full text of "Ysengrimus"

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Ernst  Toigt, 

Ysengrimiis. 


Tse  ngrimus. 


Herausgegeben    und    erklärt 


von 


Ernst  Voigt. 


Halle  a.  S., 

Verlag  der  Buchhandlung  des  Waisenhauses. 

18  8  4. 


..^^^^ 


Vorrede. 


JIjs  war  in  den  Weihnachtsferien  1874,  als  ich  nach 
Abschluss  meiner  Ecbasis  diejenige  Arbeit  begann,  deren 
erstes  Ergebniss  in  den  Kleineren  lat.  Denkmälern  vorliegt, 
deren  letzte  Frucht  in  dem  Ysengrimus  hiermit  der  Öffent- 
lichkeit übergeben  wird. 

Ich  bin  mir  während  der  langjährigen,  mit  nneinge- 
schränkter  ffingabe,  mit  opferfreudiger  Zähigkeit  geführten 
Untersuchung  dessen  bewusst  gewesen,  dass  ich  nicht,  wie 
in  meinen  früheren  Editionen,  ein  Schüler- Exerciti um  cor- 
rigiere  oder  einzelne  Brocken  von  der  reichbesetzten  Tafel 
der  Thierschwankpoesie  aufsammele,  sondern  dass  ich  das 
umfassende,  planmässig  angelegte,  geistreich  und  kunstvoll 
durchgeführte  Werk  eines  der  grössten  Dichter  des  MA. 
bearbeite,  ein  Werk,  das  ebenso  vielseitige  und  eindrin- 
gende Erforschimg  zur  Pflicht  mache  wie  der  Kenntniss- 
nahme  und  des  GenuSfees  der  weitesten  Kreise  werth  sei. 
In  diesem  Sinne  ist  mein  Bemühen  darauf  gerichtet  gewesen, 
den  Ysengrimus  nach  allen  Richtungen  hin  zu  ergründen 
und  die  Ergebnisse  dieser  Studien  den  breiten  Schichten 
aller  latein kundigen  Freunde  der  Litteratur  und  der  Wissen- 
schaft zu  übermitteln. 

Ausser  den  im  Innern  des  Buches  selbst  genannten 
freundlichen  Helfern  danke  ich  für  Beschaffung  und  Über- 
lassung von  Quellschriften  imd  Hilfsmitteln:  dem  Königl. 
Ministerium  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal- 
Angelegenheiten ,  den  Königl.  Bibliotheken  von  Berlin  und 
Göttingen  und  Sr.  Erlaucht  dem  Herrn  Grafen  von  Schön- 


IV  Vorrede. 

born- Wiesen theid  zu  Wiesen theid.  Ebenso  ftihle  ich  mich 
Herrn  Archidiaconus  D.  Hermann  Eönsch  zu  Lobenstein  und 
dem  der  Wissenschaft  zu  früh  entrissenen  Dr.  Gustav  Löwe 
zu  Göttingen  für  ihre  lexicalische,  Herrn  Dr.  Georg  Pfeffer 
zu  Hamburg  für  seine  naturwissenschaftliche,  Herrn  Stadt- 
schulinspector  Dr.  Eduard  Krähe  zu  Berlin  für  seine  theo- 
logische Unterstützung,  Herrn  Dr.  Walther  Brachmann  zu 
Dresden  für  gefällige  Mittheilung  seiner  Arbeit  über  den 
Tseng,  abbreuiatus,  Herrn  Custos  Dr.  Joh.  Müller  zu  Berlin 
für  seine  unermüdliche  Liebenswürdigkeit  und  nie  ver- 
sagende Hilfsbereitschaft  und  Herrn  Prof.  Dr.  Friedrich  Seiler 
zu  Eisenberg  für  die  freundschaftliche  Theilnahme  bei  der 
Ausarbeitung  und  für  die  mühevolle  Mitwirkung  beim  Druck 
des  Werkes  zu  wärmstem  Danke  verpflichtet. 

Berlin  N.,  am  15.  März  1884. 

Dr.  Ernst  Voigt, 

Professor  am  Friedrichs -Gymnasium. 


Einleitung. 


Voigt,  Tsengrünns.  ft 


I.    Besehrelbimg  der  Handselirlften. 

A*    Die  ältere  H.  der  Universitätsbibliothek  zu  Lüttich,  aus 
der  ersten  Hälfte  des  Xm.  Jh.,  früher  Eigenthum  der  Abtei  S.  Trond 
bei  Maastricht,  wie  eine  dem  XVL  Jh.  angehörige  Notiz  auf  fol.  2* 
Jiber  monry  Sti  Trudonis.    B.  8.'   bezeugt.     Sie  enthält  in   Id.  8° 
13  durch  Custoden  bezeichnete  Lagen  von  je  4  Doppelblättem  und 
zum  Schluss  6  Einzelblätter,   von  denen  das  erste  und  zweite  ver- 
bunden sind,  sodass  f.  106  vor  f.  105  eingeheftet  ist,  im  Ganzen  also 
llOfoll.  von  dickem,  schmutzig -gelbem  Pergament,  und  hat,  auf  f.  1^ 
beginnend,  in  der  Begel  30  Zeilen  auf  der  Seite,  hie  und  da  auch 
etwas   mehr;    sie   schliesst  sich  somit  an  ihre  Yorlage,   welche  je 
34  Verse  (zu  I  415)  auf  der  Seite  hatte,  ziemlich  genau  an.    Die  Ini- 
tialen sind  hinausgerückt,   die  Gruppeneingänge  durch  1*  und  etwas 
grössere  Anfangsbuchstaben,  Sprüche  durch  das  Nota -Zeichen  hervor- 
gehoben, dunkle  Stellen  durch  ein  Häkchen  am  Bande  (/>)  bezeichnet, 
der  Beginn  der  Bücher  durch  Einrückung  mehrerer  Zeilen,  Angabe 
der  Buchnummer  und  hohe,  meist  roth,   zum  Theil  auch  blau  imd 
grün  gemalte  Mjyuskeln  markiert,  nur  bei  Buch  VI  und  VII  vermisst 
man  den  Rubricator.    Der  Text  ist  von  drei  Händen  geschrieben;   die 
erste,  A*,  schrieb  (mit  der  eilfzeiligen  Unterbrechung  auf  foL  81')  von 
f.  P— 86»  gegen  Ende  (1 1  —V  808,  820—1116),  dann  f.  93»»  bis  zum 
Schluss  (VI  225— Vn  708),   wie  A»  mit  ziemlich  schwarzer  Tinte; 
die  zweite,  A*,  schon  an  ihrer  braunen  Tinte  kenntiich,  schrieb  f.  81*  auf 
Rasur  V  809—819,  dann  f.  86'  unten  bis  f.  87^  zu  Ende  (V  1117—1216), 
BcUiesslich  f.  89'— 93'  unten  (V  1277- VI  224);  die  dritte,  A»,  schrieb 
fol.  88  (V  1217  —  1276).     A»  und  A»  darf  man  wegen  ihrer  eckigen, 
^brochenen  Buchstaben  und  des  seitonen  Gebrauchs  von  ^  als  deutsche 
Hände    einer   verhältnissmässig    jüngeren    Schreibschule    bezeichnen, 
während  die  überaus  häufige  Verwendung  des  ^  und  die  durchgängig 
nmderen,  volleren,"  zierlicheren  Formen  von  A*  uns  die  Vorstellung 
eines  bejalirteren  Franzosen  nahe  legen.    Die  Niederschrift  ist  dann 
zum  Theil  nach  einer  anderen  Recension  (x*,  s.  u.),  im  "Wesentlichen 
aber  nach  der  Vorlage,  aus  der  auch  einige  Glossen  herübergenommen 
sind,  mit  seltener  Sorgfalt  revidiert,  sowohl  nach  Umfang  als  Wort- 
laut: das  Fehlerhafte  wurde  ausradiert,  das  Richtige  von  zwei  Händen, 
nämlich  von  A'  in  I  imd  n,  von  A*,  einer  durch  ihre  geraden,  län- 

a* 


IV  I.    Beschreibung  der  Handsohriften. 

geren  und  dünneren  Buchstaben  abstechenden  Hand,  in  m — VII  ein- 
gesetzt. Im  XIV.  Jh.  hat  eine  fünfte  Hand  (A'^)  einige,  zum  Theil 
ausführlichere  Glossen,  an  fünf  Stellen  (1 1,  m  58,  V  235,  VI  337,  355) 
mit  dem  regelmässigen  Zusatz  ,aliu8  liber^  Varianten  einer  anderen 
Handschrift  (y^  s.  u.)  nachgetragen  und  nach  dieser  auch  einige 
Rasuren  (V  837),  Besserungen  ff  192,  880  ff.,  HI  187,  vgl.  VI  141) 
und  Ergänzungen  (Vn  364)  vorgenommen.  Der  Codex  ist  in  unserem 
Jh.  in  dunkelblaues  Leder  mit  geprcsstem  Deckel  gebunden  und  trägt 
auf  dem  Rücken  in  Goldschrift  den  Titel  .Beinliardus  Vulpes  sec.  XIH\ 
Mone  fand  ihn  im  Sommer  1829,  benutzte  ihn  in  Löwen  und  Heidel- 
berg ("Wendeler,  Briefwechsel  p.  142)  und  Hess  mir  eine  nicht  uner- 
hebliche Nachlese. 

B.  Die  H.  der  Nationalbibliothek  zu  Paris  n.  8494,  früher 
n.  6669*,  vorher  dem  Stephan  Baluze  gehörig  (=  cod.  Baluz.  862,  als 
ffithmi  Jacöbi  MerlantV  in  Bibl.  Baluz.  HI  128  bezeichnet),  als 
weitere  Besitzer  nennen  sich  auf  den  beiden  Vorsetzblättem  Johann 
Duhamel  und  J,  B.  Hautin,  der  das  Gedicht  Jiber  isengrinV  betitelte. 
Die  H.  ist  saec.  XIV,  von  dünnem  Pergament,  in  12°,  guterhalten  (nur 
die  letzte  Seite  der  VII.  Lage  und  das  Schlussblatt  haben  etwas  durch 
Nässe  gelitten),  umfasst  10  Lagen  von  je  6  Doppelblättem  mit  Custoden 
und  Reclamanten,  und  zum  Schluss  7  eingeleimte  Einzelblätter,  also 
127  foli.  und  hat  gewöhnlich  25 — 26  Zeilen  auf  der  Seite.  Das  Ganze 
ist  von  einer  gleichmässigen  französischen  Hand  ohne  Vorrückung  der 
Initialen  mit  zahlreichen  Abkürzungen  nachlässig  geschrieben,  aber 
im  Einzelnen  vielfach  durch  Auspunctierung  des  Irrigen  berichtigt; 
sehr  häufig  sind  Fehler  im  Trennen,  bez.  Verbinden  der  Worte.  Der 
Text  ist  mit  Paragraphzeichen  auf  dem  linken  und  Notazeichen  auf 
dem  rechten  Rande  reich  besetzt,  beides  gemäss  der  Vorlage,  was  für 
die  letzteren  durch  die  Reclamante  ynota  Qai  pubem'  IV  173,  für  die 
ersteren  durch  die  Gewohnheit  des  Schreibers  bezeugt  wird,  durch 
einen  Punct  die  Stelle  zu  bezeichnen,  wohin  der  Rubricator  sein 
(blau  oder  roth  gemaltes)  f  setzen  sollte  und  mit  geringen  Ausnahmen 
auch  gesetzt  hat.  Nebenhände  sind  2  vorhanden:  B^  saec.  XIV, 
welche  die  Copie  mit  einigen  lateinischen  und  einer  französischen 
Glosse  (I  357,  366  zu  retorta  und  iropheum  ,la  hart  callice")  versah 
und  nach  der  Vorlage  zu  bessern  begann,  aber  beides  schon  bei  11 116 
aufgab;  die  Tinte  ist  anfangs  schlecht,  jetzt  fast  ganz  verblasst,  von 
I  267  an  schwärzer  und  leicht  sichtbar;  und  B^,  eine  der  Neuzeit 
angehörige  Hand,  die  selbständig  einigemal  naheliegende  Emendationen 
mit  Bleistift  vornahm  bez.  bewundernde  Ausrufe  beischrieb,  beides 
nur  in  I  und  m.  Es  ist  rother  Lederband,  gold verziert,  mit  dem 
königlichen  Wappen  auf  beiden  Deckeln  und  im   1.,  3.,  4.,  5.  Felde 


I.    Beschreibung  der  Handschriften. 


des  Rückens,  im  2.  steht  der  aus  Baluzes  Catalog  entnommene  Titel 
,RYTHMI  lACOBI  MERLAN:  Die  Handschrift  ist  von  Jacob 
Grimm,  wie  er  selbst  auf  dem  Yorblatt  seiner  im  Ms.  Berol.  Grimm, 
n.  17  noch  vorhandenen  Copie  angibt,  im  April  und  Mai  1814,  genauer 
in  wenig  über  3  Wochen  vom  c.  25/4  bis  c.  16/5  (Briefwechsel  zwischen 
Jacob  und  Wilhelm  Grimm,  von  H.  Grimm  und  G.  Hinrichs  p.  305, 
307,  311,  325  f.)  in  Paris  abgeschrieben.  —  Das  Bild,  welches  man 
bisher  von  B  hat,  ist  recht  ungenau;  nämlich  1.  die  Copie  Grimms 
ist  wegen  ungewöhnlicher  paläographischer  TJntenntniss  und  Flüchtig- 
keit von  sehr  geringem  Werthe,  2.  aus  ihr  nahm  Mone  -^  keineswegs 
erst  gegen  Ende  des  Gedichts,  wie  er  p.  303  versichert,  sondern  schon 
von  Anfang  an  —  nur  eine  Auswahl  von  Varianten  in  seine  Noten 
auf,  3.  Grimm  hat  seine  Gollation  nachträglich  mit  einer  schwärzeren 
Tinte  durchcorrigiert;  solche  Conjecturen  nahm  Mone  oft  als  Lesarten 
in  den  critischen  Apparat  auf,  setzte  sie  sogar  in  den  Text,  erst  im 
letzten  Buche  merkt  er  dieses  Yerhältniss  und  bekundet  ein  paar  Mal 
durch  den  Zusatz  ,ex  coniectura  J.Crrimmius'  den  richtigen  Einblick. 
C.  Die  H.  der  burgundischen  Bibliothek  zu  Brüssel,  früher 
cod.  787,  jetzt  n.  2838,  nach  Mones  Erkundigung  vordem  Eigenthum 
der  Jesuiten  zu  Antwerpen  (bezieht  sich  darauf  die  fol.  1'  oben 
stehende  Signatur  ,N.  1^'?)^  in  4*»,  membr.,  nach  dem  Inventaire  im 
letzten  Drittel  des  XIII.,  nach  Bethmanns  (Pertz  Archiv  VIU  491) 
richtigerem  Urtheil  im  ersten  Drittel  des  XIV.  Jh.  von  einer  hübschen 
niederländischen  Hand  flüchtig  geschrieben  und  mangelhaft  interpun- 
giert.  Sie  bestand  ursprünglich  aus  15  vollständigen  Quaternionen, 
von  denen  jetzt  1,  2,  8,  12  fehlen,  in  15  die  letzten  3  Blätter  aus- 
geschnitten sind,  13  ist  zwischen  10  und  11  eingeheftet;  vorhanden 
sind  soniit  noch  Lage  3  (jetzt  I,  432  Verse,  I  858a  —  n  219),  4  (jetzt 
n,  430  Verse,  n  220—647),  5  (jetzt  HI,  426  Verse,  H  648  —  HI  383), 
6  (jetzt  IV,  450  Verse,  m  384—831),  7  (jetzt  V,  445  Verse,  HI  832 
-  IV  78),  9  (jetzt  VT,  446  Verse,  IV  576-1041),  10  (jetzt  VH, 
436  Verse,  IV  1042  —  V  492),  11  (jetzt  IX,  448  Verse,  V  493-930), 
13  (jetzt  Vni,  450  Verse,  VI  69  —  518),  14  (jetzt  X,  455  Verse, 
VI  519  —  Vn  423),  15  (jetzt  XI,  271  Verse,  VH  424—694),  im  Ganzen 
85  Blätter.  Mones  Annahme  (Anz.  IV  456)  ,die  Verstümmelung  der 
H.  war  vielleicht  absichtlich,  denn  das  Werk  war  der  Geistlichkeit 
nicht  angenehm'  ist  unhaltbar;  dieses  Motiv  hätte  die  Vernichtung 
fast  des  ganzen  Gedichtes  zur  Folge  gehabt,  so  zahme  Partieen,  wie 
sie  auf  der  ersten  Lage  geboten  werden,  uns  gerade  gerettet;  ich 
denke  lieber  an  die  kecke  Hand  des  Liebhabers,  der  aus  loser  HüUe 
leicht  die  ihm  zusagenden  Lagen  heraushob.  Der  Seitenumfang  schwankt 
zwischen  25  —  30  Zeilen,  meist  indessen  stehen  27  oder  28  Verse;  die 


VI  I.    Beschieiboiig  der  Handschriften. 

Initialen  sind  vorgerückt,  die  Custoden  fehlen,  die  Reclamanten  werden 
erst  am  Kopfe,  dann  am  Fusse  der  Lage,  dann  falsch,  (am  Ende  von 
10  stehen  die  Eingangsworte  zu  12)  angegeben,  zuletzt  fehlen  sie,  zum 
Theil  in  Folge  von  Ausradierung ;  durch  1",  Beischrift  des  Sprechenden, 
JResp.,  auctor  (oft  actor)  wird  das  Verständniss  vielfach  unterstützt; 
die  Rubricierung  ist  vollständig  unterblieben.  Zwei  dem  weiteren 
Verlaufe  des  XIV.  Jh.  angehörige  Nebenhände  treten  deutlich  hervor: 
in  7  (V)  hat  C*  mit  tiefsohwarzer  Tinte  zu  III  853,  IV  1,  33  orien- 
tierende Zusätze  und  ausserdem  m  836,  846,  857,  866,  IV  9,  30  mit 
ud  Varianten  beigeschrieben;  später  hat  C  mit  gelber  Tinte  die  Capitel- 
und  meist  auch  die  Buchnummem,  sowie  in  7,  9,  10,  11,  also  im  4. 
und  5.  Buche  eine  Reihe  lateinischer,  zum  Theil  auch  mit  teutonice 
eingeführter  mnl.  Glossen  hinzugefügt,  im  5.  Buche  auch  einige  Stellen 
berichtigt.  Der  Einband  ist  neu,  Pappschale  mit  rothem  Leder- 
rücken.  Die  H.  ist  aufgefunden  und  zuerst  collationiert  von  Mone 
Anz.  IV  456  ff. 

D.  Die  H.  der  Gräflich  Schönbomschen  Bibl.  zu  Pommers- 
felden  n.  2671,  membr.,  4«»,  sie  besteht  aus  3  ursprünglich  selbstän- 
digen Bänden,  nämlich  1.  dem  SeduUus,  saec.  XII,  fol.  1^ — 52*»  mit 
gleichzeitigen  lat.  und  ahd.  (Haupts  Zs.  V  209  ff.)  Glossen,  dem  ein 
Cisio  ianiM  saec.  XTTT  auf  fol.  1*  vorgesetzt  ist,  2.  dem  Ysengrinus 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jh.,  Bethmann  (Serap.  VI  p.  33  und 
Archiv  IX  539)  will  ihn  noch  ins  XIII.  Jh.  setzen,  3.  einer  von  einer 
Hand  des  ausgehenden  XIV.  Jh.  geschriebenen,  vielfach  glossierten  Samm- 
lung von  Schulautoren*):  a.  Disticha  Catonis,  fol.  1—6**,  b.  Theoduli 
Eologa,  fol.  6*» — 12*,  c.  Esopus  (d.  i.  der  sog.  Anonymus  Neveleti) 
fol.  12»>—29*»,  d.  Auianus  uetus,  fol.  29*— 41^  e.  Pindarus  Thebanus, 
fol.  41* — 51*,  unvollständig,  nur  bis  zu  Vers  578  der  V^emsdorfschen 
Ausgabe.  Unser  Gedicht,  auf  fol.  1 — 127*,  besteht  aus  10  Lagen  von 
je  6  Doppelblättern  und  8  einzelnen  Bl.,  von  denen  das  letzte,  f.  128, 
auf  der  Vorderseite  leer  geblieben,  auf  der  Rückseite  von  D*  und 
später  noch  einmal  im  XV.  Jh.  mit  Denkversen  beschrieben  ist;  darauf 
folgen  weitere  7  Einzelblätter,  fol.  129—135,  von  dünnerem  und  brei- 
terem Pergament,  auf  denen  D^  aus  der  Vorlage  das  zweispaltig  ange- 
legte, meist  lat.  oder  nml.  (teutonice,  flaminge,  proprie),  zum  Theil 
auch  romanisch  (130*  ,eohe  •  aylay8e\  131»  ,larua  •  semdars  uel  fause 
uisage',  133*  ,trutina  •  halantse',  133*  jZelotipus  *  jaloers')  erklärende 
Glossar  fol.  129—133,  dann  fol.  134  f.  1.  eine  prosaische  Inhaltsangabe 
der  24  Fabeln,   2.  die  Notiz  ,Notandum  est  quod  exigente  tempore 


1)  Btlhren  die  Titol  aus  den  Handschriften  selbst  her,  so  sind  sie  gesperrt 
gedruckt. 


I.    Boschreibung:  der  Htuidschrifton.  VII 


parum  super  hunc  Ubrum  stud^am,  occurrenmt  tnichi  quedam  tarn 
inattdita  et  inusitata  que  etiam  pre  defectu  scientie  et  ingenü  paruitaie 
ad  intettectum  sue  significaiionia  inducere  non  potui.  Que  quidem  in 
tiünUam  prqßU  miehi  plaeuit  scripsi  hie  sequentemf  preponendo  cuüibet 
dictioni  numerum  in  quo  folio  michi  occurrebat.  Et  ?ioc  scriptum  per 
algorismum\  3.  ein  kurzes  poetisches  Argumentom  mederschrieb.  Der 
Buchbinder  heftete  f.  122  vor  121  ein.  Die  Zeilenzahl  der  Seite 
schwankt  meist  zwischen  25  und  26,  die  Initialen  sind  vorgerückt, 
Beclamanten  fehlen,  die  Gustoden  sind  vollzählig  vorhanden,  und  zwar 
auf  dem  ersten  Blatt  jeder  Lage,  der  Band  ist  vom  Schreiber  selbst 
am  Kopf  der  Vorderseite  des  Blattes  foliiert,  während  der  Bubricator 
auf  der  rechten  Ecke  derselben  die  Fabelnummer  und  am  Kopf  der 
Bückseite  die  Zahl  des  Buches  angab;  fol.  128 — 135  sind  von  neuerer 
Hand  mit  1 — 8  foliiert;  Bandzusätze,  wie  *{,  Nota,  Eesp.,  Autor,  der 
Name  der  zum  Wort  gelangenden  Person  u.  ähnl.  begegnen  mit  grosser 
Regelmässigkeit,  zum  Theil  von  den  Nebenhänden.  Der  Text  selbst 
ist  grösstentheils  von  einer,  nicht  ganz  gleichmässigen ,  im  Allgemeinen 
aber  recht  gefälligen  niederländischen  Hand  entworfen;  eine  zweite, 
ausgeschriebenere,  aber  auch  eckigere  und  steifere  trat  an  4  Stellen 
ablösend  ein:  f.  66*— 69»  (IV  442  —  597),  f.  71»  (TV  676-701),  f.  116» 
zum  Theü  (VU  98—112)  und  f.  124»— 126*  (VH  503—632).  Beich- 
haltige  Zusätze  zum  Text  haben  wir  von  4  Händen  saec.  XIV,  es  sind 
D',  der  Haupttextschreiber  selbst,  der  f.  1—3  lat.  Glossen  und  mit 
Vorsetzung  von  ueZ,  uel  sie  oder  aut  Lesarten  einer  andern  Handschrift 
hinzufügte,  die  spärlichen  Varianten,  die  er  weiterhin  mit  uel  angibt, 
tragen  mehr  einen  corrigierenden  als  variierenden  Character;  D',  der 
Bubricator;  D',  an  gelber  Tinte  und  dicken,  groben  Zügen  voll  häss- 
ücher  Schnörkel  leicht  kenntlich,  hat,  was  D^  begonnen,  f.  4—62  — 
mit  verschwindenden  Ausnahmen  diesseits  und  jenseits  dieser  Grenzen 
—  fortgesetzt,  also  vorzugsweise  im  I. — IH.  Buche,  und  sowohl  lat. 
Erklärungen  und  Glossen,  wie  mit  idem,  cUiter  infra  idem  est,  uel, 
uel  aliter,  uel  sie,  aliter,  vereinzelt  (H  326,  ED  444)  auch  ohne  der- 
artigen Zusatz  Variationen  beigeschiieben,  ja  hie  und  da  auch  solche 
in  den  Text  hineincorrigiert;  D*,  eine  zierliche  Cursivhand,  welche 
die  Thätigkeit  von  D^  D',  D'  in  Buch  1  —  3  überall  ergänzte,  in 
4—7  selbständig  fortführte;  D*  lebte  unter  Eduard  III  von  England 
(1327 — 1377),  den  die  Manderer  unter  Anführung  des  berühmten  Genters 
Artevelde  in  der  Verfechtung  seiner  Erbansprüche  gegen  Philipp  VI 
von  Frankreich  unterstützten,  denn  f.  128*  schreibt  er 
yBex  sum  regnorum  hina  ratione  duorum: 
Anglorum  cerno  me  regem  iure  patemo, 
Matris  iure  quidem  Francorum  rex  uocor  idem,' 


VIII  I.    Beschreibnng  der  Handschriften. 


Ausser  Sentenzen  ähnHclien  Inhalts  und  einigen  gereimten  Schulregeln 
hat  B^  namentlich  eine  überaus  grosse  Anzahl  von  Variationen  mit 
uel,  ud  8iCj  uel  melius ,  uel  aliteTy  theil weise  auch  ohne  ausdrückliche 
Bezeichnung  in  etwas  grösserer  Antiquaschrift,  ebenso  a^ch  Interpre- 
tationen, die  einen  andern  Wortlaut  voraussetzen  (s.  u.)  zugesetzt, 
erstere  sogar  nicht  selten  in  den  Text  hineincorrigiert.  Schliesslich 
hat  eine  fünfte  Nebenhand  des  XV.  Jh.  das  Glossar  um  ein  paar  Wort- 
erklärungen ohne  Werth  bereichert,  z.  B.  ,5^  dumtaxat  '  in  quantum 
uel  sine  preiudido  (D*)  uel  solum'  (D*).  Es  ist  ein  neuerer  brauner 
Lederband,  auf  den  Deckeln  das  gräfliche  Wappen,  auf  dem  Rücken 
steht  ,  Sedidii  Carmen  et  alia.  M,  S\  Am  oberen  Rande  der  Schluss- 
seite hat  eine  Hand  des  XIV./XV.  Jh.  die  Worte  ^iste  liber  est  iohannes 
gallice'  geschrieben.  Der  Sammelband  w^ar  bereits  Ende  des  XIV.  Jh. 
in  dieser  Folge  vereinigt,  ist  damals  von  Amplonius  Ratingk  de  Berka 
in  den  Rheinlanden  gekauft,  nach  Erfurt  gebracht  und  aus  der  Bibl. 
Amploniana  durch  einen  der  Kurfürsten  von  Mainz  aus  Gräfüch- 
Schönbomschem  Hause,  vielleicht  Lothar  Franz,  im  Anfang  des 
XVin.  Jh.*)  für  die  Pommersf eider  Bibl.  erworben  worden;  denn 
unsere  H.  ist  es,  welche  Amplonius  in  seinem  eigenhändigen  Catalog 
als  n.  26  der  Rubrik  Poetria  so  beschreibt:*) 

26*n  <r  Item  duo  lihri  Sedidii  de 
carmine  paschali  autentici 

secundum  canonem, 
Ygengrvnus  de  ^atu  principum 
et  sequentium  curias 
eorum  cum  tabula. 
Distigium  Cathonis. 
Theodolus  Eglogarum, 
Esopus     ""--.^^^^     de  apologis 
Auiawus  ^^.^^^        rerum. 
Homerus  de  hello  seu 

exddio  troye. 

£•  Die  jüngere  H.  der  Universitätsbibl.  zu  Lüttich,  4",  ein 
im  Anfange  des  XV.  Jh.  im  Kloster  der  Kreuzbrüder  zu  Huy  an  der 
Maas  vereinigter  Sammelband,  wie  die  auf  f.  1^  und  49^  des  ersten 
Werkes  und  auf  dem  Schlussblatt  des  Ganzen  von  einer  Hand  dieser 


1)  Vgl.  H.  Weissenbom ,  Amplonios  und  seine  Stiftung,  p.  28 f.  üffenbach, 
der  die  Amploniana  1709  besuchte  nnd  die  wichtigsten  Hss.  beschrieb  (Serap.  XXVI 
338—342),  erwAhnt  iinsem  Cod.  nicht.  2)  Eine  weniger  genaue  Abschrift  schon 

Serap.  1865  p.  353.    Der  Znsatz  ,de  statu'  etc.  darf  nicht  befk^mden;  derartiges  findet 
sich  bei  Ampi,  oft  and  zeigt,  nach  welcher  Seite  hin  Um  das  Werk  anzog. 


I.    Beschreibnug  der  HandBchriften.  IX 


Zeit,  die  auch  f.  P  das  Inhaltsverzeiclimss  schrieb,  notierte  Inschrift 
,Uber  Conuentus  fratrum  aancte  Crucis  huyensis  extra  muros  opidi 
(die  3  letzten  Worte  fehlen  1*),  leodiensis  dyocesia'  bezeugt.  Sie  enthält 
3  Werke  voi^  je  einer  Hand,  jedes  gesondert  foüiert  in  neuerer  Zeit: 
a.  Liber  de  consolaiume  humane  uite,  49  Blätter,  b.  unser  Gedicht, 
91  BL ')  c.  Commentum  Thome  de  Aqmno  super  tres  libros  de  anima 
ÄrisMelis,  40  BL  Der  Yseng.  ist  zu  Ende  des  XIV.  Jh.  mit  Urkun- 
den- oder  Eanzleischrift  auf  kalkigem  Pergament,  dessen  innere  Seiten 
weiss,  die  äussern  schmutziggelb  sind,  ohne  Yorriickung  der  Yers- 
initialen  fast  ganz  glossenlos,  zu  je  32 — 38  Zeilen  auf  der  Seite 
geschrieben,  ebenso  arm  an  Abkürzungen  wie  reich  an  irrigen  Auf- 
lösungen yieldeutiger  Abbreviaturen;  öfter  Hess  der  Copist  eine  Zeile 
leer,  theils  weil  er  den  Vers  nicht  verstand,  theils  weil  er  da,  wo 
seine  Vorlage  mit  interlinearen  Parallelversen  versehen  war,  eine  Lücke 
annahm;  die  Verse  IV  610—  625  haben  durch  Nässe,  die  mehr  die  vor- 
dere Hälfte  der  Zeilen  schädigte,  gelitten.  Der  Textschreiber  selbst 
hat  dann  das  Ganze  rubriciert,  nämlich  mit  rother  Tinte  die  Buch-  \md 
Capitelaufschiiften  und  Fabelargumente  hinzugefügt,  sowie  die  Para- 
griqsh-  und  Notazeichen,  deren  Stelle  er  sich  bei  jenen  durch  einen, 
bei  diesen  durch  zwei  Puncto  (ein  paar  Mal  durch  o)  gemerkt  hatte, 
meistentheüs  beigesetzt,  ebenso  hat  er,  nachdem  er  schon  während 
der  Einschrift  sich  hie  und  da  selbst  berichtigt,  den  Text  später  nach 
Zurückgabe  der  Vorlage  mit  schwärzerer  Tinte  einer  eigenmächtigen 
Revision  imterzogen;  von  einer  andern  Hand  (des  XV.  Jh.)  ist  die 
Lücke  I  668  ausgefüllt  —  Es  ist  Lederband  mit  Holzdeckel.  Die  H. 
ist  von  Hone  aufgefunden  und  zuerst  verglichen. 

f.  Die  H.  der  Universitätsbibliothek  zu  Gient«),  n.  267,  velin, 
kl.-4<>,  76  foU.,  sie  enthält  a.  Epistole  abbaUe  S.  Petri  (Gandauensis), 
f.  1 — 48**;  eingeschoben  ist  b.  ein  grammatisches  Gedicht,  ine.  ^Auceps 
a  capto  pis  suscipit  in  genüiuo',  expl.  ,(E)8t  pecten  plectrum  pubes 
ptsds  mare  rastrum^  f.  9* — 12*,  und  c.  ein  wollüstiger  Liebesbrief, 
,amasiu8  amasie  8ue'  etc.  f.  12»— 16"*;  dann  folgt  (f.  48*»  — 57*)  d.  Plane- 
hi<  dei  genitricis  edäus  a  Sancto  Bernardo,  e.  Gebete  an  Christus, 
f.  57' — öS**,  f.  Magister  Petrus  Blesensis  de  amicitia  christiana,  f.  59* 
bis  69**,  dann  nach  leerem  Geschreibsel  g.  Prouerbia  Ysengrimi, 
f.  73*  — 76',  und  h.  In  die  pasche,  eine  kurze  Osterbetrachtung;  und 
zwar  sind  b  und  f  in  der  Mitte  des  Xül.  Jh.,  d  und  e  Ende  des  XIV.  Jh., 
das  Übrige  auf  der  Scheide  des  Xm/XIV.  Jh.  von  verschiedenen 
Händen  geschrieben,  g  von  einer  sonst  in  der  Sammlung  nicht  vor- 


1)  97  bei  Hone  ist  Drackfehler. 

2)  Vgl.  Catalogue  de  Gand  par  S.  -  Genois,  unter  n.  319,  940,  564. 


X  I.    Beschreibung  der  Handschriften. 


kommenden  Hand.  Die  Prouerbia  Ysengrimi  sind  zweispaltig  —  die 
Spalte  zu  je  30  —  34  Zeilen  —  meist  sehr  sorgfältig  in  Wortlaut,  Ortho- 
graphie und  Interpunction  geschriehen,  sie  überliefern  im  Ganzen  416 
Sprüche*)  unseres  Gedichtes  in  ursprünglicher  Folge,  ausserdem  8 
fremde,  nämlich  2  Hexameter,^)  wegen  ihres  ähnlichen  Inhalts  hinter 
V  494  eingeschaltet  und  sowohl  durch  Klammem  —  auf  der  rechten 
Seite  hat  die  Buchbinderscheere  nur  den  oberen  Theil  derselben  unbe- 
schädigt gelassen  —  wie  durch  den  Zusatz  ^non  sant'  (sc.  Ysengrimi) 
als  Eindringlinge  gekennzeichnet,  femer  6  Verse,")  an  den  unteren 
Blatträndem  von  f.  75''  imd  76*,  insgesammt  also  424  Verse  von  einer 
und  derselben  Hand,  denen  eine  jüngere  noch  zwei  Beimsprüche^) 
f.  76*  hinzufügte.  Gedmckt  ist  die  Sammlung  zuerst  nach  einer  recht 
mangelhaften  Abschrift  des  Barons  S.-Genois  von  J.  F.  Willems,  Belg. 
Museum  IX,  1845,  p.  227—242,  dann  etwas  berichtigt  von  Snellaert 
in  WiUems'  Reinaert»,  1850,  p.  393  —  404. 

gr*  Die  H.  der  Stadtbibliothek  zu  Bouai,  jetzt  n.  371,  n.  863 
bei  Guilmot,  461  bei  Duthüloeul  —  Mones  Nummer  470  ist  falsch  — , 
8<^,  saec.  Xm,  membr.,  105  foll.,  nach  Mono  aus  der  Abtei  Anchin  im 
Hennegauschen  stammend,  während  Dehaisnes  ihre  Herkunft  als  unbe- 
kannt bezeichnet,  von  dem  letzteren  genauer  beschrieben  im  Catalogue 
des  departements  VI  p.  201.  Gegen  die  Mitte  des  Sammelbandes  fol- 
gen auf  des  Vitalis  Blesensis  Aulularia  als  fünftes  Stück  drei  Blätter 
—  zwischen  f.  1  und  2  ist  ein  Blatt  ausgeschnitten,  am  Schluss  fehlt 
einB  ganze  Lage  —  mit  der  Überschrift  ,alii  uersus',  182,  von  I  17 
bis  V  4  reichende  —  weiterhin  ist  nur  noch  der  vor  HE  178  verstellte 
Hexameter  V  1189  erhalten  —  Sinnsprüche  des  Tsengrimus  enthal- 
tend; da  der  Schreiber  alle  Denkverse  in  Distichen  geben  wollte,  so 
verband  er  oft  ungeschickt  entfernte  Verse,  manche  Sprüche  sind 
xmverständig  gewählt,  weil  sie  einen  zu  nahen  Bezug  auf  die  Hand- 
lung haben,  viele  sind  ausgelassen  oder  in  der  Beihenfolge  verstellt. 
Ist  die  Monesche  Provenienznotiz  richtig,  so  lässt  sich  allerdings,  auch 


1)  lY  57—  59  sind  in  f  von  meinen  beiden  Voi^ängem  jLbersehen. 

2)  Nam  uirtuie  ocdet  uirtus,  pieiate  rekUa 

EuigücU  pietas,  ui  flatu  flamma  fouetur.    {Ehtigigai  :  Euiügat  cod.) 

3)  Dat  itultus  kumües  rmmackits,  dai  braehia  müßs, 

Basia  dant  lene,  que  quasi  uana  tene. 

Omne  animi  uüiwn  ianic  oonspectius  in  se    (luuenal.  VHI  140  f.) 

Crimen  kabeif  quanto,  qm  peooat,  maior  fuibeivr. 

QuiHbet  est  tanti,  munera  quanla  facü.    (Anon.  Nev.  II.  8. 12.) 
Non  omnes  hoimnes  oongruii  esse  pares,    (vgl.  Yseng.  II  434.) 

4)  Verbula  nocturna  raro  sunt  facta  diuma, 
Verbula  de  sero  oras  sunt  eontraria  uero. 


I.    Besdireibang  der  Handschriften.  XI 


wegen  k,  mit  iliin  annehmen,  dass  sich  in  Anchin  eine  H.  des  Gedichts 
befanden  habe;  wenn  er  aber  das  Motiv  des  Sammlers  dahin  bestimmt, 
dass  dieser  die  Sprache,  gleichsam  den  Honig,  aosgewi&hlt,  die  Erzäh- 
lang  aber,  das  Gift,  zurückgelassen  habe,  so  ist  das  nicht  stichhaltig, 
denn  seit  dem  allmählichen  Bückgang  der  mlat.  Poesie  im  Verlaufe 
des  Xm.  Jh.  werden  solche  Blüthenlesen,  die  man  Flores,  Prouerbia, 
MeduUa,  Margarita  u.  ähnL  betitelte,  immer  hfiofiger,  auch  aus  gift- 
freien Werken,  z.  B.  Protterbia  Alexandreidos  saec.  XUI  im  cod.  Paris. 
15047.  Die  H.  ist  gefunden  und  verglichen  von  Mone  (Anz.  lY  465f.); ') 
mein  erster  Leihversuch  Anfang  1878  scheiterte  an  der  falschen  Num- 
mer, beim  zweiten  wurde  mir  (im  Sommer  1879)  erof&iet,  dass  ,  dieses 
Ms.  zu  denjenigen  Werken  gehört,  deren  EnÜeihung  in  das  Ausland 
ausgeschlossen  ist',  im  Mai  1881  bat  ich  den  Bibliothekar  von  Douai, 
Herrn  Foucart,  um  eine  neue  Yergleichung  der  Moneschen  CoUation 
mit  der  H.  und  hatte  die  Freude,  eine  musterhaft  sorgfältige  Bevision 
aus  seiner  liebenswürdigen  Hand  zu  empfangen. 

h.  Die  H.  der  Königlichen  Bibl.  zu  Berlin'),  ms.  Diez.  B. 
Santen.  60  (abgeschrieben  von  Schlee  im  J.  1804—5  im  cod.  Diez.  C. 
4»  n.  77),  foL  membr.,  von  einer  Hand  des  XIV.  Jh.,  zweispaltig, 
umfasst  auf  77  foU.  ein  poetisches  {Flores  atictorum)  und  ein  pro- 
saisches {Flores  phüosopThorum)  Florileg;  ersteres,  bis  f.  37»,  gibt  seine 
Quellen,  deren  nähere  Bestimmung  durch  die  regelmässige  Hinzufugung 
des  Incipit  erleichtert  wird,  so  an:  Socrates  —  Jeronimus  ethicorum 
in  Theodolo  —  f^rouerhia  ethicorum^  —  p.  Theodoli  —  Äuianus  — 
p.  Claudumi*)  —  jp.  Stctcidli  —  p.  Pamphüi^)  —  p.  Mcueimiani^)  — 
p»  Homeri'^)  —  uersus  Ficticü^)  —  p.  Horrestis^)  -—  p.  Gete^^)  — 
p.  Albe  comedi^^)  —  p,  Ysopi^*)  —  de  libro  qui  dicUur  de  pcUricida^^) 
—  de  breui  substantia  hominum^*)  —  mag  ist  er  Niuardus  de 
Ysengrino  et  Beinardo  (f.  5%  Sp.  1  f.)  —  p,  de  remedio  amorts 


1)  statt  n  1112  lies  n  1102.  jetzt  m  1100.  2)  Vgl.  Bethmann  im  Archiv 

Vin854 ,  Schneidowin  im  Martial  I  p.  LXVn,  R.  Peiper  in  seiner  Aolnlaiia  p.  XIV f. 
S)  Oato.  4)  sc.  maioris.    Man  nntorsohied  im  MA.  Cktudianua  fnaior  (d.  i.  De 

rapta  Proaecpinae)  und  Cl.  minor  (d.  s.  die  flbrigen  Dichtungen),  vgl.  Eberh.  Bethnn. 
Laborintos  m  19 f.,  41  f.;  ebenso  trennt  der  Sammler  Stadolus  (die  Achilleis)  von 
Staiku  (die  Thebais),  Lucanua  (die  Pharsalia)  nnd  Ijucanus  in  Pisonem.  5)  ed. 

Goldast  in  Catal.  Oaidii  und  Baadonin ,  Paris  1874.  6)  Com.  Galli  elegiae  VI  bei 

Goldast,  Wemsdorf  vol.  m,  etc.  7)  Pindaros  Theb.  8)  ine.  ,Siad  dmilibus 

waiis  predosa  paraiur'.  9)  Orestis  tragoedia  ed.  K.  W.  Müller,  Mahly,  Schenkl. 

10)  Yitalis  Blesensis  Carmen  de  Amphitraone  et  Jone,  ed.  A.  Mai  Anct.  dass.  ¥468 IT., 
Osann  1836,  E.  W.  Müller  Anal.  Bemensia  n,  Wright  Early  mysteriös,  vgl.  Otto  comm. 
crit.  in  codd.  Criss.  p.  82  f.  11)  Matthaei  Yindoc.  Aldae  comoedia  ed.  da  M6ril 

Poteies  uM,  1864  p.  425  ff.  12)  Anon.  Nev.  13)  Hildeberti  Mathemathicns, 

bei  Beaogendre  col.  1296.  14)  Hüdebert  col.  1364. 


■XjI  I.    Beschreibung  der  Handschriften. 


—  Ouidüis  in  ai-te  amatoria  —  0.  epistoJarum  —  0.  in  trisHbus  — 
de  ponto  —  0.  sine  titulo  *)  —  0.  t«  fastis  —  metamorphos.  —  0.  in 
ybin  — p.  Tobie*)  —  noua  poetria^)  —  in  hucolicis  —  in  georgicis 

—  in  eneyde  —  Imcanus  —  Älex^mder*)  libro  primo  —  (p.)  libri 
secundi  —  (p.)  Ubri  tertii  —  in  Stacio  [Prudentiits  in  prohemio  de 
pugna]  *)  —  Prudentius  in  proliemio  de  pugna  uirtvium  et  uiciorum 

—  Claudianus  contra  Ruphinum  —  p.  Marciälis  —  Petronitis  — 
Caius  Välerius  Flaccus  in  primo  argonautico  —  Virgilitis  in  ciilice 
de  heatitudine  pauperis  uite  —  in  ethna  —  Lucanus  de  laude  Pisonis 

—  Calphirius^)  in  hucolicis  —  in  luuenali  —  in  Persio  —  Horatius 
in  poetria  —  in  sertnonibus  —  in  epistolis  —  Eocpliciunt  flores  auc- 
torum.  —  Von  unserem  Gedicht  werden  die  beiden  ersten  Distichen? 
dann  dem  Verlaufe  des  Ys.  entsprechend  104  Sinnsprüche  (1 17,  153  f., 
171  f.,  177  f.,  195  f.,  367  f.,  376,  400—402,  914.  II  23  f.,  101^  102, 
643  f.  m  271  f.,  293—296,  300,  307  f.,  566—570,  594  f.,  707  f.,  789f., 
837  f.,  897,  983  f.,  1041  f.,  1104.  IV  43—50,  108—110,  235—240, 
262,  314,  340,  370,  389,  426,  439,  438,  459,  527  f.,  660,  727  f.,  833  f., 
853  f.,  865  f.  V  61,  73  f.,  77,  81  f.,  87  f.,  143-146,  183,  403—405, 
509)  aufgeführt,  der  Excerpent  drang  hier,  wie  auch  bei  andern  Dich- 
tungen, nicht  bis  zum  Ende  des  Werkes  vor.  Sinnstörende  Schreib- 
fehler zeigen,  dass  die  H.  nicht  Original,  sondern  Abschrift  einer 
Blüthenlese  ist,  die  übrigens  nicht  vor  dem  zweiten  Jahrzehnt  des 
Xm  Jh.  entstanden  sein  kann. 

i.  Die  H.  der  Königl.  Bibliothek  zu  Berlin,  cod.  theol.  fol. 
381,  pap.  (durchgehendes  Wasserzeichen:  Lichtscheere  mit  Rosette  am 
Fuss),  199  folL,  bis  auf  f.  146»*— 150»  und  die  vom  Jahre  1466  datierte 
Seite  181*  von  einer  Hand,  doch  wohl  eines  Erfurter  Mönches,  der 
sich  in  den  f.  198"  oben  stehenden,  als  Glosse  zu  Ouid.  de  pulice  2 
gehörigen  "Worten  yffatum  fati  hie  collocatur  (?)  pro  forttina  TP* 
BestherV  zu  nennen  scheint,  Ende  des  J.  1467  und  1468  geschrieben, 
von  der  Boineburgischen  Bibliothek  zu  Erfurt  der  hiesigen  K.  Bibl. 
1834  zum  Tausch  angeboten  und  angenommen  (Wendeler  Briefwechsel 
p.  395),  in  Pertz  Archiv  VIII  843  f.  kurz  beschrieben.  Von  kleineren 
Gedichten  am  Schluss  (f.  197** — 199^)  abgesehen,  hat  sie  zwei  Haupt- 
bestandtheile :  a.  den  Lacfantius  1.  de  diuinis  institutionibu^,  f.  1 — 121^, 
2.  de  ira  da,  f.  122"— 133»>,  3.  de  opißcio  dei,  f.  133*»— 144^  —  diese 


1)  So  bezeichnete  man  im  MA.  die  Amores.  2)  von  Matthaeos  Yindoc, 

od.  Müldener  1855.  3)  Qaufiredi  de  Vinosaluo,  Scriptt.  anglic.  hist.  n  247—429. 

4)  A.  de  Villa  noua  Doctrinale.  5)  Das  Eingeklammerte  ist  der  irrig  vorweggenom- 

mene Titel  des  folgenden  Excerptes,  die  Sprüche  dieser  Gruppe  sind  aas  Statins  Thebais 
I  129  — V  48.  6)  Calpumius. 


I.    Bescfarelbnng  der  Handscluiften.  XIII 


drei  abgesclüossen  1468  feria  tercia  proodma  post  festum  S.  Urbaniy 
also  Dieiistag  26./1.  —  4.  L.  errata  per  frcUrem  Anionium  Raudensem, 
f.  145* — 148%  5.  Carmen  de  resurrectione  Christi  {Scdue  festa  dies), 
f.  148*'— 150»;  (löO**— 157*»  sind  leer)  —  b.  ein  poetisches  Morilegium 
ohne  Titel,  f.  158»— 197%  in  welchem  f.  181*-  189*»  an  falscher  Stelle 
stehn  und  vor  168»  gehören,  die  urspr.  Folge  ist  also  diese:  Flor  es 
Alani  in  Änticlaudiano.^)  —  Virgilii  —  pauperis  Heinrici^)  [dann, 
f.  165,  ist  ein  vom  24.  Nov.  1467  datierter  Brief  des  frater  Valerius,  Prior 
des  Angnstinerklosters  zu  Erfurt  eingeschaltet,  166  und  167  sind  leer, 
nun  folgt  oder  müsste  folgen  f.  181%  den  Schluss  eines  vollständigen 
Henricus  Septimellensis  enthaltend,  dann  beginnt  wieder  das  Florileg:] 
—  flores  Isengrini,  fol.  181**  — 187**  —  Gamfredi^)  —  Auiani 
^ieteris  —  Auiani  naui*)  —  Mj^TimiAni  (189**  und  168')  —  Persii  — 
Anonymi^)  —  losephi  Iscani^)  —  Stacii  —  luuencUis  —  Pamphili  — 
PcUponiste ')  —  Claudiani  —  Tibulli  —  Petronü  —  Prudencii  —  Mar- 
Cialis  coei  —  Lucani  —  Ouidü  (f.  176»— 180%  schliesst  mit  Ars  U  123, 
und  190'— 192%  beginnt  mit  Ars  II  124)  —  ümbricU^)  —  PlauH  — 
Riehardi^)  —  Aratoris  —  Gamfredi  (de  statu  curie  Romane) ^^)  — 
Policrati ")  —  Doligami.  ^*)  —  Die  Entstehung  dieser  Blüthenlese  wird 
demnach  in  die  L  Hälfte  des  XIY.  Jh.  zu  setzen  sein.  Die  Flores 
Isengrini  (nachlässig  rubriciert,  die  Bandvorschrift  bietet  ysengrinus) 
folgen  so:  m  77  f.,  1 195  f.,  IV  859  f.,  1  865,  17,  41  —  44,  153  f.,  632 f., 
796—798,  in  911,  IV  167,  V  919—922,  IV  438  f.,  459,  435,  843, 
V  73  f.,  IV  697  f.,  I  100,  VI  143  f.,  V  486— 496,  m  339—342,  V  87 
bis  98,  IV  833—836,  V  1219,  1221,  VI  294,  V  75—86,  I  563  f.,  570, 
539,  495—500,  217,  221,  m  1031  f.,  1041  f.,  594  f.,  468-470,  812, 
n  477  f.,  669,  m  295,  566,  569  f.,  IV  45  f.  —  I  14,  20,  111%  325  f., 
340,  373%  453,  489  f.,  557  f.,  575  —  578,  610,  686,  695  f.,  701—712, 
715  f.,  718,  954,  976,  987%  988,  990,  1049.  H  27%  127,  167-170, 
173  f.,  196,  223,  258,  264,  270,  339**,  340%  360,  367%  394,  423^  424, 


1)  Th.  Wright,  The  Anglo- Latin  Satir.  Poets  of  the  Xu  cent.  n  268  —  429. 
2)  bei  Leyser  p.  458 ff.,  femer  Fabricii  Bibl.   1858,  nol.  VI  p.  665 ff.  3)  Vgl.  ' 

p.  X  Anm.  8.  4)   ed.  Emil  Grosse,   Königsberg,    Programm  des  Friedrichs - 

GoUegiiuns  1868.  5)  ine.  StulHcie  nosiri  est,  disavetudo  nouerea,  expl.  Mens  bona, 

non  monaefnan  nigra  eucuüa  facU.  6)  Levser  p.  772  ff.  7)  von  Bemardns 

Geystensis,  ed.  Daum  1660,  vgl.  Germania  XVm  p.  290,  Francke,  Schalpoesie  p.  75  ff. 
8)  ine.  Non  swnus  iffUur  (lies  ergo)  parea;  melior,  qui  semftr  et  omni  Noäe  dieque  potest 
aUemtm  stanere  ttuUum.  9)  Welcher?  es  ist  theils  Prosa,  theils  Poesie,  ine.  ÜUnam 
aämderent  Judd,  uHnam  aduerlerent  pagam,  atm  quanta  consden^  seeurütUe  pro  hac 
parte  ad  dhnmnn  wdiehtm  pottrimus  aeoedere,  10)  od.  Mabillon  Anal.  IV  535  ff., 

Matth.  Flacins  De  cormpto  ecclesiae  statn  p.  418  ff.  11)  loa.  Sarisberiensis  Poly- 

craticas,  Bibl.  Hax.  Patnun  XXDI,  n.  o.  12)  Adolphos  De  firandibns  mnliemm, 

bei  Leyser  p.  2007  ff. 


XIV  I.    Beschreibung  der  Handschriften. 

441  f.,  461—463,  481,  482%  493»  (ohne  mmsorem),  565»»,  566,  583  f., 
591  (die  3  letzten  Worte),  592,  644,  651  f.  VI  314,  319,  329  —  332, 
441  f.,  455  (ohne  pairue),  490,  493  f.  VH  35,  51,  53—55,  240,  303  f., 
247  f.,  250,  400,  403—405,  407,  448,  449%  450,  629  f.  HI  15  — 20, 
70,  82,  111,  296  f.,  343—346,  561,  568,  883,  990,  1045,  1122,  1147  bis 
1150.  IV  94,  137  f.,  145  f.,  153—158,  160,  183  f.,  228,  235  f.,  262, 
318,  369  f.,  377,  415  f.,  426,  514,  636,  725  f.,  736,  810,  843,  861,  916, 
941,  962,  975  f.  V  15  f.,  69,  71%  72,  103,  105.  192,  224,  355  f.,  404, 
478,  608,  678,  731  f.,  836,  922,  949  f.,  1178,  1185,  1230.  VI  28,  80, 
209  f.,  226,  230.  Vn  559—588,  601  f.,  606,  631  —  634,  657  f.,  687  f., 
205%  206.  —  1  45,  213-216,  331  f.,  403—406,  459  f.,  478,  517-520, 
543—546.  IV  47— 60,  708,  866.  V  566.  VI  278.  —  I  40,  73,  86, 
92,  104,  117  f.,  171  f.,  177  f.,  201  f.,  333  f.,  367  f.,  376,  376,  i,  398,  400 
bis  402,  432,  448,  449%  451,  486,  523  f.,  537  f.,  547  f.,  579  f.,  616  bis 
618,  635  f.,  681-684,  723  f.,  813,  817—820,  824,  835  f.,  839—843, 
875,  882,  895,  914—918, 1025.  H  23  f.,  102,  110,  138,  245%  259,  283% 
324—326,  381  f.,  434,  516,  537%  538,  643  f .  ÜI  1  f.,  13  f.,  84,  87  f., 
157  (die  zwei  letzten  Worte),  158,  172,  178,  181  f.,  187—196,  271  f., 
286  (ohne  die  Anrede),  300—304,  307  f.,  419  f.,  432,  599  f.,  680,  789, 
791  f.,  837  f.,  897  f.,  905  f.,  915  f.,  918  (ohne  gratia),  943f.,  1100,  1104, 
1156.  IV  43  f.,  62,  108  f.,  122—124,  144,  173  f.,  281,  358  f.^  382, 
389  f.,  660,  665  —  672,  722,  727  f.,  819  f.,  841  f.,  853  f.,  951  f.,  1009  f. 
V  1  f.,  107  f.,  145  -148,  140,  183,  279  f.,  335,  402,  412  (ohne  erü), 
465,  509  f.,  519—522,  593  f.,  626,  677,  770,  801-812,  837  f.,.  901,  933  f., 
942—948,  1017  f.,  1043  f.,  1101  f.,  1142,  1189,  1211  f.,  1267—1270, 
1274,  1279  f.  VI  54,  136,  187  f.,  177,  297—300,  304  —  312,  333,  335, 
337—341,  344—348,  342,  367  f.,  431  f.,  465  f.,  537  f,  VH  56,  176, 
220,  235  f.,  239,  244,  265  f.,  308,  387—390,  397  f.,  400,  418  (ohne 
sueuerat),  459  f.,  493,  500,  534,  537  f.,  542  f.,  545  f.,  550—558,  607  f., 
679,  683  f.  —  Die  Sammlung,  "wie  auch  die  Auslassung  von  I  569, 
IV  143,  V  104  lehrt,  Abschrift,  nicht  Original  der  Anthologie,  von 
derselben  Hand  auch  rubriciert  und  hie  und  da  gebessert,  enthält  738 
oder,  da  drei  (IE  644,  IV  843,  VII  400)  doppelt  vorkommen,  genau 
gerechnet  735  Verse  unseres  Werkes,  durch  horizontale  kurze  Striche 
am  Zeilenanfang,  die  dann  und  wann  falsch  gesetzt  sind,  gedanklich 
von  einander  gesondert ,  und  zerfallt  ihrer  Entstehung  nach  in  3  Grup- 
pen: in  der  ersten  stehen  diejenigen  Sprüche,  die  der  Florist  beim 
Durchblättern  des  Gedichtes,  bald  diese  bald  jene  Seite  oder  Lage  auf- 
schlagend, tumultuarisch  auffieng,  in  der  2.  und  3.  die,  welche  er  dem 
Verlaufe  des  Werkes  folgend  geordnet  aufzählt,  nur  dass  er  in  der 
mittleren  die  Bücher  VI  und  vn  zwischen  11  tmd  m  stellt  und  eine 
Nachlese  anschliesst.    Sie  ist  gefunden  von  M.  Haupt  im  Herbst  1834 


n.    VflrioatDiM  d«r  Handscbriftni.  XY 

und  von  E.  Dichmazm  für  J.  Grimm  abgeschrieben  (Wendeler  Brief- 
wechsel p.  Cn  UBd  395  f.) ;  über  den  Verbleib  dieser  Oopie  weiss  ich 
nichts. 

k.  In  der  Hschr.  n.  292  zu  Douai,  welche  ans  Anchin  stammt, 
stehen  anf  der  letzten  Seite  von  einer  Hand  des  Xll./Xm.  Jahrh.  die 
Verse  V  471  f.  (Mone  Anz.  IV  466  f.). 

I.  In  der  Hschr.  G  105  der  Johann.  Bibl.  zn  Strassbnrg  las 
Mone  (Anz.  IV  467)  nnser  Distichon  V  1279  f. 

n.  Am  Schlnss  des  Wolfenbüttler  Lnparins  (cod.  Heimst. 
185,  f.  94^,  TgL  meine  £1.  lat  Denkm.  p.  9)  steht  ein  ursprünglich 
Yierzeiliges  0  Gespräch  zwischen  dem  Wolf  in  der  Kutte  und  dem 
Fuchs.,  dem  nur  im  cod.  Heimst,  als  leicht  kenntliches  Einschiebsel 
die  Verse  IV  141  f.  zugefügt  sind;  in  dieser  Fassung  ist  das  Ganze 
gedruckt  im  B.  F.  Einl.  p.  184. 

II.  Albert  von  Stade  hat  in  seinem  1249  vollendeten  Troilus, 
dem  grössten,  freilich  in  Merzdorfs  Ausgabe  nur  theilweise  ergrün- 
deten*) Cento  der  mlat.  Dichtung,  auch  4  Verse  unseres  Gedichtes: 
I  92  (T.  in  252),  IV  34  (T.  V  550),  IV  173  f.  (T.  VI  755  f.),  die  auf 
ein  ihm  vorliegendes  Florileg,  nicht  aber  auf  die  Kenntoiss  des  ganzen 
Werkes,  dem  er  weit  mehr  entnommen  hätte,  einen  Schluss  gestatten. 

n.    Yerhältnlss  der  Handschriften. 

Der  sicheren  Classification  entziehen  sich  zunächst  durch  den 
Mangel  characteristischer  Schreibfehler  die  kurzen  Citate  klmn;  die 
übrigen  Hss.  zerfallen  in  zwei  Gruppen:  ABfg  =  x,  CDEA*C*C«DiD»D*hi 
»»  y,  und  zwar  gehn  x  und  y  nicht  unabhängig  von  einander  aus  dem 
Prototyp  hervor,  sondern  x  ist  die  einzige  unmittelbare  Abschrift  des 
Originals  und  wird  von  y  vorausgesetzt.  Dies  beweisen  die  beiden 
Familien  gemeinsamen  Versehen  (vgl.  namentlich  I  246,  277,  H  122, 
die  Verstellung  von  H  145—148,  H  238,  645,  m  74,  252,  310,  IV  1, 
285,  295,  503,  V  1117,  1136,  1213,  VH  605,  634),  die  winzige,  auf 
naheliegende  Emendation  zurückzuführende  Anzahl  der  Fälle,  wo  dem 
X  gegenüber  y  das  Richtige  bietet  (H  468,  IV  722,  V  321,  VH  219, 
339),  die  in  ihren  Anfängen  schon  bis  zu  x  zurückgehende  Variation, 
sowie  eine  diesem  Variator  angehörige  längere  Interpolation  (V  818,  i—is), 


1)  Jedem  ist  ein  Distichon  2Qgetheilt,  so  in  der  Fassung  des  Flacins  (De  cor- 
rapto  ecclesiae  stain  p.  470),  der  Berliner  Hs.  (Kl.  lat.  Denloon.  p.  149  f.)  and  des  Ood. 
Paris.  8104  (Spicil.  Solesm.  HI  p.  66).  2)  Er  benatzte  aach  den  Branellos  and 

nahm  die  dem  Lnparins  descendens  in  Aaemam  (156—172  meiner  Aosg.)  angeh&ngte 
Fabel  -^on  dem  Wolf  and  der  messelesenden  Ziege  vollständig  in  den  Troüns  (V  123 
bis  136)  anf. 


XVI  n.    Verhältniss  der  Handschriften. 

welche  in  A  durch  den  ersten  Schreiber  hinter  806  eingeschaltet,  aber 
noch  rechtzeitig  von  A"^  durch  Rasur  unterdrückt,  in  B  zwischen  Hexa- 
meter und  Pentameter  in  den  Text  aufgenommen,  von  y  überarbeitet 
wurde.  Denn  man  erwäge:  die  Wölfin  ist  Wöchnerin,  sieht  ihre  Söhne 
vom  Erbfeind  geblendet,  wird  selbst  von  ihm  durch  pöbelhafte  Wen- 
dungen, durch  Werfen  von  Koth  und  Steinchen  zur  äussersten  Wuth 
gereizt,  verfolgt  ihn  rasend,  muss,  gefangen  im  engen  Eingang  der 
Fuchsburg,  die  Spottreden  des  schadenfroh  sie  umtanzenden  Schalkes 
wehrlos  hinnehmen  —  und  soll  nun  nach  alledem  ein  schlüpfriges 
Gespräch  mit  jenem  anknüpfen,  nach  dem  Liebesspiel  mit  ihm  ver- 
langen und  sich  über  seine  ehebrecherischen  Umarmungen  freuen? 
und  ihm  dann  wieder  (V  1121  f.)  den  schmerzlichsten  Tod  schwören? 
Und  andererseits  —  trachtet  der  Verführer  danach,  den  Ingrimm 
seines  Opfers  aufs  höchste  zu  steigern  (818)?  oder  nicht  vielmehr 
danach ,  denselben  mit  allen  Mitteln  einschmeichelnder  Überredung  und 
überfliessender  Zärtlichkeit  zu  besänftigen?  Bedenkt  man  schliesslich, 
dass  der  Dichter,  so  schonungslos  er  auch  im  Übrigen  den  Wolf- Mönch 
geisselt,  niemals  auch  nur  den  geringsten  Schatten  in  sein  Familien- 
leben fallen  lässt  und  —  bei  aller  sonstigen  Derbheit  —  im  geschlecht- 
lichen Puncte  die  zartesten ,  verschleierndsten  Darstellungsformen  üebt, 
so  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  wir  es  hier  mit  einem 
dem  Zusammenhang  der  Erzählung  wie  dem  Geist  des  Originals  gleich- 
massig  widerstrebenden  Einschub  zu  thun  haben.') 

Zugleich  beginnt  schon  in  x  die  Variation  des  ursprünglichen 
Textes.    Denn  wenn  auch  die  zahlreichen  Rasuren  von  A  zum  grössten 


1)  'Weitere  Interpolationen  sind  nicht  vorhanden.  Mones  Kürznngsversnch  ent- 
stand nnter  dem  Einflüsse  zweier  mächtigen  Strömongen,  der  Lachmannschen  Volks- 
liedertheorie  und  der  beginnenden  historischen  Qnellenforschnng  der  Monmnentisten, 
und  erinnert  in  letzterer  Beziehung  an  die  damaligen  Yersnclie,  den  Waltharins  geschicht- 
lich auszubeuten.  Was  aus  diesen  beiden ,  in  ihrer  Anwendung  auf  den  Ysengrimus 
unglaublich  schiefen  Gesichtspnncten  heraus  entstanden ,  ist  eine  so  überaus  lädierliche 
Caricatur  sowohl  der  deutschen  Philologie  wie  der  Geschichtsforschung,  dass  beide 
fast  ohne  ein  Wort  dor  Erwiderung  das  seltsame  Buch  bei  Seite  geschoben  haben. 
Ein  unbefangener  junger  Freund  unseres  Gedichts  schlug  neulich  vor,  auf  V  1238 
unmittelbar  V  1283  folgen  zu  lassen ,  aber  die  Zwischenstrecke  stellt  nicht  einen  über- 
flüssigen ,  ja  schädlichen  Aufschub  der  Catastrophe ,  sondern  die  unentbehrliche  Brücke 
von  der  Hochhebung  dos  Hinterfasses  zur  Darreichung  des  den  vernichtenden  Schlag 
ausführenden  Vorderfusses  dar.  —  Ein  glücklicher  Umstand  sichert  den  Umfang  des 
Werkes.  Am  Schlüsse  von  AB  (vgl.  crit.  Note)  wird  die  Gesammtzahl  von  6674 
Versen  angegeben ;  da  nun  weder  A  noch  B  soviel  Zeilen  haben ,  so  ist  die  Notiz  alter 
und  stammt  vielleicht  aus  dem  Kolophon  des  Originals.  Mone  hat  6600  Verse,  davon 
gehören  18  der  Ehebruchs  -  Interpolation ,  8  der  y  -  Erweiterung  (I  75  a,  b.  530,  1.  2,, 
868,  a,  b.  HI  506,  a,  b.)  an,  es  bleiben  somit  6574  ursprüngliche  Verse,  und  die  An- 
gabe ist  bis  auf  die  Hundertstelle  richtig,  welche  der  Copist,  durch  die  Tausendstelle 
verführt,  von  5  auf  6  erhöhte. 


n.    Terh&itniss  der  Handschriften.  XVH 

Theil  den  Zweck  hatten,  die  Irrthümer  des  ungleichmässig  gespannten 
Schreibers  aasznmerzen,  wobei  nicht  selten  um  kleiner  Versehen  willen 
statt  Anspunctierong  bez.  Strichlöschnng  und  Beischrift  des  Richtigen 
die  yölüge  Tilgung  des  ganzen  Verses  oder  seiner  grösseren  Hälfte 
beliebt  wurde,  so  bleibt  doch  —  neben  einer  durchschimmernden 
mönachuS'CoTTectai  in  Buch  I  und  11*)  —  eine  Reihe  von  Stellen, 
wo  fast  augenscheinlich  der  Fall  vorliegt,  dass  die  (in  x'  wie  y  als 
Suprascriptum  übergegangene,  von  dem  yariationsfreudigen  y^  begierig 
aufgegriffene,  somit)  in  C  erhaltene  Lesart')  ursprünglich  auch  in  A 
gestanden  hat,  es  betrifft  dies  den  ersten  Theil  der  Hoftagsfabel,  m 
58,  71,  118,  254,  262,  327,  353,  380,  509,  in  allen  diesen  Stellen  kehrte 
die  A- Revision  zu  dem  durchweg  in  B,  meist  (ausser  HL  254  und  262) 
auch  in  DE  bewahrten  genuinum  zurück ;  wie  naiv  man  bei  der  Wieder- 
einsetzung der  inferior  lectio  verfuhr,  zeigt  1 999,  wo  die  Torlage  von  AB 

camus 
in  Selbstberichtigung  agntts  bot 

Was  nun  die  einzelnen  Glieder  der  x- Familie  betrifft,  so  bil- 
det A  —  trotz  einer  unergänzt  gebliebenen  Lücke  (I  837  f.)  und  einer 
Anzahl  eigenartiger,  zum  Theil  discutabler  Abweichungen  (wie  I  82, 
275,  608,  720,  748,  788,  849,  876,  H  90,  183,  210,  412,  HI  19,  634, 
765,  IV  285,  532,  591,  594,  V  763,  VI  228,  VH  341)  —  mit  B  eine 
Gruppe  (x*),  wie  die  Aufnahme  von  A- Schollen  in  den  B-Text  (VI  445, 
Vn  251,  461,  465),  die  wesentliche  Übereinstimmung  in  der  urspr.  Fas- 
sung, im  Umfang  und  dessen  Angabe  am  Schluss,  in  der  Eintheilung  in 
7  Bücher,  in  dem  Fehlen  des  Titels  wie  jeglicher  Fabelscheidung  vor- 
läufig bezeugen  kann ;  indessen  schon  graphisch  kann  B  nicht  unmittel- 
bar aus  yA  geflossen  sein,  denn  die  um  12(X)  —  später  wird  man 
die  gemeinsame  Vorlage  nicht  setzen  dürfen  —  übliche  Schreibweise 
war  viel  zu  deutlich,  als  dass  man  sich  dann  die  vielfachen  Ver- 
drehungen des  Wortlauts  erklären  könnte,  auch  begegnen  hie  und  da 


1)  Der  Dichter  gobrancht  monaehua  in  DI— VII  stets  mit  kaxzem,  in  I  nnd  n 
bald  mit  langem  (I  445,  556,  639,  644,  D  255,  336,  506,  685),  bald  mit  kurzem  (I  457, 
465,  634,  n  330)  o;  da  nun  in  den  letzteren  Fällen  —  nur  bei  II  330  habe  ich  mir 
nichts  darfiber  gemerkt  —  A  einen  anf  Basar  stehenden  Text  bietet  und  der  sonst  so 
tren  der  ursprünglichen  Fassong  folgende  g  I  634  die  ganze  Zeile  nmbildet,  so  darf 
man  vermuthen,  dass  in  x  eine  die  Länge  des  o  dnrch  Bach  I  and  II  darchfUhrende 
Variation  zwischen  die  Zeilen  gesetzt  war,  welche,  in  t}  als  saprascriptom  über- 
fliessend,  Ton  A  anfänglich  znr  Textform  gewählt,  aber  bei  der  Schlussprüfting  za 
Gonstea  der  echten  Lesart  getilgt  wurde;  vielleicht  gehören  die  I  457  von  D^,  n  330 
von  CD^  überlieferten  Variationen  auch  schon  dieser  Grappe  an.  2)  Vgl.  za 

den  Stellen,  vaus  fui  statt  osas  sam  DI  880  findet  keinen  Beleg  beim  Dichter,  der  diese 
Perfectbildong  nar  beim  Passiv  (IV  22,  110,  V  380,  VI  528),  nicht  beim  Deponens 
anwendet;  für  egö  zeugt  HI  355;  die  dem  Überarbeiter  anstössige  Wiederholung  von 
agor  (aus  378)  ist  ebenso  wie  die  von  properas  III 509  rhetorisch  und  beabsichtigt. 

Voigt,  Ysengrimus.  b 


XVni  n.    YerhJUtnias  der  Handschriften. 

Textverschiedenheiten,  die  dem  nimachdenklichen  Schreiber  nicht  auf 
Rechnung  gesetzt  werden  dürfen,  vielmehr  auf  bewnsste  Änderung 
(vgl.  I  565,  924,  944,  1027  f.,  11  47, 135)  oder  auf  weitere  Glosaierung 
(vgl.  I  194,  626,  852,  m  216,  654,  890)  schliessen  lassen;  es  wird 
daher  eine  in  den  vieldeutigen  Formen  des  XIY.  Jh.  gehaltene  und 
dadurch  sinnlose  Missverständnisse  begünstigende  Zwischenstufe  (x*) 
anzunehmen  sein. 

Noch  enger  schliessen  sich  A  und  B  zu  x^  zusammen  durch  zwei 
Lücken  (III  284,  Vn  283),  sowie  durch  eine  Reihe  gemeinsamer  Schreib- 
fehler (m  57,  263,  325,  393,  514,  669,  741,  IV  78,  V  42,  593,  598,  1114). 
"Wenn  hier  gegenüber  dem  in  der  Lückenausfüllung  fehlgreifenden ,  die 
übrigen  Versehen  bewahrenden  B  die  A- Revision  durchweg  die  rich- 
tige Ergänzung  bez.  Emendation  gewährt,  wie  erklärt  sich  das?  Etwa 
aus  eigener  Divination?  Aber  warum  wurde  nicht  HI  284  uuJpem, 
crassumj  Iqtum  oder  ähnl.  eingeschaltet?  Ausserdem  findet  sich  in  A 
eine  Anzahl  weiterer  gleichzeitiger,  fast  aller  sonstigen  Überlieferung 
widersprechender,  theils  annehmbarer  oder  sogar  vortrefflicher,  theils 
—  wodurch  wiederum  die  Möglichkeit  einer  selbständigen  Conjectur 
ausgeschlossen  wird  —  prosodisch  oder  sachlich  unverständiger  Nach- 
besserungen (I  676,  954,  959(!),  H  218,  HI  81,  222,  248,  558,  IV519(!), 
V  665),  sodass  wir  zu  der  Annahme  einer  externen  Revision 
gezwungen  werden.  Und  fragen  wir,  ob  und  wo  diese  andere  Recen- 
sion  erhalten  ist,  so  führt  uns  stulte  in  248*)  auf  die  richtige  Fährte, 
die  charactenstische  Abweichung  der  sonst  so  ganz  zu  AB  stimmenden 
und  sicher  der  ältesten  Überlieferungsaera  angehörigen  Familie  x',  aus 
der  f  (wegen  der  Lücke  vor  HE  6  wohl  mittelbar)  und  g  geflossen  sind. 

Alle  übrigen  Hss.  gehen  auf  eine,  die  Ehebruchsscene  durch 
Streichung  ihrer  Frivolitäten  in  eine  verhältnissmässig  harmlose  Neckerei 
verwandelnde ,  Plusverse  mit  kirchlichen  (I  858  a,  b)  oder  historischen 
(Ur  506  a,  b)  Anspielungen  oder  spruchförmigen  Reflexionen  (UI 128  a^  b) 
u.  dergl.  m.  einschiebende,  unverständliche  Verse  (11  181,  i),  Worte 
(VI  138,  vn  652),  Wendungen  (11 122)  oder  Satzverbindungen  (11  574) 
mit  platteren  vertauschende  und  sonst  noch  im  Einzelnen  variierende 
Umgestaltung  (y)  zurück,  welche,  von  y*  wie  von  y*  übernommen  und 
in  sehr  verschiedener  "Weise  weitergebildet,  sich  am  treuesten  in  y*, 
somit  in  E  und  in  den  bezüglichen  Theilon  von  D  wiederspiegeli  Einen 
Anhaltepunct  für  ihre  Datierung  bietet  der  III  506  a  genannte  Bischof 
Gerold  (Gerald*,  Gerard) ;  von  den  in  Frage  kommenden  Bischöfen  d.  N. 


1)  siulius  vie  miser  244  ,der  Thor';  ein  sich  auf  VI  171,  I  669  Btützendee 
Bedenken  gegen  pudma  wird  durch  IV  167  hinfällig;  alles  kommt  hier  auf  das  Snbject 
in  knappster  Fohnolienxng ,  nicht ,  wie  YI  297,  anf  die  Art  der  Aosfuhinng  an.  — 
2)  M.  G.  S.  V  14. 


n.    VerhAltnif«  der  Handschriften.  XIX 

(Gerard  von  Toumay  1149  —  1166,  Gerard  de  Basoches  zu  Noyons 
1222—1228,  Gerard  de  Douai  zn  Chälons  sur  Marne  1203  —  1215, 
Gerard  de  Conchy  zu  Amiens  1247 — 1257)  ist  wohl  der  erstere,  der 
Nachfolger  Anselms,  gemeint,  dann  wäre  y  vor  1166  entstanden. 

y»  that  Folgendes  hinzu:  1.  Die  Eintheilung  des  Ganzen  in  4 
Bücher  und  24  Fabeln,  sammt  dem  poetischen  und  prosaischen  Argu- 
ment'), 2.  das  Glossar,  mit  der  Notiz  fNotandum  est'  etc.*),  3.  ein- 


1)  Nicht  Ton  yi;  da  die  Rnbriciening  in  G  imterblieben  ist,  so  müssen  wir, 
um  die  Gliedening  von  y^  zn  erkennen,  auf  die  Merkmale  grösserer  Gruppeneingänge 
achten:  ZeUe  Spatium,  Einrückung,  fortgelassene,  weil  bunt  auszuführende  Initiale. 
Veigleidien  wir  nun  in  dem  C  -  Torso  die  bezüglichen  Stellen  —  es  sind  I  528,  11 159, 
299,  m  1,  31,  311,  IV  1,  718,  8U,  VII  1  — ,  so  ergibt  sich,  dass  die  Fabelscheidung 
fast  durchweg  Ton  der  in  y^  abweicht,  so  unverkennbar  abweicht,  dass  z.  B.  der  von 
y'  in  der  Inhaltsangabe  seltsamer  Weise  ganz  übersehene  zweite  Theil  der  Pilgerüabel 
(IT  719 — 810)  in  C  durch  Offenlassung  einer  Zeile  sowohl  am  Anfang  wie  am  Schluss 
den  Character  eines  selbständigen  Stückes  empfangen  hat,  und  was  die  Bucheintheilung 
betrüft,  80  finden  sich  in  C  Vn  1  im  Widerstreit  mit  y'  alle  3  Kriterien  beisammen 
zum  sicheren  Beweise,  dass  ein  neues  Buch  beginnen  soll.  2)   Nicht  aus  yi; 

denn  UI 912  ändert  CD*  semari  zu  teruari  (Glossar  ,  semor  i.  e.  dinudior '),  IV  l(X)9  pro- 
sere  CD*  (Glossar  ,preslruo  .  precogüo'),  IV  719  umschreibt  C  laureolum,  das  Richtige 
ahnend,  durch  roiulam  (Glossar  ,launolum  :  uietaria');  anderseits  werden  Worte  erklärt, 
die  der  Becension  y^  eigenartig  angehören,  wie  ,1  eauema  :  spehmea'  (I  29  ootmma 
ABC),  ,30  didatim  :  aU^pfpans,  voorvoäs,  sine  mora*  (£[  470  dielatum  ABC),  so  dass  es 
nicht  schon  aus  y  stammen  kann ,  dem  man  obenein  Erklärungen  wie  ,  cho^e  :  caiuüium' 
(Vn  571),  ,64  defraglaseo :  diuulgo'  (UI  420),  ,88  pepulo  :  expello'  (V  624),  ,87  ruderea  : 
fwua'  (V  400),  ,25  tienabula  :  te  veroopene'  (II  207)  schwerlich  zutrauen  darf.  Dass  es 
endlich  D^  nicht  selbständig  entworfen,  beweisen  —  der  Widerspruch  zwischen  ,in 
tabulam  hie  seguentem*  und  der  umgekehrten  Anordnung  von  Glossar  und  Argument 
in  D^  kGnnte  auf  Rechnung  des  Buchbinders  gesetzt  werden  —  zahlreiche  Schreibfehler, 
sowohl  in  Blattzahlen  [z.  B.  ,  1  diacrimino  :  diuido ',  in  der  Vorlage  stand  gewiss 

,1  diserimna  :  pericula'  (I  7) 

,53  dttorimino  :  diuido*  (nur  m  953  vorkommend); 
,125  defeeo'  (statt  115,  VH  56),  ,80  präaxo'  (statt  89,  V  574)  u.  s.  w.]  wie  in  den 
Text-  und  ErklHnmgsworten  [so  ,98  acutim  i.  e.  sUäim'  (lies  aäutum,  V  1049), 
,5  eitatur  :  cütia'  (auf  oonäius  I  234  bezüglich),  ,56  cemuus  :  soeius  sine  dolo' 
(lies  soccus  sine  sola,  zu  m  1100  gehörig!),  ,126  deriuio  :  diuido'  (lies  dirimo, 
vn  639),  ,106  fidus  :  oorda'  0-  116  fides,  (VE  106),  ,100  ibis  :  ams,  odenare' 
(1.  (xfeuaTv),  ,49  pertica  :  sitauis  fruclus'  (1.  persica,  TU  744)  ,49  Queris  :  miles' 
(L  Quiris,  TU  751),  ,3  sica  :  earUpubts  in  baculo'  (D  im  Text  I  124  scito,  welches  D^ 
richtig  nach  y^  durch  de  sitia  glossiert),  ,9  seria  :  otia  l»di'  (1.  contraria  htdi,  vgl. 
loa.  de  lanua  ,8mus  i.  e.  lUilis  et  nccessarius.  Theodolus  „  Ut  iua  tarn  nostro  posiponas 
Stria  hido" ;  dieselbe  Glosse  ,seria  sunt  otia  ludi'  bietet  O^  zu  IV  13,  wie  hier  D^  zu 
I  425),  ,26  suffigo  :  reeuso'  (1.  suffugio,  II  242),  ,32  uastus  :  inanis'  (1.  immanis, 
n  553).  Eine  and»e  Gruppe  von  Irrthümem  erklärt  sich  daraus ,  dass  yS  die  dunklen 
Worte,  theils  richtig,  theils  fehlerhaft ,  hinter  einander  auszog ,  gleichsam  auf  die  linke 
Seite  seines  Präparationsheftes  setzte  und  dann  ohne  Rücksicht  auf  den  Zusammen- 
hang der  Stelle  Erklärungen  dazu  suchte;  so  begreifen  sich  ,121  cole  greoe,  fei  UUins' 
(Vn  350),  ,26  flagra  :  b(me{\)  odores*  (n  257),  ,83  fedus  i.  e.  fedor,  malus  odor'  (V  306), 

b* 


XX  n.    Verhältniss  der  Handschriffcen. 

zelne,  meist  schwächliche  Yariationen  des  Textes^),  möglicherweise 
selbst  hie  nnd  da  Umbildungen  ganzer  Verse ') ;  natürlich  wuchs  ander- 
seits mit  jeder  neuen  Copie  die  Zahl  der  Schreibfehler.  Alles  in  Allem 
betrachtet,  darf  man  sein  in  jNotandum  est'  etc.  ausgesprochenes 
Geständniss  nicht  auf  übertriebene  Bescheidenheit  zurückführen,  son- 
dern als  den  aufrichtigen  Ausdruck  richtiger  Selbsterkenntniss  auf- 
fassen: für  den  Mangel  an  Intelligenz  und  Initiative  entschädigt  er 
durch  die  im  Allgemeinen  treuherzig -einfältige  Wiedergabe  des  durch 
x+y  gestalteten  Textes. 

Dass  auch  C*  und  C  zu  der  Gruppe  y*  gehören,  ergiebt  sich 
aus  der  von  ihnen  nachgetragenen  Buch-  und  Fabelscheidung,  aus 
den  zum  Theil  wenigstens  die  ältere  Lesart  wiedereinsetzenden  Varianten 
(in  857,  866,  IV  9,  30;  die  neuen  Zuthaten,  m  836,  846,  866,  weisen 
entweder  auf  eine  besondere  Species  der  Familie  oder  auf  von  DE  über- 
sehene Randbeischriften  von  y"  selbst  hin),  wie  aus  den  mnl.  und  lat. 
(seria  sunt  otia  ludi!  vgl.  p.  XIX  Anm.  2)  Glossen. 

Ganz  auders  ist  das  Bild,  das  wir  von  y^  empfangen.  Diese 
durch  die  Lücken  in  V  751  und  Vn  583  gekennzeichnete  Abschrift 
wurde  nicht  nur  mannigfach  glossiert  (I  105,  11  4,  248,  435,  III  382, 
729,  IV  694)  sondern  auch  einschneidend  umgestaltet.  Der  Variator 
änderte  sie  zunächst  in  dem  äusseren  Schematismus,  den  Eingangs- 
worten der  Reden,  im  I.— Hl.  Buche  bald  umbildend,  bald  ersatzlos 
streichend,  vom  IV.  an  die  Einführungs-Worte  oder  -Zeilen  durch- 
gängig beseitigend  und  dadui'ch  Buch  IV  und  V  beträchtlich  verkür- 
zend, auch  sonst  tilgte  er  aus  religiösen  (IV  957  f.,  vgl.  IV  579,  629, 
651,  719,  743,  923)  oder  sachlichen  (IV  25  f.,  V  27  f.,  167)  Bedenken, 
aus  dem  Streben  nach  Knappheit  uud  raschem  Fortschritt,  nur  ganz 
vereinzelt  fügte  er,  die  vom  Dichter  angeschlagenen  Motive  weiter- 
führend, Distichen  hinzu  (I  570,  a,  b,  m  1088,  a,  b,  V  234,  a,  b); 
femer  aber  bildete  er  den  Text  um  aus  prosodischen'),  grammatischen^), 


,34  Ugurms  :  leaxUor'  (II  679),  etc.,  anderseits  ,112 anocps  :  tiifxujiie  parte  oeoans'  (lies 
secans,  gemeint  ist  mweps  VI  465),  ,89  oonsirida  :  beduonghen'  {consirata  V  609), 
,58  demeroor  :  veroopen'  (dementer  IV  39),  ,95  oblidum  :  lesum'  (pUdwn  V  879), 
,  53  oooipU  :  aecipU'  {oceiput  TU  953),  ,92  reeenta  :  nmta*  (retenta  V  742)  etc. 

1)  vgl.  I  149  ego,  426  laietlm  Her,  1 1033  dtcant  alii  zu  aUi  dicani  gelindert,  II 143 
Kee  Gonfrman,  m  442  prmium;  ferner  II  69,  m  418,  567,  677,  689,  1053,  1115  f.  etc. 

—  2)  Die  in  Frage  kommenden  Pjurallelverse  I  409—414,  488,  HI  615  scheinen  weit 
über  das  Leistongsmass  ¥on  y^  hinanszugehn  nnd  schon  der  Becension  y  anzugehören. 

—  3)  n  132,  m  457,  462,  IV  43,  V  165 ;  er  bevorzugt  die  Scansion  mönaehua,  wenn- 
gleich er  auch  mSnachus  (11 562)  braucht  und  letzteres  in  dem  überkommenen  Text  trotz 
naheliegender  Änderung  (warum  z.  B.  nicht  m  1095  sie  improbe  monache  coram?) 
öfter  belässt.  4)  wie  I  1063,  HI  208,  257,  405  f. 


n.    Verii&ltniss  der  Uaiidschrilten.  XXI 


lexicalischen^),  stiliBÜschen ')  oder  sachlichen ')  Oründen,  oder  um 
einen  engeren  Anschlnss  an  die  altrömischen  Vorbilder  zu  erreichen^); 
eine  ganze  Reihe  nener  Fassungen  ist  schliesslich  auf  die  reine  Lust 
am  Yariieren,  auf  das  Streben  nach  Bethätigung  der  eignen  Kraft 
zurückzufuhren.  Die  Umgestaltung  beginnt  massvoll ,  schwillt  allmäh- 
lich an  und  zeigt  sich  in  stärkster,  womöglich  alles  mit  sich  fortreis- 
sender  Muth  im  Verlaufe  des  IV.  und  im  Beginn  des  V.  Buches,  um 
dann  schnell  zu  sinken;  entstanden  ist  sie  in  der  ersten  Hälfte  des 
XTTT.  Jh.*)  im  nordöstlichen  Belgien.«) 

Fragt  man  nach  der  Art,  wie  y^  seine  Variationen  in  die  Hand- 
schrift eintrug,  so  muss  man  sich  für  interlineare  und  marginale  Zusätze 
(wie  er  sie  ja  schon  zum  Theil  empfieng,  vgl.  I  376),  nicht  für  Aus- 
radierung der  vorgefundenen  Textform  entscheiden;  denn  die  einzelnen 
Glieder  seiner  Familie  bieten  theils  Original,  theils  Umbildung,  theils 
beides;  für  letzteres  vgl.  D»  I  105  und  C  I  1054,  i  +  1054,  1059,  i  + 
1059,  U  251, 1  +  251,  271,  i  -}-  271,  recht  lehrreich  sind  die  von  C 
ganz  verwirrten  Verse  IV  21  ff.') 

Für  den  Wiederaufbau  der  leider  im  Original  verloren  gegangenen 
Becension  y'  bieten  uns  ihre  verhältnissmässig  zahlreichen  Abschriften 
und  Auszüge  im  Ganzen  sichere  Anhaltepuncte,  es  sind  C  h  i  A*  und 
der  Ys.  abbreuiatus,  zum  Theil  D  imd  seine  Nebenhände;  vor  allem  G. 
Aber  so  augenscheinlich  es  ist,  dass  G  der  neuen  Fassung  den  Vorzug 
gab  und  sein  Auge  mehr  zwischen  die  Zeilen  als  auf  die  Textlinie 


1)  wie  I  39  (vgl.  IV  1027  f.),  81,  883,  lOW,   H  220,  m  379   (vgl.  V  21),  857, 
912,  976,  IV  311,  579,  806,  926,  V  191  etc.  2)  U  301,  330,  574;  I  959,  1047, 

n  329,  m  21,  304,  405,  1179,  IV  30;  H  429  etc.  3)  Vgl.  I  73,  229,  920,  ü  296, 

465,  647,  m  74,  152  (wegen  HI  60),  IV  983,  V  442    (wegen  456).  4)  so  I  1 

(vgl.  Veig.  Aen.  proöem.  3),  II  325  (vgl.  Aen.  V  749),  IV  639,  989  (vgl.  zur  St.),  hieher 
gehören  «och  die  an  Ovid  erinnernden  Inf.  Perf.  auf  —  uisM  im  sinkenden  Pentameter, 
m  118,  270,  1104,  IV  238  etc.  5)  wegen  Tribox  TV  750;  vgl.  Fragm-  Hist.  post 

Albert.  Axgentin.  ann.  1212  ,Otto  hwp.  ab  Äptdia  et  ItaUa  rmersus  obsedü  opjndum 
Visense,  qnod  aimUiler  expugnauU  usque  ad  areem .  .  Ibi  tunc  primum  eoepU  haberi  usus 
inatmimenH  beiUei,  quod  utUgo  Triboc  appeüari  sola*,  ferner  A.  Schultz  Höf.  Leben 
n  328  ff.  6)  Er  proist  das  grossstädtische  Gent  (IV  355),  erwähnt  scherzend  die 

urbt  BOirentis  TEL  1068,  a  (ftrmUas  genannt  in  Mon.  Germ.  Scriptt.  XXI  561,  85),  anch 
die  Einsetziing  des  aof  Maastricht  hinweisenden  Boto^i^nu  statt  des  zn  Lüttich  gehörigen 
MaehOus  wird  daxanf ,  nicht  bloss  auf  Bedenken  der  inneren  Chronologie  (vgl.  Gap.  V) 
za  bedien  sein.  7)  Ganz  deutlich  zeigt  sich  die  allmähliche  Degeneration  der 

y-Abechrilten  in  Stellen,  wie  II  436, 

y  :  Ergo  prius  uiso  nüror  non  missa  fuisse 

q.d'Ue4tra  ietfmina  non  miehi  tnisiatia  antequam  iussi 
yi :  JSJrgo  prius  iusso  miiror  non  missa  fuisse 

G  :  Ergo  prius  iusso  fniror  non  iussa  fuisse 
ebenso  II  99:  uobas  y,  bobas  y^,  bobus  C. 


XXII  n.    Yerh&ltoiss  der  Handschriften. 

selbst  riclitete,  so  wenig  kann  anderseits  bezweifelt  werden,  dass  er, 
wie  eben  bemerkt,  ungleichmässig  verfahrend  nicht  nur  Einzelnes 
übersah  (vgl.  zumal  IV  21,  i,  lU  201,  i,  2  =  Ys.  abb.  83  f.),  sondern 
auch  streckenweise  erlahmte  (wie  in  der  zweiten  Hälfte  des  in.  Buches) 
und  besonders,  nachdem  er  sich  durch  die  grosse  Variation  des  IV. 
und  V.  Buches  glücklich  hindurchgew.unden  hatte,  um  die  Mitte  des 
letzteren  dem  Abschlüsse  zueilend  gegen  die  sparsameren  Zuthaten 
seiner  Vorlage  gleichgültig  wurde  und  sich  mit  der  Abschrift  des 
Grundtextes  begnügte;  für  diese  Partieen')  treten  A^,  i  und  der  zwar 
reichhaltige,  aber  auch  am  meisten  kritische  Sorgfalt  herausfordernde 
D*  ergänzend  ein.  Dazu  kommt,  dass  C  aus  Mangel  an  eindringendem 
Verständniss  und  jener  Genauigkeit,  die  auch  im  Geringsten  treu  ist, 
vielfach  in  seiner  Abschrift  irrt,  und  dass  man  sich  daher  bei  dem 
vorzugsweise  auf  ihm  ruhenden  Reconstructionsversuche  nicht  ganz 
der  Gefahr  entziehen  kann,  Schreibfehler  mit  Variation  zu  verwechseln 
und  Absicht  zu  suchen,  wo  Flüchtigkeit  vorliegt. 

A**  entnahm  aus  y*  nur  spärliche  Zuthaten  und  Änderungen*) 
(vgl.  Einl.  p.  3);  aufmerksam  das  Gedicht  in  der  vorzüglichen  Fas- 
sung von  A  von  Anfang  bis  zu  Ende  —  er  bezeugt  sich  von  I  1  bis 
VII  364  —  durchlesend,  hatte  er  nur  selten  Veranlassung,  den  neben 
ihm  liegenden  ,aZms  liher'  zur  Vergleichung  und  Aufhellung  heran- 
zuziehen; dass  er  auch  Glossen  daraus  schöpfte,  darf  man  aus  der 
buchstäblichen  Übereinstimmung  mit  D^  in  der  Bemerkung  zu  I  35 
vielleicht  vermuthen. 

h  zeigt  in  der  Fassung  der  vier  Eingangsverse  und  der  aus- 
gewählten Sentenzen  den  engsten  Anschluss  an  die  Variation  y';  hie 
und  da  eignet  or  sich  die  ältere  Form  an*)  oder  ändert  selbständig, 
indem  er  die  Beziehung  auf  die  Handlung  streicht  und  dem  Satze  eine 
allgemeinere  Form  gibt.*) 

i  stimmt  in  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen  mit  der  Vulgata  (wie 
n  583,  in  1,  IV  43,  V  107  f.,  140,  192  etc.),  gibt  aber  in  der  über- 
wiegenden Mehrzahl  der  neuen  Gestaltung  den  Vorzug  und  ergänzt 
dadurch  unsere  Kenntniss  von  y*  (vgl.  11  461,  I  835,  VII  555),  stimmt 
auch  in  Lücken  (s.  0.)  und  Fehlem  (11  424,  V  15,  VII  267)  mit  jenem 


1)  ^ären  die  Umbfldangen  von  Vi  837  und  355  schon  in  y  vorhanden  gewe- 
sen ,  so  bogiüfe  man  nicht ,  warum  keine  derselben  in  den  Text  von  CDE  eingedrungen 
wflre,  warum  femer  nicht  y^  aus  der  trefflichen  Variation  von  VI  337  die  Glosso 
gcUastra  :  smum  (statt  des  einfältigen  gaiastra  :  arietes)  entnommen  hfttte.  2)  Bo- 

merkenswerth  ist  Y  837 :  jx^tmi  atque  haben  ursprünglich  AB£  (=  x  -j-  y^,  pohtmque 
verschrieb  der  Elisionen  abgeneigte  Schreiber  von  y^  und  übernahmen  daher  CDi;  nun 
hat  A*  nach  yi  potumque,  D*  nach  y2  polwn  cUque  hineincoirigiert.  3)  I  400, 

ni  570,  IV  439.  4)  V  403,  vgl.  IV  833. 


11.    Verfaaltniss  der  Handschriften.  XXTTT 


Überein;  ein  paar  Mal  ändert  auch  er  den  Text  behufs  proverbieller 
Verallgemeinerung  (I  701,  VI  177). 

Was  nun  den  Tseng,  abbreuiatus  betrifft,  so  mrd,  wie  immer 
man  über  die  Probleme  dieses  Stammbaums  denken  mag,  von  keiner 
Seite  bestritten  werden  können,  dass  der  Verfasser  des  kleinen  Ge- 
dichtes ein  umfassenderes  Werk,  eben  unseren  Ysengiimus,  *)  und  zwar? 
wie  die  Lesarten  mit  überwältigender,  jedes  Widerstandes  spottender 
Beweiskraft  lehren,  die  Becension  y^  vor  sich  hatte. 

Wir  kommen  schliesslich  zu  D.  In  dem  Kloster,  dem  dieser 
entstammt.,  waren  von  Tom  herein  zwei  Handschriften  unseres  Gedich- 
tes, nämlich  y^  und  y',  beide  waren  mit  Band-  imd  Zeilenzusätzen 
versehen,  aber  jene  mehr  als  diese;  als  man  daher  ans  Abschreiben 
gieng,  legte  man  diese  als  die  reinlichere  zu  Grunde,  entschloss  sich 
aber  bald,  um  ein  erschöpfendes  Exemplar  herzustellen,  auch  die  Les- 
arten und  die  Variationen  der  anderen  H.  beizufügen.  So  schrieb  nun 
D'  die  ersten  drei  Blätter  nach  y^  und  collationierte ')  dann  y^  Dieses 
Verfahren,  bis  zu  Ende  fortgesetzt,  hätte  die  Arbeit  nur  in  sehr  lang- 
samem Tempo  vorrücken  lassen  und  Einem  eine  zu  grosse  Last  auf- 
gebürdet; besser  war's,  dem  Grandsatz  ,diuide  et  impera'  zu  folgen. 
In  Folge  dessen  wurde  von  f.  4  an  nur  der  Grundtext  von  y^  abge- 
schrieben und  zwar  mit  einer  kleinen  Unterbrechung,  ^o  y*  an  die 
Stelle  trat*),  bis  in  das  V.  Bach  hinein  (etwa  V  468),  bis  in  die  Gegend, 
wo  die  offenbar  bessere  H.  y^  vanationsfreier  wurde;  von  da  an  bis 
zum  Schluss,  bis  zum  Kolophon  bildete  y^  die  Vorlage  von  D.^) 

Der  weitere  Verlauf  ist  schon  p.  V  angedeutet.  Wo  D*  von  f.  4 
an  Zusätze  mit  ud  macht,  will  er  fast  durchweg  (vgl.  I  272,  276,  492, 
590,  6(X),  n  382,  397,  m  468,  708,  1109)  einen  sofort  beobachteten 
Schreibfehler  berichtigen,  indem  er  die  Ausradierung  des  Falschen  und 


1)  von  dem  er  nicht  nnr  die  Hoftags-  und  die  Pilger&bel  bis  zum  Beginn  der 
Heimbegleitong  (III 1— IV  466),  sondern  auch  den  Anfang  des  I.  Baches  (1 62t>  =  220i», 
I  70»»  =  304>>,  ra  I  92  vgl.  192,  I  134  =  76),  weitere  Theüe  des  IV  (467—666  wegen 
66  und  &9ö)  imd  ein  Distichon  des  V  (303  f.  =  223  f.)  kannte.  Weitere  Erörterungen 
fiber  das  gegenseitige  Yerii&ltniss  beider  Werke  mögen  dem  letzten  Capitel  der  Einlei- 
tong  vorbehalten  bleiben.  2)  Offenbare  Schreibfehler  einer  andern  H. ,  nicht 

bewofiste  Umbildungen  enthalten  die  ue^- Zusätze  zu  I  6  (ante  an  gleicher  Versstelle 
I  5!),  81,  86,  57,  64,  71  u.  a.  3)   I  400— c.  652,  auch  mit  Übergebung  der 

Tariierenden  ZnsAtze.  Wenn  D  trotzdem  540,  1.  8  und  570,  a,  b  herübernahm ,  so  ist 
der  Widerspruch  nur  sdieinbar;  mit  540  und  570  schloss  je  eine  Seite  in  y^,  und  die 
am  unteren  Blattzande  hinzugefügten  Distichen  wurden  von  D  als  zum  Grundtext 
gehörig  aufgeibest  und  demgem&ss  adoptiert.  —  Möglich  ist  es  übrigens,  dass  D  auch 
sonst  vorftbergehend  y^  benutzt,  vgl.  n  680— m  19,  V  99  ff.  4)  Die  umgekehrte, 

sich  auf  h  stützende  Annahme ,  dass  y^  nur  bis  V  468  ursprünglich  gereicht  habe ,  dann 
nach  Vd  ergänzt  sei,  muss  man  nach  genauer  Prüfung  anheben. 


XXIV  n.    VerhJUtniss  der  Handschriften. 


die  Eintragung  des  Richtigen  in  den  Text  dem  radierenden  Corrector 
—  D*  schreibt  nie  auf  Basur  —  überlässt. 

Die  Varianten  und  Variationen  der  Vorlagen ,  zumal  der  Becen- 
sion  y^  trugen  dann  D^  imd  D*  nach;  beide  mit  Auswahl,  besonders 
der  erstere  (vgl.  vor  allem  m  444),  welcher  auch  Versehen  von  y* 
zum  Range  bewusster  Variationen  erhob  (1 1009,  n  60,  424)  und  seine 
Abhängigkeit  von  diesem  namentlich  durch  die  irrige  Anordnung  von 
n  181, 1  und  den  dort  übernommenen  Schreibfehler  aut  an  den  Tag 
legt;  mehrfach  sind  seine  Zusätze,  sei  es  weil  sie  fehlerhaft  waren 
(er  ist  überhaupt  nicht  sehr  sorgfältig,  vgl.  I  376,  i,  858,  2,  n  331, 
m  403,  615,  i),  sei  es  weil  sie  dem  kalligraphischen  Geschmacke 
seines  Nachfolgers  gar  zu  sehr  widersprachen,  von  D^  ausradiert 
und  in  dessen  zierlichen  Schreibformen  wiederholt  (vgl.  n  222,  i,  338, 
m  93,  1,  2). 

Endlich  D^,  er  folgt  y^,  theils  variierend,  selbst  offenbare 
Schreibfehler  der  Herübemahme  für  werth  erachtend^),  theils  glos- 
sierend, selbst  da,  wo  die  Erklärung  dem  Texte  von  D  widersprach*), 
theils  in  den  Capitelüberschriften  (I  528,  11  159,  m  31),  aber  auch, 
zumal  in  den  letzten  Büchern,  y*  s),  ohne  indessen  auch  nur  annähemd 
vollständig*)  oder  immer  correct^)  zu  sein;  er  nimmt  dann  anderseits 
nach  eigenem  Gutdünken  Änderungen  vor,  die  bis  auf  geringe  Aus- 
nahmen den  Stempel  der  Kopflosigkeit  tragen.^) 

Welcher  Recension  die  Zuthaten  von  D  angehören,  erkennt  man 
bei  D*  und  D*  leicht  aus  der  Vergleichjing  mit  C,  bez.  E;  bei  D*  zum 
Theil  in  derselben  Weise,  zum  anderen  Theile  aber  verlassen  uns  alle 
äusseren  Anhaltepuncte ,  namentlich  in  den  Partieen,  wo  C  und  E 
variationsmüde  den  blossen  Grundtext  bieten;  hier  können  die  ümbil- 


1)  I  373,  884,  n  97,  550,  FV  26  (433?),  694,  781,  858,  971,  V  22.  —    Auch 
betrachtet  er  öfter  —  vielleicht  durch  blosses  Darüberschreiben  des  Bichtigen  —  getilgte 

Schreibfehler  für  aufhebenswerth ,  wie  I  398  (vgl.  396),  895  (vgl.  896),  n  73,  m  786, 

Sit 
vgl.  V  971,  1056,  VI  128.  2)  I  362,  11  4,  U  443  (wi«iw  «0,  436,  zugleich  ver- 

wechselt er  Glosse  und  Variation,  vgl.  III  1084  (fuU  ist  Copnla  za  1083),  V  1231. 
3)  n  504,  rv  285  gemäss  dem  Glossar  .eithia  (a  aas  n)  :  itrra  üla',  V  646,  699,  742, 
798,  837,  843,  962,  1258,  VI  216,  299,  369,  377,  VII  26,  339,  616,  692;  Fehler  aus  y« 
übernimmt  er  V  1074,  VI  526,  204.  4)  Vgl.  I  959,  m  1188,  IV  651  und  vor  allem 

die  Pilger-  und  Hahnfabel.  5)  I  281,  1,  Glosse  zu  I  1056,  II  56, 1,  258,  V  1261.  — 
6)  Vgl.  I  934,  n  550,  562,  DI  517  f.,  560  (über  mansero  schreibt  er  commedo,  gleich 
sinnlos  als  Glosse  wie  als  Variation),  581,  1022,  1027,  IV  972,  V  416,  600,  517,  601, 
695,  847  (r&manento  über  caneia),  935,  1034,  1176,  1295,  1311  (mit  der  Glosse :  Umentur 
a  me,  quasi  dieat,  ego  eos  iimeo')^  VI  70  (er  interpnngiert  vor  meo  and  schreibt  darüber 
recedo)^  122,  142,  (243  glossiert  er  eoneüiem  durch  fOonsüium  habebo.  quasi  dieat,  mdms 
est  ui  habeam  eonsiüum  quam  ntaU  faciam'),  304,  VII  33,  96,  208,  327,  667  f.  etc.; 
vgl.  zu  rv  117. 


n.    Voifa&ltniss  dor  Handschriften.  XXV 

dungen  sowohl  auf  y'  ^)  wie  auf  y>  *)  zurückgehn  oder  endlich,  selb- 
ständige Vorschläge  von  D*  enthalten;  für  den  Nebentext  scheint  hier 
eine  Auswahl  der  etwa  dem  Character  von  y^  entsprechenden  Varia- 
tionen geboten. 

Aus  dieser  Darstellung  ergibt  sich  von  selbst  das  Gesetz  der 
Textconstitution.  Die  ursprüngliche  Fassung  ist  auf  Grund  der  älteren, 
im  Wesentlichen  getreuen  und  zuverlässigen  Familie  x  herzustellen; 
im  Nebentext  imter  dem  Strich  ist  der  mit  wohlwollender  Nachsicht 
aufzunehmende  Versuch  gemacht  worden,  die  wichtigsten  Umgestal- 
tungen, welche  die  Brücke  vom  Orig.  zumYs.  abb.  schlagen,  wieder- 
zugeben: für  die  von  x  sind  Typen  so  gross  wie  des  Textes,  für  y 
Petit-,  für  y*  Nonpareilletypen  gewählt  worden;  auf  die  gleiche  Dar- 
stellung von  y^  glaubte  ich  auch  um  der  Übersichtlichkeit  und  geringen 
Bedeutung  willen  verzichten  zu  sollen. 

Demgemäss  ist  das  Werk  in  7  Bücher  einzutheilen,  der  Grund 
für  die  unverhSltnissmässige  Kürze  des  VI.  imd  Vn.  wird  unten  erör- 
tert werden.  Der  von  Mono  gewählte  Titel  ,Eeinhardus  Vuipes^  ist 
so  willkürlich  und  wunderlich,  wie  seine  Arbeit  an  dem  Gedichte 
überhaupt;  wo  überhaupt  der  Titel  erhalten  ist,  lautet  er  nach  dem 
Namen  der  zweifellosen  Hauptperson  Tsenffritnus*)  (über  die  Schreib- 
formen vgl.  zu  I  1);  wenn  £h  den  Namen  des  Fuchses  anschliessend 
so  ist  das  eine  Ck)ncession  an  die  später  übliche  Aufschrift.  Name 
(und  Stand)  des  Verfassers  ist  nur  in  h  überliefert  und  somit  theils 
aus  dem  von  Du  Meril^)  angeführten  allgemeinen  Grunde,  theils  im 
Hinblick  auf  den  Ursprung  von  h  aus  y^  nicht  zweifellos;  da  indessen 
die  Zuthaten  dieses  Überarbeiters,  wenn  auch  an  und  für  sich  um- 
fangreich und  eingreifend,  so  doch  im  Verhältniss  zum  Ganzen  viel 
zu  bescheiden  sind,  als  dass  sie  ihm  ein  Recht  zur  Vorsetzung  seines 
Namens,  gleichwie  eines  zweiten  Autors,  zu  verleihen  vermöchten,  da 
femer  die  Annahme  einer  beabsichtigten  Fälschimg  an  der  verschwin- 
dend geringen  Zahl  subjectiver  Bezüge  zu  scheitern  scheint,  so  wird 
man  immerhin  diesen  Automamen,  über  den  unten  ausführlicher  zu 
sprechen  sein  wird,  so  lange  festhalten  dürfen,  bis  die  Möglichkeit 
desselben  widerlegt  ist 


1)  wie  VI  356.  2)  wie  das  aiossar  lehrt,  vgl.  zu  II  504,  V  699,  1273.  — 

3)  Ffir  diesen  Titel  an  Stelle  des  Honeschen  entscheiden  sich  schon  Baynooard  in  der 
Beoension  (Jonnud  des  savants  Juli  1834,  p.  17  des  Separatabznges) ,  WUlems  (Belg. 
Museum  IX  230),  Rotfae  (Lee  romans  da  Benard  p.  57  f.)t  Qervinus^  I  137,  Joncbloet 
(Oesch.  der  niederlftnd.  Litt  übers,  von  Berg  I  134) ,  W.  Wackeroagel  (Kl.  Schriften 
n  288).  4)  Poösies  inöditee  p.  106,  Anm.  8  ,  Probablement  Nivardos  . .  Mais  ces 

attribntions  ^taient  tiop  8onvei\t  erronöes,  poar  quo  Ton  s'en  rapporte  aveoglöment 
k  nne  simple  indication  d6na6e  de  tont  autre  tömoignage*. 


XXVI  m.    Prosodie  und  Metrik. 


in.    Prosodie  und  Metrik. 

1.    Quantität,   a)  der  Endsilben,  zunächst  der  vocalischen. 

Am  meisten  schwankt  der  Gebrauch  bei  o.  Stets  lang  ist  o 
im  Dativ  und  Ablativ,  stets  lang  auch  in  dem  bei  den  mlat.  Dichtem 
so  oft  gekürzten  Abi.  Gerund.  Doppelzeitig  ist  es  a.  beim  Verbum, 
und  zwar  in  der  I.  Person  Sing.  Praes.  242mal  kurz,  97mal  lang*),  in 
der  I.  Person  Sing,  beider  Futura  41mal  kurz,  llmal  lang  (beides 
in  560),  im  Imperativ  30mal  kurz,  3mal  lang  (beides  IV  60). 

ß.  beim  Nomen  im  Nom.  m.  Decl.  139mal  kurz,  32mal  lang 
(beides  in  einem  Verse  VII  121,  in  demselben  "Worte  HI  938).  octö 
hat,  wie  bei  den  Alten,  stets  eine  kurze,  ego  und  duo  hingegen  eine 
doppelzeilige  Schlusssübe,  egö  HI  355,  380,  duö  V  223,  Vn  18, 
468,  672. 

y.  beim  Adverbium;  o  ist  stets  lang  in  adeo,  alio,  continuo, 
crebro,  eo,  idcirco,  ideo,  intro,  paulo,  quo,  raro,  retro,  subito,  uÜro, 
uulgo  und  in  der  Inteij.  io,  stets  kurz  in  denuo,  iüico,  presto,  serio, 
tertio,  schwankend  in  ergo  (kurz  64mal,  lang  19mal),  immo  (kurz  5mal, 
lang  nur  lU  255),  ommno  (lang  3mal,  kurz  nur  VII  497),  porro  (kurz 
9mal,  lang  2mal),  quando  (kurz  18mal,  lang  5mal;  stets  lang  in  quan- 
doque,  n  685,  V  I,  VII  117,  stets  kurz  in  quandoquidem),  sero  (kurz 
llmal,  lang  2mal),  und  uero  (4mal  lang  und  kurz). 

Betreffs  des  a  am  Wortschluss  ist  die  Quantitätsregel  der  Alten 
durchgeführt,  nur  dass  antea  und  postea  immer  (jenes  I  645,  VI  175, 
dieses  n  498)  als  Dactylus  gebraucht  werden.  Der  naheliegende 
Berichtigungsversuch  durch  Auflösung  in  zwei  Worte  *) ,  bez.  bei  letz- 
terem durch  Einsetzung  von  postmodo  (IV  598,  VII  316,  524)  muss 
theils  im  Hinblick  auf  VI  175,  theils  wegen  der  Analogie  der  spät- 
und  mittellat.  Dichter«)  aufgegeben  werden. 

Zu  i:  Das  in  den  Zusammensetzungen  dem  Gebrauche  der  Alten 
gemäss  trochäische  semi  (H  7,  688,  III  1098,  Vn  332)  .hat  als  selb- 
ständiges Wort  III  623  ein  langes  i;  auffalliger  ist,  dass  er,  wenn 
auch  meist  der  Regel  gemäss  nisi,  so  doch  auch  zweimal  (IV  477, 
V  979)  nisl  scandiert.*)  • 


1)  davon  llmal  Lttnge  und  KÜ12©  in  demselben  Verse  (I  231,  717,  877,  n  667, 
ni  917,  rV  129,  1018,  V  576,  1080,  VI  61,  122;  2 mal  neben  zwieflicher  Länge  eine 
Kürze,  I  576,  IV  467,  umgekehrt  IV  979.  2)  Metamoiph.  VI  139,  XV  25,  Faatl 

I  165.  3)  L.  Müller  de  re  metrica  p.  841,  Ven.  Fort.  ed.  Leo  p.  422,  C.  Barth  zur 

Philippifl  I  33,  Knorr  zu  Rein.  Vulp.  p.  62,  Ligurinus  IV  64.  4)  Ebenso  Nig.  Wir. 

Spec.  Stult  ed.  Wright  p.  43,  Z.  3  v.  u.  ,Roma  nisi  fuerii  .  .',  und  Hildebert  in  dem 
Gedicht  ,Erige,  CHo,  stüum',  wo  Vers  5  beginnt  ,Meüa  niai  dedäis'. 


IIL    Prosodie  und  Metrik.  XXVII 


Für  die  consonantisch  auslautenden  Endsilben  ist  nur  zu  bemer- 
ken, dass  die  Adverbia  foris  (I  59,  IV  552)  und  gratis  (VI  512),  die 
man  nicht  mehr  als  Abi.  Plur.  erkannte,  mit  kurzer  Ultima  erscheinen 
und  dass  das  einsilbige  ac  (IV  694)  im  Mlat.  regelmässig  vor  Vocalen 
und  lang  {äc  lehrt  auch  Koch,  Gradus  ad  Pai-nassum^  I  6)  gebraucht 
wird;  vgL  für  beides  Anz.  f.  d.  A.  VIII  355. 

b)  Der  inneren  Silben,  zunächst  bei  lateinischen  Worten. 
Dem  Massstabe  der  auctoritas  ueterum  entziehen  sich  Neuworte,  wie 
cuUca,  crumera,  scrabo  u.  a.  Der  dactyüsche  Rhythmus  (vgl.  L.  Müller 
p,  355)  entschuldigt  citerior  (H  276),  cötidie  (IV  964,  V  962,  VII 
684,  vgl.  CatuU.  68, 139,  Kaulen  Gesch.  d.  Vulgata  p.  133,  Notices  et 
Extraits  des  mss.  de  la  bibl.  imp.  XXH,  2,  429),  latihulum  (E  231, 
vgl.  Anz.  f.  d.  A.  n  101),  tredeciea  (III  854).  Nur  scheinbar  ist 
der  Verstoss  in  cucülua  IV  528  [diese  von  loa.  de  lanua  gerade 
geforderte  Scansion  findet  sich  schon  im  carmen  de  philomela  35, 
bei  Alcuin  de  cuculo  (Riese  Anth.  lat.  n.  687),  Goldast  Catal.  Quid, 
p.  190  fF.  und  wird  gestützt  durch  W.  Wackemagel  Voces«  p.  40, 
Anm.  108],  in  gracculus  IV  528  (die  von  Koch  a.  a.  0.  I  322  als 
allein  richtig  hingestellte,  auch  im  carmen  de  philomela  28  befolgte 
Länge  des  a  ist  durch  die  Schreibung  mit  cc  in  ABD  völlig  gedeckt) 
und  in  dem  vulgären  VoUverbum  ödire  1  713  (vgl.  Glossar),  iücun- 
du 8  behält  auch  in  der  mlat.,  auf  der  allgemein  angenommenen  Ab- 
leitung von  locus  beruhenden  Schreibform  iocundus  die  Länge  seiner 
Stammsilbe.    Von  der  antiken  Quantität  weichen  ab: 

biduum  V  620,  ebenso  triduum  VI  46,  triduanus  HL  1015, 
VI  45,  vgl.  Philippis  V  18. 

candeläbrum  I  761  (sonst  ä,  1  979,  V  684,  861,  VII  18,  86),  vgl. 
loa.  de  lanua  ^ candeläbrum,  bri,  penuUima  naturaliter  correpta\ 
Leo  Ven.  Fort  p.  423,  Petrus  de  Ebulo  1 80;  bei  den  alten  Dich- 
tem kommt  das  Wort  nur  einmal  vor,  nämlich  bei  Martial,  wo 
a  in  der  Thesis  steht,  ,I)e  candelabro  magna  lucerna  tibi\ 

eorrlgia  V  1235,  1247,  1253. 

cülu 8  YI  324,  vgl.  Knorr  zu  Rein.  Vulp.  p.  27. 

doläbra  VI  17  (neben  doläbra  IV  647),  vgl.  loa.  de  lanua  ydola- 
bra  . .  corripü  la  naturaliter\  Troilus  V  428  und  Anz.  f.  d.  A. 
Vm355. 

firia  I  742,  vgl.  Notices  et  Extraits  XXU,  2,  429  u.  Anz.  VIII  355. 

frlco  m  462  beruht  auf  der  auch  durch  frixa  m  732  bezeugten 
Verwechselung  mit  frigo,  vgl.  Galfrid  Noua  Poetria  912  frlco ^ 
953  frlco  und  Notices  p.  430  (frtco). 


XXVIII  m.    Prosodie  und  Metrik. 


fulgStral  640,  m  889;  die  alten  Dichter  gebrauchen  das  Wort 

nirgends. 
iügis  Vn  350,  nach  dem  Vorbild  des  Sedulins  (Arevali  zu  I  34, 
m  202,  Huemer  De  Sedulii  uita  p.  115),  vgl.  Milo  de  sobrietate 
n  892  yDeque  iugi  fletu,  de  uae  sine  fine  perenni'.  loa.  de  lanua 
lehrt  hlDgegen:  fittffia  producü  primam ,  sed  iugum  eam  corripü, 
unde  ueraus  ,Expers  esse  iugi  Veneria  nequeo  prece  iugi\ 
Hb  er  , Rinde'  I  473  zum  Unterschiede  von  Über  ,Buch'  IV  228  etc., 

ebenso 
lüpus  , Hecht*  1677  neben  regelmässigem  lüpus  ,Wolf'. 
pülex  m  940,  V  1051,  VII  442,  ebenso  ü  durchgängig  in  ,Ouidius' 

de  pulice,  bei  Alex.  Neckam  de  uita  mon.  p.  195  etc. 
retenslta  HL  493.    loa.  de  lanua  unterscheidet  nach  Ugutio  (Ug. 
34^  Sp.  2)  drei  Verba:  censeo  nach  der  IL.,   censo  nach   der  III., 
censio  nach  der  IV.  Coig.,  tergo',  fährt  er  fort,  ,pro  uoluntate 
legentis  dicitur  in  prosa  „censitus",  „recensittbs"  pentUtima  cor- 
repta,   in  quantum  ttenit  a  tertia  conitigatione ,    uel  ^^censitus''^ 
y^recensitus'''  pemUtima  producta,    in  quantum    scüicet  uenit  a 
quarta' ;    vgl.   ferner  Prudent.  Apoth.   1000,    pass.   Hippol.    147, 
Gualtheri  Alexandreis  n  57,  Notices  p.  434. 
rügitus  HL  100  ,producit  hanc  sillcLbam  ru'  Ug.  189**  Sp.  1  und 
loa.  de  lanua,  und  so  stets  ü  in  Theobaldi  Physiologus  (Prolog.  13, 
De  panthere  5  und  17). 
stnus  , Melkkübel*  VH  350,  ein  Wort,  das  Osbem  mit  siniM  , Busen' 

identificiert  und  von  s^no  ableitet. 
suspXcio  ,Verdacht'  m  158,  IV  400,  814,  V  162,  189,  218,  446  etc., 

ebenso  Ven.  Fort.  Vita  Martini  I  248. 
titillo  1  59,  vgl.  Titan,  tUuho,  tltuliM;  titülat  richtig  bei  Galfrid 
Noua  Poetria  559. 
Die  Abweichungen  gehen  somit  theils  auf  jüngere  Autoritäten,  theils 
auf  falsche  Analogie,  theils  auf  die  ftnutatio  accentus  causa  differentie' 
(Anz.  f.  d.  A.  Vin  355  f.),  theils  endlich  auf  das  mlat.  Gesetz  (Notices 
p.  421,  Anz.  356)  zurück,  dass  jeder  Vocal,  der  vor  muta  cum  liquida 
steht,  mag  er  nun  von  Natur  lang  oder  kurz  sein,  für  den  Vers  als 
doppelzeitig  betrachtet  wird. 

"Was  die  griechischen  Worte  betrifft,  so  begreifen  sich  aus 
dem  Zwange  des  Dactylus  archiäter  111  109,  205,  523,  562,  601, 
775,  943,  1097,  1113,  caut^riatus  V  616  (vgl.  zu  feriä),  ciroteca 
HL  1131  (vgl.  Koch  a.  a.  0.  imter  chiragra,  chSrurgus;  die  Länge  des 
i  lehrt  Brito  metricus,  Cod.  Berol.  4®  uro  2,  f.  132»»,  ,OMr  manus  hec 
grece  fertur,  cyrographus  inde,  Chironomon  etc.')  und  D^daUus  1  278, 
letzteres  darf  man  nicht  aus  der  Autorität  des  dem  MA.  fem  stehenden 


m.    Prosodie  ond  Metrik.  XXTX 


Properz  (Koch  I  193),  sondern  aus  dem  Gesetz  (Notices  p.  426  f.) 
erklären,  dass  uocalis  ante  uocalem  im  Mlai  bei  griechischen  Worten 
doppelzeitig  ist    Die  sonstigen  Abweichungen  sind: 

änachörita  IV  177,  ebenso  Ven.  Fort  ed.  Leo  I  5,  6. 

hütlrum  n  394,  VII  345  (&ti  Georges,  hü  Koch);  Ugutio  (Ug.  20*> 
Sp.  1  und  20^),  loa.  de  lanua  und  Brito  metricus  f.  130*  schwanken 
zwischen  bütirum  und  bütirum,  die  beiden  ersteren  ziehen  hütirum 
¥or,  dieses  steht  bei  T.Yalgius  (Quicherat  Add.  lex.  lat.  p.  29)  und  in 
der  Philippis  (C.  Barth  zu  11 143),  bütyrum  hingegen  Archithrenius 
ed.  Wright  n  p.  272  Z.  2,  Aegid.  Corb.  De  compos.  med.  IV  1258, 
in  der  Aurora  und  wird  von  Alexander  im  Doctrinale  empfohlen: 
yl  super  r  hreuies,  tarnen  excipis  inde  huiirumJ* 

cäeabus  n  404,  684,  V  679. 

catigeta  IV  592. 

cida  (=  schöda)  V  1208. 

creticus  HL  114,  122  {xQtTix6g\  mit  e,  weil  man  es  (noch  nicht 
Papias,  aber  Ugutio  (Ug.  36**  Sp.  1)  und  loa.  de  lanua)  von  cretum, 
Supinum  von  cerno,  ableitete,  vgl.  Oreticits;  e  auch  Gualth.  Alexan- 
dreis n  207,  ^  aber  Aegid.  CJorb.  De  pulsibus  50,  De  comp.  11  509 
und  öfter. 

eccl^sia  I  738,  V  115,  YI  323,  gemein -mlat.,  vgl.  Grimm  und 
Schmeller  Lat.  Ged.  p.  XXI. 

epytritus  TU  120. 

g IOmeter  H  291,  309  (vgl.  schon  Koch  I  317  und  Georges),  »jpro- 
dttdtur  penultima'  loa.  de  lanua,  iHiis  sunt  adiuncta  geonieter 
uel  geametra'  Brito  136',  vgl.  Eberh.  Laborint.  I  48. 

hipar  Yn  287,  423,  ^  auch  Alex.  Neckam  De  uita  monachorum  ed. 
Wright  p.  197  und  meist  bei  Aegid.  Corb.  (De  comp.  I  722, 
832  etc.,  e  I  744.) 

her^mus  VII  572  und  her^^mita  IV  141  etc.  haben  im  Mlat 
stets  ^,  vgl.  Schuchardt  I  172,  Huemer  Untersuchungen  p.  31, 
DEW.  I  163,  Brito  137*  ^Desertum  dicas  keremum,  die  hmc  here- 
fnüam\  Notices  p.  430;  loa.  de  lanua  unterscheidet  herSmus  ,die 
Wüste*  und  heremus  ,wir  hangen'. 

idölum  Vn  581,  so  schon  spätlat,  vgl.  Koffmane  I  38,  Ven.  Fort, 
ed.  Leo  p.  425,  Arevali  zu  Sedul.  V  146,  ö  lehrt  auch  loa.  de 
lanua  und  Brito  139»,  vgl.  Gualtheri  Alexandreis  I  207,  IV  242  etc. 

yp  ocrita  IV  43,  928  gemein -mlat,  vgl.  Brito  132*»,  Eberh.  Labor. 
I  111,  n  283,  Nig.  Wir.  Spec.  p.  96,  Z.  2,  Alan.  Anticlaud.  ed. 
Wright  n  p.  274,  295,  Henric.  Septim.  IV  89. 

kyri  ole  1  742\  y  lehrt  Brito  140\ 


XXX  m.    Prosodie  and  Metrik. 


läicus  I  426  (sonst  ä  TU  1074,  V  165,  188,  1029);  ä  lehrt  Brito 

140*,  vgl.  zu  D^dalius. 
«iönacÄi*sI445,  556,  639,  644,  11  255,  336,  506,  685,  aber  möna- 
•    chus  I  457,  465,  634,  H  330,  HI  169,  227,  665,   707,  718,  719, 

776,  998,  1067,  1095,  IV  549,  V  391,  413,  562,  568,  663,  984,  1266, 

VIT  31,  198,  205,  468,  672.    8  lehrt  Brito  143*  und  loa.  de  lanua. 
phlsicus  und  phlsica  i  27,  EI  123,  129,  130,  144,  261,  376,  581, 

720,  922,  1078,  i  auch  Eberh.  Labor.  I  57,  während  Aegid.  CJorb. 

stets  t  (De  comp.  I  131  etc.)  hat. 
pod^ria  III  1029,  yCorripitur  pentdtiina'  loa.  de  lanua. 
prömucida  V  203,  VII  91,  97,  203. 
sträha  VII  355  (iiaTQttßrj). 
tetragönus  II  483,  ö  lehrt  Brito  136^ 
thelon^um  III  607,  vgl.  zu  D^dalius. 
tipsäna  V  365  {=  ptTsana),  ebenso  Brito  154''   ,Est  tipsana  retro 

quid  8Ü  tipsäna  uideto'  und  Notices  p.  434,  436,  während  loa.  de 

lanua  ä  lehrt. 

Von  hebräischen  "Worten  haben  ahhä  (vgl.  Glossar,  ebenso 
Brito  126*  ^Dicitur  hebraice  pater  abba^  sirum  tarnen  esse'),  manzer 
III  850  (Brito  127*  jNatus  de  scorto  tibi  manzer,  mafizeris  esto')  und 
alleluiä  II  66,  VII  124  (ebenso  Paulin.  Nol.,  Koch  I  31)  die  Quan- 
tität der  lateinischen  Endung  angenommen,  bei  letzterem  ist  e  durch 
den  Dactylus  entschuldigt,  vergl.  Brito  126*,  yÄlldu  laudate  sanat, 
dominus  notat  ia\  Über  das  bald  in  deutscher  "Weise  auf  der  vor- 
letzten (IV  611),  bald  in  griechischer  auf  der  letzten  betonte  ütnen 
vgl.  zu  V  559  und  Brito  126*  ,Siffnat  atnen  uere\  Falsch  endlich  ist 
^phot  III  952,  e  lehrt  Brito  126»». 

Von  deutschen  Worten  folgt  mlat  bäro  stets  (III  1078,  1130, 
V  185)  der  Quantität  des  altlat.  bäro,  wie  auch  Philippis  III  578  u.  ö., 
umgekehrt  verkürzt  glga  (IV  616,  V  1099,  1103,  1113)  seine  Stamm- 
silbe, als  wäre  sie  aus  RedupHcation  entsprungen,  l  hingegen  bietet 
richtig  loa.  de  Garlandia  Dict.  cap.  58. 

"Wenn  sonach  die  Quantität  der  Fremdwörter  im  Allgemeinen 
viel  strenger  geregelt  war,  als  man  nach  dem  Satze  ,  Nomina  Grae- 
corum  certa  sine  lege  uaganiur'  erwarten  sollte,  so  scheint  anderseits 
bei  dem  Schwanken  der  besten  Autoritäten')  eine  ähnliche  Analyse  der 
Eigennamen  (vgl.  den  Ind.  nom.),  bei  denen  ja  auch  die  Alten  sich 
viele  Freiheiten  erlaubten,   unerspriesslich   und  entbehrlich;  stärkere 


1)  z.  B.  Smönis  Sednl.  IV  113,  SCmmia  Hild.  De  Machab.  71,  Henr.  Sept. 
IV  89 ;  femer  Nig.  Wir.  p.  23o  ,  Ängkvum  sedein  primam  päe,  w«?  Brilonum,  Si  BrüO' 
mtm  mauia  dieere,  nemo  v£tai. 


f 
nL    Prosodie  und  Metrik.  XXXI 


KüizuDgen  mnssten  sich  natürlich  die  an  Yocallängen  überreichen 
hebräischen  Namen  bei  ihrer  Au&iahme  in  die  dactylische  Poesie 
gefallen  lassen. 

2.    Prosodische  Eigenthümlichkeiten. 

Ben  Yon  den  Orammaükem  des  MA. ')  verpönten  Hiatus  Ifisst 
der  Dichter,  da  wir  von  der  kirchlichen  Formel  T«  autem  (I  927  f.) 
und  der  erlaubten  Verbindung  0  utinam  (IV  220,  V  113)  absehen 
müssen,  nirgends  zu;  wenn  daher  V  415  ABDE  quidem  \  hia  dictis, 
allerdings  bei  starker  Satz-  und  Versscheide  und  obenein  vor  h*\  über- 
liefern, so  muss  man  den  Fehler  wohl  durch  die  Umstellung  dictis  his 
entfernen.  Stets  wird  er  durch  die  Elision  beseitigt,  von  der  hier 
—  im  Gegensatz  zu  vielen  Poeten  des  MA. ,  bei  denen  dieselbe  grund- 
sätzlich vermieden  ist')  —  ein  überaus  häufiger  Gebrauch  gemacht 
wird.  Auf  die  6600  Verse  des  Moneschen  Druckes*)  entfallen  1212 
Elisionen,  also  über  18%.  Das  ist  wenig,  wenn  man  es  mit  dem 
ersten  Buche  der  Aeneis  (beinahe  47  %)  oder  der  Metamorphosen  (über 
33  Vo,  vgl-  L.  Müller  p.  282),  also  mit  rein  hexametrischen  Werken 
vergleicht;  hält  man  es  aber  zusammen  mit  elegischen  Mustern,  z.  B. 
mit  dem  III.  B.  der  Amores  (in  870  Versen  99  Elisionen,  =  lljS^o) 
oder  mit  den  ersten  1(X)0  Versen  der  Heroiden  (I  1— VII  74,  131  Elis. 
=  13,1  Vo) 5  so  gestaltet  sich  das  Bild  anders,  und  die  Gewandtheit, 
mit  der  unser  Dichter  das  Distichon  handhabt,  springt  in  die  Augen. 
Von  diesen  Elisionen  kommen 

148  =  12,8  Vo  ^^  die  zweite  Hälfte   des  Pentameters,   also  auf 

die  dafür  ungünstigste  Stelle,  nämlich  49mal  vor  est, 
3 mal  vor  es,  61  mal  Kürze,  meist  e,  vor  Länge, 
30mal  Kürze,  meist  e,  vor  Kürze,  5mal  Länge  vor 
Länge,  nie  Länge  vor  Kürze;  zwei  E.  finden  sich 
n  82,  III  252,  V  296,  1298.  In  diesem  Puncte 
geht  der  D.  somit  über  den  Gebrauch  Ovids  hin- 
aus. —    Der  Rest  vertheilt  sich  so: 

192  e-  15,s7o  fallen  auf  die  leichteste  und  natürlichste  Art,  den 

Vocalausfall  vor  est^), 

1)  Vgl.  Pannenboig  in  den  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  XI  188.  — 
2)  dem  aber  sonst  consonantische  Kraft  nicht  innewohnt,  wie  bei  andern  Dichtem  des 
MA.,  vgl.  SchenU  Orest.  p.  36  und  die  Einleitungen  zum  Waltharius.  3)  so  der 

Dichter  des  Ruodlieb  (Seiler  p.  154),  der  Comedia  Thrasonis  (Jahns  Jahrb.  97,  731),  des 
Brunellns  (vgl.  meine  Anm.  zu  Vers  71),  Mag.  lustinus  im  Lippiflorium  (Laubmann 
p.  143  f.),  Thiofrid  von  Eptemach  in  der  Vita  Wülibrordi  (ed.  Rossberg  p.  XXI);  vgl. 
tbeshaupt  WOlfflin  im  Philol.  XVII  p.  341.  4)  nach  dem  alle  Berechnungen  des 

zveiten^Capitels  1878  angestellt  sind.  5)  Denn  dass  man  z.  B.  nostra  est  im  MA. 

zu  mogtr^est,  nicht  zu  wstrtTat  verschliff,  lehrt  Bedas  Metrik. 


XXXn  m.    Prosodie  und  Metrik. 


583  =  48,1 7o  Kürze  vor  Länge, 

156  =  12,9%  Kürze  vor  Kürze, 

126  =  10,40/0  Länge  vor  Länge, 

7  =    0,6%  Länge  vor  Kürze, 

ein  Verhältniss,  das  dem  Vorbild  Ovids  bis  auf  die  eine  Abweichung 
entspricht,  dass  dieser  viel  seltener  Länge  vor  Länge  elidiert 

Es  erübrigt  noch,  den  Gebrauch  der  Elision  in  dem  mittleren 
Yerseinschnitt,  also  in  der  Cäsur  des  Hex.  und  der  Diaeresis  des  Fent 
zu  betrachten.  Im  letzteren  zunächst  findet  eine  Yerschleifung  der 
auf  der  Scheide  zusammenstossenden  Worte  nirgends  statt;  und  nur 
wenn  das  letzte  Wort  der  ersten  Vershälfte  est  (45mal),  et  (4mal)  oder 
hie  (Imal)  ist,  kommt  die  Elision  des  vorhergehenden  Wortes  vor.  Im 
Hexameter  anderseits  tritt  die  Verbindung  von  Cäsur  und  Elision  ver- 
einzelt entgegen.  Nicht  gehören  hieher  die  Fälle,  wo  bei  der  Elision 
in  der  nev&rjutfisQ^s  auch  Cäsur  2  +  4  angenommen  werden  kann  oder 
muss  (II  247,  367,  HI  139,  IV  55,  75,  197,  287,  885,  V  533),  wohl 
aber 

1.  n  337,  VI  141,  auch  I  677,  wo  neben  Cäsur  2  +  4  die  7t€Vx%  der 
Haupteinschnitt  ist, 

2.  III  377,  951,  V  379,  VI  455,  VII  287,  wo  die  Cäsursübe  im  2., 
bez.  4.  Fusse  elidiert  wird, 

3.  VII  335,  wo  Cäsur  2  +  3  +  4,  die  beiden  letzteren  mit  Elision. 

Ganz  unmöglich  ist  daher  V  513  in  der  von  Mone  gutgeheissenen  Fas- 
sung der  Familie  y,  da  die  einzige  Cäsur  des  ganzen  Verses  nur  durch 
Elision  von  gerente  herzustellen  ist;  schon  darum  ist  hier  gerens 
zu  lesen. 

Die  Frage,  ob  Kürzen  in  der  Cäsur  des  Hexameters,  bez.  in  der 
Diärese  des  Pentameters  durch  den  Ictus  verlängert  werden,  ist  zu 
verneinen.  Dätän  VII  571  ist  richtig  scandiert,  ebenso  Satan  V  416 
(vgl.  Koch  II  250),  während  der  Dichter  sonst  Satan  misst  (die  Stellen 
im  Ind.  nom.) ;  die  Eigennamen,  zumal  die  hebräischen,  entbehren  einer 
festen  Quantität.  Es  bleiben  sonach  nur  als  mögliche  Ausnahmen 
VI  283  und  VII  550,  die  eine  zwiefache  Auffassung  zulassen:  entweder 
verfuhr  der  Dichter  in  VI  imd  VII  sei  es  freisinniger  im  Grundsatz, 
sei  es  nachlässiger  in  der  Ausführung  —  oder  die  Genauigkeit  des 
ersten  Abschreibers  liess  nach;  da  sich  aber  nur  zwei  solche  Fälle  in 
1258  Versen  finden,  so  ist  die  letztere  Annahme  wohl  wahi*scheinlicher 
und  EmendatLon  statthaft. 

Synaeresis  wird  angewandt :  ü  zu  1 1 188,  V 36,  VII 640  (ahiü), 
VII 422  (obiit)^  vgl.  Leo  a.  a.  0.  p.  403,  Huemer  Untersuchungen  p.  33 ff., 
III  560  iperii)^  VII  127  (melodiis),  ee  zu  e  in  deesse,  ei  zu  ei  stets  in 


m.    Prosodie  and  Metrik.  XXXTTT 


deinde  (während  dem  1 1040,  VI  204  mid  dehinc  HI  351,  lY  930,  Y  825 
nur  als  lambus  vorkommen)  und  in  elä  (vgL  DEW.  1 160  f.).  Yerhfii- 
tung  von  t  zu  j  H  180,  YU  667,  lY  43,  365,  YII  421,  von  u  zu  v 
Yll  96,  104;  seorsum  wird  hingegen  stets  dreisilbig  gebraucht  (DI  875, 
IV  97,  969,  Y  19,  YI  205). 

Diaeresis  findet  sich:  ^'  zu  i  I  885,  v  zu  u  Y  1144  und  in  der 
Auflösung  der  Consonantenverbindung  su  1  124,  III  33,  Y  509,  609, 
740,  VII  66,  197. 

Yerdoppelung  des  auf  r^-  folgenden  Consonanten  erscheint 
regehnSssig  in  den  Perfectis  rettuli  und  repperx,  in  allen  Yerbalformen 
von  rennwo  (I  201,  m  487,  lY  410,  Y  180,  VII 181)  und  in  den  Subst. 
reüigio  und  reUiqtUq;  recido  hat  stets  (II  132,  YII  333)  nur  ein  c. 

3.    Der  Reim. 

Im  Gebrauche  des  Stabreims  zunächst  steht  der  Dichter  ganz 
auf  dem  massvollen  und  verständigen  Standpunct  der  besten  Theore- 
tiker des  MA.'j;  Galfrid  empfiehlt  seine  gelegentliche  Verwendung 
(Noua  Poetria  1924)  und  tadelt,  wie  Eberhard  von  Bothune  (Labor, 
ni  244),  den  zu  häufigen  Gebrauch  dieses  nicht  sowohl  metrischen  als 
stilistischen  Kunstmittels.  Die  Allitteration  erscheint  in  einzelnen  For- 
mehi  (1 136,  175,  243  (vgl.  724),  805,  IH  580,  lY  800  etc.),  in  Sprich- 
wörtern (I  1025,  in  194,  1149,  lY  665,  727,  Y  509,  YI  313,  335, 
VII  48),  dient  abei*  namentlich  zur  rhetorischen  Wiederholung  und 
Einschärfung  der  Schlagworte,  vgl.  I  5,  428  f.,  619  f.,  683  f.,  685,  687 f., 
721,  771  f.,  773,  921,  II  361,  395  f.,  407  f.,  645,  lY  235,  387  f.  Wenn 
daher  Mone  dieselbe  zu  einem  kritischen  HersteUungsprincipe  erhebt 
(p.  146,  148)  und  gewisse  fade  Mönchsspielereien,  in  denen  ganze 
Verse  oder  gar  Gedichte  mit  demselben  Buchstaben  beginnen,  zur 
Stützung  seiner  Ansicht  herbeizieht  (p.  314  f.),  so  schiesst  er  weit  über 
das  Ziel  hinaus. 

Wichtiger  ist  die  Frage,  in  welchem  Masse  sich  der  Dichter 
des  seit  dem  X.  Jahrhundert  immer  mehr  eindringenden  Gäsurreims 
bedient  hat  Abgesehen  vom  Binnenreim,  durch  den  23 mal  die 
zweite  und  vierte  Arsis  verbunden  sind,  habe  ich  von  jenen  gezählt: 
im  Hexameter  262  (nahezu  87o))  ini  Pentameter,  der  ja  an  und  für 
ach  mehr  Yeranlassung  zu  Reimen  bietet*),  388  (fast  12%),  von  denen 
insgesammt  nur  9  weiblich  sind,  nämlich  4  im  Hexameter  (II  221, 
m  211,  lY  1001,  Y  283)  und  5  im  Pent.  (I  936,  III  48,  318,  850, 
Vn  380). 


1)  YgJ.  Puinenbozg  in  den  Fontchnngen  zur  D.  Q.  XI 188.       2)  vgl.  W.  Grimm 
Zur  Geschichte  des  BeüoB  p.  6S4. 

Voigt,  Yaengrimiu.  C 


XXXIV 


m.    Prosodie  und  Metrik. 


Die  männlichen  vertheilen  sich  so: 


Hexameter 
3     61     4     61 

Pentam. 

Einfache  Symmetrie    .    .     . 

66 

24 

198 

Doppolte  Symmetrie    .     .     . 

12 

14 

24 
59 

Parallelismus  der  Verba.    . 

36 

„              „    Nomina  . 

30 

9 

30 

„              „    Adverbia 

2 

2 

8 

Fortlaufende  Eeihe  gehäufter 
Substantiva 

4 
51 

4 

Sonstige  Fälle 

68 

Bewusste  Tonmalerei  zeigt  sich  II 105,  wo  der  in  2,  3,  6*  sich  wieder- 
holende Gleichklang  at  das  Geschrei  des  Wolfes  (vgl.  IV  329)  nach- 
ahmt. Eine  gewollte  Verbindung  einer  Versreihe  durch  gekreuzte 
Reime,  wie  sich  dergleichen  zufällig  bei  Vergil*)  findet,  liesse  sich 
an  einzelnen  Stellen  (I  395-398,  II  105  —  108,  V  19-22,  631—634, 
VII  543 — 546)  annehmen,  wenn  der  Dichter  nicht  absichtlich  der 
durch  veränderte  Wortordnung  (z.  B.  II  108  Ipsa  etiam  est  twiitru 
ierrificata  suo)  so  leicht  herzustellenden  vollen  Consonanz  aus  dem 
Wege  gienge  oder  wenn  er  auch  sonst  Gruppenabschlüsse*)  durch 
dieses  Mittel  ausgezeichnet  hätte. 

Sowohl  die  Zahl  wie  die  Art  der  Reime  zeigt  somit,  wie  wenig 
er  den  Reim  als  solchen  suchte 3);  dass  er  den  Gleichklang,  wo  er 
sich  gleichsam  von  selbst  aufdrängte,  geradezu  vermied,  lehren  Stellen 
wie  I  604,  817,  V  384,  und  richtig  urtheüt  Bormans  zu  III  1047 
,  Manifestum  est  ex  hoc  uersu  Nostrum  homoeoteleuta  uitasse  dili- 
genter.    Quid  enim  pronius  erat  quam  scripsisse:  Te  mea  iwn  tatvtum 


1)  W.  Grimm  p.  641.  2)  ebenda  p.  664.  3)  In  demselben  Sinne 

entscheiden  sich  W.  Grimm  p.  676  and  J.  Grimm  Lat.  Ged.  p.  XXIV. 


m.    Prosodie  and  Metrik.  XXXV 


laedü  penuria,  qtiantum?*  Im  Allgemeinen  ersclieint  der  Beim  in 
nnserem  Gedicht  als  der  ungesuchte  Begleiter  entweder  der  symme- 
trischen Anlage  des  Verses,  welche,  auch  ohne  durch  den  Qleichldang 
hervorgehohen  zu  werden,  oft  genug  vorkommt,  oder  des  im  Dialog 
zu  Antithesen ,  in  der  Erzählung  zu  stichomythischer  Kürze  und  Rasch- 
heit neigenden  Stiles.  Diese  auch  von  anderen  Dichtem  des  XTT.  und 
Xm.  Jh.^)  getheilte  Ahneigung  des  Dichters  gegen  das  zu  seiner  Zeit 
so  beliebte  Reimgesetz  zeigt  einen  gesunden  Sinn  imd  ein  richtiges 
Verstandniss  für  die  poetische  Form.  Das  fortwährende  Haschen  nach 
derartigen,  zumal  weiblichen  Consonanzen  legte  der  Darstellung  un- 
erträgliche Fesseln  auf,  verengerte  die  Auswahl  unter  den  vorhandenen 
Sprachmitteln  und  beförderte  die  irrige  Richtung  auf  das  Formelhafte 
und  Typische,  um  im  besten  Falle  des  völligen  Gelingens  nichts  weiter 
zu  erreichen,  als  ein  eintöniges,  mit  dem  dichterischen  Gegenstand 
in  keinem  nothwendigen  oder  angenehmen  Verhältniss  stehendes  Ge- 
läute. In  dieser  Beziehung  stellte  sich  unser  Dichter  mit  löblichem 
Takte  auf  den  Boden  des  Alterthums,  dessen  beste  Autoren  diesen  aus 
den  volltonenden  Endungen  der  lateinischen  Sprache  sowie  aus  dem 
Parallelismus  der  Versanlage  so  leicht  entspringenden  Gleichklang  wohl 
annahmen,  wo  er  sich  nicht  gut  vermeiden  Hess,  aber  nirgends  darauf 
ausgiengen,  ihn  zum  bindenden  Gesetz  zu  erheben. 

4.    Versbau, 

Der  Hexameter  zeigt  in  den  ersten  vier  Füssen  eine  ange- 
nehme Abwechslung  von  Dactylen  und  Spondeen,  im  fünften  Fusse 
findet  sich  der  Spondeus  nur  einmal,  II  411,  wo  der  "Wolf  in  feier- 
licher Würde  seinen  vollständigen  Namen  Ysengrimus  Corniseca  angibt. 
Hie  und  da  malt  der  Dichter  durch  rein  spondcischen  Rhythmus,  so 
die  schwerfallige  Zunge  des  fetten  Abtes  (V  887)  oder  die  "Wucht  der 
Hiebe  (II  241),  und  schildert  anderseits  durch  ununterbrochene  Dac- 
tylenreihe  die  rastiose  Eile  des  verfolgenden  Bauei-s  (I  325)  oder  des 
nach  Salemo  fliegenden  Fuchses  (III  377),  die  ungestüme  Gier  des 
Wolfes  (III  151)  u.  dgl.,  doch  hat  er  nur  selten  einen  zweifellos 
bewussten  Gebrauch  von  diesem  Eunstmittel  gemacht.  Im  Allgemeinen 
sind  dem  lebhaften  Tone  seiner  Darstellung  die  Dactylen  mehr  zusa- 
gend, womit  auch  das  in  der  Prosodie  hervortretende  Besti'eben  nach 
Vermehrung  der  kurzen  Silben  im  Einklänge  steht. 

Mit  besonderer  Meisterschaft  handhabt  er  die  Cäsur;  die  meist 
durch  Satzscheide  gekennzeichneten,  in  weitaus  überwiegender  Mehr- 
heit männlichen  Haupteinschnitte  des  Verses  sind: 

1)  Gesammelt  von  Fannenborg  a.  a.  0.  XI  184  f. 

c* 


XXXVI  m.    Prosodie  und  Metrik. 


1.  die  3.  Arsis  (in  '/s  »Hör  Hex.  Sitz  der  Cäsur),  mit  der 
sich  gern  die  4.  verbindet;  fällt  in  die  letztere  zugleich 
ein  ßatzende,  so  ist  sie  —  dies  kommt  imgefähr  250  mal  vor  — 
als  eigentliche  Yersmitte  ausreichend  markiert; 

2.  demnächst  die  4.  Arsis,  mit  der  2.  verknüpft  (ins- 
gesammt  etwa  360  mal  erscheinend  und  somit  den  grössten 
Theil  —  Vt  ""  ^^^  ^^^  1-  übrigbleibenden  Achtels  ausmachend). 
Betrachten  wir  auch  hier  die  Satzscheide  als  das  entschei- 
dende Kennzeichen  des  Haupteinschnitts,  so  ist  dieser 

in  etwa  110  Fällen  bei  der  4.  Arsis, 

„      „      70      „        „      „    2.  u.  4.  Arsis,  sodass  eine  Drei- 

theilung  des  Verses  entsteht, 
„       „      25      „       beim  3.  Trochaeus; 
der  Rest  entbehrt  jeder  grösseren  Interpunction. 

3.  Das  letzte  Vse  gehört  —  bis  auf  wenige  unter  nr.  4  zu  erwäh- 
nende Ausnahmen  —  den  Fällen,  in  denen  die  männliche  Cäsur 
sich  allein  bei  der  4.  Arsis  findet,  der  dann  meist  durch 
eine  grössere  Interpunction  stärkerer  Nachdruck  verliehen  oder 
der  Einschnitt  beim  dritten  Trochaeus  (I  73,  IV  429,  V  1093, 
VI  97,  179)  zugesellt  ist.  Nur  folgenden  Stellen  fehlen  beide 
Stützen:  I  515,  781,  m  331,  923,  IV  677,  V  281,  549,  1149, 
VI  451,  VII  63,  89. 

4.  In  7  Versen  endlich  ist  die  2.  Arsis  zugleich  mit  dem 
3.  Trochaeus  die  Trägerin  der  Cäsur  (I  925,  III  765,  1177, 
IV  323,  V  937,  VI  3,  63),  nur  die  letztere  findet  sich: 
II  67  und  in  1187. 

Auch  der  Pentameter  zeugt  von  gründlicher  Kenntniss  und 
glücklicher  Nachbildimg  der  classischen  Muster.  Er  schliesst  nie  mit 
einem  drei-  oder  mehrsilbigen,  meist  mit  einem  zweisilbigen,  verein- 
zelt auch  mit  einem  einsilbigen  Worte,  dem  dann  ausnahmslos  wiederum 
ein,  sei  es  an  sich,  sei  es  durch  Elision  (letzteres  vor  est  49  mal,  vor 
€8  3  mal,  vor  id  und  hanc  je  einmal)  einsilbiges  Wort  vorhergeht.  Die 
vordere  Halbzeile  endet  mit  einem  zwei-,  drei-  oder  mehrsilbigen 
Worte,  mit  einem  einsilbigen  nur  dann,  wenn  ein  gleiches  vorhergeht, 
oder  wenn  sich  der  zweite  Dactylus  über  zwei  Worte  vertheilt  (aus- 
genommen nur  V  68,  wie  Ouid.  Ex  Pento  II  8,  22),  oder  endlich  wenn 
den  zweiten  Versfuss  ein  dreisilbiges,  durch  Elision  vor  est  einen 
Spondeus  bildendes  Wort  (meist  Part.  Perf.,  I  28,  394,  928,  11  290, 
III  472,  1082,  IV  238,  824,  V  178,  1222,  VI  2,  194,  196,  516,  sonst 
noch  II  22,  IV  362;  vgl.  Ex  Pento  II  7,  82,  III  3,  22;  I  1, 14,  Amor. 
II  12,  6  etc.)  füUt. 


in.    Prosodl©  tmd  Metrik.  XXXVII 


Das  Distichon  bildet,  der  Regel ^)  entsprechend,  im  Allgemeinen 
auch  hier  eine  logische  Einheit,  doch  finden  sich  einzelne,  auf  die 
Autorität  spätlat  Dichter  sich  stützende  und  von  den  besten  mlat. 
Poeten*)  nicht  verschmähte  Ausnahmen,  sei  es  dass  der  im  Hexam. 
begonnene,  durch  einen  den  Rest  desselben  und  den  folgenden  Pent. 
fallenden  Nebensatz  unterbrochene  Hauptsatz  erst  in  dem  nächsten 
Distichon  seinen  Abschluss  empfängt  (I  1  ff.,  295  ff.,   II  5  ff.,  563  ff., 

IV  319  ff.) ,  sei  es  dass  ein  Distichenpaar,  doch  mit  Abschluss  des 
einfachen,  conjunctionalen  oder  participialen  Satzes  —  vereinzelt  steht 
die  grössere  Periode  II  543  ff.  —  am  Pentameterschluss,  eine  Gruppe 
bildet  (I  179  ff.,  289  ff.,  V  987  ff.),  sei  es  endlich  dass  die  in  der 
mlat  Poesie  so  beliebten  Aufzählungen  gleicher  Wortarteli')  die  Satz- 
grenze verwischen  (V  89  ff.,  683  ff.,  1001  ff.,  vgl.  I  759  ff.).  Ander- 
seits besitzt  der  Dichter  mancherlei  Mittel,  die  sachliche  Geschlossen- 
heit und  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Yerszeilen  hervorzuheben. 
So  liebt  er  bei  feierlichen  Begrüssungen  die  fast  wortgetreue  Wieder- 
holung des  Hex.  im  Pent  (III  1175  f.,  IV  141  f.)  und  drückt  in  beiden 
häufig  ebendenselben  Gedanken  in  entfernt  an  den  Parallelismus  mem- 
brorum  erinnerndem  Formenwechsel  aus  (I  17  f.,  59 f.,  61  f.,  117  f., 
177  f.,  II  541  f.,  III  1053  f.,  Vn  359  f.,  439  f.  etc.);  oder  er  wiederholt 
die  erste  Halbzeile  des  Hex.  buchstäblich  in  der  zweiten  des  Pent., 
wodurch  die  sog.  Disticha  repercussiua  s.  reciproca  s.  paracterica  ent- 
stehen (m  991  f.,  VI  157  f.),  ähnlich  kreisförmig  gebaut  sind  III  689  f., 

V  357  f.,  VII  247  f.*).  Oder  der  betonte  Satz  wird  in  den  beiden 
ersten  Halbzeilen  des  Hex.  und  Pent.  wiederholt*),  so  II  577  f., 
IV  429  f.;  schön  ist  die  vierfache  Anaphora  IV  627-633.  Endlich 
Hebt  es  der  Dichter,  um  etwas  vorher  Angedeutetes  weiter  auszuführen 
oder  in  der  Antwort  die  Widerlegung  einzuleiten,  die  letzte  Halbzeile 
des  Pent  in  der  ersten  Halbzeile  des  folgenden  Hex.  nach  dem  Vor- 
bilde Ovids  zu  wiederholen,  so  U  336  f.,  V  294  f.,  414  f.,  450  f.,  1044  f., 
VII  38  f.;  ahnlich  der  doppelte  Schwur  III  524  f.  Einen  ganzen  Vers 
hingegen  wortgetreu  zweimal  zu  verwenden  erlaubt  er  sich  nur  an 
einer  Stelle:  VII  672  =  VII  468,  und  zwar  mit  ersichtlichem  Grunde, 
während  er  ^a,  wo  im  Dialog  frühere  Äusserungen  citiert  werden,  eine 
variierte  Fassung  vorzieht,  vgl.  z.  B.  HI  564  mit  III  483. 

1)  Beda  ed.  Qüw  VI  p.  69  f.,  Ebexb.  Lab.  m  236  f.  ,Pmkmäer  dsbet  uinekm. 
uUare  sequenixs  Bexametri,  fedua  anterioris  habet.'  2)  öfter  auch  von  Hildebertf 

z.  B.  De  Mahumete  272  ,inaueiusque  dolor  Omnes  eonhmdit.'  3)  Tgl.  SchenU  Orest. 
p.  33,  im  Keime  schon  bei  den  Alten,  z.  B.  Hot.  Ep.  11  2,  180,  203,  206.  4)  Tgl. 

Hnemer  in  den  Wiener  Stadien  1882  p.  902.  Diese  Banart  übertrBgt  sich  auch  aof 
die  beiden  Theile  für  sich,  auf  den  Hexameter  U  167,  HI  632,  V  71.  auf  den  Penta- 
meter I  64,  ni  1116,  vn  34.  5)  Zahlreiche  Beispiele  hieizn  sammelt  Suringar 
ZOT  Alda,  Von  6. 


XXXVIII  IV.    Grammatik. 


Die  Wahl  des  Distichons  zur  Darstellungsform  tadelt 
"W-Wackemagel  Kl.  Schriften  II  265  wie  für  die  mittelalterlichen  Thier- 
dichtungen  überhaupt,  so  auch  für  unser  "Werk  als  ,  eigentlich  imgehörig 
da  diese  Strophenform  der  Elegie,  nicht  der  epischen  Poesie  zukommt: 
aber  der  Vorgang  des  Auianus  scheint  hier  bestimmend  eingewirkt  zu 
haben.'  Nun,  zunächst  ist  nicht  sowohl  das  Vorbild  Avians,  als  viel- 
mehr dasjenige  Ovids,  für  dessen  elegische  Poesie  sich  die  Vorliebe 
seit  dem  XI.  Jh.  zusehends  steigert,  das  entscheidende  Moment,  und 
dann  ist  alle  erzählende  Dichtung  entweder  vorherrschend  naiv  oder 
sentimentalisch :  wie  für  die  erstere  der  Hexameter,  so  ist  für  die 
letztere,  zumal  für  ein  so  durch  und  durch  satirisch -elegisches  "Werk 
wie  das  unserige,  das  Distichon  die  normale  Form.  Die  Abfassung  des- 
selben in  fortlaufenden  Hexametern  wäre,  weil  einen  unlöslichen  Wider- 
spruch zwischen  Ton  und  Versmass  in  sich  schliessend,  der  ärgste 
Missgriif  gewesen;  „Sed  numeris  süb  disparibtis  lex  metrica  saltat, 
Taniquam  ,de  miseris  hec  est  narratio'  dicat''  (Alb.  Stad.  Troilus, 
Prooem.  33  f.). 

lY.    Grrammatlk. 

Aussprache  und  Schreibung  der  Wörter 
a)  nach  den  Vocalen. 

%  statt  y  bieten  sämmtliche  Hss.  bei  butirum,  ccäihs,  Caribdis, 
cimbalum,  clamis,  cripta,  cristallus,  girus,  Uchnus,  limpha,  lira, 
papiras,  preshiter,  Sdtha,  süldba,  sinocus,  ebenso  bei  inclitus  und 
fast  ausschliesslich  bei  asüum  {asellum  DE),  coriltM  (corultis  BE), 
Ilas  {ylas  E),  phim^s  und  timpanum-^  y  statt  i  steht  durchweg  bei 
Hely,  ybris  und  mit  verschwindenden  Ausnahmen  bei  hyemps  (dem- 
gemäss  hyemalüer,  aber  meist  hibemus,  vgl.  Thiver),  ydonetM  und 
ydolum,  die  man  vom  gr.  ydos  =»  forma  ableitete,  femer  bei  Abyron, 
epygramma,  qoytritiis,  Tberus,  Tsaydes,  Syman,  syndo,  tycura;  %  statt  c 
findet  sich  bei  den  griech.  Worten  anachorita  (ABD,  anacoritha  E), 
catigeta,  ciroteca  (A,  cyroteca  B,  cirotica  C,  cirotheca  D,  eyrotheca  E) 
und  nur  in  A  bei  giometer;  ii  statt  i  in  den  Fonnen  hü,  hiis  ist  nicht 
in  den  Text  aufgenommen,  da  es  in  A  nur  zweimal  (III  222,  V  275) 
und  erst  in  den  jüngeren  Hss.  regelmässig  erscheint,  die  einmal  auch 
ee  statt  ae  bieten  (II  405  hee  BCDE).  —  ae  {a)  kommt  in  A  nur  an 
5  Stellen  vor  (III  111,  158,  206,  222,  IV  227),  wo  a  zu  c  verzogen 
wird,  oe  einmal  in  B  (VII  489  tragoedia)^  sonst  setzen  alle  Hss.  für 
ae  und  oe  ein  c,  dem  nur  A  gelegentlich  (40mal,  fehlerhaft  IV  1034 
caldaic^que,  V  1128  C^era)  eine  Schleife  am  Puss  anfügt;  dem  Schrift- 
character  des  XH.  Jahrh.  gemäss  ist  dieses  , geschwänzte'  ^  im  Text 
überall  durchgeführt.  —  eo  statt  eu  steht  regelmässig  in  eohe  (so  alle 


IV.    Orammatik.  XXXIX 


Hss.  VII  469,  während  IV  513  Af,  auch  D*  im  Glossar  eolie,  BD  eoe, 
E  ecce  haben,  vgl.  Glossar)  und  feodum.  —  A  bietet  eia  (I  205,  IV  883, 
aber  eya  V  1307)  und  hai,  die  jüngeren  Hss.  hingegen  ziehen  eya  und 
hay  Tor.  —  Streng  unterschieden  werden  in  den  Hss.,  wie  im  Mlat. 
überhaupt,  dominus,  -na  und  domnus,  -na  (vgl.  Glossar),  pignara 
(DI  58,  IV  36,  748,  V  744,  VI  486, 522,  VII 145)  und  pignera  (III 1137  A, 
munera  B,  pignora  CDE,  vgl.  Placid.  ed.  Deuerling  78,4  —  6  pignora 
fUiorum  sunt  uel  affectuum  inter  se,  pignera,  quae  creditoribus  dantur\ 
Osb.  p.  447  j pignora  fUiorum;  pignus,  pignens  aliarum  rerum'  loa. 
de  (jarl.  Synon.  I  181  , Pignora  natorum  dicuntur,  pignera  rerum''), 
quaienus  (modal)  und  quatinus  (final,  V  42,  wo  CD  irrig  e  schreiben), 
tempus  (Zeit)  und  timpus  (Schläfe,  vgl.  Gloss.),  uendico  (beanspruchen, 
sich  aneignen)  und  uindico  (rächen,  strafen).  Alle  Hss.  femer  bieten 
die  abweichenden  Formen  ardalio,  creticus,  iocundus  (vgl.  Bönsch 
Itala  und  Vulgata  p.  465,  Hildebrand  Gloss.  J  429),  monacordum 
(ebenso  monacosmum  bei  DuC),  rumhus  (nur  E  hat  daneben  auch 
rombus  I  677,  693,  935,  vgl.  Rönsch  p.  466  und  DuC).  Das  17 mal 
vorkommende  nondum  bewahrt  sein  o  am  strengsten  in  B,  demnächst 
in  AC  (in  A  6mal  nwndum,  II  121,  IV  684,  V  248,  451,  800,  VII  553), 
neigt  aber  in  D  und  namentlich  in  E  zu  der  Form  nundum;  es  schien 
somit  gerathen,  die  alte  Schreibart  beizubehalten. 

b)  nach  den  Consonanten. 

In  der  Zusammensetzung  befolgt  die  Schreibweise  sämmtlicher 
Hss.  mit  geringen,  aber  constanten  Ausnahmen  (ohprobrium,  submitto) 
das  Gesetz  der  Assimilation,  auch  in  ammirari  (vgl.  Diez  Et,  W. 
I  351),  ammissum,  ammonere,  in  dem  durchgängigen  quicquid  und 
quicquam;  doch  erscheint  in  quamquam,  iamquam,  {n)umquam,  num- 
quid,  qyiicumque,  da,  wo  sie  einmal  nicht  abgekürzt  geschrieben 
werden,  in  den  ältesten  Hss.  nicht  das  gutturale  n,  sondern  das  ur- 
sprüngliche m,  ebenso  wie  in  der  Fecunda  Ratis.  —  Die  Einschie- 
bung  eines  vermittelnden  p  wird  in  allen  Hss.  durchgeführt  zwischen 
m  und  t,  m  und  s,  mit  Einschränkung  auch  zwischen  m  und  n,  näm- 
lich wenn  vor  dem  m  ein  a  (wie  dampnum;  alle  aber  haben  amnis 
und  nur  E  scampnum)^  e  (z.  B.  contempno)  oder  u  (wie  autumpnu/j 
steht;  bei  vorhergehendem  o  setzen  nur  die  jüngeren  Hss.  und  auch 
diese  nur  bei  sompnus  (einmal  dompnu4!  in  E,  I  439)  ein  p  ein;  über 
den  Einschub  von  c  in  Sclauus  vgl.  zu  I  48.  —  Fortfall  eines  Con- 
sonanten zeigt  sich  im  Anlaut  von  ceda  (vgl.  Diez  Et.  AV.  I  121,  129), 
tongiis  (statt  phtkongus,  wie  tisi^  Rose  Anthim.  p.  57 j,  saltria;  im 
Inlaut  weicht  u  hinter  g  bei  langor  (nur  D  languor)^  bleibt  aber  bei 
languere;  in  den  Comp,  schwindet  s  in  der  Regel  nach  x  oder  s,  so 


XL  rv.    GiBrnmatU:. 


findet  man  meist  ex^pectare,  expoliare,  extare,  exerere,  exilire,  extUtare, 
transüire,  transcendere ;  8  fehlt  auch  in  prormtcida;  d  assimiliert  sich 
dem  einfachen  8  {assum)  und  schwindet  vor  st  {astare,  astrmgere, 
(Mfpergere).  —  Umstellung  begegnet  in  tipsana.  —  Mit  Doppel- 
consonant  werden  geschrieben  gracculus  (vgl.  p.  XXVII),  lütera, 
numinu8,  pilleu8,  quattuor  (die  jüngeren  Hss.  ziehen  quatuor  yor),  sollers, 
strennuus,  nach  AE  auch  Emmanuel,  mit  einfachem  üico,  müia,  ope- 
riri;  über  die  Comp,  mit  re-  vgl.  p.  XXXm.  —  Von  der  gewöhnlichen 
Schreibweise  recht  abweichende,  in  den  Hss.  aber  fast  ausnahmslos 
durchgeführte  Eigenthümlichkeiten  bietet  die  Aspiration:  ch  findet 
sich  in  archa,  Carchinus,  Chore,  michi,  nichil,  c  aber  in  Caldaicc, 
Cald^s,  cdlibs,  Caribdis,  carta,  ciroteca,  clamis,  corda,  {scemä)  scola, 
und  g  statt  di  in  catigeta;  pulcer  xmd  sepulcrum  schreiben  stets 
BCJDEfgi,  während  A  ch  vorzieht,  th  erscheint  durchgängig  in  Ethn^, 
«o«Ät*«  (Südwind),  rethor,  thdoneum,  thorus  (,Bett',  aber  torus  , Strick'), 
thwribulum,  t  hingegen  in  baratrum,  droteca,  coturnus,  Datan  (ABB), 
Utargus,  teta  {theta  C);  in  Satan  und  Satanas  führen  erst  die  jün- 
geren Hss.  th  durch,  ph  wird  theils  festgehalten,  theils  zu  f,  wie  in 
delfis  (ADE),  diafragma,  fantasma  [ph  nur  A  I  341),  tritt  anderseits 
statt  f  ein  in  phanatictM,  prophanus  (ABE),  scroplia,  troph^a.  Femer 
ist  Ä  weggelassen  in  armonia,  arra,  arrabo,  ebes,  epar,  ybris,  ydrops, 
ypoerita  (aspiriert  nur  in  h  IV  43,  in  A  IV  928),  irqutis,  reda,  Benus, 
hinzugesetzt  in  cohercere,  habtmdare  (vgl.  Osbem  p.  617;  daher  auch 
habimde,  das  nur  A  ohne  h  schreibt),  harena  (AB),  heretnus,  heremüa, 
hisdem  (die  jüngeren  hiisdem,  vgl.  Ven.  Fort  ed.  Leo  s,  u.  hidem); 
Schreibformen  jüngerer  Hss.,  wie  bacho,  honus,  honerare,  proch,  rethe, 
monacus,  stomacus  u.  ähnl.  sind  vQm  Texte  femgehalten.  —  c  wird 
regelmässig  gesetzt  statt  qu  in  eotidie  und  cocus,  t  statt  et  in  artus, 
artare,  mtdta,  mxdtare,  multrum,  ci  in  nuncitts  und  inficior  (das  man 
von  facto  ableitete,  Osb.  p.  205,  loa.  etc.),  aber  meist  ti  in  contio  und 
pretium,  ch  statt  cch  in  Bachus,  bachari,  %  statt  ji  in  subicio,  adicio  etc. 
Einzeln  merke  haut,  quatridiianus  (ABC),  temptare;  honos  wird  nur, 
wo  es  prosodisch  nothwendig  ist,  nämlich  III  183  gebraucht,  sonst 
sind  alle  Hss.  in  der  Form  honor  einig  bis  auf  III 16,  wo  daher  honor 
(BCJDi)  wahrscheinlicher  ist  als  hovws  (AE).  Über  die  Thiereigennamen 
vgl.  zu  I  1,  3;  den  Namen  des  Hasen  schreiben  AE,  meist  auch  B 
(der  vereinzelt  Gutturo  bietet)  Outero,  CD  Gvttero  {Guthero  in  D 
IQ  1196),  der  Eber  heisst  in  CE  Grimo,  der  Hahn  in  C  SpoUnus,  der 
Esel  in  DE  gewöhnlich  Carchophas. 

Während  Quod  si  getrennt  geschrieben  wird,  ziehen  die  besten 
Hss.  zu  einem  Worte  zusammen:  äbhinc  (2wortig  I  622,  1  wortig 
I  794),    adtisque  und  quoadusque  (letzteres  stets  1  wortig  in  ACDE, 


IV.    OnnunAtik.  XLI 


2  wortig  in  B),  amodo  (ygl.  Eanlen  p.  239),  caudcUenus  (ACDE) 
und  coUotenus  (ACE),  deirans  (AD),  dummodo  (1  wortig  alle  II  218, 
2 wortig  AB  V  86),  ecantra,  quandoquidem  (Iwortig  ABCH)  lU  930, 
2  wortig  ABC3E  VII  87),  utquid, 

Znr  Formenlelire. 

a)  Nomen. 

currciboy  das  Pap.,  üg.  and  loa.  de  lanna  von  arra  bona  ableiten, 

wird  VII  277  als  Femininum^)  gebraucht;  XJgatio  lehrt  ausdrücklich 

^hee  arrabo\    Der  Acc.  Flur,  von  dpnon  geht  in  allen  Hss.  II  229  und 

VII  605  auf  '^8  aus;  bei  dbbas  findet  sich  (Matea  Y  455  und  abhattM 

V  467;  Fresis  hat  die  griech.  Genitivendung  IV  503.  Die  Adjectiya 
einer  Endung  haben  im  AbL  Sing,  neben  t  auch  das  bequemere  e,  so 
^ete  V  27,  constante  VI  363,  prudente  V  1221,  sequenie  V  629, 
uehemenie  I  325,  uiuaee  U  53;  anderseits  hat  der  (komparativ  auch, 
wie  im  Spätlai,  i  in  maiori  lH  167.  Der  Dat.  Sing,  der  IV.  Decl. 
endet  auf  -w  IV  103,  sonst  auf  -u,  III  411,  V  827,  vgl.  III  1158, 
IV  662.  Der  Flexion  entbehren  viele  Eigennamen,  wie  das  auch  nach 
Ugutio  (cod.  Savigny)  fol.  167*  indeclinable  Bemis,  Sithiu,  Mahamet 
und  besonders  die  alttestamentlichen.  Auch  der  Singular  wird  gebraucht 
von  caula  VI  59  (vgL  Dief.  Gloss.)  und  libitum  III  593  (vgl.  Glossar) ; 
über  insidia  vgl.  zu  VII  574.  Eine  Erweiterung  in  der  Casusbildung 
zeigen  i%ts9U8,  dessen  Acc.  Flur.  IV  244,  und  rogatus,  von  dem  der 
Acc.  Sing.  I  627  (IV  387)  vorkommt;  über  promptu  ohne  in  vgl.  GL 
tjbergang  in  eine  andere  Declination  zeigt  sich  bei  cola,  diaco  und 
profnudda,  vgL  Glossar. 

Die  Cardinalia  werden  mit  Vorliebe  umschrieben,  wobei  dann 
neben  dem  Adverbium  theils  regelmässig  das  Distributivum  (11  302, 
675,  V  193,  640,  788,  VI  40,  435,  VII  112  f.,  136,  419),  theils  aber 
und  vorwiegend,  wie  öfter  schon  bei  den  römischen  Schriftstellern 
(Neue  n  123  f.),  das  Cardinale  steht  (I  94, 110,  752,  II  432,  530,  603, 
III  590,  729,  978,   IV  73,  936,  958,    V  634,  864,  868,  1068  f.,  1262, 

VI  74,  Vn  5, 117, 142).  Überhaupt  ist  der  Unterschied  von  Cardinale 
und  Distributivum  nirgends  streng  festgehalten :  dieses  steht  für  jenes 
I  1048,  n  8,  240,  299,  485,  556,  ni  785,  1090,  IV  741,  V  79,  455 
(vgl.  Feiper,  Waltharius  p.  121,  Barack,  Hrosw.  p.  50),  jenes  steht  für 
dieses  I  919,  II  15,  V  417,  424,  603  f.,  617,  beide  stehen  gleichbedeu- 
tend neben  einander  I  1013,  III  22,  V  825,  VI  104 f.;  das  alterthüm- 
liche  himis  statt  duplex  findet  sich  I  641,  V  61.  Anderseits  steht 
das  Distributivum  einmal  nach  Ovids  Vorgang  (Heroid.  XI  46)  statt 
des  Ordinale,  V  1083,  öfter  in  den  jüngeren  Hss.,  z.  B.  V  708,  vgl. 

1)  Ebenso  Tarro  L.  L.  6,  96,  176  und  Isidor  Et.  9,  7,  6  nach  Nene  I  680. 


XLII  IV.    Grammatilc. 


Paimenborg  in  den  Forschungen  XI  175,  ebenso  das  Multiplicativmn 
statt  des  Ordinal -Adverbiums,  so  IIT  635  bis  ,zum  zweiten  Male'  (wie 
das  spätlat.  secundo  IV  875),  decies  V  830,  1083. 

Als  Gen  it.  partit.  kommt  neben  nostrtim,  ueftfrum  (II  525,  IV  902, 

V  54)   auch  mstri  (III  257,  V  603,  1190,  VII  269)  und  uestn  (V  55) 

vor.    Statt  iidem  und  iisdem  steht  im  Spätl.  und  Mlat.  gern  hidem  und 

hisd^,  letzteres  findet  sich  111  384,  IV  173,  257,  V  531,  1013,  VI  545, 

vgl.  p.  XL. 

b)  Verb  um. 

Als  Deponens  erscheint  cachinnari  V  868  und  uiari  (vgl.  Gloss.). 
Neu  sind  die  Perfecta  von  quatio  (lY  535)  und  clango  (V  1065,  1067). 
hibo  hat,  wie  im  Spätl.,  ein  Supinum,  daher  hibiturus  V  900,  982  (wie 
Vulg.  Matth  XX  22)  und  ebibitus  V  600.  Abweichende  Bildung  des 
Sup.  und  der  von  ihm  abgeleiteten  Formen  findet  sich  bei  edere,  fri<:are 
und  mulgere;  neben  esus  1  366,  ambesus  III  995,  obesus  V  1205  bilden 
aUe  Hss.  das  Part.  Perf.  comestns  I  381,  412,  II  399,  VII  265  (vgl. 
Paucker,  Subrelicta  p.  25*,  Neue  n  442  f.) ,  während  das  Sup.  selbst 

V  1089  comesnm  lautet;  zu  fricare  gehört  frixa  III  732,  wo  potio 
statt  speciea  steht,  vgl.  p.  XX VII  und  Kaulen  p.  193;  enmlgeo  bildet 
emulctus  (ABD,  emultus  CE),  welches  als  vereinzelt  bei  den  Alten 
vorkommend  (Neue  II 442)  auch  loa.  de  lanua  bezeugt.  —  Zu  dem  vul- 
gären Futurum  partibor  n  515  vgl.  Kaulen  p.  192,  Rönsch  p.  292,  Neue 

II  341  f.  Der  Coniunct.  Praes.  vertritt  Öfter  den  Ind.  Fut.,  zunächst 
bei  ire  {,eani :  tbo'  Löwe  Prodr.  p.  421,  exeam  ==  ejoibo  ludic.  VIII  32, 
Kaulen  §  112,  redeam  statt  redibo  Vital.  Bles.  Amphitruo  117),  so  hier 

I  225,  VII  383  und  wohl  11  514,  dann  in  der  I  CJonjug.,  vgl.  III  392, 
IV  176,  V  418,  VI  462,  VII  216.  Die  II  Plur.  Imper.  Fut.  auf 
' aminor  findet  sich  beim  Deponens  II  621,  V  129,  vgl.  Neue  II  302. 
Über  benedicite  ,sei,  seid  gesegnet'  vgl.  Glossar.  —  In  den  zusammen- 
gesetzten Formen  des  Passivs  steht  statt  sum,  sim,  er  am,  essem,  ero, 
esse  recht  häufig  fai,  faerim  u.  s.  f.,  wie  I  397,  410,  851,  864  etc. 
Beliebt   ist   die  Umschreibung   des   Fut.    I    durch   -urus  sum,   wie 

III  292,  417,  440,  750,  1141  etc.,  ebenso  in  der  Vulgata  (lob  XIX  27, 
Tob.  n  18).  —  In  den  Comp,  von  ire  finden  sich  statt  ibis,  ibit  auch 
die  Flexionsformen  der  IV.  Coniug.  -ies  und  -i^t,  so  I  827,  III  813, 
1070,  1158,  IV  583,  V  713,  vgl.  Rönsch  p.  292  f.,  Kaulen  p.  193,  Neue 

II  344.  Die  ungebräuchlichen  Formen  fiio  und  malens  kommen  V  1202 
und  V  634  vor;  über  erstere  vgl.  Rönsch  p.  294,  Neue  II  473.  — 
Neben  dem  regelmässigen  odi  (I  911,  III  157,  301  etc.)  erscheint  der 
Infinitiv  odire  1  713  (vgl.  Gloss.);  c^peram  hat  wie  oderam  die  Bedeu- 
tung des  (erzählenden)  Imperfects,  II  109,  188,  203,  III  1094,  IV  131, 
265,  V  659,  ebenso  im  "Waltharius.  —   Über  pqniteo  als  persönliches 


TV.    (hwnmAtik.  XTiTTI 


Verbmn  (I  851)  vgl.  Kaulen  p.  161 ,  KofiEmane  I  70,  El.  lat  Denkm. 

p.  7a  — 

c)  Partikeln. 

Der  Kürze  halber  mag  alles  Wichtige  gleich  hier  zusammen- 
gestellt werden,  non  wird  (neben  ne,  z.  B.  IV  659)  auch  im  Verbet  und 
Wunsch  gebraucht  III  797,  IV  178,  393,  451,  VII  541,  wie  in  der 
Vulgata  (Ecclesiasticus  XV  11  f.,  XVI  2,  lob  III  4, 6, 9)  und  sonst  im 
Iflat  (Prora  927,  Nig.  Spec.  68,  e).  tarn -quam  steht  öfter  statt  eo-guo 
vor  dem  Comparativ,  I  257,  V  1256,  VI  400,  429,  wie  vereinzelt  bei 
den  Alten,  eUka-quam  statt  eo-quo  V  529  f.,  eo  fehlt  VI  296,  beide 

IV  160.  Über  das  an  der  Spitze  des  vergleichenden  Nachsatzes  meist 
fehlende  sie,  ita  vgl.  zu  III  1. 

apud  statt  in  c.  abl.  III  425  (vgl.  Bönsch  p.  391);  sub  drückt 
hie  und  da,  wie  ^no.  das  Subject  des  activen  Satzes  aus,  vgl.  IV  999, 

V  37,  1140;  mper  wird  gebraucht  1.  sinnlich,  a)  oben  . .  auf,  c.  abl. 
IV  81,  VII  345,  meist  aber,  zumal  wenn  es  nachgesteUt  ist,  c.  aoc., 
I  734,  ni  407,  IV  1025,  V  196,  VI  486,  VII  86,  b)  über  . .  hin,  c.  acc, 
in  959,  V  1291;  2.  übertragen,  a)  c.  abl.,  um  den  Gegenstand  des 
Denkens  und  Empfindens,  bez.  ihrer  Äusserungen  zu  bezeichnen,  I  435, 
702,  II  383,  459,  464,  III  101,  511,  627,  861,  1064,  1141,  IV  150, 
VII  510,  geht  daher  leicht  in  die  causale  Bedeutung  über  (vgl.  Kaulen 
p.  206),  III  983,  VII  219,  b)  c.  acc,  ,herr8chend  über\  II  240,  III 10, 
53,  V  459,  1088  (vgl.  Kaulen  p.  221).  —  Neben  sine  kommt  häufig 
das  vulgare  äbsque  vor  (24mal).  Wie  Präpositionen  mit  dem  Genitiv 
verbunden  erscheinen  hinc  , diesseits'  imd  tWtnc  »jenseits*  V  777,  779. 

Über  ac  vor  Vocalen  vgl.  p.  XXVTI;  et  fehlt  in  der  Verbindung 
zweier  Subst  I  763,  zweier  Verba  IV  550,  VII  624;  ue-nec  III  885, 
-que-nec  IV  403;  nee  fehlt  im  ersten  Gliede  des  Paares  nee -nee  1  565; 
-ue  abundiert  versfüllend  III  579.  Über  rhetorische  Wiederholung  von 
Adversativpartikeln  vgl.  zu  II  30.  ne  steht  statt  tä  non  I  723  (vgl. 
Cato  Dist.  I  11,  2),  II  529,  VII  69;  qiiam  primum  statt  cum  primum 
in  419,  V  1115;  sin  dliter  statt  si  aliter  III  1006,  sin  statt  st  non 
IV  92,  1021,  sin  autem  statt  sin  aliter  VII  70  (vgl.  Bönsch  p.  405), 
ae  si  ohne  vorhergehendes  Adverbium  der  Gleichheit  statt  quasi  IV  867; 
über  si  quidem  vgl.  zu  I  785. 

Zur  Syntax. 

a)  Casuslehre. 

eflicior  wird  I  33,  IV  830,  VII  705  mit  dem  Prädicatsnominativ, 
wie  fio,  verbunden,  ebenso  in  der  Vulg.,  z.  B.  Prouerb.  Salom.  XIII  20. 
—  Bei  der  CJopula  esse  steht  das  Adverbium  I  845,  IV  51,  vgl.  Kaulen 
p.  241.  —  Der  Genitiuus  comparationis  begegnet  I  840,  VII  8  (Kaulen 


XLIV  IV.    GnunmÄtik. 


p.  221,  Rönsch  p.  435),  der  Gen.  pretii  bei  tialere  I  842,  VI  256;  der 
Gen.  des  Personalpronomens  statt  des  Fron,  possess.  I  318,  III  316, 

IV  536,  769,  V  834,  vgl.  Rönsch  p.  418,  Kaulen  p.  142,  Bacli  zu 
Omd.  Metam.  I  30;  egere  wird  22 mal  mit  dem  Gen.,  6 mal  mit  dem 
Abi.  verbunden.  —  Der  Dativ  der  Person  steht  bei  uetare  IV  239 
(I  650),  wie  bei  prohibere  alicui  aliquid  1  555,  590,  bei  iübere  II  464, 
512,  III  147,  rv  115,  788  (Kaulen  p.  227).  bei  loqui  I  439  (Rönsch 
p.  440),  bei  deficere  1  743,  VII  380  (über  sibi  deßcere  vgl.  zu  I  949), 
wie  in  der  Vulgata  (Kaulen  p.  225),  fehlt  stets  bei  proponere  ,sich 
etwas  vornehmen',   I  874,  900,  974,  II  332,  III  207,  1014,  IV  452, 

V  1198,  VI  268,  VII  409,  wie  Lib.  Sap.  VII 10,  ffildeb.  De  Mysterio  1, 
De  Mahumete  46  etc.,  henedicere  hat  in  beiden  Bedeutungen  sowohl 
den  Acc.  als  den  Dativ,  vgl.  II  143  und  Kaulen  p.  223.  Über  ferre 
alicui  aliquid  im  Sinne  , rauben*  vgl.  C.  Barth  zur  Philippis  X  730. 
"Wie  esse  wird  ire  in  der  Bedeutung  , gereichen'  mit  doppeltem  Dativ 
verbunden  III  650  (IV  662?),  ebenso  uiuere  V  538.  —  Als  Transitiua 
stets  mit  dem  Acc.  construiert  werden  assilire  II  494,  IV  209,  VI  103, 
191  (mit  in  c.  acc.  nur  in  der  Interpolation  V  818,  2),  immer gere  ,hin- 
eintröpfehi  in  . .'  V  832,  incidere  I  447,  808,  U  535,  V  15  f.,  171,  211, 
795,  VI  247,  392,  VII  489,  540  (wie  im  Spätiat.;  mit  in  c.  acc.  nur 
Vn  3),  intercedere  I  329,  petere  aliquem  , bitten'  III  652,  741,  834, 

VI  166  (Rönsch  p.  441,  Kaulen  p.  228).  in  c.  acc.  steht  statt  des 
Prädicatsnomens  UI  675,  agere  aliquem  in  festem  ,jem.  zum  Zeugen 
pressen',  vgl.  Kaulen  §  148.  Anstatt  des  Adverbiums  steht  der  Acc. 
Neutr.  nicht  bloss,  wie  bei  den  Alten,  häufig  bei  den  Verbis  der  sinn- 
lichen Thätigkeit  (1 113,  345,  768,  823,  II  414,  444,  589,  UI  1114,  V  423, 
733,  740,  778,  886,  901,  1062,  VI  8,  192,  VII  75,  222,  251,  282,  663), 
sondern   auch  für  die  Zeit;   so  das  schon  classische  hngum  V  727, 

VII  237,  549,  618,  femer  ^ernum  III  11,  hreu^e  V  730,  modicum 
V  244,  1109,  tantillum  (vgl.  Glossar);  ja  selbst  indubium.  wird  gewagt 
vn  292.  —  Ein  neuer  Ablat  pretii  ist  honesta  III  567,  V  461.  in  re 
studere  findet  sich  III  259,  in  re  fid^e  IV  135,  vgl.  Kaulen  p.  227,  224. 
Der  Ablat  der  zeitlichen  Ausdehnung  steht  IV  897  (wie  schon  Ars 
am.  I  38,  Fast.  VI  670),  V  319,  620,  VI  423,  435  (Kaulen  p.  232),  auf 
die  Frage  wann?  steht  neben  dem  blossen  Abi.  auch  in  c.  abl.  (I  742, 
III  354,  737,  VI  58),  wie  in  der  Vulgata  (Kaulen  p.  232).  Der  Abi. 
findet  sich  für  die  räumliche  Ausdehnung  IV  958,  VII  660  (Kaulen 
p.  220).  Auf  die  Frage  wohin?  steht  der  blosse  Abi.  V  443,  VI  217, 
VII  6,  in  c.  abl.  in  der  Wendung  in  aure  profatur  III  543,  wie  Gen. 
XX  8,  Job  YYXTTT  8,  Nig.  Spec.  60,  5,  120,  9,  daneben  auch  in  c.  acc. 
III  647,  VI  363,  wie  Hör.  Serm.  I  9,  9;  vgl.  mordere  in  lardo  I  383 
und  überhaupt  Rönsch  p.  406  f.,  Kaulen  p.  206  f.,  Rose  Anthim.  p.  53. 


IV.    OnaunAtdk.'  XLV 


~  Hypallage  der  Casus  findet  sich  öfter,  vgl.  I  1063,  II  194,  269, 
m  40,  159,  IV  449,  V  365. 

b)    Zum  Nomen. 

Adjectivisch  gebraucht  werden  die  Snbst  avLgwr  11  42,  jTopa 
(Ygl.  Glossar)  und  uhidex  1 1006,  VII  587.  —  In  kurzen  Aufforderungen 
an  eine  Mehrzahl  steht  neben  dem  Plural  (III  696,  IV  992)  gern  der 
Singular,  um  den  Befehl  jedem  einzelnen  einzuschärfen,  so  III  463, 
IV  617,  991  f.  —  Gemäss  dem  Sprachgebrauch  der  Vulgata  kann  jedes 
männliche  A^jectivum  die  Stelle  eines  Subst.  einnehmen,  ja  sogar, 
wie  I  1012,  II  318,  321,  III  282,  obenein  ein  adjectivisches  Attribut 
erhalten.  Dasselbe  gilt  vom  Neutrum,  so  uile  III  859,  utüe  V  329, 
VI  196,  vgl.  im  Glossar  cat*Mm,  noxium,  purum ,  plumeutn,  proficuum 
und  die  oben  aufgeführten  Adverbia  der  Zeit  —  Der  Comparativ  steht, 
wie  überhaupt  im  sinkenden  Latein,  nicht  selten  für  den  Positiv,  so 
bei  den  Begriffen  der  Schnelligkeit  (III  265,  IV  960,  V  1043)  und  des 
Alters  (nach  Analogie  von  serUar  wird  iunior  =»  iuuenis  II  458,  III  124, 
691,  700  verwandt);  vgl.  femer  1 131,  284,  924,  IV  843,  1005,  VII  515; 
rV  670  ist  manet  wegen  des  Folgenden  und  VI  296  wohl  =  est  (zu 
ni  304)  zu  deuten.  Der  Comparativ  erscheiat  anstatt  des  Superlativs 
II  297,  m  387.  imus  wird  als  Positiv  behandelt  VII  459,  vgl.  Verg. 
Georg.  I  401,  Rönsch,  Z.  f.  österr.  G.  1882  p.  337  f.  —  Das  Pronomen 
person.  fehlt  öfter,  wo  es  um  des  Gegensatzes  willen  auszudrücken 
war,  I  417,  728,  in  287,  V  311,  VII  438.  Während  sui,  stW,  se  in 
unserem  Gedicht  stets  reflexiv  gebraucht  werden ') ,  hat  suus  schon  im 
Spätlat.  die  Schranke  der  Beflexion  fallen  lassen  und  steht  ohne  Bück- 
beziehung auf  das  Subject  II  108,  580,  III  486,  IV  784,  V  307,  674, 
942,  1114,  vgl.  Kaulen  p.  143,  Paucker  SubreUcta  p.  21,  Beger  Latei- 
nisch und  Bomanisch  p.  58.  Das  sonst  im  Mlat.  häufige  Ihrzen  der 
angeredeten  Person  kommt  hier  nirgends  vor.  Über  ipae  und  iste  vgl. 
Glossar.  Über  die  Verrückung  des  Beziehungswortes  in  den  Relativ- 
satz vgl.  zu  II  63.  Die  relative  Satzverbindung  findet  sich  innerhalb 
des  Satzgefüges  I  950,  V  1199;  VII  591  sind  die  Sätze  umzudrehen, 
sodass  die  Periode  mit  Quem  beginnt  dliquis  steht,  wie  in  der  Vul- 
gata (Kaulen  p.  147),  auch  in  negativen  Sätzen,  so  III  488,  IV  856 
und  öfter. 

c)   Zum  Verbum,  1.  zum  Gebrauche  der  Tempora. 

Überaus  häufig  wird  nach  deutschem  Sprachgebrauch  das  Prae- 
sens im  Sinne  der  Zukunft  gesetzt,  z.  B.  I  249,  349  f.,  488,  573,  587, 


1)  y  946  kann  aibi  auf  den  Abt,  aber  doch  anch  auf  das  Subject  des  Satzes 
besogen  wenden. 


XLVI  rv.    Grammatik. 


folgerecht  auch  das  Perfectum  für  das  Fut.  II,  ^e  I  373.  Das 
Particip.  Praes.  drückt  oft,  wie  in  der  Vulgata  (Kaulen  p.  195),  eine 
vorzeitige  Handlung  aus,  so  I  312,  945,  n  181,  211,  429,  III  248,  279, 
290,  480,  867,  978,  IV  959,  1023,  V  570,  755,  764,  965,  1215  f.,  VI  175, 
VII  21,  601.  —  In  den,  weil  für  jede  Zeit  gültigen,  Sentenzen  kommt 
neben  dem  Praesens  nicht  bloss  das  gnomische  Perfectum,  mit  (I  92, 

III  570,  IV  111)  oder  ohne  8^e  (III  1028,  IV  866,  V  807  f.)  sondern 
auch  das  Futurum  I  vor  (I  44,  640,  II  646,  III  184,  196,  1148,  •IV  50, 
423,  VII  418;  I  41  sogar  Fut.  11  neben  futuralem  Praesens).  Das 
ebenso  der  alten  Volkssprache  (Kühner  II  110)  eigenthümliche  wie 
moderne,  sowohl  deutsche  wie  französische,  Fut  I  der  Wahrschein- 
lichkeit (Beger  p.  93)  findet  sich  I  566  (durch  sicut  opinor  verdeut- 
licht), m  122,  693,  V  502.  Das  dactylisch  bequemere  Fut.  U  Act 
steht  in  vulgärer  Weise  (Kühner  II  113  f.)  öfter  statt  des  Fut  I,  so 
I  41,  734,  n  489,  UI  442,  IV  183,  573,  V  335,  im  Passiv  IV  478;  das 
Umgekehrte  (nach  postquam)  III  1161,  V  957,  vgl.  IV  840.  Hie  und  da 
wird  das  Fut  I  statt  moZo  mit  dem  Inf.  Praes.  gesetzt,  wie  III  732,  915, 

IV  570.  Bekannt  ist  endlich,  dass  fore  im  Mlat  ganz  »>  esse  gebraucht 
wird,  so  auch  hier  22mal,  I  445,  639  etc.  —  Nach  dem  Vorbild  der 
römischen  Dichter  und  des  Spätlat  (Bönsch  p.  431)  steht,  theils  um 
die  Versification  zu  erleichtem,  theils  um  der  Abwechselung  willen 
(II  550),  häufig  der  Inf.  Perf.  statt  des  Inf  Praes.,  sogar  mit  Erwei- 
terung der  überkommenen  licenz  beim  Acc.  c.  Inf.  (wie  I  408,  II  622), 
und  da  das  Praes.  stets  den  Sinn  der  Zukunft  haben  kann,  auch  statt 
des  Inf.  Fut.  (III  765,  V  210).  atistts  wird,  wie  bei  den  Alten  seit 
livius  öfter  (Kühner  II  567,  Draeger  III  746) ,  hier  regelmässig  statt 
audens  gebraucht,  die  Stellen  sind  I  988,  II  36,  439,  561,  (sogar 
statt  austira),  III  141,  548,  (statt  ut  cupiuisset,  quis  austis  fuü)j 
und  ebenso  ist  III  225,  IV  573,  VI  184  zu  deuten,  vgl.  Steinmeyer 
Ahd.  Gl.  I  24,  IS,  Gengier  p.  788.  Ähnlich  steht  hahitum  ==  id  quod 
habetur  IL  27,  III  934 ;  vgl.  überhaupt  Kaulen  p.  195.  Das  Plusquam- 
perfectum  Actiui  (selten  Pass.,  wie  I  263)  steht,  wie  durchweg  im 
mlat  Hexameter  (Grimm  und  Schmeller  Lat  Ged.  p.  70,  Seiler  Ruod- 
lieb  p.  121),  wegen  seiner  dactylischen  Gefügigkeit  gern  für  das 
deutsche  Präteritum,  zumal  für  das  Perf.,  sowohl  im  Haupt-  wie  im 
Nebensatz  (für  letzteren  vgl.  I  947,  III  1179,  IV  651,  V  1257,  VI  449, 
Kaulen  p.  252).  Die  Consecutio  temporum  wird  sehr  sorgfältig  beob- 
achtet, verletzt  nur  in  Fällen,  wo  auch  die  Alten  sich  grössere  Frei- 
heit gestatten,  nämlich  a)  der  Modus  richtet  sich  nicht  nach  dem 
regierenden,  sondern  mittelst  einer  Attraction  nach  einem  andern  Satz 
der  Periode  (H  232,  460,  V  20),  b)  der  Modus  wird  durch  die  hypo- 
thetischen Gesetze  beeinfiusst,  und  zwar  1)  Auf  ein  Haupttempus  folgt 


rV.    GiammatUt  XLVII 


der  Comunct  Imperf.  oder  Plusq.,  weil  der  Nebensatz  irreal  (oder 
Potential,  s.  u.)  zu  denken  ist,  m  904  (ergänze  8%  peüem  pr^staret)^ 

IV  413  (erg.  st  fas  et  tempus  esset  aus  409) ,  1027,  V  283  (=  etiamsi 
mortaris),  so  auch  I  136,  VI  11  (nist  rogasses  =  nisi  tiero  rogauisti, 
id  quod  non  factum  est);  2)  In  Sätzen,  die  vom  Cloniunct.  Imp.  irrealis 
abhangen,  kann,  da  sich  dieser  auf  die  Gegenwart  bezieht,  der  Ooniunct. 
Praes.  stehen,  I  93,  471,  630  f.,  641,  V  151,  VU  395;  3)  In  Final- 
sätzen steht  nach  einem  Praeteritum  der  Coniunct.  Praes.,  um  die 
Fortdauer  der  erstrebten  "Wirkung  bis  in  die  Gegenwart  des  Sprechen- 
den zu  bezeichnen,  IV  924;  vgl.  für  diese  Abweichungen  Kühner 
n  784  —  776  f.  —  785  f.  —  782.  —  Zuweilen  steht  der  C.  Imp.  statt 
des  C.  Plusq.,  wie  IV  1001,  namentlich  in  irrealen  Bedingungssätzen, 
n  225,  ni  548,  VI  473,  das  Umgekehrte  findet  sich  II  237,  vgL  Rönsch 
p.  431 ;  ebenso  der  C.  Perf.  statt  des  C.  Praes. ,  1 187,  230,  779,  HI  74, 
113  f.,  710,  931,  V  335  u.  ö. 

2)    Zur  Moduslehre. 

Voranstehe  Eaulens  Bemerkung  (p.  251)  ,Fast  sämmüiche  Con- 
junctionen,  welche  sonst  den  Indicativ  im  Nebensatze  bedingen, 
regieren  in  der  Vulgata  theils  immer,  theils  oftmals  den  Ooiyunctiv, 
und  zwar  ohne  dass  im  letzteren  Falle  eine  Eegel  für  den  Gebrauch 
des  einen  oder  des  anderen  Modus  erkennbar  wäre '.  Konnte  eine  der- 
artige schrankenlose  Willkür ,  durch  das  sorgfaltige  Studium  der  römi- 
schen Klassiker  als  Gegenpol  gehemmt,  auch  nicht  in  vollem  Umfange 
in  die  mlat.  Poesie  einreisson,  so  hat  doch  immerhin  das  sprachliche 
Vorbild  der  Vulgata  die  klare  Auffassung  der  Modusverhältnisse  in 
einem  durch  die  Eigenart  der  Dichter  bestimmten  Grade  getrübt. 

Inverallgemeinemden  Relativsätzen  steht  neben  dem  Indicativ 
vereinzelt  in  altlat  (Kühner  II  788  Anm.  1)  und  mlat.  (Prora  898, 
Nig.  W.  51,  sf.,  78,  12,  109,  is,  122,  6,  Alan.  Parab.  III  48,  Henric. 
Sept.  II  175,  Philippis  IV  354)  Weise  der  Conj.,   so  nach  quocumque 

V  1033,  uter  ( —  libet)  I  468  in  einräumendem  Sinne,  ähnlich  nach 
{seu),  seu  III  518.  —  Gern  wird  der  Gegensatz  durch  zwei  oder 
mehrere  concessive  Hauptsätze  asyndetisch  (vgl.  Kühner  II  754)  aus- 
gedrückt, wo  wir  siuey  siue  c.  ind.  erwarten,  wie  uelis  nolis,  queam 
nequeam,  vgl.  I  230,  507,  985,  998,  III  424,  851  f.,  IV  90,  177,  V  117, 
272,  693,  VI  155,  VII  486  und  Prosaglosse  zu  Prora  261;  II  183—186 
sind  die  Glieder  der  Disjunction  durch  siue  verbunden,  III  560  sind 
statt  dessen  zwei  Ind.  Fut.  II  gesetzt.  Über  das  finale  quatinus  vgl. 
Glossar.  tU  bez.  ne  kann  auch  nach  iubeo  (III  148,  233,  IV  189,  vgl. 
ßönsch  p.  427,  Kaulen  p.  249)  und  ueto  (III  1099,  Kühner  U  530) 
stehen;  egeo  ut  V  1088,  amo  (=»  cupio)  tU  VI  22.  —  quoad  erscheint 


XLVIII  IV.    Grammatik. 


stets  in  der  Zasammensetziuig  mit  usque.  Nach  den  Co^j.  ,so  lange 
als'  findet  sich  neben  dem  Indic.  (IV  907,  VII  220)  auch,  wie  in  der 
Vulgata  (Job  32,  ii,  Edus.  29,  s),  der  CJonj.  V  963  (VII  383  ist  wohl 
eas  »>  ibis).  Bas  einen  Zweck  oder  eine  Erwartung  ausdrückende 
dum,  donec,  qvioadusque  regiert  stets  den  Conj.  (13mal);  da,  wo  jene 
Ck)nj.  eine  Thatsache  bezeichnen  sollen,  wird  neben  dem  Indic.  (8mal) 
hie  xmd  da  in  nachclassischer  Weise  (Kühner  II  913)  der  Conj.  gesetzt 
(I  428,  III  806,  Vn  564).  Der  in  der  vnlg.  Sprache  beliebte  (Kühner 
n  911,  Eönsch  p.  400)  Gebrauch  von  dum  =  cum  bist,  mit  Coig.  Imp. 
oder  Flusq.  steht  tmserem  Gedichte  fem,  so  häufig  er  sonst  im  MLat 
ist;  wohl  aber  kommt  dum  ••=  cum,  quando  mit  dem  Indic.  vor  IV  112, 
V  6,  559,  648,  VII  238.  —  Statt  der  Subordinierung  mit  antequam 
steht  zuweilen  ein  negierter  Hauptsatz,  so  III  310,  V  1091.  —  quod 
und  quia  haben  für  die  objective  Angabe  des  Grundes  neben  dem  Ind. 
zuweüen  den  Ck)iy.  (II  278,  UI  1153  f.,  IV  833,  V  1263,  vgl.  UI  301, 
IV  107),  ebenso  quando  III  626.  —  Die  Objectssätze  nach  den  Verbis 
sentiendi  et  declarandi  werden  neben  dem  Acc.  c.  Inf.  auch  in  vulg. 
Sprechweise  (Kaulen,  Gesch.  der  Vulgata  p.  139,  Handbuch  p.  186,  211, 
Rönsch  p.  402,  Paucker  Spicil.  p.  109—112,  Bartak  p.  111,  Kühner 
II  838  f.)  mit  quod  (c.  ind.  4mal,  c.  coni.  14mal),  ja,  wie  seitLactanz 
Sitte  wird,  auch  mit  quia  (c.  ind.  6mal,  c.  coni.  3mal,  wie  Job  19,  e) 
und  quoniam  (nur  einmal  und  zwar  c.  ind.  III  577,  c.  coni.  z.  B. 
Acta  Apost  21,  29)  gebildet;  auch  nach  pati  kommt  quod  vor  (I  904) ; 
nie  aber  wird,  wie  bei  andern  mlat.  Dichtem  (wie  Nigellus  "W.,  Alanus, 
vgl.  schon  Seiler  Buodlieb  p.  129)  quod  im  Sinne  von  ut  consecut. 
gebraucht.  Die  Conjunctive  IV  1001,  VI  474  sind  von  dem  999,  bez. 
471  vorhergehenden  quod,  quia  abhängig  zu  machen,  nicht  aus  der 
deutschen  Form  der  obliquen  Bede  (vgl.  übrigens  Kühner  II  1027, 
Anm.  1)  zu  erklären.  —   Bedingungssätze  aller  drei  Kat^gorieen  (vgl. 

I  176;  I  848;  I  395)  werden,  wenn  sie  positiv  sind,  öfter,  wie  im 
Hebräischen  und  in  der  Vulgata  (Kaulen  p.  252,  vgl.  Edus.  "KXXI 
12,  21) ,  im  classischen  Latein  (Kühner  U  760  f.)  und  in  den  modemen 
Sprachen,  ohne  einleitendes  si  oder  dummodo  (für  letzteres  vgl.  I  574, 

II  589,  III  800,  IV  62,  603)  und  dann  gem  mit  Voranstellung  des 
Verb,  finit.,  doch  auch  ohne  Inversion  (beides  neben  einander  II  514) 
gebildet;  manche  Stellen  sind  streitig,  weil  sie  sich  nicht  sowohl  als 
Fragesätze  deuten  lassen  (vgl.  Kühner  a.  a.  0.  Anm.  4),  als  vielmehr 
mit  dem  auffordemden  Coni.  Perf.  (vgl.  V  180)  zu  nah  berühren.  Vgl. 
I  176,  395,  547,  574,  609,  848,  II  514,  602,  III  729,  819,  IV  175,  271, 
409,  535,  576,  V  272,  409;  sin  (autem)  ist  beim  zweiten  Gliede  der 
hypothetischen  Alternative  I  845,  971,  982,  II  514  zu  ergänzen;  Para- 
taxe der  Glieder  einer  irrealen  Periode  begegnet  VI  327.  —   Wie  in 


IV.    Otammatlk.  XTjTX 


den  deutschen  Conj.  Imp.  und  Plnsq.  die  Eategorieen  der  Möglichkeit 
and  der  Nichtwirklichkeit  in  einander  verfliessen,  so  finden  sich  in 
unserem  Gedicht  öfter  die  Conjunctiye  der  histor.  Tempora  statt  der 
Coni.  Praes.  und  Perf.,  sogar  dann,  wenn  durch  Zusatz  von  forsan, 
fortasse  die  Möglichkeit  der  Annahme  ausdrucklich  hervorgehoben  wird, 
wie  II  449,  518  f.,  607,  IV  364,  sonst  I  137  f.,  440,  1018,  lU  777, 

V  306;  Coni.  Praes.  im  Bedingungssatz,  Coni.  Imp.  im  Folgerungssatz 
kommt  IV  409  f.,  VII  396  vor;  vgl.  für  diese  Erscheinungen  auch 
Kühner  II  924.  So  wird  die  Möglichkeit  auch  in  Concessivsätzen 
(V  283)  und  Wunschsätzen  (IV  220,  V  724)  durch  den  Coni.  Imp. 
ausgedrückt  Anderseits  haben  deUberative  Fragen  negativen  Cha- 
racters,  trotzdem  sie  sich  auf  die  Gegenwart  beziehen,  gern  den 
Coni.  Imperf.  (II  591,  IV  531,  565,  695,  V  925,  VII  38  f.).  Auch 
in  Fragen,  die  mit  Unwillen  und  Entrüstung  eine  Annahme  abweisen 
(Kühner  II  1006),  steht  sowohl  der  Coni.  Praes.  (H  143,  IV  149,  322) 
und  Perf.  (I  693,  IV  354,  V  234,  651),  wie  der  Ck)ni.  Imp.  (I  641,  660, 
m  71,  IV  380,  V  245,  VI  76,  311,  VII  61)  für  die  Gegenwart,  stets 
ohne  i€^,  einmal  (IV  354)  mit  -ne.  Hat  der  Folgerungssatz  der 
irrealen  Periode  die  Hilfsverba  , können,  müssen',  so  steht  neben  dem 
Indic.  (25mal)  auch  zuweilen  der  Coni.  Imp.  oder  Plusq.  (II  317, 
III  220,  VII  453).  nisi  forte  endlich  wird  III  493,  wie  im  Spätiat. 
(Draeger  II  721)  mit  dem  Coni.  verbunden.  —  quamquam  hat,  wie 
in  der  Vulgata  (Kaulen  p.  252,  Draeger  11  738),  stets  den  Coni.  (I  57, 

V  1028,  VII  446).  licet  wird  als  reine  Conjunction,  wie  qwimuis  schon 
bei  den  Alten  (Kühner  11  958  f.),  sowohl  mit  den  Coni.  der  Haupt- 
tempora  (7mal),  wie  mit  denen  der  histor.  Tempora  verbunden,  sei  es 
gemfiss  der  Cons.  temp.  (I  129,  II  549,  IV  895),  sei  es  gemäss  den 
hypothetischen  Gesetzen  (I  629,  V  283).  Bei  cum  adueisatiuum  steht 
theils  der  Coni  (III  12,  101),  theils,  wie  bei  den  alten  Komikern 
G)raeger  n  742),  der  Indic.  (III  19).  —  Die  indirecten  Fragesätze 
haben  meist  den  Co^junctiv  (c.  150mal),  werden  indessen  auch  in 
alüat  (Draeger  II  434  ff.),  vulgärer  (Rönsch  p.  428  f.,  Kaulen  p.  247), 
spätiat  (Leo,  Ven.  Fort ,  Ind.  s.  u.  interrog,  indir.)  und  mlat.  Weise 
(Hüdeb.  Mathem.  187—195,  Ligurinus  I  485,  Nig.  W.  42,  i  v.  u., 
Alexandreis  IV  84 f.  etc.),  Öfter  mit  dem  Indic.  construiert  (III  1082, 
1168,  IV  110,  731,  867,  896,  V  201,  335  [uideHt  =  uidebit],  614,  895, 
1072,  1229,  VII  122,  233,  264,  288,  439,  579,  582  ff.)  — .  Aus  dem 
Prohibitiuus,  wie  ne  dixeris,  entwickelte  sich  rückbildend  eine  neue 
Form  des  lussivs,  also  dixeris  =  die  (die  allerdings  von  den  para- 
taktischen Bedingungssätzen  nicht  immer  scharf  zu  unterscheiden  ist), 
80  1 186,  382,  V  180,  vn  524,  vgl.  III  971,  V  272  und  die  Lesart  von 
C  UI  729. 

Voigt,  TsengTimus.  d 


rv.    Gnmmaiik. 


3)     Zu  den  Nominalformen  der  Verba. 

Der  Infinitiv  besitzt  im  Mlai,  wie  in  den  modernen  Sprachen, 
eine  weit  ausgedehntere  HeiTschaft  als  im  classischen  Latein  und 
gewährt  dadurch  der  Darstellung  ein  hohes  Mass  von  Beweglichkeit. 
Der  blosse  Inf.  steht  als  Object  nicht  bloss  häufig  in  vielen  bei  den 
Alten  nur  vereinzelt  nachweisbaren  Fällen,  wie  nach  doleo  (nur  Hör. 
carm.  IV  4,  62,  hier  8mal) ,  sondern  auch  nach  despicio  (III  985,  Bolus. 
VII  10),  nego  (--=  nolo,  n'184,  III  748,  758,  IV  556,  V  33,  262, 
VII  396),  refuto  (=  dedignor,  II  583),  rennuo  (I  201)  —  propono 
(I  874,  900,  m  207),  uoueo  (LI  76,  IV  24,  V  984),  deuoueo  (VII  564), 
iuro  (I  879,  V  967,  vgl.  Draeger  II  378) ,  conspiro  (II  355)  —  obsecro 
(I  877)  —  suffero  IV  56  —  formido  (VI  93),  metuo  (II  255,  V  848), 
pi'^farmido  (I  580),  timeo  (VII  539)  —  fingo  (I  937,  IV  559),  simulo 
(I  869,  V  759)  —  amiUo  (VII  298),  perdo  (I  527)  —  luo  (I  118)  ~ 
Manche  der  hierher  gehörigen  Verba  liebt  der  Dichter  in  mehr  oder 
minder  auxiliarer  Weise  anzuwenden:  uoto  (I  252,  347,  574,  IV  924, 
VI  78,  VII  194),  paro  (VI  5),  nolo  (HI  1006,  V  141,  464),  non  curo 
(I  21,  868,  II  29,  139,  IV  513,  534,  638,  V  105,  VI  377),  malo 
(III  739)  —  incipio  (I  320,  III  197,  332,  VII  205),  cq»  (VII  659)  — 
fero  (I  332,  336,  348,  II  142,  147,  266,  III  932,  IV  523,  VI  412,  492), 
potior  (III  814),  suffero  (V  951),  austineo  (I  341)  —  possum  (I  848, 
U  40,  246,  III  1056,  VII  226),  queo  (V  389),  acio  (HI  538),  ualeo 
(III  833).  —  In  der  Abhängigkeit  des  blossen  Inf.  von  Adjectiven 
findet  sich  im  Allgemeinen  keine  Abweichung;  hinzuzufügen  wären 
nur  die  durch  Analogieen  gedeckten  anxius  (IV  126),  potior  (I  603, 
II  48),  pronus  (VII  300).  —  Der  Infinitiv  des  Zwecks  steht  gern  nach 
Verbis  der  Bewegung  (Kühner  II  501 ,  Kaulen  p.  238) ,  nämlich  I  729, 
II  1,  410,  636,  III  406,  773  f.,  1021  f.,  IV  608,  V  40,  180,  261,  275, 
719,  931,  VII  140,  153,  ausserdem  nach  natus  (VI  241,  Hör.  Ep.  I  2, 
27)  und  disposittis  (III  57,  wie  institutiLS  Hör.  carm.  III  8,  11).  — 
Manche  Infinitive  werden  in  spätlat.  (Leo  a.  a.  0.  p.  404) ,  mlat.  (Barack 
Hroswitha  Einl.  p.  52,  Baudouin  Pamphile  p.  242  f.,  Ecbasis  p.  145, 
Seiler  Ruodl.  p.  124  etc.)  und  romanischer  Weise  (DEW.  II  362,  Beger 
p.  52,  104f.)  wie  Subst.  verwandt,  hier  finden  sich  udle  (1 101,  IV  639), 
nolle  (rv  639),  posse  (II  20),  sapere  (IV  670),  intrare  und  reueHi  (V  449); 
gern  steht  der  Inf.,  wie  schon  Hör.  Senn.  IL  5,  69,  nach^dem  adverbialen 
(vgl.  n  516,  V  72,  422,  VI  93)  pr^ter  (I  650,  IV  239,  460,  842,  V  313). 

Der  Acc.  c.  Inf.  steht  in  gleichfalls  erweitertem  Gebrauch  als 
Subject  auch  nach  contingit  (JH  31)  und  acddit  (V  605,  vgl.  Kaulen 
p.  244  f.),  nach  superest  (II  452,  wie  Nig.  W.  81,  a  v.  u.)  und  nach 
absit  (IV  539),  als  Object  nach  cerno  (, sehen',  wie  VII  24),  audio 
(bei  unmittelbarer  Wahrnehmung,  I  1064),  dtibito  (V  470;  nach  non 


rv.  Grammatik.  LI 


dubüo  9mal);  nach  paueo  (V  857),  perhorreo  {V851),  metuo  (I  491  f., 
II  39,  VI  354,  natürlich  auch,  wie  schon  bei  den  Alten,  nach  fomiido, 
timeo,  uereor)\  nach  impropero  (V  131);  nach  decemo  (IV  825)  und 
propono  (VI  268),  obsecro  (HE  1117)  und  queso  (I  233),  innuo  (III 101) 
und  paäscor  (I  219);  endlich  nach  dnre  (V  30,  934,  VII  364,  vgl. 
Kaulen  p.  152,  236).  Von  dem  Rechte,  den  pronominalen  Subjects- 
accusativ,  zumal  bei  Congruenz  der  Subjecte  auszulassen  (Kühner  II 
516  f.),  macht  der  Dichter,  der  überhaupt  gemäss  seinem  Stilcharacter 
die  Freiheiten  einer  zwanglosen  und  lebhaften  Conversation  für  sich 
in  Anspruch  nimmt,  einen  überaus  häufigen  Gebrauch  nach  den  Verbis 
des  Sagens  (refero  III  704,  nego  III  157,  vgl.  iuro  imd  itoueo  p.  L), 
des  Meinens  (cogito  VII  12,  credo  II  198,  IV  297,  V  169,  225,  fitigo 
VII  153,  puto  II  404,  III  1096,  IV  107,  331,  V  141  etc.,  reor  I  392, 
UI  1121,  V  386,  761,  spero  II  222,  637,  V  1013,  vgl.  V  13)  und  des 
Empfindens  {grator  I  39  —  nicht  III  1157,  wo  es  den  Sinn  ,mit 
Freuden  etwas  thun'  hat  und  den  blossen  Inf.  regiert,  vgl.  Draeger 
II  333  — ,  l^iar  1 13,  II  237;  gemo  IV  338,  platigo  V  123,  queror  I  87, 

V  1160,  1220)  und  setzt  dann  nach  dem  Vorgange  der  classischen 
Dichter  die  auf  das  Subject  des  regierenden  Satzes  bezügliche  Prä- 
dicatsbestimmung  in  den  Nominativ  (II  649,  V  1220  etc.).  —  Der 
Nom.  c.  Inf.  findet  sich  auch  nach  cernor  (III  128,  131,  319,  IV  196, 

V  692,  1136,  Sedul.  II  178  f.),  conspidor  (I  965),  spector  (V  133); 
nach  sci&r  (V  350,  VI  504,  Kühner  U  521);  nach  permittar  (I  993, 
IV  371,  V  745,  Kühner  a.  a.  0.);  nach  eligor  (III  986);  endüch  nach 
preformidor  (II  649)  und  timeor  (V  1163  f.). 

Das  Particip.  necessitatis  wird,  wie  überhaupt  in  der  sinken- 
den Latinität  (Kühner  II  545)  auch  im  Sinne  der  Möglichkeit  gebraucht, 
nicht  bloss  in  der  dem  classischen  Latein  am  nächsten  stehenden 
negativen  Form  (II  204,  IV  205),  sondern  auch  positiv  (I  946,  II  14, 
392).  Eigenartig  verwendet  der  Dichter  uix  c.  partic,  entweder  tem- 
poral mit  Part.  Praes.  (statt  uix  c.  Plusq.  mit  nachfolgendem  cum  in- 
uersum)  VI  185,  VII  133,  oder  consecutiv,  um  anzudeuten,  dass  die 
Wirkung  beinahe  nicht  eintritt,  VI  199,  VII  168  (eine  Folge  drückt 
der  Abi.  absol.  auch  VII  338  aus) ;  III  289  gehört  uix  zum  Verb,  finit 
Kühn  ist  die  Construction  prius  uiso  (statt  priusquam  uisus  sum) 
II  435.  Zur  Verdeutlichung  der  logischen  (causalen,  modalen  oder 
concessiven)  Beziehung  wird  nicht  nur,  wie  bei  den  Alten,  ut,  quippe, 
qufisi,  itelutij  quamuis,  sondern  sogar  licet  (II  345)  zum  Particip  hin- 
zugesetzt Gemäss  dem  Sprachgebrauch  der  Vulgata  (Kaulen  p.  254, 
ßönsch  p.  450)  und  der  überhaupt  im  Spätlat.  einreissenden  Nach- 
lässigkeit (Kühner  II  592)  wird  in  vielen,  nur  theilweise  durch  die 
Autorität  der  classischen  Schriftsteller  (Draeger  II  779  ff.)  zu  entschul- 

d* 


LH  IV.    Oranunatik. 


digenden  Fällen  der  Ablat.  absol.  statt  des  Partie,  coniunctum  gesetzt, 
vgl.  I  171,  443,  U  43,  442,  III  57,  99,  499,  748,  IV  145,  197,  V  175, 
515,  535,  1194,  VI  159  f.,  192,  VII  273. 

Der  Gen.  Gernnd.  steht,  wie  nach  finis,  auch  nach  euentus 
(VI  248)  und  meta  (III  3),  und,  wie  nach  magister,  auch  nach  dem 
Nom.  propr.  des  summus  magister,  Bernardus  (VI  89),  femer  nach 
den  Adj.  audax  (I  197),  faciUs  (V  147)  und  reuerens  (VI  517),  vgl 
Kaulen  p.  234.  Der  Dativ.  Gerund,  hängt  von  dem  gleichsam  ein  Amt 
bezeichnenden  Subst.  index  (DI  369),  wie  anderseits  nach  dem  Vor- 
bilde der  silbernen  Latinität  von  Verben  ab,  wie  ein  reiner  Finalsatz 
dienend  (I  615,  III  457,  V  601,  VI  528).  Gleichfalls  dem  silbernen 
Latein  angehörig  (Draeger  II  794)  und  nicht  als  Germanismus  aufzu- 
fassen ist  der  Acc.  Ger.  in  der  "Wendung  nil  habet  agendum  (IV  185) ; 
nach  Analogie  von  curo  steht  inbeo  mit  dem  Acc.  c.  Gerundiuo  (IV  737). 
Der  Abi.  Ger.  hat  im  Vulgär-  und  Spätlatein  (Kaulen  p.  237  f.,  Rönsch 
p.  432  f..  Kühner  II  562),  im  Romanischen  (Diez  Gramm.  II  97,  Beger 
p.  81),  wie  im  Mlat  (vgl.  z.  B.  Seiler  Ruodlieb  p.  126)  seine  Beschrän- 
kung auf  das  instrumentale  Verhältniss  aufgegeben  und  dient  als  reines 
Part.  Praes.  (I  113,  303,  1043,  III  507,  529,  1190,  IV  251,  V  145,  377, 
397,  450,  851,  VII  48,  319)  in  jedem,  folglich  und  insofern  auch  hin- 
wiederum in  instrumentalem  Sinne  (I  31,  905,  III  334, 445, 673,  IV  321, 
965,  V  1289,  VI  454,  VII  550). 

Der  syntaktische  Gebrauch  des  Supin.  I  stimmt  nut  den  Alten 
überein ;  es  fjiden  sich  in  21  Stellen  19  erste  Supina,  darunter  folgende  in 
Draegers  (II  824  fF.)  Verzeichniss  fehlende:  cdlatum  (III 1196),  carptum 
(II  513),  comesum  (V  1089),  dictatum  (II  470),  disposüum  (II  464), 
emendatum  (III  1093),  eoq)ertum  (V  20),  pransum  (V  828),  probatum 
(VI  161),  sacratum  (V  1047),  succisum  (VI  25).  —  Bei  der  Schwierig- 
keit, zwischen  dem  IL  Sup.  und  einem  Nomen  IV.  Declin.  im  Dativ 
(wie  III  411,  V  827)  oder  im  Abi.  (wie  I  477,  IH  429,  735,  IV  153, 
V  1098)  eine  feste  Grenze  zu  ziehen,  mag  eine  Aufzählung  der  sonst 
noch  hieher  beziehbaren  Stellen  genügen :  I  184,  263,  327,  353,  488,  985, 
lU  258,  IV  300,  345,  983,  V  487,  772,  1277;  betrachtet  man  femer 
I  187  quemnam  pr^enderis  (=  meliorem  iudices)  esu,  IV  294  esu 
pr^udUt  (=  melius  est,  vgl.  345)  illud,  II  157  ^lec  pUicet  (=  bona 
uidetur)  electu,  II  475  quid  congrucU  (=  bonum  uideatur)  actu,  VI  495 
quid  cotisulis  {=  bonum  iudicas)  actu,  so  könnte  es  scheinen,  als  ob 
—  was  ich  mangels  umfassender  anderweitiger  Observation  einstweilen 
auf  sich  beruhen  lassen  muss  —  im  Mlat.  das  n.  Sup.  auch  nach 
Verbis,  die  den  BegrifE  ,gut'  in  sich  enthalten,  statthaft  wäre. 

Diese  gedrängte,  aber  hoffentlich  nichts  Wesentliches  übersprin- 
gende Zusammenstellung  eigenthümlicher  Abweichungen  gewährt  uns 


IV.    Grammatik.  LÜI 


anch  ein  Becht  zn  einem  allgemeinen  ürtheil  über  die  Sprache  des 
Dichters,  ja  über  das  Mlat.  überhaupt  Das  Mlat  ist  weder  ein  wiU- 
küiüches  Knnstprodnct  noch  das  Radebrechen  sprachnnkundiger  Stüm- 
per, sondern  seinem  allgemeinen  Wesen  nach  die  organische  Fortbil- 
dnng  des  in  der  Sjiiserzeit  tmter  dem  democratischen  Einflnss  des  alle 
urbanen  Sonderheiten  nnd  künstlichen  Schranken  niederreissenden 
Christenthnms  znr  Herrschaft  gelangten  Volkslateins,  .wie  es  in  der 
Vnlgata  sein  dem  catholischen  Mittelalter  canonisch  gültiges  Schrift- 
denkmal erhielt  nnd  damit  zugleich  eine  Reihe  von  Oraecismen 
undHebraismen  in  sich  aufnahm;  in  der  besonderen  Anwendung 
des  einzelnen  Schriftstellers  eine  specifische  Färbung  gewinnend  durch 
das  Studium  der  das si sehen  Muster,  insofern  je  nach  dem  Grade 
desselben  und  der  Empftnglichkeit  für  dessen  Anregungen  entweder 
das  Gefühl  für  die  fremdsprachliche  Eleganz  geweckt  und  durch  den 
Nachahmungstrieb  ausgebildet  oder  zurückbleibend  und  verkümmernd 
von  der  natürlichen  Gegenströmung  der  jedesmaligen  Landessprache 
rerdrSngt  wurde.  Gerade  das  Nebeneinander  dieser  disparaten,  in 
ihren  Mischungsverhifltnissen  individuell  verschiedenen  Bestandtheile 
gibt  dem  Mlat.  sein  eigenthümlich  buntscheckiges  Aussehen.  Einheit 
und  Folgerichtigkeit  hätte  nun  auf  zwiefachem  Wege  hineingebracht 
werden  können:  entweder  durch  Ausscheidung  der  vulgärlateinischen 
sowie  mattersprachlichen  Elemente  und  bedingungslose  Rückkehr  zu 
den  Yorbildem  des  goldenen  Zeitalters;  diese  Aufgabe  scheiterte  an 
der  centralen  Stellung  der  Yulgata  und  konnte  erst  von  den  Humani- 
sten und  Keulateinem  der  Reformationszeit  durchgeführt  werden  — 
oder  durch  gänzliche  Abkehr  von  den  altclassischen  Mustern,  wie  sie 
wiederholt  von  strengen  Eiferern  empfohlen  worden  ist,  aber  bei  dem 
mächtigen  Zauber,  den  die  comische,  epische  und  lyrische  Poesie  der 
Körner,  den  Plautus  und  Terenz,  Vergil,  Lucan  und  Statins,  Horaz 
vmd  Ovid  auf  das  Gemüth  der  auf  den  Gang  der  Sprachentwicklung 
entscheidend  einwirkenden  Dichter  des  MA.  ausübten,  auf  die  Dauer 
nicht  durchzusetzen  war.  Und^was  nun  den  Dichter  des  Ysengrimus 
betrifft,  so  zeigt  er  freilich  im  Sprachgesetz  und  Sprachschatz  eine 
Fülle  vulgärlateinischer,  zu  einem  kleinen  Theile  auch  nationaler  Züge 
in  streckenweise  bald  reichlicherer,  bald  spärlicherer  Vertheilung,  im 
Allgemeinen  aber  und  vorwiegend  beweist  er  eine  eindringende  Be- 
8chaitigmig  und  gründliche  Vertrautheit  mit  den  antiken  Meister- 
werken, zumal  mit  Ovid,  und  steht  in  seinem  sichtbaren  Bestreben, 
dessen  zierliche  und  glatte  Darstellung  nachzubilden,  auf  dem  Boden 
der  Renaissance  und  insofern  in  einem  entschiedenen  Gegensatze  zu 
seinem  grossen  Zeitgenossen,  zu  Bernhard  von  Glairvaux. 


LIV  V.  stu. 


Y.    Stil. 


Die  Darstellung  ist  im  Wesentlichen  objectiv,  und  wo  immer 
die  Person  des  Dichters  hervortritt,  sind  es  nicht  biographische 
Mittheilungen,  die  uns  über  Namen,  Stand  und  besondere  Lebensschick- 
sale directen  Aufschluss  böten,  sondern  a)  Reflexionen,  mit  denen  der 
Erzähler  aus  dem  Rahmen  der  Fabel  heraustretend  in  sei  es  schalkhaft 
spottender  (wie  II  39  ff.,  136  ff.,  VI  207  f.,  VII  279  f.),  sei  es  mit- 
leidiger, zumal  die  Thorheit  beklagender  "Weise  (wie  I  73  f.,  117  f., 
1051  f.,  II  317  ff.,  537  ff.,  m  1—30,  IV  513  ff.,  669  ff.,  V  1  ff.,  801 
bis  812,  VI  143  f. ,  187  f.)  an  den  Schicksalen  seiner  Personen  theil- 
nimmt,  sei  es  für  einen  unschuldig  Verfolgten  eine  Lanze  bricht  (II 
71  ff.) ,  oder  mit  denen  er  in  jener  der  Epopöe  von  jeher  eigenthüm- 
lichen  Manier  prophetische  Vorausblicke  wirft,  sei  es  auf  den  Ausgang 
der  gerade  erzählten  Einzelfabel,  bez.  eines  Theiles  derselben  (III  766, 
IV  674,  760  ff.,  V  13,  17,  135,  449,  1177),  sei  es  auf  die  Katastrophe 
des  Gesammtwerkes  überhaupt  (II  541  f.,  m  25  f.);  b)  Stellen,  die 
auf  dem  lebendig  gefühlten  Verhältniss  des  Dichters  zum  Leser  beruhen, 
insofern  jener  diesem  gegenüber  entweder  die  Wahrheit  einer  fast 
imglaublichen  Erzählung  oder  Beschreibung  ausdrücklich  betont  (1 1061, 
III  317  f.,  VII  437  f.,  vgl.  II 133)  bez.  die  Unmittelbarkeit  einer  Lebens- 
erfahrung hervorhebt  (I  1063,  III  15)  und  denselben  geradezu  anredet, 
sei  es  im  Singular  (III  317,  VII  438  f.,  vgl.  V  470,  485,  496),  sei  es 
im  Plural  mit  der  nicht  specifisch  mönchischen  (fraires)  sondern  allge- 
meinen, die  Angehörigen  der  verschiedensten  Stände  (III  963,  IV  69, 
74,  830,  832,  881,  893,  V  889,  1307)  umschliessenden  Formel  o  comites 
(I  983),  oder  mit  kühnem  Mannesmuth  auf  jede  Vertuschung  oder  Ver- 
schweigung  des  wirklichen  Sachverhalts  verzichtend  die  rückhaltloseste 
Wahrhaftigkeit  für  sich  in  Anspruch  nimmt  (V  465  f.).  Die  sonstigen 
subjectiven  Abschweifungen  sind  mit  mehr  oder  minder  geschickt 
gewählten  Bindegliedern  der  Handlung  selbst  eingefügt:  nur  in  der 
umfangreichen  Digression  (V  455 — 540)",  in  der  er  über  die  Äbte  seiner 
Zeit  den  Stab  bricht  (499  f.,  533  ff.)  und  nur  zwei  Männer,  Walther 
von  Egmond  und  vor  aUem  Balduin  von  liesbom,  die  ,  durch  ein 
Wunder  diesem  wilden  Stamme  entsprossen ',  als  ewige  Muster  in  jeg- 
licher Tugend,  als  berufene  und  auserwählte  Äbte  anerkennt  und  feiert, 
tritt  die  Persönlichkeit  des  Dichters  unmittelbar  in  unvergleichlicher 
Deutlichkeit  hervor,  fühlt  man  aufs  lebhafteste  den  Pulsschlag  seines 
edlen  und  grossen  Herzens. 

Untersuchen  wir  die  objectiven  Theile  nach  ihren  Elementen, 
so  ist  zunächst  der  Beschreibung  in  lobenswerthem  Gegensatze 
gegen   manche  hervorragende  Mitglieder  des  mlat.  Dichterkreises  — 


V.   stü.  LV 

man  denke  nur  an  gewisse  Stücke  der  Carmina  Barana  nnd  an  loh. 
de  Altanilla  —  ein  äusserst  knapp  bemessener  Kanm  zugewiesen:  von 
Orten  wird  nur  der  Versteck  (I  941  ff.)  und  die  Höhle  (V  775  —792) 
des  Fuchses,  von  lebenden  Wesen  nur  die  von  klaffenden  Wunden  zer- 
rissene Wolfshaut  (II  159  ff.),  die  Schwere  des  Esels  (IV  503  f.)  und 
mit  besonderer  Vorliebe  nach  gewiss  ausgezeichneten  Modellen  die 
Fetäeibigkeit  (U  297  f.,  IH  319  ff.,  IV  79  ff.,  V  870  ff.,  vgl.  IV  285) 
beschrieben;  ein  ganzes  Portrait  erhalten  wir  nur  yon  dem  hässUchsten 
und  ekelhaftesten  Wesen  des  ganzen  Gedichts,  dem  £obold  Agemund 
(Vn  365  ff.)  Breitere  Anwendung  findet  und  mit  besonderer  Meister- 
schaft behandelt  wird  die  Schilderung,  die  uns  nicht  nur  von 
mannigfachen  äusseren  Vorgängen  ein  lebensvolles,  bis  ins  Kleinste 
ausgeführtes  Bild  entwirft,  sondern  auch  den  Verlauf  innerer  Gemüths- 
stinunuiigen  und  Gedankengänge  aufs  glücklichste  wiederspiegolt.  Man 
vergleiche  für  die  erstere  Art  die  Ausmalung  der  stammelnden  und 
zischenden  Aussprache  zahnloser  oder  mit  starkem  Katarrh  behafteter 
Personen  (II  7  ff.,  V  885  ff.),  das  Bsten  des  Chors  in  der  Klosterkirche 
(V 839— 868),  das  Wuthscbnauben  der  66  Schweine  (VII 149 ff.);  wahre 
Cabinetsstücke  sind  der  Vezierlauf  und  Scheintod  des  Fuchses  (vgL 
zu  I  335),  die  tiäge  und  säuische  Melkmagd  (VII  327—360)  und  vor 
allem  die  Prügelscenen,  wie  1 1047  ff.,  IV  611 — 634.  Ebenso  liebt  es 
der  Dichter  nach  der  anderen  Seite  hin  uns  die  Bewegungen  des  Ver- 
standes und  des  Herzens  zu  schildern,  insofern  aus  jenem  Beweggrund 
imd  Plan  des  Handelns  erwächst,  in  diesem  die  vollzogene  Handlung 
ihr  seelisches  Echo  findet,  vgl.  1 115— 122,  521  —  528,  933—938,  983 
bis  1010,  n  51— 58,  151  —  158,  IV  220,  223  f.,  849  f.,  V  209—212, 
313—316,  848—852,  857—860,  VI  175  —  178;  öfter  gehn  solche 
stammen  Selbstgespräche  der  nachfolgenden  Bede  als  Commentar  vorauf 
(I  91—97,  IV  136—140,  V  633—648,  VI  135—142)  und  münden  auch 
vereinzelt  (VI  353 — 362)  in  den  eigentlichen  Monolog  aus,  dessen 
sich  nur  die  beiden  Haupthelden,  Wolf  und  Fuchs,  einigemal  bedienen, 
um  leidenschaftlicher  Verwünschung  (II  167—186,  V  25—130)  oder 
schroffer  Abweisung  (III  67 — 92)  beredten  Ausdruck  zu  geben. 

Die  beiden  Hauptbestandtheile  des  Epos  sind  Erzählung  und 
Dialog,  aber  das  Mischungsverhältniss  derselben  ist  nach  Völkern 
und  Zeiten,  nach  Dichtergruppen  und  Individuen  sehr  verschieden. 
So  sind  wir  darauf  angewiesen,  für  jedes  einzelne  Epos,  sofern  es  eine 
freie  Schöpfung  ist  und  nicht  im  Banne  sclavischer  Nachahmung  liegt, 
den  Vertheilungsmodus  zu  ermitteln  und  auf  seine  innere  Berechtigung 
hin  zu  prüfen.  Wenn  nun  hier  die  erzählenden  Theile  einen  äusserst 
bescheidenen  umfang  einnehmen,  Gespräche  und  Reden  aber  nach 
äusserer  Ausdehnung  und  innerem  Gehalt  dermassen  in  den  Vorder- 


LVI  V.   Stil. 

gnind  treten,  dass  jene  kaum  mehr  als  dienende  Glieder  sind,  um  diese 
ein-,  fort-  nnd  zu  Ende  zu  führen,  so  erklärt  sich  das  aus  dem 
Wesen  des  mittelalterlichen  Thierschwanks,  der  im  Grunde  nichts  ist 
als  die  durch  humoristische  und  satirische  Motive  erweiterte  und  durch- 
geistigte Fabel ,  in  verschiedenem,  von  der  ursprünglichen  Einfachheit 
(Storch  und  Hengst  im  Sumpfe,  V  1137  —  1166)  bis  zur  höchsten  imd 
reichsten  Kunst  (Hoftag)  sich  erstreckendem  Grade  der  Entfaltung. 
,  Fruit  de  la  tradition  monacale  penetree  de  Tesprit  franpais,  il  Joint 
des  traits  satiriques  et  burlesques  ä  une  Observation  minutieuse  de 
la  nature'^).  So  ist  der  Erzählungsinhalt  von  vornherein  gering,  der 
Stoff  selbst  lässt  den  Dichter  nicht  recht  in  das  Fahrwasser  fabulieren- 
den Plaudems  gelangen,  es  fehlt  die  epische  Behaglichkeit,  die  in  der 
reinen  Freude  am  Erzählen  selbst  aufgeht  imd  Geringem  wie  Grossem, 
Wesentlichem  wie  Gleichgültigem  dieselbe  Aufmerksamkeit  widmet, 
die  Erzählung  ist  nicht  Selbstzweck,  sondern  nur  ein  Mittel  zur  Schaf- 
fung komischer  Situationen,  und  jeder  Theil  derselben  darf  daher  nur 
so  viel  Raum  beanspruchen,  als  er  Scherz-  und  Spottgehalt  besitzt 
Der  vorgefundene  Mittelpunct  dieses  Humoreskenkreises  ist  nun  der 
Wolf,  der  in  den  mannigfachsten  Stellungen,  als  Einsiedler,  Mönch, 
Beutetheiler ,  Fischer,  Feldmesser,  Arzt,  Hofmann,  Gläubiger,  Kläger, 
Prediger,  in  Folge  seiner  mit  Dummheit  gepaarten  Habgier  die  herb- 
sten Misshandlungen  erduldet,  der  armselige  Tropf,  der  unfähig,  aus 
einem  erlittenen  Schaden  die  Klugheitslehre  zu  ziehen,  deren  stricte 
Beobachtung  ihn  vor  ähnlichen  Unglücksfällen  schützen  müsste,  immer 
so  dumm  und  gefrässig,  so  gutmüthig  und  leichtversöhnt  bleibt  wie 
zuvor,  trotz  alledem  bis  zuletzt  die  Bosheit  seines  gleissnerischen  Ver- 
folgers nicht  durchschaut  (VI  393  ff.)  und,  wo  er  wirklich  einmal  einen 
Ansatz  zu  verständigem  Handeln  nimmt  (IV  135  ff.,  667  ff.,  VI  53),  um 
so  sicherer  von  den  verschlagenem  Gegnern  überrumpelt  wird.  Daher 
hat  das  Leben  für  die  Thiere ,  denen  der  heisshungrige  Wolf  entgegen- 
tritt, vorgeblich  gar  keinen  Werth,  es  kommt  ihnen  anscheinend  nur 
auf  ein  anständiges  Begräbniss  an,  Fuchs  und  Schaf  freuen  sich  über 
die  Ehre  im  Wolfsmagen  zu  ruhen,  und  der  Hengst  bewilligt  ihm 
ohne  Weiteres  sein  eigen  Fell  und  Fleisch  zur  Kleidung  und  Nahrung, 
oder  es  befiUlt  die  Thiere  beim  plötzlichen  Erscheinen  Ysengrims  ein 
jäher  Schreck  (II  315,  IV  143),  der  dann  ebenso  schnell  überwunden 
wird  als  er  gekommen  ist  Diese  Gewissheit ,  dass  der  Hauptheld  mit 
der  Nothwendigkeit  des  unentrinnbaren  Verhängnisses  immer  unter- 
liegen und  dennoch  in  seiner  Einmütigkeit  verharrend  in  die  nächste 
Falle  gehen  wird,  lässt  nun  freilich  weder  in  den  Gegenspielern  noch 


1)  E.  Martin ,  Examen  critiqne  p.  1. 


V.  Stil.  lyh 

in  dem  Leser  die  Scala  tieferer  Empfindungen  aufkommen,  schlieest 
Yerzweifelnng  nnd  Rene,  Wehmnth  und  Groll,  Furcht  und  Sorge  aus 
und  Terbürgt  eine  sich  immer  gleichbleibende  Heiterkeit,  bildet  aber 
anderseits  den  wesentlichen  Hemmschuh  far  die  Eatwioklung  der 
Handlung:  nur  die  Ebenbürtig)[eit  der  Gegner  in  Zahl,  Intelligenz 
und  Energie  fuhrt  zu  jener  vollen  Entfaltung  heroischer  Kraft,  die  wir 
im  Epos  bewundem,  und  was  der  Handlung  schadet,  schadet  damit 
zugleich  ihrer  Darstellungsform,  der  Erzählung. 

So  dürfen  wir  in  dem  Zurücktreten  der  erzählenden  Partieen 
nicht  eine  willkürliche  Hinneigung  zu  epigrammatischer  Kürze,  son- 
dem  die  nothwendige  Ck)nsequenz  des  Stoffcharacters  erblicken.  Der 
Dichter  liebt  es  in  der  Exposition  uns  mit  einem  Schlage  in  die 
Situation  hineinzuversetzen  (vgl.  I  529  f.,  IV  739  ff.,  757  ff.)  und  vor- 
geschichtliche  Voraussetzungen ,  die  etwa  zum  Verständniss  des  Ganzen 
unentbehrlich  sind,  an  geeigneter  Stelle  nachzuholen  (vgl.  I  665  f.,  668, 
II  271  ff.,  zu  IV  825,  VI  51  f.),  andernfalls  im  Dunkeln  zu  belassen, 
so  die  Ortsbestimmungen  I  355,  VI  181,  Genaueres  über  die  Krank- 
heit des  Löwen  (vgl  zu  lU  37),  die  Art,  wie  der  Wolf  von  Beinekes 
fiatschliessungen  Kenntniss  bekam  (lU  93),  die  V  327  f.  angedeutete 
Eibel  u.  dgL  Zur  raschen  Einführung  in  die  Handlung  trfigt  viel  der 
Kunstgriff  bei,  dass  die  beiden  Haupt -Acteure  fast  immer  in  der  Nähe 
Ton  einander  weilen,  sodass  der  Fuchs  wie  ein  dämonischer  Schatten 
dem  Wolf  zu  folgen  scheint:  sie  begegnen  sich  zufällig  (I  3 f.,  V  343  f.), 
jener  sucht  diesen  auf  (I  530,  VI  3,  145  ff.)  oder  bleibt  in  seiner 
Nachbarschaft,  um  Zeuge  seines  Unglücks  zu  sein  (I  939  f.,  II  165  f., 
532,  617,  VI  126,  VII  517  f.)  oder  um  ihn  vor  Verhärtung  des  Zornes 
zu  versöhnen  (II  187  ff.),  umgekehrt  belauscht  der  Wolf  den  Fuchs 
(TV  71  f.  und  wohl  auch  III  93).  Ebenso  werden  die  inneren  Glie- 
der der  Handlung,  wenn  komisch  unergiebig,  nur  flüchtig  gestreift 
(wie  1 181,  735—739,  III  1191— fin.,  VI  179  ff.)  oder  ganz  übergangen 
(II  473;  über  die  Zubereitung  des  Kräutertrankes  erfahren  wir  nichts 
nach  III  732,  1179  ist  er  fertig).  Dasselbe  gilt  von  dem  Ausgang 
der  Begebenheit;  so  wird  die  Wallfahrtsfabel  nur  bis  zur  Flucht  des 
Hahns  und  Gänserichs  erzählt,  der  Rest  (IV  885  f.)  bleibt  unaus- 
geführt; die  Beutetheilungsfabel  geht  in  die  von  des  Wolfs  Meineid 
über,  ohne  dass  der  Fortgang  des  Königs,  der  noch  VI  301  da  ist, 
gemeldet  wird;  die  Rehgeiss  (die  überhaupt  beim  Hoftage  stonmie 
Theilnehmerin  ist  und  bei  den  rauhen  Vorgängen  weibliche  Zurück- 
haltung wahrt)  und  der  Hase  fehlen  bei  der  Abschiedsbegrüssung  des 
scheidenden  Wolfs  HI  1173. 

Indessen  wäre  es  ein  Irrthum,  wenn  man  weiter  folgern  wollte, 
dass  der  Dichter  über   dem  einseitigen  Streben  nach  pointereichem 


Lvin Y.  Stil. 

Dialog  die  planmässige  Anlage  des  Ganzen  Temachlässigt  habe. 
Noth  und  Tod  Tsengrims  wird  uns  in  einer  Reihe  geschickt  verhnn- 
dener  Schwanke  vorgeführt,  deren  Zahl  allerdings  bei  dem  Fehlen 
orientierender  Randbeigaben  in  den  ältesten  Hss.  sowie  bei  der  Un- 
möglichkeit, aus  den  Dispositionsanden^ongen  inmitten  des  Textes  (wie 
in  21  ff.,  1185  ff.)  ein  sicheres  Gliederungsprincip  abzuleiten,  der 
"Willkür  des  Berechners  weiten  Spielraum  gewährt.  Grimm  nimmt 
12  Fabeln  an:  1.  das  gewonnene  Schwein,  2.  der  Fischfang,  3.  die 
Feldmessung,  4.  der  kranke  König,  5.  Bertilianas  Wallfahrt,  6.  Fuchs 
und  Hahn,  7.  der  Wolf  wird  Mönch,  8.  das  Pferd  und  der  Wolf, 
9.  der  Wolf  und  der  Widder,  10.  die  getheilte  Beute,  11.  des  Esels 
Haut,  12.  des  Wolfs  Tod;  Mono  15:  indem  er  drei  Glieder  zu  selbstän- 
digen Stücken  erhebt,  gewinnt  er  zu  der  vorstehenden  Reihe  noch 
13.  Reinhards  Zwischenspiel  (Episode  von  7),  14.  Ysengrims  Weihe 
(Ende  von  7),  15.  die  Klage  (Ende  von  12).  Die  Handschriftenfamiüe 
y*  theilt  das  Werk  in  24  Fabeln,  eine  Zahl,  die,  wenn  wir  das  in  der 
Numerierung  ebensowie  im  Argument  seltsamerweise  übergangene  Stück 
IV  739 — 810  hinzurechnen,  auf  25  erhöht  werden  muss.  Aber  ob  nun 
12  oder  15  oder  24  oder  25:  diese  Ziffern  treffen  weder  stofflich  die 
Gesammtzahl  der  in  die  Dichtung  eingeflossenen  Fabeln  noch  öcono- 
misch  den  bewussten  Plan  des  Dichters,  der  sein  Werk  durch  Bildung 
continuierlicher  Begebenheitsgruppen  und  durch  Einlegung  bestimmter 
Zeitpausen  zwischen  dieselben  in  fünf  Abschnitte  —  fast  möchte 
man  bei  dem  dramatischen  Character  seiner  Darstellung  sagen:  Acte  — 
zerlegt  hat,  innerhalb  deren  unverkennbar  die  Dreitheilung  als 
Anordnungsprincip  durchgeführt  ist  Danach  stellt  sich  der  chrono- 
logische Verlauf  der  Handlung  so  dar: 

A.   Exposition. 

1.  Wallfahrtsfabel 

a)  des  Wolfs  Aufnahme  und  Bewirthung        IV  1 — 442 

b)  „        „      Rückkehr  und  Geleit  443  —  738 

c)  die  Rache  des  Wolfschors  739— 810^ 

2.  Fuchs  und  Hahn 

a)  der  Fuchs  berückt  den  ehrgeizigen  Hahn     811 — 988 

b)  der  Hahn  berückt  den  ehrgeizigen  Fuchs     989  —  fin. 

c)  ,,        „  „  .,    Fuchs  als  Friedens- 

botschafter V  1  —  316 

3.  Klosterfabel 

a)  des  Wolfs  Eintritt  ins  Kloster  317  —  704 

b)  Fuchs  und  Wölfin  705—820 

c)  des  Wolfs  Austritt  aus  dem  Kloster  821  — 1122 


V.  Stil.  IIX 

B.  Schinkentheilting 

a)  der  Fuchs  vom  Wolf  gefangen  und  verhöhnt  I  1  — 178 
^)  n  jf  j^  clem  Bauer  den  Schinken  ab  179 — 354 
c)     9       „      lehnt  den  für  ihn  aufgehobenen 

Theil,  das  Krummholz,  ab        355->528 

C.  Fischer-  und  Feldmesserfabel 

a)  der  Wolf  als  Fischer  im  Eise  gebannt  und 

zerblfiut  529— fin. 

b)  „      „        „         „      verliert  den  Schwanz 

und  wird  frei  11  1  — 158 

c)  ^      „        „    Feldmesser  159— fin. 

D.  1.  Hoftagsfabel 

a)  der  Wolf  als  Arzt  m  1—310 

b)  der  Fuchs  als  Arzt  311  —  1016 

c)  des  Wolfe  Busse  und  Abschied  1017  —  fin. 
2.  Entschädigung  des  heimkehrenden  Wolfs 

a)  Hengst  und  Storch  im  Sumpfe  V  1137  —  1166 

b)  Wolf  und  Hengst  {pdUs)       V  1131—36,  1167— fin. 

c)  Wolf  und  Schaf  {escä)  VI  1  —  132 

E.  Untergang 

a)  Wolf  und  Fuchs  theilen  dem  Löwen  Beute  133—348 

b)  Wolf  und  Esel  {pellis)  349  — fin. 

c)  Wolf  und  die  Gemeinde  Salaurap  {esca)    VII 1  —  fin. 

Von  diesen  fünf  Abschnitten  fällt  A  und  B  in  das  erste,  C,  D  und  E 
in  das  zweite  Handlungsjahr;  und  zwar  A  in  den  Sommer  (IV  299, 
1032,  V  237,  779  f.,  782,  791  f.) ',  bestimmter  in  den  JuH  (in  617  ff.), 
B  in  den  Herbst  (I  143,  425),  C  in  den  scheidenden  Winter,  etwa 
Ende  Februar  (II  330,  I  665,  945),  in  jene  Zeit,  wo  der  Frost  zumal 
Nachts  noch  seine  ganze  Strenge  entfalten  kann,  die  vordringende 
Sonne  aber  schon  den  Schnee  schmilzt  und  die  ersten  Grasbiälmchen 
auf  fruchtbarem  Poldernboden  hervorruft  (II  513),  D  wieder  in  den 
Juli  (III  38  flf.,  der  Storch  ist  noch  da,  Fliegenschwärme  VI  5),  E  in 
den  Herbst,  in  die  Zeit  der  Tag-  und  Nachtgleiche  (VII  55  ff.)  und 
der  Eichelreife  (VII  5),  in  dasselbe  Jahr  wie  D  (VI  434) ;  die  gesammte 
Handlung  spielt  sich  also  innerhalb  eines  Zeitraums  von  1 V4  Jahr  ab. 
In  der  Anordnung  dieser  fünf  Haupttheile  hat  nxm  der  Dichter  zunächst 
die  in  der  Epopöe  von  jeher  aus  gutem  Grunde  beliebte  und  auch  von 
den  mittelalterlichen  Lehrern  der  Dichtkunst')  warm  empfohlene  Form 


1)  Der  Hinweis  anf  die  Einläntong  des  Machatosfestes  (V  220)  ist  eine  Lüge 
Beinekes  (223) ;  Y  882  steht  quamuia  foret  im  irrealen  Sinne  von  Miamsi  esset.  — 
2)  Oalfrid,  Nona  Poetria,  I  86—99. 


LX  V.    Stil. 

der  Einschachtelung  angewandt,  indem  er  A  zwischen  D  1  nnd  1)2 
einschob,  also  diejenige  Schwankgruppe  beim  Festmahl  des  genesenen 
Königs  vorlesen  Hess ,  in  der  er  einerseits  (A  2)  den  sonst  nur  in  der 
Bolle  des  Gegenspielers  auftretenden  Fuchs  zum  Haupthelden  machte 
und  ihn,  den  im  Rumpf  der  Dichtung  immer  siegreichen,  auch  ein- 
mal, wie  Vergil  den  Aeneas  in  11,  als  kläglich  unterliegend  und  sich 
durch  schwere  Erfahrungen  zum  Hauptwerk  vorbereitend  vorführte, 
anderseits  die  unverrückbare  Grundlage  und  Voraussetzung  seines 
Werkes  dadurch  gewann,  dass  er  den  "Wolf,  den  eigentlichen  Träger 
der  Handlung,  heuchlerische  Busse  thun,  der  Welt  den  Rücken  kehren 
und  ein  geistliches  Leben  beginnen  lässt,  zunächst  seinem  natürlichen 
Aufenthalt  gemäss  als  Waldeinsiedler  (A 1) ,  dann  als  Mönch  (A  3). ') 
So  rückt  nun  B  an  den  Anfang  des  Gedichtes  und  es  beginnt  damit 
jene  Reihe  von  Fabeln,  die  in  sichtbarer  Steigerung  oder  genauer 
gesagt  Senkung  den  Wolf  von  dem  Triumphe  des  Sieges  (B)  durch 
die  Mittelstufe  der  blossen  Zerbläuung  und  Schweifverstümmelung  (C) 
zu  dem  zweimaligen  gänzlichen  Verluste  des  Felles  durch  den  Löwen 
(D  1  und  Ea),  zu  dem  vergeblichen  Versuche  der  Wiedergewinnung 
bei  Hengst  und  Esel  (D2b  und  Eb),  endlich  zu  dem  grässüche  Zer- 
stossung,  bez.  Zerreissung  herbeiführenden  Bemühen  um  Speise  (B2c 
und  Ec)  geleiten.  Kleine  Unebenheiten,  wie  die  betreffs  der  Wolfs- 
söhiie  (vgl.  IV  744  ff.  mit  V  709  ff.,  726,  734) ,  können  diese  offenbar 
durchdachte,  durch  innere  Citate  mannigfach  gefestigte  und  im  Allge- 
meinen folgerecht  durchgeführte  Anlage  nicht  erschüttern,  und  dieser 
erste  Versuch,  die  zahlreichen,  in  mehr  oder  minder  losem  Neben- 
einander umlaufenden  Schwanke  in  ein  festes  System  zu  bringen  und 
zu  einer  Art  von  Wolfsbiogi'aphie  zu  verarbeiten,  muss  als  wohl- 
gelungen bezeichnet  werden. 

Aber  freilich,  die  Krone  unserer  Dichtung  ist  der  Dialog. 
Der  Dichter  gebietet  über  einen  fast  unerschöpflichen  Schatz  humo- 
ristischer Motive,  aus  denen  in  reizvoller  Abwechselung  immer  von 
neuem  jene  ,irri8io  amara  et  exsibilatio  et  sarcasmus  et  cauiUationes 
ac  fictae  sermo  misericordiao '  (Borm.  zu  I  30)  entspringen,  satirischer 
Bezüge,  mit  denen  er  die  verschiedensten  Verhältnisse  seiner  Zeit 
streift,  encyclopädischer  Gelehrsamkeit,  von  der  er  mit  weiser  Spar- 
samkeit an  der  rechten  Stelle  Gebrauch  zu  machen  versteht.  Nirgends 
machen  sich  seine  gelehrten  Studien  in  hervorstechender  Weise  bemerk- 


1)  In  der  Bestimmtheit  dieser  Auffassung  darf  man  sich  durch  kleine  Anachro- 
nismen in  der  Titolatnr  des  Wolfes,  wie  abbas  IV  367,  607  etc.,  nicht  iire  madien 
lassen,  auch  nicht  durch  die  entschieden  planwidrige  Äusserung  des  Bocks  lY  179 ;  das 
sind  nur  zu  natürliche  und  leicht  verzeihliche  Concessionen  an  die  in  die  gemeine  An- 
schauung tief  eingedrungene  Idee  vom  Wolfinönch. 


V.   Stil.  LXI 

bar,  abgesehn  von  dem  unter  ganz  veränderten  Umständen  geschrie- 
benen Epilog  erscheinen  biblische  oder  antike  Anspielungen  nur  ver- 
eiozelt  (Tgl.  Ind.  nom.),  dogmatische,  mystische  u.  dgl.  Abschweifungen, 
mit  denen  andere  mlat.  Dichter  ihren  armseligen  Inhalt  verschleiern 
und  überputzen,  fehlen  gänzlich,  im  sicheren  Gefühl  des  eigenen 
Beichthums  darf  er  allen  erborgten  Flitter  verschmähen.  Nirgends 
athmen  wir  die  Luft  der  Schule,  den  Staub  der  Bibliotheken,  nirgends 
sehen  wir  ihn  über  Folianten  gebeugt  oder  ganze  Büchergerüste  durch- 
stöbernd den  Stoff  zu  einer  Yersiücation  sammeln  oder  verlegen  den 
Schreibgriffel  zerkauend  einen  neuen  Anknüpfungspunct  suchen,  immer 
ist  er  munter  und  geistreich,  immer  witzig  und  interessant.  Und 
wollen  wir  die  beiden  Hauptquellen  ermitteln,  aus  denen  sein  pointen- 
reicher, selbst  bei  bewusster,  zur  Selbstkritik  führender  (III  867)  Weit- 
schweifigkeit,  bei  seiner  ein  Motiv  selten  (IH  606  ff.,  zu  m  1000)  vor 
völliger  Erschöpfung  verlassenden  Manier  stets  fesselnder  Dialog  seine 
Nahrung  zieht,  so  ist  es  einerseits  (formal)  der  Scharfsinn  und  die 
Bindigkeit  eines  dialektisch  geschulten,  auf  allen  Wegen  und  Stegen 
der  DiBputierkunst,  wie  der  Wolf  im  Waldrevier,  heimischen  Ver- 
standes, der  immer  den  wunden  Punct  der  gegnerischen  Stellung  sofort 
herausfühlt  und  mit  sei  es  sophistisch -schelmischer,  sei  es  ernsthafter 
Beweisführung  blosslegt,  anderseits  (sachlich)  eine  ebenso  innige 
Vertrautheit  mit  allen  Formen  volksthümlichen  Humors,  wie  er  sich 
in  Sprichwörtern  und  Bildern,  in  scherzhaften  Neckereien  und  düpie- 
renden Kunststückchen,  in  Sitten  und  Gebräuchen  darstellt 

Und  welche  Fülle  von  Arten  und  Situationeu  führt  uns  der 
Dialog  vor!  Bald  webt  er  der  Spinne  gleich  in  kunstvoller  Synthesis 
das  Netz,  in  dem  die  Fliege  unrettbar  ihren  Untergang  findet,  bald 
stimmt  er  die  einschmeichelndsten  Töne  zärtlicher  liebe  und  Freund- 
schaft in  demselben  Augenblicke  an,  wo  dem  so  Angeredeten  der  Strick 
über  den  Hals  geworfen  wird,  bald  ahmt  er  täuschend  die  Ausdrucks- 
formen der  sittlichen  Entrüstung  oder  des  an  der  Zukunft  verzwei- 
felnden Pessimismus  nach  oder  den  drakonischen,  mit  Strafandrohungen 
und  Schimpfworten  gespickten  Befehl,  bald  weist  er  mit  vornehmer 
Kühle  imd  Gelassenheit  den  Aufdringlichen  in  seine  Schranken  oder 
malt  den  würdevollen  Ernst  und  die  mtgestätische  Ruhe  der  könig- 
lichen Willensäusserung,  bald  verdreht  er  mit  macchiavellistischer 
Sophistik  Stellen  des  Gesetzes,  der  Bibel  oder  Ordensregel  in  ihr 
Gegentheil,  bald  zeichnet  er  den  unhöflichen  Klotz,  der  eine  beschei- 
dene Bitte  rücksichtslos  abschlägt,  oder  den  Esel  von  Schulmeister, 
dessen  Grobheit  nur  noch  von  seiner  Dummheit  übertroffen  wird,  bald 
übergiesst  er  den  Überlisteten  mit  beissendem  Spott,  den  entsetzlich 
Geschundenen  mit  ätzendem  Hohne  —  faan  lese  das  Gedicht  und  man 


LXn  V.   stü. 

wird  staiinen,  wie  mannigfache  und  mit  welch  eindringender  Kennt- 
niss  des  Seelenlebens  geschilderte  Stimmungen  es  in  seinen  Dialogen 
darbietet. 

Die  Gesprächsreden  werden  in  den  ersten  5  Büchern  stets 
mit  kürzeren  oder  längeren,  vom  einfachen  aü  bis  zum  vollen  Distichon 
sich  erstreckenden  Formeln  eingeleitet;  von  VI  53  an  hingegen  sind 
die  Einführungsworte  vielfach  ausgelassen^)  und  müssen  namentlich 
im  Epilog  meist  aus  dem  Zusammenhang  ergänzt  werden.  Die  ver- 
schiedenartigsten Gesprächsfiguren  begegnen  allenthalben.  So  finden  sich 
Kunstpausen,  um  die  Spannung  der  Hörer  zu  erhöhen  (in  337  f.,  363  f.), 
Verlegenheitspausen  (TV  415),  oder  im  Augenblick  des  SprechenwoUens 
tritt  ein  Hinderniss  ein,  sodass  das  Wort  im  Munde  erstirbt  (V  628), 
oder  der  Sprechende  bringt  nur  stossweise  Satzstümpfe  hei*vor  in  stam- 
melnden Bitten  (HI  931,  VH  283),  nach  erschöpfendem  Lauf  (I  769), 
bei  sprachlosem  Entsetzen  (UI  695  f.,  1115  —  1118,  IV  991  f.).  Oft 
wird  die  zur  Fortspinnung  der  Eede  dienende  Einwurfsfrage  zur  Ver- 
hütung des  schleppenden  Personenwechsels  vom  Kedenden  selbst  an- 
gegeben (m  1081,  IV  1004,  1011,  VI  387),  oder  ein  unvermutheter 
Zwischenfall  gibt  dem  Vortrag  eine  neue  Wendung  (I  179  ff.,  V  221  ff.). 
Wiederholt  stösst  man  auf  Einfall  in  die  ßede  und  plötzlichen  Abbruch 
(I  103,  n  335,  IV  373),  I  928  kann  bei  dem  Herannahen  des  bewaff- 
neten Volkshaufens  der  Fuchs  die  Endsilbe  -tetn  nicht  mehr  ausspre- 
chen und  schliesst  seinen  Sermon  mit  der  ominösen  Katalexis  ,tu  au\ 
Oft  gehn  die  Personen  bei  Seite,  um  sich  leise  flüsternd  zu  besprechen 
(H  371,  473,  m  203,  543,  IV  815,  VI  467,  495),  oder  man  raunt  dem 
Gegner  heimlich  etwas  ins  Ohr,  um  sich  den  Anschein  vertrauter 
Fürsorge  zu  geben  (HI  647,  IV  654,  VI  456  f.) ;  der  Gegner  fängt  dann 
wohl  ein  Paar  Worte  davon  auf  (II  503)  oder  erräth  den  Sinn  \md 
knüpft  redend  (IV  847,  V  567)  oder  handelnd  (IV  71)  daran  an.  Mehr- 
fach bleiben  die  Reden  ohne  Erwiderung  und  werden  so  zu  eigent- 
lichen Sermonen  oder  Predigten,  wie  sie  namentlich  Reineke,  der 
uulgatus  sapiens,  (I  893—928,  IV  41  —  68)  und  Ysengrim  im  Kloster 
Heben  (V  569—626,  649—702,  989-1040).  Müssen  auch  die  Freunde 
volksmässiger  Knappheit  und  raschen  Handlungsfortschritts  an  den 
oft  weit  ausgesponnenen  Reden  Anstoss  nehmen,  so  ist  doch  auch  in 
diesen  im  Allgemeinen  ein  planmässiger  und  symmetrischer  Bau  zu 
beobachten,  die  Distichen  ordnen  sich  leicht  zu  Drei-,  Vier-  und  Fünf- 
gruppen, und  um  diese  Gliederung  hervorzuheben,  ist  am  Pentameter- 


1)  Anscheinend  ist  dies  schon  V  891  und  1307  der  Fall,  indessen  ist  wohl  dort 
quierurä  prägnant  =  qoiete  dixeront  oder  allenfklls  =  potaeront  (vgl.  V  1125)  sc.  diceare, 
licuit  eis  dicere  zu  erklären,  hier  1307  S.  als  Fortsetzung  der  1295  beginnenden,  durch 
die  Parenthese  1305  f.  unterbrochenen  Rode  aufini&ssen. 


V.   sta.  TjXTTT 

schlnss  weit  häufiger,  als  es  in  elegischen  Texten  üblich  ist,  das  Komma, 
der  Ponct  aber  nnr  da  gesetzt,  wo  ein  Gedankenabschnitt  zu  Ende  geht. 
Das  Yolksthümliche  der  Darstellung,  zumal  des  Dialogs, 
zeigt  sich  zunächst  in  der  naiven  Gemüthliohkeit,  mit  der  einander 
femstehende  Personen  sich  wie  liebe  Vettern  oder  Freunde  anreden 
(I  247,  305,  346)  —  ein  Zug,  der  zu  der  traulichen  Zusammenrückung 
der  Thiere  in  dem  Verhältniss  von  Oheim  und  Neffe,  Gevatter  und 
Pathe,  Herr  und  Diener,  Freund  und  Gefahrte  (vgl.  Cap.  YI)  geführt 
hat,  —  femer  in  der  häufigen  Erwähnung  und  meist  unverschleierten 
Bezeichnung  derjenigen  Functionen,  welche  die  Prüderie  des  gebil- 
detm  Ausdrucks  nur  entfernt  andeutet  (II  62  f.)  oder  ganz  umgeht 
(V  680,  739,  Vn  230  —  III 1023,  V  739,  759  —  V  404,  1165,  VII  317  ff.), 
sowie  der  entsprechenden  Eörpertheüe  und  örtlichen  Vorrichtungen 
(vgL  im  Glossar  unter  ganga,  tncLs,  posterioray  subligar,  femer  V  1208, 
1236,  VI  324,  vn  171,  191  etc.).  VolksthümHch  ist  auch  die  lebhafte 
Versicherung  der  Wahrheit,  die  rückhaltlose  Entschiedenheit  der  Be- 
hauptung, wie  sie  sich  in  allerhand  Formeln  (hoc  dico  I  147,  II  133, 
Aoe  509  U  431,  lU  258,  scio  IV  909,  ego  dico  III  516,  ^stimo  IV  419, 
ut  ereäo  V  571,  1075),  in  den  häufigen  Schwüren  (wie  II  179  —  186, 
m  523  ff.,  536,  571  f.,  717,  939,  1089  f.)  und  Selbstverwünschungen 
im  Fall  der  Lüge  (wie  IV  733  f.,  VI  389  f.,  VE  1811)  offenbart; 
überhaupt  ist  ein  kräftiger  Fluch  (II  214,  IV  87,  930,  V  23  ff.,  VU  174) 
oder  ein  derbes  Schimpfwort  beliebt  (so  rustiea  twrha  II  641,  ruatice 
demens  IV  121,  ardalio  demens  IV  481,  perfide  calo  IV  536,  ueaane 
Satan  I  21,  vgl.  überhaupt  imter  Satan  und  Ivd^  im  Index  nom. 
und  zu  III  754),  selbst  der  Pfarrer  verwünscht  Gott,  die  Heiligen  und 
die  Jungfrau  Maria  (I  953  ff.).  Diese  Sitte,  den  Mund  recht  voll  zu 
nehmen,  thtt  auch  in  mannigfachen  Übertreibungen  hervor  (vgl.  I  659  f., 
II  519,  IV  332,  957  f.,  VH  660,  662)  und  überträgt  sich  besonders 
auf  die  Zahlen.  Denn  ist  die  Einsetzung  einer  bestimmten  Zahl  an 
Steile  einer  ungewissen  Menge  überhaupt  dem  poetischen  Stile  eigen- 
thümücli,  so  liebt  die  nicht  durch  kühle  Besonnenheit  geregelte, 
sondern  ins  Unglaubliche  ausschweifende  Volksphantasie  grosse,  das 
Mass  der  Wirklichkeit  weit  übersteigende  Ziffern,  darf  aber  deshalb 
bei  etwaigen  Widersprüchen  in  den  Zahlenangaben  nicht  mit  dem  Auge 
des  ängstlichen  Recbenmeisters  angeschaut  werden.  So  sind  hier  recht 
oft  (wenn  nur  einmal,  so  ist  die  Stelle  in  Klammern  hinzugefügt) 
sämmtUche  Einer  vertreten  (die  Drei  etwa  40 mal),  femer  11,  12,  13 
(DI  854),  15,  16  (V  1262),  20,  24,  27,  28  (V  699),  30  (V  788),  32,  33 
(VII  330),  36  (V  868),  40  (I  110),  44  (V  708),  66,  99,  100  (V  79),  110 
(V  193),  160,  220  (VI  435),  300  und  1000.  Den  Schein  minutiöser 
Gewissenhaftigkeit  gibt  sich  die  Volksahthmetik  in  den  Zugabzahlen 


LXIV  V.   stü. 

(IV  504  und  vielleicht  957  f.)  ond  in  den  Verstärkungen  der  Negation 
durch  Hinzufügung  geringfügiger  Dinge  (III  268,  940,  IV  792,  vgl. 
IV  218,  wo  das  allerdings  wörtlich  zu  nehmende  atia  wenigstens  an 
den  sinnbildlichen  Gebrauch  des  Wortes  ,Ei'  anklingt).  An  die  Volks- 
sprache erinnert  auch  die  nachdrückliche  Hervorhebung  und  fortgesetzte 
Wiederholung  eines  Schlagworts,  das  dem  Gegner  eindringlich  zu  Ge- 
müthe  geführt  oder  höhnisch  unter  die  Nase  gerieben  oder  in  der 
Verwünschung  gleichsam  verfolgt ,  gejagt  und  zu  Tode  gehetzt  werden 
soll,  so  I  10 — 19  contingeie  \md  petere,  198  —  204  «um«-«,  428  f.  itissus 
abü,  683  f.  lucrum,  685  capere,  687  f.  eonsulere,  750  ff.  missa,  769  f. 
currere,  771  f.  uenire,  921  colligere,  II  336—340  breuis,  351  —  354 
(vgl.  343)  obsequium,  361  mollis,  392—397  dentea  und  uidere,  407  f. 
meiere,  597  f.  signare,  HI  205—211,  229  f.  rex,  374  f.  apes,  507  ff.  pro- 
perare,  633  —  641  iubere,  697  —  702  nunc,  IV  368  —  370  optare, 
378  —  381  hoapes,  393—398  (vgl.  372)  consüium,  V  49—53  hiscere 
und  hiare,  375  —  382  iacta,  414  —  418  uarare,  907  —  90Q  probare, 
923—926  data,  VI  56  —  60  pax  u.  s.  f.,  auch  ausserhalb  des  Dialogs 
spielt  der  Dichter  gern  in  dieser  Weise  mit  einem  Hauptbegriff,  vgl. 
I  5  uidere,  317—322  ritere,  619  f.  stimulare,  773  damare  und  sonst; 
überhaupt  aber  beweist  er  sowohl  in  dem  Griff  des  Schlagwortes  wie 
in  der  Malzahl  der  Wiederholung  den  richtigen  Tact  und  das  weise 
Mass,  das  die  mlat.  Lehrer  der  Dichtkunst  dringend  empfehlen  (Gal- 
frid,  Noua  Poetria  1928,  Eberh.  Laborint  111  246). 

Die  Ironie  zeigt  sich  nicht  bloss  in  der  Angabe  eines  geringen 
Grades  des  Positiven  anstatt  der  reinen  Negation  (so  nan  nimis,  uix, 
parum  <—  non,  pauci  «=»  nemo,  paruus  =  nullus),  in  Ausdrücken,  wie 
egregius  und  pulcer  (zu  I  957),  von  pietas,  gratia,  sedtüitas  statt  ihres 
Gegentheils,  in  dem  Gebrauch  vpn  docere  (zu  II  500)  und  sat  (IV  821  f.), 
sondern  vor  allem  und  in  ihrer  ganzen  VolksmSssigkeit  in  den  humo- 
ristisch fruchtbaren  Metaphern.  Liegt  doch  der  letzte  Grund  der  mittel- 
alterlichen Thierfabulation  in  der  Metapher  vom  Wolfmönch!  Greifen 
wir  aus  der  Fülle  solcher  andeutenden  Bilder  die  wichtigsten  heraus, 
so  gruppiert  sich  namentlich  um  den  thierischen  Körper  und  die  ihm 
applicierten  Prügel  ein  beziehungsreiches  Witzspiel.  So  wird  das 
buschige  Haupthaar  als  ailua  (I  860),  die  Homer  als  munia  (II  302), 
twrres  (H  305),  arma  (II  333),  lud  (II  409),  das  Ohr  als  Glocke 
(VII  89),  die  Stimme  als  musicalisches  Instrument  (VII  101,  vgl.  IV 
587),  die  Zähne  als  ligones  (I  81),  fodces  (II  405),  mol^  (II  556),  pr^- 
dones  (V  119),  die  Höhlung  des  Zahns  als  cripta  camer aü  molaris 
(V  399),  die  Kehle  als  catasta  curua  (VI  390)  und  als  tuba  (VII  433  f.), 
das  Fell  als  Saccus  (III  713),  lai-ua  (III  736,  VI  435)  und  in  sonstigen 
Bezeichnungen  weitlicher  Kleidungsstücke,  daneben  geistlich  als  cucuUa 


V.   Stil.  LXV 

(U  431,  III  1067  etc.),  ^^ot  (Ol  952),  die  rothe  Fleischhaut  unter 
demselben  als  poderia  und  tuniea  (vgl.  zu  III  1029),  als  purpttra, 
murex,  ostrum  u.  dgl.,  der  Bauch  ausser  den  zu  I  29  gesammelten 
Bildern  als  uorago  {I  733),  cucuUa  (V  902),  musac  (VII  376),  tabema 
(VII 377),  hosHs  (VII  411  f.),  die  Aufnahme  in  denselben  als  sepulcrum 
(I  167),  die  Leber  als  Urkunde,  das  Herz  als  Siegel  der  Friedensbot- 
schaft (VII  429  ff.),  die  Püsse  als  hasis  (VI  356),  eandeldbrum  (Vn 
18,  86)  aufgefasst.  Für  die  Püffe  und  Stösso  werden  die  Metaphern 
hergenommen:   zunächst  weltlich  vom  Essen  {prandere  I  1022,  cibus 

I  1030,  VI  115,  dapes  I  1032,  eptd^  I  1034,  1036,  prandia  I  1036, 

II  147,  fercuJa  I  1039,  II  497,  529,  625,  V  1132,  VI  115,  liba  1  1040, 
V  1080,  esca  VI  121,  disci  IV  661),  vom  Trinken  (vgl.  zu  I  48,  femer 
poeuia  I  113,  H  654  f,,  663,  666,  672,  lU  308,  IV  450,  456,  470,  633, 
636,  calix  U  176,  678,  681,  IV  620,  627,  651,  crater  II  677,  679,  uifta 
II  678,  potus  II  679,  patera  IV  566,  661,  demgemäss  die  Verba  hibere 
und  haurire,  das  Subst  pincerna  III  308,  IV  636,  das  Adject.  impotus 
IV  565),  vom  Begrüssen  (salutare  IV  704,  atie  IV  710)  oder  endlich 
aas  der  Medizin  {antidotum  IV  706,  herb^  IV  869),  dann  geistlich  vom 
Kirchengesang  {bened leite  I  1041,  IV  627,  cartnina  completoria  IV  557, 
matuHni  IV  679  f.,  vgl.  überhaupt  IV  611  ff.,  683—694),  von  der  lectio 
an  963  ff.,  IV  688),  von  der  Taufe  (III  997),  von  der  Weihe  des 
Erzbischofs  (V  1043 — 1082)  und  aus  dem  Verlaufe  der  h.  Messe  (vgl. 
VII  171  ff.);  die  Bisse  werden  als  oscula  (ü  123,  VII  83,  95,  172), 
hasia  (VII  26)  und  pax  (vgl.  Glossar)  ironisiert,  Löcher  im  zerbläuten 
Fell  endlich  Fenstern  II  421,  den  Maschen  des  Netzes  II  159  ver- 
glichen. So  wird  femer  der  aufgezehrte  Schinken  als  ionsa  pastura 
(I  363),  das  Hufeisen  als  Siegel  (V  1317  ff.)  und  als  Mondscheibe,  drei 
Tage  vor  oder  nach  Vollmond  (VI  43  ff.),  die  Fliegen  als  Kranken- 
pflegerinnen (VI  5),  das  Geräusch  des  Zähneklappems  als  das  der 
arbeitenden  Sage  (VI  9  ff.),  die  Pflanzendecke  des  Erdbodens  als  ueUtis 
(VII  641)  bezeichnet,  das  Geringwerthigste  wird  durch  pulex  (HL  940, 
VII  442),  septima  pars  lendis  (IV  1021),  mus  (IV  789,  931)  versinn- 
bildlicht. Von  dem  Mittel  der  Parodie  wird  I  744  ff.  Gebrauch  gemacht, 
Verstümmelung  bez.  Verdrehung  kirchlicher  Gebets-  und  Segensformeln 
begegnet  II  97—100,  V  547  ff.,  559. 

Von  bildlichen  Formeln  seien  hervorgehoben:  scindere 
amietum,  uestem  (zu  I  101),  h^ere  in  unco  1  791,  funem  trahere- 1  395, 
lU  1032,  cadere  in  colla  lU  170,  uolare  in  Collum  III  375  (vgl.  I  34), 
fiJa  trahere  III  593,  trad^re  notho  u.  ähnl.  m  74,  830,  IV  439,  fune 
ligari  IV  318,  maUa  in  uasa  fktndere  (unam  rem)  IV  721,  lance  pari 
pensare  V  316,  vgl.  I  611,  VII  55,  iniecto  fune  trahere  V  1219,  ungue 
impresso,  infixo,  vgl.  Glossar. 

Voi^t,  Ysengrimus.  6 


LXVI  V.   Stil. 

Die  Zahl  der  eingeflochtenen  (eigentlichen  oder  positiven) 
Gleichnisse  belauft  sich  auf  etwa  100;  bei  dem  fortwahrenden  In- 
einandergreifen von  Metapher,  Gleichniss  und  Sprichwort  sind  hier 
nur  die  mit  ut,  quasi,  tamquam,  ueltUi,  tum  aUter  u.  ähnl.  oder  mit 
dem  Comparativ  eingeleiteten  Gegenbilder  in  Betracht  gezogen;  die 
SteUen  sind  I  63—72,  80,  333  f.,  340,  398,  640,  768,  892,  1043—46, 
1055—60,  1063  f.;  n  44,  55  f.,  109,  123,  131,  134,  159,  394,  441  f., 
499  (vgl.  III  1003),  565  f.,  6831;  III  194,  253,  256,  323  —  26,  378, 
453,  819,  889,  955  f.,  959,  1018  f.;  IV  12,  91  f.,  105,  503,  507  —  10, 
613—16,  645,  647,  711,  713,  785;  V  115,  130,  295,  365,  391,  675  f., 
775  f.,  798—800,  842—47,  856,  1099  f.,  1106,  1285;  VI  7  f.,  54,  100, 
123,  206,  381;  VII  138—40,  192,  365—68,  503  f.  Schon  aus  den 
Zahlen  ersieht  man,  dass  der  Dichter  nicht  nach  antiker  Manier  breit 
ausgemalte  Gleichnisse  liebt,  sondern  in  volksthümlicher  Weise  sich 
mit  der  kurzen  Andeutung  des  ähnlichen  Gegenstandes,  der  entspre- 
chenden Handlung  oder  Lage  begnügt,  reichere  Kunst  entfaltet  er  nur 
vereinzelt,  nämlich  in  der  Schilderung  der  mit  der  gefangenen  Maus 
spielenden  Katze  und  des  Abtsfestes ;  wo  sonst  oben  eine  längere  Strecke 
von  Versen  angegeben  ist,  da  ist  nicht  ein  Simile  bis  in  seine  ent- 
legensten Züge  ausgeführt,  sondern  mehrere  Gleichnisse  für  denselben 
Zug  oder  für  verschiedene  Züge  an  demselben  Subject  gehäuft,  sind 
deren  2,  3,  4,  5,  ja  6  und  9  zu  einer  Bildorreihe  verbunden,  bei  Ver- 
sinnlichung  gewisser,  ihn  vorzugsweise  interessierender  Vergleichungs- 
puncte  ruht  der  Darsteller  nicht  eher,  als  bis  er  den  ganzen  Schatz  sei- 
ner analogen  Anschauungen  ausgeschüttet  hat,  es  sind  das  namentlich : 
der  durch  Schlagen  und  Stossen  hervorgebrachte  Ton,  die  Schnelligkeit, 
die  starre  Unbeweglichkeit  des  Gefangenen  oder  Eingeklemmten,  dem- 
nächst die  Fettleibigkeit  und  dio  Wucht  des  Angriffs.  Und  wie  bunt 
ist  die  Welt,  die  uns  aus  den  Gegenbildern  anblickt !  Da  wird  uns  der  Wind 
geschildert,  wie  er  die  Feder  entführt  oder  durch  das  Schilfgebüscli 
klagend  hindurchpfeift,  dei'  hemiederschiessonde  Blitz  und  der  furcht- 
bare Donner,  der  strömende  Platzregen  und  das  ölverzehrende  Feuer, 
da  gewahren  wir  das  krächzende  Rad  und  die  morsche  Deichsel  des 
alten  Wagens,  die  zusammengeschrumpfte  dreijährige  Bohne  und  den 
ausgedörrten  fünfzehnjährigen  Käse,  den  weitgeöffheten  Kamin  und  das 
immer  gleic^junge  Metallbecken,  das  hohle  Götzenbild  aus  dem  Morg6n- 
lande  und  den  buchsbäumigen  Pfan^r,  da  sehen  wir  Knaben,  die  den 
Wind  zu  haschen  suchen  oder  in  geheimnissvoUem  Zauber  durch  die 
Stücke  der  zertretenen  Schlange  hinduroh  gehen,  Jünglinge  und  Männer 
im  Kugel-  und  Scheibenspiel,  oder  die  Gondel  im  Nu  hierhin  und 
dorthin  lenkend  oder  das  schwere  Geschütz  gegen  die  Festungsmauer 
richtend,    da  schauen  wir   Schmiede   und  Weber,    Tuchwalker   und 


V.  stü.  Lxvn 

Polsterklopfer,  Böttcher  und  Zimmerleate,  Schlächter  iind  Fischer, 
Mäher  und  Drescher,  den  Müller  mit  seinen  Mühlknappen,  Trommel- 
Bchlager,  Trompeter  und  Geigenspieler,  murrende  und  trage  Dome- 
stiken, den  Yerhrecher,  dem  der  Athem  stockt  auf  dem  Richtwege, 
und  die  schmausenden  und  zechenden  Brüder  im  Refectorium,  den  des 
Tages  dreimal  herauschten  Aht  und  den  knochenbieichen  Herrn  Blitero, 
da  beobachten  wir  die  Hausfrau  in  der  Küche  Bohnen  und  Gersten- 
graupen mit  der  Mörserkenle  zerstampfend,  Butter  oder  Speck  mit 
scharfem  Stahl  zerschneidend,  die  Hökerin  auf  dem  Markte  Quitten 
verkaufend,  die  Witwe  des  Helden,  Thränen  dem  Ruhme  des  ver- 
ewigten Gatten  weihend,  da  erblicken  wir  den  Teufel  in  mannigfacher 
Gestalt,  das  Zerrbild  des  Kobolds  Agemund  und  das  wilde  Heer  beim 
Weltuntergange.  Und  rechnen  wir  die  mannigfachen  Bilder  aus  dem 
Thierleben  (vgl.  Cap.  VI)  hinzu,  so  werden  wir  den  Reichthum  und 
die  Ursprünglichkeit  einer  Phantasie  schätzen,  die  nicht  die  ausgetre- 
toDon  Pfade  der  Vorgänger  wandelt,  sondern  in  allen  Verhältnissen  des 
wirklichen  Lebens  zu  Hause  ist. 

Aber  auch  das  Nichtwirkliche  zieht  der  Dichter  zur  Umschrei- 
bung des  dem  poetischen  Stile  widerstrebenden  Begriffs  der  Negation ') 
herbei.  So  wird  ,per  incredibilia  atque  absurda'  (Borm.  zu  I  231) 
ersetzt:  non  (I  595,  III  744,  IV  355,  V  873,  885,  VI  134,  ähnlich 
III  829),  numquam  (I  229,  920  f,  IV  398,  VII 196),  nusquam  (III  1044) 
and  nemo  (III  655).  Hieher  können  auch  die  priamelformigen  Häu- 
fangen  unnützer  und  nichtiger  Handlungen  (V  127  f.,  593)  gezogen 
werden,  die  uns  an  die  Schwelle  des  Sprichworts  führen. 

Dass  in  einem  Werke,  welches  den  Triumph  der  Klugheit  über 
die  rohe  Kraft,  des  Geistes  über  die  Materie,  des  gebildeten  Laien- 
elements über  eine  in  Unwissenheit  und  Sinnenlust  verkommene  Geist- 
lichkeit, fast  möchte  man  sagen  der  Neuzeit  über  das  Mittelalter  in 
so  beredter  Weise  feiert,  der  dtdvoiu  ein  grösserer  Spielraum  gebührt, 
bedarf  keines  Beweises.  So  ergiesst  sich  denn  ein  breiter  Sentenzen- 
strom über  das  Gedicht,  hie  und  da  zu  breit;  öfter  scheint  es  (vgl. 
Bormans  p.  66),  als  habe  der  Dichter  spazierengehend  den  ihm  vor- 
schwebenden Gedanken  in  den  verschiedensten  Formen  ausgeprägt  und 
dann  zurückkehrend  nicht  die  gelungenste  Fassung,  sondern,  als  könne 
er  sich  von  keiner  trennen  und  als  habe  jede  ihre  besonderen  Vor- 
züge, alle  ohne  Ausnahme  in  den  Text  eingetragen.  Wiederum  tritt 
aber  auch  dieses  lehrhafte  Element  mit  augenscheinlicher  Vorliebe  in 
volksthümlicher  Gestalt  auf,  nämlich  in  den  an  ihrer  Prägnanz  und 


1)  Beispiele  dafUr  ans  der  rOmischen  Poesie  bei  H.  Gentbe ,  Ep.  de  prouerbiis 
Romanoram  ad  animalium  naturam  pertineatibus  p.  3  f. 


LXVm  V.   Stil. 

Bildlichkeit  erkennbaren  Sprichwörtern:  der  Ysengrimus  ist  für  die 
Geschichte  des  deutschen  Sprich woi-ts  eine  Quelle  ersten  Ranges,  und 
es  gibt  —  von  den  reinen  Spruchsammlungen  natilrlich  abgeselin  — 
in  der  gesammten  mlat.  Poesie  kein  Denkmal,  dass  sich  ihm  in  dieser 
Beziehung  an  die  Seite  stellen  könnte.  Wie  Metapher  und  Gleichniss, 
so  stehen  sich  Sentenz  und  Sprichwort  so  nahe,  dass  sie  nicht  immer 
streng  auseinandergehalten  werden  können  und  eine  zuverlässige  Zäh- 
lung der  eigentlichen  Proverbien  erschwert  wird;  ich  hebe  deshalb, 
im  Übrigen  auf  die  Anmerkungen  verweisend,  hier  nur  folgende  Stellen 
hervor:  1  42,  73,  86,  104,  153  f.,  159,  195,  400,  482,  539,  563,  681, 
796,  1025,  II  27  (vgl.  Prora  691),  215,  311,  381,  423,  424,  434,  452, 
584  (vgl.  IV  280),  651,  677,  III  162,  248,  277,  307 f.,  566,  594,  597, 
680,  812,  837,  843,  844,  898,  989,  995,  1123,  1149,  IV  167,  173,  228, 
368,  515,  689 f.,  697,  719,  727,  728,  866,  V  143 f.,  404,  463,  477,  509, 
522,  836'),  901,  910,  1031,  1080,  VI  141,  175 f.,  299,  300,  320,  323, 
324  f.,  335,  341,  441,  460,  Vü  48,  79,  220,  240,  304,  397,  459,  487  f,; 
von  sprichwörtlichen  "Wendungen  femer  sind  zu  den  unter  Metapher 
imd  Gleichniss  genannten  noch  hinzuzufügen:  , nicht  um  alles  Gold* 

I  72,  ,ein  sicheres  Spiel  in  der  Hand  haben'  I  76,  , schlimmer  als  das 
hitzige  Fieber '  II  44,  ,mit  dem  und  dem  ist  nicht  zu  spassen'  und 
,Spass  verstehen'  II  307,  VI  72,  120,  vgl.  I  740,  IV  315,  , seinen  Augen 
trauen'  II  367,  IV  538,  ,ins  Mäuseloch  kriechen'  111  267,  , binnen  drei 
Tagen'  III  310,  , welcher  Teufel'  III  754  mit  Anm.,  , geizig  wie  ein 
Hurensohn'  III  850,  ,so  viel  Tage  als  Listen'  IV  406,  ,den  Daumen 
in  der  Faust  halten'  IV  665,  ,ins  Gesicht  sagen'  V  816,  , nicht  weit 
her  sein'  VII  209.  Manche  Sprichwörter  erscheinen  in  eigenartiger 
ümprägung  (vgl.  zu  III  898,  IV  515)  oder  werden  unter  Verzicht  auf 
ihre  allgemeine  Form  unmittelbar  an  den  vorliegenden  Fall  angeknüpft 
(vgl.  zu  IV  669,  V  64«),  1030  f.).  Als  Einführungsformen  (vgl.  Haupts 
Zeitschi*.  Vin  376  ff.)  kommen  vor  ydidtwr  hoc  uulgo'  I  539,  ^ut  aiunf 

II  433,    ,aiidio   qtiod  uerum  est'    III  843,    .uulgaris   nominat   itsus^ 

V  1079,  ,laica  turba\  yUÜlanus' . .  V  1029,  1031,  ,uulgi  mystica  dicta" 

VI  298,  ,fertur'  III  995,  VI  320;  als  Quelle  wird  die  Bibel  angegeben 
IV  228,  V  463,  478,  836,  910,  VII  397.  Für  manche  Sprichwörter 
bietet  unser  Gedicht  das  älteste  Zeugniss ;  wo  sich  anderweitige  Belege 
in  älteren  oder  etwa  gleich  alten  Werken  fanden,  sind  dieselben  im 
Commentar  angegeben,  aus  der  Reihe  der  jüngeren  nur  Hoffmanns 
Altniedorl.  Spr.  und   die  wohl  noch  ungedi-uckte  Spruchsammlung  des 


1)  Vgl.  De  V08  uS  de  hane  52  f.  (Haupts  Zs.  V  p.  407)  fDen  god  ml  beraden, 
de  en  kan  körnen  to  vro  edder  too  spade' ;  damit  flUlt  die  in  der  Anm.  z.  St.  gebotene 
Analogie.  2)  Vgl.  Peisios,  Prol.  10  f. 


V.   Stil.  LXIX 

Oöttinger  Cod.  philol.  130  (vgl.  Cap.  VIII)  benutzt;  von  Nachweisen 
aus  den  zahlreichen  und  umfassenden  FLorilegien  des  XYI.  oder  gar 
aus  den  Sammelwerken  unseres  Jh.  ist  abgesehn  worden. 

Wir  schliessen  hier  die  Frage  nach  dem  Abhängigkeitsver- 
haltniss  der  Darstellung  von  den  altrömischen  Mustern  an.  Wie 
gering  die  bei  dieser  Parallele  zu  erwartende  Ernte  ist,  können  wir 
schon  vor  Beginn  der  vergleichenden  Leetüre  daraus  abnehmen,  dass 
der  Dichter,  weit  entfernt,  in  träger  Bequemlichkeit  zu  den  von  ihm 
einmal  geprägten  Ausdrucksformen  bei  Eintritt  einer  ähnlichen  Situa- 
tion zurückzugi'eifen  und  so  für  seinen  Gebrauch  eine  epische  Formel 
zu  bilden,  stets  nach  reizvoller  Mannigfaltigkeit  strebt  und  in  Auffin- 
dung immer  neuer  und  neuer  Wendungen  Meistor  ist,  wie  z.  B.  die 
Redeeingänge  und  die  stets  in  veränderter  Form  erscheinenden  Citate 
früherer  Äusserungen  (vgl.  zu  I  551,  804,  807,  III  515,  563)  darthun; 
nm-  ganz  ausnahmsweise  wiederholt  er  gewisse  Typen  (vgl.  zu  IV  88, 
V  1195)  und  nur  einmal  und  da  aus  gutem  Grunde  denselben  Vers 
(VII  468,  672),  den  schmerzlichen  Klageruf  ,Regna  duo  monachus 
siibruit  unus  iners\ 

Ein  Dichter,  der  sich  selbst  gleichsam  so  wenig  ausschreibt, 
wird  auch  den  Vorgängern  gegenüber  seine  S^bständigkeit  wahren. 
Und  in  der  That,  die  Darstellung  ist  eine  so  fliessende,  zusammen- 
hängende, gleichmässige ,  trägt  so  sehr  den  Stempel  der  einen  dich- 
terischen Persönlichkeit,  dass  man  schon  bei  den  ersten  Lesungen 
nicht,  wie  bei  der  Ecbasis,  dem  Troilus  u.  a.,  bald  diesen  bald  jenen 
fremden  Poeten  heraushört  und  unaufhörlich  an  die  zur  Rechten  und 
zur  Linken  liegenden  älteren  Autoren  erinnert  wird,  sondern  den  Ein- 
druck einer  ursprünglichen ,  auf  sich  ruhenden  Gestaltungskraft  gewinnt 
und  festigt,  ein  Ergebniss,  das  durch  genauere  Vergleichung  bestätigt 
wird.  Denn  was  wir  immer,  sei  es  auf  gelegentlichen  Streif zügen, 
sei  es  auf  eigens  hierzu  unternommener  Suche,  aufspüren  mögen:  es 
sind  nichts  als  zufäUige  Ähnlichkeiten  oder  leise  Anklänge  und  unwill- 
kürliche Reminiscenzen,  denen  sich  in  einer  Epigonendichtung  auch 
der  Begabteste  nicht  zu  entziehen  vermag  und  durch  die  er  fast  unbe- 
wusst  die  Schule  verräth,  in  welcher  er  gebildet  ist.  So  erinnern  zunächst 
einzelne  Halbverse  oder  Wendungen  an  Luc  an  (wie  I  217  rxj  IV  736, 
m  603  ~  n  473),  luvenal  [I  150  ~  IV  479,  III  178 f.  ~  I  388, 
IV  91  ~  I  837,  VI  64,  250  ~  II  456,  VI  75  ~  III  949,  VI  408  ~ 
I  199,  VI  503  ~  II  212,  X  (XI)  51  (vgl.  Aen.  IX  61)  ~  I  655,  XI 
(X)  50  ~  II  282,  vgl.  zu  III  655],  Statins  (Achill.  I  405  f.  ~  III  1025, 
539  ~  III  518,  II  396  ~  IV  73,  Theb.  I  449  ~  III  390,  vgl.  Met. 
Xin  120,  Fast.  II  734),  Boetius  (De  consol.  III  3,  6  ~  III  286, 
III  8,  19  no  V  26),  Cato  (Dist  ed.  Hauthal  I  11,  2  ~  I  723,  III  21, 2 


LXX 


V.    Stil. 


rKJ 


VI  341,  vgl.  zu  m  666)  und  Sedulius  (I  241  ~  V  1033).  Häufiger, 
aber  auch  nur  durch  einzelne  Yerstheile  sind  Horaz  und  Yergil 
vertreten:  Hör.  Carm.  1  9,  19  (II  371,  IV  815),  II  3,  1  f.  0807),  Senn. 
I  4,  10  (IV  955 f.),  I  9,  22  (IV  831,  vgl.  Epist.  I  18,  1,  Ars  am.  IH 
51  u.  ö.),  II  5,  92  (III  1085),  II  8,  47  (V  871),  II  5,  40  (iV  839), 
Epist.  I  1,  13  (VII  111,  vgl.  Met.  X  220,  Xm  823),  I  2,  7  (U  401), 
I  3,  2  (l  117),  I  6,  27  (I  726),  I  7,  62  (VII  99),  1  8,  3  (I  209,  IV  1011, 
auch  Trist  IE  9,  21  u.  ö.),  I  8,  16  (IV  654),  I  13,  19  (V  612),  1 15,  32 
(I  1045),  I  18,  77  (IV  167),  II  1,  29  (V  316),  II  1,  194  (n  559),  II  2, 
144  (V  552),  II  2,  173  (III  580,  vgl.  zu  Ecb.  1129),  Ars  Poet.  159  f. 
(III  326);  Verg.  Ecl.  I  2  (VII  502),  I  20  (IH  164),  II  45,  VII  9,  IX  39, 
(VII  89),  III  15  (VI  327),  III  53  (HI  92),  Georg.  IV  105  (IV  54), 
Aen.  VI  122  (IV  472,  vgl.  zu  Ecb.  975),  VII  52  (IV  569),  VII  314 
(IV  509),  VIU  15  (VII  591),  VUI  682  (V  710),  VIII  691  (IV  766), 
IX  300  (I  689,  III  525),  IX  613  (I  562),  IX  808  (I  1047),  X  42 
(III  861),  X  63  f.  (V  823),  XI  49  (V  13),  XI  459  (IV  993,  vgl.  Stat 
AchiU.  I  318,  II  110),  XI  730  (IV  1033),  XI  797  (III  935,  auch  Met 
IV  539),  Xn  259  (VI  155),  XII  354  (H  548),  XII  570  (I  811,  vgl. 
Ai-8  am.  III  749,  Trist  III 13,  13),  XH  725  (VII  55),  XÜ  932  (V  1098). 
Die  zahlreichsten  ufid  unzweideutigsten,  wenngleich  über  die  oben 
angedeutete  Schranke  nicht  hinausgehenden  Belege  für  des  Dichters 
Studien  bietet  Ovid;  an  diesem  hat  er  ohne  Fi*age  vorzugsweise  seinen 
Stil  gebildet,  ihm  nicht  nur  im  Allgemeinen  die  Zierlichkeit  und  Glätte 
der  Darstellung  abgelauscht,  sondern  auch  im  Einzelnen  eine  Fülle 
von  AusdiTicks-  und  Satzformen  entnommen,  entnommen  nicht  wie 
ein  armseliger  Plagiator,  sondern  wie  der  gründliche  Kenner,  der 
seinen  Lieblingsdichter  im  Kopfe  hat  und  beherrscht  und  gelegentlich 
aus  ihm  ein  paar  Worte  einflicht.    Man  vergleiche: 


Heroid.  I  106,  XHI 76  (III 30  vgl. 
Ex  Ponte  I  215) 
II  42  (V  118) 

II  57  (V  753) 

III  43  (III  1,  VH  229) 
III  68  (III  138) 

V  36  (I  390) 

V  75  (I  749) 

V  116  (III  766) 

[vgl.  Met  VI  261,  Xni  411, 
De  nuce  158.] 
VI  91  (HI  496) 
VI  148  (I  520) 


Heroid.  VII 71  u.ö.  (V  898,  VII 472) 
VII  74  (I  249) 
[vgl.  Amor.  III  13,  5,  Trist 

I  3,  47] 

VII  88  (H  330,  vgl.  Ex  Ponte 

II  28) 

VII  187  (V  809,  vgl.  Met  II 846) 
VIII 9,  (in829,  vgl.  Met.  XIV  711) 

IX  42  (III  36) 

X  57  (V  245) 
xn  102  (HI  326) 

XV  72  (IV  106) 

XVI  38  (m  126) 


V.    Stil. 


LXXI 


Heroid.  XVI 60  (III 318,  vgl.  Trist. 
I  5,  50) 
XVn  164  (I  504) 
XVn  222  (LI  185) 
XVin  128  (IV  874) 

XX  142  (III  349  f.) 

XXI  101   (VII  585,  vgl.  Amor, 
m?,  12,  ExPontoin4, 111) 

XXI 181  (H  217,  vgl.  De  nuce  5) 
Amor.  I  2,  6  (m  766) 
I  2,  33  (in  182) 
I  5,  16  (m  616)  * 

I  9,  22  (II  344,  vgl.  Are  III  46) 
n  4,  26  (II  83) 

II  6,  26  (II  344) 

II  6,  45  (IV  811,  vgl.  Rem.  509) 

III  3,  11  (III  11) 
ni  8,  19  (m  134) 

Ars  am.  I  443  (I  191) 

I  538  (I  1058) 

n  118  (VI  340) 

n  530  (VI  431) 

n  730  (IV  94) 

m  710  a  234) 
Remed.  94  (UI  295) 

410  a  ^2,  vgl.  Met.  VI  465) 

478  (m  1092} 

575  (HI  521) 

718  (Vn  236) 
De  nuce  46  (III  98) 

120  (Vn  351,  vgl.  Met.  Vn  595, 
XV  564,  Fast.  V  710) 

147  (ra434,  vgl.  Met.  Xm268, 
Ep.  ex  Pento  III  3,  57  n.  ö.) 

182  a  654) 
Metam.  H  47   (Vn  169,   vgl.  XV 
669,  Fast.  V  278,  VI  513) 

n  556  a  Ö86) 
n  648  (VI  434) 
n  820  (I  323) 
n  844  (m  94) 
m  247  (I  62) 


Metam.  m  302  (IV  957) 
ni  613  (V  722) 
IV476  (ni483,vgI.Met.VU520) 

IV  709  f.  (V  775) 

V  119  (m  141,  vgl.  M.  XI  67, 

Xn  265,  XIV  383) 
V256  (Vn479,  vgl.  Fast.  IH  661) 

V  510  (I  290) 

V  668  (VI  140) 
VI  61  (in  1037) 
VI  85  (U  286) 

VI  603  (I  667,  vgl.  M.  XIV  372) 

vn  179f.  (VI  45f.) 

vn  348  (VI  417) 

vn  412  (I  67) 

vn  661  (V977,  vgl.M.Xm228, 

675,  XV  479) 
vn  665  (V  631) 
Vm  161  a  271) 
Vm  238  (V  817) 
Vin  474  (IV  471) 
vm  782  (IV  189) 
Vm811  (V 1167,  vgl.  M.Xn320) 
Vni  839  (ni  453) 
X  38  (I  167) 

X  670  (IV  807) 

XI  95  (IV  381,  vgl.  Fast.  I  240) 
XI  124  (I  59) 

XI  166  (ni  1053,  vgl.  Are  m 
170,  Rem.  708,  Fast,  n  107, 
Aen.  IV  262) 

XI  377  (VI  318) 

XI  507  (IV  328) 

XI  646  (V  1049) 

Xni  95  (n  439) 

Xni  333  (n  235) 

Xni  562  (in  1005) 

XIV  110  (n  463) 

XIV  425  (I  759) 

XV  530  (V  179) 
Fast.  I  272  (n  254) 

n  336  (n  120) 


Lxxn 


VI.    Der  Inhalt. 


Fast.  II  354  (IV  806) 
II  364  (YII  338) 
n  425  (V  1299) 
n  817  (V  747) 
n  853  (V  374) 
m  21  (I  705) 
m  152  aV  887) 
m  628  (in98,vgl.ExPoiito  18,8) 
lU  706  (V  1066) 
IV  882  (VI  532) 


Fast.  V  163  (I  653 f.) 

V  712  (VII  328j 
Trist,  ni  4,  62  (I  250) 

V  7,  61  (in  407  f.) 

Ep.'  ex  Ponto  I  1,  10  (IV  107) 
I  1,  36  (V  68) 
I  10,  43  (HI  911) 
ni  2,  104  (III  1142) 

III  7,  32  (IV  860) 

IV  15,  22  (V  106) 


Erwägt  man  somit,  dass  der  Verfasser  unseres  Yseng.  keinem 
der  alt-römisclien  Dichter  auch  nur  einen  einzigen  ganzen  Vers  ent- 
lehnt und  dass  er  ebenso  seinen  mittelalterlichen  Vorgängern,  selbst 
dem  Hildebertschen  Kreise  gegenüber,  der  ihm  nach  Ton  und  Farbe 
am  nächsten  steht,  seine  volle  Selbständigkeit  gewahrt  hat,  dass  er 
seinem  erklärten  Lieblingsdichter  nur  einzelne  Wendungen  und  Satz- 
formen, wie  sie  sich  einem  ovidfesten  Leser  fast  von  selbst  aufdrängen, 
verdankt  und  dass  er  obenein,  wie  der  Löwe  mit  dem  Schweife  seine 
Spur  verwischt,  die  überkommenen  Formeln  oft  bis  zur  Unkenntlich- 
keit verändert:  so  wird  uns  die  ganze  Hinfälligkeit  der  Grimmschen 
Hypothese  klar,  die  einen  der  ui-sprünglichsten  und  geistreichsten 
Dichter  des  gesammten  Mittelalters  zum  sclavischen  Nachahmer  und 
gewissenlosen  Ausplünderer  eines  so  mittelmässigen  Productes,  wie  der 
Yseng.  abb.  ist,  zu  erniedrigen  vermochte. 


VI.    Der  Inhalt. 

Bevor  wir  zu  den  im  Vordergrunde  stehenden  eigentlichen  Thier- 
sch wanken  kommen,  müssen  wir  den  Hintergrund  entwerfen,  aus  dem 
sich  jene  abheben.  Fehlt  nun  auch  dem  Dichter  jener  Geist  sinniger 
Naturbeobachtung,  der  mit  scharfem  Blick  eine  bunte  Fülle  kleiner 
Züge  der  Wirklichkeit  ablauscht  und  zur  lebensvollen,  farbenreichen 
Ausmalung  des  Gemäldes  verwendet,  so  besitzt  er  doch  ein  viel  zu 
klares  Verständniss  für  die  Anforderungen  der  poetischen  Öconomie, 
als  dass  er  sich  der  Pflicht  entziehen  sollte,  durch  Einflechtung  von 
allerhand  Erscheinungen  des  Thierlebens  und  Andeutung  von  Neben- 
fabeln den  Leser  in  der  Hlusion  der  Thierwelt  zu  erhalten  und  zu 
befestigen.  So  wird  abseits  der  Haupthandlung,  zumal  in  Sprich- 
wörtern und  Gleichnissen,  eine  kleine  Galerie  von  Thierbildern 
vorgeführt,  die  theils  auf  dem  wirklichen  Leben,  theils  auf  abergläu- 
bischen  Vorstellungen   beruhen;   man   vergleiche   I  20,  63  —  72,  274, 


VI.    Der  Inhalt.  LXXTTT 


334,  398,  n  55f.,  92,  131,  499,  HI  267,  323,  595,  600,  655,  812,  837, 
8^*8,  940,  942,  1019 f.,  1028,  1044,  1090,  IV  91,  92,  108,  368,  503,  507, 
506,  613,  728,  789,  820,  931,  1021,  V  115,  128,  782,  798,  842,  885, 
1051,  1106,  VI  5  f.,  123,  134,  175  f.,  304,  465  f.,  VH  60,  442. 

Zu  dem  Kreise  der  Neben  fabeln  und  Spuren  vorgeschicht- 
licher Ereignisse,  von  denen  einige  allerdings  ad  hoc  erfunden  sind, 
gehören  folgende  Stellen: 

1.  I  1001—8  (vgl.  V  551—58),  der  den  Schafen  die  Messe  cele- 
brierende  "Wolf,  bekanntlich  eines  der  ältesten  Motive  unseres  Cyclus. 

2.  I  1011  —  18,  der  Wolf  als  Rechenmeister,  vgl.  zu  Odo  23a 
(Zs.  f.  d.  A.  XXTTT  290),  das  römische  Sprichwort  y  Lupus  non  curat 
numerum'  (Verg.  Ecl.  VII  52)  und  Renart  7401  (RF.  Einl.  p.  98) 
,  Sovent  li  fesoit  ses  oeilles  non  per,  seles  erent  pareiUes,  et  sovent  les 
rapareiUoit,  se  non  pareiUes  les  trovoü.' 

3.  II  399—402,  Hund  und  Schwein.  Bilder  wie  Ouid.  Fast.  II 
231  —  34,  Met.  IV  722  f.,  Petrus  de  Ebulo  I  797  f.,  448,  Philippis  ÜI 
534 — 39  entbehren  des  specifischen  Merkmals,  welches  in  pulte  comesta 
liegt  Vielleicht  bietet  unsere  Stelle  die  Brücke  von  dem  filteren 
Sprichwort  ,  Iure  canes  rumpunt  maculanteni  furfure  uultum '  (Prora  9, 
vgl.  Zacher  Altfr.  Spr.  nr.  262  in  Zs.  XI  144  ,Mandu4:at  furfur  canis, 
eins  non  oh  amorem,  Sed  cpiia  frumenti  plus  diligit  ille  saporem")  zu 
dem  jüngeren  ,Wer  sich  unter  die  Kleien  mischt,  den  fressen  die 
Schweine'  (Zingerle  p.  136);  der  Kleienbrei  wurde  firüher  den  Hunden, 
später  bei  zunehmender  Schweinezucht  den  Schweinen  zur  Nahrung 
vorgesetzt,  der  Übergang  des  Besitzstandes  konnte  sich  nicht  ohne 
lebhaften  Zusammenstoss  der  gleichberechtigten  Eigenthümer  voll- 
ziehen, und  ein  solcher  erbitterter  Kampf  von  Hund  imd  Schwein 
wird  hier  geschildert. 

4.  n  411  f.,  Ysengrimus  Comiseca,  vgl.  Auian.  I  1  und  dasVer- 
zeichniss  sammtlicher  Bearbeitungen  dieser  Fabel  bei  österley  zu  Pauli 
Schimpf  und  Ernst  nr.  90  p.  483. 

5.  m  306  mag  um  der  Vollstfindigkeit  willen  mit  aufgeführt 
werden,  insofern  darin  eine  Andeutung  der  Listensackfabel  liegen 
könnte;  vgl.  zur  Stelle  und  Haltrich  nr.  22. 

6.  m  405—408,  Übersiedelung  des  "Wolfes  aus  romanischem 
nach  teutonischem  Boden  (dasselbe  gilt  vom  Esel,  vgl.  VI  380),  womit 
die  litterarhistorische  Thatsache,  dass  die  Thierschwankdichtung  sich 
von  ihrer  nordfranzösischen  Heimath  am  liebsten  und  weitaus  über- 
wiegend nach  Norden,  nach  Flandern  und  den  Niederlanden,  fort- 
gepflanzt hat,  in  das  innere  Leben  der  Thicre  verlegt  und  zu  einem 
Hebel  der  Handlung  gemacht  wird. 

7.  m  606  —  614,  Ysengrims  alte  Zollschuld. 


LXXrV  VI.    Der  Inhalt 


8  und  9.  IV  527  f.,  Dohle  und  Habicht  —  Kuclnik  und  Saatkrähe 
{gracculus  =  hruoc,  Altd.  Bl.  11  211,  212,  213,  Steinmeyer  und  Sievers 
I  345,  38,  oder  Holzhäher,  Markolf,  vgl.  Chassant  p.  15  ,gr€iculus,  gais*, 
oder  Elster,  Dohle,  vgl.  DEW.  I  220,  die  gemeinte  Species  der  Gattung 
coruus  ist  nicht  genau  zu  bestimmen),  ein  Fabelpaar,  das  sich  auch 
bei  Odo  Parab.  4  und  4a  beisammen  findet,  vgl.  Zs.  XXTTI  p.  284  f., 
Myth.*  ni  p.  196. 

10.  IV  911  f.,  der  Hase  als  Einberufer  und  Führer  der  wallfah- 
renden Hähne. 

11.  rV  1019  f.,  1029  f.,  der  Lehnsvertrag  zwischen  den  Vätern 
von  Fuchs  und  Hahn. 

12.  IV  1032,  1039,  1041,  der  Fuchs  und  die  säuern  Trauben 
(Phaedrus  IV  3,  Renart  25,  vgl.  Du  Moril,  Poesies  ined.  p.  141  Anm.  4). 

13.  V  327  —  334,  der  Fuchs  im  Bunde  mit  dem  Hirten  vereitelt 
einen  räuberischen  Einfall  des  Wolfes  in  die  Schafherde,  vgl.  Romulus 
(cod.  Bum.  IQ  6,  cod.  Wisseb.  lU  5). 

14.  V  695  —  702,  Ysengrims  Abstammung  von  Leuo  und  Sus. 

15.  VI  369  —  376,  Balduin,  des  Esels  Vater,  schuldet  Ysengrims 
Vater  einen  Pelz. 

16.  VII  9  f.,  II  402,  Kampf  zwischen  Reingrim  imd  Ysengrim, 
in  dem  jener  fällt 

Von  Personen  gehört  hierher  ausser  Louo  imd  Reingrim  auch 
die  nicht  activ  auftretende  Teta. 

Die  Träger  der  eigentlichen  Handlung,  denen  die  dich- 
terische Personification  sowohl  Eigennamen  wie  verwandtschaftliche 
und  sonstige  gesellschaftliche  Beziehungen  verliehen  hat,  sind  folgende 
Thiere;  "Wolf  YsengrimiM^)  (sein  Kosename  Ysengrimtdtts ,  seine  eilf 


1)  Die  Beinamen  zielen  1.  auf  sein  Alter  (oft  senex  nnd  senior,  daneben  ueUts 
I  615,  wtuius  III  936,  eattus  lY  100,  grandeuua  m  962,  annosus  lY  443),  aaf  seine 
Köipergestalt  {intens  V  707)  und  Ueimath  {süttigma  V  822,  893),  auf  seine  Chazacter- 
eigens(diaften  (Gefrftssigkeit :  rajOor  n  466,  Treulosigkeit:  perfidus  IV  135,  abaque  fide 
IV  100),  auf  seine  geistige  Impotenz  {incanttu  I  73,  afnena  III 101,  nuUs  JH  106,  siuUus 
in  204,  indoekis  V  823,  itutipmis  VI  185)  und  das  daraus  entspringende  Unheil  {miser 
n  52,  125,  604,  ra  21,  29,  V  820,  967,  1091,  1131,  VII  2,  4,  11,  170,  437,  infeUz 
VII  149)  —  oder  2.  sie  führen  ihn  in  verschiedenen  geistlichen  Stellungen  vor,  als 
Pilger  (pengrinus  IV  523),  Einsiedler  {heremüa,  vgl.  Glossar,  anachorüa  IV  177),  Mönch 
(monaekus  I  634,  U  336,  506,  685,  UI  169,  227,  718  f.,  776,  V  568,  668,  820,  979, 1293, 
VII 196,  205,  frcUer,  vgl.  Glossar,  dauatrioola  piua  V  557,  domifMa  abbas  oder  bloss  abbas 

I  967,  991, 1029, 1039,  III  781,  1073,  1086,  IV  176  f.,  507,  655,  570,  743,  deaertor  eiaustn 

II  230),  Lehrer  der  Theologie  (jaxtigcta  IV  592)  oder  als  Weltgeistlii^en  bis  seu  den 
höchsten  Bang9tufen  empor  {fTMbiter  III  208,  aacerdoa  III  169,  205,  deeafots  TV  729, 
episeopua  III  1073,  IV  361,  preaul  II  4,  129,  IV  223,  495,  651,  719,  729,  V  1105,  pon- 
lifex  II  36,  125,  136,  III  936,  V  1060,  1069,  1076,  1062,  anUsUs  IV  567,  V  1083,  1091, 


VI.    Der  Inhalt.  LXXV 


Gesellen  IV  741 — 756,  daniiiter  drei  ältere  Söhne,  jüngere  Söhne 
Ysengrimigen^  luptdi  Y  709,  Fuchs  Beinardus^y  Löwe  Rufanus*, 
Bir  Bruno,  Eber  Grimma,  Schweine:  Cono  und  Baltero^,  Säue:  8a- 
laura*,  Sonoche,  Becca^,  Bwrgissa,  Hirsch  Bearidus,  Ricke  Bertüiana, 
Hengst  Cctruigarus*,  Esel  Carcophas'',  Widder:  loseph  (sein  Kose- 
name Abet)^  Bemardus^,  Coluarianus,  Belinus,  Bock  Berfridus^y  Hase 
GuUro^^  Hahn  Sprotinus^^j  Gänserich  Gerardus;  ohne  Eigennamen 
eischeint  Tsengrims  "Weib,  wie  auch  die  Frau  des  Löwen  und  EEirsches 
appellaÜT  bezeichnet  wird.  Von  Menschen  sind  nur  zu  nennen:  der 
uiüanus  der  Schinkenfabel,  P.  Bouo,  Aldrada  und  die  Gemeinde  in 
der  Fischerfabel,  die  Bauern  und  der  fingierte  Jäger  in  der  Hahnfabel. 
Die  Namen  derThiere  sind  zunächst  menschliche  Eigennamen, 
welche  jenen  in  Anspielung  an  irgendwelche,  unserer  Eenntniss  bisher 
entrückte  Begebenheiten  und  Persönlichkeiten  und,  nachd^tn  die  per- 
sönliche Bezeichnung  einmal  für  die  Hauptträger  der  Handlung  durch- 
geführt war,  auch  wohl  willkürlich  zugetheilt  wurden,  hieher  gehören 


jmtriareha  IV  556,  560,  pc^  III  976,  FV 177)  —  oder  eodlich  3.  sie  resiimiren  in  dinem 
Begriff  die  Bolle,  welche  der  Wolf  in  der  betreffenden  Fabel,  bez.  Grappe  spielt 
{anubis  1  571;  pistxUivrua  I  657,  retifer  I  687,  piscator  I  870,  983,  II  45,  eaptor  I  889; 
wpietiar  II  283,  mmaor  II 349,  493,  eomiseoa  II  412,  607 ;  areMater  III 109,  205,  pkiaieus 
m  129,  261,  medieus  m  208,  232;  iuuenis  lU  952,  976,  IV  443;  oaMfer  III  1128; 
hotpes  IV  135,  147,  264,  763,  V  1239,  Oims  IV  520;   arekOupus  IV  790;  dunta  host<8 

V  705,  vgl.  VI  108 ;  pineema  V  906,  potor  V  923;  propheta  VII  371 ;  manche  Attribnto, 
die  sich  allzoeng  an  die  angenblickliche  Sitoation  anschliossen ,  wie  timidua  II  314, 
ealUdua  TL  504,  sind  hier  ao^eBchlossen,  am  nicht  das  AUgomeinbild  za  trüben).  Dass 
die  hier  aufgestellten  Arten  öfter  in  einander  überspielen,  versteht  sich  von  selbst. 

1)  Beinamen:  1.  uersuiua  I  73,  eaUidus  I  355,  IH  775,  IV  846,  V  169,  lepidua  et 
st^fitHs  I  403  f.,  vafar  III  720,  IV  917,  V  13,  cautua  IH  1113,  VI  145,  aoUers  IV  39, 

V  336,  aaffax  IV  96,  V  5,  prouidus  IV  400,  perüus  IV  681,  astutus  IV  851  —  3.  hostia 
I  73  n.  5.,  koapea  I  149,  V  712,  VI  146;  questor  I  356,  387;  eommtntator  I  589;  duetor 
I  653,  n  345,  Am!  I  717,  n  532;  raptor  I  746,  765,  ffoUiffar  I  832,  878,  931,  IV  1026; 
buor  I  893,  IV  1085,  /fctor  H  215,  IV  939;  medieus  IH  413,  427,  831,  867,  1021,  1071, 
1165,  arekialer  IH  523,  562,  601,  775, 1087,  1113,  spedfer  IH  929,  pküicua  III  720, 1078 ; 
Äctetor  IV  95,  225,  274,  341,  461,  878,  ittssor  aadus  IV  289,  orator  IV '346,  965,  rethor 
IV  400,  696,  851,  magister  IV  444;  huüifar  V  170,  268,  «w^or  V  258;  mmachua  V  413, 
fraier  V  419.  Endlich  findet  sidi  bei  ihm  and  den  übrigen  Thieren ,  aber  nie  beim 
Wolf,  die  Verknüpfung  vom  Nom.  propr.  und  appell. :  Reinardu»  wiipea  13,  in  63, 
VI  201.  2)  rex  oft,  femer  redor  m  26Ö,  277,  VI  199,  213,  tymnmts  III  329,  VI  1, 
harus  IH  571.  3)  angUcue  ybria  VU  121.  4)  magna  U  541,  egregia,  aus  U  542, 
wrax  Vn  6,  caUida  etc.  VII  7  f.,  erudelia  VII  169,  423,  emäa  VU  234,  noeena  Yll  156, 
ccma  etc.  VII  448.        5)  infeati  magiatra  gregia  VII  134.        6)  eunuehua  forüa  et  ingena 

V  1143,  tmaor  V  1266.  7)  portandia  molibua  aptua  IV  9,  ianüor  IV  126  a.  5.,  buigifer 
IV  679  etc.  8)  forüa  U  536.  9)  uehemena  hireua  IV  373.  10)  veiox  HI  53.  — 
11)  eriatiger  IV  909,  penniger  IV  920,  uafer  IV  934,  V  164,  aahdtta  V  169,  laieua  oanior 

V  188,  ^uaor  V  241,  kiaor  V  285.  —  Vgl.  überhaupt  die  beiden  Cataloge  III  48—54, 
IV  5-20.       * 


LXXVI  VI.    Der  Inhalt. 


Tsengrimus^  Reinardus*^  demnächst  BerttHana^,  Bälduinua*^  Ber- 
nardua^j  Gutero^,  Gerardus"^,  vielleicht  auch  Reingrimus'^,  endlich  der 
auf  Missverständniss  einer  Bihelstelle  zurückgehende  loseph*.  Alle 
anderen  sind  Appellativa,  theils  von  körperlichen  Eigenschaften,  wie 
Farbe  {Rufanua^^,  Bnmo^^,  Coruigarus  ^*,  Sprotinus  ^*) ,  Stimme 
[Rearidus ^*) f  Gesiohtsbildung  {Becca^'^,   Colitarianus^^)  und  Tragkraft 

1)  über  die  Etymologie  vgl.  Mtillenhoif  in  der  Zs.  XVIU  7.  2)  Lübben  im 
Oldenb.  Programm  1863  p.  5  ff.  3)  wohl  nur  eine  Erweiterung  von  Berta,  vgl.  die 
Form  Bertilia  (Cap.VH,  Bouquet  TU  525,  573,  RF.  Einl.  p.  258)  und  Bertana  (Myth.* 
I  p.  221  Anm.  1)  und  zur  Ableitung  —  iliana  Ugutio  fol.  189*>  ,item  a  rubeo  :  hec 
rubüianaf  uiHs  ttel  tma  diäa,  quia  eiua  maieria  ntbet'.  4)  bekanntlich  von  jeher  der 
vorherrschende  Eigenname  des  Esels  (daher  noch  jetzt  frz.  bandet,  DEW.  II  217),  den 
unser  Dichter  weder  selbst  gebildet,  nochf,  wio  Orimm  RF.  Einl.  p.  244,  Willems 
Reinaert  Einl.  p.  64  und  Lübben  a.  a.  0.  p.  45  glauben,  durch  den  Zusatz  ,bona  qui 
fiducia  ferlur  VI  369  zu  erklären  versucht  hat ;  denn  in  bona  fiducia  steckt  weder  der 
Begriff  wine  =  amicus,  socius,  noch  das  Bestimmungswort  halt,  das,  wie  die  Synonyma 
Cono  und  Balitro  lehren,  unserem  Dichter  —  andax,  nicht  =  laetus  ist;  und  dann,  wo 
immer  dieser  eine  etymologische  Erklärung  wagt,  nämlich  bei  Golvarian,  Belin,  Car- 
cophas  und  Giimo,  setzt  er  nomen  {habet,  dai,  trahü,  tenens)  ausdrücklich  hinzu;  mit 
demselben  Rechte  könnte  Grimm  in  ,legümi  ferimur'  V  611  eine  Ableitung  von 
monachus  suchen.  Bona  fiduda  ist  vielmehr  die  personificierte  Zuversichtlichkeit, 
Einfalt,  Gutmüthigkeit  und  stimmt  trefflich  zu  dem  Bilde  des  selbstzuftiedenen  Magister 
Carcophas  in  der  Hoftagsfabel.  5)  auch  im  Ronart  6369  Name  des  Widders,  RF. 

Einl.  p.  256.  Unter  dem  von  Lübben  p.  20  f.  entwickelten  Gesichtspuncte ,  auch  in 
Rücksicht  auf  das  Gleichniss  vom  Stnrmbock  II  562  ff.  könnte  man  Bernardus  als  eine 
Nebenform  von  Berfridus  betrachten.  6)  Denn  die  von  Grimm  (p.  286),  Willems 

(p.  65)  und  Bormans  (p.  142  f.)  versuchten  appellativen  Deutungen  sind  wenig  wahr- 
scheinlich; will  man  somit  darin  nicht  eine  blosse  Versetzung  von  couard,  das  Odo 
de  Ciringtonia  (Kl.  lat.  Denkm.  p.  126)  sogar  zu  Riccardus  verändert,  erblicken,  so 
lieg^  Grimms  Beziehung  auf  mhd.  Guthere  am  nächsten.  7)  Mone  Anz.  m  198, 

Bonn,  zu  m  (IV)  15;  gegen  Altd.  Bl.  I  p.  7  vgl.  DEW.  II  352.  8)  Lübben  p.  14 

erklärt  ,sehr  grimmig',  und  dies  passt  ja  allerdings  gut  zu  Cbno  und  BaUero;  aber 
warum  setzte  der  Dichter  hier  nur  ein  m,   nicht  mm  wie  bei  Grimmo,  dem  Eber?    — 

9)  Gervasius  von  Tilbury  Otia  Imp.  III  c.  112  (Leibniz  Scriptt.  rer.  Brunsv.  p.  1001): 
'  Oum  popuius  Israel  exiret  de  Äegypto,  aaddit,  quod  Nüus  prajei&r  solitum,  adhuc  inundabat 
terram,  in  qua  losephi  aeptUchrum  erat.  Tenebaniur  autem  ex  iuramento  aaportare  ossa 
eiua.  Tunc  scrfjpsit  Moses  nomen  domini  in  lamina  aurea  ietragrammaion  in  hunc  modum 
'niTl'*  1  qvae  superposita  aquae  supcrenatauit ,  usque  quo  ueniens  siaret  supra,  uti  erat 
sepulehrum.  Ei  ascendentes  susitUerunt  ossa,  quae  sublata  leffuntur  eis  prophetasse  forte 
de  diffieultate  iüneris.  Tarnen  Hebraei  iraduni,  quod  ouis  ex  inq)rou%so  adstüit  wxia  tos, 
loquens  ad  iUos,  ob  quam  rem  duxertmt  eam  y)er  desertum  muUo  tempore,  appeüantes  eam 
ouem  loseph.    De  quo  in  psaimo  [Vulg.  79,  2]  „qui  deducis  uelut  ouem  loseph,*'    — 

10)  ,der  Rothe',  vgl.  VI  170.  11)  ,der  Braune'.  12)  ,von  der  schwarzen  Raben - 
färbe,  wio  wir  Rappe  d.  i.  Rabe  sagen,  und  das  rothe  Pferd  nach  dem  Fuchs  benannt 
wird'  RF.  Einl.  p.  2a3  f.  13)  ,der  Bunte,  Flockige',  "Weiterbildung  aus  dem  nieder- 
ländischen Uuhnnamen  Sproete,  vgl.  Grimm  in  Wendelers  Briefwechsel  p.  372,  RF. 
Einl.  p.  237  f.,  Borm.  zu  m  «,1V)  17.  14)  DEW.  n  408:  ,ßatr«?,  fipz.  schreien  (vom 
Hirsch).  Die  lateinischen  Vorba  mugire,  rugire,  uagire  gaben  mit  ihrem  Stamm- 
auslaut  g  Anlass  zur  Bildung  des  Naturausdruckes  ragire,   der  sich  frz.  in  riire  zu- 


VI.    Der  Inhalt.  LXXVII 


(Carcoph€i8^)^  theils  Yon  Charactermerkmalen,  wie  fast  ausschliesslich 
bei  der  Familie  der  Wölfe  und  Schweine*,  hergenommen,  oder  endlich 
der  Gattungsname  des  Thieres  selbst,  zum  Eigennamen  verwandelt 
(Louo*,  Gvulfero\  Sanoche^,  Belinns^,  Teta'^);  einzeln  steht  der  auf 


sunmanzog ,  ital.  sich  in  ragghlare  erweiterte;  ebenso  ward  aas  mogiro  altfrz.  müire, 
ital.  mog^^iiaro.  Das  ahd.  r§ran  [woran  Grimm  p.  333  denkt]  kann  nicht  darin  ent- 
haltm  sein.'  15)  von  mlat  becco,  beccnm  =  rostnun,  Schnauze,  vgl.  DuC.  s.  u. 
beoeo.  16)  RF.  Einl.  p.  234  f. :  ,  Bei  Col.  Hesse  sich  an  oolve  (daaa)  denken ,  weil 
mit  der  Kolbe,  wie  mit  dem  Hom,  gestossen  wird.'  Der  Etymologie  des  Dichters 
(II  277  f.)  liegt  wohl  die  YonteUang  ,caluus  aure,  ohrkahl,  ohrlos'  zn  Grunde. 

1)  »der  LasttrKger',  vgl.  zu  IV  9  f.,  femer  des  Esels  eigene  Dentang  seines 
Namens  m  689  f.  Damit  erledigen  sich  die  sonstigen  Erklftnmgen  des  Namens ,  anch 
die  Leos  (Haupts  Zs.  m  186).  2)  Wölfe  (vgl.  Bonn.  z.  St.):   Oripo,  , Greifer, 

Bänber*,  —  Larueldus,  , Leerdasfeld ' ;  Bonn,  leitet  es  von  latr  and  vel  (,uel  qui 
pellem  semper  inanem  habet  ael  qoi  pelles  apprime  seit  uacxuu«')  oder  von  iarven, 
lambere  (,qni  lingere  pelles  seiet')  ab  —  GrimOj  vom  Dichter  selbst  als  Nebenform 
zu  Oripo  gestellt  (IV  746),  ist  Verkür/nng  von  Yaengrinms  (Zs.  XVIII  7)  —  Pilauca 
,6änsempfer',  von  püare  , enthaaren,  abrupfen'  und  attca  ~  Nipig  ,Bupfer'  ^anipen, 
aeUicare,  ipsa  etiam  terminatione  (-tc,  -ig)  significans  est  et  respondet  adioctiuis  latinis 
in  -ax'  —  Guls  ,der  frft^;,  gluto',  stammt  zwar  (RF.  Einl.  p.  82)  aus  dorn  roman. 
gouhu  (gulosus),  ist  aber  noch  jetzt  in  dem  niederlAnd.  guixig  ganz  verbreitet  — 
Spispisa  ,nomen  negat  Cl.  Grimmius  per  rednplicationem  formatnm,  et  ex  duobus 
coalitom  oontendit,  tamquam  sit  speispeise  (uomens  cibum)  . .  Valeat  fortasse  sp^peise 
Germano,  nobis  quibus  uomere  spnwen  uel  spouwen  est  (ne  de  significatione  loquar, 
quae  male  quadrat  in  lupum)  Spispisa  semper  eiusdem  syllabae  {spise,  spys,  sie,  non 
uero  speis)  reduplicatio  erit,  ac  nunquam  non  cibum  clamantis  helluonis 
uerum  nomen  {spys!  spys!)*  —  Worgram  fWürgdenwiddor',  ex  tcson/en  (strangularo)  et 
ram  (arios)  —  Sualmo  ,Wasserstxudel,  Wa^serschlund'  (vgl.  Weigand  s.  u.  SehwUm\ 
also  völlig  gleichbedeutend  mit  seinem  Beinamen  Carihdis  Inops  , immer  bedürftiger, 
TineisIttLicher  Meoresstnidel '  —  Turgius  Latinisierung  des  vorigen  —  Stormus 
,a  süjrm,  tempestas,  impetus,  uim  nottU;  et  fdrociam'  —  Varbucus  ,ost  a  vaer,  honror, 
et  buuCf  alaus,  quasi  sekrickbuic  i.  e.  cuins  uentor  horrorem  inspiret,  sie  apud  Kilianum 
raer-tpeder,  honida  tempestas '  —  Culpa  , Schlinger',  a.gidpen,  ingurgitare  —  Grubba, 
wie  C  an  Stelle  des  vorigen  liest,  vom  flandr.  grubbe,  gruppe  =  fouea,  cloaca,  vgl. 
Burgissa  —  Olnam  =  qm  omnia  semper  rapuit,  omnium  raptor*.  —  Schweine: 
Grimmo  ,der  Grimmige'  —  Cono  ,der  Kühne'  —  Balter o  dasselbe  —  Salaura 
,die  Schmatzige',  deutschen  (vgl.  ahd.  aalaipcr),  nicht  galischen  (Leo  in  der  Zs.  III 186) 
Ursprungs  —  Burgissa,  dasselbe,  von  mlat.  bioga  =  doaoa,  vgl.  Du  Gange.  — 
3)  , gehört  zu  kntp,  fem.  loure,  span.  lobo,  loba'  RF.  Einl.  p.  246.  4)  -  ,WoIf'.  — 
5)  vgl.  ahd.  son  und  sonor,  Schweineherde,  mnl.  soeghe.  6)  tn.  belier,  Widder,  Leit- 
hammel, das  DEW.  II  219  vom  niedorlftnd.  bei  ,Glöckchen',  weil  er  ein  solches  trägt 
(=  niederl.  belhamel,  engl,  belweiher)^  Grimm  im  RF.  Einl.  p.  234  und  Willems  Reinaert 
Einl.  p.  63  von  beler,  lat.  balare,  ital.  belare  , blöken*  ableitet.  Dem  Dichter  selbst 
aber  schwebte  eine  andere  Etymologie  vor,  ,nomen  dai  uitrea  lana  Belino'  II  279,  was 
weder  mit  Chrimm  auf  bei,  beUus,  noch  mit  Borm.  auf  belle  laine,  sondern  mit  M.  Haupt 
Altd.  Bl.  I  p.  7  auf  ittfaüinus  zu  beziehen  ist;  vgl.  Fapias  , Hyalin  est  uärum,  ttruU 
kgaümus  splendens',  Osbem  p.  274  ,Hyaltmi,  U,  quoddam  gemts  purissimi  uitri,  inds 
hgaUmu,  a,  um  i.  e.  wiireus',  mit  letzterem  stimmt  fast  wörtlich  Ugutio  fol.  101b  und 
loa.  de  lanaa.  7)  ,  Teia  entspricht  der  Tue,  Titain  bei  Giel6e  und  findet  sich  in 


liXXVni  VI.    Dar  Inhalt. 


einer  Übertragung  aus  dem  Festungskriege  beruhende  BerfridusK 
Bewusste  satirische  Anspielungen  oder  zärtliche  Kosenamen  für  ein 
menschenähnlich  geliebtes  Thier,  wie  der  Spanier  , Peterchen'  für  den 
Papagei  und  der  Franzose  ,Simsonchen*  für  den  Staar  gebraucht 
(DEW.  I  307,  n  423),  finden  sich  in  den  Thiemamen  unseres  Ge- 
dichtes nicht. 

Aus  dem  der  mittelalterlichen  Sagengestaltung  überhaupt  gemein- 
samen Bemühen,  die  einzelnen  Personen  der  Handlung  in  ein  trau- 
liches, gemüthliches  Verhältniss  zu  setzen  und  die  hervorragenden 
Glieder  eines  Staates  oder  Hofes  als  Angehörige  einer  Familie  enger 
zusammenzurücken,  ist  auch  in  unseren  Fabelkreis  das  Motiv  des 
Oheim-  und  Neffenwesens  nach  der  weltlichen,  wie  das  der 
Gevatter-  und  Pathenschaft  nach  der  geistlichen  Seite  hin  ein- 
gedrungen :  der  ältere  ist  der  patruus  bez.  patrinus  (die  ältere  niatrind) 
des  jüngeren,  der  jüngere  nepos  bez.  filioltts  des  älteren,  wie  schon 
in  der  Ecbasis  496  der  Fuchs  sich  als  Täufling  des  Wolfes  bezeichnet. 
Sehen  wir  von  den  Genealogieen  der  Wölfe  und  Schweine  ab,  so  findet 
das  Verhältniss  von  Oheim  und  Neffe  hier  nur. zwischen  Ysengrim 
und  Reinard  statt,  jeuer  ist  dieses  patrutta*  (I  10  fF.  und  oft),  der 
Bruder  von  Reinards  Vater  (IV  419  f.),  wiederholt  mit  zärtlichen  Bei- 
worten, wie  patruus  dulcis,  carua,  carissimus,  dilecttis;  natürlich  finden 
wir  die  spöttische  Berufung  auf  diese  Verwandtschaft  öfter  im  Munde 
des  Fuchses  als  in  dem  des  Wolfes,  der  seinen  Mephisto  nie  mit  fiepos 
anredet  wohl  aber  sich  mehrfach  (I  38, 112, 126, 533, 572,  621,  VI  29f.), 
wenn  er  eben  ausnahmsweise  bei  guter  Laune  ist,   auf  das  Familien- 

ital.  Dialecten,  zu  Brescia  tida  , Henne',  za  Neapel  teia,  ieteUa*  (BF.  Einl.  p.  238  f.) 
und  dies  geht  wohl  zurück  auf  das  lat  täa,  vgl.  Seruius  zu  Verg.  Ecl.  I  58  ,  Oohunbae, 
(juas  uuigus  tdas  tiooal'  und  dazu  Isid.  Etym.  XII  7,  63  ,PtUunüfes,  quas  urtlgut  tüos 
uooant.'  Ob  an  das  alte  UUa  , Huttor,  Grossmntter,  überhaupt  alte  kinderreiche  Frau' 
(W.  Wackemagel  Vocesa  p.  94  f.,  97  f.,  DEW.  I  p.  413)  gedacht  und  die  Fruchtbarkeit 
der  Hennen  als  namengebendes  Merkmal  aufgefasst  werden  kann,  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden. 

1)  eig.  der  an  die  Festungsmauer  heranzurollende  hölzerne  Thurm,  von  dem 
eine  Brücke  auf  die  feindliche  Ringmauer  hinfibergeschlagen  wurde  (vgl.  A.  Schultz  II 
358  —  369,  Du  Gange  s.  u.  beifredus,  Brinkmeier  Gloss.  dipl.  I  340),  mhd.  «benhahe  oder 
hercfrü,  altfr.  berfrcis,  mlat.  hcrfredus  u.  ilhnl. ;  violleicht  nannte  man  bei  schwankender 
Terminologie  so  auch  —  was  noch  besser  passen  würde  —  den  Sturmbock,  Widder, 
,mouton',  der  mit  httuflgen  Stössen  die  Mauer  zeistOrte  (A.  Schultz  U  355).  Jedenfiills 
ist  der  Name  vom  Festungskriege  auf  den  Bock  übertragen,  vgl.  das  Umgekehrte  bei 
ariu.  2)  Der  puritanisch  kahle  Ys.  abbr.  hat  diese  Oheimschaft  gänzlich  getilgt, 

ohne  sich  darum  der  Gevatter&bel  zuzuwenden ;  denn  2L9  spricht  offenbar  nicht ,  wie 
Grimm  BF.  Einl.  p.  27  annimmt ,  der  Fuchs ,  sondern  der  Eber.  243  f.  bedeuten  ,  Da 
fürchtest  Dich  wohl  vor  der  Bitte,  ixgend  einen  Vetter  herzuschaffen  —  oder  bangst 
Da  gar  für  Dich?'  Wie  ein  Nachhall  des  alten  Verwandtschaftsverhältnisses  klingen 
die  Worte  621  ff.  fä.  oHm  Sanguine  oonwmni  generoHo  noalra  eohent'. 


VL    Der  Inhalt.  TiXXTX 


band  bezieht,  ihn  auch  zuweilen  (1 148, 194, 687;  nicht  hierher  gehören 
V  429,  441)  im  Tone  innigster  Freundschaft  als  , Bruder*  bezeichnet. 
AhnHch  macht  der  Bauer  den  Fuchs  zu  seinem  nepos  (I  247)  und 
empfangt  von  diesem  für  die  Anrede  ^amice'  (I  305)  das  Gegencompli- 
ment  ,8odali8^  (I  346).  Was  anderseits  die  kirchliche  Einkleidungs- 
form betrifft,  so  ist  der  Wolf  der  patrinus  Josephs  (DI  649),  wie  des 
Löwen  (VI  204),  Salaura  die  matrina  Ysengrims  (VII 13,  23,  26  u.  ö.), 
vgl.  IV  446,  463;  der  leibliche  Vater  und  sein  geistlicher  Erziehungs- 
beistand reden  sich  gegenseitig  mit  ^compater,  Gevatter'  an,  so  Ys. 
den  Bock  (IV  164),  Reinard  den  Hahn  (IV  929).  Wie  nahe  sich  beide 
Verhältnisse  (die  auch  aufgekündigt  werden  können,  vgl.  lU  1030, 
IV  930)  berühren,  zeigt  VII  83,  wo  Ys.  die  älteren  und  jüngeren  Säue 
mit  den  Worten  matrinis  et  neptibus  zusammenstellt.  Daneben  begeg- 
nen mannigfache  Anreden  ehrender  (domine)  oder  freundschaftlicher 
Art  (soäaiiB,  socie,  sodes,  collega,  amice,  frater).  Verheirathet  sind 
Löwe,  Wolf  und  Hirsch,  auch  Sprotin  erzählt  von  seinen  Hennen,  und 
Salaura  hat  eine  stattliche  Familie;  der  Fuchs  hat  auf  der  älteren 
Stufe  der  Fabelentwicklung  weder  Frau  noch  Kinder  (V  784,  742  dürfen 
nicht  irre  führen),  er  erscheint  durchweg  als  Schatten,  als  böser  Dämon 
des  Wolfes,  als  unermüdlicher  Gegenspieler,  aber  nicht  als  Hauptheld. 
Die  Hauptfabeln,  von  denen  eine  kurze  Inhaltsangabe  mit- 
getheilt  haben  Mone  (im  Morgenblatt  1831  nr.  224  f.),  Raynouard  (im 
Journal  des  savants  1834,  Juli,  p.  9  ff.)  und  Grimm  (RF.  Einl.  p.  71  ff., 
wiederholt  von  Genthe,  Deutsche  Dichtungen  des  MA.  U  373  ff.  und 
Oödeke,  Deutsche  Dichtung  im  MA.  p.  592  f.)  sind  folgende : 

1.  Schinkentheilung.  Prora  VII  (Zs.  XXTTT  311),  Reinhart  2, 
Haltrich»  1  (DV.  95,  vgl.  81,  i),  Renart«  14  (V),  Reinaert  217  ff.  Die 
Motive  des  Scheintodes  und  des  Vexierlaufes  (vgl.  zu  I  335)  sind  alt 
und  gut  bezeugt,  vgl.  für  jenen  Ecbasis  p.  57  f.  nr.  4  und  58  Anm.  1, 
für  diesen  die  Sprichwörter  ,  Qui  uulpetn  seguitur,  girum  facit  et  uagus 
errat  ^  und  ,Plurima  girabit  loca,  gut  cum  uulpe  uiabit'*),  femer 
Sedul.  Scot.  ed.  Grosse  XI  13  f.,  wo  es  vom  Fuchse  heisst  ^An  tortis 
pedibus  gyros  contexuit  iUa,   Obliquos  peragens  curaibt^  illa  cyclos?^ 

2.  Fischfang.  Reinhart  4,  Haltrich  7  (DV.  101),  Renart  2  (HI 
377  ff.),   Odonianum  4  (Kl.  lat.  Denkm.  p.  135),  Reinaert  7,  Vulpes, 


1)  Zar  dentschen  Thiersage.  Programm  do6  Gymnasiums  za  SchAssburg  1865; 
in  der  Klammer  ist  die  entsprechende  Nummer  der  ,  Deutschen  VolksmSrchen  ans  dem 
Sachsenlande,  dritte  And.'  hinzngefügt.  2)  Hinter  Benart  wird  in  arabischer  SSÜfer 
die  Rnmchennummer  bei  Möon  nnd  Grimm,  in  römischer  die  von  E.  Martins  neuer 
Ausgabe  angegeben.  S)  Beide  aus  dem  Cod.  S.  Omer  115,  das  erstere  steht  fol.  86* 
Sp.  1  in  dem  Gedichte  De  firaudtäetUa  naUiere,  das  letztere  ist  Vers  217  der  mit  Ärdua 
naüa  bonu  beginnenden  Spruchsammlung  (fol.  96—98). 


TiXXX  VI.    Der  Inhalt. 


Lupus  et  Leo  1  (RF.  p.  425),  Germania  XXTV  p.  414,  Kurz  zu  Burcard 
Waldis  m  91  *). 

3.  Feldmessung.  Bauart  8,  Haltrioh  13  (DV.  107),  De  lupo 
pedente  (RF.  p.  430),  De  Hita,  copla  740  fF.  (Altd.  Bl.  I  p.  5),  Germania 
XXIV  p.  412  f.,  Briefwechsel  Grimm -Meusebach  p.  171;  vgl.  Avian 
fab.  18  und  die  Prosaauflösung  in  Fröhners  Ausgabe  p.  74.^) 

4.  Hoftag  des  kranken  Löwen.  Paulus  Diaoonus  (Ecb.  p.  57), 
Ecbasis  2  (vgl.  p.  58  ff.),  Reinhart  7,  Renart  21  (X),  vgl.  16  (X)  und 
19  (VI),  Reinaert  6,  Romulus  Roberti  21  (Oesterley  Appendix  32  p.  101), 
Rainardo  e  Lesengrino  1  (per  cura  di  E.  Teza,  Pisa  1869),  Ys.  abb.  1, 
Vulpes,  Lupus  et  Leo  2  (RF.  p.  426),  Der  kranke  Lewe  a.  a.  0.  p.  432). 
Wenn  irgendwo,  sieht  man  hier  die  planmässige  Hand  des  Dichters, 
der  den  Fuchs  nur  vom  Standpuncte  seines  Antagonismus  gegen  den 
Wolf  auffasst  und  darum  einerseits  manche  Züge  der  Überlieferung, 
wie  die  dreimalige  Ladung,  strich,  anderes  zur  Hervorhebung  Ysen- 
grims  hinzusetzte;  sehr  geschickt  z.  B.  lässt  er  diesen  erst  ein  Attentat 
auf  Joseph  und  Bemard  unternehmen,  um  den  nachherigen  Angriff 
des  Fuchses  auf  Y.  als  wohlverdiente  Strafe  hinzustellen,  zugleich  um 
so  Hoftag  und  Feldmessung  angemessen  zu  verknüpfen.  —  Zur  Ein- 
hüllung von  Kranken  in  eine  frisch  abgezogene  Thiorhaut  vgl.  Myth.* 
II  980,  ni  344,  Ecb.  p.  57  n.  2a;  zur  Umdeutung  des  bittenden  Wolfs 
in  einen  kampfdrohenden  (III  1113  ff.)  vgl.  Germania  XXIV  414. 

5.  Wallfahrt  Novolet,  Fabulae  uariorum  auctorum,  Esop.  n.  66 
p.  144,  Odonian.  9  —  Reinhart  3?,  Haltrich  4  (DV.  98,  vgl.  93),  Renart 
18  (VIII),  Yseng.  abb.  2,  Kinder-  und  Hausmärchen  27,  vgl.  10,  41 
und  III  p.  47  ff.,  Kuhn  Westfälische  Sagen  II  229  ff.  —  Ein  zweijäh- 
riges Alter  schreibt  sich  der  Wolf  auch  Prorafabel  VII  14  f.  zu,  vgl. 
Reinaert  6.  Beruht  die  unserem  Gedichte  eigenthümliche  Wahl  der 
Ricke  zur  Herrin  der  Pilger  auf  dem  römischen  Sprichwort  ,Pritut 
iungentur  capreae  lupis'  (Hör.  carm.  I  33,  8,  Köhler  Thierleben  der 
Griechen  und  Römer  p.  194)? 


1)  Der  n  69  genannte  h.  CeUbrant  ist  nach  der  sonstigen  Überlieferang  (vgl. 
R.  Köhler  Germania  Xni.<»9  f.,  XXVHI  9  «F.,  0.  Schade  Altd.Wb.*  1242  f.)  ein  Fisch, 
auf  dem  das  Erdreich  steht :  wird  er  einmal  nicht  in  der  h.  Messe  genannt,  so  bewegt 
er  sich  oder  kehrt  sich  um  und  raft  dadurch  ein  Erdbeben  hervor.  Zu  Osanna  macht 
mich  B.  Kbhler  darauf  aufimerksam,  dass  in  Segenformeln  bald  Susanna  bald  Osanna 
als  Matter  der  S.  Anna  genannt  wird  (vgl.  Mono  Anz.  1837  Sp.  469,  Wolf  Zs.  f.  d.  Myth. 
rv  117),  zum  König  Phanuel  verweist  mich  ebenderselbe  auf  Horrigs  Archiv  LXVU  267 
Vers  361  ff.  und  S.  234  ff,  2)  Zu  der  II  299  -  302  angegebenen  Zahl  der  Homer 

verweist  Grimm  auf  Blumenbach ,  Ausg.  12  p.  96 ,  wo  isländische  Schafe  von  4,  6,  8 
Hörnern  bezeugt  werden.  So  lange  dieser  Nachweis  nicht  für  Flandern  und  die  Nieder- 
lande erbracht  wird,  darf  man  wohl  darin  eine  dichterische  Übertreibung  erblicken. 


VI.    Der  Inhalt.  TiXXXT 


6.  Fuchs  und  Hahn. 

a  und  b.  Alciiin  caim.  278,  Oallus  et  nnlpes  (Gfiimm  u.  Sohmeller 
Lat.  Ged.  p.  345  fif.),  Beinhart  1,  Benart  3  (II  1—468),  Nilant  fab.  30 
(»  Oesterley  Append.  9,  Bannann  App.  13),  Oesterley  App.  45,  De  vos 
oll  de  hane  (Zs.  V  406)  1—160,  Volpee  et  gallos  (BF.  p.  421),  De  gallo 
et  nnlpe  (£1  lat.  Denkm.  p.  111  f.),  Barcard  Waldis  IV  88  and  Kurz' 
Aom.  p.  181,  Du  Meril,  Poesies  inedites  pi  138  Anm.  1. 

c.  Benart  4  (11  469  ff.),  Beinaert  v.  356  ff.,  Oesterley  App.  46 
und  dessen  reichhaltige  Nachweise  zu  Kirchhof  III  pl28  (V  p.  94), 
fiomolos  Gotting.  50,  De  vos  ufi  de  hane  161—227,  Du  Meril  Poesies 
inedites  p.  144  Anm.  1,  Burqard  Waldis  IV  2  und  Anm.  p.  149. 

7.  Der  Wolfmönch. 

a  und  c.  Evang.  Matth.  YII  15  (El.  lat  Denkm.  p.  149),  Ecbasis 
182—186,  298-313,  318  (vgl.  97  ff.,  111  ff.,  386  f.  und  Einl.  p.48ff.), 
Prorafabel  XVIII,  De  li^o  43  ff.,  Theodericus,  abbas  8.  Trudonis,  De 
symonia  17  —  20  (Flac.  De  corrupto  eccl.  statu  1557  p.  235,  BF.  Einl. 
p.  191  f.),  Beinhart  4,  Sperrogels  Spruch  ^Ein  toolf  sine  sünde  fl6ch\ 
Reoart  2  (III  165  ff.),  Beinaert  v.  1481  ff.,  Alex.  Neckam  De  uita 
monachomm  15f.>),  Einl.  p.  Xm  Anm.  1,  Mone  Anz.VIII  107«),  Ouidius 
de  lupo  65  — 148,  Luparius  descendens  in  Auemum  73  — 108,  Lupus 
monachus.*)  Speciell  für  den  Wolf  in  der  Elosterschule  (auch  III  693  ff.) 
vgl  das  in  den  Kl.  lat.  Dkm.  p.  21  mitgetheilte  Zeugniss  vom  J.  1096, 
Oesterley  Bomulus,  App.  65  (KL  lat.  Dkm.  p.  148),  Odo  22  (Kl.  lat.  D. 
p.  117  f.),  M8D.«  XXVn  2,  35,  84,  den  Wolf  sohuolaere  (BF.  p.  333  ff.), 
MoDe  Anz.  IV  361  n.  19,  die  Sammlungen  von  J.  Grimm  (BF.  Einl. 
p.  190  ff.),  W.  Wackemagel  (Haupts  Zs.  VI  286  ff.),  W.  Grimm  (Zs. 
Xn  216)  und  Du  Meril  (Poesies  inedites  p.  156  Anm.  4),  Dief.  Gloss. 
8.  u.  lupus  und  Kl.  lat.  D.  p.  72  Anm.,  von  Kunstwerken  den  Fries 
des  Freiburger  Münsters  aus  der  1.  Hälfte  des  12.  Jh.  (Cahier  et  Martin, 
Melanges  d'Archeologie  I  planche  XXIV  und  p.  124,  Meissner  in  Herrigs 
Archiv  LVI  p.  271),  das  Belief  im  Kreuzgang  von  S.  Paul  bei  Born 
(W.  Wackemagel,  Kl.  Sehr.  11  311)  und  fig.  n  von  Hammans  Briques 
Suisses  du  XUI  siecle  (Kl.  lat  D.  p.  21  Anm.  3).  Des  Wolfs  Debüt 
als  Schafhirt  V  548  ff .  und  dessen  Bechtfertigung  V  573—580  ist 
offenbar  nach  Evang.  loh.  X  1 — 5  gearbeitet:  er  ist  diesmal  nicht, 
wie  sonst,  als  für  et  latro,  aiiunde,  sondern  per  osHum  in  ouüe  ouium 


1)  ,Nü  Umattra  wuat,  wuat  aut  uiHanma  vesHs,  Si  hipua  es,  quaimäs  eaae 
^liderU  ouU.'  2)  wo  ans  einer  Lambacher  Hs.  des  XUI.  Jh.  die  Grabschrüt  des 

edOLngten  WolünGnchs  mitgetheilt  wird,  ine.  ,Hie  nuUe  defunetus'.  3)  RF.  p.  416  ff., 
die  ente  Fabel  der  im  Cod.  axgent.  lohann.  C.  102  and  in  einer  MOnchener  Hs.  (Mone 
Anz.  Vm  105  f.)  Qberlieferten  Sammlung. 

Voigt,  Ysengrimos.  f 


LXXXn  VI.    Der  Inhalt. 


eingetreten,  um  nun,  getreu  der  biblischen  Yorsohrift,  als  pastor  bonus 
ouium  mit  dem  heimischen  und  anheimelnden  Rufe  ykumT  seine 
Dimmer  zutraulich  zu  begnissen,  ins  Freie  zu  locken  und  auf  der 
Weide,  wohin  er  immer  will,  nach  sich  zu  ziehen.  Für  seinen  An- 
trag auf  Eohgenuss  des  Fleisches  und  Abschaffung  der  Köche  ist  das 
älteste  Zeugniss  Prorafabel  XVni  9—14;  dass  Klagen  über  der  letz- 
teren Unehrlichkeit  volksthtunlich  waren ,  lehrt  der  Spruch  Frora  630  f. 
,Änte  fames  occidit  herum,  quam  forte  ministrum;  Quam  cocim  egrotet, 
dominus  longe  tumulaiur,^  Zur  Vertreibung  des  Wolfs  als  trunkenen 
Sängers  stimmt  Reinhart  2^,  auch  die  bekannte  Anekdote  Guiberts 
von  Nogent  (RF.  Einl.  p.  195  f.)  *)  setzt  den  Schwank  vom  Wolf  im 
Weinkeller  des  Klosters  voraus;  als  Sänger  erscheint  er  auch  im 
Luparius  descendens  74  ff.,  als  Glockenläuter  Reinaert  1484  ff. 

b.  Reinhart  6,  Renart  1  (11  1027  ff.),  Reinaert  v.  72—77,  Rai- 
nardo  e  Lesengnno  v.  205  ff.  Dass  aus  der  Buhlschaft  von  Fuchs  und 
Wölfin  der  Luchs  entspringt,  weiss  auch  Reinhart  1070  ff.  Über  den 
ätzenden  Harn  des  Fuchses  vgl.  Ecbasis  370  und  p.  37  f.,  Odo  46  (Kl. 
lat.  D.  p.  128). 

8a.  Hengst  und  Storch  im  Sumpfe.  Vgl.  Briefwechsel  Grimm- 
Meusebach  p.  170  f.,  179  ff.  Auf  Grimms  Frage  nach  dem  Ursprung 
dieser  Fabel  erwidert  Lachmann:  ,Woher  ist  denn  Claudius'  Fabel 
vom  Fuchs  und  Pferde?  „Tref  er  mich  nicht,  Herr  Pferd:  ich  will 
ihn  auch  nicht  treten."    Und  Meusebach  bringt  folgende  Zeugnisse  bei: 

Gargantua  S.  415  mihi,  Bl.  213  tibi  „Ja  wisch  das  Gesäsz  an 
die  Hecken,  dass  nicht  das  Hau  vertheuetst»  Und  heb  die  Fiise  wohl 
an  dich  wie  der  Han,  das  kein  Pferd  im  Stall  trettest.^* 

Randbemerkung  im  Grobianus,  verteutschet  durch  Gasp.  Scheidt, 
Wormbs  1551,  4.  C  3:  „Tret  keiner  den  andern,'' 

Historien  von  des  Ehrw.  D.  M.  Luthers  anfang,  lehr,  leben  und 
sterben,  durch  M.  Mathesium.  Nürnberg  1567.  4.  Bl.  71:  „Trette  keiner 
den  andern,  sagt  der  han  mm  pferd.  Wir  sind  auch  zun  heupien 
gewachsen,  wnd  umer  füsze  sind  mit  eisen  beschlagen'' 

Doctor  mumers  narrebschwerOg.  Straszb.  1512.  4.  K.  3^:  f,Ein 
han  kam  eins  mals  under  rose  Und  dundct  sich  selber  auch  so  gross 
Und  sprach  mit  höffelichem  trit:  Keiner  tret  den  andern  nit," 

(Joannis  Gastii)  Tomus  primus  convi Valium  sermonum,  —  jam 
quarto  recognitus.  Basileae  1554.  8.  pag.  120:  „De  gallo  apologus. 
Gallus  gallinaceus  in  stabulum,  ubi  equi  praegrandes  et  generosi  avena 
pascebantur,  ingressus,  Salvere  vos,  inqtiit,  jubeo  flratres,   Ne,  oro,  me 


1)  Dort  ist  aber  196, 8  episeopum  zu  lesen :  der  Mörder  nannte  den  Bisehof, 
nicht  der  Bischof  den  Mürder  ,  Isengrinus '. 


VI.    Der  Inhalt.  TiXXXTTT 


aspemewdfU  convivam.  Video  enim  äedäere  notmihü  päbul%lex  veatris 
praesqnis,  quo  eUra  aUum  societatis  incommodum  vesd  potero.  Neque 
emm  hue  aecessi,  ut  quenguam  ifijwria  affieiam,  Atqui  vesbru/m  erit, 
inüae  godaUtaÜs  meminisse,  ita  ut  fluUi  ealeare  Uceat  amicum.  Ob- 
senabo  hane  amieitiae  legem  rdigiosissime  inprimü  ego,  eadem  de  vobis 
tpe  freUts.  Ad  haec  ferox  quidam  equua:  Quin  tu,  aä,  gaUe,  hcmc 
legem,  de  non  ccdcando  amicum  pemtus  misiam  facis,  NuUa  emm  ejus 
rei  nos  eura  soUidtat  Vewi  huc  et  ccdca  me,  quam  diu  lubeai,  At 
me,  inqvü  gaUus,  anxüs  euris  exagOat  haec  rcUio,  ne  vestra  ungula 
prewuir,  proHnus  enim  et  finis  amieitiae  pariter  ae  vitae  contingeret. 
Sic  nUer  pares  soUda  eonflaUtr  amidüa,  disparitiu  quoque  cceptam 
dirimUr 

8b.  Hengst  und  Wolf.  BF.  Einl.  p.  263  n.  5,  Aphthonios  9, 
BomnlTis  in  2,  Anon.  Neveleti  m  2,  Haltrich  12  (DV.  106),  Renart  13, 
Reinaert  t.  3988—4107,  Alex.  Neckam  Nouus  Esopus  24  (dazu  Du  Merils 
Qnellenyerzeichmss,  Poeeies  ineditee  p.  195),  Mone  Anz.  Y  452,  Mulus, 
Vulpes  et  Lupus  (EF.  p.  423) ,  das  neugriechisclie  Gedicht  (J.  Grimm 
Sendschreiben  an  K.  Lachmann  p.  68  ff.,  im  ersten  Theil  die  Beichte 
Ton  Wolf,  Fuchs  und  Esel  zur  Schürzung,  im  zweiten  die  Hinterfuss- 
fabel  zur  Lösung  des  Knotens  verwendend),  Dunlop- Liebrecht  Gesch. 
der  Prosadicht  p.  214,  Oesterley  zu  Wendunmuth  IV 138  (uoL  V  p.  113), 
Oermania  XXTV  p.  413.  Zu  der  Auffassung  des  Hufeisens  als  Stim- 
siegel  vgl.  Anon.  Nevel.  XVI  5  ,Seuit  aseUus  inhers  et  frontem  cake 
sigOlat: 

9.  Josephs  Rachensprung.  Die  einzige  mir  bekannte,  aber 
im  Wesentlichen  völlig  übereinsti mmende  Analogie  ist  Wolf  und  Geiss 
am  Schluss  von  Haltrich  lö'»  (,des  Wolfes  Noth'). 

10.  Beutetheilung  von  Löwe,  Wolf  und  Fuchs.  RF.  Einl. 
p.  262,  Romulus  (Bum.  I  6,  Wisseb.  I  7),  Prorafabel  E,  Anon.  Nevel. 
I  6,  Renart  7,  Reinaert  6,  Odo  20,  Alex.  Neckam  Nouus  Esopus  9, 
Altd.  BL'n  82,  Vinc.  BelL  Spec.  mor.  m  11,  3  (danach  Kl.  lat  Dkm. 
p.  135  L,  wo  Zeile  4  proiecU  pedem  zu  lesen  ist).  Der  lewe,  brune  inde 
Reiuait  (RF.  p.  388),  Du  Meril  Poesies  ined.  p.  420,  Kurz'  Anm.  zu 
Burcard  Waldis  I  73;  vgl  Haltrich  DV.  91,  92. 

11.  Ysengrims  Schwur  auf  das  Wolfseisen.  RF.  Einleit. 
p.  76  Anm.,  Mamer  XV  121—140  (p.  118  ed.  Strauch,  ,Ein  esel  gap 
für  eigen  sich').  Für  die  gemeinübliche  Anwendung  von  Fallen  zum 
Wolfsüang  vgl  Capit  de  uillis  cap.  69  mit  Ress'  Anm.  p.  97,  A.  Schultz 
Hof.  Leben  I  367  und  Alex.  Neckam  De  nominibus  utensilium  (Scheler 
Lexioographie  latiae  p.  104),  der  unter  den  zum  Bauernhof  nöthigen 
Gegenständen  auch  aufführt:  ,mtucipulam  contra  mures,  pedicam  siue 
dese^ptUam  (so!),  qua  lupi  capiimtur\ 

f* 


LXXXrV  VI.    Der  Inhalt. 


12.  Ysengrims  Untergang.  Dies  Stück  hat  mit  der  von 
Grimm  (RF.  Einl.  p.  193)  zweifelnd  in  Parallele  gestellten  Fabel  von 
der  Taufe  der  Ferkel  (Haltrich  14,  (DV.  106),  De  lupo  pedente,  Altd. 
BL  I  5  ff.,  Germania  XXIV  413  etc.)  gar  nichts  zu  schaffen,  ist  viel- 
mehr, wie  der  Dichter  selbst  andeutet  (vgl.  zu  YD.  295),  aus  der 
Muhammedsage  entlehnt  und  bildet  einen  der  sonstigen  Thierfabel- 
litteratur  völlig  unbekannten,  ausschliesslich  unserem  Ysengiimus 
eigenthümlichen,  überaus  passenden  Abschluss  des  Ganzen.  ,Der 
Dichter  lässt  den  Wolf,  der  alles  zerreisst  und  verschlingt,  selbst  zer- 
reissenund  verschlingen'  (Mone  p.  308 f.)  und  verzichtet  damit  auf  das 
sonst  [vgl.  Ecbasis  p.  57  Anm.  2,  Odo  43  (Kl.  lat  D.  p.  126  f.),  das 
Bild  des  Strassburger  Münsters  (RF.  Einl.  p.  218,  Meissner  in  Herrigs 
Arohiv  LYI269f.  und  den  Leichenzug  der  von  Beineke  todtgebissenen 
Henne]  so  beliebte  Motiv  des  Begräbnisses.  —  Das  musicierende 
Schwein  (YII 100  ff.)  ist  öfter  von  den  Steinmetzen  an  den  Kirchen 
des  MA.  dargestellt,  so  in  Beverley  und  Winchester  (Meissner  in  Herrigs 
Archiv  LVIIl  245  ff.,  251).  —  Zu  dem  Wesen  des  Melkdämons  Age- 
mund  vgl.  Wolf  Niederl.  Sagen  nr.  479  und  besonders  Myth.*  I  422: 
,Der  Kobold  ist  ein  diensamer,  ileissiger  Geist,  der  seine  Freude  daran 
hat,  den  Knechten  und  Mägden  in  der  Hausarbeit  beizuspiingen  und 
insgeheim  einen  Theil  derselben  zu  verrichten.  Er  striegelt  die  Pferde, 
kämmt  ihre  Mähnen  aus,  gibt  dem  Vieh  Futter  vor,  zieht  aus  dem 
Brunnen  Wasser  und  tränkt,  mistet  den  Stall.  Den  Mägden  macht  er 
Feuer  ein,  spült  die  Schüsseln  aus,  spaltet  xmd  trägt  Holz,  kehrt  und 
fegt . . .  Aber  zugleich  führt  er  Aufsicht,  dass  alles  im  Haushalt 
ordentlich  zugehe;  faules  und  fahrlässiges  Gesinde  hat  von  ihm  zu 
leiden,  er  zieht  den  trägen  die  Decke  vom  Bett  ab,  bläst  ihnen  das 
licht  aus,  dreht  der  besten  Kuh  den  Hals  zu,  stösst  schlampigen 
Melkmägden  den  Kübel  um,  dass  die  Milch  verschüttet,  und  spottet 
ihrer  durch  höhnisches  Gelächter;  seine  Gutmüthigkeit  wandelt  sich 
in  Neckerei  und  Schadenfreude,  er  wird  zum  Quälgeist  und  Plagegeist. 
Agemund  scheint  mir  nichts  als  ein  vom  Dichter  entstellter  und  über- 
triebner Hausdämon,  der  die  Magd  im  Schlaf,  Melken  imd  Buttern 
stört.'  Die  äussere  Erscheinung  Agemunds  ist  eine  dem  von  A.  Schultz 
Höf.  Leben  I  2Q0  abgebildeten  Putzteufel  am  nächsten  stehende,  in  der 
Gesammtheit  aller  Züge  nicht  anderweitig  zu  belegende  Misch-  und 
Missgestalt,  die  aber  völlig  dem  Bestreben  der  mittelalterlichen  Kunst 
entspricht,  im  Gegensatz  zur  höchsten  YoUkommenheit  und  Schönheit 
Gottes  in  der  Formgebung  des  Teufels  und  zumal  der  niederen  Dämo- 
nen und  unsauberen  Geister  (Matth.  VIII  28—32,  Luc.  Vin  27  ff.)  die 
ungebundenste  Phantasie  walten  zu  lassen  imd  die  letzteren,  den 
dämonischen  Pöbel,  als  Zerrbilder  einer  fratzenhaften  Thierwelt  dar- 


VI.    Der  Inhalt.  LXXXV 


zosteUen  (Wessely  p.  88  ff.,  Blomberg  p.  22).  Gewisse  ihierische  Attri- 
bute, wie  Hörner  (hier  wohl  nur  tun  der  Grösse  willen  vom  Stier, 
nicht  wie  gewöhnlich  vom  Bock  entlehnt),  Vogelfuss  (vgl.  zn  V  1156, 
ferner  Myth.^  II  833,  894),  Schwanz  (hier  Eatzenschwanz,  denn  die 
Katze  ist  das  Thier  der  Hexen,  Myth.  I  254,  421  Anm.  2),  sind  für 
den  Teufel  gemeinmittelalterlich ,  die  anderen  fügte  der  Dichter  gleich- 
sam im  Zuge  nnd  Geiste  jenes  Motivs  und  in  Anlehnung  an  mehr 
vereinzelte  Darstellungsformen  hinzu:  der  Habichtsschnabel  findet 
sich  auch  in  dem  von  Piper,  Myth.  der  christlichen  Kunst  I  404  ange- 
fahrten alten  Zeugniss  und  zugleich  mit  der  Mähne,  bezw.  dem 
Barte  —  jene  vom  Pferde  (Myth.  11  831,  Schindler,  Aberglaube  des 
ÄA.  p.  27),  dieser  von  der  Ziege  (Myth.  I  153  f.,  11  831,  Prora  615) 
entnommen  —  und  dem  geflügelten  Bücken  in  dem  Bilde  bei 
A.  Schultz,  bei  den  ihm  zuertheilten  Hinterfüssen  des  Hundes 
ist  an  den  HöUenhund  (Myth.  IE  833  f.)  zu  denken;  als  unerklärlich 
bleiben  nur  übrig  Agemunds  Schaflenden,  denn  , einer  alten  Über- 
lieferung zufolge  kann  der  Teufel  alle  Thiergestalten  annehmen  mit 
alleiniger  Ausnahme  jener  des  Lammes '  (Wessely  p.  91),  und  folgerecht 
mnsste  auch  ein  so  wesentliches  Attribut  desselben,  wie  die  Wolle, 
von  der  Schilderong  des  Dämons  femgehalten  werden. 

Werfen  wir  nunmehr  die  Frage  nach  den  Quellen  des  Dichters 
auf,  so  sind  zunächst  seine  eigenen  Hinweise  in  Betracht  zu  ziehen. 
Auf  zweifellos  schriftliche  Vorlagen  beruft  er  sich  nur  da,  wo  es 
sich  um  Gebote  des  Ohristenthums  oder  des  Mönchthums  handelt: 
fnr  jenes  citiert  er  die  Bibel  (1  452  f.,  H  24,  IV  43,  228,  V  477  f., 
909  f.,  Vn  397),  für  dieses  die  Regel  des  h.  Benedictus  (I  430  ff.,  441, 
462,  464,  555,  m  981,  V  356,  586  ff.,  937  f.,  VH  450,  455  0;  die  ein- 
zige') Stelle,  wo  er  sich  für  die  Fabelhandlung  auf  eine  ausdrücklich 
schriftliche  Vorlage  zu  berufen  scheint,  ist  I  1061  f.") 

Vix  €ffo  erediderim,  nisi  quod  scriptwra  fatetur, 
Ferre  flagra  abhates  tot  potuisse  decem. 
Aber  das  heisst  doch  weiter  nichts  als  dass  der  Wolf  {ctbbas  »» lupus, 
vgl  p.  TiXXTV)  zehnmal  so  viel  Prügel  bekam,  als  ein  Wolf  aushalten 
^ann,  ebenso  wie  Salaura  fünfzehnmal  so  viel  Eicheln  frass,  als  eine 
Sau  zu  verschlingen  vermag  (VII  5).    Und  um  diese  Übertreibung  zu 


1)  Die  beiden  letzten  Stellen  beziehen  sich  anf  Beg.  IV  n.  17.  2)  Grimm, 

der  Y  818, 17  f.  f&r  echt  hielt,  konnte  allerdings  anf  Grand  dieses  Zengnisses  zu 
anderer  Anffifwanng  kommen.  8)  Da  der  Dichter  sonst  (vgl.  Glossar)  soHpiura  nur 

ffir  die  Bibel  gebrancht,  so  lag  es  nahe,  es  auch  hier  auf  die  kirdiliche  Tradition  za 
beziehen  und  darin,  wie  n  685 f.,  IH  217  f. ,  eine  ironische  Verheirlichnng  des  Wolfs 
als  eines  glanbens-  nnd  hoffnnngsstarken  Märtyrers  zn  erblicken ;  aber  freilich,  scripiura 
kommt  im  Mlat,  wie  l'eser^atwv  im  Altfr.,  oft  genog  für  weltliche  Schriften  vor. 


LXXXVI  VI.    Der  Inhalt. 


bekräftigen,  beruft  sich  der  Erzähler  auf  die  scriptura,  wie  auf  eine 
untrügliche  canonische  Schrift,  zu  deren  Angaben  der  Gläubige  in  treu- 
herziger Einfalt  wie  zu  einer  Offenbarung  der  ewigen  Wahrheit  empor- 
blickt, der  gegenüber  jeder  Zweifel  verstummt.  Hinter  einem  solchen 
offenbaren  Scherz  Ernst  zu  suchen,  aus  einem  schalkhaft -ironischen 
Scheincitat  die  Andeutung  einer  thatsächlichen  Schriftvorlage  heraus- 
zulesen, halte  ich,  zumal  bei  einem  Dichter,  der  seine  Leser  in  den 
April  zu  schicken  liebt,  für  zu  gewagt.  Wenn  in  dem  genau  ent^ 
sprechenden  Falle  Y  699  ff.  Ysengrim  seine  ungeheuerliche  Abstam- 
mung von  Louo  und  Sus  vorträgt  und  sich  dann  zur  Erhärtung  des 
Gesagten  auf  eine  in  den  drei  heiligen  Sprachen  abgefasste,  allgemein 
verbreitete  scriptura  bezieht,  so  wird  Niemand  an  eine  wirklicHe 
Quelle  denken.  Und  wer  wird  hinter  afßrmant  Britanes  VJLL  191  (vgl. 
die  frz.  Formel  ,di8ent  les  Bretons',  RF.  Einl.  p.  96)  einen  wirklichen 
Gewährsmann  aus  England  oder  der  Bretagne  vermuthen?  Das  Distichon 
enthält  vielmehr  ein  wohlgelungenes  AngogSöxriTov:  mit  affirmant  Brü 
iones  werden  unsere  Erwartungen  auf  eine  schier  unglaubliche,  nur 
in  die  Wunderwelt  der  Artusromane  hineinpassende  Angabe  gerichtet 

—  und  wir  erfahren,  dass  das  abgebissene  Stück  des  Wolfshinteren 
auf  dem  Markt  zu  —  Reims  drei  —  Heller  gekostet  haben  würde. 
Trau  einer  dem  Schalk! 

Gewährt  somit  das  Gedicht  selbst  keinen  zuverlässigen  Anhalt 
für  die  Annahme  einer  schriftlichen  Quelle,  so  weist  anderseits  alles 
auf  mündliche  Tradition  hin,  wozu  nunmehr,  nach  dem  negativen 
Ergebniss  der  vorigen  Gruppe,  auch  die  auf  beide  Arten  der  Über- 
lieferung deutbaren  Formeln,  wie  fertur  u.  ähnl.,  gerechnet  werden 
dürfen.  Die  Haupttypen  des  Thierschwanks  sind  bereits  in  die  gemeine 
Anschauung  übergegangen:  alle  Welt  weiss  (fama  fatetur  1 629,  rtunor 
ubique  refert  YI  89),  wie  gefrässig  der  Wolf  ist,  welch  klaffenden 
Rachen  er  hat,  unartige  Kinder  verschlingt  er  und  schon  die  blosse 
Nennung  seines  Namens ,  um  wie  viel  mehr  die  Drohung  seines  Heran- 
nahens bricht  ihren  Trotz  (H  411  f.),  man  nennt  ihn  Mönch  und  Abt, 
Priester  und  Bischof  (I  634,  m  169,  VII  445,  vgl.  p.  LX  Anm.  1). 
Den  Fuchs  kennt  Jedermann  als  den  Weisen  (extas  uulgatiM  sapiens 
IV  1011,  vgl.  13  f.),  der  vermöge  seiner  Verschlagenheit  besonders 
den  Hahn  überliestet  (IV  1013  f.)  und  darum  scherzhaft  sein  Gevatter 
genannt  wird  (IV  929).    Den  Esel  feiert  der  Volksmund  als  magister 

—  irUerpascha  Bemisque  QU  687  f.).  Auch  sonst  steht  ferunt,  fertur, 
dicunt,  diciiur,  dicuntur  als  epische  Formel,  wie  11  400,  III  361,  selbst 
bei  augenscheinlichen  Erfindungen  (Vil  146)  und  namentlich  gern,  um 
starke  Übertreibungen  gegen  kritische  Anfechtung  zu  schützen  (V  320, 
368,  Vn  426). 


VI.    Der  Inhalt.  LXXXVII 


Dieses  ans  iimeFen  Gründen  gewonnene  Resnltat  wird  nun  durch 
äussere  gestützt,  zum  mindesten  nicht  erschüttert  Denn  wenn  auch 
die  neusten  Forschungen  wohl  so  ziegilich  alle  schriftlich  fixierten 
Denkmäler  der  mittelalterlichen  Fabel  ans  Licht  gefördert  haben,  so 
ist  doch  unsere  Eenntniss  von  dem  Leben  des  Thierschwanks  in  der 
Zeit  zwischen  Prora  (saec.  XI  Anf.)  und  Ysengrimus  (saec.  Xu  Mitte), 
also  in  der  Periode,  wo  die  Idee  vom  "Wolfmönch  nach  allen  Seiten 
hin  entwickelt  und  die  Namengebung  der  Thiere^)  begonnen  wurde, 
eine  so  lückenhafte,  dass  immerhin  ein  oder  das  andere  Werk,  sei  es 
Sammlung  von  Frosafabeln,  sei  es  Dichtung,  verloren  sein  kann. 
Vergleichen  wir  aber  dasjenige,  was  wir  von  älteren  Bearbeitungen 
besitzen  oder  aus  jüngeren  reconstruioren  können,  nach  umfang  und 
Anordnung  mit  xmserem  Gedicht,  so  steht  das  letztere  völlig  eigenartig 
und  isoliert  da.  Wenn  sich  die  Nebenfabeln  8  und  9  auch  bei  Odo  in 
derselben  Beihenfolge  linden,  so  ist  das  bei  der  Einheit  ihres  Grund- 
gedankens nur  zu  natürlich.  Als  einzige  Ausnahme  bleibt  somit  der 
Umstand  übrig,  dass  sich  die  einzelnen  Stücke  der  Fuchs -Hahnfabel 
(nr.  6)  auch  im  Kern  des  Eenart,  im  Beinhart,  im  erweiterten  Romulus, 
bei  Marie  de  France  (51  und  52,  vgl.  Oesterley,  Eomulus  p.  XXXm) 
und  in  jüngeren  Dichtungen  beisammenfinden,  nur  dass  in  der  Land- 
fiiedensfabel  (6  c)  dem  Fuchs  bald  die  Meise,  bald  die  Taube,  bald  der 
Hahn  gegenübersteht;  aber  dies  ist  nur  ein  Glied,  nicht  der  Gesammt- 
köiper  der  Dichtung,  und  diese  Übereinstimmung  führt  wohl  zur 
Annahme  eines  Yorgängers,  der  das  alte  Motiv  vom  Fuchs  als  Yogel- 
berücker  (Ecb.  p.  57  n.  3  und  4)  nach  verschiedenen  Seiten  hin  ent- 
faltete, aber  nicht  zu  der  nothwendigen  Voraussetzung  eines  schrift- 
lichen Originals.  Ja,  wollte  man  die  Aporie  noch  steigern  und  auf 
die  Parallele  ,im  Yseng.  folgen  Vogelschwank,  des  Wolfs  Eintritt 
ins  Kloster,  Buhlschaft  mit  der  Wölfin,  des  Wolfs  Verjagung 
aus  dem  Kloster;  im  alten  Benart  folgen  Yogelschwank,  Buhl- 
schaft, Kärrner  mit  Fischen,  des  Wolfs  Tonsur;  im  Beinhart 
folgen  Vogelschwank,  Buhlschaft,  Schinkentheilung,  Verjagung 
aus  dem  Klosterkeller,  Wallfahrt,  Tonsur*  hinweisen,  so  würde  sich 
selbst  aus  dieser  an  einzelnen  Abweichungen  reichen  Übereinstim- 
mung immer  noch  kein  zwingender  Grund  zur  Hypothese  eines 
schriftlichen  Originals  herleiten  lassen,  man  würde  darin  nur  gewisse 
alte  Fugen  der  französischen  Spielmannsdichtung  zu  erkennen  haben, 
welche  die  einzelnen  Schwanke  bereits  zu  einem  Ganzen  zu  verbinden 
begann. 


1)  Za  Zs.  XYm  7  Absatz  2  Satz  1  vgl.  Lohengrin  5726  ,man  jach  da^  er  vor 
grim  wU  %»en  vras^c'. 


LXXXVin  VI.    Der  Inhalt. 


Man  wird  es  dem  Verfasser,  der  mit  diesem  Werke  von  Reinhart 
und  Ysengrim  Abschied  nimmt,  nicht  verübeln,  wenn  er  im  Folgenden 
zu  der  Frage  nach  Entstehung  und  Entwicklung  des  mittel- 
alterlichen Thierschwanks  in  gedrängter  Skizze  Stellung  nimmt 
Es  gereicht  ihm  dabei  zur  besonderen  Genugthuung,  sich  mit  Männern, 
wie  K.  Müllenhoff »)  und  W.  Scherer'*),'in  der  wesentlichen  Auffassung 
eins  zu  wissen. 

Grimms  Thiersagentheorie  ist  unhaltbar.  Wäre  wirklich  die 
deutsche  Volksseele  von  uralter  Zeit  her  mit  diesen  Märchen  erfüllt 
gewesen,  dann  müsste  im  Zuge  der  Ideenverbindung  den  ältesten 
nationalen  Dichtem  unwillkürlich  diese  oder  jene  Anspielung  ent- 
schlüpft sein  —  aber  die  ahd.'),  altsächsische  und  angelsächsische 
Poesie,  so  empfanglich  auch  gerade  der  niederdeutsche  Stamm  für  die 
humoristische  Thierfabel  war,  ermangelt  jeglicher  Spur  einer  Andeu- 
tung, und  ,der  alte  scandinavische  Norden,  sonst  der  treueste  Hüter 
der  alten  Schätze  gemeinsamer  nationaler  Poesie,  weiss  nichts  von 
Keinhart  und  Isengrim;  das  neuere  Scandinavien  theilt  seine  Thier- 
märchen  mit  den  gar  nicht  verwandten  Völkern  der  Lappen,  Finnen 
und  Esthen'.^)  Gäbe  es  wirklich  eine  deutsche  Thiersage,  so  müsste 
sich  aus  ihr,  wenn  sie  dann,  so  lange  im  Herzen  getragen  und  von 
Geschlecht  zu  Geschlecht  wie  ein  kostbares  Vermächtniss  überliefert 
und  fortgebildet,  endlich  im  XII.  Jahrhundert  an  das  Licht  trat,  eine 
grossartige  dichterische  Schöpfung  entwickelt  haben,  eine  Schöpfung, 
getragen  von  der  ganzen  Innigkeit  und  Tiefe  des  deutschen  Gemüthes, 
vorgeführt  mit  dem  ganzen  Schwung,  den  die  Begeisterung,  die  Ehr- 
furcht vor  dem  Erbe  der  Ahnen  verleiht,  sachlich  gerichtet  auf  die 
gewaltigen  Kämpfe  der  Eiesen  des  germanischen  Waldes,  als  ein 
Zeugniss  dafür,  dass  SeelengrÖsse  und  Heldenkraft  auch  in  den  Heroen 
der  Thierwelt  wohne,  und  aUes  dieses  um  so  mehr,  wenn,  wie  hier 
der  Titel  und  661  f.  zeigen,  der  Dichter,  dem  diese  Aufgabe  zufiel, 
den  Sagen  von  der  Nibelunge  Noth  innerlich  nahe  stand  —  und  wir 
empfangen  eine  armselige  Übersetzung  aus  dem  Französischen,  eine 
Übersetzung,  die  dann  auch  wirklich  noch  eine  Umarbeitung  erfuhr, 
aber  aus  dem  Streben  nach  correcterer  Form,  nicht  aus  dem  drin- 
genden Verlangen  nach  tieferer  Durchgeistigung.  So  ist  die  ,  Thier- 
sage'  eine  vor  der  historischen  Kritik   nicht  bestehende  Hypothese 


1)  Zs.  XVm  1  ff.  2)  Über  Jacob  Grimm,  Berlin  1865,  p.  150  ff.,  Zs.  f.  d. 

ÖsteiT.  Gymnasien  1870  p.  42  —  49.  3)  Oder  wer  denkt  bei  Otfrid  IV  5,  12  ff.  an 

den  ,vor  Fronden  jauchzenden'  Baldewin?  4)  Scherer  p.  151  —  Wo  aber  einmal 

ein  Stück  altnordischer  Thierfkbel  mit*  der  deutschen  zusammenstimmt,  wie  bei  der 
vom  Blronkuss  (Hawamal  85,  4,  Frorafkbel  XI,  MSD.«  27,  2,  240)  und  vom  Wolfisohr 
(MSD.9  27,  2,  83  mit  Anm.),  weiss  der  Beinhartcydus  davon  nichts. 


VI.    Der  Inhalt.  LXXXTX 


Jacob  Grimma,  , dessen  Phantasie  es  anch  sonst  begegnete,  spät  Er- 
borgtes nnd  nachmals  Erlerntes,  das  anf  dem  neuen  Boden  oft  am 
üppigsten  wnchert,  wenn  es  auf  dem  alten  schon  im  Absterben  begriffen 
ist,  als  ein  in  den  Tiefen  der  Jahrhunderte  schattenhaft  sich  Bewe- 
gendes nnd  von  dort  an  das  Licht  Aufsteigendes  ahnungsvoll  zu 
schauen.'*)  ,Eine  Schöpfang  bewusster  Kunst -Thätigkeit  wurde  von 
ihm  als  ein  Produot  der  bewusstlos  schaffenden  Naturkraft  angesehen, 
und  grauer  xmyordenldiGher  Übeilieferung  zugeschrieben,  was  vor  den 
Augen  der  bezeugten  Geschichte  in  seiner  Entstehung  und  Ausbildung 
offen  lag.**). 

Versuchen  wir  daher,  die  Frage  ganz  schlicht  und  nüchtern 
aufzufassen,  und  wir  werden  sehen,  dass  die  geschichtlich  beglaubigten 
Tfaatsachen  die  Genesis  dieser  Species  yoUauf  begreiflich  machen  und 
dass  wir  darum  nicht  nöthig  haben,  in  die  vorgeschiohtliche  Zeit 
zurückzugreifen. 

In  der  Entwicklung  xmseres  Fabelkreises  lassen  sich  leicht  zwei 
Perioden  unterscheiden:  eine  producierende  und  eine  crystalli- 
sierende,  jene  dringt  in  die  Breite  und  strebt  nach  Vielheit,  diese 
dringt  in  die  Tiefe  und  strebt  nach  Einheit,  den  Wendepunct  bildet 
der  Beinaert  Die  erstere  zerföllt  wiederum  in  zwei  Perioden:  die  eine 
vorwiegend  geistlich,  von  Mönchen  getragen,  die  andere  vorwie- 
gend weltlich,  von  fahrenden  Klerikern  und  Spielleuten 
gepflegt;  in  jener  ist  der  Wolf,  in  dieser  wird  mehr  und  mehr  der 
Fuchs  die  Bituptperson,  der  Übergang  jener  zu  dieser  fällt  in  die 
erste  HiSlfte  des  Xu.  Jahrhunderts.  Stellen  wir  mm  alle  etwa  zum 
Beinhartoyclus  gehörigen  Fabeln,  die,  um  eine  feste,  natürlich  cum 
grano  salis  aufzunehmende  Ziffer  zu  wählen,  bis  zum  Jahre  1112,  wo 
zuerst  des  Wolfs  Eigenname  auftaucht,  historisch  bezeugt  sind,  zu- 
sammen, so  ergibt  sich  folgende  Beihe:  1.  Fuchs  (Schlange)  dick- 
gefressen'), 2.  Hirschherz  ^),  3.  Heilung  des  kranken  Löwen  durch  die 
Wolfshaut <^),  4  Fuchs  und  Hahn«),  5.  Fuchs  sich  todt  stellend '), 
6.  Wolf  als  Einsiedler  und  Mönch«),  7.  Parder  Kronprinz*),  8.  Sänger 


1)  Victor  Hehn<  p.  324.  2)  Scherer  a.  a.  0.  3)  vgl.  BF.  Einl.  p.  266, 

Da  M6ril  Po6ne8  inM.  p.  134  Axun.  4.  4)  ygl.  £cb.  p.  57,  Scherer  IMitsche  Stadien 
I  56  f.,  Rochhok  in  der  Zs.  f.  d.  Fhil.  I  181—199,  Oeeterley  Romalas  p.  109,  Da  M6ril 
p.  136  Anm.  2.  5)  Tgl.  za  Ys.  4.  Hieher  gehört  anch  wohl  das  Zeogniss  Froomands 
(Pez  Tkeeanr.  Y  1,  184,  Hone  Anz.  Y  443,  Wolf  Über  die  Lais  p.  239),  wonach  man 
am  1000  unter  dem  Jabel  and  GelBchter  aller  KlosterzGglinge  dramatisch  danteilte,  wie 
der  Wolf  (oder  Bir,  wie  beim  Paolos  Diac.)  von  dem  Fachs  überlistet  warde.  6)  za 
Ts.  6.  7)  za  Ts.  1.  8)  za  Ys.  7 ;  hie  and  da  auch  anf  den  Fachs  übertragen,  vgl. 
Sedol.  Scot.  ed.  Orosse  XI  11  f.  (Ecb.  p.  68),  Odo  n.  19  (KI.  lat.  D.  p.  130),  in  späterer 
Zeit  and  zamal  in  der  bildenden  Kanst  wurde  der  Fachs  als  Prediger  der  Oftnse,  Enten 
oder  Hühner  ein  vielbeliebtes  Hotiv,  9)  vgl.  Ecb.  p.  58  f. 


XC  VI.    Der  Inhalt. 


Esel  für  eine  Stange  Gold  zum  Priester  geweiht  i),  9.  Beutetheilung 
zwischen  Löwe,  Wolf  und  Fuchs*),  10.  Wolfmönch  verzehrt  Fische*), 
11.  Wolfmönch  verzehrt  Schinken^),  12.  Wolfmönch  empfiehlt  Boh- 
genuss  des  Fleisches*),  13.  Wolfmönoh  in  der  Schule*),  14.  Wolfmönch 
und  Hirt  7),  15.  Wolfmönch  im  Elosterkeller*),  16.  Bauer  verwünscht 
Ochsen*),  17.  Brunnenabenteuer*).  Von  diesen  17  Stücken  gehen 
zurück  auf  Aesop  1 — 4,  8  und  9,  auf  den  Physiologus  5  und  7,  auf 
Petrus  Alfonsi  und  somit  auf  arabische  Quellen  16  und  17,  die 
übrigen  (6  und  10  —  15),  welche  der  Annahme  einer  germanischen 
Thiersage  eben  so  fem  stehen,  wie  sie  den  innersten  Orund  des  mittel- 
alterlichen Thierschwanks  bilden,  haben  ihre  Wurzel  in  der  aus  Evan- 
gelium Matth.  Vn  15  von  der  christlichen  Symbolik  entwickelten  Idee 
des  Wolfmönchs,  die  je  nach  der  Eigenart  der  Bearbeiter  zu  ernster 
Allegorie  oder  zu  humoristischer  Ironie  und  Satire  führte,  zu  lachender 
im  Hinblick  auf  die  Dummheit,  zu  strafender  in  Ansehung  der  mass- 
losen Gier  ihres  Trägers.  Nur  in  besonders  glücklichen  Fällen  lässt 
uns  die  litteraturgeechichte  die  zeugenden  Factoren  einer  Dichtungs- 
gattung so  rein  und  unverschleiert  erkennen,  wie  es  für  unseren  Kreis 
die  Ecbasis  thut:  gerade  hier  kann  man  aufs  deutlichste  sehen,  wie 
ein  aus  aesopischen  ^®)  und  physiologischen  ^0  Grundbestandtheilen  ver- 
quickter Mythos  mit  dem  offenen  Auge  des  sinnigen  Naturbeobachters 
erfasst  und  in  allegorischem  Sinne  durchgeführt  wird,  und  der  Dichter, 
dem  eine  für  seine  Zeit  überaus  reichhaltige  Bibliothek  zur  Yerfügong 
stand  und  der  imter  den  Augen  der  berufensten  Kenner  arbeitete, 
bezeugt  ausdrücklich  (39),  dass  er  zuerst  ein  solches  Fabelepos  schreibe, 
ein  Fabelepos,  das,  wie  Ernst  Martin^*)  richtig  urtheilt,  von  diesem 
Dichterling  unmöglich  erfunden  sein  kann,  vielmehr  nur  die  erste  Nieder- 
schrift einer  längeren  und  ausmalenden  Überlieferung  der  Mönohskreise 


1)  in  dem  von  Mone  Anz.  V  441  ans  dem  Stattgarter  cod.  theol.  et  phil.  109 
saec.  X  mitgotheilten  Gedicht,  vgl.  Ecb.  p.  21  Anm.  2.  2)  Proiafabel  n,  vgl.  VH. 

3)  Ptoiafabel  XVHI  1—4.  4)  ebenda  5.  5)  ebenda  9—14.  6)  zu  Yb.  7.  — 
7)  De  Inpo  (Kl.  lat.  D.  p.  1—21,  58  ff.  8)  zu  Ts.  7  am  Schlnss.  9)  Disciplma 
clericalis  XXIV  (BF.  Einl.  p.  277  f.).  —  Ausgelassen  ist  in  dem  obigen  Yenseichniss 
das  Motiv  vom  freondlosen  Wolf  (RF.  Einl.  p.  194,  Proiafabel  VI),  weil  eigentücher 
Handlang  ermangelnd  und  der  ,ThieiBage'  fernbleibend.  10)  Die  aesopischen  Fabeln 
wurden  mündlich  über  Italien  (Müllenhoff  Zs.  XVm  8,  Ecb.  p.  66  ff.)  und  schon  in 
sehr  firüher  Zeit  schrifüidi  dem  Abendland  überliefert,  für  letzteres  vgl.  K.  L.  Rotii  im 
Fhilologns  1628 ff.,  Oesterley  Bomulus,  Berlin  1870  (dem  hinzuzufügen  ist:  Uiber  Esopi 
saec.  IX  in  Fulda,  Seraponm  XX  277,  Liber  Eaqpi  saec.  XI  in  S.  Aper  bei  Toni, 
Ecb.  p.  29,  68) ,  Dosithei  magistri  Interpretamentorum  liber  tertius  ed.  BCcking ,  Bonn 
1832  p.  26— 38  (vgl.  Scherrer  Stiftsbibliothek  von  S.  Gallen  p.  316  cod.  902  saec.  X).  — 
11)  Zum  Physiologus  genüge  es  hinzuweisen  auf  Spie.  Solesm.  m  p.  XLVII — LXXX, 
KoUoff  in  Baumers  Histor.  Taschenbuch  1867  p.  171—269,  Thierfelder  im  Serapeum  1862 
p.  226—231,  241—249.  12)  Im  neuen  Reich  1875,  II  439. 


VI.    Der  Inhalt  XCI 


ist  So  geben  Aesop,  der  Fhysiologas,  Petrus  Alfonsi  und  was  sonst 
▼on  orientalisclien  Quellen  seit  dem  XIL  Jahrhundert  in  das  Abend- 
land überfloss,  den  Stoff;  das  belebende  und  befruchtende  Piincip,  ,das 
geistige  Band'  gewährt  die  chrisÜiche  Symbolik.  Darum  ist  der  Wolf 
der  ursprüngliche  Mittelpunct,  darum  erscheint  er  durchweg  in  der 
Maske  des  Einsiedlers  bezw.  Mönchs,  darum  muss  sein  (von  Aesop 
gegebener)  grosser  Widersacher,  der  Fuchs,  ein  Laie  sein,  darum  ist 
der  Thierschwank  Yon  vom  herein  die  Geissei  des  scheinheiligen 
PfiEiffen-  und  Mönchthnms  und  wird  in  folgerechter  Fortbildung  die 
Geissei  des  scheingerechten  Fürstenthums,  und  wenn  wir  fragen,  wel- 
ches denn  durch  alle  Phasen  und  Formen,  durch  alle  Völker  und 
Zeiten  hindurch  der  leitende  Grundgedanke,  das  schöpferische  Motiv 
dieses  Fabelkreises  gewesen  ist  —  es  ist  das  ewige  Wort  des  Herrn: 
jAttendUe'a  fdlsis  prqphetis,  qui  ueniunt  ad  uos  in  uestimentis  ouium, 
intrinsecus  anUem  sunt  lupi  rapaoes;  a  firtketibus  eorum  coffnoscetis  easJ' 
Und  der  Fuchs  erscheint  überall,  als  habe  ihm  der  Ausspruch  gegolten: 
,Eooe,  ego  mitto  uos  sicut  ottea  in  medio  Utporwn»  Estoie  ergo  pru^ 
dentes  sicui  serpentes,  et  simplicea  sicut  cdunibcie.'  ■) 

Biese  in  den  Elöstem  im  humoristisch -satirischen  Sinne  er- 
(assten  und  durchgearbeiteten  Thierschwänke  traten  nun  im  Verlaufe 
des  ^TT.  Jahrhunderts  aus  ihren  bisherigen  Heimstätten  in  das  Volk 
hinaus  und  wurden  von  jenen  Kreisen,  in  denen  sich  Vaganten  und 
Spiellente  die  Hände  reichten*),  auf  Grund  neuer  Quellen,  durch  Sub- 
jectswechsel,  Gombination,  reichere  Motivierung  und  Detaillierung,  wie 
durch  freie  Erfindung  mannigfach  erweitert  und  mit  französischem 
Geiste  bis  ins  Innerste  durchdrungen ;  ,  der  sichere  und  schnelle  Scharf- 
blick, der  die  Franzosen  in  allen  Verhältnissen  des  practischen  Lebens 
auszeichnet,  verbunden  mit  einer  gewissen  Nüchternheit  des  Denkens, 
welches  sich  gegen  tiefe,  begeisternde  Empfindxmgen  sträubt,  zog  sie 
von  jeher  zur  Satire  und  flösste  ihnen  eine  Vorliebe  für  die  Alle- 
gorie ein.*') 

Wenn  demnach  unser  Dichter  fast  an  der  Scheide  der  geist- 
lichen und  weltlichen  Productionszeit^),  obgleich  schon  durch  die  Poesie 
der  Fahrenden  beeinfiusst,  die  sich  um  Ysengrims  Noth  gruppierenden 
Fabeln  auswählte,  zweckmässig  gliederte,  durch  Herübemahme  von 
Muhammeds  Todesart  angemessen  abschloss  und  so  zu  einer  Epopöe 
verband,  und  wenn  er  dann  eine  reiche  Fülle  heiteren  Scherzes  und 


1)  Matth.  X  16.  2)  Weinhold  D.  Fnnen  p.  S58iF.,  Scherer  Deutsche  Sta- 

dien I  58,  A.  Tobler  Im  neoen  Reich  1875,  I  339  f.  3)  Kreyesig»  p.  28.  4)  Hieher 
gehört  Tielleicht  auch  der  Umstand,  dass  der  Fachs  bald  nübmlich  als  Beinardas,  bald 
weiblich  als  nnlpes  oder  unlpecula  erscheint  (L  531,  667,  lU  335,  767,  IV  787,  1002  f., 
V  25,  295). 


XCn  VI.    Der  Inhalt. 


bitterer  Satire  über  die  Handlung  aosgoss:  so  darf  man  sein  Werk 
wohl  als  die  Krone  und  den  Gipfel  der  ^testen,  Uösterlichen  Aera  des 
mittelalterlichen  Thierschwanks  bezeichnen.  Allerdings  gilt  auch  hier 
sein  eigner  Ausspruch  yRestiiuit  pretium  ntUrüa  monedula  merdam' 
—  ebendieselben  Märchen,  welche  Jahrhunderte  hinduroh  im  Sinne 
ernster  Allegorie  oder  fröhlichen  Faschingswitzes  in  den  Klöstern 
gepflegt  waren,  wurden  nun,  aus  dem  Banne  der  Glausur  entlassen, 
die  schonungslosesten  Gegner  ihrer  bisherigen  Ernährer.  So  geisselt 
der  Dichter  die  unersättliche  Habgier,  Simonie  und  Unwissenheit  der 
Kloster-  und  Weltgeistlichkeit  aller  Stufen,  die  Trägheit  der  Mönche i), 
die  nach  dem  Strohfeuer  der  jugendlichen  Begeisterung  bald  die  Zelle 
yerabscheuen  und  gar  zu  gern  zur  Weltlust  zurückkehren,  die  Schlem- 
merei imd  Trunksucht  der  feisten  Äbte,  die  Sucht  nach  Gründung 
neuer  Mönchsorden,  (in  P.  Bouo)  die  träge  Bequemlichkeit  und  den 
bis  zur  Gotteslästerung  sich  verirrenden  Weltsinn  der  niederen  Geist- 
lichkeit, die  in  wölfischer  Baublust  mit  einander  wetteifernden  Bischöfe, 
die  aber  trotzdem  ihren  Dekanen  so  auf  die  Mnger  passen,  dass  diese 
sich  nur  ganz  im  Stillen  ein  Diebstählchen  erlauben  dürfen,  die  dem 
gesammten  Clerus  gemeinsame  frivole  Sophistik  in  der  Umgehung  der 
biblischen  und  regulären  Vorschriften,  ja  er  bekämpft  die  Berechtigung 
der  päpstlichen  Hierarchie,  die  auf  keinem  weiteren  Grunde  beruhe 
als  auf  —  dem  Fische  CJdebrant,  der  nach  dem  Märchen  der  alten 
Weiber  die  Erde  und  hier  in  boshafter  Fortführung  auch  die  römische 
Papstkirche  trägt.  Persönlich  wird  seine  Satire  in  der  älteren  und 
grösseren  Yorderhälfte  des  Werkes  (Buch  I — Y)  nur  einmal,  gegen 
seinen  Diöcesanbischof  Anselm,  der  in  der  Ausbeutung  seines  neu- 
geschaffenen Sprengeis  eine  unerhörte  Meisterschaft  bewährte;  in  den 
beiden  letzten  Büchern  —  nach  dem  Scheitern  des  IL  Kreuzzugs  — 
allerdings  tritt  er  in  die  schärfste  Opposition  gegen  Bernhard  von 
CJlairvaux  imd  Eugen  HI,  wie  gegen  Boger  von  Sicilien.  Weit  ge- 
mässigter und  spärlicher  sind  die  Angriffe  gegen  Hof  und  Gesellschaft; 
der  Dichter  schildert  wohl  den  Versuch  der  Geistlichkeit,  die  Höfe 
durch  macohiavellistische  Lehren  zu  vergiften,  die  Unsicherheit  der 
fürstlichen  Gnade,  er  rügt  wohl  die  Ohrenmelker  von  Höflingen,  die 
sich  zum  Echo  der  Herrscherlaune  hergeben,  er  beklagt  wohl  die  alles 
überfluthende  Macht  des  Beichthums,  die  den  Geburtsadel  in  den 
Schatten  stelle  und  den  Armen  schutzlos  mache,  aber  das  Königthum 
selbst  wird,  wenigstens  in  der  Hoftagsfabel,  würdevoll  und  ehrerbietig 


1)  Grimm  int  RF.  p.  C  f. .  wenn  er  ihn  speciell  die  Cistercienser  angreifen 
IHsst;  eucuUa  ist  ,Kntte'  überiutnpt  und  in  eappifer  dUnts  m  977  steckt  wahxfaaftig 
kein  Cistercienser.    Vgl.  nigra  cucuUa  Y  566  nnd  über  seine  Stellang  zum  h.  Bernhard 

Cap.  vn. 


Vn.    DerÖicshtar.  XCÜI 


dargestellt,  und  richtig  nrtheilt  Bonn.  p.  151  ,  Auetor  peraersos  regum 
consiliarios,  cninscomque  ordinis  sint,  fonestiisqae  populis  anlicomm 
artes  describit,  idqne  ita  ut  a  regibna  ipsis  abstineat.  Imo  Kofanam 
suiun  ubiqae  moderatum  ac  dementem  nobis  exhibet,  talemque  nt  nee 
faoere  nee  pati  iniqua  sostineat.' 

Dem  herben,  auf  ünkenntniss  ebenso  des  Gedichtes  wie  seiner 
litterarischen  Vorgeschichte  beruhenden  XJrtheil,  das  Gervinus^  1 137  ff. 
fällt,  wird  daher  schwerlich  ein  Leser  dieser  Ausgabe  zustimmen. 
Schlüpfrige  Stellen  kommen  in  der  ursprünglichen  Fassung  überhaupt 
gar  nicht  vor,  geschweige  denn  dass  sie  wie  in  gewissen  Branchen 
des  Benart  ausgemalt  wären;  den  Vorwurf,  dass  ,d6r  Dichter  wohl 
eine  Stufe  zu  tief  steigt,  wenn  hier  alle  Streiche,  die  von  Fuchs  und 
Wolf  verübt  werden,  aus  Fresssucht  fliessen',  hat  schon  Haltrich 
(Programm  p.  17)  aus  dem  Wesen  der  Überlieferung  entkräftet;  der  > 
Spott  ist  nirgends  frech,  ruht  vielmehr,  wie  selbst  Grimm  nicht  in 
Abrede  stellt,  auf  dem  Grunde  einer  sittlichen  Persönlichkeit,  athmet 
die  ganze  Indignation  einer  hochgestimmten  Seele,  welche  unter  dem 
geistlichen  Fimiss  den  Materialismus  des  Glerus  und  die  daraus  ent- 
springende allgemeine  Corruption  erkannte,  von  einer  der  krassesten 
Selbstsucht  ergebenen  Hierarchie  sich  abwendend  auf  Rückkehr  zu  der 
reinen  Sittenlehre  des  Evangeliums  drang  und  unter  dem  Banner  der 
ehrwürdigen  Regel  des  h.  Benedict  zur  Bildung  einer  auserlesenen 
Schaar  von  Gottesheiligen  aufforderte,  von  denen  sich  wie  von  einem 
Paradiese  eine  neue  Menschheit  bilden  sollte.  Der  einzige  Tadel,  der 
somit  unbeanstandet  bestehn  bleibt,  ist  der  schon  mehrfach  gestreifte 
Mangel  an  Knappheit  und  Kürze,  hie  und  da  auch  an  Tact  und  Ge- 
schmack in  der  Wahl  der  Einkleidungsformen  und  im  Ausdruck  des 
Affects;  im  Übrigen  fällt  die  Klage,  dass  Mass  und  Schonimg  fehle, 
mit  der  Frage  nach  der  principiellen  Berechtigung  der  Karikatur  über- 
haupt zusammen.  Was  der  Don  Quixote  dem  Ritterthum,  das  ist 
nach  Tendenz  imd  Anlage  der  Tsengrimus  der  gesammten  Hildebran- 
dinischen  Geistlichkeit,  xmd  so  lange  man  jenen  feiert,  wird  man  diesem 
die  gerechte  Anerkennung  nicht  versagen. 

yn.    Ber  Dichter. 

Wir  beginnen  mit  der  Frage  nach  Entstehungs-Ort  und  Zeit 
des  Werkes. 

Den  äussersten  Horizont  begrenzen  im  Osten  das  schwarze 
Meer  mit  seinen  Griechen,  Türken,  Sueven,  Geten,  Scythen  und  Sar- 
maten,  wozu  als  Vorland  Ungarn  gerechnet  wird  —  an  der  Scheide 
beider  Gebiete  ist  der  Löwe  geboren,  die  morgenländische  Pracht  von 


XCIY  Vn.    Der  Dichter. 


Sprotins  TrinmphgesaDg  wird  dnrch  üngarice  et  Gr^ce  CcUdaiceque  eanü 
ausgedrückt  — ,  die  Kaukasusländer  und  Syrien,  aus  denen  man  pur- 
purne Gewänder  bezog,  Jerusalem,  das  Ziel  der  fernsten  Wallfahrten, 
Arabien  mit  seinen  Goldschätzen  und  Götzenbildern  und  das  durch 
, Indien'  bezeichnete  Morgenland  überhaupt,  im  Westen  Spanien, 
speciell  der  Ebro,  im  Süden  das  alpenumluränzte  Italien,  das  Land 
des  Falemerweins,  die  Pflegestätte  der  medicinisohen  und  pharmaceu- 
tischen  Wissenschaft,  in  seinem  Mittelpuncte  die  weltbeherrschende, 
von  frommen  Pilgern  aufgesuchte  Roma,  xmd  Sicilien,  im  Norden 
England  mit  seinen  wortkecken,  aber  thatfeigen  Einwohnern,  die  auch 
äusserlich  durch  ihren  zarten  Teint  und  ihre  zierlichen  Haarzöpfe  mehr 
Frauen  als  Männern  glichen,  das  schottische  Hochland  und  Dänemark. 
Innerhalb  dieses  Umkreises  treten  drei  Länder  mit  bestimmter 
Deutlichkeit  hervor:  Frankreich,  Deutschland  und  in  ihrer  Mitte  die 
Niederlande  (im  weitesten  Umfang,  also  Belgien  und  Holland).  Wel- 
ches von  diesen  die  Heimath  des  Gedichtes  ist,  können  wir  schon  aus 
der  Prüfung  der  darin  vorkommenden  Heiligen  vorahnend  erkennen. 
Abgesehen  von  solchen,  die  dem  cathoüschen  Cultus  überhaupt  gemein- 
sam sind,  wie  Maria,  Gabriel,  Johannes,  weisen  folgende  auf  ein 
beschränkteres  Gebiet  hin,  und  zwar  auf  Frankreich:  Aegidius  und 
Martinns,  von  denen  der  letztere  nur  um  der  Anspielung  auf  die 
Manteltheilung  willen  genannt  wird,  auf  Deutschland:  Gereon  (Köln), 
der  aber,  wie  Martinus,  auch  in  Belgien  verehrt  wurde,  von  wo  obenein 
die  Elevation  angeregt  ward  (zu  Y  220),  und  dessen  rühmliche  Her- 
vorhebung unten  bei  den  persönlichen  Beziehungen  des  Dichters  zu 
Balduin  von  liesbom  zu  besprechen  sein  wird,  auf  die  Niederlande, 
zumal  das  alte  Flandern :  Vedaatus  (Arras),  Bertinus  (Sithiu),  MachtUus 
(Gembloux),  auch  wohl  BotidphiM  (Maastricht),  Brigida  (auch  in  Köln), 
die  nicht  canonisierten  Localheiligen  Noühurgis  (auch  in  Köln) 
und  He^puara  (Beeck),  sowie  das  wunderliche  Ehepaar  Osanna  und 
Excelsie  (zu  H  61),  schliesslich  der  Eigenname  der  Ricke,  die  wohl 
nach  der  8.  Bertüia  (,elewUa  est  in  Mareolo  iuxta  Airebatum  XVIII 
Cal.  Odob,  circa  annum  1096'  Molanus  Indic.  fol.  20*,  vgl.  Ghesquier 
Acta  S.  Belg.  Y  p.  9  und  233—250)  benannt  ist;  geradezu  auf  Gent 
zeigen  Bauo  und  Pharahüd- Herodias,  beide  Patrone  der  Stadt,  hin, 
jener  um  so  mehr,  als  der  Dichter,  indem  er  den  echten  YoUblut- 
franzosen  (HI  687)  Carcophas  gerade  ihn  zum  Zeugen  anrufen  lässt, 
aus  der  Rolle  fällt  und  sich  unwillkürlich  selbst  verräth,  diese,  insofern 
ihr  nicht,  wie  allen  übrigen  Heiligen,  eine  flüchtige  Erwähnung  zu 
Theil  wird,  vielmehr  in  einer  formvollendeten,  warmempfnndenen  Elegie 
von  24  Yersen  (U  71—94)  eine  Ehrenrettung  bereitet,  ein  Denkmal 
gesetzt  wird.    Damit  ist  für  jeden,  der  Ütterarische  Selbstbezeugungen 


Vn.    Der  Dichter.  XCV 


nach  Oebähr  würdigt,  der  überzeugende  Beweis  erbracht,  dass  unser 
Gedicht  in  Oent  entstanden,  ja  vielleicht  selbst  dafür,  dass  es  aus  der 
Feder  eines  Mannes  geflossen  ist,  welcher  der  Kirche  der  h.  Pharahild 
personlich  nahe  stand. 

Wenden  wir  uns  zu  den  einzelnen  Ländern,  zunächst  zu  Frank- 
reich. Der  Dichter  rühmt  die  Franzosen  als  die  treusten  Anhänger,  die 
reichsten  und  freigebigsten  Freunde  des  päpstlichen  Stuhles  (VII  103, 
VI  493 f.),  er  erwähnt  die  beiden  Abteien,  von  denen  die  Elosterreform 
des  X.,  bez.  des  XTT.  Jh.  ausgieng,  Olugny  und  dairvaux,  er  nennt 
Keims  so  oft  und  in  so  inniger  Verbindung  (1 467,  YII 174)  mit  Born, 
dass  an  seiner  Zugehörigkeit  zum  Erzbisthum  Beims  kein  Zweifel 
bleibt;  auch  aus  den  scherzhaften  Wendungen  inter  pMcha  Remisque 
(m  688)  und  inter  Cluniacum  et  saneii  festa  lohannis  (VU  422)  darf 
man  folgern,  dass  er  nach  der  weltgeistlichen  Seite  hin  Reims,  nach 
der  klösterlichen  hin  Clugny  als  seine  Metropole  betrachtete,  er  kennt 
aosser  Tours  und  Beauvais  auch  Paris  und  in  ihm  Obizo,  den  Meister 
der  Heilkunde.  Vor  Allem  aber  preist  er  französische  Sprache  und 
Sitte:  die  feineren  Thiere  stammen  ihm  aus  Frankreich  und  bedienen 
sich  der  wälschen  Sprache,  Francum  ob,  Bwffundum  ob,  Galla 
loquda,  GdOa  uox,  Latia  loquela  {UL  687  >),  769—774,  798,  947,  966, 
VI  379—383,  449)  und  des  wälschen  Anstandes  (JH  950),  ja  gehören 
wohl  gar  weiter  südwestlich  nach  Spanien  (IQ  799,  VI  445  f.) ,  der 
Süden  und  Westen  Europas  erscheint  als  Herd  der  Civilisation,  die, 
je  weiter  man  nach  dem  Norden  und  Osten  kommt,  desto  tiefer  sinkt, 
um  schliesslich  ganz  der  Barbarei  Platz  zu  machen,  und  demgemäss 
haben  der  Wolf  imd  der  Esel,  die  Typen  der  Dummheit  und  Trägheit, 
ihre  Wohnsitze  you  Frankreich  nach  teutonischem  Boden  verlegt 
(HI  405  ff.,  VI  380).  Endlich  haben  auch  einige  Thiemamen  fran- 
zösischen Ursprung.  Aber  alles  dies  darf  nicht  dazu  verleiten,  in  dem 
Verfasser  des  Gedichtes  einen  geborenen  Franzosen  zu  erblicken;  ein 
solcher  hätte  nicht  nöthig  gehabt,  so  wiederholt  und  so  nachdrücklich 
auf  das  Übergewicht  der  französischen  Bildung  im  XII.  Jh.  hinzuweisen, 
während  die  Fremden,  die  damals  in  Frankreich  zusammenströmten, 
gar  zu  leicht  der  Zaubermaoht  der  gaUischen  Cultur  erlagen  und  zu 
Herolden  ihres  Buhmes  werden  konnten.  Gerade  dasjenige  Land,  auf 
dessen  Kosten  er  Frankreich  erhebt,  muss  seine  Heimath  sein:  die 
arua  Teutonica, 


1)  Wenn  der  Eael  gerade  £tampes  als  seine  HeimaÜi  bezeichnet,  so  gründet 
ach  diese  Henrorfaebang  wohl  anf  die  dort  1112,  IISO  abgehaltenen  GoncUe  und  Synoden 
(so  Mono)  oder  auf  die  dort  am  16.  2.  1147  stattgehabte  Reichsyersanunlnng  (Oiese- 
brecht  IV  2,  266,  Kngler  p.  108).  Die  beiden  Lehrstühle  an  der  dortigen  Collegiat- 
kirche  sind  eist  unter  Innocenz  III  (Harter  m  376  ff.)  bezeugt. 


XCVl  Vn.    Der  Dichter. 


Hierher  gehört  auch  die  Frage  betrefte  der  drei  Wolfshanpter 
(lY  245  fL).  lupuB  ist  sinnbildlich  für  einen  Geistlichen,  und  da 
Haupt  2  einem  Abt,  Haupt  3  einem  Bischof  zugewiesen  wird,  so 
wird  man  bei  dem  der  Glatze  entbehrenden  (277  f.)  Haupt  1,  zugleich 
im  Sinne  der  lY  177  gebotenen  Trichotomie,  an  einen  Eremiten 
denken  müssen.  Während  wir  nxm  die  Localisierung  ^ahhiis  Anglus' 
und  ,pontifex  DacuB\  wenn  satirisch  gemeint,  wohl  nur  auf  die  weite 
Verbreitung  der  Wolfslaster  zu  beziehen,  sonst  auf  das  dichterische 
Streben  nach  Bestimmtheit  zurückzuführen  haben,  wird  durch  den 
^senex  Andegauus'  eine  eigenthümliche  Erscheinung  der  Zeit,  nämlich 
das  wüste  Treiben  der  Einsiedler  von  Anjou  gegeisselt  Der  Cod. 
Vindob.  840,  saec.  Xm  (Xu  nach  Huemer),  4»,  (Tabulae  I  141)  ent- 
hält in  seinem  6.  Stück  fol.  63  ,Ver9U8  m  eremitas  Andegauenaea^ 
deren  Abschrift  ich  Herrn  Prof.  J.  Huemer  verdanke,  sie  geben  ein, 
wenn  auch  bei  der  Fehlerhaftigkeit  des  Textes  nicht  überall  deutliches, 
so  doch  im  Allgemeinen  klares  Bild  von  der  Zügellosigkeit  jener  Ein- 
siedler und  mögen  deshalb  unten')  mitgetheilt  werden. 


1)  fol.  63*1  Monstra  repentina  gens  emersit  Paterina, 

Incola  siltuirum  religiosa  panun ! 
Quare,  merdofUi,  uestiti  ueUere  uüi 

Eodatis  nemora,  cuncta  uidendo  fora? 
Hermifugi  miseri,  quid  uuJtis  in  urhe  uideri?  5 

ürhs  non  est  heremus,  marmo  uestra  nemus! 
Quid  nemus  intrastis?  quid  siluas  rarificastis? 

Ariditate  cibi  raro  manetis  tbi, 
lam  mare,  iam  terras,  Paterinum  uulgtts,  oberras 

Arbitriisque  tuis  girouagando  ruis.  10 

Pr^siUibtM,  pap^  niue^  sub  tegmine  cap^ 

Detrahis  et  ponis  crimina  falsa  bonis, 
Die  michi,  gens  bruta,  gens  onmi  lege  sohUa, 

Quid  tibi  pontifices?  uisne  tenere  uices? 
Sandaque  Buhastis  cum  merdoßis  agdastis  15 

Digna  subire  crucem  uult  renouare  ducem, 
Ad  libitum  cuius  mens  non  reuocabitw  huius, 

Mens  etenim  solide  etat  soUdata  fide. 
Gens  uitiis  pUna,  fraudem  quandoque  refrena, 

Fac,  quod  ego  moneo,  uotaque  redde  deol  20 

An  dem  Pamphlet  schrieben  zwei  Hände,  die  erste  fbl.  63*  und  Y  onf  68<>,  die 
zweite  II  16  —  lY  6.  —  Lesarten :  I  3  mtdofiU  4  EaisHstia  euäa  5  Harmißuiy 
wohl  statt  Hermifugi  (qoi  ftagiont  heremnm).  12  DelraiB  15  Sada^  Bub.  sielt 
wohl  auf  die  Priorin  von  Fontevrault     midofiHa       16  rwooare'i       19  Has     fradtm 


VII.    Der  Dichter.  XCVII 


Von  dem  inneren  Deutschland  weiss  der  Dichter  nur  wenig, 
und  je  weiter  nach  dem  Osten  hin,  desto  mehr  verliefen  sich  die 
Sparen.  Er  spielt  auf  die  Greuelthaten  der  Böhmen  (I  48,  n  678),  auf 
die  Wildheit  der  unverzagten  Sachsen  an,  kennt  überhaupt  , deutsche 
Hiebe'  (VII  197)'),  er  nennt  als  den  gewaltigsten  Strom  die  Donau, 
tadelt  die  bairische  Mundart  und  rühmt  den  Glockenguss  der  bairischen 
Klöster  (Vn  66),  er  nennt  die  Elbe  —  aber  erst  wenn  wir  nach  West- 


IT    ^  DiCj  heremüa  hone,  quid  queris  in  obsidione? 
Quid  cum  caupone?  facis  hec  a  religione? 
(Jaupo  quid  (zdcurris,  sie  girouagando  Ugurris? 
Numquid  erit  twrris  Paterinis  capta  ausurris? 
Hanc  cotnes  öbsedit  nee  ab  öbsidione  recedit,  5 

Vobis  non  credit,  Anacleto  setnper  obedü, 
Qu>od  genus  est  u4t^,  quod  hdbes  et  saraberit^! 
Quid  tibi  cum  oomite,  quid  apostolica  tibi  Ute? 
Numqmd  nouisti  te  seruum  uiuere  Christi 
Hie  hcUntu  tristi?  quid  uotum  deseruisti?  10 

Egrediens  eella  peragras,  portando  nouella, 
ürbes,  castella,  Balaam  quasi  uectus  aseUa! 
Pulcra  quid  affectas?  si  quid  laudabUe  spectas, 
Laudas,  attrectas,  magis  h^c  ui  quam  prece  uectas ! 
foL  63**    Sic  importunus  petis,  extorques  tibi  munus,  15 

Effrons,  infrunus,  te  cunctis  ingeris  untts, 
Forte  merum  carum  bibis  in  domibus  uiduarum, 
Pectoribus  quarum  uirus  diffundis  amarum. 
Hunc  quasi  portentum  chorus  effugiai  sapientum, 
Ouius  fermentum  contimpit  milia  centum!  20 

in    *r   Est  ratio,  quare  Bafio  dici  merearis, 
Olim  cum  Babio  cunctis  did  merearis; 
OUm  dictus  eras  Babio,  sed  pro  Babione 
A  modo  dictus  eris  Bafio  iusta  ratione. 
Sicut  Pictauis  nomen  trahit  ex  aue  picta,  5 

Sic  est  Andegauis  uolucris  de  stercore  dicta, 
Stercus  auis  sonat  Andegauis,  de  stercore  nomen 
Urbs  tua  contraxit,  quia  sie  sibi  contuUt  omen. 

n  3  adeuris  üffuris  4  ausuris  7  saraberiU  ist  eine  aach  anderweitig  (vgl. 
Diefenb.)  za  stützende  Nebenfonn  des  urspr.  sarabaUe  10  Hee  12  wtus  asseila  — 
U  a^griaa     wrtas  JH  2  dids  mereari        4  iusU  :  nwto        6  ihrail        6  Auch 

loa.  de  lanua  fOhrt  unter  Andeg.  den  Vers  edi  Sie  »st  Andegauis  cmum  de  sttrcon  dicta. 

1)  Auch  die  Brabantor  (s.  p.  XCIX)  gehören  za  Beichsflandem. 
Voigt,  Ysengriinns.  g 


XCVm  Vn.    Der  Dichter. 


falen  und  dem  Rhein  gelangen,  finden  wir  bestimmtere  Ortskenntniss : 
er  rühmt  ddh  Rheinlachs,  er  scheint  mit  der  Umschreibung  des  Un- 
möglichen ,£her  wird  der  Rhein  zur  Elbe,  als  . .'  unwillkürlich  auf 
den  Fluss  hinzudeuten,  in  dessen  Nähe  seine  Wiege  stand,  er  erhebt 
Köln,  die  Stadt  des  h.  Gereon,  über  alle  Wallfahrtsorte  der  Earche, 
und  der  liebste  Freund,  den  er  auf  dieser  Welt  besitzt,  ist  der  Bruder 
des  Kölner  Erzbischofs. 

Aber  freilich,  das  Land  der  Kindheit  ist  nicht  nothwendig  auch 
das  Land  des  Mannes.  Von  den  sieben  Stellen,  wo  Teutoniais  vor- 
kommt, zielt  nur  eine  auf  Deutschland  (VI  381),  die  anderen  auf  die 
Niederlande ;  niederländisch  sind  auch  Eigennamen  wie  Aldrada,  Bouo, 
die  meisten  Thiemamen  und  Worte  wie  franius,  ganga,  restrofare 
und  stolpare.  Nach  beiden  Seiten  hin  können  auch  die  zahlreich  über 
das  Werk  hin  zerstreuten  Hinweise  auf  volksthümliche  Sitten,  Sprich- 


rV    *f   Papa,  tenens  lapa,  paparum  pessime  papa, 
Ätit  quqsiia  dato  aut  uiua  iwce  negato; 
Nee  qu^sita  dabit  nee  uiua  uoce  negabit, 
Stercus  et  andec  idem  dixerunt  significare, 
Qui  Chr^cas  uoces  studuerunt  notificare.  5 

y    ^  Äbbatissarum  reginarumque  subactor 

Per  stupri  predum  sumpsit  ^scopium ; 
Orbis  Roma  Caput  si  non  ulciscüur  istud, 

Qu^  Caput  orbis  erat,  cauda  sit  et  pereat! 
Aut  canis  iste (Cetera  desunt)  5 

IV  1  tmes  4  andene.  Henn.  BOnsch  denkt  an  o  v^o^,  ,  indem  nun  der  Libellist 
davon  das  Adj.  ov&tx-6g  bildete  und  dieses  za  seinem  speciellen  Zwecke  zn  andee 
umwandelte,  konnte  er  recht  gut  die  Behaaptnng  wagen,  die  Stadt  Andec-aui  habe 
ihren  Namen  vom  stereus  (andee)  auium.  So  n&mlich,  mit  <;,  nicht  mit  g  geschrie- 
ben, findet  sich  der  Name  handschriftlich  bei  Plin.  N.  H.  IV  18  (32),  107,  Tac.  Ann. 
in  41;  ingleichen  Ändecauus  in  den  Tironischen  Noten  142*  5  onoas  — 
y  1  AbcJfHaaanan       2  s  in  epücopium  nachgetragen.       4  Qe 

Gemeint  ist  die  ursprünglich  von  Robert  d'Arbrissel  seit  1093  im  Walde  von  Craon 
(an  der  Qrenze  von  Bretagne,  Maine  und  Anjou)  gebildete  Gemeinde  von  Augustiner- 
Eremiten,  deren  Ordensstrenge  sich  mit  dem  Tode  des  Stifters  (1117)  schnell  gelockert 
zu  haben  scheint.  —  Der  mehrfttch  erwShnte  oomea  ist  Graf  Gottfried  der  Schöne  von 
Ai^ou,  der  in  der  Bekampfiing  eines  Vasallenaufetandes  (1181—1132)  längere  Zeit  die 
Schlösser  Mirebeau  und  L'Ile-Bouchard  belagern  musste.  Nach  Besiegung  der  Empörer 
gieng  GottfMed  nach  Tours,  um  dort  1182  den  Papst  Innocenz  II  zu  empfangen,  w8h- 
rend  er  vorher  wahrscheinlich  auf  Seiten  des  Gegenpapstes  Anaclet  II  gestanden  hatte, 
im  Einvorständniss  mit  Erzbischof  Hildebert  von  Tours,  der  erst  im  Läufe  des  J.  1181 
durch  S.  Bernhard  fQr  Innocenz  gewonnen  war.  Vgl.  Tresvaux,  Bist,  d' Angers 
I  176—207,  Chalmel,  Eist,  de  Toundne  11  6— 8,  Mühlbacher,  Papstwahl  p.  127  ff. 
Paterirms  bezieht  sich  auf  die  Stadt  La  Potherie  bei  Craon. 


Vn.    Der  Dichter.  XCIX 


Wörter  und  abergläabische  Vorstellxuigen,  landschaftliche  Anspielungen 
wie  die  hänfige  Hervorhebung  der  Sahlweide  (zn  I  229)  und  einiges 
Andere  bezogen  werden,  aber  schon  das  Bild  des  Fischers,  dessen  Boot 
die  kalten  Flnthen  des  stärmischen  Meeres  umspielen  (11  196  ff.)  >  der 
Gebranch  des  Wortes  , Insel'  für  das  vorzüglichste  Weideland  (U  280), 
die  eingehende  Schilderung  der  trfigen  Melluuagd,  die  unaufhörlich 
v(Hi  den  Kaboutermännchen  geneckt  wird,  die  Verachtung  der  Eng- 
linder  (C.  Barth  zur  Philippis  m  267)  weist  uns  auf  die  Küsten  der 
Nordsee  und  die  Mündungen  der  Scheide  hin. 

Von  den  nördlichen  Gegenden  wird  nur  Utrecht  (vgl.  Blitero) 
und  Egmund  gestreift,  auch  wird  dahin  die  VQ  627  ff.  erzählte  Bege- 
benheit (wegen  Fresia  635)  zu  setzen  sein,  zusammengefasst  werden 
sie  unter  dem  Namen  Fresia  oder  Fresis  ara '),  den  der  Dichter  vier- 
mal erwähnt,  theils  um  die  Schaf-  und  Rinderzucht  des  Landes  zu 
preisen,  theils  um  ein  TJrtheil  des  Volksgerichtes  zu  kritisieren;  recht 
deutlich  ist  11  280  —  282,  wo  er  in  ersichtlicher  Steigerung,  gerade 
wie  ein  Oenter,  von  den  vier  Widdern  sagt:  , nicht  Seeland,  ja  nicht 
ganz  Friesland  hat  ihresgleichen'. 

Weit  reicher  ist  der  südliche  Theil  der  Niederlande,  das 
heutige  Belgien,  zumal  Flandern  bedacht  Ben  Schafen  an  der  Scheide 
bei  Gent  ruft  Ysengrim,  der  von  seinen  ehemaligen  wälschen  Wohnsitzen 
bieher  übergesiedcdt  und  ein  TeutonictM  geworden  ist>),  den  deutschen 
Lockruf  tkum!'  zu  (V  549^558),  und  als  die  Führer  ihm  in  derWald- 
berberge  hart  zusetzen,  deutet  der  Widder  sein  Stöhnen  und  Murmeln 
auf  das  leise  Einüben  eines  Vortrags,  den  er  jenseits  der  Scheide  in 
Beims  halten  möchte  (IV  592).  Will  der  Wolf  die  reichste  Stadt  nennen, 
die  er  kennt,  so  ist  es  Arras,  (bis  gegen  Ende  des  XII.  Jahrhunderts) 
die  Hauptstadt  Flanderns  (I  193);  wenn  er  einen  Banditen,  der  den 
^ehrlosen  in  dunkler  Nacht  mit  unerbittlicher  Grausamkeit  misshan- 
delt, kurz  bezeichnen  will,  so  nennt  er  ihn  mit  dem  Namen  der 
östlichen  Grenznachbam  Flanderns  einen  ,Brabanter*  (vgl.  zu  I  49), 
und  wenn  er  endlich  eine  lanifica  maier  localisieren  will,  kennt  er 
keinen  bessern  Ort  als  die  Hauptstätte  der  flandrischen  Wollspinnerei, 
Ipem  (V  697).  Die  nächsten  Geistesverwandten  hat  der  Mönchwolf 
in  den  reichsten  und  ältesten  Klöstern  der  bis  1191  (1211)  zu  Flandern 


1)  wie  ÄMonis  ora  bei  Oaid.  Fast,  n  94.  Frienland  ninffesste  nach  seinem 
fixeren  Umfange  die  Landschaften  Seeland,  Holland,  Utrecht,  Oberijssel,  Groningen 
ond  Weetfriesland  (Hüllmann  I  220).  Wenn  altfhmz.  Dichter  Freaia  im  Sinne  von 
f'landria  gebrauchen  (Hone  Anz.  YII  323) ,  so  mag  ihnen  diese  geographische  Unge- 
nuigkeit  hingehn,  bei  einem  sicher  in  Nordflandem  lebenden  Dichter  hingegen  ist  sie 
«ttüg  wahrscheinlich.  2)  m  406— 8,  770  f.,  966.    Die  flamUlndische  Sprache  war 

iü  Gent  die  Landes-  and  Gerichtssprache  (AVamkönig  U  83). 

g* 


Vn.    Der  Dichter. 


gehörigen  Landschaft  Artois ,  in  S.  Vedast  zu  Arras  *)  und  S.  Bertin 
(Sithiu)  zu  S.  Omer«),  er  selbst  tritt  in  die  berühmteste  Abtei  Flan- 
derns, S.  Peter  zu  Blandigny  bei  Gent«),  ein  (wie  in  seltsamem  Zu- 
sammentreffen ein  Jahrhunderi;  später  der  Wolf  des  Reinaert  in  die 
von  Blandigny  gegründete  und  abhängige  Probstei  S.  Elmare*)),  und 
hieher  sohickt  ihm  der  papa  Ärtacus')  die  bischöfliche  Mitra.  Und 
was  so  vom  Wolfe  gilt,  gilt  in  gleicher  Weise  vom  Dichter  selbst: 
gegen  keine  Person  auf  der  ganzen  weiten  Welt  kämpft  er  in  der 
älteren  Hälfte  seines  Werkes  (I — V)    mit  so  vernichtender  Schürfe, 


1)  673  gegründet,  1101  nach  dem  Vorbild  von  Sithiu  and  S.  Martin  za  Toomay 
auf  cloniacensisdier  Grandlage  reformiert  (Mabillon  Ann.  V  432).  2)  654  gestiftet 

(Wamkönig  I  411  f.);  Lambert,  in  dem  verfi&llenden  Sithiu  selbst  erzogen,  besuchte 
dann  mehrere  berühmte  Klöster  Frankreichs ,  vor  allem  Qugny  unter  Abt  Hugo ,  und 
reformierte  heimgekehrt  1101  S.  Bertin  mit  Unterstützung  von  12  aus  Gluguy  mit- 
gebrachten Mönchen  (Cousin,  Histoire  de  ToumayS  p.  202f.,  Gramer,  Gesch.  der  £iz. 
und  des  Unterrichts  in  den  Kiederl.  p.  137).  Aber  mit  dem  Tode  des  Abtes  Petrus 
Yenerabilis  von  Clugny  (1156)  begann  der  Terfiill  der  oluniacensischen  Klöster,  und 
unser  Gedicht  ist  Zeuge  dafür,  wie  sehr  schon  vorher  in  den  b^ütertsten  Abteien  der 
Rausch  des  Reformemstes  verflogen  war.  3)  gegründet  634  (Warnkönig  I  411, 

Näheres  bei  Busscher,  L'abbaye  de  S.  Pierre  Jl  Gand  p.  1  —  15),  aufgehoben  1796, 
gelegen  am  linken  Ufer  der  Scheide  auf  dem  an  der  Ostseite  von  Gent  befindlichen 
Blandinusberge  und  von  dieser  Anhöhe  Blandinkim  (Blandeuberch,  Blandigny)  genannt ; 
nicht  zu  verwechseln  mit  dem  in  der  Ebene  rechts  von  der  Scheide  etwa  1000  Schritt 
von  S.  Peter  entfernt  liegenden  Kloster  S.  Bauo,  ,die  Scheide  trennte  die  Gebiete  der 
beiden  Klöster,  so  dass  das  erste  (S.  Peter)  im  Königreiche  Frankreich,  dies  (S.  Bauo) 
auf  deutschem  Reichsboden  lag ,  rechts  von  der  Scheide  begann  der  pagus  Bracbantensis, 
sodass  eine  der  Vorstädte  von  Gent  und  allda  das  Kloster  S.  Bauo  mit  seiner  Villa 
in  Brabant  lag'  (Wamkönig  I  15,  94).  Jetzt  steht  von  dem  Kloster  l^tst  nur  noch  die 
Kirche,  die  Gebäude  sind  meist  niedergerissen,  ein  Theil  wird  als  Infimteiiecaseme 
benutzt.  Die  Äbte  der  uns  interessierenden  Zeit  'sind  Siger  I  1088  — 1106 ,  Ansbold 
1109  —  1115,  Erembold  I  1115,  Arnold  I  1115  —  1132,  Gisleberl  1132  —  1138,  Siger 
n  1138—1158;  die  Grabschiift  des  letztem,  in  den  stehenden  Epitaphphrasen  gehalten, 
jedes  eigenartigen  Zuges,  jedes  geschichtlichen  Gehalts  baar,  steht  bei  Sander 
Flandria  illust.  I  284.  Reformiert  wurde  Blandigny  im  Xu.  Jahrhundert  zweimal, 
beidemal  auf  cluniaoensisdier  Grundlage  und  nach  dem  Vorbild  von  Sithiu,  zuerst  1101 
durch  Robert  Graf  von  Flandern  (Mabillon  Ann.  V  432),  dann  1117  durch  Balduin 
Graf  von  Flandern,  Johannes  Bischof  von  Temanne  und  Lambert  von  S.  Bertin  (Mabillou 
Ann.  VI  5,  Sander  I  283,  Miraei  Rerum  Belgicamm  chronicon  p.  311).  4)  gegründet 
1144  von  dem  Mönche  Nothold  von  S.  Peter,  vgl.  Martin,  Reinaert  p.  XVII.  — 
5)  Artacus  =  Artesiensis ,  vgl.  Tomacus,  also  , Bischof  von  Artois'.  In  dieser  Land- 
schaft lagen  nun  zur  Zeit  des  Dichters  drei  Bisthümer,  Teruanne,  Airas  und  Cambray 
(die  beiden  letzteren  bildeten  ursprünglich  6ine  Diöcese,  die  1094  von  Urban  II  in  zwei 
zerlegt  wurde,  sodass  Arras  das  flandrische  Gebiet  links,  Cambray  das  brabantische 
Gebiet  rechts  von  der  Scheide  bekam,  Wamkönig  I  105,  Leo  Niedorl.  Gesch.  I  30). 
Bormans  denkt  an  Arras,  vielleicht  zielte  der  Dichter  auf  alle  drei,  um  nach  dei 
derben  Abfertigung  des  Bischöfe  von  Toumay  auch  ^en  übrigen  flandrischen  Bischöfen 
(von  dem  kleinen  Küstenstrich  im  NW.,  der  zu  Utrecht  gehörte,  dürfte  er  wohl 
absehn)  ihr  Theil  abzugeben. 


vn.    Der  Dichter.  CI 


wie  gegen  den  Bischof  von  Tonmay,  zu  dessen  Diöcese  die  Archi- 
diaconate  Toomay,  Gent  und  Brügge  gehören;  die  genaueste  Schil- 
derung giebt  er  von  dem  Kloster  Blandigny,  das  damals  mit  mindestens 
51  Mönchen  (vgl.  krit  Anm.  zu,  V  868)  besetzt  war,  welche,  nachdem 
die  Zügel  der  Regierung  dem  unwürdigen  (V  870—888,  940  —  954) 
Abte  entfallen  waren,  von  dem  strengen  Subprior  (Y  822)  geleitet 
wurden;  die  Inschrift  der  einen  von  den  beiden  Eirchenglocken  war 
Te  deum  laudamus,  und  so  bietet  der  Elosterschwank  noch  manche 
andere  von  vertrautester  Ortskenntniss  zeugende  Züge,  wie  namentlich 
die  Donnerstags -Glockenscherbe. 

Ja,  ÜBst  möchte  man  vermuthen,  dass  die  nach  8.  Gereon  wall- 
fahrende Behgeiss  die  —  urkundlich  freilich  erst  1197  bezeugte  (Wam- 
könig  I  326),  aber  gewiss  viel  filtere  —  Handelsstrasse,  von  Gent  über 
Maastricht  nach  Köln  benutzt  Die  örtlichen  Andeutungen  würden 
dazu  stimmen:  auf  der  Hälfte  ihrer  Wanderung  —  ganz  richtig  zwi- 
schen Löwen  und  Maastricht  —  kommt  sie  aus  der  Ebene  in  einen 
Bergwald  (IV  28,  29,  63,  95,  253);  als  die  nächsten  Flüsse,  von  denen 
Fische  zu  holen  wären,  werden  Maas  und  Rhein  genannt  (254);  nach 
592  sind  die  Pilger  nördlich  oder  östlich  von  der  Scheide,  nach  dem 
SW.,  nach  Beims  hin,  sehnt  sich  der  Wolf;  der  Weg  von  Gent  nach 
£öh  geht  von  Ostflandem  (worin  Gent  liegt)  durch  Brabant,  Limburg 
und  die  Bheinprovinz,  die  Mitte  bildet  Brabant,  und  darum  sagt  der 
Dichter  geographisch  richtig,  dass  Y.  Absolution  seiner  übrigen  Sünden 
von  den  Brabantem  empfangen  möge  (609). 

Sonach  ist  unser  bisheriges  Ergebniss:  Der  Dichter  ist  ein 
Deutscher,  kein  Franzose;  was  an  seinem  Werke  etwa  im  Sinno  einer 
französischen  Provenienz  aufgefasst  werden  könnte,  beschränkt  sich 
objectiv  auf  die  Natur  des  Stoffs,  subjectiv  auf  den  Zauber,  mit  dem 
von  je  her  und  zumal  im  XH.  Jahrh.  die  französische  Civilisation  ein 
deutsches  Gemüth  berückte.  Möglich,  dass  er  im  westlichen  Deutsch- 
land selbst,  in  den  Rheinlanden  geboren,  sicher  ist,  dass  er  in  Flan- 
dern lebte  und  dichtete,  dass  er  zum  Erzbisthum  Reims,  zur  Diöcese 
Toomay,  zum  Archidiaconat  Gent,  zur  Stadt  Gent  gehörte,  dass  er  in 
dem  dortigen  Kloster  Blandigny  heimisch  war  und  dass  ihn  besonders 
innige  Beziehungen  mit  der  dortigen  Kirche  der  h.  Pharahild  verbanden. 

Noch  ergiebiger  ist  der  Ysengrimus  an  Hinweisen  auf  seine 
Zeit  Über  mancherlei  allgemeine  Zeugnisse  für  das  XII.  Jahrhundert, 
wie  die  brabantischen  Räuberhorden  (zu  I  49),  die  ersten  Gründungen 
dänischer  Nonnenklöster  (zu  I  229),  die  Elevation  von  S.  Gereon  (zu 
n  179),  das  Treiben  der  Spielleute,  zu  denen  sich  der  vertriebene 
Wolfmönch  gesellen  soll  (Y  1097  ff.),  können  wir  hier  kurz  hinweg- 
gehen, wo  80  viel  Personen   und  Begebenheiten   desselben  genannt 


CII  vn.    Der  Dichter. 


werden,  es  sind  vornehmlich  Obizo  und  Blitero,  Anselm  und 
Bernhard,  Walther  und  Balduin,  sowie  der  IL  Ereuzzug. 

0 bi zo  0  ,nasoentis  seculi  XTT  gloria,  Ludouici  Crassi  (1106  —  37) 
archiatxus,  quem  periculose  aegrotantem  sanitati  restituens  plurimum 
sibi  famae  peperit,  et  scholae  Medicinae  Parisiensi  initium  dedisse 
oreditur...  Tandem  Obizo  ad  San-Victoiinos  Canonicos  se  contulit, 
unusque  fuit  e  primis,  qui  relictis  scholis  secularibus  post  Guillelmum 
Campellensem')  in  Abbatia  illa  docuerunt  et  eminuerunt.  Jaoet  in 
Claustri  latere  quod  refectorio  prozimum  est,  e  regione  Tintinnabuli, 
cum  hac  inscriptione : 

„Eespice  qui  transis,  et  quid  sie  düce,  ud  unde: 

Quod  fuimu8,  nunc  es.    Quod  »umiM,  i8tf*d  em. 
Pauper  Ccmonicus  de  diuUe  (actus  Obizo 

Huic  dedit  Ecdemae  plurima,  seque  Deo. 
Summus  erat  Medicus,    Mors  sola  triumphtU  in  ülo, 

Cuius  adhuc  legem  nemo  cauere  potest, 
Non  potuü  medicus  sibimet  conferre  saiutem, 
Huic  igitur  Medico  sit  medicina  Deus."  * 

Soweit  Bulaeus').  Bubois^)  berichtet:  ,Hi8  temporibus  Obizo  medicae 
artis  peritus  habebator;  is  in  pretio  apud  Begem  Ludouicum  fuerat. 
Verum  ille  reputans  uanas  inutUesque  esse  artes  quaslibet  aduersus 
mortem,  quae  omnes  promiscue  depasdtur,  alio  cogitationem  auertit 
Posthabitis  igitur  opibus,  caelestibus  bonis  inhiare  ooepit  Primum 
quidem  se  iunxerat  matrimonio  cum  Genta;  uerum  an  post  eins  obi- 
tum,  an  spontanea  seiunctione  ab  ea  separatus,  Canonicus  Parisiensis 
fuit;  et  postmodum  ad  Yictorinam  domum  aeger  se  deferri  iussit  Vir 
ea  ualetudine,  aulicisque  moribus  assuetus  haud  dubitauit  se  asceticae 
disciplinae  subiicere.  Verum,  dum  piis  operibus  animum  intendit, 
moritur  X  Calend.  Mari  anno  MCXXXTK.  Necrologium  Victonnum 
huius  ad  hanc  diem  meminit  his  uerbis:  „  Anniuersarium  Obizonis 
medici,  nostri  Canonici,  qui  ob  perennem  omni  in  oratione  memoriam 
dedit  nobis  libros  Noui  et  Veteris  Testamenti  glossatos  et  bene  paratos; 
dedit  et  nobis  centum  libras  ad  emendos  redditus  Ecclesiae;  et  domum 


1)  den  der  Dichter  in  Anlehnimg  an  den  Heiligen  d.  N.  (Stadler  IV  697)  ObiüM 
nennt;  über  den  Namen  Obixo  vgl.  Förstemann  Altd.  Namenbuch  I  969.  2)  Wilh. 
von  Champeanx,  Lehrer  der  Fhiloeophie  an  der  Eathedralschole  za  Paris,  gründete 
nach  seiner  Yerdnnkelnng  dnrch  Abailaxd  Kloster  und  Schule  von  8.  Victor  im  J.  1109, 
Gieseler«  n  2,  402.  8)  Bist.  univ.  Paris,  n  766.  4)  Hist.  eccl.  Paris,  n  83. 

Im  'Wesentlichen  übereinstimmende  Nachrichten  findet  man  bei  Crevier,  Hist.  de  Tuniv. 
de  Paris  1 261,  Felibien,  Hist.  de  la  ville  de  Paris  1 166,  Eloy,  Dictionnaire  historique 
de  la  mMedne  ancienne  et  moderne  HE  410,  DuCange  I  967,  3,  Histoixe  litt^ntire 
de  la  Fcanoe  IX  116,  Sprengel,  Pragmatische  Oesobichte  dar  Aizneykonde  II  647. 


Vn.    Der  Dichter.  Ulli 


nnain  Farisins  ante  8.  Chiistophorom  aitam,  plateas  ddem  domni 
cohaerentes;  et  nouem  arpennos  uineanun.  Pro  bis  et  aliis  beneficiis 
ab  eodem  nobis  collatis  anniuerBariam  eins  solemniter  singolis  annis 
odebretar".' 

Der  dominus  B Utero,  der  V  1100  erwähnt  wird,  ist  schwer- 
lich ein  anderer  als  der  Verfasser  des  verlorengegangenen  elegischen 
Gedichts  nber  Heinrich  lY,  von  dem  Ordericus  Yitalis^)  berichtet 
yBUtUro  Flandrita  in  poemate  quod  mper  Henrico  caesare  nuper 
edddit,  vuinam  tnundi  et  miseros  fnortaUum  euentua  degiacis  modis 
luculeNter  denotatUV  und  wohl  jener  Cananicua  BUtero  zu  Utrecht, 
der  in  einer  Urkunde  des  Bischofs  Andreas  im  Jahre  1134  bei  Miraens 
I  174  besengt  wird. 

^Tornacensia  ecdesia,  que  per  guingentos  et  ampliua  annoa 
episcopis  Nouiomenais  eockaie  commendata  fuerat,  proprium  epüeopum, 
Anselmum  nomine,  ab  Eugenio  III  papa  reoepit,  Bemardo  abbaie 
ClareuaÜenai  inter  cdioa  procurante.'  *)  Die  erste  Anregung  zur  Tren- 
nung der  Diöcese  Noyons-Toumay  fand  unter  Urban  11  statt.')  Nach 
dem  Tode  des  Bischofs  Balderich  1112  stellten  dann  die  Tomacenser 
einen  besonderen  BischofBcandidaten  auf  in  der  Person  Herberts,  des 
Archidiaconus  von  Teruanne,  aber  die  von  Noyons,  Ton  den  Plänen 
Toumays  wohl  unterrichtet,  wählten  sofort  den  Archidiaconus  von 
Toumay,  Lambert,  zum  Bischof  der  ungetheilten  Diöcese,  und  dieser 
wurde  von  Faschalis  11,  der  anfangs  eine  Bulle  im  Sinne  der  Tren- 
nung eriassen  hatte,  bestätigt  Zur  Umstimmung  des  Papstes  trug 
viel  ein  Brief  Ivos  Ton  Chartres  bei,  der  auf  das  alte  Besitzrecht  von 
Noyons,  auf  die  Möglichkeit  eines  Schismas,  vor  allem  aber  auf  die 
Doth wendige  Verarmung  der  getrennten  Sprengel  hinwies:  ,Pret€rea 
cum  dignitas  episcopalia  paupertatem  hia  diebua  honeate  ferre  non 
udUat,  prouidendum  est,  ne  iata  dwdaione  uterque  epiacopua  pauper 
fuU,  quod  teatantur  Nouiomenaea,  qui  utriuaque  eceleate  experti  sunt 
facuUatea.'  Auf  Lambert  folgte  Simon,  ein  Verwandter  des  fran- 
zösischen Königshauses,  1121 -- 1148,  dem  Toumay  keinen  Bewerber 
gegenüberstellte. 

Als  Simon  1142  vom  Amte  suspendiert  wurde,  schickte  der 
Clems  von  Toumay  den  Abt  von  S.  Martin  zu  neuen  Verhandlungen 
nach  Born,  und  dieser  setzte  bei  Lmocenz  11  die  Erlaubniss  zur  Wahl 
eines  eigenen  Bischofs  durch.     Das  Kapitel  wählte  nun,  da  Herbert 


1)  Mon.  Genn.  Scriptt.  XX  66,  Wattonbach»  n  66.  2)  Sigebert,  Contmuatio 
ValcellensiB  s.  a.  1146,  Mon.  Germ.  Scriptt  VI  459.  Die  weitere  Dantellang  des  Uer- 
pmgs  beruht  meist  auf  Cousin,  Histoire  de  Toumay  >  p.  199—284.  8)  Paschalis  II 
sagt  in  der  Trennnngsbnlle  ,Pndeee8wri8  nottri  s.  memorie  Urbam  pape,  qui  hoc  ^asvm 
deHbenmarat,  stiudio  eompeUimm'  eeelent  utatn  ordmakm  fMiMin  aaeerdotmn*. 


CrV  vn.    Der  Dichter. 


gestorben  war,  den  Abt  von  8.  Amand,  Absalon,  zum  Bischof,  aber 
die  wirkliche  Einsetzung  desselben  scheiterte  an  der  Weigerung  des 
ürzbischofs  von  Beims,  ihn  zu  consecrieren,  und  an  der  bald  darauf 
—  ,quingentis  marohis  argenti  per  curiales  distributis  *  *)  —  erfolgenden 
Versöhnung  Simons  mit  dem  Papste.  Auf  eine  vertrauliche  Vorstel- 
lung Bernhards  von  Cüurvaux  willigte  dann  Simon  selbst  in  die  Tren- 
nung, unter  der  Bedingung,  dass  ihm,  so  lange  er  lebe,  ein  Theil  der 
Eircheneinkünfte  von  Toumay  verbliebe.  Aber  kaum  erfuhren  davon 
die  Canoniker  von  Noyons,  so  wandten  sie  sich  an  des  Bischofs  Bruder, 
den  Grafen  von  Vermandois,  und  vereitelten  durch  die  Anschwärzung, 
Simon  habe  sein  Bisthum  verkauft,  den  ganzen  Plan. 

Nach  dem  Tode  Absalons  und  dem  Amtsantritt  Papst  Eugen  HI 
sandten  die  von  Toumay,  ,quibus  relatum  fuerat,  papam  hunc  minime 
auidum  esse  pecuniae'*),  den  Canonicus  Letbert  mit  Empfehlungs- 
briefen des  h.  Bernhard  nach  Rom,  und  Eugen  vollzieht  nun  wirklich 
die  Trennung,  er  weiht  Anselm,  den  Abt  von  S.Vincent  zu  Laon 
(vordem  Mönch  im  Kloster  des  h.  Medardus  zu  Soissons),  der  gerade 
in  Angelegenheiten  seiner  Abtei  zu  Rom  weilte,  am  10.  März  1146 
zum  Bischof  von  Toumay  und  erlässt  die  erforderlichen  Schreiben  an 
den  Erzbischof  von  Reims  als  Metropolitan,  an  sämmtliche  Bischöfe 
der  Erzdiöcese,  namentlich  an  Simon,  an  Ludwig  Vn  von  Frankreich, 
an  Dietrich  Graf  von  Flandern  und  an  die  Bürger  von  Toumay.  Und 
nun  empfängt  die  durch  die  Einsetzung  eines  eigenen  Oberhirten  hoch- 
beglückte Stadt  (V  110)  festlich  ihren  Bischof  Anselm.  Er  stirbt  am 
24.  August  1149,  ihm  folgt  Bischof  Gerard  1149—1166  (t  14.  Juli), 
bisher  Abt  von  Vilars. 

Wenn  nun  der  Dichter  die  schamlose  Bedrückung  und  Aus- 
saugung des  Sprengeis  durch  Anselm  brandmarkt,  wenn  die  Recenaion  y 
seinen  Nachfolger  als  lieben  Vetter  Ysengrims  geisselt  (m  506  a  b), 
so  fehlt  es  an  Nachrichten,  die  eine  Controle  dieser  ürtheile  ermög- 
lichten. Aber  es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  die  Gründung 
eines  neuen  Bischofssitzes  eine  äusserst  kostspielige  Aufgabe  ist.  Ob- 
schon  die  in  Rom  entstehenden  Kosten  durch  Letbert,  ^qui  pcistorem 
proprium  sumptu  «uo  et  corporis  foHgatione  huic  eoclesie  consHtuü^') 
gedeckt  waren,  so  gehörten  doch  bedeutende  Summen  zur  würdevollen 
Ausstattung  und  Repräsentation,  und  da  Anselm  weder  eignes  Ver- 
mögen mitbrachte,  noch  von  einem  Fürsten  eine  Dotation  empfieng, 
so  war  er  auf  die  Güter  der  Kathedrale  und  auf  eine  möglichst  hohe 
Besteuerung  der  Kirchen  seines  Sprengeis  angewiesen,  und  je  weniger 


1)  Sander  m  427.         2)  Sander  a.  a.  0.         8)  So  sagt  von  ihm  das  Todten- 
bnch  der  Kathedrale  za  Toonay,  Cousin  p.  272. 


Vn.    Der  Dichter.  CV 


diese  besitzen  mochten,  da  doch  bisher  die  reichsten  Yennfichtnisse 
dem  Bischofesitze  zu  Noyons  zugefallen  waren,  desto  empfindlicher 
war  der  Stenerdmck.  Fiel  doch  jene  Stiftung  obenein  in  das  J.  1146, 
wo  in  ganz  Frankreich  und  Flandern  eine  grosse  Hungersnoth  herrschta, 
waren  doch  gerade  die  reichsten  Klöster  der  DiÖcese,  wie  8.  Peter  zu 
Blandigny,  bereits  ezimiert!  Für  Gerard  allerdings  besitzen  wir  ein 
Zeugniss,  das  auf  Angiiffe  gegen  die  Unabhängigkeit  und  den  Reich- 
thum  dieses  Klosters  hinweist,  in  der  Grabschrift')  des  Abtes  Walther 
(1159--1163)  heisst  es: 

fBlandinio  lacrymas  moriens,  Walthere,  relinquis, 
Qui  uigü  aique  pugü,  catUus  'et  acer  eras. 

Hinc  est,  quod  toiiens  Ramatn  Bhemosque  petisti, 
Ne  libertatem  perderet  aut  reditus.' 

Wie  es  sich  aber  auch  immer  mit  der  objectiven  Berechtigung  des 
herben  ürtheils  über  Anselm  (Y  109 — 130)  verhalten  mag-:  für  unsem 
Dichter  geht  daraus  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  so  viel  hervor,  dass 
er  in  einer  Stellung  lebte,  auf  welche  die  Habgier  des  neuen  Bischofs 
ungehindert  einwirken  konnte,  welche  ihn  aber  anderseits  nicht  mit  so 
eisernen  Banden  umschloss,  dass  er  zum  stummen  Dulden  gezwungen 
gewesen  wäre,  dass  er  nicht  hätte  sein  Bündel  schnüren  und  all  das 
Seine  mit  sich  tragend  sich  eiaen  neuen  Wirkungskreis  hätte  erringen 
können. 

Will  man  des  Dichters  Stellung  zum  h.  Bernhard  (1091 — 1153, 
Abt  seit  1115)  richtig  verstehen,  so  muss  man  bedenken,  dass  YI  89 
nach,  Y  126  vor  dem  Eintreffen  der  TJnglücksbotschaften  aus  dem 
Ohent  geschrieben  ist,  dann  aber  den  Zusammenhang  der  ersteren 
SteUe  schärfer  ins  Auge  fassen,  als  es  bisher  meist  geschehn  ist. 
Diese  schildert  die  Habgier  der  Zeit,  die  keine  sittliche  Schranke 
kennt  und  in  der  Erlangung  des  vorgesteckten  Zieles,  im  Beichthum 
allein,  allerseits  anerkannten  Adel  zu  verleihen  vermag.  Als  Meister 
in  dieser  edeln  Kunst  wird  in  der  ersten  Hälfte  (Y  67 — 108)  der  Papst, 
in  der  zweiten  (109—130)  Anselm  von  Toumay  genannt,  beide  erhalten 
ein  diametrales  Gegenbild:  der  Simonie  des  Papstes  wird  Petrus  und 
Paulus,  die  keinen  andern  Reichthum  kannten,  als  die  Gnade  des 
Herrn  und  die  Tausende  von  Menschenherzen,  welche  sie  dem  Evan- 
gelium erschlossen,  dem  Bischof  von  Toumay  wird  Bernhard  von 
Clairvaux  gegenübergestellt,  d&i  —  im  Sinne  eines  Anselm  und 
seiner  Gesinnungsgenossen  —  so  dumm  sei  wie  Petrus  und  Paulus 
(vgL  102,  126),  lauter  vergebliche,  unerspriessliche  Arbeit  thue,  nie 


1)  Suider  I  284. 


CVI  VU.    Der  Dichter. 


ein  in  Mark  und  Schillingen  und  Pfennigen  darzustellendes  Geschfift 
mache  und  ewig  ein  armer  Schlucker  bleibe.  Liegt  in  den  yier  Gleich- 
nissen 127  f.  80  zunächst  und  gewiss  die  Anerkennung,  dass  er  von 
weltlichem  Eigennutz  schlechterdings  frei  sei,  so  kann  man  ja  bei 
weiterer,  positiver  Ausschöpfong  der  Büder  darin  eine  Anspielung  auf 
den  in  der  mystischen  Auslegung  der  dunkelsten  biblischen  Bücher 
nach  allegoria,  tropoloffia,  cmagoge  unnütz  verschwendeten  Scharfsinn 
oder  auf  die  Tantalusarbeit  des  grossen  Predigers  erblicken,  der,  statt 
wie  fast  alle  andern  dem  erreichbaren  Ziel  materieller  Wohlhabenheit 
nachzvyagen,  das  Licht  der  ewigen  Weisheit  in  einem  an  Lethargie 
krankenden  Zeitalter  (YI  293),  in  Menschen,  deren  gute  Vorsätze  von 
den  anfluthenden  Wogen  der  Sinnlichkeit  immer  wieder  und  wieder 
weggespült  würden,  entzünden  und  brennend  erhalten  wolle  —  in  jedem 
Falle  aber  ist  von  Seiten  der  Ironie  die  selbstlose,  opferfreudige  Hin- 
gabe an  den  geistlichen  Beruf,  die  imsträfliche  Reinheit  des  Characters 
nicht  deutlicher  auszudrücken  als  durch  das  contrarium  Anselms  und 
durch  das  simüe  des  Petrus  und  Paulus. 

Allerdings  dem  Ideal  des  benedictinischen  Abtes  entspricht  die 
äussere  Vielgeschäftigkeit  des  der  stillen  Klosterzelle  nur  zu  sehr  ent- 
zogenen Bernhard  wenig,  und  darum  wird  er  nicht  als  Dritter  im 
Bunde  Walthers  und  Balduins  zugelassen  (Y  500,  533  —  536) ;  es  genügt 
nicht,  zu  grossen  weltgeschichtlichen  Unternehmungen  die  (Geister  zu 
rufen,  es  heisst  auch,  jene  in  verständigen  Grenzen  zu  halten,  diese 
zu  leiten  und  zum  Siege  zu  führen,  und  so  erscheint  Bernhard  YI  89 
unserem  enttäuschten  und  tiefverstimmten  Dichter  nur  noch  als  der 
summus  magister  hiandi.  Wie  der  Wolf  der  Meister  im  Aufreissen 
des  Bachens  ist,  so  Bernhard  im  weiten  Of&ien  des  beredten  Mundes 
(YI  87  f.,  90,  100,  I  1043,  Y  433  f.),  in  feuriger,  alles  mit  sich  fort- 
reissender  Bede,  und  wenn  diese  vordem  von  allen  wie  eine  himm- 
lische Offenbarung  angestaunt  wurde,  so  ward  sie  nach  dem  Misslingen 
des  n.  Ereuzzuges  von  vielen  verwünscht:  ,ex  predicatUme  üineris 
Hierosolymitani  graue  contra  eum  quorundatn  hominum  uei  simplicUas 
uel  mcUignitas  scandalum  sumait,  cum  tristior  sequeretur  effectus,^  >)  So 
spiegelt  unser  Gedicht  nicht  bloss  im  Epilog,  sondern  schon  im  Beginn 
des  YI.  Buches  die  öffentliche  Stimmung  des  Jahres  1148  wieder. 

Wir  kommen  zu  Walther  von  Egmond.')  Nach  dem  Tode 
Morentiufl  des  Dicken,  Grafen  von  Holland,  bewirkte  dössen  Witwe 


1)  Gaofredi  Vita  Bemardi  cap.  IV.  2)  Das  Folgende  nach  Job.  de  Leydia, 
Chronicon  Egmnndannin ,  den  Annales  Egmnndani,  Utrecht  1864  (Mon.  Genn.  Scriptt. 
XVI  442—479)  und  Mabillon  Ann.  VI  121  f.  Boimans  verweist  auf  Van  Wyn,  Hnis- 
zittend  Leven  p.  325  ff.  und  298. 


VU.    Der  Dichter.  CVJI 


Petronella,  die  bis  zur  Groasjährigkeit  ihres  Sohnes  Dietrich  die  Begent- 
schaft  führte,  die  Wahl  ihres  £aplaiis  Ascelin  (oder  Anselin)  zum  Abt 
von  Egmond  (1124 — 1129),  unter  dem  eine  arge  Misswirthschaft  ein- 
nss:  die  Klosterkirche  wurde  als  unschön  und  zu  eng  niedergerissen, 
die  Güter  fremden  Zwecken  dienstbar  gemacht  Die  Beform  gieng 
Ton  Andreas,  Bischof  von  Utrecht  1128-— 1138,  aus.  ,Anfw  Domini 
uiüleaimo  centesimo  uigesimo  nono  cum  monastervum  Haecmundense 
tarn  in  spiritudlibus  qua$n  in  temporcUibus  quasi  dilapidcUum  totaliter 
fuiuet,  et  AnseUnua  aJtibas  uUerius  praedictum  monasterium  guber- 
nare  nan  ualeret,  et  iam  inuitus  reaignasset,  in^ßvraiuü  diuina  gratia 
qnsecpo  Traiectensi  et  Petronellae,  Comitissae  JSollandiae,  mittere 
legatum  ad  Ämoldum  abbatem  Gandenaem  pro  monacho,  qui  idoneus 
esset  animas  regere,  exteriora  d^aponere  et  lapsa  promouere;  qui  con- 
8iUo  cum  suis  hdbito  praepositum  cwrtis  eorum,  quae  dieitwr  Lens, 
WaUerum,  quem  frequenter  prdbum  et  utilem  prohauiit,  misit.  Quem 
episcopus  Andreas  in  uigilia  itatiuitatis  Mariae  abbatem  octauum 
ordinaüU  Egmundensis  monasterii.  Qui  Waiterus,  uenerabüis  Abbas, 
defectum  in  otnnibus  inueniens,  quid  ageret,  quo  se  uerteret,  nisi  ad 
Deum  et  sancti  AdaJherti  pairocvnium,  ignorauü.  Sed  processu  iem- 
poris  Dei  graUa,  in  qua  muUum  sperabat,  prosperum  in  omtttbus 
suocessum  habuit,  et  omnia  bene  et  ordinate  tarn  exteriora  quam  in- 
teriora  eomponi  coq>erunt.' ^)  Wir  finden  also  Walther,  dessen  Hei- 
math ebenso  unbekannt  ist  wie  die  Zeit  seines  Elostereintritts,  zuerst 
als  Mönch  zu  Blandigny  —  ein  Mönch  d.  N.  unterzeichnet  die  Urkunde 
nr.  200  y«  J.  1123  und  schreibt  als  cancelUtrius  die  Urkunde  nr.  202 
im  J.  1124,  auf  denselben  Namen  stossen  wir  dann  erst  wieder  1136 
in  nr.  216*)  —  dann  als  Propst  zu  Lens  in  Artois,  einer  von  S.  Peter 
abhangigen  geistlichen  Besitzung,  von  hier  wird  er  1129  nach  Egmond 
berufen  und  am  7.  September  1130  geweiht  Unter  seiner  thatkräftigen 
und  geschickten  Leitung  gelangte  das  Kloster  zu  ungeahnter  Blüthe: 
die  DiscipÜn  wurde  wiederhergestellt,  die  Zahl  der  Brüder  beträcht- 
lich vermehrt,  eine  neue  Kirche  mit  zahlreichen  Altären  gebaut  und 
1143  mit  verschwenderischer  Pracht  eingeweiht,  die  sonstigen  Anstalten 
erneuert,  das  Kloster  durch  die  päpstliche  Bulle  vom  28.  Februar  1139 
exLmiert,  die  Besitzungen  durch  Schenkung,  durch  Kauf  und  Tausch 
unter  wirksamer  Hilfe  des  Klostervogts  Berwold  bedeutend  erweitert*) 
und  durch  dies  alles  der  Grundstein  zu  Egmonds  Grösse  gelegt 
,Anno    1161    domnus    Waiterus    abbas,    bonorum    memoria  dignus, 


1)  Chron.  cap.  20,  vgl.  Sander  I  252  ,  A.  1129  Walteros  monaohas  blandiniensis 
fit  ablMW  egmnndaiuis  in  HoUandia.*  2)  Van  Lokeren,  Chartes  de  l'abbaye  de 

S.  Piene  p.  126  ff.  3)  Nftkeras  Ghion.  cap.  22—26. 


CVni  \n.    Der  Dichter. 


po8t  renouationem  ordinis  et  Status  Egmimdensis  cenobii,  post  con- 
structionem  et  ornatum  tempU,  post  ckkustri  et  amnium  offidnarum 
ediflccUionetn,  post  fratrum  de  paruo  numero  in  magnum  aggregatio- 
vem  obiit  4  Kai,  Decembris.' ^) 

Vergleicheii  wir  damit  die  Darstellong  unseres  Dichters  (V  456 ff.)* 
Von  der  leichtfertigen  Yerschlenderong  der  Klostergüter  unter  Ascelin 
weiss  er  nichts;  er  sucht  den  Grund  des  sittlichen  und  wirthschaffc- 
liehen  Verfalls  in  dem  masslosen  Geiz  von  Walthers  Vorgängern,  aber 
auch  die  Äbte  vor  Ascelin  (Stephanus  1057—83,  Athalard  1083—1124) 
trifft  der  letztere  Vorwurf  nicht:  verstanden  sie  auch  nicht  die  ein- 
trägliche £unst  des  ,do  ut  des',  so  fand  doch  unter  ihnen  immerhin 
eine  massige  Bereicherung  des  Klosters  statt,  die  freilich  in  gar  keinem 
Verhältniss  steht  zu  der  Fülle  der  Güter,  welche  dem  Abte  Walther 
von  allen  Seiten  zuflössen.  Von  besonderen  Acten  der  Wohlthätigkeit, 
von  jener  klugen  Freigebigkeit,  die  mit  der  Wurst  die  Speckseite  trifft, 
ist  bei  jenen  nirgends  die  Rede;  hingegen  treffen  wir  sie  bei  Walther 
in  seinen  Beziehungen  zu  Berwold'),  in  seiner  Stiftung  ad  uictum 
pauperuM*)^  in  den  Einweihungsfestlichkeiten:  ,dedicattim  est  templum 
praesente  Thtoderico  eomite  et  uxare  eius  Sophia,  et  congregaio  popuh 
infinitae  miUtitudinis ,  tanta  praeparatione  necessariorum  a  damno 
Waltero  ahbate  prouisa,  ut,  qiU  pt'aesentes  fuerunt,  numguam  tali 
dedicationi  affuisse  se  hodieque  testentur.^  ^)  Der  Dichter  zeichnet  das 
Bild  von  Walthers  Vorgängern  nicht  mit  jener  eingehenden  Vertraut- 
heit und  Schärfe,  wie  sie  die  unmittelbare  örtUche  Nähe,  das  eigene 
Miterleben ,  das  Stehen  inmitten  der  Verhältnisse  zu  gewähren  vermag, 
er  malt  nur  die  ihm  durch  die  fama  (471)  zugegangene  Kunde  ohne 
individuelle  Einzelzüge  weiter  aus  und  schildert  dann  das  Portrait 
Walthers,  am  längsten  wieder  bei  dem  typischen  Zuge  des  AyUaarog 
verweilend.  Auch  mit  diesem  Tadel  scheint  er  über  das  Ziel  hinaus- 
zuschiessen:  eine  Klosterreform  lässt  sich  nur  mit  eisernem  Arm 
durchführen  und,  zumal  im  Xu.  Jahrhundert  und  bei  der  ausser- 
ordentlichen Steigerung  der  Einnahmen,  nur  mit  derselben  Strenge 
behaupten,  durch  die  sie  geschaffen  ist;  anderseits  wer  sich  so  als 
kluger  Geschäftsmann  bewährt,  wer  solch  \mvergessliche  Feste  ver- 
anstaltet, von  dem  sollte  man  doch  auch  erwarten,  dass  er  im  rechten 
Augenblick  zu  lächeln  verstände.  Die  persönliche  Begegnung  und 
innige  Verbindung  unseres  Dichters  mit  Walther  wird  «omit  nicht  in 
beider  Manneszeit  zu  setzen  sein,  die  eine  sachlichere  und  nüchternere 
Auffassung  begründet  hätte.  Das  Bild  des  Jugendfreundes  führt  er 
uns  vor  und  malt  es  aus  auf  Grund  von  Informationen,  die  weder 

1)  Annal.  p.  68.      2)  Chron.  cap.  23.      S)  Ghron.  cap.  22  fin.      4)  Aniud.  p.  40. 


Vn.    Dor  Dichter.  CIX 


den  besonderen  YerMltnissen  Egmonds  noch  der  weiteren  Character- 
entwickeliing  Walthers  hinreichend  Bechnung  tragen. 

Sollen  wir  endlich  den  Mann  nennen,  der  alle  Tugenden  Wal- 
thers in  sich  vereinigt  nnd  auch  dessen  einzigen  Fehler,  die  stan*e 
Strenge,  nicht  besitzt,  an  deren  Stelle  yielmehr  milde  Süsse  nnd 
Freundlichkeit  im  Herzen  trägt:  es  ist  Baldnin  von  Liesborn,  er 
steht  dem  Dichter  als  Mensch  wie  als  Abt  höher  als  alle  seine  Zeit- 
genossen. 

Die  Abtei  Iiesboni')i  der  Überlieferung  nach  unter  Karl  dem 
Grossen  gestiftet,  1803  aufgehoben,  der  Reg.  S.  Benedicti  ergeben 
ebenso  wie  Egmond,  im  Sprengel  von  Münster  gelegen  und  zur  Erz- 
diöcese  Köln  gehörig,  war  ursprünglich  ein  Nonnenkloster.  Der  unter 
Bertildis  und  Oderadis  beginnende  sittliche  und  wirthschaftliche  Ver- 
fall desselben  erreichte  unter  der  letzten  Äbtissin,  Tideradis,*)  seinen 
Höhepunct,  und  obendrein  wurde  in  dem  Kampfe  zwischen  Lothar 
Ton  Sachsen  und  der  Stadt  Münster  im  Jahre  11£1  die  Kirche  von 
üesbom  mit  drei  andern  Gebäuden  durch  Feuer  zerstört;  in  Folge 
dessen  gelang  es  Egbert,  Bischof  von  Münster,  die  Nonnen  zu  ver- 
treiben und  Mönche  einzusetzen,  und  diese  Umgestaltung  wurde  durch 
päpstliche  Urkunde  1131  bestätigt.  Der  erste  Abt  des  neuen  Mönchs- 
klosters ist  unser  Balduin.  ,  Primus  ergo  Monasterii  Liesbomensis 
Abbas  Balduwinus,  ex  Dlustri  stemmate  Ck>mitum  de  Altena,  frater 
Arnold!  ArchiEpiscopi  Coloniensis;  uti  ex  documento  dicti  ArchiEpi- 
scopi  anno  1144  dato  et  in  archiuo  nostro  reposito  liquet,  in  quo 
dictom  Balduwinum  in  terminis  venerabilem  fratrem  suum  appellat..* 
So  FuLsting  p.  24%  am  Rande  fügt  er  noch  hinzu,  dass  dieser  Arnold 
den  Kidser  Friedrich  Barbarossa  gekrönt  habe;  und  nun  machen  alle 
folgenden  Chronisten,  Zurmühlen  f.  6*,  Tyrell  s.  a.«1130,  sowie,  die  in 
Kindlingers  Handschriften  enthaltene  Series  abbatum  Liesbomensium 
(K.  Staats -Archiv  zu  Münster,  Msc.  11  40  fol.  91)  Balduin  zu  einem 
Grafen  von  Altena,  während  Witt  über  seine  Herkunft  schweigt. 


1)  Litterator:  Nordholf,  Die  Chronisten  des  Klostan  Liesbom,  Münster  1866. 
Gedruckt  ist  von  diesen  nur  die  Chronik  von  Bemardns  Wittins  (f  1620)  in  Histotia 
antiqnae  occidentalis  Saxoniae  sen  nunc  "Westphaliae,  Münster  1778,  p.  748—778;  eine 
ongedmckte  Geschichte  der  Abtei  von  demselben,  die  Orimm'  KF.  Einl.  p.  84  anführt, 
giebt  es  nicht  Ajos  der  Bibliothek  des  Vereins  für  Westfülische  Geschichte  und  Alter- 
thoiBsknnde  sind  mir  folgende  drei  Werke  zur  Benutzung  fireundlichst  übersandt: 
a)  Memorabilia  Liesbomensia  von  Geozg  Fuisting  (Abt  des  Klosters  1651—1668),  104 
pagg.  sign.  M.  168,  b)  Descrlptiones  abbatiamm  Liesbom  etc.,  1732,  von  Zurmühlen, 
sign.  M.  152,  c)  Chronicon  Liesbomense  von  Pater  Tyrell,  1826  abgeschlossen,  uol.  DC 
(im  Ganzen  40  BAnde),  sign.  M.  172.  —  Über  einige  Puncte  hat  mich  der  verewigte 
Boger  WUmans  in  einem  Briefe  vom  15.  10.  1880  gütigst  beiehrt  2)  So  Fuisting, 
tThiderade'  Tyrell,  ,Thidetrudis'  Zurmühlen. 


ex  Vn.    Der  Dichter. 


In  der  Urkunde  von  1144 1),  auf  welche  diese  Angaben  zurück- 
gehn,  bestätigt  Erzbischof  Arnold  von  KöLi  den  Klöstern  8.  Marien 
zu  Münster  (Überwasser)  und  liesbom  den  von  dem  Bischof  Werner 
zu  Münster  (1139  — 1150)  ihnen  gemeinschaftlich  übertragenen  Besitz 
des  Hofes  Worma  im  Jülicher  Lande;  die  hiehergehöhge  Stelle  lautet: 
,  Notum  igitur  ftUtiris  et  presenttbus,  qui  aqua  et  apiritu  sancto  renaH 
8i*nt,  esse  uolumus,  quod  christianissimus  homo  Warnerus  Monaste- 
riensis  ecdesie  uenerabilis  episcopus,  curtern  quandam  Wortnam,  ob 
remecUum  anime  sue,  ecclesie  scmcte  Marie  in  MofMsterio,  et  eccksie 
beatorum  martirum  Cosme  et  Damiani  in  Lysbemen,  communem 
habendam  in  perpetuum,  licita  et  legitima  traditione,  cum  omn^bus 
que  ad  eandem  curtem  spectant  sihiis,  pratis,  Riuis,  pascuis,  agris 
cultis  et  incuitis,  Mölendinis  dedit.  Verum  nee  süentio  volumus  hoe  . 
preterire,  quod  quidam  secularis  vir,  Harpemus  de  Buekestella  diu 
eandem  curtem  inu^aserat,  et  tam  supranotatum  Monasteriensem  epi- 
scopum,  quam  venerabilem  fratrem  nostrum  Baldeuinum 
Lysbergensis  monasterii  abbatem,  iniusta  sua  peruasione  mul- 
tum  et  diu  fatigauerat'  Aus  dieser  Urktmde  geht  unzweifelhaft  her- 
vor, dass  Balduin  ein  leiblicher  Bruder  des  im  Jahre  1144  amtierenden 
Erzbischofs  Arnold  von  Köln  war.  Aber  in  seinen  weiteren  Fol- 
gerungen irrte  sich  Fuisting  zwiefach:  1.  er  verwechselt  Arnold  I 
(1137—1151)  mit  Arnold  U  (1151-1156),  letzterer  krönte  Friedrich  I; 
2.  er  weist  Arnold  II,  der  älteren  Annahme  folgend  >),  dem  Geschlechte 
der  Grafen  von  Altena")  zu,  während  derselbe,  wie  Friedrich  I  Urkunde 
vom  17.  September  1156*)  lehrt,  ein  Graf  von  Wied  war.  Arnold  I  ist 
aber  nach  den  neusten  Forschungen')  ein  Herr  von  Banderode  (jetzt  Ran- 
derath,  Kreis  Geilenkirchen),  und  so  ergibt  sich  mit  völliger  Bestimmt- 
heit: Balduin  voji  Liesborn  ist  der  Sohn  Harper  I  von  Ran- 
derath  (—1094 — 1109—),  Bruder  Arnolds  I  von  Köln  (vorher  Propst 


1)  Sie  ist  gedrackt  bei  Niesert,  Münstersche  Urkonden-Sammlong,  1827,  11  p.  166 
und  bei  Erhard,  Regesta  historiae  Westfaliae,  1851,  IT,  Regest.  1647,  Cod.  244.  Dieser 
letztere  Drack  entstammt  einem  dem  Jahre  1288  angehörenden  Transsnmpte  (Urkunde  9) 
des  Klosters  Überwasser.  Im  Liesbomer  Archiv  liegt  die  Urkunde  im  Original  gleich- 
falls nicht  vor,  -wohl  aber  in  einer  Abschrift  des  XY.  Jh.,  im  Copiar  Msc.  1. 99.  fol.  19. 
Der  obige  Text  ist  aus  Erhard  entnommen.  2)  Wittius  p.  816,  Gftliöhsche  Chronik 
p.  283,  von  Steinen,  Geedi.  der  Grafschaft  Mark  p.  96,  der  Irrihum  beruht  wohl  auf 
einer  Verwechselung  mit  Bruno  II  von  Köln  1182  —  1137,  einem  Sohne  des  GraCsn 
Adolf  I  von  Altena  (Berg).  3)  genauer  gesagt  ,von  Berg',  denn  eist  bei  der  Erb- 

theilung  im  Jahre  1160  erhielt  Eberhard,  Sohn  Adolf  II  von  Berg,  die  in  Westfiden 
gelegenen  Besitzungen  als  Qrafechaft  Altena,  genannt  nach  der  1152  erbauten  Burg 
Altena.  4)  Lacomblet  p.  269,  vgl.  femer  Moerckens,  Gonatus  chron.  p.  110,  Mooyer, 
Qnomasticon  p.  28,  Giesebrecht  IV  2,  349,  Ennen  I  877.  5)  Mooyer  a.  a.  0.,  Ennen 
a.  a.  0.,  Grote,  Stammtafeln  p.  170. 


Vn.    Der  Dichter.  CXI 


zu  S.  Andreas  daselbst)  und  Harper  des  Zweiten  (—  1147  —  1157  — ). 
Dazu  stimmt  der  umstand,  dass  wir  die  Herrn  von  Randerode  im 
XTTT.  Jahrhundert  als  Vögte  des  oben  genannten  Elostergntes  Worma 
bezeugt  finden.^) 

Der  Tradition  nach')  ans  der  Abtei  Werden  zur  Leitung  von 
liesbom  berufen^  wurde  Balduin  am  Freitag  vor  Palmamm,  21. 3. 1130'), 
in  Freckenhorst  vom  Bischof  Egbert  zum  Abte  geweiht,  nach  Zur- 
mäklens  Angabe^)  zugleich  zum  Magister.  ,Zn  Liesbom  hatte  seit  1121 
nach  dem  Brande  alles  wüst  gelegen.  Er  musste  also  mit  den  8einigen 
im  geist-  und  zeitlichen  alles  von  neuem  beginnen,  Elostergebäude 
und  Kirche  errichten,  daher  that  es  auch  noth,  dass  Egbert  einen 
Mann  von  vornehmer  und  reicher  Familie  zum  Abten  erwählte'  (Tyrell). 
Urkundlich  bezeugt  sind  aus  der  2ieit  seiner  Verwaltung  eine  ganze 
Beihe  von  Schenkungen,  Austauschungen  und  Privilegien,  die  dem 
Kloster  zufielen;  aus  ihnen  sind  wir  berechtigt  zu  Rückschlüssen  auf 
den  Geist,  in  welchem  er  die  Anstalt  leitete:  ,huius  laudabilis  uitae 
fiamam,  sanctae  conuersationis  exemplum,  religionis  aemulationem,  ad 
Deum  deuotionem,  ad  proximos  pietatem,  ad  se  humilitatem  et  uitae 
aosteritatem,  ad  subiectum  sibi  gregem  soUicitudinem ,  puto,  nee 
Demosthenis  eloquentia,  nee  Ciceronis  facundia  digne  satis  exprimeret.'') 
Er  starb  am  9.  Dezember  1161,  sein  Nachfolger  war  Franco. 

Erwfigt  man  nun,  dass  der  Name  Balduin  in  den  gleichzeitigen 
Urkunden  von  Blandigny  nirgends  begegnet,  dass  unser  Dichter  wohl 
Walthem,  aber  nicht  Balduin  zum  Besuche  nach  diesem  Kloster 
kommen  lasst  (V  456),  dass  derselbe  Walthem  ausdrücklich  (V  499, 
501  f.)  auf  den  Werth  und  die  Ebenbürtigkeit  des  Abtes  von  Liesbom 
hinweist  und  auf  diesen  den  vergleichenden  Blick  des  Egmonder 
Freundes  gleichsam  zuerst  hinzulenken  scheint,  dass  Balduins  Bruder 
Arnold,  soweit  unsere  Quellen  reichen,  in  Köln  seine  gelehrte  Erzie- 
hung empfieng  und  nicht  nach  Flandern  und  Fraukreich  zu  reicheren 
Bildungsquellen  wallfahrte,  so  darf  man  folgern:  Balduin  war  nicht 
Könch  von  S.  Peter  zu  Qent,' nicht  Mitschüler  Walthers.  Erwägt  man 
femer  die  für  einen  Fläming  nicht  recht  verständliche  Schwärmerei 
für  die  Gereonssäule  zu  Köln,  die  über  alle  Wallfahrtsstätten  der  Erde, 
selbst  Roms  und  Jerusalems  wiederholt  erhoben  wird,  und  das  über- 


1)  Wilmans,  WestflUisches  Urkondenbnch  m  nr.  429  vom  Jahre  1244  und  nr.  766 
vom  J.  1266.  2)  ,Ex  Monasterio  Worthinensi  inxta  tnditionem  et  maiomm  opi- 

nionem  postuUtiu  institaitnr*  Fnisting  24*.  Äbte  von  Werden  in  dieser  Zeit  %aren 
Uitberd,  Graf  von  iBenbeighe  1113—1120,  Berengot  Graf  von  Westerborg  1120—1126, 
Beraard  von  Wefelkoven  1125  —  1138  (Schnncken,  Geschichte  der  Beichsahtei  Werden 
p.  75  f.).  3)  Fnisting  ,  1131  *,  aber  mit  dem  Zusatz  ,  sab  Honorio  papa*.  4)  fol.  6«. 
Ol  "Wittius  p.  756. 


CXn  Vn.    Der  Dichter. 


schwengliche  Lob,  welches  Balduin  gespendet  wird,  an  dem  nichts  ist 
als  eitle,  lautere  Vollkommenheit,  also  dass,  wie  jene  Säule  der  hei- 
ligste Gegenstand,  so  er  der  heiligste  Mensch  ist,  der  in  den  Gesichts- 
kreis des  welterfahrenen  Dichters  getreten,  grösser  und  herrlicher  als 
ein  Gerhoh  von  Eeichersperg,  ein  Petrus  Yenerabilis,  so  kann  man 
sich  des  Gedankens  nicht  erwehren:  hier  blickt  durch  den  wfilschen 
Fimiss,  den  der  in  westlicheren  Gegenden  gereifte  Dichter  über  sein 
Werk  getüncht  hat,  das  tiefe  Heimathsgefühl ,  die  unvergänglichen 
Eindrücke  der  ersten  und  schönsten  Jugend  durch,  hier  schweigt  der 
prüfende  Verstand,  hier  spricht  die  liebe,  die  den  geliebten  Gegen- 
stand im  Lichte  fleckenloser  Vollkommenheit  erblickt  und  mit  dem 
Nimbus  des  Göttlichen  verklärt. 

Führt  uns  schon  die  Gfr^ca  scUix,  der  p<itriarcha  PcU^sHni 
iempli^)  und  der  Arabs  d^mon  in  das  Zeitalter  der  Ereuzzüge,  so 
beschäftigt  sich  in  besonders  eingehender  Weise  der  Epilog  mit  dem 
IL  Kreuzzuge. 

Eugen  ni  (1145  —  1153)  erliess  auf  die  von  Ludwig  VII  und 
dem  Hoftage  von  Bourges  gegebene  Anregung  hin  am  1.  März  1146^) 
ein  Anschreiben  an  König  Ludwig,  die  französischen  Grossen  und  das 
franz.  Volk,  worin  er  sie  zum  Kreuzzuge  aufforderte,  der  nun  eon- 
silio  et  iu88u  pap^  (VII  481)  ins  Werk  gesetzt  und  von  S.  Bern- 
hard, dem  Meister  in  gewaltiger  Rede  (VI  89),  in  Frankreich  und 
Deutschland  gepredigt  wurde.  Durch  Wort  und  Schrift  entflammte 
Bernhard  den  Zorn  vieler  Hunderttausende  gegen  den  vordringenden 
Islam  (Vn  477  f.),  die  allgemeine  Begeisterung  erschien  wie  ein  Werk 
des  h.  Gieistes:  alle  die  ,fornicaiare8,  raptores,  homicid^,  periuri,  in- 
cendiarii '  (Gerhoh)  wurden  durch  Bernhards  Busseruf  erweckt,  um  ihre 
Sündenschuld  durch  die  Wallfahrt  nach  dem  heiligen  Grabe  zu  tilgen 
(Vn  483 f.);  obendiesem  gelang  es  auch  leicht,  den  Kreuz  und  Juden- 
verfolgung (Vii  603)  1146  am  Rhein  erfolgreich  predigenden  Mönch 
Radulf  in  seine  Schranken  zurückzuweisen. 

Es  begannen  nun  die  Verhandlimgen  über  den  einzuschlagenden 
Weg.  Unser  Dichter  (VH  465  f.,  667—670,  689,  697,  703  f.)  steUt 
die  Sache  so  dar:  Roger >)  habe  gefürchtet,  dass  die  Kreuzfahrer  durch 


1)  Zar  Entstehungszeit  unseres  Gedichts  war  es  Fideher  \  dass  auch  er  der  wöl- 
fischen anaritia  ergeben  war,  bezeugt  Wilh.  Tyr.  XYII  9,  10  ,  od  oonducendas  mUUum 
eopias  sHpmdia  (xmira  morem  aimm  non  paroe  ministrauU,  iemporia  aaliafaden»  neoessüaÜ/ 
2)  Ein  früheres  Schreiben  des  Papstes  vom  1.  December  1145  ist  streitig,  vgl.  Giese- 
brecht  HE  1.  471  f.,  Kugler  Studien  zur  Gesch.  des  II.  Er.  p.  1—  8.  3)  bald  Herzog 
(466,  669),  bald  König  (668,  689)  genannt.  Boger  war  seit  1128  Herzog  von  Apulien, 
seit  1180  (Vertrag  mit  Anaclet  II  zu  Benevent,  bestHtigt  von  Innocenz  U  1139  za 
Mignano)  König  von  Sicilien. 


Vn.    Der  Dichter.  CXIII 


sein  Reich  ziehen  würden  und,  um  dies  zu  hintertreiben,  den  Papst 
bestochen,  der  infolge  dessen  jenen  den  Marsch  durch  das  griechische 
Kaiserreich  empfohlen  hätte.  Diese  Auffassung  ist  in  allen  ihren 
Tfaeilen  falsclu  1.  TVeit  entfernt  mit  Besorgniss  auf  den  Durchzug 
des  Ereuzheeres  hinzublicken ,  wollte  Roger  gerade  umgekehrt  dasselbe 
nach  seinem  Reiche  locken,  um  es  gegen  seinen  Hauptfeind,  den  grie- 
chischen Kaiser,  zu  verwenden  >),  deshalb  erklärte  er  schon  1146  den 
Gesandten  König  Ludwigs  gegenüber  sich  gern  bereit,  das  Heer  mit 
Zufahr  zu  versehen,  in  seiner  Flotte  nach  Syrien  fahren  zu  lassen 
und  womöglich  selbst  an  dem  Zuge  theilzunehmen,  imd  diese  Erklä- 
rung Hess  er  durch  seine  Gesandtschaft  auf  der  Reichsversammlung 
zu  £tampes  16.  Febr.  1147  mit  aller  Bestimmtheit  und  mit  den  drin- 
gendsten Warnungen  vor  der  Treulosigkeit  der  Griechen  wiederholen.*) 
Als  aber  das  Unglück  da  war,  konnte  man  dein  Grund  für  die  Zurück- 
weisung des  bequemeren  Seeweges  auf  deutscher  Seite  leicht  in  der 
Furcht  Bogers  vor  dem  Zuge  Konrads  nach  Rom  und  Süditalien  suchen, 
wahrend  dieser  als  Gast  Rogers  und  als  Bundesgenosse  Lud- 
wigs die  Position  des  Normannen  dem  Papste  gegenüber  eher  zu 
kräftigen  als  zu  schwächen  geeignet  war  und  gerade  die  Ablehnung 
seiner  Vorschläge  den  Sicilier  mit  zu  der  den  Kreuzfahrern  so  ver- 
hangnissvollen  Kriegserklärung  gegen  Konstantinopel  bestimmte. 
2.  Zwischen  Eugen  und  Roger  bestand  sowenig  ein  geheimes  Ein- 
verständniss,  dass  vielmehr  alle  gleichzeitigen  Päpste  —  von  dem 
schtsmatischen  Anaclet  H  natiirlich  abgesehn  —  dem  Sicilier  tmd 
seinem  Bestreben,  ein  grosses  bis  an  die  römische  Grenze  reichendes 
süditalisches  Reich  zu  begründen,  feindlich  gegenüberstanden;  auch 
Eugen  hatte  ihn  nicht  belehnt  und  lebte  mit  ihm  in  vielen  Streitig- 
keiten. Erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1148,  als  Eugen  gegen 
die  republicanischen  Gelüste  Arnolds  von  Brescia  und  des  römischen 
Senats  ein  Heer  warb,  wurde  er,  da  weder  von  Deutschland  noch  von 
Frankreich  Hilfe  zu  erwarten  war,  in  die  verhasste  Bundesgenossen- 
schaft mit  Roger,  der  ihm  freiwillig  Unterstützung  anbot,  hinein- 
gedrängt, und  auf  diese  Frontveränderung  darf  man  vielleicht  die  sich 
in  unserem  Gedicht  wiederspiegelnde  Volksmeinung  von  einem  gemein- 
samen Vorgehen  beider  gegen  den  Seeweg  zurückführen.  Ganz  hin- 
fällig ist  vollends  die  Mär  von  dem  Judasgelde,  das  der  Normanne 
dem  Papst  in  die  Hand  gedrückt  haben  soll:  ihm,  dem  eifrigen  Cister- 
cienser*),  wird  von  allen  Seiten  die  strengste  Unbestechlichkeit  und 


1)  Giesebrecht  IV  2,  268.  2)  Kuglet  p.  94,  103.  3)  vordem  Abt  dea 

nahe  bei  Born  gelegenen  CistercienserldosterB  S.  Anastasio ,  Schüler  des  h.  Bernhard ; 
daher  im  Gedicht  zweimal  monadnts  genannt  (VII  468,  672). 

Voigt,  Ysengrifflns.  h 


CXIV  vn.    Der  Dicht«. 


üneigeDnützigkeit  nachgerühmt^),  nur  besass  er  nicht  die  Kraft,  über 
seine  verderbte  Umgebung,  die  curia  Romana,  Herr  zn  werden:  tcan- 
scius  erat  ^gritudinis  laterum  suorum,  sie  enim  assessores  et  con- 
siliarios  conaueuerat  appeUareJ'  *)  Der  Dichter  unterscheidet  in  seinen 
Angriffen  auf  den  Papst  nicht  Person  und  Institution,  sieht  von  jener 
sogar  soweit  ab,  dass  bei  ihm  Corvigar  den  Wolf  zum  Papst  nach 
Rom  schickt,  obwohl  derselbe  damals,  als  diese  Stelle  geschrieben 
wurde,  in  Frankreich  und  Deutschland  (März  1147  —  Mitte  1148; 
December  1147  —  Februar  1148  in  Trier,  März  und  April  1148  in 
Reims)  verweilte.  Jedenfalls  sind  diese  erbitterten  Invectiven  ein 
Zeugniss  dafür,  was  man  dem  durch  den  Ausgang  des  11.  Kreuzzugs 
moralisch  geknickten,  durch  die  Abhängigkeit  von  Roger  und  die 
inneren  römischen  Wirren  politisch  geschwächten  Papstthum  damals 
im  deutschen  Lager  zu  bieten  wagte.  3.  Die  Vereinbarung  über  die 
Marschroute')  wurde  ohne  jede  Einmischung  Eugens  auf  den  Ver- 
sammlungen zu  Chalons  (2.  Febr.)  und  !^3tampes  getroffen:  man  ent- 
schied sich  für  den  Weg  der  Kreuzfahrer  von  1097  um  so  lieber,  als 
Konrad  mit  dem  griechischen  Kaiser  befreundet,  mit  Roger  bitter 
verfeindet  war.  Der  Papst  stand  diesen  Verhandlungen  vollständig 
fem;  richtig  ist  nur,  dass  er  den  gefassten  Beschluss  billigte,  insofern 
er  anfangs  daran  die  Hof&iung  auf  Beendigung  des  Schismas  zwischen 
der  griechischen  und  römischen  Kirche  knüpfte;  als  aber  Bischof 
Heinrich  von  Mähren,  der  in  diesem  Sinne  auf  Konrad  zu  wirken 
beauftragt  war,  die  Wendenfahrt  dem  Kreuzzüge  vorzog,  Hess  er  den 
Plan  sofort  und  vollständig  fallen.^) 

Mitte  Mai  1147  zog  nun  das  deutsche  Heer  durch  Ungarn  und 
das  griechische  Reich  über  Belgrad,  Nisch,  Sofia,  Philippopel  und 
Adrianopel  nach  Byzanz ;  wenige  Meilen  vor  dieser  Stadt  ereignete  sich 
der  Unfall,  dessen  VII  675  f.  gedacht  wird.*)  Am  7.  September  kamen 
die  ermüdeten  Pilgerschaaren  in  die  schöne  und  weite,  von  zwei  klei- 
nen Strömen,  dem  Athyras  und  Melas,  umflossene  Ebene  von  Choe- 
robacchi;  hier  beschlossen  sie  zu  rasten,  um  am  folgenden  Tage  das 
Fest  der  Geburt  Mariae  froh  zu  begehn,  ^fateor,  sagt  Otto  von  Frei- 
sing, ^toto  expediUonis  tempore  numquum  l^tiora  habuimus  tdber- 
ncLCiüa;  numquam,  quantum  ctd  sensus  iudicium,  tnaiorem  ambitum 
occupauercmt  terUoria,'  Früh  am  8.  September  um  die  Zeit  der  Nacht- 
mette   fiel    ein    sanfter  Regen,    welcher  plötzlich   in  den  heftigsten 

1)  Neandor  Y  259  f.,  382  f.  2)  Hist.  pontif.  cap.  XXI.  3)  Kogler  p.  108. 
4)  Kugler  p.  105, 107.  5)  "Wüken  m  1.  122 f.,  Giosebrecht  IV  2,  272,  Kugler  p.  123, 
Grantoff,  Chronik  des  Franciscaner  Lesemeisters  Detmar,  s.  a.  1146  p.  38  ,0k  in  ener 
tyd  %Derm  w  mi  dem  ganixen  heere  in  eme  daU,  dar  etowede  up  m  beke,  unde  vordrmMk 
des  Volkes  een  grot  deel  unde  ere  gherede  \ 


Vn.    DerDichtar.  CXV 


Pktzregeii  übergieng;  zu  gleicher  Zeit  wurde  das  Tlial  von  einem 
färchteiiichen  Wasserstrom,  der  sich  von  dem  Gebirge  nach  einem 
Wolkenbmch  herabstürzte,  überschwemmt,  die  beiden  noch  am  Tage 
so  kleinen  nnd  seichten  Flüsse  schwollen  mit  xmbegreiflicher  Schnellig- 
keit nnd  traten  nngestüm  über  ihre  Ufer;  ein  schrecklicher  Sturmwind 
stäizte  die  Zelte  um  und  liss  sie  fort  mit  dem  Wasserstrom  in  das 
nahe  Meer,  noch  ehe  die  Wallbrüder  ihr  Lager  verlassen  und  von  der 
Betäubung  des  Schlafes  sich  ermuntern  konnten.  Schaudervoll  war 
die  Yerwirmng,  welche  noch  durch  die  dichte  Dunkelheit  der  Nacht 
vennehrt  ward,  und  klägliches  Angstgeschrei  erfüllte  die  Luft  Die 
Bitter  und,  wer  sonst  ein  Boss  hatte,  suchte  sich  mit  dessen  Hilfe 
darch  die  Wasserfluth  und  die  angeschwollenen  Ströme  zu  retten, 
wenige  hatten  Ruhe  und  Fassung  genug,  zweckmässige  Mittel  der 
Kettung  zu  wählen,  viele  stürzten  sich  in  der  Verwirrung  in  die  brau- 
senden Ströme  und  ertranken,  andere  hiengen  sich  angstvoll  an  die- 
jenigen, welche  durch  Fertigkeit  im  Schwimmen  sich  retten  konnten, 
^d  zogen  sie  mit  sich  in  den  Tod.  Den  Verlust  an  Menschenleben 
beziffert  Odo  von  Deuil,  der  den  Ereuzzug  im  französischen  Heere 
mitmachte,  auf  viele  Tausende,  die  übrigen  Quellen  schweigen  über 
die  Zahl  der  Untergegangenen. 

Das  erst  Mitte  Juni  aufbrechende  französische  Heer  erlitt  auf 
diesem  Marsche  (ausser  der  Beschädigung  durch  die  Komanen  und 
Petschenegen  bei  Eonstantinopel)  keine  andere  Widerwärtigkeit,  als 
soviel  die  nothwendige  Folge  des  vorangegangenen  Durchzugs  der 
DeutBchen  war,  die  von  Philippopel  bis  Adrianopel  in  fortwährenden 
Feindseligkeiten  mit  den  Einwohnern  des  Landes  gestanden  hatten: 
die  zahlreich  auf  den  Wegen  noch  umherliegenden,  unbegrabenen 
Leicbname  der  erschlagenen  Deutschen  verpesteten  die  Luft  (pesti- 
CVS  aer  YH  673)  und  erregten  unausstehlichen  Ekel-O 

Mit  der  Ankunft  der  Kreuzfahrer  in  Byzanz  und  dem  Zuge  durch 
Kleinasien  beginnen  dann  die  Klagen  über  die  doli  Graiorum 
(TU  671),  fr  aus  Argolidum  (674).  Die  Berichte  von  der  Bosheit 
^d  Tücke  der  Griechen,  denen  Wilken  nach  Odo  von  Deuil  unein- 
geschränkt zustimmt,  sind  bekanntlich  durch  die  neuere  Kritik  viel- 
^h  auf  Vorurtheil  und  nachherige  Erbitterung  zurückgeführt  worden 
^d  entsprechen  nur  zu  einem  kleinen,  politisch  entschuldbaren  Theile 
der  Wahrheit;  unser  Dichter  folgt  der  damaligen  Volksmeinung,  wo- 
oach  die  Griechen  durch  Falschheit  und  Verrath  die  christlichen 
Heere  absichtlich  ins  Verderben  geführt  hätten.  Um  Einzelnes  her- 
vorzuheben, sei  an  den  verunglückten  Vormarsch  Konrads  auf  Iconium, 


1)  Wüken  m  1,  138. 


CXVI  vn.    Der  Dichter. 


an  das  geheime  Emverständniss  der  Griechen  mit  den  Türken,  an 
das  Ausbleiben  der  dem  König  Ludwig  versprochenen  Führer  wie  an 
den  Yerrath  der  griechischen  Beamten  von  Attalia  erinnert,  die  durch 
Nichtsteilung  der  vertragsmfissig  zugesicherten  Wegweiser  die  völlige 
Aufreibung  des  französischen  Fussvolks  auf  dem  Zuge  nach  Tarsus  ver- 
schuldeten. Mit  der  frans  aufs  innigste  verbunden  ist  die  Klage  wegen 
der  schlechten  Verproviantierung  {famea  671,  674),  wozu  als  Beleg 
noch  die  auf  dem  Marsche  König  Ludwigs  vom  Kadmosgebirge  nach 
Attalia  (Januar  1148)  entstehende  Hungersnoth  angeführt  werden  mag. 

Die  "Wuth  des  Meeres  endlich  {pelagi  rahies  VII  673),  die 
auch  als  Ursache  von  Verlusten  angegeben  wird,  kann  sich  nur  auf 
die  Seefahrt  der  vielleicht  mit  den  englisch -niederrheinischen  Pilgern 
vereinigten  0  Trümmer  der  Otto  von  Freisingschen  Heeresabtiieilung 
beziehen:  der  Sturm  zerstreute  die  Flotte  und  bereitete  mehreren 
Schiffen  den  Untergang;  viele,  darunter  Bischof  Udo  von  Zeitz,  büssten 
das  Loben  ein,  die  letzten  Überbleibsel  dieses  Heeres  kamen  am 
10.  April  1148  in  Jerusalem  an.  —  Damit  sind  die  Anspielungen 
unseres  Gedichtes  auf  den  Verlauf  des  11.  Kreuzzugs  erschöpft 

So  war  das  mit  den  kühnsten  Hoffnungen  von  unübersehbaren 
Schaaren  unternommene  Werk  kläglich  gescheitert;  der  beginnende 
Frühling  1148  brachte  die  ersten  Nachrichten  des  grauenvollen  Miss- 
geschicks nach  dem  Abendlande,  Trauerbotschaft  folgte  auf  Trauerbot- 
schaft, vor  der  allgemeinen  Verzweiflung  entwich  der  Papst  nach 
Italien.  ,Die  furchtbarste  Tragödie  ist  aus',  klagt  unser  Gedicht, 
,  Deutschland  und  Frankreich  sind  vernichtet,  der  Himmel  erröthei  die 
Erde  weint  und  Hohngelächter  ertönt  aus  der  Hölle,  die  Welt  geht 
unter*  (VH  468  ff.,  473—76,  489 f.,  501—4,  659—662,  663,  672). 
,  Diese  aus  tiefster  sittlicher  Entrüstung  in  so  beredten  Worten  und 
so  nachhaltigem,  leidenschaftlichem  Pathos  hervorquellenden  Klagen  — 
tragen  sie  nicht  unverkennbar  den  Stempel  der  Zeit,  in  welcher  die 
Kunde  von  dem  entsetzlichen  Untergang  des  grössten  Theiles  der 
Kreuzfahrer  eben  das  Abendland  durchzitterte?  Es  muss  demnach 
als  durchaus  wahrscheinlich  bezeichnet  werden,  dass  unser  Dichter 
unter  dem  frischen  Eindruck  jener  erschütternden  Nachricht  —  von 
der  wohl  Salaura,  aber  nicht  die  im  Namen  der  Übrigen  sprechende 
Becca  Kenntniss  hat  —  seinem  eben  vollendeten  Werke  diesen,  wenn 
man  sich  über  die  aus  besonderem  Grunde  gewählte  geschmacklose 
Einkleidung  hinwegzusetzen  weiss,  wahrhaft  grossartigen  Epilog  an- 
fügte.'«) 


1)  Do  gestis  Frid.  I  cap.  58,  Wilken  m  1,  269,  Anm.  11,  Kngler  p.  182  f.    — 
2)  W.  Bnichmann. 


VU.    Der  Dichter.  CXVII 


Aber  nicht  bloss  die  Klage  am  Scblass,  das  ganze  YI.  und 
YU.  Bnch  moss  im  Jahre  1148  nnter  dem  auf  Gemüth  und  Geist  des 
Dichters  stark  wirkenden  Bracke  der  Unglücksnachrichten  aus  dem 
Orient  geschrieben  sein.  V  100  £L  und  1307  ff.  weiss  er  noch  nichts 
von  dem  Yerrath  des  Papstes  an  den  Kreuzfahrern,  seine  Stellung  zu 
Bernhard  von  Clairyaux  ist  verändert,  die  Satire  gegen  das  Mönchthum 
hört  auf,  dafür  wird  das  im  m.  Buche  so  zart  behandelte  Königthum 
und  mit  den  allerscharfsten  Waffen  das  Papstthum  angegriffen,  das 
grosse  Mysterium  der  heiligen  Messe  wird,  wenn  auch  nur  in  seinen 
Torbereitenden  Theilen,  karikiert,  der  bevorstehende  Weltuntergang 
wird  als  noth wendiges  Schlussglied  einer  langen,  vom  ersten  Sünden- 
fall bis  zu  Eugens  Perüdie  reichenden  Reihe  von  Herausforderungen 
der  göttlichen  Langmuth  und  Güte  hingestellt,  alttestamentliche  und 
antike  Anspielungen  begegnen  häuJBger  als  vordem.  Der  Dichter  eilt 
zu  Ende,  arheitet  nach  dem  einmal  festgesetzten  Plane  sein  Pensum 
rasch  auf,  geht  über  Bindeglieder  der  Erzählung  noch  schneller  als 
sonst  hinweg,  nennt  von  den  66  Wildschweinen  nur  6  beim  Namen, 
wahrend  er  jedem  der  eiK  Wölfe  des  IV.  Buches  einen,  ja  mehrere 
Eigennamen  zuertheilt  hatte,  der  Dialog  wird,  zumal  im  Anfang  des 
TL.  Buches,  kürzer  und  an  neuen  Motiven  ärmer,  die  Einführungs- 
formeln desselben  werden  auf  das  äusserste  Mass  beschränkt  oder  fehlen 
ganz,  die  Gleichnisse  werden  spärlicher,  kurz  der  Umfang  der  Bücher 
verringert  sich  merklich  gegen  die  älteren  Partieen.  In  der  Prosodie 
greift  grössere  Nachlässigkeit  Platz  (vgL  Daeus,  sinus,  iugis)^  einige 
metrische  Besonderheiten  können  auch  auf  die  wachsende  Abspannung 
des  Schreibers  der  Stammhandschrift  bezogen  werden.  Der  Dichter 
bat  den  Humor  noch  nicht  verloren,  wie  auch  die  geschickte  Wieder- 
einlenkung  in  den  scherzhaften  Ton  YU  677  ff.  zeigt,  aber  er  ist  nicht 
mehr  der  Alte:  die  Stirn  ist  gefurcht,  das  Auge  lacht  nicht  mehr 
schelmisch,  und  in  den  Mundwinkeln  zuckt  der  Gram  über  eine  zu 
Grabe  getragene  Hofbung.  Eine  Wiedergeburt  der  abendländischen 
Menschheit  hatte  er  mit  den  Besten  seiner  Zeit  von  dem  Kreuzzuge 
erwartet,  und  eben  dieses  Unternehmen  war  es,  dessen  tragischer 
Ausgang  dem  deutschen  Herzen  den  Best  des  Vertrauens  in  die  Zukunft 
benahm  und  das  unter  Konrad  m  ohnehin  immer  tiefer  sinkende 
Vaterland  an  den  Band  des  Verderbens  brachte. 

Bach  VI  und  VU  sind  somit  nicht  eher  als  im  ErühHng  1148 
begonnen  und  im  Herbst  des  Jahres  beendet;  für  die  ältere  Hälfte  des 
Werkes  fehlt  es  an  einem  festen  terminus  a  quo.  Die  ersten  4  Bücher 
onnangeln  des  chronologischen  Anhalts  der  Personalsatire  völlig,  das 
fönfte  Buch  wird  in  der  Zeit  geschrieben  sein,  wo  Anselm,  der  mit 
seinem  Ausbeutungssystem  gewiss  langsam  vorgieng,  auch  das  hart 


CXVni  vn.    Der  Dichter. 


an  der  Nordgrenze  seines  Sprengeis  liegende  Gent  in  strengere  Con- 
tribntion  nahm,  eine  Ck)ntribution,  die  um  so  drückender  war,  als  erst 
1146  eine  Kreuz  zugsstener  durch  ganz  Frankreich  unerbittlich  ein- 
getrieben war  (Matth.  Paris,  ad  a.  1146)  und  Eugens  gleichzeitige  Hof- 
haltung in  Frankreich  grosse  Summen  verschlang,  also  1147.  Man 
wird  deshalb  behaupten  dürfen,  dass  der  Ysengrimus  in  den  Jahren 
1146—1148  abgefasst  ist,  und  zwar,  wie  das  anfängliche  Schwanken 
in  der  Prosodie  (vgl.  laicits  und  monachtM)  lehrt,  in  der  uns  vorlie- 
genden Eeihenfolge  der  Bücher. 

Die  als  Vorboten  des  drohenden  Weltunterganges  mitgetheüten 
Naturereignisse  (YII  621  —  658)  vermögen  wegen  618  HorribÜea 
longum  pr^fremuere  mm^  nicht  zur  Schärfung  des  Entstehungsdatums 
beizutragen.  Anderweitige  Zeugnisse  für  XJmkehrung  der  Jahreszeiten 
und  Erscheinung  des  Nordlichts  besitzen  wir  schwerlich  aus  dem  hier 
in  Frage  kommenden  Zeitabschnitt;  bei  der  Sturmfluth  denkt  Giimm 
(Einl.  p.  88)  an  die  vom  J.  1135,  doch  legt  die  in  den  Praesensformen 
635  f.,  642  hervortretende  Lebhaftigkeit  der  Darstellung  wie  der  eifrige 
Protest  des  Dichters  gegen  den  friesischen  Urtheilsspruch  den  Gedan- 
ken an  eine  jüngere  Überschwemmung  näher,  an  die  von  1143^);  655  f. 
wird  man  an  die  beiden  Sonnenfinsternisse')  vom  2.  August  1133 
(1132  nach  Ajm,  Bland.)  und  26.  October  1147  zu  denken  haben. 

Alles,  was  wir  vom  Leben  des  Dichters  wissen,  beschränkt 
sich  auf  die  inneren  Zeugnisse,  'die  wir  in  den  bisherigen  Erörterungen 
klar  zu  stellen  versucht  haben,  einerseits  und  auf  das  äussere  Zeug- 
niss  der  Handschrift  h  anderseits. 

Nach  dem  letzteren  hiess  er  NiuarduB  und  war  magist  er. 
Alle  Bemühungen,  einen  Mann  dieses  Namens  und  Standes  aus  dieser 
Zeit  und  Gegend  urkundlich  nachzuweisen,  sind  fruchtlos  geblieben. 
Der  Eigenname  selbst  ist  aber  so  häufig,  dass  Willems')  nicht  nöthig 
hatte,  Siuardua  zu  corgicieren :  eine  ganze  Eeihe  von  Belegen  findet 
man  bei  Förstemann,  Altd.  Namenbuch  I  960,  und  bei  Mono,  Quellen 
und  Forschungen  1830,  I  23  f.,  femer  steht  der  Name  bei  Du  Plessis, 
Histoire  de  Teglise  de  Meaux  IE  nr.  165  und  226  und  Mon.  Germ. 
Scriptt.  y  47,  Niuardus  hiess  der  jüngste  der  fünf  Brüder  Bernhards 

1)  Mon.  Oerm.  Scriptt.  V  29.  2)  Für  die  entere  vgl.  Ann.  Egmnnd. 

s.  a.  1183  fEodem  tmnoy  4  Non,  ÄvgusH,  sexta  kora  diei  aol  obsetmUuB  ett,  non 
nubibus  teotua,  sed  defectum  nn  passua,  tantaeque  tenebra«  fttenmt,  vi  dka  in  nootm» 
oonuersw  uideretuTf  et  steUae  nuüo  obstante  nubüo  sicut  in  nocU  appanreni.  Nee  putet 
quisqnam,  cum  oetaua  fwrit  hma,  eelypaim  naturalem  8olem  passum,  cum 
eclypaia  aoHs  fieri  non  soieat  kma  tanto  dierum  spado  ab  ipeo  remota,  aed  iantum  quamdo 
wb  eo  in  edypIAoa  linea  per  dtraetum  fuerü  et  auni  «n  eoUu  ad  et  bma',  fflr  die  letztere 
Ann.  £gm.  ad  a.  1147  und  Wilken  m  1.  162,  Anm.  12.  8)  Belg.  Moseiun  YI 

(1842)  p.  427. 


Vn.    Der  Dichter.  CXIX 


von  dairvanz  (Bouquet  XV  660),  und  alle  diese  Namen  gehn  zurück 
auf  den  heiligen  Niuardus,  Erzbischof  von  Reims  im  YII.  Jahrhundert 
(üsuardi  Martyrologium  p.  147),  von  dem  wir  Predigten  im  cod.  9192 
der  Bibüoihek  zu  Cheltenham*)  besitzen.  Die  Glaubwürdigkeit  dieser 
Verfiassemotiz  wird  durch  den  Zusatz  magister^  wenngleich  nicht 
über  jeden  Zweifel  erhoben,  so  doch  ohne  Frage  bedeutend  erhöht. 
Denn  der  Dichter  war  nicht  ,  Geistlicher  des  Klosters  von  S.  Peter  zu 
Gent'  (Glimm,  Einl.  p.  84 f.)  —  man  lese  nur  die  Characteristik  des 
Abts  von  Blandigny  V  870—888,  940—954,  so  spricht  Niemand  von 
dem  Abte  seines  Klosters,  mag  man  die  Grenzen  der  Redefreiheit  noch 
so  weit  stecken  — ,  nicht  Abt  —  sonst  würde  er  Walther  und  Bal- 
duin  als  fratres,  conflrcUres^  nicht  als  patres  (V  501,  537)  angeredet 
und  jenem  nicht  Strenge  vorgeworfen  haben ;  als  Abt  musste  er  wissen, 
wie  leicht  der  alte  Schlendrian  wiedereinreisst  und  dass  wahre  Zucht 
nur  da  auf  die  Dauer  aufrecht  erhalten  werden  kann,  wo  das  ganze 
Auftreten  des  Abtes  den  tiefsten  sittlichen  Ernst,  die  Entschiedenheit 
und  Willensstfirke  eines  consequenten,  der  vollen  Yerantwortung  ein- 
gedenken Characters  offenbart')  —  sondern  Magister,  als  ein  Mann 
von  umfassendster  Gelehrsamkeit  auf  allen  Gebieten  der  mittelalter- 
hohen  Wissenschaft,  der  zugleich,  nicht  bloss  in  Büchern,  sondern 
auch  im  Leben  heimisch,  mit  allen  Schichten  des  Volkes  auf  seinen 
Wanderzügen  verkehrt  und  mit  dessen  Sprichwörtern,  Aberglauben, 
Sitten  und  Gebräuchen  vertraut  geworden  ist,  als  ein  Meister  der 
Bialectilc,  dessen  Schlagfertigkeit  und  Vielseitigkeit  nicht  ein  pünct- 
licher  HorensSnger,  vielmehr  nur  ein  tagtäglich  im  Feuer  kämpfender 
Streiter  zu  erringen  vermag,  als  ein  freier  Mann,  der,  unbehindert 
durch  die  Schranken  und  Rücksichten  des  Amtes,  jederzeit  den  Wander- 
stab zu  ergreifen  und  anderswo  sein  Catheder  aufzustellen  bereit  ist. 
Die  inneren  Zeugnisse  anderseits  lassen  mehrfache  Com- 
binationen  zu,  von  denen  vielleicht  die  folgende  einige  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  haben  dürfte:  Im  ersten  Jahrzehnt  des  XU.  Jahrh. 
an  der  deutsch -belgischen  Grenze  aus  edelem  Geschlechte  entsprossen, 
wurde  der  Dichter  im  Kloster  S.  Peter  zu  Gent  unter  Abt  Arnold  I 
zum  geistlichen  Stande  erzogen,  studierte  dann  der  Sitte  seiner  Zeit 
gemäss  zu  Paris,  wo  er  unter  Anderen  Obizo,  nicht  aber  den  damals ') 
abwesenden  Abälard  hörte,  und  kehrte  nach  einer  Wanderung  durch 
Nordfrankreich,  die  Niederlande  und  den  NW.  Deutschlands  nach  Gent 
zurück,  wo  er  Domherr  imd  Scholasticus  an  der  Kirche  S.  Pharahildis^) 

1)  Unter  dieser  Kummer  fOhrt  Sir  Thomas  Phillipps  in  seinem  Cataloge  ,  Nioaidi 
Bemensis  archiepiscopi  homeliae,  sec.  Xu'  aof.  2)  Vgl.  "Wattenbach  Geschichts- 

queU0n>*n  72 f.  3)  1121—1136.  4)  WanücOnig  I  438 ff.,  443,  n  2  und  das 

rrknndenbuch  II 2  p.  16,  42  ff..  Gramer  Oesch.  d.  Exz.  u.  d.  Untezr.  in  d.  Niedarl.  p.  248. 


CXX  Ym.    Ysengzimus  abbreoiatas. 


wurde  und  in  dieser  Stellung  den  Ysengrimus  gegen  Ende  des  Jahres 
1148  abschloss. 

Vlll.    Ysengrimus  abbreulatus. 

ff.  Cod.  lai  4°  nr.  2  der  Königl.  Bibliothek  zu  Berlin,  aus  Daniel 
Sudermanns  Sammlung,  früher  178,  jetzt,  nachdem  fol.  1  und  178 
(Fragmente  des  Statius  enthaltend)  besonders  gebunden  sind,  176  Quart- 
blätter von  verschiedener  Breite,  Höhe,  Farbe  und  Glätte  des  Perga- 
ments umfassend,  von  verschiedenen  Händen  von  der  Scheide  des 
Xn./XTTT.  bis  zur  Normalschrift  des  XIV.  Jahrhunderts,  beschrieben 
von  Bethmann  im  Archiv  Vm  833  f.,  enthält  1.  Esopus  (2*  — 19»»), 
2.  Paradüus  Wibrandi  de  Wide  (20*— 33**)^),  3.  YsengrimtM  (34»— 44»»), 
4.  Visio  quedam  de  digputcUione  corporis  et  cmime  (45* — 50»*)*),  5.  eine 
Reihe  gereimter  Lieder  (50*» — 62*,  nämlich  a)  Ecce  rmmdus  inoritur^), 
b)  Antequam  Iu4icii,  c)  Dare  numquam  deficit,  d)  Laus  et  honar 
pueris^)^  e)  Intendo  karis8ime'^\  f)  Multi  sunt  presbiteri^\  g)  üt  mUlus 
facüiter  pratie  mtdieri,  dann  geistliche,  zumal  Marienhymnen),  6.  De 
mysteriis  sanctae  ecclesiae  (63' — 75»*)'),  7.  Rosarius  Bolandi  de  Mirica 
(76»— 94»)»),  8.  Liher  Theoduli  (95*— 100»>),  9.  Geta  (101*— 110»*), 
10.  Persius  (111' — 124',  das  älteste  Stück  des  Sammelbandes),  11.  Mar- 
bodi*)  de  omamentis  uerharfji/m  (124»*),  12.  eine  Urkunde  des  Decanus 
et  Consules  opidi  Bekemensis  vom  11.  Juni  1209  (125'),  13.  zwei  ritJimi 
(125»*,  a)  Treuigene  ptiei-i  colite  ludum  heri,  b)  0  mira  karitas)^ 
14.  Brito  metricus  magistri  Biitgeri  (126' — 156»*),  15.  Homerus 
(157'— 177').  —  Als  Eigenthümer  des  Geta  nennt  sich  f.  101'  lohan- 
nes  Valkemieer  (saec.  XIV).  Die  ganze  Sammlung  wurde  schon  im 
XV.  Jahrh.  in  einem  grossen  Kloster  vereinigt;  auf  dem  Vorblatt,  steht 
die  Signatur  51  poetrie  und  das  Inhaltsverzeichniss  (beides  saec.  XV) : 


1)  Die  Anfangsbuchstaben  der  Verse  des  Prologs  ergeben  aJber  Wamerwa 
Baaüienna  me  focU;  vgl.  Eberh.  Labor.  III  89  f.  2)  gedrackt  in  Kangans  Frühlings- 
gabe  p.  85  — 98  und  in  W.  Mapes  p.  95—106.  8)  W.  Mapes  p.  149.  4)  B.  Peiper 
in  der  Zs.  f.  d.  PhU.  V  179—186.  5)  =  Ethica  Ludulfi  1—44,  bei  Peiper  a.  a.  Ö. 

p.  173  ff.  6)  Da  H6ril,  Poösiee  pop.  1847  p.  12.  7)  von  loannes  de  Garlandia, 

vgl.  Leyser  p.  339.  8)  Anf  fol.  94i>  hat  eine  Hand  des  ausgehenden  XIV.  Jahr- 

hunderts zehn  Hexameter  geschrieben ,  von  denen  die  ersten  fünf  wegen  Zs.  f.  d.  A. 
y  413  mitgetheüt  werden  mögen: 

Ufwm  dat  vinger,  cropil  duo  siffnifieabü, 

S(^wimexagü  dat  dri,  woratehogel  dat  Hbi  vire,  ^ 

Bedeatab  dat  fumß,  uoeyd&rd  aigviat  tibi  seyße, 

Septem  geifern,  kedm  oeto,  nouem  t&ri  bule, 

Finger  cum  rin^  dseem  tibi  eignifioabü. 
4.  octo]  oc  cod.  9)  Don  Verfasser  bezeugt  cod.  S.  Omer  nr.  115,  f.  42*,  B6aagondro 

col.  1587. 


Vm.    Ysengriimis  abbreniatos.  CXXI 

In  hoc  volumme  conUnentur 

Ptimo  Esopus 

Item  paraclxtus 

Item  ysengrimuf  aibbreuiatus 

Item  metra  non  ueraus  de  die  ludicn  et  aiiis 

Item  de  diuinis  misteriis 

Item  Bo84iriu8  rölandi 

Item  H^eodolus 

Item  geta 

Item  persius 

Item  brito  me^ricus  per  pe,  hdie*) 

Item  JMmerus  de  heUo  troyano. 
Der  Tseng,  abb.  umfasst  eine  Lage  zu  fünf  Doppelblättem  und  ein 
angeklebtes  Blatt,  die  Seite  zu.  je  30—32  anf  jenen,  zu  35  auf  diesem 
eingeriohtet,  mit  rothen  Paragraphzeichen  und  roth  durchstrichenen, 
nicht  vorgerückten  Initialen;  der  Text  ist  von  einer  gleichmässigen 
und  wohllesbaren,  wenngleich  nicht  eben  zierlichen  Hand  des  XIV.  Jh. 
ohne  tieferes  Nachdenken  und  rechte  Sorgfalt  geschrieben  und  inter- 
puDgiert,  mit  Notazeichen  versehen  und  im  Anfange  (l — 22)  gemäss 
der  nach  niederdeutschem  Sprachgebiet  weisenden  Vorlage')  glossiert; 
an  einigen  Stellen,  wo  der  Schreiber  den  Wortlaut  nicht  verstand, 
liess  er  entweder  Lücken  oder  setzte  ein  Kreuz  an  den  Eand.  Das 
Gedicht  hat  J.  Grimm  aufgefunden  und  nach  einer  mit  Emendations- 
vorschlagen  ausgestatteten,  gegenwärtig  nicht  mehr  nachweisbaren 
Abschrift  K.  Lachmanns')  im  RF.  p.  1—24  veröffentlicht 

ß.  Die  Darmstädter  Bruchstücke,  zwei  Pergamentblättchen 
in  8®,  saec.  XIV,  29  —  30  Zeilen  auf  der  Seite  enthaltend  (Yseng.  abb. 
62—115,  357—415,  also  fol.  2  und  7  eines  Quaternio),  auf  einem 
Buchdeckel  zu  Darmstadt  vom  Oberbibliothekar  Dr.  Feder  gefunden 
und  von  Mone  (Anz.  VI  176  f.)  collationieri 

y.  26  Verse  des  kleinen  Ys.  überliefert  eine  überaus  beliebte 
Spruchsammlung  des  sinkenden  MA.,   deren  urspr.  Titel*)  Poleticon 


1)  Das  Lexicon  metricom  des  Petras  Holias  (saec.  XI)  ist  ein  lüteres  Werk, 
als  dieses  faebr. -lat.  und  griech. -lat.  WCrterverzeicknifls,  in  welchem  Ugntio  fol.  141* 
tuten  citiert  wird.  Wahrscheinlich  ist  der  Gatalog  nur  die  Abschrift  eines  filteren 
Index,  und  jene  irrige  Verfiwsemotiz  stand  wohl  in  der  im  Kolophon  fol.  166^  hinter 
Buigtn  Toxhandenen  Basar.  2)  Über  ngne  18  steht  leen»  wo,  über  tuUe  (7)  daU.  — 
3)  BF.  p.  I,  Wendeler  p.  971.  4)  Cod.  Oott  (y^)  ,Abo^  POMyefwn',  ^Ea^iUeU 
über  poletifehon*;  Cod.  Amplon.  (r>)  ,ExplioU  Über  deoimus  et  uUmus  foMyoon*,  anf  dem 
Titelblatt  schreibt  eine  jüngere  Hand  ,Mairgainia  poetiea';  Cod.  Paris,  (y^  bezeichnet 
das  Werk  anf  dem  Vorblatt  ,F}ona  poeUurum';  Cod.  Goth.  betitelt  es  ^apeeulum  poetrie*, 
aof  fol.  1  schreibt  der  Bubricator  J^taena  Kbelku  wUluiari  oonaueuü  p tun  eo  quod 


CXXTT  Vm.    Yaengrimus  abbreniatiis. 

lautet;  sie  ist  nicht  nur  in  zahlreichen  Drucken  des  XV.  und  XYI.  Jh.'), 
sondern  auch  in  einer  ganzen  Reihe  von  Hss.  saeo.  XV,  zu  Erfurt'), 
Paris'),  Gotha*),  Leyden»),  Breslau 0)  und  gewiss  nocih  öfter'),  vor 
allem  aber  in  dem  vom  Jahre  1366  datierten  C!od.  philol.  nr.  130  zu 
Göttingen")  auf  uns  gekommen  und  darf  nicht,  wie  von  Jacobs  geschehn, 
mit  Albrechts  von  Eybe  Speculum  morum,  einem  jüngeren,  prosaisch - 
poetischen  Werke,  gleichgestellt  werden.  Die  vom  Sammler  selbst  vor- 
gesetzte Autorentafel  enthält  folgende  Titel:  Äuianus  —  Alda  —  AJUmus 
—  AUxcmder^)  —  Arator  —  Aurora^^)  —  Bema/räM8  Süfiester^^)  — 
Bemardus  Pctipanista  —  Boetiua^*)  —  Clericus^*)  —  Catho  —  Clau- 
dianu8  —  Dare8  —  Esopus  —  EuerTuurdus^^)  —  Ganfridus  —  Creia  — 


pktHmanim  senlmHarum  floaeuUa  extai  exaraiu».  Apud  uero  nonnuüoa  ei  ,tpeculum 
podrid'  non  modo  aed  et  ffiores  poetamm*  emaebatur  iiüUukuidum;  die  Hss.  ra  Leyden 
und  Breslan  haben  ,Flons  poetanun',  ebenso  meist  die  Dracke,  mit  dem  Zusatz  de  vir- 
ivHbuB  el  uUUs  (ae  dorne  eaneti  spirihie).  Fbküeon  ist  nicht  =  FöHHeon,  auch  nicht 
=  Poiifpiifehon  (Müldener,  Tobias  p.  14),  dessen  mlat  Nebenfonn  poUioiim  (ygl.  DnC, 
Mon.  Qenn.  Scriptt.  YII  421,  95,  DEW.  n  404  s.  n.  poiatie)  nur  zof&llig  mit  unserem 
Titel  übereinstimmt,  sondern  es  ist  ßoi-ti&ixtSv,  eine  mittelalterlidie  Neabüdnng  aas 
ij&ixav  (vgl.  die  ,Ethiea'  Oaionie)  nnd  rtoli?  oder  nwXig  =  viel  (ügntio  im  cod.  lat 
fol.  BeroL  441  f.  174*  ,poKe  pro  ernUate  prmam  eorripü,  et  pro  phnraXUaU  eam  produeU', 
Brito  metricDs  fol.  148*  ,Vfbe  est  dieta  polie,  phtrale  noUU  tan  polie*),  also  gleichsam 
Orossethilc,  Sittenlehre  auf  breitester  Orondlage. 

1)  Panzer  nr.  179,  405,  619,  1096,  Hain  I  2  p.  894,  Bronet  U  1299,  Dn  MöxU 
Po^sies  in6d.  p.  425,  K5n.  Bibl.  zu  Berlin  sign.  Xc.  616,  616,  618,  ^endeler  Brief- 
wechsel p.  156,  159,  167.  2)  cod.  Amplon.  4fi  nr.  10,  den  mir  H.  Weissenbom  anfis 
liebenswlirdigste  anvertraute.  3)  Bibl.  nation.  nr.  11345  (frfiheir  supplem.  lat.  264), 

vom  November  1455  datiert.  Die  in  Anm.  2,  3  und  8  genannten  Hss.  habe  ich  tot- 
glichen.  4)  Tgl.  Jacobs  und  TTkert  Beitrige  m  p.  18  f.  6)  cod.  Bonav.  Vul- 

canii  nr.  48,  vgl.  Suringar,  Alda  Quaiini  Veronensis  p.  9.  6)  cod.  IV  f.  87,  chart., 

f.  269—310  der  ünivenitätsbibliothek.  7)  Weitere  Spuren  —  z.  B.  Bonner  üniv.- 
Bibl.  nr.  220  (62b),  chart.  saec.  XV,  Stück  4  (Natalicia  1859  p.  58),  Catholischee  Gym- 
nasium zu  EOln  cod.  49  nr.  234,  chart.  vom  J.  1455  —  habe  ich  nach  Auffindung  der 
GOtt.  Handschrift  nicht  mehr  verfolgt.  8)  chart,  40,  ursprünglich  188  fbll.,  von 

denen  jetzt  1—4  und  49— 52  fehlen,  15  Lagen  zu  meist  12  Blättern,  gleichzeitig  foliiert, 
von  6iner  Hand  sauber  und  deutlich  geschrieben  und  rubrioiert,  in  Oorbach  1787  erkauft, 
enthält  hauptsächUch:  Ouidkie  de  wtuh  —  Fbletychon  (fol.  53*— 135»)  —  Bernardua 
Oeatenais  palpcamta  —  Breue  doetrinale  magistri  Akmi  (==  Liber  parabolanim,  Leyser 
p.  1064  if.)  —  Omne  puneiwn  (El.  lat.  Itonkm.  p.  22 f.),  darunter  die  Datierung  vom 
28.  October  1366  —  Ein  grosses  Spruchgedicht ,  ino.  Demon  neqidtiam  nupaU,  de  qua 
aymoniam,  expl.  Si  Christum  bene  sou,  satia  est,  ai  cetera  nesoia.  9)  Das  Doctiinale. 
10)  Petri  de  Biga,  Leyser  p.  692  ff.  11)  De  megaoosmo  et  microooamo,  Fabricius 

Bibl.  1858,  I  217.  12)  Wenn  dahinter  meist  noch  Claudlua  und  nach  Maroitmus 

noch  Maximua  aufigeführt  wird,  so  ist  das  denelbe  Irrthum,  als  wenn  ausser  Yasi^ri' 
mua  auch  Yaenua  genannt  worden  wate;  es  beruht  das  auf  fiftlscher  Auflösung  der 
Abbreviatur,  und  die  betr.  Verse  gehören  dem  Claudian  und  Maximinian.  13)  Clariotis 
hemmetria  deaeriptua  im  Cod.  Bambeig.  nr.  445  saec.  XIV;  vgl.  den  F\»eeku 
immia  bei  Endlicher,  Godd.  lat.  Vindob.  p.  160.  14)  von  Böthune. 


vm.    Ysengriiiiiis  abbromatas.  CXXIII 

GHberimus^)  —  HenricM  patiper  —  Ysengrimus*)  —  luuenälia  — 
Lttcanus  —  Mctthem*)  —  Mahuimet*)  —  Mardanus  —  Maximinianus 

—  Otio^  —  Otiidius  —  Oratius  —  Patnphüus  —  Paulus^)  —  Prosper 

—  Persius  —  PrudenHus  —  Querulus'')  —  Bapularius')  —  Speculum 
mundi*)  —  SUUius  —  SeduUus  --  Susanna^^  --  Theodolua  —  2%ay«") 

—  Thcbias  —  Ftr^iM  —  2^zima8^*)\  dazu  kommen  an  zwei  Stellen, 
IX  5^)  und  IX  46**)  memorabüia,  quarum  auctores  ignorantur,  durch 
ein  Stemchen  vom  und  zwei  Punote  am  Schluss  als  solche  bezeichnet. 
Die  Qöttinger  Handschrift  ist  jedenfalls  Gopie,  nicht  das  Original  selbst, 
dessoi  Alter  vor  fester  Datierung  der  bisher  nicht  genügend  nach* 
gewiesenen  Quellschriftsteller  unbestinynbar  ist.  Jene  26  Yerse,  auf 
welche  schon  Daum  (Ep.  ad  Beinesium  LXXY  p.  304)  hinwies,  sind^^): 
31—36  (m  11),  43  f.  (H  38),  56  (H  34),  79  (TL  20),  80  (IX  18), 
128  OV  28),  129 f.  (m  4),  131,  133  —  136  (IV  28),  140  (IV  29),  174 
(m  11),  184  (EX  13),  195  f.  (LY  10),  483  f.  (H  23). 

Weitere  Handschriften  haben  sich  trotz  angestrengtester  und 
aosgebreitetster  Nachforschungen  nicht  ermitteln  lassen. 

Da  eine  neue  Edition  des  kleinen  Tsengrimus  nicht  im  Plane 
dieser  ohnehin  recht  umfangreichen  Arbeit  liegt,  so  mögen  zunächst, 
bevor  wir  das  Verhältniss  beider  Dichtongen  zu  einander  besprechen, 
einige  Beiträge  zur  Teztgestaltung  und  Erklärung  hier  ihren  Platz 
finden;  die  der  Aufnahme  in  den  Text  würdig  scheinenden  Lesarten 
und  (}oigectnren  deutet  der  gesperrte  Druck  an. 


1)  Unter  diesem  bisher  nicht  nachzairaisenden  Namen  hat  der  Florist  nor  zwei 
Distichen:  I  84  Flebäe  priru^mm  mMor  fortwna  »wundat  (=s  Chiid.  Met.  vn  518, 
Kigell.  Wir.  ed.  Wright  p.  35, 15) ,  Non  etenim  primia  uttima  sunt  eactom  nnd  VII  5 
Qms  prinoeps,  quis  pnlatus,  quid  denique  ttiuiU,  NU  equidem,  quod  twi  iUaqueaiur  eo. 
—  2)  So  stets  im  Cod.  Oott.  und  Paris.,  meist  im  Amplon.,  wo  yeieinzelt  hmgrimus 
stellt.  8)  kann,  da  Alda  und  Tobiaa  besonders  anJjsefGhrt  werden,   nnr  dessen 

B)elria  sein ,  vf^.  Eabricins  Y  53  f.  4)  Hildebert  ed.  Beangendre  col.  1277  ff.    — 

5)  Es  ist  keiner  der  bekannten  Dichter  dieses  Namens ,  nicht  Odo  de  uaria  Emeeti 
dads  Baosrie  Ibitona  (Aneod.  Märten,  m  862),  nicht  Odo  von  Meadon  (HHser,  Oesch. 
der  MedicinS  j  033)  etc. ,  der  Sammler  hat  ihn  stark  benntsst  nnd  bietet  nnter  seinem 
Naaion  lanter  fortlanfande  reimlose  Hexameter.  6)  I  81,  nnr  AUa  Hme  nach  Ep.  ad 
Rom.  XI  20.  7)  Vitalis  Bleeensis  Anlnlaria,  Osann  p.  33—62.  8)  pnbliciert 

von  Mone,  Anz.  1839  p.  571—581,  A.  Wolf ,  Germania  YII  43— 54,  H.  Oesterley, 
Lemckes  Jahrbuch  Xn  241  ff.  9)  öfter  gedruckt,  z.  B.  in  den  Werken  Bern- 

hards von  dairvaux  1690,  II  891  ff.  10)  Hildebert  col.  1231  ff.  11)  ebenda 

coL  1541  ff.  (von  Marfood).  12)  =  Fifa  Mcaie  Egyptku»,  HUdeb.  col.  1261  ff.    — 

13)  6  reimlose  Hexameter,  ine.  Fbrntuta  v/kumdi  presto  est  i&n  :  pauea  loquane.    — 

14)  15  gereimte  Hexameter,  ine.  Si  preoeptorum  guperesi  tibi  eura  meorvm,  =  Cann. 
Bur.  ed.  Schmeller  nr.  188  p.  73  ohne  Vers  12.  15)  In  dem  willkürlich  kürzenden 
Cod.  Paris,  stehen  innerhalb  des  Florilegs  nur  17,  nach  dem  Schluss,  wo  der  Schreiber 
noch  allerhand  Capital  nachholt,  noch  weitere  5  (79,  131,  128,  188 f.);  ganz  fahlen 
488  f.,  48  f.    Anoh  fi^t  hier  TkeodoiuB,  wihrend  Ommu  neu  hinzutritt. 


CXXTV  Vm.    YseiigTimiu  abbreoiatns. 

1.  Ausbeute  der  Hss. 
a.  Die  Gruppeneingänge  sind  in  Grimms  Druck  gemäss  den 
Handsohriftxubriken  durch  fetten  Druck  der  Initialen  ausgezeichnet, 
nur  bei  13  und  23  ist  das  versäumt  —  Neue  Yaiianten  (von  kleinen 
Versehen  in  der  Trennung  und  Verbindung  der  Wörter,  zumal  bei 
Präpositionen,  wird  abgesehn):  2  posse  sumere  —  9  (nicht  41)  kann 
auch  geminatus  gelesen  werden,  darüber  die  Glosse  ditpUcatus  — 
29  menaa  :  mens«  —  36  p<»cet  oder  patet,  davor  Interpunction,  jenes 
kann  auf  ursprüngliches  placet  ,und  dann  gefallt  er,  ist  er  beliebt' 
(vgl.  Ys.  m  82)  gedeutet,  dieses  als  regierender  Satz  zum  folgenden 
Verse  aufgefasst  werden  —  ^^ecu/ndi  durch  Corrector  entstanden  — 
57  pratM  —  66  Ederat  — -  91  siue]  9um  {fu\  aber  435  steht  ß  =  sine 

—  107  -que  nachgetragen  —  154  hec  —  157  Si  ||  quod  —  159  quasi 
quidam,  nicht  quam  quidatn  —  165  compereatn  :  compereram  — 
184  Be  I  quoque  —  185  quod  —  203  ahintua  (»Mus  camponUur 
deinttis  et  abmtua'  loa.  de  lanua)  —  205  eocpederat  :  expediat  durch 
Rasur  —  231  Nam  —  238  Uuüer  —  245  quasi  ne  hie  —  249  Äic  — 
255  vndü,  urspr.  also  nun  dum,  vgl.  oben  p.  YyXTT  ->  301  illud  — 
302  hec  —  304  desae  :  deesse  —  309  sequutua  —  342  Vor  nolns 
ist  interpungiert  —  376  Deficit  —  380  ^^m  —  387  michi,  quem  — 
417  contvngerit  —  426  constüiante  —  428  nicht  puduit,  sondern 
poterit  —  449  saterfadurus  —  450  ggitcU  =  congitat,  lies  con^ 
citat  unanimis,  iUum  ist  aus  449  zu  wiederholen  — 451  tra/ndens, 
was  nicht  zu  tendens,  sondern  zu  tradena  zu  bessern  war  —  461  est 
ist  ausgestrichen  und  sie  darübergeschrieben  —  474  nüsquam  —  479  hie 

—  491  hie  —  521  Hac  —  531  incomutata  —  sodaUs  —  533  Benar- 
dus  ceruus  —  543  sint  —  563  anmiiit  —  574  v  neiitris  —  606  nos 
620  si  nimis  —  627  Et  vestrum  cuicumque  placent  mea  tecta  coe- 
quem  (i.  e.  communicem)  —  637  Id  —  643  hie  —  645  grande  fusco 
colono  (ciU  fehlt)  —  658  fdfdtare  (=■  febricitare)  —  677  hinc  — 
685  per  hecque  —  687  ?iee. 

ß.    62  non]  et  —  67  eapre  —  69  etenim  aderant  —  71  sinentur 

—  83  Cberfridus  —  losef  —  84  prosüiere  —  85  atque  secus  regem  strata 
sedere  vetant  (aus  vacawt  corr.)  —  88  perficis  an  —  92  nites  — 
93  disereuerit  —  95  waeh  (=  nah)  —  Beyt^iardus,  wie  stets  — 
96  tuteque  —  Zwischen  96  und  97  stehen  zwei  in  a  fehlende  Distichen : 

Tunc  vervex  capro  ,fuge\  ait,  fScabiosus  es,  hiree, 

Sum  potior  regi,  preferar\    hircus  ad  hee: 
,Ymmo  ego!  nonne  tuus  in  regem  suffluet  ydrops? 
Ydropicus  turges  utpote  laxa  palus,' 
(96, 1  eapre  cod.)  —  97  locuti  —  99  nobilitas  regis  (vgl.  Ys.  m  271) 

—  103  ait  ursus  eumque  —  104  post  omnes —  105  imperat  tri 


Vm.    YsengTimiis  äbbreniatos.  CXXY 


106  missus  abii  —  111  dixerit  (vgl.  memoras  113)  —  112  ursus 
(nicht  der  Bir  einnud,  denn  dieser  ist  der  dominus  diues,  vgl.  404)  — 
359  obest  tn«t  cia  (,lie8  inscitia'  Mone)  —  366  subdicit,  mit  Glosse 
subr^  —  369  6^  statt  ut  —  373  refers  (erst  379  wendet  sioh  R. 
diiect  an  den  Wolf,  hier  ist  also  refert  yorzoziehn)  —  388  predurum 

—  389  f.  Non  valuisse  volendo  bonum  fit,  nolle  valendo, 
Et  sie  disparitas  improba  sepe  nocet  (389  behandelt  die  proba 
disparitas,  wie  390  die  improba,  deren  Glieder  so  zu  entwickeln  wären: 
nalere  nolendo  malmn  fit,  nelle  non  ualendo)  —  395  vestri  (i.  e. 
aestrom,  vgl.  oben  p.  XUI)  —  396  hie  —  quo  minus  —  398  pone- 
reque  exuvias  —  399  et  vdut  —  411  Seurdarmus  (,a  scueren 
nel  potins  sceuren^  lacerare,  et  darm^  intestinum,  qnod  solet  aper 
euisoerare  alia  animantia'  Borm.  p.  246)  —  412  servitium  —  Ausser- 
dem beginnt  nach  ß  mit  97  eine  neue  Grappe. 

/.  31  aiuia  uoeari  y^y^^  {^  bezeichnet  die  Übereinstimmung 
der  drei  von  mir  benutzten  Drucke)  —  omnis  y*  —  32  haut]  hanc  y^ 

—  durral  y^  —  adesse  «]  abesse  y^y^S  —  33  uewUo  y*  —  34  pro- 
spieit  atque  aßy^*d,  perspidt  atque  /•  —  36  paret  y^y'^y^d  — 
43  f.  serieque  sedendi  personam  proprius  quamque  tuetur 
honor  y^y*^,  vgL  Guid.  Amor.  I  15,  40  —  79  peiora]  gramora  y»  — 
'Uas  am  Schluss  fehlt  y^  — .  80  pa/rit  y^  —  124  Mobile  /•  —  orna- 
ftir  y»  —  126  quem  y^y^y^i  —  amet  6  —  130  iuuet  y»  —  131  Feda  y» 
132  soUt  :  facU  y»  —  136  Nee  y^*y*S  —  180  fehlt  y>  —  191  Leui- 
ter  y*  —  leuäer  y*y*  —  192  Percipites  y»  —  torquent  y»  —  479  hie 
ayiys]  hoc  S  —  480  pauperiore  y^^S  (vgL  404). 

2.    Wiedereinsetzung     der    irrigerweise     verworfenen 
handschriftlichen  Lesart 

13  Per  saltusque  per  arva,  das  proclitische  -que  ist  im 
lOat  sehr  h&ufig  —  22  pars  quota  i.  e.  uel  minima  corporis  (vgl.  zu 
Ts.  I  376,  i);  wer  dem  Andern  auch  nur  den  Finger  krümmt,  soll  diese 
Schuld  mit  seinem  Kopfe  büssen  —  34  s.  o.  —  88  locumne  Per- 
ficis?  ctß^^  imples  , füllst  Du  den  Platz  würdig  aus';  Grimms  Ände- 
rung ist  darum  unmöglich,  weil  durch  -ne  und  an  zwei  Fragesätze 
verlangt  werden  —  112  s.  o.  —  171  preponens  , voran-,  voraus- 
setzend* —  232  Aptus  opi,  quamuis  emptus,  adesse  fugit,  so 
liest  und  interpungiert  a;  ,  selbst  wenn  er  um  noch  so  hohen  Lohn 
gedungen  wurde  —  er  will  nicht  hier  bleiben,  dem  von  jeher  geizigen 
Wolf  (229—231)  ist  seine  Habe  um  keinen  Preis  feil  (253  f.)  — 
233  parumque  ridet  =»  subridet  (49),  äxQiiov  iyilaaae,  er  schweigt 
bis  257  und  drückt  seine  Theilnahme  an  den  Vorgängen  nur  durch 
verlegenes  Lächeln  aus  —  259  f.  Nequitiam  vulpes  loquitur, 
sequiturque  . .  avos  —  270  Non-meis,  sed  tuis  —  304  Insu- 


CXXVI  VHI.    TsengriiniiB  abbreidatiu. 

per  hoc  =  praeterea  —  305  at,  , genug  dass  du  solche  Possen  mit 
mir  treibst,  lass  aber  zum  mindesten  den  König  ans  dem  Spiel  !\  v^ 
Glossar  —  313  Non  ego  iam  dicam,  quia,  que  vice  (so.  toa) 
vera  voleham  Dicere,  dixiati,  „dicere  vera  soles'',  ,danim, 
weil  du  hier  einmal  dasjenige,  was  ich  an  deiner  Statt  aassagen  wollte, 
zugestanden,  nämlich  die  Identität  des  lupus  iUe  hoapes  (295)  mit 
deiner  Person  {qui  hie  presens,  Ysengrimus  293)  eingeräumt  hast, 
darum,  also,  will  ich  noch  nicht  auf  deine  Wahrhaftigkeit  überhaupt 
schliessen',  du  kannst  ja  damals,  ein  Lügner  wie  du  bist  (278  f.),  die 
Unwahrheit  gesagt  haben,  aber  soviel  steht  fest:  damals  hast  du  dich 
als  2 Vt  jährig  bezeichnet  —  343  Set,  ,wir  wissen,  was  du  damals  gesagt 
{nobis  uerha  fuere  palam\  und  könnten  sofort  Zeugniss  ablegen,  aber 
wir  wollen  jetzt  nicht'  —  352  uhi,  s.  u.  —  359  ohest  inscitia; 
übest  {aß)  , entspricht  ganz  der  Manier  des  Verfassers,  zwei  Gedanken 
in  einen  Satz  zu  zwängen'  W.  Brachmann  —  422  talia  ^que  est 
questio?' «« ,was  klagst  du?';  questio  , Klage'  bezeugt  loa.  de  lanua 
und  Dief.,  qö  cod.  —  439  astantem  blickt  auf  den  vereitelten  Flucht- 
versuch (213  —  289)  zurück  —  461  sententia  ,XJrtheilsspruch  der 
versammelten  Grossen'  —  539  Sputinus,  C  hat  ja  stets  SpoUnus  — 
625  f.  si  me  non  nostis,  an  et  vos  (sc.  ego  non  noui)?  Noscere 
desistis  (desiistis),  vos  ego  nosco  quidem  —  629  f.  reddemus. 
siquidem  hene  veneris  ad  nos,  gratamur.  sedeas!  (Borm.p.l20) 
— -  653  ünde  tremat?  —  655  non  fortior  isto  —  678  honus 
(==  res  operosa  222). 
3.  Emendationen. 
Zunächst  betrefTs  der  Interpunction :  54  inquit  ita:^  vgl.  238, 
528  (Mono)  —  97  f.  postquam  sunt  ista  loquuti  faucihus  ex- 
passis,  procuhuere  —  170  XJtilis  et  sapiens  (toleratur),  vix 
toleratur  inops,  so  y*  —  175  ist  das  Gänsefüsschen  hinter  B.  zu 
tilgen  und  an  den  Schluss  von  176  zu  stellen;  zu  ave  vgl.  40  — 
218  sentio  (flüsternd  , ich  verstehe  deinen  Wink',  nun  laut:)  vadendi 
tempus?  eatur?  —  244  f.  quasi  hie  te  tedeat  esse,  Niteria,. 
incassum  :  non  gradieris  (Bonn.)  —  255  f.  Nosti  fors  nun- 
dum,  Beynhardi  verba  revolvam:  „Bex  eger  nimis  est  an^ 
thidotumque  bibat  . . ."  Hier  bricht  Y.  sein  Schweigen  Und  föllt 
dem  Bär  ins  Wort  —  276  f.  tuque  vides  (=  uidebis).    Dicere  si 

uellem (sc.  statim  conuinceretur) ,  sed  nolo.  —  293  Hie  quo- 

que  qui  presens,  erat  Y,  ibidem  (Bonn.)  —  341  Dicta  neget? 
,er  sollte  leugnen?'  —  360  Et  nos  Francigene  non  sumus  — 
ergo  mali?  (Bormans  p.  5)  Den  Einwand  des  Esels,  der  Wolfspelz 
könne  darum  der  Heilkraft  entbehren,  weil  sein  Besitzer  der  französischen 
Sprache  unkundig  sei,  widerlegen  Bock  und  Schaf  so:  1.  , nicht  im 


vm.    YBengrinras  «bbroaUtu.  GXXVII 

Fell,  sondern  im  Herzen  sitzt  die  schAdliclie  Unwissenheit,  2.  auch 
wir  sind  der  französiBclien  Sprache  nnknndig,  ohne  dass  jemand  darans 
gegen  nns  den  Vorwurf  der  Unbildung  herzuleiten  berechtigt  wäre/ 
Die  Handlung  spielt  auf  deutschem  Boden,  Hofsprache  der  Thiere  ist 
Latein,  alle  erstaunen,  dass  der  Fuchs  französisch  sprechen  kann, 
wahrend  sein  Nebenbuhler  es  noch  nicht  einmal  bis  zum  bon  jour  und 
adieu  gebracht  hat.  —  439  f.  Fleximus  astaniem  multa  prece; 
vix  tarnen  ipsum  Velle  ego  erediderim,  quando  rogata 
dedit  (Bormans)  —  553  schliesst  die  Rede,  554  ist  Fortsetzung  der 
Erzählung  —  612  ff.  Bock:  ,Wer  soll  den  Willkommenssegen  aus- 
sprechen?* —  Wolf:  ,Euer  Führer,  mag  er  Bischof  oder  Abt  sein'  — 
Bock:  ,Such'  er  sich  seinen  Bischof  oder  Abt,  wo  dergleichen  Personen 
sich  aufzuhalten  pflegen,  hier  sind  sie  nicht.  Mag  derjenige  von  uns 
den  Abt  spielen  und  den  Eindnngling  wie  seinen  Amtsbruder  begrüssen, 
der  sich  über  seinen  Eintritt  freute!' 

Im  Wortlaut:  59  f.  nee  . .  Bespicit  —  153  nee  —  168  con- 
iiliigque  —  178  ist  pnäqs  wohl  aus  prtaqs  verschrieben,  also  Pa- 
triaque  ad  regem  uerba,  die  Salemoreise  erzählt  R.  französisch, 
dum  nimmt  er  wieder  die  heimathliche  Rede  auf,  fährt  in  der  Landes - 
und  Hofisprache  fort;  vgl.  Ys.  DI  387  —  189  Nulla  quidem,  nedum 
michi  subdita,  regna  (Borm.),  v^.  Ts.  m  425  —  207  f.  vielleicht 
qui  faucrU  et  te  poscere  conscterit  (eonscio  i.  e.  sitnul  seire  loa. 
de  lan.)  —  212  ante  als  Adverb,  widerspricht  dem  Tempus,  als  Prä- 
position dem  Begriff  des  Verbums  denegat,  das  Verweigern  setzt  eine 
Bitte  voraus,  precem  muss  also  Object  sein.  Calaber  bezieht  Bormans 
p.  5  richtig  auf  den  Calaber  hospes  (Hör.  Epist  I  7, 14,  sprichwörtlich 
auch  in  loa.  de  Garl.  Synonym.  I  3  bei  Leyser  p.  312)  als  Typus  der 
ünhöflichkeit  Da  nun  Reinhart  die  vorher  (183 — 200)  so  aufgebauschte 
und  ins  Unerreichbare  gesteigerte  Forderung  in  den  unmittelbar  vor- 
hergehenden Versen  209  ff.  auf  das  bescheidene  Verlangen  um  zeit- 
weise Darleihung  einer  unversehrt  zurückzugebenden  Sache  herab- 
gemindert hat,  so  darf  er  mit  dem  Trumpfe  schliessen,  dass  selbst 
der  unhöflichste  Wolf  eine  so  winzige  Bitte  nicht  abschlagen  würde: 
Non  lupus  hine  Calaber  denegat  hance  preceni  (=  denegabit)  — 
222  trahit  —  231  dediscere  —  238  seuiter  (Borm.)  —  264  cre- 
dat,  vgl.  Ys.  in  587  (Borm.)  —  265  Äudiat  (Borm.)  —  269  non 
dicta  —  284  Nusquam,  veUe  licet  finxertt,  ire  licet  (Brachm.)  — 
286  Non^  der  Nachsatz  zu  285  ist  aus  dem  Zusammenhang  leicht  zu 
ergänzen  —  291  quendam  —  342  Formidat,  nobis  verba  fuere  paJam 
(Borm.  und  Mono)  —  351  ff.  Grimm  irrt  hier  gänzlich  von  der  Wahr- 
heit ab:  aus  Willehalm  437,  i4  ergibt  sich  durchaus  nicht,  dass  ,Arra8' 
der  stehende  Waffenschrei  der  flandrischen  Krieger  war,  die  Kämpfer 


CXXVHI  vm.    Ysenf^rimus  abbreoiatos. 


hatten  vielmehr  das  eigentliche  Feldgeschiei  vergessen  (437,  s)  und 
machten  an  dessen  Statt  den  Namen  ihrer  Heimath  zur  Losnng  (,man 
hört  da  mangen  niwen  do^  :  swannen  ie  der  man  was  benant,  also 
schrei  er  al  zehant');  und  wie  wenig  stichhaltig  die  Beziehnng  von 
ffranum  auf  die  Färbepflanze  dieses  Namens  ist,  zeigt  Grimm  selbst 
(Einl.  p.  65)  deutlich.  Erwägt  man  vielmehr,  dass  351—353  der  "Wolf, 
354  der  Fuchs  Subject  ist,  wie  sich  aus  dem  Vorhergehenden  und 
Folgenden  mit  Sicherheit  ergibt,  dass  femer  dem  irrealen  Satz  «i  foret 
der  reale  Satz  etat  nouit  gegenübersteht,  und  dass  dieser  Gegensatz 
im  geographischen  Wissen  des  Wolfes  begründet  ist,  so  gelangt  man 
zu  folgender  Fassung: 

QüO(2  si  tarn  docüis  iam  nunc  foret,  %it  rogitanti 
Ättrebatum  France  dicere  passet  übt, 

Etsi  de  Grani  scitanti  nomine  nouit, 
Iam  de  pelle  loqui  uera  sciendus  erat. 
Über  die  Lage  von  Arras  kann  Ts.  nicht  in  französischer  Sprache 
Auskunft  geben,  wohl  aber  weiss  er  genau  Bescheid,  wenn  jemand 
ihn  nach  dem  Namen  .Aachen'  {Granum  sc.  Palatium,  Aquisgranum, 
vgl.  Oesterley  Hist.-geogr.  Wörterb.  s.  u.  Granum  und  Aachen)  fragt. 
Von  den  drei  Beweisstellen,  welche  Grimm  für  den  südflandrischen 
Ursprung  des  Ys.  abb.  RF.  Einl.  p.  69  f.  anführt,  ist  406  fast  wörtlich 
aus  Ys.  m  950  entlehnt,  351  ff.  und  360  zeugen  bei  unserer,  durch 
den  Zusammenhang  gegen  jedes  Bedenken  sicher  gestellten  Erklärung 
gerade  umgekehrt  gegen  die  Annahme  einer  französischen,  bez.  süd- 
flandrischen Heimath  des  Abbr.  und  verweisen  diesen  in  die  Nähe 
von  Aachen.  Dass  aber  in  dieser  Gegend  um  1100  ein  Originalgedicht 
von  Ysengnmus  verfasst  sein  könne,  wird  jeder,  der  mit  der  Geschichte 
und  Geographie  des  mittelalterlichen  Thierschwanks  einigermassen 
bekannt  ist,  mit  Entschiedenheit  bestreiten  —  420  Per  pluteum  — 
421  Inspicit,  vgl.  Ys.  VI  349  f.  —  432  tinctio  —  453  Procubi- 
tum,  vgl.  Dief.  GL  —  476  clamidem  —  477  Nunc,  ,nun  hat  er 
den  Pelz  gutwillig  herausgegeben,  aber  nur  um  Hut  und  Handschuh 
zu  retten  und  durch  die  Erhaltung  der  letzteren  den  Verlust  des  Felles 
auszugleichen  und  zu  verschmerzen'  —  481  peccat  et  ultra;  est  tarnen 
(vgl.  283)  —  497  quoadusque  (Bormans)  —  505  Durch  Hitze  und 
Kälte  (508)  befördert  Ys.  die  Trocknung  und  Verhärtung  seiner  Haut, 
jenes  bei  Tage,  dieses  bei  Nacht,  drum  hält  er  sich  bei  Tage  am 
windstillen  Thalabhang  der  Berge  auf,  wo  dünne,  lichte  Waldung 
steht  und  die  vom  Himmel  herniederbrennenden  Sonnenstrahlen,  unge- 
hindert durch  dichte  Wipfel,  den  Waldboden  erwärmen,  qua  rarum 
nemus  admisso  nimis  ethere  fervet  —  550  sie  vovi  —  553  sacrum 
—  lahorem  —  576  preduro  —  602  aü  raucus;  tUerque  furit  — 


VIII.     Ysonjcrimus  abbrouiatas.  CXaIX 

609 f.   sed  rursus  ob  unum  Hostein  non  poluit  tanta  timere  fcdanx 
(Bonn.  p.  6)  —  613  venerans  , ehrfurchtsvoll  begrüssend'  —  617  at 
Ate,  was  wohl  schon   Grimm   einsetzen  wollte   —   636  quolihet  — 
645  grande  est,  cui  (Borm.  p.  6)  —  679  succensius. 
4.     Zur  Erklärung. 

86  sedere  kühner  Gebrauch  des  Zweckinfinitivs,  s.  pag.  L.  — 
119  adesset  =  essßt,  vgl.GIoss.  —  155  ,Mit  einer  Geldbusse  kann  sich  der 
Reiche  loskaufen ,  der  die  Ehrfurcht  vor  dem  Könige  (vgl.  regixia  horror 
Ys.  m  61)  verletzt'  —  225  ,und  er  wird  es  nicht  beklagen,  wenn 
hinter  seinem  Rücken  die  Thür  des  Palastes  auf  Befehl  geschlossen 
und  ihm  so  der  Wiedereintritt  unmöglich  gemacht  wird'  —  231  Zu 
fades  dampnosa  vgl.  Verg.  Aen.  11  600,  IX  734,  Prora  721  —  519  vgl. 
Alexander  Neckam  De  naturis  rerum  11  cap.  148,  wo  vom  Löwen  er- 
zahlt wird:  yRugitu  suo  caetera»  feras  terret,  et  caudae  descriptione 
super  fadem  niuis  protractae  drculum  describit,  citius  circumferentiam 
transire  non  praesumunt  beMiae  incluaae.  Sic  et  imperiosa  maiestas 
reguantis  terminos  certos  praefigit  subditis.' 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  der  Frage  nach  dem  gegen- 
seitigen Verhältniss  beider  Dichtungen^).  Bormans'  Annahme, 
als  steile  der  Ys.  abb.  den  ersten  Versuch,  gleichsam  Skizze  und  Ent- 
wurf dar,  den  ebenderselbe  Dichter  zu  seinem  grossen  Werke  erweitert 
liabe,  ist  einer  der  vielen  Augenblickseinialle,  an  denen  jene  Ferien- 
schrift reich  ist,  und  bedarf  keiner  ernsthaften  Widerlegung.  Niemand 
wird  in  dem  kleineren  Gedicht  die  Armuth.  des  Sprachschatzes,  die 
Oeist-  und  Farblosigkeit  der  Darstellung,  die  jedes  schönen  Zusammen- 
hangs, jeder  inneren  Stetigkeit  ermangelt,  überall  .abgerissen,  klaffend, 
Lappen  auf  Lappen  flickt,  den  Mangel  der  Periodik,  den  meist  stüm- 
perhaften, zur  Zweisätzigkeit  neigenden  Versbau,  sowie  prosodische 
Abweichungen  {phtsice  94,  das  Schwanken  in  der  Quantität  des  Abi. 
Gerund.,  Ö  33,  155,  210  neben  ö  21)  verkennen  —  lauter  Züge,  die  in 
Verbindung  mit  anderen,  unten  vorzuführenden  Argumenten  zur  Auf- 
stellung zweier  Dichter  führen.  Diese  beiden  Dichter  können  nun 
entweder  unabhängig  von  einander  einer  gemeinsamen  älteren  Vorlage 
gefolgt  sein  ( 1 ) ,  oder  es  kann  einer  den  andern  ansgeschrieben  haben, 
und  dann  entweder  der  grössere  den  kleineren  (2)  oder  der  kleinere 
den  grosseren  (3). 

Gesetzt  die  erstere  Möglichkeit  träfe  hier  zu,  wie  Mono  Anz. 
IV  49  ff.  behauptet,  auch  Grimm  (RF.  Einl.  p.  70,  71,  99,  102)  an- 
deutet,   so  hätte  der  Genter  Dichter   eine  beträchtliche  Anzalil  von 


1)  Um  der  Kürae  willen  wird  üu  Folgenden  der  Ysengrimos  mit  a,  der  Ys.  abb. 
mit  b  bezeichnet. 

Voigt,  TeengrimoB.  1 


CXXX  Vm.    Ysengrimas  abbreaiatos. 


Versen,  nämlich  alle,  die  aucli  in  dem  kleineren  Gedicht  überliefert 
werden,  buchstäblich  oder  mit  ganz  unwesentlichen  Modificationen  uk 
sein  TVerk  übernommen  —  das  ist  aber  unmöglich  und  widerspricht 
völlig  der  Selbständigkeit  seiner  Formgebung,  die  ebenso  durch  die 
innere  Continuität  und  Gleichmässigkeit  wie  durch  die  Vergleichung 
mit  den  alt-,  spät-  und  mittellateinischen  Vorgängern  bezeugt  ist. 

Derselbe  Grund  spricht  auch  gegen  die  zweite  Möglichkeit,  die 
seit  Grimm  allgemein  angenommen  wird.  Die  über  den  RF.  hin  zer- 
streuten Argumente  für  die  Priorität  der  kleineren  Dichtung  sind  fol- 
gende: 1.  (p.  26  f.)  b  mache  der  älteren  Auffassung  gemäss  Wolf  und 
Fuchs  zu  Gevattern,  a  stelle  sie  als  Oheim  und  Neffe  dar;  vgl.  dagegen 
oben  p.  LXXVm  Anm.  2  —  2.  (p.  63)  ,Ein  späterer  dichter  hätte 
vielleicht  in  einigen  versen  den  beifall  der  zuhörer  über  die  angehörte 
begebenheit  hinzugefügt  (wie  auch  Reinardus  3.  2191  geschieht,  nach- 
dem noch  viel  mehr  abenteuer  berichtet  sind),  die  blosse  aufeinander- 
folge scheint  einfacher  und  epischer';  aber  ebendiese  blosse  Aufein- 
anderfolge hat  ja  auch  der  , Reinardus',  den  Grimm  nicht  verstanden 
hat,  vgl.  zu  Yseng.  V  1129  —  3.  (p.  72)  ,Eine  nachlässigkeit  verräth 
den  umarbeitor.  er  hat  2.  52  den  Fuchs  namentlich  an  Hof  fordern 
lassen;  2.  83  aber,  dies  schon  vergessend,  einen  grund  des  nichtersckei- 
nens  gebraucht,  den  Renard  im  Iseng.  (38  inde  vocer)  vorschützt; 
das  yiuheat  rex  nomine'  ist  hier  ohne  sinn  und  ein  Widerspruch'. 
Dieser  ,Widerspruoh '  (vgl.  zu  III  83)  beruht  darauf,  dass  sein  Ent- 
decker die  Begriffe  ,Circular  der  Reichskanzlei'  und  , Allerhöchster 
Specialbefehl'  verwechselt;  und  wenn  R.  IH  71  auch  an  der  Echtheit 
jenes  Rundschreibens^  zweifelt,  so  ist  er  in  einer  Zeit,  wo  so  viel  Fäl- 
schungen colportiort  wurden  (V  167  f.)  dazu  wohl  berechtigt;  wie  hohen 
Werth  man  schliesslich  auf  die  Form  der  Berufung  legte,  zeigt  auch 
VI  473  f.  —  4.  (p.  72,  vgl.  Wendeler  p.  371)  ,  Etwas  ähnliches 
begegnet  ihm  noch  einmal:  2.  518  [=  in  516]  sagt  der  wolf  yomne 
luporum  genus  vos  me  dicUis  no88e\  dies  geht  auf  die  zeile  251  des 
Iseng.  fatria  tu  nosti  quoruinque  viasque  luporum\  welche  aber  der 
umdichter  2,  485  umgewandelt  hatte  in  ^gmirus  quaramque  viurum\ 
so  dass  jene  werte  zu  passen  aufhören';  vgl.  dagegen  zu  HL  485 
und  515.  Wenn  Grimm  sagt,  diese  Stelle  würde  aus  jener  nicht 
deutlich  und  sei  nur  durch  Vermittlung  von  Ys.  abb.  251  zu  erklären, 
so  ist  diese  Deutlichkeit  zunächst  für  jeden,  der  des  Dichters  Lust 
an  formeller  Variation  beim  Gitieren  früherer  Äusserungen  kennt,  aus- 
reichend vorhanden,  und  wenn  sie  selbst  nicht  vorhanden  wäre,  so 
wäre  es  beabsichtigt,  denn  darin  liegt  eben  in  der  ganzen  Strecke  der 
Witz,  dass  des  Wolfs  Gegner  feine  und  mehrdeutige  Anspielungen 
machen,   während  der  grobe  Klotz  von  Wolf  die  Dinge  gerade  heraus 


Vin.    Ysengrimns  abbreoiatns.  CXXXI 


beim  rechten  Namen  nennt  und  eben  durch  diese  trenherzige  Derbheit 
den  Fortschritt  und  schliesslichen  Sieg  seiner  dialectisch  geschulten 
Gegner  herbeiführt  —  5.  (p.  88)  ,Die  abfassung  des  Reinardus  fällt 
nach  allen  diesen  angaben  gerade  in  die  mitte  des  12.  jh.  Der  um 
fonfzig  oder  mehr  jähre  ältere  dichter  des  Isengrimus  hätte  noch  kein 
Olairvaux:  genannt,  und  nicht  von  Gereons  heilthum  geredet';  aber 
selbst  wenn  er  beide  kannte,  hätte  er  sie  nicht  erwähnt,  weil  er  sich 
gnmdsätzlich  jeder  geschichtlichen  Anspielung,  zumal  jedes  Seiten- 
blicks auf  kirchliche  Verhältnisse  enthält;  solche  argumenta  ex  reti- 
centia  haben  doch  nur  bei  einem  Schriftsteller  Beweiskraft,  der  sich 
überhaupt  Abschweifungen  auf  zeitgenössische  oder  kurz  vorhergegan- 
gene Begebenheiten  und  Zustände  erlaubt.  Übrigens  imterliegt  es  gar 
keinem  Zweifel,  dass  der  Verf.  des  Abbr.  als  Geistlicher  des  XIII.  Jh. 
den  h.  Bernhard  und  als  Aachener  die  Kölner  Gereonssäule  gekannt 
hat.  —  6.  (p.  98)  ,Das  oft  verwendete  pietas  hat  [im  Reinardus]  den 
sinn  von  pitie  (Mitleid);  im  Isengr.  154  aber  den  gewöhnlichen  von 
redlichkeit,  vgl.  piits  160';  wenn  man  dann  einmal  vergleicht,  so  ziehe 
man  sämmtUche  Stellen,  an  denen  der  Abbr.  pit*8  imd  seine  Ablei- 
tungen gebraucht,  zu  Käthe  [16  (99),  154,  160,  381,  482,  483,  493,  681], 
und  man  wird  mit  der  , Redlichkeit'  nicht  weit  kommen;  was  aber 
pietas  in  a  bedeutet,  dürfte  unten  im  Glossar  p.  451  f.  leidlich  getroffen 
sein  und  vielleicht  auch  für  b  hinreichen.  —  7.  (p.  256)  , Isengrimus  [b] 
stellt  nur  den  losep,  keinen  Bernardus  auf,  worin  ein  neuer  beweis 
dafür  hegt,  dass  sein  dichter  vor  der  zeit  des  ruhmes  und  ansehens 
des  h.  Bernhards  (f  1153),  d.  h.  wenigstens  in  dem  ersten  zehent  des 
12.  jh.  arbeitete';  wiederum  ein  Beweis  ex  reticentia,  der  hier  um  so 
weniger  stichhaltig  ist,  als  auch  a  in  den  entsprechenden  Abschnitten, 
also  in  der  Hoftags-  und  Wallfahrtsfabel,  nur  einen  "Widder,  nämlich 
Joseph,  kennt.  Wenn  übrigens  Grimm  in  dem  Widder  Bernardus  un- 
serer Feldmesserfabel  eine  Anzüglichkeit  auf  den  berühmten  Geistlichen 
von  CJlairvaux  erblickt,  so  fehlt  auch  die  leiseste  Berechtigung  für 
diese  Combination,  die  Figur  des  Widders  Bemhart  entbehrt  völlig 
der  satirischen  Beimischung  xmd  bietet  auch  nicht  einen  einzigen 
Vergleichungspunct  mit  dem  grossen  Kirchenlehrer. 

Lassen  sich  somit  die  von  Grimm  ausgesprochenen  besonderen 
Gründe  für  die  Priorität  von  b  nicht  aufrecht  erhalten,  so  der  allge- 
meine noch  viel  weniger.  Ausgehend  von  der  Theorie  einer  Jahrhun- 
derte lang  in  der  Volksseele  getragenen  Überlieferung  glaubte  Grimm 
aus  der  gedrungenen,  satirischer  Bezüge  ermangelnden  Form  von  b 
die  Vorstellung  entnehmen  zu  dürfen,  dass  er  es  mit  latinisierten 
Volksliedern  zu  thun  habe,  und  dass  deshalb  die  einfachere, .kürzere, 

danklere    Fassung   dem   umfassenderen,    kunstvolleren    und  motiven- 

;* 


OXXXII  VIII.     ysengrimiLB  abbreuiatus. 

reicheren  Werke  zeitlich  yoraofgegangen  sein  müsse.  Es  kann  nicht 
dringend  genug  vor  dieser  Vermischung  völlig  heterogener  Dinge 
gewarnt  werden:  der  Beinhartcyclus  ist  ei'st  ganz  allmählich  durch 
Spielleute  und  Prediger  0,  durch  Steinmetze  und  Holzschnitzer,  durch 
Buchdruckerkunst  und  Reformation  volksmässig  geworden,  ursprüng- 
lich aber  und  speciell  in  der  uns  hier  beschäftigenden  Periode  ein 
reines  Kunstproduct,  das  dem  nationalen  Epos  diametral  gegenüber- 
steht, das  mit  der  Lachmannschen  Theorie  und  der  Nibelungenfrage 
auch  nicht  im  entferntesten  in  Analogie  gestellt  werden  darf;  und  wie 
der  Roman  de  la  rose  in  der  Mitte  des  XIV.  Jh.  mit  Streichung  aller 
gelehrten  Ausläufe  und  bewusster  Beschränkung  auf  die  eigentliche 
Fabel  ins  Mnl.  übeiixagen  wurde  ^),  so  konnte  auch  unser  Ysengrimus 
mit  seinen  oft  weitausgesponnenen  dialektischen  Partieen,  mit  seinen 
zalüreichen  , Schul-  und  Kirchen witzen\  mit  seinen  oft  schwer  ver- 
ständlichen satirischen  Ausfällen  leicht  einem  jüngeren  Dichter  den 
Wim  seh  nahelegen,  die  anziehendsten  Capitel  des  Gesammtwerkes  in 
einer  gedrängten,  auf  raschen  Handlungsfortschritt  bedachten,  harm- 
losen und  unverfänglichen  Form  neu  zu  bearbeiten,  und  dieser  Versuch 
ist  uns  in  b  erhalten. 

So  bleibt  uns  nur  die  dritte  Möglichkeit  übrig,  die  sich  oben- 
ein durch  eine  Reihe  äusserer  und  innerer  Grunde  stützen  lässt. 

Die  einzige  Handschrift,  welche  b  vollständig  überliefert,  be- 
zeichnet das  kleine  Gedicht  wenn  auch  nicht  im  Xolophon,  so  doch 
im  Index  als  Ysetig,  abhreuialkis  und  weist  in  ihren  zahlreichen 
Schreibfehlern  auf  eine  in  den  vieldeutigen  Formen  des  XIV.,  frühestens 
des  scheidenden  XTIT.  Jh.  geschiiebene  Vorlage  hin;  keine  ELandschrift 
geht  über  das  XIV.  Jh.  hinaus;  und  wenn  man  bedenkt,  wie  beliebt 
der  Stoff  war,  wie  sehi*  gerade  b  durch  seine  Freiheit  von  aller  Satire 
und  durch  seine  Kürze  eine  geistliche  Feder  zur  VervielßLltigung  auf- 
zufordern schien,  wie  weit  verzweigt  endlich  die  Handschriftenfamilie 
eines  wiiklich  um  1100  entstandenen  Thierschwanks,  wie  des  Gedichts 
De  lupo^)  ist,  so  ist  ausser  ihrer  Jugend  auch  die  geringe  Anzahl  der 
Hss.  befremdlich;  hierzu  kommt  das  durch  die  Beziehung  auf  Aachen 
gegebene  geographische  Bedenken  und  die  Rücksicht  auf  das  in  Gap.  II 
entwickelte  Handschriftenverhältniss  überhaupt. 

Glücklicherweise  bezeugt  aber  b  duich  einen  unverkennbaren 
Wirrwarr  alter  und  neuer  Motive,  durch  unverständige  VeiTückungen, 
Missvei-ständuisse  u.  a.  vollauf  seinen  Ursprung  aus  a.  Der  Abbre- 
viator  glaubte,  wie  Grimm  (nr.  3),  in  dem  Monolog  des  Fuchses  (UI  67) 


1)  vf\f  .lacqne»  de  Vitry,  vgl.  Belg.  Masetim  IX  227  f.  2)  Horoe  Belg.  I  64, 

Jüiicbloet  I  277  ff.  3)  vgl.  Kl.  lat.  Denkm.  p.  1—10. 


"VUI.    Tsengriinns  abbreniatns.  CXXXHI 


einen  Widersprach  mit  seiner  namentlichen  Bemfong  erblicken  zu 
müssen  tmd  Hess  deshalb  alle  Thiere  an  Hof  laden  (14,  er  meint 
übrigens  je  ein  Exemplar  jeder  Gattung);  wie  stimmt  dazu  165 — 170? 
Wenn  sich  die  ganze  Thierwelt  um  den  sterbenden  König  schaart  (23  f.), 
ist  doch  die  Lüge  Heinharts,  es  seien  nur  die  grossen  Barone  an  Hof 
gegangen,  gar  zu  plump,  und  warum  treten  denn  in  b  ausschliesslich 
die  Magnaten  auf,  während  von  den  kleineren  Thieren  nur  einmal  der 
Kater  (86)  vorübergehend  genannt  wird  ?  Der  Verf.  von  b  streicht  die 
in  weiblicher  Sittsamkeit  bei  den  wilden  Scenen  des  Hoftags  sich 
zimickhaltende  und  stumme  Dame  Bertiliana,  führt  aber  im  übrigen 
alle  9  Barone  des  Originals  und  nur  diese  vor,  versäumt  also  sein 
neues  Motiv  auszubeuten.  —  a  setzt  von  vom  herein  die  Bekannt- 
schaft mit  nur  einem  Thiere  voraus,  nämlich  mit  Ysengrimus,  b  ver- 
bindet 4mal  Ysengrimus  lu/pus  (25,  331,  525,  565),  als  sei  dies  die 
unbekannteste  Person  des  ganzen  Fabelkreises;  sonst  nennt  a  seine 
Helden  bei  ihrem  ersten  Auftreten  mit  Gattungs-  und  Eigennamen, 
b  ahmt  dies  nach  beim  Fuchs  (23),  Gänserich  (537)  und  Hahn  (539), 
also  da,  wo  er  das  Original  wörtlich  abschrieb;  da  er  aber  das  im 
Yseng.  m  48 — 54  stehende  Personenverzeichniss  um  des  omnes  feras 
(14)  willen  strich,  musste  er  die  Vorstellung  nachholen  und  überliess 
sich  nun  der  freisten  Willkür:  bald  nennt  er  erst  das  Appellativ,  her- 
nach das  Nom.  proprium  {urms  45,  103,  112,  166,  Bruno  237;  Bock 
imd  Widder  64,  77,  Berfridus  und  loseph  83;  aper  166,  217,  234, 
Scurdarmtu  411;  cerwus  473,  BearidiM  533;  caprea  67,  526,  Berti- 
Uana  530),  bald  umgekehrt  {Karchophax  322,  a&ellus  325 ;  GtUthero  106, 
dieser  geht  nach  Malepartus  und  ruft  dem  Fuchs  zu:  , Unglückseliger, 
was  treibst  Du?'  und  in  der  Antwort  holt  nun  Beinhart  in  denkbar 
albernster  Weise  die  vom  Dichter  versäumte  Vorstellung  nach,  indem 
er  sagt:  ,-E^  ego  Reynhardus  mdpes,  quis  es  tu?  GhUthero  nonne 
lepus?';  man  muss  schon  annehmen,  dass  es  um  den  Fuchs  stock- 
dunkle Nacht  war  —  während  doch  der  Hase  in  ebenderselben  Pin- 
stemiss  Malepartus  fand  und  den  Burgherren  ebenso  wie  den  um  ihn 
aufgehäuften  Fleischvorrath  mit  Augen  erblickte),  bald  lässt  er  den  Eigen- 
namen ganz  aus,  wie  bei  dem  gewaltigsten  und  dem  verächtlichsten 
Thiere,  dem  Löwen  und  dem  Kater  (86)  —  natürlich,  den  Namen 
Tibertus  oder  Tehertus  fand  er  nicht  in  seiner  Vorlage,  des  Löwen 
Name  aber,  der  im  Ys.  zweimal  vorkommt,  war  von  ihm  UI  33  zu- 
gleich mit  der  für  ihn  unbegreiflichen  Herkunft  von  einem  ungarischen 
Vater  und  einer  suevischen  Mutter  bei  Seite  geworfen  und  1179  schon 
in  der  ihm  vorliegenden  Recension  y^  gestrichen.  —  29  f.  (vgl.  Yseng. 
in  65  f.)  Als  Grund  seines  Nichterscheinens  bei  Hof  gibt  R.  den 
vorbeiziehenden  Thieren  die  bald  von  Ohr  zu  Ohr  fliegende  Entschul- 


CXXXIV  VIII.    Ysengrimus  abbreniatos. 

digung  an*),  er  müsse   erst  Holz'^)  und  Speise  für  den  Winter  ein- 
sammeln; wenn  er  so  sein  persönliches  Wohlbehagen  der  Lehnspflicht 
vorzieht,  warum  wird  diese  ihn  schwer  belastende  imd  leicht  durch 
Zeugen   zu  erhärtende  Aussage  nicht  von  dem  Ankläger  mitgetheilt 
und  ausgebeutet?    —    45  S.    Tiefe   Stille   erfüllt   das   Sterbezimmer, 
schweigend  nehmen  die  Angekommenen  die  ihnen  angewiesenen  Plätze 
ein,  der  Wolf  aber  beansprucht  den  Ehrensitz,  und  während  man  nun 
glauben  sollte,  dass  der  allgemeine  Unwille  ihn  davon  vertriebe  (48), 
kichern  alle,  die  grossen  und  die  kleinen  Thiere  (47),  sogar  der  in 
den  letzten  Zügen  liegende  König  lächelt  (49,  vgl.  III  361)!  —  Auf 
des  Löwen  Frage  nach  dem  Heilmittel  macht  ihm  Dr.  Tsengnm  erst 
in  einer  Zeile  (55)  Hoffnung  auf  Wiedergenesung,  dann  denunciert  er 
in  6^  Versen  den  abwesenden  Fuchs  (56 — 62)  und  theilt  nun  erst  die 
erforderliche  Cur  mit.     Indem  der  Abbreviator  die  Beziehungen   des 
Originals   auf  die  vorangegangene  Feldmesserfabel  imd   die   dadurch 
begründete  Zwischenbemerkung  des  Königs  über  das  eben  wieder  frisch 
gewachsene,  jugendliche  Fell  des  Wolfes  strich,  kam  er  zu  jener  un- 
logischen Gedankenfolge.    Auf  solchen  Unsinn  kommt  man  nicht  aus 
sich  heraus,  verirrt  man  sich  nur  in  ungeschickter  Zusammendrängung 
einer  breiter  ausgeführten  Vorlage.  —  83  Der  König  antwortet  nichts 
auf  des  Wolfes  Heil  verschlag,  richtet  aber,  ohne  sich  auf  die  andere 
Seite  umzudrehen,  das  Auge  unverwandt  zum  Arzte;  da  stürmen  Bock 
und  Widder  auf  den  dicht  am  Krankenbett  sitzenden  Wolf  los  und 
stossen  ihn  mit  den  Hörnern,  d.  h.  sie  brechen  den  feierlichst  ver- 
kündeten Landfrieden  vor  dem  Angesicht  des  Königs,  ja  sie  müssen 
bei  dem  schnellen  Vorspringen  den  Schwerkranken  erschrecken,  wenn 
nicht  gar  verletzen,  und  dieser,  der  sonst  heftiger  und  aufbrausender 
Gemüthsart  ist   (105,  185  — 192),   nimmt  die  rücksichtslose  Flegelei 
beider  sanftmüthig  und  geduldig  hin,  ja  verbürgt  ihnen  unmittelbar 
darauf  in  überfliessender  Gnade  die  Sicherheit  ihres  Lebens  gegen  die 
Hinterlist   des    falschen    Arztes.     Zu   derartigen    unlöslichen  Wider- 
sprüchen gelangt  man,  wenn  man  bei  Kürzungen  des  sicheren  Gefühls 
für  das  Nothwendige  bez.  Entbehrliche  ermangelt;   im  Original  liest 
sich  die  Stelle  glatt  und  ohne  Anstoss. —  116  dempta  condicione  ist 
eine  arge  Übertreibung,   die  weder  im  Vorhergehenden  noch  im  Fol- 
genden einen  Anhalt  findet  und  auf  Missverständniss  von  Ys.  IQ  289  f. 
zurückzuführen  ist.  —    177  erzählt  R.  die  Geschichte  von  den   zer- 
schlissenen Schuhen  dreimal  und  zwar  immer  in  wälscher  Sprache; 
die  dreimalige  Wiederholung  derselben  Begebenheit  muss  nothwendig 


1)  efftviiare  sinü  nach  Ys.  lU  880.  2)  das  muwia  der  Vorlage  ist  missrer- 

Btaaden,  vgl.  zii  III  65. 


VHI.    TsengnmQs  abbreuiatus.  CXXXV 

ennüden  und  Langeweile  erregen,  und  wenn  der  Fuchs  seine  Sprach- 
gewandtheit zeigen  wollte,  konnte  er  sie  doch  einmal  wenigstens  in 
der  allen  verstiindlichen  lateinischen  Sprache  vortragen.  Der  ursprüng- 
liche Sachyerhalt  wird  klar  aus  Ys.  III  382 — 386,  einer  Stelle,  deren 
Sinn  freilich  nicht  im  Fluge  zu  erhaschen  ist.  —  Als  der  Fuchs 
äussert,  es  fehle  zur  Cur  noch  ein  schwer  zu  beschaffender  Gegen- 
stand, wird  der  König  sofort  (185  ff.)  erbost,  als  wäre  er  der  allmäch- 
tige Oott;  erst  nach  den  weiteren  Erklärungen  Reinharts,  dass  jenes 
Ding  im  Bereiche  seiner  oder  der  menschlichen  Machtsphäre  überhaupt 
liege,  ist  seine  Entrüstung  begreiflich,  also  nach  200,  aber  dann  hätte 
ja  der  Abbreviator  den  König  von  neuem  das  Wort  ergreifen  lassen 
müssen,  imd  er  wollte  doch  nun  einmal  —  selbst  auf  Kosten  der 
Wahrscheinlichkeit  —  die  Zahl  der  Reden  vermindern.  So  wird  der 
fehlende  Gegenstand  183—200  in  sichtbarer  Steigerung  als  fast  uner- 
Bchwinglich  hingestellt,  sodass  es  nutzlos  erscheine  ihn  auch  nur  zu 
nennen ,  dann  wird  er  ohne  jedes  weitere  Drängen  des  Löwen  wirklich 
genannt  (201  ff.),  und  nun  —  nascitur  ridiculus  mus  (209 — 212):  ,ein 
junger  Wolf  soll  seinen  Pelz  nur  auf  kurze  Zeit  herleihen  und  ihn 
dann  unversehrt  zurückerhalten,  selbst  ein  sprichwörtlicher  Grobian 
kann  solclie  Diogenesbitte  nicht  abschlagen*!  Und  trotzdem  gleich  bei 
der  ersten  Nennung  des  Reqiiisits  ausdrücklich  hervorgehoben  ist, 
dass  es  sich  nicht  um  dauernde  Auslieferung,  sondern  nur  um  zeit- 
weise Überlassung  handle,  die  Forderung  also  von  vom  herein  in 
abgeschwächtester  Form  gestellt  ist,  —  wird  auf  der  Höhe  der  Ver- 
handlungen unmittelbar  vor  der  Entscheidung  des  Monarchen  dasselbe 
Motiv  nochmals  als  neu  eingeführt  (380  f.  grandia  quando  dar  es? 
Prestandi  pietcUe  vicem  tribtientis  adequas)  und  in  ungewöhnlicher 
Breite  (381  —  394)  behandelt.  Offenbar  ist  207  —  211  eine  planwidrige 
Anticipation:  das  ursprüngliche  Verlangen  nach  dare  wurde  schliess- 
lich, um  dem  Besitzer  entgegenzukommen  und  ihn  nachgiebig  zu 
stimmen,  auf  blosses  prestare  ermässigt.  —  203  Der  Kräutertrank 
als  schweissbefördemdes  Mittel  muss  doch  gewiss  als  heiss  gedacht 
werden;  da  aber  die  Vorlage  in  ihrer  einseitigen  Richtung  auf  mög- 
lichst reiche  Entfaltung  des  Dialogs  die  Kochung  der  Kräuter  zu 
erzählen  versäumt,  so  lässt  der  Abbreviator  den  König  durch  einen 
potua  gelidus  das  Fieber  ausschwitzen.  —  227—232  redet  der  Fuchs 
in  recht  gehässigem  und  wegwerfendem  Tone  von  Ysengrim,  obwohl 
er  eben  erst  (2()6)  gesagt  hat  ,miUiu8  invidiam  voce  parabo  mea\ 
Überhaupt  ist  die  ganze  Art,  wie  die  Herrn  Barone  in  b  am  Hof 
auftreten,  zumal  gegen  den  Wolf,  weit  von  der  Höflichkeit  des  Ori- 
ginals entfernt,  sodass  der  König  mit  Recht  399  die  Rüge  ausspricht: 
,Sie  vekid  in  fwrem  vos  dedamaüs  in  iUuin\  —  257 — 265  , Gleich  in 


CXXXVI  VJJI.    YsengrimTis  abbreniatns. 

der  ersten  Gegenrede  zieht  Ys.  über  die  nequitia  des  Fuchses  los  und 
bezeichnet  das  ganze  Heilmittel  als  eine  trügerische  Erfindung.   Woher 
diese  Ereiferung,  wenn  er  doch  am  Schluss  einfach  darauf  hinweisen 
kann,  dass  ihn  die  ganze  Sache  nichts  angehe?'  W.  Brachmann.  — 
275  Das  Erstaunen  Brunos  steht  im  Widerspruch  mit  dem  Vorher- 
gehenden.   Er  weiss,  dass  nur  das  Fell  eines  37« jährigen  Wolfes  die 
heilende  Ki-aft  besitzt,   ja  er  hat  so  genau  aufgepasst,  dass  er  die 
bezüglichen  Worte  Reinharts  255  zu  wiederholen  beginnt,  und  wenn 
er  nun  verwundert  fragt:  ,Wie?  Ysengrim  ist  ein  Jüngling?',  so  muss 
er  ihn  doch  vorher  für  das,  was  er  ist,  für  einen  Greis  gehalten  und 
die   Möglichkeit,   dass   in   ihm  selbst   der  gesuchte  Heilwolf  stecke, 
gänzlich  ausser  Acht  gelassen  haben,   dennoch  sagt  er  244  in  einer 
vom  Abbreviator  hinzugefügten  Strecke:   ,SciB  fortasae  cutem  profore 
posse  tuam?'  —  Der  Nachweis  von  Ysengrims  Alter  wird  in  a  durch 
die  Aussage  der  vier  Zeugen  geftlhrt ;  aber  dieser  Zeugenbeweis  schien 
dem  Verf.  von  b,  als  er  sich  über  die  Gestaltung  der  Rede  Reinharts 
291  ff.  schlüssig  machte,   nicht  ausreichend:  er  lässt  ja,  da  gleich- 
alterige  Wölfe  schwer  zu  unterscheiden  sind,  die  Möglichkeit  übrig, 
dass  die  Zeugen  sich  in  der  Person  Ysengrims  irrten  imd  infolge  dieser 
Personalverwechslung  ihm  dasjenige  in  die  Schuhe  schoben,  was  sein 
Doppelgänger  gethan   und  gesagt  hatte.      Um  nun   die  Identität   des 
Pilger-  und  Hoftagswolfs  jedem  Zweifel  zu  entrücken,  bedient  sich 
der  Abbreviator,  angeregt  durch  III  657  ff.,  eines  Kunstgriffs.    R.  thut 
nämlich,  als  ob   in   der  Waldherberge  zwei   Wölfe  gewesen  wären, 
1.  ein  Anonymus,  Jupus  quidam'  291,  JiApus  iUe  hospes'  295,  J,upus 
nie'  311,  2.  Ysengrim  (293  f.);  nur  von  dem  ersteren  bezeugt  er,   er 
habe  sich  als  2 Vs jährig  bezeichnet,  Yseng.  aber  bezieht  diese  Alters- 
angabe auf  sich  und  nimmt  zugleich  die  Mittheilung,  dass  er  genau  vor 
einem  Jahre  im  Hospiz  mit  dem  Fuchs  zusanunengetroffen  sei,   ohne 
Widerspruch  hin.    Indem  er  so  nicht  bestreitet,  was  er  hätte  bestreiten 
müssen  (er  hätte  den  Alibibeweis  versuchen  und  den  Besuch  bei  der 
Ricke  und  ihren  Genossen  einem  anderen  Wolf  zuschieben  sollen) ,  und 
anderseits  dasjenige  bestreitet,  was  er  hätte  nicht  bestreiten  müssen 
(die  Altersaussage  eines  zweiten  Wolfs  konnte  er,  als  für  seine  Person 
irrelevant,  auf  sich  berufen  lassen),  liefert  er  den  untrüglichen  Beweis 
der  Identität  und  veranlasst  den  freudigen  Ausruf  Reinharts  311  ,ergo 
lupus  ille  fuiBii!'  —  Gut,  recht  geschickt,  ein  hübsches  neues  Motiv! 
—  hätte  nur  auch  der  Gärtner  den  Boden  für  die  neue  Pflanze  gesäu- 
beri  und  die  alte  bis  auf  die  entferntesten  Wurzelfasem  reinlich  her- 
ausgelöst !    Aber  das  Vorhergehende  bewegt  sich  völlig  im  Fahrwasser 
eines  anderen,  eben  des  alten  Planes  von  a,   R.  sagt:  ,Ys.  ist  ein 
Jüngüng,  ich  kann's  beweisen',  Bruno  erwidert:  , Wohlan,  so  beweise 


Vm.    Ysonfirriiiras  abbreniAtns.  CXXXVll 

es!\  und  was  nun  R  291  ff.  mittheilt,  beäeht  doch  jeder  auf  Ys., 
nicht  auf  einen  zweiten  Wolf.  Wenn  irgendwo,  so  tritt  hier  das  un- 
vermittelte Nebeneinander  von  zwei  einander  ausschliessenden  Motiven 
aufe  deutlichste  entgegen.  —  365  f.  werden  nur  durch  Ys.  IQ  663  ff. 
verständlich.  —  Vers  368  ist  ein  ganz  kopfloses  Plagiat  aus  Ys.  IV  318. 
In  der  Nacht  kann  man  wohl,  von  gespensterhaften  Erscheinungen 
gequält,  den  lichten  Tag  herbeiwünschen  und  es  verzweifelnd  beklagen, 
dass  dieser  wie  an  einen  Pfahl  gebunden  nicht  herbeieile,  um  den 
Spuk  der  Finstemiss  zu  verscheuchen  —  aber  wer  wird  am  Tage  den 
Tag  ersehnen?  Und  wollte  man  übersetzen:  ,Wehe  dass  der  Tag  wie 
festgebannt  stille  steht  und  nicht  vorwärtseilt,  um  der  Nacht  Platz 
zu  machen !  \  so  wäre  man  auch  um  nichts  gebessert,  denn  ob  es  nun 
Tag  ist  oder  Nacht:  der  König  braucht,  wenn  anders  er  die  Erisis 
'  überstehen  will,  ohne  Verzug  das  warme  Fell  des  jungen  Wolfes. 
So  kann  man  daraus  nur  den  Stossseufzer  herauslesen  ,Ach  wäre  ich 
doch  erst  aus  dieser  fatalen  Klemme  heraus!'  —  aber  für  diesen 
Gedanken  passt  eben  das  Bild  nicht ,  und  dieser  Gedanke  widerstreitet 
wiederum  den  zuversichtlichen  Worten  des  Königs  ,comtnodcU  ipse 
Ubens'  (400)  —  Der  Umdichter  huldigt  dem  neuen  Motiv,  den  Bär  in 
die  vicekonigliche  Stellung  zu  drängen,  so  erklären  sich  443  ,Infe8tu$ 
regi  fuit  infestusque  clienti'  und  459  .Impetit  oblcUo  regemve 
ursumve  dueUo\  letzteres  besonders  sinnlos,  da  Y.  ja  vor  dem  König 
niederknieet  und  den  Bär  ganz  ignoriert.  Bruno  ist  nichts  weiter  als 
ein  Diener  des  Königs,  der  mit  der  Majestät  nicht  auf  eine  Linie 
gestellt  werden  kann,  dessen  Stellung  Ysengrims  Ungezogenheit  gegen- 
über 425  80  correct  gekennzeichnet  wird  in  den  Worten  ^At  grates  a 
rege  manet,  cui  paruit,  ursus'.  —  Der  Verfasser  von  b  unterschätzt 
die  moralische  Kraft  und  schiebt  deshalb  die  physisch  stärkeren  Wald- 
thiere,  wie  Eber  und  Bär,  auf  Kosten  Beinharts  möglichst  in  den 
Vordergrund,  vgL  namentlich  217  und  233  f.  Aber  er  ist  auch  hierin 
nicht  consequent,  so  gibt  er  485,  nachdem  der  Bär  durch  sein  gewich- 
tiges Votum  die  Frage  unmittelbar  vor  die  königliche  Entscheidung 
gebracht  hat,  noch  dem  Fuchs  Gelegenheit  zu  einem  recht  kecken,  an 
dieser  Stelle  unpassenden  Schlusswort.  Überhaupt  treten  unter  diesem 
Gesichtspunct  die  beiden  Fabeln,  die  b  erzählt,  in  Widerspruch:  hat 
einmal  der  Wolf  nur  vor  körperlich  ebenbürtigen  Gegnern  gehörigen 
Respect,  also  dass  sich  Reinhart,  um  seinen  Willen  durchzusetzen, 
den  mächtigen  Eber  zum  Patron  erwählen  muss ,  so  begreift  man  nicht, 
wie  Y.  im  Hospiz,  wo  lauter  schwächere  Thiere  versammelt  sind,  so 
erbärmlich  feige  sein  kann,  ebensowenig  warum  die  Verbündeten ,  wenn 
sie  ihn  wider  Erwarten  so  gebrochen  und  widerstandsunfähig  sehen, 
nicht  den  günstigen  Zeitpunct  ausbeuten   und   ihm   einen  gehörigen 


CXXXVIII  Vin.    Ysengrimus  abbreniatus. 

Denkzettel  mit  auf  den  Weg  geben.  Wir  knüpfen  hier  gleich  die 
Besprechung  des  Schlusses  an.  Wenn  der  Dichter  von  b  es  auch  so 
darstellt,  als  entbänden  die  wallfahrenden  Thiere  den  Wolf  im  Hinblick 
auf  seine  vorgegebene  Jugend  von  dem  ihm  zugedachten  Amte  des 
Fuhrers,  ihm  unbehinderte  Heimkehr  gewährend,  so  weiss  er  doch 
66 — 68  recht  gut,  welchen  Misshandlungen  der  abziehende  Gast  an 
der  Schwelle  des  Hospizes  ausgesetzt  war,  ja  er  liefert  den  untrüg- 
lichen Beweis  dafür,  dass  er  ,zwei  aus  einem  umfassenderen  Ganzen 
gehobene  Episoden  darstelle',  durch  die  innerhalb  der  Grenzen  seiner 
Dichtung  nicht  in  Wirksamkeit  tretende  Instruction  losephs  an  Kar- 
chophas  ,FaCy  guecwmgue  iubeho  tibi,  contraria  iussis'  (595).  Daraus 
darf  man  aber  nicht  folgern,  dass  b  ein  am  Schlüsse  unvollständiges 
Fragment  sei,  denn  die  in  y  ausgezogenen  Spruche  gehn  nicht  über 
den  Umfang  von  a  hinaus,  zugleich  ,verrftth  es  gerade  Beabsichtigung 
eines  SchlussefFects ,  wenn  der  Dichter  in  den  letzten  zwei  Versen  jene 
von  den  Zuhörern  am  Eönigshofe  erwartete  Aussage  über  sein  Alter 
dem  abziehenden  Wolf  in  den  Mund  legt,  und  die  letzten  Worte 
,sicque  solutus  abit*  (vgl.  300)  lassen  über  den  erreichten  Abschluss 
keinen  Zweifel  übrig '  (W.  Brachmann).  Aber  wie  erklärt  sich  dann  595? 
Der  Dichter  gibt  an  zwei  Stellen,  291—300  und  525—527,  die  Dispo- 
sition zu  seiner  Gestaltung  der  Wallfahrtsfabel,  die  er  nach  der  letz- 
teren in  drei  Theile  zerlegt,  1.  qualiter  Y.  hospüiwn  adierü  (=  Ys. 
rV  1—360),  2.  cur  senex  alibi  vuvenetn  se  finxerit  (=  Ys.  IV  361 — 442), 
3.  quo  migraverit  modo  {=  Ys.  IV  443—666),  wobei  es  übrigens 
unbegreiflich  ist,  dass  der  König  nach  Abschnitt  3  fragt,  von  dem  er, 
da  dieser  als  unerheblich  für  den  Altersbeweis  Ysengrims  bei  der 
ersten  Skizze  unerwähnt  geblieben  war,  kaum  £enntniss  haben  konnte. 
So  gieng  also  der  Abbreviator  an  die  Erzählung  seines  zweiten  Schwanks 
mit  der  bestimmten  Absicht,  den  in  66 — 68  angedeuteten  dritten  Theil 
der  Begebenheit  gleich  den  beiden  ersten  in  seine  Dichtung  auf- 
zunehmen, und  übertrug  folgerecht  auch  in  595  die  Verabredung, 
welche  die  Pointe  des  dritten  Theüs  bildet,  in  seinen  Text.  Hernach 
überzeugte  er  sich  aber,  dass  , seine  Eraffc  zu  einer  Erneuerung  auch 
dieser  vom  Geist  der  Satire  gar  zu  sehr  zerfressenen  Partieen  nicht 
ausreichen  werde*  (W.  Brachm.),  verzichtete  auf  3  und  machte  mit  2 
den  Schluss.  Mono  hat  somit  Becht,  wenn  er  sagt,  dass  dieser  Aus- 
gang nicht  völlig  der  Erwartung  entspricht,  die  am  Hofe  des  Königs 
von  dieser  Geschichte  erregt  war.  —  Recht  unverständig  streicht  der 
XJmdichter  das  imterscheidende  Merkmal  des  zweiten  Wolfshauptes  642; 
infolge  dessen  musste  ja  der  Gast,  wenn  er  nicht  ganz  auf  den  Kopf 
gefallen  war,  die  List  merken.  Verbot  ihm  sein  Plan  die  Herüber- 
nahme -eines  satirischen  Motivs,  nun  so  hätte  der  Abbreviator  ja  ein- 


Vlll.    Ysengrimns  abbreaiatus.  CXXXLX. 


fach  noch  einen  Schritt  weiter  gehn  und  das  zweite  Wolfshanpt  über- 
banpt  beseitigen  können.  —  Und  was  ist  schliesslich  aus  der  Idee 
vom  Wolfmonch,  dem  Grund  und  Kern  des  Thierschwanks,  in  b 
geworden?  Sie  ist  gestrichen  —  und  doch  lag  sie  so  tief  im  Stoff 
dass  sie  sich  nicht  mit  Stumpf  und  Stiel  ausroden  liess  und  all  dem 
redlichen  Bemühen  des  frommen  Geistlichen  zum  Trotz  doch  an  einem 
Pancte  haften  blieb.  Mit  dem  bischöflichen  Gruss  tritt  Ys.  in  das 
Hospiz  (604),  von  einem  Bischof  oder  von  einem  Abt  erwartet  er  ehr- 
erbietigen Empfang  und  Gegengruss  (613  f.)  —  das  sind  Züge ,  die  man 
in  der  Welt  des  Ysengrimus  begreift  und  natürlich  findet,  in  der  des 
Abbreuiatus  aber  nimmermehr. 

b  ist  somit  ein  aus  dem  Streben  nach  möglichster  Zusammen- 
drangung  des  Dialogs  imd  nach  Streichung  jeder,  zumal  den  geistlichen 
Stand  treffenden  Satire  hervorgegangener  Auszug  aus  a,  der  mit 
einigen  weiteren  Zügen ^)  und  neuen,  wenn  auch  nicht  folgerecht 
durchgeführten  Motiven  bereichert  und  von  einem  Mönche^)  in  der 
Nähe  von  Aachen  an  der  Scheide  des  Xm./XIY.  Jahrhunderts  ver- 
f asst  ist 


1)  Dahin  geh5rt  z.  B.  der  Eigenname  Souirdarmus,  die  Anspielung  aaf  den 
Kamen  der  Fadusbnxg  (57  in  praua  parte) ,  die  Leber  als  Heilmittel  (70) ,  die  Beh&n- 
toBgscar  dee  Wolfee  (603—506)  und  die  Belohnung  Beinharte  (617  ff.).  2)  Vgl.  auch 
117  karieHmt  frattr,  121  nddo  deo  graiM,  37  indochtm,  396  «mioetos. 


Fabelscheldung  Ton  DED^C^ 


Incipiunt  capitula  htdus  libri,  qui  intitalatur  YsengrinTis,  et 
primum  capitultun  in  primo  folio,  ut  hio  ^Egrediens'  et  cetera.  Et 
enarrat, 

f  1.     Egrediens  silua  mane  Ysengrinus,  ut  escam. 
5  Quomodo  Ysengrinns  i.  e.  lupus  qnerens  uictoi  necessaria  sibi 

et  suis  obuiauit  Kenardo  i.  e.  uulpi,  et  letatus  est  ualde,  quia  Ysen- 
grinus cogitabat  Renardum  suscipere  in  cibum,  et  quomodo  Renardus 
hoc  uidens  se  excusauit  et  se  ipsum  deliberauit  ab  Ysengrino. 

Secundum  capitulum  incipit  sie  ,Indicat'  et  cetera  et  habetur 
10  in  quarto  folio  huius  uoluminis  et  tractat, 

^  2.     Indicat  hora  uiam,  gestabat  pone  baconem. 

Quomodo  Ysengrinus  Beynardum  detentum  ab  ipso  dimisit  et 
quomodo  habuit  baconem  a  uillano  ludificato  per  Reynardum. 

Capitulum  tertium  ,Callidus'   et  cetera  et  habetur  in  7  folio 
15  et  dicit, 

^  3.     Callidus  ad  paetam  questor  peruencrat  edem. 

Quomodo  Ysengrinus  baconem  comedit  et  uorauit  et  dimisit 
Reynardo  solummodo  retortam  siue  wisse,  per  quam  baco  pependit  in 


D*:  7  snsctpe.      12  Qnomo.      16  peraenorit.      17  baconem  fshU.      18  qaem. 

E:  Du  Argumente  sind  Mer  nicht  am  Sdüuaa  im  Zusammenhang  caufgefuhrt  «rte 
in  D,  wndem  slehn  geeonderi  am  jedeemaligen  Fabdeingamg  auf  daxu  freigetassenem 
Räume  rubrieiert.  1  bis  ^  fehlt.  5  i.  e.  Inpns  fehlt.  Statt  uictoi  bis  suis  mar 
nictum  saom.  6  Reynardo,  wie  meist.  i.  e.  nolpi  fehä.  oalde  bis  cibnm]  et 
nolait  eojn  comedere.  8  hoc  nidons  fehU,  der  Rest  der  xeHe  lautet  ae  excusat  et  est 
primum  exempltun.  Statt  9  bis  11:  Sequitnr  11  ezemplnm.  12  ab  ipeo]  abire  — 
ponnisit  18  quomodo  postea  habnit  bachonem  delnao  per  R.]  per  fraadem 
Reynardi  et  mnltas  inserit  cauillationes.  Statt  14  bis  16:  Seqnitnr  m  exemplom.  — 
17  comodit  et  noranit]  habuit.  dimisit  bis  uillani]  Reynardo  dimiait  retortam,  dann 
schUesst  E:  et  quomodo  Reynardus  eum  redarguit  et  Ysengrinus  se  excusat  proptor 
suum  ordinem  regulärem  et  quomodo  alias  redai^gutns  excusat  se.  . 

D  hat  eine  Zeile  Spatium  nur  beim  Beginn  folgender  Fbbän:  6,  8,  9,  11,  18,  21, 
betrahrt  also  hierin  noch  die  ursprüngliche  Bueheintheüung,  ausserhalb  der  Fabdscheide  bioas 
I  529.  Die  Fabetnumtner  ist  vom  RubritxUor  xugeseixt,  {einigemal,  natnUeh  bei  10,  11, 
12,  19,  20,  24,  von  der  vierten  Hand  ergänsU),  und  wear  in  disser  Fassung:  I  1  Primum 
exemplum.    I  181  Secundum  exemplum.    I  866  8™  exemplom. 


Fabelscheidong  von  D£D«C>.  CXII 

domo  uillani,  et  Reynardos  redarguit  ipsum  Tsengrinum  de  rasticitate. 
Et  quomodo  Ysengrinus  redargutus  a  Reynardo  se  exousaoit  per 
sanctom  ordinem,  quem  ipse  YBengrinus  tenebat,  regulärem. 

Quartum  capitulum  habetur  in  12  folio,  ibi  ,Commeatator'  et 
cetera  et  tractat,  5 

f  4.     Commentator  ad  hec  ,Ieuiter  sanaberis'  infit. 

Quomodo  Reynaerdus  duxit  Ysengrinum  ad  piscandum  pro  uin- 
dicta  peme  et  fecit  caudam  suam  mergi  in  aquam,  que  incipiebat 
oongelari^  ad  capiendum  pisces  per  ipsam.  Et  rogauit  eum,  ne  caperet 
rombos  seu  magnos  pisces  propter  pon4us  sed  quod  caperet  anguillas  10 
et  percas  et  alios  paruos  pisces.  Et  ipse  Ysengrinus  despexit  consilium 
Keynaerdi.  • 

Quintum  capitulum  in  15  foUo  et  incipit  ,Emergente'   et  cetera 
et  tractat, 

1*  5.     Emergente  die  Reynaerdus,  ut  arte  ferocem.  ^^ 

Quomodo  Reynaerdus  piscante  Ysengrino  rapuit  galli;m  sacer- 
dotis  Tnia-qftTn  cantantis.  Et  quomodo  fugit  et  uiam  fecit  uersus  Ysen- 
grinum piscantem,  insecutus  a  presbitero,  clero  et  populo,  ut  patruus 
suos  Ysengrinus  deprenderetur.  Et  mouuit  patruum  suum,  ut  fugeret 
ab  iUinc  propter  insequentes  ipsum.  Et  ille  miser  Ysengrinus,  qui  ^ 
primo  noluit,  modo  monitus  non  potuit,  quia  cauda  sua  ingelata  fuit 
in  aqua,  et  credebat  pondus  et  grauameu  sibi  euenisse  pre  multitudine 
piscium,  sed  non  erat  ita.  Et  inuentus  est  a  presbitero  et  populo  et 
crudeliter  uerberatus  et  fustigatus.  ^ 

Sextum  capitulum  incipit  in  21  folio. 


/>* :  7  Die  vom  Sdmiber  im  Foigenden  meist  gebrauchte  Pbrm  Beynaerdos  steht 
autgesekrieben  Z.  12,  sonst  abgekänU  Reyn'dos.  10  pisces  fehU.  15  ferooem]  fororem. 
2ü  iUac        23  est  fehU      fosticatus. 

E:  Stau  Z.A  bis  Q:  Sequitnr  IV  exemplmn.  7  Ranardos  ad  bis  perne] 
piscatom  8  saam  bis  aqnam]  immeigi  in  aqua  que  bis  9  eum]  et  com,  inciperet 
ingelari,  prohibait  ei  10  rombos  seu]  rombos  et  propter  pondus]  ponderosos  quod 
caperet  fehlt,  11  Nach  percas  sehHesst  E:  et  hoc  non  fecit,  et  ideo  male  sibi  accidit, 
Qt  apparet.  Stott  Z.  Vi  bis  2^:  Incipit  V  exemplum ,  quomodo  Ysengrino  piscante 
et  cauda  ingelata  Beynardus  rapuit  gallnm  cuiusdam  presbiteri  cantantis  missam,  et 
quomodo  insecutus  a  presbitero,  clero  et  populo  fngit  uersus  locum,  ubi  lupus  erat, 
at  ipse  deprehenderetur  et  tunc  ipse  Beynardus  ftigeret,  sicut  fecit,  et  tunc  ammonuit 
lapum,  quod  reoederet  cum  Ulis  piscibus,  quos  prendiderat  et  non  expectaret  plures, 
et  primo  noluit  et  postea  non  potuit,  quia  cauda  erat  ingelata,  et  fuit  fustigatus.  — 
i^aü  Z.  25  /*. :  Sequitur  VI  exemplum. 

D:  I  589  Quartum  exemplum.       I  735  .5.  exemplum.        II  1  6*^  exemplum. 

C'S  XU  n  1 :  Incipit  sextum  exemplum ;  die  Inhaltsangaben  fehlen  in  C^  durchweg. 
Der  Zusatz  ist  hier,  wie  regelmässig,  am  Rande  nachgetragen;  eine  Zeile  Spatium  fand  C^ 
taer  am  Anfang  der  Bücher  {^lU,  IV,  VII),  ausserdem  noch  I\'  811  vor. 


CXLII  Fabelscheidnng  von  DED^C«. 

*f  6.     lam  laxanda  suas  iteranda  ad  nerbera  aircs. 

Quomodo  Aldrada  abscidit  caudam  Ysengrini  piscantis.    Et  quo- 

modo  fagiens  sine  cauda  maledixit  Reynaerdo  traditoii  suo   et  con- 

uiciatus  est  ei ,  et  quomodo  Reynaerdus  absconditus  et  uidens  miseriam 

5  Ysengrini  excusauit  se,  et  dedit  lupo  intelligere,  quod  pro  bono  suo 

cauda  fueht  abscisa. 

Septimum  in  26  folio. 

^  7.     ,Patrue,  res  melius,  quam  speras,  accidit'  inquit 

Quomodo  quatüor  arietes  conspirati  sunt  in  Ysengrinum  uolen- 
10  tem  eos  comedere  et  quomodo 'quassauerunt  onmia  membra  sua  semi- 
uiuo  relicto. 

Ootauum  in  34  folio  et  hie  initium  secundi  libri. 

4*  8.     Ut  miseros  fortuna  premit,  mansuescere  nescit. 

Quomodo  Ysengrinus  se  fecit  phisicum  regis,  leonis  inflrmi,  et 

15  accusauit  Keynardum  absentem.    Et  quomodo  Eeynaerdus  uocatus  ad 

curiam  leonis  se  excusauit  et  factus  est  phisicus  regis.    Et  consilio 

suo  so.  Reynaerdi  fuit  Ysengrinus  excoriatus  ac  ibi  continentur  multe 

alteroationes  inter  Reynaerdum  et  Ysengrinum. 

Nonum  in  58  folio  et  tertius  liber  hie  incipit. 

20        "T  9-     Orandi  studio  loca  uisere  sacra  solebat. 

Quomodo  caprea  peregre  proficiscitur.  Et  quomodo  Ysengrinus 
uoluit  apud  ipsam  et  suum  collegium  hospitari  et  expulsus  est,  et 
postea  admissus.  Et  apposita  sunt  sibi  ad  comedendum  capita  lupomm 
et  nichil  aliud,  et  quomodo  Carchophas  i.  e.  asinus  intrusit  ipsum  in 
25  ostium  et  alü  proceres  ipsum  despexorunt  et  omnia  membra  sua 
attriuerunt. 

Decimum  in  73  folio. 


D* :  1  abera  laxanda  auch  in  D  4  est  fehlt  miseram  5  dedit  lapo 
int.  fehlt       10  qnassanerint       17  sc.  feMl       25  procheres. 

E:  2  Aldrada,  oxor  presbiteri  8  maledixit]  minatos  est  suo  proditori  — 
et  bis  ei  fehlt  4  abscondens  se  uidit  miseriam  totios  facti  et  excusauit  so  apud 
Ysengrinum  6  et]  et  quo  pro  bono  et  utilitate  sua  osset  sua  cauda  mutilata.  — 
Z.  7  und  8]  Seqnitur  YII  exomplum.  9  in]  contra  10  quomodo  fehlt  ipso  semiuiao 
in  pratis  relicto.  Z.  12  und  13]  Incipit  socundus  liber.  14  fecit  se  leonis  fehli 
16  uocatus  biß  16  et  fehlt  16  efTectos  ftiit  regis  fehU,  dann  et  de  consilio  regis  et 
procurauit  excoriari  lupum  17  ac  ibi  cont.]  et  sunt  18  inter  R.  et  T.]  inter  eos. 
Z.  19  und  20]  Incipit  tertius  liber.  21  capra  22  est  expulsus         23  sibi]  ei 

24  et  nichil  aliud  fehlt       Carchophas  i.  e.  fehlt       ipsum]  eum.        Z.  27  fehlt. 

D:  n  271  .7.  exemplum.  III  1  8™  exomplum.  IV  1   .9?>  exemplnm. 

IV  811  Capitulum  X." 

C»  zu  II  271  Incipit  septimum  exemplum.  III  1  Incipit  octauum  exemplnm. 
IV  1  Incipit  nouum  exemplum.        IV  £11  Incipit  decimum  exemplum. 


FU>el8cheidiing  von  DEIHC.  CXLTTT 

1*  10.     Grastina  lax  aderat  mirantür  gallas  et  anser. 

Qaomodo  gallns  inuentus  est  a  Reynaerdo  et  rogatus  a  Rey- 
naerdo,  ut  iret  secum,  et  gallus  noloit,  qiiia  timebat.  Et  tarnen  callide 
raptos  est  a  Reynaerdo  et  portatns.  Et  quomodo  idem  Reynaerdus 
delusuB  est  a  gallo.  5 

ündecimnm  in  78  folio.  * 

f  11.     Insipiens  qoandoque  rapit  sapientis  itemqae. 
Quomodo  Reynaerdus  conquestus  est  sibi  de  gallo  et  maledixit 
snis  dentibus  et  reuersus  ad  gallum  stantem  super  quandam  arborem 
dizit  pacem  firmatam  fore  ubicunque  locorum.    Et  obtulit  ei  cartam  10 
pacis.    Et  gallus  noluit  sibi  credere,  sed  dixit  sese  uidere  canee  a 
longe,  et  propter  timorem  canum  Reynaerdus  fugam  arripuit 
Duodecimum  in  84  folio. 

f  12.     Postquam  depolsa  potuit  formidine  über. 

Quomodo  Reynaerdus  obuiauit  ouidam  coquo,  qui  dedit  sibi  15 
artocreas  et  rasit  sibi  coronam.  Et  Ysengrinus  gustauit  de  eis  et 
factos  est  monachus.  Et  tenuit  locum  cuiusdam  sacerdotis  nuper 
mortui,  qui  erat  custos  ouium,  et  postea  redarguit  flatus  et  officia 
mnltorum  in  monasterio  et  coquos,  qui  coquebant  carnes,  quas  crudas 
moliores  esse  dicebai  20 

Tertium  decimum  capitulum  in  91  foüo. 

f  13.     Interea  duro  Reynaerdus  liber  ab  hoste. 

Quomodo  Reynardus  uisitauit  patrueles  suos,  filios  Ysengrini, 
patrui  sui.    Et  quomodo  delusit  uxorem  Ysengrini,  materteram  suam. 

Quartum  decimum  capitulum  in  94  folio.  25 


Z>*  ächrmbl  1  aaoor,  7  Incipiens,  17  monacns,  22  Benaerdos  20  meliores 
esse  dic.J  meUoB  dicebant 

E:   Z.  1]  Seqnitar  X  exemplnm  2  rogatus  bis  iret]  quomodo  Beynaidus 

rogaoit  eom  ire  3  quia  timebat  fehlt         callide  fehU  4  idem  R.  fehU    — 

Z.  6  itnd  7j  Seqoitur  XI  exempliun.  8  conqueritor  sibi  ipsi  9  dentibus  suis  — 
9  stantem  bis  arborem]   supra  arborem  existentem.  10  firm,  bie  loc.]  nbiqne  esse 

finnatam  ei  obtolit  11  Ks  12  se  canes  oidere  de  longe  et  ob  metnm  illonun  oagos 
et  fiunelicns  a  looo  recessit.  Z.  13  und  14]  Seqnitar  Xu  exemplnm.  15  coco  — 
16  et  bis  ooronam  foMi  ilüs  17  nnper  fshU  18  moritnri  verlas  Mone  taent  — 
flatus  et  fekU,  Aenao  19  mnltomm  19  qnas  cmdas]  eo  qnod  libentins  eas  comedebat 
crudas  et  eos.  Z.  21  itnd  22]  Seqnitar  XIII  exemplnm.  24  patrni  sai  (Mi    — 

Qxorem  bis  snam]  matrem.         Z*  25  fehlt. 

D:  y  1  Undedmnm  capitnlnm.  V  325  Xü»»         Y  705   .13.  exemplnm. 

V  821  .14.  exemplnm. 

C*  Y  1  Indpit  nndecimnm  exemplnm.      V  325  Incipit  dnodecimom  exemplnm. 

V  705  Incipit  tertiam  decimam  exemplom.  V  821  Incipit  qnartnm  docimnm  exemplnm. 
Hei  X  069  fehU  die  Beischriß,  bei  den  folgenden  ist  die  Lücke  in  C. 


CXLIV  Fabelscheidung  von  DED*€8. 


1"  14.     Finierat  decimus  lector  signumque  canendi. 

Quomodo   Ysengrinus  monachus  factus   est  et  rogatos  cantare 
decimam  uersum  et  non  intellexit  signa  monachoram  et  ufins  est  uoce 
sua  sine  signis.    Et  monachi  intelligentes  uocem  lupi  cachinnati  sunt 
5  Quintum  decimum  capitulum  in  95  folio. 

^15.     lamque  tonante  cauas  zirbo  transponere  faoces. 

Quomodo  Ysengrinus  ductus  in  cellaria  uini  detrazit  duciculos 
a  doliis.  Et  dicebat  se  per  praua  opera  acquisiturum  prelationem  sicut 
alios,  qui  propter  boc  ex  ordine  illo  pontificabantur.  Et  abbas  suus  et 
10  monachi  et  alii  officiales  dederunt  sibi  plurima  uerbera,  que  uocabant 
Sacra  omamenta  pontificum.  Et  sie  fustigatus  recessit  et  inuenit 
uxorcm  suam  uinctam  et  ambo  minati  sunt  Reynardo. 

Sextum  decimum  capitulum  in  100  folio. 

f  16.     Desierat  Bruno,  lausque  astrepit  undique  dicUs. 

15  Quomodo  Goruigarus   id  est  equus  exiuit  paludes,    in   quibus 

cyconia  credebat  ipsum  remansurum. 

Septimum  decimum  capitulum  in  100  folio. 

^  17.     üt  lupus  hone  uidit,  plagarum  oblinia  fiunt, 

Quomodo  Ysengrinus  petiit  a  Coruigaro  pellem  suam  et  partem 
20  de  came.  Et  Goruigarus  uoluit  ipsum  tonsurare  et  ducere  in  nemus 
solum,  et  alter  noluit.  Et  quomodo  Ysengrinus  imposuit  ei  furtum 
anulorum  de  portis  et  ostiis.  Et  Goruigarus  ipsum  percussit  tandem 
pede  et  dimisit  ferrum  in  fronte  Ysengrini  et  dixit  se  iam  unum  anu- 
lum  restituisse,  et  sie  delusus  iacebat  Ysengrinus. 
25  Duodeuicesimum  capitulum  in  103  folio. 

1*  18.     Talibus  expletis  sano  gauisa  tyranno. 

Quomodo  Beynaerdus  Ysengrino  conquerenti  de  pellis  sue  amis- 
sione  imposuit,   quod  uellet  secare  ügna  rogis  in  silua.    Et  quomodo 


D* :  2  roanachus  3  decimum]  luium  4  concinnati  6  ao  ctuch  D  7  celiarlo 
9  alii        14  laus        15  aUU  Comigarus        exit        22  tamon        28  imposuit  «bi. 

K.   Z.  1]  Sequi tur  XIIII  oxemplum.  2  factus  bin  rogatusj  monitus  ost  ^^ — 

Z.  5  und  6j  Sequitur  XV  exemplum.  7  celaria  8  accjuisitam  verUis  Mone.  9  et  hinter 
suus  fehU  10  officiati  nocabantur  12  ambo  bis  sunt]  minati  sunt  ipse  et  ipsa  — 
Z.  13  und  14]  Sequitur  XVI  exemplum.  16  cykonia  eum.  Z.  17  und  18]  Sequitur 
XVn. exemplum.  19  petiit  fehlt  20  hinter  came  stM.  habere  uoluit  eum  ton- 
soraro  21  alter]  ipse  22  portis  et  fehit  eum  tandem]  de  23  pede  posteriori 
—  Ys.]  eius  24  iacuit  delusus  Ys.  fehlt  Z.  25  und  26]  Incipit  XV^III  oxemplum. 
27  de  sua  pello  ammissa       28  lingna 

D:  V869  .16.  exemplum.  V  1129  .16.  exemplum.  V  1167  .17.  exemplum. 
VI  1  .ISl*»  exemplum. 

C^:  VI  133  Incipit  nonum  decimum  exemplum. 


PabelÄcheidung  von  DETHO«.  CXLV 


Reynaerdus  dnzit  YseDgrinum  ad  caolas  loseph  i.  e.  arietis.  Et 
loseph  fecit  Ysengriniim  hyare  et  mit  in  os  eins  cum  comibiis,  que 
confregeront  os,  palatum  et  labra,  et  cecidit  quasi  mortuus. 

Undeuicesimum  capitulum  in  106  folio. 
^19.     Conaalaisse  lupum  fama  perhibente  renidet  5 

Quomodo  Reynaerdus  duxLt  Ysengrinum  ad  campos  cum  leone. 
Et  c^tam  uitulam  partitus  est  Ysengrinus  ad  suum  malum,  sed  Rey- 
naerdus repartitus  est  ipsam  ad  iussum  et  placitum  leonis.  Et  docuit 
Ysengrinum,  quomodo  se  haberet  circa  reges  et  superiores. 

Yicesimum  capitulum  in  110  folio,  sc.  ,Hiis  siluit*  et  cetera  et  10 
narrat  ibi, 

1"  20.     Hiis  silait  dictis  rimansque  procacibus  birqais. 

Quomodo  Ysengrinus  ex  consiHo  Reynaerdi  petiit  a  Carcopba 
i.  e.  asino   pellem  suam,   et  Carcophas   contradixit.      Et  Ysengrinus 
iurans  eam   sibi  debitam  esse  captus  et  detentas  est  a  pedica  per  15 
fraudem  et  malitiam  Reynaerdi. 

Yicesimum  primum  capitulum  in  folio  114  et  incipit  ,Hos  tan- 
dem'  et  dicit, 

^21.     Hos  tandem  finire  nolens  fortana  labores. 

Quomodo  Ysengrinus   refert  Salaure    actus    suos  et  uult  eam  20 
osculaii  tanquam  suam  matrinam.    Et  ipsa  diffidit  de  eo  et  petit  dici 
missam  ab  eo.    Et  interim  conuocat  totam  suam  progeniem  et  insurgit 
in  ipsum   et  extrazerunt  epar  et  omnia  uisoera  et  mortuus  est  et 
comestus  a  scropba  et  aliis  minutatim. 

Yicesimum  secundum  capitulum  incipit  ,Cana  geras'  et  cetera,  25 
ut  habetur  in  122  foUo,  et  tractat, 

1*  22.     Cana  geras  annis  sed  mentem  canior  asta. 


D^ :  1  dazit]  eiwa  cepit  oder  rapit,  autradiert       2  yhaie      et  loseph  ruit    — 

hir 
5  prohibente       8  reptitas       12  i  1 1  qois       15  eese  ez  debito  et  tnnc  captos       22  in- 
terim] ipsa       27  geras  aiuok  D     mente 

E:  IB.  fehlt  Ts.]  enm  caolun  loseph  i.  e.  fehU  Et  bit  Ts.]  qni  fecit 
eam  2  cornibns  (oAfM  cum)  vor  in  os  qne  bis  mortuns]  et  confregit  eam  omnino. 
Z.  4  «nd  5]  Seqnitor  T^TX  exemplam.  7  malum  swun  8  partitas  eam  iussum 
et  plac.]  beneplacitum  9  sup.  suos.  Z.  10  bit  12]  Sequitur  XX"*  exemplam.  18  de 
coDsüio  a  hia  asino]  ab  asino  Gare.]  asinus  15  eam  fehU  et  detentas  fehlt  — 
16  et  malitiam  fdUt  Z.  17—19]  Sequitur  XXI  exemplum  21  diffidens  de  eo]  deo, 
et  fehlt  22  ab  eo  fe/Ul  totam  fehU  pn^.  suam  23  epar  et  fehlt  uisc.  sua 
24  a  scropha  cumestns         et  aliis  minutatim  fMt  Z.  25—27]    Sequitur  XXn 

exemplum. 

D:  VI13»  Capitulum  .19?"  VI  849  Capitulum  .20?"  Vn  1  21.  exemplam. 
Va  443  22.  exonplum. 

C^:  VI  S^  Incipit  uincesimum  exemplum.  VH  1  Hie  incipit  uincesimum 
primum  exemplum.       VH  448  Hie  incipit  uicesimum  secundum  capitulum. 

Voigt,  Ysengrimus.  k 


CXLVI  Fabelscheidtmg  von  DED^O». 


Quomodo  Salaiira  et  Becca  sorores  oolloquuntur  et  ooncbrdant, 
quod  Ysengrinus  non  habeat  sepulcnim,  quia  uita  sua  fiiit  neqxuun, 
ac  etiam  hie  recapitulant  qaedam  antiqua  facta. 

Yicesimtim  tertinm  capitolum  incipit  ,Flaiictiire*  et  cetera  in 
5  folio  123  et  ibi  tractat, 

^  23.     Planctiire  graniter  cari  pro  morte  Salanre. 

Quomodo  Beynaerdus  qnasi  inscius  mortis  Ysengrini,  patmi  sui, 
planxit  eum  et  petiit  consepeliri  sibi  pre  dolore. 

Yicesimom  quartnm  et  ultimum  in  folio  124  et  incipit  ,Quani 
10  longum'  et  cetera  et  dicit, 

4*  24.     Quam  longam  diaina  ferat  patientia  sontes. 

Quomodo  Salaura  proponit  quedam  exempla  notabiUa,  et  quo- 
modo Reynaerdus  redarguit  ipsam  de  aliquibus  dictis.  Et  concludit 
Reynaerdus,  quod,  si  Ysengrinus  esset  superstes,  ulcisceretur  obloquium 
fatue  Salaure,  a  qua  occisus  est,  et  sie  finitur  liber. 


D^:  1  Betta       2  babebit       10  longom. 

E:  1  coUoq.  et  fMt  3  habeant  qnod  uita  verltu  Mone  saa  bis  neqnam] 
eins  nepbanda  fcdt  3  ac  M»  rec.]  et  recapitalat  fiicta  antiqua.  Z.  4  Ms  6J 
Seqnitnr  XXIII  exemplnm.  8  plangit  petit  pre  dol.  fehlt.  Z.9bis  11]  Seqnitor 
XXnn  exemplnm.        12  et  notab.       14  Beyn.  fehU      Ys.  si       15  Sal.  fiitne. 

D:  Vn  605  28.  exemplnm.         Vn  549  Capitnlnm  24.  und  das  Zeichen  Hf 

C^:  vn  506  tmd  549  fehlt  der  Zueatx. 

Da  die  unUkürUdie  Änderungen  begünstiffende  prosaische  Florm  der  JFbbeiargumeniB 
eine  sichere  Reoonstrudion  ausschliesst,  so  habe  ich  mich  im  Obigen  begmigi^  D^  mit 
Tagung  der  augenscheinlichsten  Versehen  über  dem  Strich,  D,  E  und  C^  unler  demselben 
vriederxugeben,  

Versus  ooto,  in  quibus  tota  matelia  istius  libri  conoluditur  a. 
XXnn  oapitula: 

Ren  capitur.    Pemam  rapii    Ezcusatque  retortam. 
Pisoatur.    Gallum  querit.    Cauda  mutilatur. 
Arua  metit.    Medious  nudatur.    Fit  peregrinus. 
Luditur  a  gallo.    Dentes  terit.    Artocreas  est 
5  Yisitat.    Ignorat  flatus.    Pincema  fit  et  poni 

Ibis  blanditur.    Frons  spiratur.    Lupus  hiscii 
Yitula  partitur.    Pedicatur.    Et  oscula  luzit. 
De  tumulo.    Plangit  Reynardus.    Finis  in  exem. 


Nur  von  D*  überliefert,  fol.  135^       capitnli       1  Fttnam,  vie  D*  auch  sonst 

sehreibt        2  mntnlatnr        4  Über  est  steht  die  Ohsse  commedit        5  D*  verdeutHeht: 

pla 

pont-ifex       6  Frons]  Flos       8  De  tomnlo  plangit  Beynaerdos       exem. 


'/  \ 


^c»  (,v«^r«»*' 


Ysengr  imus. 


Voigt,  TMngrimas. 


LiberPrimus. 

Jligrediens  silua  mane  Ysengrimas,  ut  escam 

leionis  natis  qa^reret  atqae  sibi, 
Cemit  ab  obliqao  Reinardam  cuirere  aulpem, 

Qni  simili  stadio  ductus  agebat  iter, 
pTQüisusque  lupo  non  uiderat  ante  uidentem,  5 

Quam  nimis  admoto  perdidit  hoste  fagam. 
nie,  ubi  cassa  fuga  est,  mit  in  discrimina  casus, 

Nil  melius  credens  quam  simolare  fidem, 
lamque  salntator  nelati  spontaneus  infit: 

,Contiiigat  patrao  pr^da  cupita  meo!'  10 


1, 1  Ysengrinns  egens  silnis  egressoB,  nt  oscam 

3  Beinardiim  incedere  nnlpem 
6  Qao 

9  Atqae 


Titel  und  Buehangdbe  fehlt  ABE,  Incipit  Ysengrinus  .  primuin 
exempliim.  D  1  siloam  E—A  hat  anfaaigs  (I  1, 13)  Ysengiimns, 
dawn  stets  Isengrimns;  nur  Tsengrimus  haben  A^aßy;  durchweg  Ysen- 
grinTis  sttht  in  BCDED^BH;  D  bewahrt  in  Ysengrimigene  IV  744, 
V  (709)  716  das  urspr.  m;  /*  hat  im  Tita  Ysengrinus,  im  Text  (I  1) 
Isengiiniis,  in  den  übrigen  Bruchstücken  kommt  der  Name  nicht  vor. 
—    2  ieimius  BE  3  A  schreibt  stets  Reinardus,  ebenso  B  (nur 

I  3  Renardus)  und  h,  CDED^  regelmässig  Reynardus  (C  vereinzelt 
Beinardus  und  Raynardus,  DED^  selten  Reinardus),  D»  Renardus  und 
Beynardus,  1>*  daneben  gern  Reynaerdus,  «  stets  Renardus,  ß  Reyn- 
hardus.  6  ,Male  in  add.  crit.  p.  298  Mon,  pro  quam  iubet  legi  quo. 
Ante  et  quam  sibi  necessario  respondent.'   Borm.        10  petita  DE. 


1,  1  A^D^h;  in  h  allein,  von  A'*  mit  aüus  über,  von  D*  mit 
uel  sie  daritbergeschr.         3  so  A;  uel  incedere  X>'  6  uel  quo  2>* 

—  tfber  hoste  i>*  uel  ante         9  uel  atque  D*         10  uel  cupita  D* 

1* 


I 


Liber  Primiis,   11  —  20. 


(Dicebat  patruura  falso  Reinardus,  ut  illc 
Tamquam  cognato  crederet  nsqne  sno.) 
,Contigit*,  Ysengrimus  ait,  ,l^tare  petisse, 
Opportuna  tnas  obtulit  hora  preces: 
15  Ut  quQsita  michi  contingat  pr^da,  petisti, 

Contigit,  in  pr^am  tc  exigo,  tuquc  daris, 
Difficilis  semper  non  est  deus  eqna  pctenti, 
Te  petere  attendens  ^qua,  repente  dedit. 
Te  michi  non  potuit  contingere  gratior  hospes, 
20       Non  me  hodie  primum  perfida  nidit  auis, 


13  te  l^ta  petisse 
te  recta  petisse 


iisque 

12  atque  B')  13  ^f  ABD;  E  erst  hei  19.  17  D  nicM 

vovi  Rubricator  ausge füllt  f.  18  dabit  B 

13  te  leta  petisse  DE,  über  leta  D»  uel  recta. 


20  Mit  perfida  auis  kann  mittelnlterlich  gemeint  sein  1.  die 
Fledermaus,  vgl.  den  Kampf  der  Pferde  tmd  Vögel  im  Anon.  Ne- 
veleti  III  4,  2.  der  bubo,  gemäss  der  Ascalaphusfahel  Ovid  Metam, 
V  538 — 550,  bezto,  die  noctua,  so  werden  bei  Nigeüua  Wireker 
Spec,  sttdU  edidit  Wright  p,  131  Z.  7—22  allerhand  böse  Angängt 
aufgeführt,  von  Vögeln  mw  die  Naehtetde: 

Noctua  prima  precor  sit  auis,  qu^  mano  sereno 
Exeat  occurrens  hostibus  atra  meis. 
3.  der  Kuckuck,  vgl  IV  52S  und  Zs.  f  d.  A.  XXIII  284  f.  r« 
Odo  von  Ciringtonia  4a;  indessen  ist  bei  1.  und  2.  das  Merkmal  der 
Treulosigkeit  nicht  genug  in  die  gemeine  Anschauung  des  MA  über- 
gegangen, und  bei  3.  ivird  das  Hauptzeugtiiss  für  den  schlimmen  An- 
gang  (Walther  ed,  Lachm.  73,  31  /*.)  durch  die  Lesart  der  gouch 
(3f.  Haupt  Opusc.  II  257)  u/ndcher^  und  selbst  wenn  man  den  gouch 
vorzieht  {W,  Wackernagel,  Kl,  Schriften  III  211  f),  so  knüpft  siefi 
das  Omen  doch  an  die  erste  Begegnung  im  Jahre,  nickt  an  jedem 
Morgen,  vgl.  Chemnitzer  Rockenphilosophie  nr,  374,  Myih*  II  565. 
Am  wahrscheinlichsten  ist  darum  4.  der  Rabe,  dessen  Per  fidle  aus 
Genesis  VIII  7  ff.  das  ganze  MA  hindurch  sprichwörtlich  geworden  ist 
{Sedul.1 158y  Theodul.  79  ,coruum  perfidiae  damnaut  animalia  quaeqiie\ 
NigeU.  Wireker  Sp.  stult.  p.  118  Z.  14  v.  u.  ff.,  Alex.  Neckam  de  lau- 


1)  Wo  der  Cknredor  nieiä  angegcbm  %cird,  ist  es  der  Texlsehreiber  seibat. 


über  Primus,  21 — 30. 


Unde  uenis,  uesane  Satan?  non  coro  rogare, 

Quo  tendas,  ego  te  longius  ire  ueto; 
Si  quid  adhuc  exinde  tibi  procedere  restat, 

Hoc  tantum  in  fances  progrediere  meas. 
Hinc  uideo  duplicem  nobis  consurgere  fructum:  25 

Scilicet  h^c  stomacho  proderit  csca  meo, 
Phisicaqae  Obitio  non  hQC  michi  lecta  magistro  est, 

Deutibus  inscripta  est  atque  legenda  meis; 
Cumque  Camena  me^  te  totum  s^serit  alui, 

Nee  uia  longa  tibi  est  nee  metuenda  breois.  30 


24  tarnen  B  27  Icta  E  est  fehlt  BE  29  cauema  DE, 
darüber  uel  camena  i.  e.  circuitus  2>*  crumona  conj.  J.  Grimm  — 
mei  DE,  vgl.  II  545        senserit  E 

dibus  diuin.  sapient,  II  509 — 558  u.  s.  w.)  und  der  als  Unglück- 
bringender  Angangsvogel  bezeugt  wird  Myth.^  III  323,  438,  Wuttke, 
Volksäberglaube*  jp.  188,  Birlitiger,  Aus  Schwaben,  I  414,  Bochholz, 
Beutscher  Glaube  und  Brauch  I  p.  155  f.,  über  seine  Beziehung  zum 
Teufel  vgl.  auch  Myth.*^  II  833,  Wessely,  Die  Gestalten  des  Todes 
und  des  Teufels  p.  90.  25  vgl.  VI  436  f  27  obitio  ist  weder 

=-'  obicio  (X>*  erklärt  zur  Stelle  und  im  Glossar  contradico)  noch  Dativ 
des  ungeheuerlichen  Moneschen  Wortes  obitius  ,oberflächlich\  noch  mit 
Bormans  zu  Orbilio  bez.  sorbitio  zu  ändern  y  sondern  es  ist  Obizo, 
Leibarzt  Ludwigs  VI  von  Frankreidi,  Magister  der  Medicin  am 
Kloster  S.  Victor  zu  Paris,  f  20.  Februar  1139;  weiteres  in  der 
EinleUung.  29  Unter  den  mannigfachen  Metaphern  für  den  Wolfs- 
hauch  (penetraüa  I  161,  m  1011,  VH  268,  hospitium  I  163,  Caribdis 
I  641,  IV  750,  mantica  I  1054,  IV  752,  bulga  I  1060,  cacabus  H  404, 
camerae  m  148,  uter  II 150,  Gehenna  IV  754,  Auemus  IV  756,  bara- 
trum  V  378,  uincula  V  555,  cancelli  VI  98,  follis  VI  317)  ist  Camena 
Mm  so  weniger  auffällig,  als  Ys.  selbst  VII  49  ff.  seinen  uenter  als 
camea  clanga  bezeichnet,  VII  63  schildert,  wie  sein  Bauch  cimbala 
moaet,  und  VII  65  f.  hinzufügt,  dass  keine  Glocke  zuverlässiger  die 
Euren  singe  ^  als  dieser;  für  die  dudelsackförmige  Bauchgestalt  vgl. 
1 417  f.j  II 548.  So  wird  seine  Leber  als  Urkunde,  sein  Herz  als  Siegel, 
seine  Kehle  als  Trompete  VII  431  ff.  aufgefasst.  Das  Bild  ist  an 
dieser  Stelle  zugleich  durch  28  hervorgerufen:  die  Muse  hat  diese  Magen- 
heHkwide  (vgl  phisica  nostra  III 144)  auf  das  Buch  seiner  Zähne 
geschrieben,  dem  Geschmack  des  Jh.  gemäss  in  Versen  (Aegidiiis  Corbol. 
Be  compos.  medic.  140  f.,  Leyser  p.  510).       29  f.  vgl.  VII 376—383. 


6  Libor  Prinrna,  31  —  46. 


Condoleo,  quia  sQpc  pedes  lassaris  eundo, 

Sis  faciam  miles,  nee  grauia  arma  timc, 
Efficieris  eques,  sed  non  oneraberis  armis, 

Incumbet  collo  sarcina  tota  meo; 
35  At  ne  forte  cadas,  equitabis  morc  prophetQ, 

Non  tibi  sella  super  dorsa  sed  intus  erit, 
Nee  dedignor  equus  lieri,  uellem  ante  fuisse 

Cognatoque  diu  suppeditasse  meo. 
Nunc  grator  patiens  pulsus  et  uerba  tulisse, 
40       Vubiera  pensabunt,  quod  taeuere  minQ, 
Insanit,  quicumque  miiüs  eiüauerit  iram, 

Hostem  pr^munit,  qui  üniuisse  facit, 
Tutus  it  in  clades,  timidum  sollertia  seruat, 

Dissimulans  odium  promptior  ultor  erit, 
45  Optatum  fortuna  diu  te  tradidit  nitro, 

Sic,  quibus  inuidoo,  quotquot  babentur,  eant! 


32  Eigo  equitem  facio 

33  sed  to  nuUa  arma  grauabant 
39  Oaadoo  nunc  patiens 


31  condolo  B  uel  quod  iJ>  33  Efficiens  B  35  aut  sed  D» 
über  At  37  Non  D  39  Nee  B  40  caruero  B  41  nimis 
DEgi       inflauerit  E  42  qui  auch  g,  nicht  et,  wie  Mone  verlas. 

—  45  Fortuna  zu  schreiben,  liegt  trotz  frou  Scclde  {Myth.^  II 7 20  ff.) 
und  des  von  Francke  Schulpoesie  p,  40  ff.  gesammelten  Materieds  kein 
zunngender  G-rund  vor. 


32  uel  ergo  equitem  facio  D^        33  uel  sed  te  nulla  arma  gra- 
uabunt  D*         39  uel  gaudeo  nunc  patiens  D* 


31  pedes  tm6re</e/i sat;?  zu  miles  32,  eques  33;  lassaris- »8t  Po^sir. 

scilioßt  Toiiö 
34  vgl,  III  170,  376.  prophote        A''D^,   vgl.  I  692,   II  226, 

VII 374.     42  Noch  schärfer  in  der  allitteriermden  Fassung  des  Facettis : 

, Hostem  namque  suum  munit^  quicunque  minatiir\       43  ,Der  Sorglose 

geht  in  sein  Verderben'.       46  Bormans'  Erklärungsversuche  des  eant 

{entweder  verdorben,  oder  =  sint,  oder  ^  •■  pereant)  erledigen  sich  durch 

den  Hinweis  auf  das  berühmte  Vorbild  ^Sic  eat,  quaecunque  Bomana 

lugebit  bestem'  Livius  I  26.  4;  vgl.  auch  Ys.  VII  182, 


Libor  Primas,  47—52. 


Qoisne  ego  sim,  uosti,  siquidcm  tuus  hospes  ego  ille, 
Cui  Sclaaa  ante  taum  potio  sompta  larem  est, 

Ha,  Reinarde,  iUa  quam  Brabas  nocte  foisti! 
Hie,  nisi  te  Satanas  glutiat,  Anglos  eris!  50 

Quid  mea,  quid  referam,  quQ  natis  probra  me^ae 
Feceris  uxori?  nonne  faere  palam? 


47  nosti,  si  qois; 


uel  sim  D* 
47  som  E      som  D         Hinter  nosti  hat  Ä  ein  Fragezeichen, 

BDE  einen  Punkt;  für  letzteres  entscheidet  siquidem,   anders  liegt 

III  687.    Bormans'  Bemerkung  „rectius  ,nostine  quis  sim',  —  ne  per- 

8  ego  ille  Z>* 
tifiet  ad  nosti"  wird  durch  III  463  toiderlegt        hospo  1 1 1  1 1  ||  D  — 

48  claoa  B         51  proba  B 
47  uel  si  quis  D^ 


Atl  f.  Anspielung  auf  die  Pügerfabel  wie  51  f.  auf  den  Kloster- 
schwank  und  Rs  Besuch  hei  der  Wölfin;  tuum  larem,  weü  B.  Führer 
der  Wallfahrer  {IV 11  ff.)  und  damit  Herr  im  Hospiz  war,  48  potio 
beliebte,  zumal  unserem  Gedicht  eigenthümliche  Metapher  für  uerbera, 
Misshandlungen,  vgl.  schon  zum  Ludwigsliede  53  f.,  BF.  XCV, 
Haupts  Zeüschr.  IX  309  Änm.  17,  doch  wöM  biblischen  Ursprungs 
(Jeremias  XXV  15,  MaUh.  XXVI  39  etc.)\  Sclaua  {zum  Einschüb 
des  c  vgl.  DEW I  371),  wie  mna  ßoema  II 678  bezieht  sich  auf  die 
sprichwörtlichen  GreueUhaten  der  Böhmen,  besonders  auf  das  Blutbad 
ton  Geiersburg  lUi6,  vgl.  Giesebrecht  IV  2,  19  f.,  25,  31,  77,  104. 
—  49  Brabas  {auch  IV  609)  ,nihü  aliud  significat,  quam  latronem, 
inhutnanum,  efferum;  patres  nostri  Turcam  dicebatit,  nos  Cos<iCum, 
GaUi  Borussum  [und  wir  einen  franctireurY  BormcMs,  vgl.  II  176; 
D*  erklärt  Brabas  ,8uperbiis*,  Anglus  ,coactas,  patiens  et  humiüs'. 
IHe  Brabanter  waren,  zumal  bei  ihren  flandrischen  Nachbaren,  als  kecke 
Freibeuter  verschrieen,  brahantische  Bauberhorden  wurden  namentlich 
seit  Ludwig  VII  von  Frankreich  eine  weithin  gefürchtete  Heuschrecken- 
jjiage,  vgl.  DuCange  s.  v.  mtarii,  Brabanciones,  DEW  II  235  s.  v. 
Braimaa,  Ä.  Schultz,  Hof,  Ld)en  II 165.  50  Nach  der  normannischen 
Invasion  verknüpfte  man  lange  Zeit  mit  dem  Namen  der  Angelsachsen 
die  Vorstellung  eines  unUr  dem  rücksichtslosesten  Druck  grausamer 
Sieger  schmachtenden  Volkes  von  dUer  Thatkrafl  ermangelnden  Maül- 
hdden,  vgl.  Guüelm.  Brito  Fhüippis  III  269,  die  in  meinen  Kl.  Lot. 
Denkm.  p.  46  aus  Odo  angezogene  Stelle  und  zu  III  659. 


8  Libor  Primus,  53  —  72. 


Hospitium  nostro  tibi  nuiic  in  ucntre  paratur, 

Incide!'  (pandobat  labra)  ,sodalis,  lull 
55  Sis  coUega  licet  prauus  michi,  nolo  tibi  esse, 

Deteris,  ut  debes;  detere,  nolo  sequi  : 
Pando  tibi  hospitium,  quamquam  mcreare  repelli, 

Incide  iocuude,  l^tus  adlüsco  tibi!' 
Dixit  et  admoto  foris  bestem  dentc  titillans 
60       Leniter  extremes  uellit  utrimque  pilos, 
Reinardus  tolerat,  quod  non  tolerare  libebat, 

Et  patienter  adest,  mallet  abesse  tarnen. 
Sic  alacer  cattus,  dum  prenso  mure  iocatur, 

Raptum  deponit  depositumque  rapit, 
65  Illo  silet  raptus,  nnllo  diuertit  omissus, 

Tam  fügere  inde  paueus,  quam  remauere  dolens; 
Deuique  si  fidens  obliquat  lumina  uictor, 

Oblitus  fidei  fit  memor  illo  fug^, 
Luditur  illusor,  mus  absque  uale  iusilit  antrum, 
70       Obseruatorem  non  sibi  deesse  querens, 
Liber  ut  euasit,  non  iret  in  oscula  rursum 

Ob  quicquid  fului  rex  habet  ^ris  Arabs. 


66  timens 
67  confidens 


uel  ris  D> 
66  ^  E        57  Mando  E      quamuis  B      mereare    D  59  ^ 

fehlt  B         60  utrumque  B         61   tollerat  —  toUerare  B         61  und 

63  *f  D      63  tactus  B     pi-ento  B      64  uel  captum  D»      66  remeare  E 

67  limina  B         69  uel  incidit  D^        amtum  B        71  Über  rursum 

D^  uel  sus. 


uel  con  J>* 
66  uel  timens  2>*         67  si  fidens  D 


56  Deteris  bez.  detere  ylossi&rt  D^  durch  malus  es  u/nd  esto 
malus.  63 — 72  At(smalmiy  eines  Sprichworts,  vgl,  Iwein  823  f.  und 
Wegeier,  PhüosopMa  pcUrum  nr.  ii42  ,Catus  sepe  satur  cum  capto 
mure  iocatur'.  65  i>>  zu  nulle:  ad  nullum  locum,    nuUo  aduer- 

bium  loci        66  vgl  III  478       67  vgl.  V  1276. 


Liber  Prima«,  73—78. 


Ha,  rndis  infaustosque,  oi^  qui  parcit  et  hosti! 

Ambiguum  finem  res  habet  usque  sequens; 
Incautas  senior  uersutum  circinat  hostem,  75 

lu  pugno  tatum  fisas  habere  iocum, 
Suffocare  metu  mauult  qaam  uiribus  illum^ 

Posse  putans  artes  inter  acerba  nichil, 


73,  1    Numqüid  sepe  lait,  hosti  qui  parcere  nooit? 

75,  a.  b.    Beprensum  credit  nil  nisi  uelle  mori, 
Nil  ausTiDi  redimi,  nil  pr^ter  uiuere  nolle 


73  *r  fMt  BBE        infantisque  E         74  usque  ||  sequens  D 

nat 
75  ^  D        circi  I "  corr.  2>*         78  1"  i) 


73,  1  in  DH,  D»  mit  uel  sie,  i  allein  75,  a,  b  in  DE  zwi- 

schen 75  tt.  76,  E  hat  75,  b  nil  pressum  uiuere  uelle;  sie  stören  den 
Zusammenhang ,  vgl.  78;  der  Grund,  warum.  Ys.  den  Fuchs  schonend 
neckt,  ist  die  Getdssheit,  R.  könne  ihm,  wenn  er  auch  wolle, 
trotz  aller  Künste  nicht  entfliehen,  erst  hei  dem  zweiten  Umgang  (115  ff.) 
wül  er  untersuchen,  oh  jener  noch  Lust  zum  Lehen  hohe.  75,  a.  b. 
sitid  nur  ungeschickte  Vorwegnahme  von  119 — 122. 

72  Die  sprichwörtliche  Wendung  ,hesser  als  alles  Gold  des 
Königs'  auch  in  der  Fecunda  Baus,  Prora  445;  ähnlich  Göttinger 
Spruchgedicfit  (vgl.  Einl.)  585  f, : 

,Non  bene  pro  toto  libertas  uenditur  auio. 

Hoc  Celeste  bonum  preterit  orbis  opes.' 
(donum  cod.),  vgl.  Martin  zu  Kudrun  492,2  und  Peschel,  Ähh.  zu/r 
Erd'  u.  Völkerkunde  I  35  ff. ;  zu  den  Goldschätzen  der  Araber  vgl.  III 
Begum  10,  Jesaias  LX,  6,  Horaz  carm.  III  24,  2,  Petrus  de  Ehulo 
III 1525  etc.,  den  rex  Arabs  deutet  Mone  auf  den  Suitanus  Turcarum, 
v>ogegen  Bormans  richtig  bemerkt:  ,Mihi  celebrata^e  Arahum  diuiiiae 
regi,  qui  nunquam  fuü,  Aralnae  ex  seculi  istius  opinione  tributae 
uidentur\  73  Die  unchristliche  Warnung,  den  Feind  zu  schonen, 
begegnet  oft  im  MA,  vgl  Ecbasis  1125^1135  (1179—1189),  Prora  103, 
Martin  zu  Kudrun  1491,  3;  tvie  hier  Weg  und  Feind,  so  ist  in  den 
zu  IV  727  angezogenen  Sprichwörtern  Weg  und  Freund  verbunden. 
Weg  und  Feind  —  sie  treffen  sich  in  dem  Einheitspunct  des  Niedertre^ 
tens  aufstrebender  Hindernisse,  dort  des  Strauchwerks  und  hohen  Grases 
(Edda,  Loddfafnirslied  120,  3  f.),  hier  der  Bosheit  und  Hinterlist 
75  cirdnare  n€u^  Metam.  II  721  =  umkreisen.  76  Ältester  Beleg 
^  sprichw,  Wendung  ,ein  sicheres  Spiel  in  der  Hand  haben\ 


10  Libor  Primus,  79  —  94. 


Concutit  inde  quater  dentes,  sonuere  coicti, 
80       Ut  super  incadem  bractea  tunsa  sonat. 

.,Ne  uereare!  meo  quos',  inquit,  'in  ore  ligones 

Cernis,  ebent  usu  et  tempore  nilquo  secant, 
Ostia  (quid  dubitas?)  forsau  non  nsque  patebunt, 
Nunc  adaporta  uides,  quando  uocaris,  adi! 
85  Ingredere,  explora!    quid  stas,  uesaue?  quid  h^res? 
Intranda  est  propere  ianua,  quaudo  patct; 
Huc  ergo  cupide,  ne  sero  intrasse  qucraris, 

Gaudia  cum  gustu  senseris  illa,  sali, 
Si  sapis,  hoc  fieri,  quod  pr^formido,  uctabis, 
90       Ne  tibi  propositas  uendicet  alter  opes/ 
Hospita  uon  audet  Keinardus  in  ora  salire, 

(Pr^cipites  durum  s^e  tulere  diem) 
Vix  quoque,  quin  quamuis  passim  iubeatur  inire, 
Ter  mallet  noctes  octo  cubare  foris; 


81  molares 
82  esu  84  ini 

93  Hic  igittir  quamuis  passim 


79  coacti  E  80  barthea:  brathea  B^  tusa  E  tonsa  I> 
81  *r  fehlt  E  Nee  E  Mone  setzt  ein  Komma  hinter  uereare  und 
bezieht  darauf  den  folgenden  Belativsatz,  der  Subject  zu  82  ist,  als 
Ohject,  vgl.  dagegeti  VI  30,  VII 256  meos  D,  darüber  uel  meo  D* 
—  inquit  und  Cemis  82  tauschen  in  D  ihre  Plätze,  82  nichilque  Ä 
(B  hat  deutlich  nilque).  83   Mone  setzt  gegen  die  Hss.  hinter 

patebunt  ein  Fragezeichen;   AB  haben  in  83  nur  den  Schluss^und, 
vgl,  VI  387.  85  ue  sane  B;  die  vielfachen  Irrthümer  dieser  Es. 

im  Trennen  und  Verbinden  der  Worte  führe  ich  weiterhin  nicht  an. 

II  11 

86  ianua  propere  D      88  gestu  B      gustu  nachgetr.  D*      90  proposi- 

tum  :  propositas  B^     91  *r  fehlt  E    Hospitium  :  Hospita  B^    Hispida  E 

81  uel  molares  D*  82  uel  esu  !>',  vgl.  VI  347.  84  uel  ini  D^ 
93  Hic  igitui*  quamuis  passim  E,   Hic  igitur  passim  quamuis  D. 


86  Zu  diesem  Sprichwort  vgl.  Nigellus  Wir,  ed.  W,  p.  150:  ,Si 
tibi  porta  patet,  mox  ingredians  ut  hospes*.  93  ,  Obwohl  er  sogar 
(III  641)  den  Augenblick  zuvor  (Bitten  alten  Datums  verjähren)  auf- 
gefordert  war,  ja  wenn  er  in  Einem  fort  maladen  würdc\ 


Liber  Primus,  95—106.  H 


Nam  recolens  olim  mordendi  gnara  fuisse  95 

Ora  lupi,  uondam  credit  ebere  satis, 
Si  nequeant  mordere,  putat  qaassantia  saltem, 

Non  ergo  hospitii  tactus  amore  refert: 
,Leniter  imprimis  inaita,  patrae  demensl 

Nemo  suQ  debet  prodigas  esse  rei.  100 

Sentio  uelle  tuam;  quid  nostros  scindis  amictasV 

Desine  paolisper,  dam  tria  aerba  ioquar  — ' 
Iratas  senior  aocem  interrumpit  obortam: 

,Non  est  ante  fores  longa  loqaela  decens, 
Ingredere  hospitium!   scito,  nisi  protinus  intres,  105 

Post  intrassc  uoles  sero,  repente  aeui! 


99  dixit 
105  scieris 


95  gniara  B  moriendi  E  96  habere  B  97  putant  D 
99  *r  fehlt  E  Clemens  BDE;  der  Widerspruch  zioischen  clemens 
und  leniter  inuita  wäre  nur  lösbar^  wenn  der  Ton  scharfer  Ironie  die 
ganze  Bede  d.  F,  erfüllte;  es  ist  aber  eine  ironiefreie  Anstandsbelehrung 
[vgl.  IV  39  ff.),  JB.  gibt  den  Vorwurf  der  Tlwrheit  (21,  85)  sowohl  hier 
wie  131,  133  zurück  und  schreitet  197  ff.  nur  von  dem  bisherigen  Tadel 
gesellse/Mftlicher  Tölpelei  zu  dem  praktischer  Unklugheit,  von  Jiofmeister- 
lieher  Unterweisung  zum  kräftigsten  Aufruf  zur  That  fort;  vgl.  auch 
III 1115,  V  420  ff.  103  *r  fehlt  E  intemipit  B  104  loquela 
Ai]  qnerela  BDE,  für  ersteres  zeugt  102  Ioquar,  110  refer  t*nrf  V  1212; 
die  Vertausehung  desselben  mit  querela  ist  recht  häufig,  vgl.  z.  B. 
Eüdd>ert  eol.  1234  docens  B  105  cito  E  scito  auf  Rasur  D*; 
am  Rande  2>*  scito,  darüber  uel  scieris        uel  ni  D'  über  nisi. 


99  nel  dixit  D» 


100  Anspielung  auf  den  bekannten  Spruch  ,Nullus  tarn  parcas, 
quin  prodigus  ex  alieno',  vgl.  zu  Ecbasis  569.  101  ,Respicit  morem 
eorum,  qui  tanquam  uim  solent  inferre  I^minibus,  ut  eos  intra  sua 
tecta  compellant"  Borm.,  tiach  dem  röm.  Stichwort  ,paenalam  alicm 
scindere',  Cic,  ad  Attic.  XIII  33  (Vannucci  Frov.  Lat.  I  291),  vgl, 
VII  263—270,  anderseits  II  236,  III  23,  IV  204,  V  281.  — 
102  zu  der  Formel  ,tria  uerba'  RA^  209.  104  ,Sententia  est  adeo 
peruulgata  apud  Flandros,  ut  uel  a  pueris  audias:  ,het  is  niet 
fraei  yeel  voor  de  dem  te  staen  klappen  (te  staen  kyTen)'  Borm. 


12  i  Libor  PriniuK,   107  —  124. 


Ut  socio  pr^dico:  semol  fortasse  rogabis, 

Nee  tibi  pandetar  ianua  clausa  quater; 
£rgo  lepor  morum  placeat,  prius  ibitor  iiitro, 
110       Tuüc  tria  sexque  refer  uerba  quaterque  decem. 
Quassarique  aliqua  (pro  caris  multa  fcruntur) 

Fer  placide;  patraus  sum  tibi,  redde  uicem! 
Scis,  ubiiiam  biberim  tua  pocola  leue  ferendo, 

Tu  nunc  exempli  fungere  lege  mei.' 
115  Sic  fatus  senior  non  protinus  irruil  hosti, 

Morsibus  innocuis  uellit  et  ambit  ouans; 
Ergo,  quod  utilius  nescisset,  scire  laborat. 

Et  tandem  didicit,  quod  didicissc  luit: 
Qu^rat  an  arte  aliqua  redimi,  qui  s^ptus  in  arto  est? 
120       Traditus  an  moiti  quid  nisi  morte  premi? 
Curane  uiuendi  uel  spes  aliquanta  supersit 

Insano,  suadens  nolle  repente  mori? 
At  Reinardus  itemque  loquens  ,proh  patrue',  clamat, 

,Non  Scitha,  non  Saxo  siue  Sueuus  ego! 


111  Jusna  feros  patrui 


111  Jusna  feros  patrui 

119  Querit,  an  arte  aliqua  rodimi  quit  septos  in  arto, 

120  Traditus  an  morti  quit  nii$i  morte  premi. 

1  fyi    r......   .... 


121  Cura  an 


112  "patruus  "placide  B  115  *r  fekü  E  fatuus  E  117  quid  B 
118  dedicisse  B  120  mori  E  121  spes]  spiritus  B  123  *{  fehü  Ä 
—     dixit  BDE       uel  clamat  D> 


111    uel    iussa    feres    patrui    pro    caris    multa    feruntur   D^ 

uel  rit  D» 

119  Querat  D         über  qui  ftetzt  D*  quit  und  am  Rande  uel  quit. 

aut  an  D^ 

120  quid  zu  quit  DE        121  Cura  no  D. 

104—110  gehn  auf  102;  111—114  auf  101  zurück.  124  ,Ich 
hin  dir  nicht  ein  Fremder,  rerrätJierisch  wie  die  Scythen  und  Sueven 
(IV 734)  oder  wild  wie  die  Sachsen  {VII 627  ff.,  Isidm  Et  IX,  2.  100, 
J.  Grimm,  Lat.  Ged.  86,  Martin  zu  Kudrun  366,  4),  sondern  ein 
treuer,  lieber  Vetter/  Sueui  sind  nicht,  wie  Mone,  J.  Grimm  BF» 
Einl.  p.  80  und  W.  Wackernagel  (Haupts  Zeüschr.  VI  258,  Anm.  2) 


Liber  Primus,  125— 140.  13 


En  Reinardns  adest,  cognatnm  agnosce  fidelem!'         125 

nie  refert:  ,patraam  tu  quoqne  nosce  bonum! 
Tsengrimns  adest,  quo,  qaando  subire  rogante 

Negligis  hospitium,  nim  faciente  snbü* 
nie  licet  sermo  mnltnm  pietatis  baberet, 

Non  placait  nalpi,  taliter  ergo  monct:  130 

,Patnie,  tu  posses  aliqnando  nrbanior  esse, 

Ambo  sumas  clara  nobilitate  sati; 
At  in  nescio  quo  iam  rnsticus  omine  dndum  ' 

Degeneras,  patrii  sanguinis  esto  memor! 
Mane  rubescit  adhuc;  more  inuiterer  equestri!  135 

Me,  uelut  ingrueront  nubila  noxque,  trahis! 
Hospita  tecta  semc)  si  iussus  inire  negarem, 

Protinus  altcrnum  subsequeretur  aue? 
Gratia  reddetur  maior  pr^tare  uolenti. 

Quam  tibi  pr^stanti  restituenda  fiiit  140 


125  An  ^        126  1"  D         128  sibi  E        131  f  felhlt  AE   — 

Der  dem  classischen  Gefühl  nafieUegeruU  Besserungsrorschlag  Grimms 

aliquaiito  verliert  seine  zicingende  Kraft  im  Hinttlick  auf  den  mlat.^ 

durch  deti  daktylischen  Bhythmus    begünstigten  Gebrauch  des  Cam- 

parativs  statt  des  Positivs,  vgl,  Einl.,   aliqnando  malt  den  UnwiUen, 

mit  dem  It.  den  Voricurf  von  99  ff.  tciederholt.         133  homine  B 

134  patmi  E  135  ruiTare:  more  innitare  corr.  B^         inuitaret  E 

uel  nebnla  D'     nol  nox  1)^  rem 

136  nnbila  D  moxque  D  137  recta  B         negatem  corr.  JB* 

138  altemnm  ABU]  alterutmm  E  {Mone  verlas  A)         am  Ende  ein 

Punkt  in  den  Hss.      139  Alles  hinter  gratia  oii/*  Rasur  A     reddetur 

ABf]  prestetur  DE,  vgl  IV  453  a. 

vollen,  die  Schwaben,  welclie  der  Dichter  Snaui  nennt  {VII  66. 197), 
vielmehr  vgl.  zu  III  382.  135—140  yEin  heiterer  Herbstmorgen 

zitld  herauf;  ich  hätte  also  in  höflicJier,  eine  motimerte  Ablehnung 
nicht  ausschliessender  Form,  in  leichter  weltmännischer  Art  zum  Ein- 
tritt in  dein  gastlich  Haus  eingeladen  werden  sollen  (inuitarer  ^  inui- 
tandus  eram,  vgl.  II  15,  IV  292,  V  831,  VI  376,  VII  243,  644)  — 
du  aber  zerrst  mich  mit  Geiralt  hinein,  ujie  wenn  Nacht  und  Nebel 
hereinbrächen !  .  Wenn  ich  in  diesem  einen  Falle  deiner  Aufforderung 
nicht  Folge  leisten  sollte,  müsste  darum  sofort  die  gegenseitige  Tren- 
nung eintreten,  wären  nicht  erst  ein  paar  freundlicl^  Worte  vor  dem 


14  über  Primus,  141-156. 


Huc  potior  michi  causa  ni^  est,  patruiqae  uolebam 

Discere  ego  euentus  atque  doccre  meos; 
Quid  dapis  ergo  tibi  est  hiberaa  in  tempora  partum? 

Qui  tibi  uita  placet?  qui  mea  donma  ualet? 
145  Qui  spes  magna  mei  patrueles?  obsecro,  uiuant!' 

,Ergo  tibi  cur^',  rcttulit  ille,  ,8umus? 
Fors  sccus,  ac  uelles,  nostra  est,  boc  dico,  cibique 

Nil  nisi  te  partum,  frater,  babemus  adbnc' 
Hospes  ad  b^c:  ,utinam  ergo  tibi  satis  esse  ualerem! 
150       Nil  nisi  me  exiguum  sumptibus  esse  nocet.' 
Econtra  senior:  ,non  est  mea  regula,  qualem 

Esse  putas,  aliter  res  ego  tracto  meas: 
Jure  caret  magnis,  qui  sumere  parua  recusat, 

Sufficere  ut  possint  grandia,  parua  iuuant, 
155  Grandia  tota  uoro,  (micbi  tarn  patienter  agenti 

Gratia!)  de  modico  nil  superesse  sino; 

147,  1    Est  aduersa  nimis  nobis  fortona,  cibique 


142  et  uentus  B  143  tempore  D  144  Que  —  que  michi  B 
Quid  —  quid  DE  placet]  ualet  Z>  dona  ualent  E  145  Quid 
BDE  uiuant  oder  iuuant  B,  dtirch  Tüttelsetzang  von  B*  auf 
letzteres  beschränkt  iuuant  E  146  *f  BD»  147  hec  BD  que 
ergänzt  von  ZH  149  ad  hoc  E  ego  E  uel  ego  D'  150  n]  m  f 
151  'f  fehU  E       152  tacto  :  tracto  B^       153  In  te  :  Jure  B* 


147,  1   zwischen  146  und  147  eingeschoben  D^ 


Auseinandergellen  statthaft?  {Über  den  Subjunctiv  in  Bedingungssätzen 
der  Möglichheit  vgl.  Einl.^  aue  vom  Abschiedsgruss  auch  I  346,  II 676, 
IV  710;  vom  Ankunftsgruss  III  96,  394,  IV  30,  V  1304;  aetemum 
aue  Aeneid.  XI  96). '  Für  das  blosse  Anerbieten  der  Gastfreundschaft 
werde  ich  dir  reichlicheren  Dank  erweisen,  als  dir  im  FaUe  thatsäch- 
licher  Gewährung  gebührt  hätte.'  150  ,dass  nur  ich  Knirps  zu 
eurer  Mahlzeit  da  Ww,  ist  nicht  gut!'  153  Hoffm.  r.  F.,  Altniederl, 
Sprichw.  n.  244,  GöUinger  Spruchged.  412  ^Perdis  maiora,  si  perdis 
digne  minora'.  154  ,Prou€rbium  est:  „een  groot  is  genoeg,  maer 
een  klein  doet  toch  plaisier'*  Borm.  155  f.  ,Iteruffi  species  adagii 

„Een  groot  stuk  oot  ik  gansch  op,  en  van  een  kloin  laet  ik  niets  over 
—  men  moet  het  myn  geduld  dank  weton!"    Borm. 


Liber  Frimtu,  167-180.  15 


Gande  igitur,  tarn  paraa  michi  quam  magna  noranttir, 

Nee  panium  repato,  qaicqaid  habere  qaeo, 
Purins  elambi  debet,  quo  parcior  esca  est, 

Fer  patienter  edi!'  ,patrue,  fiat!'  ait,  160 

Non  michi  sunt  odiosa  tni  penetralia  nentris, 

Nee  aereor  üeri  nobilis  esca  gul^, 
Hospitio  nellem  numqnam  peiore  locari, 

Sed  non  hoc  patria  nendico  sorte  decus; 
Qnolibet  ut  latro  siccandus  stipite  pendi  165 

Promeroi  potins  qnam  cibus  esse  tibi. 
Qnod  si  fata  michi  decrcrunt  tale  scpnlcrnm, 

L^tor  honore  meo,  sed  tna  probra  queror: 
Parnns  ego  et  nirtatc  carens,  tu  fortis  et  ingens, 

Et  quidnam  titiiH  mors  tibi  nostra  dabit?  170 

Ut  caret  obprobrio  stratus  miser  hoste  potenti, 

Sic  miserum  stemens  hostis  honore  potens. 
Qnin  heu  quanta  meo  tibi  funere  dampna  parantur! 

Qnis  tibi  consnitor,  qnalis  ego  usqne  fui? 
Ergo  tibi  dampnum  mea  mors  et  dedecus  infert;  175 

Viuam,  consiliis  prodero  s^pe  tibi, 
Exiguos  artus  cumulata  peritia  pensat, 

Conciliant  artes  debilitatis  onus. 
Prodero  —  nunc  equidem!'  (cum  , prodero'  diceret,  optans 

Addere,  quo  fieret  Icnior  ira  senis:  180 


158  Non  f  quto  B  160  aitt  B  163  locarei  B  171  op- 
probio  t  172  c  in  Sic  verloschen  f  174  tibi]  sit  verschrie  Mone. 
176  concilüs  D      tbi  :  tibi  B        178  Consiliant  BEh. 


159  „Die  maer  weinig  hoeft  moet  zyn  sehotelken  zog  veel  te 
zuiverder  nitlekken"  ^plus  semd  atidiuV  Borm,  163  ff.  vgL  V 1220, 
VI  76  ff.  167  vgl.  Psaim  XIII  3:  ,Sepulcrum  patens  est  guttur 
eorum*.  175   Die   allitterierende  Formel   ,  dampnum  et  dedecus, 

Schaden  und  Spott  (Schande)'  ist  ebenso  römisch  {Hör.  Serm.  I  2.  52  f. 
II  2.  96)  wie  deutsch  (Zingerle,  B.  Spr.  p.  128). 


16  Liber  Primus,  181  —  198. 


,Indicat  hora  uiam',  gestabat  pone  baconem 

Rusticus,  adiecit  ,nunc  equidem*  hospes  ouans) 
,Ecce  baco  hie  coram  tener  est  et  crassus  et  ingens, 

Et  lentus  morsn  et  panius  ego  atque  macer, 
185  Alterater  presto  est,  neuter,  si  qa^ris  utrumque, 

Pluris  uter  tibi  sit,  dixeris!  ille  datar; 
Detege  continuo,  quemnam  pr^penderis  esu, 

Tempus  adest  epnlis,  pars  bona  Incis  abit.' 
Sabridens  senior  (deotes  tarnen  extrahit)  infit: 
190       ,Perna  michi  dabitur?  qua  ratione,  Satan? 
Tu  sie  effugies  forsan,  promitte,  quid  obstat? 

Talitor  haut  hodie  ludificabor  ego, 
Tarn  potes  Atrebatum  quam  despondere  baconem, 

Da  tibimet,  frater,  spe  mea  uota  carent; 
195  L^tificare  solet  stultum  promissio  diues, 

Nescio  promissis  eredere,  eredo  datis.' 
Dentibus  extractis  audaeior  ille  loquendi 

Castigat  patruum:  ,sumere  disce,  miser! 


181  bachonem  DK  (D  liat  meist ,  K  stets  ch).  184  lenis  E 

—  et  vor  paruus  fehlt  DE  187  De  rege  B  perpenderis  E  — 
Am  Rande  von  D  schreibt  D*  ^Omnia  qui  querit,  omnibus  orbus 
erit',  ein  zu  185  gehöriger,  auch  sonst  bezeugter  {Haupts  Zt^chr.  XI 
p.  122,  n.  69,  3)  Denki:ers,  der  auf  dem  bei  Petrus  Alfonsi  und  Odo 
von  Oiri'ngtonia  {Par.  38,  Ztschr.  N.  F.  XI  297)  überlieferten  Sprich- 
wort ,Qui  totum  cupit,  totum  perdit'  beruht.  189  *(  fehlt  BE 
190  Parna  B  Vor  qua  interp.  die  Hss.  nicht.  191  sis  B  192  aut  : 
haut  A'^  193  despendere  E  194  frater]  tali  B  spe]  hoo  E 
197  f  fehU  BE       abstractis  DE 


191  Ov.  Ars  Am.  I  443  Promittas  facito :  quid  enim  promittere 
laedit?  192  haut  hodie,  vHe  51  f.  auf  d-en  Klostei^schtcank  {V  413  ff.) 
bezüglich.  193    Ül)er  das  reiche  Arras,   die  damalige  Hauptstadt 

Flanderns ,  in  der  das  ivoMhabende  Klostei'  des  h.  Vedastus  (IV  286) 
sich  befand,  Handel,  Woll-  und  Seidenfahication  blühte,  vgl.  Guilehn. 
Brito  Phüijyp.  II  94  f,  Warnkönig  I89f,  A.  Schultz,  Höf  Lehm 
I  253,  270.  195  Dieses  Sprichwort  ist  in  mehrfacher  Form  über- 
liefert, vgl.  Haupts  Zeiischr.  XI  i42,  n.  246  von  Zachers  Sammlung, 
Wegeier  Philosophia  pairum  nr.  1366. 


über  Primus,  199—220.  17 


Hoc  solo  impedior,  qnod  nondum  sninere  nosti, 

Samere  si  scires,  perna  parata  foret;  200 

Patrae,  quis  prQsol,  quis  somere  rennnit  abbas? 

Samere  lex  media  est,  regnla  rara  dare. 
Ysengrimns  ad  h^c:  ^posses  dare,  sumere  noui! 

Nunc  castigor,  eram  samere  doctus  heri; 
£ia  qaid  facies?  abiens  tenet  ille  baconem,  205 

CoUoqaimor  Staates,  ambalat  ille  procal, 
Et  uisi  fortasse  sumas,  nostriqae  paaore 

Ungue  tenet,  qaod  fert,  acceleratqae  aiam.' 
,QaQris',  ait,  ,qaid  agam?  sablecto  tramite  passim, 

Quo  te  pr^cedit  rosticas  iste,  aeni,  210 

Et  mea  facta  aide:  baco  decidet,  aagoror,  aude 

Tollere  depositum  neue  moreris  ibi; 
Si  tibi  forandi  pador  est  aat  forte  aereris 

Peccatam  forti,  solaere  atramqae  potes: 
Collige  desertam  castos,  latoris  egentem  215 

Fer  miserans,  insons  et  bene  tatas  eris. 
S^pe  ebetes  magni,  subtiles  s^pe  pasilli, 

Nunc  animi  dos  est  experienda  mei; 
At  aero  fieri  lacram  conmiaae  paciscor, 

Jam  pro  dimidia  non  ego  parte  loquor,  220 


202  nulla 
211  aosos 

et 
200  fori    -K    *  203  *r  fMt  E      Vor  ad  Bamr  D      204  enim  : 

eram  B*      heri  auf  Ba9ur  von  D^,  eri  E       205  Hier  beginnt  Mone 

äie  Erwiderung  des  Fuchses,        205  faciens  :  facies  A,  faces  :  facies  B 

heonem  B        206  CoUoquiam  E         209  «T  fMt  E       sabiecto  DE 

219  Aat  E       220  parte]  per  te  J? 


202  nolla  Dt        211  aut  aosus  D*- 

I 

204  Zu  heri  vgl.  III  150.  208  ongae  tenere  ist  Lieblings- 
icendung  d.  D.,  vgl  III 431, 434, 569, 718, 811.  213—216  Ordnung 
der  Glieder:  ab,ba,  ab,  gu  custos  vfi.  1349,  V 1146.  217  Dieses 
tan  je  her  belebte  Motiv  (Croliath  —  David,  Riesen  —  Zwerge)  beutet 
namentheh  die  Thierfabel  des  MA  aus,  vgl.  schon  Edbasis  702—705. 

Voigt,  Ysengrinms.  2 


18  Liber  Primas,  221—230. 


Parua  deus  fecit  parois,  ingentia  magnis, 

Sit  pars  quarta  michi,  tres  remanento  tibi.' 
nie  coQquari  iarabat;  ,patrae,  nolo, 

Ut  statui  partes',  ille  reclamat,  ,6rant, 
225  Quid  conctamur?  eam,  scis  uesci  came  saiUa?' 

Ille  quasi  iratus  dicit,  at  intus  ouat: 
,Quid,  Satan,  insanis?  sine  me  pausare,  liquaster! 

Dem  pretium,  ut  uadas,  scilicet?  anne  rogem? 
Gr^ca  Salix  posses  prius  esse  aut  Daca  sacerdos! 
230       Ire,  uelim  nolim,  uis,  ierisque  feram, 


229,  1    Ante  colornos  elops  eris  aut  abiena  sacerdos 


222  m  tibi  B  226  dixit  B  227  pensare  liquester  B 

228  regem  B 

229,  1  von  D*  mü  uel  zugesetzt,  er  verschrieb  colurus. 


221  Vgl  Hüdebert  de  Makumete  239  f.  224  ille  auf  den 

Wolf  zu  heziehn  verbieten  I  607,  773  etc.  227  ,L<U8  mich  roste», 
ic/i  gehe  nicht  mit  dir\  229  ,  Selbst  wenn  du  eine  griechische 

Weide  oder  eine  dänische  Nonne  wärest  ^  trotzdem  wurde  ich  dir 
darum  kein  gutes  Wort  geben.''  Liegt  das  Irreale  schon  in  der 
Beziehung  dieser  Prädicate  auf  dieses  Subject,  so  toird  es  noch 
wesentlich  verstärkt  dadurch ,  dass  beide  Prädicate  selbst  eine  con- 
tradictio  in  adiecto  darstellen.  Es  gibt  für  den  Dichter  keine 
GrQca  Salix,  keine  Daca  sacerdos.  Zu  Dacus  =  Danttö  vgl.  J.  Grimm 
BF.  Einleitung  88;  femer  IV  299.  302,  VII  43.  690;  sacerdos  ist 
nic/U  Pfarrersfrau  {verlieirathete  Geistliche  bildeten  damals  in  Däne- 
mark noch  die  BegeL,  vgl.  Munter,  Kirchengeschichte  Dänemarks 
II  2.  955,  Planck,  Gesch.  d.  Pojastthums  IV  2.  324  Anm.  3),  sondern 
Nonne,  Äbtissin.  Die  ersten  Gründungen  von  NonnenJUöstem  in  D. 
fallen  in  die  1.  Hälfte  des  XII.  Jahrhunderts  {Munter  II  2.  644  ff.), 
und  die  Kunde  von  ihnen  scheint  sich  so  langsam  verbreitet  zu  haben, 
dass  inan  noch  in  den  40er  Jahren  den  Ausdruck  , dänische  Norme^ 
in  Flandern  ebenso  tvie  , weisser  Bdbe\  , schwarzer  Schwan*  für  etwas 
Seltenes  oder  Unerhörtes  gebrauchte.  Vgl.  namentlich  VII  37 — 44. 
Ebenso  toird  den  Kreuzfahrern  auf  ihrem  Zuge  durch  das  griechisi^ 
Kaiserreich  das  Fehlen  der  Weide ,  die  an  den  Ufern  des  wasser- 
reichen Flanderns  so  üppig  gedeiht  und  so  oft  vom  Dichter  erwähnt 
wird  (J  360,   III  743,  V  697,  VI  19.  381),  aufgefallen  sein;    die 


über  Primas,  2äl— 246.  19 


Nec  aeto  nee  iabeo,  nee  me  minos  ire  netante 

Nee  tu  me  euperes  pr^ipiente  magis, 
EsoriO',  nisi  des  pemam,  te  qu^  reaerti.' 

Eaolat  obliqao  coneitos  ille  gradu; 
Jnncta  legens  arbosta  ui^,  dtiore  redemit  235 

Circnitiun  corsn  pr^eeleratqne  uirnm, 
Clamqne  flaens  in  plana  pr^it,  qua  perniger  ibat, 

Insectante  Inpo  rostiea  terga  proenl. 
Reinardus  solit^  temptans  ludibria  fraudis 

Fert  tremnlos  elauda  debilit^te  pedes,  240 

In  Caput,  in  caudam,  in  costas  titubatque  caditque, 

Rusticus  insectans  prendere  certns  erat 
,Mene  mei  uaLeant',  ait,  ,explorabo  uelintque 

Ferre  pedes,  istnm  destituere  sui; 
Unde  huc  cumque  uenis,  iter  est  tibi  p^ne  peractum,  245 

Ut  nolis,  ego  te  nune  reor  esse  meum, 


to 
231  uero  c&rr,  B*      232  precipitante  B      236  uiam  uirum  D* 

237  qnani  B        238  Insonectaute  B         239  1*  fehlt  E       soUite  B 

241  in  vor  costas  fehU  DE  242  tutus  B  243  Neue  B  244  Feres  B 
'^  huccumque  ADE  uems  B  246  nobis  B  non  reor  AB  DE; 
2>'  glossiert  es  ,immo  scio\  ebenso  wie  D*  non  rebar  II  238  »irnmo 
sciui,  hie  est  liptote'  (=  litotes)^  aber  vgl,  I  799,  III 123,  Epp,  ex 
Ponto  I  5.  71;  nun  könnte  man  non  durch  Annahme  von  Ironie  retten: 
jfaüs  da  es  nicht  wünschen  soütest  (vgl  III 1157) ,  werde  id^  dich 
nicht  für  mein  Eigenthum  ansehn\  indessen  246**  ist  nttr  der  Höhe- 
pufikt  und  AhsMuss  der  in  2W  und  245^  enthaltenen  Steigerung, 

Bruch'  oder  Sahlweide,  die  treue  Begleiterin  unserer  nordischen  Ufer, 
die  noch  in  Ungarn  häufig  vorkommt,  hört  mit  dem  Überschreiten  der 
Donau  und  dem  Vormarsch  auf  Konstantinopel  aÜmähUch  ganz  auf 
vnd  wird  durch  Eleagnus-  und  Oleander -Gebiisch  vertreten;  ebenso 
fehU  sie  in  HeUas  wie  im  Peloponnes.  Ein  weiteres  Zeugniss  für  diese 
«omtt  pflanzengeographisch  richtige  Beobachtung  findet  sich,  wie  mir 
Herr  Prof.  Röhricht  mittheilt,  in  den  Kreuzzugsschriftstellern  nicht,  — 
235  Mone  theüt  den  Vers  vor  uIq,  aber  iuncta  ui^  gehört  zusammen, 
tgl.  Ovid.  Ex  Fonto  18.44,  De  nuce  1,  Vulg.  Psalm.  CXL  6;  ähnlich 
Yseng,  abbr.  686  ^nemus  coUaterale  uiis';  zu  235  f.  vgl.  IV  988.  — 

242  insectans  »'.  e.  si  insectaretur  Borm.        243  f.  vgl.  V  303  f. 

2* 


20  Liber  Primus,  247  —  264. 


Pr^stolare,  nepos,  donec  tibi  soluero  talos 

Vepribus  eliciüs,  longias  ire  neqois, 
Soluo  mor^  pretium,  portaberis.'  ista  locutus 
250       Frotendit  dextram,  (l^aa  tnetnr  onus) 

Irrismnque  sequens,  pellem,  magis  anxins  h^ret, 

Cui  dare  nellet  her^,  quam  capere,  unde  daret; 
Hie  ueluti  prensaras  erat,  par  ille  prehenso, 

Tarn  citas  hie  sequitnr,  tarn  pr^it  ille  piger. 
255  Spe  uires  augente  celer  uillanus  eontem 

Urgebat  passa  mobiliore  sequens, 
Repplieat  ille  uices,  et  quam  propiore  sequentis 

Urgetur  gressu,  tam  citiore  fugit; 
Villano  elamante  gemit,  pausante  resistit, 
260       Suspirante  reflat,  fit  properante  eeler, 

Nee  potior  fugiente  sequens,  fugiensue  sequente, 

Ambo  pari  gressnm  strennuitate  ferunt. 
Visus  erat  prensu  facilis,  si  rusticus  illum 

Impeteret  eursu  concitiore  parum. 


und  diese  beiden  sprechen  doch  unverblümt:  „du  kannst  nicht  weiter 
—  (tuch  ist  dein  Ziel  so  gut  wie  erreicht  —  denn  dein  Ziel  ist  mein 
Arm''  —  vgl.  I  21 — 24  und  31  ff.  Und  gegen  eine  Deutung  des  non 
aus  V  772  zeugt  I  251  f.  Die  Besserung  nunc  liegt  graphisch  noch 
näher  ^  als  nam,  was  Borm.  vorschlägt.  247  Festolare  —  saluero 
tales  B  250  Pretendit  BDE,  aber  das  könnte  nach  der  Sprech- 

weise des  D,  nur  y voran'  —  oder  y vorher'  — ,  nie  aber  yhervorstrecken' 
bedeuten  y  kommt  auch  sonst  bei  ihm  nicht  vor,  während  prot.  auch 
VI  87  steht,  vgl  Äeneid.  V  377,  XII  931.  254  quam  preit  DE; 
die  doppelte  Demonstrativform  statt  der  gewöhnlichen  correlativen  Äus- 
drucksweise  (I  66,  157,  257  f.,  299  f.,  351  f.,  403,  502,  595,  689  f.,  938. 
III  478,  691,  799y  1073  /!,  1153  f,  1169  f,  TV  18,  56,  158,  260, 
356,  672,  760,  V  152,  355,  41Ö,  465,  522,  873,  1173  f,  1319  f., 
VI  21  f.,  411,  429,  VII  57  f.,  464)  erklärt  sich  daraus,  dass  254  der 
consecutive  Vordersatz  zu  253  ist.  255  Sepe  E  uillarias  :  nil- 
lanus  B        263  sed  E        264  cum  citiore  DE,  vgl.  IV  988. 

252  Über  Fuchspelze  vgl.  A.  Schultz,  Hof.  Leben  1 245  Anm.  3, 
Kl.  lat.  Denhm.  33;  da  deren  Tragen  nur  dem  Adel  umd  dem  Clerus 
gestattet  war,  so  ist  hier  bei  hera  an  eine  Eäeldame  zu  denken. 


Über  Frimiis,  265—276.  21 


Obstat  onus  uoto,  sapoit  uiUaniis,  onuaqne  265 

Decutiens  ccflJo,  tendit  ntramque  mannm, 
Tnnc  cnrsu  manibusque  simol  strepituque  iauatnr, 

Cogitat  esse  nichil  post  sna  terga  doli  — 
Reinardns  solito  uenantem  decipit  astu, 

At  Inpns  arrepto  lustra  bacone  petit  270 

Reinardus  oaria  spatians  ambage  meandi 

Callidns  irritat  Indificatque  rudern: 
Nam  nunc  mnltifido  spiras  curuainine  tricans 

Anguis  compliciti  uincula  cassa  notat, 
Nanc  obliquos  ad  hanc  partemque  incedit  ad  iliam;    275 

Non  redit  aat  prodit  lineolasque  teilt, 


274  ymaginice 


267  Timo  cursu :  Tunc  cursus  B*       iuuatur  AD]  minatur  BE, 
t^.  VII  137,  268  Contigat  E        m  :  nichil  B*  269  *f  -B 

271   f   fMt  ABE  272  senem   uel  rudern   D,    vgl  276.  492, 

TI  382.  397,  III  1109  und  B  IV  1025.  273  Spirans  B,  spicas  E 
275  Non  A,  intendit  E  276  Nunc  B,  vgl  IV  509,  V  796  f.  und 
das  Contrarium  I  281  colit  uel  terit  2>  Bornians^  Schlimm^ 
hesserung  lineolasque  serit  wird  durch  IV  52  widerlegt;  ohne  vor- 
Karts  oder  rückwärts  zu  laufen,  benutzt  B.  fortwährend,  beschreitet 
tf  immer  wieder  dieselben  Linien,  bald  nach  links  bald  nach  rechts 
sich  wendend. 


274  uel  ymaginice  2>*  über  compliciti. 


271  Mone  schUesst  gegen  die  Hss.  meandi  callidus  in  Kommata 
ein;  uaria  ambage  meandi  ist  dem  Ovidischen  uaharum  ambage  uiarum 
(Metam.  VIII  161,  in  der  Schilderung  des  Labyrinths)  nachgebildet, 
vgl  I  335,  V  323  f.  Die  12  Verse  273  —  284  enthalten  vier  durch 
Varsetzung  von  nunc  deutlich  geschiedene  Lauftouren,  zwei  Paare, 
deren  Glieder  chiagtiseh  geordnet  sind:  la  (273  f.)  entspricht  dem  2b 
(282),  Ib  (275)  dem  2a  (281),  jene  stellen  die  kreisförmige,  diese  die 
geradlinige  Bewegung  dar.  Der  Gattungsunterschied  der  Paare  selbst 
ttird  für  1  in  276,  für  2  in  279  f.  angegeben,  die  elftere  Weise  darf 
man  wohl  horizontal,  die  letztere  verttccd  nennen,  dort  schweift  er^ 
in  die  Breite,  ohne  auf  der  Landstrasse  selbst  zu  avancieren,  hier 


22 


Libor  Primus,  277  —  290. 


Sed  numqaam  uenturus  eo,  quo  creditur  isse, 

D^dalia  fallax  implicat  arte  chaosf 
Ancipites  tricas  tenui  discriminat  hora, 
280       Longius  oblongans  ante  parumque  retro, 
Nunc  illuc  obliquat  et  huc  proditque  reditque, 

Nunc  aliquo  giros  ordinat  orbe  breues, 
Ignorante  niro,  per  tot  dilndia  cursos 
Tricantem  dubios  certias  unde  petat. 
285  nie  flttit  furtim  Insa  inter  crura  diuqae 
A  tergo  saliens  ante  putatur  agi, 
Transposuere  uices:  qui  fugerat,  ille  sequenüs, 
Quique  sequens  fuerat,  par  fugientis  habet; 
Erectis  oculis  absentem  denique  sentit 
290       Rusticus,  ammirans  attonitusque  diu 


277  quo]  quod  B  isse]  esse  ADE,  esse  :  ire  B^;  ein  Verbum 
der  Bewegung  verlangt  schon  das  etvtsprechende  uenturos,  und  der 
Dichter  setzt  für  eo  ubi  wohl  das  einfache  quo  ( J  210,  III 302),  aber 
nirgends  eo   quo;   wichtig  ist  II  649.  278  Dedalia  ]|j|  fallax  D. 

279  Anticipes  DE,  Bormans  änd^t  ohne  Noth  ora  t.  e.  limiie  unter 
Berufung  auf  Hör.  carm.  I  18.  10  f.;  , zweifelhafte  Scheinwendungen 
sondert  er  durch  ein  geringes  ZeUtJieilchen,  wechselt  er  im  Nu\  vgl. 
breuis  hora  III 422,  IV  741  281  hunc  E  282  broues  corr.  B^  - 
alio  wÜl  Bonn.  283  dilucida  B  284  dubius  B  unde  \\  petat  B 
285  lusa  fehlt  B  cura  B,  davor  schiebt  B*  sua  ein.  289  occulis  B, 
so  occ.  in  B  auch  I  340.  356.  290  In  A  fehlt,  in  B  steht  der 

übliche  Schlusspunct y  innere  Interp.  fehlt  beiden;  Borm.  möchte  den 
ScUz  mit  diu  schliessen,  aber  att.  diu  passt  nicht  zu  dem  einmal  und 
plötzlich  eintretenden  sentit,  desto  besser  zu  dem  andauernden  h^iet; 
gegen  den  Einwand  des  Versbaues  vgl.  Eint,  Die  Monesche  Inter- 
pungierung  des  Verses  hinter  amm.  missbilligt  Borm.  mit  Hecht. 


in  die  Länge,  eine  gute  Strecke  voreilend  und  nach  kurzem  Büeklauf 
in  plötzlicher  Wendung  wieder  in  die  Vorwärtsrichtung  umbiegend, 
darum  auch  aliquo  orbe,  weü  sich  bei  dieser  Figur  die  Kreidwie 
nicht  schliessen  kann.  Die  verwirrende  Wirkung  des  Vexierlaufes 
endlich  wird  in  je  einem  Distichon  am  ScMuss  von  1  (277  f.)  und  2 
(283  f.)  beschri^en.  288  par  habere,  wie  instar  habere,  vgl.  Btt/r- 
mann  zu  Heroid.  XVI  366;  ähnlich  par  facere  V  933. 


Liber  Primus,  291—314.  23 


HQret  mentis  inops,  qnando  ant  amiserit  illam, 

Aut  amissus  obi  delituisse  qaeat 
Lumina  trans  hnmenun  dextnim  torquere  parabat, 

Explorare  uolens,  qua  latitaret  humo, 
Reüiardus  metuens,  ne  quatenus  ille  lupinam  295 

Respidens  fraudem  post  sua  terga  notet, 
Prodiit,  a  l^ua  rediens,  ocnlosque  latentem 

QuQrentis  gemitu  bis  renocante  pr^it; 
Rusticus  ablatum  tarn  se  ignorante  rediase 

Quam  stupet  ignaro  se  latnisse  prius.  300 

Hie  fugere,  ille  sequi,  pers^pe  extrema  teneri, 

Effluere  et  cassam  linquere  cauda  manum, 
Tunc  quad  defidens  cadit  expectatque  iacendo 

Prensorem,  caudam  dextera  tuta  tenet, 
Vir  ,mecum',  inquit,  ,amice,  manes!'  caltrumque  sinistra 

Expediens,  misero  demere  uellus  auet  306 

Acre  gelu,  ferranme  secans,  an  cautus  utrumque 

Horruerit,  dubito,  noluit  ille  pati, 
Ergo  supersiliens  dextram,  qua  cauda  tonetur, 

Transfluit  obliquam,  pondere  dextra  labat,  310 

Attonitus  caudam  dimittit,  at  ille  pauentis 

Per  scapulas  saltans  et  caput  ante  redit; 
Se  cepisse  uidens  et  non  potuisse  teuere 

Rusticus  iudignans  cor  sibi  p^ne  fodit 


292  ammissus  ibi  E  299  oblatum  verm.  Borm.;  vgl.  aber 
se  furari  III  502.  300  Quem  B  so  |  ;  latuisse  B  305  ma- 
nens  DE  307  Ante  B  femimne  secans]  ferrum  nescans  B  — 
ferrumue  E  309  quasi  D  310  Tranfluit  D         obliqua  E 

314  fodit  AB,   furit  DE,  Moüe  verschrie  ferit. 


297  f.  ,  Sie  construe:  Praeit  (rtwitcum)  cum  gemitu  bis  reuo- 
cante  oculos  (ülius)  quaerentis  latentem  (uülpem) '  Borm.  301  extrema 
sc.  cauda.  303  tyl.  I  949.  305   Zu  amice    vgl.  Mai^in  zu 

Kudirun  123,  2.  307  f.  f>gl.  II  39-^42.  309  Der  Fuchs  8pnn0 
dem  Bauer  von  der  Seite  querweg  (obliquam  »»  obliquo  saltu  32J)  auf 
dit  rechte  Hand,  sodass  diese  erlahmt.  312  ante  wöM  nicht  örtlich 
ynach  vom\  sondern  zeitlich  zu  saltans  gehörig,  vgl.  V  755.  764, 


24  über  Primus,  315—332. 


315  lUo  iterum  in  faciem  diaolnitar  atque  retronam 
Procidit,  et  misero  aox  morientis  inest, 
RasticQs  accedens  sensim  rnitoras  in  iUnm 

Mole  soi  tota  ,si  potes',  inqait,  ,abi!' 
Poplitibas  pronis  nutat  tenditqae  lacertos 
320       Et  ruere  incipiens  p^ne  beatos  erat: 
PrQfugit  obliqao  saltu  nafer  ille  rnentem, 

Nudaque  sascepit  terra  nientis  onus, 

Surgere  conantis  Reinardos  coUa  capntqae 

Occupat  et  morsa  concitos  aure  salit. 

325  Vir  uehemente  ferox  animo  et  gemebundus  humomque 

Pressa  fronte  l^ens  acrios  instat  item, 

Fidns  erat  prensu  sed  perfidns  ille  retentu 

£t  uix  effugiens  effugit  usqne  tarnen, 
Linea  currentes  non  intercesserat  usquam 
330       Ulnarum  spatio  longior  acta  trium; 

Ter  tenuit  candam  prensor,  ter  tenta  fefellit, 
Terqoe  fere  felix,  ter  misor  esse  tulit, 


316,  1    Mox,  neluti  nequeat  membra  mouere,  iaoet 


315  1*   fehU  in  den  Hss,  Borm,  verm.  deuoluitur,   vgl. 

Löwe,  Prodromus  p.361,  Barock  Hrosw,  p.  50,  317  seii|sim  i> 

319  mittat  B,.  mutat  E  324  conscius  E  325  Vix  E 

326   actios  B  (329  currentes  ABBE,    Mone  currentis)    — 

330  tecum  :  trinm  B* 


316, 1  DE,  in  E  folgt  auf  315  erst  316, 1,  auf  die  nächsU 
Zeile  setzte  der  Schreiber  Procidit  ot  misero,  merkte  aber  dann,  dass 
ein  Hex.  an  die  Reihe  komme y  löschte* jene  Worte,  Hess  die  Zeile  frei 
und  schrie  nun  316;  in  B  folgen  315.  316,  1,  316  ohne  Lücke, 


316  Proc.  retr.,  er  fallt  rücklings  vor  ihm  nieder,  procidere 
auch  V  351,  vgl  1083.  327  ille  sc.  uulpes  ist  Sutject  beider  Sätze, 
fidus  prensu  =  prensu  faciüs  /  263,  comprensu  £acilis  V  772;  an 
24J^  ist  nicht  zu  denken.  332  fere  felix  »  320  pQne  beatus,  beinah 
erfolgreich. 


Über  Primus,  333—314.  25 


Sic  pnens  leois  aara  perit  coeunte  pugillo, 

Lubricaqae  anguill^  fallere  cauda  solet 
Ille  igitar  iocolans  assueta  fraade  aiaram  335 

Fert  tremere  et  labi,  fert  cadere  atqoe  capi, 
Taliter  illadens,  donec  condtante  rapina 

In  saltns  redncem  nouit  abisse  lapum, 
Protmos  insultis  obliqua  per  inuia  silois 

Tollitar  ex  ociüis  ut  duce  plmna  notbo.  340 

Sustinet  ille  nooi  stapidns  üantasmata  monstri 

Plus  ammirari  quam  sua  dampna  queri:  * 
,Unde\  ait,  ,existi,  redeas,  illabere  Auemo! 

Non  eqnidem  uolpes,  sed  quater  ipse  Satan!' 


333  pusillo  i  338  reducet  —  abesse  E  340  plauia  B 
341  1*  J3  Mane  setzt  mit  AB  irrig  ein  Kamtna  hinter  monstri  — 
ümtassainata  B       343  alt]  ergo  E       rideas  B 


333  leuis  aura  wie  Metam.  IV  673,  XV  697,  Heraid.  V  53, 
Ars  III 100;  zu  den  toindhctschenden  Knaben  vgl.  Jes.  Sir.  XXXIV  2, 
quasi  qoi  apprehendit  nmbram,  et  persequitur  nentum  und  Prouerb. 
Sal.  37, 16.  30,  4.  334  SprichwörÜiches  Gleichniss,  Plaut.  Pseud. 
II  4.  57,  M8D^  XXVII  2.  190,  Älanua  Parab.  III 57,  Eberh.  Labo- 
rintue  III  344,  Wegeier  n.  1852.  335  Barm,  nimmt  an  fraade 
aiarum  Anstoss,  weü  in  336  ,longe  cdiae  fraudes  indicantur^;  beide 
Verse  enthalten  eben  einen  beabsichtigten  Rüdeblick  auf  die  beiden 
Kunstgriffe  des  Fuchses,  jener  auf  den  Vexierlauf  (1),  dieser  auf  den 
Scheintod  (2),  die  in  jedem  der  drei  Abschnitte  der  Schilderung 
(1,239— 270, 32 Verse;  11,271— 314,  U Verse;  111,315—354,  40Verse) 
in  verschiedener  Anordnung  {2 — 1,  1 — 2,  2 — 1)  und  Nüanderufig 
(1  in  I:  Flüchtling  und  Verfolger  laufen  ganz  gldchmässig,  1  in  II: 
kunstvolle  Lauffiguren  und  Umdrehung  des  Verhältnisses ,  1  in  III: 
Flüehüing  und  Verfolger  laufen  ungleichmässig,  bald  jener  schneller, 
bald  dieser;  2  in  I  Todesmüdigkeit,  2  in  II  Ohnmacht,  2  in  III 
Böchdn  des  Verendenden)  angetoendet  werden;  III  nimmt  die  Anlage 
ton  I  wieder  auf,  führt  sie  zur  höchsten  Ausbildung  und  schliesst  damit 
den  Kreislauf  der  Schilderung  ab.  340  Liber  Sapientiae  VI  15 

,Spes  impii  tamqaam  bmugo  est,  quae  a  uento  tollitur'.         344  ipse 
Satan  auch  II  660,  VII 104,  ,der  leibhaftige  Teufel: 


26  Liber  Primus,  345—362. 


345  Ille  grada  fixo  uillanum  dulce  salutans 
Eminus  exclamat:  ,nado,  sodalis,  aue! 
Ut  scires,  (etenim  h^rebas)  cai  mittere  nelles 

Membranam  domin^,  tardius  ire  toli; 
Inconsoltus  adhuc  dubitas,  castodio  pellem, 
350       Cum  scieris,  cai  des,  trado  libenter  eam. 
Quam  tua  parta  michi  fuerat,  si  pellis  egerem, 

Tam  mea  nempe  tibi  est;  nee,  quia  nado,  dole 
Ut  fuit  abstractu  te  caudam  prompta  tenente, 
Sic,  quacumque  soli  parte  morabor,  erit.' 
355  Callidus  ad  pactam  qu^stor  peruenerat  ^dem, 
Circumfert  oculos,  stat  reticetque  diu, 
Cemit  relliquias  strophium  restare  salignum. 
Quo  fixum  extulerant  fumida  tigna  suem, 
Ipsa  senex  tota  cum  came  uorauerat  ossa, 
360       lam  salicem  rodens  insatiatus  adhuc; 

Incipit  ergo  prior  uulpes  atque  eminus  abstat, 
Os  patrui  fidum  non  nimis  esse  ratus: 


345  *r  fehlt  DE  uillicanum  B  346  sodalis]  seducans  B 
347  üui  oder  tui  B,  B^  las  es  zuerst  tui  und  setzte  die  später 
gelöschte  Correctur  tibi  an  den  Batid  habebas  cid  committore  E 
350  trudo  E         '  352  mea  fehlt,    nepe  E  357  tropheum  B 

358  suem]  sueui  B  360  insatiatur  E  361  uupes  A  abstat :  obstat  D* 
362  minus  D,  am  Bande  schreibt  D^:  ,  uulpes  non  ratus  i.  e.  non 
putans,  immo  sciens  os  patrui  sc.  Ysengrini  esse  nimis  (!)  fidum, 
scilicet  fallax'. 


346  Über  aue  vgl  zu  1 138.  351  —  354  Wir  scheiden  als 
Fretiiide;  was  mein  ist,  ist  darum  auch  dein.  Trauere  nickt  um 
mein  Scheiden,  denn  so  wenig  wie  du  selbst,  wird  ein  anderer  mr 
diesen  uns  gemeinschaftlichen  Pelz  rauben.  355  ^des  Jeaa>in  eine 
Kirche,  Kapelle,  wie  IV  25,  V  841,  VII  19,  oder  ein  Haus,  wie 
VI  132  sein,  wohl  Hospiz.  357  Mone  setzt  hinter  rell.  ein  Komma, 
dies  ist  aber  Apposition  zu  sti'ophium  salignum,  welches  D^  ,ene  wil- 
ghino  wisse'  erklärt. 


Liber  Primus,  363-374.  27 


,Patrae,  p^ne  michi  tonsa  h^c  pastura  nidetur, 

Rodis  enim,  nondnm  crederis  esse  satnr, 
Pax  est  et  reqoies  de  toto  facta  bacone,  365 

Cor  etiam  non  est  esa  retorta  simul? 
Paroa  fere  sataro  defectum  fercola  snpplent, 

Unde  capit  nollam  uenter  inanis  opem. 
Cras  (itemm  esnries  hie,  nalla  refectio  restat!) 

Prandia  constabimt  uberiore  cibo;  370 

Adice  relliqnias,  et  non  aliena  norasti, 

Cai  seraas,  operam  conciliantis  agens?' 
Sepplicat  h^c  senior:  ,per  canos  hosce  seniles! 

Pama  anim^  est  adeo  non  michi  cura  me^, 


363  <r  fem  E  364  nodum  :  nondom  B^  366  esca  B 
369  esticies  :  esuries  B*  371  Mone  setzt  gegen  die  Hss.  auch  vor 
rell.  ein  Komma  372  serues  E  consiliantis  BDE,  dann  wäre 
der  Sinn:  der  Best  sei  dein,  wenn  du  mir  dafür  den  Dienst  des  Bath- 
gebers  leistest,  vgl,  IV  371  /.,  V  626,  aber  vgl.  1 174  Am  Schluss 
in  den  Hss,  ein  Punct  373  f  fehU  E       nosce  BEi,  über  hosce 

setzt  D*  nosce         375  nunc  E 


363  Grimm  vergleicht  das  franz.  pro  tondu,  Borm.  bemerkt: 
,uerum  sie  et  Flandri  solent:  my  dunkt  dat  de  woido  byna  geschoren 
(kael)  is'.  364  crederis,  vgl.  I  974,  cemeris  cdso  nicht  zu  ändern. 
365  ,Das  Bitu<il  des  Begräbnisses  und  der  Todtenmesse  scMiesst  mit 
der  Formel  ,Requiescat  in  pace'  Mone,  vgl  I  167,  VII  533— 367  f 
fOrationem  male  interrumptwt'  Borm.,  der  Weidenstrick  soÜte  wie 
eine  Käseschnitte  zum  Magenschluss  dienen.  369  Mone  setzt  hinter 
esuries  und  restat  ein  Komma  und  versteht  370  als  selbständigen  Saiz; 
aber  letzterer  wird  ohne  cras  ebenso  undeutlich,  wie  anderseits  cras 
iterum  esuries  albei'n  ist;  endlich  bilden  esuries  und  refectio  unver^ 
kennbare  Gegensätze,  jenes  ist  Suhst.,  nicht  Verb.  Die  daher  von  mir 
angenommene  Barenthese  weist  auf  die  Unersättlichkeit  des  W.  7Un 
{II  26X):  rcieder  ist  diesmal  Hunger,  nicht  voUe  Sättigung  das  Ende 
vom  Liede;  D*:  ,de  cuius  consilio  seruas  michi  releuia?  commede, 
commede,  quia  cras  uberius  cibaberis.*  371  uorasti  =  uoraueris,  wie 
so  oft  Präsens  für  Fut.  I.  372  ist  Fragesatz,  wie  V  912:  nimm  wwn 
auch  den  Best,  du  beraubst  damit  niemanden  seines  Eigenthums;  denn 
für  wen  könntest  du  diesen  Strick  als  Entschädigung  (vgl.  Glossar  s.  u. 
conciliare)  und  Arbeitslohn  aufbewahren  K      3  74  vgl.  Ev.  Matth.  X  VI  26. 


28  Liber  Primus,  376—394. 


375  Et  tunc  unde  tibi  pars  expectata  daretur? 

Fraus  inter  socios  crimine  nnlla  caret; 
Tu  quoque  latorus,  si  me  seruante  relictom 

Nil  tibi  uidisses,  impatienter  eras. 
Gerne,  retorta  uacat,  seruata  fideliter  ipsa  est, 
380       Rosa  qaidem  sed  non  est  oioiata  nimis, 

Vix  tarnen  hanc  potui  seruare  bacone  comesto, 

Sed  scieriSy  non  est  unus  ntriqae  sapor, 
Lenins  in  lardo  penetrabiliusque  momordi, 

Et  fuit  utilior  fissiliorque  caro; 
385  Sume,  tua  hQc  pars  est,  et  die  socialitor  actum, 

Non  alii  leuiter  sed  tibi  tanta  datur.' 
,Patrue',  qu^stor  ait,  ,cui  competit,  illius  esto! 

Hie  aliquid  peius  quam  nichil  esse  pnto; 
Quod  micbi  seruasti,  serua  pendere  uolenti, 
390       Inuenit  arbitrinm  nuUa  retorta  meum.' 
Offehsus  senior  truculenta  uoee  profatur: 

,Rebar  amicitiam  promeruissc  tuam; 
Nunc  ogo  deprendi,  tua  quo  uersutia  uergat, 

Pars  mea  consumpta  est,  hie  tua,  sume  tuam! 


376,  1   Intor  collogas  fraus  quota  crimen  habet. 


378  Nil  michi  B  382  idemque  E         384  fisciliorque  B 

387  *r  fehlt  E        389  prendere  B        391  «T  fehlt  ABE        394  Pars 

mea 

tua  V        hie  ABE]  hec  D,  vgl,  385, 


376,  1  in  DEhi,  und  zwar  in  JD  von  3  mit  idem  am  Rande 
zwischen  376  und  377  eingeschoben  j  E  lässt  nach  376  für  den  ver- 
meintlich fehlenden  Hex,  eine  Zeile  freiy  dann  folgt  376, 1,  377,  %  hai 
376  cor  37 6 i  1,  quota  Ehi'\  quoque  D^\  quota  mlat.  =  quotacumqiiey 
uel  minima,  vgl.  Hildd).  Maria  Eg.  150,  Mahum.  814;  Yseng.  ahbr.  22, 


389  Über  den  Gebrauch  von  Weidemweigen  zum  Aufwinden 
und  Erwürgen  der  Verbrecher  vgl,  BA^  683  f.  394  Aber,  Gott  sei 
Dank!  idi  habe  meine  Portion  unter  sicherem  MagenverschlusSy  sonst 
würdest  du  sie  mir  wegklügeln. 


Über  Primiis,  395—406.  29 


Qao  fiinem  traheres,  pr^noui:  nempe  tntissem,  395 

Particnla  nelles  solus  ntraqne  frai, 
AUiceres  astn,  qa^cnmque  reperta  ftiissent, 

Ut  mos  moscipula,  ois  soLet  arte  capi. 
Ergo  ego  pr^ripiens  sperato  cautios  egi, 

Tundatar  ferram,  dun  nonns  ignis  inest;  400 

Res  est  fonna  rei,  factis  facienda  notantor, 

Et  nichil  est,  quod  non  mentis  acnmen  alat. 
Qnod  si  tarn  lepidus,  quam  nnlgo  diceris  esse, 

Et  si,  quam  sapiens  crederis  esse,  fores, 
Carpere  te  saltem,  qaamnis  pietate  careres,  405 

Hqc  mea  non  sineret  publicas  acta  pudor; 
übertäte  taus  si  tanta  uenter  egeret, 

Qaanta  non  dubitas  indigoisse  menm, 


400  ealor  ignis 


395  funem]  ta  me  B           396  mustipula  B  ins  D    — 

capi  ABDEi]  uel  frui   J)*,    vgl.  396;    D*  mmmt  öfter  ungelöschte, 

durch    blosse    Darubersetzttng   des    Richtigen    beseitigte  Errata    als 

Variatäen  auf.         399  precipiens  BDE       sperata  B  400  Ton- 

antor 

datar  BE      401  not ,  1 1  i  carr.  Ih      402  alat]  habet  t  403  esses  B 

406  H^]  Per  B,  Hie  i 


400  nouus  ABEß]  calor  Di 


395*  erkläH  sieh  aus  III 1032  400  Andere  Fcaswngen  dieses 
Sprichworts  stehn  Prora  384,  Bibl  de  Vtlcole  des  Chartes  1873, 
vol.  XXXIV  p,  41,  Hoffmann  v.  F.  Altniederl.  Spr.  n.  25  (HB.  1X4), 
Zingerle  p.  28;  sachlich  verschieden  ist  das  röm.  Sprichwort  ,Nuno 
tuum  fermm  in  igni  est',  vgl.  Seneca  Apocol.  eap.  9.  401  vgl.  Lucrez 
I  1107 — 1110,  namentUch  ,alid  ex  alio  clarescet'  —  ,re8  accendent 
lomina  rebus';  forma  ist  Vorbild,  Typus,  lehrreiches  Präcedens;  der^ 
8dbe  Gedanke  I  537—539,  547  f  402  Jede  neue  Erfahrung  schärft 
den  Verstand,  dies  diem  dooel  405  f.  vgl.  1 828  f. ;  pnblicus  pudor 
»  honestas  publica  mundi  VII 449,  Anstand,  gute  Sitte,  wie  sie  der 
lepidus  (403)  und  sapiens  (404)  befolgt. 


30  Liber  Primas,  409—418. 


Pace  mea  potuit  salno  michi  airga  bacone 
410       Cortice  plus  medio  rosa  fmsse  tibi. 

Sicut  enim  es  pradens,  rosQ  iactora  retort^, 

Non  tibi  m^rorem  pema  comesta  mouet; 
SuMceret,  si  tota  foret,  tibi  mrga,  meamqne 

Inglauiem  nosti,  turi^iter  ergo  doles, 
415  Aluus  cum  tibi  sit  stricta  et  breuis,  at  michi  late 

Oblonga  pendens  in  cauitate  capax. 
Si  res  ad  synodum  traheretur,  nonne  parasti 

Materiam  risus  et  pietatis  ego? 


409  consumpto  uirga 

410  michi 
411, 1 — 4  Quam  super  abmorsa  ligni  quoque  parte  grauaris! 
Quo  facto  probitas  est  michi  parta  duplex: 
Hinc  miuus  ut  posses  ad  liguum  illidere  dentes, 
Et  michi  ne  stomachus  conquereretur  edax. 

et 


409  salua  D  410  modico  D  411  rase  B  412  mou  |  i  cott.  I>* 
415  Von  415 — 452,  womit  foh  8^,  oAso  die  erste  Lage  schliesst,  steM 
in  A  aUes  auf  Basur  von  derselben  Hand;  erkennbar  von  der  Urschrift 
ist  noch  am  ScMuss  von  415  der  Ausgang  von  483,  von  418  der  von  486, 
von  419  der  von  487,  und  416  die  AbbrevicUur  a  von  prosequar  484; 
somit  liess  der  Schreiber  auf  414  ursprünglich  483  mit  Überg^ung 
von  68  Versen  folgen,  ein  Blatt  seiner  Vorlage,  die  je  34  Zeilen  auf 
der  Seite  hatte,  überschlagend,  wnd  merkte  sein  Versehn  am  LagenscMuss, 
41G  Oblonga  et  E       417  parasti]  paras  tu?  doch  vgl.  III  287. 


409  saluo  michi]  consumpto  E  410  michi  DE  411,  1 — 4 
st^n  in  E  vollständig  zwischen  414  und  415  und  sind  von  Mone 
übersehen,  in  D  hingegen  nur  der  erste,  411,  Jf,  von  B»  am  unUren 
Seitenrande  (nach  436)  nachgetragen  und  nach  414  verwiesen;  411,  1 
Quem  beide    2  parcta  E    4  conqueretur  E 


417  synodus  (t^.^^.  Gengier,  Germ.  Bechtsdenkm.  p.  910)  bezeich- 
net das  bisüiöfliche  Sendgericht  (iudicium  synodale),  äas  den  Bisehof 
in  den  Stand  setzen  soUte,  die  mit  seinem  Amte  verbundene  Straf- 
gerichtsbarheit  Ober  gewisse  besonders  schwere  Vergehn  so  vollständig 
als  möglich  auszuüben.  Thätig  waren  bei  diesem:  der  Sendriehter 
(episcopus,  archidiaconus,  archipresbyter,  vgl.  IV  729  /*.),  die  geistlichen 


über  Prinms,  419—434.  31 


Protmiis  ergo  tu^  completo  fine  querel^ 

Cum  peteres  dampno  ias  synod&le  tno,  420 

Redderet  orator  uera  argamenta  disertas, 

Innocuam  tali  me  raüone  probans: 
^Tsengrimos  adest  obiecti  criminis  insons, 

Hoc  rerum  series  indubitata  docet. 
Voaerat  hoc  anno  claustraLis  aeria  oitQ,  425 

Reinardo  laicos  inter  habente  snam, 
Frater  et  in  danstro,  quoadnsqne  abbate  aoracem 

Formidante  gulam  iussns  abiret,  erat; 
lossns  abit,  aemm  qaamnis  et  iossos  abisset, 

Sacra  uerebatnr  frangere  dicta  patmm.  430 

Uis  igitor  scriptis  in  sacrQ  codice  norm^: 

„„Hone,  qni  plnria  eget,  saniere  plura  decet' 
Et  „„Com  tinnierint  aeniendi  cimbala  Signum 

Fratribns,  ad  mensas  c^tos  adesto  celer"", 


»»>f 


419  loquele  E  423  *r  fehlt  E  424  Hoc  ABE]  Hec  D 
426  laicum  iter  agente  suum  E-^  laycos  inter  habento  suam  :  laycom 
iter  agente  suum  corr,  D*  429  quomuis  et  ius  abiisset  B  430  iussa 
patnun  D  431  ergo  B  sacro  BE  433  finieiint  E  oinibalia  B 
434  c^tus]  cibus  -E,  ortus  D 


Sendschöffen  (clerici  s.  presbyteri  iudicantes)  und  die  Rügezeu^en  (iura- 
tores  s.  testes  synodales).  Der  Sendprocess  bestand  aus  folgenden 
Hauptaden:  a)  der  Aufbietung  und  Äbkör  der  Eügezeugen  als  An- 
sager, b)  der  Vernehmung  des  Angeschuldigten  mit  der  Cregenrede; 
im  Leugmmgsfaile  c)  der  urtheUsweisen  Auflage  an  denselben,  sich 
durch  Eid  und  Ordal  gu  reinigen,  endlich  d)  in  einem  entweder  Frei- 
spredmng  oder  Condemnierung  in  die  Sendbusse  enthaltenden  Schluss- 
bescheide.  420  vgl.  IV  724,  , dampno  t.  e.  in  dämm  compensationem* 
Barm.  424  vgl  VI  425.  425  bezieht  sieh  auf  V  458  f,  428  auf 
V  967.  432  Beg.  S.  Bened.  cap,  34  auf  Grund  von  Acta  Apost. 

IV  35.  433  f.  Beg.  S.  Bened.  cap.  43.  Hurtig  eüt  der  Mönch  zur 
Mahlzeit,  träge  sMeidU  er  zwr  Mette,  vgl.  Prora  840  f.,  NigeUus 
Wir.  Spec  stuÜ.  p.  42,  Zeile  13—16:  Non  tamen  accelerans,  ni  cum 
polsator  ad  ollam,  üt  solet  ad  mensam  uentte  docente  uiam,  8ed 
pede  spondaico  gressu  gradiens  asinino,  Ut  solet  ad  laudes  nocte 
uenire,  uenit/ 


32  Liber  Primas,  486—464. 


435  Ysengrimns  habens  sacro  saper  ordine  cnram 
Yertere  nolebat,  quod  pia  secta  iabet 
Obaiat  interea  Reinardo,  damqne  oidssiiD 
Rite  aale  faciont,  ambra  baconis  adest, 
Clam  loqaitar  fratri  uolpes:  „„hanc,  domne,  baconem 
440       Si  mecum  uelles  diuidere,  arte  darem""; 

Frater  ait:  „„communis  erit"",  quo  more  iabetar 

Claustricola  „„est  nostrum""  dicere,  qaicqaid  babet, 
üis  dictis  abiit  Keinardns,  fratre  relicto 
Nil  absens  misit,  nil  dedit  ipse  redux. 
445  Mouacbus  inspecto  fore  comperit  ^there  tempus, 
Cimbala  quo  fratres  polsa  uocare  solent, 
Incidit  oblatum,  nescit  quo  dante,  baconem, 

Debita  sumend^  aenerat  hora  dapis; 
Hora  facit  neglecta  reum,  Reinardus  et  istom 
450       PrQter  claustricolam  qniiibet  alter  abest, 
Dona  dei  laudans,  accedit  frater  ad  escam, 
Nil  seruat,  dominum  sie  monuisse  memor: 
„„Noli  sollicitus  fieri  pro  luce  futura."" 
Denique  completis  Omnibus  iste  uenit, 


438  uale  faciunt  ABl),  ualefaciunt  E,  und  so  wiU  Borm,  — 
441  <(  {nur  durch  Punct  angedeutet  ^  vgl.  Einleitung)  E  443  fratre 
uocato  I)  446  sonare  D  449  neclecta  D  450  claustricola  E 
—   quilibet  corr.  D*  gemäss  der  Bandberichttgimg  des  Textschreibers. 

436  secta,  auch  III  175,853,  V  486  stets  =  Grundsatz,  wie 
norma  431  und  ordo  435.  438%  vgl  V  450  f.  438  umbra  baconis 
adest,  i.  e.  uisa  est  {vgl  Metam.  IV  713,  Claudian,  Epüh,  Hon.  109), 
,der  Schatten  eines  Schinkens  traf  ihr  Auge\  der  Bauer  gieng  nahe 
genug  an  ihnen  vorüber,  vgl  181  pone,  183  ecce  baoo  hie  ooram, 
205  f.  Grimm  denkt  an  mhd,  schin  im  Sinne  von  ,  Form,  Gestalt,  Abbüd, 
dem  Original  zum  Verwechseln  ähnlich'',  wie  Parcivcd  18,  13;  dfenso 
Borm,:  ,imago,  speeies  baconis,  aHqmd  baconi  simüe,  er  kwam  zoo 
een  schyn  van  hesp  aen^  iets  dat  naer  eene  hesp  geleek;  ü  vint  ä  passer 
quelqtie  chose  qui  ressemblait  ä  un  jambon.  Et  in  eo  uis  qnaedam 
argumenti  lotet,  cum  infra  dubitare  uideatur  orator,  an  uere  pema,  uel 
sattem  an  eadem  fuerity  cf,  444,  447,  463  etc.^  441  f.  Reg.  S.  Bened. 
cap.  33.        443'  «  VI  12f»»        453  Ev.  Matth.  VI  34. 


Liber  Primnfl,  465— 472.  33 


Utqne  tiidet  torquem,  qno  uinctam  fnmida  tergnm       455 

Tegola  snstulerat,  „npars  mea"",  ciamat,  „„nbi  est?"" 
Clamanti  monachns  ^„frater,  temere  exigis*'",  inquit, 

^^Exige  fraterne,  debita  solno  libens, 
Ordinis  est  nostri,  plas  smnere  plnris  egentem, 

Ploribas  indigai,  plnra  proinde  tnli,  460 

Frater  inexpleta  si  mensam  liqaerit  aluo 

Ultra  dimidinm,  regola  firacta  perit; 
A  qnocamqne  baco  datas  est,  qaod  oportnit,  egi, 

Hqc  snperant,  plas  bis  non  iubet  ordo  dari, 
Qaod  saperaait,  babe!""  monachas  sie  ista  faisse        465 

Arbitrio  sjnodi  nee  secas  acta  probat, 
Nee  coram  Reinico  metait  nee  pr^sole  Rom^, 

Sedis  nter  libeat  sollicitetur  apex; 
Pendite,  censores,  caasam!"  sie,  stalte,  locato 

Rethore  qoid  synodas  diceret  esse  taam?  470 

Si,  qoibos  et  qaantis  egeam,  perpendere  aelles 

Et  gereres  socia  sedalitate  iidem, 


457,  1    Monachas  inqait  ei:  „„firater,  non  exigis  apte'*'', 


455  uictum  E  456  ibi  E  457  auf  Rasur  A,  d)enso  460*», 
465^  466**;  zu  clamat- clamanti  vgl.  1041  f.  461  f.  D  interpungiert 
nicht  wie  AB  hinter  aluo,  sondern  erst  hinter  dimidium;  dass  dieses 
richtig  ist,  beweist  V  937  f.  und  Beg.  S,  Bened.  cap,  39:  Völlerei  ist 
regehridrig;  das  rechte  Mass  zu  halten,  in  der  Schelmensprache  also: 
den  Magensack  halb  zu  füllen  y  ist  Pßicht  466  non  secus  BE 

467  remito  —  pome  E  In  A  ist  die  Tinte  in  den  Versen  467, 
472.  sowie  in  474%  476  in  Si  bis  mica,  477  in  conqnestu  blässer  ais 
»mst,  wohl  in  Folge  von  Nässe,  die  diese  erste  Seite  der  IL  Lage 
[453—488)  vor  dem  Einband  theilweise  schädigte.  469  Pandite  B 

Pendent  2>,  darüber  D*:  uel  pendite  i.  e.  perpendite.  470  Rectore  B 
(Betöre  DE), 


457,  1   mit  uel  sie  D* 


457  Der  Mönch  rügt  das  laienhafte  Schreien,  vgl,  Beg.  S,  Bened, 
cap.  VII,  Stufe  11.  468  =  uterlibet  {vgl,  III  518  und  Prora  613) 
praesul  soUicUabitur. 

Voipt,  TspngTimns.  3 


34  ,  Liber  Primn»,  473—490. 


Quamuis  abrosus  prope  über  adosqne  medullam 
Et  comitata  dnas  perna  fuisset  oues, 
475  Noii  calpandas  eram,  potins  culpabilis  essem, 
Si  michi  mansisset  mica  pusilla  super. 
Desine  conqnesta  modo,  pars  taa  maior  habetur, 

Sed  pietate  cares  et  rationis  eges; 
Sanus  adhuc  ferme  cortex  lignunque  remansit, 
480       Et  non  est  morsa  l^sa  medulla  meo, 
Perna  michi  iuxta  modalam  dinisa  uidetur, 

Fecissem  fratri  non  meliora  meo. 
Cominns  hac  accede,  miser,  metire  retortam, 
Quam  nice  te  socia  proseqaar,  ipse  nide, 
485  Et  si  non  aliter,  quam  dico,  probaneris  esse, 
Consulo,  ne  spemas  hoc,  quod  habere  potes, 
Rode  foris  librum  tenuemque  exsuge  medullam, 

Esn  dura  aliam  pars  tibi  probet  opem: 
Cum  fortuna  aliquem  dederit  tibi  prospera  qu^stum, 
490       Commodius  potent  sarcina  uincta  uehi/ 


488,  1   Restantis  ligni  non  minor  usus  erit. 


473  abrasus  AB  DE;  die  Analogie  zwingt,  wie  auch  Barm, 
bemerkt,  zu  abrosus,  vgl  360,  364,  380,  410,  411,  487;  hätte  die  den 
Abschreiber  irreführende  verwandte  Vorstellung  des  PcUimpsests  dem 
Dichter  vorgeschwebt,  so  würde  er  der  Regel  gemäss  liber  sccmdiert 
haben;  er  unterscheidet  ausdrücklich  ITber  ,Buch'  von  Über  , Rinde' 
(die  anderen  Stellen,  1 487  «.  V 136,  zeugen  wenigstens  nickt  dagegen), 
toie  lüpus  ,Wolf'  von  lapus  , Hecht',  vgl.  Einl,,  Borm,  will  cortex  prope 
oder  lid>er  {p.  136)  über  et  prope  libri  E  474  parua  E  479  ad 
hoc  B,  ad  hec  E  481  Pama  B  medetur  E  484  Qua  DE 
uice]  fide  E  te]  tarn  B  485  non  est  aliter  B  486  Consolo  i 
—  (hoc  ABDEi,  Mone  verschrieb  hie)  487  Rede  B  exsugge  BD, 
exuge  E  488  dera  B  489  Zwischen  aliquem  und  dederit  ist  tibi 
ausradiert  A      aliquam  B       490  iuncta  i 

488,  1  nur  in  E,  zwischen  487  und  488  ohne  eine  Steile  Spa- 
iium,  doch  am  Rande  die  crux  corruptelae. 

All   maior  fVerhältnissmäsaig  zu  gross'  482  vgl.  II  584, 

IV  280,        483  vgl.  361  f.,  zum  Wortlaut  II  609. 


Lib«r  Primiu,  491—510.  35 


Seinardus  patraom,  si  qaicqnam  diceret  ultra, 

Irasci  metoens  froade  benigBUS  ait: 
,Patrae,  te  insontem  iosta  ratione  probasti, 

Sicat  iastitiam  mos  hodiernos  habet: 
Peinfl  agit,  qai  plnra  potest,  luit  omnia  pauper,  495 

Seit  sibi  fantorem  diaes  adesse  deam. 
Ignorante  deo  est  paaper,  quod  prodigas  ardet 

Fandere,  qoodqne  tenax  condere,  pendit  inops^ 
Quod  locnples,  qaod  pauper  habet,  locapletis  utramqne  est, 

Diuitis  ex  dono  est  pauperis  omne  param-,  500 

Non  igitnr  nostro  quicquam  de  iure  tnlisti, 

Tarn  mea  quam  tna  res  est  tna,  caius  eges, 
Si  minns  edisses,  stomacbas  tibi  larior  esset, 

Yestis  et  esca  hodie  cnncta  licere  iabent. 
Nnllins  ignoscentis  eges,  nis  imperat  ^quo,  505 

Indulgente  sibi  dinite,  quicqnid  agit, 
Accnsatnr  ioops,  sit  noxius  ipse,  sit  insons, 

Yenalis  nenia  est,  ut  mereatnr,  emat, 
lustus  inops  sine  iare,  rens  sine  crimine  diues, 

Ipse  sibi  ignoscit  pro  pietate  deij  510 


491  1*  f^iU  E  492  erat  uel  ait  1)  496  tibi  fanctorem  B 
497  qui  DEi  498  qiddque  i  499  locuplex,  auch  hll  B  Quid- 
qnid  %  500  onme]  eese  f  502  tua  vor  cuius  tn  die  von  D  gelassene 
Lücke  nachgetragen  D«  505  jus  f  507  fit  noxius  DE  508  ut 
fiaehgelriMgen  D 

504  Vestis  et  esca  verbttnden  %oie  Matih.  VI  31.  505*  vgl, 

III 1147.  506—512  Während  der  Beiehe  sich  jede  UnbiU  verzeiht, 
l^gt  er  den  Armen  an,  gleichviel  ob  dieser  schuldig  ist  oder  nicht, 
und  lässt  sich  die  Verzeihung  abkaufen;  alles  Beckt  steigt  und  fällt 
mit  dem  Masse  des  Besitzes.  Gott  hat  sein  irdisches  Bichteramt  und 
damit  das  Becht  zu  strafen  und  zu  begnadigen  an  seinen  guten  Freund 
und  Vetter  (496,  71S)^  den  Beiehen,  abgetreten  und  den  Armen  daher 
ßr  vogelfrei  erklärt  (702).  Was  auch  der  Beiche  freveln  mag,  er 
fdört  darum  seinen  geliebten  Vetter  mcht  in  seiner  olympischen  Buhe, 
sondern  nimmt  ihm  gemäss  der  zärtlichen  Liehe,  die  er  zu  ilim  fühlt, 
die  mühevolle  Thätigkeit  des  Gnade&bens  ab;  wenn  also  in  einer  an- 

3* 


36  Liber  Primus,  611  — B28. 


Ergo  si  locuples  alibi  indaltoris  egebit, 

Nonne  deus  referet  pro  pietate  uicem? 
Conqneror  ergo  nichil,  concordes  simns  nt  ante!* 

Tunc  senior  blanda  noce  profatnr  onans: 
515  ,Nunc  sapis,  impensomque  tibi  gratanter  habeto! 

Scis  bene,  sie  sociis  partior  nsqnc  meis; 
Si  tibi  deterior,  qnam  nelles,  portio  cessit, 

Et  mea  pars  noto  non  fnit  Qqna  meo, 
Fer  modo!  restitnam,  cum  quid  Incrabere  rursam, 
520       Non  qnia  debuerim,  sed  qnia  largns  ego/ 
Acrior  idcirco  Reinardnm  ininria  torquet, 

Qnod  non  reddiderat  debita  nerba  dolor, 
Exspirata  minis  rabies  cor  lenins  angit, 

Interit  erompens,  permanet  ira  latens; 
525  Sed  qnia  facta  solet  dictis  prQponere  pmdens, 

Declamare  bonam  noluit  ante  diem, 
Non  usurpat  ,agam',  ne  diccre  perdat  ,ego  egi', 

Tata  mora  spes  est,  anticipata  perit. 

518  tao 


512  pro  prietate  B  513  concordes  fMt,  und  Lücke  dafi^ 
gelassen  E  snmns  :  simns  J?«  514  ^  D  516  Sic  bene  E 
517  cessct  Di  519  snrsxun  i  A  interpwngiert  Iwntef  rest.,  Di 
hmter  modo;  jenes  ,erlatibe  nwr  dass .  ,\  loie  2S0j  dieses  nicht  yhring 
nur  her\  was  erst  in  der  zweiten  Vershälfte  gesagt  wird  {vgl,  aUer- 
dings  I  533  /*.),  sondern  —  und  das  ist  wohl  der  Gedanke  des 
Dichters  —  ,niinm  jetzt  den  Ausfall  geduldig  hin\  vgl.  II  340.  — 
523  nimis  i  agit  D  525  postponere  E  526  Declamate  B 
527  adam  :  agam  B      perdit  E       528  querit  :  perit  B 


518  eqna  tuo  Di 


dem  Welt,  wenn  jenseits  der  Beiche  einen  Begnadiger  braucht,  so 
wird  Gott  der  alten  Freundschaft  eingedenk  seinem  langjährigen  Steü- 
Vertreter  gegenüber  dieses  Amtes  walten  müssen  und  diesem  oben  die- 
selbe behagliche  Stdlung  geben,  die  jener  ihm  unten  verschafft  hat.  — 
515  tibi  gehört  zu  habeto,  ,beha1te  freudig  das  Geschenk%  über  das 
Subst.  impensum  vgl.  Glossar, 


Liber  Primiu,  529—542.  37 


Tenerat  ergo  dies  nindict^  lectas,  aterque 

Ho6tis  agens  hosti,  non  temere  actus,  obit,  530 

Visa  Httlpe  senex  hilaris  concinnat  inanes 

Blanditias,  blQsa  calliditate  loquens: 
,Tempore  felici  aemas,  cognate!  quid  affers? 

Nunc,  si  quid  dederis,  partior  absqae  dolo.' 
Coi  uulpes:  ,refer  ergo  fidem,  quQ,  patrao,  priinam    535 

Dinisit,  tibi  si  pema  secunda  placet, 
Sicat  prima  fides  saadet  sperare  secondam, 

Sic  fraas  indiciom  pnsca  seqaenüs  agit, 
Dicitor  hoc  uolgo  ,,fraas  acta  minator  agendam"; 

Diuisos  recte  uix  foit  ille  baco.  540 

At  michi  nimc  merces  iU^sa  retorta  daretur, 

Si  uescenda  tibi  pema  aeniret  item? 


529, 1.  2  Yenerat  ergo  dies,  hostem  qui  contalit  hosti; 

Reynardus  uiso  fit  memor  hoste  mali. 
538    Frans  praiadichim 

539,  1.  2    Yix  fkiit  üle  baco  partes  diiüsas  in  eqnas, 
Nee  pato  te  cnlpe  penitoisse  tue. 


529  <r  fem  E  letas  BE  D  hat  nach  528  eine  Zeile 
Spatium,  in  welche  D^  ,De  piscatora  Ysengrini'  roth  hineinsckrieb, 
an  Bande  obendn  ,De  piscatione  Ysengrini'  schwarz  hinzufügend.  — 
534  partiar  E  535  f  E,  hier  ist  zum  ersten  Mal  in  E  der 

Paragraph' Punct  {vgl.  EMeitung)  —  roih  wie  stets  —  ausgeführt,  — 
536  tibi  Sit  D  placet]  foiet  B  539  facta  i  540  uix]  non  D 
542  Das  Fragezeichen  fehU  in  den  Hss.,  vgl.  553. 


529,  1.  2   BE,   in  E  in  der  Beihe  zwischen  530  und  531, 

in  D  sehreibt  3  seituKirts   von  529  f.    ,aliter  infra  idem  est'   mit 

dem  Pfeü  und  führt  dann  am  unteren  Blattrande  beide  Verse  mit 

ud  frans  preiudicium  D^ 
,aliter'  auf.  530,  1  qui]  q  i>*  538  Sic  firaus  indicium  D 

539,  1.  2  stehn  zwischen  540  und  541  in  der  Beihe  D 


530  ,sie  kommen  sich  entgegen,  beumsst  einander  aufsuchend, 
nicht  zufällig  zusammengeführt.'  539  Ähnlich  oft,  z.  B.  Anon. 

Nevel.  II 11.  9,  13;  II  19. 12,  III  9.  14,  aber  für  diese  knappe  Fas- 
9ung  des  Sprichworts  kenne  ich  keinen  älteren  Beleg. 


38  Liber  Primus,  643—662. 


To  peccasse  piget,  desisti  fallere  frustra 

Et  de  perfidiQ  crimine  sero  doles; 
545  Si  michi  seruasses  primam  sine  fraudo  retortam, 

Venisset  melior  perna  priore  sequens. 
Tendamus  meliore  uia!  considero  mores, 

Gras  hodieque  samus,  quod  fneramas  heri, 
Non  igitur  tecum  commnnia  mrsus  habebOj 
550       Te,  nisi  solos  edas,  copia  nalla  replet; 
Noune  querebaris  uesanom  ambabus  abusum 

Partiealis  nteram  pQne  uorasse  iiichil? 
£t  nanc  dinideres  socialiter?  immo  uidetnr, 

Ne  pecces  iterum,  res  facienda  secas. 
555  Non  prohibet  pisces  tibi  regula,  tuque  fnisti 

Monacbus,  et  non  est  semper  edenda  caro; 
Fac  dapibus  licitis  insanum  assuescere  nentrem, 

Caias  ob  ingluuiem  noxia  nulla  times. 
,,Ius!",  ubi  ins  non  est;  ubi  ins,  „iniuria!"  ioras, 
560       In  res  extemas  irreuerenter  hias, 

Res  proprias,  niedias,  alienas  credls  easdcm, 

Vinere  uis  rapto,  carnibus  nsque  frui; 

656  cacnUam 


656  Indaoxas 

569  „Ins!",  ubi  non  est  itfs;  nbi  ins,  „mioria!"  ioras, 


546  pama  i  547  *f  D  551  uerobaris  D  559  Mom 
bietet  lus,  ubi  als,  non  est;  ubi  uis,  iniuria;  iuras,  aber  A  hat  beide- 
mal nicht  uis,  sondern  ius,  jenes  unterscheidet  er  van  diesem  durch 
consequente  Verlängertmg  des  1  unter  die  Linie:  uif;  B  schreibt  hier 
wie  dort  uif,  also  ius  oder  uis,  nur  dass  B^  es  an  erster  Stelle  {vor 
non)  durch  Tüttelsetzung  zu  uis  verengerte,  i^  vis,  I>  ius  in  beiden 
FäUen,  1)^  erklärt  richtig:  ,Tu  iuras,  quod  ius  est,  ubi  ius  non  est, 
et  tu  iuias,  quod  iniuria  est,  ubi  ius  est',  vgL  493  f.  560  hestemas  E 
562  raptu  E 

555  f.  fuisti  Monachus  D,  darüber  uel  cucullam  indueras  D* 
559  mit  uel  aliter  am  unteren  Blattrande  zugefügt  D* 

549»  =  IV  915''  551  Ungenaue  BücJtbezi^ung  auf  473  /f. 
561  medius  ^^  in  der  Mitte  zwischen  Mein  (proprius)  und  Bein  (alieQUs) 
liegend,  gemeinsam,  öffentlich,  vgl.  I  202,  II  518, 


Libor  Primufi,  563-676.  39 


Manditi^  frenum  ebrietas  et  crapnla  uendunt, 

Qni  mandas  fieri  qiiQrit,  utnCmqae  cauet. 
Hea  te  sexta  dies  nee  quadragesima  terret,  565 

lad^us  siquidem,  sicut  opinor,  eris, 
Te  minuä  est  nequam  Satanas  quQcnmqoe  gerente, 

nie  aliquid  sed  tu  nil  superesse  sinis; 
Nee  lex  moralis  nee  scripta  leporue  pndorue 

Aut  timor  aat  pietas  his  posuere  modum.'  570 

Emulus  econtra  loqnitur,  spe  iQtns  habendi: 

,Qaid,  cognate,  adeo  faris  amara  michi? 
Farce,  precor!  qnicquid  pr^ceperis,  obsequor  nitro, 

Norim,  quid  iubeas,  quid  prohibere  nelis, 
Exceptis  parebo  tribns  quQCumque  iubenti:  575 

Nil  do,  sperno  modum,  deuoueoque  fidem; 


570,  a.  b    Nolla  tibi  speranda  salns;  dampnabere  proRos, 
Si  faerit  prisoe  uita  ooeqaa  seqaons. 

a  cauet 

564  utr  Jmque  ,  ,      A,  utramque  cauet  BDEf  (D  mit  Glosse 

fngit  von  i),  utrumque  cauet  iy  utrumque  fugit  g        565  Heu  ADE] 

Ncc  B,  gutgemeinte,  aber  unnöthige  Verdeutlichung,  vgl.  Prora  724: 

Herba  nee  antidotum  poterit  depellere  letum.       566  siquidem  :  sicut  A 

568  finis  B         569  Non  A;   die  paarweise  Verbindung  der  Glieder 

der  2.  und  3,  Gruppe  macht  dieselbe  auch  für  die  erste  wahrscheinlich. 

—  scriptor  corr.  J5«         570  med*  :  modum  r  er  deutlicht  2>*         571  *r 

fehlt  B        habenda  E        572  adeo]  hodie  B        573  perceperis  E  — 

IHe  Änderung  obsequar  wäre  trete  parebo  575  falsch,  vgl.  Einleitung. 

574  Nolim  :  Norim  E 


570,  a.  b   st^n  in  D  von  1  zwischen  570  u.  571  in  der  Reihe. 


563  Der  Spruch,  ähnlich  öfter,  wie  Prora  232  ,Crapula  suffocat 
meutern,  uenus  ebria  mersat',  Wipo  Prouerb.  57  ,Per  crapulam  cibi 
et  potus  perit  homo  totus',  geht  zurück  auf  Lucas  XXI  34  (Reg.  S. 
Bened.  cap.  39  extr.)  576  f.  Solche  Dreigruppen,  wie  hier  und  579  /"., 
find  nach  bibl.  Vorbild  (Jesus  Sir  ach  XXV  1—4,  XXVI  5.  25  etc.) 
der  nUat.  Poesie  formelhaft,  vgl.  Prora  896,  956,  Nig.  W.  ed.  W.  I 
p.  149,  Wegeier  n.  586;  ^enso  Viergruppen  u.  s.  f.,  aus  derartigen 
Häufungen  erstrebens-,  bezw.  meidenswerther  Gegenstände  entwickelte 
sich  zum  TheU  auch  die  Priamel,  vgl.  V  127  f. 


40  Liber  Primus,  677  —  696. 

H^c  tria  cur  fagiam,  quam  congrua  causa  sit,  audi, 

Nam  tribus  bis  sapiens  nemo  carere  dolet: 
Parta  michi  teneo,  data  non  redduntur  egenti, 
580       Et  pr^formido  rebus  egere  datis. 

Me  rerum  ignari  nimis  esse  fatentur  edacem  — 

Yenter  ubi  impletur,  nil  superaddo  cibi, 
Partior,  hoc  stulti  culpant,  communia  praue  — 

Sed  non  sufficerent  dimidiata  micbi, 
585  QuQque  micbi  desunt,  nunc  ui,  nunc  aufero  furtim- 

Pellerer  aut  captus  penderer,  illa  rogans; 
Cetera  inssa  geram,  liceant  b^c,  abdico  camem, 

Si  micbi  quid  dederis  carius,  unde  eiber.' 
Commentator  ad  b^c  ,leuiter  sanaberis',  infit, 
590       ,Came  tibi  excepta  nil  probibere  uolo, 

Panca  uolo  ut  mutes,  et  cetera  cuncta  licebunt, 

Ignosco  uitiis,  in  quibus  ambo  sumus; 
Diceris  (et  uerum  est)  in  me  peccasse  frequenter, 

Cum  dederim,  ut  nosti,  commoda  multa  tibi, 
595  Tarn  fidus  fido,  quam  concolor  Anglicus  Indo, 

Quo  micbi  plus  debes,  hoc  minus  usque  faues, 


577  tria]  t  AB,  tibi  atisgeachrieben  Ei^  tria  ou/*  Masur  D*,  am 
BcMde  eine  Easur;  triä  toill  mnih  Borm.  fugiant  B  quam  ABDEi] 
Mone  verschrieb  quae ;  vgl,  VII 395.  579  Para  carr,  J5>  reddea- 
tur  :  redduntur  B  581  niniis  esse]  nimium  E  edaceie  :  edacem  B* 
582  Borm.:  ,forta88e  impletua',  vgl.  Prora  696:  Venter  ut  impletur, 
non  uerbis  lingua  domatur  superando  r  cibi  corr.  B^  583  hoc] 
sed  D  589  Commentator  ABDE,  in  E  nachträglich  mit  schwär- 
zerer Tinte  zu  Commendator  corrigiert;  letzteres  zieht  Mone  vor  und 
haU  daran  trotz  Grimms  Widerspruch  (BF  Eiril,  33)  im  Anzeiger 
III  293  fest,  es  irrig  ,Bathgeiber''  übersetzend;  vgl.  Glossar  — 
590  accepta  :  excepta  D        592  Ignosce  E 


588  vgl.  III  441.        589  sanabehs,  vgl,  nimis  edacem  581  und 
ne  pereas  598.  595  ,d.  h.  gar  nicht  treu,  weil  der  weisse  Eng- 

länder [vgl.  Weinhold.  Deutsche  Frauen  p.  46T]  dem  schwarzen 
Indier  in  der  Farbe  ganz  ungleich  ist:  uade  per  Hispanos  et  nigros 


Liber  Primas,  597— 612.  41 


Onine  nudam  aice  nemo  mala  nisi  possimos  ^qaat, 

£rgo,  ne  pereas,  consiliabor  item. 
PiBdbuB  mnameris  oiuaria  sabdita  nooi, 

Emoritur  stricto  plurima  turba  uado,  600 

Pisdbas  at  reliqnis  laxetur  copia  nandi, 

Gratus  ibi  hone  illo  captor  agente  trahit; 
Nee  potior  quisquam  quam  tu  micbi  crederis  esse, 

Tot  pressom  monstris  eoacnare  locom, 
Sit  quamois  in  nentre  tuo  tarn  creber  et  amplas         605 

Angolas,  es  nomquam  i^el  satiandos  ibi.' 
Ille  reclamat  onans:  ,farimos,  Reinarde?  qoid  istic 

Figimur?  accelera!  mors,  nisi  piscer,  adost! 
Vis  ninam,  in  pisces  age  me,  camem  abdico  prorsus; 

Ta  prisci  sceleris  ne  meminisse  uelis,  610 

Perdideram  lances,  quibos  exQquare  solebam 

Farticalas,  ideo  solus  ntrasque  tolL 


598  pareas  E  consiliator  :  consiliabor  B^  conciliabor  X> 
600  Emuntur  E  Emorimur  :  Emoritur  !>'  601  mandi  D\  D*  uel 
DADdi.  602  hunc  fehU  DE,  E  setzt  est  dafür  ein        ci^tus  D 

604  ,forta89e  rectins  lacum'  Mone,  Barm,  weist  dagegen  richtig  auf 
661  und  721  hin  605  Sic  JB  606  Vor  uel  Basur  D  607  1* 
fehlt  ABDE  Barm,  will  das  Fragezeicheth  hinter  Ecin.  «treicheny 
vgl.  aber  I  878  nonne  furisV  I  657  tua  nonno  peritia  languet?  V  420 
deliras?        608  n]  u  J.        piscar  D        610  pisci  :  prisci  D 


oade  per  Indes,  Henric.  Septim,  III 167,  decolor  Indus,  Äegid.  Carbal. 
II  806'  BF,  Einl,  94,  dazu  Vital  Bles.  Amphitruo  335  ,Sum  uelut 
Aethiopes  uel  quales  India  mittit:  Aetcma  scabie  scinditur  atra  cutis.* 
597  pessimus  sc,  hominum,  nicht  der  Teufel,  vgl.  Otloh  Prouerbia, 
Pez  III  2.  511  ,Malum  pro  malo  reddore  est  humanuni;  malum  uero 
pro  bono  diabolicum'  599  ,Hypdüage  est,  pro  Noui  innumeros  pisces 
uiiuuiis  subditos'  Borm.,  möglich,  doch  nicht  nothwendig :  das  Wasser 
ist  das  Beich  der  Fische,  der  Teich  ihnen  als  Herrschern  überlassen. 
602  ,Piscibu8  nimis  artaiis  grata  est  piscatio,  et  aiius  alium  in  rete 
trudit'  Barm.  605  vgl.  I  1054,  III  148,  VI  98.  611  dasselbe 
Bild  V  316,  VII  55. 


42 


Liber  Prunus,  613—628. 


Quem  nunc  ergo  dares,  tn  solus  habeto  baconem, 

Pars  toa  quarta  foret,  par  modo  noster  eris, 
615  Et  ueterem  patruum  capiendis  piscibus  induc' 

Pr^cedit  uulpes  subsequiturque  lupus; 
Ambo  pari  carsu  sed  uoto  dispare  tendunt, 

Ilic  cupidus  Incri,  conscios  ille  doli, 
Spe  labor  in  seniore,  fames  stimulatar  utroque, 
620       His  ergo  stimulis  instimulatus  ait: 

,Dic,  cognate,  etenim  nimis  expedit  hoc  michi  nosse, 

Piscatura  uadi  quam  procul  abstat  abhinc?' 
,Patrue,  cur',  inquit,  ,scitari8?'  at  ille  subiufert: 

,Scitandi  qu^nam  sit  michi  causa  ^  rogas? 
625  Quo  tibi  surreptu  tam  nunc  industria  simplex? 

Unde  h^c  rusticitas,  (nonne  facetus  eras?) 
Ut,  cur  quQsicrim,  quQras,  quod  et  ante  rogatum 

Dicerc  debueras?  expediebat  enim; 


Mit  613  schliesst  in  D  die  erste  Lage,  darauf  bezieht  sich  das 
in  der  untern  Blattecke  stehende  I  hinc.  613  f.  Mone  schlägt  p,  298 
fuit  statt  foret  vor,  aber  dieses  steM  u/nd  fäüt  mit  dares:  gäbest  du 
-tmr  jetzt  emen  Schinken,  so  würdest  du  nach  dem  aUen  Vertrage 
{222  ff.)  Vi  davon  bekommen,  aber  zum  Dank  für  die  Fische  aoüst 
du  mir  jetzt  gleich  sein  (vgl,  V 186)  und,  wie  ich  vorher,  den  ganzen 
Schinken  bekommen,  619  Sepe  E  621  *i  inE  erst  bei  623  hec  E 
nosco  BDE  oxpedit  bis  nosse  auf  Basur  A  624  tibi :  michi  B^ 
rogans  corr.  B^  625  Quid  DE  Borm,  ändert  ohne  Noth  Quae 
tibi  surrepsit  i  n.  i.  s. ;  ich  erkläre :  Durch  welchen  Baub  ist  dir  jetzt 
der  Verstand  so  einfältig  geworden,  wodurch  ist  dir  dein  Scharfsinn 
genofnmen?  —  oder:  von  welchem  Schneckengange  (vgl,  IV  91)  ist 
jetzt  dein  einfältiger  Verstand?  626  simplicitas  B  facenis  B 
628  expediobant  B 


625  ff.  und  657  f.  Heimzahlung  auf  99  tvnd  131  ff.  627  ut 
hängt  von  hQC  ad),  vgl.  Einleitung;  wollte  man  es  als  elliptischen 
Entrüstungsausruf  (du  solltest  erst  noch  .  .  .)  deuten,  so  würde  man 
Tu  vermissen;  auch  kommt  diese  Bedeweise  im  Gedicht  nir- 
gends vor. 


Libor  Primas,   629—640.  43 


Nam  licet  ipse  nichil  nosses,  (at  fama  fatetor) 

Quam  natura  meQ  sit  fnriosa  gol^,  630 

Quam  mordax  in  aentre  meo  luctetnr  egestas  — 

Nescis,  qnod  cnpidos  segnia  Incra  necant? 
Tarda  magis  cnpidos  quam  perdita  Incra  molestant, 

Nonne  fni  monachns?  sdsque,  ita  dicor  adhnc. 
Materia  crescit  crescente  noracior  ignis,  635 

Res  anidam  mentem  nulla  pr^ire  potest, 
Fax  natina  meos  satis  incendebat  hiatns, 

Adiecit  stimnlos  regnla  sancta  suos, 
Monachns  oblatnm  cum  uiderit  affore  Incmm, 

Irruit  ut  plnnio  fulgetra  mota  polo;  640 


629  nosces  BDE  632  socant  B,  nocent  i  634  auf  Basur  A; 
scis  quia  J5,  Et  quicquid  modo  sum,  monachus  ante  fiii  g,  eine  alte, 
vermuthlich  schon  in  x  zwischen  den  Zeilen  stellende  Variation,  welche 
die  Scansion  mönachus  dwrch  das  I,  und  IL  Buch  consequent  durch- 
führen  wollte;  die  Lesart  würde  die  signifikante  Stellung  der  Tonworte 
capidos-cupidos-monachus  (632 — 34)  am  jedesmaligen  Schluss  der 
ersten  Halbzeile  aufhebet^  und  den  irrigen  Schein  erwecken,  cAs  ob  erst 
mü  634  das  zweite  Element  der  dupla  cupido  (652)  begönne,  629—633 
aber  das  erste  enthielten.  Die  gemeine  Lesart  hingegen  verwendet  in 
klarer  Anordnung  je  3  Verse  für  beide  Motive  an  sieh,  629—631 
für  die  uoraoitM  htpi,  632 — 34  fwr  die  cupiditas  monachi,  und 
bespricht  sie  dann  in  ihrem  Zusammenunrken ;  zu  nonne  ergänze  cnim. 
Anderseits  toürde  quicquid  seinen  gegenwärtigen  Charakter  ausdrucke 
ttcÄ  in  Frage  stellen,  wahrend  er  sich  doch  im  Folgenden  auch  jetzt 
immer  noch  durch  das  Mönchthum  gebunden  erklärt.  Bei'  VaricUor 
verwirrte  also  um  einer  prosodischen  Kleinigkeit  loillen  die  lichtvolle 
Anlage  der  Bede.  636  nulla]  nemo  D  perire  :  preire  f  637  natina 
(naüa,  der  Gebrauch  der  Note  ""  für  n  und  u,  wie  z.  B.  in  dem 
eigenhändigen  Catalog  des  Amplonius,  ist  der  Hs.  sonst  fremd)  D 
638  sancta  ;il  suos  B  meos  E  640  meto  B  pluuia  fulgui*  et 
—  polo  {für  das  fehlende  mota  ist  Lücke  gelassen)  E 

629  f.  nichil  »»  non,  die  (^jxdimsätze  sind  Object  zu  nosses, 
die  Consec.  temp.  ist  verletzt  genau  wie  I  471,  VII  395  — 
637  vgl.  ignis  auaritiae  in  den  Prov.  Sälom.  tmd  ignis  concupi- 
scentiae   camalis  bei  Otloh  (Pez  III  2.  505).  640  dasselbe  Büd 

II  109,  III  378.  889. 


44  Über  Primus,  641—663. 


Sciret  bina  modum,  cum  nesciat  nna  Caribdis? 

Hinc  me  sanctus  agit,  noxias  inde  furor, 
Plus  claostri  pietas  fürit  impietate  lupina^ 

Dico  satiir  „satis  est**,  monachus  usque  ^panun  est". 
645  Antea  peccabam,  quotiens  uiolenter  agebam, 

£t  aeniam  raptos  non  habaere  mei; 
Sacra  caculla  michi  simul  est  accepta,  saomqae 

Exemplom  fratres  edocaere  boni, 
Protinus  illicitam  c^pit  lidtttmque  licere, 
650       £t  nichil  est  uetitum  pr^ter  egere  michi,  | 

Die  igitor,  nostro  quantum  de  calle  sapersit, 

Ne  paxiat  sabitam  dapla  cupido  necem.' 
,Patrae\  ductor  ait,  ,cam  plena  crepuscula  mundom 

Induerint,  c^ptum  perficiemas  iter; 
655  Noete  fere  media,  si  tendimus  omine  l^to, 

Tanta  trahi  potent  sarcina,  qoanta  uehi.' 
Piscaturas  ad  h^c:  ,tua  nomie  periüa  langaet? 

Nescio  quid  passa  mente  reduncos  ebes; 
Milibus  octo  super  nubes  extantis  acerui 
660       Impositum  dorso  me  superaret  onus? 

Sed  facile  est  portare  michi,  quos  occalit  Qqoor, 

Ni  dicam  „satis  est",  abnatet  oro  nichil, 

_  644  negat 

643  1*  i>        644   est  hinter  satis  fekU  E        648  michi  (?)  : 

boni  E  •    640  illicitura  copit  cMf  Basm  A      652  Non  :  No  2>*,  Non  E 

655  homine  B         657  «T  fMi  B         658  reductuä  BE       habes  B 

stantis 
659  ox  II,    corr.  D*,  am  Rande  ein  Wort  ausradiert.      660  dorsum  B 

661  Alles  hinter  Sed  auf  Basur  A      acculit  oder  attulit  E      662  Ne  B 

adnatet  E     .  Mone:  ,orc  pro  oro  commendari  possc  uidetur',  dagegen 

Bonn.:  ,oblitus  erat  Mone^  hie  de  catula  agi\-  Borm,  schlägt  vor: 

Si  dicam  „»atis  est",  adnatet,  oro,  nihil. 

644  negat  DE 


655  Borm,  ergänzt  zu,  tendimus  fälschlich  retia,  der  Wolf  aMein 
fischt ;  tendimus  beziefit  sich  auf  die  gemeinsame  Fahrt,  vgl,  651.  654. 
662  ni,  wie  ni  ante  II  4  utid  ni  piius  I  1032,  =«  priusquam. 


Über  Primus,  663—686.  45 


Si  felix  fortona  meis  arriserit  ausis, 

Qnot  michi  safficiant  in  dno  lustra,  traham.' 
Monerat  algorem  Febrai  niolentia,  qaantas  665 

Stringere  Dannbias  safficiebat  aqnas; 
Nacta  locam  nnlpes  düdt:  ,sta,  patrae  dnlcis*, 

(Hiscebat  glacies  rapta  recenter  ibi) 
,Hic  impinge  toam,  carissime  patrae,  candam, 

Rete  alind  nullam,  quo  potiaris,  habes,  670 

Utere  more  meo;  qaotiens  ego  piscor,  eandem 

Piscandi  qnonis  sector  in  anme  modam, 
ütqne  experta  loqnar,  si  mnltnm  linea  clandant 

Ketia,  ter  tantnm  canda  tenere  solet 
Qnod  si  consilinm  non  exandire  recnsas,  675 

Horior,  nt  bic  sapiat  dnpla  cupido  semel; 
Salmones  rnmbosqne  et  magnos  prendere  lupos, 

Mole  snpemimia  ne  teneare,  cane, 
Angnillas  percasqne  tene  piscesqne  minores, 

Qni  tibi  sint,  qnamnis  plorima  tnrba,  lenes.  680 

Viribus  Qqua  solet  non  frangere  sarcina  coUnm, 

Obniat  immodicis  ansibns  nsque  labor; 
Lncratnr  temere,  qni  perdit  seqne  Incmmqne, 

Interdnm  Incris  proxima  dampna  latent, 
Ne  capiens  capiare,  modum  captora  .capescat,  685 

Yirtutum  cnstos  est  modus  atque  dator.' 


665  1'  fehlt  E  667  ue  uulpes  B  668  ffiscebat  fehlt,  in 
die  gelassene  Lücke  trug  eine  nicht  wieder  vorkommende  Hand  die 
Ergänewng  Est  otenim  ein,  E  tocenter  X>  669  tuam  fMt  E 
672  aime  B  673  loquor  B  675  concilium  B  676  Hortor  nt 
hie  BDE\  Hortor  uti  auf  Rasur  A  677  Salmonos  —  pondere  B 
678  super  nimia  ABDE  680  sit  B  682  in  modicis  BDEi  — 
casibns  i       684  patent  DE       685  capossat  g 


675  vgl.  II  469  676  vgl.  652  681  Andere  Fassungen  dieses 
Sprichworts  Prora  106,  Zingerle  p.  23  686  ,Diu  mäze  ist  ganzer 
tilgende  ursprinc'  Zingerle  p.  99. 


46  Libw  Priimi« ,  687—708. 


fietifcr  econtra:  ,nc  quid  michi  consale,  frater, 

Da  tibi  consilinm,  consnle  memet  agor! 
Per  Caput  hoc  canum,  si  tarn  scius  ^qnoris  essem, 
690       Quam  michi  siluarnm  compita  qn^que  patent, 

Sciret,  ob  hoc  quod  aquas  nondum  spoliare  parabam, 

Vindice  se  lonas  hac  caruisse  tenns; 
Pr^tulerim  rambo  cancrum  delfinane  ceto? 
Non  meus  hoc  fecit  consuluitque  pater. 
695  Quo  buccella  michi  minor  est,  hoc  tristins  intrat, 
Res  brenis  est  Satan^,  copia  plena  dei; 
Vq  michi,  cum  subito  dentes  ossa  obuia  l^duntl 

Immersis  longe  dentibus  esca  iunat, 
Tunc  primum  me  teste  deus  laudabilis  extat, 
700       Cum  nichil  offcndit  libera  labra  diu. 

Pauper  ouat  modico,  sum  diues,  multa  capesco, 
'  Tangit  parua  super  paupere  cura  deum, 
Diuitibus  fccit  deus  omnia,  seruat  et  offert, 
Diues  qui  sapiant  seit  bona,  nescit  inops; 
705  Seit  diues  scitasque  cupit  quQritque  cupitas, 
Quas  sibi  qu^rendas  pr^meditatur,  opes, 
QuQsitas  reperit,  fraitur  parcitque  repertis 
Ordine,  prouentu,  tempore,  lege,  loco, 

698  morsibus 


687  Letifor  JE  688  concilium  D  689  tam  scius]  conscius  B 
690  saluarum  E  695  bucella  BE  696  sathanie  B  plena]  longa  D 
698  In  mensis  B  699  estat  B  701  capesso  D  702  paparua  B 
703  deus  nachgetragen  D*,  ceruat  :  seruat  D*  704  qiü  Af]  quid 
BDEi;  vgl  IV  357,  271,  V  361,  VI  117.  118;  der  Dichter  seist  hei 
saporo  hold  das  Adverbium,  bald  den  Accus,  neutr.  706  Qua  f ; 
Quas  Ins  pr^meditahir  =  quas  seit,  es  ist  ein  kreisförmiges  Distidwn, 
dessen  Uaupibegriffe  scire,  cupere«  querere  nach  der  Norm  abcba 
geordnet  sitid. 


698  morsibus  DE        701   t  in  spruchförmiger  Umbildung  sed 
diues  multa  capessit. 

688  vgl  III  878. 


Liber  Primus,  709—734.  47 


CoUigit  ac  spargit,  colitar,  laadator,  amator, 

Cominus  et  longe  cogniins  atqae  placens.  710 

Infelix,  qui  nnlla  sapit  bona,  nalla  reqairit, 

Vinat  et  absqae  bono,  aiuat  honore  carens, 
NqIIus  amet  talem,  nollus  dignetur  odire! 

Ergo  ego  piscabor,  qua  michi  lege  placet, 
Proximitas  quQdam  est  inter  cupidumqae  deamque:      715 

Cnncta  cupit  capidus,  probet  habetqae  deas/ 
,Patrue',  dox  inquit,  ,moneo,  non  qa^ro  docere, 

Perfectus  sapiens  absqae  docente  sapit, 
At  timeo  tibi,  debet  amans  hoc  omnis  amanti, 

Vincula  pr^terea  nos  propiora  ligant.  720 

Huc  me  igitar  duce  dactus  ades  lucrumqae  locumque 

Indico  me  nosti  —  temet  agenda  doce, 
Sic  studeas  lucris,  ne  dampnum  Incra  sequatnr, 

Quid  naleas,  pensa,  ne  aide,  quanta  uelis. 
Perfeci,  qa^cumque  michi  facienda  fuerant,  725 

Ire  michi  restat,  cetera  mando  tibi. 
Quid  ael  nbi  faceres,  dixi,  facienda  subisti; 

Secams  dixi  —  tu  facis,  esto  pauens. 
Fac  bene!  dam  piscaris,  eo  conqairere  gallam, 

Santo  tai  pisces,  safficit  ille  michi,  730 

Dico  iteram  —  si  temet  amas,  piscare  perite, 

Consalo,  si  cuias  consiliantis  eges; 
Improperanda  puto  commissa  uoraginis  amplQ, 

Com  steteris  fixas  pondera  magna  saper.' 


712  absqae  modo  t  713  Nullius  B  amat  D  odire  ABBEf] 
Mone  ändert  adire,  vgl.  III  295  %md  Glossar.  714  ego  fehlt  B 
716  capit  B  717  dux  inquit  moueo  auf  Easur  D*  719  hec  B 
720  propiiora  Ä  721  Hie  D,  vgl  I  434.  855  724  non  D 

730  Sinito  :  Sunto  B*  Sumpto  E  731  tenet  E  733  puro  B  — 
Borm.  vernnUhet  puta  —  amplo  (m  dem  Sinne:  si  quid  cotnmiseris, 
imputare  dfhes  amplüudini  uentris  tut)  oder  tibi  statt  puto  mit  Bei- 
hekaUung  von  amplQ;  beides  unnölhig.  Der  Sinn  ist:  ,ich  kann  mir 
schon  denken,  wie  es  kommen   wird;  die  Schuld  des  tmersäUlidien 


48  Liber  Primnß,  736—742. 


735  Emergente  die  Reinardus,  ut  arte  feroceni 
Eliciat  turbam,  proxima  rara  sabit, 
lamque  sacerdotis  stantis  secas  atria  gallum 

Ecclesiam  popnlo  circnennte  rapit, 
Intenditque  fag^;  non  laudat  facta  sacerdos, 
740       Nee  landanda  patat  nee  patienda  ioco. 

,Salae,  festa  dies!'  cantabat,  ut  asqne  solebat 
In  primis  feriis,  et  ,kyri'  aulgiis  ,ole'; 


Magens,  dcut  Vergehn  massloser  GefrässigkeU  werde  ich  dir  rorxcerfen 
müssen,  wenn  du  festgehamnt ,  unfähig  dich  von  der  Stelle  zu  rühren 
dasteJm  wirst  über  Beutemassen ,  so  gross,  dass  nicht  du  sie,  sondern 
sie  dich  beherrschen";  das  JKntichon  weist  wie  681 — 6  auf  die  Pointe 
der  Fabel  hin,  73G  cura  B  737  stantisque  B  ^melius  Atque' 
Borm.,  lamquo  gehört  zu  stantis  socus  atria  und  hdft  hervor,  dass  der 
Pfarrer,  um  Haus  wnd  Hof  besser  im  Äuge  behalten  zu  können,  viel- 
leicht auch  in  RücksicJU  auf  sevne  Wohlbeleibtheit,  den  Kirchumgang, 
den  die  Gemeinde  noch  fortsetzte,  schon  beendet  hatte  und  an  der 
Eingangshalle  (atria  steht  auch  für  die  Kirche  selbst,  V  846)  dastand; 
vgl.  übrigens  I  9,        740  Ioco  B        742  pritiius  B 


740  vgl.  III 885  f.  741  In  der  Osterzeii  —  genauer,  an  den 
Sonntagen  von  Ostern  bis  Trinitatis  (ProcessioncHe,  Antwerpen  1620 
pS88ff.)  —  wurde  beim  Umgang  um  die  Kirche  ein  aus  Venantius 
Fort.  III 9.  39  ff.  entnominenes  Lied  gesungen  (Ph.  Wackernagel  nr.  13). 
welches  —  mit  Benutzung  von  Quid.  Metamorph,  X  270  —  mit  dem 
745  f.  parodierten  Distichon  anfängt:  ,Salue,  festa  dies,  toto  uenera- 
bilis  aeuo,  Qua  deus  infernum  uicit  et  astra  tenet.',  vgl.  Ecbasis  977  f. 
Klar  beschreibt  die  Feier  des  Ostersonntags  unser  älter  Cod.  theol.  lat. 
fol.  2,  f.  130^^:  „Tarn  ipsi  (sc.  derici)  quam  et  omnis  populus  pro- 
cedunt  cum  omni  decore  .  cum  crucibus  et  timiamateriis  .  prcjceden- 
tibus  etiam  sanctis  euangeliis  .  cantantes  antiphonas  processionales 
cura  uersibus  ,Salue  festa  dies'  .  deinde  antiphonam  ,Cum  rex  gloriae'. 
Qua  finita  cantetur  antiphona  ,Vidi  aquam'  et  spargatur  aqua  benedicta 
super  populum.  Sequitur  antiphona  .In  die  resurrectionis  meae'. 
Quibus  expletis  .  ingrediuntur  aocclesiam  cum  antiphona  ,Sedit  ange- 
lus'  cum  uersibus  suis.  Et  ita  ingrediuntur  ad  missam"  etc,  P,  Boro 
nun,  statt  jedem  Sonntag  sein  besonderes  Wallfahrtslied  zu  lassen, 
singt  —  nieht  sowohl  im  Hinblidc  auf  die  symbolische  Bedeutung  des 
Sonntags  überhaupt,  der  die  Auferstehung  Christi  dem  Gläubigen  re>- 


Über  Prirnns,  743  —  766.  49 

7 

,Salae,  festa  dies!'  animo  defecit  et  ori, 

Et  dolor  ingeminat:  ,uq  tibi,  m^sta  dies! 
y^  tibi,  iiiQSta  dies,  toto  miBerabilis  quo,  745 

Qua  l^tus  spolio  raptor  ad  antra  redit! 
Cum  micbi  festa  dies  uel  maxinras  hospes  adesset, 

Abstinui  gallo,  quem  tulit  ille  Satan; 
Sic  pr^snl  doleat,  qni  me  sospendere  cantn 

Debnit!  en  galli  missa  ruina  foit,  750 

Non  me  missa  iuuat  sed  unlpem,  altaria  iuro: 

Malaeram  missas  ter  tacaisse  noaem!' 
Protinns  inceptam  popnlo  comitante  relinqnens 

Clamitat:  ,o  proceres,  accelerate,  probi! 
Me  qnicamque  uolant  pro  se  meruisse  precari,  755 

£t  qni  fida  micbi  corda  deoque  gerant' 


743  hori  B      740  antea  fugit  B      748  ille  BDE]  iste  A  irrig, 
iste  heisst  mlai,  ,die8er  hier\  ille  , jener  dort'        753  ^  fehlt  E 


gegemcärtigefi  soll,  wie  der  Freitag  den  Tod  (Regino  de  synod.  causis  II 
Appendix  I  cap,  16)^  als  vielmehr  aus  Bequemlichkeit  an  jedem  Sonntag 
~  »elbst  in  dem  zum  Theil  in  die  Fasten  fallenden  Februar  (665)  — 
das  Osterproeessionale  und  erinnert  damit  an  den  bekannten  Pfarrer 
r(m  OhnewitSy  der  für  jeden  Sonntag  dieselbe  Predigt  hatte,  — 
T42  rgl.  Hoffmann  von  Fallersleben,  Gesch.  d.  deutsch.  Kirchenlieds^ 
>'  2,  namentüch  p.  21.  Der  Geistliche  sang  den  Text  des  Hymnus,, 
ftie  Gemeinde  das  vielfach  wiederholte  Kyrie  eleison  als  Refrain.  — 
749  ff.  Dem  Pfarrer,  wegen  Pflichtversäumniss  beim  Bischof  (pr^ul) 
fingtklagt,  ist  nidU  nach  strengem  Recht  auf  einige  Zeit  —  schlimmsten 
Falls  konnte  ihn  vierwöchentliche  Amissuspensian  (752)  treffen  —  das 
Messelesen  untersagt  (missas  tacero  auch  V  118\  sondern  noch  eintnal 
Verzeihung  gewährt;  zum  Dank  wünscht  er  seinem  geistlichen  Oberen, 
der  durch  die  Begnadigung  mittelbar  die  Schuld  an  dem  Hahnraub 
^^ägt,  dass  jenem  das  Unglück  widerfahren  wäre,  751  Zum  Sdhvmr 
^  dem  Altar  vgl.  J,  Grimm  RA*  p.  897,  Du  Gange  ed.  Henschel 
III  931  Spalte  1  u.  2,  753  inceptum  sc.  mysterium  missae,  deren 
Einleitung  der  Kirchumgang  ist.  Mit  o  proceres  754  bittet  der 

Pfarrer  zu/nächst  die  anwesenden  edeln  Herren  und  Kleriker  (761) 
rgl.  III 1127 j  dann  mit  755  f.  die  Getneinde  überhaupt  um  Unter- 
Nutzung. 

Voigt t  YflengTimus.  4 


50  Libor  Primas,   757  —  770. 


Anna  omnes  rapinnt,  arma  omnia  uisa  putantor, 

,Hai!  hau'  continaant,  ,hai!'  sine  fine  fremnnt, 
Per  iuga,  per  ualles,  per  plana,  per  hirta  seqaantur, 
760       Post  hostem  profugum  milia  mille  rotant: 

Clerus  uasa,  cracmn  baculos,  candelabra,  capsas, 

£dituas  calicem,  presbiter  ipse  libnmi, 
Sacras  deinde  crnces,  saxorum  milia  nulgas, 
Presbiter  ante  omnes  noce  mannqne  farit 
765  Pertigerat  gnams,  quo  uellet  tendere,  raptor, 
Qua  piscaturum  liquerat  ante  senem, 
Et  procul  increpitans,  ut  uix  clamaret  ad  illnm, 
Turbat,  ut  ad  furcam  tractus,  anhela  loquens: 
,Ibimus?  esne  paratns  adhuc?  rue,  patrue,  cursim! 
770       Si  cupis  hinc  mecum  currere,  curre  celer! 


757  rapiant  E  758  Ha  hay  —  hy  JE  {stets  hay  BD)    - 

759  secuntur  corr,  ^»,  8e9tur  JBD,  sequuntur  E  760  raile  B 
762  Edictus  B  763  saxorum  et?  doch  fehlt  auch  II 402  et  zicM^ 
zwei  Substantiven;  ebenso  Venant  Fortun.  ed.  Leo  p.  396  s.  u.  cojm- 
latio,  Hugo  v,  Amiens  Pentat.  25,  28  etc.  765  Pretigerat  E  - 

767  ut  uix  clamaret]  alte  clamabat  conj.  Mone;  er  ruft  ihm  aus  so 
grosser  Ferne  zu,  dass  er  kaum  bis  zu  jenem  schreiend  reicht,  rer- 
nehmbar  ist.  768  anola  J?D,  hanela  E  769  Hinter  Ibimus  hat  Ä 
ein  Fragezeichen,  D  ein  Komma,  BE  keine  Interp.;  Mone  missbüligt 
das  Fragezeichen  wegen  830,  aber  vgl.  III  472  —  rue]  IDe  B  — 
770  currere  currere  B 


757  vgl.  V  968  f.  759  D*  glossiert:  quasi  dicat  euer  bnsch 
ende  ouer  haghe.  761  ff.  vgl  856,  979  f.,  II  207  ff.,  V  683  f.,  861  ff. 
Bei  uasa  ist  nach  V  862  an  Weihrauchfasser,  n€tch  VII  237  {rgl 
Otte,  Christi.  Kunstarchäologie*  p.  830  Änm.  2)  an  Glocken  zu  denken; 
crucum  baculi  sind  die  Stöcke,  auf  denen  die  Kreuze  befestigt  wurden, 
vgl.  uastas  sudes  I  1060,  fustes  II  207 ;  im  übrigen  vgl  d.  Glossar.  Fow 
kirchlichen  Geräthschaften  vermisst  man  die  scamna,  sciinia,  pulpita. 
von  weltlichen  werden  hier  nwr  die  später  nicht  einmal  zur  Verwendtmg 
kommenden  saxa  genatmi  —  die  Verfolger  bleiben  dem  F\ichs  zu  fem, 
kommen  dem.  Wolf  zu  nah,  als  dass  Wurfwaffen  tauglich  wären  — 
nachher  noch  das  Beil  Aldradas  II  5,  saune  uenabula  et  unci  in  dem 
allerdings  nicht  zuverlässigen  Bericht  des  Wolfes  II 207.  768  Turbat 
=  er  tobt,  intransitiv,  wie  Borm.  ricJUig  erklärt,  vgl.  turbidus  780. 


lAh&t  Primas,  771—790.  51 


Non  eqaidem  ueni  cam  libertate  morandi, 

Si  oenies,  agiii  strennoitate  aenü' 
Talia  clamanti  sacclamans  ille  reclamat: 

, Audio!  quid  clamas?  non  ego  sardos  adhnc! 
Desine  bachari,  nos  nnlla  tonitrna  teirent,  775 

Nee  tremor  est  terr^  indiciine  dies. 
Ad  quid  pr^dpitnr  nia  tarn  rapienda  repente? 

Colligo  nunc  primnm,  captio  c^pta  fere  est; 
Die  tarnen,  an  faerit,  si  seis,  miehi  plnris  abisse 

Qnam  tenoisse  moram.'  tarbidus  ille  refert:  780 

,Neseio,  sospendisse  uiam  tibi  prosit  an  obsit, 

Dietori  aeniunt  post  mea  terga  tibi, 
Non  michi  dignaris,  digoabere  forsitan  illis 

Credere,  sed  prodest  aceelerare  michi; 
Collige  constanter,  siqnidem  lucrabere,  persta.'  785 

Hie  panidus  paulnm  repplicat  ille  precans: 
,£cce  eeler  teeom  uenio,  subsiste  parumper!' 

Respondet  patruo  taliter  ipse  suo: 
,Non  ego  pro  septem  solidis  tria  puncta  morarer, 

Ad  tna  sedisti  lucra,  morare  satis!  790 


771  Ne  B  773  *f  fehlt  B,  sUht  erst  hei  774  D  776  Nee 
BDE]  Non  A  diues  B  780  turpidus  ille  refer  B  781  1"  DE 
784  accelare  B  785  si  quid  B,  er  vergass  die  Schleife  am  d; 

äquidem  ==  *«V  mg,  8%  modo  {sonst  caustd,  II  612,  660,  III  2'} 3); 
Bonn,  schiäfft  perstans  vor,  786  iUe  AB]  usque  DE  und  Mone 

falsch,  denn  er  bittet  jetzt  erst  äfigstlich  werdend  zum  ersten  Mal, 
792  zum  zweiten  Mal  (item,  vgl  Gloss,)  787  "^  D  788  Eespondit  E 
ipse  BDE\  ille  A  789  1"  DE  pucta  B  790  morare;  satis!  (satis 
=  iaiis  est)  ändert  Borm.,  aber  satis  =  nach  Herzenslust,  vgl.  Gloss. 


772  vgl.  IV  570,  V  200.  776  vgl.  Myth*-  II  681  und  zu 

VII  657.  ISS)*'  «  921^  789  Als  höchste  Geldeinheit  nennt  der 
Dichter  das  Pfund,  Goldes  oder  Silbers,  pondo  V  79  f.,  demnächst 
das  halbe  Pfund,  marca  Y  103;  diese  wurde  je  nach  dem  Münzfuss 
zu  12— 36  SUberscJdllingen  {Hüllmann  I  430  ff.),  solidi,  ausgeprägt, 
die  auch  11  432,  V  596  erwähnt  werden;  der  solidus  enthält  12  Pfennige, 
der  Pfennig  2  HäMinge  oder  Heller.    Der  Pfennig,   die  allgemeine 

4* 


52 


Über  Frimiis,  791—800. 


Qnod  capere  optabam,  fors  obtulit,  h^ret  in  unco.* 

Serio  formidans  ille  precatur  item: 
,Fige  gradum  sodesi  et  quos  fugis,  eminos  absont, 

Dux  meus  huc  fueras,  esto  redactor  abhinc! 
795  Ne  dicarc  dolo  doxlsse,  merere  redaceus, 

PoDdns  amiciti^  tristia  sola  probant; 
Pura  fides  etiam  personam  paaperis  ornat, 

At  fraos  purpuream  priuat  honore  togam. 
Non  rebar  captos,  quantis  fore  senUo  plures, 
800       Sarcina  me  pr^dQ  detinet,  affer  opem! 


791  *f  E        obtabam  E       sors  B        in  eundo  B        Mt  791 

hegirmt  Mone  die  Antwort  des  Wolfes,  792  als  Parenthese  auffassend. 

793  «f  DE       Über  sodes  die  Glosse  socie  ZH;  et  ABBE]  en  Born., 

et  ist  nur  dann  logisch  hcdtbar,  wenn  wie  hinter  ihm  so  auch  vor  ihm 

ein  Beweggrund  zum  Bleiben  stände;  diesen  geioiwnefi  wir  aber  durch 

die  Übersetzung  ^bleibe  hier  als  mein  Freund,  auf  Grund  der  Freundfü- 

pflichV,  genau   ebenso  braucht   der  D.   sodes  als  causale  Apposition 

II  614.     Ys,  wendet  sich  793^  und  796  an  das  Herz  des  Freundes, 

793^  an  seinen  Verstand,  794  f.  an  das  Gewissen  des  Führers.    — 

796  probant :  probat  E        797  etiam  ABDE,  ebenso  g,  aus  dem  Mone 

hier  utid  III  470  contra  anstatt  etiam  notierte  —  etiam  personam 

at*/"  Basur  D*,  am  linken  Bande  ist  ein  Wort  ausradiert,  D*  w^d  also 

hier,   wie  öfter,   nur  eine  Bandberichtigung  in  den  Text  gesetzt  haben 

sonam 
—   per  ßcara  corr.  B*        798  Et  Di        798  rogam  B        799  quantis 

ABD]  quantos  E,  Mone  und  Borm.,  der  am  Schluss  pisces  ändert 

Vgl.  II  281;   quanti  =  q'^^ot;   es  ist  eine   Vermischung  zweier  Von- 

structionen,    von    non  rebar  captos  tantos,    quantos  fore  sentio   und 

rebar  captos  tantos,  quantis  fore  sentio  plures,  ron  jener  nahm  er  den 

HauptsatZj  ron  dieser  den  Nd^ensatz.         800  auf  Rasur  A 


Silbermünze  des  MA,  auf  der  als  Wappen  (stema  oder  scema  VII  694) 
ein  Kreuz  ist  (VI!  080),  heisst  nummus  V  210,  VI  527,  531  f.,  VH  679, 
683;  der  andere  Ausdruck  dafür,  denarius,  kommt  nicht  vor.  Für 
den  halben  Pfennig  hatte  man  eine  geprägte  Scheidemünze,  doch  rer- 
mehrte  das  Volk  die  Zahl  der  Heller,  indem  es  den  Pfennig  mitten 
durch  das  Kreuz  durchschnitt  (VII  679  f.) ;  der  Heller  heisst  as  II 134. 
m  1 108,  IV  742  oder  obolus  VIT  683 ;  über  niina  VI  75  vgl.  Glossar, 
796  Andere  Fassungen  dieses  Sprichworts  bei  Zingerle  p.  39,  Zacher 
n.  118  {Haupts  Zs.  XI  127). 


Liber  Primiu,  801— 814.  53 


Aoxiliare  seni  patnio!  scelerate,  quid  h^res?' 

Clamat  ouans  nulpes:  ,i8ta  profecto  aelim! 
Sabuesiontis  eges,  non  castigantis  egebas, 

Yenit  ad  hoc  ^mnmn  linqnere  neue  nichirM 
Dedecos  et  dampniiin  piscatos  es  atqne  dolorem,  805 

Qni  qaeritiir  de  te,  perpetiatar  idem. 
Quid  iuuit  clamare:  ,,modam  seraare  memento"? 

Incidis  ^mmpnam  taransitione  modi, 
Captos  es  a  captis,  periit  modus,  hocqae  peristi, 

Et  nanc  operiar  snbueniamqne  inbe!  810 

Scilicet  expectem  mundo  in  mea  terga  rnente 

Cum  canibns,  gladiis,  fustibas  atqne  tnbisl 
Fortanam  misero  non  nult  coninngere  felix, 

Differimns  mnltnm  stans  ego  taqae  iacens, 


804  Perstat  adhuc  tibi  mens  linquere  uelle  nicbii? 


801  Anxiliare  seni  patruo  auf  Basur  A  Borm.  beginnt  mit 
scelerate  die  Antwort  des  Fuchses  wnd  liest  quid?  h^res?  aber  jene 
Anrede  enthielte  eine  ungerechtfertigte  Härte,  vgl.  870,  und  diese 
beiden  Worte  büden  eine  untrennbare  Formel,  vergleiche  I  85,  885, 
IV  555,  V  818,  9.  802  *r  DE  isla  profecto  uelim  auf  Baswr  A 
803  egebam  B        804  am  Schluss  ein  Fragezeidien  in  A,  ein  Punct 

in  BDE  806  Q  zu  Qui  ergänzt  D*  perpetilatm*  A,  perp|tiatar  D, 
propitiator  E  809  hocqae  (hq;  nicht  hq;)  A^  hicqne  BD,  hincque  E; 
Koc  , dadurch,  dcurum'  auch  199,  vgl,  quo  VII  260.       810  nunc  quod 

ueniunt 
maneam  E        iubes  DE  812  Cum  gladiis  "füstibus  swppl.  B^ 

(canibus  fehlt),  813  contingere  E  814  multum  atich  g,  mcht 
stoltom,  wie  Mone  angibt. 


804  so  DE 


804  vgl  657—664j  716;  ,hierzu  gelangte,  führte  der  Grundsatz, 
nichts  leben  lassen  zu  wollen."  807  vgl  685  f.  811  v^.  III  235, 
y  41;  mundus  ist  nicht  das  dem  ritterlichen  Waidwerk  (812)  fremde 
fVoOc,  la  b<isse  classe',  wie  Mone  meint;  es  bezeichnet  ausser  WdtaU 
(VII 605^  620)  die  Gesammtheib  aller  Menschen  oder  eine  grosse  Anzahl 
derselben  {III 181,  VII  449,  565,  611,  681  und  hier). 


54  Liher  PrirowR,  815— 832. 


815  Stare  recosasti,  cam  stares,  sponte  ruisti, 
Vis  modo  restitui,  si  potes,  omen  habes; 
Stantibus  est  facilis  casus,  graue  snrgere  lapsis, 
Quisque  memento  sui,  dum  meminisse  iuuat, 
Qui  ceddere,  monent  stantes  uitare  ruinam, 
820       Quam  sit  stare  bonnm,  scire  ruina  facit. 
Stent  igitur  stantes,  strati,  si  copia,  snrgant, 
Surgere  si  nequeunt,  qui  cecidere,  cubent; 
Lene  cubas  et  nocte  parum  dormisse  uideris, 
Subseqnitur  parcus  dalcia  s^pe  sopor, 
825  Leniter  ergo  cuba,  donec  pausaris,  cgo  ibo, 
Solus  habe  pisces,  sat  michi  gallus  agit' 
,Ergo*,  inqnit,  ,redies  patruo,  Reinarde,  relicto? 

Tam  consanguine^  nil  pietatis  habes? 
Si  pietate  cares,  saltem  cogente  pudore 
830       Ibimus  hinc  pariter,  me  micbi  redde  prius, 
Nulla  mei  michi  cura,  tuo  fac  seruer  honorü' 
Galliger  econtra:  ,  patruo,  nolo  mori. 


825,  1    Tu  satis  expecta,  qui  non  terreris;  ego  ibo 

828  Et 

828,  1    Nee  consangninitas  te  facit  esse  pium? 

830  me  tibi  redde  prius 
831   Nulla  mei  tibi  cura 


815  Ctare  :  Stare  D^  cum  stares]  constares  B  816  habe  : 
habes  D*,  der  uel  habe  heischrieb,  vgl  III 247,  habe  E  817  casus] 
lapsus  g  819  Quod  E  mouent  f  822  sine  queunt,  von  B*  ^ 
einem  Wort  verbunden  B  824  das  erste  und  die  zwei  letzten  Worte 
auf  Rasur  A  825  Dulciter  E  ibi  E  826  habe/  Ä  827  Ergo 
inquit  redies  auf  Rasur  Ä  830  rcddo  D  Seitwärts  schreibt  B^ 
pulchr.      831  zunschen  mei  und  michi  ist  tibi  ausrad.  A      832  f  B 


825,  \  von  B^  beigesehrieben  828  Et  DE  828, 1  mit  uel 
sie  von  D*  zugesetzt         830.  831  so  DE 

821  vgl,  OHoh  Prouerb.  bei  Pez  III  2,  530:  Stantibus  et  lapsis 
par  sollicitudo  tenanda  est:  His  ne  retro  cadant,  illis  ut  concito  but- 
gant'        824  vgl.  Jesus  Sirach  XXXI  23  f.       829  ebenso  405  f 


Liber  PiimaB,  833—642.  55 


Non  ego  diffiteor  caram  pietatis  agendam, 

Si  non  ploris  emit,  quam  nalet,  auctor  eam, 
Sed  cum  propositnm  saperant  conamina  reniin,  835 

Tunc  est  subsidio  sabidendos  honor; 
Tn,  qui  non  dnbitas  lütam  sospendere  landi, 

Deposito  tarbas  operiare  meto. 
Nolla  suo  firacta  res  carior  esse  meretnr, 

Bos  onis  est  pretio  ploris  eqaosque  boois,  840 

Singttla  pr^libat  sapiens  pretioque  laborem 

Eqnat,  amans  qnanti  qu^ae  oalere  oidet; 


S35t  1    Sed  com  matoiies  saporator  xnole  gerondi 

886  subicienda  fides 


837  f.  fehlen  A,  sind  von  D»  am  uiUeren  Blatbrcmde  ncichr 
getragen;  aber  ztoeifeUos  ursprünglich,  wie  die  durchsichtige  Gliederung 
der  Bede  beweist;  sie  besteht  —  so  zu  sagen  —  aus  zwei  sechszeiUgen 
Stollen  (a.  833—838,  h.  839-844)  wnd  einem  merzeiligen  Äbgesang 
(B45— 848);  die  Stollen,  sifmmetrisch  gd)aut,  stellen  in  den  beiden 
ersten  Distichen  den  Realismus  des  Fuchses  dem  IdeaUsmus  des  Wolfes 
m  letzten  Distichon  schroff  gegenüber,  837  f.  und  843  f.  sind  einander 
sai^Ueh  genau  entsprechende  und  darum  unentbehrliche  Gruppen- 
absMüsse.  In  dem  versöhnenden  wnd  ausgleichenden  Äbgesang  mmmt 
K  die  vorher  categorisch  zurückgetoiesene  Ehre  mit  einer  doppelten 
Beschränkung  an:  nicht  als  Ganzes,  sondern  nur  zu  dem  ihm  gebüh- 
renden TheHe,  und  auch  nur  um  diesen  TheU  sofort  in  freundschaft- 
Kerbender  Selbstlosigkeit  dem  Wolfe  abzutreten.  838  Depolto  D*, 
zweideutig f  weil  zu  Deponito  und  Deposito  auflösbar,  ZH  strich  es  darum 
aus  und  setzte  Deposito  darunter.        842  amans  ABgi]  emens  DE 


835,  1  so  i         836  mit  uel  vofi  D*  danebengeschrieben,  über 
■endns  honor  eine  längere  Easuir  D 


836  Ys.  Juxt  zwei  Motive  vorgeführt,  das  der  Verwandtenliebe 
827  f  und  das  des  Anstands,  der  Ehre,  pudor  829,  honor  831.  836, 
laus  837;  entgegnend  lässt  B.  jenes  nur  bei  voller  Gegenseitigkeit, 
tvekhe  hier  ~  vgl.  SchinkentheUung  —  fMt,  dieses  aber  nur  dann 
gelten,  wenn  Gefahr  und  Gewinn  sich  die  Wage  halten;  sonst  ist  der 
Bettung  die  Ehre,  der  SelbsterThaUung  der  Buhm  unterzuordnen.  — 
8Ö7  Dasselbe  Motiv  U  33,  V  X3^  ff. 


56  Liber  Primns,  843—860. 


Yenit  honor  nimio,  quem  leto  comparat  emptor, 
Hunc  hodie  patiar  solius  esse  tui. 
845  Hie  honor  ambornm  nostii  commaniter  esset, 
Parte  mea  primam  fungere,  deinde  tua; 
Parte  mea  te  dono,  tuam  non  coro  fauorem 

Quam  multo  mercer,  posse  sinatur  emi.' 
Bixerat  hQc  simalatqae  fagam  subitoque  recurrit, 
850       Et  rea  contundens  pectora  rursus  ait, 
Tamqaam  p^nitcfkit  se  falsa  foisse  locatom: 

,Patrae,  ne  metnas!  pondere  dieta  carent, 
Irrita  pr^fabar,  quia  te  terrere  uolebam, 

Nanc  ego  sam  nerax,  nanc  loqaor  absque  dolo: 
855  Huc  transmissus  adest  popalo  comitante  sacerdos, 
Cum  crucibiis  libnrni  relliquiasque  ferens, 
Et  tibi  neglectam  pensat  renouare  coronam, 

Discessnsqne  tui  uult  abolere  nefas. 
Quanta  sit  impietas  hinc  me  fugisse,  probabis, 
860       Cum  fuerit  capitis  silua  putata  tui; 


858,  a.  b   Hirsutumque  caput  asperget  aqua  benedicta, 
Et  festam  missam  forsitan  ille  canet. 


843  quam  B        847  tibi  dono  E        849  hoc  (sie!)  simulatque 
auf  Basur  Ä  850  t  in  Et  auf  Basur  von  D*        contendens  D, 

darüber  D*  contundens,  contondens  E  852  ne  metuas]que  dixi  DE 
—  uerba  B  853  hier  ebenso  wie  861  und  873  steht  in  A  <\2,  was 
Mone  fälschlich  zu  quod  auflöste,  854  Non  :  Nunc  A^  Non  B  — 
nunc]  et  DE  loquar  BBE,  vgl  534.  855  Huc  t  auf  Basur  Ä 
857  pensant  B 


858,  a.  b  in  C  und  E  zioischen  858  und  859  im  Text^,  in  D 
V071  3  mü  >>a  ebendahin  nachgetragen;  G  beginnt  hiermit,  die  ersten 
Zeilen  sind  etwas  verloschen,        858,  2  illa  D' 


859  probabis  hier  nicht  =  experieris,  wie  Borm.  will,  sondern 
=  demonstrabis,  vgl.  dices  861,  tibi  feretur  863,  iurabis  864;  859—864 
sind  eine  Skizze  der  Bede  des  wiedergeborenen  Mönches,  in  der  er  die 
Falschheit  der  Welikinder  geisselt  und  Gottes  wunderbare  Wege  preist. 
860   Zu  dem  Bude  vgl,   Ouid,  Metam.  XIII  845,   IvMenal.  IX  12, 


Liber  Primns ,  861  —  SfiO. 


57 


Tanc  aere,  qoia  plena  dei  sit  copia,  dices, 

Cum  benedicta  tanm  sparserit  nnda  capat, 
Nee  tibi  tot  pisces  Satanas  donasse  feretnr, 

larabis  captos  dante  fmase  deo. 
Optator  temere,  qnicqnid  pr^stabile  non  est,  865 

Patrae,  nado,  nume,  dicere  nolo  aale! 
Qai  sapit,  hie  naleat;  stnltus  se  tradit,  nt  illi 

Nee  deos  auxiliom  nee  dare  curet  homo/ 
Bixit  et  absUiens  iterom  simalabat  ablre, 

Piscator  reaocat:  ,qao,  scelerate,  rais?  870 

Quo  sine  me  properas?'  snbsistens  ille  reelamat: 

,Patnie,  nis  aliquid?  prQcipe,  nolo  roges; 
Sed  qoia  mnlta  soles  dominomm  more  inbere, 

Atqne  ego  proposni  singola  iossa  sequi, 
Una  dies  spatinm  inssis  non  ^qaat  et  actis,  875 

Tu  iubeas  hodie,  cras  ego  inssa  feram/ 
, Perfide',  respondit,  ,iubeo  nichil,  obsecro  soloi!' 

Galliger  obstrepait:  ,  patrae,  nonne  furis? 
Tu  piscaris  adhnc  —  et  nelle  reeedere  ioras? 

Esse  nimis  eaptum  dicis  —  et  nsque  eapis?  880 

861  quod  C  sit  nachgetragen  A  862  tuum  sparserit  auf 
Baswr  A  864  capto  C,  captis  D  867  ualeat]  sapiat  C  869  «T 
fehlt  E  869  auf  Rasur  A,  ebenso  Quo  sine  me  871.  872  1*  D 
874  loqui  :  sequi  B*  876  feram  BCDE]  geram  A\  iossa  gerere 

(auch  587)  =  agere  HI  230,  facere  IV  795,  sequi  874,  IV  128,  477, 
d,  i,  ausfuhren f  ins  Werk  setzen;  dies  toird  B,  schon  heute  thun,  ohne 
jedoch  bei  der  Füüe  des  Aufgetragenen  an  einem  Tage  fertig  zu  werden, 
darum  wird  er  erst  morgen  das  Verlangte  in  aller  VoUständigkeü  und 
Vollkommenheit  bringen  können;  anders  die  Variation  zu  lila  iussa 
feres  patrui,  die  an  je  ferai  (Kl.  lat.  Denkm.  p,  46)  erinnert,  — 
877  <r  DE  878  *r  D  Porfide  respondit  877  und  nonne  furis  878 
auf  Basur  A        In  A  schliesst  mü  880  fol  15**;  fol  16^  folgen  882, 


De  uetula  I  3,  2  barbalem  siluam,  ArcfUthrenius  ed,   Wright  p.  ^8 

crinis  silua.        861—864  vgl  696,  866  f.   Der  Segenswunsch  uale 

ist  bei  dir  nicht  angebracJU,  denn  bei  deiner  Dummheit  kannst  du 
niemals  ualere. 


58 


Liber  Primus,  881  —  896. 


Absolaiqne  petis?  simulas,  per  sidera  cqU, 

Mens  aliter  uersat,  quam  tna  lingna  sonat; 
Sublegeres  sursam  —  tu  laxas  rete  deorsum, 

Ergo  discidium  quam  paterere  libena? 
885  Quid  defixus,  iners,  h^res,  uelut  inter  lanum 

Februns  et  Martern,  si  tibi  cora  fugQ  est? 
Emolire  loco  plscosaque  retia  subduc, 

Et,  nisi  non  egeas,  auxiliabor  ego/ 
Captus  ad  h^c  captor:  ,nesci8,  quid,  perfide,  dicas, 
890       Clunibus  impendet  Scotia  tota  meis; 
Undecies  solui  temptans,  immobiJis  hQsi, 

Alligor,  immota  firmius  Alpe  sedens.' 
Tnnc  ita  lusor  ait:  ,seinper  tibi,  patrue,  prosam, 

Econtra  laqneos  insidiaris  agens, 
895  Qua  non  ire  potest,  nequam  uersatia  repit, 

Si  potcro,  sensom  dicar  habere  semel; 


883  tractas 
893  GaUifer  obiecit 


884,  883,  881,  885;  diese  Ordnung  berichtigte  zum  Theil  der  Schreiber 
selbst,  indem  er  b  neben  884,  a  neben  883,  c  neben  881  setzte,  ganz 
erst  A^,  der  881  durchstrich  und  unterhalb  880  schrieb.  881  simu- 
lat  E  884  dissidium  C,  discidium  :  diäsidium  D*  886  si/tibi  Ä 
888  Ggeis  B  auxiliator  J^  889  nescis  bis  dicas  auf  Basur  A  — 
diciß  C  890  Crinibus  E  impendit  C  Sotia  E  Borm,  ändert 
scoria,  und  das  soll  bedeuten  ,omnis  cangdatae  aquae  mossa*.  Auch 
irrt  Mone,  wenn  er  unter  Scotia  in  unserem  Gedicht  Irland  versteht; 
hier  wie  V  875  ist  Schottland  gemeint,  vgl.  Alpe  892.  892  in  mota  B 
895  nequaquam  B      cepit  B       896  dicat  B 


883  so  C,  vgl,  III  857.  893  so  schreibt  D*  mü  uel  sie 

dariiber  und  an  den  Rand.  895   Qua  ABCDEt]    uel   si  XH, 

vgl  398. 


882»  =«  VI  177^  883*  entweder  hypothetisch  mit  zu  ergän- 
zendem nisi  simulares  {Borm.)  oder  imperativiseher  Subijtmctiv,  wie 
II  13,  IV  292,   VII  243,  oder  negativer  Fragesatz.  885  iners 

Vocativ,    wie   demens    HI  749,    IV  558.  795,    miser   HI  731      — 
886  vgl  665. 


Über  Primus,  897— 914. 


59 


Soluere  te  cupiens  anum  si  retibus  allec 

Excaterem,  fieret  talio  dara  michi. 
Non  ego  te  dubito,  si  me  abstraherere  iauante. 

In  prima  syiiodo  proposuisse  qoeri:  900 

Rete  diu  iactom,  bene  te  cepisse  referres, 

Captanim  melius  subueniente  deo, 
Dinitias  nactum,  si  te  perstare  tolissem, 

Me,  qaod  eras  felix,  non  potnisse  pati; 
Me  oelerem  ingessisse  metom  tibi  cassa  minando,        905 

Teqne  superuacuam  corripiiisse  fagam, 
Nee  modo,  qnod  captorns  eras,  quin  prorsns  id  ipsam, 

Qaod  captnm  fnerat,  fraade  perisse  mea, 
Taliter  egregiam  messem  nictamqae  bilnstrem 

Conqnererere  mea  fraude  perisse  tibi.  910 

Cur  me  odisse  queas  aut  legitime  ande  queraris, 

Nunc  penitas  causa  conneniente  cares, 
Scis,  qaod  scire  dolos,  bene  me  meroisse  freqaenter, 

Yim  facere  insonti  lexque  padorque  netant; 


900,  a.  b  Scilioet  egregiam  messem  uictumque  bilustrem 
Arte  perisse  mea  conquererere  tibi. 


898  dura  ABCDE,  Mone  verlas  dira  in  A  fieret  bis  micbi 
auf  Rasur  A  excutere/^  899  abstrahere  BC  901  cupisse  E 
902  subueniente  deo  auf  Rasur  A  903  prestare  BE  904  Me 
qaod]  Meque  C  905  iniecisse  BE  906  super  uacuam  B  907  ad 
ipsum  BC  s  »9»  eras  und  der  Rest  des  Verses  auf  Rasur  A 
908  arte  E  fuerat  nachgetragen  D*  910  Conquerero  B  913  Scis 
quod]  Scisque  et  C       914  pudere  :  pudorque  B^ 


900,  a.  b  in  CBE  zwischen  900  u.  901      conquerere  BE     sibi  B 


897  allec,  der  Hering  {f>gl  Ecb.  168)  war  scTum  danuils  ein  so 
weit  verbreiteter  und  im  Preise  gesunkener  Handelsartikel,  dass  er  hier, 
wie  sonst  Maus,  Bohne,  Ei,  Sinnbild  des  Kleinsten  und  Geringwerthdg" 
sten  werden  kannte,  vgl.  HüUmann,  Städtewesen  I  36  f.,  A.  SchuHs, 
Hof.  L^ten  I  287.  Im  Fischteich  darf  er  ebensowenig  befremden  wie 
Salm  und  Stör  (677).  897  f.  vgl.  III  161  f.  899—910  Heim- 
Zahlung  für  419—470.        909  bilustrem  bezieht  sich  auf  664. 


60  Liber  Primus,  915-936. 


915  Quem  non  institia  potes  angere,  niteris  asta, 
Defecit  ratio,  fraode  nocere  copis, 
Impins  esse  mea  temptas  pietate  meisque 

Samis  ab  obseqaiis  in  mea  dampim  uiam. 
Ergo  prius  fient  dao  sabbata,  Renus  et  Albis, 
920       Cos  prins  Aprilis,  quam  taa  lacra  morer; 
CoUige  constanter,  coUectis  collige  plores, 

NU  nisi,  qao  condas,  lar  tibi  panias  obest. 
Rete,  ratis,  pisces,  locas,  omen,  tempos  et  aer 
Riserunt  noto  prosperiora  tuo, 
925  Piscandi  tibi  tuta  repiscandiqne  potestas, 

Dem  tibi,  si  possim,  scis,  qnia  tollo  nichil; 

920  Goth 


915  intens  E  916,  917  auf  Baswr  A  917  temptans  E 
919  fierit  B  Hinter  sabbata  ein  l^inkt  in  CD,  nicht  in  ABE; 
ersteres  halte  ich  für  richtig,  duo  =«  bina,  wie  öfter  das  (JardmdU 
statt  des  Distrib.  steht;  für  letzteres  Mone  tmd  J,  Grimm,  der  hier 
eine  Mischung  örtlicher  tmd  zeitlicher  Bestimmungen  für  wahrschein' 
lieh  hält  (BF,  Einl,  92)  renus  et  mit  der  Glosse  fluuius  ist  in  die 
gelassene  Lücke  erst  hei  der  Revision  eingetragen  A  remis  E  — 
renus  oder  remis  D,  von  4  zu  ersterem  verdeutlicht.  920  Quos  E 
922  nisi]  tibi  B  lac  jB  924  ueto  E  prosperiere  DE  prospera 
cuncta  B        925  tuta]  circa  B      tuta  est  piscandique  E 

920  so  C  und  mit  uel  D*;  der  Sinn  der  Variation  ist  mir 
dunkel,  ich  vermag  nur  an  Sta^,  den  ägyptiscJien  Namen  des  Sep- 
tembers {Honor.  Aug,  De  imag,  mundi  II  35)  zu  erinnern. 


920  Aprilis  {auch  V  193)  ist  nicht  ,Winter\  wie  Mone  erläart, 
sondern  Lenz;  es  ist  der  Gegensatz  zwischen  dem  alles  Leben  er- 
schliessenden,  die  entblösste  Erdoberfläche  mit  weichem  uellus  (Vil  641) 
bekleidenden  Frühling  wnd  dem  starren,  nackten  Steine  gemeint,  welchen 
der  Dichter  auch  in  der  entscheidenden  Belegstelle  V  128  ,decoriat 
calclos'  unter  dem  Gesichts2)unkt  der  Kahlheit  auffasst.  Über  die 
Ableitungsversuche  des  Wwtes  Aprilis  vgl.  Quid.  Fast.  IV  89 ^  Macrab. 
Saturn.  I  12,  PUtcidus  ed.  Deuerling  54,  22  f.  ,  Aprilis  ideo,  quia  boc 
mense  terrae  omnis  aperitur  fructus*,  Papias  s.  u.  ,  Aprilis  dicitur  eo 
quod  germina  in  flore  aperiantur*  etc.  921*  =  785^  923  ratis 
,ad  augendam  congeriem*  Borm, 


Liber  Frimns,  927—982.  61 


»  » 


Qaod  lectaros  eram,  legi,  tibi  mando  ^ta  autem 
Lectio  perlecta  est,  die,  domine  abba,  „ta  an 

(Ultima  non  poterat  sermonis  siUaba  diel, 

Tarn  prope  clamosQ  murmora  plebis  erant.)  930 

Oalliger  iratum  cernens  incumbere  aulgus 
Maioresqne  moras  posse  nocere '  salit ; 


928  finita 


927  toautem  CE         928  timu  C         929  «f  C       sermoni  B 
930  Nam  B      marmera  B        931  incombere  E 


928  80  C 


927  f.  Mone  sagt  hierzu:  ,In  den  alten  Klöstern  las  ein  Mönch 
über  dem  Essen  ror;  trenn  er  aufhören  sollte,  so  klopfte  der  Abt  mit 
dem  Finger  aitf  deti  Tisch  und  spradi  die  Worte:  tu  autem  domine 
miserere  nobis/  Mit  der  Vorlesung  bei  Tisch  hafs  seine  Richtigkeit ^ 
das  Übrige  ist  eine  dreiste  Fiction;  nach  Absolvierung  seines  vorher- 
bestimmten Lesepensums  bez.  nachdem  der  Abt  durch  die  tteben  ihm 
stehende  Glocke  das  Zeichen  zum  Aufhören  gegeben  hatte  {Brinckmeier 
Gloss,  dipl.  II  362  s,  u.  nola)  verbeugte  sich  der  lector  gegen  Osten 
und  Westen  (ante  et  retro)  und  klappte  sein  Buch  zu.  Die  richtige 
Erklärung  ergibt  sich  aus  Guido  Farfensis  Reg.  cap.  39  und  48  und 
Wilhelm  r.  Hirsehau  Constit.  Hirsaug.  I  cap.  80,  wo  es  heisst:  ,Notan- 
dum  boc  moris  esse  nostri,  ut  eo  tempore,  quo  Prophetae  legun- 
tur  in  ecclesia,  loctio  prophetice  incipiens  sed  bistorice 
finiens,  cum  Tu  autem,  bistorice  uero  incipiens  sed  propbetice 
finiens,  cum  Haec  dicit  Dominus  terminetur;  Tu  autem  etiam 
dicitur  ad  finem  cuiusque  codicis  Prophetarum  perlecti.* 
Also  beim  kirchlichen  Gottesdienst  hatte  am  SMuss  eines  den  Pro- 
pheten entnommenen  Lesestücks  der  lector  selbst  die  Schlussformel 
Tu  autem  etc.  zu  sprechen ;  da  aber  der  Vorleser  R,  gegenwärtig  ausser 
Gefahr  ist,  so  überlässt  er  dem  sehwerbedrängten  Wolf  diesen  Ausruf. 
Ein  weiteres  Zetigniss  ist  Arcfiipoeta  I  4,4  {J.Grimm,  KL  Sehr.  III 49), 
femer  Nigeüus  Wireker  Spee.  stuU*  ed.  Wright  p.  137,  Z,  21  und 
besonders  p,  60  unten,  wo  Gundulf  zur  Priesterordvnation  zu  spät 
kommt:  ,cum  penienit  in  urbem,  Ordinibus  factis  aerior  hora  fuit. 
Omnibus  expletis  praesul  secesserat  aris,  Nee  locus  extabat  nee  fuit 
bora  super.  Lectio  tota  fuit  perlecta,  legensque  „tu  autem"  Dixerat, 
et  pueri  uox  resonarat  „Amen".' 


62 


Liber  Primus,  983— 94Ö. 


Impegisse  adeo  Remic^  pro  sedis  adepto. 
Quam  patrunin  norat,  retia  nollet  aquQ, 
935  Omnibus  et  patrni  lapsis  in  retia  rumbis 
GalluB,  quem  tulerat,  carior  unus  erat 
Serio  festinat,  iam  non  discedere  fingit, 

Tarn  iQtus  caud^  quam  leuitate  pednm, 
Neue  diem  festum  spectandi  perderet  hostia, 
940       Iam  sibi  prouiso  cauerat  ante  loco. 
CoUiculi  costam  terebrat  rugosa  crepido, 
Ostiolo  impendent  densa  filecta  super, 
Formato  maiore  minor  maiorque  minore 
Reinardi  credi  forma  fuisse  potest; 
945  Hanc  adiens  soilers  latet  ^quicolore  sub  herba, 
Spectandus  nulli  despiciensqne  procul. 
Ut  sibi  sublatum  penitus  cognouerat  hostem, 
Sensibus  excedit  presbiter  ille  miser, 


crenerat 
940  cesserat 


X   933  pro /sedis  Ä,  er  wollte  wohl  erst  prosedis   schreiben    — 
934  /eilet  oorr.  D«      935  tumbis  B      936  quam  B      939  perderot  > 
hostia   D         940  tibi  B         941   «T   feUt  CE        942  impendit  CE, 
-ent  auf  Easur  D*        silecta  BC        943  maiorue  B         944  Credita 
Reinardi  B  credi  forma]  forma  ista  C  945  equi   colore   E 

946  respiciensque  CDE        947  f  fehlt  E 


940  creuerat  uel  cesserat  D* 


933  f.  adeo  quam  p.  norat  sc.  retia  aqtme  impegisse,  vgl.  71  f 
Mone  und  J.  Grimm  (BF.  Einh  86)  suchen  hierin  eine  Anspielung  auf 
die  Streitigkeiten  über  den  Bheimser  Erzhischofsstulü  in  den  Jahren 
1138 — 1140,  aber  ,saHs  est  primatum  Remensem  rem  optahüem  «ünim 
esse'  Borm,  939  vgl.  II  532.  941—946  vgl.  Alex.  Neckam  De 
naturis  rerum  II  125,  p.  205  ed.  Wright.  943  vgl.  z%im  Ausdruck 
V  1171,  zur  Sache  V  764  .forma  t.  e.  mdgnitudo.  maiore,  minore 
formato  t.  e,  si  maius,  minus  formaretur,  ergo  q.  d.  ostiolum  iusUu 
magnitudinis  erat'  (Borm.) 


Liber  Primas,  949— 960.  63 


Deficiensque  sibi  cadit  ictas  imagine  mortis, 

Frigida  quem  reddit  iactas  in  ora  latex,  950 

Tanc  infestos  arat  mazillas  nngnis  ntrasqne, 

Largiter  aualsas  excipit  aora  comas. 
Arguit  inde  denm  male  commendata  tnentem, 

Qu!  bona  det  miseris,  ut  data  rapta  gemant, 
Omnibus  hinc  sanctis  conoicia  debita  fondit,  955 

Pr^cipae  domini  noxia  mater  erat, 
Kominat  egregiam,  qu^  tali  merce  rependat 

Innumeras  landes  obseqaiumqüe  freqaens. 
His  tandem  lacrimis  m^stis  compassa  qnerelis 

Solatar  flentem  torba  sodalis  bernm,  960 

959  0t  mestis  mota 


949  ictos  auf  R(isur,  unter  der  noch  imagi-  skhthar  ist,  A 
950  hora  B  951  -illas  unguis  utrasque  auf  Rasur  D^  952  Largi, 
dann  -ter  ergänzend  darüberffesetzt  A  954  dft  A^  dat  BCDE,  dant  t; 
der  Indicativ  in  or.  cbliq.  auch  VI  140,  VII  192,  vgl.  Kaulen,  Hand- 
buch §  IST,  aber  957  rependat!  data]  bona  B  956  donum  B 
957  Nomina  B  mente  -B,  messe  DE  rependit  .E  959  «f  fehlt  E 
His  t.  L  et  auf  Rasur  A ;  Borm.  erklärt  die  den  Schreibem  dutikle 
Constr.:  ,His  lacrimis  dcUiims  est;  mestis  querelis  abl.  modi.' 

959  so  C,  über  compassa  schreibt  D*  uel  mota. 


949    defioeie  von  ohnmächtiger  Entkräftwng,    absolut  I  303, 

III  332,  mit  sibi  hier  und  V  479.  Die  zweiU  Halbzeüe  ist  weder 
nach  WaUharius  198  ff.,  Wuttke,  VoUcsaberglaube^  p.  210  (,von  der 
Erscheinung  des  leibhaftigen  Todes  getroffen')  noch  nach  Myth.^  II 
p,  706  f.,  Ntbel.  N.  939,  3  {, durch  des  Todes  Heerzeichen  i^erwundet') 
zu  deuten  f  noch  ist  an  den  Fylgjaglofuben  (Myih.*-  II  p,  729,  Roch- 
holz,  D.  Glaube  I  96  ff,)  zu  denken,  sondern  imago  mortis  ist  ein  aus 
Am.  II  369,  Amores  II  9.  41,  Trist.  I  IL  23,  Metam.  X  727,  Cato 
Dist.  III  Prolog.  6  in  die  mlat.  Dichtung  {Prora  272,  Hüdebert  De 
Mahum.  1029,  Ichannes  de  AUcvuüla  ed.  Wright  p.  276  oben  etc.)  über- 
gegangener formelhafter  Ausdruck  für  ,  Scheintod,  todesähnliche  Er- 
sUxrrung,  vgl.  a/uch  Myth.*  III  p.  255.  950  reddere  ,wieder  zur 
Besinnung  bringen',  vgl  Metam.  I  348,  XV  276;  zur  Sache  Myth*  III 
p.  975.  957  der  ironische  Qebrauch  von  egregius  auch  III  354, 
1117,  IV  358,   V  129,   VII  217,  vgl.  Aen.  IV  93;    ebenso    pulcher 

IV  358,   V  916.  953—958  Specifisch  mütelaUerUch  ist  die  auf- 


64  über  Primns,  961-974. 


Neue  nimis  doleat,  inelior  promittitor  illi 

Gallns  et  eximio  femina  inncta  airo; 
Bumque  exactorus  duplicis  promissa  repens^ 

Sponsor  ael  pignns  poscitur  illa  ualens, 
965  Cominos  aspicitur  miser  Ysengrimas  adesse, 

,Gaadia!'  conclamat,  ^gaadia!'  c^tus  ouans. 
,Quo,  domine  abba,  paras  nostros  traducere  pisces? 

Quo  capti  tibi  sunt,  hoc  quoque  nende  loco! 
Huccine  piscator,  dabinm  est,  an  ueneris  abbas, 
970       Si  piscator  ades,  iora  aliena  rapis, 

Veneris  huc  abbas,  ouium  dare  uellera  qu^ris 

Fratribas  et  famulos  came  cibare  taos; 
Te  quQcomque  mouens  intentio  compulit  istuc, 

Crederis  hanc  parua  proposuisse  fide. 


966  conclamant  :  conclamat  A  setus  -B  967  ,Forte  disii- 
chon  deest,  namque  oratio  parochi  ex  abrupto  ordüur'  Mone;  aber  es 
spricht  ja  das  VoJkj  bez.  einer  aus  seiner  Mitte  in  seifiem  Namen, 
vgl,  978,  984,  986,  dn  lüeketilosei-  Anknüpfung  an  den  Jubelruf  966. 
969  est  flachgetragen  D  970  ad  est  es  B  973  propulit  :  com- 
pulit A         compulit  istuc  auf  Rasur  2>*,   unter  derselben  sc/nmmert 

II 
am  Versende  noch  -uc,  am  Bande  compubt  von  erster  Hand  hervor, 

D*  setzte  also  nur  eine  Selbstberichtigung  von  D^  in  den  Text.   — 

974  Borm.:  ,forsiian  praua';  pama  fide  mit  der  bekannten  mhd.  Ironie 

=n  nulla  fide,  perfide. 


steigende  Scala  dens  -  sancti  -  Maria ;  der  Pfarrer  schreitet  vom  Ent- 
fernteren zum  Näheren  vor,  von  der  Gotthdt  durch  die  blonderen 
Fürbitter  zur  allgemeinen  und  unfehlbaren  Vermittlerin  snßischen  Gott 
und  dem  Menschen.  964  vgl.  1007  f.  u.  IV  535.  970  ff.  iura  aliena, 
weil  das  Wasser  nicht  sein  Element  ist,  vgl.  689  ff.;  der  Wolf  ist  in 
der  Fabelironie  seinem  eigentlichen  Wirkungskreise  nach  pastor  ouium 
und  als  solcher  entweder  WeltgeiMlicher  {vgl.  V  545.  573,  VII  685  f.) 
oder,  wie  hier,  Abt;  nimmt  er  als  solcher  ein  Schaf  aus  der  Herde, 
so  thut  ers  natürlich  nur,  um  in  selbstloser  UneigewnüizigkeU  das  Fell 
seinen  Mönchen  zur  Pcrgamentbereitufig,  das  Fleisdi  den  LaietArüdem, 
famulis,  zur  Speise  zu  geben.  Ebenso  De  lupo  58.  Die  Laienbrüder, 
denen  die  wirthschaftlichen  Dienste  ausser  dem  Kloster  oblagen,  wur- 
den zuerst  von  Gualbert,  dem  Stifter  des  Cönobitenordens  von  Vallotn- 


über  Primtis,  975—992.  Ö5 

Hanc  priuata  neqait  confessio  soluere  calpam,  975 

Publica  depreusos  cxigit  ira  reos, 
Indiciom  sinimus,  si  te  peccasse  negaris, 

Proponit  polcmm  gens  tibi  nostra  iocom: 
Candelabra,  cruces,  capsas  et  cetera  sacr^ 

Instramenta  domus  attolit  ista  phalanx,  980 

Sacra  tibi  bis  sacris  dabimus,  qu^  nerbera  si  non 

Senseris,  esto  insons;  senseris,  esto  nocens.' 
Quis  dolor,  o  comites,  in  piscatore  calebat 

Hanc  legem  popolo  testificante  bonam! 
Difficilem  euersn,  sit  iniqna,  sit  ^qaa,  tenendam,        985 

Qaam  dederant  legem,  nouerat,  ergo  silet; 
Respondere  pauor  probibet,  gens  stalta  furebat, 

Quid  tarnen  aadebat,  qui  nichil  ansns  erat? 
Yoluere  d^monibas  decretam  taie  placere, 

Credere  nillano  pranius  esse  nichil,  990 

Hoc  opos  edicto  nnllis  abbatibus  esse, 

Se  male  piscatom  scire  nimisqne  diu, 


976  depensos  B  exigit  ABCt]  uindicat  DE  977  seininis  5, 
sumus  E  983  1"  fehlt  CE  986  doderat  BCDE  988  quid  nichü  B 
9S9  am  Rande  das  Corruptionszdchen  x  A        991  edico  B 

broM  um  1038,  eingeführt,  Wilhelm  van  Hir schau  ahmte  dies  sogleich 
nach,  baid  folgten  auch  die  übrigen  Orden,  vgl,  Gieseler,  4.  Aufl. 
II  1.  302,  Anm.  13.  976  vgl.  VII  606,  OÜoh  bei  Pez  III  2.  619 

.Publica  culpa  publica  otiam  indiget  pQoitentia^  978  vgl.  II  332. 

^^78  ff.  Eine  ähnliche  Verspottung  der  GottesurtJieHe  erwähnt  Schindler, 
Der  Aberglaube  des  MA  p.  292  Anm.  Im  Aufruhr  des  armen  Ckmrad 
warfen  die  Bauern  die  leichten  Gewichte  ins  Wasser  und  meinten 
füglich:  ,schu3immen  siCj  so  hat  der  Herzog  Recht;  sinken  sie  aber 
unter,  die  BauemJ*  983  zu  der  Anrede  vgl,  Einl.         988  ausus 

(^  audens,  vgl.  Einl»)  erat  =  audebat;  ,was  wagte  er  dennoch  {zu 
denken),  er,  der  nichts  (zu  sagen  oder  zu  thun,  vgl.  1021)  wagte? 
welche  Beehtfertigungsversuche  erwog  er  schweigend'!^'  und  nun  folgt 
die  Schilderung  sevuhes  Gedankenganges  989  bis  1010  im  Infin.  histor. 
Borm.  wül  zu  den  Infin.  immer  An  —  audebat  ergänzen.  990  vgl. 
V  1031. 

Voigt,  Ysengrimiis.  5 


66  Liber  Primus,  998—1010. 


Pendere  uelle  nichil,  permitti  liber  abire, 

Qaamuis  sacra  forent  aerbera,  noUe  pati; 
995  Si  sibi  prQscisset  pisces  hac  merce  parandos, 

Non  minus  hoc  coiquam  qaam  sibi  aelle  lacram. 
Scire  sibi  non  esse  malom,  si  nocte  redisset, 

Esset  rete  carens  piscibus,  esset  habens, 
Quodque  lupo  mille  inter  oues  sit  tutior  annus, 
1000       Quam  cum  uillanis  qnattuor  una  dies, 

—  Quin  etiam  ad  pastum  legere  et  cantare  diatim 

Coram  lanigero  non  dubitare  choro, 
Denique  cornutis  tarn  cornua  nulla  nereri, 

Ut  non  imprimeret  basia  corde  bono; 

1005  Et  nisi  prima  citns  sequeretur  ad  oscula  sanguis, 

ludice  se  furcQ  uindicis  esse  rens, 
Insuper  eximinm  sua  tergora  ponere  pignus 

Et  grauidum  cetis  addere  rete  neuem  — 
Quod  numerum  serie  conuersim  diceret  acta, 
1010       Quo  numquam  recte  uir  numeraret  oues, 

993  Prendere  CDE  ueUere  B  liberum  verm.  Bonn.,  con- 
struiere:  uölehat  permitti  liber  abire.  995  merce  ABCU\  mente  E, 
vgl.  957.  996  ueUe  auf  Rasur  A  999  Quique  D  sit  inter  oues  B 
annus  :  agnus  Ä^  agnus  B,  amnis  D  1000  unda  B  1002  chorao  B 
1004  imprimeront  C  1006  Indice  C  furor  B  furcc  fehU  uftd 
Lücke  dafür  gelassen  E      iudicis  E      reus  ABC  richtig,  reum  DE, 

1006  —  8  geben  in  drei  Inf.  hist.  die  Bürgschaften  des  Bluthttsses.  — 
1008  giaiiid' :  grauida  verdeutlicht  D*  1009  Quo  C,  Qui  D  con- 
nersum  BC  umd  D^ 


993  liber  im  Gegensatz  zu  pendere  ,frei  von  Schuld,  ohne  Busse 
zu  zahlen',  vgl.  II 383.  996  Verbinde:  non  cuiquam  i.  e.  nemini  hoc 
lucruni  minus  uolebat  quam  sibi.  Von  scire  =  sciebat  997  hangen 
drei  Objectssätze  ab  in  je  eünem  Distichon,  997  f.,  999  f.,  1009  f.,  der  erste 
im  A.  c.  Inf,  die  andern  mit  quod;  dem  ztoeiten  und  dritten  Objects- 
sätze ist  in  je  vier  Distichen  eine  detaillierende  Gruppe  angefügt,  die  erste 
1001—8  über  den  Wolf  als  den  messecelebrierenden  Priester  der  Schafe 
{zu  legere  et  cantare  1001  vgl.  Gloss.;  über  den  Friedenskuss  bei  der  Messe 
vgl.  zur  SalaurafabeT),  die  zweite  1011—18  über  Ys.  als  Rechenmeister. 
1003  comutia  vorgeschobener,  von  imprimeret  abMngiger  Dativ. 


Liber  Primus,  1011  — 1080.  67 

—  Nam  sie:  ,aiia,  da^,  tres'  msticus  ordinat  amens, 

Non  aliter  staltus  seit  namerare  miser; 
Ex  tribns  ut  binas,  ex  binis  feeerat  unam, 

Sueuerat  extremum  dicere  ,iialla'  senex. 
Sie  radis  ad  quamuis  sanunam  uillanns  ab  una  1015 

Orditnr  nnmero  moltiplieante  gregem; 
Qaalibet  a  summa  sene  grex  numerante  gradatim 

Deflang  ad  nullam  paucior  nsqae  foret  — 
Quid  tot  posse'iauat  bona  totque  et  plura  enpisse? 

Yillani  eaptnm  posse  enpita  aetant;  1020 

Kil  facere  andebat,  nil  dieere,  deinde  rogatar, 

An  prandere  nelit,  plebe  rogante  tacet. 
Pars  optasse  fenmt,  pars  dissensisse  tacentem, 

Dicat  ut  ipse,  rogant,  fatur  itemque  nichil; 
Poseere  s^pe  pudet,  quod  sumitar  absque  pudore,      1025 

Seilieet  hoe  illnm  more  silere  fenmt 
Req[K)ndit  dominus  Bouo:  ,eaasa  illa  silendi, 

Quam  uersatis,  abest,  altera  maior  inest: 
Abbas  ipse  fuit,  benedicite  mminat  illud, 

Quod  solet  astantes  sanetificare  cibos;  1030 


1014  Scinorat 


1013  faceret  C  1014  externum  DE  1015  Si  B  summam] 
nullam  B  1018  fuit  wiU  Mone;  sene  numerante  =  si  senex  numeraret, 
über  den  Subjtmctiv  in  hypothet.  Sätzen  der  Mö^ichkeit  vgl.  Einl. 
1019  Qui  C  1020  necant  C  1021  deinde  atis  wahrscheinl.  urspr. 
deniqne  geändert  D*  (deiiiq?  :  dem/)  1022  prendere  E  1024  uter- 
que  B  1026  morum  B  1027  Bouo]  bobo  J5,  bona  C,  boue  i>, 
feKU,  wie  das  folgende  causa,  und  Lücke  dafür  gelassen  E  causa 
illa]  non  causa  B        1028  uersatus  C      adest  B^  adest :  abest  D* 

1014  Üher  sueuerat  D*  sciuerat* 


1014  nuUa  sc,  ouis,  wie  vorher;  der  arithmetische  Begriff  der 
Null  war  dem  Dichter  noch  nicht  bekannt  und  wurde  romanisch 
anders  ausgedrückt,  vgl  Beger,  Lateinisch  und  Romanisch  p.  75  f, 
1022  r^.  1038.  1025  geht  zurück  auf  ülpian  {Lex  1  §  5  der  Pan- 
decten,  L,  13)  ,Quaedam  tametsi  honeste  accipiuntur,  inhoneste  tamen 
petuntor*        1030  Die  Einsegnungsformel  voUständiqer  V  835,  837  f. 

5* 


68 


Libor  Prinras,  1031  —  1044. 


Plus  sapit  hie  aliis,  namqaam  benediceret  alter, 

Ni  prios  oblatas  cemeret  esse  dapes, 
Ergo  dicant  alii  präsentes,  iste  futuras 

Diuinans  epulas  appropiare  sibi.' 
1035  Undique  clamatur:  ,aeram  est,  speratque  cupitis 

Maiores  epulas,  spes  bene  cessit,  edat, 
Maiores  dabimus  speratis';  ista  locuti, 

Expedinnt  dextras,  prandia  l^ta  parant.  ^ 
Presbiter  abbat!  dare  fercala  prima  iubetur, 
1040       ,Nos',  aiunt,  , dabimus  grandia  liba  dein', 
Presbiter  assiliens  crispat  benedicite  longum, 

Crispanti  tellus  assonat  icta  procnl; 
Sic  celebres  disci  in  clanstris  (clamatur  hiando) 

Aut  bonus  abbatis  uisitat  ora  calix, 

1044  Ac 


1031  hüs  aliifi  J5         1032  ipse  DE         1033  dicat  hai  C,  alii 

isto 
dicant  DE      esse  B      ista  C       1034  Diuinas  E  (Diuinans  C,  Mone 

verlas)      appropriare  BE      sibi  auf  Rasur  D*       1035  superatque  E 

1036  cepit  E        1038  leta  auf  Rasur  A        1039  *r  fehU  BCE;  in  B 

erst  hei  1041,  C  scJireibt  ,auctor'  bei   1041  -dicite  fehlt  C        1043  in 

claustro  DE       clamantur  ACDE;  clamatur  hiando  ist  parenthetische 

Erklärung  von  Sic,  vgl  V  876. 


1044  Ac  ODE 


1040  libum  nicht  wie  in  der  Vulgata  ,Tranlcopfer*,  sondern 
stets  =  Kuchen,  vgl.  V 1080,  VII 48,  IV  689;  heute  isfs  ja  SornUag 
i742\  und  da  gihVs  Kuchen  zum  FrufistOck  {Ecbasis  p.  51),  1041  vgl. 
IV  611,  1043  —  46   Über  die  Festtage  in  den  Klöstern  vgl,  Arx, 

Geschidite  des  Kantons  St.  Gallen,  I  259,  Gramer ,  Geschichte  der 
Erziehung  in  den  Niederlanden  p.  119;  ausser  den  kirchlichen  Festen 
waren  es  namentlich  die  Anniversarien  der  Heiligen  und  Äbte;  selbst 
der  strenge  Walther  von  Egmont  machte  eine  Stiftung  zur  Feier  seines 
Todestages  (Chron.  Egmund,  von  Joh.  v.  Leidis,  cap.  22),  bonus  ab- 
batis calix  entweder  qiuUitatiVy  weil  am  Abts  feste  {sonst  nicht,  daher 
Aut)  fpropinaboitwr  uinum  de  cella  peculiari  abbatis^  {Bortn.)  oder 
quantitativ,  insofern  der  die  kleineren  MöncJisbecher  weit  überragende 


über  Primus,  1046—1056.  69 

Taue  cum  festa  dies  nentri  promisit  auaro  1045 

Solnendos  cantas  omnibas  esse  bonis. 
Presbiter  ergo  graoi  tondit  caua  timpora  libro, 

Yerbera  sena  dabat,  plora  datarus  adhuc, 
Pr^cipitem  tnrbam  I^dit  iactora  morandi, 

Inqne  senem  ananimi  sedalitato  raunt;  1050 

Heu  quam  dissimiüs  bellum  fortuna  gerebat! 

Tota  acies  uno  uim  patiente  facit, 
Hie  Caput,  ille  latus  c^dit,  pars  plurima  dorsum, 

Mnlticaui  uentris  ^lantica  longa  gemit 
Qualiter  argiÜQ  sordes  fullone  lauante  1055 

Iota  sub  incuBSO  subtonat  aura  sago, 


1015  promittit 
1047  tandens 
1054,  1    Spina  caaemoso  nentie  sonon  gemit 


1047  tondit  DE  cana  CD,  cana  oder  caua  E,  vgl,  Metam. 
XII  133  tympana  B  Borm.  nimmt  Anstosa  am  TempiMwechsd 
tnndit  -  dabat;  vgl.  indessen  z.  B,  II  119  1051  difiicilis  B  dis- 
simile  E  1052  facißnte  :  patiente  C  1053  capit  C  1054  Multi 
paui  B^  Mnltiplica  C  uentri  E  mentica  B  1055  r  in  argille 
auf  Rasur  von  D^        1056  Iota  B 


1045  promitti  {so!)  C,  uel  promittit  D*  1047  tondens  C 
1054,  1  CD*,  in  C  ztoiscken  1053  wnd  1054  —  ebenso  wie  nachher 
1059,  1  zwischen  1058  wfkd  1059  —  in  der  Reihe,  in  D  mit  uel  sie 
von  4  neben  1054  gesetzt;  cauemosa  D* 

grosse  Pokal  des  Abtes  die  Bunde  machte  und  von  jedem  geleert 
werden  musste,  vgl,  V  940  und  HüUmann  IV  180,  1046  vielleicht 
der  dactylisch  umgeformte  Eingang  eines  Kneipliedes,  vgl.  Carm. 
Buran.  190.  1055  f.    Joa,   de   Garlandia  Dictionarius  cap,  50 

{Scheler  p,  30):  ,FuUones  . .  .  fullant  pannos  laneos  et  pilosos  in  alueo 
concauo,  in  quo  est  argilla  et  aqua  calida.  Post  haec  desiccant  pannos 
lotos  contra  solem  in  aere  sereno,  quos  ipsi  radunt  cum  carduis  multis 
et  asperis,  ut  sint  uendibiliores',  vorher  wird  der  Thon  von  seinen 
schmutzigen  BestandtheHen  gereinigt  (1055)  u/nd  das  Tuch  mit  Schlagen 
oder  Stampfen  bearbeitet,  dicht  gemacht  (1056);  D*  sagt  zu  1056 
,  quasi  dicat:  uerbera  ipsorum  sonabant  super  eum,  qualiter  aura  sonat 
sub  [80  zu  lesen  statt  simul  (ft)]  pedibus  fullonum,  dum  purgant  in 
pannipurgio,  scilicet  ha  ha  ha  ha*. 


70  Liber  Primus,   1057  —  1064. 

Ant  plumosa  cadens  in  puluinaria  magnns 
Asser,  et  admota  timpana  polsa  mann, 

Aut  utems  tonnQ  saxi  snb  aerbere  mugit, 
1060       Taliter  ad  oastas  bolga  Inpina  sndes; 

Yix  ego  crediderim,  nisi  quod  scriptora  fatetur, 
Ferre  flagra  abbates  tot  potuisse  decem, 

Sic  ego  triticeis  paleas  extimdere  granis 
Andieram  in  patolo  tribula  mille  foro. 


1069,  1    Aut  nt  qais  aacnam  tundit  prope  dacida  tonnam 

1063  adimentd« 
1064  mille  flagella 


1057  pluuiosa  G  inter  B  1059  uergere  B  1060  uastos  C 
1061  ergo  E        1062  flagra  nachgetragen  C        1063  paleis  B 

1059, 1  C  ut]  ubi  C  ducida  C7,  emend.  Borm,,  vgl,  Dicf.  Gloss, 
8.  u.  dacictdnm  und  Glossar,  1063  so  C  und  über  extondere  D* 
1064  so  C 


1061  scriptura  bezieht  sich  auf  Märtyrerlegenden,  vgl,  Einl. 
1061  f.,  ähnlich  das  vorletzte  DisticJwft  des  II.  Buches ^  685  f.  — 
1064  forum  ist  in  der  von  Mone  vorgeschlagenen  Bedeutung  ,Tenne' 
nicht  nachweisbar^  es  heisst  auch  hier  ,MarkV;  Borm,  bericfUet:  ,w 
minoribus  oppidis  saepe  messis  tempore  forum  pro  area  fuisse,  quae 
ipsi  uidimus  fidem  faciunt\ 


Liber    Secundus. 


lam  lazare  suas  iteranda  ad  aerbera  nires 

Sederat  inaita  fessa  quiete  cohors; 
Sola  Aldrada  farit,  quanmis  defessa  recusat 

Sidere,  ni  truncot  prQsalis  ante  caput. 
lila  manu  nastam  oibrans  utraque  bipennem  5 

Et  misero  capiti  anlnera  dira  rninans 
Semiloquafi  noces  balbo  Stridore  babellat, 

Dentibus  nndenis  dinddioque  carens; 
£f9aa  nascentes  lingaa  feriente  pammper 

Aera  defonnat  spuma  liquatqne  modos:  10 


1  Mü  rother  Majuskel  beginnen  AD;  am  Bande  in  A  liber  ü^, 
in  BC  *r;  C*BE  bezeichnen  hier  den  Anfang  des  VI  Beispiels^  D  mit 
einzeiligem,  E  mit  fünfzeiligem  Spatium,  das  in  ABC  fehlt  laxanda  D 
3  Addrada  C  4  Cedere  in  tnmoum  G  Sedero  B  Über  Sidere 
schreibt  D*  die  Glosse  percutere  ni  tnincet]  intnincet  JBD,  in- 
troneet  E       6  dira  rninans  fehlt  imd  Lücke  dafür  gelassen  E 


3  Aldrada  hält  E  für  uxor  presbiteri,  Mone  p,  317  fü/r  die 
Pfarrköchin,  J.  Chimm  BF.  Einl.  145  für  eine  mit  in  dem  Haufen 
gdcommene  Bäuerin;  das  erstere  ist  an  sich  wohl  möglich,  da  das 
CöUbat  im  XIL  Jahrh.  unter  den  niederen  Weltpriestem  noch  nicht 
durdigeführt  war  {Gieseler^  II  2.  283  ff.,  Planck  IV  2,  322  f.),  aber 
hier  unwcJirscheinlich,  da  der  Dichter  dieses  Motiv  gründlich  aus- 
gebeutet haben  würde;  er  nennt  sie  nur  rostica  oder  anns.  Gegen  die 
Vorstellung  einer  gewöhnlichen  Bäuerin  spricht  ihr  Hervortreten  über- 
haupt ^  ihre  grosse  Wirthschaft  (11  f.),  ihre  Kenntniss  der  Legenden 
und  Gebete;  ich  mochte  daher  in  ihr  mit  Mone  die  Pfarrköchin  er- 
blidsen,  die  der  Dichter  so  hässlich  malten  um  den  Ctedanken  an  das 
Concubinat  auseuschUessen,       7  vgl.  III  1098. 


72 


Liber  Seciindas,   11  —  28. 


,Quam  miclii  Gerardus  creber  bonus,  improbe  raptor, 

Frande  tua  periit,  quam  bona  Teta  frequens! 
Parta  tibi  hie  eadem  est  pietas,  utinamqae  bis  essent, 

Qttot  michi  dempsisti,  eoUa  secanda  tibi! 
15  Pro  cuiusque  anima  Tet^  duo  colla  dareutur! 

Talio  nune  meritis  uon  redit  ^qua  tuis. 
Debueras  nasci  capitis  deformiter  expers 

Et  capitum  innumera  perditione  mori, 
Dignas  tot  cnpiens  infectas  pendere  fraudes, 
20       Quot  faceres  ultro,  si  tibi  posse  foret. 
Mens  ubi  persistit  fallax  et  prona  nocendi, 

Nequior  integro  est  truncos  ageuto  uolens; 
Nil  faciens  Satanas  pias  omni  peceat  agentc, 

Sofficit  omne  deo  iudice  uelle  malam. 
25  Nunc  unum  atquo  malum  caput  est  tibi,  multaque  debes, 

Una  lupis  melior  Teta  duobus  erat; 
Plus  habito  daro  nemo  potest,  donabo,  qnod  ultra  est, 

Quod  potes  hoc  uno  soluere,  soluc  dato. 


11  1"  mir  A  13  hoc  BCJtJ  14  Quod  C  seq.  secanda  B 
15  cuius  C  rete  JB,  dete  E  17  nasci  fehlt  C  18  Aut  conj.  Mone; 
dcts  Bindeglied  heider  Verse  ist  die  Vorstdhmg,  dass  Köpfe  wie  Zähne 
netchwachsen;  die  auf  18  vielleicht  emwirkende  Sage  von  der  Ler- 
näischen  Hydra   erwähnt  der   h.  Bernhard  Epist.  331.  19  in- 

festas  CDE  21  perstiterit  2),  prestiterit  E  25  ibi  E  debesque  C 
26  Deta  E  27  habito  ABDEt]  habitis  C  über  d  in  donabo  steht 
erklärend  con-  C 


25  multa  :  insta  D* 


11  , Creber  et  frequens  i.  e.  multus  et  müUa'  Barm,,  aber  gegen 
seine  Erklärung  , bonus  et  bona  commiserantis  sunt  et  aues  signißcant 
innocuas'  sprechen  Vers  15  und  26,  Die  von  Mone  beanstandete 

Jagd  des  Wolfes  auf  Gänse  ist  gut  bezeugt:  IV  746,  V  735,  ÜJUand, 
Volkslieder  II 1  ff.,  Magistri  Reineri  tragoedia  de  lupo  {ed,  L.  Tross, 
Hamm  1848),  Luparius  desc.  in  Ausrnum  54,  A.  v.  Keller,  AUe  gute 
Schwanke  >  13, 2,  19  cupiens  causal,  zur  Strafe  für  deine  Begierde, 
auf  Grund  deines  bösen  Willens,        24  vgl.  Euang.  Matih.  V  21—28. 


Liber  Secnndns,  29  —  44.  '3 


Non  ego  corarem,  si  quid  prodesset  faabenti, 

Tollere,  sed  senuit,  sed  probitate  caret,  30 

Et  capite  exempto  lenior  fit  Barcina  trunci, 

Non  est,  cor  teneas  amplius,  ergo  metam; 
Ne  crebro  indigeat  tonsore  Corona  recrescens, 

Rado  tibi  pariter  colla  capatqae  semel.' 
Dixerat  et  recto  miseram  capat  impetit  ictu,  35 

Aosa  in  pontificem  tarn  foriale  nefas. 
Et  mediam  frontem  plaga  expectata  fidisset  — 

Yertice  subdncto  ftmditar  ilie.retro. 
Aut  metuens  demptum  sero  sibi,  sicubi  rursum 

YeUet  eo  fnngi,  posse  redire  capat,  40 

Ant  ouiam  miserans,  quQ  defensoris  egerent, 

Ant  animo  uersans  augure  utrumque  metam, 
Credere  nolebat  Collum  aeniente  secari, 

Et  peior  sinoco  oisa  securis  erat 

30  et 


31  At  C  33  recentis  jB  35  1*  fehM  E  36  Ausaqiie  DE 
^  sie  ibi  E  40  eo]  eg  J5  41  egerunt  G  43  J.  Chrimma  Vor- 
schlag uonienti  (WendeUr,  Briefwechsel  p.  370)  verwirft  Lachnumn 
(e&em2a  371)  wegen  der  Prosodie;  der  BiMer  lieht  den  beweglicheren 
Ablat,  dbsol.  statt  des  Partie,  conjunct,,  vgl,  EM.  44  t  m  Et  van 
4  nachgetragen  D  se  noco  (n  auch  u,  c  attch  t  lesbar,  wie  stets)  B 
—  sinoco  deutete  Mone  auf  eine  Person,  J.  Grimm  änderte  anfangs 
Siuoco  ,  schlimmer  als  Sibich,  d.  h.  von  der  aUerschlimmsten  Art, 
höse  wie  der  TeufeV  {Wendeler  p,  375  f.),  Lachmann  dachte  an  synodo 
{ebenda  371),  indem  er  sagt:  ,JELeisst  am  Ende  die  ganze  übrige  geist- 
liche Versamml^fng ,  die  dem  Wolf  zu  Leibe  toiU,  synodus?'  Bormans 
endlich  schlägt  entweder  Siroco  vor  ,i.  e.  uento  iUo  pestilento  Itcdiam 
aestate  infestaaüe'  oder  wegen  33  f.  sipilo  {von  sipillus  i.  e,  nouacula). 
Das  Richtige  erkannte  schon  J.  Grimm  (a.  a.  0.  jp.  171  f.):  sinocus  »=» 


30  so  CI)E 


30  Zu  der  rhetorischen  Wiederholung  von  sed  vgl.  I  380  ff,, 
II  433,  IV  573  f.,  V  1315  f  31  vgl.  V  1205  f  33  f.  vgl,  zu 
I  857;  für  den  zwiefachen  Vorga/ng  der  Schur  und  Basur  braucht  der 
IHchter  abwechselnd  tondere  und  rädere.        39  —  42  vgl.  307 


'*  Liber  Secondas,  45—54. 


45  In  sua  piscator  transfusas  tcrga  rotatar, 
In  glaciem  longo  mersa  bipennis  abit; 
Occipitis  niolem  testatur  bulla  repento, 
Spoctari  potior  quam  redimiro  sinom. 
lam  sorsom  sonior  plantas  extenderat  omnes, 
50       Poscere  diuinam  more  uolentis  opem. 
Yult,  ubi  snbsidunt  breuioribas  ilia  costis, 

Partiri  misernm  rustica  SQua  senem, 

Porro  cohQsnrnm  nodo  uinace  cadauer 

Cogitat  et  prisco  posse  nigore  fnii; 

synochus,  i.  e.  fehris  continua  continens,  die  nicht  remittierende  Art 
des  Jieissen  Fiebers,  das  nicht  periodisch  nacMassende  und  zuneh- 
mende ^  sondern  stets  in  gleicher  Stärke  brennende  Fieber,  welches  nadi 
HippokrcUes  und  Galen  bei  den  Ärzten  des  MÄ  (vgl.  Medici  an^id  de 
febribus  ed,  Fernd,  Venedig  1594,  im  Index  und  die  Stellen  aus  Aegidius 
im  BF,  Einl.  9^  wie  in  den  Geschichtsquellen  (z,  B.  MG.  Scr.XI83.8) 
häufig  erwähnt  wird       securos  B        45  transmissus  E       46  bipen- 
nis IUI  abit  D        47  Ancipitis  B,  dem  Borm.  folgt,  anscheinend  mit 
Recht,  vgl.  Metam.  VIII  396  und  dcts  substantivische  bipennis,  auch 
bisaouta  {Philippis  II  582)^   zugleich  wird  so  die  engste  Verbindung 
zwischen  46  und  47  hergestellt.     Indessen:  Die  Wucht  des  plötdiek 
niederfallenden  Hinterkopfes  zerbricht  das  Eis,    eine  bulla  entstM, 
freilich  nicht  im  Shme  von  ,Gürtellcnopf ,  Gurtelspange''  und  darum 
für  Aldradens   Toilette   unverwendbar,    vielmehr  in  der   Bedeutung 
,Wasserblase\  dennoch  gewährt  ihr  diese  einen  angenehmen  Anblick, 
weil  —  und  nur  darum  —  sie  occipitis  molem  testatur,  weil  sie  zeigt, 
wie  hart  und  schmerzlich  er  auf  den  Kopf  gefallen  ist.    Auch  die 
Symmetrie  der  Handhing  spridit  für  die  Lesart  von  ACDE;  zweimal 
zielt  A,  gegen  Y".,  erst  gegen  seine  Stirn,  dann  gegen  seine  Weichen^ 
beidemal  fehlt  sie,  immer  die  entsprechende  Hinterseü%  verletzend,  erst 
das  oeciput,  dann  den  Schwanz      molam  B       48  redimere  suum  B 
49  *r  fehU  BGE       oxtenderet  B         50  mote  B         51  ibi   ubi  B 
illa  B        52  Parti  mm  :  Partiri   A        Pai'titi  B       rustica  turba  B 
rustica  1 1 1 1  seua  I> 


53  ff.  ,  Populärem  opinionem  tangit,  ne  nunc  quidem  pemtus 
obsöUtam,  qui  anguem  diuiserit,  nisi  uelü  caudam  cwm  capite  Herum 
coire,  trino  intercwrsu  cauere  debere''  Bormans;  zu  der  zauberhaften 
Wirkung  des  Durchgangs  vgl.  Myth.*  III  p,  441  n,  213,  467  n.  894, 
469  n.  941, 


Läber  Secandas,  55—62.  «5 


Utque  paer  ruptum  prudcns  intermeat  anguem,  55 

Ne  coeant  partes  atqae  animentnr  item, 
Sic  redacem  nitam  coitaris  demere  tnmcis 

Trino  intercorsu  proaida  uersat  anos. 
Sapplice  tone  aoto  sanctomm  multa  uocantnr 

QaQ  plebeius  habet  nomina  nota  canon:  60 

Scüicet  Excelsis  com  coniage  sanctus  Osanna, 

Dicitur  a  furca  quem  rapuisse  deas, 


56,  1    Ne  inncte  partofi  congenerentar  itam 
60,  1    Quo  recolit  laicus  nomiiiA  sepe  oanon 


55  Atquo  E  ao-  in  anguem  auf  Basur  von  Ih  56  cogant  B 
9ti  E  58  Temo  C  intercussu  B  aor-  in  uersat  auf  Basur  A 
tK)  tota  CD^  61  cum  coniuge  sanctus]  sanctus  coniuge  B  sancta 
Susanna  E       62  quam  E 

56,  1  uel  sie  *  ne  iuncte  parte  connegerentur  item  D*  — 
00,  1  mit  uel  sie  von  D*  beigeschrieben. 


60  Zu  den  Volksheiligen  überhaupt  vgl.  BF.  Eitd,  95,  W.  Wacker- 
nagel, Kl,  Schriften  III  324  und  die  Gebete  der  CyriUe  im  Horri- 
hüicribrifax,  Äldrada  ruft  insgesamtnt  9  Heilige,  von  denen  2, 
Osanna  und  Celebrant,  Männer,  die  Übrigen  Frauen  sind,  in  zwei 
Gruppen  von  je  3  Distichen  an,  die  erste  Gruppe  ist  genealogisch 
gfhaiten,  die  zweite  deutet  im  Wesentlichen  auf  den  mächtigen  Ein- 
fluss  der  Heiligen  hin;  von  diesen  9  sind  5  wirkliche  Personen  der 
biblischen  Geschichte  oder  Legende,  bei  den  andern  4  (Excelsis,  Osanna, 
Allelnia,  Celebrant)  sind  vortonende  Worte  der  Liturgie  von  dem  un- 
gdehrten  Volke  zu  Heiligen  personißciert  worden.  61  ein  I^öbchen 
der  Latinität  der  Pfarrköchin,  was  sie  cUs  fleissige  Kirchgängerin 
behalten  hol.  In  der  Messe  wird  nämlich  am  Schluss  der  Praefatio 
das  Trisagion  gesungen:  , Sanctus,  Sanctus,  Sanctus  Dominus  Deus 
Sabaoth  —  Pleni  sunt  coeli  et  terra  gloria  tua,  hosaima  in  excelsis  — 
Benedictos,  qui  uenit  in  nomine  Domini,  hosanna  in  excelsis.*  Da 
nun  hier  oft  sanctus  vorkommt,  osanna  und  excelsis  dMrch  in  ver- 
bunden sind,  was  der  Niederländer  an  ausspricht,  das  in  seiner 
Mundart  ,und'  bedeutet,  so  schloss  die  Äldrada,  dass  in  dem  Kirchen- 
liede  der  heilige  Osanna  und  seine  Frau  Excelsis  angerufen  würde, 
was  um  so  glaubwürdiger  schien,  da  so  viele  Weibernamen  auf  -ig 
endigen  {so  schon  Mone),         62  a  furca  rapere,  aus  seither  Zwiesd 


76  Liber  Secundus,  63—68. 


Et  quam  rex  Phanael  de  sunt  euerrerat  Annam, 
Qua  mater  domini,  sancta  Maria,  sata  est, 
65  Et  qua  promicoit  pennatns  matre  Michael, 
Alleluia  Petro  coniage  faasta  diu, 
Helpaara  Noburgisque,  bon^  implorantibus  amb^. 
Et  pecorum  tutrix  Brigida  SQua  lupis, 


63 


63  euerreat  B,  euerterat  DE.  Der  cdlerddngs  den  sonstigen 
Nominativen  gegenüber  auffällige  Acc,  Annam  entspricht  der  Neigung 
des  Dichters,  das  regierende  Nomen  in  den  Belativsatz  hineimusiehen 
und  von  dessen  Prädicat  abhängig  zu  machen,  vgl.  III  16.  783, 
IV 508,  VII 465 f.;  181,  11373.408,  V 389;  ebenso  in  der  Vulgaia, 
vgl.  Kaulen,  Handbuch  p.  244.  65  quam  B  66  pocto  —  frausta  B 
68  peccorum  B       nutnx  DE 


63  Anna  G 


{s.  Gloss.)  im  Nu  erzeugen^  ähnlich  de  sura  euerrere  63.  Die  Gottes- 
sohnschaft  des  Osanna  geht  auf  die  auch  im  Tris(igion  beniUzte  Be- 
griAssung  des  Herrn  bei  seinem  Einzüge  in  Jerusalem  {Matth.  XXI 9, 
Marc.  XI  10,  Luc.  XIX  38),  die  specieü  bei  den  PalmsontUags- 
proeessionen  gesungen  wwrde  (Processionale ,  Antwerpen  1620,  4^ 
p.  55  ff.),  zurück;  Osanna  galt  danach  wie  Jesus  als  filiiiB  Dauid^  bez. 
filius  dei.  63  f.  Aldrada  verwechselt  Anna,  die  Tochter  des  Prie- 
sters Matthan  und  Mutter  der  Maria,  mit  der  Prophetin  Anna,  welehe 
nach  Lucas  II  36  eine  Tochter  PJumuels  ist.  65  f.  Petrus  war 
allerdings  vermählt;  seine  Gattin  heisst  in  der  Sage  bald  Perpetua, 
bald  Concor dia,  bald  Maria  (J.  F.  Mctyer,  De  Petri  comugio  p.  XS), 
auch  Johanna'  (Lipsius,  Quellen  der  römischen  Petrussage  p.  112 
Anm.  4),  aus  der  Ehe  soUen  zwei  Töchter,  Felicula  u^  PetronUla, 
entsprossen  sein  {Mayer  a.  a.D.).  Der  Ursprung  der  hier  vorgetragenen 
Combination  wird  in  einem  mit  dem  Befrain  Alleluia  schUessenden 
Lobgesang  auf  beide  —  Petrus  ist  der  Fürst  der  Apostel  wie  Midiael 
der  der  Erzengel  —  und  ihre  Schaaren  zu  suchen  sein;  M.  heisst 
pennatus  als  der  geflügelte  Bote  Gottes,  der  die  vom  Körper  scheidende 
Seele  in  Empfang  nimmt  und  zum  Himmel  geleitet,  Myth.*  II  p.  698. 
67  Eine  Heilige  des  Namens  Helpuara  ist  nirgends  aufzufinden;  auf 
die  richtige  Spur  führt  wohl  Ghesquier,  Acta  Sanctorum  BdgU  VI 


tiber  Secondos,  69—72.  77 


Pr^dpae  fidos  Gelebrant,  ope  coias,  ubi  omnes 

Defaerant  testes,  est  data  Roma  Petro,  70 

Traditaque  imnsto  Pharalldis  oirgo  labori, 
Sed  sancü  &ciimt,  qualiacumque  uolunt 


72    qae  sibi  cnmque  placent 


69  fidus  ABC]  sidus  2>,  sydus  E      ut  CDE       71  u.  93  Pha- 
rahildifi  CDE       72  Sancti  sed  C 


72**  von  D*  mit  nel  sie  heigesehneben,        73  uel  formosus  D* 


p.  €21  ff.  {zua-  ZeiibesUmnmng  vgl,  p.  606  und  den  Elenehus  zum 
25.  October):  es  scheint  die  h.  Hildewans  (-wara),  Hilwaris  (-wara) 
gemeint,  ^Domina  Hildewans  de  Hilvaren-Beeok  et  de  Bode\  die 
Begleiterin  der  h.  Oda,  die  in  der  Gegend  van  Beeck  verehrt  wurde.  — 
Noburgis  ist  aus  örtUchen  bez.  seitlichen  Gründen  weder  die  Notburga 
uidua  noch  die  Jungfrau  von  Rattenberg  (Ober  beide  vgl,  Stadler 
IV  586) ,  überhaupt  sowenig  wie  Hilwara  eine  canonisierte  Heilige, 
sondern  die  in  Köln  (Ghesquier  a.  a.  0.  p.  447,  Chroniken  der  nieder- 
rhein.  Städte  II  p.  391  u.  400,  Binterim  und  Mooren,  die  Erzdiöcese 
Köln  I  p.  55,  Ennen,  Geschichte  der  Stadt  Köln  I  708.  737)  und  den 
Niederlanden  (Molanus,  Indiculus  Sanctorum  Belgii  fol.  87*)  verehrte 
sancta  Noitburgis,  Tochter  Pipins  von  Heristal  und  der  h.  Plectrude. 
68  Brigida  ist  eine  irische  Heilige  des  V./VL  Jahrh.^  deren  plasHsche 
Attribute  wHde  Gänse  oder  Enten  sind  (Stadler  1 613)  \  auch  sie  hatte 
in  Köln  eine  Ka/pelle  (Ennen  a.  a.  0.  I  708.  736),  über  ihre  Verehrung 
in  den  Niederlanden  vgl.  Horae  Belgicae  VI  227.  69  f.  In  der 
Präfation  wird  der  Übergang  zum  Trisagion  namentlich  durch  die 
uralte  Formel  ,Per  quem  maiestatem  tuam  laadant  angeli,  adorant 
dominationes,  tremunt  potestates,  celi  celorumque  uirtutes 
ac  beata  Seraphim  socia  exultatione  concelebrant  cum  qidbus  et 
nostras  uoces  ut  admitti  iubeas  deprecamur  supplici  confessione  dicen- 
tes:  Sanctos'  etc.  vermittelt  (diese  steht  schon  im  Cod.  lat.  theol.  Berol. 
fol.  n.  2  f.  2  u.  3)^  als  letztes  und  höchstes  Glied  in  der  Reihe  der 
himmlischen  Heerschaaren  erscheint  somit  Celebrant,  also,  folgert  Bor- 
mans  richtig,  ,post  „celebrant"  cum  in  catitu  leuis  pausa  fieret,  et 
terminatio  Uta  -braut  in  mvitis  nominSbus  propriis  occurreret,  atten- 
deute  ad  ülam  maxime  uocemplebe  mstica,  Sanctus  Celebrandus  naius 
est*,  dem  dann  als  dem  ersten  Diener  Gottes  leicht  die  Übergabe  der 
WeUherrsfhaft  an  Petrus  und  die  Chrundung  der  römischen  Hierarchie 
angedichtet  werden  konnte.        71  Nctch  der  kirchlichen  Legende  (Acta 


78 


Liber  Secundos,  73  —  86. 


Hac  famosus  erat  felixque  fnisset  Herodes 
Prole,  sed  infelix  hanc  quoqne  l^sit  amor, 
75  H^c  uirgo  thalamos  Baptist^  solius  ardens 
Yonerat  hoc  dempto  nollins  esse  uiri, 
Offensus  genitor  comperto  prolis  amore 
Insontem  sanctum  decapitauit  atrox; 
Postulat  afferri  uirgo  sibi  tristis,  et  aifert 
80       Regius  in  disco  timpora  tninca  cliens, 
MoUibus  allatum  stringens  caput  illa  lacertis 
Perfundit  lacrimis  osculaque  addere  auet, . 
Oscula  captantem  caput  aufiigit  atque  resufflat, 
Illa  per  impluuium  turbine  flantis  abit 
85  Ex  illo  nimium  memor  ira  lohannis  eandem 
Per  uacuum  c^li  flabilis  urget  iter, 


73  heredes  E  75  Nee  E  79  sibi  uirgo  C  80  tempora  C 
daher  auf  beiden  Seiten  der  Zeile  ein  Kreuz.  82  auer  B  83  aut 
fugit  B        84  influuium  E 


Sanctorum  4  Januar  I  172,  Sander  Hagiöl.  153y  Usuardi  Martyrioi. 
f.  11%  Molanus  a.  a.  O.  f.  61\  Stadler  IV  880,  Rochholz,  Deutscher 
Glaube  und  Brauch  I  222)  lebte  Pharaild,  in  steter,  auch  in  der 
erzwungenen  Ehe  ufibefleckter  Jungfräulichkeit,  von  sec.  VII  med,  bis 
gegen  VIII  med.  im  Brdbawtischen,  ihre  sterbliche  HüUe  bradUe 
Bischof  Agilfrid  von  Lüttich  nach  dem  Kloster  des  h.  Bavo  in  Gent^ 
wo  ihr  um  930  eine  Kirche  erbatU  und  am  21.  Jtmi  1073  ihre  Bdi- 
quien  in  einen  neuen  Schrein  gebracht  wurden;  sie  wird  abgdnldet 
mit  einer  Trappgans  entweder  in  der  Hand  oder  rieben  ihren  Füssen, 
und  ist,  wie  Johann  der  Täufer  {Otte,  Handbuch  der  christl  Kunst- 
Archäologie*  p,  936),  Patronin  von  Gent.  Über  den  Herodiasmythos 
u/nd  seine  durch  den  Anklang  des  HeUig^nnamens  (wnZ.  Vereide)  an 
Frau  HUde  vermittelte  Beziehung  zur  PharaUdsage  vgl.  Myth.*'  1 
p,  234—237,  525  und  Simrock  D.  Myth.»  p.  352  f  74  rührt  an  das 
sprichwörtliche  Leid  der  Liebe,  vgl  Zingerle  p.SSff.  84  J.  Grimm 
(HF.  Einl  97)  will  impluuium  hier  in  der  nur  einmal,  bei  Säger 
Vita  Lud.  VI  cap.  4,  nachzuweisenden  Bedeutung  ,volles  BegenwHter' 
auffassen,  was  schon  durch  das  parallde  per  uacuum  c^li  iter  86 
hmfaUig  wird. 


Liber  Secondas,  87 — 96. 


79 


Mortans  infestat  miseram  nee  maus  amarat, 

Non  tarnen  hanc  penitos  fata  perisse  sinunt: 
Lenit  honor  lactnm,  minoit  reaerenüa  p^nam, 

Pars  hominam  m^st^  tertia  seruit  herQ,  90 

Qnercubus  et  corilis  a  noctis  parte  seconda 

Usque  nigri  ad  galli  carmina  prima  sedet; 
Nunc  ea  nomen  habet  Pharaildis,  Herodias  ante, 

Saltria  nee  subiens  nee  subeunda  pari. 
Hos  anus  atque  alios,  quos  est  mora  dicere,  sanctos     95 

Pollicitis  captat,  uoee  Jideqae  uocat, 
Bisque  Pater  noster  sanctom  et  Credinde  reuoluit, 

Quinque  Dei  paces  et  Miserele  quater, 


87  aiuus]  nimis  C         88  Nee  C,  vgl.  114,  90  seruet  A 

91  Quercnlos  E  conilis  J3,  corulus  E  94  nuuc  subiens  B  — 
panun  C  95  *f  fehU  E  mos  E  96  captas  B  notat  :  uocat  G 
97  Hisque  -B,  Scisque  E  noster  CE  sanctum  alle,  Mone  verlas 
secum  et  fehlt  E  crede  inde  B  credo  deinde  C,  et  credo  inde 
auf  Boifur  !>*,  credo  inde  E  resoluit  C  und  mit  uel  Ih  98  mi- 
sorere  CE^  misere||  tmd  über  -re  die  -er  Note,  corr.  D* 

90  Weitere  Zeugnisse  hierfür  in  Myth.  a.  a.  O.  91  Man  unter- 
schied {Placidus  ed.  Detierling  70,  1—10,  Isidor  Etym.  V  31,  4—13, 
Papicts  und  Joa.  de  Janua  s.  u.  nox,  Myth.^  Ill  226)  7  Theile  der 
Nacht:  crepusculum,  uesperum;  conticinium,  intempesta,  gallicinium ; 
matutinum,  diluculum,  von  denen  hier  1  u.  2,  toie  6  u.7  als  Übergang- 
bildende  Aussenglieder  ausscheiden  müssen,  da  Herodias  doch  weder 
in  1  noch  in  2  ihre  Begleiterinnen  zur  Luftfahrt  abholen  kann ;  es 
lldben  somit  3,  4,  5  als  Theile  der  eigentlichen  Nacht:  in  3  sammdt 
H.  ihr  Heer,  in  4  ruht  sie  auf  Eichen  ttnd  Haseln,  in  5  führt  sie 
die  Frauen  wieder  in  ihre  Häuser.  Demgemäss  bietet  Die  f.  Nou.  Gloss. : 
conücinium  der  naht  erste  teil,  erste  slof,  intempesta  dz  ander  teil 
ander  nahte,  gaUicinium  der  drit  slaff.  92  vgl.  R.  Köhler,  Germania 
XI  85 — 92,  ,Der  Hahnenschrei  ist  den  wandelnden  Geistern,  was 
den  Soldaten  der  Zapfenstreich,  sie  müssen  dann  nach  Hause  gehn. 
Während  aber  nach  der  gewöhnlichen  Annahme  der  erste  beste  Hahn 
diese  Wirkung  ausübt,  gibt  es  andere  Überlieferungen,  wonach  die 
Gespenster  erst  beim  dritten  Hahnschrei  verschwinden:  dann  ist  der 
erste  Hahn  ein  weisser,  der  zweite  ein  rother,  der  dritte  ein  schwarzer, 
wie  hier."        94  ,Eine  Tänzerin,  die  weder  einen  ebenbürtigen  Vor- 


80  Liber  Secundns,  99—114. 


Oratrus  fratnis,  Paz  uobas  clamat  et  infert 
100       Deugracis  finem,  quaudo  ferire  parat; 

Tot  periere  preces,  audacia  cassa  sine  astn  est, 

Affectus  factum  prQpedit  arte  carens. 

Rustica  pr^cipiti  raptum  nimis  impete  telum 

Pollice  nou  circüm  perueniente  leuat; 

105  Damqne  leuat,  clamat,  quem  nee  mutire  decebat, 

Nescius  hie  monitu  non  opus  esse  suo, 

Terretur  populus,  qui  circumquaque  sedebat, 

Ipsa  etiam  tonitru  terrificata  suo  est 
C^perat  ut  fulgur  ruere  exaltata  securis, 
110       (Visa  procul  prope  fit,  res  prope  s^pe  procul) 
Intererat  spatii  bis,  quantnm  uulnifer  ictus 
Transierat,  iustum  c^dis  adusque  locum: 
Prensa  male  elusam  liquere  manubria  dextram, 
Non  tarnen  omnino  uulnns  inane  fuit, 


112  pactom 


99  Oratus  C  pax  BCDE  uobis  J?,  bobus  C,  uobas  :  bobas  1>* 
100  Deu  gi-atis  (oder  gracis)  E  101  perire  CE  quassa  E  — 
actu  Bh  102  Affoctu  h  propodit  B  104  nuuc  B  peueniente  (' 
105  quam  B  nunc  imitire  D  108  etiani  auf  Rasur  D*  111  In- 
terea  E        113  clausam  B 


112  uel  pactum  D* 


ganger  ablöste,  noch  von  einem  ihr  gleichkommenden  Nachfolger  ah- 
geUist  werden  sollte',  die  nie  ihresgleichen  findet.  So  sagt  SeduUus  zu 
der  Jtmgfrau  Maria  (Carm.  pasch.  II  68  f.):  ,Nec  primam  similem 
uisa  es  nee  habere  sequentem,  Sola  sine  exomplo  placuisti  fenuDA 
Christo/  97  —  100  volksthümUche  Verketzerungen  von  7  Formeln 

aus  der  h.  Messe ,  1.  Pater  noster,  2.  Credo  in  doum,  3.  Da  pacein 
(domine  in  diebus  nostris,  quia  non  est  alius,  qui  pugnet  pro  nobis 
nisi  tu  Dons  noster),  4.  Miserere  nobis,  5.  Grate  fratres  (ut  meum  ac 
uestrum  sacrificium  acceptabile  fiat  apud  Deum),  6.  Pax  uobis,  auch 
IV  141,  VI  56 y  die  bischöfliche  Begrüssung  des  Volkes,  7.  Deo  gra- 
tias,  was  der  Ministrant  am  Schlüsse  der  Messe  spricht.  108  tonitru 
suo  i.  e.  damore  eitts,        109  vgl.  zu  I  640. 


Liber  Secondos,   115 -- 130.  81 


Rete  secat  lapsa  inter  aquas  clonemqne  bipennis,        115 

Nee  partes  ^nat,  maior  inhQsit  aqa^, 
Pars  semata  tarnen,  qaamais  minor  esset,  habenti 

Carior  est  illa,  qna  oiduatos  erat. 
Nee  consistit  anns  magnoqae  inhibere  neqnibat 

Impete  propnlsas  asseqnitnrqae  manns,  120 

Dia  genn  nondnm  elamante  diacone  flectens, 

Qna.dederat  plagam,  eondidit  acta  labmm, 
Oscala  figuntor  nelnt  emplastrantia  uulnus, 

Inqne  eano  aeniam  podice  nasus  agit. 
Siistica  pontifici  misero  abmorsora  patatur  125 

Relliqoias  trunci  retis,  et  ipse  tremit; 
Prima  dolore  earens  fit  plaga  timore  seeund^, 

Antfö  annsqne  panent,  sed  magis  anus  anu. 
Ergo  abmpta  simol  sensit  retinaenla  prQsul, 

Nee  rogat,  an  tempus  fasue  sit  ire  sibi,  130 


122   üoncidit .  acta  labro 

122   «pU 


116  eqnas  corr,  B*  117  tarnen]  temet  B  118  niduarus  B 
119  inberere  £  122  concidit  acta  labmm  AB.  Mone:  ,Bupplea8  in, 
d  labmm  jpro  wuiUu  ctccipiendum  est  \  aber  dieser  Ellipse  von  in  fehlt 
ts  in  dem  8praehgd>rauch  des  Dichters  schlechterdings  an  Analogie. 
123  finguntnr  :  fignntnr  E  amplastrantia  B^  en  plaustrantia  C  — 
125  «r  fehU  ÖDE  129  abruta  BE  130  Non  BC-,  130—133  ent- 
halten eine  dreigliedrige  negative  Chruppe,  nee  rogat  —  nee  stetit  — 
nee  refecit,  in  2  Zeilen,  toelcJie  das  positive  Gegentheil,  toie  die  Schale 


122»»  so  CDE,  E  ohne  Interp.  vor  acta.        122  uel  apta  D* 


119  Zu  inbibere  ist  nicht  se  zu  ergäneen,  wie  Bormans  wül, 
sondern  manns,  Aldrada  kann  die  mit  grosser  Kraft  vorwärts  gesehleu- 
derten  Hände  nicht  in  ihrer  Richtung  nach  dem  Erdboden  hemmen  und 
folgt  ihnen  mit  dem  ganzen  Körper.  121  Am  Schluss  des  Introitus 
der  h.  Messe  spricht  der  Diaconus  ,flectamns  genna\  woneush  Priester 
und  Volk  auf  die  Knie  fällen;  hier  aber  hat  ja  der  Bischof  Y.  den 
Gottesdiensi  noch  gar  nicht  begonnen.  124  Zum  Venje fallen  vgl. 
Mgth.*  I  26  Anm.  2  und  das  Gloss.  125  ,Batiuus  fcndet  a  uerbo 
imtatur,  non  a  part.  abmorsnra'  Borm. 

Voigt,  Taengrimos.  6 


82  über  SeennduB,  131—140. 

—  Corpore  snccusso  sablatos  in  alta  raentis 

Catti  more  saper  recidit  ipse  pedes  — 
Nee  stetit  (hoe  dico)  nee  scissam  rete  refecit; 

Rete  diu  caram  uilias  asse  iacet, 
135  Quod  de  reticulo  sibi,  si  qtdd  inh^serat,  anfert. 

Pontificem  tali  miror  abisse  modo. 
Decepit  misemm  sperata  remissio  nnlgos, 

Non  pnngunt  animos  dogmata  sacra  mdes,^ 
Non  banno  aincire  reos,  non  solaere  corat, 
140      Nee  sibi  sabstratam  sorgero  iassit  annm, 


132  ooncidit 
135  Sed  qnicqnid 


den  Kern,  umschliessen  an]  ant  D  fasquo  C  132  Die  Ände- 
rungsvorschläge ooncidit  (C)  und  decidit  (Mone)  beruhen  auf  proso- 
discher  ünJcermtniss;  vgl  VII  333  ille  C  133  hie  B,  hec  D 
135  Sed  CDE  quicqnid  BCD  adheserat  B  sibi  sc.  inh^crat; 
den  grösseren  Theü  des  Schwanzes,  rete  134,  lässt  er  im  Eise  stedcen; 
was  ihm  etwa  von  dem  Schwanzstwnpf,  reticulnm,  die  Zähne  Aldra- 
dens  übrig  gelassen  haben,  nimmt  er  mit  von  dannen,  Bormans  ver- 
muthet  {wegen  miror  136)  Nee  de  reticulo  —  aufert  in  dem  Sinne  ,nee 
pisces  si  qitos  ceperat  aufert,  quod  satis  mirum  in  pontifiee\  aber  der 
Grund  der  Verwu/nd^rung  liegt  nicht  in  der  Mitnahme  des  Schwanz- 
restes,  sondern  in  der  gänzlichen  Vernachlässigung  der  biscJiöflichen 
Amt^flichten  {137—150).  139  bannis  C  140  Non  igitur  {£  statt  s) 
snbtratam  B 


132  coneidit  C,  von  D'  über  recidit  geschrieben,  von  D*  in  den 
Text  radiert.        135  s.  o. 


137  —  142  enthalten  die  äussere  Constituierung  der  Gtmeinde 
durch  Excommunication  der  Schuldigen  (138,  130^)  und  Wieder- 
aufnahme der  Bussfertigen  (139^,  140,  vgl.  124),  sowie  die  innere 
Erhebung  derselben  dwch  Äblass  (137)  und  Hinweis  auf  die  Pflichten 
der  neuen  Lebensperiode  (141  f.).  Der  rituelle  Ort  für  Predigt  und 
Excommunication  ist  am  Schluss  der  Vorbereitungsmesse  ewisdien 
Ecangelium  und  Credo,  für  die  Wiedereinführung  der  Ausgegossenen 
vor  der  Messe  in  der  Vorhalle  der  Kirche  {Begino  de  Sf^nod.  oausis 
II 418,  Cod.  theol.  lat.  Berol.  n.  2  fol.  60^-71**);  zu  141  bemerkt  IM: 


Ubn  Becnndns,  141— 14S.  83 

Non  neglecta  noaat,  non  aspera  iussa  resignat, 

Nee  facienda  iabet,  nee  bene  facta  probat; 
Confirmare  ferat?  nee  fert  benedicere  torb^, 

Nee  socium  ex  tanta  quem  sibi  gente  legit, 
Nee,  qnoadnsqne  semel  posset  benedidte  dici,  145 

Pro  naso  pap^  stare  tnlisset  ibi, 
Nee  meminit  cantare  brenem  post  prandia  psalmum, 

Nülla  agitor  popnlo  gratia,  nolla  deo: 


141  Nee  DE  nee  aspera  CDE  nouat  fehlt,  und  Lücke  dafür 
gelassen  B  142  benefacta  BCD  143  Nee  eonfirmare  DE  nee 
fecit  B  benedicere  ADE]  benedicite  BC  turbam  DE  144  ex 
tanta]  exaeta  B  Nee  bis  quem  auf  B4X8ur  D  145  Non  B,  ebenso 
147.  —  In  aUen  Hss.  stehen  145 — 148  stoischen  140  und  141,  wo- 
durch Untrennbares  cuiseinander  gerissen  wird.  Die  3  -{-  3  Distichen 
umfassende  negative  Schilderung  137 — 148  seigt  die  Verstösse  des 
Wolfs  in  der  ersten  Hälfte  nach  der  richterlichen,  in  der  zweiten 
nach  der  liturgischen  Seite,  beriihrt  in  jener  die  Vorb  er  titung  s- 
M«88e,  zumal  die  speeifisch  bischöfliche  Predigt,  zu  der  141  f.  er- 
fiekthch  gehört,  in  dieser  mit  Übergehung  des  zweiten,  weil  still  zu 
betenden  Theils,  des  Opfers,  den  dritten  und  Haupttheil  der 
h.  Messe,  die  Gommunion,  saimmt  dem  SMussrüual ;  in  jener 
heginnen  die  Distichen  b  und  c  mit  Non,  in  dieser  mit  Nee,  wodurch 
auch  äusserUch  die  Zusammengehörigkeit  gekennzeichnet  wird.  —  Der 
Ursprung  des  Fehlers  liegt  in  dem  ähnlichen  Anfang  von  140  u.  144. 
Bormans,  ton  der  falschen  Stdlung  des  Verses  143  ausgehend,  ordnet 
90 :  140,  143  f.,  141  f.,  147  f.,  145  f. 


qoia  non  fecit  noua  statuta,  ut  presul  solet,  142  erklärt  er  facienda 
durch  synodalia.  143^*  bezieht  sich  auf  die  mit  Benedieat  uobis 

{oder  nos)  omnipotens  deus  beginnende  bischöfliche  Einsegnung  des 
Volkes  nadt  dem  Vater  Unser,  143*  auf  das  darauf  folgende  Abend- 
wwhl,  spedeü  auf  die  Spendung  des  Kelches  {vgl.  Glossar  s.  u.  eon- 
fiimare),  144  aitf  den  bei  der  Communion  assistierenden  Priester,  wie 
Bormans  wiU,  oder  schon  auf  das  feierliche  Geleit  des  Bischofs  vom 
Altare  zur  Sacristei;  145—48  auf  die  SMussceremonieen,  145  diel 
9c.  a  ehoro;  semel  —  also  liätte  benedicite  öfters  wiederholt  werden 
weissen,  gemeint  ist  der  Hyrnntis  Benedicite  s.  Canticum  trium  pue- 
romm  {Daniel  III  58  ff.) ,  welcher  seit  uraiter  Zeit  beim  Verlassen 
des  AUares  angestimmt  wird;  zu  146  D*  «quasi  dieat :  maluisset  papam 

6* 


84  Liber  Sectmdns,  149—162. 


Presbiteri  et  plebis  per  coUa  et  brachia  saltans 
150       Immemor  ofßcii  pontificalis  abit; 

Dumque  probat  cursa  se  non  sensisse  citato 

Yerbera,  quQ  tulerat,  iusta  faisse  negat, 
Affectu  maiore  redit  quam  uenerat  illuc, 
Nil  nisi  more  alias  esse  nolentis  agit; 
155  Nee  reduci  intendit  piscatum  nocte  redire, 
Nee,  quos  tunc  pisces  ceperat,  inde  neliit, 
Nee  placet  electu  nee  displicet  ulla  uiaram 

Pr^ter  ad  has  reducem,  quas  fugiebat,  aquas. 
Tsengrimus,  uti  qois  rete  indutns  hiulcum, 
160       Corpore  maltiforo  ualnera  totas  erat, 
lam  discQssa  fere  nix  neruis  ossa  coh^rent, 
Yenarnm  penitus  sab  cate  nnlla  latet, 


151  probat  cursu]  probaretar  C  non  se  C  sensifise  (ffififfe) 
zu  sine  sillabe  (fme  fitte)  verdreht  B  153  fagit  CJ)E  154  mo- 
rem  :  more  Aj  morem  GDE;  für  dieses  eeagt  agere  ritum  DI  847, 1109, 
operam  I  373,  Studium  m  886,  fwr  more  11  50,  III 1145.  156  ceperat 
pisces,  von  1  durch  "  " ,  von  4  durch  b  a  umgesteüt  D  157  Non- 
nen C  electum  :  electu  A  158  reducere  B  159  f  ABE,  in 
C  davor  eine  Zeile  Spatium,  in  der  Quomodo  Eeynardus  inuenit  Ysen- 
grinum  post  piscaturam  steht;  demgemäss  hat  4  in  D  die  Versinitiale 
rubriciert  und  zwischen  158  und  159  die  Bubrik  De  inuentione  Ysea- 
grini  post  piscationem  a  Beynardo  nacTigetrctgen ;  am  linken  Bande 
setzt  er  den  Spruchvers  Yiuit  miser  uti  qui  paruis  nesciat  uti  hinzu, 
159  Imulcum  B  160  mortifero,  das  Übrige  fehlt  B  multifero  CDE 
uulnere  E        161  uis  J5      neruis]  uerius  E 


perdidisse  nasum*  147  J>*  erinnert  wegen  breuem  an  den  kUinsten 
Psalm,  Vulg.  116,  scüicet  Laudate  denm  omnes  gentes  darübersekrei- 
hend;  vielmehr  bildet  der  150.  Psalm  den  äussersten  Abschluss  der 
Messe,  vgl.  Baldeschi,  Böm.  Bitus  p.  46;  prandia,  hier  Abendmahl, 
ist  doppelsinnig,  vgl.  1 1038.  148  vgl.  zu  100.  151  f.  vgl  I  981  f. 
158  Bormans:  158  tantum  ad  157^  refertur,  nuUatenus  uero  ad  157*. 
Qtiare  monebo  etiam  utrague  üla  ,nec  placet  nee  displicet'  prouerhiali 
forma  accipienda  esse  coniunctim,  pro  ,omnes  uias  indifferenter  se 
posse  putat  eligere,  praeter'  etc.        160^  vgl.  III  690. 


Über  Secondos,   163—180.  85 


Sed  non  ille  tarnen  taata  tarn  clade  graoator, 

Qoam  de  Reinardi  prosperitate  dolet-, 
Insdiis  ergo  simul  secus  hostem  coUe  latentem  165 

Penienit,  bis  horret  questibus  atque  minis: 
,yiaere  me  t^et,  me  t^det  oiuere,  quidni? 

Qni  michi  non  esset  profore  dignus,  obest; 
Qoi  gaudere  meo  non  esset  dignos  bonore, 

Me  sibi  ridiculo  non  babnisse  timet.  170 

Ergo  in  fata  mens  eoasa  reuerterer  ultro, 

Lodere  nolentes  nelle  precarer  ego, 
Usque  adeo  nitam  penitas  detestor  et  odi, 

Spes  nisi  nindict^  conciliaret  eam. 
lila  dies  sperata  pati  me  niuere  cogit,  175 

Qaa  latro  calicem,  quem  dedit,  ipse  bibat; 
0  si  forte  dies  impleuerit  nlla,  qnod  opto, 

Hanc  ego  non  distat  qua  nece  l^tus  emam. 
Terribilem  sancti  Gereonis  iure  colampnam, 

Coi  nee  Roma  parcm  nee  lerosolma  tenet,  180 

163  sna  tantum  pro  clado 


164  de]  te  B  165  colle  C  167  quid  tu  B  168  michi 
fehü  E  proferre  B  169  dignüs  non  esset  Ci  170  ^praeferam 
ridiculum'  Mone;  alicui  lidiculo  (=»  risui)  esse  sitfft  schon  Terem. 
174  -te  m  nindicte  auf  BtMur  D*,  uindicta  i         175  seperata  B 

176  lactro  B     ,bibet  fndiua  congruü  cum  tpe  lupi  quam  bibat*  Mone, 

177  illa  B       179  ruro  C       180  Cui  non  C     lorosolima  BD,  Ibero- 
soUma  CE     tuHt  C 


163  80  CDE,  in  D  ist  sua  nachgetragen. 


165  coUis  ist  der  coUicnlus  I  941,  ein  die  Ebene  weithin 
hekerrsehender  Hügeln  dessen  nicht  geringe  Entfernung  a%is  dem  Kraft- 
aufwand,  den  beide  (vgl.  I  937  f.  mit  II  151)  zu  seiner  Erreichung 
braucheny  zu  folgern  ist.  166  vgl.  Ouid.  Eemed.  664  horrebant  saeuis 
uerba  minis.  176  vgl  zu  I  48,  III  308.  178  vgl.  I  847  f  — 
179  S.  Gereon  war  {Stadler  II 405,  Otte,  Christliche  Kunstarchäologie* 
P'  934)  Befehlshaber  einer  römischen  Gehörte,  welche  um  das  Jahr  269 
(MS  Afrika  nach  Köln  zw  Unterdrückung  von  Unruhen  gerufen  war; 


86 


Libor  Secandns,  181  —  182. 


Post  quam  nollos  agens  reprobus  aestigia  profert, 
Momentom  nolla  conditione  sequar. 


181, 1  luro  moam  autem,  fratrum  animas,  utriasqae  parentis 


181  f.  in  Ä  am  unteren  Rande  nachgetragen;  für  ihre  Echihät 
zeugt  die  symmetrische  Gliederung  des  ganzen  Monologs:  es  sind 
5  Bistichenpaare,  von  denen  die  beiden  letzten  in  a,  h,  e  (bei  5  aUer- 
dings  etwas  weiterreidtend)  den  Vordersatz,  in  d  den  das  Grelöbms 
aussprechenden  Nachsatz  enthalten.  Postquam  BC  peifert  4, 
profert  CDE;  dieses  ist  unmöglich,  jenes  (=  peruenire  potest)  gäbe 
Sinn,  indessen  scheint  der  dichterische  Spra^cTigebrauch  (vgl,  V  79ff) 
und  die  sachliche  Analogie  von  VI  512  die  Lesart  von  B  zu  empfehlen; 
post  =s  mbei  Verbis  der  Bewegung  aufzufassen,  toie  in  dem  an^Ger- 
manistnen  reichen  Euodlieb,  berechtigt  die  sonstige  Sprechweise  des 
Diditers,  aiuih  V  534,  nicht;  will  man  daher  nicht  hinter  post  quam 
ftactam'  ergänzen,  so  bleibt  nur  die  Deutung  übrig  ,kein  Böser,  der 
JUnter  dieselbe  seine  Schritte  lenkt,  vermag  sich  von  dort  wieder  vor- 
wärts zu  bewegen,  er  steht  festg^annt\ 

181, 1  in  CE  in  der  Reihe,  dort  zwischen  186  u.  179  —  C  ordnä: 
183—186,  181, 1,  179—182  —  hier  zwisdhen  181  u.  182;  in  D  ist  181,1 
und  der  Anfang  von  182  Momentum  etc.  von  3  neben  179  f.  mit  uel  sie 
beigeschrifben      aut  CZ>»      utrasque  D*E 


dort  wurde  er  zur  Strafe  für  die' Weigerung,  den  fremden  Göttern  «i 
opfern,  mit  seinen  318  Gefährten  bei  einem  heidnischen  Feste  nieder- 
gehauen. Er  ist  Patron  von  Köln,  wo  seine  Beliquien  am  j3i.  No- 
vember 1121  von  dem  h.  Norbert  (wohl  in  Folge  von  Sigd}erts  Gtdkht, 
vgl.  zu  V  220)  aus  der  Erde  erhoben  wurden  und  die  schon  von  Gregor 
von  Tours  erwähnte  Kirche  ,Ad  aureos  martyres'  seinen  Namen  erhidt 
{Binterim  und  Mooren,  Die  Erzdiöcese  Köln  I  p.  58,  Ennen,  GeschidUe 
der  Stadt  Köln  164, 143);  von  dort  verbreitete  sich  sein  Ouitus  zwikk- 
fliessend  über  ganz  Belgien  (Acta  Sanct,  10  Oct,  uöl.  5,  jp.  53).  Ein 
weiteres,  genaueres  Zeugniss  über  die  auch  IV  25  f.  gerühmte  Sa»ile 
in  der  Gereonskirche  vermochte  ich  schlechterdings  nieht  aufzuspüren; 
auf  eine  briefliche  Anfrage  schrieb  mir  L.  Ennen:  ,Über  die  firagUcbe 
Säule  in  S.  G^eon  weiss  ich  Ihnen  nichts  zu  sagen.  Der  Glaube  an 
die  Wunderkraft  der  Säule  scheifvt  sich  im  späteren  MA  verloren  nt 
haben;  der  Thesaurus  sacer  führt  niemals  die  fragliche  Saute  an,  I» 
Stift  selbst  scheint  sich  aber  eine  auf  die  Saute  bezügliche  Tradition 
erJialten  zu  haben.    Als  die  Franzosen  1794  einrückten,  hidten  sie  es 


über  Secandos,  183— 196.  87 


Planxerit  ille  dolos  äae  ostentaaerit  actus, 

Siue  roget  aeniam  sine  rogare  neget, 
Donaque  promissis  superet  promissaque  donis,  185 

Siae  horom  neatmm  fecerit,  unns  ero.' 
Cominiis  hanc  recabans  aocem  Reinardas  nt  audit, 

C^erat  ad  tantas  horripilare  minas, 
Nene  excasandi  pr^repto  oopia  desit, 

Prosiü^s  tamquam  sponte  coactns  ait:  190 

,0  deflende  michi  lamentis,  patrae,  longis!' 

(Singultasque  inter  singola  aerba  dabat) 
,M6mbra  qois  hoc  scisso  texit  tibi  regia  sacco? 

Non  habnit  uostros  talis  amictus  auos! 
Amodo  piscandi  Studium  sectabere  forsan,  195 

Et  piscatores  frigora  s^pe  grauant, 
Ergo  granesne  ista  uentos  crebrosque  cuculla 

Assultus  gelidQ  pellere  credis  aquQ? 

196  nocent 


183  dodos  B  ostentauit  B,  offensauerit  DE  actus  BCBE] 
actos  A,  vgl  IV  699,  VII  557.  187  <f  fehlt  CE  188  horripü- 
care  B  191  dofluende  B  193  hoc  C  t  am  Schluss  von  texit 
auf  Basur  A  saxo  E  194  amicus  E  195  Ammodo  E  — 
soetabere  B  Am  Schluss  setzt  Mone  gegen  düe  Hss,  ein  Frage- 
zeichen; die  Sätze,  in  denen  forsan,  fortasse  u.  dgl.  vorkommt,  sind  mit 
Ausnahme  von  II 364,  IV  367 ^  637  f.  getnüderte  Aussage-,  aber  nicht 
Fragesatze,        198  credit  B 


196  50  Ci 


der  Mühe  toerth,  sich  der  Säuie  zu  bemächtigen  und  dieselbe  nach 
Paris  tu  schleppen.  Während  des  Transportes  zerbrach  die  Säule  in 
Bergheim,  und  die  Stücke  sind  spurlos  verschwutiden.  Der  zwrück- 
gebliebene  Fuss,  auf  welchem  die  Säule  ruhte,  scheint  zu  der  ursprüng- 
lichen Anlage  der  Kirche  gehört  zu  haben.''  182  momentom  nicht 
«==  iram  quae  me  mouet  {Borm.),  sondern  =  Augenblick,  vgl,  III 268 
(sonst  kommi  das  W.  nicht  vor)  und  dies  illa  175,  dies  ulla  177; 
182  sachlich  «=  178.  188  vgl,  Ecclesiasticus  XXVII 15  ,Loquela 
multum  iurans  horripilationem  capiti  statuet*        190  vgl.  I  9, 


88 


Liber  Secuiidns,  199—218. 


At  tegitar  loseph  aeraex  meliore  cacuUa, 
200       Omne  qaidem  frigos  demeret  illa  tibi; 

QuQ  cum  te  deceat,  quin  et  tua  debeat  esse, 

Hqc  tibi  cor  gratis  parta  nel  empta  placet?' 
C^perat  hoc  senior  paalam  mansnescere  uerbo 

Et  non  prQmissis  Qquiperanda  refert: 
205  ,Pessime  sednctor,  loqaeris  qoasi  nesciiis  acti, 

Fraude  tua  cum  sim  ductus  in  omne  malom; 
PrQduce  te  in  fustes  nenabnlaqne  actus  et  uncos 

Dissipor:  hie  scindit,  pangit  is,  ille  ferit, 
Sic  michi  discnssum  est  in  mille  foramina  corpus, 
210       Te  spectante,  nichil  snbneniente  tamen, 
Denique  nescio  quo  caudam  tmncante  recessi, 

NuUa  tamen  graoior  quam  michi  plaga  famis. 
Sic  ego  discissi  nactos  nelamina  sacci 

D^monibus  pisces  annuo  teque  simul.' 
215  Fictor  ad  hQc:   ,meritnm  merces  sua  quodque  co^quet! 

Da,  cni  uis,  pisces,  at  michi  iure  faues, 
Nil  ego  commisi,  scis  ipse;  tibi  tamen  insons 

Omnia  debentis,  dummodo  placer,  agam. 


204  loqui 


199  Hac  DE  199  f.  in  B  eweitnal,  das  zweite  Mal  eUM 
demetet  200.  200  fridus  £  pelleret  C,  vgl  198.  201  Quod  S 
doceat  B  203  f  fehlt  CE  204  promissis  DE  205  acti  auf 
Basu/r  D*  206  sua  :  tua  C  207  unces  B  et  uncos  auf  Basur  D^ 
208  hinc  scidit  E  210  tamen  subueniente  nichil  Ä  211  recessu  E 
212  tamen  auf  Basur  D^  213  discessi  B,  discisi  E  214  annuo 
pisces  durch  b  a  umgesteüt  D*  215  f  fehU  E  ad.  h«e<}]  hoc  E 
coQquet  Ä,  coequet  C,  coequat  BDE  216  In  iure  steht  t  statt  r, 
somit  iute,  uice  u.  dergl  lesbar  B  218^  auf  Basur  A  218  placet 
BCDE;  zu  placer  vgl  II  657. 


204  loqui  C  wid  mit  uel  2>> 


207  vgl  zu  I  761.  211  quo  sc.  pisce,  vgl  308.  215  v^ 
1  Carinth.  III 8,  Otloh  Prouerbia  bei  Pez  III  2  p.  534  ,Unusqui8que 
propriam  mercedem  accipiet  secundum  suum  laborem*. 


Liber  Secondos,  219  —  296.  89 

Te,'  qoia  poseebas,  ad  plena  cibaria  dnxi, 

Ut  posses  anidain  pacificare  gulam,  220 

Et  tibi,  qao6  caperes,  pr^dixi,  qnosque  caueres, 

Sperabas  iiiillo  pondere  posse  premi. 
Ut  saus  est  modids,  nimüs  äc  terminus  aosis, 

Quid  granidom  rambis  rete  foisse  qaerar? 
Yiaere  non  posses,  niai  captos  et  ille  fuisset,  225 

Gmns  in  ingenti  aeatre  propheta  fnit,    • 
Hoc  capto  tu  captos  eras  solnique  petebas, 

Abstnlit  officiam  tarba  maligna  menm. 
Tone  onmes  clanstri  ratus  actos  d^mones  in  te, 

Ut  desertori  nincnla  sqaa  darent,  230 

Direxi  celerem  sub  tata  latibula  cnrsam, 

Ne  iubear  tecom  claustra  snbire  timens; 
Malo,  quod  edidici,  gallum  explomare  uel  aucam, 

Ducere  qaam  rigida  reUigione  chorom. 

« 

Camqne  tibi  irruerent  secnmqne  reducere  uellent        235 
Yestibns  abscissis  nerberibusque  datis, 


220    aoide  prodigns  eisse  gale 
222    nollis  molibns  esM  minor 
226    In  cnios  cnpido 


219  Te  qida]  Teque  B  223  suis  —  nimius  sit  »  224  tum- 
bis  B  229  Zu  dem  Acc,  plur,  df^mones  vgl,  Einl.  raptus  actus  B 
—  in  te  demones  actos  C,  vgl  III 649.  232  iubeamr  C  clustra  B 
233  Vor  gallum  hleme  B(Mur  D         plnmare  C  235  irruet  B 

236  absciscis  Ä 


220  80  C  222  80  C  und  mit  uel  sie  IH,  eine  dreizeilige  Band- 
hemerbung  von  2>>  ist  ausgelöscht.        226  so  C 

236  Die  Synode  von  Aachen  (Capit.  Aquisgr.  c.  14)  bestimmte, 
dass  um  keiner  Ursache  tciUen  ein  Bruder  vor  den  Augen  der  übrigen 
nackt  gepeitscht  werden  solle,  Biese  Müde  behagte  den  Beformatoren 
ton  Glugny  und  Hurschau  nickt;  sie  befahlen,  dass  bei  gewissen  schwe- 
ren Vergehwngen  dem  Mönche  die  Kutte  abgenommen,  das  leinene 
Unterkleid  vom  Leibe  gerissen  und  er  so  vor  aller  Augen  mit  Buthen 
oder  gar  mit  Besen  gepeitscht  werden  solle,  vgl.  Cless,  Kulturgeschichte 
von  Wurtemberg  I  325. 


90  Liber  Secondus,  2B7— 248. 

L^tabar  fugisse  procol;  si  pone  faissem, 

Obseqaiam  actnros  nam  michi  rebar  idem. 
Dcniqae  credidimns  candam  truncantibas  Ulis, 
240      Quod  fieros  abbas  claastra  noaena  super, 
Ut  tot  pr^bendis,  ne  panpertate  graaante 

Rursas  saffugeres,  efficerere  satnr. 
Quod  si,  cauda  tibi  cur  sit  mutilata,  requiris, 

Idtitts  officii  congma  causa  fuit: 
245  Luxus  opes  sequitur,  sibi  quisque  fit  uUlis  abbas, 

Sanetior  est,  quisquis  pinguior  esse  potest, 
Nunc  ferrum,  nunc  flkmma  adimit,  nunc  potio  morbum 

Pinguibus,  o  tanti  est  promemisse  deum! 


237  fuissent  C,  fuisse  E  238  non  michi  ABCBE\  non  fmM 
die  Vorlage  von  D*  durch  die  Erklärung  non  rebar  =  sciui,  JBoriM. 
(der  erat  nam  vermuthete)  dadurch,  dass  er  pone  ^=  procul  auffasst, 
(ySperaham  iUos,  si  hnge  post  me  reUcti  fuissent,  non  mecum  tarn  male 
acturos  esse  quam  tecum  egerant')  eu  retten;  gegen  jenes  vgl,  zu  1 246, 
gegen  dieses  das  Glossar  s.  u,  pone.  Wer  non  festhält,  übersetzt:  wärt 
ich  ihnen  so  nahe  loie  du  gewesen,  sie  wären  wahrlich  nicht  so  glimpf- 
lich mit  mir  verfaltren,  hätten  mich  strenger  bestraft';  wodurch  denn? 
etwa  durch  Tödtung?  aber  das  hiesse  die  Illusion  zerstören;  oder 
durch  empfindlichere  Züchtigung?  aber  B,  ist  ja  nicht  desertor  claustri, 
begleitet  den  Mönch  Y,  nur  höchstens  wie  ein  Laienbruder,  wo  blidte 
also  das  Gleichmass  von  Schuld  und  Sithne?  Vielmehr:  die  Schüderutig 
zerfäüt  in  3  Abschnitte,  229-^234,  235—238,  239—256,  in  I  wird 
der  Wolf  gefesselt,  in  II  geschunden  und  geprügelt,  in  III  verstümmeU; 
am  Schluss  jeder  Gruppe  spricht  B.  seine  Besorgniss  aus,  dass  ihn  im 
Faü  des  Nichtfliehens  dasselbe  Loos  toie  den  Wolf  getroffen  hätte:  folglich 
idem,  nicht  non  idem.  Zu  Grunde  liegt  das  Sprichwort:  , Mitgefangen, 
Mitgehangen''  240  nouona  C  241  ne]  te  E  242  efQciere  B 
243  mulata  :  mutilata  ergänzt  A  245  sibi]  si  C  246  quisque  B 
247  adüit  G       non  potio  C      portio  B        248  o  tanti]  oblata  C 


247  Das  Geschwür  wurde  theUs  mit  dem  Messer  (ferrum),  theils 
mit  dem  in  heisses  öl  getauchten  Glüheisen  (oauterium,  hier  flamma) 
enOeert;  vgl  Häser,  Gesch.  der  Medicin^  I  p.  172,  762  und  die  Ver- 
ordnung Cölestins  V  {ebenda  p.  834)  ,chirurgia,  quae  ad  ustionem  uel 
abscisionem  induoit*,  etc,j  femer  über  den  Heilg^auch  des  Feuers 
überhaupt  Myth*  III  343,  Schindler,  Aberglaube  des  MA,  p,  176  f. 


über  Secnndiu,  249—262.  91 

Qui  sapit,  est  sapiens:  ta  paaper  mnlta  uorasti, 

Inglmiiem  diaes  prosequerere  magis,  250 

Et  crassns  fieres  abbatam  more  proboram, 

Idcirco  ntüiter  canda  resecta  tibi  est: 
Cum  noa  sappeteret  pradens  curator  atienti. 

Per  ceitam  efflueret  noxias  hnmor  iter. 
Inde  ego  plus  metnens  abbas  quam  monachus  esse       255 

Abscondebar,  et  est  fainc  michi  cnlpa  graois? 
At  post  tanta  famem  qaereris  tibi  flagra  nocere, 

Tollitnr  hant  nlla  clade  querela  uetos, 
Omnibtu  adaersis  prostat  pennria  nentris, 

Hqc  tibi  prQcedens,  h^c  tibi  cansa  seqoens,  260 

Et  qaando  satnram  semel  esse  fatebeiis  alaum? 

Si  sapis,  hunc  stimalmn  non  patiere  diu!* 


251  Ut 

ISA^  1  Sed  pradens  mediciis  pingai  non  semper  adeaaet 
255  abbas  fieri  qnam  monachas  herens 

256,  1  Delitoi,  factos  stun  sceleratos  ob  hoc? 

257,  1  At  ta  tanta  faniGni  qaoraris  post  monstra  malorum 
258  fiunis 


250  Ingluuie  B  251  crassus]  cur  tu  E  252  reiecta  E  — 
YoT  auenti  ist  t  ausradiert  A  Mone  und  Bormans  fassen  254  aZs 
einen  von  idcirco  252  abhängigen  Finalsatz,  daher  bemerkt  jener  ,post 
auenti  supplendum  est  \it\  dieser  ändert  Per  certum  ut  flueret;  aber 
254  ist  ein  mit  250  u.  251  auf  gleicher  Stufe  stehender  hypothetischer 
Nachsatz,  cum  253  =  wenn  dann  einmal  254  afflueret  B  uti  iter  B, 
item  C7,  r  auf  Basur  D*  255  ergo  E  257  querens  B  Mone 
macht  257  f.  gegen  alle  Hss.  zu  Fragesätzen,  wodurch  die  Symmetrie 
mit  259  f,  aufgehoben  wird.  258  a  haut  C  260  uel  tibi  causa  E 
262  patiare  DE 


251  Ut  CBE      251, 1  steht  in  C  zwischen  250  u.  251;  adesse  C 
255 — 257,  l'so  C     258  querela  famis  Ci,  D*  setzt  infamis  über  querela. 


249  Än^nelung  auf  die  beiden  Bedeutungen  von  sapcre ;  in  qui 
sapit  steckt  die  sinnliche,  in  est  sapiens  die  geistige  Seite:  je  gefrässiger, 
desto  weiser,  also  je  fetter,  desto  heiliger  (246). 


92  Liber  Secundiis,  263  —  280. 


Yocibus  Ms  senior  reparato  corde  profatur: 

,Non  sum  tarn  sapiens,  quin  magis  esse  queam; 
265  Sed  tantum  sapio  sapiamque:  oblata  uorabo, 

Male  quoqae,  at  qu^ram,  quam  caruisse  feram. 
Et  de  nescio  qua  nobis  paalo  ante  cacnlia 

Verbum  sine  dabas  sine  datonis  eras; 
Exauiis  sane  non  eure  quis  accidat  heres, 
270       Quod  uacuas  fauces  impleat,  illud  amo.' 

,Patnie,  res  melius  quam  speras  accidii',  inqoit, 

,Quattuor  hie  fratres  iurgia  longa  trahunt; 
Cursibu^  atque  ortu  fratres  pr^euntis  habetur, 
Quod  recolis  nomen  me  posuisse  supra; 
275  Succedentis  ei  Bemardus,  et  illo  priore  est  . 
Citerior  cursu,  robore  uero  prior; 
Proximus,  intortis  quod  opertQ  cornibus  aures 

Yix  pateant,  nomen  Coluarianus  habet; 

At  nomen  quarto  dat  uitrea  lana  Belino; 

280       Quattuor  his  similes  insula  nulla  tenet, 


265    Nanc 

271,  1    ,Patruo,  gaadebis,  tantam  pareto  monenti! 


263  <r  fehU  CE  264  qui  B  265  Si  tamen  sapio  sapiam, 
quod  B  266  qu^ram]  qui  eram  B  267  SiaU  des  die  beiden  Glieder 
der  BepUk  cmgemessen  verknüpfenden  Et  schlägt  Bartnans  At  vor.  — 
269  Exuuis  J5,  Eximiis  CE  quid  accidit  E  271  1"  fehJtt  B  - 
credas  E         accidet   C  272  iurgia  tßiederJiolt  C         larga  B 

273  fratris  C  Mone  tmd  Borm,  interpu/ngieren  fUnter  fratres,  aber 
dies  ist  nicht  Apposition  zum  vorigen  Verse,  sondern  Object  zu  pr^- 
euntis,  Joseph  ist  der  älteste  und  schnellste,  275  prior  E  276  In- 
terior  E,  Borm.  schlägt  Inferior  oder  Beterior  vor;  vgl.  Einleitung,  — 
277  pte  statt  opte  (7,  oportet  B        278  Caluarianus  E 


265  so  C       271,  1  in  C  zwischen  270  und  271. 


Zu  267  und  274  vgl,  199,  277  f.  Zu  diesen  Etymologieen 
vgl,  Einleitung,  280  insula,  ,nimirum  Zelandiam  in  animo  Jutbuit 
CLC  loca  uicina,  ubi  numerosi  greges  in  dunis  errabant'  Bormans, 
vgl,  IV  503. 


Liber  Seonudiis,  281— 296.  93 


Nouimas  hos  certe,  quantis  et  tota  minores 

Fresia,  aeraecnm  masdma  mater,  alit; 
DeliciQ  pansare  uetant,  accede  Sequester, 

Lis  ad  iadicimn  pertinet  ista  taam. 
Quinqae  fere  stadüs  maiore  colonia  giro  285 

Qoattaor  in  partes  his  diiimenda  iacet; 
Inde  nbi  quis  q>atium,  citra  qnod  habenda  pntator 

Regula  Processus,  transmeat,  arma  monent 
His  odium  fmstra  coUecto  s^e  snonim 

Agmine  conata  est  demere  turba  rudis,  290 

Usque  adeo  non  est  aptus  giometer  in  illis, 

Qui  mediam  iusto  limite  signet  humum; 
I  propere,  ^uatis  tu  partibus  enge  metam, 

Ut  tuus  illomm  patribus  ante  pater. 
Piscatnm  redeas,  si  quid  (nisi  lana)  snperstes  295 

Manserit  (hac  c^em  conciliare  potes); 


296    hac  fratrom  oonciliato  necem 


281  0  in  hos  auf  Bitsur  Ä  quamuls  C  Zu  hos  ergänze 
tantos  esse,  vgl  Metamorph,  VIII 282  tmd  oben  1 799,  282  Frisia  ^ 
283  aocedet  equester  B^  seqaenter  E  285  fere]  uero  C  giro  auf 
Bamr  D^  286  iacet  auf  Basur  D«  287  circa  B  288  preoessus 
transmea  B  290  cominota  C,  cognata  E  292  f  B  iusto  me- 
diam DE  293  prope  E  294  suus  E  partibus  B  296  hac  2>, 
doch  scheint  die  JJbbr,  von  4  herzu/rühren,  ebenso  wohl  297  I  :  In  D^ 


296  so  Ct  ftur  dass  hie  statt  hac  steht. 


283*  Die  Schwierigkeit  Hegt  ebenso  im  Subject  wie  in  dem  zu 
uetant  zu  ergänzenden  Objeet;  dieses  kamn  der  Wolf,  die  vier  Brüder 
oder  das  begehrliche  Herz  des  Menschen  Überhaupt  sein,  jenes  kann 
1.  Grenzpfähle  [vgl.  DuCange  s.  u.  deliciae  und  liciae,  Diee,  EtymoL 
Wort.  I  249,' daher  Borm.:  ,limites  (lis  de  limilibus)  non  simmt  eos 
in  pace  agere\  aber  weder  Papias,  Ugutio  und  loa.  de  lanua  noch 
Diefenbach  kennen  diese  Bedeutung,  und  DuCange  belegt  sie  erst  aus 
dem  XIII.  JA.],  2.  Wiese,  Weideland  {vgl.  ahd.  wmma),  3.  zärtUche 
Kurzweil  (v(ß.  Dief.)  iron.  statt  ,heftige  FMte'  bedeuten  oder  4.  den 
aUdMsischen  Sinn  Tiaben.  Ich  erkläre  mich  für  die  Auslegung  ,ein 
dir  in  Aussicht  gestellter  Genuss  lässt  dich  nicht  ruhen,    stachdt 


94  Liber  Secoodns,  297—310. 

In  minns  illonun  pingoi  pingaedo  bipalmis 

Excedit  oostasP  proeilit  ille,  meant 
Cornua  bina  femnt  capat  insignisse  Belini, 
300       Bis  uero  totidem,  Goluariane,  taum, 

Ambornm  nameram  Bernardi  in  fronte  rigere, 

Horrificant  loseph  mania  bina  qnater. 

Anna  nidens  capitom  panet  Tsengrimos  et  infit 

Arma  patans  oris  plns  metnenda  sibi: 

305  ,A8picis  o  tnrres,  Reinarde,  in  frontibos  boram? 

Anne  pamm  nobis  ora  ümenda  putas? 

Dentibus  iratis  non  est  coUudere  tutom, 

Et  (fateor)  piscis  dens  michi  rete  tulit 
Ire  libet,  certe  non  snm  giometer,  an  essem, 
310      Si  male  metirer,  te  dnce  tutus  ego? 


901    Bernardos,  Msqne  siscnndi 

802,  1    Contigerat  loeeph,  comibiu  octo  potens 

303   adesse 


297  Id  E      Nach  pingui  mUrpwngieren  AD       299  1"  fefUt  E 

—  omua,  299  f.  sind  eingerückt,  und  die  Initiale  nicht  atisgefiUÜ  C  — 
bellini  B  300  In  Ck)luar.  ein  t  oder  c  statt  r  B  302  nimia  B 
303  captum  C     pauens  B      insit  B      305  Aspices  B      307  illatis  C 

—  collidere  BC  309  C  interp.  JUnter  carte  gemeter  :  geometer  B 
310  metirot  B 


301  f.  so  C       303  so  C 


untoiderstehlich  deine  Begierde  auf,  vgl,  I  607  f,  290  torba  rudis, 
die  Bauern,  vgl.  I  987,  1011,  1015,  IV  1017.  295  ,1^«»«  audi 
nur  ein  Bissen  übrig  bleiben  soüte  (von  der  Wolle  natürlidt  abgesehen, 
vgl.  V  693  f.),  dann  magst  du  zum  Fischen  zurückkehren,  wieder 
Fischer  werden,  denn  dann  bist  du  solcher  Mahlzeit  nicht  werth;  vnt 
der  Weile  kannst  du  die  Zerstörung  deines  Felles  wieder  ausgleichen, 
dein  Fell  ausflicken\  vgl.  195  ff.,  421 — 429.  C  hingegen  scheint  deti 
Geidwerth  der  WoUe  ins  Äuge  zu  fassen  und  an  eine  der  Kirche  zu 
entrichtende  Busse  zu  denken,  299  ff.  Über  die  Homer  vgl.  zu 
IV  611.  306  piscis  ist  der  Jonashai,  dem  Y.  nach  Beinhards 
Belehrung  (226  ff.)  seine  FesihaUung  und  Verstümmelung  zusdureibt, 
während  er  vorher  (211)  den  Urheber  unbestimmt  Uess. 


über  Secnndos,  311—826.  95 

Qaattuor  hie  fortes,  dao  sunt  exercitas  oni, 

Unins  occabitn  SQiiiet  ira  triant' 
Bemardns  monitifl  animom  fonnauit  inertem, 

Pr^cedit  timidns  aulpe  sequentie  senez, 
Aspidant  l^tiqne  panun  oiso  hoepite  fratres  315 

Nil  nisi  ,qiiid  fiet?  nescio'  uocis  habent. 
Nee  maior  nameras  tantom  potoisset  in  hostem 

Reddere  secaros:  fortis  egenas  adest 
Aspera  Bors  oontra  est,  ubi  oim  comitatar  egestas, 

Ingeniam  uelox  expedit  atqae  sagax;  320 

Fortis  egens,  qoicqoid  aalet,  at  aalet,  optat  et  aadet, 

Tsengrimas  erat  fortis  egensqae  nimis, 
Pro  pietatis  babens  deereto  parcere  nolle, 

Damqae  timet  aentri,  s^pe  timenda  sobit 
Cbnsiliis  spatiom  non  sappetit  hoste  propinqao,  325 

Altemant  dabie,  qa^  facienda  forent; 


311    ki  fortes  nel  sunt 

316    nescio  qae'  oiis 
321    brene  consolit,  nt  nalet  omnia  nolle 
325    Non  mom  oonsiliis  permittitnr 
326    pancis 


313  ir  in  B  schon  neben  312,  fehü  CDE  inermem  C  — 
31G  qnod  B  321  ut  audet  B  audit  E  322  agensque  B 
323  Proprietatis  E  pietatis  auf  Baaur  2>*  parcelle  B  324  nen- 
ter  CDi^  ueteri  E  325  Conciliis  2>,  Consilium  E  propingo  :  pro- 
pinquo  C       326  dubio  B 

311  hü  C,  nel  hü  D*  dno]  nel  C  316  so  C  321  so  C 
tmd  mü  nel  sie  D\  der  von  321 — 326  Um^e  Bandetisätze  von  D' 
gelöscht  hat,  325  so  G  (conoilüs),  i  und  mü  nel  sie  D*,  wo  mora 
auf  Baswr.        326  so  Ci,  über  dnbie  schreibt  D*  pancis. 

311^  Es  gab  zweierlei  Fassti^ffen  dieses  Sprichworts,  1.  Zweie 
smd  Eines  Herr,  vgl  BF.  Einl,  p.  92,  Zvngerle  p.  186,  Hoffm.  Alt- 
niederl.  Spr,  n/r,  703  p.  44,  2,  Zweie  si/nd  Einem  ein  Heer,  eine 
überwältigende  Menge,  vgl,  Mhd.  Wörterb.  s.  u,  her  und  namentlich 
Odo  De  utnria  Ernesti  duds  fortuna  bei  Martene  et  Durand  Not, 
thes.  Aneod,  III  p.  346  unten  ,Magnns  tres  uni  populus'  316  Mone: 
congtrue  ,ml  nocis  habent  nisi  fiet  nescio  qnid';  aber  wo  nescio  qnis 


96  Liber  Secandns,  327—338. 


Obaias  it  loseph,  reliqai  prope  terga  seqaantar, 

Explorat  primam  f^deris  arma  timor. 
Eminns  exclamant:  ,frater,  benedlcitel  nullam 
330       Vidimus  hie  monachom,  septima  finget  hyemps.' 
Frater  ad  h^c:  ,tanti  fnerat  maledidte  dici! 

Credite  nos  alinm  proposaisse  iocam. 
Arma  quid  hQc  nobis?  niaomne  quid  orbis  habebit? 

Qoo  genere  et  qoi  aos?  ad  quid  et  nnde  sati?' 
335  , Primas',  ait  loseph  —  nenientia  nerba  refringit 

Monachus  impatiens:  ,sermo  sit  iste  breois! 
Sit  sermo  breois  iste,  aliud  quam  uerba  requiro, 

Querere  nil  aliud  me  nisi  uerba  pntant! 


329    ybenedicite!  monachas  ex  quo 

330,  1    Non  ftiit  hie  qnisqnam,  quarta  bis  alget  hyemps/ 

331,  1    ,Pro  miiümo  est  audisse  jnichi  benedicite  nestnun 

336    Claostricola 

338    patas? 


327  ut  E  329  exclamat  V  330  fregit  B  Barmans  wUl 
den  Satznexus  durch  Einfügwng  von  ut  {hinter  nullum  oder  an  Stdk 
von  hie)  herstellen,  331  1'  fehlt  CE  332  uos  E  333  hoc  B 
nobis  C  uiuu  nS  C  334  et  quid  uos  B  335  f  B  uenientis  E 
338  nil  feUt  B 


329  f.  so  C  und  Ih,  in  letzterem  exclamat  331,  1  so  C, 
auch  mü  uel  aliter  X>',  tco  aber  Protinus  statt  Pro  minimo  steht,  — 
336  so  C  und  D*  338  so  O,  putant  :  putas  D*,  der  anscheinend 
diese  schon  von  D'  darübergeschriebene  Variation  löschte. 


=  aUquis  ist,  steht  nescio  stets  vor  quis,  vgl.  I  658,  II  211,  f^y 
509  etc.  319*  contra  «-  contraria,  nicht  ConjuneUon;  ahnliifäi  IV  52^ 
und  VI  333*^  332  vgl.  I  978;  alium,  weü  er  diesmal  nicht  den 
Mönch,  sondern  den  Feldmesser  spielen  wiü,  335  ,  loseph  ad  mi4- 
tiplicem  iUam  quaesüonem  ordine  re»pon8%^rus  erat,  et  primum  de 
personis.  Ergo  sie  coeperat:  „Primus . . ."  i,  e,  Ego,  et  additurus  erat, 
quae  nunc  sequuntur  u.  341.  Sed  hane  distributionem  Umgarn  fore 
praetiidens  Vupus  non  exspectato  aUero  uerho  narraiionem  ineidit'  Bor- 
mans.  338  putant,  sc.  arietes;  ein  ähnlicher  Personenweduel  III 
907  ff.  y  der  Sprecher  wendet  sich  von  dem  Angeredeten  geringschätzig 
ab,  um  über  ihn  wie  einen  Abwesenden  zu  refiectieren. 


Liber  Secnndos,  389—964.  97 

Sit  brenis  aat  nallus!  nnllus  michi  sermo  aidetar 

Esse  breui  melior.*  ,fer,  domine',  inqnit,  ,erit.         340 
En  ego  sum  loseph,  si  cognita  nominis  hnins 

Fama  tibi',  (et  fratres  iiominat  inde  suos) 
,0bseqiiii8qae  tois  iussnm  ad  portabile  prompt!, 

Paeis  amatores,  aolgas  inerme  snmus. 
Taque  licet  paruas  grates  dnctore  merente  345 

Ob  causQ  quid  in  h^c  neneris  aroa,  liquet: 
Finibus  ut  medio  signatis  limite  norit. 

Qua  sibi  committat  pascaa  quisqne  tenns.' 
, Nomina',  mensor  ait,  ,noni,  sed  roboris  hnius, 

Qaod  aideo,  aobis  rebar  inesse  param.  350 

Gratnlor  obseqoiis,  utinamqae  essetis  inermes! 

Obseqoiam  posset  promptios  esse  michi; 
At  niinc  obseqoiam  non  tarn  michi  ferro  potestis, 

Qaam  uos  obseqoio  constat  egere  meo. 
Taliter  armati  non  conspirastis  in  Qquas  355 

Dioidere  hanc  partes,  si  sineremns,  hamom; 
Conflictom  dirimam,  sed  nunc  pro  uentre  loquendum  est, 

Mando  epulas.'  contra  Coiaarianus  ait: 
,Qaas,  domine,  hie  epulas  mandas  tibi?  oiuimus  herbis, 

Nee  teneros  dentes  pabola  dura  decent;  360 

Mollibus  bis  alimur,  moUes  ad  mollia  nati, 

Dentatos  metuens  grex  sine  dente  fere/ 
Bespondit  senior:  ,sic  uos  ego  dicere  iussi? 

Yocibus  his  forsan  ludificandus  ero? 


3tö    ,  Nomina  sant  aadita  michi 
358,  1    Pan  prios  ex  uestris  est  michi  danda  cibis 
369    ,Quid,  domine,  escaram  petis  hie  tibi? 
360    dentes  teneros 


339  Seit  B        341  An  £        346  hoc  E       349  *r  fMt  CE, 
I)  setzt  irrend  das  Nota::eichen        inessor  B  355  conspiratis  E 

358  Caluarianus  E  360  durat  E  361  Moribus  hie  allimur  B 
362  gerx  B  363  f  fehU  CE  discere  B  Am  Schluss  von  363  f. 
fehü  in  dm  llss.  das  Fragezeid^en ,  vgl.  IV  788.        364  hii  :  hüs  D» 

349  80  C  ufid  mü  uel  aliter  D»        358, 1  f.  so  C       360  so  Ci 
Voigt,  Tsengrimos.  7 


dB  Liber  SecnndoB,  866—886. 

365  Dicite,  quod  uultis,  non  sie  ego  fa]lar^  ut  esse, 
Cum  michi  sint  dentes,  uos  sine  dente  putem; 
Non  uerbis  sed  credo  oculis,  ostendite  dentes!* 

Ostendunt,  uisis  obstapet  ille  din, 
Subter  enim  paucos  cemit  nnllosque  supeme, 
370       Hie  primum  redeunt  spes  animosque  lupo. 
Seuocat  exultans  uulpem  lenique  susurro 

AUoquitur:  ,uernm  est,  qnod  tibi  dico,  tene! 
Miraris  facinusque  uocas,  quod  claustra  reliqni, 
Hos  inter  fratres  nita  beata  foret; 
375  Gerte  si  similes  bis  essent  fratribus  illi, 
Tarn  latera  effasi,  tarn  sine  dente  pii, 
Hanc  et  in  usqne  diem  durasset  at  unus  eorom, 

Me  claustralis  ibi  norma  teneret  adbuc!' 
Bepplicat  b^c  uulpes:  ,dentes  non  esse  timendos, 
380       Patrue,  uidisti,  uiribas  ora  carent; 
Litigium  tollit  pr^missi  catttio  uerbi, 

Undo  timor  faerat,  pax  tibi  certa  patet, 
Sum  super  enentu  über,  quicumque  sequetur, 
(Vas  nolo  obicias:  ^tu  michi  causa  mali"/ 
385  nie  refert:  ,quicqttid  facient  michi  qaattuor  isti, 
Hqc  equidem  ignosco,  sed  tibi  grator  ego/ 

882    dator 
386    Ignosco  penitos 


368  Ostendunt  uisus,  E  360  sternit  nulltisque  B  371  So 
uocat  E  Hinter  uulpem  kleine  Baftur  D  373  facimusque  B  — 
quia  C  376  lata  E  ^11  in  usque]  imusque  oder  unusque  B  — 
in  auf  Rasur  D*  durasses  B  at  fehU  V,  Mone  {vgl.  Anz.  III 295 
gegen  BF.  Eint.  70)  setzt  dafür  et  in  den  Text;  at  =  certe,  saltem, 
wie  III  968  wtd  C  IV  583.  378  a«/"  Rasur  A  379  l'  fehU  CE 
hoc  E  381  premisi  B  382  manet  uel  patet  B  383  scquatur  B 
384  subicias  E  385  *f  ^5  386  Hoc  E,  dem  Mone  folgt;  vgl  für 
hQc  z.  B.  Ven.  Fortun.  ed.  Leo  III  12.  43. 

382  datur  Ci        386  Ignosco  peitus  C 


367*  Sprichwort,  vgl.  Prora  89.       371  vgl.  IV  815.       373  vgl. 
I  858. 


über  Secnndiis,  987—402.  d9 

Procedit  trepidosqae  pio  solamine  fratres 

Taliter  ungebat:  ,ne  trepidate,  precorl 
Yos  etenim,  ut  uideo,  tristes,  credebar  abisse, 

Serio  non  abii,  ponite,  qu^,  metam!  390 

Yotiaum  refero  rumorem,  audite.*  reuertor 

Spectandas  pleno  dentibus  ore  bouis, 
Hea  michi!  nos,  fratres,  sine  dentibus  estis,  ego  ecce, 

Ut  butinun  culter,  dentibus.  ossa  seco; 
Inspicite',  (et  rictns  expanderat)  ,ecce  uidete!  395 

Hos  habeo  dentes,  ecce  uidete!'  uident, 
Exclamant  uisis,  nee  maior  causa  timendi 

Processisse  fuit  quam  repedasse  retro. 
Sic  suis  et  riguisse  canis,  quos  pulte  comesta 

Vis  eadem  et  rabies  induit,  ora  ferunt,  400 

Alterutrum  longo  donec  fudere  dnello 

Sus,  canis:  icta  canis  uiscera,  morsa  suis. 


387  "f  fekU  BCE  Precedit,  dahinter  kleine  Easwr  E  pio  Us 
fratres  auf  IUlsut  D*,  der  das  von  JD  ursprünglich  vergessene,  aber 
am  Rande  nachgetragene  pio  so  in  den  Text  brachte,  388  urgebat 
rermtähet  Mone,  wie  IV 133,  V  246;  eiber  ungere  wird  nüat.  für  mulcere 
(z,  B.  Salutaris  poeta  pctg.  11.  FeUitos  ira  uerborum  melle  perungas) 
w/kd  daher  gern  im  Wortspiel  mit  pungere  gebraucht,  vgl,  Eberh.  Beih. 
Grecism,  ,Qiiaado  mulcetor  uillanus,  peior  habetur,  Pungas  uiUanum, 
polluet  ille  manum:  Ungentem  pungit,  pungentem  rosticns  nngit' 
( Wegeier  nr.  2774),  Henric.  Septim.  IV  46  ,Vel  iuuenes  punge  uel  unge 
seues',  Bemardus  De  contemptu  tnundi  99  ,£t  grauiter  puugit  miseros, 
'laos  piimitus  ungit'  -te  in  trepidate  auf  Baswr  E  389  et  enim  E, 
et-  auf  Basur  X)*  uidio  :  uideo  A  credebar]  ego  rebar  C  serio 
gehört  sowohl  zu  abisse  loie  zu  abii;  ob  man  es  daher  wie  die  Hss. 
mit  diesem  oder  wie  Bormans  mit  jenem  verbindet,  ist  uner7id}Uch, 
rgl.  I  937.  390  habii  B  392  Spectantibus  E  395  Aspicite  C, 
Inspice  D  expenderat  B  397  Exclamat  E  uisus  :  uisis  E  — 
ßüendi,  darüber  uel  timendi  D  398  quam]  nee  B  399  aut  C 
nigisse  B        402  icta  catus  E      icta  suis,  uiscera  morsa  canis  C 

394  vgl  lU  956.  398  Die  Infinitive  sind  nicht  das  auf 

Seuocat  371  und  Procedit  387  rückbezügliche  Subject,  sondern  das 
wm  timendi  abhängige  Object  des  Satzes:  die  Widder  wagen  sich  nicht 
von  der  Steüe  zu  rühren,  von  Schrecken  erstarrt.       399  ff.  vgl.  EM. 

7* 


lOO  Liber  Seoaudiu,  408  — 414. 

Dentibas  inspectis  amisso  pectore  loscph 

Clamitat,  in  cacabum  protinus  ire  patans: 
405  ,0  pater,  hQ  falces  ad  quid  tibi?  prata  recusas 

Rädere!  f^nisec^,  qui  potiantur,  emant/ 
LqIus  ad  hQc  senior:  ,noui  metere  ipse  metamque, 

QuQ  uos  prata  meti  non  timuistis  heri, 
His  soleo  lucos,  quales  in  uertice  fertis, 
410       Ordere,  et  hos  ueui;  quod  scio,  sector  opos. 
Hinc  et  ab  antiquis  cognominor  Ysengrimas 

Coruiseca,  et  mores  apposuere  bonos; 
Ut  taceam  cames,  his  qu^libet  ossa  moluntur 

Dentibus.'  irridens  lene  Belinus  ait: 


40G    falcisece 

410    coxniseca  ecce  bonos 


403  ammisso  E  405  H"  AB  406  potiatur  E  407  ^ 
fehlt  BC  noli  B  408  Q'  in  C  liest  Mone  Qid,  ifidesaen  ist  das 
mindestens  mit  gleichem  Rechte  Quq.  Wahrend  A  und  meist  auch  B 
in  diesen  Abbreviaturen  zweifellos  deutlich  sind,  E  dieselben  in  der 
Regel  aitsschreibt,  sind  in  CD  die  Formen  für  Qu^  (Q*)  w%d  Qui  (QOi 
prQ  (p)  und  pri  (p),  hQc  (li)  utid  hie  (h)  graphisch  nicht  streng  genug 
auseinandergehalten  und  nicht  immer  mit  völliger  SidierTieit  auf- 
zulösen tenuistis  B  410  Credere  B  os  E,  Sormans  vermuthä 
hoc  im  Sinne  von  ideo,  aber  Ordere  steht  «tto  xoivov,  sowohl  Object 
zu  soloo  als  Zweckinfin.  zu  ueni.  412  Comifera  C  apposuisse  1)E 
—  bonus  A\  Mones  Text  apposuisse  bonus  verwirft  Bonn,  mit  Recht, 
weil  ^apponere  mores*  omnino  laiinum  non  est,  tmd  entscheidet  sich 
mit  J.  Grimm  {RF.  Einl  p.  243  Anm.,  wogegen  Mone  Am,  III  290) 
für  die  obige  Fassung.  Unter  unverkennbarem  Hinblick  auf  Auüm 
I  1  rühmt  »ich  der  Wolf,  dass  er  Hormerschneider  sei,  dass  er  den 
{auch  sonst  durch  das  Bild  der  Homer  veratiscJiaulichten)  Eigensinny 
Trotz  und  Übermuth  der  Jugend  durch  sein  Erscheinen,  ja  schon  durch 
die  blosse  Nennung  seines  Namens  breche,  und  knüpft  daran  den 
scherzhaften  Fehlschluss,  dass  ihm  als  dem  strengen  Zuchtmeister 
und  Rächer  der  Unart  die  Alten  natürlich  auch  gute  Sitten  beigelegt 
hätten.        413  tacens  E      his  et  C       414  bene  D 


406  falRisece  C       410  so  C,  nur  exce  statt  ecce. 


404  Über  cacabus  vgl,  zu  1 29  und  Alb.  Troüus  IV  374  cacabo 
cordis  decoquit  illa  dolum. 


Liber  Secandns,  415—428.  101 


,Qiiid  cum  carne  tibi?  tu  scLbso  fictas  amictu  415 

Cemeris  ad  normam!'  rettnlit  iUe  iocans: 
,yos  miseret  conscissa  mei  tegamenta  ferentis, 

Vo6,  ande  h^c  reparem,  constat  habere  satis. 
Maximus  es  fratrum,  loseph,  tua  maxima  pellis, 

Haue  michi  pr^tabis,  tu  satis  usus  ea  es,  420 

Hac  utriusque  michi  lateris  reparabo  fenestras; 

Tegmine  Bernardi  rete  parabo  nouum, 
Fors  piscabor  adhuc,  aer  post  nubila  candet, 

Orbita  fortun^  ducit  utroque  rotam: 
At  mea  sanguineo  linore  Corona  notatur,  425 

Candeat  exuuiis  illa,  Beline,  tuis; 
Coluariane,  tuo  faciam  michi  tegmine  saccum, 

Nee  nos  sollicitet,  quid  michi  saccus  agat: 


416    ad  sacmm  relligionis  opos 
423,  1    Forsan  adhnc  piscabor,  erit  post  nabila  candor 

425    nouatnr 

428  8i 


415  cumque  B  417  miser  et  J&,  -et  oon-  auf  Rasur  JD*  — 
concissa  B  418  hoc  JE  raperem  C  420  est  es  B  421  Hano 
utrius  B  422  bonuin  B  423  nubula  B  cadet  £  424  utramque  C, 
D*  mit  uel,  i  mit  folgendem  mam  totam  E  426  Gaudeat  B  — 
exnuis  jB,  exiuüs  E       427  Coruariane  C       428  aget  C 

r  I 

416  80  C  423, 1  80  C,  %  hait  nur  Et  erit  post  nubila  candor. 
425  so  C  und  mü  uel  D*        428  so  CDE,  uel  nee  Ih 

415  D*:  qoia  non  deberes  commedere  cames,  quia  monacus  es, 
sed  fingis  te,  et  ideo  dicit  fictus;  vgl.  fictus  Inpus  Werwölf,  Myth.* 
II  916  f  indessen  fingere  Tieisst  hier  im  Grunde  omare,  componere 
{tgl.  loa.  de  lanua)  und  lässt  die  andere  Bedeutung  simulare  nur 
durchschimmern.  423^  nicht  auf  Hör.  carm.  II  9.  1,  II  10,  15 
beruhend,  sondern  das  Sprichwort  ,Auf  Begen  folgt  Sonnenschein^; 
der  von  ^Rchmann,  (reflüg.  Worte  ^'^  p.  304  citierte  Vers  ist  viel  älter 
eis  XIV  Jh.  und  imfText  verdorben,  er  stammt  aus  Älanus  Parab. 
I  33:  Oratior  est  solito  post  maxima  nubila  Phoebus,  vgl.  Parab.  1 107. 
424  Andere  Fassungen  des  Sprichworts  vom  Glucksrade  Myth.*  II 
p.  722  ff.,  III  p.  263,  Haupts  Zeitschr.  VI  134  ff.,  ZingerU  p,  56  f., 
Franeke,  S^uipoesie  p.  40. 


102  Liber  Secundas,  429—442. 

Si  qua  saperfuerit,  coriis  inclusa  uoranti  1 

430      Pars  michi;  sin  autem,  postera  lucra  feram.  i 

Hoc  scio,  non  facile  h^c  alii  tegumenta  daretis, 

Ter  quamuis  solidos  redderet  ipse  nouem; 
Verum  sponte  michi  datis  hQc,  sed  scitis,  ut  aiunt, 
„Non  omnes  homines  conuenit  esse  pares/* 
435  Ergo  prius  uiso  miror  non  missa  fnisse, 

Hqc  pendenda  graui  pondere  culpa  fuit; 
Sed  quia  uos  uideo  non  excusasse  iubenti, 

Ammissum  probitas  h^c  ueniale  facit. 
Quod  si  uera  licet  nil  ausos  dicere,  uosmet 
440      Malle  frui  coriis  quam  dare  nosco  miclii, 

Dissimulans  animum,  quia  inssa  neretur,  ut  ultro 
Obsequitur  domino  uema  iubente  piger. 


^9    Si  miohi  quid  supeiat, 
4S0    Qaod  dnbito;  si  non, 

442    sepe  inbente  cliens 


431  Hec  C  432  reddere  C  433  Vere  C  dabitis  DE 
434  congmit  f  435  uiso]  iusso  C  inissa]  iussa  C  D  hat  ganz 
deutlich  Tiso- missa,  tmd  D*  erklärt:  uestra  tegmina  non  michi  misistis, 
antequam  iussi.  437  excusante  B^  excusata  E  438  Amissum  B 
hec  ÄBCl  hoc  DE  ueniale  malum  D,  über  malum  setzt  D*  facit 
439  f^t  licet  B       non  BD        440  Male  B 


429  f.  80  C       442  80  a  und  mit  uel  D^ 


429  ,  coriis  inclusa  periinet  ad  feram  u.  430'  Borm.,  wer  an 
dieser  zu  huhnen  Wortordnung  Anstoss  nimmt,  ergänzt  lieber  erit  ^ 
inclusa;  uoranti  ist  vorzeitig,  vgl.  Einl.  432  vgl  I  752.  433  ff.  rgi. 
V  1197  ff.;  über  uerum-sed  vgl.  zu  II  30.  434  Das  Sprichwort 
vermag  ich  in  dieser  Form  nicht  nachzuweisen,  vgl.  Büchmann ^^  p.  ^59^ 
Lucil.  fragm.  in  Macrob.  Sat.  VI  1,  Verg.  Ecl.  VIII  ßff  (Henric. 
SepHm.  IV  2J^6),  Jesus  Sirach  XXXVII  31^  438  vgl.  V  1026. 
439  vgl.  V  465  f.  , Indessen  weiss  ich,  dass^  wenn  euch  hier  einmd 
ausnalimsweise,  trotzdem  ihr  za>ge  und  schwach  seid,  gestattet  wird^ 
die  Wahrheit  zu  sagen,  ihr  es  vorziehen,  ihr  euch  lieber  dahin  ent- 
scheiden würdet  . . .  / 


Liber  Secondus,  443—466.  103 

- 

Sit  pellis  sua  coiqne,  meum  est,  quod  clauditur  intus, 

Non  mereor  laodem  tarn  mediocre  loqnens? 
Sit  defonne  licet  multo  micfai  uolnere  tegmen,  445 

Non  michi  nestra  facit  tarn  placoisse  decor. 
Quin  coriis  caream,  donate,  quod  intus  habetur, 

Non  potcram  saluo  poscere  honore  minus-, 
Vos  quoque  fortassis  michi  parua  dedisso  puderet, 

Patribus  hoc  uestri  sQpe  dedere  meis.  450 

Cumque  ego  uos  tractem  socialiter  atque  pateme, 

Nunc  superest  tantum  danda  repentc  dari-, 
Omnibus  efficiam  uobis  re  talitor  acta, 

lurgia  ne  moueat  partificandus  ager/ 
Andierant  fratres,  quod  non  audisse  libebat,  455 

Et  stat  raptor  hians  impatiensque  mor^; 

466    gnle 


443  est  fehlt  C,  über  meum  schreibt  D*  sit.         445  michi  IUI 


uttlnere  I>  446  uestra  ||i  facit  D  447  coriis  ';,  caream  A  — 
habetus  B  450  Patribus  |;;  hoc  I)  452  Non  —  tanti  C  dan- 
dmn  :  tantum  E  453  te  B  455  f  feJUt  BC  licebat  E  456  In- 
stat  C,  vgl  IV  876. 


456  Über  more  sehreibt  D*  gnle. 


446  f.  Bonn,  setzt  ein  Komtna  hinter  decor  und  erklärt  ,  decor 
non  tarn  üacit  mihi  placuisse  uestra  tegtnina,  quin  uestris  tegminibus 
aequo  animo  carere  possim';  der  Dichter  gebraucht  quin  1)  «»  viel- 
mehr, sogar  (I  93,  173,  907,  1001,  II  201,  III  734,  1171,  IV  321, 
540,  789,  873,  V  172,  197,  233,  1212)]  2)  =  dass  nicht  (II  264, 
IV  184),  aber  dann  stets  mit  ctusdrücklicher  Hvnzufugung  des  Hufs* 
terbums,  das  hier  zumal  nicht  entbehrt  werden  könnte;  auch  toiirde 
dadurch  die  Symmetrie  zwischen  443  f.  und  447  f  getri^bt  werden. 
Vielmehr:  ,nein,  mag  ich  immerhin  euer  Fett  entbehren,  gebt  mir 
nur ../;  su  446  ergänzt  sich  leicht  quam  meum  michi;  vgl.  IV  981  ff. 
452  vgl.  I  18,  Anspielung  auf  das  aus  Publüius  Sgrus  235  stam- 
mende Sprichwort,  Bis  dat,  qui  cito  dat,  vgl.  Pez  Thes.  anecd.  III 2 
(Oihioni  Prouerb.)  p.  492  Bis  gratum  tribuit,  qui  quod  debet  cito  reddit, 
p.  506  Inopi  beneficium  duplex  dat,  qui  celeriter  dat,  Zingerle  p.  44 
und  195,  in  reicherer  Fassung  HUdebert  Maihematicus  661  f.  und 


104  Liber  Secundus,  457—474. 


Ycrba  Belinus  ad  hQc  non  multam  territas  audet 

Talia,  nimirum  innior  atque  rudis: 
,Tu  super  his  satis  es,  domine  Ysengrime,  locutus, 
460       Quidque  uelis,  faerat  tc  reticente  palam; 
Sed  nescimus  adhuc,  cui  pr^paret  alea  lucrum, 

Fortuna  uarias  distribuente  uices, 
Si  fuerit  fo^s  fida  tibi,  potiere  cupitis; 

Dispositum  nobis  hoc  super  Ire  iube.' 
465  Ysengrimus  ad  hunc  sermonem  turbidus  ore 

£t  uultu  pariter  talia  dicta  furit: 
,Stulti,  nonne  satis,  quicquid  delibero,  nostis? 

Quid  modo  consiliis  est  opus?  —  ite  tarnen! 
£t  Sit  consilium,  quod  non  audire  recusem; 
470       Currite  dictatum,  porro  redite  citi, 

Terminus  est  hor^  cunctos  urgentis  ad  escam, 

Inque  meis  hora  est  faucibus  acta  diu.' 
Stant  trepidi  fratres.     loseph,  quid  suadeat,  h^ret, 

Poscebatnr  enim,  denique  fatus  ita  est: 


461    qnorsom  letds  alea  tendat 

466    refert 
467    qnod  agendtun  cogito 


457  audet]  extat,  idber  talia  458  die  Glosse  ait  E  459  Ta] 
Non  C  460  Quidque  auf  Basur  A  Quodque  CBE  uelit  B  — 
fiat  te,    darüber  hoc  E  nesciente  E^    reticente   auf  Basur  D* 

462  uarias  ABCDEt]  uariat  Mone.  463  sors  Bi  pociore  :  pociora  * 
464  hec  C  superire  D  465  *f  fehlt  C  hec  ABB,  hec  :  hunc  £, 
vgl.  457,  III 269,  V  839  höre  B  468  Quod  A  Quomodo  B  - 
conciliis  CD  469  concilium  CD  470  porro  auf  Basur  A  — 
dictatim  DE,  D*  im  Glossar  ,dictatim  •  stappans,  voorvoets,  sine  mora' 
471  est]  hie  B      ore  B        473  1"  fehlt  CE      heret  :  eret  E 

461  t,  vgl  V  677.        466  C  und  mit  uel  2>*        467  C 


Henr.  SepUm.  IV  163  f.,  auf  das  Gebiet  der  Gastfreundschaft  über- 
trc^gen  im  Facetus:  Hospitibus  letum  debes  ostendere  uultum,  Vultus 
enim  letus  dandi  dupHcat  tibi  cultum.  464  Ähnliche  Situationen 
III  675  f,  IV  97  f,  VI  459  ff.  469  vgl  I  675.  471   vgl 

I448f 


Liber  Secundus,  475—494.  105 

,Noü  bene  perpendi,  fratres,  quid  congniat  acta,        475 

Sab  graae  discnmen  concidit  iste  dies; 
Caasa  leais  fit  s^pc  graois  sab  iadicc  prauo, 

ladicis  hie  causa  est  improbitate  grauis. 
Aoribas  in  aestris  habeat  mea  soasio  pondos, 

lam  uercor  nostr^  tempos  adesse  necis;  480 

£xpedit  ergo  bonis  illiso  polsibos  hoste 

Non  impone  mori  ucl  meruisse  fagam. 
Finis  tetragoni  mcdius  lupas  ipse  sit  agri, 

£qaa]e  ut  spatium  portio  qu^qae  trahat; 
lamqae  interposito  partes  Qqaante  qaaternas  485 

Mottts  ab  opposito  cardine  qaisqae  ruet, 
Sic  tarnen,  at  stadiam  (graais  est  emenda  sab  isto 

ladice)  pr^samat  nallus  adire  prior. 
Vaticinor,  sospes  non  emendaaerit  aasam, 

Qai  prior  irruerit;  qaisqae  timeto  sibi!  490 

Dentatam  est  stadiam,  mordebit  meta,  caaete, 

Nos  sibi,  non  nobis  diaidere  arua  cupit. 
Mensorem  mora  longa  graaat,  breuiemas  oportet, 

Sic  igitar  nobis  assiliendas  erit: 


476    In  • 

478  h^c 


479    iossio 


,»1 


476  iste  ABCDK]  Mone  verlas  ista  in  A  478  hec  :  hie  (es  »Uht 
h')  j4,  hec  CD  Ei  479  nostris  E  suasio]  sua  sie  -B  481  illusio  B 
482  impugne  B  483  Funus  E  iste  D  485  equente  B  486  Motos 
ab  apposito  E  487  ut]  in  E        est  fehlt  B  488  adesse   C 

491  mordebat  mota  B        494  assüiandus  :  assiliendus  Ä 

476  uel  in  D*        479  C 


479  ff.  , Sollte  mein  Roth  euch  bedeutungsvoll  erscheinen:  nun, 
ich  fürchte,  unsere  Todesstunde  ist  da,  und  darum  wollen  wir  unser 
Leben  so  theuer  wie  möglich  verkaufen  oder  gar,  indem  wir  den 
Feind  für  eifie  Weüe  kampfunfähig  machen,  uns  die  Flucht  erringen." 
^  finis  medios  ist  wie  stadixun  utid  meta  der  Durchschnütspunct 
der  Diagonalen.  485  f.  vgl,  523  f.  493  ,wy  moeten  het  kort 
maeken'  Borm, 


106  Liber  Secundus,  406—506. 

495  Frontem  ego,  tu  caudam,  Bernarde;  Beline,  sinistrum 
Incute,  tu  dextrum,  Goluariane,  latus; 
Cornibus  ex  rigidis  prima  et  bona  fercula  demus, 

Si  plus  optarit,  postea  nosmet  edat. 
Utere  ui,  Bernarde,  tua,  tu  fortis  ut  ursus 
500       Irrue,  si  nescit  diuidere  arua,  doce; 

Qui  minimus  nostrum  est,  uno  pertunderet  ictu 

Tres  clipeos,  tantis  fortior  unus  erit?' 
Yoces  ,  nosmet  edat',  , prior  emendauerit'  istas 
Hauserat  arrecta  callidus  aure  senex; 
505  Gratatur  fratresque  uocat,  uenere  uocati, 
Monachus  astantes  hac  ratione  fouet: 


606,  1    Tone  pias  astantes  sie  heromita  fönet 


495  sinistram  E        496  Hinter  Incute  interptmgieren  CDEt 

nach  sinistram  AB,  aber  A  interpungieri  sonst  regdtnässig  nach  dem 

xotvöv.        Comariane  C       497  Statt  t  ein  o  oder  t  in  rigidis  B    — 

bona  nachgetragen  A        498  postea  auf  Rasur  A        499  bemade  B 

—    ta  bis  irrue  ist  ein  Satz,  vgl.  536,  irrue  stände  sonst  zu  kahl. 

502  clipes  :  clipeos  B      erat  B       503  *r  fMt  CE      emendauerat  B 

504  Hauserit  CD      Tiber  arrecta  schreibt  D*  arrepta  mit  GJoss.  depre- 

arrepta 
hensa  (arrecta,  igrepen  uel  deprehensa  im  Glossar)       ore  E 

506,  1  C  wnd  D* 


495  f.  ,rechts'  und  ,links'  ist  von  Josephs  Stellung  im  Osten 
aus  aufzufassen,  vgl.  zu  567  ff.  500  bespricht  Borm.  richtig,  »wr 
mit  irriger  Beschränkung  dieser  ironischen  Sprechweise  auf  Flandern: 
,FlandH  cum  peccatum  est  ab  cäiquo  dliqua  in  re,  eumque  pwnitum 
iri  affirmare  uolunt,  id  ipsum,  in  quo  peccatum  est,  pro  nomine  poenae 
usurpant,  addito  uerbo  doceo.  Addam  exempla;  si  puer  cdicuius  flores 
decerpserit:  Ik  zal  u  leeren  myne  bloemen  afplukken,  et  tale  est  quo- 
que  Nostri  ülud:  diuidere  ama  doce,  t.  e.  ulciscere  agrum  nostrum 
diuidere  uolentem\  503  vgl.  TV  847.  Die  Bede  stellt  die  in  drei 
Stufen  (a.  473—482,  b.  483—492,  c.  493—502)  fortschreitende  Er- 
muthigung  Josephs  symmetrisch  dar;  an  dem  zwischen  Anfang  x*nd 
Ende  vorhandenen  SHmmungsgegensatz  darf  man  daher  keinen  Anstoss 
nehmen. 


Liber  Secmidus,  507—528. 


107 


,Coiisaltiiiii  satis  est,  fratres!  facietis  houeste, 

Plarima  dixistis,  qa^  placnere  michi; 
Emendaturos  et  edendos  nescio  quosnam 

Credite,  non  fallo,  pr^meditabar  idem.  510 

Nil  igitnr  restat  nisi  fractam  nectere  pacem, 

Paaca  tarnen  aobis  ante  iabere  uelim: 
Tres  ant  nnns  eat  de  aobis  gramina  carptum, 

Tres  ieiint,  unnm;  tres,  eat  nnas,  edam; 
Scilicet  hoc  facto  partibor  pascua  recte,  515 

Pr^ter  enim  sibimet  non  studet  alnus  egens/ 
Primas  ad  h^c  fratrom:  ,melias  pronidimas*,  inqait, 

,Lis  fremeret  medio  forsitan  orta  cibo, 
Quid  si  deciderent  collisis  cornibus  astra? 

largia  qnapropter  sant  dirimenda  prias,  520 

Nene  tibi  illicit^  patiare  cibaria  mensQ, 

Quod  faeris  frater,  te  meminisse  decet. 
Ta  medios  nobis  distans  abeuntibus  ^que 

Qaattaor  ad  prati  climata  limes  eris, 
Tanc  bannnm  statues,  ne  nostram  quilibct  ausit  525 

ladice  te  metam  transiioisse  datam; 
Et  com  nos,  capidi  partes  extendere,  bannom 

Fregerimus,  dabimor  legitima  esca  tibi, 


527  Nos  antem 

528  Ftangentes 


508  Plurima  auf  Easur  A  510  falso  C  ni  falior  DE 
511  fractem  B  513  carpum  B  515  hec  C  516  Freier  enim] 
Praeterquam  B&rni.,  vgl  IV  239,  460,  842,  V  72,  313,  422.  517  1" 
fehU  ABC  hoc  C  prouidebimus  E  518  cibi  E  519  Quod  si 
deciderint  CDE      coUicis  B        524  estis  B,   erit  C 

527.  28  C 


511»  =  V  437''  518  ,  medio  cibo  =«  media  coena,  inter  cae- 
nandum'  Borm.,  vgl.  Ober  zu  I  561.  519  Ber  Zusammenstoss  der 
Homer  könnte  ein  Erdbeben  erzeugen,  so  stark  wie  beim  Weltunter' 
Qong,  ufo  die  Sterne  vom  Himmd  fallen,  vgL  Apocal.  VI  12  /".,  Myth,^ 
11  679,  III  242,  OeschichU  der  deutschen  Sprache^  p,  322. 


108  Über  Secundas,  529—544. 


Fercula  tot,  ne  plura  uolis  habuisse,  dabantar, 
530       Si  tibi  sufficiet  quinque  uorasse  quater.' 
Ysengrimus  ouans  medii  fit  terminas  agri, 
Spectandique  auidas  dux  senioris  adest; 
Froutibus  oppositis  fratres  extrema  tuentur, 
Indc  graui  bannas  conditione  sonat, 
535  Assiliunt  fratres,  loseph  caput  incidit  amplmn, 
Bcmardus  fortis  posteriora  sabit, 
Irrampunt  alii  costas.     hea  stnlta  timendi 

Improbitas  quotiens  utile  perdit  opus! 
Si  probitas  animi  uires  Qquasset  eorum, 
540       lila  lopo  potuit  summa  fuisse  dies, 

Bebita  sed  maguQ  seruantur  fata  SalaurQ, 

Egregiamque  manent  tanta  troph^a  suem. 
Machina  Bomardi  tanto  mit  acta  tumoltu 
Obuia,  si  loseph  continuasset  opem 

534    Lunqae 


530  sufficiat  C  uocasse  :  uorasse  E  531  *r  fehlt  C  Ätn 
Schlu88  -US  tmd  -ri  auf  Rasur  ZH  534  Inque  E  535  incitat  BE 
538  prodit  B-^  perdis  vermuthet  Borm,  539  uireres  G  541  fSalaure  B 
542  Egregiemque  B      tropheta  B        543  *r  2>      tanta  CD 


534  C  und  D* 


530  vgl  625.  532  vgl.  I  939.  543  ff.  Mane  interpungiert 
nur  hinter  tumultu  und  opem,  dann  wäre  Io8q)h  ein  undeutUdter 
Ausdruck  für  losephi  machiua,  und  dem  mit  543  fehlte  die  unenth^- 
liche  Ortshestimmxjmg  obuia;  Borm.  beseitigt  diesen  Fehler  durch  In- 
terpunction  hinter  Obuia,  er  belässt  aber  da^  Komma  hinter  opem,  in 
welcher  Fassung  das  Prädicat  obuium  ruere  dem  B.  überflüssigerweise 
zweimal  gegeben  toürde.  Vielmehr:  im  Gegensatz  zu  den  fratres  medii, 
welche  programmgemäss  obuia  oomua  agunt  557  f.  genügen  die  fratres 
extremi  nur  zum  Theü  ihrer  Aufgabe;  B.  freilich  ruit  obuius,  I.  aber 
stösst  nicht  obuius;  wäre  letzteres  geschehen,  wäre  von  beiden  Seiten 
mit  gleicher  Kraft  nach  gleichem  Ziele  gestossen,  so  waren  zwei  Mög- 
lichkeiten, entweder  sie  trafen  sich  in  der  Mitte  oder  sie  fuhren  an 
einander  vorbei,  im  ersteren  Falle  hätte  B.  Josephs  Homer  zerbrochen, 
im  letzteren  den  Schlund  des  Wolfes  erreicht.    Zum  Ver$b<»u  vgl.  FünL 


Liber  Secnndns,  64ß— 56^.  l09 


Obnios,  ant  fratri  media  Bemardos  in  aluo  545 

Comaa  fregisset  cornibus  acta  sais, 
Aut  certe  cupidas  ad  faaces  usque  nolasset, 

Per  longum  uentris  raptas  inane  caui. 
At  citior  cnnctis  loseph  licet  afforet,  iDSons 

Emendare  timens,  prQcelerasse  cauet,  550 

Os  aaidam  metttens,  obliquus  dextra  peregit 

Timpora,  nee  cerebri  portio  pania  flnit; 
£t  nisi  cessissent  pr^  uasto  timpora  palsu, 

Plaga  penetrasset  timpus  utramque  simal, 
Sed  temere  cautom  est,  loseph  perfregerat  aarem        555 

Timporaque,  et  qoin^  dissilaere  mol^. 
At  fratres  medü  pr^ter  discrimina  cordis 

Obuia  per  uacuom  cornua  pectas  agiint; 
Si  foret  in  planis  echo,  iam  cardine  ab  omni 

Comibas  oblisis  assonoisset  ager.  560 

Cornua  subducant  impulsas  aasa  secundos, 

Bemardusque  obiter  posteriora  petit, 


560    üliflis 
662    BenuurduB  monachi 


548  sni 

551  taetor 
555  perf oderat 


545  aut]  ut  Barm.  frater  CBE  547  aut :  ad  ^  548  uen- 
tus  B  550  Emeudasse  E  preoelerare  D  cauet]  timet  C  und  mit 
uel  D*,  der  obenein  cupit  beischreibt.  551  oblique  D,  obliquo  E  — 
553  preuasto  BD,  D*  glossiert  ualde  inani,  im  GJoss.  schreibt  er  uastus, 
a,  um  -  inauis  (lies  immanis)  tempora  :  tijnpora  Ä  555  perfre- 
auf  Basur  A,  über  per  ist  noch  "  sichtbar,  am  Bande  ist  radiert, 
folglich  ist  eine  Bandcorrectur  in  den  Text  eingetragen  autem  B 
556  quinque  E       557  Aut  B        561  inpulsas  E       562  obitum  B 

548  uel  sui  D*  551  tuetur  C  555.  560  C  562  Bemardus 
monachi  C;  D*'  corr,  obiter  :  obice,  setzt  dies  obenein  darüber j  v/nd 
die  Lesart  von  C  darunter. 


550  vgl  489  f.        557  ,an  der  gefährlichen  Herestelle  vorüber*. 


110 


Liber  Secandus,  568—568. 


Impete  sab  cuius  primo,  dum  fratre  secundum 
Ocior  opposito  Goluarianns  agit^ 
565  Excussere  lupam,  ueluti  fortissima  mittit 
Macbina  quassoram  mQnia  finna  petram; 

Sed  nisi  saccassom  Bernardus  in  alta  rotasset, 
Dum  simul  a  dextris  Coluarianns  adit, 


566    nelati,  qaem  bellica  mittit 
566,  1    Machina,  qnassarus  menia  fizma  lapis 


563  forte  C      564  Coruar.  C  {auch  568),  Caluar.  E      567  con- 
cussum  DE       568  Coluac.  agit  B 

565  f.  Ci  (quam  t). 


567  ff.  Die  Figur  nach  483  ff.  495  f.  523  f.  573  f.  581.  593  f. 
603  f.  Wäf^rend  Joseph  bei  Ys.  verbleibt,  begeben  sidi  die  drei  Brüder 
toieder  auf  ihren  Ausgangspunct  und  stürzen  von  neuem  auf  den  Wolf 
los;  Bern,  und  Coluar.  komtnen  zuerst  von  W.  und  N.  her  bei  dem 
Feldmesser  an  und  bringen  ihn  durch  vereinten  Stoss  zu  Falle:  er 
smkt  nach  Süden  u/nd  hätte  daher  den  unaufhaltsam  anstürmefideH 


Ben 


Bei. 

und  im  Augenblick  des  flugschnellen  Falls  heinah  bei  der  meta  ange- 
Jcommenen  Belin  vollständig  erdrückt,  Bemard  bemerkt  die  Gefahr 
und  schwing  ihn  hoch  in  die  Jjufl,  8  Fuss  weit  vom  Mittelpunct  fällt 
er  auf  die  den  SO.  durchschneidende  Diagonale  zu  Boden,  durch  Stesr 
Seitwärtsschleuderung  toird  die  Mittellinie  frei,  Belin  stürzt  unbehifi- 
dert  auf  den  zum  dritten  Mal  ausholenden  Cohiar.  los  und  wirft  ihn 
über  den  Haufen  (vgl.  603  f.,  III  243).  Nun  macht  das  Schleudern 
unter  den  Brüdern  —  nur  Joseph  verzichtet  —  die  BwndCy  bis  Ys. 
wieder  an  der  Fallstelle  anla/ngt;  damit  ist  dies  Motiv  erschöpft,  und 
Bernard  knüpft  durch  Herbeirufung  Beinards  einen  neuen  Faden  an. 


über  Secnndiu,   569— 5d0.  111 

Pressisset  miserom  moles  onerosa  Belinuin, 

Qu!  aolitante  lupo  p^ne  renersos  erat,  570 

Nee  rapides  corsos  potoit  cempescere,  donec 

Oppositam  fratrem  prQcipitauit  agens. 
Limes  in  obliqaum  eedens  orientis  et  austri 

Decidit,  nt  spatimn  transiit  oeto  pedom. 
Ut  subito  nictum  aidet  immotomque  iacere,  575 

Bemardus  tamido  clamitat  ore  iocans:   ^ 
,Traii8  medium  sigaas,  domine  Ysengrime,  nimisque 

Trans  medium  signas,  fit  male  limes  ibij 
Istorsum  redeas!  ego  sum  Bemardus,  et  audes 

Iure  sno  fratres  expoliare  meos?  580 

Sospite  me  Joseph  sua  detrahis  atque  Belino? 

Non  aliter  quam  sie  diuidere  arua  soles? 
Parte  mea  potiar,  fratres  fraudare  refuto, 

Est  potior  frater  quam  spatiosus  ager.' 
Tune  loseph:  ,Bernarde,  sapis?  quid  inaniter  horres?  585 

Aptius  hie  limes,  quam  stetit  ille,  iaeet 
0  quam  stante  iacens,  quam  stans  est  pluris  eunte! 

Sic  iaceat  certe,  sie  iacnisse  uelimi 
Lene  feram  mea  dampna,  uelit  sua  ferre  Belinus, 

Yisne,  Beline,  pati?'  ,nolo',  Belinus  ait,  590 


574   et  bis  aolat  octo 

577    signas  nimis 


583    recnso 


570  uoluente  C  571  potl^t  cursus  rapidos  C  575  t  fehlt  C 
577  minusque  B  578  signis  :  signas  E  579  Istorom  B  585  *f 
fehlt  CE  586  Aptisus  B  587  est]  et  C  -nte  in  eunte  auf 
Rasur  B*        590  patis  oder  pacis  B      uolo  E 

574  et  CDE,  ut  AB  =  postquam  bis  u.  o.  C  577  C 
583  refuto  ABDEi\  recuso  C 

581  ,Nempe  reiecto  hngius  termmo  Bemardi  pars  maiar  fuissett 
etiam  Cohuxriani,  quam  reliquorum'  Borm.  584  Sprichwort,  vgl, 
M8D*  XXVII  2  n.  72,  Prora  113  ,Non  sie  latus  ager  quam  dulcis 
frater  ametur'. 


112  Liber  Secandns,  691—610. 


,Cur  ego  iactoram  paterer?  mea  iura  tnebor, 

Qui  ault,  dampna  ferat,  non  michi  ferro  übet.' 
Pulsibns  ergo  hostem  ualidis  aggressas  in  usqae 

Pr^cipitat  partem,  Colnariane,  tnam. 
695  ,Sic  statuendus',  ait,  ,tibi,  Colaariane,  uidetor 

Limes  an  est  aliter?  sie  ego  pono,  uide, 
Sic  ego,  non  aliter,  didici  signare;  resigna, 

Signari  melius  sicubi  posse  potas.* 
Coloarianus  ad  h^c:  ,temere  in  mea  pascaa  uenit, 
600       Per  tibi  quam  frater  debeo  care  fidem. 
In  mea  iura  nimis  cecidit;  nisi  fugerit  nitro, 

Viuam,  alias  illi  tatius  esse  foret/ 
Tunc  bis  quinque  pedcs  Bernardi  in  pascaa  palsans 

Non  dubitat  miserum  pr^cipitare  senem. 
605  ,Dic',  inquit,  ,Bernarde,  bene  est  bic  limes?'  at  üle 

,Nescio,  Reinardum  consnle,  nouit  enim; 
Comiseca  bic  fieret  fortasse,  secare  solebat 

Cornua.'  tunc  clamat  Colaarianas  oaans: 
,Huc  accede,  miser  Reiuarde!  quid  eminus  abstas? 
610       Morsibus  an  nostris  terrilicatus  abes? 


595    ,Siccine  ponendos 

596    qaidem 

598    uides 

608    clamabat 

591  ergo  iactufain  pateret  E  592  ferat  ABDEi]  feret  C 
594  Coruar.  C  {auch  595,  599,  608,  613),  Caluar.  E  596  aa  est] 
anne  C  599  1"  fehlt  C  ad  hoc  E  timero  B  600  Par  J5 
602  esset  :  esse  E  fores  C  603  in  fehlt  B  604  dubitas  B 
605  1"  1)        607  sacai-e  B        609  1"  D      cominns  C       610  a  C 


595.  596.  598.  608   C 

609*  =  /  483^  610  f.  ,Du  brauchst  dich  weder  vor  unsem 
Hörnern  (morsibus  ironisch  =  pulsibus)  noch  vor  des  Oheims  Zähnen 
zu  fürchten  ;  Barm,  erklärt  morsibus  ^passiue  =  ([uibus  morst  sumns 
a  lupo'  und  ändert  desluilb  Nee  zu  Ne. 


Libar  Secundos,  611—628.  113 

Nec  patrai  dentes  metnas,  mansnesse  uidentur; 

Te  siqaidem  loseph  poscit  adesse,  ueni! 
Colaarianns  et  hoc,  non  gens  externa  precatur, 

Accelera  sodes,  consüiator  ades! 
Circamfertor  enim  limes,  tn  siste  nagantem,  615 

Si  melius  nosti;  nos  dabitamns,  abi.^ 
His  nisi  ridiculis  Beinardns  et  ipse  quid  addat, 

Finditar  aat  moritur,  prosilit  ergo  celer, 
Qui  patmam  tarn  uelle  oidens  quam  nolle  perire 

Sermonis  talem  fertur  inisse  modom:  620 

,Sic  bene,  sie,  fratres,  operaminor,  approbo  factum, 

lorgia  nunc  aobis  non  placoisse  liqnet. 
Quam  bene  mensorem  uestri  satiastis  agelli! 

Pro  hoc  epalo  uobis  gratia  debet  agi; 
Fercnla  niginti  large  promissa  dedistis,  625 

Promptior  iddrco,  qaando  noletis,  erit' 
,Non  alias  grates  hac  pro  dape  poscimus',  ainnt, 

,Diaidat  hie  nobis  iugera  sicqae  cabet' 


621    üstiae  naleto 
624,  1    Prandiolo  grates  promeraistis  in  hoc 

627    pro  pietate  rogamus 


611  mansuesce  BE  612  posset  C  613  et  hoc]  adhuc  T, 
et  hoc  D,  ad  hec  E  hestema  E  614  Accela  B  conciliator  CD 
616  melius  auf  Rasur  A  nosci  B  617  1"  feJUt  BCDE  -diculis 
-«  rid.  ergänzt  D  618  Funditur  B  619  uidens]  mori  B  622  uobis 
fehlt  C,  nobis  E  624  eplulo  B,  opulo  E  uobis  nachgetragen  D* 
625  uinginti  Ä        626  quanto  uoleris  B        628  hec  B      uobis  C 


621  C       624,  1  C  und  mü  uel  sie  1>*        627  C 


613  fJDich  bitten  J,  und  C,  also  zwei  gute  Freu/nde,  nicht  eine 
fretnde  Sippe',  gens  im  engeren  Sinne  wie  IV  354.  614  vgl.  zu 
I  793.  625  vgl  530.  640  vgl.  III  243.  643  f.  vgl.  III  1104 
«nd  Frouerh.  Salom.  XII 15  ,Via  stulti  recta  in  oculis  eius ;  qui  autem 
^piens  est,  audit  consilia.' 

Voigt,  Ysengrimos.  8 


114  Libor  Secundus,  629  —  646. 


Jnsanitis',  ait,  ,michi  terminus  iste  uldetur 
630       lurgia  non  dirimens,  immo  dirempta  Doaans, 
Impingendus  erat,  uos  expegisüs  et  iUum, 

Signaret  mediam  cum  bene  limes  hamnin; 
Nunc  ubi  sistatar,  toto  perquiritis  arao, 
PrQteritQ  Utes  exoriontur  item. 
635  At  minas  in  uosmet  qnam  me  peccastis  in  ipsam: 
Adduxi  patraum  dinidere  ama  meom, 
Scissaras  sarcire  miser  sperabat  hiantes 
Exuuiis  uestris,  spes  caret  illa  fide; 
Nam  maiora  patent  et  plara  foramina  primis, 
640       Pr^cipitem  toto  deindo  rotatis  agro. 
Indubie  dici  uos  mstic$i  torba  potestis, 
Lusibus  aptatam  creditis  esse  pilam; 
Consiliam  sapiens  et  qn^rit  et  audit  et  implet, 
Indocilem  tnrbam  nil  docnisse  iunat, 
645  Scire,  qaid  inscitam,  qui  dlscit  scita,  monetär, 
Qui  caret  ingenio,  non  erit  arte  uigens. 


629    ,Dicite,  qaod  aaltis 

683    ponatur,  toto  di8Ciiniti& 


630  dimiiens  B  direpta  nouatis  B  631  Impingoendus  — 
impegistis  C  633  p  quiritis  B,  und  so  ioird  ursprünglich  auch 
in  A  geschrieben  sein,  wo  perqui-  auf  Basur  steht,  Ist  auch  die 
Möglichkeit  y  dass  discur-  (vgl,  C)  getilgt  ist,  graphisch  nicht  durcliaus 
ahzusireüen,  so  verräth  doch  discurritis  sachlich  und  stilistisch  den 
Überarbeiter,  jenes,  weil  sie  nicht  laufend,  sondern  stehend  den  TfaÜl 
umherschleudern,  dieses,  weil  eine  solche  kühne  Brachylogie  (ergäme 
qu^rentes)  jeder  Analogie  beim  Dichter  entbehrt  wnd  am  aUerwenigstm 
in  diese  völlig  prosaisch  gehaltene  Strecke  passt  perqoiiitur  E 
635  magis  DE  et  ipsiun  DE  637  sarcine  E  638  Eznuis  B 
640  rogatis  B  642  Ludibus  E  643  Conciüum  CD  645  qui  C] 
quid  AB  DE  descit  (in  A  über  ci  Rasur,  anscheinend  einer  n-Note] 
ACDf  desit  BE\  qui  discit  besserte  Bormans,  inscitum  und  soita  efit- 
weder  Adjectiva  (,wer  dasjenige  lernt,  was  klug  und  vernünftig  trf, 
idrd  dadurch  daran  gemahnt  zu  wissen  und  zu  beobachten,  was  un- 

629  C  (aber  quid),  aus  365,        633  C 


Ldber  Secandas,  647—666.  •      115 

Vinit  adhuc  spisso  tütas  sub  cortice  limes, 

£t  nimlam  uestri  nendicat  ille  soll, 
Ibit  adhuc,  quo  non  pr^formidatnr  itorus, 

Atqne  aliqnid  pads,  qnod  doleatis,  aget;  650 

ToUatnr  cortex,  at  inatilis  areat  arbor, 

Cortice  detracto  fit  minor  atqne  iacet 
Ite,  genns  fatnnm,  capita  inclinate  iacenti. 

Et  dnlci  patmo  pocnla  ferte  meol 
Qnisqne  pare»  nnmemm:  qnot  pocnla  maximus  illi      655 

Intnlerit,  minimns  tot  pietatis  agat! 


647    BCiseo  Becnros 

649    formidabatur 


rerständig  ist')  oder  wegen  qncrit  643  li^>er  Participia  [vgl  I  705) 
,wer  9ich  des  uberUeferten  Wissensschatzes  bemächtigt,  wird  darauf 
hingewiesen  zu  wissen  und  zu  erforschen ,  was  noch  nicht  gewusst  ist, 
empfängt  in  dem  Masse,  wie  er  sich  in  die  empfangene  Lehre  hinein- 
lebt, Anregungen  und  Winke  zur  Ergründung  dessen,  was  sich  bisher 
der  Erkenntniss  entzog'  mouetur  :  monetär,  dahinter  ein  Frage- 
zeichen A  650  dolearis  B  652  manet  BEi  653  In  te  (te  auf 
Rasur)  E  capite  :  oapiti  C  inclinante  E  654  fere  C  ferre  E 
655  panem  B       656  habet  C 

647  spisso  ABDE]  scisso  C,  wohlgemeinte,  aber  nicht  noth- 
vendige  Änderung;  betont  wird  des  Wolfes  undurchdringliche,  trotz 
klaffender  Wunden  geheimnissvoll  zusammenhängende  Hornhaut 
(II  53  f.)      secnrns  C       649  C 

651  spridiwörtlich  nach  Matth,  XXI  19  (daraus  Prora  632  f.), 
vgl  Othloni  prou.  (Fez  III  2  p.  515)  Omnis  arbor,  quae  non  facit 
fmctnm  bonum,  exddetar  et  in  ignem  mittetur.  653  ff.    Nachdem 

der  Gast  mit  zwanzig  Gerichten  (530,  625)  gesättigt  ist,  wird  er  der 
Säte  gemäss  mit  Verbeugung  (Erec  4015)  653  und  Minnetrank  654  ff. 
(vgl  Mffth.^  I  p.48  ff.,  Seiler,  CuUwrhistarisches  aus  Ruodiieb  p,  7  f.) 
entlassen,  25  Pokale  werden  ihm  credenzt;  denselben  Gang  nimmt  die 
WaUfahrtsfabel  (IV  1  ff.),  das  V  756  angeschlagene  Motiv  des  Ab- 
ndiiedskusses  fehlt  hier  wegen  123,  Die  Beziehung  auf  S.  Johannes 
oder  8.  Gertrud  ist  getilgt,  Minne  wird  wicht  mehr  als  memoria,  son- 
dern als  Caritas,  amor,  pietas  aufgefasst,  und  die  Wendung  pocola 
pietatis  inferre  655  f.  entspricht  genau  dem  potom  caritatis  propinarc 
hei  Lacomblet  487. 

8* 


116    •  Liber  Secundua,   867—678. 

Non  aliter  nobis  placor/  sie  falur  et  ipse 

Dilectum  patrnam  decoriare  parat, 
Morsu  sQuit  atrox,  ingentia  frusta  trahnntur, 
660       Morderet  siquidem  lenias  ipse  Satan; 

Assilinnt  prompti  fratres  polsantqae  oicissim, 

Inter  pulsandnm  uerba  benigna  aolant. 
Ter  feriens  loseph  proclamat:  ,pocala  grates 

Redde  propinanti  prima,  propino  tibi, 
665  Accipe,  cor  miserum  refoue!'  quater  ^Actus  in  illnm 

Proxima  Bemardus  pocula  largus  agit, 
,Quod  licet',  inquit,  ,ago,  non  at  desidero  possam, 

Sant  dentes  ran,  cornua  densa  michi; 
Qaod  minus  est  in  dente  boni,  bona  cornua  supplent.' 
670       Bis  uicibus  temis  CJoluarianus  adit, 

,Plus  tibi,  frater',  ait,  ,cupio  pr^bere  uetorque, 

Reinardns  uetuit  pocula  plura  dari; 
Si  breuis  offensam  c^nantis  cQna  meretur, 

Addere  plus  cupiens  non  luat,  immo  uetans.' 
675  Bis  senis  adiens  bac  fatur  uoce  Belinus: 

,  Offer  aue,  sodes,  ecce  !ßelinus  adest! 
Ultimus  bic  crater,  sed  non  uilissimus  idem, 

Iste  calix  offert  uina  Boema  tibi! 


658  Delictum  B  659  ingenta  B  frustra  BGBE  661  fra^s 
prompti  B'D'E  pulsaruntque  D  664  prima  g^wrt  sotcokl  zu  pro- 
pinanti wie  zu  propino,  daher  die  Interp.,  vgl,  zu  496.  667  non] 
si  C,  aber  674  steht  nicht  si  {ioie  Mone  sagt),  sondern  non,  die  Zeichen 
für  beide  Worte  sind  sehr  ähnlich,  670  Hiis  B        trinis   DE 

671  uerorque  B  672  metuit  E  pocula  prima  B  dari  ABCDE] 
dare  Mone.  676   yBiet  mir  deinen  Oruss\  wie  663  f.  ,8age  mir 

Dank',  damit  fällt  die  anfänglich  einleuchtende  Änderung  Offero 
sc.  pocula  sedens  B  677  hac  B  678  Die  C,  vgl.  iste  681, 
hie  677        beena  E 


660  vgl  I  344.  662  =  IV  620.  677  auf  sprichwörtlicher 
Grundlage,  vgl.  last  not  least  678  ,Kaum  Anspielung  darauf,  dass 
der  böhmische  Herzog  seit  1127  das  Schenkenamt  des  Reiches  versah' 
(BF,  Rinl.  p.  P7),  sondern  nach  I  48  zu  erklären. 


Über  Secundus,  679-688.  117 

Qais  tibi  potus  in  hoc  ueniat  cratere,  ligurri, 

Ditins  hoc  alios  nil  haboisse  reor,  680 

Ultimos  iste  calix,  hone,  si  potes,  ebibe  totum!' 

Tone  aulpes:  ,cancti',  clamat,  ,adite  simul!' 
Fortiter  inde  omnes  adeant,  quo  more  ferontur 

In  cacabo  doram  frangere  pila  fabam, 
Monachus  ille  uolens  crcdi  quandoqae  foisse  685 

Omne  pie  suffert  dedecos  atqae  silet; 
In  sua  defesso  redituri  robore  demum 

Atria,  seminecem  deseraere  lapum. 


679. in  hec  B  cradere  {oder  tradere)  liguni  (oder  ligum)  .B  — 
Mone  verbindet  in  hoc  cratere  ligurri  ==  in  diesem  lombardischen  Becher, 
dagegen  schon  J.  Grimm  in  Wendeler ,  Briefwechsel  p.  370,  BF,  Einl. 
p.  2f7.  680  Dicimus  C  nil  ABE\  non  CD  681  in  D  urspr.  tot», 
das  m  ist  aber  zugleich  mit  einer  Interlinearglosse  ausradiert,  — 
682  acuncti  B  adire  B  683  Fortes  :  Forti  C  684  frangeret  B 
687  reddituri  B  688  seminencem  (oder  -tem)  B  lupus  C,  iupum 
auf  Basur  D* 


685  f.   vgl.  III  217  f. 


Liber   Tertius. 


Ut  miseros  fortuna  premit,  mansaescere  nescit, 

Multatos  multis  plaribus  illa  ferit, 
Nee  super  addendi  metam  mox  proaehit  ullum, 
Nee  quemquam  subita  proterit  illa  manu, 
5  Iiiipia  namque  pie,  mala  leniter  et  male  lenis 
Posse  perire  uetat,  uelle  perire  facit; 
Materiam  seruans  ir^  non  prorsns  inhorret, 
Impatiens  pacis  conualuisse  uetat, 
'    Et  minus  in  quosqnam  est  probitaüs  nacta  inuandos, 
10       Quam  super  angendos  improbitatis  habet. 
Scilicet  ^ternum  iQdit  fidissima  quosdam. 
Cum  penitus  nulli  fauerit  absque  dolo, 


1  mitesoero 


Mit  hunter  Majuskel  beginnen  ABBE,  in  C  ist  dieselbe  vom 
Rubricator  nicht  ausgeführt;  SpaUum  in  CDE,  nidht  in  AB  gelassen; 
die  Buchbezeichnung  fehlt  in  BC,  wird  angegdten  von  A  (liber  m^), 
D  und  C^  (Incipit  aecundus  liber,  octauum  exemplum)  und  E  (Incipit 
secundus  liber).  1  Ut  ADEi'\  At  J5,  t  C;  construiere  Fortuna  ut 
impia  et  crudelis  est  (1  f,),  ita  est  pia  et  lenis  {3  f),  ita  an  der  Spitze 
des  comparativen  Nachsatzes  fehÜ  öfter,  vgl  II 394,  III 828, 8U,  909 
—    mansuescero  ABDEt]    mitescere   G  2  -Ictatos  mulctis  auf 

Rasur  D*,  da>zu  am  Rande  von  D*  der  Memorialvers  Gente  quod  a 
multa  delinquitur,  est  sine  mulcta.       3  superaddendi  AGB      illum  i> 

4  Nee]  In  E      subito  D,  vgl.  IV  738      poterit  B      manum  :  manu  A 

5  mala  lenis  DE  6  perire  vor  uetat  fehlt  G  uetanst  G  9  qnos- 
nam  GD  iuuandos  alle,  Mone  verschrieb  iuuando.  12  peitus  C  — 
nullo  :  nulli   E 


l  vgl  Heroid.  III  43, 


Über  Tortias,  13—32.  119 


Nam  maiora  solent  miseris  aduersa  nocere, 

Prospera  qnam  felix  nllns  habere  potest, 
Vidi  ego  felices,  quos  saltem  infamia  l^sit,  15 

Porro  qnibas  miseris  defuit  omnis  honor; 
Sospite  felices  aita  plerosque  repellit, 

Sed  raros  hmniles  erigit  ante  necem, 
Cam  multis  bona  panca  malis  alciscitar  inde, 

Conciljat  pands  fainc  mala  multa  bonis.  20 

Ysengrime  miser,  numquam  b^c  tibi  Candida  gratis, 

Pensauit  colaphis  oscala  bina  decem, 
^unc  pellem  scidit  illa  tuam,  nunc  prorsos  ademit, 

Non  taqien,  ut  penitus  destruerere,  talit, 
Donec  continaos  misere  miserata  labores  25 

Viribus  est  totis  in  capjit  acta  tuum; 
Ergo  quid  euentns  prodest  aut  querere  l^tos 

Ant  uitasse  graues?  nemo  futura  fugat, 
Nam  miser  in  campo,  miser  Ysengrirous  in  aula, 

Hostibus  in  mediis  usque  et  ubique  fuit.  30 

Contigit  aireptum  forti  langore  leonem 

Nee  refici  somno  nee  potuisse  cibo; 


21,  1    At,  misor  Ysengrine,  tibi  non  Candida  gratis, 


14  nullus  E        16  Porro  qnidem  B        18  humiles]  miseros  B 

19  Cum  BCDi]  Tum  A^  Tunc  E\  tum  entspricht  weder  dem  Zusam- 
menhang noch  dem  Sprachschatz  des  Dichters,  der  es  niemals  verwendet, 
statt  dessen  tidmekr  tunc  sowohl  gleichzeitig  wie  nachzeitig  gebraucht, 
hier  wie  VII  341  ist  tum  ein  eigenartiger  Schreibfehler  von  Ä  — 
Mone  interpungiert  sinnlos  vor  inde  und  hinc,  A  nur  vor  letzterem, 
C  nur  vor  ulciscitur,  DE  gar  nicJit,  B  richtig  am  Schluss  beider  Verse. 

20  Consiliat  E  24  destruere  E  Zwischen  30  und  31  lässt  C  eine 
Zeile  Spatium,  am  Rande  von  31  sagt  D*:  Hie  dicit  quomodo  Ysen- 
Krinufi  se  fecit  phisicum  leonis.       31  *r  fehlt  BGE       32  ptuisse  I> 

21,1  C 

Der  Gedanke  von  11  —  20  ist:  es  gibt  nur  entweder  massiges 
Glück  (12,  14,  15,  17,  19)  oder  fast  ununterbrochenes  Unglück  (11,  13, 
16,  18,  20),  folglich  ist  16  quibus  miseris  =*  miseros  quibus,  nicht  =s 
, felices,  quibus  iam  non  felicibus'   {Borm.) 


120 


Liber  Tortius,  33—38. 


Nomen  ei  Rufanus  erat,  matrisque  SueuQ 
Et  patris  Ungarici  filius  ipse  fuit. 
35  Alea  iudicium  uit^  mortisque  trahebat, 

Spe  timor  ut  fieret  spesque  timore  minor; 
Materiam  morbi  sors  tempestatis  alebat, 
Solarem  Cancro  tabificante  rotam. 


33  Nonne  E  erat  felUt  G  35  mortis  uiteque  B  36  Sepe  B 
37  folgt  in  A  auf  38,  doch  ist  die  Ordnung  durch  Randschrift  mn 
b  a  berichtigt.        38  tibificante  B       o  in  canc  auf  Rasur  D* 

33  f.   vgl  382,        36   Derselbe  Gedankt  deutlicher   V  315  und 

ÄWerti  Stad.  Troilus  IV  457  f.  ,Inter  utrumque  tenet,  spem  scilicet 

atque  timorem:  Speque  timor  dubia,  spesque  timore  cadit  (=^  Heroid. 

IX  42),         37    Über  die  Krankheit  des  Löwen  haben  wir  dreierlei 

Zeugnisse,  1.  vom  Dichter  selbst,  31  f.,  35  —  44,  55  ff,,  99—102,  412, 

1179—1182.  2.  vom  Wolf,  116—122,  142—140  (zu  dessen  medicinischen 

Kenntnissen  vgl.  die  entgegengesetzten  UrtheiU  des  Bocks  259  und  404), 

3.  vom  Fuchs,  415  —  422,  447 — 463,  571.     Alle  Angaben  stimmen 

darin  überein,  dass  es  ein  Fieber  ist,  und  zwar  seinem  Typus  nach 

nicht  intermittens  {kaltes,  Wechselfieber),  da  zwisclien  den  Paroxysmen 

eine  völlig  fieberfreie  Zeit  {die  Apyrexie)  feJUt,  sondern  continua,  und 

weiter  nicht  continua  cantinens    {vgl.  zu  II  44),    sondern   contintta 

remittens,   da  die  wenngleich  kurzen  Reden  des  Löwen  immerhin  ein 

Nachlassen  des   Übels  voraussetzen,     {Man  sieht  hieraus,   dass  der 

Dichter  den  Löwen  nicht  als  Greis  auffasst,  da  hitzige  Fieber  gerade 

vollsaftigen  Personen  eigen  sind,   vgl,  au>ch   VI  ^2).     Die  hitzigen 

Fieber  theilten  aber  die  Ärzte  des  MA  {Avicennn  I  3  [Medici  antiqm 

de  febribus  ed.  Fernel,  fol,  67^] ,  Reil,  Allgem,  Fieberlehre  I  §  105), 

je  naehdem  die  axfirj  (=  status  120)  und  die  damit  verbundene  Krisis 

am  3.  oder  4,,  7.,  14.,  21.  Tage  eintrat,  in  4  Classen,  febres  acutis- 

simae  (primus  gradus  118),  pera^nUae,  acutae  und  sid)acutae.     Wenn 

nun  der  Wolf  {116  ff,)  das  Ijciden  der  ersten  Classe  zuweist  und  am 

dritten  Tage  eine  einmalige  tmd  vollkommene  Krisis  und  infolge  dessen 

eine  langandauernde  Gesundheit  vorhersagt,   so  kann  diese  Diagnose, 

lüie  die  Übereinstimmung  von  31  und  119  in  dem  Begriff  fortis  langer 

und  das  Fehlen  einer  Gegendiagnose  des  Fuchses  zu  bezeugen  scheint, 

wohl  die  richtige  sein,  vorausgesetzt  dass  heute  der  dritte  Tag  seit 

der  Erkrankung  ist  (erit  Futurum  der  Wahrscheinlichkeit,  vgl,  Einl,), 

eine  Annahme,  mit  der  die  sonstigen  Nachrichten  bis  auf  die  fingierte 

und  märchenhafte  Salernoreise ,  deren  Antritt  überdies  schon  vor  der 


Liber  Tertius,  :^9— 56.  121 


losserat  idcirco  rex  Stratum  uallc  sab  alta, 

Quaque  dabat  densom  gratior  ombra  nemas,  40 

Scilicet  at  morbi  geminatas  et  ^thens  ardor 

Temperiem  caperet  coininoditate  loci; 
Porro  animique  ferox  rex  indocilisque  ferendi 

Ipse  suQ  stimolus  debilitatis  erat. 
Begius  hinc  pr^co  non  omnia,  regls  ad  arcem  45 

Primatnm  regni  nomina  pauca  aocat, 
Qttisqae  sui  generis  princeps  accitur  ad  atüam: 

Berfridus  capris,  Grimmo  tribonas  apris, 
Rearidus  ceniis  et  Bruno  pr^ditus  ursis, 

Carcophas  asinis  dux  sobolesque  ducis,  50 

Veruecum  loseph  tuque,  Ysengrime,  luporum, 

Reinardus  rector  stirpis  honorque  suq, 
Bertiliana  super  capreas  et  Gutero  uelox, 

Dux  leporum;  hos  proceres  regia  carta  iubet, 
Ut  saltem,  si  nulla  malum  medicina  leuaret,  55 

Officium  pietas  exequiale  daret, 


56    Obsequium 


43  res  B  44  su§  fefdt  B  45  1"  fMt  BBE  47  Quique  B 
48  Berfidus  B  Grimo  C  stets  (137,  223,  481)  49  Reandus  oder 
Reaudus  B  bmmo  oder  bninio  B,  ebenso  137.  50  A  itUerpufigiert 
nach  asinis,  C  nach  dux,  beide  nicht  nach  ducis;  vgl.  VI  369 — 376  — 
soboles  quia  B  51  teque  C  Ysengrinusque  luporum  E  52  retor  B 
stirps  B,  -rpis  auf  Basur  D*      54  leprorum  B     quarta  B     uocat  DE 


56  C 


Einladung  an  Hof  gedacht  ist,  nicht  im  Widerspruche  stehn;  denn 
heute y  schon  412,  458  beginnt  ja  die  entscheidende  ax^r^,  die  heil- 
bringende  Peripetie,  auf  die  in  schneller  naQaxfjiij  {declinatio)  1179  ff. 
die  volle  Genesung  folgt,  und  dass  die  Hoftagsfabel  nur  auf  einen 
Tag  berechnet  isty  beweist  705.  Ganz  verfehlt  hingegen  sind  Diät 
wüd  Kur,  jene,  weil  Y,  dem  dei'  leichtesten  Pfla^izenkost  bedürftigen  (571) 
Patienten  überreichliche  Fleischnahrung  verordnet,  diese,  insofern  er 
aller  Heilkräuter  ermangelt  und  den  Kochungsprocess  des  Krankheits- 
ftoffes  durch  schtoeissbefördemde  Mittel  zu  unterstützen  versäumt  {583). 
43  tgh  1  325.        46^  =  480^        48»»  =  137'' 


122  Liber  Tertius,  57—60. 


Rex  quoqne  disposito  pr^cidere  inrgia  regno 

Cogitat  uxori  pignoribasquc  dari. 
BiOgia  tormatim  petitnr  domus,  hostis  ab  hoste 
60       Secnras,  ueniens  et  reditorus,  erat; 


58   suis 


57  *r  (7  prescidere  :  precidere  A^  prescidere  B  iurgia]  regia  E 
58  dari  auf  Masur  A,  dazu  A^  suis  alius  liber,  vgl.  Eml,,  dari  BDE, 
suis  Cj  uel  suis  D^.  Der  König  tciÜ  für  den  Fall  seines  Todes  sein 
Reich  bestellen,  im  Verein  mit  seinen  Baronen  ,per  totum  regnum 
ius  agere  atque  loqui^  (1021  f.,  die  Anncüime,  dass  darin  ein  ckütes 
Motiv  liege,  wird  durch  den  planmässigen  Bau  zumal  der  Hoftags- 
fdbel  ausgeschlossen),  um  seinen  Nachkommen  allen  mrgerlichen  Hader 
zu  ersparen,  um  den  zunächst  nur  äusserlich  wnd  für  die  Zeit  der 
Hin-  und  Rückreise  gebotenen  Landfrieden  auf  lange  Zeit  innerlich 
zu  festigen  und  auf  die  unverrückbaren  Grundlagen  des  suum  cutgue 
und  der  gegenseitigen  Aussöhnung  der  streitenden  Parteien  zu  steHertj 
zweitens  beabsichtigt  er,  dtiss  dieses  so  gefriedete  Reich  seiner  GcUtin 
und  seinen  Kindern,  jener  natürlich  nur  vormundschaftUeh  (ver- 
gleiche  VI  273  ff,),  durch  feierliche  Zustimmung  der  Grossen  übergeben 
werde.  Der  Infinitiv  des  Zwecks  —  denn  die  Rücksicht  auf  dari  ver- 
bietet precidere  direct  von  cogitat  abhängig  zu  machen  —  steht  wenn 
auch  vorzugsweise  nach  den  Verbis  der  Bewegung  (vgl.  Einieitung)^ 
so  doch  au^h  nach  natus  sum  VI  241;  den  Ablat  absoL  statt  des 
Partie,  coniunct.,  hier  also  sttxtt  des  Acc,  liebt  der  Dichter,  vgl.  Eint.; 
der  Acc.  c.  Infin.  steht  nach  cogito  wie  nach  delibero  999,  vgl.  Einl. 
Wenn  nun  der  VaricUor  diese  nicht  eben  liöhtvolle  Construction  durdh 
Ausscheidung  von  dari  formell  aufklärte,  so  verwirrte  er  sachlich  den 
klaren  Einblick  in  den  doppelten  Zweck  des  Originals,  die  Neubegrün- 
düng  einer  allgemeinen  Rechtsordnung  und  die  wegen  der  Minder- 
jährigkeit der  Prinzen  gerade  recht  nöthige  Regelung  der  Erbfolge. 
Ein  ursprüngliches  sms  hätte  die  Feder  des  Umarbeiters  ebenso  in 
Ruhe  gelassen,  wie  das  echte  dari  sie  in  Bewegung  zu  setzen  geeignet 
war,  vgl.  VII  556.        59  «f  fefiH  BE       60  redditurus  B 


58  8.  oben. 


59  tormatim,  vgl.  104,  ausser  den  geladenen  Baronen,  die  wohl 
meist  von  ihren  clientes  (870)  begleitet  sind,  strömt  das  theilfi^mende 
Volk  schaarenweise  herbei. 


Liber  Tertins ,  61  —  74.  1 23 


Regius  edicto  mandanerat  horror  abiqae 

Pacem  sab  capitum  condicione  datam. 
Nee  nisi  Remardmn  ualpem  fidacia  qaernquam 

Impaaidmn  inssQ  fecerat  esse  iüq; 
Ille  secos  meditans  frigns  polsora  niaosnm  65 

Mnnia,  quid  comedat,  pronidet  ante  famem. 
Talia  tone  secum:  ,tibi  te  sapere',  inquit,  ,  oportet, 

Quem  tangat  sibimet  cnra  negantLs  opem? 
Curia  mandaoit  locapletes  atqne  disertos, 

Qai  ratione  ualent  obseqnioque  iauant;  70 

Yiaere  qaos  nescit,  decerneret  aala  uocandos? 

Non  curant  proceres,  absit  an  assit  inopB, 
Deaipiat  sapiat,  nioat  moriator  egenns, 

Nescit;  si  scierit,  tradit  id  aola  notho; 


71   decreuerit 

74    tradidit 


62  perditione  E;  vgl.  V  579.         63  quamqxiam  JB,  quem-  auf 
Basur  D*  67  "(  C        nunc  D        tibi  se  te  B  68  Quam  B 

71  quos  auf  Basur  D*  noscit  B  decerneret  BDEf,  -emeret  auf 
Rasur  A,  decreuerit  C.  In  solchen  negatwen  Fragen  lieht  der  Dichter 
den  dmiunct.  Imperf,  vgl  I  641,  660,  883,  IV  380,  V  245,  VI  76, 
311,  VII  61;  wo  er  den  Coni.  Per  f.  dafür  setzt,  hat  dieser  (I  695, 
IV  354,  V  234,  651)  die  Bedeutung  der  Gegenwart,  nicht  den  vom 
Variator  anscheinend  zum  Ausdruck  gebrachten  Sinn  der  Vergangen- 
heit, vgl.  74.  74  sciret  E  netho  B  tradit  id  emend.  Bormans] 
traditur  ABBE,  tradidit  C.  traditur,  am,  sich  haltbar,  vgl.  193,  wider- 
spricht dem  Zusammenhang;  entweder  (a)  kennt  der  Hof  den  Armen 


65  vgl.  VII  378—380i  Unter  munia  versteht  der  Ahhreviator 
{29  f.)  HolzvorraÜi,  aber  dem  Dichter  ist  es  ausnahmslos  »  Burg. 
secus  konnte  Präposition  , nahebei'  {1737,  II 165,  nie  im  addierenden 
Sinn  von  praeter,  wie  Bormans  annimmt)  sein,  aber  dann  fehlte  zu 
meditans  das  Object:  medüatwr  mwnia,  ut  frigus  pellat,  prouidet  cibos, 
wt  famem  peÜat;  folglich  ist  es  Adv.,  ^^  aUter,  potius,  immo,  und 
der  Abbreviator  verdeutlicht  es  richtig  durd^  melius.  67  f.  Bormans 
verweist  auf  Ennius  bei  Cic.  Off.  III  15  ,Qui  sibi  ipse  sapiens  pro- 
desse  neqtdt,  nequidquam  sapit'. 


1 24  Liber  Tertius ,  75-84. 


75  Ergo  aut  ailis  inops  aut  est  incognitus  anl^, 
Se  dignam  seruo  paupere  gaza  putat. 
Pauperis  obsequio  est  merces  seruisse  licere, 

£t  post  obseqaium  uilis  üt  ante  manet; 
QuQritar  officio  si  gratia,  cogitet  auctor, 
80       Quid,  quando,  quantum,  qui,  quibus,  ad  quid,  ubi; 
Utile  iussus  opus  promptu,  gratumque  morando 

Iniussus  faciat,  qui  placuisse  cupit; 
Ut  ueniam,  iubeat  rex  nomine,  pareo  iussus, 
Ingratis  probitas  officiosa  perit. 

79    actor 
80,  1    QuAndo,  qnibns,  qnantam,  quomodo,  cur,  quid,  abi 


gar  nicht  (71,  73,  mit  nescit  74,  75^')  oder  (b)  er  kennt  ihn  und  ver- 
achtet ihn  (72,  74^  75*);  ferner  liunn  zu  traditur  notho  phraseologisch 
nie  aula,  sondern  nur  uerbum,  uox,  nunciiis  u.  dergl.  Su^ect  sein,  vgl. 
Lucr.  IV  929,  Hör.  cami.  I  26,  1  ff..  Quid,  Amor.  16,  42,  VaJer. 
Flacc.  V  21,  Ysefigr.  III  830,  IV  439.  Besser  ist  tradidit,  weü 
Activum,  unpassend  hingegen  als  Perfectum,  du  ti'adidit  <=  contempsüj 
oblita  est,  nescit  den  Satz  aus  b  in  die  a- Reihe  verrücken  würde.  — 
78  aut  :  ut  ^  81  Am  Bande  von  A  schreibt  der  alte  Bevisor  to, 
aJso  prompte. 


79  C,  uel  actor  melius  D'        80, 1  C 


76  Joa.  Sarisb.  Policraticus  1 13  ,Pauperum  uita  diuitibus  res 
uidotur  oxigua,  qui  humanuni  genus,  ut  paucis  soruiat,  asserunt  insti- 
tutum*.  80  Von  den  mir  bekannten  Kategorienhäufu/ngen  der  mlat. 
Dichtung  stimmt  mit  der  hier  gebotetien  völlig  überein  Bofiutcinus  de 
Bipa  Vita.scolastica  I  cap.  12  ,Quid  des,  cui  largus,  qui,  quantum, 
cur,  ubi,  quando,  Discrete  uideas,  ut  sapienter  agas';  in  beiden  fehU 
von  der  Chrieenformel  quis  umd  quibus  auxiliis,  ist  anderseits  hifizu- 
gesetzt  cui  und  quantum;  etwas  weiter  ab  liegen  Hugo  v.  Amiens  De 
pentateuco  845:  A  quo,  cur,  quando,  quae,  qualiter  aut  ubi  fando  und 
Salutaris  pacta :  Quis,  quid,  ubi,  quando,  cui,  quantum,  quomodo,  quare. 
83  steht  nach  J.  Grimm  BF.  Eint.  72  im  Widerspruch  mit  52,  und 
auf  diesen  ,Widerspruch'  gründet  er  zum  guten  TheU  seine  Behaup- 
tung, dass  unser  grossartiges  Origincdwerk  eitve  Erweiterung  des  klei- 
nen Ysengr.  abbreuiatus  sei.  Sehen  ioir  näher  zu.  Die  Bede  des 
Fuchses  zerfällt  in  3  Haupttheile  zu  je  4  Distichen,  69—76,  77 — 84, 


Libor  Tortiofi  ,85—88.  1 25 


Ursus,  aper,  lupus  (hos  proceres,  quos  gaza  timendos   85 

Efficit  et  tnmidos,  curia  mandat)  eant, 
Accipiens  reddat,  timeat,  qtdcumque  timetur; 

Nulltts  amat  misenun,  uemo  timere  solet, 


86  timidos  £     mendat  B      87  ^  0     quicunque  auf  Rasur  D* 
88  Vor  nemo  ist  q  ausgestrichen  i 


85 — 92,  ron  denen  der  mittlere  seine  Politik  völlig  blosslegt.  Will 
jemand  den  Machthäbem  gefallen,  so  soll  er,  wenn  er  zu  einem  nütz- 
liehen  Werke  von  ihnen  aufgefordert  toird,  dieses  sofort  (promptu)  aus- 
führen; andernfalls  aber  das  Geschäft,  das  ihnen  gratom  sein  würde, 
nur  zögernd  in  die  Hand  nehmen,  um,  je  mehr  er  zaudert,  einen 
desto  höheren  Frocentsatz^  des  Dankes  herauszupressen.  Nun  fühit 
sich  B,  trotz  der  regia  carta  noch  als  iniussus.  Denn  \,  ist  er  nicht 
vom  König  selbst,  sondern  durch  den  regius  prtjco  seitens  des  Hofes 
(ciiria  69,  86,  aula  71,  74  f.,  proceres  72,  vgl.  Guntheri  Ligurinus  II 
43 — 4S)j  d,  h.  der  den  König  umgebenden  Bäthe  geladen  y  vgl.  über- 
haupt die  V  131  beginnende  Fabel,  wie  der  Fuchs  dem  Hahn  die 
Friedensurkunde  überbringt.  2.  auch  von  der  curia  nur  in  der  Vor- 
aussetzung und  in  dem  Falle,  dass  er  reich  sei;  nur  Scheins-  und 
Anstandshalber  sei  er  mitgenannt;  um  der  Form  zu  genügen^  habe 
der  Hof  alle  einigertnassen  wichtige  Vasallen  auf  die  Liste  gesetzt, 
auch  diejenigen  j  auf  deren  Erscheinen  er  nicht  den  geringsten  Werth 
lege.  Wer  jedoch  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen  versteht,  der  weiss, 
wie  das  gemeint  ist :  ernstlich  zu  nehmen  ist  dieser  Erlass  der  BeicJis- 
kanzlei  nur  für  die  mächtigen  Grossen,  wie  Bär^  Eber,  Weif,  die 
übrigen  dienen  bloss  zur  Ausfüllung  der  Dekade.  Daher  wiU  i2.,  zu 
stolz,  um  als  Statist,  als  blosse  Nummer  zu  gelten,  zu  klug,  um  seine 
guten  Dienste  wegzuwerfen,  einen  speziellen  CabifietsbefeTU  des  Königs 
selbst  (83,  289,  293)  abwarten  und  erzwingen,  wie  ja  thatsäcklich  an 
besonders  hochgeschätzte  Beichsfürsten  ausser  und  neben  der  Urkunde 
der  Beichskanzlei  noch  besondere  königliche  Handschreiben  oder  Bot' 
Schäften  gesandt  wurden.  Und  so  geschiehts  nachher:  Baron  Gutero 
geht  auf  Befehl  des  ersten  Beichsfürsten,  der  sich  mit  dem  König 
dahin  verständigt  hat,  zu  B.  —  Treff etid  sagt  W.  Brachmann: 
^Eher  könnte  es  auffallen,  dass  vjir  ganz  ähnliche  Gedanken  im 
Ysengr.  abbr.  165 — 170  wiederfinden,  die  da  um  so  weniger  am  Platze 
sind,  als  nach  Vers  14  ja  nicht  die  barones,  sondern  alle  Thiere  an 
Hof  befohlen  und  wirklieh  dorthin  gekommen  sind.  Wie  kann  also  B. 
sagen,  er  habe  sich  gescheut,  unter  die  Vornehmen  zu  treten 'i^' 


126  Liber  Tertius ,  89  — 110. 


Quid  snb  rege  michi  nisi^  niuere?  pauper  et  (illad 
90      Pauperis  at  ius  est)  omnibus  Qqnas  ero, 

Nee  coiquam  faneo  nee  quem  miehi  credo  fauere, 

Nee  quernquam  metuo  nee  metuendus  ego.' 
Ysengrimus  onat  Reinardum  Hindere  regi, 
Dum  reliqni  proceres  m^nia  inssa  petunt, 
95  Seqne  tulisse  putans  non  tot  tormenta,  qnot  esse 
Ultnmm,  reduei  nix  cnte  tectus  abit, 
Pr^eeleransqne  alios  snbit  atria  regis  et  intrans 
.  Solus  clamat  ane,  eetera  tnrba  pauet; 
Murmur  erat  nnllnm,  uix  fortem  rege  gemente 
100      Rngitum  suffert  terrificata  phalanx, 

nie  amens  queritur  super  Qgro,  cumque  tacendum 

Innuerint  omnes,  clamitat  ille  magis. 
Ordine  disenmbont,  inssiqne  utrimque  supeme 
Primates,  infra  e^tns  utrimque  minor; 
105  Yendicat  iniussns  rudis  Ysengrimus  et  urso 
Pr^formidatum  regis  ad  ora  thronum, 
Rege  uetante  tamen  non  est  compulsus  abire. 

Rex  inqtdt:  ,dubito,  spesne  sit  ulla  mei'. 
Econtra  archiater:  ,rex,  assum,  (iussus,  at  nitro 
110       Venissem)  ut  nideam,  quis  tibi  morbus  agat; 


93,  1    Comperit  et  gaadet  lapos  Ysengrinus  abesse 

94,  1       Yalpein  nisenti  regia  tecta  choro 

109  Ysengrinus  ei: 


89  michi  snb  rege  nisi  C  90  equos  B  91  Ne  cui  quem  B 
93  *r  feUt  B  95  Neque  B  97  -  que  fehlt  G  99  frontem  B  103  suc- 
cumbunt  E      iussi  C      ütramque  {auch  104)  B       109  *f  fehlt  BDE 


93, 1  f .  C  und  mit  uel  aUteF  D*,  am  unteren  BlaUrande  hatte 
schon  D'  diese  jetzt  bis  auf  unverkennbare  Spuren  gelöschte  Variation 
eingetragen.        109  CDE 


97  alios  sc.  proceres,  die  nach  94  vor  dem  erst  später  auf  die 
Ku/nde  von  Reinhards  Trotz  aufbrechenden  Wolf  einen  Vorsprung 
hatten.  98  solus  auch  auf  intrans  bezüglich,  vgl.  870;  über  torbA 
.  zu  59.        110  agat  ^ wirksam  ist,  sein  Wesen  treibt\ 


Liber  Tertius,  111  —  128.  127 


Discatere  edidici  morbos  interprete  uena, 

(Hqc  saltem  clanstro  dona  docente  tnli) 
Moz  uideo,  quisnam  statos  exnndauerit  ^o, 

Et  qnis  debnerit  creticus  esse  dies. 
Exere  tangendam!'  rex  exerit,  ilico  nenam  115 

Tangit  et  exclamat:  ,rex,  michi  aena  placet! 
Si,  tibi  quQ  snperet  complexio,  qu^ris,  ego  edam: 

Contnor  in  primo  te  calidom  esse  gradn, 
Talibns  esse  solet  iangor  fortisqne  breuisque, 

Fit  Status  binc  Simplex  et  dintnrna  salos;  120 

Te  qnoqae  non  alio  nexat  discrimine  langer, 

Tertia  lux  buins  cretica  febris  erit' 
,Eger  ad  h^c:  ,minime  rebar,  quod  phisicas  esses, 

Sed  uelnt  hac  factns  iunior  arte  uenis, 
Quod  nisi  tu  pr^sens  nerbis  habitaqne  probasses,         125 

Non  faceret  plenam  noncia  fama  fidem; 
Nam  lanngineQ  iaaenescere  pellis  amictn 

Cemeris;  hac  qaoqne  me,  si  potes,  arte  inaa.' 

118    in  qoartO   te  caloisse 
128,  a.  b  Hostibns  hinc  intenta  Inpus  sibi  retia  tendit, 
Et  fodiens  aliis  incidit  ipse  lacom. 


111  usena  Ä  113  auf  Rasur  ausser  Mox  tmd  egro  A  — 
quisnam  fehlt  C  ergo  :  egro  E,  -ro  auf  Basur  D^,  auch  über  g  ist 
radiert,  115  die  erste  Silbe  von  ilico  auf  Rcutur  Ä  117  com- 

plectio  P,  com-  auf  Rasur  von  ZH  118  primo  auf  Rasur  A 
120  hie  CDE  122  Tercia  auf  Rasur  A  123  ad  hoc  E  rebar 
minima  C       rebra  B  124  uenis]  uerus  B  125  "habituque'' 

uerbis  B        127  lanugenee  E        128  qnoque  fehlt  C 

118  C,  uel  quarto  D*  128,  a.  b  tn  CE  in  der  Reihe,  in  D  von 
3  nachgetragen;  vgl.  C.  Schulze,  Bibl,  Sjprichto.  nr,  95,  Quid,  Ars  1646, 

113  qnisnam  i,  e,  qudlis,  utrum  simplex  et  perfecta  necne;  statos 
(rgl.  eu  37)  ist  der  HÖhepunct  des  in  6  Stadien  {principium,  augmen- 
tum,  Status,  declinatio,  finis)  verlaufenden  Fiebers,  , statos  est  hora, 
in  qoa  nehemens  est  pogna  inter  naturam  et  materiam,  et  apparet 
uictoria  onios  ambarom  soper  aiiam  *  {Auic,  I  3),  die  Coni.  Perf,  stehn 
für  die  des  Praesens,  roh  Einleihmg.  118  qoarto  in  umgekehrter 
Zählutig  sachlich  ^  primo,  vgl,  zu  37, 


128  Libor  Tortius,  129  — 144. 


Phisicus  econtra:  ,iabeas  te  sospite  &cto 
130       Experiar,  quam  sit  phisica  nota  michi; 

Quid  facias,  dicam,  tarnen  hanc,  quam  cemor  habere, 

Reinardus  speciem,  non  medicina  dedit, 
Hqc  atque  his  adaersa  tuli  grauiora  per  illam, 

Gerne  cicatrices,  sie  renouatus  ego. 
135  At  me  clade  mea  tua  plus  ininria  l^dit: 

lusserat  hac  omnes  pr^co  uenire  tuos, 
Ursus  Bruno  potens  et  Grimme  tribanus  aproram 

(Nil  ego  sum)  iassu  contremuere  tuo, 
Hi  proceres  aliique  omnes  terrentar,  et  ille 
140       Imperii  spreta  mole  snperbus  abest. 

Non  impune  smes  hanc  ausum  tanta  faisse; 

Ut  modo  respires,  det  deus  atque  dabit! 
Tu  neruece  hodie,  cras  hirco  uescere,  mandat 

Talibus  hos  Qgris  phisica  nostra  cibos; 


134    Ecce 


129  *r  fehlt  BE  131  facies  C,  faoiam  E  132  spem  B 
133  atque  alüs  ^""  grauiora  (aduersa  fehlt)  E  134  hie  E  136  t  in 
iusserat  und  Bruno  137  auf  Basur  A  138  iusso   C         139  Hiis 

pceres  :  Jüi  proceres,  darm  hiique  I)  ,maUm  at  pro  et'  Mane,  dUer- 
dings  steht  at  ille,  für  den  Cfegensatz  und  zur  Fortführung  der  Ersah- 
Jung,  II  605,  III  269,  285,  463,  IV  341,  V  oll,  VI  15,  329,  aber 
et  im  Sinne  ,und  defvnoch'  II  579,  631,  III 702,  IV 236,  409,  V 243. 
141  sinas  C  142  mü]  nD,  also  non  statt  modo  E  143  mundat  B 
144  hoc  E 

134  C 


129  te  sospite  facto  =  te  sanando  Borm,,  nicht  um  Verjüngung, 
sondern  um  Heüung  (hac  arte  i.  e.  phisica  124,  128)  bittet  der  Löwe, 
136  tuos  L  e,  ,primates  magnos,  quorum  consilio  fungitur  aula  potens' 
(V  259  f.)  im  Gegensatz  zu  den  ,uulgares  turm^'  (V  261).  143  f. 
,Während  die  heuUge  Heilkunde  fast  auf  vegetabilische  und  minera- 
lische Mittel  dngeschrcmkt  ist,  brauclite  die  ältere  m^imnigfache  thie- 
rische  Stoffe;  Herzen  gewisser  Vögel,  Fleisch,  Blut  und  Feit  gewisser 
Thiere  hatten  sehr  eigenthümliche  Heilkraft,  Dem  kranken  Löwen 
hilft  Gemiss  des  Affenfleisches  {RF,  Einl,  260),  doch  der  untoissende 
Wolf  räth  ihm  das  des  Bocks  und  Widders  an'  Myth*  II  p.  981. 


über  Tertius,  145— 166.  129 


MaDdere,  si  pos8es,  pariter  prQstaret  utrnmquc,  145 

Vis  dapibos  largis  est  reparanda  tibL 
Te  michi  per  capitis  discrimina  certa  iubente, 

Fardrem  at  cameras  nentris  atroqne  simul, 
Quamois  alteruter  quater  esset,  qnantos  aterque  cst^ 

Si  mens  est  hodie,  qai  fait  uter  heri,  150 

Me  faceret  misemm  minima  ungola  dempta,  nee,  illam 

Qai  raperet,  leto  solaeret  absqne  sao. 
At  tibi  seroandus  si  cras  caper  usque  lüdetiir, 

Nunc  occide,  caro  c^a  recenter  obest; 
Non  qaia  sit  prQsens  quisquam,  cai  tale  quid  optem',  155 

(Ast  aderant  pariter  laniger  atqae  caper, 
Oderat  Ysengrimus  eos,  odisse  negabat, 

Ut  tegeret  dempta  saspicione  dolam. 
£rgo  ait:)  ,hos  omnes,  quos  implet  coria  pr^sens, 

Diligo,  meqne  etiam,  sicut  opinor,  amant,  160 

Yerueces  alii  per  rura  uagantur  et  hirci, 

S^pe  tarnen  sapiens  proxima  prima  rapit; 
Si  te  soUicitant  pacis  decreta  tnend^, 

Stültüs  ego  ostendam,  quid  sapienter  agas: 
Ut  mnlti  naieant,  paacos  cecidisse  ferendnm  est,  165 

Gloria  te  regni  tota  raente  mit; 


148    Implorom 

152    dampno 
159    Scüicet 


145  posset  B  147  certe  BD,  crede  CE  148  utrasque  DE 
149  utnimque  B  151  miserum  faceret  C  152  leso  E  154  cara  : 
caro  C  155  tale  quod  B  opto  C  158  tegerat  :  tegeret  A 
160  meqne  etiam  auf  Rasur  D*  162  prima  ABDEf]  queque  C, 

denselben  Schreibfehler  inachte  J.  Grimm  in  seiner  Copie  von  B  — 
capit  E      163  sollicitent  BD     secreta  C      164  quod  C      166  tuente  B 

148  C  und  D*        152  C  und  D*        159  C 


149  alteruter  =  uterque,  vgl,  Glossar.        162  rgl.  Zacher,  Alt- 
franz.  Sprichw,  nr.  145  {Zs,  XI  p.  130). 

Voigt,  Ysongrimus.  9 


130  Liber  Tertius,  167  —  186. 

Non  aiolas  pacem,  maiori  mnnere  nendis, 

Prostat  ater,  ueraex  et  caper  anne  leo? 
Si  qaid  in  hoc  peccas,  monachus  feror  atque  sacerdos, 
170      Peccati  moles  in  mea  colla  cadat; 

Non  semel  in  claastris  fait  utile  gratias  Qquo, 

Pr^cedit  merito  crimina  rara  timor. 
Non  eris  exemplar,  si  lucro  nendis  honestnm, 

Exemplum  reperis  atqne  relinqnis  idem; 
175  Tenta  diu  secta  est,  rebus  suspendere  rectum, 

Et  ueniam  faciunt  mutua  probra  leuem. 
Parua  quis  extimeat  magno  constantia  lucro? 

SQpe  fit  ob  frnctum  maxima  noxa  breuem; 
Ut  scelerum  iudex,  sie  excusator  babundat, 
180       Si  „scelus  est"  alter,  „profuit"  alter  ait. 
Utere  non  propria,  sed  consuetudine  mundi, 

Omnia  te  metuant,  tu  nichil  ipse  tlme; 
Raptorem  comitatur  bonos  et  commoda  rerum,  ' 

Pauper  et  infamis  iuris  amator  erit. 
185  Nee  si  pascha  foret,  pacem  uiolare  nererer. 

Cum  michi  profectum  pax  uiolata  daret; 

168  utnim 

169    anni  monachiu 

186  propositum 


167  maionun  C  168  an  caper  CE  an  ve  ^  169  peccas 
auf  Rasur  D  172  Precedet  B  173  exemplo  B  175  Tanta  E 
tectum  B  176  ueniant  E  178  fit  nachgetr.  A  180  Sic  (vgl  179) 
oder  Sit  C  est  aUter  DE  ait]  erit  B  182  timeant  Cfi 
185  Nam  si  C,  am  Bande  bemerkt  der  Texischreiher  selbst  uel  non. 

168  CDE       169  C       186  CD,  propoitum  E 


170  vgl  I  34,  III  376.  171  f.    Während  ich  als  Mönch 

Scham  und  Scheu  vor  der  Sünde  verloren,  ergreift  dich  als  gerechten 
König  begreifliches  Bangen  vor  einem  Fehltritt,  174  ,Du  findest 
schon  einen  Vorgänger  und  belässt  ihn  an  seiner  Stelle',  trittst  niclU 
an  seine  Statt  ate  Gründer  einer  neuen  Sitte,  177  ,Wer  möchte  eine 
kleine  Ausgabe  bei  voraussichtlich  grossem  Gewinn  scheuen?''  eu  con- 
stantia vgl  Glossar  und  V  1189,  185  vgl  V  224  u/nd  A,  Schutts. 
Höf  Leben  II  127, 


Liber  Tortins,  187—304.  131 


AQigat  ac  soluit  leges  secora  potestas, 

Nemo  sais  debet  legibns  esse  minor. 
Nam  non,  ut  metnantor,  agont  pr^cepta,  sed  anctor, 

Non  gladias  -  gladium  qui  tenet,  ille  ferit;  190 

Lex  igitar  domino,  legi  non  subiacet  ipse, 

Ergo  quod  ipse  inbes,  qnid  aariare  times? 
Rasticns  est  princeps,  qui  mstica  iura  tnetar, 

Plebs  procerum  cibos  est,  utpote  prata  gregam; 
Utilitas  ergo  per  fiasqne  nefasqne  petatur,  195 

S^pias  esnriet,  qai  minus  ^qaa  fngit' 
Incipit  interea  rex  circomnolaere  corpns, 

Nee  nelati  spreto  repplicat  olla  seni; 
At  plos  uerba  doli  regem  dampnasse  recenset 

Caria,  snbiectmn  quam  dolnisse  latus.  200 

Pr^scierant  facilem  stratis  mansuescere  regem 

Laniger  et  socius  prosiliuntqne  citi, 
Inque  uicem,  quid  agant,  pr^fantur,  protinus  ambo 

Vocibus  bis  stultum  corripuere  senem: 


196,  1    Et  nolnti  spreta  replicat  orsa  senis 
Statt  201—204 

201,  1.  2    Berftidos  caper  et  aernez  (acionda  mcisaim 
Prepacti  subito  proeilnere  grada 

187  Ac  AE]  hao  B,  hoc  f,  et  GDi  sola  (=  solum  oder  soluit) 
ÄCf,  A^  schreibt  soluit  an  den  Band,  189  Tarn  E       ut  non  Bi 

acrtor  Ci  190  fecit  B  '  193  qui]  9  w  (=  cum  in)  J5  195  nefas  C 
197  <r  fehU  E  drconrolvere  E  198  illa  B  199  recesset  C, 
-set  auf  Basur  A       201  *f  fehlt  BCE       204  stultum]  tandem  C 

196, 1  Cy  am  Bande  ist  eine  längere,  mü  N  beginnende  Bemer- 
*ttw^  gelöscht,  201,  1.  2  von  D*  am  unteren  Blattrande  zugesetzt 
und  zwischen  204  und  205  vertoiesen. 


190  vgl,  Prora  742  f.  Rex  portat  gladium ,  sed  non  sine  causa, 
Üt  delicta  premat  uel  poena  sequens  timeatur.  191  Prora  242  Rex 
ubi  uult,  solet  inuitas  discindere  leges,  Otloh  {Pez  III  2  p.  533)  Ut 
uolunt  reges,  ita  ualent  reges.  194  nach  Jesus  Sirach  XIII  23 

Venatio  leonis  onager  in  eremo,  sie  et  pascua  diuitum  sunt  panperes. 
201  vgl  Quid.  Tiist.  III  5,  31-^34,  daher  Guil  Brito  Philipp,  I  659  f 

9* 


132  Liber  Tertiiu,   205—218. 


205  ,Hinc,  domine  archiater,  domine  Ysengrime  sacerdos, 
Hinc  fage,  tu  niminm  regis  in  ora  sedes! 
Non  modo  proposuit  sua  rex  peccata  fateri, 

Presbiter  aiit  medicus,  quicqaid  haberis,  abi! 
Prcsbiter  es  sapiens  regique  assidere  dignus, 
210       F^dera  qoi  uiolas  et  oiolanda  doces; 
Ipse  tuQ  legis,  nisi  nos  reaerentia  regis 

Terreret,  primo  supprimerere  iago.' 
Verborumque  bonis  numenun  suppolsibus  Qqoant, 
Hocque  sine  officio  sillaba  nalla  perit, 
215  Fi-ontibos  oppositis  pronom  qaacamqae  retunduat, 
Ne  regem  moueat  mole  cadentis  humns; 
Sed  pellem  lacerare  cauent;  pius  ille  tacebat, 
Ad  laudem  meditans  omnia  ferre  dei; 


206    quisquis 


205  achiater  :  archiater  D  206  ssedes  :  sedes  A  ,in  on 
gerfnanismus  est,  meliiis  ad  ora'  Mone,  wie  106,  Ys.  abb.  91,  v:as 
ebensotoenuf  stichhaltig  ist,  als  toenn  tnan  an  das  vulgärlat.  in  c.  ace. 
auf  die  Frage  wo?  (Rönsch  p.  410  ff,,  Kaulen  p.  206  f)  denkentoolUe; 
rielmehT  gebraucht  der  Dichter  sidere  und  sedere  promiscue,  vgl  Gloss. 
208  medicus]  monackus  C  habotis  B  210  Ä^  setzt  dazu  q.  d.  ö- 
=>  quasi  dicat  non,  die  übliche  Formel,  um  den  negativen  (wie  q.  d. 
ita,  um  den  positiven)  Char acter  des  Satzes  auszudrücken.  Mone  mh 
darin  die  Andeutung  einer  Variation  und  ergänzte  qui  dirimenda  notas. 
212  subprimere  B  213  sub  pulsibus  BCBE  214  Hicque  GBE 
Hoc  quoque  B  216  Nee  E  labentis  B  217  lacerasse  C  cauent] 
canem  B 


208  quicquid  ABDE]  quisquis  C;  für  jenes  vgl.  I  548,  IV  4o. 
850,  962,  V  728,  Hör.  Serm,  1 6,  55,  II 1,  74,  und  überhaupt  Chssrau 
§  242,  2, 


205  ,Fast  überdU  im  MittelaÜer  zeigt  su^  Priester  und  Arzt 
in  einem  Leibe'  Weinhold  JJFr.  p,  63  ff.;  vgl.  Häser,  Geschichte  der 
Medicin»  I  p.  823.  207  modo  =  nunc.  212  legis  iugum  wie 

legis  onus  IV  726.  216   ,ne  tremenie  sub  tanto  pondere  terra  rer 

moueatur'  Borm.        217  f.  vgl.  II  685  f. 


Liber  Törtius,  219—254. 


133 


lamqne  ter  hoc  iterant:  ,ni8i  rex  metaendns  adesset, 

Primitas  in  temet  pax  niolanda  foret!'  220 

Hoc  aper,  hoc  orsiis  laudant;  aper  ,arse,  nide'  inquit, 

,QiiaiD  placide  tractent  hl  soa  iura  dno!' 
Ursos  ad  h^c:  ^meditahar  idem  te,  Grimmo,  rogare, 

Qnando  dooe  minas  his  aideris  esse  tnices; 
Contnor  ac  stnpeo  non  aasos  qualibet  hoetem  225 

Tangere,  nimirnm  regia  iassa  panent 
Ut  dicont,  monachns  memit  bona  flagra,  nee  illum 

Tractarent  aliter,  qnam  memisse  pntant; 
Sed  satis  apparet,  metnont  offendere  regem, 

Rex  statuit  pacem,  iussaqae  regis  agont'  230 

Hircns  ouisqne  per  h^c  pancis  nonere  placere 

Profectum  medici  sicque  minantur  item: 
,Ias8ima8,  nt  fngeres,  domine  Ysengrime,  sedesqae, 

Irrita  sompsisti  pectore  uota  tao; 


220    fbit 
227    Monachiis,  nt  dicnnt, 

233    stalte 


219  ter]  tibi  BD  hec  BC  221  T  fehlt  in  d.  Hss.  laudant] 
ia  C  222  tractant  zu  tractsent  verzogen  A,  tractant  BCDE;  im  in- 
directen  Fragesatz  steht  bald  der  Canj,,  bald  der  Indic.,  auch  nach 
den  VerUs  des  Sdiens,  vgl  für  jenen  I  484,  III  857,  IV  598,  991, 
V 194,  für  diesen  V  201, 1072,  VII 288,  doch  ist  hier  wohl  der  Conj. 
wegen  des  entsprechenden  tiideris  224  vorzuziehen,  vgl,  zu  I  954  — 
iura  duo  D  223  «f  BC  225  Cum  tuor  {so!)  B  ausus  :  ausos  D 
228  putant  auf  Rasur  A  229  Et  DE  231  1'  fefUt  CE  hoc  E 
neuem  B       232  idem  B      234  pectora  :  pectore  C,  -e  auf  Easur  2>* 

220.  227.  233  C 


225  f.  , tangere  falsum  est,  cf.  213—215'  Mone,  aber  dieser 
Widerstn-w^  ist  eben  beahsichHgt,  Von  den  Püffen  sieht  der  König 
nichts  (197,  245),  noch  hört  oder  fühlt  er  etwas  (216,  217,  2U),  was 
darauf  scJiUessen  Hesse,  wnd  nun  stellen  sich  die  Schelme  (219  /*.),  aU 
drohten  sie  nur  mit  Friedensbruch,  unterstützt  von  Eber  und  Bär, 
die  dieses  komische  MoHv  rasch  auffassen  und  fortspinnen,  231  vgl, 
IV  191  f 


134  Liber  TertioB,  235—250. 


235  Scilicet  expectas,  ut  nostris  rege  refecto 
Carnibus,  ex  nobis  quod  saporarit,  edas. 
Vis  cadere  in  regem?  regi  incidit  iste,  uidete! 

Noscis,  nbi  sedeas,  infataate  Satan?' 
,Ysengrime',  (etenim  nondom  Ysengrimus  abibat) 
240       ,£ffage!  p^ne  nimis  lusimns',  nrsus  ait; 
,Ni  celer  abscedas,  ibi  te  sedisse  pigebit, 

Ploribus  ad  regem  conuenit  esse  locum/ 
PrQcipitemque  Inpom  magno  rotat  impete  neraez; 
Obaia  non  audet  reddere  aerba  miser, 
245  Rex  aatem  aersa  facie  non  aiderat  acta, 
Tnnc  oictus  senior  sustinet  ire  retro. 
DispositQ  faerant  sedes,  sua  quemqae  tenebat, 
Stultus  summa  petens  occupat  ima  pudens-, 
At  caper  et  ueruex  polso  sene  cominus  astant, 
250       Berfridoque  prior  laniger  orsus  ita  est: 


247    quisqae 
249,  1    Amoto  seniore  oapor  aeroexque  coastant, 
250    Confostim  capro 


236  -it  in  sup.  auf  Rasur  2>*         238  ,malim  nescis'  Mom; 
vgl  IV  110  utid  Glossar        infatuare  B         239  *f  fehlt  CE   - 

Isengrim/    /  enim  A        240  rursus  B        243  impede  B        245  uidit 
ad  G        246  tretro   B         247  1"  fehU  ABBE        quamque  B    - 

248  Stiiüy*  A,  Stulte  fg,  Stultus  BCBE,  vgl  EUü.      potens]  redens  B 

249  T  C 


quis 
247  C,    j ' ,  que  corr.  D*,  darüber  setzt  derselbe  üel  quemque. 

249,  1  f.  0 

235»  =  I  811\  V  41^  238  vgl  I  21  242  Ztuischen  dem 
Bett  und  der  Pairshank  {103  f.)  befitidet  sich  ein  besonderer  EhrensitZj 
auf  den  mehrere  von  den  grossen  Vasallen  Anspruch  Juiben,  den  aber 
Niemand,  selbst  der  Bär  nicht  {105  f),  ohne  ausdrücklich  Berufung 
seitens  des  Königs  eimunehmen  wagt,  bis  auf  den  schamlosen  Wolf 
{107, 206, 209, 2S7),  der  bald  vertrieben  wird,  tmd  dem  dann  auf  aller- 
höchsten Befehl  der  Fuchs  ais  erster  Vertrcmensmann  des  Herrschers 
folgt  {409  f.)      243  vgl  II  572,  640.      248  Bas  alte  Sprichwort  rm 


über  Tertios,  251— 268.  135 


,Hinc  fuge,  snm  potior  regi,  scabiosQS  es,  hirce, 

Sufficiam  regi  solos  ego,  Qger  enim  ed, 
Ta  siqnidem  pntes  quasi  lace  ter  ebrios  abbas.' 

Lanigero  redcUt  dieta  iocosa  caper: 
,Imino  tu  fagias,  quem  pessimas  inficit  ydrops,  255 

Patri  uentre  tames  nt  latnlenta  palas; 
Rex  ergo  ipse  probet,  qaem  nostri  mandere  malit, 

Hoc  sdo,  nos  esn  non  samus  ambo  boni 
PQne  nicbil  staduit  mediea  Ysengrimas  in  arte, 

Hanc  qaoqoe  non  recte  diuidere  ama  refers;  260 

Phisicos  unde  modo  est?  utinam  Reinardos  adesset, 

nie  nichil  iactat,  sed  tarnen  arte  aalet! 
Scilicet  hie  regi  bene  distinxisset  edendas 

(Nonit  enim)  innocaas  pestificasqne  dapes; 
Si  regi,  Ysengrime,  fanes,  hone  ocins  addnc,  265 

Et  medicom  credi  te  nolaisse  nega, 
Hoc  präsente  qnidem  si  posses  muris  in  antnim 

Repere,  momentam  non  paterere  foris!' 

254  nerba 

257    nostmm 

262  iactans  ualens 

264    pestifeiaaqae 


251  potor  B  252  Safficiens  B  ost  alle  Hss.  254  dicta 
auf  Rasur  A,  über  i  sieht  man  noch  die  er -Note,  sodass  wahrschein- 
lich aerba  getilgt  ist,  uerba  CDE,  vgl.  244  255  f  C  quam  pcs- 
simns  efficit  B  256  Puta  B  257  probus  :  probet  A  uelit  malit  C 
258  Hec  BC  261  es  :  est  ^,  est  fehlt  E  262  iactans  :  iactat  A, 
ualens  :  ualet  A  iactans  CDE^  ualens  CE^  uabens  D  m  ualet  B 
263  distrinxisset  B^  -inxisset  edendas  auf  Rasur  A  264  nouit  enim 
ist  Parenthese,  vgl  II  606,  III  632  pestiferasque  CE  265  ad- 
huc  BC  267  possis  E  268  peterere  BDE,  ,du  würdest  dich 
bitten  lassen',  vgl  I  83  ff. 

257  nostri  ABDE'\  nostrum  C  und  conj.  Mane;  vgl  Einl 


hohen  Steigen  und  tiefen  Falkn,  vgl  Euang.  Matth,  XIX  30,  Otloh 
(Fez  III  2  p,  503)  Extrem!  finnt  saepissime  primi,  Prora  136,  197, 
Zingerle  p,  31,  MSD^  XXVII  2.  209  etc,  268  momentum  non, 
vgl  niet  een  twint,  Gramm»  III  732. 


1 36  Über  Tertiüs ,  269—286. 


Aector  ad  hanc  aocem  se  circomaolmt,  at  Uli 
270       Regali  properant  accubitare  thoro, 
Regia  nobilitas  stratis  ignoscere  gandet, 
Surgere  prostratos  et  residere  iabet; 
Curia  collaudat  nernecem  tota  caprumqae, 
At  peiora  lapom  promemisse  ferant. 
275  lamque  locutmi  graue  regis  habentia  pondus 
In  uulpem  Bruno  mitigat  ante  minas: 
,Rector,  in  absentem  noli  crudescere  sernum, 

Forsan  agit  causa  conuebiente  moras; 
Si  nero  ueniens  non  excusauerit  apte 
280       Tardandi  culpam,  legibus  ange  reom. 

Gutero,  curre  celer!    Reinardum  (namque  moratur 

Ut  fatuus  demens)  hnc  properare  iube.' 
Paruit  ille  urso;  tunc  mnltQ  camis  aceruo 
Reinardum  pinguem  luxuriare  uidet. 
285  ,Quid  facies,  Reinarde  miserV  clamabat,  at  ille: 
,Stulte  lepus,  miserum  non  comitantur  opes! 


270    occnbusso 

281    Beysardns  namque 


269  *r  atisradiert  D  274  Et  C  275  1"  fehü  CE  276  ante 
fores  B,  -nas  auf  Rasur  D*  277  *f  CE  278  moram  C  280  Tar- 
danti  DE  ante  5  281  f  ABDE  eure  5  .  282  U  0  283  *f 
fehlt  in  allen  IIss.  camis  aceruo  auf  Rasur  D*  284  Roinard' 
von  4  zu  Eeinard"^  verdeutlicht  D  ■  pinguem  nachgetr.  A,  uulpem  B 
285  ^  AB        Hinter  miser  ist  das  FragezeicJien  ausradiert  A 


270  C       281  Raynardus  C,  Reynardus  D 


271  vgl  zu  201,  Isidor  Etym.  XII  2y  6  und  den  im  MÄ 
sprichwörtlichen  Vers  Parcere  prostratis  seit  nobilis  ira  leonis,  Cod. 
S.  Otner  115  fol,  8S^,  Spicil  Solesm,  III  54,  Alex.  Neckam  De  naturis 
rerum  II  cap.  148,  Vvnc.  BeU.  Spec.  mor.  I  98,  3  pag.  534  — 
275»  =  555*  277  vgl  MSD*  XXVII  2.  1.         278   Über  solche 

impedimenta  legitima  (Krafücheä,  Herrendienst,  Tod  eines  nahen  Ver- 
wandten,  Gefangenschaft,  Alnvesenheit  auf  einer  Betfdhrt,  Natur- 
ereignisse aussergewöhnlicher  Art,  Formfehler  in  der  Ladimg)  vgl 
RA*  p.  848  ff.,  zu  Iwein  2934. 


Liber  Tertioa,   287  —  304.  137 


Ergo  qais  est  felix,  si  sum  miser?'  ille  reclamat: 

,Ut  taceam,  non  hoc  experiere  param; 
Delatas  prodente  Inpo,  nix  rege  rogato 

Tempora,  dum  aeniens  ipse  loqaaris,  habes/  290 

Ille  refert:  ,ha,  dicor  ob  hoc  miser?  ista  profecto, 

Ne  miser  existam,  causa  datora  michi  est! 
Rex  nisi  me  nosset,  non  regins  hostis  haberer, 

Gaadeo,  qaod  uel  sie  snm  manifestus  ibi. 
Qoi  non  est  odio,  non  est  dignandos  amore,  295 

Nam,  qnibos  irasci,  quisqae  faaere  potest, 
Obseqoiis,  qaibos  ira  subit  dampnnmqae  negatis, 

£xhibitis  merces  prouenit  atqne  fauor; 
Hinc  michi  pace  lupi  fit  gratior  ira  leonis. 

Nobile  plos  odiom  qnam  miser  omat  amor.  300 

Sed  nee  soUicitor,  qnia  me  graais  oderit  hostis, 

It  sapiens  über,  quo  perit  artis  inops; 
Astnto  plus  ira  solet  prodesse  potentis, 

Gratia  qnam  stalte;  neutra  mauere  potest 


301    DOD  commoaeor 

304    longaqae  nentia  manet 


287  si  sum]  ego  si  ?  aber  das  Pronofnen  fehlt  öfter  beim  Gegen^ 
$M2,  vgl.  I  417  u.  Eifd,  289  Mone  interptmgiert  gemäss  A  auch  nach 
rogato;  indessen  gehört  uix  zu  habes,  nicht  {wie  VI  185)  zum  Fartidp, 
,Du  hast  kaum  noch  Zeit  {nicht  einen  Augenblick  zu  verlieren)  zur 
Hinreise  tmd  Vertheidigu/ng'  290  habens  B  291  f  fehlt  BBE 
292  datora]  mcUim  futuia  Bormans,  vgl,  142  293  noscet  CDE  — 
haberet  B  294  Candoo  B  ibi]  ei  Ä  295  1"  1?  hodio  B 
207  negagtis  C  299  sit  BE  grauior  B  300  amor]  bonor  t 
301  oderat :  odeiit  t      302  Id  B     quo]  malim  qua  Borm.,  vgl  zu  1 277. 


301  Ot,  über  solUcitor  schreibt  D*  commoueor.         304  Ci  — 
nvinet  »>  est,  vgl.  Ecb»  p.  146,  Baudouin  Famphüe  p,  218. 


288  ut  taceam  braucht  der  Dichter  ganz  wie  Ovid  entweder 
absolut,  und  dann  concessiv  , gesetzt  ich  woUte  schweigen'  {JUer  und  589, 
Heroid.  III  134),  oder  mit  Object  und  daim  final  {II  413,  V  151, 
Ex  Ponto  1 2, 147,  Amor.  II 4,  31,  Metam.  XII  552)      295  vgl.  1 713. 


138  Über  Tortins,  305—314. 


305  Vade  relatorus  nusquam  tibi  me  esse  repertam, 

Neue  michi  timeas,  porto  quid  artis  adhnc: 
S^pe  sui  dorsum  CQsoris  uirga  cecidit, 

Pocala  pincern^  sunt  reditora  suo, 
Ysengrimus  ibi  nunc  tempoxis  esto  tribunas, 
310       Non  ierit  quartnm  uespera:  pr^tor  ero.' 
Beinardus  solium  lepore  ad  regale  reuerso 

Multimodas  species  colligit  atque  bonas; 
Tunc  multas  soleas  nee  hiantes  uulnere  pauco 

Ad  sua  suspendens  colia  prehendit  iter, 


305  numquam  BBE  306  poiro  —  ad  hec  B  306  reddi- 
tura  B  309  *r  J5  esto  B  310  uespere  ÄBCDE,  davor  säzt 
Mone,  dahinter  D  das  Komma.  jLego  non  ieiim  quamnis  et  refero 
ad  tardandi  culpam ,  280  et  140,  . . .  nisi  uera  est  prior  conieäuraj 
pro  uespere  uospera  legendum  erit,  deleto  commcUe  post  quartum. 
cf,  IV  437'  Borm.  , Binnen  3  Tagen''  ist  Formel  für  einen  kurzen 
Zeitraum  (vgl.  Kvdrun  1319,  3),  in  seiner  Vorsicht  bemisst  R.,  dff 
schon  heute  in  die  MachtsteUung  des  Prätw'S  eintritt  (1145  f.),  die  Frist 
lieber  länger  als  kürzer,  vgl.  866         preter   C  311  f.   sind  ein- 

gerückt,  die  Initiale  R  nicht  ausgeführt  C      314  sua  nachgetragen  A 
iter  fehlt  C 


306^  vielleicht  eine  Anspielung  auf  die  Fabel  vom  Listensad, 
vgl  Kl.  lat.  Denkm.  p.  124  f,  Zs.  f  d.  Alt.  XXIII  p.  297,  Thow. 
Wright,  Percy  Society  VIII  p.  57,  Robert  Fahles  inedites  II  p.  549, 
Marie  de  France  fäb.  98.  307  f.    Ähnliche  Sentenzen  oft,  z.  B. 

Anonym.  Neuel.  fab.  III  extr. ,  Hewr.  Septim.  II  42,  vgl,  überhaupt 
Poleticon  III  cap.  42.  308  vgl.  750,  II  176,  IV  636.  309  f.  Über 
die  Anwendung  römischer  Amtsnamen  auf  fränkische  Behörden  Vrgl 
Hüllmann  II  257  f.  Die  versammelten  Barone  baden  einen  CreridUs- 
hof  (1021  f.) ,  dessen  Vorsitzender  tribunus  oder  prejtor  (vgl.  V  185  f) 
heisst,  mag  man  nun  unter  pr^r  nach  MGS.  V  99,  XI  336  den 
Grafen  oder  nach  HüUmann  II  259,  Herrad  p.  188  den  Stellvertreter 
desselben,  den  Burggrafen,  bez.  den  seit  der  Mitte  des  XI,  Jahr- 
hunderts (Warnköfiig  1  277)  allmählich  in  dessen  oberrichterliehe 
Functionen  eintretenden  Ballinus  (Warnkönig  I  35, 118, 298)  verstehen; 
zu  tribunus  vgl.  Glossar,  ego  fehlt  310,  v)ie  I  417,  III  287  u.  Ö,  dai 
Pronomen  beim  Gegensatz. 


Liber  Tertius,  315—330.  139 


Qni  uix  pr^  nimia  poterat  pingaedine,  qaamqaam        315 

Fasce  carens  alio,  ferre  sahnet  onus. 
Quid  tibi  de  tanta  refcram  pingaedine?  frnstra 

Estimo  dicta  qnidem,  non  habitnra  fidem; 
Cernitor  a  costis  costas  diffondere,  quantom 

Cauda  oriens  medinm  corpus  ab  aure  trahit,  320 

MoUior  in  macris  quam  dorsum  uenter  habetur: 

Reinardi  dorso  durior  aluus  erat 
Aeris  bunc  pleno  folli  talp^ue  carenü 

Ossibus  impresso  dixeris  ongue  parem, 
More  globi  teretis  uolui,  non  ire  uidetor,  325 

Atque  utero  uerrit,  non  pede  signat  humum, 
Pendula  quippe  pedes  totos  exhauserat  aluus ; 

Reinardus  talis  m^nia  regis  init 
Terque  salntato  nee  respondente  tyranno 

Proieeit  soleas  cum  speciebus  humi,  330 


327,  1  Totos  quippe  pedes  pendens  immerserat  aluus 

315  quicquam  :  quamqoam  E'       316  Falce  E        322  ducior 

{oder  dutior)  B       323  falli  B      talpe  i    (-ue  fehU)  E       325  globe  B 

tis 
teretis  auf  Basivr  A ,  terois  J?,   tere  i '  |  corr.  D*,  terens  E       uoli  B 

Pendula  pedes  totos  exhauserat 

326  uerit  B      327   |  |    quippe    '    1    .  '    |  :    !    aluus  A,  von 

der  zweifellosen  SeJbstcorrectur  erkennt  tnan  noch  unter  dem  t  von  exh. 

ein  1,   diMnter  u^,  der  ursprungliche  Vers  war  aho  kürzer,  genau  so 

lang  wie  die  {mit  den  üblichen  Ahhreviaiuren  geschriebene)  Fassung 

van  C,  und  scMoss  audi  mit  aluus.        328  in  id  £        329  ^  B 


327,  1   C,  >  und  mit  den  Lesarten  Totus  und  aluum  D*  seit- 
wärts von  326. 


315  f.  quamquam  carens  i.  e.  etiamsi  careret.  323  Der  Maul- 
wurf hat  im  Oegentheil  einen  für  seine  Grösse  recht  bedeutenden 
Knochenbau;  da  er  sich  aber  so  weich  anfuhU^  konnte  leicht  beim  Volke 
—  die  Zoologen  des  MA  wissen  davon  nichts  —  der  Wahn  entstehen, 
dass  er  knochenlos  sei.  Borm. :  ,  solemnis  apud  Flafidros  in  describenda 
pinguedine  talpae  rnetUto:  zoo  vet  als  eenen  mol,  als  een  molleken.' 
324  uugue  impresso  ,aufs  Haar,  exactement'  Mone,  vgl.  V  506. 


140  Lib«r  Tertiup,  331--a'>2. 


Mox,  uelat  ulteriore  nia  prodire  neqniret, 

Deficere  incipiens  concidit  atqne  iacet, 
Suspiratqne  diu;  sessnrns  deniqac  surgit, 

Tamqnam  pansando  membra  refecta  leuans. 
335  lamque  locaturam  pr^stolans  curia  nulpem 

Pendet,  et  illnd  idem  rex  manet  ipse  tacens, 
nie  suam  spatio  nocem  interstante  perornat 

Et  ter  suspirat;  deniqne  fatus  ita  est: 
,Adduxere  noaos  semper  noua  s^cala  ritns, 
340       Et  uetens  populi  despicit  acta  radis; 

Res  rebus  subeunt,  mutatur  tempore  tempus, 

Nee  cQli  facies  est  modo,  qualis  heri: 
Mens  rationalis  uertigine  cetera  uincit, 

Moribus  et  citior  quam  fuga  rebus  inest; 
345  En  malus  est  hodie,  cras  peior,  pessimus  ultra, 

Qui  fuit  hesterno  uespere  p^ne  bonus. 
Cum  fuerit  peius  faciendi  pessimus  impos, 

Moribus  hinc  stand!,  non  prius,  ordo  datur. 
Plenior  officiis  primum,  post  ^qna  dabatur, 
350       Inde  minor  merces,  denique  nuUa  quidem, 

Gratia  magna  dehinc,  tunc  paruula,  nuUaque  nuper; 

Nunc  utinam  liceat  promeruisse  nicbil: 


332  insipiens  B  334  pulsando  C  leuant  B  335  Zum 
Wechsel  des  Geschlechts  vgl.  EitU,  337  illa  C  intestante  BDE 
preomat  B,  peionat  E  338  ter]  cum  E  339  1"  fehlt  E  citus 
oder  titus  B  340  ueteres  :  ueteris  B  aucta  B  342  qualis]  qne 
uel  g  343  Res  C  uertigene  E  circora  t  345  peior  cras  g 
ultus  B  346  uespere]  tempore  g  347  inops  E  348  hie  CE 
351  tunc  paruula  auf  Easur  A       352  promeniere  JD 

331  f.  vgl  I  239  ff,,  303        335»  =  STÖ»^        336  pendet  sc.  ab 
ore  eius.  337  ,uocem  pro  oratione  posuW  Bormans,  vgl,  363  f. 

340  rudis  ,der  Thor'  MV*  vgl.  Büchmatm,  Gefl.  Worte ^^^  p.  305  f. 
349 — 352  In  sieben  Stufen  sinkt  allmählich  die  Ausübung  der  Er- 
kenntlichkeitspflicht von  ihrer  Höhe  (plenior  officiis  merces):  erst  der 
Thatdank,  in  dreien  (^qua,  minor,  nulla),  dann  folgte  (dehino)  der 
blosse  WoTtdank,  wieder  in  dreien  (magna,  paruula,  nulla),  umd  jetzt 


Liber  Tertiu«,  353—968.  141 


Obseqoiis  redit  ira!  cadit  bene  calcolos  ifitic, 

Proficit  egregie  tempore  pauper  in  hoc! 
Si,  quod  ego,  quisquam  locaples  pro  rege  tulisset,       355 

Obnia  tota  iUi  iam  domns  isset  oaans, 
Rexqne  salutasset  prior  hone,  a  rege  secandos 

Sideret,  hie  potum  smneret  atqae  cibnm; 
Sed,  qoia  nos  inopes,  seroisse  impime  uetamar, 

Nimiram  sors  h^c  pauperis  esse  solet'  360 

Fertar  in  hanc  uoeem  rex  sabrisisse  paromper, 

,Quid  pro  me  toleris,  die,  ego  grator',  ait; 
Ille  morans  iterom  suspensa  uoce  parmnper 

Responsom  tali  calliditate  Unit: 
,Sex,  dnbiam  facturus  iter  per  compita  qu^dam  365 

Insidiatores  esse  uerebar  ibi; 
Vespere  pr^cedente  oiam  dum  sidera  rimor 

Et  reseraturum  fata  futura  polum, 


353    Ira  redit  meritis,  cecidit 

361    ad 
968,  1    Die  mora  eloquiom  deoorans  interstite  tondem 
364,  1    Bosponsi  talem  fartnr  imaae  oicem: 


Obseqtdis  redit  ira 
353  I  1 1 1 1 1  I  I  '  i  I  I  cadit,  in  cadit  tat  keine  Änderung  er- 
kennbar A  355  tulisses  B  356  esset  BE  358  Hinter  sideret 
interpungieren  ÄCDE  {innere  Interp,  fehlt  B),  hinter  hie  hingegen 
Mone,  weil  ^hxmc  et  hie  stbi  respondere  uidentur\  aber  hie  =  prope 
regem  entspricht  gerade  dem  rex  und  a  rege  der  beiden  Vorsätze; 
ebenso  irrt  Mone,  wenn  er  359  als  einen  Satz  auffasst  tmd  hinter 
solet  360  defi  Gedankenstrich  als  Zeichen  der  unterbrochenen  Bede 
setzt,  359  uos  E  impugne  B  361  f  fehlt  CE  363  «T  E 
365  f  fehlt  CE,  in  B  schon  neben  364  composita  B  367  rimor 
mit  blasserer  Tinte  von  derselben  Hand  nachgetragen  A,  timor  B 


353.  361.  363, 1.  364, 1  (7 


empfängt  man  statt  merces  utid  gratia  —   dampnum  tmd  ira,   vgl. 
IV  359.  353"  vgl.  II  271,  V  1188,  ,die  Berechnung  trifft  hier 

(istic  ^»  hie)  schön  zuT 


142  Liber  Tertius,  369-380. 


Stella  minax  subito,  nmtandis  regibns  index, 
370       Grinali  uisus  occupat  igne  meos, 

Dirigoi  cecidique,  tnum  capat  illa  uolebat, 
Denoueo,  Stellas  consulo  qnasque  tarnen: 
Altera  lucebat,  quod  adhuc  medicabilis  esses, 
Spes  michi  cor  cQpit  reddere,  membra  aigor, 
375  Spes  michi  res,  spes  sola  comes,  mox  curro  Salernum, 
Et  uolat  in  collnm  phisica  tota  meum; 
Vi  propero,  mora  paraa  odio  est  qaasi  dira  comet^, 

Artibus  huc  raptis  falminis  instar  agor, 
Cnria  multifidos  speculatur  tota  cotnmos, 
380       Usus  ego  quibus  hinc  hucque  agor  inde  redox.' 


377    inaidiam  solnit  mora  porua  cometes 
879    hie  cemit 

380,  1  Usus  eo  quibus  hinc,  huc  et  abinde  fni 


372  DeuGue  B        Deuoueo  stellam,   BE        quasi  tantum  B 

373  ee  esses  B       375  curro]  cura  B       376  mecum  B       ^11  üt  B, 

Si  E        comec.lete  B        -die  est  quasi   dira  comete  auf  Basur  A 

ego  que  agor, Jude  reduz 

378  instat  B        380  Usus  <    quibus  hinc.  huc    | ;  |      |       ;  |     |  |  |  1  i4, 

ego  ist  auf  eitlen  nur  2  Bucfistdbefi  fassenden  Baum  eingesetzt,  stoi- 
schen agor  wnd  inde  steht  noch  das  EinschaUungszeichen  "      huc  ago  B 


uel  tes 
377  C,  comete        D  ,Die  Verwimschung  gegen  den  geringsten 

Verzug   löste  ah,   wechselte  mit  dem  Abscheu  gegen   den  Kometen', 

cometes  scheint  eine  falsche  Genitivbildung  des  Umarbeiters,  —    379. 

380,1  C 


369  ,Von  jeher  bezog  man  die  Erscheinutig  der  Flammenstreife 
auf  bevorstehende  Ereignisse,  namentlich  den  Wechsel  des  Königs' 
BF.  Einl.  p.  72  Anm,  2,  vgl.  loa.  Sarisb.  Policraticus  II  cap.  13 
An  ignoras  terris  mutantem  regna  cometem?  loa,  de  lanua  s.  «. 
cometes:  ,s6mper,  quando  apparet,  significat  mortem  uel  immutationem 
alicuius  principis  uel  alicuius  patrie  destructionem ,  et  semper  dirigit 
radios  suos  ad  ülam  partem,  cui  minatur',  Phüijppi-s  XII  450  ff., 
Isidor  Etym.  III  71,  16,  ferner  Wuttke,  Volksaberglaiube^  p.  183, 
Myth.^  III  p.  211,  Francke,  Schulpoesie  p.  51,  Anm.  2.  375  vgl 
Ileroid.  XVIII  178  Et  res  iion  semper,  spes  mDü  semper  adest  nnd 


Liber  Tertius,  381— 884.  143 


Sexqne  cotamomm  trisoao  paria  explicat  ore, 
Ungarice,  Torce  grammaticeqae  loqnens, 

Terqne  ea  dinumerans,  semel  omnia  quaqae  loqaela, 
Non  hisdem  Bumeris  ad  nnmeranda  redit, 


tri 
381     !  sono  ct>rr.  J>      Die  3  letzten  WorU  fehlen  E      382  U. 

et  latine  gramaticeque  C,  der  Schreiber  ntihm  also  wohl  die  in  der  Vor- 
lage Ober  gram,  stehende  Glosse  latine  an  Stelle  von  torce  in  den  Text 
auf;  Mone  verlas  germanioeque.  Unguarice  B  383  queque  BC 
384  Nos  B  isdem  von  D^  zu  hiisdera,  von  J>  zu  hisdem  corr.  — 
nimiis  B 


Äuson.  Parent.  XI  3  spes  cuins  cerfca  fnit  res;  Ober  Salemo  gibt 
gründlichen  Aufschiuss  Häser,  Gesch,  der  Medidn^  I  p,  645 — 653. 
376  vgl.  I  34,  III  170.  d>ll  ,Der  geringste  Verzug  wird  von 
mir  gehasst,  verabscheut,  mit  gleicher  Stärke  toie  das  unglücklicfie 
Vorzeitigen  des  Kometen'  378  vgl.  zu  I  640.  379  f.  ,Ein  alter- 
(hümlicher  Zu^:  Pilger  bestimmen  die  Lange  des  Wegs  nach  den  zer- 
schlissenen Schuhen.  In  der  saga  Ragnars  Lodbrökar  cap.  14  wird 
ein  alter  PUgrim  befragt,  wie  weit  es  nach  Born  sei,  er  antwortet 
jSeJU  die  Eisenschuhe  an  rneinen  Füssen,  sie  sind  alt,  und  die  andern 
auf  meinem  Bücken,  sie  sind  zerrissen:  als  ich  von  da  ausfuhr,  band 
ich  mir  diese  zerrissenen  um  die  Füsse,  beide  Paare  waren  damals 
ganz  neu\'*  Bormans  weist  auf  losua  IX  13  als  Quelle  hin.  — 
382  Da  die  Beise  nach  Salerno  nicht  durch  Ungarn  und  die  Türkei 
führt,  so  gebraucht  B.  diese  3  Sprachen  augenscheinlich,  um  die  Gunst 
des  Königs  zu  gewinnen:  lateinisch  hatte  dieser  von  seimm  gelehrten 
Erzieher,  ungarisch  von  seinem  Vater,  türkisch  {^=  griechisch,  vgl. 
III  720,  IV  1034,  D*  glossiert  tnrce  durch  grece)  von  seiner  Mutter 
gdemt  {33);  denn  Sneui  sind  die  Anwohner  der  unteren  Donau,  die 
Nachbarn  und  Gesinnungsgenossen  der  Geten  {IV  734)  und  weiterhin 
der  Seythen  {I  124),  was  äusserlich  bezeugt  wird  durch  die  Erdkarte 
des  Liber  Floridus  {Lelewel  Atlas  fol.  8)  und  die  Turiner  Karte 
(a.  a.  0.  fol.  9),  sowie  durch  Zs.  f.  d.  A.  IV  492;  ähnlich  die  Her- 
kunft des  Prinzen  Balduin  VI  445.  383  ff.  Ein  ähnliches  Taschen- 
spiderhunstsiüek  IV  263  ff.  B.  langt  aus  dem  Banzen  {316,  IV  75  f.) 
Paar  nach  Paar  hervor  und  nimmt  sie,  zunächst  wofd  in  latei- 
nischer Sprache,  als  Nummer  1 — 6'  durch,  das  besprochene  immer 
toieder  in  den  Beisesack  zurückwerfend,  dann  erörtert  er  griechisch 
genau  dieselben  6,  thut  aber,  als  wären  es  weitere,  bei  der  ersten  Auf- 
zählung zurückgMiebenc  Paare  und  wäMt  deshalb  für   sie  die  auf 


144  Liber  Tortius,  885-402. 


385  Sed  repetens  eadem  ueluti  restantia,  uocem 
Mutabat  numero  posteriore  saam, 
Fimturus  eo,  quo  rex  magis  utitur,  ore, 

Expedit  Ungarico  tertia  sena  sono. 
Adiecitqae:  ,fame  tameo,  rex,  aspice,  rumpor! 
390       Quid  uerbis  opus  est?  mors  tibi  nostra  patet, 
Vix,  dum  parta  tibi  sumator  potio,  uiuam, 

Nee  medicina  michi  qu^  tibi  prustet  opem, 
Ne  morereris,  in  h^c  aitQ  discrimina  ueni, 
Terque  salutatus  non  michi  reddis  aue! 
395  Has  autem  species  summus  michi  dona  magister, 
Sab  cuias  didici  traditione,  dedit' 
Tunc  sparsas  in  uasa  legit,  quibus  nndique  motis 

M^nia  perfimdens  tota  replebat  oder. 
Ysengrimos  ubi  medicas  dimiserit  oUam 
400       Semantem  species,  ursos  aperque  rogant, 
,An,  Berfride,  tibi  semandas  tradidit?'  aiunt, 
,Qnane  illas  ergo  temperet  arte  caret?' 

889    tomidos,  rex,  aspicis  utns 

393    moriai'is 

395    eigo 
401    ,Aime  tibi,  losoph, 


387  quod  B  ire  ore  C  391  porta  michi  B  portio  C  - 
392  praestat  coni.  Mone  ,namqtie  dubitatio  uülpis  hie  locum  habere 
non  potest';  prtjstet  hat  wie  uiuam  391  die  Bedeutung  der  Zuhinp, 
vgl.  Eifil.  393  Nee  E  morefis  Ä^  moreris  B;  vgl.  zu  V  283  — 
hoc  B  397  f  C  uase  DE  398  edor  B  399  *r  fehU  E  oUas  C 
400  Seruantes  C  rotant  E  401  *(  E  An  auf  Basur  Ä  Ber- 
fride] subscide  B      seruandam  :  seruandas  Ä        402  Quanine  B 


389  (7,  aspicit  emend.  Borm.  393  CDE  395  C  401  C,  dtr 
Umarbeiter  verstand  nic/U  die  Anspielung  auf  den  sprichwörtliche^^ 
Bocksgestank  (253). 

1^6  folgende  höhere  Ziffer  7^12,  scMiessUch  führt  er  diesdben  ais 
drittes  Halhdutzend,  13—18,  in  ungarischer  Spradie  vor.  — 
387  Über  den  Compaiaiiv  statt  des  Superlativ  vgl.  Einleüuftg. 


Liber  Tertins,  408—412.  145 


Hircus  ad  h^c:  ^proceres,  aliter,  quam  nosdtis,  actum  est; 

Artis  adhuc  medicQ  permanet  ipse  memor, 
Sed  desunt  species.  transcendere  suenerat  Alpem,        405 

Mercari  species  more  sagads  aoi, 
Nostra  sed  arua  super  Gall^  commercia  uocis 

Perdidit,  iddrco  stat  uacua  oUa  domi.' 
Tunc  sibi  Reinardum  propius  considere  rector 

PrQcipit,  herbamm  captus  odore  bono,        ,  410 

Porro  suas  sumptu  species  aptare  repente; 

Incipiebat  enim  febris  adesse  tremor. 


406,  1    ,Re8  aliter  cecidit,  proceros,  qaam  debait*,  inqnit 

406    qnas  cnm  tnmscenderet  emptam 
406,  1    Alpisas,  nelati  soeaemt  aote,  nioes, 
407    Ingen  nostra  saper 

411    sompsit 
412    nigor 


403  f  fehä  E  nescitis  B  404  ille  C  407  semper  B  — 
gallem  E       409  f  CD      proprius  B      concidere  C       410  udore  E 

403,  1  C  und  D»,  der  proceres  vor  oecidit  stdU;  vgl  II  271. 
405— 407  C,  ante  406  fehlt  C,  ergänzt  vof,  Borm.  411  siunpsit  C, 
cepit  DE;  die  Utnarheiter  verstanden  nicht  sumptu  =  sumptui,  wie 
V  827,  ,eum  Ein/nehmen\  vgl.  sumere  391,  451.  412  (7,  uigor  ist 
term.  teehn.^  für  , Status,  axfii^'  {zu  37),  vgl.  Medici  antiqui  ed.  Femd 

foi.  ar^. 


405  yDesT  Handel  mit  ausländischen  Arzneiwaaren  woir  bis  zur 
Entdeckung  des  neuen  Continents  fast  ganz  in  den  Händen  der  Ita- 
liener, welche  auch  zusammengesetzte  Medicamente  in  grosser  Menge 
fdbriderten  und  exportierten'  Häser,  Geschichte  der  Medicin*  I  847; 
die  erste  deutsche  Apotheke  entstand  1233  in  Wetzlar.  407  BF. 
Einleit.  p.  80  ,  nostra  arua  super,  zweideutig,  ob  über  unsere  Fluren 
hinaus?  oder  auf  unsem  Fluren?''  nur  das  letztere,  vgl.  I  734, 
III  959,  IV  1025,   V  196,  1291,   VI  486,   VII  86.        Gallus  heisst 

VI  379  (wegen  380,  383)  und  III  798  {wegen  774)  ,franzö8isch\  wird 
aber  hier,  da  das  Nordfranzösische  saec.  XII  med.  schwerlich  dem 
Italiener  verständlich  war,  die  weitere  Bedeutung  ,welsch\  ,romamsch^ 
haben,  ahnUch  Latius  1.  französisch  III  947  (vgl.  950),    2.  römisch 

VII  666,  vgl.  Dief.  Gloss. 

Voigt,  TBengrimas.  10 


146  Liber  Tertins,  418— 432. 


In  faciem  patmi  medicos  nunc  lumine  nerso, 

Nunc  repetens  regem,  talia  uerba  refert: 
415  ,Qaid  species  trinisse  inuat,  nisi  feceris  illam 

Rem  prias  acqniri,  coins  egemos  adhnc? 
Potio  tarda  taam  non  est  motura  querelam, 

En  aliud  nobis,  unde  queramur,  obest: 
Potio,  quam  primum  fuerit  confecta,  bibenda  est, 
420       Ne  ^defraglascat  uim  minuente  mora. 
Exige  rem  propere,  cuins  defectio  iQdit, 

Herbarum  modicum  conficit  hora  breuis; 
Rem,  dixi,  propera,  sed  quid  properasse  iuuabit? 

Impingas,  ucUas,  denegat  illa  sequi.' 
425  ,Improbe!*  rex  inquit,  ,qnid  apud  mea  regna,  quid  usqaam 

Inuenies,  quod  non  mox  habuisse  queam?' 
Respondit  medicus:  ,non,  sicut  credis,  agendnm  est, 

Multa  potes,  sed  non  omnia  solus  habes. 
S^pe  fit  inuentu  res  prima  nonissima  quQstu, 
430       Raraque  quQrenti  sponte  aliquando  uenit; 

Ungue  quidem  sua  quisque  tenet,  sua  quoque  tenente 

In  uarios  casus»  plurima  uota  ruunt. 


425    fimprobe  raptor!"  ait 


413  *r  fehlt  CE     415  teruisse  B      418  obest  ABC]  abest  DE, 

deren  Vorlage  aliud  auf  die  Wolfshaut  bezog;  aber  jener  andere,  w 

heklagenswerther  Weise  schädliche  Umstand  wird  negativ  in  4J7  u.  420, 

positiv  in  419  auf  die  Gefahr  des  Geruch-  und  Wirkwngslosfcerdens 

gedeutet.  420  defraglascat  ADg]  deflaglescat  B,   deflagrascat  Ci 

defraglerscat  E      faciente  D       421  prope  B       424  Impingaas  B, 

es 
Impingat  E       425  ^  fehlt  E      unquam  B       426  Inueni  |  j  quod  Ä 

quid  E       427  "f  DE,  Resp.  C       430  Rataque  B       431  equidem  : 

quidem  A^  quidem  nachgetragen  CD 


425  C,  Borm.  vermuthet  rector,  vgL  713. 


422   Über  das  subst,  modicum  , Bagatelle"  vgl.  Einl.;  zu  hora 
breuis  I  279.      428  vgl.  M8D.*  XXVII  2.  201.      431  vgl  zu  1 208. 


über  T^rtins,  433— 462.  147 

Qnod  qn^ro,  inaenies  et  contemplabere  forsan, 

Quid  tarnen  hoc  prodest?  ungula  prana  tenet. 
Omnia  fingantar,  pi^sentia  semat  aoarns,  435 

Sabripit  externas  res,  dabit  ille  saas? 
Ar^e,  posce,  inbe,  da,  sponde,  tunde,  minare, 

Semper  in  obliqnam  nititar  ille  niam; 
Non  hnnc  ant  nenns  ant  pietas  aut  f^dera  tangant, 

Vi  cogente  dabit,  si  qna  datnnis  erit,  440 

Oblatis  donec  saa  plnris  pendit  auanis, 

Feceris  hone  nolla  conditione  probnm.' 
Rex  iratns  ait:  ,qaantocin8  assere,  qnidnam 

Desit!  ego  experiar,  qois  neget,  ede  palam/ 
,Cedo  ego  mox,  domine',  ille  refert,  ,iitinam  ille  precando 

Flectatnr,  qni  rem,  cuins  egemns,  habet!  446 

Pelle  Inpi,  qni  dimidinm  tribns  addidit  annis, 

Si  cnpis,  at  sabito  poüo  prosit,  eges; 
Ulins  Qtatis  corium  natura  lapinmn 

Tarn  mira  medic^  dote  beanit  opis,  450 

Ut,  si  tectus  eo  samptis  sudaaeris  herbis, 

Mox  priseus  repetat  membra  fouenda  sopor; 


443,  1    Ira  qaatit  regem.  ,qnid  desit,  pronnns  edic', 

444  Dixit,  .  cito 

445  ,Me  facilem,  domine',  inquit,  ,habes 
448  Si  nis 


433  queso  B  et  C,  set  JJ,  sed  ÄBE;  sed  im  Sinne  ,aber  nur' 
kommt  sonst  nicht  vor  contemplabile  fosan  B  434  parua  E 
435  fingimtur  B  Auf4S5  folgt  442,  436—441  fehlen  B  436  ipse  C 
442  pronnm  DE  443  *{  fehlt  CE  quantocins]  quando  tetius  B 
445  uti  :  utinam  Ä  450  modice  D  dete  reauit  B  opus  C 
452  repefat  B 

443,  IC  444  C,  über  Desit  schreibt  JD»  dixit,  v&r  welches  J>* 
ael  setzt       uel  cito  D«  über  palam        445  C  und  D*       448  C 

439  uenus  nicht  ,  Scham'  (Mone  p.  33€),  sondern  ,  Anstand', 
rgl.  loa.  de  lan,  s,  u.  ,Diua,  planeta,  de  cor,  fertur  uenus  esse  Hbido' 
und  I  569  f.        441  vgl  Prora  514. 

10* 


148  Liber  Tertius,  453—468. 


Utqae  rapax  cremiifl  elambit  Malciber  nnctum, 

Desiccata  semel  sie  tibi  febris  abit. 
455  Perfice,  quod  superest,  ego  quQque  salabria  dixi, 

Hie  ergo  speeies  hieque  parator  adest, 
£ia  nane  subito  pilam  pilumque  parandis! 

Ineipit  instanti  rex  trepidare  malo; 
Et  reliqua  interea  sie  prouideantor  oportet, 
460       Ut  tempas  teneant,  en  ego  tardo  niehil, 
Cetera  festinet  nobis  quicumque  datams, 

Confestiin  speeies  en  ego  frieo  meas. 
£ia  quisne  dabit  pilam?  me,  profer!'  at  illi 

Quisque  aliom  eursu  pr^celerare  parat. 
465  Ysengrimus  ad  h^e  eondens^  irrepere  tarbQ 

Enitique  foras  eogitat  esse  bonam; 
,Qaamuis',  inqoit,  ,agant  noUam  h^e  michi  uerba  timoreoL 

Infortunatis  molta  noeere  qaennt, 


455,  1    Perflce  ta,  qaod  restat,  ego  oxpedientia  dixi 

457    fticandis 
462,  1    Incipio  speeies  eooe  fricare  meas 

4C5   irrumpere 

468    solent 


453  elambit  mulabd^  B        455  qu^ue]  quasi  B       457  l'  ^ 

458  am  B<mde  actor  C,  autor  ^  D        460  an  ego,  attch  462,  B 

ne 
462  zu  frico  vgl.  Einl,        463  ^C  CB      quis  1 1  corr,  JD*      nie]  me  B 

464  procelerate  B        parant :  parat  -4,  parat  BCDE,   Borm.  parant 

vgl.  1174.         465  *f  fehlt  C        indense  C        condempse  ntepere  B 

466  Entique  :  Enitique  C       467  agunt  C       468  nulla  B 


uel  queuüt 
455, 1,  457.  462, 1  (Incipo)  C      465  CDE     468  Ci,  solent  2> 


453  f.  elambere  =  desiccare,  vgl  I  159;  wie  die  güngdfi^ 
Flamme  das  Fett  ausleckt  und  verzehrt,  so  der  Schweiss  das  Fidfer. 
Die  krafMiaften  Säfte  werden  durch  den  Kräutertrank  aus  dem  Innern 
nach  der  Hautoberflä(^  vertrieben,  dort  vom  Schweiss  empfangen  und 
verbrannt. 


Liber  Tertins,  469-486.  149 


Ut  felix  metaenda  solct  contempnere  tatos, 

Sic  etiam  debet  tnta  tünere  miser/  470 

Senserat  et  tussit  Reinardas,  taliter  horrens: 

,Qao  aia  inrata  est?  ibitis  onme,  quod  est? 
Octo  nalent  pilam  bene  ferre!'  (tot  absqne  sene  ibant) 

,At  Dontis  sedeat,  quo  parat  ille  niam? 
nie  manere  potest  aosomqae  ignosco  sedendi/  475 

Non  dabitat  de  se  dicier  ista  senex; 
Nescit,  quid  faciat,  sed,  qno  processerat,  h^ret, 

Tarn  migrare  timens,  qaam  remanere  dolens. 
Anxins  interea  rex  noinit  multa,  dinqne, 

Quid  faceret,  dnbitans,  nomina  pauca  nocat:  480 

,Qaid  fadam,  Bmno?  quid  dicis,  Grimmo?  qnid  omnes 

Dicitis?  hie  sapiens  expedit  atque  fauens/ 
ürsos  ad  h^c:  ,  longa  non  est  ambage  nagandmn, 

Nos  somus  ancipites,  nnde  cnpita  petas; 
Tsengrimas  adest  gnarus  quarnmque  niarom,  485 

Et  tribns  a  denis  hinc  saa  claret  aois, 


469    tatOB  felix 

471,  1    lYooidet  et  reaocat  profkigom  Beynaidos  aitqne: 


469  tutos  vor  seiet  äurch  Unterstreichimg  gelöscht  f     470  Die  B 

etiam  auf  Basur  2>*        471  f  fehlt  CE\  Actor.  Resp.  G      tussit  A\ 

iussit  B,  tusdt  DE       472  omne  quod]  esse  quid  B        473  Octa  B 

476  iste  B      477  precesserat  E     heiret  B      478  migra  B      479  Actor 

statt  *f  C       480  uetat  B       481  brumo  C       grimo  BCE       483  *f 

fthU  CE     ad  hoc  E     longna  oder  longoa  B     485  adest]  ad  bec  B 

ine  sua 
gnanim  B      quarum  (-que  fMi)  C       486  b  j  1 1  1 1 ,  |  Ä 

469  CiD*       471, 1  C  tmd  mU  aliter  D« 


471  tussit,  der  beikannte  dWectoriale  Husten.  Schon  Notker  I 
pflegte  die  Jugend,  wenn  sie  unachtsam  toar^  durch  Bäuspern  an  ihre 
Pflicht  zu  erinnern  (Arx,  Gesch.  v.  St.  GalUn  I  93  u.  18S).  474  Zu 
nonus  vgl  248,  auch  in  der  WaUfahrtsfabel  erscheint  er  als  neunter 
(III  €19).  478  vgl.  I  66.  480^  =  46^,  er  beruft  die  9  Tavrs 
(omnes  481  «  omnes  tni  136)  fBwr  Berathung.  485»  «  I  423*\  qna- 
romque  niartUn  sc.  unde  cupita  peti  possunt  (484).     Ysengr.  kennt 


150  Liber  Tertins,  4fi7  — 602. 


Alloquere  hone;  si  rennuerit,  ne  qu^re,  qaod  optas, 

Non  aliquis  si  non  consnlere  ille  potest 
Obseqaeris,  Beinarde,  michi?'  coi  repplicat  ille: 
490       ,lDficior  quQdain,  qa^,  domine  arse,  refers, 
Et  qa^dam  memoras  constantia  testibus  fl^tis: 

Consiliis,  regi  si  fauet  ille,  ualet, 
Sed  scio  pauconun,  nisi  forte  recensita  sacris 
Linea  sit  libris,  hunc  meminisse  retro/ 
495  His  lupus  auditis  nusqoam  se  mallet  abesse, 
Et  nimis  absentes  deuouet  ipse  fores; 
Ergo  sie  fagiens,  ut  non  fügisse  putetor, 

Dissimolare  noua  nititor  arte  fngam: 
Yersos  enim  in  socios,  alio  spectantibus  iUis 
500      Retrorsum  properat,  uisos  itemque  redit, 

Sed  minus  nsque  redit  passu,  quam  fugerat,  uno. 
Dum  se  furatur  limen  adusque  fere. 


501,  1    Et  redaces  passiis  regrado  minus  inogat  ono 


487  hnnc  si  auf  Basur  A  489  Obsequens  B  490  quedam 
auf  Basur  Ä  492  Concilüs  CD  493  Sed  ncscio  C  495  adesse  D 
496  abstantes  vermutJ^et  Mane,  u/nnöthig,  und  wie  Quid,  Heroid.  VI  91 
zeigt,  faikch  ille  C  deuoret  ipse  foret  B  502  Dum]  Sic  E 
lumen  B 


501, 1  C;  vgl,  ,iiTogo  i.  e.  inferre'  loa.  de  lanua. 


aOe  Wege  und  Stege  des  Waldes  (I  690,  IV  457),  wo  Wolfe  haum 
und  wölfische  Baubgier  Nahrung  findet,  und  damit  zugleich  das  ganzt 
Wölfsgeschlecht  selbst  (515  f.,  IV  739  ff.);  wegen  dieser  Vertrautheit 
ist  sein  Geschlecht  schon  seit  10  Generationen  berühnU.  493  f.  Vw 
der  Aussage  des  Bären  bestätigt  B.  den  einen  Theü  {487  f.  »  492). 
bestreitet  den  andern  (485  f,  =  493  f.);  von  seiner  Verwandtschaft 
ißeiss  Y,  wenig  oder  nichts,  es  müsste  denn  etwa  das  WolfsgeschUcht 
(linea  «:»  stirps  sc,  ktporum,  DEW.  I  Ü51)  in  der  heiligen  Schrift 
aufgezählt  sein  (,recen£o  i.  e.  numerare,  iterum  namerare,  recitarei 
recolere,  rememorare'  loa.  de  lanua),  deren  Stammbäume  er  s^ 
seinem  Eintritt  ins  Kloster  ausschliesslich  studiert,  vgl.  V  €99  ff.  — 
495  vgl  II 154,  IV  266. 


über  Tertiüs,  508—518.  151 


Yiderat  hoc  aulpes,  ocnlomm  caios  in  herbas 

Dexter  erat,  profogi  l^uos  in  acta  senis; 
,Patnie',  clamabat,  ,naiDquam  tarn  mira  notaui,  505 

Si,  qoQ  cerno,  facis,  sed  michi  credo  param, 
Somnio,  uel  properas  extrorsiim  introrsus  eundo, 

Quo  plos  huc  properas,  hoc  mage  limen  adis, 
Extrorsum  properas,  uel  ianna  nititar  intro; 

Hac  potias,  grates  at  mereare^  ueni,  510 

Qa^rendis  regi  saper  expedientibus  ^gro 

Informa  dabios  sollicitosqne  iuua!' 
Tone  lapns  aocedens  itidem  rectore  iubente 

Dif&o  cassom  corde  reliqnit  iter, 
,Utqiiid  Gonsiliis',  ait,  ,app]icor?  omne  lapomm  515 

Ut  nos  me  sie  aos  nosse  ego  dioo  genas; 
Qa^rite  aos  pellem  regiqae  impendite  bimam 

Seu  libeat  trimam,  non  ego  coro  quotam. 


608    Senseiat 

506,  a.  b  Inter  pontificem  Geroldum  teque  uicissim 

Per  consanguineam  die  michi,  qu^so,  fidem, 

507,  1    Fallimnr?  anne  foxas  properas  introisos  enndo? 

509   Ergo  extrorsos  abis 


503  «r  fehU  BC     hec  CD       505  notari  E       506  Siqne  semo 

(oder  serao)  B      crede  BDE       507  extorsum  B^  extorsum  :  extror- 

sam  E       introTSum  D,  intus  E        B  sieht  508  wnd  509  zu  einem 

Verse  zusammen:    Quo  plus  huc  properas,  uel  ianuas  nititur  intro. 

£  m  properas 

509  I  Ixtrorsul  I    |||    ^     511  ergo  JB     bl^'ifMtABE     id  idem  JS7 

514  Diffijo  Ay  Diffuso  B      casum  E       515  conciliis  CD      ait]  aut  B 

omne]  esse  B      516  nosce  2>,  nosse  ego]  noscere  E      517  bi|nam  D 

(dam  D*  duplicem),  lunam  B       518  Sed  C     liceat  E     termam  B, 

tri|nam  D 

503  C  506,  a.  b  zwischen  506  iMd  b07  in  CE  in  der  Beihe, 
in  D  von  3  am  Bande  nachgetragen  tmd  ebendahin  verwiesen; 
gheroldum  E;  über  Bischof  Gerold  vgl.  Einl,  507,  1   C  und  D* 

(introrssus  !>*,   introrsum  C)        509  C 

515  f.  ,Ihr  kennt  das  Wblfsgesehlecht  meiner  Meinung  nach 
ebenso  genau,  wie  ich  es  eurer  Meinung  nach  kenne',  vgl.  485,  493  f, 
518  vgl  zu  I  468. 


152  Liber  Tertiiw,  519—534. 


Grates  nolo  dati,  qa^rendi  nolo  laborem, 
520       Vos  meritom  expectat,  uos  labor  ille  uocatl' 
(S^oa  loqaebatur,  delato  dulcia  coram 

Piiucipibus  norat  profore  aerba  parum) 
Archiater  iurans  capat  ungui  tangit  et  infert: 

,Hoc  ruf  am,  proceres,  ecco  uidete  capat! 
525  «Per  rafum  capat  hoc!  et  nos  qa^sioimos  aptom 

Scruitio  regis  repperimusque  lupam, 
Dicere  quem  nolo;  pr^sens  habet  aula  aalentem, 

Hie  si  nos  aadit,  noait,  an  ipse  sit  is; 
Terga  laborando  dabit  aut  uix  absqae  labore, 
530       Gratia  pro  quQstu  sit,  qaibus  Qqaa  aenit.' 
Ysengrimas  ait:  ,delirat  rosticus  iste! 

Quis  lapus  hie  sine  me  est?  me  sine  nollos  adest; 
Utilis  hie  atinam  lapus  esset!'  id  hoste  locato 

L^titiam  loseph  dissimulare  neqait:  • 


529    Ille  laborabit  dimdo,  qaesüsse  recuBans 


519  dari  —  latorem  B  520  Vox  B  spoctat  C  521  loque- 
bantur,  am  Rande  batur  Ä  522  noxat  E  523  f  fehlt  CE,  w  C 
am  Rande  Actor,  und  524  Besp.  ungi  B  infit  CD  524  Hec 
rosum  —  uidere  B  525  rusum  —  hec  et  non  B  527  volo  DE 
529  latore  B  530  qidbus  feMt,  u/nd  Lücke  dafür  gelassen  E 

532  est  fehlt  BE 


529   Cf  und  mü  aliter  D^,  nur  dass  laborando  zu  laborabit 
geändert  ist 


523  ,Der  Schwörende  musste,  indem  er  die  Eidesfarmd  her- 
sagte, einen  Gegenstand  berühren,  der  sich  auf  die  angerufenen  Gotter 
wnd  Heiligen,  oder  auf  die  dem  Meineid  folgende  Strafe  bezog'  BÄ* 
p.  895;  zum  Schwur  beim  HaupU  vgl  I  689,  373,  Quid,  Trist,  V4.  45 
und  Martin  zu  Kudrun  990,  3.  525  et  ,w%d  in  der  That'    — 

529  «  finuitus  aut  paene  inuUiM  ddbif  Borm,  533  esset  vgl  540. 
Conjunctiv  und  Subjunctiv  stehn  in  WtMschsätzen  promiseue,  ohne  den 
CkUegorieen  der  Möglichkeit  bez.  Nichttoirküchkeit  zu  entsprechen^  vgl 
Einleitung, 


Liber  Tertins,  636—638.  153 


,Yseiigrime,  tene  fenüam!  tu  iure  tenobis,  535 

Per  sanctam  Egidiom,  sume!  iocutos  enim  es.* 

L^tos  ad  h^c  Bruno :  ,8Cola,  qu^  componere  aersas 
Te  docuit,  loseph,  seit  bene  uelle  lupis! 


535  *f  D        nequi  tene  B  537  *f  fehU  BCE       scola  qu^] 

scolaque  B  538  Mone  setzt  nach  A  hinter  loseph  ein  Fragezeichen, 
das  Borm.  mü  Becht  verwirft;  in  jenem  Falle  hätte  der  Dichter  das 
Subjed  scola  in  538^  dwrch  illa  toiederauf genommen,  etwa  quam  fauet 
illa  Inpis       sit  C 


ubrisit 
537  Subrisit  Bruno  ^,  S|  |  1 1 1 1  Bruno  carr.  D*,  darüber  uel  letus 

ad  hec  bruno  D^ 

535  tene  ferulam  i.  e.  magister  s.  doctor  esto.  Allerdings  ist  die 
ferula  als  ,8ignwn  regiminis  et  corredionis^  auch  dem  Abt,  dem  Bischof 
und  dem  Papst  eigen  {vgl.  Du  Gange  s,  u.),  aber  hier,  wo  loseph  die 
schulmeisterliche  Derbheit  des  Tadels  531  und  die  schulmässige  Kreis- 
form  des  folgenden  Verses  verspottet  j  ist  an  die  Magisterruthe  zu 
denken,  vgl,  NigeUus  Spec.  Sifdt,  ed,  Wright  p.  64,  Z,  7  v,  u,,  Bru- 
neUus  98, 149  (Kl,  lat,  Denkm.  p.  87, 90)  und  hier  III 695  f.,  VII 249  f 
536  Über  den  h.  Aegidius,  der  im  VII.jVIIL  Jahrh,  in  Frcwkreich 
als  Einsiedler  lebte,  vgl,  Stadler  I  p.  50;  ,er  war  einer  der  Heiligen, 
deren  Verehrung  in  Frankreich  sich  schon  frühe  verbreitete,  ich  darf 
den  Schwur  per  s.  Aegidium  tnt^  dem  „par  saint  Gile,  par  saint  Gilles, 
foi  que  doi  saint  Gille"  im  Benart  zusammenstellen'  BF.  Einl.  p,  81 
—  locutus  es,  prägnant,  mit  Kraft  (531)  und  Kunst  (532);  auch  sach- 
lich gut  das  freudige  Lob  losephs,  weil  Y.  in  seiner  plumpen  Frei- 
mOthigkeit  auf  sich  selbst  als  einzig  möglichen  Schindwngscandidaten 
hingewiesen  und  damit  seinen  Gegnern  die  leidige  Aufgabe  erspart 
haue,  das  entscheidende  Wort  ,T,  selbst  ist's'  ihrerseits  zuerst  aus- 
zusprechen. 537  f.  Die  hier  vom  Bären,  645  f.  vom  Fuchse,  701  vom 
E»d  gerühmte  grammatisch -rhetorische  Bildung  losephs  darf  man 
wegen  533^  nicht  auf  die  Symmetrie  beziehen,  mit  der  I.  die  3  TheHe 
des  Hexameters  f Anruf,  Aufforderung,  Begründung)  im  Pentameter 
wiederkehren  lässt,  muss  man  vielmehr  aus  der  ürtheilssicherheit  ab- 
leiten, mü  der  er  dem  Wolfe  wegen  seifies  loqui  den  Preis  zuerkennt 
und  ^eichsam  wie  ein  Decan  den  Doctorhut  aufsetzt,  ,Wenn  du\ 
lacht  Bruno,  ,dich  für  die  poetische  Beredsamkeit  Tsengrims  so  sehr 
zu  begeistern  vermagst,  so  musst  du  deine  Verskunst  wohl  in  einei' 
Schule  erworben  haben,  welche  die  Wölfe  zu  begünstigen  versteht,  denn 


154  Liber  Tertius,  539—662. 


Ergo  aliquis  cum  sit  lupus  hie  nullasque  nisi  iste, 
540       Rcgis  ad  officium  qai  bonus  esse  queat, 

His  positis,  Reinarde,  doce,  quid  deinde  sequator, 

Concilium  puncto  non  dirimetnr  in  hoc' 
Seuocat  hie  patraum  uulpes  et  in  aure  profator: 
,Patrue,  quid  nobis  conferot  iste  dies! 
545  Nonno  patres  nostros  opernm  prouentus  opumque 
PrQposuit  nobis?  nix  snmas  umbra  patrum; 
Qais  tarnen  illorum  merait  donare  leonem 

Pellieio?  ut  cnperet  tanta,  quis  ausas  ita  est? 
Ecce  tibi  hone  nostra  deus  arte  paranit  honorem, 
550       Quam  faueam  patruo,  notificabo  semel; 

Ex  hoc  ergo  tribus  quotiens  recitabitur,  abs  te 
Linea  principium  nobilitatis  habet. 


560    Qaem  &tao 


539  iste  est  B  541  sequetur  B  542  CJonsilium  E\  ^ 
Sinn  ist  nicht:  ,der  RathscMag  wird  an  diesem  Punote  nickt  scheuem', 
sondern  ,der  Hoftag  toird  in  diesem  Augenblicke  [730)  nicht  —  zu  dm 
5'17  angegebenen  Zwecke  —  a'usevnwndergehn\  denn  wir  haben  evMm 
passenden  Wolf  in  sicherer  Aussicht,  es  braucht  nwr  aus  dem  Ober- 
säte  447  ff,  und  dem  Untersatz  525  ff,,  532  f.  der  SMuss  gezogen  zu 
werden  diuinetur  B  543  l'  fehlt  E  8e  uooat  E  547  dotare  £ 
548  caperet  DE  549  ore  B,  B*  setzte  h  davor,  strich  das  Wort 
und  schrie  honorem  dazu,        550  faueo  BE       551  tribus]  talus  B 


550  C 


die  nüchterne  Plattheit  seiner  Worte  kann  man  nur  einem  Kloster 
von  Wolfmönchen  zu  Gute  halten',  543  vgl,  IV  654 y  VI  456  - 
551  f.  Man  erkennt  aus  dieser  Stelle  {vgl,  auch  V  67  f,  79  f,  IV  998 
bis  1002)  wie  aus  Ecbasis  669  die  anscheinend  sonst  noch  mdU 
beobachtete  Thatsache,  dass  man  an  den  Höfen  um  der  ünterhali/ung 
willen  die  GeneaJogieen  der  wichtigsten  AdelsgesehUchter,  wohl  wä 
Hinzufügung  der  Hauptthaten  jedes  Einzelnen ,  sei  es  aus  dem  Ge- 
dächtniss  oder  aus  einer  geschriebenen  Quelle,  vorzutragen  pfiegt^- 
Lambertus  Ardensis  (Chron.  Ghisnense  et  Ardense  cap.  96),  aufdenvM 


Liber  Tertias  ,668-568.  1 55 


Gloria  tanta  hodie  tibi  suppetit,  omne  prionim 

Obscaras  una  prosperitate  decus, 
Ta  capnt  augnstam  generis  signabere  nostri,  555 

Et  te  posteritas  tota  uocabit  anum, 
Et  tibi  subnascens  extrema  superbiet  ^tas, 

In  nomen  titalo  tale  profecta  tno!' 
Ille  retro  saliens  hoc  se  solamine  tantom 

Roborat:  ,exiero,  mansero,  nonne  peri?  560 

QaQois  p^a  minor  fit  tamqnam  sponte  ferenti/ 

Archiater  residens  ,nior8',  ait,  ,i8ta  mora  est, 
Patrue,  Bninonem  nosti  paolo  ante  locatnm: 

„Suffidt  ambages  hac  tolerasse  tenus". 
Ut  nideo,  regi  non  anxiliaberia  nitro,  565 

Ganda  piri  semper  respidt,  unde  uenit; 
Fordere  rem  prani  malnnt  qnam  nendere  honesto, 

Dantibos  innitis  gratia  resque  perlt, 


555  Tu]  In  E  angostum  D  558  prouecta  :  profecta  Ä^ 
prouecta  BCDE,  das  sachlich  weit  bessere  prouecta  ist  prosodisch  wn- 
möglich,  vgl.  IV  U2,  V  443.  559  *r  fehlt  E  retrosaliens  CDE, 
vgl,  VI  205  hec  se  sei  amine  tectum  tantnm  B  560  peti  B 
561   Quauis  C  sit  B  cuiquam  ♦  562  Resp.    C,    ^  D 

567  honesto  ABfgh]  honusto  C,  honeste  DE,  vgl,  V  461      uendere  u  B 

568  Dentibns  B 


Alwin  Schtdtz  aufmerksam  macht,  erzählt  von  Arnold  von  Guisnes: 
,Senes  et  decrepitos,  eo  qnod  uetemm  eoentnras  et  fabulas  et  historias 
ei  narrarent,  et  moralitatis  seria  narrationi  suae  continuarent  et  an- 
necterent,  uenerabatnr  et  secnm  detinebat',  unter  Anderen  ,cognatam 
sunm  Walterom  de  Qnsa  nominatom,  qui  de  Anglomm  gestis  et 
fabuUfl,  de  Gormxmdo  et  Ysembardo,  de  Tristanno  et  Hisolda,  de  Mer- 
lino  et  Merchulfo,  et  de  Ardensinm  gestis,  et  de  prima  Ardeae  con- 

stradione diligenter  edooebat.'  561  Hör,  carm.  I  24,  19  /"., 

VHahs  Blesensis  Atdularia  323  f.,  Aegid.  Corb.  De  compos.  medic.  II 
7ß3 — 765.  563  f.  vgl.  483,  welchen  Vers  B.  mit  sophistischem  Geschick 
für  seinen  Zweck  uwbüdet;  Borm,  fasst  564  als  Aussage  des  Fuchses 
und  bezi^  563  auf  539  f.  566  ,yertit  eo  caudam,  qua  deddit 
arbore,  malum'  Prora  111. 


150  Liber  Tertius,  669  —  584. 


Dum  nimis  infixo  res  ungue  taetur  aaaras, 
570       Pro  stipe  SQpe  breui  maxima  dampna  talit 
Testor  herum  foliis  uescentem  et  frondibus  (ist! 

Crede  sacramento,  perficietur  enim): 
Non  ultra  patiar  regem  caruisse  lupino, 

Cum  pateat  pr^sens,  tegmine,  cuins  eget; 
575  Dicere  tardabam,  sperans  te  sponte  daturum, 

Ut  foret  officio  gratia  digna  tuo, 
Assero  nunc,  quoniam  tibi  inost,  quQ  congmit  Uli 

£tas  pellicio,  quod  medicina  petit 
Vera  fauore  metuue  tacens  et  falsa  loquensue 
580       Vel  prece  uel  pretio  dedecus  omne  ferat; 
Phisica  cum  fuerit  tibi  tarn  percursa  frequenter, 

Res  micbi  quQ  patuit,  non  tibi  nota  fuit? 
Unde  medela  foret  supplenda,  sine  indice  nosti, 

Sed  tibi  cor  longe,  quod  bene  uellet,  erat.' 


670    Stipite 

581    tibi  pencratata 


569  *r  5        re|  corr.  D*         571  hedum  C         574  pareat  B 

577  AssoJ^      nunc]  nostri  B      quam  :  quo  (q)  E       578  pellino  CE, 

cio 
peUi ;  ;  corr.  D*       582  tibi]  micbi  B      583  fieret :  foret  E 


570  Pro  stipe  ABDEh]  Stipite  Ci,  doch  schreibt  C  selbst  am 
Rande  uel  pro  stipe ;  vgl.  Bief.  Gl.  581  uel  perscrutata  D*,  uel  per- 
cussa  D* 


569  vgl.  zu  I  208,  570  vgl.  V 1189.  571  herum  hesiOil  C 
auf  den  Bock,  Mone  und  Bormans  auf  den  Esel.  Von  VI  262  (wo 
heruB  c.  gen.  =  Besitzer)  abgesehen,  braucht  der  Dichter  das  Wort 
1)  ^  Hausherr,  IV  282,  V  676,  I  960,  2)  «  Herrscher,  dominw, 
III 847,  VI  190;  entsprechend  hera,  vgl  IV  226,  229,  V  757,  VII 336; 
1 252,  II 90.  Demgemäss  ist  herus  hier  der  König^Hausherr,  der  Lowe, 
der  nach  der  Regel  des  Hippokrates  ,Ubi  morbus  est  peracutus,  extreme 
tenuissimo  uictu  utendum  est'  (Medici  antiqtU  ed.  Femel  fol.  3^)  durch 
leichteste  Pflanzenkost  dem  Körper  möglichst  wenig  Säfte  zuzt^ühren, 
möglichst  viele  zu  entziehen  sucht.  579  loquensue,  partieula  ue 

super fiua  et  oh  uersum  adnexa  est^  Mone. 


Liber  TertiTis,  586—600.  157 


Has  ueluti  noUet  noces  andisse,  oidetnr  685 

Respondisse  senex,  talia  namqae  refert: 
,Rex  credat:  corabis  eom,  si  taata  medendi^ 

Quanta  me^  pelli,  uis  speciebns  inest; 
Proditor,  nt  taceam,  canis  mea  testibus  Qtas, 

Lnstra  snpeigredior  temporis  octo  quater.  590 

Aaspiciom,  Reinarde,  taum  nimis  onmia  tnrbat, 

Optimas  est  nactis  immoderata  modus; 
Fila  trahis  libito,  qoidni?  pro  regibns  oras, 

Vespere  laadaii  debet  am^na  dies, 
Scorpio  blanditnr  aolta,  pars  postera  pongit,  595 

Forsitan  in  campo  conaeniemos  adhuc!' 
Ursus  ait:  ,qaod  nis,  loquere,  Ysengrime  sodalis, 

Canities  multos  occapat  ante  diem, 
Accidit  albedo,  nee  temporis  nsqne  fit  index, 

Et  nooa  nix  albet  oixqne  triennis  olor.'  600 

ibus 
587  credit  DE     eum]  cmn  B      589  me  a  ^     test|  1 1  (uyrr.  D* 

US 

591  1'  B  Suspicium  B  592  Omnibus  E  mod|  ,  carr,  D* 
593  subito  B  quid  tu  J?  594  amana  B  597  «T  fehU  BE  quid  C 
600  Die  BoMdberichtiffung  triennis  von  D  radierte  D*  in  den  Text 
hinein. 


587  credat  sc.  mihi  ea  quae  dieam,  Bormans  ergänzt  tibi. 
589  vgl.  zu  288.  590  vgl.  IV  73,  702.  593  fila  trahere  »  , spinnen' 
auch  Petrus  de  ElnUo  I  560,  vgl.  unser  , Seide  spinnen'.  594  Belege 
zu  diesem  Sprichwort  bieten  BF.  EM.  p.  92  {schon  Hawamal  80, 1), 
Zadier  in  Haupts  Zeitschrift  XI  p.  127  nr.  117,  Zingerle  p.  146, 
GaJfirid  de  Vinasaiuo  Noua  Poetria  I  281  ,A  casu  describe  diem, 
non  solis  ab  ortu'.  595  Vvnc.  Bellou.  Spec.  not.  XX  cap.  160  dtiert 
aus  Thomas  von  Cantimpri  ,  Scorpio  blandum  et  quasi  uirgineum  dicitur 
uultum  habere,  sed  habet  in  cauda  nodosa  uenenatum  aculeum,  quo 
pungit  et  inficit  proxLmantem '  und  aus  der  Glossa  super  Apocdlypsim 
,  Scorpio  blandus  facie  cauda  pungit  occulte',  vgl.  femer  Zingerle  p.  138, 
Zs.  f.  deutsche  Philol.  VI  290  ,Qui  michi  blanditur,  nisi  cor  respon- 
deat  ori,  Soorpius  efficitur  pungens  a  posteriori'  und  Prouerb.  Salom. 
XXIII  31  f  596»»  vgl.  IV  730.  600  uix  triennis,   schon  im 

23.  Monat  wird  der  Schwan  voUig  w^s. 


158  Liber  TertiuB,  601— 616. 


Obaiat  archiater,  dulci  uiolenta  locntam 

Responso  patmam  pacificare  nolens: 
,Patrae,  cognatum  terres,  qui  nolla  minantem 
Te  timet  et,  qaamuis  oderis,  ipse  fanet, 
605  Pone  minas,  preeor,  nt  capto  tibi  prospera  cedant, 
/  Sed  grauis  offensQ  te  tenet  aiüa  ream: 

Nam  libertas  adhac  debere  thelonea  regi 
Diceris  et  retinens  nsque  latere  modo, 
Computat  exactor  pluris,  quam  possumns  ambo 
610       Solaere,  iactaram,  debita  deinde  inbet; 

Rem  tibi  com  dampno  (rex  hoc,  si  spondeo  pro  te, 

Annuit)  impensa  solaere  pelle  licet-, 
Solaere  dimidiam,  si  saccarrentis  egeres, 
Promptas  eram,  at  pellis  sat  taa  sola  facit 
615  Qaod  si  canitie  pellem  defendis  inani, 
Conainci  propria  proditione  potes: 

615,  1   Debita  si  ficta  cupis  excusare  senecta, 


601  1"  fehlt  E  uiolent!  corr.  ZH  603  minatem  C  607  Non 
—  tenere  C  609  Computet  C  exauctor  B  611  hie  BC  612  im- 
pensam  E  614  sat  tua]  sartula  (-cula)  B  615  Qui  sine  E  — 
pellis  B      616  Conuincti  B     perditione  CD;  vgl.  Quid.  Amor.  15, 16. 

615,  1  in  E  zwischen  615  und  616  in  der  Reihe,  von  D*  mit 
uel  sie  nachgetragen,  nicht  in  C      ficta]  sicca  D'      senectam  E 

605  vgl  V  7^.  606  ff.  Gegen  diejenigen,  die  607—  614  für 
eingeschoben  halten ^  bemerke  ich:  da  Y.  als  Geizhals  den  Pelz  nicht 
verschenken  kann,  so  wül  ihm  R.  diesen  unter  dem  bescheideneren 
Titel  des  Darlehns  entwinden,  das  jener  dem  Könige  entweder,  wit 
zvmächst  hier,  zurückerstatten  (vgl.  VI  423  ff.)  oder,  wie  727  ff., 
demsdhen  vorstrecken  soU;  beide  Motive,  deren  Zusammengehärigkeä 
durch  den  eingeschobenen  Zeugenbeweis  über  das  Wolf  satter  etu?as  ver- 
dunkelt wird,  ergänzen  und  stützen  einander,  wtd  da  dem  Dichter 
das  erstere  nicht  humoristisch  fruchtbar  genug  zu  sein  schien ,  deutä 
er  es  hier  wie  VI  73  und  426  ff.  nwr  vorübergehend  an,  auf  ein- 
gehende Ausführung  verzichtend.  607  Zu  libertas  vgl.  VI  328  — 3^. 
608  usque  modo  =  bis  jetzt,  vgl.  681.  610  f.  res  =  capitaU  {VI  74), 
vgl.  VI  410,  452;  iactora  und  dampnum  =  Zins  und  Zinseszins,  dessen 
Höhe  vom  exactor  ( VI  426  ff.)  t^ßrechnet  tovrd. 


Uhet  Tertins,  617—632.  159 


Anniis  enim  est  hodie,  nee  nox  saper  nna  nee  infra, 
*     Ex  quo  nos  eadem  eeperat  oeto  dornns, 
Nee  mora,  nonns  ades,  niso  tibi  plansimus  omnes, 

PrQside  te  nobis  prospera  qnQqne  rati  620 

Poscimns,  at  tamqaam  granis  qqo  et  pr^tas  asta 

Dietator  nostro  jH^fieerere  ehoro, 
At  ta  te  perhibens  semi  minus  esse  triennem 

Exeosas  anms  et  rnditate  ingnm; 
Unde  tibi  neninnt  tot  nime  qninqoennia,  qnando  625 

Dimidium  Instri  non  snperaris  ibi? 
FaUere  si  dieor  saper  bis,  procedite,  testes! 

Sarge  eeler,  loseph,  tesüficare  miebi, 
Taqae,  asine,  atqae  eaper!  aos  tres  eoeratis  ibidem; 

Testibas  externis  non  adhibebo  loeam,  630 

Yos,  qaibas  ille  faaet  qoiqae  ipsios  estis  amiei, 

Eligo,  nos  neram  dieite,  nostis  enim.' 


620    nitent 


617  infra]  extra,  nachher  ersatzlos  getügt  E  618  qua  B' 
619  adest  E  620  "rati  propera  qneque^nobis  D  621  Possimus  B 
—  grauns  E  622  pregiciere  B^  proficere  E  623  prohibens  DE 
625  tot  bis  quando  auf  Baswr  A  noDC  tot  C  626  superatis  B 
628  Sorge,  celer  loseph !  irderpungiert  Mone  wegen  II 273  f,,  aber  vgl, 
II 470,  618,  III  202,  241,  281,  IV  276,  308,  715,  630  adhibedo  B 
632  ItUerpuncHan  nach  AE,  Mone  interp,  hinter  nos        nosus  B 


620  uel  sie  *  preside  te  Dobis  prospera  queque  nitent  !>,  als 
Zuruf  der  plaudentes  zu  denken. 


618  vgl.  IV  3  ff.  619  nonns,  vgl.  474.  621  vgl.  IV  13  f 
629  In  ore  dnorom  uel  trium  testium  stabit  omne  nerbnm,  Deuter, 
XIX  15.  630  und  631  stehn  im  Gegensatz,  exterDus  i.  e,  ein  gleich- 
gültiger Fremder,  weder  verwandt  noch  befreundet,  vgl.  Gl,;  B.  konnte 
nämUch  auch  Eearidus  und  Bertüiana,  die  gleichfalls  sowohl  zum 
Hoflag  ais  zur  Wallfahrt  gehören,  zu  Zeugen  aufrufen,  aber  diese 
hohem  nur  Beziehungen  zweiten  Grades  zu  Y.,  während  jene  3  neces- 
sarü  et  familiäres,  d.  h.  erbitterte  Gegner  desselben  sind. 


160  über  Tertius,  683—654. 


Dissimulant  testes,  iussi  prodire  morantor, 

Se  refenmt  reram  non  meminisse  satis, 
635  Bis  iussi  prodire  sedent,  quasi  ,numquid  amicum 

Possumus  aut  dominum  prodere  siue  patrem?' 
Tertio  clamati  tardant;  Reinardus  ,in  ipsum 

Peccastis  regem,  ni  properetis'  ait. 
Hoc  tamquam  ueriti  surgunt,  properare  inbentur, 
640       Segniter  accedunt,  curia  tota  silet, 

Ursus  ,an  hos',  inquit,  ,qui  ter  quoque  Bürgere  iussi 

Yix  parent  testes,  dicere  falsa  rear?' 
Ordo  datur  fandi;  uulpes  ,secedite  pauium 

Yos  duo,  tu  proceres,  laniger',  infit,  ,adi! 
645  Hos  superas  ^tate  duos  meliusque  loquacem 

Rethoricam  nosti,  nox  tibi  pilma  datur;' 
nie  susurranti  similis  senioris  in  aurem 

Clamat,  ut  audiri  possit  ubique  loquens: 
,Ecce,  patrine,  uides,  testari  cogimur  in  te, 
650       Res  tibi  proficuo,  si  sapis,  ibit  adhuc; 

Ut  grates  mereare  datis,  quQ  debita  tamquam 

Non  debens  peteris,  da  sine  teste  libens, 
Nil  nisi  uile  lapi  corium  rex  postulat  abs  te, 

Si  tarn  parua  negas,  grandia  quando  dares? 


649    nides,  patrae 

633  1"  feMt  überall,        634  Set  B      rerum  referunt  A      rese- 

runt  E     uerom  C      635  Hü  B     nunquam  B      636  parem  :  patrem  C 

637  clamanti  CDE        638  nil  J5        639  Hec  C,  vgl.  zm  II  408    - 

re 
ueriti]  menti  B       propera||   corr,  D*        641  ^  ABBE      ad  hos  B 

643  f  feJüt  BCE      succedite  C       646  uos  :  uox  5»        647  aulem  : 

aurem  B^         649  «f  fehlt  BE        pater  ne  E        650  proficue  DE 

abit  G       652  Non  debitis  peteres  C       poteris  B       653  ab  J5   — 

8  t 
ab|   |e  corr.  D*        654  neges  C      quasi  grandia  quando  B,  vgl.  über 

das  Glossetn  zu  III  210. 


649  uides  patrue  C,  uides  frater  auf  Rasur  D* 


645  vgl.  zu  537  f. 


Liber  Tertiiu,  666— €64.  161 


Alba  solet  cornix  affectnm  scire  tacentis,  655 

£cce  taces,  taceas,  ast  ego  nota  loqaar: 
Tsengrimas  ibi  quidam  fait  illias  ^ui, 

Quod  Reinardus  ait;  non  ego  testor  in  hunc, 
Non  habet  hie  candam,  nelot  Anglicos  alter  habebat; 

Nam,  nisi  qoi  coram  est,  tunc  qaoqne  nallas  erat.    660 
Insaper  addo  pamin,  quod  aolpes  nescit,  at  omnis 

Curia  cum  magno  rege  fatetnr  idem: 
Si  qois  pellicii  dampnum  Ysengrimus  adempti 

Senserit,  ammisso  pax  uiolata  caret, 


656  neta  B  657  cui  B  658  Que  C  659  caridam  B 
061  Insuper  addo  ÄCDE]  Insuperando  B\  ,ich  füge  noch  die  Kleinig- 
keit {vgl,  I  500)  hmzu,  die  der  (erst  nach  169  f.  am  Hof  erschienene) 
Fuchs  nicht  weiss '  ac  E  664  ammisso  ABCE]  amisso  D  daret 
caret  C,  manet  DE 


655  missverstanden  von  J.  Grimm  BF.  Ewd.  p.  93  twten  und 
Myth*  II  p.  946;  alba  comix  =  nemo  fere,  vgl.  luuendl.  ed.  Bibheck 
VI  165  (Yseng.  III  lOU),  VII  202 ,  Sedul.  Scot.  ed.  Grosse  X  58, 
Fecunda  Baus  fol.  33^  ,  Albus  erit  comus,  si  strenuus  exit  alumnus', 
HUddf.  Maihem.  343  f.  ,Si  qua  säum  penitus.  desciuit  femina  sexum, 
Plus  niueo  como  prodigiosa  jfnit',  FToridus  Aspectus  {Cod.  S.  Omer.  115, 
fol.  50^  col.  1)  ,Cum  mulier  fidei  ooruo  sit  rarior  albo*,  Zingerle  p.  115; 
ähnlich  ,apes  albas'  Prora  249.  659  vgl.  II  115  f.        Auglicus, 

vgl.  V  1041;  die  Engländer  trugen  schon  im  XII.  Jahrh.,  wie  noch 
später,  das  Haar  vn  Zöpfen.  Seit  Vereinigung  der  Normandie  und 
Englands  im  J.  1066  war  der  Verkehr  mit  ihnen  auf  dem  Festlande 
Idhafter  geworden,  sie  hiessen  Anglois  coues  (caudati),  so  BF.  Einl. 
p.  96,  wo  auf  Hänel  Cat.  mss.  p.  188,  Matth.  Paris,  ad  a.  1^50 
(o  tunidorum  caudatorum  formidolositas !  quam  beatus,  quam  mundus 
presens  foret  exercitus,  si  a  caudis  purgaretur  et  caudatisl),  vaux  de 
vire  S'Olicier  Bassehn,  Caen  1821,  p.  173, 178,  266  und  BuCange  8.  u, 
caudatus  verwiesen  wird;  vgl.  femer  Mone,  Anzeiger  VI  487  f., 
Wattenbach,  Anzeiger  1874  p.  214,  Wendder,  Briefwechsel  p.  170, 
Francke,  Schti^f^oesie  p.  108,  A.  Schultz,  Hof  Leben  I  p.  214  f 
660  nam  =  sed,  vgl,  Glossar.  662  cum  magno  rege  nach  Ovid, 

der  an  gleicher  Versstelle  öfter  {z.  B.  Ep.  ex  Ponto  1 8,  24)  cum  magno 
Caesare  bietet. 

Voigt,  Ysengrimas.  11 


162  Liber  Tertius,  665—682. 

665  Hie  monachns  prQsto  est  omnem  indalgere  reatnm; 
Sic  certe  socii  crimina  celo  mei.' 
Finierat  ueruex,  sabiecit  talia  aalpes: 
,Ta  bene  ceiasti,  gratia  ma^a  tibi! 
Fadens  altemi  Signum  est,  quod  cominus  astas, 
670       Sic  faceres,  tecum  fors  nbicomque  foret, 
Si  dao  priaatim  quonis  staretis  in  agro, 

In  natis  pietas  esset  aperta  patram. 
Eia  nunc,  caper,  huc!  quod  amas,  testare  loquendo.' 
Prodiit  excusans  atqne  locatus  ita  est: 
675  , Actos  ego  in  testem,  quod  dicere  debeo,  dicam, 
Reinardi  cogor  non  reticere  metu; 
Cognita  quod  dixit  loseph,  non  eloquor  nitro, 

Sed  scio  quod  sciri  dico  necesse  nimis, 
Quod  foret  abscondi  dampnosum,  sponte  fatebor: 
680       Luna  bodiema  bona  est,  crastina  uero  nocens; 
Pellis  ob  hoc  cuiusque  lupi,  cras  usque  senescens, 
Optima  quQ  nunc  est,  absque  uigore  foret' 


665  omne  C  666  secii  B  668  bona  celerasti  B  669  ||stas  A, 
abstas  B  670  faceres  C  sors  BC  671  stateris  B  672  parum  BE 
675  *r  fehlt  E  676  motu]  meam  B  iMl  quod  ABC^  que  I)E 
und  Mone.  Süm:  ,Da88  I.  die  Wahrheit  ausgesagt  hat  {vgl,  nota 
loquar  656,  cognita  dico  TU  678),  gestehe  ich  ungern,  aber  dasjenige, 
von  dem  ich  weiss,  dass  die  Kunde  davon  dringend  nothwendig  ist, 
erkläre  ich  offen'  tdti*a  O,  ultra :  nitro  E  678  minus  E  -cesse 
minus  auf  Rasur  D*        681  ad  boc  cuius  et  lupi  B 

666  W.  Brachmann:  ,Ber  wvUige  Schluss  der  Bede  wird  nicki 
vollständig  verstanden,  wenn  man  sich  nicht  erinnert,  dass  Vers  666 
dem  zeitgenössischen  Hörer  oder  Leser  das  Catonische  Distichon  {III 3) 
Produotus  testis,  saluo  tamen  ante  pudore,  Quantumcumque  potes^ 
celato  crimen  amici  ins  Gedächtniss  rufen  mutsste\  ebendahin  gehört 
Prora  421  und  Prouerb,  Sälom,  XI  13,  673  quod  amas  sc.  7iip»ffi; 
vgl,  630  ff.  680  Quittung  fü/r  163  f. y  lehnU  sich  anderseits  an  das 
vielbeliebte  Sprichwort  ,biute  wol  und  mome  we'  an,  vgl.  Zingede 
p.  68,  Prora  140  und  das  von  E.  Bummler  aus  Glm,  9510  saec,  XI 
Zs.  XXII  422  publiderte  8prichvx»rt  ,Quod  cras  seruatur,  de  catta 
furatur'. 


über  Tertins,  683—690.  163 


Tertins  accitar  Carcophas  testis  asellns, 

Concatiebatiir  aoce  nidentis  hamos: 
jTsengriine,  senex  inuenis,  iQtare!  quod  isti  685 

Finxenmt  festes,  obice  casso  breui. 
Scis,  qnis  sim?   Stanpis  oriondus  ego  esse  magister 

Carcophas  inter  pascha  Remisqne  feror, 
Artis  ego  arridens,  Carcophas  dicor  ab  artem 

Allatrante  Petro,  littera  totns  ego;  690 

687   oriundtis 

689    ob  artem 


683  "T  fehU  E  Garchophas  B,  wie  stets  testis]  tesas  (c  -)  B 
684  uece  B  685  senex -iuuenis  Motte,  gegen  den  Bindestrich  sprechen 
die  Hss,,  952  und  IV  443.  An  die  natSoysQovres  des  Aristoteles 
(senes  pneri^  Chalcidius  comm,  in  Timaeum  cap.  209)  ist  nicht  zu  denken 
—  lotare  (-care)  B  686  Mxerunt  B  687  quod  sim  C  soim  B 
Stanpis  A,  die  andern  Stampis  oder  StSpis  oriondus  A^  orundns  B^ 
oriundus  CDE,  hier  wie  hei  Stanpis  bewahrt  A  den  Nasal,  der  den 
echtfiransösischen  Ursprung  des  Esels  bezeugen  soll;  hingegen  sind  die 
beabsichtigten  Solöcismen,  welche  Mone  in  689  (artis  und  ab  artem), 
690  (littera),  691  (iunior),  696  (qnis  uirgas)  und  710  (ut)  annimmt, 
thetls  keine,  theils  gemeinmittellateinische  Verstösse  gegen  die  dassische 
Sprechweise,  689  ob  artem  BC,  ab  arte  BE  690  Alatrante  B, 
Almairante  C 


687  Über  ttampes  vgl  Einl  1688  vgl.  VII 421  f.,  .scherzhaft 
wird  örtUche  und  zeiüiche  Bestimmung  gemischt,  noch  heute  hört  man 
in  Oberdeutschland  „ewisdien  Pfingsten  und  Strassburg'' '  RF,  Einl. 
p.  92  mit  mehreren  Belegen,  wozu  noch  E.  Martin  zum  alt.  Beinaert 
2641  Ergäfizungen  bringt,  689  vgl.  IV  9  f.  689  f.  ein  kreisför- 
miges Distichon,  689'  »^  690^,  in  der  Mitte  die  Etymologie.  ,Ba  ich 
der  Kunst  immerfort  mit  zärtiichetn  Blick  z%dächele  (asinus  ad  lyram, 
T^.  Edmsis  p.  21  Anm.  2)  und  ganz  Wissenschaß  bin  (littera  statt 
des  Plurals,  tcie  öfter  bei  Ovid,  vgl.  Neue  I  475),  so  heisse  ich  Car- 
cophas, von' dem  die  ars  anbellenden  d.  h.  mit  hartem  Kehllaut  an- 
hauchenden Cephas  (=  Petrus,  V  101),  indem  aus  c  +  art  +  cephas 
das  Gänze  Carcophas  entsteht.  Mein  Name  zeigt  schon,  dass  ich  die 
höchsten  Gegensätze  des  Glaubens  und  Wissens  in  mir  vereinige.^ 
Beispiele  zu  wunderlichen  Etgmologieen  des  MA  sammelt  Pannenborg, 
Forschungen  zur  devischen  Geschichte  XI  p.  182  f.  690  Zu  totus 
vgl.  II 160. 

11* 


164  Liber  Tertins ,  691  —  702. 


Tarn  rudis  intrasti  forsan  quam  ianior  istuc, 

Ergo  discipolis  associare  meis. 
Grammaticam  nosces;  age,  die,  cum  scribitor  n.  c.   • 

Supposito  titulo,  sillaba  qualis  erit?  .  .  . 
695  Non  loqoeris?'  (reticebat  enim)  ,far,  exue,  neqnam! 

G^dite!  quis  oirgas?  decoriabo  canem! 
Collige  litteralas,  nunc  sillaba  nasc^tur,  hoc  est, 

Quod  nunc  pellido  despoliandus  ades. 
Indico,  non  testor,  uillos  spectate  recentes! 
700       lunior  est,  dicto,  pr^beat  ergo  cutem; 

Rusticus  hie  loseph  uersus  facit  atque  b.  e.  b. 

Colligit,  et  tu  nunc  sillabicare  nequis? 

691   quod  B         istic  C         693  nosses  C         695  exeue  B 

696  C^dito  vernmtket  Borm.,  quis  uirgas  sc,  c^det,  vgl,  307     conem  B 

697  litetulas  B      heo  B      699  Indico  A,  ludico  D,  beides  lesbar  BCE; 

indicare  =  zeigen,  was  sichtbar  ist  {vgl,  JHef.  Gl.),  nämUch  uillos 

dicto 
recentes,  vgl,  124,  UTT      nunc  B      spectare  BCE       700  est  1  |  j  "  1 

prebeat  A,  hinter  dicto  ist  noch  g  c  zu  erkennen,  prebeat  ist  also 

davor  gelöscht,  und  dicto  ursprünglich  ausgelassen     dico  G     701  atqne 

fehlt  B 


691  iunior  =  iwienis,  vgl,  senior  v/nd  zu  I  131.  693  nosces 
nicht  =  disces  {Borm,),  sondern  =  ,  wirst  du  wissen,  die  Elemeräf 
darf  ich  wohl  voraussetzen^  sonst  begriffe  man  nicht  den  Zorn  der 
Überraschung  in  695,  über  da^  Futurum  der  WährsdteinKehkeit  vgl, 
Einleitung,  zu  nosco  Gloss,  n.  c.  mit  hinzugefügtem  Abkürzungs- 
zeichen (nc,  über  titulus  vgl.  Gloss,)  ist  die  übliche  Schreib  form  für 
nunc.  695  exue  sc.  peUem  (708),  saccum  (713),  696  Audk  Eber- 
hard {Laborint.  III 301)  gebraucht  excoriare  im  Sinne  ,einen  Schüler 
tüchtig  durchprügeln',  700  dicto  ^erkläre  ich  uriederhoU'  mit  Be^ug 
auf  691  und  699;  Mone,  der  davor  nicht  interpungiert^  scheint  es  als 
Ablativ  zu  fassen.  701*  vgl,  537  /*.,  645  f.;  b.  e.  b.  ,t.  e.  beb, 

uox  uerueds'  Bormans,  aber  der  Schaf  laut  schliesst  vocaUisch;  U^ 
beebe  dreisilbig,  vgl,  beibet  (»=»  belämmert,  im  MagdAurgischen)  und 
W,  Wdckemagelf  Voces  tutriae  *  p.  28  f„  der  den  Ruf  be,  me  —  mae, 
mae  bezeugt,  —  G.  Lowe  loill  wegen  sillabicare  ändern  h,  e.  be,  aber 
der  Gegensatz  liegt  doch  wohl  darin,  dass  das  Schaf  ein  dreisäbigeSy 
der  Wolf  nicht  einmal  ein  einsilbiges  Wort  —  zwischen  597  u.  765  — 
auszusprechen  vermag. 


Liber  TertioB,  708—718.  165 


(jraminaticQ  minimiun  nescis,  medicosque  nideri 

Appetis  atque  etiam  claustra  sabisse  refers? 
Quam  bene  cantata  est  hodie  tibi  prima!  solesne         705 

Sic  sapere  in  claostro  sicut  agenda  foris? 
PsaUere  qui  monachus  non  noait,  consnlo  pellem 

£xQat,  exata  pelle  peritus  erit; 
Quam  procul  hinc  aelles,  si  sors  fanisset,  abesse! 

Sed  prias,  nt  scieris  psallere,  nosse  uelim,  710 

Horaram  series  causa  est  breoitatis  agendQ, 

Quando  dabis  tanicam,  tota  canenda  simal. 
Exue,  für,  saccnm!  rez  noster  primitns  illo 

Utetur,  tribolis  seniiet  inde  meis; 
Contempnit  parere  michi;  Berfride,  iubeto!  715 

Te  citins  försan  pr^cipiente  fodt, 
Per  sanctum  Baaona!  nichil  pietate  lacramur, 

Mos  saus  est  monacbo,  oi  capit,  nngae  tenet' 


707f  1    Monachiis  igmuus  psallendi  ooncito  pellem 

703  nimhim  B      nesciri  C       705  castata  B       707  consiüto  : 

peritus 
consnlo  B      706  Exuat  exuata  B      beatos  erit  D      709  uelle  E  — 

fors  DE;  vgl  883     faisset  E     ab  omne  B      710  Si  B     scires  DE 

—  nosce  E        711  Harnin  C        712  dabis  feMt,  %md  Lüche  dafwr 

gelassen  C      713  Exne  cur  factum  B      715  cojtempnit  D      bersrite  B 

716  Tu  B      717  bona  (-ua)  B      718  ui]  in  5      capit  ACD]  caput  BE, 

rapit  f,  vgl.  V  130,  468,  anderseits  I  313      tenet]  tui  B 

707,1  h 


705  prima  se,  hora,  gemeint  ist  93 — 274.  706  constr.  sie  in 
claostro  agenda  sapere  (vgl.  852)  vi  foris  {wie  IV  662)  710  nt  kein 
Solöcismus,  vgl,  827.  714  ,ncuihher  werde  ich  mir  Biemen  daraus 
Sühneiden,  ais  Strähnen  für  meine  tribnli'  (»»  tdrgae,  fendae,  vgl.  Gl.) 
717  Bauo,  atM  Brabawt,  saec.  VII,  nach  gotteslästerlichem  Lehenswandel 
durch  Amandus  von  Maastricht  bekehrt,  Einsiedler  im  Malmedtmer 
Walde  bei  GenJt,  zog  sich  zuletzt  in  das  später  seinen  Namen  führende 
Kfoster  zu  Gent  zurück.  In  den  Diözesen  Utrecht,  Harlem,  Deventer 
u.  s.  w.  wird  das  Fest  des  h.  Bauo  am  1.  October  cttm  octaua  gefeiert, 
er  ist  Batron  von  Gent;  vgl.  über  ihn  ausser  Stadler  I  419  Sander 
Hagiol.  Fland.  p.  47  f.,  Moianus  Indie.  S.  Bdg.  f.  16*"— 17^,  Ghesquier 
Ada  S.  Belg.  II  436-^632.        718  vgl.  zu  I  208. 


166  Liber  Tertiiia,  719  —  736. 


Desierant  testes,  moaachoque  petita  negante 
720       Intulit  h^c  GrQco  phisicus  ore  uafer: 
,Te8tibns  auditis  reus,  Ysengrime,  subire 

Cogitar  emendam  suppliciamue  pati; 
Ne  tarnen  hinc  aut  tristis  eas  aut  actus  in  iram, 
Rex  facere  intendit,  tu  prout  ipse  sinis, 
725  Te  potius  pietate  trahene  quam  uiribos  angens, 
Poscit  permodico  rex  sna  iura  modo: 
Si  dare  te  tQdet  pellem,  prQstare  memento, 

Kex,  ubi  sudarit,  mox  tibi  reddet  eam; 
Dixeris  hQC  contra  quicquam,  ter  noctibus  octo 
730       Non  repetes  punctum  commoditatis  ideml  ... 

Quid,  miser,  usque  taces?  non  est  tibi  cura  pudoris? 

Fac,  si  quid  facies,  potio  frixa  fere  est. 
Nunc  calida  est  Qstas,  nee  eges  hoc  peius  in  Qstu, 
Quin  huc  miramur  traxeris  utquid  eam, 
735  Tam  grauis  est  tamque  inspectu  deformiter  horret, 
Cur,  uesane,  tibi  larua  lupina  placet? 


ex 
719  Desiderant  B     720 hoc  ^    722  suppliciumque  5    724  Eni 

726  per  medico  B     pro  modioo  CE     modo]  m©o  E      728  sudauerit  B 

729  Die  0,  Dkeris  B      ter]  tibi  B        731  causa  D,  darüber  cura  D" 

732  si  quid]  sicut  B      fixa  BE        733  callida  est  etas  B      egere  D 

734  huno  E       736  rapina  B 

* 

722  ebenso  1072.  732*  vgl.  IV  570,  Seneca  de  benef.  II 5; 
fnx&  '=^  fricta,  trüa,  vgl.  Einl.  736  yMan  traute  dem  zauberhaften 
Wolf  zu,  er  könne  die  Werwolfshaut  ablegen',  sagt  J,  Grimm  BF. 
Einl.  p.  61  Anm.  unter  Berufung  OMf  diese  Stelle,  vgl.  Mone^  Anzeiger 
III 295;  aber  die  Werwölfsidee  liegt  unserm  Gedichte  fern.  Hier  tc^rd 
die  TJUerhaut  Oberhaupt,  atujh  beim  Schaf,  Pferd,  Esel,  wie  ein  ohne 
LebensgefaJyr  auseu^ziehendes  Kleidungsstück  aufgefassi,  das  man  abwM 
und  dann  mit  einem  neuen  vertauscht  (II  199  ff. ,  417  ff. ,  V  1193  ff-, 
VI  434  ff.)y  sei  es  dctss  letzteres  einem  andern  Thiere  abgenommen 
wird  oder  von  Natur  nachwächst  (III  124  ff.,  VI  131,  163,  438). 
larua  ist  vielmehr  (trotz  der  für  Zs.  18,  7  wichtigen  ags.  Glosse  des 
Ampkm.^  p.  344^  26  ,larbula  :  egisigrima')  hier  wie  VI  435  nichts  als 
peius  inspectu  deformiter  horrens,  tamquam  larua,  vgl.  713, 1033^  1054, 
1057,  1068,  1119. 


über  TertioB,  797—752.  167 

T&übns  in  media  uisis  hyeme  octo  nee  nna 

Dignarer  scapolas  dedecorare  meas! 
PQne  tarnen  dnbitas,  seroare  an  tradere  malis 

Pellicimn,  et  qnid  si  stricta  rigeret  hyemps?  740 

Quod  si  dinddiam  petereris  ponere  pellem, 

Exemplnm  Tnioni  tu  sequerere  patris? 
Tergora  nee  certe  decimare  paratior  esses, 

Persica  quam  myrtos  fragane  feire  saliz! 
Ut  prQStes,  rex  ipse^  petit,  porro  omnis  agendas  745 

Estoat  ad  grates  cnria,  oixqne  noles? 
Ergo  michi  pellem  donares  sero  minanti, 

Qnam  pr^are  parrnn  rege  rogante  negas? 
Non  dare,  (qnid,  demens,  dnbitas?)  pr^stare  rogaris, 

Et  pellis  domino  mox  reditnra  sno  est!  750 

Nee  tn  prQstiteris  nillano  sine  qniriti 

PlebigenQ,  pellem  rex  petit  ipse  tnami 


737  cto  B  738  Dignater  B  740  tigeret  hyeps  B  741  pfte- 
reris  A^  preceteris  B  742  Das  Fragezeichen  fehlt  in  den  Hsa, 
743  decorare  E        744  Per  sicca  B      fragfne  corr,  IH,  sragaue  E 

746  Estaas  B  Das  Fragezeichen  am  Schluss  fehlt  hier  wie  748 
m  den  Hss.,  ,und  du  solltest  nicht  wollen?''  ebenso  748  ,du  solltest 
wirklich  so  thörieht  sein,  des  Königs  Bitte  um  zeitweise  Dar- 
leihung  des  Pelzes  abzuschlagen  —  um  dasselbe  schliesslich  dem  Fuchse, 
sobald  er   droht,    als    dauerndes    Eigenthum   zu   iiberlassen?' 

747  michi]  in  B  |>elle8  D  roganti  B  748  Quod  B  750  red- 
ditora  B       751  prefatuiis  B      queriti  B 


742  Ä  MarUnus  (vgl  Stadler  IV  275  ff,,  Otte,  Kunstarchäd* 
p.  942,  Du  Gange  s.u.  capella,  DEW.  I  110),  der  Apostel  GaUiene 
und  Patron  von  Tours,  wird  gewöhrdich  als  Bitter  auf  weissem  Rosse 
dargestellt  f  wie  er  seinen  hlau>en  Mantel  mit  dem  Schwerte  dem  vor 
ihm  liegenden  halbnackten  Bettler  von  Amiens  iheüt  Nirgends  finden 
sich  Martinskirchen  so  häufig  wie  in  Deutschland  und  Belgien.  — 
750  vgl.  308.  751  qtdris  plebigena  ist  nicht,  wie  Mone  erklärt,  ein 
palridus  Itberae  ciuitatis,  sondern  ein  Mann  hOrgerlicher  Abstammung, 
der  sieh  die  Bitterwurde  errungen  hat  (vgl.  Glossar),  im  Gegensatz  zu 
dem  ofl  (486,  IV  1000  etc.)  gerühmten  alten  Adel. 


168  Liber  Tertins,  758—778. 

Nonne  domi  fugeres  hodie  ter  nndus  ad  umbram? 

Qois  aetat  hie  Satanas  ponere  terga  semel? 
755  Non  sine  pelle  potes  tantillam  uinere?  numquam 

Pro  nichilo  oidi  sie  trepidare  {yrobom; 
Si  saperes,  certe  tu  regem  sponte  rogasses, 

Quod  prQstare  negas,  hoc  licoisse  dari. 
Me  misemm,  quod  iniqua  michi  natura  negauit 
760       Obsequio  domini  congrua  terga  mei! 
Egocero  fundente  niues,  incendia  Cancro 

Non,  ut  pr^starem,  sollicitandus  eram, 
Non  prQstare  michi  plus  quam  pr^bere  liberet, 

Sed  te  nulla  tuQ  laudis  opella  trahit!' 
765  Hinc  sperans  patuisse  sibi  Ysengrimus  asilum 

Non  profectura  callidus  arte  refert: 
,Decipi8  incautum,  uulpecnla  perfida,  regem, 

Certius  antidotom  snm  meditatus  ego: 
FrancigenQ  est  longe  potior  membrana  senisque 
770       Quam  iuuenis  cprium  Teutonicique  lupi, 

Me  fore  Teutonicum  nostis  iuuenemque  probastis, 

Sed  non  et  medicam  uim  mea  pellis  habet; 
Rex  suspendat  opus,  pergam  subitoque  reuertar, 

Francigenam  regi  querere  uado  senem.' 
775  Callidus  archiater,  quid  possit  dicere  contra, 

Non  dubitans  monacho  leniter  infit  item: 
,Patrue,  quid  si  pelle  tua  minor  illius  lesset, 

Regis  opus  quando  est  omnia  membra  tegi? 


753  tibi  BDE  754  Quid  B  755  Num  E^  761  Egosero  C, 
Eglocero  DE  763  liceret  B  764  te  nulla]  renulua  (reuulua)  B 
765  *f  fehlt  B  Hinc  BCDE]  Hie  Ä  tibi  ysengrinus  B  asÜTim 
ABC]  asellum  DE  766  Nee  DE  oalidus  B  ruit  refert  C 
770  lupmn  :  lupi  B  774  Eranoigenem  B  775  quod  D  777  qiüd 
nachgetragen  E        778  tegi]  regi  BD 

754  Quis  Satanas  auch  1135,  IV  317,  343,  »  inhd.  welcher 
tiuvel  ,toer  nur  irgend,  wer  in  aUer  WeU\  vgl.  Myth,^  II 847  Arm. 3 
und  III  298,        771»  vgl  407. 


Über  Törtins,  779—798.  169 


Nec  senis  aiit  innenis  pr^ter  tna  nouimos  nsquam 

Tergora,  qu^  regem  totam  operire  qaeant'  780 

Itepplicat  hQC  abbas:  ,uanQ8  timor  iste  aidetnr, 

Si  regis  coram,  quam  profiteris,  babes; 
Si  brenior  insto  faerit,  qaam  legero  pellem, 

Adde  taam,  fieri  pilleus  inde  potest, 
Sofficient  bin^;  si  nis  captare  tyrannos,  785 

Fidere  non  debes  calliditate  dio. 
Non  procul  a  oino  debes  urgere  fAUorem, 

Effectom  probitas  in  probitate  capit, 
Gratia  primatnm  breois  est,  oisi  semper  emator, 

Ke  meritam  perdas,  nsqae  merere  seqnax,  790 

Maxima  ailescunt  auidis  maiora  parandi, 

Omne  bonom  impendit  pro  meliere  bonos; 
Fordere  nil  metaat  nisi  regem  regis  amicas, 

Me  penes  agrestes  snfficit  esse  Inpos.' 
,Patme',  respondit  Reinardns,  ,ydonea  suades,  795 

Ista  sed  onicolor  potio  tegmen  auet; 

790    meranda  tibi  est 
792    spemit 


779  nolumus  E  usque  B  780  Tergoraque  B  781  hie  C 
783  ioste  faeris  B,  am  Bande  bessert  B*  to  uerit.  784  pilleus 
ABBE]  pelleus  C  786  Fidem  B  788  Officium  E  Iprobitate 
(die  JSss,,  emend,  Borm.,  der  aber  irrig  ,beniffnitas  parü  henignitcUem^ 
erklärt.  Sinn  von  787  f. :  Bis  tief  in  dein  Fleisch  und  Blut  scJmei- 
dend,  in  dein  GrundcapitcU  hineingreifend  musst  du  um  Fürstengunst 
werben;  bloss  die  Wolle,  den  Zinsertrag  dem  Könige  zu  opfern,  genügt 
ieiner  Habgier  nicht  (vgL  V  111,  563);  die  reiche  Gabe,  die  du  ihm 
darbringst,  haftet  nicht  in  seiner  dankbaren  Erinnerung ^  ist  vielmehr 
hM  vergessen  und  wird  erst  in  eifier  weiteren  Wohlthat  lebenskräftig 
und  toirksam  (ebenso  TV  390),  sodass  nur  die  ununterbrochene^  Mark 
und  Mittel  erschöpfende  Beihe  von  WohlthcUen  dir  sein  WoMwollen 
sichert.  789  leuis  Ä  est  feMt  B  semper]  tempore  E  791  pa- 
ranti  DE  792  impendit  ABDfi]  spernit  C,  impedit  E  793  ml] 
non  B  795  B  setzt  Nota  statt  ^  daneben  reinardus  respondit  B 
795  f.  Interpunction  nach  ABC,  ista  =  haec  mea;  Mone  setzt  nach  E 
das  Komma  erst  hinter  Ista. 

786  uel  federe  D*       790  h  und  mit  uel  D^ 


170  Liber  Tertius,  797-812. 

Non  igitur  caranda  putes  discrimina  fandi, 

Proderit  hie  Galli  mentio  nulla  Inpi, 
Tarn  nos  Sarmaücmn  quam  commendamus  Ybemm, 
800       Unde  sit,  haut  refert,  sit  lapus,  ipse  aalet 
Fidas  in  hoc  certe  es  „senior  plos  proforet  ^gro", 

Dico  lupam  ianenem,  dico  ualere  senem, 
Quemlibet  esse  bonam  stat  testibus,  ore  daoram 

Landator  senior,  qnattaor  ore  tener; 
805  Nescio,  prustet  ater,  iauenis  seniome,  medel^, 

Dum,  quis  sit  potior,  iadice  pelle  probem. 
Ergo  senem  iauenemqae  simnl  aellemns  adesse, 

PrQStaret  regi  tegmen  uterqae  saam; 
Proposnit  iunenem.  fortnna  senemqae  neganit, 
810       Parcimos  absenti  pr^ripimusque  datnm, 
Yenandi  indodles  partis  infigimns  ungnem, 

Una  anis  in  laqueo  plas  ualet  octo  nagis. 


797  igitur]  nisi  G  798  Perdiderit  hec  B  nulla]  nulli« 
(millia)  B  800  aut  D  801  preforet  B  ergo  E^  später  ausradiert. 
803  licet  B  bonum  fehlt  B  duobus  C  805  iter  B  seniorue  BE 
806  quid  E  indice  C  807  iuuemque  :  iuuenemque  B^  810  pre- 
cipimusque  B        811  ungues  CD        812  laque  :  laqueo  % 


^1' , Glaubwürdiger  bist  du  in  dem  zweiten  Ptmcte,  das8..\ 
senior  bis  ^gro  ist  wegen  805  nicht  ürtheil  des  Fuchses,  sondern  auf 
769  bezügliches  Citai.  802  Drei  Zeugen  empfehlen  den  jungen  Wolf, 
einer,  Ys,  selbst  768  f.,  den  alten;  B,  erweitert  sofort ^  indem  er  sich 
vor  der  Autorität  des  Dr.  Ysengrim  (581  —  584)  beugt,  sein  vorher 
(447  ff.)  zu  eng  gefasstes  ürtheil  und  stellt  sich  durch  802  zu  und 
damit  über  beide  Parteien.  In  meisterhafter  Dialektik  versteht  er  so 
in  demselben  Äugenblick,  wo  er  aus  des  Wolfes  eignem  Flachs  diesem 
den  Strick  dreht,  den  Schein  des  nachgiebigen,  nur  auf  Versöhnung 
der  Gegensätze  bedachten  Vermittlers  zu  erwecken.  811  vgl.  zu  1 208. 
812  D*  setzt  die  übliche  Form  dieses  Spruches  Plus  ualet  in  mambos 
passer  quam  sub  dubio  grus  (MSD^  XXVII  2.  165)  daneben,  r^. 
femer  Zacher  in  Zs.  f.  d.  A.  XI  p.  130  n.  142,  Hoffm.  v.  Fall,,  AU- 
niederl.  Sprichw.  n.  135. 


Libor  Tortiofl,  818— 830.  171 


Nallorsum  ergo  abies;  si  digrederere,  reaerti 

Undecies  nono  non  paterere  die; 
Si  prorsus  iuaenem  prodesse  negaueris  Qgro,  815 

£sto  senex  potias  quam  poüare  füga, 
Te  uetalum  fingi  malim  qoam  pergere  qaoqaam, 

Ante  ego  te  noui  taqae  nalere  senem. 
Vis  ergo,  iuaenis;  uis,  canos;  es  utpote  pelais, 

Qoicqoid  habes  Qoi,  te  aaluisse  liquet,  820 

Nanc  age,  da  tunicam,  ne  msticos  esse  feraris, 

Fingeris,  at  aaleas  te  quoque  teste,  senex. 
Si  te  nee  formido  potest  nee  gratia  regis 

Fiectere,  da  saltem  motns  amore  meo! 
Nunc  te  gratanter,  nisi  desipis,  arbitror  esse  825 

Factorum,  quicqnid  te  facere  hortor  ego, 
PrQsertim,  ut  te  semper  amem,  com  noueris,  utqae 

Nunc  quoqne,  me  sanam  consalere  nsqae  tibi.* 
Sturdior  ille  piro  glandes  producere  iossa 

Effluere  in  uentos  mitia  aerba  sinit,  830 


lare 
813  ab  eis  abies  B      set  J?,   sed  C     digrediere  C,  digred  i , 

corr.  D*      815  iuuem  B     ergo  B      817  Tene  tultum  B     perdere  CE 

—  qnoqtuun]   quoque  B,  fMt  C         818  teque  Barm.,  vgl,  801  ff. 

CS     s 

819    ||nu|  B      canusjles  D       esse  C      es  p.  B        820  eni]  cni  B 

t 
822  FiDgeies  -  sene  G       825  decipis  BC      arbituros  B       827  |e  E 

—  amem  £  cum  nouens]  oognoueris  B  Mane  und  Barm,  waüen 
utque  zu  atque  ändern,  letzterer  saoum  enttoeder  «>  sapientem  auf- 
fassen oder  mit  darum,  planum  oder  cemas  vertauschen.  Der  Dichter 
sagt  ,zumal  da  du  weisst,  wie  ich  dtcA  immer  liebe  ufid  dass  ich,  loie 
auch  dieses  Mal,  so  stets  dir  Verständiges  rathe^;  ein  ähnlicher  Wechsel 
der  Constr,  1  997  ff,,  Ober  das  fehlende  ita  vgl  zu  III 1,  828,  nicht 
829  f  £       829  pio  giandes  B 

819  Zu  uis  ist  heidemal  si,  sowie  es  zu  iuuenis  und  canus  zu 
ergänzen;  die  Wendung  ,Du  bist  wie  ein  (metailenes)  Becken',  ob  alt, 
ob  jung,  gleich  tauglich,  vermeng  ich  anderweitig  nicht  zu  belegen; 
peLuis  au<^  VII  357.  829  nicht  ,auf  eine  verlorene  Fäbd  bezüg- 
lich' {BF,  XCIII),  vgl.  Eini.        830  vgl,  zu  III  74. 


172 


Idber  Tertios ,  831  —  844. 


Tunc  pnmam  efiremait  mcdicus  p&tmiqae  tenacis 

Doritiain  increpitans  probra  fauoris  agit: 
,Proh!  dubitas  et  adhuc?  et  quando  aelle  ualebis? 

Nunc  certe  nimiam  te  scio  paraa  peti! 
835  Ergo  pelle  tua  regem  uestire  recusas? 

Cui  procerum  tantus  non  placaisset  honor? 
Yillano  temere  piperatus  pauo  paratur, 

Sponte  tibi  occurrit  gloria,  tuque  fugis? 
Patrue,  si  fieret  pellis  michi  cansa  petendo, 
840       üt  tua  nunc  regi,  sie  michi  presto  foret? 
Magna  michi  de  te  fiducia  suppetit,  a  quo 

Impetrare  nequit  t'erga  lupina  leo! 
Audio,  quod  uerum  est,  „pater^  pix  cassa  madenti  est", 

Claua  uelut  stulto,  pellis  amata  tibi  est. 


831  Nunc  B       833  Prood  :  Proch  C,  Proch  BE  834  a  te 

cmdert  Mone;  vgl.  652,  741.        837   pipatus  paruo  B  840  Bai 

Fragezeichen  fehU  in  den  Hss.          843  uenturum  est  B  est  am 
Schkiss  ABCDE,  hei  Mone  fehlend. 


836  uel  proceres  O 


832^  «  fauorem  exprohratj  vgl.  848,  886,  ,er  wirft  ihm  seine 
(schlechtvergoltene)  Grünst  vor'  837  Man  liebte  es  die  Speisen  und 
Getränke  stark  zu  würzen  {Weinhold,  DFr.  p.  323,  Htälmanfn,  Städte- 
wesen  I  p.  23^31,  A  Schultz,  Höf  Leben  1  289,  Ecb.  p,  51  Atm.  5), 
fron  Würzen  erioähnt  unser  Gedicht  den  Pfeffer  {V  884,  VI  338)  und 
Senf  (V  976),  Der  Pfauenbraten  wa/r  eine  Zier  kömglicher  Tische 
(Ecbasis  544,  Weinhold  p.  322);  mit  einer  Pfeffersauce  serviert,  galt 
er  ods  Leckerbtsseti  ersten  Banges  (Ä.  Schultz  I  284,  333).  Eine  ältere 
Fassung  dieses  Sprichworts  kenne  ich  nicht;  in  den  jüngeren  tritt 
bekanntlich  Gurkensalat  oder  Safran  an  die  Stelle  des  Pfauenbratens. 
843'  Derselbe  Eingang  zum  Sprichwort  ,ich  höre  sagen,  und  ist  wahr' 
Zingerle  p.  42.  843»»  Dasselbe  Sprichwort  Edbasis  320,  Prora  302; 
Borm.  verweist  auf  Liber  de  duobus  monachis  270  Unde,  quod  ezcusas 
monachos,  nil  proficis;  immo  üda  recessura  cum  pice  uasa  ligas.  — 
844  vgl.  BF.  Einl  p.  93,  Mone,  Änz.  III 294.  Ähnliche  Fassungen: 
,im  ist  als  dem  toren:  den  dunchet  nihtes  guot,  wan  daz  er  mit  sinem 
cholben  tuet'  (52  f.  des  von  W.  Scher  er  QF.  XII  102  ,Trost  in  Ver- 


über  TertiQB,  845  —  868.  173 


Qnis  ciiiqaam  credat?  sumas  ana  stirpe  creati,  845 

Nee  tibi  me  sentis  consoliiisse  probe, 
Non  captantis  heros  delato  paupere  ritum, 

Imino  toi  cnram  fidas  honoris  ago, 
Nam  sine  pelle  toa  poterit  rex  niaere  forsan, 

Ta,  nisi  pr^stiteris,  manzer  anams  eris;  850 

Amodo  res,  ut  oportet,  eat  sino;  feceris  illnd, 

Feceris  hoc,  sine  me  sat  facienda  sapis.  — 
Rex,  claret  probitatis  adhnc  tibi  secta  Inpin^? 

Tredecies  dixi  „nil  dabit  ille  tibi"; 
Nee  michi  credebas,  donec  tibi  prodidit  ipse,  855 

Credis  adhnc  saltem  me  tibi  aera  loqoi? 
Aspice,  qno  iactesi  non  hie  tibi  sensio  eessit, 

Diligit  et  regno  plus  soa  terga  tno; 


845    Qaid  cni  credatnr? 

851 

eat,  sin  feceris 

857                        tnictes 

serio 

846  prebe  B  847  Nam  D  cittun  B  849  rex]  uix  B 
850  n]  m  C7  851  Ammodo  E  sine  oder  siue  B  852  sat]  fac  E 
853  Asn  Bande  Ad  regem  loqnitur  C>  imd  2)>  857  sensio  BDE^ 
i^ntio  J.,  serio  C,  darüber  uel  sentio  C'.  sentio  köfwde  nur  paren- 
thetische Verdcherungsformel  »ein,  wie  ich  weiz  {Haupt  Zs.  III  187) 
oder  (ich)  wsen,  <iber  dafür  braucht  der  Dickter  (hoc)  scio,  hoc  dico, 


845  C,  M»  Qni  statt  Quid.      846  uel  Nunc  O«      851  C,  sino  : 
sin,  dariiber  so.  non  D*       857  tractes  C,  über  serio  s,  o. 

ffweiflung''  betitelten  und  Zs.  XX  346  ff.  neuherausgegebenen  Fragments) f 
,Dem  toren,  der  sin  kolben  treit,  der  im  ist  lieber  denn  ein  rieh', 
Boner  I  25,  vgl.  femer  Zingerle  p,  146  f,  Vvne.  Bell.  Spec.  mor.  III 
8,  2,  p.  1022,  Oesterley  zu  Pauli  Schimpf  und  Ernst  p.  477.  Gemeint 
ist  der  Narr  der  ho  f.  Zeit:  ,bewaffnet  ist  er  mit  einem  Kolben  oder 
einer  Keule,  und  wer  ihn  neckt,  der  kann  Schläge  von  ihm  gewärtigen' 
{Ä.  Schultz,  Hof  Leben  I  162),  847  vgl  289  f  850  Zu  manzer 
auams  sagt  D*  ,genitn8  adulterio  et  dicitur  flaminge  vrec  hoerenzone/ 
Für  das  darin  steckende  Sprichwort  , geizig  wie  ein  Hurensohn'  kenne 
ich  keinen  älteren  Beleg.  854  vgl.  415—446.  857  iactes  {ebenso 
tractes  C  =---  schleppen)  sc.  lupum  in  uincula,  wie  V  555, 


174  Liber  Tertius,  859—874. 


Emorerere  qnidem  citias,  quam  uile  tibi  illad 
860       Exueret  saltem,  quo  sua  terga  tegit. 

Non  super  extemo  moueor,  carissime  regnm, 

Confandor  patroi  rnsticitate  mei, 
PrQsertim  stunmi  com  me  sciat  ipse  magistri 
Inter  pellifices  obtinnisse  locum, 
865  Nee  dnbitet  nostra  regaliter  arte  nouatum 

■ 

Se  prius  hac  qninto  posse  redire  die/ 
Friuola  longa  sn^  medico  complente  loqaelQ 

Rex  breuiter  soluit  talibus  ora  modis: 
,Qua,  Reinarde,  licet,  studet  Ysengrimus  bonesto, 
870       M^niaqae  intrauit  nostra  diente  carens, 
Detrahere  exunias  ipsum  sibi  dedecet  ecce, 

Detrahat  bas  aliqnis,  non  negat  ipse  micbi; 
Tu,  Bruno,  alterutrum  facies:  uel  detrahe  nostro 

Abbau  tunicam,  uel  micbi  trade  tuam.' 


ut  credo  u.  a.  {vgl.  Einl.)j  nie  sentio,  und  wozu  das  ÄugeMcheinUde 
noch  besonders  versichern?  Dds  gutbezeugte  sensio  ist  hier  nicht  = 
sententia  (Gloss.  Isid.  und  Hüdebrand  Gloss»  Lat.  p.  139)  sowohl  wegen 
des  schiefen  Ausdrucks  als  namentlich  wegen  des  harten  Subjects- 
wechseis,  sondern  das  aus  prosodischem  Grunde  syncopierte  senecio  im 
Sinne:  ,aliqnantTÜiim  senex',  vgl,  Glossar,  uetulus  817  und  zu  senex 
iuuems  685.  858  tua-suo  B  859  Emorere  E  uice  B  860  sal- 
tem] stamen  Bormans;  saltem  illud  uile  ,auch  nur  (Kaulen  p.  19S) 
jenes  winzige  Ding',  wie  iUam  rem  415  f.  862  Confundo  et  B 

863  ipse]  esse  CDE  magister  BC  865  Nee]  Nota  D  nostram  B 
nouatum  auf  Basu,r  D*,  dahinter  ist  das  von  D»  geschriebene  nouatuni 
ausradiert,        866  Sed  E      huic  oder  hinc  B,  hoc  (7,  s.  u,       867  *f 

vuaerde  licet  studet 
fehU  B      869  reinarde  zweimal  B      Re  |  {  |   j   |   |  |    |    |    I    corr.  D* 

honeste  B        870  -que  fehlt  B        871  exuuas  B        872  neget  ipse 

tria  ^        874  m  :  m  (also  modo)  D* 

866  Über  hoc  quinto  C  schreibt  C>  uel  huc  uel  nono. 


863  f.  ,Alludit  hie  Beinardus  ad  ea  quae  fdb,  II  et  HF  (der 
Wolf  als  Fischer  und  cds  Feldmesser)  ,narrantur,  quaeque  hoc  ipsa 
libro  supra  aliquoties  iam  tetigit,  u.  23,  124  sqq.,  praecipue  autem 
131  sqq.^  Borm. 


ÜberTertiM,  875-894.  175 


Clamat  ad  h^c  ueraex:  ,atnim  eligis,  urse?  seorsom  875 

Prouisams,  ntniin  sit  tibi  ploris,  abü' 
Keddidit  h^c  Bruno:  ,Ioseph  collega,  quid  horam 

PrQtalerim,  memet  console  nosoo  satis: 
L^tior  exuerem  regi  mea  terga  daturos, 

Esäet  enim  ntilins  oommodiasqne  michi,  880 

Sed  ne  forte  meo  ferar  innidisse  sodali, 

Nolo  mala  externam  sabripere  arte  nicem; 
Impleat  ergo  sumn,  cui  sors  est  prospera,  manns, 

£t  regem  trabea  aestiat  ille  sua.' 
Non  hQc  dicta  lupns  landi  patat  esse,  iocoae  885 

Nee  risa  Stadium  dissimolantis  agit, 
Sed  nee  consilinm  Bmno  aocemqne  rogandam, 

Qnod  de  propositis  eligat,  esse  patat, 
Prosiliens  ergo  quasi  fulgetra  mota  ruebat  — 

Pr^cipitis  uolpes  noluitur  ante  pedes:  890 

,0  patrui  miserere  mei,  Bruno  inclite!'  dixit, 

,Nescierat  regem  pellis  egere  suq, 
Huc  ideo  pellem  non  attulit  ipse  nisi  unam, 

Unius  est  heres  datque  libenter  eam, 


888    QBid 

894    compos 


875  *r  fehU  BBE  ad  hoc  E  ntrumqne  B  876  adi  DE 
877  <r  fehU  B  878  Pretulerit  E  881  Letior  Set  B  feror  C 
MtuiidM^de  B  885  iocose  B  Hinter  esse  interp.  AD  richtig,  da 
ioco  und  risu  untrennbar  sind,  vgl.  I  740,  V  966,  /ttr  den  freieren 
GOtrauch  der  Canj-  I  565,  III  579,  887  concüium  D  889  ful- 
gura  E      890  uiilpes]  Bruno  B      891  mesere  E      893  Hie  C,  Hac  D 

888  Qnod  ÄBDE]  Quid  C     894  mit  uel  von  2>*  darübergeschr. 


875  f.  vgl.  II 490,  III  543,  IV  97ff.,  815  f.  878  vgl  1688. 
884  Borm.  nimmt  im  Hinblick  auf  die  sonstigen  Herabsetzungen  des 
Wolfspelzes  (735  f.  z.  B.)  an  dem  ehrenden  Ausdruck  trabea  Anstoss; 
aber  hier  spricht  nicht  der  Fuchs,  sondern  der  Bär^  und  zwar  in  einem 
für  Ys.  durchaus  verbindlichen  Tone.  887  vgl.  VI  420,  450  — 
889  vgl  zu  I  640. 


176  Über  Tortitis,  895—910. 


895  Incolames  ongnes  damtaxat  habere  sioatur, 
Cetera  pr^staatis  pace  meaque  feras; 
Non  nimis  argen  debet,  qoi  commodat  nitro, 

Creber  in  os  larg^  ne  specoleris  equ^.' 
Argoit  iratus  poscentem  talia  loseph: 
900       ,Ha,  Reinarde,  toi  nunc  patuere  doli! 
Idcirco  patuli  satiabitor  alneus  Orci, 

Implebmitqae  malos  corpora  mnlta  lacns! 
Tu  quoque  nimirom  qaanto  liuore  grauaris, 
Qood  patraus  potior  te  foret  atque  prior! 
905  Maiorum  et  parinm  successibus  usqae  secnndis 
CarpitHr  et  langaet  callidas  atque  potens, 
Plus,  quamuis  doleas,  prior  est  fore  dignus  eritque! 

Reinardus  prana  calliditate  uiget, 
Ut  fauet,  hortatur,  non  ut  sapit,  inuidet  ergo, 
910       Abba  bone,  auspiciis  emoritorque  tuis; 


898    non  specnlaris 


896  -que  von  D*  ncLckgeiragen.  897  commedat  i  898  in 
hoc  B  sepecilleriß  B  equo  *  899  *r  fehlt  E  900  patniere  B 
903  grauatis  B  905  usque]  atciue  i  906  et  ABCDEfi]  ac  Mont 
910  Alba  D      aucipiis  C 


898  Ci 


895  Warum?  Nicht  bloss  zu/r  Vorbereitung  auf  1131  (BormX 
sondern  auch,  damit  er  fernerhin  seinen  Raub  zäh  festhalten  hönntj 
vgl  zu  I  208.  896  ,pr^8taiiti8  sc.  pellem'  Borm,  897  vgl  V 1219. 
898  largus  im  passiven  Sinne  «-  , geschenkt'  zu  deuten,  verhietei 
schlechterdings  der  Sprachgebrauch,  wie  der  Zusammenhang,  da  es 
dem  qui  commodat  ultro  entspricht;  der  Dichter  setzt  also  hier  in  dem 
bekannten  und  viel  älteren  Sprichwort  (Hieronymus  Prooem.  ep.  ad 
Ephes.  ,Equi  donati  dentes  non  inspiciuntur',  Prora  137,  844  /"., 
MSD*  XXVII  2  n.  34,  Zacher  in  Zs.  XI  p.  128  n.  Uil,  BF.  p^  92 
unten,  Ho^'oe  Belgicae  IX  p.  31  n.  480)  statt  des  gesdienkten  Gaules 
eigenartig  die  füüenr eiche  Stute,  deren  Jahre  tnan  nicht  ängsüi^ 
nachrechnen  dürfe.  901  f.  vgl  Äen.  VI  411  ff.  Auch  V  27  icird 
der  Neid  als  das  schwärzeste  der  Laster  bezeichnet. 


liber  Tertiiis,  911—982.  177 


Qui  meritum  minnit,  laadem  laresceFe  cogit, 

Semari  tanicam  perfidoB  ille  rogat! 
Tsengrime,  faae  tibimet!  tuns  Qstimor  hostis, 

Sed  tibi  dogma  menm  non  at  ab  hoste  datnr: 
Serniat  ad  plenmn,  qui  semiet,  integra  reddat  915 

Obseqoia,  aat  certe  prorsns  habeto  aibi, 
Snadeo,  acut  amo,  si  qa^ritar  integra  facto 

Graüa,  seraitiom  dimidiare  caue! 
Ungnibus  amissis  quid  prodest  cetera  pellis? 

Femida  per  portas  qnattaor  anra  subit,  920 

Et  sab  qnadrifora  rex  sadans  pelle  liqaescit  — 

Sic  tibi,  sie  regi  phisicus  iste  sapit! 
Da,  doinine  Tsengrime,  tuos  radicitns  ongaes, 

Da  coriom  et  camem,  nil  retinere  nelis, 
Pr^moneo,  minininin  ne  perdant  tergora  nillam,  925 

Nam  si  perdiderint,  irrita  prorsns  enintl' 
Dixerat  hQC  loseph,  landabat  curia  dictum, 

Nee  fore  sie  quisquam,  qui  reticeret,  erat; 
Tunc  gemebundus  ait  specifer:*  ,Brttao,  optime  consol, 

Publica  quandoquidem  contio  censet,  adi!  930 

At  peto  pauca  . . .  locus  fuerit  . . .  concede  . . .  merebor: 

AmpUns  inuento  ne  rapuisse  feras! 


912    Semari 

932    uolis 


912  Semati  B  913  fauet  B  ellimor  B  914  degma  B 
916  proTSsuB  f  918  seruitutom  B  919  Un  quibus  B  ammissis  BE 
920  Preuida  B  923  radicitos  rad^cdti^  C  radidtos]  traditor  B 
925  nimiom  C  926  Nilam  B  928  Ne  B  forte  B  sie]  nee  0 
929  fptime  D  930  sencet  C  931  panco  B  ,Sic  disHnguendus, 
»aepius  interrupta  turhaH  suppHeatione'  Barm.        932  in  oento  D 

912  C,  Semari :  Semari  D^,  im  Glossar  schreibt  D^  mit  entspr, 
BlaUnummer  ,52  semor,  maris  *  dimidior'.        932  uel  uelis  D* 

915  f.  vgl.  990.  917*  vgl.  909^,  dort  ist  Missgunst,  hier 

iMbe  die  Qudle  des  Bathes.         929  oonsnl  wie  878,  vgl.  Glossar. 
931  vgl.  VU  283.        932  vgl.  V  121f. 

Voigt,  Ysengrimiu.  12 


178  über  Tertins,  988—960. 


Non  plus  ille  qnidem,  quam  repperit,  abstnlit  usqnam, 
Fas  habita  est,  habitis  tollere  plnra  ne&s.' 
935  Annait  oranti  miseratas  itemqne  nolabat, 
Pontifici  netnlo  demere  terga  parans; 
Berfridus  tamido  sie  clamans  obstitit  ore: 

,Brano,  miser  Bruno,  siste  pammper  adhucl 
Testificor  sanctam,  qnem  s^e  requiro,  Botolphum, 
940      Pro  uacaa  pulicem  non  ego  pelle  darem; 
Detrahe  plns  totol  nisi  plns  quam  tota  trahantor 

Tergora,  Inmbrico  deteriora  facis, 
Postulat  archiater  stalte,  meritoqae  negantor 
Munera,  qn^  niolant  ins  saperantque  modmn.' 
945  Ursas  ad  hQC  pancis:  (et  non  renocabilis  ibat) 
,Qaod  tribui,  tribni,  quodque  paciscor,  ago; 
Tu  uero  Latiam  nescis,  domine  abba,  loquelam, 

Tergora  ne  fiant  deteriora,  iauo: 
Tu  submitte  caput,  tu  membra  extende,  docebo, 
950      Qui  tunicam  Franco  ponere  more  queas/ 


933  quidam  B  935  uolebat  C  936  uentulo  demerere  : 
uetulo  demere  B"  937  Herfridus  B  sie]  sibi  C  940  pul)licem  C 
944  Muneraque  B  945  f  fehlt  B  ad  hoo  E  esto  ibat  C,  t^- 
IV  207,  947  1"  E  latinam  CDE  domine  fMt  D,  an  dessen 
Steüe  schiebt  D^  pater  ein  loquebam  B  948  Tergore  B  — 
950  Quo  CDE 


930  requirere,  wie  sonst  quQrere  sanctos,  vgl.  Gloss.  Botvi- 
phus  {Stadler  I  510,  Acta  Sanct,  s,  17  Juni),  Angelsachse,  f  655,  ' 
Bmder  des  h.  Bischofs  Adulphus  von  Mcuutricht,  kam  mit  diese» 
nach  Belgien,  kehrte  aber  wieder  na<^  England  sswrüdt,  wo  er  später 
(üs  Heiliger  weit  tmd  breit  verehrt  wwrde;  für  Belgien  wird  sein  CvituB 
nirgends  bezeugt,  doch  darf  rnan  vertnuthen,  dass  er  in  der  Gegend 
von  Maastricht  an  der  Adulphusfeier  einigen  An&ieil  haue,  vgl.  £v 
Helpuara  II  67,  940  pulicem.    Diese  Metapher  {auch  VII  44^) 

beruht  wohl  auf  1  Samuel.  34,  is;  26,  20.  941  toto  =  tuniea,  v^. 
Glossar.  942  weil  der  SpuUowrm  die  Eingeweide  zerfrisst.  947  Üb^ 
Latiam  vgl  zu  407. 


LiberTertius,  951— 962.  179 


Desaper  ergo  ac  sabtus  et  hinc  atqne  inde  relectam 

Grand^ai  inaenis  restrofat  nrsos  ephot, 
Unde  altcun  medias  discriminat  occipat  aares, 

Postremas  calces  mensns  adosqae  metit; 
Horrida  non  alio  Mx  peraolat  impete  f^niiiD,  955 

Non  aiio  candens  unguina  crassa  calibs. 
Anteriora  tarnen  restant  snralia  nee  non 

Aare  tenos  tegmen  frontis  ab  aare  patens, 
Porro  saper  nasom  caadale  at  tortilis  ibat 

Neraas  ab  exorta  frontis  adosqae  labrom;  960 

üngaibos  incassis  citra  nimis,  orsas  atrimqae 

Liqaerat  h^,  nimia  mobilitate  aolans. 

956    ingoina 


951   ac]  et  J57  relect|   -4.,   relictrim  B^    relictum  CE    — 

952  Grandem  B       opbot  B        953  occipit  C        954  Post  tremas  B 

955  impere  :  impete  B*,  der  auch  sein  freudiges  polchnim  heischrieb. 

956  cadens  G  inquina  B^  cassa  E  958  Ante  oder  Ante  B  — 
ATiretenns  DE  tegimen  E  959  sup||nasiim  D  960  extortu  BE 
961  excnssis  C     minus  C     ntrimqne]  ut  timet  B      962  lique  erat  B 

956  ongnina  :  ingoina  D^ 


951  f.  ,Das  oben  und  tmten,  links  und  rechts  eibgelesene  (vgl, 
963  f.,  967,  969  ff,  und  membranam  relegere  V  129 J)  Kleid  streift, 
zieht  er  herunter  \  zu  restrofare  vgl,  Glossar,  952  ephot.  Bekannt- 
lich legt  der  katholische  Priester  über  seine  Kleidung  in  entsprechender 
Reihenfolge  folgende  6  liturgische  Getßänder:  amictus,  alba,  dngulum, 
manipuhüiS,  stola,  casula  (pUmeta);  das  erste  derselben,  amictus  oder 
superhumerale ,  das  SchuUertueh  (vgl.  näheres  bei  BoHdeschi,  Rom, 
Baus  p,  5,  Fluck,  Kath,  Liturgik  p,  118,  Bock,  Geschichte  der  liturg, 
Gewänder  II 19  f.)  —  ein  weisses,  leinenes,  länglich  viereckiges  Tuch, 
toelches  der  Priester  zuerst  über  den  Kopf  legte,  und  das  cUsdann 
glei<^  auf  die  S(^uUem  und  den  Hals  herabgdassen  und  unterhalb 
der  Arme  auf  der  Bnut  zusammengeschnürt  wurde  —  empfieng  von 
dem  entsprechenden,  aber  ungleich  prächtigeren  (Papias  s,  u.  effoth, 
Ugutio  föl.  64*^  col.  2,  Bock  a,  a,  0,)  Stück  des  jüdischen  Hohenpriester- 
omats  den  Namen  ephot  Abwechselnd  gebraticht  der  Dichter  neben 
Vfdtlichen  Ausdrücken  für  das  Kleid  des  Bischofs  Tsengrim  Utwr- 
gische  Bezeichnungen,  vgl.  977.  953  ,altam  medias!,  hgpaUage''  Borm. 
955 1  vgl,  II  394,  405  f 

12* 


180  Liber  Tertius,  963—978. 


Glamaaitque  alacer:  ,comites,  hQc  lectio  lecta  est, 
Nunc  melius,  cui  non  complacet  ista,  legat, 
965  Sed  sie  TeutonicQ  membrana  est  nescia  linguQ, 

Tamquam  Pictaui  corpore  rapta  lupi; 
_     Carcophas,  quid  ais?  uideor  legisse  uenuste? 

At  tu  die,  ueruex,  et  caper!'  ambo  tacent      v 
Beddidit  h^  asinus:  ,peream,  nisi  legeris  apte, 
970      Hactenus  et  placide  sustinet  ilie  legi; 
Legeris  nlterius,  iam  sentiet;  ecce  pnsillum, 

Quod  modo  legisti,  senserat  ipse  fere.' 
Tunc  iratus  aper  sie  frenduit  ore  minaci: 
,Yse]igrime,  nichil  conuenienter  agis. 
975  Quam  sit  Bruno  diu  phanaticus  aut  ubi,  miror, 
Seit  iuuenem  papam  detunicare  probe, 
Tam  bene  si  casulam  posnisset  cappifer  albus, 
Ter  tria  mox  surgens  mala  uorasset  Abel; 


963^  ,Gui  plaoet,  applaudat, 

976    decoriare 


967  ait  B,  agis  C  968  at  =-  certe,  vgl.  zu  II 377.  969  1" 
fehlt  hier  wie  973  in  ABCE  972  Quomodo  B  973  Nunc  B 
975  "it  owr.  D*  nbi]  nisi  E  michi  :  nbi  C  976  decimare  E 
977  si]  Sit  D,  seit  E       978  Ter  tria  ACDE]  Tertia  B 

963  mU  uel  sie  D*       976  C 


963  vgl  V  60.  965  f.  ,d.  h,  dca  FeU  des  jungen  deuischm 
ist  uns  jetzt  so  äiensam  wie  des  besten  erzfiransösischen  <iUen^  KF. 
EwU.  p.  79.  968  Beide  überlassen  dem  Magister  Carcophas  (687  ff.) 
daji  erste  ürtheü.  977  yWenn  der  weisse  Mantelträger  dem  Priester 
so  schön  das  Messgewand  (vgl.  zu  952)  abgenommen  hätte  (vgl.  950, 
754,  741),  wie  der  braune  Bär:  cappa  steht  hier  nicht  im  weÖiUdien 
Sinne  (Beisekleid,  i)gl  Weinhold,  DFr.  p.  396,  449,  Ä.  Schultz,  Hof. 
Leben  I  202,  226),  sondern  bezeichnet  ein  liturgisches  Gewand,  da» 
vorzugsweise  von  den  Ministranten,  den  Sängern  und  dem  niederen 
Clerus  überhaupt  (vgl.  phanaticus  975,  diacona  985)  m  Gebrauch 
genommen  wwrde  (Bock  II  267).  Diesen  weissen  Mantd  und  damit 
die  Alba  des  Ministranten  trägt  Joseph,  der  dwrch  diese  Stichelei  van 
nettem  (968)  zu  einem  ürtheil  provociert  ujird.        978  surgens,  ,8C.  a 


Über  TertiM,  979—992.  181 


Hnic  tarnen  officio  grates  nt  honoris  inani 

Ac  fractns-animun  nescio,  noce-siles.  980 

Insipiens  dici  poteras,  niai  nonna  netaret, 

Gantios  at  posthac  ntiliasqae  geras, 
Die  super  impenso  famolatn  gratos  honorem, 

Dedecet  acceptis  abnnere  nsqne  nicem; 
Et  ne  despicias  accire  diacona  talem,  985 

Qaocnmqne  eligeris  presbiter  esse  loco.' 
Laniger  obiecit:  ,potias  michi  Bruno  uidetur 

Officio  grates  non  meruisse  suo, 
Nil  c^isse  minus  quam  c^ta  refringere  l^dit, 

Officium  grates  integritate  trahit;  990 

Detrahe,  Bruno,  mitram!  si  non  detraxeris  Uli, 

Glabrio  dicetur;  detrahe,  Bruno,  mitram! 


984    ezhibitis 


979  tam  B  980  a^um  aniTnnm  B  981  notaret  (uocaret)  B 
982  post  hec  DE  gras  B  983  Hie  0  famulatom  BC  gratis  DE 
984  annueie  B  985  acciere  B  986  elegeris  DE  987  «T  fehlt  E 
989  c^pta  fMt  C     legit  g 


964  h 


ffenuflexione,  ctccepta  quae  impertiri  soUt  ante  digressum  benedictiane' 
Borm.  Abel  kann  GetvUiv  oder  Nominativ  sein,  und  da  ÄbeUäpfel 
sehiechterdings  nicht  nachweiahar  sind,  nur  das  letztere;  cdso  ^so  würde 
das  Lämwiein  —  Joseph  als  Messknabe  —  von  dem  dankbaren  Priester 
9  Äpfel  {ähnlich  IV  1032)  zum  Verschmausen  bekommen  haben',  vgl. 
Abelxtm  lampili  Graff  II  214  {aus  (Jim.  23496  fol.  1\  in  dem  son- 
stigen Salomonischen  Material  ist  'nach  freundlicher  MittJieüung  von 
E.  Sieinmeyer  und  E.  Sievers  nichts  Ähnliches  aufzufinden)^  Abellos 
agnus  recens  natus  Du  Gange  1 18;  demnach  ist  abel  hier  entweder 
AppeUatiuum,  oder  es  ist,  wofür  das  Fehlen  der  Endung  zu  sprechen 
9cheint,  dafür  das  N.  pr.  des  lammflrommen  Abel  eingesetzt;  weiteres 
m  Glossar.  981  Zu  norma  ergänzt  Bormans  unter  Berufufig  ofuf 
869,  1 104,  109  urbanitatis;  aber  norma  ist  stets  <=  Klosterregel, 
vgl.  Glossar j  und  hier  ist  die  auf  Matth.  V  22  fassende  Vorschrift  22 
des  IV.  (Jap.  der  Beg.  Benedicti  gemeint.  989  vgl.  Frora  215  — 
990  vgl.  915  ff. 


182  Liber  Tertius,  993  —  1010. 


Pardus  abrepta  grator,  quam  parte  relicta 
Anxior,  et  grates  Bruno  sibi  optat  agi! 
995  Quod  canis  ambesa  fertur  meruisse  placenta, 
Hoc  meruit  Bruno  nee  meliora  ferat. 
Balnea  laudarem,  si  rasa  Corona  fuisset, 

Nunc  monachus  credi  protinus  esae  nequit; 
Rex  nbi  pontificem  fieri  deliberat  illumV 
1000      Ampla  ad  utrasque  aores  infnla  tendit  adhuc, 
HactenuB  est  abbas,  statoatur  denique  prQsul? 

Unde  lupis  tanta  est  gloria  tamque  frequens? 
Sic  ego  reuera  (nee  sam  robustior  urso) 
Obsequii  grates  non  meritnrus  eram, 
1005  Expilarem  oculos  et  demolirer  ego  aures, 
Sin  aliter  noUet  rapta  tyara  sequi; 
Curandum  paucis  prQter  micbi  credo  tibique, 

0  caper,  expertem  luminis  ire  lupum; 
Si  duo  nos  illi  lumen  pateremnr  abesse, 
1010       Auribus  auulsis  nuUa  querela  foret, 


995  exesa 


993  Parcus  B  relecta  D  994  s]  g  J3  995  ambesta  B 
996  Hec  B  997  BaUea  B  999  fieri  auf  Basur  E  1000  ad 
utrasque]  adusque  B  ad  hec  B  1001  D(m  Fragezeichen  fehlt  in 
den  Hsa.  1003  ergo  B  non  BDE  1005  aures  ego  et  demo- 
liier DE  1008  expertum  C  1009  lumen]  aures  C,  lumine  E 
1010  auussis  (amissis)  B 


995  CDS 


995  f.  Schwerlich  auf  eine  verlorengegangene  Fahd  zu  beziehen, 
vielmehr  auf  sprichtoörtlicher  Grtmdlage  hervfhend,  meruisse  statt  me- 
rere;  vgl,  Prora  237  ,Quitne  diu  canis  imnunes  calcare  placentas?' 
1000  infula,  wie  mitra  991  f.  i/md  tyaia  1006  die  Bischofsmütze,  vgL 
Glossar.  Die  dem  Wolf  bei  der  Schindung  gdfliebenen  Stücke,  Hut  und 
Handschuh,  konnten  sowohl  geistlich  auf  den  bischöflichen  Ornat  als 
auch  weiilich  auf  den  herausfordernden  Bitter  gedeutet  werden;  d.  D. 
behandelt  erschöpfend  das  letztere  Motiv  1115  ff.,  ersteres  hier  nur 
vorübergehend  streifend. 


Über  Tertins,  10U->10a4.  183 

Scilicet  abstracto  penetralia  libera  peplo 

Aaditum  trahereBt  liberiore  nia.' 
Dixerat  h^  aeruex;  eadem  Berfridns  et  illi 

Dicere  se  iorat  proposnisse  diu, 
Et  pQnam  tridnana  inbet  ieinnia  culpQ,  1015 

S^pins  inculcaiis,  poBt  caneatnr  idem. 
lam  lapnfl  abstracto  fandebat  tergore  riaam 

Saagaüüs,  at  denso  defluit  imbre  Latex, 
Bubrior  et  stilla  flaaü  cnirentis  ab  alto 

Agnini  ingali  nnlnere  totas  erat  1020 

Qamat  oiians  medicns:  ,per  totnm  aenimiiB  istuc 

Delecti  regnum  ins  agere  atque  loqni. 
Et  quia  lactificare  caper,  nel  mingere  ceram 

Carcophas  dididt,  oontio  nostra  dolet; 


1023   oerainqae  oaoaie 


1011  forinm  penetralia  peplo  DE      1013  hoc  E      1014  iurant 

BCDE         1015  culpQl   espe  B         1017  f  fehU  C       abstrato  B 

it 
1018  dofln)!  carr,  D«      iimbre  B      1019  et]  est  E      1020  angoim  C 

-  erat  fehU  E       1021  *r  D       1022  Düecti  B,  Deücti  CE,  DeUcti  : 

tque 
Deleotos  D*      a  1 1 1  eorr.  D^       1023  Etqne  saotifioare  B 


1023  mU  uel  Ih 


1013  ,1111,  90.  Brunoni,  eui-et  ieiunia  imperantwr*  Borm»  — 
1023  Seiner  Natwr  nach  gibt  der  Bock  kerne  Müch  —  über  das 
Sprichwort  ,Böeke  mdken^  vgl,  die  Ausleger  zu  Verg,  Echg,  III  91^ 
Prora  518  und  hier  V 128  —  und  die  Esdspisse  enthalt  nicht  Honig 
oder  Wachs,  sondern  sehr  viel  Ha/msäwre,  dermassen  dass  das  Gras, 
auf  weiches  er  pisst,  —  v^enn  auch  nur  bis  zum  nächsten  Thau  — 
weiss  oder  grau  wird,  daher  der  Dichter  des  BruneUus  (Kl,  lat.  Denk- 
nuäer  p.  100)  von  diesem  sagt  ,GTamina  demingit,  sie  arida  pascna 
reddit,  Hinc  periere  bonos,  hino  moriuntur  oues*  {317  f.,  noch  mehr 
iiberireibt  die  Wirkung  seines  Harns  der  Interpolator  318,  1—6), 
Hier  aber,  klagt  der  Fuchs,  haben  Bock  und  Esel  dem  Wolf  gegenüber 
*iur  8ai9rftmuih  und  Müde,  nur  üftZcA  und  Honig,  nicht  GaUe  und 
Säure  auf  den  Lippen;  vgl.  zu  der  Metapher  Prouerb.  Sal,  XXIV  28 
Ne  sis  testis  frnstra  contra  proximum  tanm,  nee  lactea  qaemquam 


184  Liber  Tertins ,  1026 — 1066. 


1025  Degrassetur  enim  cum  tanta  iniuria  regem, 
Yo8  aliud  miror  depnduisse  queri: 
Non  detrans  Tanaim  plus  fnlgurat  edita  syndo, 

Nee  Situs  annosum  tarn  rubefeeit  ebur, 
Quam  poderis  bis  tincta  rubet,  de  qua  iste  snperbit, 
1030      Ante  quidem,  non  nunc,  patruus  ipse  michi. 
Quis  consanguineus  miser  audeat  esse  potentis? 

Dispariter  funem  diues  inopsqne  trahunt; 
Donec  uisus  erat  pauper,  nelamine  uili 
Obsitus,  hunc  poterat  non  puduisse  mei, 
1035  Nunc  fortasse  pudet,  postquam  detecta  uetatur 
Purpura  sub  corio  delituisse  lupL 


1025  Degrassator  B      1026  all  aUud  B      miro  G     1027  feMiy 

U7id  Zeile  dafür  offen  gelaasen  E       de  trastanaym  B       trans  auf 

Easu/r  D*      fulgerat  BC     IH  sehreibt  'ci*  über  sindo,  will  also  scindo, 

ähfüicJi  leitet  er  Siditur  IV  117   ab  ,de  scindo'  1029  iubet  B, 

ps 
rabor  C     supersit  C      1030  nunc  non  BD      i\\e  E      1033  pauper 

erat  uisus  C       1034  michi  :  mei  E       1035  Nee  B 


labiis  tnis  tmd  Hüdebert,  der  in  der  Schüderung  eines  Heuchlers 
sagt  Laote  dealbat  fei,  gladium  quoque  melle  perungit,  ...  Mellit^ 
fauces,  et  amamm  nectar  in  ore,  Sermo  sapit  nectar,  sed  mens  ina- 
cescit  aceto  (col.  1364,  Zeile  27  ff.).  1027  Seidene  tind  baumwollene 
Stoffe  kamen,  in  Scharlach  oder  Purpur  gefärbt,  während  des  XII.  Jh, 
in  grossen  Massen  nach  dem  Abendlande,  vgl.  DEW.  I  68,  Bodi^ 
Band  I;  gemeint  ist  hier  ein  seidener  TaJLar  m  dappelUr  Pwrpwr- 
färbung  (SCßatpov)  aus  dem  Orient  (detrans  Tanaim),  sei  es  aus  Tyrus 
{1037,  A.  Schultz  I  256,  265)  oder,  die  Ortsbestimmung  wortUch 
genommen,  aus  den  Kat^casusländem  {Ä.  Schultz  I  251  Ober  Agn- 
mantin,  255).  1028  Vinc.  BeU.  Spec.  not.  XIX  cap.  51  Ebur  can- 
didum  est,  quantoque  uetustius,  tanto  rubicundius.  1029   Unter 

poderis,  iiberh.  «^  tunica  talaris,  wird  gewöhnlich  die  Alba  (zu  952) 
verstanden,  was  hier  unstatthaft  ist,  da  diese  ihre  weisse  Farbe  stets 
beibehalten  hat.  Zunschen  der  stola  und  der  casula  legte  der  Bischof 
noch  die  beiden  Diaconatsgewänder  an,  die  scharlachrothe  tunicella 
und  die  gewöhnlich  weisse  dalmatica,  erstere  heisst  auch  tunica  (109 f)t 
tunica  poderis  {Innoc.  III  Myster.  missae  I  10,  55),  an  sie  ist  hier 
zu  denken.        1032  vgl.  1  395. 


Liber  Tertins,  1087— 1060.  185 


Institor  hanc  Tyrio  iam  nunc  extraxit  aeno, 

Stillat  adhuc  croceo  tinctio  rore  recens; 
Yos  agite,  o  proceres,  per  aestnun  et  regia  honorem, 

Cemite  folmine^  nestis  herile  iabarl  1040 

0  quam  pauperibns  diues  splendere  mdeturl 

Sed  qnid  opes  prosnnt,  cum  sit  anarns  habens? 
Dinite  commendor  patrao,  confondor  anaro, 

Prosperitas  simplex  est,  ubi  teter  olor; 
Diaes  aaaritia  est  melior  nix  paupere  largo,  1045 

Solais  egestatis,  patrae,  probra  me^, 
Te  mea  non  adeo  Iqdit  pennria,  quantom 

Constat  anaritiQ  me  pudnisse  tuQ. 
Visere  qnis  cupiens  regalem  pronidus  aolam 

Tegmina  gestasset  deteriora  foris?  1050 

Tu  saper  indacens  peius  tegomenta  lupinQ 

C^saris  ad  nadam  caltus  ad  instar  eras! 
Quam  decait  tali  Tyrius  sab  tegmine  marex, 

Clara  sab  hirsata  parpara  pelle  lapi! 
Sed  teneo,  peUem  cor  non  donaaeris  altro:  1055 

Texta  aerebaris  ditia  posse  peti, 
Sordidas  idcirco  aenisti  pelle  lapina, 

Omatam,  celebrem  dissimalare  aolens; 
Vix  precibns  longis  extorsimos,  improbc,  tandem, 

Ostendi  caltus  ut  paterere  tuos,  1060 


1037  Instior  (lu-)  E  syrio  B,  tyro  C  1038  croceo  B 
1039  uesü-om  et]  unum  B  1041  splendore  B  1043  contendor  g 
1049  Misere  B  1052   Cesaris  corr.  2>*  1053  Quam  ABC] 

Quem  DE  und  Mone;  quam  =»  tne  wenig  docuit  B  tynus  B 
1054  purpure  B  1055  Hinter  pellem  interpungiert  A,  die  andern 
^st  am  Schluss  donauerit  B  1057  Sordifus  carr.  D*  Sordibus  E 
1059  Vis  B        1060  Ostendisti  E 


1044  vgl  zu  655;  schlichtere  Fassungen  desselben  Spruchs  hei 
Oüoh  (Pez  III  2,  p.  50Sf)  Gaudia  integra  nusquam  sunt  in  terra  und 
Chmtheri  Ligurinus  I  603  üsque  adeo  nulla  est  hominis  sincera 
uoluptas.  1045  auaritia  fasst  Mone  als  AbUOiv,  Borm.  richtig  ofe 
Nomin,,  vgl.  diues  auarus  Ouid.  Am,  III  7,  50. 


186  Über  Tortixifl,  1061  —  1086. 


Porpiira  si  saltem  gestata  forinsecus  atque 

Interios  pellis,  culpa  ferenda  fiiit. 
Curia  si  mecum  sentit  rectumque  tnetur, 

Rege  super  l^so  iadicat  atque  dolet; 

1065  Contemptus  regis  pensandus  honore  co^uo  est, 

£xce8sus  queritur  regia  causa  duos: 
Potio  suspensa  est  monacho  retinente  cucullam, 

Induuias  turpes  horruit  aula  uidens, 
PrQsumptum  temere  est,  nee  inemendata  manebit 
1070      Aut  non  pr^teriet  sospite  culpa  reo.' 
Has  medici  uoces  confirmat  curia  clamans: 

,Emendare  reum  uel  Inere  ausa  decet; 
Tarn  reus  hie  quater  est  abbas  et  episcopus  idem. 

Quam  lupus  esse  solet  laicus  atque  rudis, 
1075  P^na  co^qua  nefas  aut  emendatio  pensetl' 

Glamabant  proceres,  et  graue  murmur  erat, 
Denique  sedati  postquam  tacuere  peracto 

Barones  strepitu,  phisicus  inquit  item: 
,Patrue,  non  audis  procerum  decreta?  quid  abstas? 
1080       Protinus  emenda,  si  tibi  cura  tui  est! 

Stulte,  quid  emendes,  ignoras?'  (namque  rogabat) 

, Nonne,  quod  ammissum  est,  diximus  ante  satis? 
Regis  ad  offensam  gestatum  intrinsecus  ostrum, 

Palliaque  oranti  pr^stita  sero  nimisT 
1085  Irato  similis  multum  nee  adesse  uolonti, 

Stabat  adhuc  abbas,  nee  temere  acta  querens-, 

1062  foret  B     1063  tecumque  tuetur  B     1065  Contemptusque  E 

1066  Excelsus  J5,  Exessus  D         1071  1"  fehlt  C,  erst  hei  1073  E 

uel 
1072  aula  B    e8.t  deoet  C    1077  latuere  B    1078  Härenes  B    idem  BE 

1079  irstas  corr,  D*       1080  cara  B       1082  ammissum  AE]  amis- 

sum  BCD      1084  omati  B,  omatu  G     minus  B      1085  1"  fMt  CE 

stultum  0,  uultum  wiU  Bonn.,  vgl.  Har.  8erm.  II  5.  92.        1066  ad 

hec  B      nee]  nisi  B 

1084  Über  nimis  schreibt  J>  uel  foit,  wohl  Glosse  eum  «ort^ 
Verse. 


Liber  Tertius,  1087  —  1096.  187 


Turbidns  archiater  fremnit:  ,qiiid,  patnie,  nersas? 

Me,  nisi  ter  iorem,  dicere  aana  putas? 
Patrae,  per  penBam  saDcü  Gabrielis  herilem, 

Quam  septena  boom  nix  iuga  ferre  oalent,  1090 

Ni  sabito  emendes,  tunicam  poet  paUia  tollo, 

Si  uis,  imperimn  transgrediare  meam/ 
lamqae  emendatom,  &ta  et  nocoisse  recordans 

£t  nocitnra  tunens,  c^erat  ire  senex; 
Ammonet  hircos  eom:  ^sic  tu,  monache  improbe,  coram 

Rege  patas  magno  principibiisqae  loqui?  1096 


1090,  a.  b    Per  sanotam  Latia,  qvi  panaat  in  urbe  Bibronsi, 
Et  Basilam  Scote  de  regionia  hnmo, 


1068  T  n  C  Am  Schluss  ein  Fragezeichen  m  D,  ein  Punct 
in  AB,  nichts  in  CE  1089  penam  —  habilem  B  1091  tunica  C 
post  to  pallia  B  1092  uis]  ins  A  {vgl  eu  I  559)^  ins  et  C;  vgl. 
V  179  und  ü  TOB,  irascare  michi  Ys.  abb,  113  f.  1093  "f  fehU  E 
et  nocoisse]  incause  B 


1090,  a.  b  von  D*  nach  1088  eingeschoben. 


1069  Gemeint  ist  die  grosse  Schwungfeder  des  befiederten  Erz- 
engds  (vgl,  II  65),  ,quae  tarn  tum  magnifiee  in  iUius  Statuts  pingi 
ae  deaurari  sokbat^  (Borm.)  1091  paUia  ist  hier  und  1084  nicht 
das  erzbischößiche  PaUium,  welches  der  Dichter  stola  (vgl.  eu  V  1074) 
nennt,  sondern  Obergewand  überhaupt,  vgl,  tunica  propior  pallio  Plau- 
ius  IWn.  V  22, 


1090,  a.  b  Latia  ist  wegen  des  entsprechenden  Basilam  weder 
zu  in  urbe  ,in  der  waischen  Stadt  B,'  eu  beziehen  noch  zu  Lucium 
(Luciam)  zu  ändern  (Ghesquier  1 97,  III 222,  Sander  Hagiol,  p,  133), 
vielmehr  bietet  das  Distichon  eine  durch  ter  veranlasste  Fortfuhrung 
des  Scherzes  und  erinnert  an  1 299,  IV  355,  1,  an  die  H.  des  Namens 
Basilia  und  Basilla  gemattet  Scote  nicht  zu  denken.  Wohl  aber  gibt's 
^ine  urbs  Bibrensis,  Beveren  in  Ostflandem,  bei  Antwerpen  (vergleiche 
Osterleg,  Histor.-Geagr.  Wörterbuch  d,  MA,  p,  61),  das  durch  seine 
SpUzeMöppeleien  bekannte  reiche  Dorf  mit  7000  Einwohnern. 


188  Libor  Tertius,  1097—1114. 


Hoc  quod  in  osqae  tnom  pendet  nasale  labellnm 

Detrahe,  ne  balbo  semiloqnare  sono; 
Labra  tibi  nasale  netat  ne  libera  dandas, 
1100       (Indice  sub  cauto  retia  mille  latent, 
Incolnmes  causas  exilis  scrapns  iniqnatl) 

Detrahe,  supposita  ne  capiare  plaga.' 
Laniger  exclamat  contra:  ,Berfiride,  quid  erras? 

Desipit,  indocilem  qui  sapere  alta  docet; 
1105  Sit  licet  exiganm  nasale,  potasne,  quod  ipsnm 

Tarn  nilescat  ei,  quam  mea  lana  michi? 
Tarn  fnit  ille  diu  retinend^  pellis  anams, 

Assibas  hoc  temis  non  pateretnr  emi.' 
Emendantis  agens  ritnm,  lupus  ntraqae  tendit 
1110      Brachia,  regalem  cemans  ante  thonun, 
Obnixnsqae  capat,  placantia  snpplice  gesta 

Emendatoris  dicere  uerba  parat; 
Cautos  nt  archiater  nidet  emendare  paratom, 

Corripiens  doris  nocibus  acre  forit: 

1104    sapniBse  dooet 

US 
1097  in  i  I  quo  corr.  D«       libellom  B       C  schreibt  hier  uasale, 

1099  u.  1105  vasale.      1098  ballo  B      1100  caudo  B      1101  Incob°T 

corr.  D*       scrupus]  semper  B,  serupns  C       1102  subposita  A,  sub 

posita  B  imd  Borm.      1103  <(  fehlt  0      1104  Decipit  E     inoccilem  B 

uel  tis 
1108  hec  BE       tiinis  D  1109  1"  fehlt  BE       Emendatus        D 

1110  ciiminis  B      thonun  ABCDE,  vgl  270,  VII  332;  M<me  twB 

thronum.         1111  capit  B       plaoentia  E        1113  *(  DE       nidi  B 

1114  aere  C     sinit  B 


1104  h 


1097  vgl  959  f.  Bei  der  Gesichtsbedecktmg  für  den  Kampf 
erforderte  besonders  die  Nase  sicheren  Schutz.  ,8o  wurde  denn  an 
dem  Reifen,  welcher  den  Helm  an  seinem  unteren  Bande  umschloss, 
ein  festes  Eisenband  angeschmiedet ,  gerade  lang  und  breit  genug  ^  die 
Nase  zu  bedecken.  Es  ist  dies  das  Nasehband  (altfr.  nasaiC) '  A.  SdMz 
II  p.  51.  1098  vgl  II  7.  1100  vgl  II  477.  1104  vgl  II  644. 
1108  Der  Preis  von  drei  Hellem  auch  VII 192,  vgl  zu  I  789. 


Liber  Tertiiis,  1115—1128.  189 


,Sic!  sicl  0  Satan^,  sie!  patnie,  patrae  demens!        1115 

Corre  procol,  SatanQ  patrae,  cnire  procal! 
Egregie  est  factum,  sie  te  facere  obsecro  semper, 

Emendas  lepide,  iam  tna  facta  probo! 
Qnod  si  te  nelaret  adhue  damis  hispida,  namqmd 

Horroris  tanti  uersns  ad  aosa  fores?  1120 

Emendatnmm  rebar-regemqae  daello 

Impetisl  est  peior  culpa  priore  sequens; 
Purpura  cor  pretiosa  tibi  matauit  et  artvs, 

Pronideat  peltam  rex  citns  atque  pedom, 
Tsengrimus  aaet  solio  depellere  regem,  1125 

Impetit  0  dignos  regia  coUa  pagill 
In  regem,  o  proceres,  hoc  dedecüs  isse  sinetur? 

Hen  michi,  qaos  fastns  ostrifer  iste  geht! 

1128    foUigür 


1115  81  B  1115,  1116  Sathana  DE  tind  Mane,  der  aber 
seinen  Irrthum  in  den  Ädd,  crü.  p,  299  erkannte;  B,  hat  dem  Wolf 
schon  1030  ade  Oheimschaft  gekündigt,  nimmt  sie  dann  a%M  alter 
Gewohnheit  1087  und  1089  toieder  auf  und  sagt  sich  hier  ganz  von 
ihm  als  ernenn  Teufelsoheim  los,  vgl.  zu  IV  634,  1118  lapide  B 
1119  Tialeret  CD         nonquid  C  1120  Horreres   C        causa  B 

1121  Exmendatomm  B  1124  peltem  B  1126  Impetis  B 

1127  hec  B       esse  BDE       1128  iUe  B 


1128  so  D*  über  ostrifer,  vgl,  V  126, 


1117  vgL  zu  I  957,  1123  auf  sprichwörtUcher  Grundlage, 
vgl  M8D.*  XXVII  2. 107,  Eberh,  Beth.  Labor.  III 117  Permutant 
mores  hominimi  com  dantor  honores,  Cruntheri  Ligur.  I  300  Snmma 
probos  mutaie  potentia  mores  dicitor,  Zingerle  p,  53,  1124  pedum 
mlat.  stets  <»  hcujulus,  fustis,  daua.  Beim  Zweikampf  bediente  sich 
zum  Angriff  der  Bitter  des  Schwertes,  der  Nichtadlige  des  Stockes  oder 
der  Keule,  dieser  Unterschied  wird  durdiweg  bestätigt,  vgl,  DuCange 
II  66  s.  u,  campio,  II  952  col.  1,  A.  SchuUz  verweist  mich  brieflich 
ouf  den  Sachsenspiegel  (Buch  I  Art.  63  §  4),  Wamkönig  und  Stein, 
Frone.  Bechtsgeschichte  III  229,  Phüippe  de  Beaumanoir  Coutumes 
du  Beauvoisis  II  432,  Assises  du  Boyaume  de  lerusalem  1 1,  325  ff. 
Wenn  sich  nun  hier  der  König,  dessen  Symbol  das  Schwert  ist  (190)^ 


190  Liber  Tortlus,  1129—1142. 

Dignas  erat  forca,  tarnen  emendabile  crimen 
1130       Baronnm  meritis  extitit  atqne  meis; 

Nnncqne  daellarem  ciroteca  et  pillens  arram 

Proponunt!  proceres,  probra  quis  ista  ferat? 
H^cine  signa  pntas  iram  compescere,  demens? 
His  potios  signis  senior  ira  snbit 
1135  Qois  tibi  persuasit  Satanas  prodire,  prinsqnam 
Gonsnle  me  nosses,  qu^  facienda  forent? 
Gonsnle  me  h^c  stnlti  pr^somptos  pignera  certe 

Debneras  longe  desemisse  foris, 
Tnnc  tibi  rex  forsan  predbns  mansnescere  posset, 
1140       Qni  nix  nnnc  aliquo  conciliante  potest. 

Die  michi,  rex,  qtaidnam  saper  hoc  inssaras  es  aosa? 
Ingenium  magnQ  nobilitatis  habes, 

1129  surca  B  1131    Huncque   E  pellieus   aram  B 

1132  qui"  corr.  D*  1133  Hoccine  B  1134  potior  B  1136  nolles  C, 
nosces  DE  1137  hoc  CE  pignera]  mtmera  B  1140  Que  B  — 
uix  non  C     consiliante  BDE 


trotzdem  mit  dem  Kolben  wehren  soll,  so  vermag  ich  einen  Grund 
dafSr  nur  in  der  Erwägung  des  Dichters  eu  finden,  dctss  gegen  dm 
plumpen  Bauer  Ysengrim  mit  bäurischer  Waffe  gekämpft  werden 
muss,  vgl,  1136.  1129  Die  Strafe  des  Erhängens  am  Galgen  {RA.* 
p.  682  ff.)  wird  erwähnt:  hier  für  Majestätsheleidigwng  [1064),  IV 170 
für  Verrath,  IV  223,  V  310  für  Diebstahl,  I  389  und  IV  98  ohne 
Angäbe  der  Schuld.  1131  Indem  Y.  ntraque  tendit  brachia  und 
cemnns  capnt  obnititar,  erweckt  er  den  Schein,  cds  ob  er  Handschuh 
und  Hut  als  Unterpfand  der  Herausforderung  (duellarem  arram, 
pignera  stnlti  prQsnmptos  1137,  dnelli  nadinm  Matth.  Ports.  1243)  dem 
König  darreiche;  wie  heute  die  Karten,  so  tausehte  man  damals  die 
Handschuhe  aus,  was  reichlich  bezeugt  ist  {DuCange  II  331  cot  3, 
RA*  p.  154,  BF.  Einleitung  p.68f,  Martin  zu  Beinaert  II  6745, 
A.  Schultz  II  p.  133);  aber  von  einem  zweiten  sachliehen  Pfände,  wie 
hier  augenseheiniich  der  Hut  gebraucf^  wird,  wissen  die  sonstigen 
Quellen  nichts.  1135  vgl.  zu  754.  1137  f.  vgl  Myth.^  I  p.  2r 
Anm.  1  und  Jus  feudale  Saxonum  cap.  33,  art.  5  Anteqnam  nassallus 
accedat  ad  dominum,  gladium,  cultellum  et  calcaria,  pileum  et  mitram 
deponat,  chirothocam  et  cappas  oxuat. 


Über  TtetioB,  114S—1168.  191 


Parce  precor  stolido,  patrans  michi  didtor  esse, 

Et  licet  innitiis  seraiit  ipse  tibi; 
Regis  more  gerens,  rex  h^c  tibi,  patrae,  dicit  1145 

(Rex  etenim  inssit  me  sua  nerba  loqui): 
„Debitor  ignoscentis  eget,  sibi  consnlit  insons, 

Nee  ueniQ  nisi  dt  criminis  aactor  erit, 
Fortior  est  feriente  ferens,  nee  SQciüa  palcram 

Tarn  fecisse  deo  quam  scelerata  pati.  1150 

Ergo  meta  cessa,  perge,  Ysengrime,  rediqne, 

Reinardo  cidpam  dono  rogante  taam, 
Tarn  qaia  me  Qgrottim  cesta  grassaris  iniquo, 

Qaam  michi  qiiod  faerit  pr^stita  sero  clamis, 
Nee,  qiiia  non  poscas  neniam,  infidome  moronie,      1155 

Gratia  non  gratis,  quando  rogatar,  adest 
Parco,  licet  nolis,  ingrato  parcere  grator, 

Com  redies  sensu,  gratia  plnris  erit, 


1144  innitos]  nxmtiis  B  1145  rex  fehlt  D  dixit :  dicit  C 
1146  iTissit  me  sna  iussa  nerba  G  1147  Detritor  B  eges  :  eget  C 
1148  neniQ]  nemo  B  1149  est]  et  B  1150  secnlata  E  1152  negante  B 
1153  Tam  qnia]  Tarn  :  Tamqne  B  gestn  E  qnassaris  D;  grassari 
aliqnem  =  cmgreifen,  wie  V  769  und  bei  Statius,        1157  Perquo  B 

1145  Während  B.  bei  dem  ersten  Appell  an  des  Königs  Ent- 
scheidung (853  ff,)  diesen  selbst  sprechen  lässt,  greift  er  hier,  bei  dem 
zweiten f  seinem  ürtheil  vor:  dort  darf  er  aus  FurdU  vor  der  Badie 
des  Weif  es  die  Verurtheüimg  nUM  aiuf  sich  nehmen,  desto  eher  hier  die 
Begnadigung,  1148  vgl.  Trist.  II 1,  31  f.  1149  f.  oonsbrr,  nee  tam 
pulcrum  deo  est,  quod  secuta  {htmc  mundum,  diese  Zeitlichkeit)  fecit, 
quam  quod  secuta  scelerata  patiiur,  vgl,  VII  588.  1153  cestn  s» 
FausihandschuJi.  ,IHe  Ärmd  des  Hälsberges  liefen  meist  in  Hand- 
schuhen aus,  deren  innere  Seite  mit  weichem  Leder  gefuttert  war, 
wahrend  die  äussere  mit  Bingen  und  Eisenblechen  benäht  erschien'' 
A.  S(hfultz  II  40,  1156  ^Verzeihung  empfangen  die  Undankbaren, 
wenn  FSrbitte  fBr  sie  eingelegt  wird',  vgl,  1130,  1152;  Bormans  Am- 
gegen:  ,sensus  prouerbiaUs:  Qtwd  rogatur,  non  gratis  datwr^  {Seneca 
de  benef.  II 1  gegen  Ende).  1158  sensn  entweder  Dativ  statt  in 
c.  acc.,  vgl,  Ludwig,  J^aef,  zu  Commod,  Carm,  apolog.  p,  XXX, 
Leo  im  Index  zum  Ven,  Fort.  s.  u,  redire,  oder  Abi.  limit.y  redire  absolut 


192  LiberTertiüs,  1159  —  1178. 


Sine  igitnr  tsrdas  sen  ma  properare,  cauebo, 
1160       Ne  qnicquam  hie  fieri  triste  qnerare  tibi: 

Si  nis  ferre  moram,  postquam  sadabo,  resomptis 

Protinus  exunüs  regrediere  domam; 
Si  properas,  qnacamque  die  remeaueris  istac, 

Pr^stita  seroabo  resütaenda  tibi" 
1165  Regia  finierat  medicns  mandata  saomqae 

Ad  patraum  pro  se  talia  aersus  ait: 
,Patrae,  me  rarsom  tibi  subuenisse  negato, 

Regia  quem  propter  desiit  ira,  patet' 
Repplicat  ilie  nichil  nee  tam.sibi  pr^stita  gaudet 
1170       Tergora  seniari,  quam  tribuisse  dolet, 

Quin  tardare  reeusat  ibi  foribusqae  nefandis 

Appropians  iterom  eogitat  inde  gradi; 
Cemus,  aper,  uulpes,  aeraex,  caper,  ursns,  asellos 

Qoisque  soa  profügom  uoce  aalere  iabent: 
1175  ,Eia  nnne  eommendatus,  nune,  dulcis  amiee, 

Nunc  eommendatus,  dulcis  amice,  deo!' 
Respondet  nichil  ille  salutantesque  relinquens, 

Hospitium  tamquam  non  placuisset,  abit. 


1159  Sine  fehlt  B  tardo  B  siue  DE  1160  Et  JB,  Nee  D 
1161  moriam  B  sudaro  foüX  Barm.;  vgl,  aber  V  957.  1162  exi- 
uius  B  1164  seruando  B  1165  f  fehU  B  1166  posse  :  pro  se  B 
1168  quam  :  quem  C  1169  ^  DE  1171  foribusque  reclusos  E, 
vgl  Metern.  VII  647.  1173  «f  E  1177  Respondet  ABCDE; 
Respondit  Mone. 


von  einem  abirimnigen  Vasallen,  der  sur  Besmntmg  und  Pflicht 
guTückkehrt,  Phüij^  IX  123;  vn  keinem  Fad  ist  redies  mmlidk 
zu  fassen  und  sensu  zum  Folgenden  zu  ziehen.  1171  v^.  495  ff» 

1175  f.  Neben  der  gemeinweltlichen  (aue,  uale,  s.  Glossar)  und  der 
klösterlichen  (benedicite,  s.  Glossar)  Grussformel  gtbra'ucht  der  Dichter 
hier  wnd  V  755  die  hofische  ,Gott  befohlen',  vgl  Myth.^  I  p.  13, 
Martin  zu  Kudrun  436,  2,  Ä.  Schultz  I  410,  499  Anm.  5.  Für  die 
Verdoppelung  {oder  Verdreifachung)  des  Segensvnmsches  vgl  IV Ulf, 
714  f.,  Ecbasis  439  (III  329,  394). 


Liber  Tortias,  1179—1198.  193 


Bex  Rafanns  abi  sumptis  sadanerat  herbis 

Tegmine  sab  calido,  pristina  paasa  redit,  1180 

Poscitur  et  capitar  cibns,  alternantqae  repente 

EGnc  natura  aalens,  inde  medela  potens; 
Mox  animi  compos  rerum  narramine  dulci 

Tempora  Reinardum  tollere  longa  rogat: 
Ut  lapns  exierit  clanstmm  ant  intrarit,  et  hospes      1185 

Ut  faerit  capre^  transieritqae  redox, 
Factaqne  mutna,  nerba  data  atque  relata  nicissim, 

Ant  cor  Qtatem  dissimnlarit  ibi; 
Addit  et,  nt  gallns  Reinardum  Inserit  ipsum, 

Rex  subridendo,  scire  quoque  illud  anens.  1190 

Difficilis  Reinardus  erat,  nam  multa  loquentem 

Sermo  fatigarat  continnatus  eum, 
Sed  Brunona  rogat  sibi  s^pe  relata  referre, 

At  Bruno  uersus  fecerat  inde  nouos; 
Quos  ubi  rex,  an  uellet  eos  audire,  rogatus  1195 

Mandat,  it  allatum  Gutero  moxque  redit, 
Datque  urso,  dedit  ursus  apro,  legit  ille,  silebat 

Dulcisonum  auscultans  curia  tota  melos. 


1179    Bex  igitar  sumptis  postquam 

1184  iubot 

1186,  1    Ut  capree  ftaerit  hospitiiqne  modum 

1188,  1    Etatis  curne  dissimnlator  Ibi 

1190  auet 


1179  *f  fehlt  BC  Rufanus]  infamis  B  Mone  interpungiert 
hinter  herbis,  nicht  hinter  calido;  vgl.  4öl  f.,  728.  1180  callido  B 
pauca  B  1181  atemantque  B  1182  patens  BE  1184  longua 
regat  B  1185  instrarit  B  1192  fatigaret  E         1193  regat  B 

1195  ubi]  tibi  B        1196  id  alanun  B        1198  ascultans  CE 

1179  C  1184  C  1186,  1  C,  nur  capre  staU  capree. 
1188,  1  (7;  aber  dissimularit  schreibt  D*  uel  dissimulator.         1190  C 


1183  f.  vgl  Trist.  III  3,  11  f.        1194  vgl.  537. 


Voigt,  Ysengrimiis.  13 


Liber   Quartus. 


Urandi  studio  loca  uisere  sacra  uolebat 

Caprea  cum  sociis  Bertiliana  suis, 
Incomitata  prius,  Septem  post  nacta  sodales, 

Officiis  quorum  nomina  iuncta  uide: 
5  Rearidus  ceruus,  suspectum  ductor  iu  agmen, 

Horrida  ramosi  uerticis  arma  gerit; 
Berfridus  caper  et  ueruecum  satrapa  loseph 

Präsidium  armata  froute  tuentur  idem; 
Carcophas  asinus,  portandis  molibus  aptus, 
10       Nomen  ab  officii  conditione  trahit; 


9    portatis  molibos  implet 


Mit  bunter  Majuskel  heginnen  alle  ausser  G,  Spatium  nur  in 
CDE,  die  Buchbezeichntmg  fehlt  B;  A  liber  IUP,  C«  Incipit  tertius 
liber  uv^  O  Incipit  nonum  exemplum,  D  Incipit  liber  tertius,  nonum 
exemplum,  E  Incipit  tertius  liber.  1  Jisere  E  solebat  ABÜ1)K\ 
uolebat  hessette  Borm,,  vgl  23  f.,  35  ff.,  825—830,  2  Cuprea  B 

—    Bertiliana  :  bertiliana  A        3  suis  prius  B        5  Reandus  ceruus 
suspectus  ductus  B 


9  portatis  moribus  implet  C,  darüber  C*  uel  portandis  moribus 
aptus. 


2  Caprea  übersetzt  J.  Grimm  im  BF.  durchweg  mit  Gemse,  wo- 
gegen Mone  mit  Rücksicht  auf  die  geographischen  Grenzen  der  Thter- 
sage  mit  Becht  Einspruch  erhebt  {Arn.  III  187);  es  ist  die  RehgeisSf 
vgl,  Steinmeyer,  Ahd,  Gloss.  275^  65,  Herrad  von  Landsberg  p.  Jf^S, 
Altd.  Bl.  II 212  etc.  8  idem,  sc.  ac  ceruus,  vgl,  445,  467,  9  f.  Der 
Dichter  selbst  (vgl.  III  689  f.)  leitet  den  Namen  von  carco  ,beladen' 
{Quicherat  p.  34,  Diez,  Altrom,  Gloss.  p.  8  n.  48  onerati  carcati  und 
p.  11  n.  162  onustua  carcatus,   BEW.  I  114)  her;   ,tenninationem  a 


LiborQuÄrtüs,  11-24.  1^5 


Dictatnm  Reinardas  agens  prohibetqae  iubetque, 

Ut  clauus  facilem  torqaet  utroque  ratem, 
Nimimm  sapiens  senioque  illectas  an  artem 

Tempore,  an  Qtatem  uicerit  arte,  latet; 
Actitat  excubias  anser  Gerardas  et  hostes  15 

Noctumos  strepitu  terrificante  fagat; 
Horarmn  custos  Sprotinus  gallus  et  index 

Tempora  tam  lucis  quam  tenebroea  canit, 
Luce  ni^  tempus  cantat  paus^que  cibiqae, 

Nocte  deo  uigiles  soluere  uota  monet  20 

Hos  ubi  qoone  modo  cdknites  sortita  sit,  edam, 

Caprea,  res  conctis  non  füit  acta  palam; 
Sola  domo  exierat  sanctos  aditura  peregre, 

Visere  qaos  crebro  nouerat  ante  diu, 


16  sollicitante 

18,  1  Et  Lune  et  Fhebi  tampora  qneqne  canit 

21,  1  Hos  quo  sit  sortita  modo,  dabitabile  ne  sit, 

22,  1  Caprea  consortes  Bertiliaua,  loqoar. 
24,  1  Et  cum  propositoin  dimidiasset  iter, 


11  Ducatom  DE  13  serioque  C  14  an]  ante  B  15  %md  65 
anoer  C  16  tertificare  B  11  C  schreibt  Sprotinus  stets  ohne  r  — 
19  panesque  E  21  quosue  C  meo  E  23  additora  B  24  qun" 
corr,  D*       nouerat  CD 


16  C  18,  1  0  Auf  20  folgt  in  C  21,  22, 1,  23,  24, 1,  24, 
25,  26,  27,  30,  es  fehlen  28  f.;  dass  aber  aiAch  24—26  in  yC,  etwa 
durch  BeischHft  von  uacat,  getilgt  waren,  lehrt  die  Zusammengehörig- 
keit der  untrennbaren  Verse  24, 1  und  27 ;  dass  C  ferner  eine  in  seiner 
Vorhtge  vorhandene  Variation  zu  21  übersah,  zeigt  die  Unvereinbarkeit 
von  21  und  22,  1.  Das  Bäthsel  löst  der  Ys,  dbbreuiatus ,  aus  dem 
oben  21,  1  ergänzt  ist,        24,  1  dimidiaret  C 

uocabulo  dephas  {wegen  der  grauen  Farbe?  vgl.  auch  503  f)  mutuatas 
esV  Mone,  12  Petrus  de  Ebulo  1 1^  Quo  uis,  defertur  remige  parua 
ratis.  13  vgl.  III  621—624;  zu  dem  Vergleich  von  ars  und  ^tas 
IV  406.  15  f.  yVidetur  Capitolü  a  Gallis  paene  capti  memor  fuisse 
poeta'  Borm.,  vgl.  Metam.  XI 599.  17  Dass  der  Hahn  die  einzelnen 
Tagesstunden  wie  eine  schlagende  Uhr  angibt j  lehrt  auch  Alex.  Neckam 
De  nat.  rer.  I  75  (Wright  p.  121). 

13* 


19§  Libör  Quartns,  25  —  46. 


25  PrQcipne  sancti  Gereouis  in  ^de  colampnam, 
Dispariter  stantem  sontibas  atque  piis. 
Compita  contigerat  densis  ambrosa  frutectis 

Caprea,  cum  c^ptum  dimidiasset  iter, 
Per  tribulos  illic  dominQ  sentesque  uagaDti 
30       Occurrit  ualpes,  edit  et  aadit  aue; 

Tanc  ait:  ,unde  soll?  quorsum?  cur  sola?  quid  actam? 

Singnla  (consolte  sciscitor)  ede  michi!' 
Domna  refert:  ,cur  ista  roges,  ignoro,  sed  audi 
(Forsitan  exemplis  institoere  meis): 
35  A  laribas  digressa  meis  pansantia  Rom^ 
Sanctoram  atque  aliis  pignora  uiso  locis, 
Neue  sacrum  minuat  circumflua  pompa  laborem, 

Sola  uior,  turb^  non  famulantis  egens.' 
Reinardus  capream  sollers  dementer  euntem 
40       Corripuit  uerbis  commonuitque  bonis: 
,Cara  soror,  seruire  deo  sanctisque  placere 

Non,  nisi  discurras  incomitata,  potes? 
lob  si  nera  docet,  fit  numquam  ypocrita  felix, 
Perfidius  nichil  est  quam  simulata  fides, 
45  Quisque,  quod  est,  pateat:  paupertas  pauperis  esto, 
Diuitias  comites  diuitis  esse  decet. 


25  f.  und  2S  f.  fehlen. 

80    OccnrrenB 

43    nuUns 


25  colupnam  E         26  sumptibus  C7,   sontibus  :  sonptibus  D*- 

27  *r  fehlt  E      Composita  B      strictetis  B       28  Capre  E       31  cui 

sola  B        33  1"  fehlt  CE       Donna  B,   Dona  E        34  instniorere  n 

ntia 
35  disgressa  B      pausa  1 1 1   corr.  D*        36  uisa  CE       37  minnant  B 

39  *r  fehlt  E     43  fit  nnmquam  ADEfg]  nnmqnam  fit  Bi,  fit  nullns  Ch\ 

über  die  Länge  des  y  vgl,  Einl.      45  Quisquis  f      qnod  est]  etiam  B 

pateat  fehlt  h        Über  quod  vgl  zu  III  208,        46  docet  B 

30  0,  uel  occurrit  0«  39  Über  dementer  2>*  demeroor,  im 
Glossar  mit  entsprechender  Blattnummer  ,58  demercor  *  vercopen*. 

25  f.  vgl.  zu  II  179  f  43  Hiob  XX  4  f  Hoc  scio  . . .  quod 
laus  impiorum  breuis  sit,  et  gaudium  hypocritae  ad  instar  puncti,  vgl 
VIII  13,  XIII  16,  XV  34,  XXVII  8  ff. 


Liber  Qaartus,  47— 64.  197 


Pauper  nescit  opes  moderari,  nescit  honorem, 

Subtrahe,  confer  opes,  pauper  atroque  perit, 
Pauper  honore  dato  turnet,  intabescit  adempto, 

Auf  er  opes,  ezspes,  redde,  petulcus  erit;  50 

Optima  sors  misero  est  numqnam  feliciter  esse, 

Directo  teritur  semita  nota  gradu, 
Perdere  res  nescit,  quisquis  non  nouit  habere, 

Instabiles  animos  mutat  uterque  color. 
At  dines,  quem  plena  animi  prudentia  firmat,  55 

Perdere  tarn  suffert  quam  sapienter  habet, 
CoUegasque  domi,  coUegas  diligit  extra, 

Aufer  honestatem,  probra  merentur  opes; 
Tu  quoque  uiue  probe,  comitatu  fungere  pulcro, 

Este  larga  domi,  largior  esto  foris,  60 

Non  cassat  meritnm  pomposi'  gloria  c^tus, 

Cor  uigeat  pura  simplicitate  pium. 
Forsitan  et  latitat  carectis  hospes  in  istis, 

Vespere  cui  noiles  incomitata  loqui; 

49    indignator 


48  parit  t,  perit  auf  Bclswt  D*,  der  nur  die  noch  am  Bande 
sichtbare  SeJbstberichtigung  von  D  in  den  Text  eintrug.  49  tumes  B 
adepto  Ci  Vers  49  toird  nach  50  tn  C  wiederholt^  wieder  mit  adepto. 
50  exspes]  expers  J?,  et  spes  h  redde  petulcus  erit]  pauper  utroque 
perit  C  pecnltus  hi  51  est  fehlt  i  52  Si  recto  g  gradi  E 
54  homines  f  55  Aut  f-  quam  B  plana  dei  prudentia  i  fluat  B 
56  sapienter  :  patienter  E^  pacienter  i  57  CoUegas  i  collegasque  g 
58  mouentur  E^  morentur  i  59  sungere  B  domi  largus  f 
61  cessat  C       62  Cur  :  Cor  iS       63  hostis  BE      64  sequi :  loqui  E 

49  h 


50  vgl.  Ars.  am.  I  239.  53  ,Der  nie  gewan,  der  ylos  nie' 
Cato  320  {Zingerle  p.  54).  63  f.  Die  spärliche  Ausnutzung  dieses  Motivs 
im  Vergleich  mit  dem  vorhergehenden  der  Armuthsheuchelei  erklärt 
sich  daraus,  dass  im  Anfange  des  XII.  Jh.  Barnen  noch  oft  ohne 
Gefahr  und  üble  Nachrede  allein  weite  Strecken  reisten  [Weirihdld, 
DFr.  p.  395,  A.  Schulte  I  395),  während  im  weiteren  Verlauf  dieses 
und  vollends  im  XIII.  Jh.  Sicherheit  und  Sitte  Begleitung  gd>oten. 


1 98  Libor  Quarlus  ,65—88. 


65  Ccruus,  ego  et  ueruex,  gallas,  caper,  anser,  asellas 
Sampsimos  eiusdem  uota  gerenda  uiQ, 
Accipe  fortnnam  socios  per  utramquo  fideles, 

Yiribas  insignes  consilioqne  sumus/ 
Dicta  placent,  comitesque  uocat  Reinardas,  et  omnes 
70       Altemum  feriunt  fQdus  euntqae  simuL 
Ysengrimus  eo  aafer  aascaltarat  et  ictum 
Fadens  audierat,  cominus  inde  cabans, 
Hie  lupus  octo  quater  lustrorum  traxerat  orbes, 
Qaa  comites  illos  caprea  nacta  die  est; 
75  Qoi  cum  uix  prQ  fasce  asinum  reptare  trahentem 
Infertas  bolgis  intueretor  opes, 
Aogitar  eximiQ  tactas  dalcedine  pr^dQ, 

Quid  faciat?  celeris  mens  erat,  aluus  iners. 
Ederat  et  biberat  plu?  iure  et  largios  usu, 
80       Ut  granido  illisam  uentre  cauaret  humum, 
Yertebro  costisque  super  surgentia  palmnm 

Ilia  prQduro  durius  ntre  rigent, 
Sicque  urgente  cutis  stomacho  superauerat,  ut  non 
Tota  licet  densis  esset  operta  pilis; 
85  Elicit  inde  omnes  ex  toto  corpore  uires, 
Et  ter  conatur  surgere  terque  cadit. 
Ingemit  et  mortis  species  sibi  miUe  precatur, 

,Proh  dolor!  hie',  inquit,  ,mors  patienda  michi  est! 


66  ueta  B        Hinter  Sumpsimus  längere  JRaitur  D       68  con- 

cilioqae  D        69  comitesque]  omnesque  B        70  Altemunt  £,  Alter- 

eun 
utrum  E      ferunt  C     cunque  jB,    |  |  tque  corr.  D*        71  uaser  C  — 

ascultarat  BC^  auscultaret  2),  ascultaret  E      inte  cabaris  B      75  pre- 

face  B,  prefasse  E      76  Inferas  B      77  dulcedeine  B      78  sceleris  : 

celeris  -4,   sceleris  BD^   scleris  E         79  bis  575  {Lage  8)  fehlt  C, 

fol.  40^  steht  noch  die  Reclamante  Edeint  et  biberat.     82  predoro  ABE, 

pre  duro  D     83  cunctis  B     84  dencis  B     87  precantur  E     88**  atiWi 

1016,  VII  295,  stets  Ausruf,  nie  Frage,  wie  Mone  hier  annimmt. 

71   ,haiie  dahin  gehorcht',  vgl  II  503  f         73  vgl  III  59£. 
gl  f.  vgl  II  297  f.y  III  322, 


über  Qoutas,  89—106.  199 


0  quäle  hospitium  nunc  perdo  miserrimus  exul! 

Ibo,  queam  neqneam,  qualibet  arte  ferar,  90 

Subsequar  anguino  saltem  uestigia  reptu, 

More  suis  uoluar;  sin  comes,  hospes  ero!' 
Ergo  alunm  dorso  donumque  reciprocat  aluo, 

Yim  spes,  spem  generat  uis,  opus  urget  amor. 
Dictator  latitare  sagax  in  saltibus  Ulis  95 

Nouerat  et  paucis  profore  uelle  lupum; 
Digrediens  igitur  loseph  comitante  seorsum, 

Frigida  suspensi  sustulit  ora  seuis, 
Et  docuit  loseph,  quid  agat,  si  uenerit  hospes, 

Cui  nomen  lupns  est,  canus  at  absque  fide.  100 

Nox  obiter  snrgit,  Sprotino  deinde  canente 

Hospitium  subeunt  et  sua  seque  locaut; 

« 

Carcophanta  uocat  loseph  domuique  tuendQ 
Pr^ficit,  ,hoc',  dixit,  ,stabis,  aselle,  loco! 

lanitor  hie  instar  solidi  defigere  pali,  105 

Appulit  extemo  nostra  carina  solo. 


89  E  quäle  E       93  Sus  J5  (S^  staU  &")       alimn  D       reci- 

precat  B      96  prefore  B      98  hora  E      99  uenerat  B      100  at]  et 

BE  und  Barm,;  vgl,  2jingerle  p.  150  Triuwe  unde  wiser  rät  daz  zieret 

nte 
wol  den  alten.  101  obitom  B        canende  B^   cane  |  {    carr,  Ih 

103  tuende  B        104  hie  J3        106  Applnit  E 

97  vgl  Jtt  II  464,  98  über  die  Sitte,  Wölfe  über  der  Haus- 
thür  oder  mben  dem  armen  Sünder  am  Galgen  aufsuhängen,  vgl,  RA,^ 
p.  682,  686,  und  zum  Pferdekopf  V  1099,  102  Das  Haus,  welches 
die  Pilger  beziehen,  heisst  hospitium  102,  651,  sQptum  113,  dömus 
103,  772,  «des  181,  tecta  209,  338 ;  im  Inneren  befindet  sich  ein  Herd 
(119),  Tische  (117)  und  ein  hoher  Haufen  Heu  (770,  773),  vielleicht 
ein  EßUer  (SST,  292);  das  Dach,  aus  Brettern  gebildet  {779),  ist  trotz 
767  f,  niedrig,  da  zwischen  ihm  und  dem  Heuhaufen  nur  der  Zwischen- 
raum einer  Eselslange  bleibt  (775,  779  f,);  die  Wallfahrer  finden  das 
Haus  unbewohnt  und  tmversMossen,  Es  wird  demnach  weder  eine 
Eremitenklause  noch  ein  Jagdhäuschen  sein,  sondern  ein  Hospiz;  vgl. 
über  diese  Häser,  Gesch,  der  Medicin*  I  p,  443,  Gesch.  der  christlichen 
Krankenpflege  p,  19  u.  103. 


200  Liber  Qnartas,   107  —  122. 


Tutior  esse  patas,  quod  non  nunc  arma  minentur? 

Hamus  inescatur,  qui  capit  agmen  aquQ, 
Oblatus  qaandoque  calix  saspectior  ense  est, 
110       Scis,  quibas  ingeniis  prodita  Troia  füit? 
S^pius  extorres  prouincia  blanda  fefellit, 

Dum  aetait  fallax  ante  timere  qoies. 
Quod  si  prauas  in  hoc  quis  repserit  aduena  sQptam, 

Hoc  uerbum  cella  posteriore  tene: 
115  Fac,  quQCumqae  iubebo  tibi,  contraria  inssis.' 

nie  libens  iussas  substitit  ante  fores; 
Siditur  ad  mensas,  asiuum  faror  urget  edendi, 

Fertque  suam  stolida  rusticitate  famem, 
Is^eglectisque  focum  foribas  pctit  inque  repostos 
120       Discursat  discos  sparsaqoe  frusta  rapit 

Arguit  hunc  loseph:  ,repete  ostia,  rustice  demens, 

Congruit  ofßciis  sollicitudo  uigil! 


a 

107  quam  B  iuuentiu-  B  108  agwem  i  |qne  E 

109  Ck)Uatu8   h  110  ingen^  B  prodita  ADh]   perdita  BE 

na 
111  blanda]  tota  B        112  uetuit  Äfg]  metuit  BDE        113  adue  \  \ 

corr.  D*        114  Hec  uerbis  B      prosteriore  B        115  iabeo  tibi  2>, 

tibi  iubeo  E      iussus  B      116  bibens  B      118  famen  B      120  sper- 

saque  E      frustra  BDE       121  1"  2> 


110  Ingenia  ist  tote  hamus  108  und  caUx  109  gleidifaüs  ein 
concretum,  das  hölzerne  Boss.  ,Älle  die  Maschmen,  die  zur  Bela- 
gerung oder  Vertheidigimg  einer  Festung  erbaut  werden,  Tieissen  ant- 
werk,  mlat,  ingenia,  die  Leute,  welche  sie  zu  hauen  verstehen,  heissen 
antwerkmeister,  ingeniarii'  A,  Schultz  II  369,  vgl.  Gl.  114  loanna 
de  Garlandia  Dictionarius  cap.  6  {Scheler,  Lexicographie  lat.  p.  22) 
In  cerebro  sub  craneo  tres  sunt  cellulae.  Prima  est  ymaginaria, 
secunda  rationalis,  tertia  memorialis,  Eberh.  Laborint.  I  120 — IM 
(Francke,  Schulpoesie  p.  13  f.)  Cellaque  trina  sapit :  Prima  capit,  media 
discemit,  tertia  rerum  Formas  in  thalamo  posteriore  legit,  Fantasia 
sedet  in  prima,  uis  rationis  In  media,  tema  uim  memorantis  habet, 
ebenso  nennt  Gualther  Alexand.  1 188  die  GehimzeUe  des  Gedächt- 
nisses extrema  cella. 


Liber  Quartus,  123—142.  201 


Utilitas  ingens  peiit  utilitate  pasilla, 

NegUgitor  uitQ  cura  fauore  giÜQ.' 
lanitor  insano  tantum  saccnrFere  uentri  125 

Anxius,  ut  didicit,  serio  cassa  refert: 
,Qaid  michi  commendas  sernanda  nisi  ostia,  sodes? 

Fas  impone  michi  sit  tua  iassa  sequi! 
Masüco  Don  ocolis,  committo  dentibas  escam, 

Os  uacnat  discos,  ostia  noltus  habet/  130 

Ire  lapns  laxa  paulatim  c^perat  alao, 

Pr^celerans  nires  sednlitate  saas, 
Cumqae  relnctantem  Joseph  ferus  arget  asellum 

Pollicitis,  precibas,  pulsibus  atque  minis, 
Perfidas  hospes  adest,  inuentis  l^ta  precatar,  135 

Non  oris  meditans  nerba  animiue  loquens. 
Propositum  neqnam  polcro  sermone  colorans, 

Obnubit  ficta  relligione  dolum, 
Nocte  soporatos  pensans  ingnlare  lucroque    . 

Conciliare  moram,  limen  abi  intrat,  ait:  140 

,Pax  Qobis!  heremita  iabet,  henedicite,  fratres! 

Pax  iteram  uobis!  hQc  heremita  iubet.' 


190    His  vacno 


n 
124  fauerore  B      125  *r  D      suecurre  uenter  B     nenti  |  corr.  D* 

126  socio  B       127  sedes  B       129  comniito  B       131  f  fehlt  B    — 

paulataim  B  132   Pr/'celerans   corr.  D*  135   lota(-ca)   B 

138  fictam  E  140   consiliare  BE         lumen  B         agit  ait  B 

141  iubet]  iubus  B,  nenit  m        142  hoc  BE      hie  —  uenit  m 


130  Os  nacuat  :  His  uacuo  (mit  Gloas,  ego)  D* 


141  f.  Pax  nobis  (auch  II  99,  VI  56,  über  die  Häufung  der 
Grussformeln  vgl.  zu  III 1175  f.)  ist  allerdings,  worauf  Mone  hin- 
toeist,  vom  Gruss  des  Heilands,  tote  er  nach  der  Auferstehung  plötz- 
lich unter  den  Aposteln  erscheint,  entlehnt  (Euang.  loh.  XX  19,  21, 
Luc.  XXIV  36;  vgl.  Matth.  X  12),  wurde  aber  dann  die  liturgische 
Formel,  mit  welcher  der  Bischof  in  der  Messe  {nach  dem  Gloria 
und  vor  dem  Oremus)  das  Volk  zum  ersten  Mal  hegrüsst,  wahrend 


202 


JAheac  Quartus,   143—160. 


(Primitus  horruerant,  ueluti  fit,  quando  repente 
Auribus  aut  ocalis  res  inimica  subit, 
145  Mox,  simul  obstandum  est,  nno,  non  pluribus,  hoste. 
Viribus  et  numero  uis  animosa  redit) 
Addidit  hospes:  ,ego  ad  fratres  heremita  monendos, 

Ut  teneant  pacem  iustitiamque,  aagor. 
Me,  quibus  est  post  terga  fides,  präsente  sit  horror? 
150       Yos  saper  ingrcssu  ne  trepidate  meo, 

Mansueuit  rabies,  perstant  michi  forma  sonusqae, 

Exigit  hoc  uitiis  debita  p^na  meis, 
Sum  lupus  aspecta,  mens*  est  mansuetior  agno, 
Voce  lapom  testor,  sed  probitate  nego, 
155  Ergo  est  nana  soni,  uana  est  acceptio  form^, 
Moribus  et  factis  est  adhibenda  fides. 
Prautts  in  insontes  olim  et  tmculentas  habebar, 
Tarn  bene  nunc  uiuo,  qaam  malas  ante  füi. 
Nee  michi  tarn  quosquam  quam  uos  inaisere  dolce  est, 
160       Plus  quibus  offeci,  plus  pietatis  ago; 


149    tünendum 


143  Sit  B  144  autem  B  145  est  fehlt  B  ,malim  daHuum 
uni  hosti'  Mane;  vgl  zu  II  43,  149  terga  1 1 1 1  fides  D  fit  BD 
151  Mansuescit  DE  prestant  BE  152  me  pena  B  153  men- 
suetior  5,  mansuescior  D,  asuetior  t  155  est]  cum  JJ  157  Prauis  : 
Prauus  B  158  Nani  B  159  N*jf,  am  Ea/nde  Nee,  beides  van  erster 
Hand  D      inuisere]  in  uiscere  JB,   michi  uisere  DE 


149  uel  timendum  D* 


derselbe  sonst  das  gemeinpriesterliche  Dominus  uobiscum  anwendet 
(DuCange  s.  Pax  uobis,  Fluck,  Kath.  Lit,  p.  156);  natürlich  ist  hier 
{vgl  den  Ys.  abbr.)  an  das  letztere  zu  denken.  Weitere  Modificaiionen 
dieser  Formel  stehen  IV  195,  714  f.,  VII  13.  145  f.  vgl  II  317, 
V  1175  f.  ,  Sobald  sie  sich  der  Nothwendigkeit  der  Abwehr  und  der 
Einzahl  des  Gegners  betousst  werden,  kehrt  ihnen  die  Widerstands- 
kraft, muthig  im  Hinblick  auf  ihre  Stärke  und  Zahl,  zurück.'  Bar- 
mans  construiert :  uno  tantiim  praesente  hoste,  non  numero  et  robore 
pluribus.        151  vgl  424  ff. 


Labor  Qnartaa,   161  —  174.  203 


Hac  qaoqae  me  aestri  traxit  fidncia  moti, 

Usque  precor  Romam  nester  ego  esse  comes, 
Opto  Pal^tini  patriarcham  inqnirere  templi, 

Da  michi  aotiaam,  compater  hirce,  cracem!' 
(Namqne  is  pr^cipaa  figebat  fronte  loquentem,  165 

Artis  enim  sociQ  non  recolebat  opem) 
Parturiant  antiqna  nonom  peccata  raborem, 

Dampnaait  primas  aota  lapina  caper, 
,Qüemlibet  hie',  infit,  ,non  cnstodita  fuisse 

Ostia  gandentem  crastina  forca  leaet!  170 

Excipitnr  solas  (non  nonimos  omne  cor)  anser, 

Nolnerint  alii,  forsitan  ille  nelit. 
Qni  pubem  in  oitiis  contraxit,  canet  in  hisdem, 

In  qoibas  et  canet,  conaenienter  obit, 


161  fehU,  auf  160  folgt  162»  Usque  precor  Romam,  der  Best 
dieser  sowie  die  ganze  folgende  Zeüe  ist  leer  E  164  uotolam  B  — 
huoe  B  165  Nam  bis  B  loquantem  B  167  1*  fehlt  BE  Par- 
tiriunt  f  raborem  ABDEfgi]  ,pudorem  poscU  allitteratio'  Mone; 
vgl  Hör.  Epist.  I  18,  77.  169  Quem  licet  B  172  Noluerunt  B 
173  Que  pnber  i  hisdem  ABf]  hiisdem  Dt,  iisdem  E^  eisdem  g  — 
Qaod  pubem  uirus  maculauit,  canet  in  illis  n 


164  vgl.  GBO.  165  ,er  vor ^  Allen  fixierte  den  Bedner';  die 

örtliche  Deutung  von  pr^c.  (=  vorder  st,  weit  vorgestreckt)  wäre  sonst 
nicht  zu  belegen,  zu  figebat  vgl.  Persius  III 80  und  loseph  Iscan.  de 
hello  Troiano  II  398  Sic  fatur  Veneremque  obliquus  figit  ocello.  — 
167  Andere  Fassungen  desselben  Sprichworts  Prora  135,  Zingerle  p.  144, 
Hoffm.  V.  Fall,  Altniederl  Spr.  n.  582.  170  Über  furca  vgl.  zu 

III 1129.  171  Wenn  hier  und  nachher  der  Gänserich  in  den  Vordem-- 
grund  geschoben  wird,  so  erklärt  sich  das  (ausser  dem  Bezeig  auf  15  f.) 
vor  allem  daraus,  dass  Y.  nächst  Schafen  und  Böcken  am  liebsten 
Gänse  {vgl  V  735  und  zu  II  11)  jagt  und  dass  er  gerade  von  den 
Thieren,  denen  er  draussen  am  feindlichsten  nachstellt,  hier  am  empfind- 
lichsten gekränkt  werden  soll.  173  vgl.  Wälsch.  Gast  161,  Otloh  bei 
Pez  III  2  p.  496  ,Difficile  corrigitur  nequitia,  quam  concipit  quis  in 
paehtia,  beide  zurückgehend  auf  Prouerb.  Salom.  XXII  6, 


204  Liber  Qaartus,  175-196. 


175  Credidero  mansuesse  lupum  spirare  ualentcm, 
liic  me  siue  abbas  siue  heremita  uoret; 
Ergo  Sit  anachorita  lupus,  sit  papa,  sit  abbas, 

Non  habeat  dentes,  aut  eat,  unde  uenit, 
Undc  fugax  abiit,  repetat  sua  claustra  cracemque 
180       (Nam  caret  hie  c^tus  pr^sule)  poscat  ibi. 
Dcntato  nostras  heremitQ  claudimus  ^des, 

Nee  nulpi  aut  asino  dens  michi  carns  inest, 
Nullus  habens  dentes  adeo  mansueuerit  amquam, 
Quin  hunc  sub  terra  meque  neiim  esse  saper, 
185  Nil  habet  hac  heremita  domo  dentatus  agendum; 
Die,  asine,  et  cor  non  ostia  claudis  adhac? 
Qu^ris  adhnc  nobis  heremitas  addere  plures? 

Absque  alio  offieium  seit  satis  isfe  suum/ 
Annoit  his  anser,  neue  excipiatnr  ab  iUis, 
190       Ostia  qui  cupiunt  clausa  fuisse,  iubet. 
Ysengrimus  in  hoc  sensit  sermone  duorum 

Introitum  paucis  eomplacuisse  suum, 
lamque  alios  eadem  uel  deteriora  parasse 
Formidans,  fictQ  pr^uenit  arte  fug^, 
195  , Ysengrimus  abit,  fratres,  in  pace  manete! 

Non  quales',  inquit,  ,cemimur  esse,  sumus. 


175  mansuesce  BBE  Borm.  setzt  hinter  ualentem  ein  Fragt- 
zeichen,  aber  constr. :  si  credidero,  hie  . .  norabit.  180  daret  D  — 
hie  decus  (-tus)  B  ibi]  idem  B  181  Dentato/  D  nostros  B 
182  Nunc  B  183  mansuescerat  DB  184  Quam  huc  B  — 

187  abdere  B        189  Accinuit  B       191  ^T  feJUt  E       195  absit  B  - 
mauere  B 


179  f.  Die  den  geistlichen  Pilgerschaaren  vorangetragene  crux 
uotiua  (164,  629)  wurde  mm  Priester  (629)  oder  Bischof  bez.  Äbt  tnit 
Bischofsrang,  wie  hier,  gesegnet  und  dem  Führer  der  Wallfahrt  vom 
Altare  aus  überreicht.  182  Selbst  Fuchs  u>nd  Esel  besitzen  nicht 
dein  mir  thenres  {weü  mir  fehlendes,  wie  tiure  Kvidrwn  104)  GeWss- 
192  vgl.  III  231.        195  vgl  zu  14t 


Liber  Qnartus,  197  —  220.  205 

Ingresso  ne  fratre  aliqnis  saccenseat,  oro, 

Si  iabeor,  maneo,  si  minus,  ire  übet, 
Denique,  si  qaa  michi  dicta  est  ininria,  dono. 

Et  nobis  fieri  rite  paciscor  idem,  200 

Discedo,  Reinarde,  aale,  cnnctiqae  sodales, 

Qaos  ego  me  miror  plus  placaisse  tibi!' 
Aspicit  optantem  Reinardus  abire  uetari 

Et  cogi  insdssis  posse  redire  pilis, 
,Patnie,  quo',  dixit,  ,pergendiim  est  nocte  profunda?  205 

Intempesta  uia  est,  ostia  nulla  patent! 
Stolta  piget  dixisse  capmm,  reuocabilis  esto 

Nee  mala  te  propter  dicta  fuisse  putes! 
Nostra  putabatur  tecta  assiluisse  quis  alter, 

Quem  nobis  alio  carius  isse  foret,  210 

At  tibi  deuoto  seruit  choms  iste  fauore, 

Inque  tuos  usus  optima  nostra  uacant' 
Tsengrimus  ouans  sedit  gratesque  rependit; 

Mandabat  subitas  Bertiliana  dapes, 
Atqne  ait:  ,o  loseph,  nescimus,  an  ederit  iste  215 

Frater  adhuc  hodie,  fac  properare  cocos!' 
,Ha,  domina',  ille  refert,  ,pisce8  pnlmentaque  desunt, 

Nee  quis  in  bis  Incis  inuenit  oua  duo; 
Mandere  si  camem  sit  fas,  heremita  rogetur!' 

,0  utinam  camem',  cogitat  ille,  ,dares!'  220 


197  forte  E  und  Mone,  für  fratre  zeufft  auch  141,  147,  195, 
über  den  Ahl  abs.  vgl.  zu  II  43.  200  rite]  tue  B  il)i  *  idem  •  B 
202  ne  J^  miror  posse  redire  pilis  B  203  *f  fehU  BE  204  in- 
sciscis  B,  in  scissis  E  207  paprum  B  210  esse  E  213  sedit- 
que  E  217  *f  2>  domina  ABDE]  Mone  domna;  vgl.  Glossar  — 
illa  B  218  in  boo  in  bis  B  219  cames  B  'ogetur  E  220  dares] 
clares  B 


204  =  et  iuberi  manere,  wt  postero  die  sahms  redeat.  Zu  in- 
scissis  vgl  VI  199,  über  den  zwiefachen  Sinn  der  Wendung  ,das 
Kleid  zerreissen'  zu  I  101. 


206  Liber  Qoartus,  221-29Ö. 


Caprea  Reinardum,  ueluti  aereatar  ab  ipso 

Querere,  quQ  liceat  talibus  esca,  rogat; 
Für  pendere  minus,  quam  uulpem  dicere  prQsul 

Illicitam  carnem  talibus  esse,  ümet, 
225  Affectum  patrui  dictator  corde  perito 

Atque  suum  retinens  taliter  iuqnit  her^: 
,Domna,  nicbil  nisi  sola  fames  abdicitnr  illis, 

Esse  docet  mundis  omnia  mnnda  über.' 
,Dip,  pater',  infit  hera,  ,est,  ut  uulpes  dicit?  in  isto 
230       Ordine  uescuntnr  carnibus?  ipse  refert' 
Has  uoces  scitantis  amans  heremita  sibique 

Non  dubitans  credi  lenia  fatus  ita  est: 
,Yescimur  appositis,  nil  exigo  nilque  recuso, 

Dona  dei  fiunt  et  tua  grata  michi, 
235  Sanctis  sancta  suis  sanctus  deus  omnia  fecit, 

Nil  comedit  Satanas  et  malus  usque  manet, 
Regula  pr^cipua  est  peocato  claudere  pectus, 

Sontibus  iniunctum  est  s^pe  carere  cibo; 


238   abstiniiisse 


221  "{  D  225  *r  D  227  famaes  Ä  istis  D  228  mun- 
dus  BE  229  1"  DE  ut]  ubi  (oder  nisi)  B  230  ,  Carrigo  „ipse 
refer"  i.  e,  die,  ut  in  initio  prioris  uersus''  Bormans.  233  *f  B 
234  dei]  ei  B  fiunt  ABBE,  Mone  fueiint.  235  suis]  fiunt  h  - 
sancta  deus  B        236  sathanus  f       237  Negula  5,  Tegula  h 


238  h 


228  Paulus  ad  TU.  1 15,  vgl  C.  SchuUze,  Bibl.  Sprichw,  p,  182. 
235  vgl.  lesus  Sirach  XXXIX  31  f.  236  vgl  II  23.  Nil  comedit 
Satanas  entspncht  der  Lehre  der  Kirchenväter,  wonach  der  Teufel  sieh 
nur  dadurch  nährt,  dass  er  den  Dampf  der  Weihrauchopfer  gierig 
einsaugt  (Roskoff,  Gesch.  des  Teufels  I  p.  233,  268  f.);  ncuih  Beowlf 
1478  trinkt  er  das  Blut  aus  den  Adern  (Myth.*  II 849),  andere  volks- 
thümliche  Vorstellungen  lassen  ihn  in  eigentlichem  Sinne  essen,  worauf 
I  50,  V  680 f  wo  in  sua  posteriora  proiciat  =  concacet  steht,  und 
VII  230  hinweisen,  vgl  V  981, 


L 


Liber  QnartoB,   ^-dSi.  20? 


Nil  igitnr  iustis  pr^ter  peccare  aetatnr, 

Maxima  libertas  siippeditare  deo  est/  240 

Tone  domina  mqcdt  onans:  ,Ioseph,  carne  utitar  hospes, 

Nunc  precor  apponas  optima  qu^ue  potes!' 
lUe  refert  paolum  prins  acto  murmnre,  quäle 

Qaoslibet  ad  inssiis  uerna  rebellis  agit: 
,Nil,  domina,  hie  eerte  pr^ter  capita  alba  lupomm,    245 

Hie  eibns  est  simplex  simpliciterqae  sapit; 
Ne  nimiiim  iabeas!  gratanter  parta  ministro, 

Si  miehi  suppeterent,  et  meliora  darem, 
Seit  miehi  Reinardus  non  bis  potiora  naeasse, 

Omnia  Reinardo  nota  aliisqne  reor.'  250 

Reinardus  subidt:  ,delirat  donma  iubendo, 

Quid  uelit,  ignorat,  dat,  qnibns  ipsa  earet! 
Imperet  ipsa  satis,  nos  montem  insidimus  altum, 

Salmones  Reni  porrige  siue  Mosq! 
Ecee  lupina  tibi  eapita  esse  fateris  habesqne,  255 

Porrige  confestim,  porrige,  nonne  ualent? 
Quod  sapiunt,  sapiunt,  et  nosmet  uescimur  hisdem, 

Hqc  quoque  prQsenti  competit  esca  loco: 
Silna  Inpos,  pelagus  pisces  habet,  ergo  lupinum 

Tarn  Caput  hie  estur  quam  bene  piscis  ibi;  260 

Da,  quod  habes,  hone  frater,  adest  heremita  modestus, 

Pauperibus  pietas  sufficit  ante  deum.' 
It  loseph  profertque  caput,  quod  habebat,  et  alte 

Ante  sui  saltans  hospitis  ora  leuat. 


i 

239    NU  certe 


241  *r  DE  Bunc  B  242  opponas  B  243  f  D  245  1"  JB 
246  Hinc  B  capit  sapit '  B  251  1"  2>  dona  B  253  Imperat  B 
257  hisdem  Ä,  hiisdem  DE,  isdem  B  258  Hoc  BBE  260  caput]  capit, 
awcÄ  263,  269,  captum  275  B       261  modustus  B       262  pu  pietas  B 

239  h 


239  vgl,  I  650.        244  vgl  II  441  f.        246  ah  Eintvurf  der 
Wirthin  aufzufassen  verbietet  das  Fehlen  der  Einfuhrungsformel, 


208  Liber  QuartuB,  265  —  284. 


265  C^perat  intuitu  capitis  substringere  caudam 

Cruribus  atqae  alias  malle  fuisse  lupos, 
Inter  saltandum  dapifer  clamabat:  ,herileiD 

Notitiam  quisqnis  donat,  ouanter  babet! 
Arripai  primum  caput  boc,  Reinarde,  nideto, 
270       An  gnstu  placeat,  connenienter  ölet, 

Sicut  ölet,  sapiat,  laudabitar!  iinde  sit,  h^res? 

Hoc  Caput  Andegani  credo  fuisse  senis, 
Cis  Romam  melius  nuUum  uacat'  ista  locuto 

Dictator  ueluti  feile  citatus  ait: 
275  ,Stulte,  quod  boc  caput  est?  ede  ex  maioribus  unum!' 

nie  redit  uelox  et  referebat  idem, 
Porro  boc  notitia  uiduauerat  atque  coronam 

Desuper  auulsis  finxerat  ante  comis, 
,Hoc',  alt,  ,abbati  nuper  detraximus  Anglo, 
280       Non  boc  obtülerim  fratris  ad  ora  mei! 

Hoc  carum  nicbil  est,  quo  carior  bospes  babetur, 

Edis  berus  stramen  plumeaque  bospes  babet. 
0  caput  boc,  Reinarde,  uide,  quam  pingue  teresque, 

Quam  sint  persona  congrua  quQque  sqq! 


283    En 


266  Curribus  B      269  bic  B      270  Angustu  E      271  Sic  ut  Js 

273  Cis  renum  E      277  uiduant  B      278  comes  :  comis  A      280  bec  5 

ber 
opulerim  E        282    1 1  us  c(yrr.  D*        283  0  :  En  D*      bic  B 


265  f.  vgl.  Aeneid.  XI  813,  Danoin,  Gemüthsbeu?,^  übersetzt  vofi 
Garns*  p.  126.  267  f.  erklärt  Borm.  ,qui  libenter  cUU,  generosi  ac 
magnifici  famam  lucratur  uel  meretwr ',  was  durch  277  widerleg  wird. 
notitia  stefit  statt  nota  im  Sinne  von  ,  Marke,  Etiquette''  (277)  und 
meton.  , Sorte'  (268).  Die  für  Frau  Bertiliana  bestimmten  Esswaaren 
trugen  augerirscheinlich  eine  entsprechende  Auszeichnung,  272  Über 
die  drei  Wolfshäupter  vgl  Einl.  280  vgl.  zu  I  482.  281  nichil 
est  (vgl.  V 1232)  t.  e.  uile  est  prae  hospite,  dann  derselbe  Gedanke  in 
relativer  Anknüpfung,  zu  welcher  V 1199,  VII  591  verglichen  werden 
kann.        284  suq  i.  e.  eius,  lupi  hospüis,  vgl.  288. 


Liber  Qnartus,  285  —  294.  209 


Haie  grauidi  paribus  capitones  Sithia  natant,  285 

Atrebas  in  claostro  talia  sanctus  alit, 
L^tius  hoc  heremita  alüs  admittere  debet, 

Non  de  dissimili  reUigione  fuit.' 
lassor  acatas  ad  h^e:  ,sub  prauo  parea  ministro 

Mensa  ianat  pancos,  et  perit  hora  dapum,  290 

Nee  capat  hoc  laado,  melioribas  alter  habundat 

Angulas,  ad  l^uam  digrederere  panim, 
Grande  illic  caput  abdideram,  cui  faste  colamo 

Panditar  os,  esa  pr^nalet  illad,  abü' 


i7* 


285  Hie  B  paribus  gratddi  A  cithui  A^  cithiu  od.  cithui  BC^ 
city  corr.  ZH  mit  Gl  illa  terra,  im  Glossar  cithiu  :  cithia  mit  der- 
selben Glosse  D*;  das  Richtige  erkannte  J.  Grimm  RF,  Einh  p,  81  — 
mutant  £,  uel  mutant  D*  286  Actrebas  -E,  A,*  rebas,  darüber  ot  1>* 
287  Letus  B      hie  heremitas  B      289  *f  DE      ad  hoc  E     pacra  B 

290  dampnum  B        291  hie  JB        292  digrederere  {,du  hättest  dich 

iere  paruin 
wenden  sollen')]  digredere  E,  digred|     1  ;  l  ;  j  '  corr,  D*      293  ille  B, 

illi  I>J5;        294  hoe  5 


285  ,Von  solchen  Häuptern  schwei'belastete  Dickköpfe  wackeln 
in  Sithiu  umher.''  Über  Sithiu,  das  Kloster  des  heiligen  Bertinus  bei 
S.  Omer,  vgl.  Einl,  286  8.  Atrebas  ist  der  h.  Vedastus  {Molanus 

Indic.  p.  75,  Ghesquier  II 3 — 90)  j  episcopus  Atrebatensis^  f  570;  über 
das  ihm  gewidmete  Kloster  zu  Arras  vgl.  Einl.  288  vgl  V  948. 
293  f.  vgl.  zu  V  1091.  Diese  Art,  das  Grausige  des  (an  Bäumen^ 
Stangen^  Thüren  aufgehängten)  Thierhauptes  zu  verstärken,  ist  bisher 
nur  von  Pferde-  und  Hechtköpfen  nachgewiesen;  ,in  Scandinavien 
steckte  man  Pferdehäupter  auf  Stangen  und  richtete  den  mit  Hölzern 
aufgesperrten,  gähnenden  Rachen  n^ich  der  Gegend,  woher  der  ange- 
feindete Mann,  dem  man  schaden  wollte,  kommen  musste,  das  hiess 
Neidstange''  Myth.*  II  p.  549;  ,an  den  Häusern  der  Seedörfer  begeg- 
nen jene  grössten  Hechtköpfe,  denen  mit  einem  Stabe  der  Rachen  auf- 
gespreiet  ist,  damit  sie  den  armahenden  Feind  mit  magischem  Grinsen 
zurückschrecken  sollen'  Rochholz,  Deutscher  Glaube  u.  Brauch  II 155; 
hingegen  beruht  das  Myth.*  I  p.  63  Anm.  1  beigebrachte  Zeugniss  auf 
einem  Irrthum  J.  Grimms,  der  oscillantia  mit  oscitantia  verwediselte, 
diese  Worte  bewahren  auch  im  Mlat.  {vgl.  Papias,  Ugutio,  loa,  de 
lanua)  ihren  Begriffsunterschied. 

Voigt,  Ysengrimiis.  14 


210  Liber  Quartn»,  295—316. 


295  ,Quis  capnt',  ille  refert,  ,nnnm  inter  mille  requirat? 
Quod  prius  ignoro  posteriusue  legam, 
Visne,  quod  ablinxit,  cum  uellere  crederet  herbam, 

Gerardus  coram  quattuor  anser  heri? 
Dacus  in  hoc  denso  pausabat  gramine  pr^sul, 
300       Pars  uisu  facilis  nuUa  cubantis  erat, 

Gramen  ibi  uellens  improuidus  incidit  anser 

Pontificis  Daci  subripuitque  caput; 
Concitus  euentu,  nulla  formidine  rerum, 
Efflauit  uillos  auriculasqne  siraul, 
305  Et  ualido  flatu  caput  est  huc  inde  rotatum, 

Ceruns  id,  id  caper,  id  uidit  asellus,  ego  id.' 
Ille  ait:  ,boc  uere  est,  cui  stipes  labra  columus 

Separat,  hoc  nobis  sufßcit,  ede  celer!* 
Omnes  ille  pilos  digressus  demit  et  aures, 
310       Ne  pateant  ulla  cognitione  doli, 

Laxat  et  impacto  distentam  pungile  bnccam, 

Horrifico  rictu  labra  redueta  patent. 
Diriguit  uisis  senior  uultumque  retorsit, 
-Excutitur  forti  pulsa  timore  fames- 
315  Tunc  primum  patnit  fortnnam  nolle  iocari, 

Haut  umquam  similem  pertulit  ante  metum. 


311  stipite 


295  1"  BE  inter  tot  mille  ABBE,  tot  streickt  Borm.,  Mom 
Ändenmg  in  tot  mille  ist  weniger  gut,  der  Bichter  hätte  entweder  in 
tot  milibns  oder  totiens  in  mille  gesagt,  296  posterius  uelagam  B 
301  ubi  BE  303  euentus  E  304  uilos  B  306  id  vor  caper  fehlt  B 
307  est  fehlt  BE  stirps  E  308  Ceperat  D,  Seperat  E  hie  ^ 
309  iUos  B      clemit  B        310  conditione  E       311  in  pacto  DE 

311  uel  stipite  D* 


305  huc  inde,  vgl.  321  f.;  der  naturwahre  Zug,  dass  die  Gänse 
zischend  und  schnafibend  ihren  Gegner  verfolgen,  ist  mich  der  Analogie 
von  II  83  ff,  ins  Fabelhafte  übertrieben,  vgl.  795  ff.,  V  849  ff. 


über  QaartoB,  317—318.  211 


,Qiiis  me',  inquit,  ,  Satanas  lupicidas  traxit  ad  istos? 
Heu  michi,  quo  tardat  fune  ligata  dies? 


318    Ve 


318  trardat  E 


318  i 


317  vgl,  zu  III  754.  318  Lachmann  dachte  an  Properz  I 

14,  4  tardas  fanibus  ire  rates  and  erklärte  ,der  Tag  geht  so  langsam 
rcie  ein  mit  Tauen  gezogenes  Boot'  (Wendeler,  Briefwechsel  p,  376); 
J.  Grimm  sucht  darin  ein  specifisches  Merkmal  des  heraufziehenden 
Tages  {Myth*  II  j».  620  f.),  diesen  verglich  man  nach  der  Weise  der 
Alten  einem  toiehemden  Bosse  (auf  dem  die  Göttin  der  FrüJie  dem 
Sonnemoagen  voranritt,  Ouid.  Am,  I  13,  9  f.,  Claudian.  IV  cons. 
Honor.  561,  Myth.^  III  p.  219  f,),  nach  deutscher  Vorstellung  einem 
{ichönen  Jüngling  oder  einem  Adler  (zum  mindesten  einem  Mauigen 
Tkiere,  vgf,  auch  BA,*  p.  36  Anm.  2),  der,  wie  Eos  mit  sanftem  Bösen- 
finger  die  Nebel  zerstreut,  seme  Klauen  gewaltig  durch  die  Wolken 
schlägt  und  mit  ganzer  Kraft  aufsteigt  [der  immer  mehr  wachsende 
Erdschatten  {vgl.  VII  656,  Lucret.  V  649  ffl,  Isidor  Etym,  V  31,  3) 
hat  am  Abend  die  entkräftete  Sonne  in  sein  Bereich  gezogen,  verliert 
aber  nach  Mittemacht  in  demselben  Masse  an  Stärke,  als  der  Gegner 
daran  gewinnt:  mit  immer  mächtiger  anschwellender,  kraftstrotzender 
Armmuskd  ringt  er  sich  aus  dem  Erdbereich  hinauf  und  Oberwältigt 
den  ermattenden  Erdschatten],  Nun  kommt  Chrimm  auf  unsere  Stelle: 
, Einigemal  scheint  es,  als  sei  der  Tag,  denke  man  ihn  in  Gestalt 
eines  Menschen  oder  Thieres,  angebunden  und  zu  anbrechen 
gehindert,  ligata,  fune  ligata  dies,  er  kann  nur  langsam  nahen,  weil 
ihn  die  Bande  hemmen,'  —  Zur  richtigen  Deutung  führen  die  Analoga: 
.ein  nacht  doch  nicht  gepnnden  ist  an  einen  stekchea,  hoer  ich  sagen' 
Suchenwirt  22,  SO,  ,ten  sijn  gheen  stonden  aen  staken  ghebonden, 
Stipite  momenta  nullo  sunt  föne  retenta'  Hoffm.  v,  F,,  Altniederl.  Spr. 
n.  628,  Daraus  ergiebt  sich  1)  dass  der  Vers  auf  einem  Sprichwort 
bertühte,  dessen  Prädicat  negiert  war,  ,der  Tag  ist  doch  nicht  an 
einen  Pfahl  gdmnden,  warum  eüt  er  nicht  herbei?"  2)  dass  das 
Schwankende  dieses  Spruchs  das  Subjekt,  das  Bleibende  und  Wesent- 
liche das  Prädicat  war,  der  Unterschied  der  Subjecte  {Tag,  Nacht, 
Stunde,  Augenblick)  sich  in  dem  Gattwngsbegriffe  ,Zeit'  auflöst  und 
dass  wir  somit  nur  Nüancierungen  des  einen  Satzes  von  der 
unaufhaltsam  enteilenden  Zeit  vor  uf^  haben,  31Ö  acies 

^.  fedsse  refertur;  ,turbaia  oratio  agitato  uariis  affectibus  lupo  de 
industria  tritfuta  esV  Bormans, 

14* 


212  Liber  Quartu8,  319—842. 


Quid  cornuta  acies!    Gerardus  et  iste  refertnr- 
320       Porro  pamm  infaustos  est  ingulasse  lupos, 
Quin  -  efflasse  pilos  aoresque  rotasseqae  flando 
Huc  capat!  hoc  sensu  sospite  ferre  qneam?' 
Anser  ad  h^c:  ,hoc  ergo  nouom,  Tsengrime,  recenses? 
Non  michi  res  equidem  contigit  ista  semel, 
325  Si  uellem,  capita  octo  lupis  maioribus  illo 

Efflarem  atque  ipsi,  domne  hcremita,  tibi! 
Mene  fuisse  putas  materno  semper  in  ono?' 

Et  dabat  ingenteih  gatture  flante  sonnm. 
Audito  ter  clamat  ,atat'  lupus  atque  repente 
330       Sensibus  amissis  in  sua  terga  cadit, 
Efflatumque  diu  caput  amisisse  putauit 

Atque  illud  Geticas  transiluisse  niues. 
Semianimem  rapta  cognatus  mente  iacentem 
Erigit  et  dicit:  ,patrue,  surge,  sede! 
335  Patrue,  ni  fallor,  dormitas,  nade  quietam! 
Excessit  morem  c^na  fauore  tui.' 
Ille  nichil  dictis  intendit,  cetera  uersat, 
Terribilis  turb^  tecta  subisse  gemens, 
Nee  prius  intrandi  qui  tone  erat  ardor  eandi, 
340       Spes  minus  oblectat,  quam  metus  angit  edax. 
Tunc  ita  dictator:  ,quid,  patrue,  uoluis?'  at  ille: 
,Quid  pensem,  rogitas?  maxima  monstra  quidem! 


320  Porto  (-00)  B     esse  B  322  sospita  BE  323  f  fehlt  B 

ad  boc  E       324  Non  auf  Rasur  D*        325  111^  J5  329  *r  i)   - 

Audio  DE      at  at  ÄBE,  at .  at .  D        330  ammissis  E       331  am- 

misisse  E        333  *f  BE        335  Hinter  fallor  Lücke  B,  die  D*  <" 

uel  uade 

ausfäÜte:  dormitas  lude  qnietum.  339  ardore  B       341  Ber  Para- 

graphpimct  in  B  erst  neben  342. 


336  Bie  Tafel  hai  zu  lange  gedauert;  in  morem  steckt  sowohl 
, feine  Sitte'  {vgl,  V  752)  als  auch  , Lebensweise  des  Wolfes',  der  ak 
Mönch  gleich  nach  Tisch  sein  Schläfchen  braucht  {VI  1S7),  337  cetera 
=  alles  Andere,  nur  nicht  bei  diesen  Wolfstödtem  zu  sMummern. 


Liber  Quartos,  343—366.  213 


Qois  Satanas  oinqaam  aidit  loca  sacra  potentes 

Tot  capita  in  somptus  ferre  lupina  suos? 
Nonne  booina  forent  esu  potiora  sunmqae?'  345 

Orator  contra  callidos  ista  refert: 
,Patrne,  nee  sapiens  sab  relligione  oideris, 

Nee  faeras,  prauom  cum  sequereris  iter; 
QuQ  michi,  quid  Scithic^  uulpi,  quidue  egeris  IndQ? 

£t,  quid  ego  Hispanis,  quQ  tibi  cura,  lupis?  350 

Cum  tua  sedulitas  nobis  et  nostra  tibi  assit, 

Hostibus  h^c  nostris,  non  tibi,  p^na  uenit. 
Ansere  meque  times  coram  et  ueruece  caproque? 

Gensne  alii  genü  fauerit  ulla  magis? 
Gr^ce  allec  loquitur,  trans  Alpes  biga  fritinnit,  355 

Tarn  canere  boc,  quam  nos  exümuisse  potes. 

849  Getioe 

355,  1    Oanda  niUana  eet,  bene  bos  agnator  alaudas 


346  <r  D       352  Hostos  E      non]  nisi  oder  ubi  B       355  allec 
ABB,   alec  E      briga  B       356  canem  B      hie  DE 

349  uel  getice  2>«        355, 1  mit  uel  sie  D« 


347  vgl.  U7  ff,  352  vgl,  VII  212.  354  vgl.  zu  II  613. 
355  f.  ,  Griechisch  spricht  der  allec,  über  die  Alpen  hin  fahrend  ächzt 
der  Wagen:  in  demselben  Grade  ist  dies  ein  Singen,  toie  du  uns 
fürchten  kannst^;  so  wenig,  wie  jenes  gi'Qcissare  und  fritinnire  har- 
mMfiischen  Ton/reihen  ähnelt,  hast  du  Grund  zur  Furcht  vor  uns. 
Zunächst  355*.  1.  das  Prädicat  gr^e  loqui  besagt  nicht  nothwendig 
das  Aussprechen  wirklicher  griechischer  Wörter  {wie  im  Benner  3687 
der  sitich  kriechisch  Wörter  spricbet)  oder  Sätze,  noch  darf  es  an  die 
lateinsprechenden,  d.  h.  ihrer  Muttersprache  {gegen  BF.  III  Anm.  2 
rgl  BEW.  I  24ö)  folgenden  Vögel  erinnern,  den  Verzicht  auf  die 
MtUtersprtiche  und  die  Aneignung  einer  fremden  Mundart  betonend, 
sondern  es  bezeichnet,  toie  das  gegenüberstehende  canere  lehrt,  eine 
unvollkommene  Vorstufe  des  eigentlichen  Gesanges,  ein  tönendes  Anein- 
anderreihen von  Lauten,  unter  denen  der  specifisch  griechische  Klang 
vorherrscht;  dieser  ist  aber,  da  t,  h,  rj,  v  =^  i  im  mgr.  gesprochen 
tourden,  der  VokaJ  i;  man  vergleiche  nu/r  die  griech.  Namen  der  Heü- 
mittel  bei  Aegid.  Corb.,  toie  z.  B.  Diacitoniton.  2.  das  Sulject  allec 
im  gewöhnlichen  Sinne  , Hering'  entspricht  diesem  Frädicat  schlechter^ 


214 


Liber  Quartns,  857  —  360. 


Tolle  dapes,  losoph,  refor  in  cellaria  carsim, 

Prouenit  officio  gratia  pulcra  pio, 
Obsequiis  iras,  impensis  dampna  lucramur!' 
360       Ille  Caput  raptum  condidit  atqae  redit, 


358  obsequio 


357  oursum  B        358  pulcra]  culpa  B       360  *r  D 


358  i 


dings  nicht,  auch  nicht  in  der  ital.  Bedeutung  ,SardelW  {DE  W,  1240): 
den  Griechen  und  Römern  war  der  Hering  u^nbekannt,  die  Zoologen 
tmd  Encyclopädisten  des  MA.  wissen  nichts  von  Heri/ngsstimmen,  und 
auch  nach  den  neuesten  Untersuchungen  (Landois,  Thierstimmai 
p,  154 — 177)  gehört  er  nicht  zu  den  tönenden  Fischen  ^  so  viel  Gele- 
genheit gerade  zu  seiner  Beobachtung  geboten  war;  wenn  meüenlangt 
tmd  -breite  Schaaren  von  Heringen  das  Wasser  mit  einem  dem  Plät- 
schern des  Regens  ähnlichen  Geräusch  vor  sich  hertreiben  (Lindner 
und  Lachmann,  Malerische  Natur g.  p.  266),  so  ist  das  in  Jceifiein 
Sinne  ein  gr^ce  loqui.  Dennoch  warnt  der  vorzüglich  erhaltene  Tejct, 
der  uns  fast  überall  bis  zum  Original  vordringen  lässt,  vor  Annahm 
einer  Corruptel,  weist  uns  vielmehr  auf  den  Weg  der  Erklärung,  der 
Dichtet'  bediente  sich  vielleicht  zur  Steigerung  der  Wolfsverwirruw) 
(330  ff,,  349  f.)  eines  absichtlich  dunkeln  Wortes;  und  da  glaube  idi, 
dass^  wie  aleatorium  auf  alea  zurückgeht,  so  sich  der  Dichter  au^< 
alectoria,  mlat.  fneist  allectorius  —  i.  e.  lapis  qui  in  uehtribus  gallo- 
rum  gaDinaciorum  inuenitur,  dem  man  zur  Vertreibung  des  Durstes 
tmd  zur  Erweckung  von  Liebesbrunst  Zauberkräfte  zuschrieb  (Vinc 
Bellouac,  Sp.  Not.  IX  43)  —  ein  Stammwort  allec  =  Hahn  ruckbUdete 
und  somit  der  Sinn  der  Stelle  ist  ^der  Hahn  kräfU  kikeriki''  (vgl,  übfr 
die  Hahnrufe  W.  Wackernagel,  Voces  variae*  p,  25)  oder  vieÜeidit 
gar,  womit  vAr  auf  das  Eittgangs  Besprochene  zurückkommen  würden, 
,kräht  kirieli\  so  dass  wir  dem  Tonfall  und  dem  Sinne  nach  ein 
griech,  Wort,  kirie  eleison,  vor  uns  hätten  (vgl,  IV  1034)  und  an 
Ecbasis  978  (924),  wo  Sittich  und  Nachtigal  ,grecissant  ürrie  eleison  \ 
erinnert  unirden.  Allerdings  kann  man  einwenden  ^  dass  allec  I  89/ 
f Hering'  bedeutet,  gallus  und  Hahn  ihrer  Etymologie  nadi  , Sänger' 
heissen,  aber  jenes  erledigt  sich  durch  die  beabsichtigte  Dunkelheit, 
dieses  lag  nicht  im  Bewusstsein  des  MA.^  und  wenn  man  endlich 
darauf  hinweist,  dass  der  Hahnruf  sowohl  bei  den  Alten  wie  in  nn- 
serem  Gedicht  regelmässig  durch  canere,  cantare  u.  ahnl,  ausgedrückt 
wird,  so  gescliiM  dies  doch  nwr  in  dem  allgemeinen  Sinn  einer  thie- 


Liber  Qnartos,  861—866.  215 


Sicque  gemit  dicens:  ,hea  pallet  episcopus  iste! 

Concolor  infinno  est,  langaeat  oro  panun; 
Aat  habet  aat  fingit  quintan^  frigora  febris, 

Commodias  posset  forsitan  esse  domL* 
Bepp)icat  orator:  ,io,  quanta  peritia  losepbl  365 

Quam  bene  formatas  matris  in  ^e  sqq  est! 


361  *r  E  genuit  (gemut)  B  psallet  B  362  ore  :  oro  E 
364  f  D  365  *r  fehlt  B  io]  ideo  B  peritul  (-cul)  B  Joseph 
ist  Genitiv  wie  VI  50.        366  uentris  E 


fischen  Lautäusserung  (Voces  variae  p.  74  ff.);  der  Hahn,  der  den 
Griechen,  den  Bomem,  den  Bomanen  y singt'',  fkräht'  den  Deutschen 
und  wird  nur  von  Heinruh  d.  Glichesare  (125,  133)  und  Konrad 
von  Megefflherg  {192, 13  ff.),  also  von  solchen  Schriftstellern  als  ,sin^ 
gend"  angeführt,  die  sich  an  ihre  franz.,  bez.  lateinischen  Vorlagen 
eng  anschliessen.  355^  vgl.  €13;  trans  Alpes  nicht  <»  in  Italia, 
,cum  ubique  gentium  üle  strepitus  {quem  scabrae  rotae  efificiunt)  awres 
aUquando  Ictceret,  nee  id  Italorum  plaiMtris  pecuUare  sit'  {Borm.), 
uiohl  aber  tritt  es  auf  schlechten  Gdnrgspfaden ,  zunuH  hei^  Fahren 
zu  Thal,  am  empfindlichsten  ei/n.  Der  Vergleich  findet  sich  schon  in 
der  bekannten  Stelle  des  loh.  Dicu:.  Vita  Greg.  Magni  eap.  6,  wonach 
die  Stimmen  der  deutsehen  Sänger  quasi  plaostra  per  gradus  confose 
sonantia  erklingen.  —  Herrn.  Böfuch  hält  {in  einem  Briefe  vom  14.12.  82) 
fhirieU  für  ganz  unbesirei^ar  richtig;  der  Hahn  ist  ohne  Zweifel 
gemeifU,  nur  scheint  es  mir  unmöglich,  das  ihn  bezeichnende  Wort 
allec  mit  äXixrtoQ  oder  &XsxTQV(av  zusammenzubringen*  [vgl.  indessen 
z.  B.  andec  =  fimus,  Einl.l  ,  Jedoch  wir  gewinnen  ihn  sofort,  wenn 
wir  jenes  für  eine  Verschreibung  aus  alles  d.  h.  ales  ansehen;  heisst 
doch  der  Hahn  bei  Ovid  geradezu  cristata  ales*  [aber  oristata  scheint 
in  dieser  Verbindung  das  specifische  und  unentbehrliche  Element].  — 
358  vgl.  zu  1 957.  359  vgl.  III  353,  V  329.  363  Von  den  kalten, 
intermittierenden  oder  Wechselfiebern,  in  denen  zwischen  den  einzelnen 
Paroxysmen  eine  vöUig  fieberfreie  Zeit  liegt,  kannten  die  Ärzte  der  Alten 
{Hippocrates ,  Medici  antiqui  ed.  Fernel  fol.  1^,  wie  Galen)  und  des 
Mittelalters  {Ävicenna,  de  febribus  II  cap.  67,  a.  a.  0.  fol.  90^  Bhazes, 
ebenda  fol.  103^  u.  Ä.,  vgl.  Sprengel,  Gesch.  der  Ärzneykunde  II  396, 
433,  566)  neben  den  gewöhnlichen  Qiwtidian-,  Tertian-  und  Quartan- 
fid>ern  auch  fünftägige,  bei  denen  natürlich,  nachdem  vier  Tage  hin- 
durch edle  Adern  und  Kammern  des  Leidenden  mit  Lehenssaft  gefüllt 
sind,  der  Schüttelfrost  sich  um  so  schauerlicher  einstdU. 


^16  Liber  Quartas,  367—382. 


Pergere  uult  abbas,  ideo  fortassis  abibit? 

Optat  sie  asinus,  tendit  agaso  secus; 
Fas  uiget  optandi,  languet  prouentus  agendi, 
370       Optato  paucis  suppetit  usque  frui. 

Vis  permissas  eat  gratis  bona  nostra  aorasse? 

Consiliis  saltem  comparet  illa  suis!'  — 
Cetera  dictorom  uehemens  intercipit  hircas, 

Ut  qai  doctorem  nollet  habere  lapum: 
375  ,Non  habet  h^c  iustam,  Reinarde,  calttmpuia  causam, 

Vastaait  nostrum  noii  nimis  ille  penn. 
Res  minnit  sparsas  communis  abusio,  ritum 

Hospitii  tota  testificata  domo, 
Hospitibus  mos  est  animoque  manuque  gerendus: 
380       Nostras  atque  suas  solueret  iste  dapes? 
Hospitis  adnentu  densatur  sumptus  in  omiies, 

Pectoris  affectum  uox  faciesque  notant, 

36a   Stat  tenor 
370    Optatis  nnlli 


367  Perdere  E  fortasses  B  Das  Fragezeichen  fehlt  in 
allen  Hss,  370  Optatio  E  auffielt  f  371  permissum  B  372  Con- 
ciliis  D  373  *f  fehlt  E  hyrcus  atif  einem  ausgeriebenen  Klecks  D 
374  uellet  hre  B  376  non]  uir  E  ^11  spersas  Ei  abusio  rerum  i 
382  Pectoris  i  1 1  affectum  J)      faciensque  uetant  B 

369  i        370  Optatis  hi      nulli  ä,  nuUa  t 


368  Bas  älteste  Zeug^iiss  fwr  dieses  Sprichwort  ist  Prora  257  Idem 
animus  non  est  asino  pueroque  minanti,  vgl,  ferner  Ntgelli  Spec.  slult 
ed.  Wright  p.  47  En  aliud  minans,  aliud  meditatur  asellus  und  R^erts 
Sammlung  (Biblioth.  de  ViJcole  des  Chartes  vol.  XXXIV  p,  40  Autre 
chose  panse  11  egne  et  autre  11  aignlers.  Est  uarie  mentis  asini  pectusquc 
regentis.  Mentes  non  eque  sunt  asino  ducique.  370  vgl.  III  1044. 
371  ,  Willst  duj  dass  er  mit  der  Erlaubniss,  unser  Gut  ohne  Entgelt 
zu  verzehren y  davongehe?''  vgl.  I  993.  381  densatur  glossiert  D* 
durch  minultur,  das  Gegentheil  ist  aber  gemeint.  Kommt  ein  Gast,  so 
ist's  Festtag,  und  die  sonst  so  dünne  und  spärliche  Kost  wird  für  Alle 
dicht  gemacfU,  d.  h.  vergrössert  utid  reichlicher  bemessen,  es  tritt  em 
allgemeiner  Mehrgebrauch  ein,  der  im  ganzen  Hause  die  Milde  des 
Wirtlies  bezeugt  {377  f.) 


Liber  Qnartus,  3fi3— 406.  217 


Egimus  hoc  isti  rarsumque  libenter  agemus, 

Niminim  nt  patrao  sedola  turba  tao. 
Hactenas  ergo  illi  scio  nos  semisse  decenter,  385 

Effice  nunc  summum,  quirlt  abire,  iube! 
Velle  rogandos  erat,  qaod  nos  rogat,  ergo  rogatum 

Cum  non  obtineat,  turba  perita  samus? 
Insipiens  perdit  parois  data  magna  negatis, 

Prisca  perit  probitas  deficiente  noaa,  390 

Cor  remeare  netes,  cui  non  intrare  negasti? 

Ingressnm  decoit  to  uetaisse  magis! 
Consüium  potias  non  experiamnr  enntis, 

Quam  nimis  incambat  consiliantis  onus, 
Quid  si  consultor  se  pauerit,  ut  tibi  malles  395 

Impastum  reducem  consulnisse  nichil? 
Consulit,  at  reditum  concedas:  quando  roten tus 

Consulet  utilius?  ter  pluet  ante  trabes! 
Discidio  pensat  cQnam  gratesque  meretur, 

Euentus  tantum  saspicionis  habent'  400 

Prouidus  obiecit  qui  norat  fallere  rethor 

Nee  poterat  falli  calliditate  leui: 
,Quemque  loqui  prohibes,  nee  cui  tua  grata  loquela  est, 

Inter  grand^Qos  plus  sapit  iste  senes, 
Consultor  qu^storque  bonus,  quem  dico  patenter  405 

Tot  cnmnlasse  artes  quot  senuisse  dies; 


383  hec  B      386  Effic*  e<yrr.  D*       388  Bas  Fragezeichen  nur 

eare 
in  D       390  Pisca  B       391  rem  1 1 1    Ä       392  metuisse  E      393  und 

394  coneü.  D         394  incumb/'t  Ä        ocilianüs  B         395  Quid  AB] 

Quod  DE;  vgl.  II  519,  IV  909      se]  te  D      scparauerit  B      ut  i ; , 

tibi  D        396  1  pastü  (Initiale  wie  stets  vorgerückt)  Äj  Inpastum  J?, 

Impastum  D,    In  pastum  E        consiluisse  E       398  pluet]  puer  E 

402  Non  B        403  Quamque  B      tua  fehü  B        404  senex  DE 

387  vgl  VII  396.  390  vgl  III  788.  399  discidium  ver- 
hält sich  gu  euentus  tote  remeare  zu  ingressuB  391  f. ;  über  euentus  im 
Sinne  , Ankunft'  vgl  Glossar.  406  vgl  13  f.;  scherzhafte  Übertrei- 
bung einer  sprichwörtlichen  Formel,  vgl.  Hüdebramlslied  41,  Frorch 


218 


Liber  Qaartus ,  407  —  426. 


Non  equidem  nobis  hoc  consnltore  carendum  est, 

Plus  nobis  domin^  proderit  iste  me^. 
Porro  recedendi  sit  fas  et  tempns,  et  ipse 
410       Rennueret  certe,  si  bene  nosco  fidem; 
Greditis  huc  longo  dignatum  calle  uenire 

Tarn  cito  cognatos  linquere  ueUe  suos? 
F^dera  per  nostri  generis  rogo,  sicabi  malles, 

Patnie,  quam  caros  hie  penes  esso  tnos.' 
415  Biuminat  ille  diu,  quidnam  respondeat  apte, 

Et  perhibet  tandem,  quQ  sibi  tnta  patat: 
,Qaem  fore  me  reris?  cor  nominor,  haut  quod  iniqae 

Aspernor?  uellem  patruus  esse  tibi!' 
Intulit  ille:  ,mei  frater  patris  Qstimo  cum  sis, 
420       Dicere  te  patruum  debeo  iure  meum, 

Agnosco  speciem,  si  uis,  profitere,  sonumque, 

Nee,  quia  me  miserum  conspicis  esse,  neges.' 
Bettulit  ille:  ,quod  est  falsum,' Reinarde,  negabo, 

Eliciunt  mentem  forma  sonusque  tuam, 
425  Vocibus  et  formis  non  semper  credere  debes, 

Sunt  multi  similes  uultibus  atque  sono. 


416    Innenit  et 


409  lege  ,at  ipse'  Borm.;  aber  vgl,  zu  III  139.  410  Ben- 
nuerat  J?,  Remmerit  E  411  huc  ABDE,  Mone  schlägt  hunc  ror. 
412  suos  aufBamr  D*  414  quos  B  415  *f  fehlt  B  Numiuat  B 
416  putet  D  419  *r  fehlt  B,  sclwn  n^ben  418  B  423  *r  fMt  B 
Netiüit  B  425  debes  und  426  uultibus  aufBasur  D*  426  similes 
multi  hi      stulti  f     uocibus  f 


416  t 


fahel  VII 12  (Zs.  f  d,  A.  XXIII  p,  311)  , soviel  Haare  ofe  Jahre, 
Wolf,  Niederländ.  Sagen  n.  45  ,so  viel  Kinder,  ah  Tag'  im  Jahr' 
{Grimm  D.  S.  584),  n.  70  ,so  viel  Bischöfe  als  Tag'  im  Jahr'  - 
409  vgl  II 130,  413    Über  sicubi  =-  oh  irgendwo  vgl,  Glossar, 

424  eliciunt  ,i.  e.  in  errorem  abducunt,  faÜunt'  Borm,;  woM  bloss 
, erwecken,  bestimmend  einwirken  auf,  das  Verb  hmmt  nur  nod^ 
85  vor. 


Liber  Quartos,  427  —  444.  219 


Non  ego  som,  quem  me  ipse  refers,  uice  falieris  ista, 

Nomen  idem  teneo,  sed  lapns  alter  ego, 
Nominor  Ysengrimos,  at  is,  quem  reris  adesse, 

Nomine  stun  compar,  sed  probitate  minor;  430 

Huins  filiolnm  me  glorior  esse,  sed  ipsnm 

Ipsios  aat  prolem  non  potnisse  qaeror, 
Plaudo  tarnen  fatis,  quod  nomine  donor  eodem, 

Quod  similem  naltnm  porto  soniqae  decns. 
Elige  consiliis,  quemcumque  probaueris  aptam,  435 

Annts  pr^endet  sarcina  tanta  meis, 
Partita  est  hodierna  quidem  michi  uespera  Instmm, 

£tas  consilii  pondere  parua  caret, 
Vox  inuenam  nento,  seniomm  traditnr  archQ; 

Ire  sinar,  nuUa  est  hie  michi  causa  mor^,  440 

Nolo  inopes  sumptu  socios  onerare  diumo, 

Quos  nequeo  sensu  prouehere  atque  fide.' 
Taliter  ahnosi  iuuenis  sermone  peracto 

Subiungit  placida  uoce  magister  onans: 


439  arti 


427  sum  fMt  B  ipse]  esse  A  433  fatis  :  satis  B  (wohllh) 
435  concilüs  D  qnecumque  B  436  Arma  B  438  condlii  D 
439  Hinter  uento  interpungieren  BDfg^  niüM  AEhi  und  Mone,  die 
deshalb  von  Grimm  {BF.  Einl,  p,  39)  nicht  verstandene  Stelle  erklärt 
Mone  Änz.  III  295  richtig:  ,jene  (uox  iuuenum)  toird  in  den  Wind 
gesMagen,  diese  (uox  seniorum)  bewahrt^  arche  ABEfg]  arce  oder 
arte  D,  arte  Ä  440  siliar  B  4^1  inops  :  inopes  E,  ebenso  B  448. 
442  Quis  B  sensu]  ,annon  rectius  censu?'  Borm,;  die  ganze  Gruppe 
372 — 442  behandelt  das  Thema  de  consilio  lupi. 


439  t,  uel  arti  D^ 


431  vgl.  BF.  Einl.  p.  27  Anm.  1  und  p.  243,  sowie  Mone, 
Am.  III  294.  filioluß  ist,  wie  432  beweist,  nicht  =  Sohn,  vielmehr 
das  aus  der  Taufe  gehobene  Kind,  ßUul;  patrinus  463  der  Pathe,  der 
es  aus  der  Taufe  hebt  und  ihm  seinen  Namen  gibt;  vgl.  auch  745  und 
Glossar.       439  vgl  zu  III  74. 


220  Liber  Qtiartus,  445-470. 


445  ,Hac  subito,  Luc  socii,  ucrucx  et  cerae  capcrqae! 
Filiolus  patrai  cogitat  iro  mei, 
Mando  tribus  uobis,  ut  conducatis  eontem, 

Nos  quamois  inopes  diligit  atque  colit 
Ultimus  bospitium  tenor  expleat:  hospes  iturus 
450       Degustet  domin^  pocula  qa^que  me^; 

Non  bic  tractetur  peius,  quam  creditis  ipsum 

Vos  lare  tractandos  proposuisse  suo, 
Gratia  reddatur,  quia  nos  dignatus  adire  est, 
Utque  iterum  ueniat,  poscite,  quando  uolct!' 
455  YsengrimuB  ad  bas  uoces  b^c  uerba  subinfert, 
Pocula  dulcorem  nou  babitnra  timens: 
,Nosco  uias,  uenio  satis  inconductus  eoque, 

Ante  satis  biberam,  non  modo  plura  bibam; 
Res  pcrdit,  quicumque  suas  nolentibus  offert, 
460       Nil  opus  est  addi  pr^ter  abire  micbi.* 
Talia  posccntcm  dictator  molcet  amica 

Voce  monens:  ,oro,  dulcis  amicc,  tace! 
Patrinusne  tibi  est  patruus  meus?  eins  amore, 
QuQ  fuerant  illi,  sunt  facienda  tibi, 
465  Ut,  cum  compererit,  si  nos  ipse  bospes  adisset, 
Non  eadem  dubitet  parta  fuisse  sibi.' 
Ductores  pr^icre,  sequique  beremita  iubetur. 
Quid  faciat?  gemino  stringitur  ipse  malo: 
Ire  pauet,  uenissc  dolet,  promissa  daturos 
470       Pocula  pone  uidens,  limen  abesse  foris; 


445  caper  estque  B      447  ut]  ubi  oder  nisi  B      451  Mc  fMt  B 

453  vos  E      455  1"  fehlt  hwr  und  461  B      459  Nesperdit  J?,  Perdit 

res  preire 
res  E      465  comporexit  B      467  preirere  JB,  Ducto  !  i  1  1  !  |  carr.  D*, 
preire  E     468  fringitur  B      470  a**08se  A,  adisse  UE      Borm.  fragt 
fQuwnodo  pone  uidens,  si  ductores  praeiere?'  und  ändert  paene  uidens 


445  vgl.  5—8.  449  vgl  zu  II  653.  457  ,Ohne  Geleit  komme 
und  gehe  ich  vortrefflich'  458  non  modo  wie  III 207,  =  jetzt  nicht, 
470  Über  foris  schreibt  A^  ianue. 


Liber  Qnartos,  471— 488.  221 


Incipit  ire  tarnen  panlattm  SQpe  reflezis 

Hac  illacque  ocnlis  itqae  reditque  diu. 
Ostia  Oarcophas  obiter  seruanda  sabibat, 

Clamitat  infido  laniger  ore  minans: 
^Bolgifer,  aoscnlta,  quid,  si  uis  oinere,  mandem!         475 

Magnanimns  loseph  pr^cipit,  ergo  pane! 
Per  sanctos,  quos  qa^ro,  nisi  mea  inssa  seqaaris, 

Non  erit  exitio  culpa  redempta  tuo! 
Totas  pande  fores,  tener  Ysengrimalus  ibit, 

Tramite  ne  stricto  transeat,  Qger  enim  est;  480 

Ardalio  demens,  tu  si  qua  strinxeris  illnin, 

Te  prios  exocola,  quam  uideare  michir 
lanitor  econtra:  ^blandiri  desine,  frater! 

Sponte  mea  facerem  —  qualia  iussus  agam! 
Multa  inbes  clamans,  clamandi  sentio  causam,  485 

Proficies  ista  calliditate  nichil, 
Scilicet  alliciens  bac  bospitis  arte  fauorem 

Insignire  mea  te  probitate  cupis. 


limen  adisse.  Dem  scheidenden  Gctsi  wird  ziciefacke  Ehre  zugedacht, 
1)  Geleit  {447  f.)  2)  Abschiedstrimk  {449  f.),  jenes  lehnt  er  ab  467, 
diesen  458,  ersteres  übernehmen  Hirsch,  Schaf  und  Bock,  die  bereits 
vor  die  Thnr  gegangen  sind,  letzteren  besorgen  die  in  der  Herberge 
zurückbleibenden  Thiere:  nun  zittert  er  zu  gehn,  denn  die  Thür  ist 
fem  {III  496)t  f^^^  db^  anderseits  auch  nicht  bleiben  (uenisse  dolet), 
denn  dicht  neben  ihm  {über  pone  vgl.  Gloss.)  will  man  ihm  daz  aller 
wirseste  tranc  scheiiken;  es  ist  die  vom  Dichter  gern  {vgl.  oben  I  66, 
III  478)  geschilderte  Lage  des  Festgebanntseins,  471  paTÜantiin  B 
472  Die  Abkürzung  £,  die  sonst  hec  bezeichnet,  braucht  B  consequent 
für  huc,  eine  aus  adli  =^\adhuc  abzuleitende  Eigenthümlichkeit  — 
illnc   ocTilis  E  475  Fulgifer  B  asctdta  BE         mandere  B 

479  ysengrimis  :  ysengrinulus  D  ibat  B  481  Clemens  B  strri- 
xeris  B        483  frater]  super  B,  fratri  D        485  summo  :  sentio  B 


477  Derselbe  Schwur  921.  483  blandiri  iron.  =  ,schmahen 
und  drohen\  Bormans  hingegen  sagt:  , blandiri  hie  non  est  ironia  de 
ferocibus  losephi  minis  accipienda,  sed  refertur  ad  sqq.,  cf.  488  \ 


222  Liber  Qnartü«,  489—504. 


Nil  aeter  ant  iubear,  sapiens  facit  absqae  iubente, 
490       Qnod  prodest;  qaod  obest,  absqne  uetante  canet; 
Si  plus  serniero,  meas  ut  taos  extitit  hospes, 

Ut  maior  tibi  sit  gratia,  nolo  pati, 
Ta  bonas  absque  fide,  solo  clamore  laboras, 

Nil  ego  clamo,  fidem  sedalitate  probans.' 
495  Credidit  h^c  pr^sul  dixisse  fideliter  illos. 

Et  magis  audaci  c^perat  Ire  gradu, 
lanitor  interea  laxauerat  ostia  paulnm, 

,Hic\  alt,  ,hic  transi  concitus,  ista  uia  est!' 
Inter  dicendam  bis  palsans  poplitc  dextro 
500       Currere  grandisono  ter  iabet  ore  senem. 
nie  supersiliens  neloci  limina  saltu 

Transierat  medinm  tatus  adosque  femor: 
Carcophas  onerosus  erat,  sex  Fresidos  or^ 

Mole  boaes  ^quans  et  tria  grana  salis, 


Ol 

489  uetji   A         iuber  sapiensque  B  490  caret  cauet  B 

492  Ubi  B  495  «T  fehlt  B  hoc  B  499  polpite  B  500  gra- 
disono  B  501  simina  B  503  <r  DE  höre  ABBE,  in  A  am 
Rande  das  Corruptionszeichen,        504  more  E 


499  poplite  dextro  nicht  wie  518  zu  pnlsans,  sondern  wohl  zu 
currere  gehörig,  vgl,  zu  VI  128.  503  ,2)tc  nördliche  Strecke  Flatir 
dems  ist  besonders  fruchtbar,  indem  sie  fast  ganz  aus  sog.  Poldern 
besteht,  d.  h.  aibs  umdammten,  der  See  abgewonnetien  Strecken,  deren 
Oberfläche  aus  angeschwemmter  fetter  Erde  gebildet  wird,  welche  die 
Flüsse  und  Bäche  aus  höher  liegenden  Gegenden  nach  und  nach  allda 
absetzen.  Bekanntlich  ist  besonders  Sedand  reich  an  solchen  Poldern, 
deren  Ertrag  den  gewöhnlichen  ins  UnglaublicJie  übersteigt.^  Wam- 
konig  I  84  f.;  vgl.  II  282»  504  tria  grana  salis  bezieht  sieh  weder, 
wie  Mone  meint,  auf  die  sprichwörtliche  Formel  cum  grano  salis,  die 
Büchmann^^  p.  297  seltsamerweise  au^  einem  von  Plinius  NM.  23, 8, 77 
mitgetheüten  Gegengiftrecept  des  Mithridates  ableitet.  Barm,  richtiger 
an  Catull  86,  4  Nulla  in  tarn  magno  est  corpore  mica  salis  anlehnt, 
noch  auf  den  Myth.*  III  p.  454  n.  570,  p.  459  n.  713,  p.  461  n.  760 
belegten  Gegenzauber  der  3  Salzkömer,  sondern  gehört  in  das  Bereich 
der  Zugabzahlen,  vgl.  BA.  p.  220  ff.,  bes.  225,  Martin  zu  Kudrun  172, 4; 
Borm.:  ,L^tdicrae  spedes  diciionis  est,  cum,  quod  minus  est,  mcdori 


Liber  Qoartas,   505—516.  223 


Tanta  mole  fores  adigens  incumbit  adactis,  505 

Atterit  attritis  artias  osqae  premens. 
Abbas  nt  laqneo  canis  aUidente  tenetar 

Ant  quam  niscosum  rete  cohercet  anem; 
Non  redit  aat  prodit,  manet  bac  immotas  et  illac, 

Mobiliorqne  inter  marmora  itincta  foret,  510 

Hia  non  stabant,  intus  compressa  coibant, 

Sic  forinm  inflicta  stringitor  ille  graoL 
Eobe  quam  nincto  non  curat  credere  uinctorl 

Quam  concordat  inops  cum  locuplete  parum! 
Seit  deus  affectnm  uincti,  seit  uinctus  et  ipse!  515 

Quam  mora  non  animo  grata  morantis  erati 


614    Heu  quam  seatit 


507  ubi  B  508  coheret  B  513  Eobe  Af]  Eoe  BD,  aber 
D*  im  Glossar  Bohe,  Ecce  JE;  Mone  ändert  Ehen;  vgl.  Gl.  itmcto  B 
edere  B       515  sit  {oder  sie)  B       516  moratis  E     - 


514  i  und  mit  nel  D^ 


ita  subicitwr,  ut,  qucmtum  accedit  uerhomm,  tantum  de  re  ipsa  detra- 
hatur.  JSxtat  adhtic  in  ore  plehis  nostraiis  quod  plane  gemvrvum  est: 
twintig  pond  en  een  pruimensteen«  i.  e.  XX  pondo  cum  nucleo  etc. 
uariante  pro  locis  nuclei  »pede.  Aliis  pro  nucleo  faha,  bohshoon, 
aJüs  etiam  stercus  ouillum  ponderi  quod  accrescit  designat.  Non  opu^ 
est  iMddere,  in  ipsa  qwoque  computandi  cwra  ac  sollieitudine  iUa,  quae 
ne  minimam  quidem  partem  differentiamue  omittere  audet,  non  exigwzm 
inesse  uim  ridiciili.''  Vgl.  ,eine  ganze  Ewigkeit  und  drei  Tage\  — 
505  ff.  vgl.  V  798.  508  Über  quam  auem  statt  axds  quam  vgl.  zu 
II  63.  509»  vgl.  I  276.  515  Zu  seit  ist  beidemal  affectum  uincti 
Object;  Mone  irrt,  wie  das  Tempus  erat  zeigt,  wenn  er  516  von  dem 
zweiten  seit  abhängig  macht;  der  Sinn  ist:  ,wie  dem  Gefesselten  zu 
Muthe  ist,  das  weiss  nur  Grott  und  jener  selbst".  Es  ist  der  bekannte, 
von  Plutarch  {Vit.  cap.  5,  Praec.  Coniug.  22)  mitgetheüte,  von  Hiero- 
nymus  {Aduersus  louin.  I  48)  dem  MA.  überlieferte  Ausspruch  des 
Aemüius  Paulas  .Nemo  seit  praeter  me,  ubi  soccus  me  premat'  {vgh 
Vannueci  Proverb,  Lot.  I  215),  nur  dass  das  fromme  MA.  in  der 
Person  des  allwissenden  Gottes  einen  zweiten  Wissenden  hinzufügte, 
wie  Nibd.  2308,  3,  ähnlich  hier  IV  234. 


224  Liber  Quartus,  517  —  532. 


llunc  quasi  nolentem  procedere  lanitor  asper 

Voce  urget,  pnlsat  poplite,  calce  ferit. 
, Ostia',  dicebat,  ,socii,  patefacta  uidetis, 
520       Nallorsnmque  gradi  ault  bonus  iste  cliens; 
Quid  moror  hie?  alio  compellor,  abire  rogate! 

lanaa,  si  scissem,  non  patnisset  adhuc, 
Nullius  hie  causa  peregrini  stare  tulissem, 
Seria  me  rerum  talia  totque  trahunt 
525  Nee  petit  hie  standi  ueniam,  nee  stare  quod  ipsum 
Hie  patior,  grates,  qnas  michi  debet,  agit, 
Restituit  pretium  nutrita  monedula  merdam, 

Graceulus  et  cueulo,  quem  fouet,  hoste  perit; 
Dcdo  tibi  officium,  losepb,  da  nescio  sane 
530       Nee  curo  cuinam,  quilibct  illud  agat, 
Cuius  ob  insignes  oculos  ego  ianitor  essem, 
Limen  ubi  semper,  qui  redit  itque,  tenet?' 


ns 
517  volentem  E      519  uide|||  A      520  uultus  B      521  hec  B 
gate  e 

ro  1 1 1 1  corr.  D*      524  m|  corr.  D*       525  Nee  AB  DE,  Mone  Non  - 

Statt  ueniam  bin  ipsum  ?iat  B  quas  michi  debes  agit  {aber  526  debet  B) 

erdam 
—  ipsi  E      527  Restitui  B      m  j    | ,     A      528  et  nachgetragen  h  — 

cuculus  h        530  Non  DE        531  ob  fehlt  B        532  tenent  A 
524  uel  trahent  D*  '  " 


520  bonus  cliens  ein  getreuer  Diener,  der  trotz  aller  Ver- 
lockungen von  atissen  Haus  Juilt,  sich  ganz  dem  Hause  widmet  ^  tgl. 
549  ff.,  II  441  f,  V  818,  13  f.;  Borm.  erklärt  cliens  s.  Bertüianof 
dominae  i.  e.  hottpes.  527  f.    Dohle  und  Ktickuk  legen  Öfter  ihre 

Eier  in  fremde  Nester,  jene  in  das  des  Habichts,  dieser  in  das  der 
Kräfte:  der  Dank  der  Jungen  ist  in  erster  ein  Falle  Beschmutzung 
des  Nestes,  in  letzterem.  Tödtung  der  Pflegerin.  Vgl.  Einleitung,  — 
531  f.  cuius  gehört  zu  ianitor;  der  Pförtner  bedarf  eines  scharfen 
Blicks  (Ecbasis  648—652),  um  den  Kommenden  sofort  wdhrzun^wten 
und  ehiztilassen.  Hier  aber  hält  Y.  unbeweglich  die  ThürschweUe 
besetzt  und  verhindert  so  den  Pförtner  trotz  seines  au^gezeichneteti 
Auges  an  der  Ausübung  seines  Amtes. 


Liber  Qaartos,  533—566.  225 

Laniger  obiedt:  ,prQcepi  tota  patere 

Ostia,  nee  curas  prouidus  esse  semel; 
Offero  pignos,  nt  es  nequam,  quia,  quasseris  illnm     535 

Parte  sui  qnanis,  perfide  calo,  Ines!' 
lanitor  ,absit!'  ait,  ,ta  nempe  patentia  cernis 

Ostia,  Don  oculis  credis,  inepte,  tuis? 
Absit  eum  me  astante  qaati!  seit  enim  ipse,  rogetar, 

NoD  nitro  hoe  faeerem,  quin  prius  ipse  miehi!         540 
Tn  saltem,  Berfride,  nide!'  Innc  hircos  asello: 

,  Nonne  \  inqnit,  ,aideo?  si  aelit  ire,  potest, 
Nesifo,  enr  maneat,  spontaneus  ire  recusat, 

lanua  laxari  latins  ista  nequit; 
Hoc  oere  speenlor,  loseph  qnoque  ridet  iniqnos,  545 

Ostia  contemplans  laxa  fuisse  diu, 
Inuidet  exprobratque  tibi  prauoque  fanore 

Segnitiem  spectat  pr^sulis  atqne  tacet. 
Delirare  liquet  monachos  inuenesque  senesque: 

Primitus  ingressi  claustra  nerentur,  amant;  550 

Regula  nileseit  uix  cognita,  cumque  gerendum 

Quid  foris  audierint  exierintque  semel, 
Vel  nimis  inuiti  uel  numquam  claustra  reuisunt  — 

Hos  sequitur  ritus  hie  heremita  piger. 
Nescio,  sis  abbas  an  tu  patriareba,  quid  b^res?  555 

Ostia  eum  pateant,  utquid  abire  negas? 
Carmina  nunc  Stares  ad  completoria  iuste. 

Quid  tardas,  dem^ns?  binc,  heremita,  sali! 


533  placere  patere  B  536  qoamuis  B      539  astanti  B     sie  E 

541  «r  DE     timc]  ant  B  542  ipse  B      544  Lanua  B      547  diu  : 

tibi  E      548  Signitiem  B  555  scis  D      556  ut]  ubi  B      ad  quid  E 
558  Clemens  B 


535  ut  es  nequam,  vgl.  859,  über  Bfandsetzti/ng  zu  I  964. 
538  vgl,  II  367,  547  vgl.  III  909.  551  f.  vgl.  V  1191  f.  — 
555  vgl.  III  208,  Hör,  CS.  15  f.  557  Mofie  U7id  Borm.  erklären: 

,du  kämest  noch  gerade  recht  zur  Abendandacht*,  trotzdem  658  und 
sonst  ausdrücklich  gesagt  ist,  dass  der  Morgen  graut  und  die  FrüJir- 

Voigt,  Ysengrimoa.  15 


226  Liber  Quartas,  559—578. 


Quo  tu,  cerue,  paras?'  (etenim  fingebat  abire) 
560       Expecta,  sodes,  dum  patriarcha  bibatP 

Cernus  ad  b^c:  ,Dondnmne  bibit?  cur  ergo  uenire 

Incipit?  utque  abeat  me  duce,  pergo  prior; 
loseph,  nonne  uenit?  michi  uelle  uenire  uidetur.' 

Repplicat  ille:  ,tibi  quando  libebit,  abi! 
565  nie  manebit  adhuc,  cur  binc  impotus  abiret? 

Grandibus  est  pateris  ante  abigenda  sitis.' 
Ceruus  ,itemque  bibat  rebibatque  antistes,  ego',  inquit, 

,Ambulo,  maiorem  non  tolerabo  moram, 
Esnriens  et  sola  domum  mea  cerua  tuetur,      ^ 
570       Si  uenies  mecum,  nunc,  domine  abba,  ueni! 
Transiit  hora,  sali!  non  stabo  diutius  istic, 

Hie  michi  non  tota  nocte  manere  nacat; 
Tu  bene  transieris,  sed  id  ausus  penderet  alter, 

At  tibi  uim  Joseph  nemo  tuente  facit' 
575  Obuiat  bis  Joseph:  ,8i  debet,  pendat  et  iste; 

Die,  caper,  estne  reus?  dixeris  esse,  luat.' 
Hircus  ait:  ,non  peior  erit  me  iudice,  quamois 

Perdiderit  totum,  quod  probitatis  habet' 


576, 1   Indice  Bit  solo  te  reos,  hirce,  laet 
577       Crode  michi 


559  oeme  D  560  expecta  :  exspecta  D  566  ante  auf  Rasur  D* 
567  *r  fehlt  B  568  nachgetragen  A  moiorem  E  m/*ram  corr.  D* 
572  nachgetragen  A  575  bis]  is  £  B  sprang  von  Joseph  575  a»{ 
dasselbe  Wort  579  über,  es  fehlen  also  575»»— 579*        577  f  DE 

576,  1.  577  C 


messenzeit  da  sei.  carm.  compL  ist  das  Schlussgebet,  der  ScMnss- 
gesang  sowohl  bei  der  täglichen  wie  bei  der  nächtlichen  Horenfeier; 
die  noctumi  toni  (686)  sind  nun  dem  Wolfe  gesungen,  es  fehlt  tw 
noch  das  amen  (611),  tmd  zur  ErtheUu/ng  dieser  letzten  und  empfind- 
lichsten Ledion  steht  er  jetzt  gerade  recht,  eingeklemmt  und  wider- 
standsunfähig zwischen  den  ductores  draussen  und  den  kleineren  TMeren 
drinnen.  Über  die  der  Messe  und  Horenfeier  entnommenen  Metaphern 
für  Prügel  vgl.  Einleitung,  .  561  cur,  weil  erst  nach  genommenem 
AJbschiedstrunk  sein  Aufbruch  zu  erwarten  war,        570  vgL  III 732, 


Über  Qaaitns,  679— 692.  227 


Ingemmat  loseph:  ,taciii  satis,  abba,  recede! 

Otia  sectari  nos  tna  posse  patas?  580 

Aat  intro  redeas  aat  egrediaris  oportet, 

Eiige  mox,  quid  agas,  optio  dicta  niget! 
Crede,  cito  aat  abies  aut  te  fardasse  pigebit!' 

0  qaales  gemitns  taue  dabat  ille  miser! 
Irrideas  gemitas  exclamat  degener  hircus:  585 

,Hic  missam  media  nocte  faeremita  canlt; 
Laniger,  aascnlta,  quam  dalciter  Organa  fnndat, 

Tarn  bene,  ni  £allor,  aix  modalarer  ego!' 
,Sic  tibi  missa  solet  cantari?'  laniger  infit, 

,Nanc  solo  te  psalmos  non  bene  nosse  taos;  590 

Affirmat  nerbam  ille  qaidem  —  missamqne  patasti! 

Esse  snpra  Sealdom  nnlt  catigeta  Remis.' 


679  fdomine  Tsengrine, 

682,  1  Optio  pioposita  est,  elige  mox,  quid  agas 

563, 1  Crede  michi,  taidasse  Ines,  nisi  neneris  at  nunc  I 

684  Qnos  gemitas  et  qnot 

685  Auditos  gemitas  deridet 

687, 1  Cominos  hnc,  loseph  1  quam  dalciter  oigana  ftmditi 

688, 1  Flena  mamiB,  si  sie  immodnlarer  ego 

689, 1  Siccine  cantator  tibi  missa?  quid,  improbe,  dicis? 


580  Ostia  B  tua]  tria  B  583  tardaUsse  D  5S6  "{  DE 
587  asculta  BE  589  1"  2>  590  nosce  DE  591  quidem]  quid 
est  äDE       592  super  BC      cagi :  catigeta  B 


579 — 589, 1  C  583, 1  Barm,  zieht  at  nunc  zum  folg.  Verse, 
eine  Auffassung,  bei  der  nisi  ueneris  sinnlos  wird  und  nunc  dem 
tone  584  widerspricht;  at  ist  »»  eerte,  saUem,  wie  oben  II 377,  III 968. 
588,  1  plena  manus,  nämlich  von  den  Spenden  der  Zuhörer;  Borm. 
bezieht  es  als  Subject  zu  fundit  587,  aber  nicht  die  Hand,  sondern  die 
Stimme  des  Wolfes  strömt  liebliche  Weisen  aus. 


582  vgl,  V  l}i02,  591  Den  ächzenden  und  wimmernden  Wolf 
hau  der  Bock  für  einen  messesingenden  Priester,  der  Hirsch  für  einen 
beichtigenden  Büsser,  der  Schöps  für  einen  den  Vortrag  einstudierenden 
Lehrer  der  Theologie  (catigeta,  vgl.  Gloss.),  afiirmare  =  ,mit  gedämpfter 
Stimvie,  leise  murmelnd  etwas  einprchen';  vgl.  die  (auch  in  DuCange 
s.  u.  n.  3  abgedruckte)  Stelle  des  Wüh.  v.  Hirschau  Constit.  Hirsaug.  I 

15* 


228  Liber  Qnartns,  593—606. 


fiearidas  dixit:  ,ao8  tortom  dicitis  ambo, 

Doctus  in  hoc  ego  sam  carmine  uosque  rades; 
595  Plnribus  offensis  cecidit,  nunc  illa  fatetar, 
Scire  nolens,  qno  sint  ipsa  pianda  modo.' 
Tanc  caper:  ,o  Joseph,  uera  est  sententia  cemi, 

Postmodo  qu^  nobis  sint  facienda,  nide! 
Excessusne  suos  exponet  fonditas  omnes, 
600       Insimol  ut  positos  indita  p^na  lanet?' 

,Staltitia  h^c  nobis',  respondit  laniger,  ,absit! 

Quid  faciam,  satis  est  absque  monente  ratiun; 
Suppetat  assensor,  qui  sicut  ego  omnia  penset, 
Non  patiar  culpas  hunc  recitare  diu. 
605  Quis  seit,  an  in  saltus  aox  transeat  alta  remotos 
Et  possit  scelerum  pQnituisse  pares? 


593  ,Rem  melius  nooi, 

594  Doctas  enim  hie 

595  Plnribus  ammissis 
597    ,Crede  michi,  loseph, 

598, 1  Nunc  super  hiis  quo  sint  eCßcionda,  uidel 

Darauf  folgt  mü  Ausiaasung  von  599  Ms  602 

603, 1 :  ,  Non  monitore  michi,  sed  opus,  Beifride,  sequente  est 


593  *f  fehlt  BCDE  v  1 1  corr.  D*  594  hec  A  596  illa  T 
600  iibi  B  601  f  DE  605  "illa  remotos" alta  C  606  posset  (\ 
poscit  BE 


593—603, 1  C;  595  steht  amissis. 


cap,  89,  zu  der  Herrgott  im  Index  richtig  bemerkt  ,affirmare  cantom. 
lectionem  etc.  dicimtwr,  qui  sese  in  cantando  aui  legendo  exercentj 
priu^sqiiam  in  Ecclesia  aut  Conuentu  cantent  aut  legant  *  und  Dief.,  der 
u.  a,  leren,  lernen  ah  Bedeutung  auffuhrt,  uerbum  »»  setmo^  loqwla, 
vgl.  loa,  de  lanua,  quidem  =  wahrlich,  wie  842,  VI  446  etc.  — 
592  Darum,  meint  loseph,  mochte  Y.,  wie  er  sich  überJiaupt  weit  vcg 
von  hier  wünscht,  so  doch  am  U^sten  jenseits  der  Scheide  auf  eine» 
Beimser  Catheder  stehen.  Anders  Bortnans  ,prouerbi€Uis  locutio  e.^, 
qua  praeposiere  doeentes  aut  affirmantes  aliquid  ridentur,  q,  d.  Egre- 
gium  uero  te  doctorem,  o  hirce,  qui  Remis  {urbem)  super  Scaldu» 
esse  uelisr        594*  -=  V  584''        605  f.  vgl  VII  133  ff. 


Liber  QQartas,  607—620.  229 


A  tribns  absolui  nobis  fortasse  neqnibit, 

QuQ  neniet  mores  tarba  refeire  malos; 
Absoloatctr  ab  bis,  Brabantes  cetera  gaudent 

Corrigere,  at  nobis  ista  piare  datam  est*  610 

Tone  caper  oblongam  aarinmqne  trifarcnlat  amen, 

Concinnat  bifidom  forcula  qn^qae  melos: 
Ista  aelut  bubo  macer  et  rota  putrida  big^, 

Hqc  at  Arabs  d^mon  gallicaque  orca  sonat, 
Scanailis  exiles  bis  crispat  tertia  tongos,  615 

Ut  nox  alta  tab^  summaque  corda  gig^. 
Undiqne  deinde  ,feri!'  nee  uox  sonat  ulla  nisi  illud, 

Excipiiint  plena  tone  pietate  senem: 
Ceraos  agit  costas,  caper  armos,  gattora  neruex, 

Atqne  inter  calices  nerba  benigna  aolant.  620 


stau  607-  616  sUhen  fwr  4  Verse: 

606, 1  Copia  consoxget  fiissore  crimina  tnrbe, 

607, 1  Qao6  gnne  dt  nobis  absoliuBse  tribns ; 

609, 1   Qnicqnid  de  reliqnis ,  sabito  absoloatnr  ab  istis ! ' 

611, 1  Hie  longum  et  crassnm  blaterat  hircos  amen. 

620  hospita  nerba 


609  Barbantes  B  Von  610  bis  Q2^  ist  der  Text  in  E  durch 
Nässe  geschädigt,  im  Anfang  und  Ende  schwächer,  in  der  mittleren 
Strecke  und  namentlich  in  den  vorderen  Vershälften  stärker.  — 
610  piate  JB  611  *f  D-E  ob  longum  D  615  longos  D  .616  uox 
fehü  n        617  fieri  D        618  tunc]  cum  C       619  1"  D 

So  C,  607, 1  absonuisse,  emend,  Mofie. 


609    über  die  Brdbanter  vgl  zu  I  49.  611  vgl  I  1041. 

Berfrid  hat  nach  IV  7  f.,  wie  loseph,  eine  armata  frons,  dieser  hat  vier 
je  eine  zweizackige  Gabel  darstellende  Hörner  {II  302,  VI  104  f.), 
jener  deren  drei,  wie  der  Bernard  der  Feldmesserfabel  {II  301).  Mit 
diesem  dreihomigen  Geweih  gibt  er  ihm  einen  mannigfach  {vgl  uarius 
canor  V  782),  in  aUen  drei  Tonarten,  Tenor  {613),  Bass  (614),  Diskant 
(616  f.)  erklingenden  Abschiedsstoss ,  das  erste  Hörn  kUngt  seufzend, 
wie  die  Stimme  des  heiseren  Uhu  {vgl  Plinius  X  16),  ächzend  {vgl  355), 
das  zweite  dumpf,  tief,  wie  ein  hohles  Götzenbild  oder  Gefäss  {vgl 
I  1059),  das  dritte  schriU,  hoch  {zu  scansilis  vgl  scandere  VII  105); 
'die  ganze  Stelle  erinnert  an  I  1043  f.,  1053  —  1064.  617  vgl  992. 
620  vgl  II  662. 


^^  Liber  Qnartos,  621  —  634. 


,Ha8  ego',  cenrns  ait,  ,costa8  adigoqae  ligoque, 

Qaas  abigit  positu  macra  iuuenta  suo.' 
,Incute  tu  costas;  armis',  caper  infit,  ,adactis, 

Ne  nimis,  ut  timeo,  succutiantur,  agam.' 
625  Laniger  ,arto',  inquit,  ,fauces  nimis  hactenus  amplas, 

Patribas  hoc  memini  nix  placoisse  meis.' 
Ha  quotiens  ceruos,  pulsans  beoedidte,  clamat: 

,Explora,  frater,  quid  ferat  iste  calix!' 
Ha  quotiens  hircus:  ,non  sum  caper,  immo  sacerdos, 
630      Accipe  quQsitam,  sancte  heremita,  crucem!' 
Ha  quotiens  ueruex:  ,8i  mecum  pergere  Romam 

Appetis,  hie  peram  do  baculumque  tibi!' 
Ha  quotiens  omnes:  ,  Satanas  h^c  pocula  magnas 

Sanctificet  famulo  mnltiplicetque  suo!' 


621, 1  ,En  ego  sie  costas  redigoqno  ligoqae  iiagantes 

622  senecta 

628  annis  obnitar  adactis 

624       Xeae  tao  palsa 

626       ,Arctabo,  socii,  fftuces 

626  displiouisse 

680  domne 

634  seruo 


621  <f  DE,  ebenso  625,  627,  629,  631,  633;  623  nur  in  D  - 
seruus  B  adigo]  Borm.  zieht  redigo  vor;  vgl  505,  623  tu]  tot  D 
625  argto  A  626  hec  C,  Mone  ändert  has;  vgl.  II  450.  627  Ha, 
629,  631,  633  Ah  C       630  sacre  :  sancte  E       632  de  B 


So  C 


622  macra  iuuenta  iron.  =  crassa  seneetua,  vgl.  III  319  f.  - 
627  pulsans  benedicite  vne  trifurculat  amen  611,  ciispat  benedicit« 
I  1041.  628  vgl  II  679.  629  f.  vgl  180.  630  r^.  1^- 

631  vgl  162.  632  vgl  zu  911  f.  633  f.  vgl  zu  V  837.  634  Wer 
sich  mit  dem  Teufel  einlässt,  ihm  verbütidet,  heisst  Teufels  Gesdl, 
GenosSy  Teufelsbnecht,  vgl  Myth.*  II  p.  850  ff.,  III  300  f.;  an  aft- 
derer  SUUe  (III 1115  f.)  heisst  Y.  ,TeufeUoheim'  vgl  IV  708. 


Liber  OnartoB,  685—642.  231 


lam  non  exterias  conoin^  talia  caro  635 

Pocnla  pincernas  continnare  piget, 
Sed  quid  panca  räoant?  dormitnr  forsitan  intus? 

Non  curant  fama]as  insernisse  manus? 
Inira  aelle  (licet  non  ultra  nolle)  sodales 

Non  queritur  dantes  intus  adesse  senex:  640 

(rallus  terga,  marem  uulpes,  caudam  occupat  anser, 

Yellit  is,  hie  mordet,  Calcitrat  ille  fiirens, 


636  pinceine  continaare  c&aent 

637, 1  Interiüs  donnitnr?  a^rant  hie  otia  segnes? 

639, 1  Non  minus,  ac  noilet,  non  plos,  quam  aellot,  amicos 

640  abesse 


635  f  fehlt  C       Jm  B        637  f.   Die  Fragezeichen  fehlen  in 

den  Hs8.         638  Nee  B        639  liquet  E        641  marem  ABCDE] 

narem  scMägt  J.  Grimm  EF,  Eird.  p.  70  vor,  vgl.  dagegen  Mone 

Am.  III  295,    narem  ist  prosodisch  (vgl.  V 1097)  und,  so  lange  die 

Nase  vorn  sitzt,  auch  sachlich  unmöglich;  über  mas  =  penis  vgl.  Gl. 

cer 
—  anser]  anfer  (auf er)  J?,   an  l{  corr.  ZM  642  hec  B        fttrens] 

super  C 

636  Ci,  das  Übrige  nach  C,  foo  637, 1  hec  (emend.  Borm.)  steht. 


635  f.  Daraus  liest  Mone  den  Sinn  heraus  ,  lupiim  intra  domum 
quoque  uapulasse";  vielmehr  leitet  das  Distichon  den  Übergang  von 
Draussen  zu  Drinnen  ein;  die  Erzählung  von  den  Misshandlungen 
der  3  Führer  sMiesst,  aber  diese  fahren  unverdrossen  fort,  dem  thcuren 
Gaste  vor  der  Thür  solche  Becher  zu  credenzen  u/nd  mit  den  eigens 
zum  Schenkenamt  berufenen  (zu  470)  kleineren  Thieren  zu  wetteifern. 
639  f.  ,Y.  braucht  sich  nicht  zu  beklagen,  dass  drinnen  Gesellen  wären, 
die  weniger  austheHten,  als  er  wünschte,  wenngleich  —  setzt  der  Dichter 
die  Ironie  auflösend  hinzu  —  sie  ihm  nicht  mehr,  genau  so  viel  gaben, 
als  er  nicht  wünschte',  wie  sehr  die  reiche  Gabe  sonst  seinem  hob' 
gierigen  Sinne  entsprach,  in  diesem  Falle  begegnete  sie  seinem  Wider- 
wiüen.  C  hingegen  ändert  unter  augenscheinlicher  Anlehnung  an 
SaUust  Cat  20  ,Idem  nelle  atque  idem  nolle  ea  demum  firma  amioitia 
est'  den  Saiz  dahin  um:  ,Y.  braucht  sich  nicht  zti  beklagen,  dass  es 
drinnen  an  wahren  Freunden  gefehlt  hätte.'  642  bringt  die  Subjecte 
von  641  m  umgekehrter  Reihenfolge,  vgl.  neuere  297  f. 


232 


Liber  Qaartas,  648—660. 


Non  cuiquam  monuisse  aacat  —  se  qaisque  monebat 
Ne,  si  quem  moneat,  non  sibi  forte  aacet. 
645  Qaaliter  astringit  ferram  sub  uerbere  forceps, 
Sic  angit  candam,  sie  premit  anser  onans; 
Astulat  ut  plancam  bene  mota  dextra  dolabra, 

Sic  cum  carue  pilos  gallus  ad  ossa  rapit; 
Non  tarnen  ille  potest  tantos  sentire  fnrores, 
650       Rcinardi  feritas  tam  rabiosa  fiirit 

Hospitii  calicos  ut  prQsul  sumpserat  istos 
Roboreque  exhausto  turba  reSedit  ebcs, 
Tunc  loseph  claudi  iubet  ostia,  paret  asellus, 
Auribus  instillans  murmura  pauca  lupi: 
655  ,A  caris  sociis  huc  tu  conductus  es  usque, 
Nunc,  si  quid  pedibus  fidis,  amice,  sali! 
Nunc  intende  salire!  saU,  si  quando  salisti! 

lam  matutinum  conuocat  hora  chorum; 
Ne  tarnen  hinc  salias,  nisi  grates  egeris  ante, 
660       Grandibus  est  meritis  gratia  parua  satis. 


647  moto  dextra  dolabro 

649  tantmn  sentire  fororem 

651, 1  Ut  lupos  hospitii  calices  bene  senserat  istos 

652  hami 

654  panca  sosarta 


643  Nec  C      cuiquam  BCBE]  cuiquem  A,  später  durch  Tren- 

ntmgsstriche  zerschnitten,  Mone  daher  cui  quem,   wie  VI  263;  vgl 

anderseits  III  63,  91,  928,    A  nahm  wohl  irrend  das  gJeichst€Ui(fe 

quem  aus  644  voraus       uacat  fehlt  D,  D*  trug  uocat  nach       se]  sed  C 

bit 
monebat  D       647  Abstulat  C,  Austulat  E      ut]  ad  D       648  pUus  : 

püos  D      649  tanto  E      650  furiosa  B      651  *r  fMt  C     652  obes  Ä 

hebes  E       657  intendire  :  intende  E      silisti  B        659  Non  G 


sen 
647  (7      649  C      651,  1  0,  presul  nUserat  carr.  !>*      652  C, 

uel  humi  i>*        654  C 


654  vgl.  III  343,   VI  456, 


über  Qoartas,  661—676.  233 


Annnimiis  gratis  discos  paterasque  dedisse, 

Proaenta  medio  pascna^  nentris  eant; 
Exigimiis  grates,  qoia  te  condimmii8  oiiines, 

Offensam  nobis  materiare  caue, 
Imprimitur  poUex  palniQ  redeante  petitam  665 

Hospite,  qni  gratns  non  fdit  ante  datis.' 
Sapprimit  ille  miiias  et  nobilitate  silendi 

Fnngitar,  in  tempas  seraat  agenda  sanm; 
Quid  stulto  concepta  semel  prudentia  confert? 

Post  sapere  exiglmm  stultior  usqae  manet,  670 

Bis  reticens  apte,  quater  abdita  unlgat  inepte, 

Tarn  bene  nee  celat,  quam  male  deinde  refert, 
Quid  prodest  adno  siloisse  et  dicere  nulpi? 

Yicisset  Celans,  nincitor  ipse  loqnens. 
Andierat  anlpes  nerba  irridentis  aselii,  675 

Quod  matutini  canninis  hora  foret, 


668  pensst 

672  nimc 

673  prodere 

US 
661  poterasque  E     665  palmo  t      666  grat|  |  corr.  D*,  gratis  Ei 

667  1"  fMt  C       669  Qui  C      prudentia  ABCDEfi]   pudentia  g  und 

Mone.        670  Plus  g        671   retices  :  reticens  corr.  ZH        672  nee 

ABg]  non  BE,  nunc  Ci,  vgl.  158,  760;  nee  wird  erlätUert  durch  673: 

non  tarn  bene  asino  süet,  quam  male  uulpi  dicit.         674  Yicesset  B 

675  uerbum  C       676  Quod  matutini  auf  Rasur  A 


668  Ci       672  *.  o.        673  C 

m2  ,Um  des  für  Aüe  gleidien  {vgl  zu  I  561)  leiblichen  Gedei- 
hens wiüen,  zur  körperliehen  Stärkung  eines  Jeden  wächst  die  Weide 
empor  \  ad  scUuiem  communem  Tiominum  pascua  deus  donat,  vgl.  Prosa- 
glosse  zu  Prara  171.  665  ,Cum  hospes  ingratus  redit  ad  petendum 
nouum  beneficium,  is,  a  quo  petitur,  negat,  manum  clausam  tenet; 
flandrioe  ad  uerbum:  hy  houdt  den  duim  in  de  vuist'  Bormans.  — 
668  vgl  1 525—28,  IV  986.  669  ff.  auf  dem  alien  Spruch  ,der  Thor 
kann  nichts  verst^weigen''  beruhend,  vgl.  Ptouerb.  Salom.  XXIX  11, 
Freidank  82, 12  etc.        675  vgl  II  503  f: 


234  über  QuartojB,  677—690. 


Atque  cor  indagare  aolens  abenntis,  itnnun 

Lusnris  patranm  nocibus  asos  ita  est: 
,Balgifer  imprudens,  alios,  quam  diximns  istic, 
680       Hanc  matatinos  dicere  neue  patas?' 

Sestitit  hQc  ad  aerba  senex  hostiqne  perito 

Ludificandns,  auens  ladificare,  refert: 
,Gantasti,  Reinarde,  tnos-,  ego  differo  nostros, 
Nondam  cantandis  sappetit  hora  meis, 
685  In  lucem  saspendo  meos  multamqae  diornos 
Cogito  Doctarnis  dissimilare  tdhos, 
Diximns  obscoros  istic,  octaoaque  lecta  est 

Lectio,  semator  nona  legenda  michi. 
Nunc  habet  iste  snam,  nunc  paraalas  ille  placentam, 
690      Et  ratis  in  porta  plena  diebus  adest; 


677,  678  fehlen. 
679    ,I>ic,  asine 
681,  682  fehlen. 


678  Inssuris  B  679  1*  DE,  ebenso  681  u/nd  683.  M(m 
interpungiert  fälschlich  vor  istic,  vgl  687.  680  putes  E  682  so 
inUrp.  Ä  683  nostris  C  687  -  que  auf  Basur  D*  689  ille] 
iste  C     placentam  B       690  Hie  C 

So  C 


679  f.  Der  nächtliche  Gottesdienst  ist  vorüber,  die  denselben 
schliessenden  Lobgesänge  (694)  und  die  unmiUelbar  folgende  Mette  ist 
gesungen  (611  /f.)»  &«^-  gelesen,  der  Begel  ist  durchaus  genügt  —  da 
fragt  B.  verwundert,  was  denn  Y.  noch  für  andere  Morgengdtete  lesen 
wolle.  684*»  =-  V  302^  687  f.  Natwrlich  bezieht  sich  octaua  und 
nona  nicht  (wie  Mone  und  Borm.  erklären)  auf  die  Horenfeier  um  2 
bez.  3  Uhr  Nachmittags,  sondern  jenes  auf  die  8  Pilger,  die  lesend 
und  singend  (vgl  1 1001,  über  die  Einrichtung  der  Noctttmen  vergleiche 
V  629  ff.,  821)  dem  Wolfe  die  Nachtfeier  dargebracht  haben,  dieses 
auf  das  zu  erwartende  Beeponsorium  des  Wolfschors.  689  f.  Sinn 
, wartet's  nur  ab,  es  kommt  alles  zu  seiner  Zeit!^  ,Pueri8  beUaria 
et,  praecipue  in  FlandHa,  placentae  dcMtur.  Cum  autem  eae  distri- 
buuntwr,  cunctis  simul  certatimque  flagitantibus  inanumque  porrigen» 
tibus  responderi  solet  Omnibus  datum  tri,  sed  suas  cuique  uices 
expectandas  esse:  d'een  voor  an  d'andar  na,   gy  zult  allen  eens  aen 


über  Qaartos,  691  —  704.  235 


Non  bene  serao  nicem  cantores  solns  in  octo, 

Alterius  paiüs  cras  scola  maior  eilt, 
Matutina  mei  uenient  ad  carmina  fratres, 

Qui  laudes  secns  ac  hircus  et  anser  agantl' 
,Patrae',  reibor  ait,  ^patraus  (cur  uera  negarem?)     695 

Hactenus  at  faeras,  tu  michi  semper  eris; 
Nonne  potest  mnnire  deos,  qnem  somnia  terrent? 

Inrgia  sunt  leges  ad  dirimenda  dat^; 
Qnod  8i  indicio  nostros  commiseris  actus, 

Hie,  qnod  ames,  factam  est;  nnde  querare,  nichil.  700 
Qoamais  ipse  neges,  ob  qoalem  nescio  causam, 

Lustra  tibi  certom  est  octo  fnisse  quater, 
Omnis  eo  ueniens  Qtatis  oportet  ut  isto 

More  salutetnr,  si  iuuenescere  auet, 


696    ,Patnie,  nsmque  michi 

696  qnoqne 


691  cantoris  :  cantores  D^  694  secns  hac  quam  anser  et 

hyrcns  C;  quam  ist  Glosse  zu  (h)ac  ac]  hac  auf  Rasur  D^  agunt  C 
695  *r  fMt  BC  rector  E  696  fuerat  C  697  Non  ne  post  mnnere 
dens  quam  B  699  In  nros  steht  n  auf  Basur  von  D*  700  que- 
rere C  fPost  querare  pone  comma;  sensu^  est:  factum  est,  qnod 
ames,  nihil  factum  est,  unde  querare'  Borm,  701  Quamuis  etipsa  C 
702  certe"  C     pater  quater  B        704  iuueniscere  B 


So  C 


uwe  beurt  kernen'  Borm,  In  Thüringen  ruft  man  einem  Ungeduld 
digen  zu:  ,Halt  den  Mund,  bis  d'  den  Kuchen  kriegst!*  697  Den 
Drohungen  des  Wolfs  gegenüber  hat  B.  einen  zwiefachen  Trost,  1.  dass 
mit  den  SchcOten  der  Nacht  zugleich  der  beängstigende  Traum  von  des 
Oheims  Feindschaft  verschwinden  werde  {695—97),,  2.  die  Aussicht 
auf  seine  Bechtfertigtmg  vor  der  Synode  {696 — 700,  indicio  sc.  syno- 
dali,  vgl  724,  überhaupt  I  417—470,  675—584),  697  empfängt  sein 
voUes  Licht  a%M  Prora  144  Gonsulit  in  breuibus  dens  bis,  quos  somnia 
terrent,  dessen  Prosaglosse  Breuiter  et  cito  dens  succurrit  bis,  qui  per 
somnium  grauiter  laborant:  cum  experrectum  £acit,  de  periculo  statim 
eüm  exBoluit  und  Prora  664  f,  Somnia  quem  terrent,  uigilans  terrore 
carebit,  Vauescunt  experrectis  aduersa  quietis.        704  vgl.  III 124  ff. 


236  Libor  Quartos,  705—720. 


705  £rgo  at,  qnalis  eras  dictus  te  teste,  redires, 
Antidotum  pietas  hoc  tibi  nostra  dedit 
Talibus  obseqaiis  debentar  flagra  min^que? 

Par  SatanQ  est,  qui  aalt  impias  esse  pio; 
Si  uis,  pro  reduci  nobis  gratare  iaaenta, 
710      Istad  aae  ex  nostra  sedolitate  refers, 
Lentior  extiteras  annis  quam  temo  bUastris, 

lanaa  nostra  tibi  est  omine  oisa  bono. 

Nunc  fore  cQpisti  tener,  ut  faba  trima,  catellus, 

Pax  tibi  Sit!  qao  uis,  aade,  catelle  tener I 

715  Pax  tibi!  nade  alacer!  quotiensqae  redisse  senectam 

Senseris,  hie  semper  parta  iaaenta  tibi  est: 

Ob  qaod  ad  ista  noaum  cantasti  limina  Carmen, 

Nunc  tibi  sit  simplam,  post  erit  asqae  duplam!' 
Pr^sol  ad  h^c:  ,hic  laareolum  tibi  corrit,  ut  optas, 
720       lasta.refert  meritis  hora  qaibasque  aices-, 

StaU  711—714  folgen  auf  70&: 

706a    Conms  eras  annis  quasi  falx,  hnc  omine  fauste 

706b    Veneris,  es  lupnlns  de  seniore  Inpo. 

711—714  fehlen. 

716  prompte 

717, 1  Carmine  pro  dold,  qaod  ad  ostia  nostra  boasti, 

718       Sit  tibi  nunc 

719, 1  Nnnc,  Beynarde,  tibi  rotolam  bene  cemis  enntem 

720       OcciuTant  meritis  iure 

705  te]  et  B  reduoes  C  709  duci :  reduci  A,  reduci  corr.  D* 
713  saba  B  714  quouis  E  715  Hinter  tibi  ist  in  A  sit  am- 
radiert  -que  fehU  B  redire  G  716  hec  C  717  lumina  B 
719  <r  fehU  BC  Chat  eine  Zeile  SpaUum  zwischen  718  und  719  — 
hie]  hoc  DE 

So  C 


713  zu  catellus  vgl  Hör.  Serm.  II  3,  259.  714  vgl  su  II 99, 
IV  141.  717  f.  Die  Verjüngung,  Enthäutung,  um  deretwiBen  du 
{584  ff.)  ein  neues  Lied  gesungen,  soll  für  diesmal  eine  einfache  sein, 
künftig  ,tuiiicam  post  pallia  tollo*  (III  1091);  C  hingegen  fasst  die 
Verjüngung  als  ein  massiges  Honorar  (vgl.  588  C)  für  das  liebhche 
Lied  auf.  719  Über  laureolum  ^^  Scheibe,  Scheibenspiel,  vgl  Ghss. 
Gemeint  ist  nicht  das  Annal  Laurisham.  1099  enoähnte  iSjpiW  (discas 


Über  QoartQS,  721—780.  237 


Malta  in  oasa  qnid  hoc  fondam?  sernfetis  honeste, 

Taliter,  haut  aliter,  nos  amo,  sicnt  amor. 
Nee  michi  seraitmn  satis  est,  otFertis  agendnm, 

Cladibns  hoc  deerat  ins  synodale  meis; 
Olim  Don  faerat  legis  michi  cnra  seqnendQ  —  725 

Nescio  qnis  stataet  nunc  michi  legis  onus? 
Candidiore  nouo  ueterem  non  cambio  callem, 

Tardom  est  annosos  discere  uincla  canes. 
Lege  mea  potior,  som  pr^sul  ego  atque  decanus, 

Gras  synodam  mando,  conueniemus  item;  730 


721  hec  CBE  Vor  hec  Ideine  BtisuT  D,  qxiid  hec  hinter  Multa 
gestrichen  E  122  haut  D*  auf  Rasur  und  Ei]  haud  C,  aut  AB; 
vgl  II  597.  723  seruitium  CDE  724  hie  BC  726  quid  BE, 
quas  t  Zwischen  quis  und  statuet  ist  nunc  michi  legis  onus  aus- 
radiert D  Das  Frageseidten  fehlt  in  den  Hss,  728  agnosoos  B 
uincula  i       730  item  glossiert  C*  durch  adhuc,  vgl.  III  696. 


in  extrema  marginis  ora,  ut  solet,  acoensus  militari  manu  per  aera 
uibratur,  vgl.  A.  Schulte,  Hof.  Lehen  I  p.423  Anm.);  das  Richtige 
gewährt  HüUmann,  Städtewesen  IV 176  ,Übrigens  sind  die  Volksspiele 
sehr  verschieden,  mit  denen  sich  die  jüngeren  Borger  im  Freien 
belustigt  haben.  In  Frankreich  das  MaÜ-Spiel,  wobei  eine  hölserne 
Ktigei  mit  einem  Kolben  nocA  einem  Ziele  getrieben  wird,  in  Italien 
das  Scheibenspiel,  Ruzzola,  darin  bestehend,  dass  eine  hölzerne,  etwa 
zwei  Finger  dicke  Seheibe  nach  einem  Ziele  gerollt  wird';  an  letzteres 
dachte  ügutio,  loa.  de  lanua,  in  dieser  Richtung  wird  auch  das 
(Horae  Belgieae  VI  170  ff.  nicht  erwähnte)  Laureolumspiei  zu  suchen 
sein.  721  Umgekehrt  ist  bei  uns  noch  die  Wendung  ,verschiedene 
Dinge  in  einen  Topf  werfen^  spridwöriUeh.  726  vgl.  III  212. 
727  enthält  die  eine  Hälfte  des  alten  Spruchs,  dass  man  alle  Freunde 
und  alte  Wege  nicht  mit  neuen  vertauschen  soüe,  vgl.  zu  I  73;  andere 
Fassungen:  Prora  189,  MSD.^  XXVII  2,  21  und  114,  Zs.  f  d.  A.  VI 
p.  305,  28,  47,  Götting.  Spruchgedicht  68  Calles  antiquos  serua  ueteres 
et  amicos,  C.  SchiiLse,  Btbl.  Sprichw.  n.  146,  Dietrich  in  d.  Zs.  III 426 
unid  jetzt  Seiler,  Buodlieb  p.  64.  728  D*'  setzt  die  später  übliche 
(vgl.  Wegeier,  Phüos.  p€Urum  n,  739)  Form  der  Sentenz  Ire  cathenatus 
nescit  canis  inueteratus  an  den  Band;  sonstige  Belege  stehen  Prora  21, 
MSD.*  XXVII  2,  55  und  129,  Zacher,  alt  franz.  Spr.  n.  33  (Zs.  XI 
p.  118)  j  Zingerle  p.  73,  Hoffm.  v.  Fall,  AUniederl  Spr.  n.  576. 


238  LlberQuartns,  731— 746. 


Quam  michi  aestra  foit  pietas  accepta,  docebo, 

Cum  faerit  synodi  contio  lecta  mcQ, 
Si  non  reddidero  snmptis  Qqualia  saltem, 

Perfidior  Sneuo  iudicer  atque  Geta!' 
735  Exilit  inde  senex,  uetuissent  repere  plag^, 

Pr^bebant  uires  ira  dolorque  recens; 
Tunc  iubet  excabias  caute  Reiuardus  agendas, 

Hostica  ne  subitas  inferat  ira  manus. 
Ter  Stadium  senior  discesserat,  elicit  alto 
740       Murmnre  fautores  pone  proculque  snos, 
lam  breuis  undenos  conflauerat  hora  sodales: 

Ante  alios  omnes  Gripo  Triuenter  adest^ 
Abbaus  socer  ille  fnit,  cursnqne  rapaci 

YsengrimigenQ  tres  comitantur  auum: 
745  Magna  salus  ouium,  Lameldns  Cursor,  auique 

Cum  facie  nomen  Grimo  Pilauca  tenens, 


734 

Scita 

735 

nnlnera  motam 

743 

Hie  taiu,  Ysengrlne,  socer, 

746 

LamndiiB 

733  soptis  B  734  seueuo  B  itdicet  D  735  uetoisset  E 
736  dolorque  |:||  recens  I)  739  f  fehlt  CE,  steht  741  m  ACBE 
ilicit  C  740  fauctores  A,  ohne  Löschungspunet  CE  742  Grippo  BG 
Die  cognomina  (756)  schreibe  ich  durchweg  mit  grossem  Anfangsbudi- 
stoben,  was  Mone  nur  etm  Theil  thut  743  Ablatis  B  743  fMt, 
eine  ZeHe  dafür  offen  gdassen  E  IAA  Tsengrine  tros  com.  B  — 
ysengrimigene  :  ysengrinigene  D      ysemgrimgene  C        746  Nunc  B 


So  C,  734  mit  uel  auch  D^  745  Larundus  scheint  ein  aus 
lanmda  (=  lamia,  vgl.  Hildehr.  Ghss.  Lat.  Paris.  L.  49,  Placidus 
60,  25)  gebildetes  Masculinum,  ,der  Vampyr\ 


734  vgl.  I  IM  und  zu  III  382;  W.  Wackernagel  identifidert 
hier  irrig  Sueui  und  Suaui,  Zs.  VI  259.  741  Über  breuis  hora 
vgl.  zu  I  279.  745  f.    Des  Grossvaters  Name  kehrt  gern  hem 

Enkel  wieder,  vgl.  Aeneid.  V  564,  Weinhbld  DFr.  p.  21.    Der  Dichter 


Liber  Qaartos,  747—756.  239 


Et  nnmquam  ael  p^ne  sator  Septengula  Nipig; 

Griponis  sabeant  pignora  deinde  duo: 
Gnls  Spispisa  prior,  post  natos  Gvtdfero  Woi^gram; 

Hos  inter  seqnitor  Sualiao  Garibdis  Inops  750 

Et  proles  amitQ  Griponifi,  Tnrgiiis  Ingens 

Mantica,  quo  genero  Sualmo  saperbas  erat, 
Saalmonisque  nepos,  Stomras  Yarbucus,  et  aadax 

Prinignus  Stormi,  Golpa  Gehenna  Minor, 
Hinc  patmos  GnlpQ,  Saalmonis  aniincaliis  idem,  755 

Olnam  cognomen  Maior  Aaernns  habens. 


747  Nipis 

749  Glus 

750  Ftoftuida  Tribox 

754  Grabba 

755  Fatnras  hinc  Grabbe 


747  Et  uel  pene  sator  nipis  sept  niinquam  C  septengula  AB, 
septegala  CE,  septengula  :  septegula  XH  nipig  AB]  nipis  C,  niping  E, 
nipis  I^*,  wohl  aus  ursprünglichem  niping  {zu  sehen  ist  noch  nipiiH). 
748  Griponis  B,  Gripponis  0,  auch  751.  749  Gnlsus  B,  Glus  CDE 
Spispissa  C  gwlfero  AE,  gulfero  B  und  D*  im  Glossar,  uulfero  C, 
gwfero  D  morgram  C  753  stormus  fehlt  B  uarbucus  AE, 
uabracus  B^  uuarbuccus  (7,  uarburcus  2>  754  gehanna  E  755  gribbe  C 
aoinculus  £,  auonculus  E       756  Aaernns]  antnüser  B 


750  Tribox  i.  e.  catapuitae  species  seu  machina  grandior  ad 
proiciendos  lapides  et  conaäiendos  whium  obsessarum  muroSj  vgl,  DuG. 
s.  u.  trebuchetum. 

fuhrt  2  Famüien  in  je  4  Generationen  auf,  die  durch  Turgius  ver- 
schwägert sind: 

X  y 

GripoDis  pater.   amita  Griponis      Snalmonis  mater.   Olnam.  Golpae  patar. 

J-.        J^  JU  JU 

Gripo  Tuigri^u  Snalmo  Gnlpa 

I  ■-...        I 


Hersuinda.      Gnls.   Gvnlforo.  ^^  Saalmonis  filia 


Laraeldns.   Grimo.   Kipig.  Stonnns. 

Über  die  Eigennamen  vgl.  Einleitung, 


240  LiborQaartus,  757—774. 


His  mala,  quQ  talerat,  lupas  aactoresqae  malonim 

Detegit  et  queritnr,  p^na  aonetur,  eant, 
Paulo  luce  prias  proriunpitur,  armaque  clamant, 
760       Tarn  male  latori,  quam  bene.^ferre  rati; 
Profiiit  arte  malum,  cessit  nictoria  nictis, 

Inuia  robusto  miinia  caatus  adit. 
Hospitis  irati  pr^senserat  excaba  pernox 

Terribilem  reditam  prQmonuitque  suoa; 
765  Gallus,  cerniis,  oais,  caper,  anser,  caprea,  uulpes 

Alta  pettmt,  solita  mobiütate  leues, 
Gonsedere  super  celsi  pinnacula  tecti, 

Euentusque  suos  operiuntur  ibi, 
At  tam  mole  sui  quam  consuetudiue  deses 
770       Ad  cumulum  f^ni  stabat  asellus  edens. 
Assiliunt  hostes  coniuratamque  ruin^ 

Unanimi  stipant  obsidione  domum; 
Sero  fere  metuens,  asinns  f^nile  per  altum 

Tendit,  ubi  socios  suspicit  esse  suos, 


757    His,  qne  oontxderat, 

759  oommittont  hostibus  anna 


757,  771,   773  1"  C         758   nouetur  D  760  luctari  DE 

766  leues  auf  Bamr  von  D*          767  templi  C  768  operientur  C 

770  feniin  B          771   Assiliunt  ii;|  hostes  D  772  obsiditione  B 
774  suscipit  BCE 


So  C 


759  arma,  der  schon  Ouid.  Metam.  XII  241  nachweisbare,  im 
MA,  sowohl  germanische  (wafen !  vgl.  J.  Grimm,  Gramm.  III  p.  297, 
BA.*  p.  876,  295,  Martin  zu  Kudi^n  1360,  3)  wie  romanische  (all' 
arme  I  vgl.  BEW.^  I  p.  15)  Hilf-  und  Allarmruf;  Annales  Egmund., 
Utrechter  Ausgabe  von  1864  p.  48  ,  condixeront,  ut  in  ipsa  die  paschalis 
sollempnitatis.  ut  uulgo  dicitur,  anna  clamarent'.  761  v^ß.  809, 

V  1177.  768  entweder  ,8ie  erwarten  seine,  des  Feindes  Aftkunfl\ 
vgl.  400,  oder  einfacher  ,sie  erwarten  ihr  8chicksal\  O  glossiert 
euentus  durch  casus. 


Liber  Qnartus ,  775-790.  241 


• 


Antera  iam  tectam  tenet  ungola,  postera  f^nani^  775 

Unde  salns  fieret  sine  raina  semel, 
Nee  miser  ascensor  nee  felix  esse  uidetar, 

Perdere  tarn  facilis  qnam  retinere  fdgain. 
A  plnteo  tecti,  saspenso  corpore  qnantam 

Occapat  interstans,  snbter  acernns  erat;  780 

Tunc  asinns  magno  se  proripit  impete  sorsom, 

Calx  obiter  labens  postera  lusit  eum, 
Succidit  ille  labans  retro,  saltusqae  sopinans 

Non  asinnm  attollens  in  soa  terga  rotat, 
Ut  mens  ille  mit,  snb  coins  pondere  oasto  785 

Illidantnr  homi  Turgius  atqae  socer. 
Yertit  in  anxiliam  iactoram  pronida  nnlpes 

Taliter:  ,o  demens,  iossimos  ista  tibi? 
Moribns  bis  opus  esse  pntas?  qnin  arripe  primom 

Archünpam  tarbQ  totins  hncqne  rota!  790 


"^2,  1  Postera  sed  labens  mig^  fallit  eom 

783,  1  Tone  saltos  leuior  membroram  mole  sapinans 

784  eztollens 

787  callida 

788  ,Improbe  Carcophas, 


776  sine  2>  simul  semel  B;  der  Esel  toagi  einen  küknen 
Sprung,  der  ihm  mit  einem  Male  entweder  Rettung  oder  Untergang 
bringen  muHs;  Mane  und  Barmans  lesen  simul.  778  Pendere  B 

779  suspensco  B  780  Occupet  ABC;  noAih  tantom,  quantum  setzt 
der  D.  hei  Angabe  von  Entfernungen  stets  den  Indicativ,  vergleiche 
III  319  f.,  V  775  f.,  II 111  f.;  ebenso  für  den  Grad  oder  die  Menge 
{V  936,  VII  75,  190,  192)  bis  auf  IV  918,  wo  der  {hier  schon  sach- 
lich wegen  775  unstatthafte)  Cot^.  potent,  steht  intristans  B  781  l'  C 
preripit  C,  proripit :  preripit  Ih  782  obitnm  B  784  rotans  B 
786  UlTiduntur  B  tergius  B  788  Hinter  taliter  (,mit  folgenden 
Worten")  interpungieren  AB,  dieselbe  Interp.^  setzt  die  Umarbeitung 

So  C 


784  vgl  II  45.  789  vgl.  931.  Fortuna  schärft  dem  armen 
Heinrich  seine  Kleinheit  II  179  so  ein:  Ta  formica  breuis,  mus 
parans,  gnanus  inanis. 

Voigt,  TseDgrimos.  16 


242  Libor  Quartus,  791—806. 


Indc  tone  seriem,  maioribus  adde  pusillos, 

Donec  compercris  non  superesse  pilum. 
Me  miserum,  quod  non  plures  Imc  appalit  error! 

Hos  penitus  gcminum  lambimus  ante  diem; 
795  lussa  facis,  demens,  Gerardus  an  irraet  anscr? 

Kcc  sinet  hie  caudam  nee  romanere  caput!' 
Anser  deintle  cauum  proflans  et  fortiter  alas 

Coucutiens  gestuni  pQne  uolantis  habet; 
Dlnguero  bestes,  porro  consurgere  necdum, 
800       Qui  rueraut,  poterant,  fit  timor  atquo  tremor, 
Nee  mora,  quot  capitum,  tot  circumquaque  niarum, 

Primum,  cuius  amor  mouerat  arma,  fugit. 
Venerunt  pariter,  multum  rediere  dirempti, 

Quo  uersi  steterant,  posteriora  ruunt; 
805  Turgius  et  Snalmo  tandem  consurgere  nisi 

Yix  sua  digesto  membra  tulere  solo, 


796  hiis 

803  moltumque  abiere 

806  de  gelido 


voraus;  Mone  und  Borm.  finden  es  geistreicher,  taliter  zum  Folgenden 
zu  ziehen  —  und  zwei  einatider  ausschliessende,  weil  identische  Ton- 
Worte  (talitor  —  ista)  neben  einander  zu  stellen.  791  seno  seriem  B 
793  hie  C  795  clemons,  Girardus  B  796  Non  CDE  801  quod  B 
802  Primus  BG       804  steterant  uersi  C       805  rusi  B 

So  C 


792  ,nicht  ein  Haar\  vgl  Chamm.  III  731,  794  vergleiche 
ablinxit  297.  797  cauum  (sc.  gutturis,  vgl  VII 432,  IV  328)  proflans. 
die  Höhlung  der  Kehle  aufblasend;  Borm,  erklärt  raucum  stridens; 
das  Schrecitmiticl  des  Flügelschlags  auch  V  1161  f.,  vgl  IV  1025. 
801  ,So  viel  Köpfe,  so  viel  Wege,  jeder  wählte  seine  eigene  Flucht- 
richtung \  auf  dem  alten  Sprichwort  Quot  homines,  tot  sententiae 
{Ter,  Phormio  II  4,  14,  Cic.  de  fin.  I  5,  Hör,  sertn.  II 1,  27,  Van- 
nucci  I  54  f.)  beruliend.  803  paritor  xüie  I  830,  804  ,Nach  der- 
selben Richtung,  nach  der  sie  vorher  mit  ihren  Köpfen  zugeicandt 
gestanden  hatten,  eilen  nun  ihre  Hinteren',  d,  h,  sie  machen  im  Nu 
Kehrt,  SOG  Durch  den  Sturz  des  schweren  Esds  {503  f,,  785)  auf 
die  beiden  Wölfe  war  der  Boden  auseinandergerissen,  und  aus  der  so 


Liter  Quartus,  807—826.  243 


Utqae  iter  arreptum  est,  omnes  post  terga  relinquunt, 

Qai  nisi  fuerant  prQcelerasse  diu; 
Sic  asinus  uictus  Reinardi  uicerat  astu, 

Unius  et  clades  omuibus  ogit  opom.  810 

Crastiua  lax  aderat,  mirantur  gallus  et  auser 

Tot  uulpis  uictos  arte  fuisse  lupos, 
lamque  retractantes  sollcrtia  facta,  futuri 

Oderant  socium  suspicione  doli; 
Disponens  igitur  leni  facienda  susurro,  815 

Sprotinus  socium  forinat  ita  atque  mouet: 
,Versutu8  nimis  iste  micbi,  Gerarde,  uidetur, 

Nee  DOS  in  fatua  siraplicitato  sumus; 
Exiguum  non  est,  ubi  sit  fallacia,  nossc, 

Cognita  uitatur  uel  minus  anguis  obest.  820 

Ad  nostram  redeamus  humum,  qu^sita  profecto 

Sat  loca  sanctorum  credo  fuisse  michi, 
Transmutemus  iter,  niehil  ^stimo  sanius  esse, 

Nam  mora  suspecta  est,  demptaque  causa  mor^. 
Coniugium  expletum  est,  cui  decreuere  necari  825 

Altilium  domini  quadrupedumquo  mares, 


815  f.    fehlen. 

825  necandos 

820    Altiliamqao  uiros 


808  nisi  D  precelerare  BDE  811  C  Jmt  eiive,  E  3  Zeilen 
Spatium  zwischen  810  und  811^  D*  setzt  an  Stelle  der  scMic/iten  Majuskel 
ein  grosses  rothes  C  am  Eingang  miratur  B  813  retractantem  B 
815  1"  BE  816  atque  ista  B  819  nosce  E  820  nimis  DE, 
D*  setzt  minus  darüber,  820  steht  in  B  ztceimal,  das  zweite  Mal 
durch  Darüberschrift  von  vacat  getilgt.  823  Transmittemus  B,  Trans- 
mutemur  E       824  Nee :  Nam  A        825  est  cid]  cuius  B 


So  C,  nur  dass  826  -que  fehlt. 


gebildeten  grubenähnlichen  Vertiefung  {vgl.  786  mit  IV  SO)  vermoditen 
sich  beide  nur  mit  Mühe  emporzurichten.  815  vgl.  II  371,  820  Prtjuisa 
minus  lodere  tela  solcut  Anon.  Nevel.  XX  10.  825  f.  Missverstanden 
von  J.  Grimm  im  HF.  Einl.,  der  eine  selbständige  Fabel  dahinter 

IG* 


244  Liber  Quartus,  827  —  830. 


Nec  portanda  foco  Carcophas  ligna  neretar, 

Omnia  sunt  isto  percelebrata  die; 
Res  igitur  finem,  qoQ  nos  pr^strinxit,  ut  huius 
830       Reinardi  comites  efficeremur,  habet. 


827  focis  asinam  qnoque  robora  terrent 

829  constrinxit 


827  lingua  :  ligna  E  829  Rex  B,  Rex  :  Res  E  que]  Mone 
qua  gegen  sämmtliche  Hss.  perstrixit  B,  perstrinxit  DE;  gegen 
letzteres  spricht  VI  425,  die  einzige  Steile,  wo  es  vorkommt;  für  pr<?- 
strinxit  {vgl,  Gloss.)  auch  die  Vorliebe  des  D.  für  Zusammensetzungen 
mit  prQ.  iDer  Umstand,  d^r  uns  vordem  zu  dem  gemeinsamen 
Zwecke  verband,  R.'s  Gefährten  zu  werden,  f am  jetzt  fort^ 


So  C 


wittert  {p,  73  f.),  dieselbe  vergeblich  überall  siicht  {p.  139)  und  zum 
Hebel  widUiger  Folgerungen  macht  (p.  77  uMten),  von  Mone,  Anzeiger 
III  p,  295  und  wiederum  von  J.  Grimm  Myth.^  I  p,  43  f,  wo  er 
darin  den  Rest  einer  uralten  heidnischen  Opfer  sage  erblickt,  in  der 
die  Götter  dwxh  das  Blut  aller  männlichen  Thiere  versöhnt  wurden; 
auf  die  einfachste  u/nd  darum  ansprechendste  Lösung  kofnmt  er  am 
Schluss,  p.  44  Anm.  1  „Oder  will  man  die  Stelle  aus  den  Worten  der 
Vulgata  MaUh,  XXII  4  ,tauri  mei  et  altilia  occisa  sunt,  uenite  ad 
nuptias*  {was  bloss  die  Vorkehrung  zum  Hochzeitsmahl  schildert)  ab- 
leiten?  Dabei  fehlte  gerade  der  Bezug  auf  die  mares."  Dieser  Zusatz 
aber  begreift  sich  doch  aus  der  grösseren  Kräftigkeit  des  mänfüichen 
Fleisches  und  der  um  der  Fortpflanzu/ng  wülen  nöthigen  Schonung 
der  Weibchen,  Der  Dichter  holt  hier  die  Vorgeschichte  der  Wallfahrts- 
fabel  in  knapper  Andeutung  nach:  der  FucJis  unternimmt,  wie  bei 
Oyrilhis-Guidrinus  I  24  {KLD.  p,  142),  eine  Pilgerfahrt;  an  einem 
grossere  Gehöfte  vorüberziehend  hört  er  die  Hausthiere  klagen,  das» 
die  Herrschaft  zur  bevorstehenden  Hochzeitsfeier  die  Schlachtung  aller 
männlichen  Thiere  angeordnet  habe,  den  trägen  Esel  stöhnen  in  der 
BesorgfiisSj  dann  immerfort  Holz  zw*  Küche  tragen  zu  müssen;  flugs 
fordert  er  sie  zur  Mitreise  auf:  Hammel  und  Bock,  Hahn  und  Gafisertf 
sowie  der  Esel  folgen  ihm  gern;  dazu  kommen  später  Hirsch  und 
Behgeiss.  —  Gemästete  Hühner  und  Gänse  waren  eine  lA^Ungsspeise 
der  Voi'nehmen,  vgl,  Capit.  de  uülis  cap,  38,  A.  Schultz,  Höf,  Leben  I 
p.  284  und  des  Hahns  Klage  in  seinem  Briefe  an  den  Fuchs,  Alt- 
deutsche  Blätter  Ip.3;  Tauben  und  Enten  wurden  weniger  gezogen  und 


Ubor  Qnartus,  831-846.  245 


Qaem  bene  si  noui,  non  nostra  ex  sürpo  quis  omquom 

Longa  pace  füit  nee  comes  eins  erit; 
Nee,  qoia  inrarit,  aeraeior  esse  putetnr, 

lorant  mnlta,  qoibos  creditur  nsqne  param, 
Prangere  frans  citias,  qnod  inrat  fortins,  andet,  835 

lurandi  non  est  indlga  nera  fides, 
lurauit  nobis  Reinardus,  crede  fidelem! 

Yolt  tibi,  quod  uolnit  patribos  ante  tnis. 
Seruat  adhue  farto  iuratum  f^dns  omaso, 

F^dus  obit,  postqaam  desinit  esse  satnr;  840 

Ad  libertatem  peecandi  surgit  egestas, 

Esse  nichü  crimen  pr^ter  egere  putat, 
Nee,  sibi  dum  prosit,  enrat,  quam  plnribus  obsit, 

Hac  timor  atqne  pudor  consiliante  cadunt. 
Clam  rapienda  fuga  et  snbito  est;  si  nonerit  bostis,     845 

Propositnm  insidiis  anticipabit  iter.' 


834  acre  hübos 

836  nota 

837  Beynardns  nobis  inranit 
839  satnro 

845,  1  Fortiaiiin  capiamus  iter;  si  norit  erudi 

846,  1         Consilium,  sollere  obstraet  hostis  iter 


831  quis]  que  (q)  C  833  Nee  quicumque  iurat  Ä  putatur  i 
834  osque]  esse  f  836  uera]  siera  B  837  fidele  B  839  ad  hoc  : 
adhuc  B  840  Lodus  B  842  crimen  fehlt  B  SU  Ac  E  con- 
dliante  AB  CD;  vgl.  Aen.  VI  276  malesuada  Farnes  ac  turpis  Egestas, 
eonsiliari  auch  I  598,  IV  394.  845  subito  e]  subitoe  (=  subitione)  B 
S^6  Propositum  kann  auch  mit  Mone  als  Object  zu  nouorit  bezogen 
werden;  für  unsere  Interpunction  vgl,  I  654. 


834  acre  Chi       minus  CDhi        836  nota  Ci       Das  Übrige 
aus  C,  wo  846, 1  Concilium  verschrieben  ist. 

» 

geschätzt,  vgl.  Ress,  Kaiser  Karls  Capitulare  p.  58  f.,  RA.'^  p.  362. 
Boss  der  Esel  gern  zum  Holztragen  verwandt  wurde,  lehrt  vielfach 
Nig.  Wir.  Spec.,  namentlich  p.  134  unten  {ed.  Wright).  832  longa  pace 
hängt  von  comes  ab.  834  vgl.  Prora  505  /*.  836  vgl.  Prora  186. 
841  vgl.  II  318  ff.        846  vgl  V  766, 


240  Libor  Quiirtus,   »47  —  858. 

Ille  susurrantcs  attendens  prodit  et  infit: 

,Uiido  timor,  socii?  nonne  abiere  lupi?' 
Cogitat  hie  galhis:  ,tu  iiondum,  frater,  abisti, 
850       Tu  niiehi  uis  saue  qiiod  lupus  esse  tibi!' 
Addidit  astutus  rethor:  ,que  causa  pauendum 

Suadet,  ubi  gaza  est,  relligio  atque  fauorV 
Stultus  tuta  timeiis  fit  tutus,  quando  timendum  est, 

At  sapiens  trutina  pendit  utrumque  sua. 
855  Este  penes  socium  tuti,  coram  hoste  pauete, 

Kon  me  uos  aliqua  fraude  notastis  adhuc; 
Septima  cras  lux  est,  nunc  sexta,  nee  utor  in  istis 

Garne  domi,  nedura  cum  loca  sacra  petani; 


817  i)rosUit  ultro 

851  f.    felüm. 

851,  1    Seit  sapions  trutina  poiidoro  quoqao  sua 
857  foria  est 


847  T  fehlt  in  C  bis  IV  1033  sui-suiTantes  B  848  Mom 
fasst  socii  als  Genit.  obiect.  zu  timor;  dann  Jiätte  M.  (/leidt,  im  Sinne 
von  856  ff,  fortfahren  fnüssen.  Hier  zeigt  er  mir,  dass  fc??n  Feind, 
später,  durch  den  vielsagenden  Blick  des  Jfah^is  (849  f.)  vei'anhibni, 
ddss  auch  kein  Freund  zu  fürchten  sei.  849  1*  I>,  851  1)F^  859  D 
hec  1)  850  esse]  ipse  C  853  Stultus  fehU  C  tuta  ÄBfghi] 
stulta  DF,  Nulta  (nicht  Multa,  tvie  Mane  will)  C  lit  ^t  tutus  B 
ost  fehlt  h  855  timete  G  und  über  paueto  1)*  85G  me]  ne  B 
ad  hec  B  857  illis  C  cras  mit  dem  Präsens  toie  730,  858  nee 
dum  Cj  iibei'  no  setzt  D*  noc      sacra  loca  C      sancta  DF 


So  Cf  854,  1  auch  hi\  queque]  quia  :  quiaque  h      857  zu  feria 
vgl.  Ä71Z.  f  d.  A.  VIII  355. 


847  rgl  II  187,  503,  IV  71  f,  969.  853   vgl  VI  144    - 

850  Da  der  2>.  notaro  ivi  Sinne  ,iadeln'  nicht  gebraucht,  so  ist  wohl  *m 
übersetzen:  ,Ihr  habt  mich  noch  nie  bei  einem  Betrüge  wdhrgenomma^, 
abgefassV.  857  Freitag  und  Sonnabend  sind  Fasttage,  denn  (B^gino 
De  synod.  causis  II  App.  I  cap.  16)  wahrend  dieser  Tage  ist  der 
Gekreuzigte  von  den  Jüngern  beweint  worden;  der  Sonntag  hingegen 
ist  der  Auferstehungs-  und  Freudentag;  seit  dem  X.  Jahrh,  wurde 
der  Sonnabend  allmählich  der  Jteilige  Tag  der  Marin,  besonders  durdi 
Petrus  Damiani,  und  tourde  ihr  zu  Fhren  gefastet  (Gieseler*  II 1, 316  f-, 
II  2,471  Anm.  10,  Schletterer  I  191). 


Liber'Qoartus,  859  —  878.  247 


Qai  caret  ipse  fide,  nallum  putat  csso  fidelcm, 

Si  bona  uestra  fides,  et  mea  nota  foret.  860 

Comiter  errantem  sapiens  sapportat  amicum, 

Non  nos  pro  modico  crimine  trudo  foras, 
Nunc  iterata  sacris  habeat  concordia  pondus, 

Ut  duplicem  culpam  fQdera  fracta  trahant; 
Neue  uiam  sacram,  quamais  sit  dura,  timete,  865 

Dulce  nichil  merait,  qui  nichil  acre  tulit.' 
Grallus  ^d  h^c:  ,nosti,  qn^  dicebamus,  et  ac  si 

Veram  nescieris,  cetera  fiugis',  ait, 
Jactabamus  enim,  quod  nostris  protinns  herbis 

Exhibuit  inuenem  ianaa  docta  lupum.  870 

Ergo,  qaod  simulas  nos  uelle  recodere,  mirum  est, 

Nam  nos  non  dubitas  uelle  coesso  tibi, 
Quin,  nc  nos  famulos  tibi  dedignero,  ueremur. 

Nee  tua  mens  nobis,  sed  tibi  nostra  patet; 
Ne  spcs  nostra  labet,  iuretur  utrimquc  secundo,  875 

Et  grates,  si  nos  non  reprobaris,  habe!' 
Quamuis  crediderat  repetito  federe  lusus 

Bietator  socios  uelle  inanere  suos,    ^ 


867  ,Nou  satis  aadisti,  quod 

868  cetera  dicta  rofora 
871,  1  At  Indis,  qnia  nos  simulas  discedore  uollo 
878  Reynardus 

860  fieret  t  862  promodico  D  864  facta  B  865  Nonve  h 
866  metuit  quid  B  867  nostis  B  869  nostris  fehlt  C  871  siinüas  E 
872  lam  E  873  famidas  DE  875  utriunque  B  876  Ingrates  C 
877  1"  fehÜ  CDE      repento  B 


So  C,  nur  867  quid  statt  quod. 


863  iterata  sacris  ^wieder  beschworen  auf  den  Heilthümern\  vgl. 
VI  523.  866  Andere  Fassu/ngen  des  Spruchs  3ISD.^  XXVII  2.  14, 
Gualtheri  Alexandreis  1 496  f.,  Cod.  Duac.  274  saec.  XII  Schlusshlatt 
(Cot.  des  depart.  VI  p.  145)  ,Dulcia  non  meruit,  qui  non  gustauit 
amara'.      *  873  Über  famulos  vgl.  zu  I  972. 


248  Liber  Quartas,  879— 898. 


leiunare  minus  nipto  pro  federe  gallum 
880       Terret,  quam  certa  morte  carere  iuuat 

,Nunc  propera,  Gerarde  comes,  fortasse  mancmus 

Incolumes  hodie,  cras  comedemur',  ait, 
,£ia  mox,  dum  nuUa  fugam  cautela  cohercetT 

His  dictis  celerem  corripuere  uiam, 
885  Sed  ceruus  simul  atque  asinus,  ueruexqne  caperque 

Hi  nondum  dominam  destituere  suam. 
Sentit  abisse  duos  nee  curans  fracta  fnisse 

F^dera  Reinardus  dampna  uterina  dolet; 
Tunc  baculum  secum  peramque  prehendit  abitque, 
890       QuQsitumque  diu  non  reperire  potest, 

Denique  plena  nidens  intra  granaria  gallum, 

Insidias  cassa  calliditate  parat. 
,Heu8!'  inquit,  ,Sprotine  comes,  cur  solus  abisti 

Omnibus  ignaris  soUicitisque  tui? 
895  Debueras  saltem,  licet  incomitatus  abires, 

Dicere,  ubi  socüs  inueniendus  eras! 
En  egomet  longo  quQsitum  tempore  tandem 

Vix  isto  potui  te  reperire  loco/ 


882  crastina  preda  smnus 

883  niam  custodia  terret 

884  fagam 

893, 1  Compater,  hens!  Spotine,  michi  refer,  ntquid  i^iisti? 

895  Spreoisti  cniquam, 

897  Nunc  ego  tarn 


simul  at 
879  pro  rapto  C     883  fagat  E     885  seruus  B      |  |  i  |  Ique  i, 

simulque  E       887  *r  fehlt  ABC      abee  isse  C      891  Tandem  C  - 

ign 
intor  CD       892  parans  D        894  ;  |  naris  eorr,  D*      sollicitusque  1^ 

tuis  :  tui  Ä        898  isto]  ego  C 

So  C,  882  mit  uel  auch  D« 


879  Begino  De  synod,  causis  II  cap,  338  ,Si  quis  coactos  pro 
uita  redimenda  uel  pro  qualibet  causa  necessitatis  periurat,  3  quadra- 
gesimas,  aUi  iudicant  3  amios,  unum  ex  his  in  pane  et  aqua,  poeniteat' 


Liber  Qnartns,  899—912.  249 


Ille  refert:  ,frii8tra  qu^rebar,  sponte  redisscm, 

Cum  reditam  nossem  profore  posse  michi.'  900 

Intulit  hostis:  ,ita  est,  sed  solam  miror  abisse, 

Heu  meruit  nostram  nemo  tibi  esse  comes? 
Me  taceo,  quem  semper  amas  te  semper  amantem, 

Cetera  se  spretis  te  dolet  isse  phalanx, 
Sacraqne  uota  nimis  per  te  dilata  qaemntur,  905 

£t  nollo,  donec  ueneris,  ire  uolnnt; 
Nunc,  nostri  dam  cnra  deun  moaet,  accipe  peram 

Cum  bacalo,  et  sacmm  perficiamns  iter!' 
Crifitiger  obiecit:  ,scio,  te  duce  tutus  ego  essem, 

£t  caperem  semper  te  comitante  gradi,  910 

Sed  bacalam  peramque  toam  refer,  illa  profecto 

Gutero,  qoi  tenus  hac  h^c  dabat,  usque  dabiti 


899  ,Care  comes,  qaid  me  querebas? 

901  ,Becta  rofers,  sed  te  solom  mixamor 

901, 1  Cetera  te  sine  se  non  probat  isse  manos 

905  Quin  eacra 

909  ,Hoc,  Belnarde,  pato,  qaod  tociun 

910  fieri  uemnla  posse  tuos 


900  ledditum  B  901  «f  fehlt  BG  902  nemo]  uenio  C  — 
904  te  spretis  te  B  isse]  iste  B,  ire  DE  90C  uolut  C  907  Nunc 
dum  cura  dei  nostri  C  Nee  DJS,  uel  nunc  D*  908  bacculo  et 
sacQUTp  et  sacrom  B  911  peramque]  peram  quam  B  tuam  nach- 
getragen A  912  usque]  atque  C  D  Hess  dabat  aus,  D*  tilgte 
usque  und  fugte  usque  dabit  hinter  dabit  hinzu. 


909  Hec  C,  emend,  Borm.,  das  Übrige  na^  C 


911  f.  vgl.  907,  889,  632.  Tasche  und  Stab  sind  die  wesentliclien 
Kennzeichen  des  Pilgers,  über  die  sonstige  Ausrüstung  vgl.  A.  Schultz 
I  405.  Dass  Gutero  (vgl.  923)  als  Priester  gedacht  ist,  darf  man 
nicJU  mit  BF.  Einl.  p.  236,  258  aus  dieser  Stelle  entnahmen,  wenn 
man  nicht  folgerecht  auch  Beinard  wegen  907  zum  Geistlichen  machen 
wül;  dare  steht  hier  von  dem  ersten  Empfangen  von  Seiten  des  WaU- 
fahrtsführers,  nicht  von  dem  Wiederempfangen  der  kirchlich  geweihten 
Insignien  aus  der  Hand  des  Priesters.  In  diesem  ausserordentlichen 
Noihfalle  (829  f.)  hat  sich  der  Hahn  einmal  ausnahmsweise  von  seinem 


'^50  Liter  Qaartus,   913  —  930. 


Aecipe,  si  rogitas,  causam:  fidissimns  esso 
Diceris  esuriens,  sed  satur  absque  fido; 
915  Non  igitur  tecuin  nisi  ieiunante  uiabor, 
Nil  fidei  stomacho  luxuriante  tenes.' 
Sabridens  uafer  h^c  replicat:  ,sociabimur  ergo! 

Esurio,  quantnm  credere  nemo  queat, 
Quoque  famc  crucior  grauiore,  fidelior  hoc  sum/ 
920       Penniger  econtra:  ,tempora  perdis,  abi! 

Per  sanctos,  quos  qu^ris,  abi,  Reinarde!  manebo, 

Sit  fas,  sine  nefas,  noio  coesse  tibi; 
Gutero  decreuit  meliores  uiscre  sanctos, 
Atque  Sans  consors  suasit  ut  esse  aelim, 
925  Suasit,  eroque,  redi!  nil  nugis  proficis  istis, 
Alterutrum  nobis  noscimur  ambo  satis/ 
His  uelut  iratns  response  uocibus  apto 

Obuiat,  ypocrita  fallere  fraude  uolens: 
jCompater  o  nunc  usque  tuus,  Sprotine,  ferebar, 
930       Effestuco  dehinc  teque  genüsque  tuum! 


913  Si  rogitu«  causam:  siqaidem 

917  Subridet  Royuardas,  ,adhac 

919, 1  Quoque  magis  uiolenta  üunes,  hoc  iidior  exto 

920  ,Nün  michi  iungeriB, 

923  namque  alios  decreuit 

926  nostri  nouit  uterque  sntis 

927  f.  fehlen. 

929, 1  Hac,  Spotine,  tenos  tibi  compater  esse  ferebar 

930  Nunc  exfestuco 


914  fatur  B  917  uasor  B  repplicat :  roplioat  A^  i-eplicat : 
fert  D*  mit  Glosse  dicit,  also  infert?  918  potest  BG  920  1"  ABDt: 
923  uiscere  B  924  suis  E  nt]  ne  B  929  ö  nunc]  ouem  B 
930  Effectuco  B 


So  0,  nur  919, 1  hec,  926  uenit. 


gefährliclisten  Feinde  zum  Mitpilgem  bestimmen  Ictssen,  sonst  folgt  er 
mt/r,  wenn  ein  ungefährlicher  Fretmd,  wie  der  Hase,  ruft,  915*  =* 
I  549\  921*  wie  A77*  926  ,wir  beide  werden  von  uns  gegen- 
seitig (über  das  Adverb,  alterutrum  vgl,  Glossar)  hinreichend  gekannt'' 
930    Über  effest.   vgl.  Glossar.    Der  Strohhalm  wurde  zum  Zeichen 


Lil.er  Quartus,  <«1  -   &46.  251 


Muribas  esto  comes!  gallomm  nnllos  haberis, 

Et  penitus  patria  nobilitate  cares; 
Artibus  ars  cuiictis  respondct  nuUa  uicissim!' 

Ille  uafer  subito  ludificatus  ait: 
,Uudc  meo  uideor  despectior  esse  parente?  935 

CoDiugibus  bis  sex  impero  solus  ego, 
QuQlibet  et  minimum  non  audet  tangere  granum, 

Me  nisi  mandetor  pr^cipiente  prius/ 
Fictor  ad  b^c:  ,Sprotine,  tace!  tarn  uilia  tanti 

Stirjis  patris  ostentas?  prob  pudor,  opto  mori!  940 

Vilior  boc  fore  quisque  solet,  qno  clarior  ortu 

Eximiis  proauis  inferiora  facit; 
Nam  tnus  ille  parens  nno  pcde  fuDctus  et  unnm 

Pr^cludens  oculum  Carmen  herile  dabat.' 
Exultans  Sprotinus  idem  despondet  agitque,  945 

Seque  refcrt  magno  cedere  nolle  patri. 

a'ö  f.  fehlen. 

{Vilj  1  Ut  miiümom  granam,  dum,  quam  aoco,  uenerit  absons, 

1K{8,  1  Que  fuerlt  prosens,  ^umere  nalla  uelit/ 

*Xy.)  ,  Galle  miser,  discedo, 

94<)  opto  padore  moii 


933  *r  ABD,  auch  Mofie  beendet  die  Rede  des  Fuchses  mit  cares ; 
irrig,  R.  schliesst  mit  den  Worten:  ^Während  dein  Vater  alle  Künste 
in  sich  vereinigte,  besitzest  du  keine  einzige,''  934  Ula  E  fauor  B 
937  nimium  B  940  ostensas  E  941  hec  E,  hie  f  fore]  fere  B, 
nachgetragen  2>*,    statt  dessen  esse  hinter  quisque   i  t  ortu   B 

945  *f  DE,    ebenso  947.         Vor  idem  dn   Wort  ausradiert  D    — 

946  credere  B 


So  C 


feierlicher  Auflassung,  Entsagting  oder  Kündigung  geworfen  oder 
gereicht;  vgl.  RA.^  p.  121,  205,  Martin  zu  Reitiaert  I  2544,  Ysengr. 
abb.  493;  Borm,  führt  aus  Kilian  das  entsprechende  flandrische  ver- 
tyden  metten  halm  an.  931  vgl,  789.  93Ü  Die  (niedrig  gegriffene) 
Zwölfzahl  der  Hennen  ist  sprichwörtlich,  vgl.  Zingerle  p.  62^  f.,  RF. 
Einl.  p,  237.  937  f.  vgl.  Voces  variae^  p.  73  Anm.  170,  943  vgl 
BF,  Einl.  p.  7  tmten. 


252 


Liber  Qaartns ,  ltt7  — 962. 


Addidit  ille:  ,tai  generis  nnnc  Qmiüns  esse 

Incipis,  at  patrem  plus  ualuisse  ferunt, 
Fama  nichil  de  te  perhibet,  nee  scimus,  iniquo 
950       An  iusto  fnerit  semine  f^ta  parens; 
Egregiam  prolem  maiorem  patribus  esse 

Siue  parem,  sed  non  degcnerare  decet 
Ecce  meo  multam  placuit  tuus  ille  parenti, 

Et  titulis  omnes  nobilitabat  auos: 
955  Orbi  quadrifido  resonum  fnndebat,  in  uno 

Stans  pede,  pupillam  clausus  utramque,  mclos, 
Qua  deus  usque  potest  aliquid,  uox  dnlcis,  et  ultra 

Audiri  poterat  milibus  octo  quater!' 
Crallus  idem  iurans  canit,  utraque  lumina  clausus, 
960       Quem  citius  medio  subripit  ille  sono, 
Irrisitque  suo  suppressum  poplite:  ,namqne 

Omnis  agens,  ut  uult,  se  probat  esse,  quod  est! 


947 

,£n,  Spotine, 

949 

De  te  fiunA  nichil 

957  f. 

fehim. 

961 

Taliter  imdens 

962 

indicat  eese  säum 

947  esses  I>  948  fertur  B  950  A  D  954  nobiütauit  DE 
956  utrumque  C  959  *r  fehlt  in  den  Handschriften  claudens  C 
962  Omnes  E  Mone  lässt  erst  mit  963  Beinards  Bede  beginnen 
und  scMiesst  namque  Ms  est  in  Klammern  ein,  als  ob  der  Fuchs  und 
nicht  vielmehr  der  Hahn  in  freier  Selbstthätigkeit  sein  wahres  Wesen 
feindlicfien  Verdächtigungen  gegenüber  zu  beweisen  gehabt  halte. 

So  C,   962  auch  i 


955  orbis  quadrifidus  t.  e.  per  quatuor  partes  (N.  S.  0.  W) 
effusus,  vgl.  II  524,  ebenso  orbis  quadratiis  Sedul.  V  190 j  Ven.  Fort, 
ed.  Leo  VI  10,  59,  vgl.  VI  2,  5,  quadrangulus  Henr.  Septim.  I  107, 
Giialth.  Älexand.  1 193;  derselbe  Gedanke  II 559  f.  957  f.  ,zoo  veire 
als  de  magd  Gods  zieh  uüstrekt  en  nog  ttoee  en  dertig  uren  verder' 
Borm. ;  vielmehr,  so  weit  Grott  immer  etwas  vermag,  so  lieblich,  bis  zur 
göttlichen  Vollkommenheit  {über  ähnliche  Hyperbeln  vgl.  Iwein^  zu  1021 
p.  274  und  404)  utid  obenein  32  Meilen  weit  vernehmbar';  über  die 
Forind  .dreissig  Meilen  weit'  vgl.  Martin  zu  Kudrun  903,  4,  über 
den  Ablativ  der  räunUichen  Ausdehnung  Einleitung, 


über  Qaartos,  963—978.  253 


Egregle,  Sprotine,  canis!  sie  postera  cantet 

Stirps  michi  cotidie,  sie  cecinere  patres; 
Porro  quid  optabas  cantando  dicere?  noai:  965 

F^dera  iuraras  et  niolasse  doles, 
Dicere  sed  nimiam  clara  hoc  michi  noce  uolebas, 

Nescias  insidias  plnribus  esse  lods; 
Quid  si  qnis  latitans  aadisset  probra  seorsam, 

Qui  tibi,  cum  nolles,  improperaret  adhnc?  970 

Idcirco  uetai  cantom  prodire  parantem, 

Intrandam  est  nemas,  ut  clam  fatearis  ibi, 
Iniangenda  tuis  est  p^na  reatibas  illic, 

Et,  tua  qai  prodat  crimina,  nollas  erit; 
Neglectam  debere  fidem  maiore  piari  975 

Comperies  nisa  quam  potuisse  geri. 
Non  quia  te  cupiam  consamere  qaemue  tuomm, 

Hoc  facerem  inaitos,  sat  tibi  dar  et  idem; 


966  iarasti,  qae 

969  obliqnns  aerb^  notasset 

972  IbimuB  in  silaam, 

977  generisae  tai  quam  uoscier  optem 


963  caros  *  sie  procrea  B  canet  D  964  Strips  B  965  steht 
das  letzte  o  in  Porro  auf  Basur  D*  Das  Fragezeichen  ist  nur  in  B 
erhalten ;  die  obige  Interpunction  entspricht  mehr  der  Lebhaßigkeit  der 
Bede,  als  tcenn  man  einen  indirecten  Fragesatz  mit  Mone  annähme.  — 
9GG  uoles  :  doles  C  967  hec  CDE  michi  vor  clara  verstellt  B 
uoce]  HO  C  970  Que  E  -es  tn  nolles  auf  Basur  lj>*  iinpro- 
perat :  improperaret  E  971  metui  BE  cantum  J.,  hei  den  übrigen 
ist  der  Anlaut  unsicher,  BCD  scheifien  tantum,  E  cantum  zu  haben. 
tantum  prodire  {an  gleicJier  Virsstelle  Aeneid.  VI  199)  ist  unstatthaft, 
weil  dann  das  Particip  parantem,  nicht  der  erforderliche  Infinitiv  den 
Inhalt  des  Verbots  angäbe;  constr.  also:  uetui  te,  cum  cantum parabas 
(960),  pergere  parentem  BC,  ebenso  D*  auf  Basur,  vom  Ursprung- 
lidien  ist  noch  p  sichtbar.  972  ut  |  fatearis  D,  clam  fehlt  fateris  B 
973  illuc  BE       974  prodit  E       976  comparies  B      visu  E,  nisi  i 


So  C;  über  977  vgl  die  folgende  SeiU. 


963  vgl.  zu  I  957. 


254  Liber  Quartus,  979—996. 


Esurio,  sernabo  fidem,  nil  üendico  de  te,       • 
980       Ni  quod,  si  sapias,  sponte  michi  ipse  dabis; 
Non  plumas  comedo,  pcnnas  utrobiqae  relinquo, 

Integra  perstabunt  candidiora  tui, 
Hoc,  quod  uile  tui  est,  esu  quod  inutile  nosti, 
Quod  muscis  alitur  uermiculisqae,  molam.' 
985  Taliter  irrisus  reticebat,  fraadibus  hostem 
Tempora  lasuris  commodiora  legens; 
Reinardum  tardasse  piget,  raptaque  rapina 

Supplebat  cnrsa  concitiore  moras. 
Meusus  iter  medium  faerat,  prospexit  euntem 
990       Confuso  strepitu  rustica  turba  furens: 

, Aspice,  quid  portet  Reinardus!  prendel  relinques? 
Quo  nunc,  für?  quo  sie?  prenditel  curre!  ferü' 
Senserat  arrepto  Sprotinus  tempore  fraudem 
Posse  refraudari  sicque  profatur  ouans: 
995  ,Heu  generis  mansura  mei  confusio  semper! 
A  studio  capitis  libero  fata  mei; 


982  nobiliora 

963    Hoc  tantnm,  quod  nilo  tai  est,  quod 

969  prospectat 

993  f.    fdUm, 


980  Nil  B  981  pennasque  C  relinquam  C  982  prestabant  B 
983  tui  nachgetragen  D*  Vor  esu  inUrpungieren  AB,  dahinter  B, 
gar  nicJU  E,  Das  glänzende  Gefieder  will  R.  ihm  lassen,  mit  dnn 
werthlosen  Iwnerny  dem  für  die  Tafel  Jinbraiicfibaren  I^leisch  des  alten 
Hahns  nimmt  er  vorlieh.  986  luxururis  B  988  cum  citiore  I)E 
989  *r  fehlt  E  990  sequens  J5,  mens  BE  991  poi-tat  CB  - 
relinquens  CBE  Bas  Fragezeichen  am  Schliiss  feldt  in  den  Hss., 
Sinn:  ,wiU  gy  het  laten  liggen?'  Borm.  992  quid  sie  C  993  i 
fehlt  E       995  Heu/  A       996  libera  facta  C 


So  C,  nur  dass  977  generis  me  tui  quem  nesciet  optem  (emend. 
Borm,),  983  Hec,  989  perspectat  (berichtigt  nach  dem  augetu;cheinJidi€H 
Vorbild  Äeneid.  VII  813)  steht 


981  ff.  rgl  II  443  ff.        988  vgl.  I  235  f. 


Liber  Qaartiis,  997  —  1016.  255 


Me  generis  prisci  tangit  pudor  atque  faturi, 

Quorum  nobilitas  omiBO  l^sa-  meo  est, 
Qnod  sub  degeneri  captiuus  deferor  hoste, 

A  decies  nono  nobilis.  ortus  auo,  1000 

Olim  pr^da  forem,  unlpesqne  tulisset  honorem, 

Collatis  generi  patribus  orta  meo. 
Für  me  f^dus  habet,  mala  me  uulpecula  portat! 

Cur  dicam,  rogitas,  ista?'  (rogabat  enim) 
,Si  possem,  loquerer  grauiora  decentius  in  te,  1005 

Vis  credi  probus,  et  quid  probitatis  habes? 
Exprobrasset  enim  turba  h^c  tibi  rustica  gratis, 

Si  tibi,  quod  iactas,  esset  herile  genus? 
Materiam,  si  uis  laudari,  pr^strue  laudis, 

Absque  opemm  titulis  irrita  uerba  noiant.  1010 

Ha  qu^ris,  quid  agas?'  (etenim  qu^rebat)  ,et  eztas 

Yulgatus  sapiens?  disce,  docebo  quidem; 
Tu  me  uisns  eras  sapientior  usqne  diemm, 

Te  ferar  hie  saltem  doctior  esse  semel. 
Sic  igitur  facies:  tu  me  depone,  manebo,  1015 

Quid  fuga  prod esset?  mors  patienda  michi  est! 


1009  prosere 


997  pisci  :  prisci  E        1001  Saltem  C        1002  mee  :  meo  E 
1004  ibi  enim  B  1005   In  loquerer  steht  das  letzte  r  auf  Rasur 

von  i>  1007  hie  B  michi  C  1009  matriam  D  1012  quidem 
auf  Basur  E  1015  ergo  G  1016  Zwischen  Quid  und  fuga  ist 
prode  ausradiert  A 


.    sere 
1009  prosere  Ci,  D*  pro  j    1 ,   o  aus  e  verzogen ,  im  Glossar 

mit  entsprechender.  BlaUnummer  ^11  prestruo  •  precogito'  D* 


1001  noch  von  quod  abhängig.  1002  im  schroffsten  Gegensatz 
zu  1000,  Sprotinus  ist  aus  einer  langen,  makellosen  Ahnenreihe  ent- 
sprossen, Beinard  ein  Bastard  von  Euchs  und  Huhn;  conferre  membra 
vom  Beischlaf  Lucrez  IVJ098;  der  Hahn  rächt  sich  so  für  949  f  — 
101 1»  vgl.  I  209^  1012  vgl,  Brunellus  100  ,Nouit  nequitiam  patria 
tota  meam'        1016»*  =  IV  88\  VII  295. 


256  Libor  Qnartus ,  1017  — 1082. 


Et  me  deposito  die:  ^plebs  insana,  silete! 

Si  porto,  cuius  rem  nisi  porto  meam? 
Sic  pater  est  a  patre  meo  portatus,  et  iste 
1020       Nunc  feodum  patriQ  conditionis  habet." 

Te  sin  esset,  ut  est,  melior  pars  septima  lendis, 

Destraere  hoc  posses  rastica  probra  modo.* 
Deponens  spolium,  Reinardas  inania  clamat, 

Depositus  celeri  mobilitate  fagit, 
1025  Concntiensque  alas  super  alta  rabeta  resedit 

,Sam,  domine,  hie!  grates,  galliger',  inqnit,  ,habe! 
Hie,  quamuis  alibi  mallem,  nel  me  tarnen  esse 

Grator,  nbi  sine  te  sero  futurus  eram; 
Solaisti  patriQ  bene  nectigalia  sortis, 
1030       Portatas  genitor  sie  mens  ante  tuo  est, 

Sed  qnia  tarn  subito  soluisti  tamque  libenter, 

Optima,  si  iubeas,  hinc  tibi  mora  dabo.' 

1021, 1  Sic  poteras  stolti-  maledicta  refellere  aolgi, 

1022, 1       Si,  qaanti  est  lendis  portio  sexta,  fores 

Da/rauf  folgt  Y 1,  2,  dam,  1023, 1  ff. 

102B,  1  Beynaidiüt  spolinm  ponens  suggesta  patrabat 

1025  ConcuBsisqne  alis  locatur 

1026, 1  ,Uic  sedeol  grates,  optime  uector,  habet 

1027  alias  tibi  me 

1081, 1  Dobita  sed  qnoniam  tarn  solnera  presto  faisti 


1018  Si  porro  B  meum  B  1020  Nee  C  1022  mo  in  modo 
auf  Basw  I>*  1023  1"  DE  1025  alta  robusta  uel  rabeta  B 
1030  tuum  E        1031  soluisti  subito  B 


So  C 


1018  meam  t.  e.  a  me  portandam,  vgl  1019,  1020  ==  1030, 1029, 
Vater  Hahn  hat  dem  alten  Fuchs  ein  Lehn  gegeben,  unter  der  Be- 
dingung, dass  dieser  und  seine  Nachfolger  ihn  und  seine  Söhne  tragen; 
dieser  Gegendienst  des  Vasallen  heisst  hier  feodum  1020,  uectigalia  1029. 
1025  vgl.  797  f  1031  vgl.  II  452.  1032  halt  Mone  mü  Secht 
für  eine  Anspielung  auf  die  {ujie  MSD,*  XXVII  2.  47  zeigt,  lange 
vorher  dein  MA.  bekannte)  aesop.  Fabel  vom  Fuchs  und  den  saueren 
Trauben;  der  Waldhcalität  gemäss  ist  die  Brombeere  (Metam.  1 105\ 
xmüre  de  renard  (Mone  p.  331)  an  Stelle  der  Weintraube  gesetzt;  über 


Liber  Qnartns,  1083—1044.  257 


Dixerat  et  aariis  instigans  cantibas  hostem 

Ungarice  et  GrQce  Caldaiceqne  canit, 
Rettolit  elnsus  simnlato  federe  Insor,  1035 

Responsum  falsa  sie  pietate  linenfl: 
,0  generis,  Sprotine,  toi  tutela  decnsqae! 

NobiÜB  et  pradens,  pnlcer  opomque  dator! 
Non  miror,  si  mora  micbi  socialiter  offers, 

Grandios  obseqainm  cum  michi  s^e  geras;  1040 

Sed  non  nanc  michi  mora  placent,  tu  nescere,  donec 

Digrediar  uisom,  paxne  sit  anne  pauor, 
Nolo  itemm  nobis  insoltet  rusticas  exlex 

Aut  nostrom  impediat  qailibet  bostis  iter.' 


1088  Inde  saom  nariü  izrituis 

Von  dm  28  Venen  1085— V  18  fehlen  ä»w  V  If.,  überhaupt  IV  1035  —  1088, 
V  3—6,  17  f. ;  da»  übrige  eraehemt  in  folgender  Ordnung  und  Fkusung: 

V  7  Seit  sibi  sero  memor  Baynardus  parta  taendi, 

8  Qnain  male  conueniat  fiutibas  atqne  lucris, 

9  Sed  minus  amiaee  torqnet  iactnra  rapine, 

10  Quam  casu  stolide  credoHtatia  eom, 

11  Flna  semel  eladi,  cni  firaadis  acumen  et  osiu, 

12  Quam  deciee  Simplex  innocuasqae  dolet. 

13  Spe  tarnen  attendens  nacoa  repaiabile  dampnnm, 

14  Nolla  palam  tanti  signa  doloria  habet, 

15  Liber  nt  euadit  sapiens,  ne  ruisns  eosdem 

16  Aut  similes  laqueos  incidat,  nsqne  canet. 
rV  1089  yQoid  minimi  si  mora  daies,  Spotine,  sodali, 

1010  Grandios  obseqninm  cnm  michi  sepe  geras? 

1041  Sed  non  nunc  michi  mora  placent,  tu  nescere,  donec 

1042  Digrediar  nisom,  paxne  sit  anne  panor, 
1048  Nolo  itemm  nobis  insultet  mstica  plebee 
1044  Aut  nostrom  impediat  qoilibet  hostis  it^.' 


1033  <r  fehlt  E       1034  caldaiceqne  Ä       1035  «T  DE      elnsus 
ABBE,  Mane  illnsns      simnltato  B      1037  sportine  B      1042  pax  C 


So  C,  y  15  f.  auch  i,  nur  dass  Tiber  nt  enadat  steht,  auch  C 
hat  €m  Bande  ein  t;  eu  Y  15»  vgl  I  71^ 


die  ionsHgm  Fassungen  der  Fabel  vgl  RF.  Einl,  p.  134  und  264  f., 
Kurz  zu  Burkhard  Waldis  III  73,  Änm,  p,  133  f.;  ein  ähnliches 
Geschefik  III  978.        1034  vgl  III  382.        1035  vgl  877, 


Voigt,  Ysengrimos.  17 


Liber    Quintus. 


insipiens  qaandoque  rapit  sapientis,  itemqae 

Pr^uentus  sapiens  insipientis  opus, 
Vix  aliqois  semper  sapienter,  et  omnia  nullns 

Quamlibet  insipiens  insipienter  agit; 
5  Reinardos  per  mnlta  sagax  cessauit  in  uno, 

Utile  dam  lazo  dente  reliqoit  onns. 
Deposuit  gallnm  pro  nobilitate  tnenda, 

Fastos  et  ntilitas  non  simnl  esse  femnt; 
Sed  minus  amissQ  tristis  de  sorte  rapin^ 
10      Qnam  de  tarn  stolida  crednlitate  fiiit, 
Pins  semel  eludi,  qui  fallere  callet  auetque, 

Qnam  decies  simplex  innocnnsqne  dolet 
Sed  dampnnm  reparare  nafer  spe  fisns  inani, 

Nnlla  palam  tanti  signa  doloris  habet, 
15  Scilicet  ereptns  laqneis,  ne  rnrsns  eosdem 

Ant  similes  sapiens  incidat,  nsqne  canet; 
Ille  igitnr  similis  iQtanti  fmge  carentes 

Tendicnlas  alia  calliditate  nonat 


Mit  hunter  Majuskel  beginnen  ÄBE,  SpaÜum  nur  in  DE,  die 
Buchbezeichnung  nur  in  A:  liber  Y^  3  aliqnid  g  sapiens  DE 
4  Qualibet  2>,  Qualiter  E  5  in  b^ump  in  nno  B  9  ammisse  K 
pro  Sorte  B  10  crudelitate  B  11  cauet  auetque  D  15  Üher 
scilicet  steht  von  alter  Hand  die  Glosse  hinc  dico  inani  Ä 


1  ff.   Variation  des  alten  {PUnius  VII  40)  Sprichworts  Nemo 
mortalium  omnibus  horis  sapit,  vgl.  Vannucci  Proverb.  Lot.  I  62. 


Über  QniotuB,  19—28.  259 


Protinns  obliquo  digressns  calle  seorsnm, 

Expertnm  credi,  paxne  sit,  isse  cnpit,  20 

Dum  graditnr,  neterem  specnlatnr  forte  cotnrniiin, 

Hnnc  rapit  immerso  dente  dinqae  premit; 
Fei  rabidum  soluens  in  SQuas  denique  noces, 

Denouit  dentes  taliter  ille  suos: 
,0  dentes  Satan^,  non  dentes  nnlpis  honestQ,  25 

Yix  scio,  quid  aobis  imprecer  atqne  nelim! 
Yos  ebete  exterebret  cnlica,  quem  compede  forti 

Alligat  innidiQ  nona  Gehenna,  Satan! 


30  Scratatom 

21, 1  InterM  neterem  conspexit  adease  ootnmnm 

23  f.  feUm. 

26, 1  Vos  habeot,  qnibos  hoo  acddit,  omne  nuilaml 

27  f.  feMm. 


19  obliqnis  :  obliquo  B  obliquos  digresso  G  20  iste  B 
21  neterem  fehlt  B  22  in  menso  B,  immenso  (7,  imm*fo  :  Imefo  D*, 
vgl.  I  698.  23  rapidnm  :  rabidnm  B  25  <(  fehit  C  26  impecor  E 
28  gehana  (g  a/nf  Baswr)  E 


So  C       26,  1  C  und  mü  nel  Ih,  beide  bec,  D«  accidat 


27  f.  Satan  ist  nach  lohawnes  XVI  11  gerichtet  und  liegt 
gebunden  in  der  Unterwelt  {2  Petr.  2,  4,  Ep,  lud.  6,  über  abweichende 
Darstellungen  des  NT  vgl  Roskaff,  Geschichte  des  Teufels  I  206  f.). 
ÄhnUch  der  neunfachen  Gliederung  der  Engelhierarchie  (angeli,  archan- 
geli,  principatos,  potentiae,  nirtutes,  dominationes,  throni,  cbembim, 
Seraphim)  ist  hier  auch  eine  neunfache  Eintheüung  der  HöUe  ange^ 
nommen,  vgl.  Vincent.  Bellou.  II 113,  Wackemagel,  Baseler  Hss.  2^, 
wo  9  Höllenstrafen  erwähnt  werden.  Der  neunte  und  letzte  Höllen- 
räum  ist  der  inuidia  als  ürlaster  zugewiesen,  vgl.  Diemer  94,  20  ,de8 
nidis  vatir  Lncifer';  allerdings  vgl  V  442,  aber  dagegen  Liber  de 
ducbus  monachis  417  ff.  {Bormans  p.  271)  über  Lncifer:  ,  Serpens 
innidie  celo  proiectns  ab  alto  In  tria  dinisit  corporis  esse  sni:  In 
laicis  fastum  tanqnam  capnt;  ingnina  nentris  In  clero  posnit  Inxn- 
riamqne  dedit;  Qna  steUas  trazit,  candam  linoris  amari  Iniecit 
monachis  ordinibnsqne  sacris.'  Zu  der  Vorstellung,  dass  dieser  Neides- 
teufel  die  Zähne  vmd  wohl  überhaupt  die  Gliedmassen  der  Verdammten 

17* 


260  über  Qnintiu,  29—48. 


Goncrepite  in  pntri  corio!'  (ter  namqne  quaterqne 
30      IncussoB  dentes  concrepere  ipse  dabat) 
,Sic  nos  collidi,  sie  nos  strinxisBe  decebat, 

Sabdita  com  uobis  carnea  pr^da  foret, 
Taliter  in  pingnem  gallnm  mordere  negastis, 

Nunc  neteres  soleas  rodite!  gallns  abest, 
35  Prendite!  certe  abiit,  qnidni?  mordere  nequistis, 

Mordendi  gnaros  nt  sibi  quQrat,  abit. 
Quid  sperasse  teri  sab  stoltis  dentibns  illi 

Profecit  misero?  spes  ea  cassa  fdit, 
Non  licoit,  uetuistis  enim,  quid  debnit  ultra 
40       Quam  ueni^e  rapi?  quam  nolaisse  teri? 
Scilicet  expectandas  erat,  quoadusque  rogasset, 

Quatinas  a  nobis  se  sineretis  edi! 
nie,  abi  nos  segnes,  ubi  sensit  stringere  nolle, 

Esca  abiit  capiens  dentibns  esse  bonis, 
45  Imprimere  odoctis  captique  tenacibns  atqno 

Morsnris  snbito,  talibns  ille  fanet 
Vos  dentes  fore?  nos  gallam  mordere?  menmne 

Amplius  OS  tales  dedecorare  feram? 


90  ooncrepnisse  dalMit 

43    nie  qoidem  segnes  ubi 

48  smam 


erasse 
31  stmdsse  docebat  B        34  redite  B        37  sp  1 1 1 1    oorr.  D* 

39  eoim]  ei  C        42  Qnatenus  CD       seneretis  AB,  in  A  ist  e  ati«- 

punetiert  und  i  darüber  gesehriehen.      Am  SMuss  hat  A  ein  Frage- 

eeicJten,  todehes  Mane  mit  Becht  umwirft,  t?^.  I  811  f,,  III  235.   — 

45  capitisque  B^   tantisque  C,   capitiqne  BE        47  gallum  fehU  C 

48  hos  B      dedecare  C 


nisse 
iSo  C>  30  concrep  1 1  i  |  dabat  corr.  D* 


mit  einer  cnlica  ebes  {vgl.  Glossar)  ausbohrt,  habe  ich  in  der  Fegefeuer- 
und  HöUenlitteratur  des  MA.  kein  Analogen  xn«  finden  vermocht;  vgl 
etwa  Myth.*'  II  p,  852  über  den  Teufet  ais  Schmied, 


Liber  Qnintos,   49—66.  261 

Hiscere,  non  claadi,  non  stringere,  soluere  nostis, 

Hiflcite  iam,  quantum  uoltis!  hiare  licet!  50 

Hiscere  nossetis,  non  forsan  gallns  abisset, 

lamqae  reuertetur  gallns,  hiate  bene! 
Si  nos  prQnossem  nil  scire  nisi  biscere  tantnm, 

Mansisset  nestrnm  nnllus  in  ore  meo. 
Qnid  qnod  eom  nestri  saltem  non  contigit  unus?  55 

Lndibrinm  nobis,  non  qnasi  pr^da,  Mt; 
Grator  ei  gratis  nos  non  losisse,  relnsit, 

Lndibrii  dignam  reddidit  ille  nicem. 
Didte,  uelletjs  redncem  nunc  stringere  gallnm? 

Lectio  sat  lecta  est  anne  legetor  item?  60 

Plus  nalet  empta  semel  quam  bina  indnstria  gratis, 

Doctrix  mordendi  nos  scola  nesdt  adhnc, 
Non  dididsüs  adhnc,  at  aos  mordere  dooebo, 

Non  ego,  sed  certe  fida  magistra  fames. 
Qnid  modo  nobilitas  nobis  defensa  rependit?  65 

Nnnc  opos  est  nobis,  qnid  dabit  illa  boni? 


58  prescissem  hisoere,  oerte 
65  non  oontingebat  at  nnns 
57, 1  Grates  (non  gratis  sst  losos)  habete,  zelnsit 

59  £ya 

60  an  relQgator 

61, 1  Est  emptnxn  sapnisse  semel  bis  ploris  inempto 
65  minlstxat 


49  stringere]  fogere  B  soliierise  C  50  Discite  E  uultis] 
nostis  C  51  nosoetis  :  nossetis  A^  noscetis  BCDE.  ,  Hättet  ihr  es 
verstanden  zuzuschnappen,  S9  .  .,  noch  nicht  einmal  das  könnt  ihr 
ordentlich !"  Bei  hisoere  ist  hier  wie  55  hei  contingere  an  den  ent- 
fliehenden Hahn  zu  denken.  53  prenoscem  :  prenossem  E  nil] 
nichil  B^  nisi  C  54  pullns  C  55  Quicqoid  enim  C  contingit  B 
57  ei]  enim  B  reclnsit  B  59  reducere  B  ducere  :  stringere  C 
61  empta  fehU  f       66  bona  :  boni  E 

50  C,  nur  65  magistrat  statt  ministrat;  61, 1  auch  in  h  — 
55  non  at  =■■  non  saltem,  ne  quidetn,  vgl,  zu  II  377. 

60  vgl,  III  963.  64^  auf  sprichwörtlicher  Grundlage,  vgl. 
Glosse  zu  Prora  64  ,Venter  magister  artis*. 


262  Libor  Qnintas,  67  —  86. 


Nobilitas  melior  nostro  recitatar  in  ^ao, 

Quam:  „pater  illios  hie,  illios  iste  ftdt", 
Mos  faciendus  erat,  qni  nostro  tempore  pollet, 
70       S^cula  plus  dampnum  dedecore  ista  timent 
Dedecus  est  anum,  nam  non  est  dedecns  nllam 

PrQter  egestati  supposnisse  caput, 
Nobilis  est  locnples,  ignobilis  omnis  egenns, 

DiuitiQ  tnta  nobilitate  nitent, 
75  Mors  opibus  natisque  patres  rapit,  arnaque  claadit, 

Conuiaunt  uiuis  et  dominantnr  opes. 
Nobilitas  uetemm  taceator,  nonne  sepnlta  est? 

QuQratar  uiuis  auxiliare  genus: 
„Hie  pater  heredi  pondo  centena  reliqnit, 
80      Rem  patris  hie  duplo  transiit,  ille  triplo." 
Quid  miehi  nobilitas,  quQ  non  ieiunia  toUit? 

Census  alit  uiles,  census  obumbrat  auos, 
Denlque  gaza  iuuat  prauo  sub  dinite  multos, 

Prodigus  haut  refert  an  sit  auarus  inops. 
85  Ergo  homines  sapiunt:  periit  respeetus  agendi, 

Bummodo  diuitias  illaqueare  queant, 


69  qni  nostii  temporis  extat 

70, 1  DedecuB  hoo  dampno  secnla  malle  solent 

71, 1  Dedeoas  error  ait,  non  est  modo  dedecns  allum 

76, 1  Connine  ninis  anzilientor  opes 

79, 1  Hoc  est:  „heredi  contnm  ille  talenta  reliqnit 


68  istias  ille  fuit  C  70  Soeleia  B  76  uiuis]  unus  B  77  est 
fehlt  C  {steht  m  hi).  80  Nem  B  transit  et  i  duplo  :  triplo  B 
83  diuite]  iudioe  f,  vgl  II  477.  84  an]  cui  i  Über  85»»  schreibt 
A^  die  Glosse  ,i.  e.  non  curant  quid  agant',  woraus  Mone  die  Variante 
einer  anderen  Handschrift  non  ourant  quidquid  agendum  ersdUiessen 
zu  dürfen  glaubt,       86  queat  t 


69  Ci  70,  1  C,  nur  hoo  staM  hec,  emend.  Bonn.  71,  1  C, 
i  fuit  nur  71^ :  non  est  michi  dedeous  uUum.  76, 1  Ci  79, 1  Ci, 
C  verschreibt  Hec,  i  heredum. 


über  Qaintiu,  S7— 101.  263 


Lacmm  iastiti^,  lacnun  prQfertur  honori, 

Nil  nisi  dioitUM  non  baboisse  padet; 
Frans,  labor,  insidi^,  perioria,  forta,  rapinQ, 

Bella,  daeUa,  craces,  ira,  querela,  minQ,  90 

Frodiüo,  c^des,  ergastola,  uinciila,  flamiDQ, 

Obseqnium,  laades,  ficUo,  dona,  loci, 
BlanditiQ,  promissa,  preces,  inioria  iosque, 

ladicia,  nsiirQ,  f^nora,  cnra,  fauor, 
Qa^ue  bis  adidas,  et  qa^  contraria  dicas,  95 

Omnia  iocnndi  sunt  alimenta  lacri, 
Omnia  constabnnt  sommis  leniora  daobiis: 

„Venit  bomo  argento,  aenit  et  ipse  deus." 
Primitns  boc  popoli  decretnm,  deniqne  den, 

Non  modo  pontifices,  papa  qaoqne  ipse  dicat,  100 

Piscator  Cephas  et  Beniaminita  magister 

Fecissent  eadem,  sed  sapnere  nidiil; 
Innnmeras  marcas,  animas  piscantia  paucas 

Retia  piscator  c^cus  iste  ladt, 


99  postea  cleri 

100   Hoc  modo  probat 


89  labor]  dolor  i       rapinae  C        90  tnices  Ci  illa  ira  C 

91  Perditio  oedens  i      92  fuiio  i      loci  B      93  yisque  t  95  Queque 

ABDEfi]  Atque   C       et  qu^]   queque  hüs   G          99  dicertum  B 
104  ista  B,  ille  C 


99  denique]  postea  CD        100  Hoc  C     probat  CD 


97  summis  von  summa  ^GrundUhre,  Hau^tregd";  schwerlich 
nach  ^  utrumque  YII  669  zu  deuten,  99  denique  beim  zweiten 
Gliede  wie  III  1001;  clerus  bezeichnet  die  niedere  .Geistlichkeit  im 
Gegensatz  zu  pontifices,  den  Bischöfen,  vgl.  Gloss.  101  A^  glossiert 
Cepbas  durch  Petrus,  Beni.  mag.  durch  Paulus,  vergleiche  Epist.  ad 
Born.  XI  ly  Phüem.  III  5,  magister  spielt  auf  Paulus'  Ehrennamen 
,doctor  gentium'  an.  103  f.  Ebenso  erinnert  der  h.  Bernard  in 
seinem  Gratulationsbrief  {Ep.  238)  den  neugewähUen  Tapst  Eugen  III 
an  die  ältesten  Zeiten  der  Kirche,  als  die  Apostel  ihr  Netz  ausHessen, 
nidU  um  Silber  oder  Gold,  sondern  um  Seelen  zu  gewinnen. 


264  Liber  Quintus ,   1()5  — 118. 


105  Non  cnrans  homines  meritis  sed  pendere  censa, 
Plura  locat  dantes  in  meliore  polo, 
Tutus  apostolicQ  contempnit  friuola  uocis, 
Archisophi  Symonis  forfice  tondet  oaes. 
Tornacum  Romam  studio  uirtutis  in  isto 
110       Transilit,  Anselmo  prQSole  faasta  polis; 
Interius  niuo  Tomacus  nellera  pastor 

Decutit  ipse  ouibos,  decatit  ipse  capris. 
0  atinam  foret  ille  meis  ex  dentibas  unos! 
Mordendi  legem  fratribus  ille  daret; 
115  Ecclesias  ueluti  leo  sQpta  famelicus  ambit, 
Nil  linquens  nisi  quod  non  reperire  aalet, 
Dona,  queat  neqneat,  qni  iosso  parcius  offert, 
Strictos  obeditu  mystica  sacra  tacet 


107,  1  niad  apostolica  lioeat,  quam  aonerit,  aat  non, 

106  Tatos,  Symonica 

110  f&Qsta  parens 

111  nellera  preenl 

116  reperire  qaeat 


105  meritis  homines  G  prendere  CDi  106  uel  meliore 
loco  B  107  striuola  notlB  %  106  Archisophy  ÄD  tondit  BEi 
109  "T  fehU  C  113  fehU,  Zeile  dafür  offen  gelassen  E  ex]  e  CD 
114  ipse  B  115  leo  leo  C  116  Non  DE  reppeiire  A  potest  B 
118  Strictius  JOE     ab  auditu  C 


107, 1  C,  nwr  quem  stM  quam;  uouerit  aiwh  nouerit  Usbar. 
Zu  apostolica  ergänze  lege,  tutus  «»  secwrus,  ntm  curans,  vgl.  Glossar. 
108  Tutus  Symoniaca  C,  emend,  Borm.  110  Cy  parens  und  polis 

ergänzen  sich  zu  dem  gedachten  Grundbegriff  metropoHs.      111,  116  C 


105  vgl  493.  106  Über  die  Himmelsstufen  vgl.  zu  VII  662. 
107  vgl.  Acta  Apost.  VIII  18—23.  109  f.  Gnmm  BF.  Einl.  p.  85 
erklärt  ,Domik,  d.  h.  das  Vermögen  von  Bamik,  springe  unter  Bischof 
Anselm  nach  dem  geldgierigen  Bom\  während  der  Zusammenhang 
wie  die  Bücksicht  auf  130  zu  der  Mone-Bormansscheti  Deutung 
,Dornik  übertrifft  Born  in  der  Habsucht"  zwingt.  111  vgl  563. 
118  ,Der  darf,  durch  den  Gehorsam  gefesselt,  auf  Cfrund  des  Di»- 
ciplinargesetzes  suspendiert,  nicht  weiter  die  Messe  (mystica  sacra  i.  ^• 
sacrum  mysterium  sc.  altaris)  lesen\  vgl  I  752. 


Liber  Quintiia,  119  —  132.  265 

Quot  geht  hie  dentes,  quasi  tot  pr^donibus  horrens, 

Yellera  neqoaqaam  rapta  recrease  sinit,  120 

Pr^uolat  et  raperet,  si  posset,  plura  repertis  — 

Prob  dolor!  inaentis  tollere  plara  neqoit; 
Hone  non  posse  modam  rapiendi  aertere  plangit, 

Hoe  solom  pr^dQ  eertus  inesse  nefas. 
Hune  ego  pontifieem  aobis  propono  sequendum;  125 

Quid  Clar^uallis  pannifer  ille  sapit? 
Conneetit  paleas,  nodam  aestigat  in  oloa, 

Decoriat  calclos  —  mulgeat  ergo  gmes! 
PrQsolis  egregios  mores  imitaminor  hains, 

Qni  rapit  at  Satanas  otqne  Gebenna  tcnet!'  130 

Dom  fenis  improperat  dentes  dementer  hiasse 

Nene  itemm  dubitent  stringere  prensa  monet, 


1%  follifer 

128  calnos 

131    Dom  de  ille  ftarit 


120  recesse  B  125  prepono  :  propono  (cPpono  ohne  Tügung 
des  oberen  TüUels)  C  126  Cläre  uallis  B  127  paleas]  placeat  B 
non  dum  B  128  Decoliriat  B,  Decoiia  :  Decoriat  corr.  Ih  calelos  B 
129  imitamioos  B  131  In  B  ist  der  linke  Seitenrand  von  fd.  80^ 
vom  Buchbinder  stark  besehnüten,  daher  *{  hier  ganZy  149  grössten- 
theüs  verschumnden  ist  clementer  BC  132  pensa  B^  pressa  : 
prensa  C 


So  C       128  cal||08  corr,  D* 


122  vgl  III  932,  126  ff.    Üb&r  des  Dichters  Stellung  zum 

h.  Bernard  vgl.  Einl,  127  f.  ,Alle  rief  SäUse  von  vergebener  Arbeit' 
BF,  Einl.  p,  95;  vgl.  zu  I  576.  Der  erste  ist  mir  sonst  nicht  beka/nnt, 
der  zweite  eine  Umbildung  des  römischen  Sprichworts  ,nodum  in  scirpo 
quaerere',  vgl.  Vannucci  Prov.  Lot.  I  p.  89,  Alan.  Parab.  III  73, 
der  dritte  erinnerte  schon  den  ümarbeiter  an  das  sonst  in  Priamdn 
häufige  ,evnen  Kahlen  bescheeren"  (für  das  Bild  vom  Steine  vgl.  zu 
I  920),  zu  dem  vierten  bemerkt  Bormans:  ,Famüiaris  Flandris  uox, 
nisi  quod  ii  pro  gruibus  gaüos  dicunt:  dat  hy  dan  ook  de  hanen 
melken  ga!"  vgl.  zu  III  1023.  130  vgl  Myth.*  I  p.  260,  Schulze, 
Bibl.  Sjprichw.  p.  81,  III  718. 


266  Liber  Qnintns,  183  —  150. 


Affore  fagineus  cortex  spectator  ibidem 
Ad  formam  cartQ  missilis  atque  modoin; 
135  Kon  bene  cessuro  fidens  Reinardus  in  astn 
Arripoit  librum  moxque  reuersus  ait: 
,Fax,  Sprotine  comes,  ioratur!  abique  loconim 

(Siste  metam)  tuti  possumus  ire,  ueni!' 
Bepplicat  ille:  ,ratam  est  fortasse,  sed  ambigo  paolom, 
140  •     Res  nescit  subitam  rara  mouere  fidem, 
Dicere  ta  nolles  forsan,  mai  nosse  putares, 

Sed,  quQcamque  pntas,  dicere  certa  caae! 
Unius  nt  frandis  deprenditur  inclitus  auctor, 
Postera  crednlitas  curaque  uocis  obit, 
145  Credere  quo  plores  optat  sibi  qnisque  loquendo, 
Hoc,  qoicquid  loquitur,  finnias  esse  decet, 
Credendi  faciies  capiunt  audita  repente, 

Difficiles  animos  insnperata  txahunt.' 
,Indice  me',  ille  refert,  ,dabitas?  ego  dico  tibi  ipsel 
150       Dicere  me  certmn,  quod  pnto,  uelle  pntas? 


196  contumoqne  ledit 

139,  1    ,Veram  esse  hoc,  Beynarde,  poteet,  tarnen  ambigo  paalam 

140  sumere  rara  fidem 

141  nisi  nera  putares 
143                                   Claras  deprenditur  auctor 
149    ,Qnid  me  teste,  miser,  dubitas? 


133  fagoneus  B  135  Non  dum  :  Non  bene  B  cessnra  B, 
sessuro  C  136  Arruit  B  137  f  E  Sportiine  B  Boss  ubique 
locorum  nicht,  wie  in  den  Hss,  und  bei  Mone,  su  iuratur^  sondern 
zum  folg.  Verse  gehört,  lehrt  229  f.  140  rata  t  141  nosse]  nolle  B 
142  pntes  :  pntas  B  143  dependitur  B  144  crudelitas  B  obit 
ACBEfK\  abit  B  und  so  vermuthet  Mone;  vgl  aber  IV  840.  146  Id 
qnidqnid  i  148  animo  C  149  1"  fMt  BCE  ipse]  esse  D 
150  Mone  interpungiert  erst  nach  neue;  vgl.  142. 

So  d  139,  1  ist  esse  nachgetrttgen^  143  auch  in  h. 


133  f.  Ein  Folioblatt  mit  an  einem  Pergatnentstreifen  herab- 
hängendem Siegel,  vgl.  VII  427  ff.  143  f.  ist  die  ettoas  pomphafte 
Aufputzung  des  alten  Spruchs  ,wer  einmal  lügt,  dem  glaubt  man  nicht', 
vgl.  Prora  505.  150  vgl.  Prora  291  Sola  pntat  fatuns,  qnQ  oogitat, 
insita  ueris. 


Lib«  Quintus,   151  — 174.  267 


Ut  de  te  taceam,  fniBtrarer  memet  ego  ipsom? 

Tarn  michi  natiaam  quam  trepidare  tibi  66t 
Inter  iorantes  egomet  iorare  rogabar, 

Yix  spaüum  extorsi,  dum  comitere  siniiil, 
Expectamur  enim,  corsim  properemus  oportet,  155 

Gressibos  impaoidis  nos  scio  posse  frui: 
Aspice  signatam,  si  non  michi  credis',  (et  offert, 

Quam  tulerat)  ,cartam,  ntmcia  pacis  adestl 
Noiebam  monstrare  tarnen,  qaoadosque  probassem, 

An  neues  nitro  crednlns  esse  michi,  160 

Et  nelnti  credas  tibi  me  desisse  fanere, 

Sic  me  nescio  qna  snspicione  fngis, 
Accipe  et  hac  in  teste  fidem  scrntare  sodalis!' 

Taliter  instanti  reddidit  iUe  nafer: 
,Laicns,  ut  nosti,  sum  galius,  nescio  cartas  165 

Inspicere,  et  qnidam  falsa  sigUla  ferunt-, 
Tu  satis  es  uerax,  sed  te  fortasse  fefellit, 

Qui  buUam  tribnit,  terra  repleta  dolo  est.' 
CaUidus  hie  credens  astntnm  fallere,  falso 

Bnllifer  obiecit  dura  fauore  minax:  170 

,Bacharis,  Sprotine  Satan!  mortem  incidis  ultro? 

Vis,  nesane,  mori?  qnin  resipisce,  miser! 
Curia  si  sciret,  quod  cart^  credere  nolles, 

Yix  fierem  uit§  tutor  ego  ipse  tuQ! 


152  qoAm  timaisse 

163  f.    fMm. 

165    ,ObUxis  ego,  nt  nostd,  lucas  Biua, 

167—170    fOUm. 

172  sed  resipieoe 


151  fmstarot,  über  et  steht  er,  ohne  Löschtmgspwnct  herich- 
iigend  C  157  offert  auf  Basur  E  161  sieht  vor  160  B  161  dedisse  B 
163  Mone  fasst  sodalis  als  Vocativ.  164  ^  DE,  auch  C  neben  165. 
166  Aspicere  C  qnidam  ACBE'\  quid  nam  B  168  dolo]  malo  D 
170  Lucifer  B  171  sportine  JB,  spotine  1)  morti  :  mortem  A, 
mortis  E  Das  Frageseichen  am  Schluss  nach  A  174  nite  nach- 
getragen C      tntor]  intor  (oder  nitor  etc,)  B 

So  C;   165  steht  iam  statt  sum.        Zu  sed  172  vgl.  V  1243. 


268  Über  Qnintris,   175  —  18«. 


175  Audi  uersiculam  perlecta  pace  seqaentem: 
„Nolentes  cartQ  credere  teta  trahit" 
Istins  edicti  oiget  incassabile  pondus, 

Carta  tibi  ostensa  est  et  redtata  palam. 
Si  potes  ant  audes,  procerum  decreta  refeile, 
180       Credideris,  oiues;  rennae,  curre  mori! 
Si  legere  ignoras,  at  ne  diffide  relatis, 

Credetur  coram  nindice  sero  nimis. 
In  dominam  peccat,  qai  seraum  audire  recusat: 
Quid,  dominus  credi  cum  iubet  ipse  sibi? 
185  Crede  michi,  iubeo,  baronnm  scilicet  uni, 

Sub  quibus  h^c  paz  est:  par  michi  prQtor  eris!' 
Fallere  multiloqua  conantem  fraude  retundit 
Laicus  hac  cantor  calliditate  iocans: 


176    Hefiiuos 

theta  notat 

178               tibi  lecta  eet 

179 

heo  ta  deoeta 

181 

aal 

182    Creditar  aut 

184 

qnando  sibi  ipse  inbet 

186 

par  potes  esse  mens 

187  f.    fehlm. 

176  teta  oder  teca  D]  D^  las  es  teca  und  glossiert  es  durdk 
carcer  179  aut]  ut  D  180  Orederis  G  vade  du/rchstrichen  vor 
cnrre  E  181   , Sitte  legas   sit  pro  si,   sime  tu  pro  at;    nam^ 

uersus,  quaUs  nunc  est,  incomtus  uidetur^  Mone;  vgl,  zu  II  377.  — 
182  iudice  C  ISS  *f  D  185  baroni  E  Sinn:  Schwer  sündigt, 
wer  auf  des  Herrn  *  Aufforderung ,  zu  glauben,  nicht  glaubt;  nun  so 
glaube  mir  als  einem  dominus  und  primas  pacis,  und  zum  Lohn  soUtt 
du  dann  mir  ebenbürtiger  Pair  werden.  186  pax  B  187  1"  fehU  Ey 
steht  in  C  neben  189.        188  Callidus  E 


So  C 


176  ,Teta  est  litera  greca  habens  formam  rotondam  pertractam 
cum  uirgula  per  medium  in  hunc  modum  -O*  Ad  eius  similitudinem 
antiquitus  ferrum  fiebat,  quo  dampnati  urebantur;  de  qua  literatus 
quidam  sie  dixit  ,o  multum  ante  alias  infelix  litera  teta'  Ä^  — 
186  vgl  239,  2^,  259,  273  und  zu  III  310. 


L 


Liber  Qnintos,   189—302.  269 


,Siispicio,  Reinarde,  perit  michi,  uera  aideris 

Dicere,  nimimm  qnaliter  nsqae  soles.  190 

Eminus  incanum  nideor  micM  cernere  qaendam, 

Estimo,  qaod  maltas  uiderit  ille  nines, 
Undecies  denis  plnres  barbQ  eina  Apriles 

Impendent,  specta,  sabbata  qnanta  ferat; 
niios  a  collo  canuun,  qn^  tibia  fertar,  195 

Pendet,  et  est  albam,  qaod  sedet  ipse  super. 
Quin  etiam  nigri,  speciem  pietatis  habentes 

Nee  dabie  dnlces,  ante  retroqne  raunt, 
Accelerant  cursim,  non  nos  fortasse  requirunt, 

Sed  nelut  buc  agili  strennaitate  uolant;  200 

Cemis,  ut  illorum  qnisque  QStuat  utque  uaporat? 

Nescio  quid  rufi  pendet  ab  ore  piis, 


191  hinc  canam 

192,  1  Qaem  niniiim  paitem  credo  sabisse  panm 

198  undecies  octo 

194  pinia  qnanta 

196  cornnm,  qnod 

197  Gerne  etiam  nigros 

198,  1  Qnos  ansim  placidos  dioere,  pone  seqni 

202,  1  Et  qniddam  cnnctis  pendet  ab  ore  mbens 


189  D  liesa  perit  aus  tmd  trug  es  dann  am  Bande  nach, 
D*  brachte  es  in  den  Text  hinein,  wo  pit  m  va  auf  Rasur  von  seiner 
Hand  steht  uideis  B  190  esse  G  191  mcanum  B"]  in  oannm 
ABE,  hinc  cannm  C  (gute  Cof^fectur,  vgl  IV  72,  VII 518,  V  773  f.); 
IM  im  Glossar:  incannum  *  nalde  canum.  192  quid  B  193  eins] 
Q^jis  B  194  spectant  C  snbbata  B  195  cnmnm]  comn  E, 
auch  D,  darüber  von  D*  cnmnm  qnod  BC,  qne  :  quod  J>*  — 
196  sedit  DE      iUe  C       201  atque  B 


192, 1  Quem  in  nnnm,  emend.  Barm.,  nininm  pars  «^  Schnee^ 
region,  pamm  iron.  =  diu.  202, 1  qnoddam  oontis  C,  emend.  Borm, 
Über  piis  schreibt  D^  nel  mbens  Sonst  nach  C  194  pinia  <» 
Ta/nnsapfen,  von  den  lang  herabhängenden  Bartseiten. 


197  streift  sehersend  die  schwarzgekleideten  alten  Benediktiner, 
vgl.  202  piis  v/nd  mit  Borm.  Liber  de  duobm  monachis  273  Tot  sunt 
in  clanstris  speciem  pietatis  habentes.        200  vgl.  I  772. 


270  Liber  Qointns,  308—216. 


Yoltus  üt  insontes  notat,  nt  promncida  blandos! 
Non  agitat  tales  insita  cura  mali. 
205  Curia  nonne  potest  hos  pacis  mittere  testes? 
Nam,  aelati  pacem  testificentar,  ennt; 
Quid  nocet?  expecta!  de  pace  rogentar,  an  illam 

Tantum  compererint,  anne  inbere  uelint' 
Non  fnit  hoc  unlpi  nimis  acceptabile  aerbnm, 
210       Qnattaor  hie  nnmmos  non  meroisse  pntat; 
Incidit  affectas  geminos,  coi  pareat,  h^rens, 
Spe  prohibente,  meta  pr^cipiente  fugam. 
,Utqnid  ab  externis',  ait,  ,amens  galle,  reqnires, 
Qnod  nosti  socio  testificante  ratnm? 
215  Propositnm  pacis,  sicnt  cognosco,  retexi, 

Forsan  et  hi  ueninnt,  nt  fateantnr  idem; 


204,  1    Non  illos  &06ret  causa  nenire  mali 
205        Pads  nonne  poteet  hos  ooria 
213  ab  exteinis,  demens  Spotine, 


204  agitant  2>  205  nonne]  in  me  B  207  Qnod  B 
208  tantam  B  212  Spem  C  fugam]  figuram  B  213  «T  £ 
Ütquid]  üt  C     requiris  C     214  socio]  scio  B      215  ignosoo  B 

So  C,  D^  Über  204^  uel  causa  uenire  mali. 


210  meruisse  »  «e  menturum;  er  erkennt,  dass  er  hier  keine  vier 
Pfennige  verdienen  (VI  223  f.),  diemuü  kein  Geschäft  machen  wird. 
Ebenso  kündigt  Fortuna  dem  armen  Heinrieh  eine  alle  Pundte  noider- 
legende  BepUh  II 161  mit  den  Worten  an:  Non  unum  mecum  lucn- 
bere  nummum.  Oder  besser:  die  vier  Pfennige  sind  das  Symbol  der 
(von  dem  herankommenden  königl,  Bichter  zu  verfugenden,  vgl.  291  f.) 
Bückki^  des  Hahns  in  das  etoeimal  beschworene  Vertrags  ^  und  {dem 
Fudis  als  dictator  gegenüber)  DienstverhaUmss,  vgl  Chartül.  Mai. 
Mon.  pro  pago  Vindoc.  Ch.  169  bei  DuC.  II  797, 1  ,Stephanu8  Oam- 
bacanis  de  Eerraria  . . .  abnegauit  se  esse  seruum  S.  Martini,  et  de 
hoc  aiTamiuit  bellum  contra  nos.  Intra  terminum  autem,  quo  bellum 
fieri  debebat,  recognouit  se  male  egisse;  uenit  in  capitnlum  Maioris 
Monasterii  et  dedit  recognitionem  suam,  scüicet  secundum  oonsuetu- 
dinem  imposuit  super  caput  suum  quatuor  denarios  et  per  illos  tradidit 
se  sancto  Martine  et  monachis  eins/        211  f.  vgh  VII  497  f. 


Liber  Qnintos ,  217—228.  271 


Adice,  qnod  tibi  sam  carta  qaoqae  teste  locatus, 

Qandicet  nt  nnlla  sospicioiie  Mes. 
Utqne  nichil  neri  testetnr  carta,  (qnod  absit!) 

Annna  cras  ingens  festa  Machntns  habet,  220 

En  comitante  pari  nonam  modo  clanga  profestam 

Tinnit,  ut  ipse  aadis,  quid  tibi  tester  ego?' 
(Et  taue  forte  dao,  sed  non  ob  id,  ^ra  sonabant) 

,Eflficiimt  tatas  festa  nerenda  uias. 
Credis  adhac  mecnm  secnms  pei^ere  posse?  225 

Sed  te  non  adeo  diligit  asqne  dens, 
Namqne  inter  proceres  pacem  inrasse  mereri 

Nonne  foret  generi  gloria  magna  tao? 


220  BotolAiB 

221  nonam  raiinpaTiii  profeetam 


220  macutos  BE  221  comitate  B  profectam  G  223  At  (7 
224  Officiunt  i  226  usqne]  ipse  C  228  gloria  scheint  aus  gratia 
von  XH  gebessert  zu  sein. 


So  C,   über  modo  clanga  221   schreibt  D*  in  Antiquaschrift 
campana. 


220  S.  Machntas  aus  Irland,  ,efnscopus  Älelhensis  in  minori 
Britanma'  {Molanus  foh  51^) ^  grosser  Wunderlhäter  und  Bischof  in 
der  Bretagne  (nach  dem  Martyrol,  Eom.),  ^gl.  Stadler  IV  15y  üsuard, 
Martyr,  fol,  193^.  Seitdem  Sigebert  von  Gembloux,  welcher  attch  durch 
sein  Heldengedicht  De  passione  Sanctoram  Thebaeomm  den  S,  Gereon- 
CuÜus  in  Schwung  brachte  (vgl,  zu  II 179),  das  Leben  des  h.  Mctchutus, 
dessen  Beliquien  in  Gembloux  seJbst  aufbewahrt  wurden,  in  27  Capiteln 
bescTirieben  hatte,  scheint  dessen  Verehrung  in  Bräbant  und  demnächst 
in  Flandern  dermassen  gestiegen  zu  sein,  dass  der  15.  November,  der 
Erinnenmgstag  (festa  uerenda  224)  des  Gewaltigen  (ingens)  die  nur 
den  höchsten  Festen  zustehende  Ehre  (Otte,Glockenkunde  p.  19)  empfieng, 
am  Vorabend  eingeläutet  (221  f.)  und  gleich  der  Oster -,  Pfingst-  und 
Weihnachtszeit,  sowie  den  Marien-  und  Apostelfesten  unter  allgemei- 
nem Landfrieden  gefeiert  (224)  zu  werden.  224  vgl.  zu  III  185. 
225  vgl.  III  856. 


272  Über  Qnintos,  229—246. 


Ergo  ego  paolatim  saltas  enitar  in  istos, 
230       Elogiom  pacis  curia  sanxit  ibi.' 

Econtra  Sprotinus  ait  gratanter,  ut  hostem 

Astibus  ezigais  succabnisse  nidens: 
,Qain,  Reinarde,  mane,  dum  nuncius  iste  loquatur! 
Crediderim  uanis  nuncia  tanta  nolis? 
235  Tuqoe  bene  acciperes,  si  mallem  credere  capro 
Quam  tibi?  dam  neniat  nundus  iste,  mane!* 
/    Hostis  ad  hQC:  ,potia8  condensa  frotecta  reuisam, 
Nam  michi  nequaquam  nota  rogare  Übet, 
Coniaransque  altQ  conscribar  patribos  aalQ, 
240      At  te  rasticitas  dedecorosa  premat!* 
Intnlit  elnsor:  ,pax  est  inrata,  comesqae 

Primatum  pacis  diceris,  unde  times? 
Tu  michi  non  metaenda  times,  et  tantas  haberis? 
Sta,  miser,  hie  modicum,  protinas  ibo  simul! 
245  Venimus  huc  ambo,  solns  paterere  reuerti?' 
Taliter  urgenti  reddidit  ille  panens: 


280,  1  Paoem  inranit  coria  regis  ibi 

231  f.  fehkn. 

234,  a.  Pom>  mei  iam  sexta  dies  a  moite  parentiB 
b.       Instat,  ob  hoo  potins  olangere  signa  reor 

287,  1  ,Ad  densos  firatices  potins,  Spotine,  Teeniram 

241  ,Qnid,  Reynazde,  times? 

243,  1  Non  michi  fonnidanda  times  ta:  tantas  haberis? 

245  f.  fehlm. 


229  enitor  B  230  saDxit,  nicht  sancit,  denn  die  Curie  hat 
bereits  das  Landfriedensgesetz  beschlossen,  noch  nicht  ganz  beendet 
hingegen  ist  die  Eidesabiegung  der  Barone.  234  nobis  B    — 

235  accipies  B  237  ^  fehlt  C,  in  E  ist  der  ParagraphpfMct  nüht 
rubridert,  ebenso  wie  255.  239  arte  B  240  premet  C  241  1* 
feMt  BC  illusor  D  242  unum  B  246  und  249  f  DE,  in  C 
neben  247  bez.  251. 


8o  C,  nur  234,  a  peremptis  statt  parentis,  toM  Barm,  beriöhtigte* 


230  elogium  «  eloquium,  praeceptum  {Bartak  66),  Driedetis- 
Spruch,  vgl,  propositom  215,  decretom  264,  edictom  277.  245  (^. 
I  829  ff. 


über  Qointu ,  347-266.  273 


Joratam  fateor  pacem,  Sprotiiie,  fuisse, 

Sed  nondnm  popolis  notificata  patet' 
GaUiu  item  dizit:  ^inrata  pace  aereris? 

Sed  »non  est  populis  notificata"  refers;  250 

Ergo  per  bos  testes  et  te  anlganda  per  ipsmn  est, 

Hostis  ob  hoc  forsan  rex  abenntis  eritT 
Cartiger  agresti  deoictus  torpiter  arte 

Effator  timida  talia  aoce  rogans: 
,Ha,  Sprotine,  quid  hoc,  quod  collo  pendet  ab  alto,    255 

Cnraum  portendit?  res  ea  pace  aenit? 
Et  canns  nigriqae  doce  quid  quqrere  possint, 

Quomm  dependens  illad  ab  ore  rabet!' 
Ille  refert:  ,pax  est  primatibiis  agnita  magnis, 

Qaoram  consUio  fangitor  anla  potens,  .  260 

Sed  conflare  nenit  nolgares  bacdna  turmas, 

Qoas  accire  negat  curia  docta  mdes, 
Canaque  collectis  populis  persona  loqaetar 

Decretnm  celso  regis  ab  ore  datom, 
Porro  plebs  hilaris  comperta  pace  oiritim  265 

Transmittit  regi  dona  uenusta  canes. 

248  popnlo  est  notificata  procol 

249  f.    fahlen. 

251  et  diaalganda 

253  f.    fehlen. 

266    ComTi 

259    ,Pax,  Beyiumie,  patet 

261  tibia  tozuas 

262  Qoas  negat  accita 
266    Transmisit 


247  sportine  B  248  manet  DE  249  pacem  B  250  plnris  B 
(pl'is  statt  ppFis).  252  ab  C  253  "T  tn  C  neben  255.  256  Ck>ruum  B 
2öl  fehU,  keine  Zeüe  offen  gelaseen  E  possnnt  C  260  conoilio  CD 
263  loqnetor  ABDE]  loquator  G  265  niritam  B  266  Trans- 
mitti  ADE  und  Mone;  die  treffliche  Leeart  van  B  büligen  J.  Chrimm 

So  C;   261  uel  tybia  D*  Über  bnchina. 


265  Die  tief  in  das  MA  Tnneinreichende  Sitte,  dem  Könige  bei 
QUBSerordenÜitken  Veranlcusungen  Greschenke  darzuibringen ,  belegt 
J.  Grimm  BA.^  p.  245  f. 

Voigt,  Tsengrimiu.  18 


274  Liber  Quintos,  267—284. 


Quid  me  teste,  miser,  dabitas?'  ea  quippe  loqaenti 

Credere  non  andens  boUifer  infit  item: 
,Si  aenun  esse  potest,  Sprotine,  qaod  asseris,  esto! 
270      Ast  ego  in  hQC  meditor  ferre  fnitecta  gradam, 
Et  licet  iUorsnm  sit  eandi  parna  capido, 

Ibo,  nelis  nolis;  manseris,  ibo  tarnen, 
Gallicnle  infelix,  at  princeps  inclitos  ibo, 

Tnque  in  perpetna  rosticitate  manes. 
275  Forsitan  hi  pacem  neniont  perliibere,  qnid  ad  nos? 

Nota  foret  nobis  pax  sine  teste  satis; 
Nunc  uero  edictum  pacis  mora  longa  tenebit, 

Contio  dum  populi  tota  coisse  queat 
Sed  quia  consuescont  multos  offendere  multi, 
280      S^pe  suos  hostes  tnrba  gregata  uidet, 

Quod  si  pellicium  alterius  qms  scinderet  ante 

Audittun  pads,  tu  quererere  pamm; 
Ergo,  licet  morereris,  eo,  mortemque  mereris, 

Quod  me  nugosa  garrolitate  tenes.' 


267  f.  tmd  278  f.    fehlm. 

275    Scilioet  edioere,  sed  cm? 

282  non  qnereiere  nimis 

283  z«moreiis 


und  Bormans,  der  greise  Jäger  hcU  von  den  bisherigen  Empfängern  der 
Ldmdfriedensktmde  die  sciwocurzen  Bracken  als  Dankesgabe  für  den  König 
erhalten.  267  *{  Ej  in  D  neben  268  loquenii  aus  wahrscheinlid^ 
tirsprilngUchem  legenti  gebessert  J>  268  inqnit  DE  272  tantoin  B 
275  neniunt  fehlt  C,  Lücke  offen  gelassen,  276  Yobis  C  278  tanta  C 
279  ostendere  B  280  gegata  :  gregata  E  282  querere  B  — 
283  moreris  BDE,  momereris  :  remoreris  C,  ,Käme  es  in  der  nodi 
Tausenden  zählenden  aufgeregten  Menge  zu  einer  bltUigen  Schlägerei, 
so  würdest  du  es  wenig  zu  beklagen  haben;  magst  du  also  immerhin 
dabei  den  wohherdienten  Tod  finden,  ich  gehe  jetzt.'*  Zum  Modus 
vgl.  I  629.      Am  SchAuss  moreris  BG       284  Quid  C 

So  G 


280  fF.  vgl  III  69  f;  eine  derartige  Prügelei  mit  tödlushem 
Ausgange  entspinnt  sich  im  Biuodli^  (II  65,  Seüers  Programm  p.  S). 
281  vgl.  zu  I  101. 


üb«  OmntoB,  286—802.  275 


Lnsor  ad  h^c:  ^ergo  remane!  aenit  anlicos  hospes,     285 

Si  qua  tibi  est  in  me  cansa,  Sequester  erit, 
Emendabo  libens  ant  ezcosabo,  quid  ultra? 

Pr^pnis  iras  hostibns  ista  fdgant; 
Nesdo,  post  abi  me  uideas,  dirimamur  amicil' 

Yodbiis  bis  trepidans  subdidit  ille  snas:  290 

,Non  bac  me  procerom  timor  ant  reaerentia  banni 

Traxit,  nee  pladta  est  bic  ad  agenda  locns/ 
Tone  sie  improperans  bosti  Sprotinns  ouanter 

Respondit  panido:  ,tiirpiter  ergo  fogisl 
Torpiter  binc  certe  fdgis  nt  nnlpecola  nequam,  295 

Et  pemado  meo  corpore  ego  ipse  taam, 
Nobilitas  ceddit,  si  non  contenderis  istic, 

Pro  qua  te  padnit  mstica  probra  pati, 
Für  michi  ta  deprensns  abis,  i^pello  duellom, 

Si  potes,  b^c  collo  probra  repelle  taol'  300 

Intolit  ille:  ,diem  forsan  spectabo  locomqne, 

Quo  defendendi  saj^tat  bora  micbi'; 


285    ,Eigo,  miser,  renuuie,  dxun  aenerit 
289  t    fehim. 

291,  1    Me  non  ünparinm,  non  buud  cantio  tnzit, 

292,  1       Et  pladta  hie  non  est  ad  fiiäenda  locus 

298  t    f/klm. 

296,  1    »Tmpiter  fligo  ego  te  ftigara  hinc  probo,  perfidn  nnlpea 

296  Connenioqne  meo  corpus 

297  f.    sUhn  xwiselien  900  und  901. 

299  compello 

800  decate  probra  tno 

801  ,  Fortassis,  Spotine,  diem  spectabo 


285  <r  fehU  C  286  tibi  in  me  est  C  289  post]  plus  DE 
290  und  293  f  DE  291  im^ei^iim  prooerom  B  295  ubi  B  — 
2dßTe  DE       299  deprehensns  E       300  Set  B        301  1"  fehlt  C 

8o  C,  nur  2Q2  :  Bacita  q  bic. 


289  vgl  335,  292  vgl  VI  418.  298  vgl  7.  299  Der  schon 
in  pemado  etc,  296  (=  angreifen,  s.  Gl)  wncf  contenderis  297  liegenden 
Forderung  zum  Zweikampf  wird  im  Benart  29962  ff,  {BF,  Eitdeit 
p.  74  Anm,  3)  thataäMu^  entsprochen,      302  vgl  IV  684,  V  1200, 

18* 


276  Liber  QnintoB,  803—326. 


£aolat  inde  raens,  ut  qoi  non  esse  rogandos 
Cogitat,  an  possint  accelerare,  pedes. 
305  Post  profiigQm  ille  alacer  conoida  damat  acerbe: 
,Hea  michi,  quam  f^dum  est  caria  passa  nefieis! 
Iure  sno  regem  spoliat  Reinardus  abitqne 

Liber,  adhac  leaiter  conseqaeremor  eom; 
Regis  adeste,  precor,  proceres!  accarrite  cnrsim! 
310       Für  salit  hie,  forem  pendite!  debet  enim, 

Aat  agite  hnc!  si  nos  hnnc  t^det  pendere,  pendam, 

Passns  idem  pater  est  a  genitore  meo.' 
Bespidt  ille  parum,  nil  prQter  correre  carans, 
L^tior  hoc,  qao  plus  inde  remotns  erat; 
315  Spem  torbante  meta,  spe  consolante  timorem, 
Innia  pensabat  lance  niasqae  pari. 
Et  iam  per  casus  nemomm  amfractasqae  petrarum 

Cursio  lassarat  qaatriduana  nagam, 
Tempore  nee  tanto  qmcqnam  libasse  eibormn 
320      Dicitur  aut  pansa  se  recreasse  breni; 

Congestoqne  simnl  corsnsqne  £amisqae  labore 

Officium  fessl  desemere  pedes, 
Tunc  primum  remeasse  canes  tutosque  uiarum 
Circuitus  posito  credidit  esse  metu. 
325  Postquam  depulsa  potuit  formidine  liber 
Gircumspectandi  sedulitate  frui, 


806  f.    ftfUm. 

310 

piendite 

311 

prondeie,  prendAm 

322 

destitadro 

305  f  DE  306  quod  B  307  spoliat  regem  G  -que  auf 
Bamr  D*  308  leniter  D  conquereremur  E  309  adesse  VE 
310  Cur  E  hinc  C  prendite  CDE  furem]  fore  B  311  agitate  C 
313  *r  feMt  CE,  neben  315  B  315  motu  E  317  1"  fehU  CE 
321  Coniestoque  AB  324  mett  metu  B  325  1"  CDE,  DE  mt 
grosser  rother  Initiale,  E  mit  6  Zeilen  Spatium  für  das  Argumentum. 

So  C,  nur  322  desütuisse. 


303  f.  vgl.  I  243  f,        315  vgl  III  36.        316  vgl  II  157 


Liber  Qnintna,  327—338.  277 


Cnios  ab  incursa  patmi  defenderat  agnos 

In  campo,  qaendam  cemit  adesse  cocom; 
Utile  maltotieiuB  sine  dampno  impensa  recommt, 

Beinardo  est  probitas  audliata  semel:  330 

Quem  cocos  nt  oidit  ieinnia  longa  oiasqne 

Perpessmn  tremnlo  p^ne  labare  gena, 
Pingaibns  artocreis,  qnot  lanx  camnlata  tenebat, 

Officii  ueteris  pro  nice  donat  eom. 
Ignotnm  est,  nbi  forte  snum  quis  niderit  hostem,         335 

Reinardos  sollers  pr^meditatur  idem: 
Octo  resemat,  edens  reliqaas,  capitiqae  coronam 

Postulat  irradi,  rasus  it  atqae  sator, 


olim 


327 

328 

AgnicoloB, 

836 

mente  nolntafc  idem 

387 

alias 

328  cemit  cemit  C  Mone  interpungiert  nach  den  Hss. 

hinter  agnos  und  bezieht  in  campo  auf  cemit  adesse;  Barmans  fragt 
demnach  verwundert:  ,quid  coquo  cum  ouibus,  in  campo?  quid  in 
campo  artocreae  fdcumt?  quae  üla  pietas  ooqtU  non  artocreas  modo 
sed  etiam  lancem  uulpi  donantis?'  Der  Mönch  war  früher  als  Hirt 
(vgl.  444)  thätig,  versieht  jetzt  den  Dienst  eines  Kochs  und  wirft  als 
solcher  dem  am  Kloster  vorbeieilenden  Fuchse  aus  der  Küche  {393  f.) 
die  Krapfen  zu;  die  Mitgabe  der  Schüssel  bereitet  die  Schilderung 
der  WolfsgefrässigkeU  363  f  vor.  329  recnrrint  D  335  qnis 
suom  forte,  Wortfolge  durch  "  "  berichtigt,  f  336  eg  idS  C  — 
338  id  C,  nt  5 


So  C,  nur  327  fehlt  Alles  hinter  incnrsn,  von  Borm.  ergänzt. 


329  Weder  nach  Otlohs  Sprttch  ,Lncram  sine  damno  alterius 
fieri  non  potest*  (Pez  III  2  p.  508)  zu  deuten,  noch  nach  Bormans 
,  Sine  dampno  impenea  saepe  recurrunt  cum  utüitate',  sondern:  WoM- 
thaten  hehren  oft  zu  ihrem  Gd>er  zurück  {483),  werden  wiedererstattet 
als  Gewinn  {VI  196),  ohne  dass  man,  wie  sonst  {III  353,  359,  IV  359) 
der  Welt  Lauf  ist,  Schaden  dafür  einerntet,  vgl.  überhaupt  1189.  — 
335  vgl  289. 


278  über  Quintos,  889-854. 


Artocreasque  ferens,  patranm  si  oiderit,  ipsom 
340       Cogitat  oblato  pacificare  cibo, 

(Mos  illias  erat  qu^cumqae  tnlisse  dolentis 

Iraram  also  non  meminisse  lacro) 
Nee  fortuna  animom  pr^ustodita  fefellit: 

Obuiat  in  mediis  saltibüs  ille  seni. 
345  Ysengrimus  oaans  conspecto  longins  hoste 

Quanta  recalfacto  gandia  feile  gerit! 
£nax  sQpe  tonat  saliens,  mox  nero  resistit 

Et  uictus  placid^  clamat  odore  dapis: 
,Qao,  Reinarde  Satan?  qnis  te  faustissimas  istnc 

350      (Viuere  si  scirer ,  sed  sciar!)  error  agit? 

Proeide!  ne  certe  noceat  protractio  mortis, 

Accipies  subitam,  non  patiere,  necem!' 
Irraere  aspiciens  patruum  sibi  nolle  repente, 

Reinardas  uictnm  nouit  et  orsus  ita  est: 


889,  1  Obnins  nt,  si  qnando  tibi,  Yaongrine,  lepente 

840,  1  Incidat,  oblato  padficere  cibo 

841  Mos  erat  nsque  taiis 

844  iUe  lapo 

847,  1  Qaomodo  prosoltat,  quam  gninditer  intonat  enax! 

848   '  Sed                          BQbstat 

349  Qua                                     qnis  te  miohi  prouidas  istac 

850  si  sei  bar 

851  ledat 
868  f.  floMm. 


341  tulesse  :  tulisse  E  342  Iratmn  C,  -mm  auf  Basuf  A 
344  saltubus  AB,  vgl  IV  95.  U9  0  DE  350  sciret  E  - 
sei  sadar  B       351  protactip  B       352  uocem  B 


So  C,  nur  339, 1  Signum  statt  si,  emend.  Barm,         344  lupo 
aud^  D*  über  seni.        349  micM  prouidxis  doppelt  C. 


350  si  scirer,  sc,  huc  non  uenisses,  352  Es  ist  der  Gegeasats 
des  mühelosen  Empfangens  w/id  des  leidvoUen  Erlangens  gemeint:  Ys. 
loird  den  kleinen  Wicht,  ohne  zu  kauen  (408  ff,),  ohne  ihm  ein  Härchen 
zu  krümmen,  in  ganzer  Lebensgrösse  hinuntersMueken  und  ihm  in 
seinem  Baudie  eine  gastUche  Herberge  bereiten  (J  53,  VII  377  ff.); 
eine  ahnliche  Unterscheidung  VII 247  f. 


Liber  Qnintos,  S56-S72.  279 


fPatrae^  tarn  fandi  quam  congroit  ordo  silendi  355 

Fratribns;  ut  mandat  regnla,  disce  loqai! 
Reinardos  Satanas  non  soin,  sed  dicor,  nt  ezto, 

„Reinardos  frater",  dicere  mitte  ^Satan", 
Nonne  uides  hie  Signa  mei  certissima  noti? 

Frater  ego,  hoc  prodont  hinc  dbns,  inde  capat,      360 
Aspice,  qni  sapiat!  nostri  cibns  ordinis  iste  est, 

Aspice!'  et  artocreas  eminns  ipse  rotat 
Qoas  cadere  in  terram  prohibens  com  lance  uolantes 

Pr^ripit,  et  nnlla  masticat  ille  mora, 
Sed  quo  tipsanas  dentato  femina  ligno  365 

Innerrit  dentes  dentibus  ipse  modo, 
£t  collisa  semel  moluisse  minatias  illom 

PoUine  triticeo  uasqae  dbnmqne  feront, 
Glatieratqne  prins,  quam  se  libasse  putaret, 

Fercnla  per  latam  pr^cipitata  golam.  370 

Ammirans  igitur  neluti  spectabüe  monstram, 

Quod  sibi  contigerat,  talia  l^tos  ait: 


857  non  nominor,  immo  profBcto 

362    Aooipe 
371  f.    fehim. 


355  f  fehlt  CE  361  quid  BC  362  üle  C  366  Inuertit  BC 
ille  C  371  f  fehU  in  den  Hss.  Die  folgenden  4  Verse  (371—374) 
hcä>en  in  B,  wo  sie  den  Schluss  von  fol.  64^  und  der  7.  Lage  bilden, 
vor  der  Zwammenhefhing  dti/rch  Nässe  gelitten  ^  sind  aber  zum 
grösseren  Theüe  noch  toohJleshar. 


So  C 


365  Constr. :  quo  modo  femina  tipsani«  {Dativ,  hier  »»  enthülste 
Gersienkörner,  vgl.  Glossar)  dentatw»  lignum  {die  Mörserkeule,  vgl. 
Quk^ierat  p.  294  ,tipsina,  de  ordeo  decorticato  grana  in  pila  lignea 
toDsa)  innerrit  {vgl.  1234,  swr  HypaUage  Einl.),  ita  {zu  III  i)  ipse 
dentibns  dentes  innerrit.  Die  zerstampfte  Gerste  wurde  zu  Gersten^ 
brei,  'brot  oder  -trank  verwendet  {A,  Schultz,  Hof  Leben  I  343, 
Weifihold  DFr.  p,  314).  Vgl  VI7f  und  Prouerb.  Saiom.  XXVII 22 
Si  contuderis  stnltum  in  pila  quasi  ptisanas  feriente  desnper  pilo,  non 
auferetur  ab  eo  stultitia  eins. 


280  Liber  Quintus,  873-392. 

,Iii  somnis,  Reinarde,  smnas?  fantasmate  rerom 

Fallimar,  an  uera  est  res  quasi  nana  tarnen? 
375  Dolcia  nescio  qnQ  michi  iacta  fnisse  recordor, 

lactaras  eqnidem,  quis  michi  iacta  tolit?' 
Atque  huc  dicendo  circomspiciebat  et  illac, 

Nescins  in  baratro  nincta  iacere  sno. 
Adiecitqne:  ,ego  iacta  uidens  prensoras  hiabam, 
380       Atque  fere  labiis  prensa  fdere  meis; 

Euasere  tarnen,  quorsam  nolitasse  patentor? 

Nam,  nisi  dormierim,  iacta  fnisse  liquet 
Intus  adhuc  aspirat  odor,  quem  faucibus  hausi, 

Sed  miseri  dentes  nil  habuere  boni; 
385  Infortunati  ceperunt  aera  dentes, 

Prob,  satis  atque  ultra  rebar  Masse  miseri 
Inglutisse  solum  uentusne  efflata  tulisse 

Credatur,  dubito,  sed  periere  michi; 
QuQre,  Sit  hie,  in  quod  quierint  cecidisse,  foramen, 
390       Querere'  (qu^rebat  scilicet  ipse)  ^uenü' 

Staus  procul  ille  refert,  monachus  quasi  tangere  segnis 

Mansueti  metuens  ora  redunca  senls. 


376 

quo  cecidisse  pntem? 

878 

lAota 

379,  1 

,  Iacta  nolare  videnB  nelnti  pxensuras  hiabam 

382 

iacta  aolasse 

391  f. 

fehlen. 

373  f  CDE  374  uere  C  375  michi  iacta  äoppeU  C 
376  lacturas  CE  377  und  379  1"  C  377  hec  B  ducendo  D 
-bat  auf  Basur  D*  378  iuota  (oder  uicta)  2>;  vgl.  j87.  379  pren- 
surus  hyabam  auf  Easur  I)*,  tote  189  ist  nur  die  SeSbstergämwig 
von  D  in  den  Text  hineinradiert.  382  nisi]  tibi  C  383  ausi  C, 
hausi  auf  Easur  D*  384  At  C  386  mise  E  387  e£ßata  B 
388  subito  CD  389  hie  ABCDE]  hoc  verschrid)  Mane  quierit  C 
in  quod]  inquit  E  390  InterpuncUon  nach  Borm.  391  ipse  B 
Mone  interpungiert  hinter  segnis,  c^>er  tangere  bedarf  des  Objeets; 
oonstr.:  metuens  ora  tangere  quasi  monachus  segnis. 


So  C,  376  auch  von  2>*  mit  uel  übergeschriebepi. 


Über  Qaintas,  393—406.  281 


,Patnie,  non  dare  nideo,  fomosa  enlina 

Obsuit  et  calidofi  Inmina  nostra  napor; 
Denique  quid  prodest,  ubi  non  cecidere,  reqoiri?        395 

In  rictiis  recolo  iaeta  fmsse  tnos. 
Nonne  tibi  dentes  nehemens  immorsiis  edendo 

Fercolaqae  oblisos  dura  canasse  qneont? 
Qnamlibet  in  criptam  camerati  lapsa  molaris, 

Perdita  qu^  qnereris,  delitoisse  reor;  400 

Dioidnos  dentes  interflaa  lingoa  pererret. 

Oblique  iUambens  scrnpola  qn^qae  proba!' 
Seddidit  ista  senex:  ,  amissa  perisse  feramus, 

Post  strepitom  sero  porta  pndenda  coit, 
Pristina  pensentor  profecta  dampna  fotoro:  405 

-    Frater,  nbi  bis  epnlis  ninitor,  esse  nelim! 


S99,  1  Scilioet  in  dentis  cuinslibet  obrnta  criptun 

401,  1  DednctiB  malis  obliqnam  interprime  lingnam 

402  Fonditai  mde 

408,  1  ,Qni  periere  canes,  Beynarde,  perisse  feramns 


394  Obfait  ABCD]  Obsuit  E,  natürlich  nur  Schreibfehler,  aber 
in  melius  et  gentiinum.  Obesse  c.  acc.,  wie  nocere  (Banseh  p,  441), 
widerspricht  dem  Sprachgebrauch  des  Dichters.  395  ceddisse  D 
397  in  morsus  DE  399  Qiudibet  D  400  quq]  non  B  402  Ob- 
lique ABDE]  Obliqua  Mone  probra  B  403  «T  fehlt  E  ammissa  BE 
404  Fostrepitom  B  porca  i  405  profecto  C  {ohne  Löschungs- 
punct)      pensetor  pro  facto  f 


So  G,  401, 1  Diductis  wiü  Bormans,  über  das  Sehwanken  van 
de-  und  di-  vgl.  zu  I  315,  403,  1  Qua  periere,  animo  patiente 
p.  f.  h 


.  404  porta  pndenda,  wie  foiis  pndenda  TJH  309,  Öffnung  des 
Afters;  vgL  zu  dem  Sprichwort  Zacher ,  aitfr.  Spr.  n.  132  {Haupts 
Zs,  XI  129)  A  tart  est  main  a  cul,  qnant  le  pet  en  est  hors.  Annm 
sero  manns  operit,  oum  iam  canat  anns.  Nil  ualet  hie  dextia,  quia 
bombns  iam  uolat  extra.  406  ff.  F.  will  gern  dort  Mönch  werden, 
wo  es  solche  duftigen  und  schmackhaften  Krapfen  ais  Ordenskost  {361) 
gibt;  nur  schreckt  ihn  die  Bedingung,  kräftige  Fleischspeise,  an  der 
die  Zahne  zu  arbeiten   haben,  zu  meiden  und  immer  nur  an  der 


282  Liber  Qnintos,  407—434. 

Nil  me  terret  ibi  nisi  lex  imposta  uorandi, 

Qnod  solet  illabi  leniter  esca  nimis, 
Nil  fetciunt  dentes;  hiscant,  dbiis  inddit  nitro, 
410       Tamqae  exit  leniter,  quam  patienter  init, 
Sicqne  fit,  nt  nenter  persistat  semper  inanis, 

Relligio  nacni  pessima  nentris  erit' 
,Patme',  snbiedt  monachns,  ,depone  qnerelam! 

Qnamnis  flnxa  norent,  nsqne  norare  licet, 
415  Usqne  norare 'quidemT  dictis  bis  ille  snbinfert: 

,Ha,  Beinarde  Satan,  nt  profiteris,  ednnt? 
Snffidens  nni  saltem  datnr  esqa  dnobns? 

Non  oberit  pard  dentibns,  nsqne  norem.' 
Intnlit  bis  frater,  qnad  qn^dam  dicta  retnndens: 
420      ,Patme,  deliras!  dicar  ego  nsqne  Satan? 
Frater  es  ipse  fere,  fratemis  ntere  nerbis, 

Nee  timeas  pr^ter  posse  norare  paniml 
Suffidenter  ednnt  omnes,  sed  dnlce  canentes 

PrQcipne,  satis  est  nnins  esca  tribns. 


409  et  hunt 

418,  1    ,FatniO|  ne  aexearal  uoFant,  qnantnin  azpedit,  omnes 

414  f.    fehkn, 

416  non  modo  falsa  moneB? 

418  f.    fehlen. 


406  Que  D  409  feciänt  carr.  O  410  init  fMt  C  411  semper 
nenter  persistat  C  413  T  f^U  B  415  bis  dictis  AJBDE  416  T  CD, 
in  E  neben  415        ednnt  :  ednntqne  D«  419  f  fehU  B,  in  C 

neben  420      frater]  snper  E      421  ipse]  nsqne  DE      422  norasse  C 


So  C,  nur  413, 1  qr  (=  quamUbi,  aUenfaUa  auch  qwmtum,  vgl 
par'  parutn,  d'  dum)  von  C>  durch  Anaeteung  von  n  verdeutUeht,  — 
416**  nel '  nnnc  micbi  falsa  mones  D*;  dos  von  C  überlieferte  non  modo 
(=  nowne  iam)  ist  aber  der  Lebhaftigkeit  des  Gesprächs  angefnessener. 


Klostertafel  pultnenta,  panem,  placentam,  allenfaüs  oua,  pisces  und 
aUüia,  kurz  für  ihn  lauter  flnxa  ungekaut  verschlingen  (s»  norare 
407,  414  f.,  418)  gu  müssen;  doch  geht  er  nach  B.^s  Versicherung^  dass 
jeder  2 mal  so  viel  bekomme,  als  er  brauche,  darauf  so  lange  ein, 
als  wicht  die  mmmehr  rastenden  Zahne  rosten  (417  f.). 


Liber  Qnintiis,  426—440.  283 


Tu  cai,  8i  nelles  cantare,  imitabiMs  esses?  425 

Expensam  daplicem  qox  tibi  palcra  daret; 
Ke  uox  DOtitiain  toUat  sappressa  canentis, 

Erige  clamos^  faucis  ad  astra  melos.' 
liQtus  ad  hQc  senior:  ,nisi  memet  nesdo,  firater, 

Cantorum  nolli  blandior,  Qqoa  refers ;  430 

Hone  micbi,  qui  nunc  est,  usiim  deus  annoat  illic, 

Ultra  speratum  cantor  herilis  ero, 
Inueniam  nnllum  fratrem,  cui  latios  hiscant 

Gottora,  uel  cuius  clarius  ora  sonent.' 
Tone  alacer  Reinardos  ait:  ,qaod  s^e  poposci,  435 

Patrae,  cemo:  tibi  regnla  sacra  placet; 
^il  igitar  restat  tibi  nunc  nisi  dicere,  cuins 

Officii  malis  esse  magister  ibi.' 
Ysengrimiis  ad  hanc  snbmittit  Imnina  aocem, 

Yerbaque  respondet,  qualia  corde  tenet:  440 


429,  1    ,8i,  frater  Beyaaide,  miclii  siim  cognitns  ipsi, 
486  f.    fdUm. 

437  ,Pfttnie,  nil  lestat 

438  f.    fMm. 


oaQ 
426  Ezpensem  B       427  IHentif  D  (D  pwnctierte  das  SMusa- 

wort  aus  und  setxU  das  Bichiiffe  an  den  Band,  D^  setzte  can-  nach 

Ausradiertmg  dieser  Bandcarrectur  in  den  Text,   vergass  aber  die 

Löschufigspuncte  zu  beseitigen),       Mone  si^t  canentis  sum  folgenden 

Verse,  aber  canentis  clamosQ  ist  ebenso  unstatthafl  wie  canentis  clamose 

(Äduerb.)  matt,  rund  notitiam  verlangt  eine  nähere  Bestimmung,  vgl. 

VII  416.      429  1*  fehU  E      431  iUno  :  illic  j;      432  speratorum  B 

436  sacra]  certa  B        437  f  C        439  f  DE,  in  C  neben  441. 

440  corda :  oorde  A 


So  C 


429  In  der  frohen  Aussieht  auf  die  6  {424,  426)  Portionen  des 
Obersängers  redet  er  nun  den  Euehs  nicht  mehr  als  Satan  (349,  416), 
sondern  als  Bruder  an,  430  blandior  entweder  sc,  uox  est,  aus 
426  f,  {so  Borm.),  oder  »  hdbeo,  quod  blandiar,  fiuUum  imüor  {425), 
437*  «  II  51V' 


284  Liber  Quintus,    441—466. 


,Frater,  ego  officium  postremQ  neudico  sortis 

(Scis  bene,  cur  teneat  Lucifer  ima  nocens): 
Dum  meliore  loco  me  prouehat  agnita  nirtus, 

Lixa  uel  opilio  comiter  esse  feram; 
445  Nunc,  qn^  claustra  petam,  refer,  et  pr^finge  coronam, 

Ne  qua  perfidiQ  suspicione  fuger.' 
Continuo  iussus  Blandinia  claustra  subire, 

Yadit  adnsque  aurem  tonsus  ab  aure  senex, 
Et  facile  est  intrare  datum,  sed  triste  reuerti; 
450       Omnibus  intrando  dat  recipitque  uale, 

(Dat  commune  ,uale',  nondum  ,benedicite'  doctus 

Dicere  frateme,  discere  c^pit  ibi) 
Vota  .relata  placent,  admittitur,  atque  professum 

Continuo  fratrem  sumpta  cuculla  tegit 
455  Bumor  is  undenos  abbates  traxerat  illuc, 

In  quibus  abbatum  Lucifer  nnus  erat, 


441  ego  auspiräiun 

442,  1    Non  bene  conspirant  monachos  atque  tomor 
464  probat 

466  abbatas  adegerat 


445  quem  E  446  Ne  ABBE,  1SC\  cwr,  C»]  Nee  Mme  447  *r  C 
448  aurem]  auram  B^  auies  C  fenex  B  450  intrandi  C  453  at 
quoque,  letzteres  auf  Rasur  von  C*        455  *r  fehlt  C 

So  C,  441  ist  hospitium  vor  anspicium  durchgestrichen;  Ih  über 
off.  in  Antiqua  auspicum  (so!). 


442  Über  die  aus  Jesaias  XIV 12  erst  von  EusMus  entmckdte 
Lehre  von  dem  abgefallenen  lAchtgeist  Lucifer,  welcher  ,uoluit  deo 
Qqualis  immo  maior  apparere,  unde  a  cQlesti  aula  in  oarcerem  infemi 
detrusus',  vgl.  Myth.*-  II  p.  823,  BosJcoff,  Gesch,  d.  Teufels  I  p,  316. 
4AA  vgl.  zu  328;  Belege  dafür,  dass  sdbst  Männer  vom  ersten  Bange 
im  Kloster  die  niedrigsten  Dienste,  als  Hirten,  Köche,  Küchenjungen 
(Ecbtms  695  ff.),  mit  grosser  Freudigkeit  verrichteten,  bei  Cless  I  366, 
Neander  V  1,  308.  447   Über  Blandigny  und  459  über  Walther 

von  Egmont  siehe  Einl.  448  vgl.  De  lupo  62.  452*  sowohl  zu 
451^  wie  zu  452^  zu  beziehen.  456  Dasselbe  BUd  vom  Morgenstern 
gebraucht  Sig^ert  von  Grembkmx  ad  a.  1083  von  dem  Abte  Foleard 


Über  Qaintiu,  457—476.  285 


Nomine  ael  nninero  imns  erat  sed  niüliu  eoram 

Yiaendi  stadiis  et  pietate  mauus; 
Quo  super  Egmundi  fratres  abbate  beatos 

Ins  niget,  aagescit  censos,  babondat  honor,  460 

Gaza  nenit  cumnlo,  cunmlataqae  prostat  honesto, 

Et  reditnra  dator,  dandaqae  dnpla  redit, 
,Da  dabitorqae  tibi'  sapiens  intelligit  abbas, 

Certns  id  implentes  fallere  noUe  demn. 
Recta  malos  quam  nosse  piget,  tarn  dicere  t^det,        465 

At  micbi  recta  qnidem  nosse  loqoiqae  übet,  . 
Hoc  alios  inter  refert  abbatas  et  istnm: 

Fas  rapere  est  aliis,  hoic  retinere  neüas; 
Qaos  rapnisse  pndet,  lappas  imitantur  et  nncos, 

Ut  dnbites  aiia  stirpe  foisse  satos.  470 

0  famosa  niri  famaqae  indnstria  maior! 

Percarso  similes  nix  habet  orbe  dnos: 
Panpera  claostra  patres  opibus  fecere  retentis, 

ündiqae  diffnsis  hie  opulenta  fadt, 
PrQdia  qnid  clament?  ipsa  omamenta  laemnt!  475 

Perditaqne  hie  redimit  plnrimaqae  addit  adhuc, 


466  plaoet 


458  Ta  iiiendi  B  stadiis]  hostiis  E  et  piet.]  impietate  B 
maniis]  minor  C  459  abba||te,  (n  ist  ausradiert)  A  461  perstat  CD, 
prestat  E  bonestao  B  462  redditura  B  dandoque  ß  464  adim- 
plentes  BC  465  Necta  —  nosoe  B  466  recta  nachgetragen,  ebenso 
alia  470  C  quidam  B  467  Hie  B,  Hec  C  "inter "alios  corr,  O 
abbatos  B,  abbates  BE  469  lapsas  E  473  Pauper  B  475  Evnier 
chunent  haben  die  Hss.  ein  Komma  odew  gar  keine  Interp,  {A  am 
Bande  p);  woUte  man  aber  demnach  aber  setzen  ,fur  die  schreienden 

466  Ä)  C 


von  Blandigny:  ,  quasi  Stella  matatina  in  medio  nebnlQ  effogandis 
obscnritatibTis  erroris  appaniit'  461   cumnlo  ^haufenweise'  Aen. 

II  498.  463  f.  Euang.  Luc.  VI  38  {C.  Schulze  n.  234).  469  Eine 
ähnliche  Unterscheidung  VI  637  f.  Zu  der  Schüderung  41^—4^4 
vgl.  Osterley  zu  Wendunmuth  V  n.  127  {V  p,  131). 


286  Liber  Qnintns,  477—494. 


Implet  in  hoc  et  in  his  dominos  promissa  minasqae : 

,Perdet  egenns,  et  est  plus  habitnnis  habens/ 
Hi  sibi  deficinnt,  malus  satis  iste  sibiqne  est, 
480      Rebus  egent  pard,  lai^^  is  äuget  eas, 

Hi  perdunt  clausas,  hie,  quando  exclndit,  adunat, 

Hi  tentis  inopes,  affluit  iste  datis, 
Pellit  utraque  mann  gazas,  pulsQque  recurrunt, 

Quotqne  uiro  redeunt,  diuidere  ipse  neqoit 
485  Gnius^si  refid  positis  uirtutibus  ardes, 

£[qc  est  eximii  seda  uerenda  uiri: 
Se  facere  afifatu  medium,  tractare  perite 

Seria  causarum,  reddere  quQque  suis, 
Gonciliare  iras  popnli,  frenare  tyrannos, 
490      Non  curare  minas  blanditiisue  capi, 
Non  pretio  flecti,  non  inclinare  fauori, 

Yolnere  multa,  loqui  pauca,  silere  diu, 
Personas  dirimit  meritis,  non  ponderat  ^re, 

Recta  docens,  eadem,  quQ  docet,  ipse  gerit; 


BedärftUsse  der  Äcker ffüter  {tmd  des  KlogterhaushdUs,  vgl  883,  VI  313  f,) 
haben  selbst  die  Kleinodien  der  Kirche  herhalten  imüssen\  so  wäre 
mekt  nur  die  Verletzung  der  Consec.  temp.,  der  indirecte  Fragesatz  und 
die  Bedeutung  von  clamare  auffällig,  sondern  es  würde  auch  der  lei- 
tende Gedanke  des  masslosen  Geizes  durch  einen  andern  Gesichtspunkt 
störend  unterbrochen.  Daher  setzt  Borm,  mit  Becht  ein  Fragezeichen: 
,was  sollen  (A  ÄckergHter  klagen  —  Jiaben  doch  sen)st  die  kirchlichen 
Ornamente  hüssen  müssen  T  476  Perdita  q  C,  Perdita  hie  qui  B 
plnrima  queque  C  477  domini  C  478  Pendet  t  479  Hiis  E 
iste]  esse  C  est  fehlt  CD  481  prodnnt  E  recludit  C  482  ille  CD 
484  Quitque  E  486  Ö/c  corr,  2>*  487  -tu  auf  Basur  D* 
488  Serie  i  489  pluri  B  {vgl  zu  250)  Consiliare  f  491  presio  B 
493  derimit  DE     pondere  B       494  eadem  qn^]  eademqne  B 


477  Euang.  Matth.  XIII 12,  XXV  29,  Marc,  IV  25,  Luc 
VIII 18  f.,  26  {C.  Schulze  n.  213),  480  vgl  Prouerb,  SaJom.  XI 24, 
MSD,^  XXVII  2.  96  und  Sdtom,  episc.  Const,  bei  Canisius  Leet.  ant, 
III  3  fol  245  ,Quanto  plus  dederis,  tanto  plus  danda  mereris;  Area 
cluit  dando,  uacuatur  et  ipsa  negando/       493  vgl  105. 


libor  Qaintiu,  496—512.  287 


Illius  h^  mimdiis,  deos  antem  cetera  nouit,  495 

Anditis  paacis  ploiibns  adde  fideoL 
Talibns  ornato  coBÜtem  deos  addidit  irniim, 

Quem  LeBboma  capit  non  petere  astra  cito, 
Hone  tibi,  dignas  enim  est,  hnnc  onimi  admitte  sodalem, 

Raderea  reliqnos  cun  stnie  uerro  foras;  500 

Face  tua,  Oaltere,  pater  carissime,  tester, 

Non  potent  tanti  te  pudnisse  paris, 
Ele  tuis  aliqnid  oiitatibaB  adidt  in  se, 

Optima  com  fadas,  adidt  ille  tarnen. 
Impresso  nimifl  nngae,  pater,  tn  singnla  limans  505 

Abbatem  immodica  te  graiütate  probas; 
Utqnid  fronte  riges?  ntqmd  sermonibus  horres? 

Cur  micbi  non  rides?  nil  midd  dnlce  refers? 
Largom  l^ta  decet  fades  et  lingna  soanis, 

Ne  rear  iratom  dona  dedisse  ndchi.  510 

Solios  ergo  tenes  exempla  Catonis,  at  ille 

Fit  nidbos  certis  Tollins  atqae  Gato, 


ob 
495  hie  B,  hoc  E     497  f  fehU  BC     .500  ßtiderca  B      \  |  strue 

corr.  ZH;  derselbe  aber  im  Glossar  mü  entsprechender  BlaUnummer: 

,87  straes  *  congeries  lignonun  sen  lapidmn'       nestro  B  (nfö  statt 

uro)        foris  B         501  teste  CDE         503  addidt  CD,    addidit  E 

504  addidt  C,  addidit  E     506  in  modica  BCDE     507  addes  hoires  C 

512  caro  B 


498  Über  Bdlämn  von  Liesbam  vgl,  Emleitung,  505  vgl.  bu 
III  324,  509  Dieses  biblische  Sprichwort  {Jesus  Sirach  XXXV 11, 
2  Cor.  IX  7,  C.  Schulze  n.  270)  begegnet  oft  im  MÄ.,  vgl.  Prora  422, 
Bresslau  zu  Wipo  Prouerb.  37,  Henric.  Sept.  IV  65  f.  (,Qni  decns 
oblaiom  rogosa  fronte  nenenat,  Hus  michi  diabolo  displicet  ille 
dator')  etc.  511  f.  Der  Gegensatz  von  Cicero  und  Cato  {üüoenm) 
beruht  auf  ihrem  Verhatten  gegen  Cäsar  nach  der  Niederwerfung  der 
pomp^anischen  Partei;  am  nächsten  Hegt  Henr.  Sept.  IV  203 — 205, 
der  diesen  rigidum,  jenen  more  rühmt,  wahrend  GMfi'id  Noua  Poetria 
1772  ,Cato  mente,  Tullins  ore^  zusammenstellt;  vgl.  überhaupt  Catos 
Distichen  I  7  ,ConstaDS  et  lenis,  nt  res  expostulat,  esto,  Temporibns 
mores  sapiens  sine  crimine  mutat* 


288  Liber  Qnintas,  613  — ß90. 


Utraque  digna  gerens  abbate,  remissas  et  asper, 
Ambulat  alteratram  sed  aine  labe  idam, 
515  Quos  se  commansore  fönet,  qaos  hospite  donat. 
Hos  necat  egrediens,  hos  beat  ipse  redux, 
Aspera  sie  iQtis  priuato  intercalat  astu, 
Ut  nichil  accoset  liuor  amorue  tagat. 
Tn  qnoque,  ne  qua  tu^  probitati  portio  desit, 
520       Exhilara  frontem,  die  sine  labe  ioeos! 
Debes  ecce  deo,  deb'es  miclii,  solae  nicissim, 

Tarn  sua  nult  CQsar,  quam  dens,  ambo  ferant! 
Hqc  duo  uirtatüm  deus  exemplaria  mundo 
Beddidit,  ut  reuocent,  qoas  pepnlere  pii; 
525  Scilicet  hinc  iactas  snper^  ad  penetralia  pacis 
Plaribus  ^rompnis  hie  aetaere  premi. 
Hi  duo  oirtntes  peccasse  nidentur  in  ipsas, 
Quas  a  pace  dei  rnrsas  ad  arma  trahont, 
Qnas  grauiora  adeo  toleratis  bella  faügant, 
530       SQcula  qnam  priscis  sQQias  ista  foront; 


513  gerente 


513  gerens  B]  gerens  :  gerente  Ä^,  der  indeas  das  iMr^prüngliche 

gerens  als  Variante  am  Band  hinzufügte,  gerente  CDE       514  alter- 

utrum   C        515  s  m  Quos  von  ZH  angehängt        cum  mansore  E 

sca 
517  intercolat  GE,  inter  1 1  lat  corr.  D*      518  Tibi  B      520  Exhilera  i 

523  f  fehU  B      524  ubi  B      525  ad  fehlt  B      526  Piuribus  ABCDE] 

Prolibus  Mone       i)ii  premi  C        527.  peccare  E        528  ad]  et  E 

529  Ars  B      am  adeo  ausradiert  E       530  sQuius]  seuis  et  E 


515  f.  Denselben  Geist  inniger  Gastfreundschaft  athtnet  dk 
Grussformel  Prora  511  ff.  517  piiuato  astu  =  propria  quadam  arte, 
par  un  taXent  tout  partieulier  {Borm.)  521  michi  i.  e.  homifd, 
hominibus,  vgl.  I  756.  522  vgl  Matth.  XXII  21,  Marc.  XU  17, 
Luc,  XX  25,  a  Schulze  n.  225.  524  pii  sc.  prisci  530,  die  from- 
men Vater  der  Kirche  haben  die  Tugenden  mit  sich  in  das  Eeieh  des 
Mmmlischen  Friedens  genommen,  vgl.  VII  609  ff.  529  adeo-quam 
(530)  toie  tarn,  quam  c.  Compar.  I  257. 


über  Qnintas,   531-548.  289 

Sed  qaibas  hac  redennt  oiais,  anctoribos  hisdem 

De  medio  comites  astra  seqnentar  item. 
His  coram  trepidanto  alii  profagique  latente 

Pofit  archam,  pndeat  nominis  atqne  loci, 
Nee  modo  se  ignaris  sese  inranto  aocatos  535 

Abbates,  sed  nee  sponte  faisse  süa. 
Yiaite  qa^o  dia,  prQclari  nioite  patres! 

Yiiiite  subsidio  plnribus  atqae  michil 
Ut  Sit  sufficiens  onerato  sarcina  collo, 

Addite  me,  in  tanto  fasce  granabo  partim!  540 

Ysengrimns  erat  frater,  dndnmqae  sepolti 

Somere  presbiteri  poscitnr  ipse  locom; 
nie  rogat,  qnod  opns  soleat  patrare  sacerdos? 

Pascere  berbices  anne  parare  dapes? 
At  typice  fratres  onibos  dixere  taendis  545 

PrQfore  presbitemm,  pamit  ille  libens. 
Continno  ,  dominus  uobiscom!'  dicere  inssus, 

Tsengrimns  onans  ,cominus',  inqnit,  ,ouis!' 


531  Sic  B  hoc  B  532   sequantur   B^    sequenter  D 

533  trepidante  E         profagitqne  latendo  B  535  ioraate  CDE 

536  Abbate  B  537  preclara  E  fratres  C  545  doxere  :  dixere  E 
548  Statt  comiims  vertnuthet  Borm,  p.  34  com  in  us  («»  huus),  ueni 
domum,  vertoirfl  diese  Deutung  p.  276  aus  Gründen  der  Ortho- 
graphie und  Bedeutung  und  erklärt  nun  us  :=»  ons,  mnl.  b»  nos,  die 
Nebenform  ns  mtmdaHlich  und  mit  Hinweis  auf  Grimm  Gr.  J*  p.  781 
bekgend,  aiso  ueni  in  nos.  Dagegen  spricht  1)  die  Quantität,  da 
der  Vers  ein  kurzes  us  verlangt,  2)  das  mit  cominns  verbundene, 
jedenfalls  lateinische  onis,  dessen  Umdeuttmg  ins  Mnl.  unmöglich  ist. 
Vielmehr:  aus  der  6 silbigen  Segensformel  leitet  sich  Pastor  Ysengr. 
für  seine  Schafe  einen  zwiefachen  Lockruf  ab,  und  zwar  aus  den 
ersten  5  Silben  einen  lateinischen,  der  aber  für  die  Praxis  nicht 
zu  brauchen  ist  (551 — 55S),  und  darum  weiterhin  aus  der  6.  SUbe 
einen  deutschen,  nämlich  küm  ^^  ueni,  das  als  Enditicon  von 
uobis  tieflonig  war,  nunmehr  aber  als  Stammsilbe  des  Verbums  fkom- 
men*  scharf  und  hoch  betont  ist  {549). 

544  vgl.  444.        547  vgl.  zu  IV  141,  über  die  Beziehungen  des 
Folgenden  und  575  ff.  zum  X.  Cap.  des  lofumnes- Evangeliums  Einl. 
Voigt,  Ysengriinns.  19 


290  Liber  Qnintos,  649—662. 


Et  ,cümr  teutonice  accenta  succlamat  acato, 
550       Nolens  grammatica  dicere  noce  ,neni!' 
(Compererat  crebro  Scald^as  ille  bidentes 

Non  nisi  Teatonicos  edidicisse  modos, 
Quas  ad  conciliam  mandatas  noce  latina 
Conaicit  simili  non  bene  nosse  loqoi, 
555  Dnraque  nnllorsnm  iactans  in  aincala,  donec 
Grammaticam  scissent,  pertnlit  ire  reas; 
Claustricola  hie  ideoque  pios,  qua  noaerat  illas 

Fungi,  Teatonica  noce  uenire  iubet) 
Dumque  docent  ,am6n'  quasi  gr^cum,  accentaat  ,dgne*. 
5G0       Pars  illom  melius  dicere  nosse  negant, 

Pars  nitro  dixisse  ferunt;  strepit  undique  mnrmur: 
,yerba,  quid  hie  monachus  cogitet,  ante  notant, 


551  crebo  B  bibentes  B  553  consilium  E  554  nosce  BE 
55G  r  in  roas  auf  Easiw  D*  559  gratum  E  Mone  interpungiert 
den  Vers  hinter  amen  und  bezieht  quasi  gr§cum  zu  accentuat  ague, 
ohne  ein  Wort  zur  Lösung  dieses  BätJisels  hinzuzufügen;  Borm,  sucht 
diese  Interpunction  durch  Einsetzung  von  afiv^  statt  agne  zu  stutzen; 
aber  es  heisst  accentaat,  nicht  pronimciat,  und  dann  ist  im  ndat,  Auri 
nicht  nachweisbar.  Der  Sinn  ist:  er  verrOckt  den  Hochton  von  der 
letzten  Silbe,  wohin  er  ursprünglich  gehört  (,amen  . .  accentaatur  in 
fine*  loa.  de  Ianua\  auf  die  vorletzte;  quasi  steht  «>  lU,  wie  391,  uftd 
tamquam  III 621.  Wenn  Borm.  zur  Bekämpfung  von  agne  JUnzufügtf 
,agne  nullum  habet  soni  cum  r^  amen  cofiuenientiam\  so  ist  der 
vocalische  Einklang  da,  der  consonantische  allerdings  ebenso  wefiig 
wie  547  f.        560  nosce  E 


549  vgl  W.  Wackemagd  in  Haupts  Zeiischrift  VI  286.  - 
551  ff.  Wie  Y.  I  1001  den  Schafen  die  Messe  lesen  wiü,  so  hat  er 
sie  oft  zum  Cancil  berufen  {vgl.  IV  729  ff.),  da  verstanden  sie  Ļn 
Latein,  Carcerstrafe  war  also  geboten,  und  so  liess  er  die  Schuldigen, 
so  lange  bis  sie  Latein  (grammaticam  sc.  uocem  556)  gelernt  hätteHt 
nirgendswohin  gehen,  sondern  warf  sie  in  den  lutrten  Kerker  sei  fies 
BaucJies  (vgl.  zu  I  29).  Darum  lockt  der  gütige  EJosterbruder  seifig 
Lämmer,  um  ihnen  Beschämung  und  Strafe  zu  ersparen,  hier  gleich 
mit  deutschetn  Eufe. 


Ln»er  QuintiiB,  663—586.  291 


Hic  tondere  gregem  stndet  intra;  oellera  firater 

Tollere,  qnod  lanam  non  sapit,  iste  parat! 
Dissimnlat  fraudem,  non  alterat  altera  nestis,  565 

Non  habet,  nt  spondet,  nigra  cncolla  fidem/ 
Hnrmore  comperto  sodos  non  nera  putasse 

Insinnans,  monachns  connenienter  ait: 
,Fratribns  nt  caris  assensi,  nempe  rogatus, 

Presbiter  nt  fiam,  non  prior  ipse  rogans,  570 

Presbiter,  nt  credo,  non  optassetis  nt  essem, 

Ni  dignns  tanto  noscerer  esse  gradn. 
Ergo  oninm  pastor  qnia  dicitnr  esse  sacerdos, 

Pr^taxo  ofiScii  sacra  gerenda  mei; 
Presbiter  idcirco  quia  smn  pastorqne  füturos,  575 

Ante  saluto  meos  elidoqne  greges, 
Ut  pastoris  ones  oniumqne  attendere  pastor 

Indabia  possit  cognitione  sonnm. 
Ne  dnbitate  me^  snb  conditione  salutis 

Credere  semandas  (mancipo  fidns)  ones!  580 

Explorate  fidem,  quam  uobis  spondeo,  fratres, 

Ars  mea,  qnod  fertis,  grande  lenabit  onus, 
Sim  licet  a  silna  mdis  et  quasi  frater  agrestis, 

Doctns  in  hoc  ego  snm  nosqne  docere  qneo. 
Ut  meditor,  sie  dico:  licet  bene  mnlta  geratis,  585 

Non  habet  arbitriam  regola  tota  menm, 


563  Interpungiert  man  gegen  die  Hss.  nach  intra  (=  interius  111, 
intro  1182  hei  gleichem  Gedanken)  und  bezieht  tollere  dia  xoivoü  {vgl. 
II  409  f.)  eu  parat  wie  eu  sapit  (=  seit) ,  so  ist  die  Stelle  heil.  — 
564  parit  CD  566  nt  fehlt  f  569  assensnm  E  rogatis  JB, 
rogatis  C  570  fifit  B  572  Indignus  B  573  Ego  -E7  575  -que 
fehU  C  578  In  dubia  CD  pascit  possit  B  sonum]  senum  B, 
ind  E       583  Sim  soilicet  B       585 "ubi  B 


566  nigra,  die  schwarze  Kutte  der  Benedictiner  und  Cluniacenser, 
zum  Unterschied  von  der  weissen  der  Gistercienser,  575  sum-fatoms 
=  ero.  579  vgl  III  €2;  der  DaHv  (michi)  fehlt  wie  II  43,  — 
581  vgl.  566.        584*  =  IV  596^ 

19* 


292  Libor  Quintus,  587—608. 


1 
I 

L 


Argncre  ^stiuam  post  prandia  nolo  soporcm, 

Qaodque  tenet  sanctus  tempora  longa  canor; 
Yer,  ^stas,  aatumpnus,  hyemps  aut  cannine  nellcm 
590       Unius  aut  possent  lege  soporis  agi. 
Has  autem  meliere  dapes  abolebimus  nso, 

Artocreas  niminm  creditis  esse  bonas, 
Artocreas  utero  limphamque  infimdere  cribro 

Proposita  refert  ntilitate  nichil; 
595  Yixqae,  quot  artocreas  ambiret  foUis  ouinus, 

Viginti  solidis  posse  uidetur  emi, 
SeptenQ  fortassis  ones  hoc  Qre  parentur, 

Cur  igitur  pluris  uanior  esca  notho? 
Artocreis  cumolate  michi  coria  octo  bideDtom, 
600       Omnibus  ebibitis  uix  tetigisse  putem, 

Nam  deus  bis  numquam  dentes  inseuit  edendis, 

Ut  nothus,  in  uentrem,  pandite  labra,  uolant! 
Quod  si  quinque  ottiom  det  nostri  cuique  diatim 

CQna  duas,  totidem  prandia,  nona  suam, 
605  Tunc  t^dere  sui  non  accidit  ordinis  ullum; 

Yiscera  ucntoso  ne  temerate  cibo, 
Sunt  solidi  dentes,  quid  aquis  uescantur  et  aura? 

Gaudet  came  caro,  dentibus  ossa  placent! 


587  volo  E  saporem  BC  588  canon  CBE  590  saporis  B 
593  Artocrea  G  linphamque  D  crebro  AB,  in  Ä  steht  cri  am 
Bande,  ciibo  D  594  Propinata  E  595  quod  B  anibinus  :  am- 
biret B      596  nosse  B      598  populis  :  pluris  -4,  populis  JB,  pluries  CD 

s  insu 
—  varior  E       599  cumulare  E       601  dente|  |  |  |  euit  corr.  D*  — 

603  quinque  cuique  C       606  temcraro  CD       Q07  agis  C 

587  vgl  Beg.  Bened.  c.  41  ,Tota  aestate  ...  ad  Sextam  pran- 
deant',  c.  48  ,Post  Sextam  autem  surgentes  a  mensa,  pausent  in  lectis 
suis  cum  omni  silentio  (daher  590  lege  soporis  =  cum  süentio,  sine 
uMo  carmine)^  aut  foi-te  qui  uoluerit  sibi  legere,  sie  legat,  ut  alium 
non  inquietet'  593  vgl  Plaut.  Pseudolus  I  1,  100,  Myth,^  II  931 
III  322,  Zingerle  D.  Spridiw.  im  MA,  p.  164,  und  V  127  f.  — 
600  ebibitis,  weil  aqua  4~  aura  607. 


Liber  Qnintos,  609—616.  293 


Gangaqne  pro  fi^no  lanam  constrata  snaaem 

Accipiat,  f^no  est  non  spolianda  bidens,  610 

Legitimi  ferimar,  nnllmn  spoliemns  oportet, 

Sic  Sit,  ne  titabet  qtialibet  ordo  sacer; 
Deniqa^  nostramm  ne  fiat  abasio  remm, 

Nnnc,  quQ  pr^cipae  sunt  facienda,  loqoar. 
Qoi  minus  oblato  fuerit  conuictus  in  alaum  615 

Traicere,  auriculas  canteriatus  eat; 


610  -at  auf  JRasn^  D*       freno  B        611  spoliemur  B    — 
tinus 
612  qua  i    I  I  corr.  2>*  vgl  1147.       614  sunt  ÄBCDE]  sint  Mone  — 

Nunc  qu^]  Nuncque  B 


609  ,ganga  ist  kein  Bett,  wie  Mone  (p.  328)  meint,  vielmehr  der 
Abtritt,  secessns  [vgl,  Glossarl,  constrata  verstehe  ich  nicht  „ausgepol- 
stert zum  weichen  Sitz'"*,  sondern  „beworfen,  bestreut'';  man  bediente 
sieh  des  weichen  Heus  zum  Abwischen,  vgl,  Nigelli  Spec.  stult.  das 
Märchen  von  den  3  Parzen,  Ysengrim  empfiehlt  dafür  witzig  die  noch 
feinere  WolW  J,  Grimm  bei  Wendeler  Briefw,  Grimm^Meusebüxih  p,  169; 
dazu  fahrt  Meusebach  an:  ,wi8ch  das  gesäsz  an  die  Hecken,  dasz  nicht 
das  Hau  vertheuerst'  aus  Fischart  Gargantua  1590  S.  415,  Die  oben 
diierte  Stelle  aus  Nigellus  steht  bei  Wright  p,  128  Z.  23,  er  beschreibt 
eine  Bäuerin,  die  sich  die  Böcke  Iwchhebt,  sich  hinhockt  und  auf  den 
Boden  kackt,  gleichzeitig  Brot  essend,  und  sagt  da  ,Uiia  manus  f^num, 
panis  tenat  altera  frustum/  ^15  f.  Schon  nach  Capit,  Aquisgr.  {817) 
c.  76  saute  einem  jeden  seine  Speise  besonders  vorgesetzt  werden,  %md 
brüderliche  Aushüfe  fO/r  den,  der  an  der  seinigen  etwa  nicht  genug 
hatte,  war  streng  verboten;  neu  ist  nur  die  Strafverschärfung,  cau- 
teriare  erklart  Mone  hier  ,am  Ohr  zupfen,  eine  Ohrfeige  geben'  {p.  325), 
aber  diese  jeder  dauernden  Schädigung  ermangelnde,  im  MA,  recht 
häufige  {A,  Schultz  I  163)  Strafe  wäre  zu  gering  für  den  Strafcodex 
des  Wolfes,  Eher  könnte  man  an  das  Durchstechen  des  Ohrläppchens 
mit  einer  Pfrieme  {BA.^  p,  339)  oder  an  das  Einbrennen  eines  Schand- 
mcUes  {Qtucherat  p,  36  ,Gauterio  i.  e.  cauterio  innrere,  vgl,  Interpres 
IHui  Irenaei  I  24  ,Cauteriantes  suos  discipulos  in  posterioribus  par- 
tibus  exstantiae  dextrae  auris';  ZH  erklärt  ferro  signatus)  denken,  wenn 
nicht  geradezu  wirkliches  Ohrabschneiden  gemeint  ist,  vgl,  Horae  Bei- 
gicae  VI  225  und  Nigellus  Spec,  stutt,  1 132;  als  Bemard,  der  Herr, 
endlich  seinen  Esel  Brwnellus  wieder  einfängt,  ,Funditus  abscidit  aurem 
Bemardus  utramque,  Cautior  ut  fieret  canteriatus  ita' ;  vgl,  übrigens  1052, 


294 


Liber  Quintos,  617— QSO. 


Inque  duas  partes  pr^benda  solata  secetnr, 
Quas  probat  ^qnato  pondere  rectos  apex, 
Ut  lepidus  frater,  stomacho  nenerabilis  amplo, 
620      Paaperiem  bidiio  sappleat  inde  suam. 
Consilium,  fratres,  qnis  uobis  tale  dedisset? 

Res  uariQ,  quanti  sit  sapnisse,  docent; 
Tempora  contentns  qu^stu  transire  diumo, 
Non  studui  magnas  condere  cautas  opes, 
625  Non  nestra  intererit  confratres  panperis  esse, 
Consilio  soluam,  quod  dare  cista  nequit' 
Consüinm  capidi  fratris  pauefecerat  omnes, 

Sicque  refert  abbas:  —  uerba  referre  parat, 
Pendula  Signa  sonant,  cantnras  nocte  seqnente 
630      Personas  puero  uix  recitare  uacat, 


619  Ubi  B  621  Concil.  CD,  auch  626,  627  qui  C  622  Dm 
uarle  der  Hss,  ist  allerdings  =  iiariQ,  aber  nicht,  toie  Mane  meint, 
,quod  luptM  regulam  sane  di'iAersam  et  uariatam  proponit%  sondern 
toeü  der  Sinn  ist:  Mannigfache  Ergehnisse,  vielfache  Folgerungen 
lehren  den  Werth  der  Weisheit,  627  ffes  ffis  0  pauefecerit  B 
628  öms  abbas  G  Die  Glocke  ruft  zum  Beginn  der  Nachtfeier,  der 
Äbt  kann  daher  nicht  entgegnen,  es  bleibt  beim  Wollen,  beim  parare, 
kaum  hat  der  Knabe  Zeit,  die  Sängerliste  zu  verlesen,  629  Fan- 
dula  CE,  P'ndula  corr,  2>*  cantara^S  630  parat  uacat  C  — 
recitare  |  { 1 1  uacat  D      Über  puero  schreibt  D*  uel  quero. 


617  ff.  Neben  der  täglichen  Fleischlieferung  von  5  Schafen  soll 
die  prQbenda  soluta  i,  e,  uan^  598,  uentosa  606,  die  flüssige,  lockere 
Mönchskost  in  der  Weise  bestehn  bleiben,  dass  je  eine  Tagesportion 
in  zwei  ganz  gleiche  Hälften  getheüt  wird,  welche  für  2  Tage  als 
Zugemüse  und  Supplement  der  Hauptkost  dienen.  626  vgl,  IV  3nf2. 
629  vgl,  662;  das  Officium  noctumum  ist  in  12  Stationen  eingetheiU; 
auf  jeder  derselben  erfolgt  erst  Lectio,  dann  Responsorium,  dann 
Oremus  (vgl,  Herrgott);  Ts,  als  guter  Sänger  {425  ff,)  soU  ein  Besp. 
singen  y  und  in  Eücksicht  auf  sein  schlafbedürftiges  Alter  erst  das 
zehnte,  kurz  vor  dem  durch  die  Landes  matutinae  bezeichneten  Schluss 
der  Nacht'  und  Beginn  der  Tagfeier,  nouem  634  bezieM  sich  wohl 
auf  die  9  Vorgänger  im  Qesa/ng, 


Libor  Qomtas,  631—662.  295 


Ysengrimus  in  bis  frater,  cni  clarior  ^tas, 

Sorütas  dedma  est  in  statione  oicem. 
Sie  patabat  oaes  dici  responsä  necandas, 

Octo  quater  malens  quam  ingnlare  neuem, 
Sed  geminis  nnmeram  cantonim  sensibas  aptam  635 

Credens,  fert  dnbia  mente  refertqne  nagus; 
Cogitat  apponi  tot  fercola  nocte  solere 

Fratribus  nnios  tempore  danda  cibi, 
Quot  paerum  audierat  legisse,  et  lecta  profecto 

Cantorum  faerant  nomina  tema  quater;  640 

Seu  quotiens  idem  signauerat  esse  canendum 

Cantorum  numero  testificante  puer, 
Accitis  totiens  iterari  fratribus  esum, 

Qui  melier  longo  mos  foret  atque  sacer; 
Spe  meliere  tamen  mox  aadet  utrumque  futurum         645 

Credere,  quo  fieret  regula  firma  satis, 
Plura  die  sperans  ac  s^ius  esse  uoranda 

Fercula,  dum  somnus  rarior  esse  seiet 
,Quicquid',  ait,  ,iubeor,  fratres,  implebo  libensquo 

Responsum  deeimum  quindecimumque  canam;  650 

Tardus  obedierim,  totiens  ubi  nocte  quoque  estur 

Felicemque  uterum  fercula  tanta  replent? 


631  ^tas]  oi-tus  tßül  Mone,  wie  VI  446,  IV  941;  dagegen  Bor- 
mans:  ,non  cogitauit  in  claustris  et  praecipue  in  choro  ortris  rationem 
hdberi  non  posse,  aetatis  uero  et  posse  et  dd}ere^;  eher  könnte  man 
canior  einsetzen,  aber  oui  clarior  §tas  =  hervorragend  durch  Alter, 
637  solem  B  638  tempora  CDE  640  trina  E  641  idom  fehlt  CD, 
Baum  dafür  offen  gelassen,  in  D  von  4  nachgetragen j  ipse  E  — 
642  Carotorom  B  643  quotiens  B  646  firma  ualens  CDE,  über 
nalens  D^  uel  satis  648  sompnis  E  parier  B  {nicfht,  toie  Mone 
meint,  aus  parcior  verscTirieben,  sondern  aus  rarior,  das  in  der  Vor- 

läge  mit  dem  unter  die  Linie  gezogenen,  p-ahnlicTien  (angelsächsischen) 

.  ibus 

r  anfieng).       649  T  D       651  noct  1 1 1 1  estur  corr.  D** 

■  « 

644  atque  statt  quam,  sacer  ordo  auch  1 435,  V612,  VII  450,465, 
647  die  «=  ofo  am  Tage, 


296  Liber  Qnintas,  65S— 670. 


Gemma  sit  abbatum,  qui  primus  sanxit  in  orbe 
Talo  cuculliferQ  relligionis  onus! 
655  Ha  miseros  homines , '  quos  talis  regula  terret! 
Qui  dubitat,  dubitet,  non  renocabor  ego. 
Nanc  certe  uideo,  quia  me  deus  egerit  istac, 
Nunc  scio  me  iunctnm  fratribus  esse  bonis; 
Ter  tantamque  die  libanda  cibaria  rebar, 
660       Quadruplicem  hunc  numerum  nocte  dieque  datis.' 
Interea  ridens  surrexit  CQtus  et  ibat, 

Qtuppe  diu  Signum  tinnula  uasa  dabant, 
Exclamans  monachus  reuocatis  taliter  infit: 
,  State  parum,  fratres,  optima  fabor  adhnc! 
665  Ne  quid  deficiat  uirtutis  in  ordine  nostro, 
Edicam  breuiter  digna  uigere  diu: 
Yos  ego  miror  opes,  quas  expetit  ^quoris  usus, 

Cocturis  epulas  euacuare  focis; 
Seite  meum  genus  hoc  numquam  curasse,  sed  omnis 
670       Cruda  solet  plus  quam  cocta  iuuare  caro. 


667  oqnior  usus 


653  ablatum  E  658  uinctum  B  661  surrexit  cetus  ABCDE] 
Mone  coetus  surrexit  662  daba/t  B  663  Mone  fasst  reuocatis 
taliter  als  Fragesatz  wnd  erstes  Glied  der  neuen  Bede,  wohl  wegen  656: 
die  Hss.  haben  keine  innere  InterpuncHon,  nur  B  einen  Punet  hinkr 
monachus;  Bormans  ^sensus  est:  reuocatos  fratres  sie  alloquitur  — 
664  Stare  B  ad  hec  B  665  nostro  ABCDE;  ohne  dies  zu  löschenj 
schreibt  in  Ä  dieselbe  Hand  nostre  an  d^n  Band;  vgl,  für  jenes  I  iö9y 
V  943,  997,  nostro  steht  hier  wohl  gar  im  prägncmten  Sinne  =a  a  nobis 
reformato  s,  instituto,  Y.  toill  ganz  im  Geschmacke  seiner  Zeit  einen 
neuen  Orden  stiften.  667  ergo  B  expetis  B  669  casse  B  omnes  B, 
omnes  :  omnis  E 


667  uel  equior  sch/reibt  D*  über  equoris. 


653  vgl.  Martin  zu  Kudrun  395,  4.  659  ,dreimal  und  zwar 
nur  am  Tage',  vgl.  604.  667  Gemeint  ist  das  zum  Bau  der  Schiffe 
erforderliche  Holz  (Borm.);  über  euacuare  =  , vernichten,  aufbrauchen' 
vgl.  Glossar. 


k 


über  QaintoB,  671-696.  297 


Primitos,  ut  coctas  spoliarent  ungoine,  Uxq 

Yersuti  cames  institaere  coqai, 
At  nunc  relliqnias,  inflati  cqrda  rapinis, 

Dignantor  dominis  nix  adhibere  suas, 
Elidt  ergo  adipem  cocos,  aridiorque  trilnstri  675 

Caseolo  infanstiim  strangolat  esns  hemm; 
Seit  sapiens  paucis,  quorsnm  sententia  tendat, 

Sponte  mea  nollam,  qoi  mea  toUit,  amo. 
Ligna,  focom,  patinas,  cacabos,  ollasqae  eocosque 

In  saa  proiciat  posteriora  Satan!  680 

Qnod  qmbns  ezpendi  solet  ^s  et  inania  firagis 

Plnrima,  qn^  superant,  arte  locate  mea: 
Thuribola,  et  calices,  et  clangas,  scrinia,  capsas, 

Candelabra,  cmces,  ostra,  tapeta,  libros, 
Omnia  nos  faciamos  oues  crudasqne  uoremos,  685 

Optima  ne  pereat  pars  rapiente  coco. 
Comque  onibos  constanter  oues  epolemur  onesqne, 

Yellem,  qoicqnid  habet  mnndas,  ooile  foret, 
Yos  etiam  excipio  non  clare,  ignoscite,  fratres, 

Me  solom  excipio,  cetera  noUa  qoidem;  690 

Me  sibi  non  fanisse  pntant  monstra  inscia  neri, 

FaUuntor,  quoticns  cemor  adesse,  dolent, 
Sit  dnmm,  sit  molle  quidem,  nisi  profore  nellns 

Dentibns  insolitom,  diügo,  qaicquid  habent. 
Quid  uero  tjpicat,  quod  non  michi  uellera  prosunt,      695 

Me  nisi  lanifica  non  fore  matre  satum? 


675  ElicS  B  676  Caselo  :  Caseolo  J5,  Coseolo  CDE    — 

677  Scis  :  Seit  C  682  superant  ABCDE]  sperant  Mane  684  ostra 
fehlt  C  688  Vellet  C  Statt  689,  690  hat  E,  auf  das  zweite  excipio 
abirrend,  nur  Yos  etiam  excipio  cetera  nulla  quidem  691  monstra 
auf  Basur  D*        693  n]  m  JB        695  m :  n  2>  (gewiss  von  D*). 

677  vgl,  HüdebrandsJied  10,  680  sc.  ut  ea  cancacet,  vgl, 

Mgth,*'  III  p.  300  und  zu  VII  230,  681  vgl,  fruge  carentes  17, 

683  vgl,  1 761,  689  non  clare  t.  e,  non  pure,  nicht  schlechthin,  nur 
bedingt,  insofern  ihr  zuletzt  an  die  Beihe  kommt;  vgl,  II  375  ff,  — 
696  nisi  zu  Quid,  nicht  zu  non  gehörig. 


298  Liber  Qnintns,  697—700. 


Non  mea  me  mater  calatho  incanamt  Iprensi, 

Quid  genns  et  referam?  nonne  probabo  fide? 
Septimns  a  magno  dicor  qaater  esse  Louone, 
700      Yiscera  cui  fddit  sus  sna,  fosos  ei, 


697  calotho  DE     intunauit  B      698  Mem  E      699  leuone  B, 
leone  E       700  fidit  E 


699  Über  louone  8chreQ)t  JD*  uel  lupone,  im  Gloss.  ,91  louone ' 
lupone  proprium  nomen  animalis.* 


697  ioiederhoU  nur  den  Gedanken  von  696  in  bestimmterer 
Fassung;  dort  heisst  es  , meine  Mutter  toar  keine  WoUspinnerin',  hier 
,8ie  hat  mich  in  keinem  Ypemschen  Korbe  gewiegt,  ich  bin  nicht  aus 
Tpern  {wo  die  Wollspinnerei  zu  Hause  ist)  gebürtig^;  Flandern  war 
bekanntlich  während  des  ganzen  MA.  als  Hauptstätte  der  Wollspin-' 
nerei  und  -färberei  berühmt,  so  speziell  auch  Tpern  (Weinhold  DFr. 
p.  418,  420,  A.  Schultz  I  p.  270);  zu  calaiho  bemerkt  Mone  ,das 
gemeine  Volk  gebraucht  noch  jetzt  in  Belgien  längliche  Körbe  ßr 
Wiegen'  Werm  aber  der  Dichter  Iprensi  statt  des  ebenfaüa  zulässigen, 
allgemeinen  ilandrensi  einsetzte,  so  scheint  er  Tpern  weniger  als  Werk- 
statt für  derartige  Korbunegen,  wie  Mone  meint,  als  als  HauptsUs 
der  Tuchfabrication  Tiaben  rtlhmen  zu  wollen.  Gans  missverstanden 
hat  die  Stelle  Grimm  BF,  Eitd.  p.  82.  699  vgl.  Metamorph.  IV  213. 
700  Man  konnte  mit  Bezug  auf  II  402,  VII  9  f.  diese  Stelle  auf 
einen  Kampf  zuHschen  Lovo  und  Beingrim  deuten,  in  dem  der  letztere 
fällt;  aber  1.  wäre  dann  fosus  ei  ein  überflüssiger  Zusatz,  2.  ist  es 
für  einen  Wolf  doch  nicht  eine  gi'osse  HddenthaJt,  ein  Sehwein  zu 
besiegen,  vgl.  VII  412,  3.  stossen  wir,  wenn  anders  der  Dichter  in 
diesen  fingierten  Zahlen  eine  gewisse  Planmässigkeit  beobachtete,  atuh 
auf  chronologische  Bedenken,  da  zwischen  Sailaura  und  Beingrim 
nur  4,  zwischen  Tsengrim  und  Lovo  aber  26  voUe'GenercUionen  in 
der  Mitte  liegen,  wobei  es  wenig  verschlägt,  dass  S.  etwa  ein  Menschen- 
alter  älUr  ist  als  T  {IV  73,  VII  178).  Erwägt  man  vielmehr,  dass 
die  correspondierenden  Verba  fandit  —  fusus  eine  wechselseitige  Thätig- 
keit  betonen,  dass  ferner  in  der  ganzen  CHruppe  695  —  702  von  der 
Abstammung  (genns  698)  Tsengrims  die  Bede  ist,  trie  endlich  dass  der 
Dichter  auch  sonst  geschUchÜiche  Vorgänge  verschleiert  (vgl.  II 62  ff.), 
so  wird  man  der  schon  zu  Odo  Fa/rab.  23  (Zs.  f.  d.  A.  XXIII  p.  290) 
ausgesprochenen  Annahme  naher  treten,  dass  T.  hier  tu  seinem  Ahn- 
herrn Lovo,  die  Ahnfrau  hinzufügt,  die  Sau,  welche  allerdings  nur 


über  Qaintos,  701—716.  299 


niiid  in  HebrQis  et  Gr^cis  atque  Latinis 

Codidbns  scriptum  mnndiis  nbiqae  legit' 
Contio  tota  iterom  risit,  fratremque  locatom 

Onmia  silnestri  simplicitate  femnt. 
Interea  duro  Reinardns  über  ab  boste  705 

Partis  ad  obliqn^  deuia  flectit  iter, 
Inmsnmqae  larem  subit,  Tsengrimiis  ubi  ingens 

A  qoater  nndecimo  lostra  tenebat  auo-, 
Tsengrimigenas  lopalos  innenit  in  antro, 

Parte  alia  gemitns  hospita  lassa  dabat.  710 

Tunc  sie  ,qao,  Inpoli,  nos  ortos  patre  pntatis? 

Qaone  ierit  pater  binc,  sdscitor',  bospes  ait, 
,£t  quando  rediet,  uel  quando  rorsns  abibit? 

Didte,  sum  nerax,  didte  nera  michi." 
fiespondent  Inpoli:  ,nos  Indere  nolnmas  nUnm,  715 

Ysengrimigen^  dicimur  atqne  somns, 


701  et  ABCBE]  in  Mane.  703  iterum  tota  CD  705  Kein 
Spatium  ABCD,  zwei  Zeilen  Spaiium  davor  in  E  liber  aus  /tiber  A 
707  ut  CD  708  imdeno  CDE  709  Ysengrimigenas  :  Ysengrini- 
genas  D  710  Parta  B  laxa  E  711  pntatus  B  712  sisdtor  E 
715  T  CDE 


Barsten  kennt  und  ihres  Nachkommen  Äbneigtmg  gegen  Wolle  hin- 
länglich  erklärt;  ähnlich  IV  1002;  fusus  staJtt  (per-)  fusa,  wie  696 
satum  statt  natom  wnd  wie  der  männiiehe  Eeinardus  oft  {siehe  Eini.) 
uulpes  mit  gen.  fem.  genannt  wird.  Der  Gegner  Eeingrims  ist  dann 
Ysengrim  selbst.  701  Also  in  den  drei  heiligen,  liturgischen  Sprachen, 
in  welchen  die  Inschrift  am  Kreuze  Christi  ausgedrückt  war,  in  denen 
die  Bibel  überliefert  ist  {Sedul  V 198,  Yen.  Fort.  Vita  Martini  1 12, 
Edbasis  929  (983),  aus  denen  nach  mittelalterlicher  Meinung  der 
Messegesang  bestand  (Wackernagel,  Kl.  Schriften  III  p,  2),  deren 
Anwendung  die  Wirksamkeit  des  Gebetes  sicherte  {Fehr,  Der  Aberglaube 
und  die  katJiolische  Kirche  des  MA.  p.  87);  vgl.  III  493.  711  Mit 
pntatis  spielt  B.  auf  den  bekannten  Bechtsgrundsatz  ,mater  corta, 
pater  incertns'  an,  vgl.  Graf  und  Dietherr,  Deutsche  Bechtssprich- 
wörter*  nr.  137  ,Die  Mntter  ißt  allzeit  gewiss'  und  nr.  128  ,Die  Mntter 
sagt's,  der  Yater  glanbf  s  nnd  ein  Narr  zweifelt  daran.' 


300  Liber  Qaintus,  717-734. 


En  cnbat  ex  nobis,  qaos  est  enixa  recenter, 

Mater,  adhac  etenim  langaet,  ut  ipse  nides; 
At  pater  ipse  cibom  perrexit  qa^rere  nobis, 
720      Mane  renertetnr,  nespere  perget  itein, 
At  tibi,  si  quid  habes  genitori  dicere  nostro, 

Quisquis  es,  o  senior,  lar  patet  iste,  sede!' 
Bepplicat  hostis:  ,et  hie  patuit  michi,  gratia  nobis! 

Quam  primnm,  nt  cupio,  notificarer  ego! 
725  0  qnam  felici  nos  edidit  omine  mater, 

Ne  eareat  fidum  posteritate  genns! 
Maturus  pater  est  nee  longum  posse  putatur 

Yinere,  nos  eritis,  quod  pater  ante  fnit; 
Huc  ego  cum  graderer,  flebant  nernexque  caperqne 
730      De  brene  nicturi  debilitate  senis, 

Sic  rogo  nos,  dampnnm  patris  pensate  sepnlti, 

Vos  forma  similes,  moribus  este  paresi 
Hortabor,  ne  triste  patrem  senuisse  qnerantur: 

Ante  suam  genuit  pignora  fansta  necem; 


718  ad  hec  B  719  quereret  B  723  1"  fMt  B  hoc  A, 
hec  CBE;  in  hie  patuit  kehrt  offenbar  das  lar  patet  von  722  wieder; 
gratia  sc.  sit,  dieselbe  Ellipse  in  derselben  Formel  Ou4d.  Trist.  IV 
10,  117,  Ex  Ponto  II  1,  19,  und  hier  I  156,  III  668.  Mone  liest 
,et  haec  patuit  mihi  gratia,  uobis',  Bormans  ändert  ad  haec.  ^ 
724  Die  Conjectur  notificaijer,  von  cupio  abhängig  y  wird  bedenklich 
durch  V  848,  VII 151,  notificabor  {Borm.)  entfernt  sich  zu  weit  von 
der  Uberlieferu/ng ;  ut  finale  zu  ergänzen  {vgl.  zu  Ecbasis  150)  ver- 
bietet der  Mangel  analoger  Falle  in  unserem  Credicht;  also:  ,o  würde 
ich  etich  doch  meinem  innigen  Wunsche  gemäss  so  bald  als  möglich 
bekannt  (als  Honig  und  Wein  spendender  Vetter)!'  als  Antwort  auf 
die  in  Quisquis  es  722  enthaltene  höfliche  Bitte  um  Angabe  von  Namen 
und  Stand;  ilber  den  Conj,  Im/perf.  in  erfüllba/ren  Wü/nschen  vgl.  Ein- 
leitung. 729  Hec  B,  Hunc  D  731  dampnum  pensate  sepulti 
patris  B      dampno  i       732  esto  i 


720  so  als  nächtlicher  Einbredier  imd  mit  BOcksicht  auf  die 
Noctumfabel;  anders  z.  B,  I  1.  731  sie  =»  zoo  dan,  itaque,  ainsi 
(Bormans). 


LIborQumtas,  7Ö5— 756.  301 


Me  caper  et  nernez  anserqne  eirare  timebont,  735 

Cum  nos  nsuros  dixero  lege  patris, 
Qaod  ao6  landarim  frastra,  dabitantibus  illis 

Obsecro,  ne  possint  ünproperare  micbi.' 
Tunc  saa  cmra  lenans  et  ntroqne  foramine  largas 

Intolit:  ,hoc  mixtum  est,  noune  suaae  sapit?  740 

Sugite,  dilecti  patrueles,  sugite!  uobis 

Traditor  h^c  natis  mulsa  retenta  meis; 
Non  me  subsidium  aobis  impendere  t^det, 

Yos  estis  patroi  pignora  cara  mei, 
Pro  patris  obseqoio,  quod  non  pennitterer  illom  745 

Poscere,  si  pr^sens  esset,  habete  meom!' 
Ingemaere  illi;  gemitns  qn^  cansa,  reqnirens 

Mater  nt  agnonit,  prosilit  Qgra  licet, 
Procorritque  foras,  sed  spe  prinata  seqaendi  est, 

Aspiciens  hostem  prQcelerasse  nimis.  750 

,Ciir',  ergo  inquit,  ,amice,  paras  sie  cnrrere  fai^tim? 

Non  sequeris  morem,  ta  mens  hospes  eras! 
Turpiter  hospitii  grates  furatas  abisti, 

Hospita  te  reuocat,  fare,  resiste  parum! 
Ante  micbi  gratans  et  commendatns  abito,  755 

Nnnciaque  affectus  basia  snme  micbi !' 


766  mei 


736  uisnros  O       737  Qnos  B       739  nroque  :  utroque  E    — 

741  snrgite  beidemal  BE,   sugite  zu  snggite  D        patruele  B    — 

742  mnlta  C,  mnlsa  von  ZH  in  die  offen  gelassene  Lücke  nachgetragen, 
745  iUum]  nitro  C  74ß  habere  BCl)  747  *r  fehü  in  den  Hss.  — 
gemitns  qn^]  gemitusque  CD  749  Precurritque  CD,  Percuiritque  E 
sed]  se  CD  750  precelerare  C  751  f  CDE  paras  feMt  CD 
754  renouat  B        755  commodatns  B        756  Nonciaque  B 

755  nel  grates  D*        756  nel  mei  D* 


735  vgl  zu  IV  171.  737  quod  =  (vn.  740  mixtum  mit 
scherzhaftem  Doppelsinn  y  vgl.  Glossar.  745  f.  zweideutig,  B.  meint, 
Y.  würde  ihm  die  Erlatibniss  verweigern,  die  Wolfchen  aber  hören 
heraus,  B.  brauchte  ihn  nicht  erst  um  Erlaubniss  zu  bitten.  752  vgl. 
IV  336.        755  commendatus  sc.  deo,  vgl.  zu  III  1175.        756  Für 


302  über  Quintos,  767—774. 


lUe  precans  ,hera,  snffer*,  ait  ,me  soluere  sero, 

F^nore  soluendi  conciliabo  moram, 
Exieram  minctum  et  redeo',  (simolatque  redire, 
760      Iratam  cnpiens  elicere  arte  lupam) 

,Nilqne',  inqnit,  ,peccasse  reor,  cur  debeat  obdi 

Porta  michi,  calp^  conscias  esto  pauens.' 
lila  intro  properans  latitat  post  ostia  soUers, 

Ante  domo  natos  interiore  locans, 
765  Ad  quorum  Stratum  Beinardo -introrsufl  eunte 

Cogitat  insidiis  anticipare  fores. 
Hostis  idem  meditans  fieri  potuisse  minatiir 

Incnrsum,  calcans  limina,  seque  refert, 
Et  dominam  grassans  c^no  impetit  atqae  lapillis. 
770      Non  patitur  fraudem  dlssimolare  dolor, 
Exilit  illa  furens,  ille  expectare  sequentem, 

Comprensn  facilis,  si  aoloisset,  erat, 
Moxqne  cacurrisset  aelocius  illa,  sed  inde 

Munia  non  longo,  quQ  peterentor,  erant 


763     reti-o 


atque  redire 
758  consiliabo  B      759  simulaque  C,  simnl  |  |  |  |  1 1  |  |   corr.  D*, 

hinter  1  ist  noch  a  von  erster  Hand  sicfUbar.  761   -que  nach- 

getrctgen  C     abdi  E      762  contius  A,  concius  C,  "beides  lesbar  in  DE 

—  paues  CD        763  f  fehU  BE       Hle  A        766  Acogitat  B    - 

768  lumina  BC         771  -tem  auf  Rasur  C«         772  Comprehonsu  E 

773  -de  auf  Basur  D*,  auch  über  in-  ist  radiert. 


763  retro  CDE 


die  SHte,  dass  die  Wirthin  den  scheidenden  Gast  mit  einem  Kusse 
ehrt,  kenne  ich  nur  das  von  A.  Schultz  I  p.  499  Anm.  5  aus  ParUm. 
20816  angeführte  Zeugniss;  für  den  Willkommenskuss  vgl.  Weinhold 
DFr,  p.  392,  A,  Schulte  I  p.  403,  Martin  eu  Kudrun  341.  766  vgl 
IV  846.        769  vgl  crit.  NoU  zu  III 1153. 


über  Qaintas,  776—792.  303 


Snblimis  scopulos  cono  petit  ^thera,  qaantam,  775 

It  spatii  fdnda  parna  rotante  silex; 
Hinc  ropis:  strepitos  per  saxa  tenentia  frnstra 

Serpere  nitentis  dulce  snsarrat  aqoQ, 
lUinc:  floiigero  nnltn  blandissima  Tempe 

Hospitimn  proprio  uer  sibi  iure  dicat,  780 

Ante:  iacet  noIla  tortns  uertigine  trames, 

Post:  aninm  oario  silua  canore  sonat; 
Monia  pandnntur  geminis  adeunda  fenestris, 

Sed  maior  grauida  anlpe  snbire  nequit, 
Per  Septem  cabitos  intrato  limine  primum  785 

Bucit  inoffensos  semita  plana  pedes, 
Ulterinsqae  atrobiqne  aditnm  nitentibus  intro 

Ter  gradibns  denis  scansile  probet  iter; 
Congrandis  farno  testaqne  rotandior  oui 

Lar  mediastina  planus  in  arce  sedet,  790 

Intus  olent  dolces  diuersi  nectaris  herb^, 

Prondeaqne  implexnm  falcra  cnbile  dabant; 


775  rapes 


775  scropnlus  CDE  ceno  E  776  Ut  C  777  ruptis  E  — 
Hinter  rupis  777,  ante  781,  post  782,  nidit  hinter  illino  779  {worüber 
mpis  van  Ä^)  in  A  ein  Punct,  in  B  nur  hinter  rupis  777,  CDE 
interpungieren  hier  nidit.  778  rutentis  B  779  Ulic  JB,  Illuc  C 
781  uertigene  E  Bonn,  schreibt  muLta  statt  nolla,  aber  im  Gegen- 
theü  soll  die  schnurgerade  Richtimg  des  Pfades  betont  werden,  vgl. 
semita  plana  786.  785  lumine  B  in  offensos  B  789  In  Congndis 
steht  die  Abbrematur  a  und  -dis  auf  Rasur  A  retondior  A,  roton- 
dior  CE  790  Lax  madiastina  B  palmis  E  791  habe  B  — 
792  folera  B 


775  Über  scropnlus  !>*:  uel  rupes,  im  Glossar  mit  entsprechender 
Blattnummer  ,93  scrupulus*  ohne  Erklärung. 


776  Bas  auf  Ouid.  Metam,  IV  709  f,  Fast.  III  584  zurück- 
gehende  Büd  ist  in  der  mlat,  Poesie  häufig,  vgl.  Alexandreis  I  386  f, 
Petrus  de  Ebulo  I  441,  Phüippis  VII  44  f.  789  fumos  »  Kamin, 
wie  VI  100, 


304  Liber  Qnintas,  793—814. 


Hac  rapido  carsa  fugiensqae  fagansque  ruerant, 

nie  sai  leniter  peruolat  ora  laris. 
795  Dam  temere  illa  sequens  artam  nimis  incidit,  hQsit 

Nee  proferre  potest  nee  reuocare  gradam, 
Nee  magis  in  latum  remeat,  quam  prodit  in  artum, 

lanna  sie  captom  stringit  adacta  canem, 
Sic  hQret  euneos,  qui  deeipiente  relictos 
800       Malleolo  nondnm  robora  tota  fidit 

Spe  modici  fructus  in  maxima  dampna  salitor, 

Dum  mala  non  astu  pr^daee  acta  raunt; 
Dam  staltas  temere  petit  hostem,  traditttr  hosti, 

Absqne  modo  noli  querere,  quicqoid  amas, 
805  Qa^  quQris,  potius  quam  te  quQsitaque  perdas, 

Quoslibet  ad  ludos  est  sapuisse  bonum. 
PrQteriit  stoltus  magno  qu^sita  labore, 

Atque  eadem  sapiens  absque  labore  tnlit; 
Non  bene  conueniunt  stoltus  simul  atque  doloeus, 
810       Subdolns  incautum  dueit  in  omne  malum, 
Dum  cadit  in  laqueum  stultus  ducente  doloso, 

Ludus  inQqualis  luditur  inter  eos. 
üt  uidet  bereutem  nuUo  luctamine  solui 

Posse,  per  oppositam  desilit  ille  forem, 


813    Ut  uidet  h^rentem  nuUo  luctamine  solui 
Posse,  per  oppositam  desilit  ille  forem, 


795  hQsit]  herens  B      798  capitum  C,  cap/tum  D      799  habet  B 

o 

804  Absque^noli  qrere  quequerere  B  805  Q*  ABCDf,  Que  t] 

Quod  E  u/nd  Mone  -que  nachgetragen  D  806  est]  esse  B  — 
807  mAgna  BG  808  eandem  f  809—819  sUhn  in  A  auf  Rasw, 
vgl,  Einh  p.  1.  809  stultus  nachgetragen  f  810  in  tantum  C 
813  lactamine  B 


797  vgl,  I  276,  IV  509,  798  vgl,  IV  505  ff.  801  ,  Et  quem 
iurares  ceruicem  impendere  recto,  Spe  modici  fructus  cuncta  licero 
putat'  Hildebert  col.  1354,  Zeile  40  f.        806  vgl.  zu  VII  220, 


über  Qnintns,  815—818.  305 


Et  male  compatiens  incommoda  tanta  ferenti,  815 

In  faciem  miserQ  ladicra  probra  iacit, 
Circumquaque  salit,  gesta  sua  gaudia  testans, 

Ut  magis  h^rentis  cresceret  inde  dolor; 


Atqne  parum  curans  patruelis  f^dera  lecti,  818, 1 

Assilit  in  fizam  prauus  adalter  heram. 
,  Alter',  ait,  ,faceret,  si  non  ego;  rectius  ergo 

Hoc  ego,  quam  furtim  qais  peregrinus,  agam. 
Si  consanguinei  minor  est  extemas  amore,  818,  5 

Sam  generis  serie  proximus  atque  fide, 
Clareat  obsequio  pietaa  mea,  nolo  qais  ausit 

Sospite  me  patrunm  zelotipare  meum; 
At  tu,  domna,  subi  tectum!  qaasi  uincta  quid  h^res? 

Hospitis  hie  mores  experiere  boni/  818, 10 


Atque  panun  curans  patmelis  f^era  lecti,  818, 1 

Assilit  in  fixam  prauns  adnlter  heram. 
, Alter',  ait,  ,faceret,  si  non  ego;  rectius  ergo 

Hoc  ego,  quam  furtim  quis  peregrinus,  agam; 
Clareat  obsequio  pietas  mea,  nolo  quis  ausit  818,7 

Sospite  me  patruum  zelotipare  meum.' 


815  *r  CDE        816  desilit  iUe  forem  ludicra  probra  iacit  B 
818  herentes  B 


Die  Interpolation  fehlt  in  A,  steht  in  B  ztoischen  817  und  818, 
erscheint  in  CDE  verkürzt  in  dieser  Folge:  813  f.,  818,  i~4,  818,  7—8, 
818,  11-14,  815  —  818,  819  ff.;  es  fehlen  818,  5,  ß,  .9, 10,  15-18.  — 
818,  1  federe  B  818,  2  infiYam  D,  dem  Sprachgehraiich  des  Origi- 
nals, wo  assilire  stets  mit  dem  Accus,  verbunden  wird,  entsprechender 
—  prauus  BCDE]  pronus  Mone  818,  3  Alter  ait]  Hoc  alter  E  — 
si  CD]  set  B,  sed  -B  818,  4  furtum  B  agam  CDE]  agat  B 
818,  9  habes  B 


816  in  faciem,  sc.  ut  ea  au  diät,  non  accipiat  ex  cUiis,  Borm. 

weist  verwundert  darauf  hin,  dass  sie  ihm  ja  den  BücJcen  zuwende. 

818,  1  vgl.  MF.  Einl.  p.  38  ,der  Fu>chs  verführt  die  Wölfin,  die  als 

geiles  Weih  ei'scheint,  in  dem  alten  Nebensinn  des  IcU.  lupa^  nach  dem 

Voigt,  Ysengrimos.  20 


306  Liber  Qaintus,  819-820. 


Sic  sua  Reinardus  demonstrans  gaudia  losit, 
820       Scd  monachus  lusit  tristia  fata  miser. 


lUa  iocum  cupiens  ,Reinarde,  facetios',  inquit, 

,  Publica  quQ  de  te  fama  fatetur,  agis; 
Si  tibi,  qualis  inest  industria,  robor  inesset, 

Vema  penes  dominas  assererere  probus, 
818, 15  Vix  egomet  cogcnda  tuos  intrare  penates, 

lanua  si  panlum  latior  esset,  eram!' 
Gauisam  scriptnra  refert  bis  lusibus  illam 

Et  mQcbum  patraum  zelotipasse  säum. 


818,  11   lila  iocTim  cupiens  ,ReinaTde,  facetius',  inquit, 
,  Publica  quQ  de  te  fama  fatetur,  agis; 
Si  tibi,  qualis  inest  industria,  robur  inesset, 
Verna  penes  dominas  assererere  probus.' 
815         Et  male  compatiens  incommoda  tanta  ferenti. 
In  faciem  miser^  ludicra  probra  iacit, 
Circumquaque  salit,  gestu  sua  gaudia  testans, 
Ut  magis  h^rentis  cresceiet  inde  dolor. 
819         Sic  sua  Reinardus  etc. 


818,  11  *r  CDE  818, 12  que  CDE]  quam  B,  verführt  durch 
den  vorhergehenden  Comparativ;  denn  wenn  quam  einen  Sinn  haben 
sollte,  so  müsste,  da  des  Fuchses  Klugheit  (facetius  =»  sapientius, 
prudentius,  wie  schon  industria  818,  13  eeigt)  weltberühmt  ist  (1 625  f., 
IV  1011  /".) ,  wenigstens  etiam  oder  multo  hinzugesetzt  sein.  Gemeint 
ist:  füberaus  klug  und  fein  spielst  du  die  von  der  öffentlichen  Mei- 
nung Dir  zugeschobene  Bolle  des  Verführers,''  818,  13  robur  nach- 
getragen B  818, 14  penas  B  assererere  BCDE]  asserere  Mone. 
818,  18  zerotipasse  B 


Buodlieb  (V  99  ed.  Seiler,  III  109  ed.  Schmeller)  entstehe  aus  dieser 
Kreuzung  der  Lunchs.  818,  6  vgl.  Stat,  Siluae  II 1,  85.  818,  8  das 
mlat.  Verbum  zelotipare  (0  5S^,  ü  212^,  I,  B,  Dn)  erscheint  hier  in 
der  nicht  zu  belegenden  Bedeutwng  ,  eifersüchtig  machen^  zum  Hahnrei 
machen'.  818,  11  iocum  cupiens  ,n(wh  dem  Lid>es8piel  verlangend', 
vgl.  Burmann  zu  Heroid.  XV  48, 


über  Qnintas,  821->832.  307 


Finierat  decimns  lector,  signnmque  canendi 

SUaigenQ  fratri  sapprior  asper  agit; 
Indoctos  firater  ueneranda  silentia  nunpit: 

,Ne8cio,  qaid  signes,  tu  michi  nerba  referl' 
Mox  ano,  binisqne  dehinc,  tribns  inde  monetär  825 

Flantibns,  at  sileat,  non  tarnen  ille  silet 
•,Car  fletis,  fratres,  intelligo,  parcite  flatul 

Accimur  pransum,  flatus  id  iste  notat; 
Si  tempesta  qoidem,  lex  esset  ydonea  flandi, 

lam  flatum  decies  debüit  esse  diu!  830 

Nunc,  nisi  nil  sapio,  p^nnltima  c^na  daretor, 

Horologa  immersit  tardos  aena  latex, 


832,  1    Trans  rectom  horologam  sumpsit  aenos  aqaam 


821  f  fehlt  ABCE,  von  C*  nachgetragen,  E  schreibt  auf  4  zei- 
ligem Spatium  das  Argument.  822  supplior  E  826  FLatibus  CDE 
'leat  corr.  D*  noii"8ilet"  ille"  tarnen  B  827  Cur  flens  B,  Cor  flatis 
ÖDE  fletu  B  828  nacat  B  829  Das  Komma  vor  lex  fehlt  in 
den  Hs8.  und  bei  Mone;  ,die  Vorschrift,  Sitte  des  Bstens  wäre  gut, 
wenn  sie  rechtzeitig  befolgt  würde'  flandi  auf  Rasur  D*  832  Hör- 
rologa  CE^  Hor/ologa  D      aena]  a  cena  B 


832,  1  mit  uel  sie  von  D*  beigeschrieben. 


821  In  der  Zeit  des  nenerandmn  sUentiom  verständigte  man 
sich  durch  die  namentlich  von  den  Cluniaeensern  ausgebildete  Zeichen- 
sprache. Welches  Zeichen  hier  gemeint  ist,  lehrt  Bemardi  Ordo  Clu/n. 
I  17  ,Pro  signo  Responsorii:  articulo  digiti  pollicem  suppone,  et  ita 
fac  enm  quasi  desilire  \  ebenso  Wilhelm  v.  Hirschau  Const.  Hirs.  1 20 
,Pro  signo  Responsorii:  articulo  indicis  pollicem  suppone,  et  ita  fao 
enm  prosilire '.  831  f.  Die  zehnte  Stunde  der  Nacht,  meint  der  Wolf, 
hat  lange  geschlagen;  wenn  die  Uhr  nicht  plötzlich  nachgienge,  so  hätte 
sie  schon  den  Schluss  der  elften  Stunde  und  damit  das  Zeichen  zur 
elften  Mahlzeit  angegeben.  Nach  Otte,  Glockenkunde  p.  21  war  mü 
den  Wasseruhren  schon  im  9.  Jahrh,  eine  Vorrichttmg  zur  hörbaren 
Bezeichnung  der  Stunden  verbunden:  stündlich  fiel  eine  bestimmte 
Anzahl  von  MetcMügelchen  auf  ein  untergestelltes  Cymbalinn  hinab, 
und  im  12.  Jahrhu/ndert  befanden  sich  an  den  Uhren  nolulae,  ver- 
gleiche 857  f. 

20* 


308  Liber  Quintus,  833-848. 


Acta  nocte  fere  primam  conflamur  ad  escam, 

Orbata  est  multo  regala  iure  soi. 
835  Irascor,  consurgo  tarnen;  benedicite  multam! 

(Sero  uenire  potest  consule  nemo  deo)    " 
Sanctificet  potum  atque  cibnm,  qui  fecit  utramque, 

Augeat  et  larga  munus  utrumque  manu!' 
Fratris  ad  hanc  üocem  fit  perturbatio  grandis, 
840       Undique  tunc  naso  flatur  et  ore  simul, 
Flatibus  innumeris  Qdes  procul  icta  reflabat, 

Ut  uolucrum  noctis  milia  tema  sibi; 
Tünc,  quo  more  molens  accitur,  cuius  in  aurem 

Edita  non  ueniunt  uerba  tonante  mola, 
845  Sibila  dante  cboro  procul  nsque  resibilat  ocbo, 

Atria  quam  muro  circueunte  patent, 
Stridula  sie  urgente  notbo  canneta  queruntur; 

lam  metuit  uulpis  prodier  arte  lupus, 


834  Ogbata  B  [9  (=  con,  com,  cum)  statt  r,  vgl,  zu  V  648]. 

835  multum  ist  in  A  in  Pimcte  eingeschlossen.      837  potum  atque  BE\ 

atqae 
auch  A  ursprünglich,  später  ist  at-  ausrad.,  potumque  Ci,  potum  |  1 

corr,  D*;  vgl  III  358.  838  lar  C  (-ga  fehU)        utraque  i    - 

840  tunc]  cum  CD  noso  B  842  milia  tema  sibi  auf  Rasur  Ä 
843  Hinter  quo  kleine  Rasur  in  A,  urspr,  wahrscheinlich  quoque  — 
mole  C,  mo'f  corr.  D*  arritur  B  844  non]  in  B  846  (juam 
BCDE]  qua  A;  der  Sinn  ist  nicht  ,auf  der  Seite,  wo  . .',  sondern 
füberall  so  weit  wie  die  Hallen  sich  erstrecken''  (vgl,  II  559,  IV  055), 
tam  ist  vor  procul  leicht  zu  ergänzen  circueute  E  847  sie  ur- 
gente] suigente  E      caneta  CDE       848  meruit  B      atque  B 


Zu  835  ff.   vgl,  I  1031  f,  836  bezieht  sich  wohl  auf  das 

Gleichniss  von  den  Arbeitern  des  Weinbergs,  Euang.  Matth,  c.  20  — 
837  f.  Derselbe  Tischspruch  IV  633  f.,  vgl.  zu  Ecbasis  832;  auf  der- 
artige überkommene  Formeln  scheint  der  Luthersche  Tisehspruch 
,Komm,  Herr  Jesu,  sei  unser  Gast  utid  segne,  was  du  bescfieeret  hast' 
zurückz^igehn.  841  Qdes  die  Klosterkirche,  vgl,  atria  846  (I  737), 
templum  849.        842  sibi  ,sc,  reflant,  flando  respondenf  Bormans, 


Liber  Quintos,  849—864.  309 


£stimat  in  templo  Gerardos  flare  trecentos 

Atqne  efflata  sno  claostra  mouenda  loco,  850 

Seque  pati  stando  tot  flatus  posse  pcrhorret, 

Flante  nno  pridem  se  cecidisso  memor. 
Flatibas  attactQ  snbitis  obiere  Incern^, 

Fit  panor,  et  qaidam  c^litos  acta  putant, 
Te  deum  rapitur,  clanga  ilico  bombilat  ingens,  855 

£t  maior  tonitras  altera  more  molit; 
Signa  panet  senior,  com  paninm  sueuerit  onum 

Pr^tinnire  cibos,  magna  tonare  dao, 
Nam  (nisi  fors)  ideo,  quia  parnam  parua  duasque 

Exigat  ingentes  grandior  esca  nolas.  860 

Tunc  sparsim  firatres  per  candelabra,  per  alta 

Scamna  raunt,  libros,  uasa  crucesque  rotant, 
(Ast  Qtate  rüdes  Septem  latuere  tapetis, 

Tres  aul^a  quater,  scriniaque  octo  tegunt) 

853  obire  C1)E        855  clanga  bis  ingens  auf  Rasur  A    — 
856  mole  CDE       858  Pretinmere  B        864  iMiter  quater  B 


852  vgl.  IV  328  ff,  855  Der  albernen  Erklärtvng  Mones 
,te  deum  ist  der  Anfang  des  Ambrosianischen  Hymnus  te  deum  lau- 
damus;  rapitur,  man  hat  das  te  deum  in  aller  Eile  gesungen'  stimmt 
Borm,  zu.  Die  Lampen  erlösdien,  alle  erschrecken,  einige  glauben, 
der  Himmel  habe  einen  Sturm  lierniedergesandt ,  um  der  gottesläster- 
lichen Feier  das  Licht  zu  entziehen,  man  eilt  zu  den  geweihten 
Glocken,  die  auch  das  ,dissipo  uentos'  verheissen,  getreu  dem  Aber- 
glauben  {ölte  p.  29  ff.)  und  der  Regel  {Wilh.  v.  Hirschau  Const.  Hirs. 
II  3ö  ,Surgente  tempestate  . . .  statim  duo  signa  maxima  pulsantur, 
quousque  instantia  tanti  periculi  transisse  uideatur'),  und  von  diesen 
beiden  Kirchenglocken  heisst  die  eine  nach  ihrer  Inschrift  ,Te  deum' 
{die  andere  ,Tonitrua  frango'?).  Otte  p.  12  f.  tceiss  nicJUs  davon,  dass 
die  Glocken  im  MA.  ihren  Namen  auch  von  Hymneneingängen 
empfiengen,  und  kann  anderseits  die  Glockeninschrift  Te  deum  lau- 
damus  erst  aus  dem  XVI.  Jahrh.  bdegen;  nach  beiden  Seiten  hin  ist 
unsere  Stelle  lehrreich.  859  ideo  se.  signa  tonare  putat;  nam  =  sed, 
vgl.  Glossar.  862  vgl.  I  760  ff.;  als  Schtitzmittel  gegen  die  bösen 
Geister,  die  etwa  bei  dem  Sturme  die  Hand  im  Spiele  haben. 


310  Liber  Quintus,  865-874. 


865  Post  aram  sab  scamna  raunt,  sab  palpita  fasi, 

Hie  bimim  labiis  imprimit,  ille  mannm, 
Yiscora  fissaro  non  imperat  ille  cachinno, 

Terqae  cachinnantar  quinquo  qaaterque  noaem. 
lam  conante  caaas  zirbo  transponcre  faaces 
870       Affait  hie  abbas,  qai  lapus  alter  erat, 

Non  nisi  quinqaimam  doeilis  glatire  Falemam, 

Pauca  aliis  tribuens  plurimaqae  ipse  uorans. 
Tarn  bene  se  poterat  qaam  sex  portare  molares, 

Yermibas  aoxiliam  grande  futuras  adbac. 

865  ^post  aram  pone  comma'  Borm.,  es  ist  aber  wohl  ein  Gegen- 
satz ztoisclien  den  hohen  Bänken  im  Schiff  der  Kirche  {861  f.)  und  den 
niedrigeren  hinter  dem  AUar  beabsichtigt.  866  impremit  B  868  Irrig 
interp,  Mone  vor  quinque,  will  Borm,  864  quater  mit  octo  verbinden. 
Es  nehmen  an  der  Feier  Theil:  12  lectores,  12  cantores  (vgl.  zu  629, 
821)  und  1  Suhprior  (822)  t  zusammen  25  Ältere,  genauer,  wenn  wir 
von  dem  weder  heim  Gesang  rioch  hei  der  Lachkrampfscene  betheiligten 
Wolfe  absehen,  24  fratres;  dazu  kommen  7  -{- 12 -\- 8  =^  27  iuniores, 
in  Summa  51  Mann,  welche  der  Dichter  hier  durch  (5  x  5)  +  (4  x  P) 
darstellt,  869   In  E  siehenzeüiges  S^atium  mit  defn  ArgumerU, 

grosse  rothe  Initiale  in  E  wnd  von  4  in  D  lamque  tonante  CD 
871  quinquennum  B,  quinquennium  C,  quinqueaum  D  (-ueuum  auf 
Rasur  von  D^,  der  es  dwrch  quinque  annorum  glossierte)^  quin- 
quinium  E      salemum  B        872  Pulca  B      uorans  auf  Basur  D* 

869  Gemeint  ist  sicher,  dass  Allen  das  Netz  im  Leibe  (zirbus) 
zu  platzen  drohte;  die  Schwierigkeit  liegt  in  den  beiden  letzten  Worten 
d.  V.  Schön  erklärt  Prof,  Wätzold  in  Hamburg:  ,fauceB  sind  auch 
gewiss  die  Höhlen  des  thierischen  Körpers,  die  eine  die  Brust-,  die 
andere  die  Bauchhöhle;  wenn  nun  dus  Zwerchfell,  welche  beide  Höhlen 
trennt,  platzt,  so  werden  die  beiden  Höhlen  zu  einer  vereinig,  die 
Brusthöhle  geht  in  die  Bauchhöhle  xmd  die  letztere  in  die  Brusthöhle 
über.'  Aber  fauces  in  diesem  Sinne  scheint  unhelegbar,  wird  nament- 
lich in  unserem  Gedicht  stets  für  den  Schlu>nd,  die  Speiseröhre  (vgl. 
besonders  II  545 — 548)  gebraucht,  und  zirbus  ist  sicher  nicht  das 
Zwerchfell  (=  diafragma  VII  427) ;  daher  wird  man  trotz  des  intran- 
sitiven Gebrauchs  von  transponere  der  Erklärung  Bormans  zustimmen 
,  Cum  iam  in  eo  esset,  ut  cachinnando  ipsum  zirbum  (fissum)  per  fauces 
effunderent,'  870  Über  den  Gebrauch  von  alter  bei  Vergleichungen 
siehe  BF,  Einleitung  p.  257  Anm, 


Libor  Qaintns,  875—884.  311 


Scotigenain  crnstas  mollisset  flamine  terno  875 

Atque  saginasset,  (tarn  fait  ipse  macer) 
Non  secas  in  crassam  quam  si  iacerentnr  aenam, 

Sic  creber  pateris  proneniebat  adeps. 
Quam  macidam  atque  olidnm  ructabat  mane  ferc  escis 

Hie  pater  hestemis  ebrius  atque  satur!  880 

Unius  haut  noctis  residebat  crapula  somno, 

Quamuis  solstitium  mane  niuale  forct. 
Pr^dia  quis  uasta  tot  condere  nouit  in  aluo 

Onaqne  quis  fratrum  sie  piperare  suis? 


875,  1    flatibns  nt  temis  emoUiat  atqae  saginet 

876,  1       Crustola  Frisonum,  sie  erat  ipse  macer 

879  ractabat  crebrius  escis 


875  molisset  B  876  pater,  darüber  macer  ohne  Löschunga- 
puncte  C  877  incrassum  JD  878  Sed  CDE  perueniebat  C  — 
879  ructebit  CD  inane  CDE  881  aut  CD  882  sostitium  :  sol- 
stitium 2>*      vinaio  E       884  fuis  5 

875, 1  f.  mit  uel  von  D*        879  uel  crebrius  escis  D* 


875  ff.  Über  Scotigena  vgl.  zu  I  890\  crustas,  erklärt  A^, 
steht  pro  glacie  oder  pro  pane  uel  quolibet  edulio,  unier  Berufung 
dort  auf  Verg.  Georg.  III  360,  hier  auf  Hör.  Serm.  I  1.  25  f,; 
saginasset  zwingt  ausschliesslich  an  das  letztere  zu  denken.  Gemeint 
ist  ein  Backwerk,  welches,  allmählidi  überaus  hart  geworden  und  ein- 
getrocknet,  dann  zur  Bereitung  einer  Speise  aufgekocht  und  dadurch 
ebenso  erweicht  wie  gleichsam  gemästet,  d.  h.  nicht  fettgeviacht ,  son- 
dern aufgetrieben  wird'  und  zu  grösserer  Dicke  atischwillt,  ähnlich 
einem  Schwämme;  über  die  Art  dieses  Gebäcks  {denn  das  Gesagte  gilt 
schliesslich  von  jedem)  ist  man  auf  Vermuthungen  beschränkt,  die  sich 
auf  Scotig.  gründen:  ob  der  Dichter  annahm,  dass  mit  dem  Grade 
der  Kälte  auch  der  der  Verhärtung  des  Gebäcks  {zumal  seiner  Binde, 
Kruste)  wachse?  ob  er  den  einem  seeanwohnenden  und  -befahrenden 
Volke  so  unentbehrlichen  Schiffszwieback  {A.  Schulz^  Hof.  Leben  II 274, 
über  Zwieback  überhaupt  vgl.  Weinhold  DFr.  p.  316)  im  Auge  hatte? 
—  Der  Gedanke,  \dass  der  siedendheisse  Athem  des  Altes  eine  Folge 
seiner  ungewöhnlichen  Fettleibigkeit  war,  wird  876*'  mit,  878  ohne 
Ironie  ausgedrückt.       884  v^.  zu  III  837. 


312  Liber  Quintüs ,  885  —  912. 


885  Ut  caper  hie  sapiens,  et  uocis  ut  ardea  clar^, 
Tamquam  leproso  gutture  pinguc  sonat, 
ÜDguento  nerbis  intorcrassante  rcfracüs 
Dimidium  stridet  dimidiumque  fremit: 
,YseDgrime  comos,  canta,  cantare  iuberisl' 
890       Hoc  puto  dicturus,  si  potuisset,  erat; 
Illias  audito  fratres  Stridore  qaiernnt: 

jGantatam,  frater,  te  petit  hora,  ueni!' 
Siluigena  inconsultas  adhuc,  cantare  quid  esset, 
Rettulit  irato  fratribus  ore  suis: 
895  ,Non  est  hoc  aliud,  cur  tanto  turbine  flastis? 
Heu  potuit  „canta'*  dicere  nemo  michi? 
Debita  iam  uideo  subduci  prandia  nobis, 

Cantatum  iubeor  currere,  quicquid  id  est. 
Si  saltem  bibere  est  cantare,  feremus  omitti 
900       Prändia;  si  secus  est,  en  bibiturns  co; 
Triste  fames  cantat,  sitis  importunius  urit, 

In  c^los  animam  plena  cucuUa  uehit.' 
lussit  eum  placidus  pater  in  cellaria  duci; 
Constitit  ante  fores  datque  redire  ducem, 
905  Solus  init  crumeram,  tonnis  pincerna  duciclos 

Detrahit,  ut  prodat  qu^que,  quod  intus  habet, 
Singula  uasa  probat,  sed  quQquo  probata  recusat 

Claudere,  tarn  cupido  corde  probanda  petit. 
£t  sibi  sie  dicit:  ,scriptura  teste  probate 
910       Omnia,  sie  scriptum  est,  atque  tenete  bonum! 
Abstinet  usquo  bonis,  quibus  affluit,  Qger  auarus, 
Cui  uinum  seruas?  fac  semel  ipse  bibasl' 

886  guttere  CD  890  sei  B  893  «f  fMt  C  898  idp  Ä 
(idem  :  id  est)  900  est]  es  B  902  cululla  A  905  cameram  D, 
crameram  E       906  perdat  CDE      quodquo  quod  CBE 

887  Zu  uerba  refringere  vgl  Siatius  Siluae  II L 123,  901  Bas 
Sprichwort  Triste  fames  cantat  erscheint  in  3  F<z88tMtgen  Prara  210  ff, 
902  vgl  Boner  63,  40  So  mag  ist  vol,  so  sing  ich  wol  und  überhaupt 
Zingerle  jp.  16.        909  f.  i  Thessalon.  V  21  {C.  Schulze  nr.  273). 


Liber  Qaintofl,  913—932.  313 


Stantibus  in  cantn  nisa  est  mora  longa  bibentis, 

It,  qai  dux  foerat,  reddere  iossns  eom, 
Inaenit  in  uino  collotenus  ille  natantem,  915 

Sicque  inqoit:  ,frater,  balnea  polcra  ÜBuds! 
Crede  michi,  hie  capnt  est,  quod  cras  intrabit  in  archam, 

Balnea  sed  dorso  sunt  adhibenda  foris! 
Prima  nocte  nimis  largus  pincema  fuisti, 

Alter  in  officium  subsütnendus  erit;  920 

Artior  ergo  sitim  nequiit  compescere  crater? 

S^pe  pamm  melius  quam  nimis  esse  semel!' 
Potor  ad  hQc:  ,ad  quid  tua  cista,  cncullifer  amens, 

Intranda  est,  nisi  sit  forsitan  intus  ouis? 
Cur  nisi  propter  oues  cistam  dignarer  inire?  925 

Quattuor  est  cistis  amplior  iste  locus, 
Nonne  locum  teneo  capitis  dorsique  capacem? 

Quid  me  dimidias?  integer  esse  uolo! 
Quam  subito  offendit  fratres,  quod  diligo  legem, 

Quam  cito  me,  quia  sum  rectus,  adesse  dolent!       930 
Mequc  fugarc  uenis,  ignoro,  iussus  an  emptus, 

Ut  commune  minus  te  sit  agento  malum; 


913  'f  fehlt  hier  und  923  ,C  914  roddere  nachgetragen  C 
916  Fragezeichen  hinter  facis  D  917  ClCdo  corr,  D*  hoc  C 
919  i  in  pincerna  nacJigetragen  B  921  Altior  JB,  Acrior  -E,  Arcior  i 
922  vor  921  t  922  semel  est  CBE,  auch  i  föl,  183^,  aber  semel 
fol  181^  923  ad  hoc  CE  sista  {aber  eist,  richtig  925  f.)  CB 
925  non  B  928  diuidias  E,  -idias  auf  Easur  D*  929  offendunt 
CDE  qtda  CDE  930  Zwischen  me  und  quia  kleine  Basur  D 
931  ignotus  B       932  Et  E 


917  f.  Nach  einer  tüchtigen  TracU  Prügel  {vgl  m  II  500, 
V  982,  Ecbasis  p.  22,  Beg.  S.  Bened.  c.  28)  wird  er  {eigentlich  sein 
schuldig  Haupt,  wie  1262)  morgen  {mit  der  brannten  üngenauigkeit 
statt  ,heute\  es  ist  fast  Morgen,  879)  ,in  den  Kasten  spazieren'  — 
922  Borm.:  ,Ad  uerbum  flandrice:  het  is  heter  dikwyls  een  weinig, 
dan  m  eens  te  veel  te  eten'  932  Borm.:  ySensus  est:  ut  tu  pro 
aliis  pecces,' 


314  Liber  Quintus,  933—948. 

Par  facit  auctori  scelerum  pr^ceptor  et  emptor, 

Efficit  impuram  mens  scelerata  manam. 
935  Suggere  deceptis,  qaia  aiuo  sicut  et  ipsi, 

Non  ego  sam,  qaantnm  indicor  esse,  radis; 
Regula  ualt,  ni  fallor,  habetque  infracta  reatnm, 

Ut  superet  mediam  Bachus  adosqne  golam, 
Hoc  uariQ  clamides  seetantor  idemque  cucoUq, 
940       Multa  bibunt  fratres,  plus  tribus  ipse  pater. 
Displlcet  abbati,  quod  moribus  Qmalor  ipsnm? 

Quid  nocet  insano  me  sua  facta  sequi? 
Ordinis  esse  mei  non  ipsum  conqueror,  et  cur, 

Quos  sequitur  mores,  inuidet  iUe  michi? 
945  Deterius  nichil  est,  quam  quod  sibi  plaudit  et  in  me 

Detrahit  exemplo  perfida  turba  suo, 
Nemo  suQ  socium  debet  contempnere  sortis, 

Consimiles  simili  relligione  sumus. 


IS 

934  Afficit  i  935  Surgere  de  ieptis  B  decepti|  eorr,  D*, 
der  es  darüberschrieb.  939  Heo  D  Das  nahe  der  Hss,  ist  nicht 
Adverb,  denn  die  Art  der  Befolgung  ist  OberaU  die  gleiche,  mannig- 
fach hingegen  die  diesem  Gesetze  huldigenden  geistlichen  Genossen- 
sclmften.  940  frater  :  pater  B  942  Quod  B  943  Ogdinis  JB, 
vgl,  zu  834.        944  sequar  B      ipse  BE 


933  vgl.  MSD.^  XXVIl  2.  31.  938  vgl.  zu  I  461  f,  der 
Dichter  karikiert  die  bekannte  Stelle  der  Beg.  S.  Bened.  cap.  40  ,  licet 
logamus  uinum  omnino  monachormn  non  esse,  sed  quia  nostris  tem- 
poribus  id  monachis  persuaderi  uon  potest,  saltem  uel  hoo  consen- 
tiamos,  ut  non  usque  ad  satietatem  bibamus  sed  parcius'  — 
939  Die  Begulares  zerfallen  in  ztoei  Klassen,  je  nachdem  sie  im  Kloster 
M)en  und  die  cuculla  tragen,  oder  ausserhalb  eines  Klosters  weilend 
mit  der  olamis  bekleidet  sind,  in  Mönche  ^md  StiftsJierm,  Von  jenen 
existierten  damals  die  Benedictiner  {mit  oder  -ohne  duniacensische 
Beform)  und  Gisterdenser,  in  zweiter  Linie  die  Cfrandimontenser  {seit 
1073),  die  Karthäuser  {1084),  die  von  Fontevraud  {1094)  und  die 
Prämonstratenser  {1120);  von  diesen  die  Augustiner -Chorherm  {Ende 
saec.  XI),  die  Antoniterherm  {1095),  die  HospitaUter  {1099)  imd  die 
Templer  {1119).       948  vgl.  IV  288. 


Liber  Quintns,  949— 972.  315 


Abbas  noster  edax  bibulnsqae  ut  fratribns  alto 

Nomine,  sie  stomachi  relligione  priest,  950 

At  michi  non  saffert  abbas  imitabilis  esse, 

Ergo  seqai  uetitns  moliar  ire  prior, 
Abbatem  fratresque  simul  uirtate  pr^ibo, 

Si,  qni  plnra  uorat,  sanctior  esse  potest 
Me  uino  potnisse  refers  moderatius  uti,  955 

Non  scis,  me  satoro  quid  saperare  qneat, 
Pr^celeras  nimium;  postqnam  satiatus  abibo, 

Argae  me,  si  quid  oideris  esse  super, 
Sufferres  misere,  si  perdita  oina  fuissent, 

Ecce  uides  coram  stantia,  tuqae  furis?  960 

Yescerer  et  biberem  cum  frathbos,  offer  edendas 

Cotidie,  qaantas  censueramus  ones; 
Dom  tenuem  guttam  de  qua  scrobe  lingere  possim, 

Uic  equidem  noctes,  hie  habitabo  dies.' 
Ille  patri  rediens  et  fratribus  omnia  narrat,  965 

Qnique  ea  laudaret,  nix  erat  unus  ibi, 
Unanimes  miserum  iurant  expellere  fratrem, 

Omnibus  armantur,  qu^  reperire  queunt, 
Neue  moram  faciant,  prius  oceurrentia  prendnnt: 

Ecce  eabaUinum  eorripit  ille  eaput;  970 

Hie  f^no  grauidam  fertnr  rapuisse  lagenam, 

In  qua  sese  abbas  mnngere  suetus  erat; 


950  stomachi  sit,  durch  b  a  umgestellt  i  952  molior  :  moliar  E 
954  quis  DE  955  moderati  B  956  sis  B  960  Das  Frage- 
zeichen fehlt  in  den  Hss,,  vgl  ITI  746,  838.      961  Y/'scerer  corr.  D* 

962  consueramus    E,    über    cens.    schreibt    D*    consueueramus    — 

963  tenuere  B      q  j  |  1^,  Basur  und  Äbbr,  von  D*        964  nootem  B 
hie  habitabo  auf  Basur  D*        971  ligenam  B 

952  uel  esse  D*        971   Über  grauidam  schreibt  D*  uel  quam- 

dam,  m  der  Vorlage  stand  wohl  qiiidam,  über  q  berichtigend  g. 

■    ■  • 

954  vgl  II  246.  •  962  quantas,  nämlich  5,  vgl  603  f  — 
968  vgl  1 757.  970  über  den  Pferdekopf  im  Kloster  vgl  zu  1091  ff. 
972  Zu  dem  irdenen  {1058)  Spucktopf  bemerkt  J.  Grimm  BF.  Ein- 


316  Liber  Quintus,  973-982. 


QaQqae  ferebatar  quintQ  mediana  diei, 

Dimidium  fissQ  uendicat  ille  nolQ; 
975  Hunc  ueteris  redQ  pars  tertia  mamt;  at  abbas 

Ipse  molendinam  grande  sinapis  agit 
Talibus  atqne  aliis  irrumpnnt  ostia  freti, 

Qua  securos  erat  frater  adhucque  bibens, 
Nilqae  nisi  grates  monachom  menüsse  putantem 
980       Talibus  obiurgat  noxia  turba  minis: 

,Huc,  uesane,  foras!  Satana  insatiate,  repente 

Huc  ad  nos,  aliter  nee  bibiture  parumT 


973  Quodque  DE      974  molle  B      977  aut  B      980  Ta/Hbs  B 
(Tamlibot :  Talibus)      niimis  B,  nimis  DE      982  non  DE 


leitung  97:  ,  Spei -Näpfe  noch  jetzt  niederländische  Süte\  Bortnans 
setzt  hinzu  >  ,Qiu>d  de  HoUandis  accipiendum,  nam  Flandri  ä 
qmdquid  est  Belgarum  magis  ad  meridiem  uerffcntium  j)emhi5 
ignoranV,  natürlich  sind  sie  darum  von  den  nordfkmdrischen  Grenz- 
bezirken  nicht  aiiszuschliessen.  973   gelwrt  zu  974  wegen  1081; 

ferebatur  =--  dicebatur;  quinta  dies  Donnerstag,  vgl.  IV  857  und 
I  565;  mediana  sc.  nola,  entweder  ,tn  der  Mitte  {des  Klosters) 
hangend'  {vgl.  1090)  oder  ,haJb\  hier  das  letztere  wegen  974  dimi- 
dium; nola  die  Glocke,  welche  die  Brüder  ins  Befectorium  n*/l. 
Wenn  man  nun  an  den  übrigen  Wochentagen  ei^te  ganze,  risshse, 
am  Donnerstag  aber  eine  zersprungene,  nur  noch  zur  Hälfte  vor- 
handene Tischglocke  benutzte,  so  wird  man  dies  aus  der  eigenartigen 
Bestimmung  dieses  Wochentages  erklären  müssen;  vgl.  Bochholz,  Deut- 
scher Glaube  und  Brauch  II  p.  35 — 47.  Der  Donnerstag,  der  Tag, 
an  welchem  CJmstus  das  Abendmahl  eingesetzt,  an  welchem  er  in  den 
Himmel  gefahren,  welcher  den  beiden  Fasttagen,  dem  Freitag  und 
Sonnabend  {zu  IV  857),  wie  die  Fasnacht  der  Passionszeit  vorhergeht, 
icar  ein  allgemeiner  Freuden-  uaid  Jubeltag,  der  dies  academicus  ins- 
besondere für  das  Kloster,  für  den  der  feierliche  Glockenton  zu  ernst 
gewesen  wäre;  wohl  aber  stimmte  das  Gebimmel  einer  zersprungenen 
Glockenscherbe  vortrefflich  zu  der  Äusgdasser^ieit  eines  Faschingtages. 
—  976  Bei  der  Neigung  des  MA.  zu  starken  Gewürzen  {zu  III  837) 
und  dem  flohen  Preise  des  Pfeffers  wurde  in  detk  Klostergärten  viel- 
fach Senf  gezogen ,  dessen  Körnen*  auf  Handmühlen  gemahlen  wurden; 
Beispiele  zur  Senfwürztmg  bei  Weinhold  DFr,  324,  HüUfnann,  Städte- 
wesen  IV  151. 


Liber  Quintus ,  983 — 1004.  317 

Armatam  ut  rabiem  tddet  Ysengriinns  et  audit, 

Esse  illic  monachns  non  nouet  ipse  diu, 
Tunc,  qnod  spissus  erat  paries  solideqne  coh^rens,      985 

Non  amat:  hinc  lapides  deuoaet,  inde  fabnim-, 
Mox  uelnt  andacter,  ne  fonnidasse  pntetor, 

Procedit;  fratmm  cominus  arma  notans 
,Quo,  stolidi  fratres',  ait,  ,hQC  aexilla  feretis? 

Qois  populus  demens  ista  seqnenda  pntet?  990 

Nam  nee  recta  quidem  nee  sunt  conformia  rectis, 

Et  melius  poterant  delitnisse  domi; 
Kon  uos  consilium  sine  me  sapienter  inistis, 

Cur  hodie  non  sum  quam  bene  doctus  beri? 
Ergo  domum  redeant  partis  uexilla  sinistr^,  995 

Ingenium  uobis  notificabo  meum. 
Ordinis  ex  nostri  CQtu  plerique  leguntur 

Pontifices,  qnorum  est  uita  probata  palam, 
Qui,  quanta  tueantur  oues  pietate  deumque 

Quam  timeant  nuda  relligione,  probant:  1000 

Qn^  populus,  quQ  clerus  habet,  qu^  claustra,  licenter 

Omnia  constituunt  diripienda  sibi 
Vi,  prece,  iudiciis,  omatu,  fraude,  minisque 

Et  quibus  ordo  caret  mosque  modusque  modis. 


984  ipse  auf  Baswr  D«        986  Non  h  amat  B       Hinter  amat 

und  dououet  interpungitren  ADE,  nwr  hinter  amat  B;  Mone  nur  hinter 

ma  s 

lapides.       987  Mex  :  Mox  D*        988  ar  1 1 1  ^      notS ;  Ä        993  con- 

cilimn  D        997  Ocondinis  (so!)  B^  vgl.  zu  834.        998  quorum  est 

von  ZH  nadigetr.       1000  Quam  ABDE]  Qua  Mone.       1004  mosque 

modisque  meis  B 


994  Zu  heri  vgl.  649—704.  995  sinistr^*  =  non  rectae,  vgl. 
991,  929  f.,  1041.  996  Ber  sinnreiche  neue  Einfäll  (ingoniimi)  wird 
997—1004, 1009  ff.  entwickelt,  der  Grund  zu  dieser  Reform  1005—1008 
eingeschaltet;  daJier  sind  die  Praesentia  leguntur  997,  probant  1000, 
constituunt  1002,  eligit  1009  imperaiirisch  gemeint.  Übrigens  ver- 
spottet der  Dichter  zugleich  die  Sucht  seiner  Zeit,  immer  neue  Orden 
zu  gründen,  wie  Bmnellus  ncich  critischer  Besprechung  sämmtlicher 


318  über  Qnintas,  1005—1028. 

1005  Pr^sulibus  samptis  de  clero  h^c  regula  partim 
Noscitur,  et  partim,  cea  didicere,  tenent; 
Omnia  non  sorbent,  parco  bacbantnr  biata, 

Seducti  raptis  plara  manere  sinnnt. 
Eligit  idcirco  pars  cleri  prouida  sanctos 
1010       Glaüstricolas,  qaomm  est  ßnquere  norma  nicbil^ 
Qui  primam  rapiant,  tanc  scalpant,  denique  lingant, 

Yere  bis  üirtatum  regala  tota  patet. 
Antistes  fieri  sperans  ego  moribüs  bisdem 
PrQuulgo  Stadium,  deuoro,  prQdor,  bio, 
1015  Innumerosque  dies  una  nirtate  redemi, 
Effnso  nacnans  omnia  nasa  mero; 
Confestim  lateqae  solet  discorrere  rumor, 

Materies  quotiens  ardua  soluit  enm. 
Propterea  oolui  facinns  committere  darum, 
1020       Ingluuiem  subito  notificare  uolens, 

Ut,  si  prQsul  ob  boc  fuerit  quis  forte  fugatus, 

Quod  parce  rapiat,  subroger  aptus  ego; 
Si  quid  adbuc  sapitis,  laudabitis  acta,  probeque 
Fratribus  atque  micbi  consulnisse  ferar. 
1025  Quod  si  dampna  mouent  uanum  lucrosa  furorem, 
Hoc  ueniale  meQ  sit  probitatis  opus, 
Amodo  nil  perdam,  nisi  sit,  quod  perdere«possim, 
Quamquam  non  liceat  pQnituisse  boni; 


1006  /ceu  A,  v/rsprünglich  wahrscheinlich  scea,  se  staU  cea  E 
—  DU  Abbreviatur  in  tenet  scheint  von  D*  1008  -at  in  siaant  auf 
Baav/r  von  2>*  1023  ad  hec  B  1027  possim  ABDE]  Mm 
possem  1028  cp  qp  D^  über  dem  ersten  q  ist  die  Abbr.  ^  ausradiert, 
also  quam  quam  :  qaod  quam. 


Orden  einen  neuen  vorschlägt  und  dessen  Programm  enttoidcelt  {Sp,  sttät 
ed.  Wright  p.  95  f.)  1015  Durch  Sine  grosse  That  {vgl.  zu  VII 539) 
habe  ich  mehr  erreicht,  als  ich  bei  gewöhnlichem  Begeldienste  in  einer 
langen  Zeit  erreicht  hätte.  1026  Verzeihung  erbittet  er  aus  stcei 
Grü/nden,  tinter  Hinweis  1,  auf  seinen  guten  Willen  (probitas,  vgl.  II 438), 
2,  auf  das  allbekannte,  selbst  von  den  dummen  Bauern  befolgte  Spri^ 


LiberQnintas,  1029— 1042.  319 

Peiores  diel  quam  laica  torba  potestis, 

Si  luero  primQ  crimen  inane  nicis,  1030 

Et  commiflsa  semel  oillanas  d^mone  peior 

Donat,  ao6  acies  lenior  este  precor! 
At  quocnmque  trahat  sententia,  nolo  iagari, 

Saliern,  ubi  nolla  potest  esse  cnpido,  locer, 
Et  michi  prQposito  domas  infirmaria  snbsit,  1035 

Qoamnis  consilio  discrepet  iUa  meo; 
Nam  cum  desiero  rapere  obtaleritqne  noranti 

Exigna  positas  assecla  lance  dapes, 
TuDC,  quod  erat  certe  pr^da  inglnoieqae  merendum, 

Exspes  officii  pontificalis  ero.'  1040 

Prauior  Angligena  caudato  partis  iniqnQ 

Quidam  mfas  ad  h^c  dogmata  clamat  onans: 


1030  cimen  B      1032  iste  E     Mü  1033  beginnt  in  B  fol  55*, 

mit  1059  fol,  98*",  nun  ist  1059  erst  angefeuchtet  und  dann  ausradiert, 

in  Folge  der  Nässe  und  der  entstandenen  Löcher  ist  der  Dos  -  ä- Dos- 

Vers  1033  beschädigt,  doch  bietet  er  unter  der  Linse  keine  Variante. 

1034  cnbido  E     cnpido,  l||,i  -D,  dahinter  D*  lucri      1035  proposito  D, 

propoito  E      1036  concilio  D      discrepat  DE      1039  ferendum  DE 

pars 
1040  Expers  B,  Ex  j  j  1 1  corr.  D*,  hinter  x  ist  noch  der  Best  eines  f 

loahrneihmhar.       1041  Angligene  :  Angligena  Ä      iniqs  B  (=  iniqnS). 


wort  f  Einmal  ist  keinmaV,  wofür  unsere  Stelle  das  älteste  Zeugniss 
bietet,  1031^  vgl,  I  990,  1033  Bormans:  ,Quomodo  üla  „nolo 
fagari"  eoncüiantur  cum  u.  964?'  dort  spricht  der  erste  Sehreck, 
hier  die  küMe  Überlegung,  1035  Warum  icül  der  Wolf  Vorsteher 
des  EJrankenhau^es  werden?  Die  Annales  Egmundani  (ütrechter 
Ausgabe  1864  p,  45  ad  a,  1152)  erzählen  von  einem  Mönche,  der  als 
,  semitor  infirmorom '  sich  anfangs  hohes  Lob  erwarb ;  dorm  aber  ver- 
strickte ihn  der  Teufel  in  sein  Netz,  ^immisit  illi  carnes  nescendi 
desiderinm,  nt  optima  qnQqne,  qn^  deferre  solebat  infir- 
mis,  fararetnr  et  in  abscondito  nnllo  sciente  mortalinm  uesceretor.' 
1041  vgl,  zu  III  659;  falschlich  erblickt  Bormans  in  dieser  Stelle  ein 
Zeugniss  für  die  Bothhaarigkeit  der  Engländer.  1042  Über  rufus  =» 
malignus  genüge  es  auf  Zingerle  p,  124  und  Bochholz  DGl,  II 222  ff. 
hinzuweisen. 


320  Liber  Quintas ,  1043  - 1064. 

,Frater,  tende  foras!  optata  paratius  instant 

Tempora!  quam  speras,  hora  beata  uenit! 
1045  Hora  beata  aenit,  qua  consecrabere  prQsul, 

Festus  adest  nobis  iste  tibique  dies, 
Teque  bis  nexillis  introductnra  sacratum 

Contio  fraterni  tota  fauoris  adest.'  ^ 

Poscitnr  actutum  cnnctis  e  fratribus  unus, 
1050      Ungere  pontificem  dignus,  adestque  celer, 
Edituus  plcnam  pulicom  prodncit  acerram, 

Auriculas  meriti  fratris  utrasqae  replens. 
,Hoc  aspergo  sacri  caput',  inqnit,  ,  semine  olioi, 

Deficit  uncturus  timpora  sacra  liqnor; 

1044  Mone  bezieht  quam  auf  paratius,  Grimm  RF.  EifU.  p.70 
auf  hora,  für  letztere  Auffassung  spricht  der  Punct  hinter  Tempora  in 
AB  Di  und  VII 132;  paratius  ißie  citius,  ocius  etc.  statt  des  Positivs. 
1045  consocrabere  :  consecrabere  E  1046  tibi  B  1048  fratruni  B 
1049  actutum /cunctis^fratribus  A  (e  ist  an  die  richtige  Stelle  versärt) 
—  aucturum  B  1051  *f  DE  Editus  B  pulicum  plenam  D  — 
aceram  B       1053  sacri :  sacrum  D* 


1047  ff.  Die  Züchtigung  des  Wolfes  toird  von  7  Personen  roll- 
zogen, anfangs  (1 — 4)  unter  dem  Bilde  einer,  bischöflichen  Consecra- 
tion,  dann  {5}  dem  des  Krankenpflegers,  endlich  (6  und  7)  dem  des 
Spielmanns,  Der  Riti^  der  bischöflichen  Consecration ,  über  den 
Fluxik,  Kath.  lAt.  p.  318  ff,  ausführlich  spricht,  zerfällt  in  3  Absehniäe: 
A  Vor,  B  Während  und  C  Nach  dem  sacramentaUn  Act,  aus  deren 
Einzelheiten  der  Dichter  das  Humoristisch -Verwendbare  auswäkltj 
und  zwar  aus  A  nichts,  höchstcfis  könnte  man  dahin  das  feierliche 
Geleit  zur  Kirche  mit  wallenden  Fahnen  (1047  f,)  rechnen^ 
aus  B  die  Salbung  des  Consecranden  an  Haupt  (und  Händen) 
mit  Ghrisma  (nicht  die  Übergäbe  van  Hirtenstab,  Ring  und  Eran- 
gelienbueh),  aus  C  die  Auf  Setzung  der  mitra  (1063,  infula  1057, 
tyara  1061;  nicht  das  A'nzvehen  der  Handschuhe,  das  Anstecken  dex 
Ringes  und  das  Geleit  zum  bischöflichen  TIvrone  behufs  der  Huldigung 
des  Diöcesanklerus).  Hinzugefügt  ist  anderseits  die  Überreichung 
des  päpstlichen  Palliums  (stola  hier  genannt,  siehe  zu  1074),  diis 
den  Erzbischöfen  und  besonders  auszuzeichnenden  Bischöfen  verliehen 
wurde,  und  die  Darbringung  von  Geschenken  (1078)  an  den 
Getoeihten,  die  den  Sclüussact  des  Ganzen  hier  wenigstens  bildet. 


über  Qointas,  1066-1068.  321 

Sanctias  est  semen,  nita  est  in  semine,  transit         1055 

In  cerebrnm  saltn  sanctificante  uigor; 
Infula,  ne  capiti  benedictio  decidat,  assit!' 

F^niferum  gestans  fictile  frater  adit, 
Et  f^num  excntiens  stolpato  nerberat  orbe 

Pontificis  frontem,  ,snme\  ait,  ,alme  pater!  1060 

Hanc  etenim  Artacns  mittit  tibi  papa  tyaram'  — 

(Bombilat  hie  grossnm  nentre  lagena  cano, 
Percussorque  refert:)  ,felici  tempore  mitram 

Apposni,  pr^sul  iam  modo  signa  facit, 
Scilicet,  at  sacrum  tetigit  capnt,  infola  clanxit'         1065 

Perentitnr  rursnm  pontificale  capnt, 
Clanxerat  in  primo,  sed  uerbere  fraeta  secnndo 

Dissilit  in  testas  octo  lagena  quater, 


1057  *f  DE  InsTÜa  B  benedicto  D  1059  atisradiert  in  B 
stolpato  :  stipato  D^,  im  Glossar  D*  ,97  («=*  F 1011)  scalpo,  pas  *  frioo, 
crouwen.  98  {=  1059)  scolpatus'fricatus*  ore  DE;  für  orbe  zettgt 
VI  300.  1062  Bombibat  B,  Bonbilat  E  1064  presul  iam  modo 
auf  Basur  Ä       1065  clausit  E      1067  Clanserat  E     sed]  sub  B 

1056  Über  sanct.  schreibt  D*  uel  {sanctifi')c9ie. 


1061  Über  Artacns  vgl.  Ein!.,  über  die  mitra  Bock  II  148  ff.; 
der  Dichter  liat,  tde  1069  f  zeigen,  nicht  sowohl  die  mitra,  das  Zeichen 
der  oberhirtlichen  Würde,  als  vielmehr  die  tyara  im  Auge,  die  als 
Abzeichen  der  weltlichen  Gewalt  unten  von  reichverzierter  Krone  um-- 
randet  war;  es  waren  eben  damals  diese  Insignien  noch  nicht  so  scharf 
gesondert,  und  speziell  noch  während  des  XI.  und  XII.  Jdhrh.  nach 
Ort  und  Zeit  sehr  verschiedene  Mitrafoi'men  üblich,  bis  von  Born  aus 
eine  einheitliche  Begelung  eintrat  {Bock  II  160).  Die  mitrae  hatten 
wohl  Hgulae,  aber  diese  Mengen  frei  von  beiden  Seiten  herab  und 
dienten  zur  Zierde,  sollten  aber  nicht  die  ohnehin  eng  anschliessenden 
Bischofshüte  festhalten;  dennoch  versteht  man  absque  ligamine  1073 
und  nincta  1074  an  der  Hand  von  loa.  de  lanua:  ,  infola  est  fasciola 
sacerdotalis  capitis  alba  in  modum  dyadematis,  a  qna  nitte  ab  nti*aqne 
parte  dependent,  que  infulam  ninciant.'  1064  presnl  kann 

Vocativ  und  Nominativ  sein,  für  letzteres  spricht  Venant.  Fort.  ed. 
IjCO  I  5.  11  ff.     Wie  hier  im  Tone,  so  liegt  in  der  Grösse  der  Krone 
das  günstige  Vorzeichen  bei  Walther  ed.  Wilmanns  50,  2  ff. 
Voigt,  Tsengrimas.  21 


322  Libor  Qnlntus,  1069—1084. 


Pontificis  capiti  ter  inhärent  fragmina  qainqne, 
1070       Unins  in  test^  continuata  modam. 

Intulit  ergo  sagax  percassor  uoce  iocosa: 

,Aspicite  hnc,  fratres,  quam  bene  mitra  sedet! 
Nulla  umquam  melius  mitra  absqne  ligamine  sedit! 

Nunc  Stola  quQratur,  aincta  tyara  bene  est.' 
1075  Redifer  exclamat:  ,stola  adest,  nt  credo'  suiqae 

Pontificis  coUnm  terque  qnaterqae  ügat 
Munerat  hie  dorsum  pius  abbas  cante  molari 

Et  ,mea  gratanter  munera',  dixit,  ,habe! 
Istud,  (crede  michi,  nulgaris  nominat  usus) 
1080       Qnod  tibi  do,  libum;  sascipe,  dono  libens!' 
Nee  mora,  gestator  mediani  proaolat  ^ris, 

Pontificem  cnnctis  plenius  ille  sacrat, 
Procumbit  decies  antistes  uerbere  deno 

Et  resilit  totions,  undecimoqne  iacet; 


1068  testes  :  testas  E        1072  hnc  ABBE]  hunc  Mom    - 

1073  nitra  {oder  intra)  E     ligamine  sedit  auf  Rasur  2)*,  wie  I  973. 

1074  juncta  Ey  nincta  :  iuncta  D*  1075  "f  E  uhi  B  1076  cater- 
qne  B  1078  Mone  beginnt  die  Rede  sdion  mit  Et,  das  dann  =» 
etiam  wäre;  die  Beschenkung  fängt  aber  jetzt  erst  an,  1079  Illud  B 
—  Der  Vers  hat  in  den  Hss.  und  hei  Mone  keine  innere  InterpuncOon, 
istud  kann  aber  nicht  zu  der  stets  nackten  Formel  orede  michi,  muss 
folglich  zu  Qnod  tibi  do  gehören:  ,Dies  hier,  was  ich  dir  gebe,  ist 
(nicht  ein  Mühlstein,  sondern)  ein  Kuchen,  so  nennt  der  Volksgebrauch 
die  Gabe  der  JDiöcesanen  für  den  Bisciwf,  vgl.  Du  Gange  s,  u,  libum 
und  zu  1  1040;  Borm,,  der  ebenso  erklärt,  fugt  hinzu  ,  molaris  hie  pro 
libo,  quia  utrumque  formam  disci  refert"  1080  do  fehlt  E  libum] 
labrum  E       1081  *f  DE     mediam  B 


1080  ueldoque  über  dono  D* 


1074  Unter  stola  ist  nicht  der  gemeinpriesterliche  Streifen  su 
rerstehn,  der  um  den  Hals  über  die  Schultern  gelegt  wird  und  rem 
bis  zu  den  Knieen  an  beiden  Seiten  herabfällt,  {dieser,  1261  stolula 
genannt,  wird  dem  Bischof  schon  vor  der  Salbung  umgethan),  sondern 
das  speci fisch  oherhirtliche  Pallium,  eine  weisse  wcUene  Binde,  welche 
rund  um  die  Schulter  herumgeht. 


Libor  Qnlntüs,   1086— 1100.  323 


Tanc  feras  irridens  iocnlenta  uoce  sacrator  1085 

Ludicra  nequiti^  protulit  ista  suq: 
,Eger  nt  appares,  nisi  fingas  esse,  magister 

Ut  super  infirmos  constituaris,  eges; 
Hqc  igitar  fratres  innitatnra  comesnm 

Infirmos  media  cimbala  pende  domo.'  1090 

Yix  miser  antistes  respiret,  dams  eqnini 

Yector  adest  capitis  consiliamqne  dedit: 
,Si  sapis,  Ysengrime,  canc  fallacibos  istis 

Credere,  non  recte  consolaere  tibi, 
Esse  potes  pr^snl  meritis  et  nomine  debes,  1095 

Sed  non  officium  nosse  uideris  adhnc; 
At  toa  te  gnarnm  iocnlandi  dextera  naris 

Indicat  aspectu,  fungere  sorte  taa: 
Hanc  tibi  dono  gigam,  pagana  est  ntpote  pormm 

Osseaqne  at  dominus  Blitero,  sume,  uide!  1100 


1089  comeijTim  (unter  s  ist  noch  t  erkennbar)  Ä,  comestum  D, 
comestum  :  comesum  verzogen  E  1091  1*  fehlt  E  respirat  ver- 
muthen  Mone  und  Borm.;  erkläre  ,ehen  möchte  er  eiwiMÜL  aufathmen, 
da  ..\  oder  steht  uix  {wie  non  III  310)  —  priusqwim?  fehlt  nt  wie 
II  543  ff.?  1092  concüimnqne  D  1096  ad  hec  B  1100  blitero  Ä, 
in  BDE  katm  gemäss  dem  Schriflcharacler  des  XIV,  Jahrhu/nderts 
tlicero  oder  blitero  gelesen  werden, 

1095  nomine  i,  e.  gloria  vgl  1017  ff.  1097  Borm.  denkt  hei 
iocul.  zunächst  an  ,  Scherz maclier,  Witzbold'  und  fasst  deshalb  naris 
im  Sinne  von  Hör.  Serm.  II  6,  64  als  Sitz  der  Spötterei,  aber  iocnlari 
heisst  hier  nichts  als  , geigen'  und  zum  kritischen  Nasenrümpfen  ist 
der  dumme  Wolf  wenig  geeignet.  Man  siehfs  ihm  an  der  Nase  an, 
dass  er  ein  Spielmann  ist,  denn  diese  ist  roth,  rothniclU  etwa,  meint 
der  Schelm,  vom  Jierahströmenden  Blute,  sondern  vom  ,Sufr  {ähnlich 
III 1017  ff.,  1029  ff.);  über  den  permanenten  Dtirst  der  Spielleiite 
vgl.  Vogt  p.  22,  dextera  ist  nur  poetischer  Zierrath.  Oder  endlich  — 
wird  aus  dem  nervös  vibrierenden  Nasenflügel  auf  die  geistige  Betceg- 
lichkeit  einer  Künstlerseele  geschlossen?  1098**  vgl.  utere  sorte  tua 
Verg.  Aen.  XII 932,  Prud.  Apoth.  772,  Ecb.  297,  ,waUe  deines  Amtes\ 
1099»  Wie  kommt  der  Pferdekopf  ins  Kloster?  Aus  dem  Wuotan- 
cidius  stammte  die  weitverbreitete,  bis  in  die  Gegenwart  reichende  Sitte, 

21* 


324  Liber  Qtuntos,  1101—1102. 

Dum  nimis  optatnm  facinus  concedit  amicus, 
Debetnr  dono  gratia  magna  breoi, 


le 
1101  faci||  carr,  D^  unter  1  ist  noch  der  erste  Strich  des  n 

siehthar. 


die  Köpfe  der  Pferde  auf  den  Cri^ln  der  Häuser  anzubringen,  r^ 
Wuttke,  VoJksaberglaube  >  p.  16,  Myih.*  I  38  f,  63  Anm.  1,  U  549  ff., 
BochhöU  II 154  f.,  und  zu  IV  293;  in  Holland  hängt  man  eineti 
Pferdekopf  über  die  Schweineställe  (Myth,^  II  551).    Man  darf  daher 
wohl  annehmen,  dass  hei  dem  Gang  aus  der  Kirche  über  den  Hof 
nach  dem  Keller  ein  an  einer  Stall-  oder  Hausthür  befestigtes  Boss- 
haupt, das  dem  Vorübergehenden  sofort  in  die  Äugen  fiel  und  leicht 
erreichbar  war  (prias  ocourrentia  969) ,  abgerissen  wurde.  —   Warum 
wird  es   einer  Geige  gleichgestellt?    Die   äussere  Ähnlichkeit  beider 
erJielU  schlagend  atM  der  Abbildung  der  Geige  bei  A,  Schultz  I  433; 
auch  anderweitig,  namentlich  bei  Hexensusammenkünften  lesen  wir, 
dass  statt  auf  einer  Geige  auf  einem  Pferdekopf  gedudelt  wird  {Myth* 
II  709  Anm,  1,  877,  896).        Zu  1099»»  vergleicht  GiHmm  BF.  Einl. 
p.  93  .grob  wie  Lauch,  wie  Bohnenstroh%  Lachmann  (Briefweehsd 
Meusebach' Grimm  p.  169),  erwidert  auf  Grimms  Anfrage  ,dass  die 
groben  Bauern  nach  Zwiebeln  stinken,  steht,  mein'  ich,  oft  bei  Hans 
Sachs';  aber  paganus  i^gl.  VI  U23)  ist  nicht  der  Gegensatz  zu  Höf- 
lichkeit und  feiner  Sitte,  sondern  zu  dem  Seltenen  und  WerthvoüeHf 
also  SB  gewöhnlich,  gemein  (vgl.  breue  donmn  1102),   daher  auch 
Sinnbild  des  kleinsten  Werthes  Prora  fol.  33^,  wo  der  Dichter  in  einer 
Klage  über  die  Beschränktheit  aller  Lehrererfolge  zum  Schlüsse  sagt: 
Quorandam  stadia  et  pro  porro  computo  Inctas, 
XJnias  aut  pretio  lentis,  granoque  sinapis, 
Cassibos  ant  tela  tenui  male  nentis  aran^. 
Zu^eich  erhalten  wir  so  ein  neues  Zeugniss  fär  die  Häufigkeit  der  zu 
1099*  besprochenen  Sitte.        1100  D*  glossiert  Blitero  dunh  porcns 
(i.  e.  beer  setzt  er  im  Glossar  hinzu)  — -  Grimm  ändert  Blicero  und 
versteht  darunter  den  Tod,  sei  es  cds  bleichen  (dagegen  MyOi.  II  708 
,niemals  findet  sich  der  ,bleic?ie''  Tod  nach  dem  lat.  mors  paUida", 
Mone  Anz.  III 295  ,dawn  müsste  Bleoero  stehen")  oder  als  bledcenden 
oder,   was  er  vorzieht,   als  Eigenname  BUdger,  Blicker  mit  blosser 
Andeutung  jener  Begriffe  (vergleiche  Briefweehsd  Meus^aeh^  Grimm 
p.  168,  178,  Myth.^  II  708  f,  BF.  Einl  p.  94);  aber  1.  aOe  diese 
Erklärungsversuche  beruhen  auf  der  willkürlichen,  durch  keine  Hand- 
schrift gestützten  Änderung  Blicero;   Blitero  (»  laetus  hertts,  För- 
siemann  DN.  I  268)  ist  ein  gut  bezeugter  Eigenname,    2.  lässt  sieh 


Liber  Qointtis,  1108— 1106.  325 

Hqc  giga  donatar  gratis  tibi,  sumer  nee  nnum 

Yerbere  iam  uerbam  prodiit  absqae  suo. 
Yerba  nimis  prQSul  sed  parce  uerbera  cnrans,  1105 

Gallus  ut  in  pmnis,  per  medium  agmen  abit; 


1105  pice  («=»  perite,  parice  u.  dergl.)  B         1106  inprimis  B, 
in  primis  E 

die  imdeutsche  Vorstellung  des  Todes  cUs  Knochengerippe  fruhstens 
im  XIII.  Jahrhundert  nachweisen,  (Wessely,  Die  Gestalten  des  Todes 
und  des  Teufels  in  der  darstellenden  Kunst  p.  12  ,Doch  müssen  wir 
betonen,  dass  in  den  ersten  12  Jahrhunderten  der  Tod  noch  nicht  in 
der  Gestellt  eines  Skeletts  auftritt.  Wo  hei  hUdli^ien  Vorstellungen 
solche  hcJb  oder  ganz  entfleischte  Knochengerüste  oder  Todtenköpfe 
vorkommen,  da  stellen  sie  nicht  den  Tod  vor,  sondern  halben  eine 
andere  allegorische  Bedeutung')  und  fruhstens  derselben  Zeit  gehören 
die  ersten  zweifellosen  Spuren  der  erst  seit  dem  XIV,  Jh,  sich  voller 
entwickelnden  Vorstellung  von  dem  Tod  als  Geigenspieler  und  Anführer 
eines  Tanzreigens  an  ( Wdckernagel  in  Haupts  Zeitschr,  IX  310),  vgl. 
Zs.  f.  d.  Gfymnasialw,  34  p.  596  f.  —  auf  den  ,  Junker  8atan\  ,der 
vom  Ausgange  des  XI.  Jh.  an  häufig  ein  lachendes  Gesicht  zeigt  und 
die  RoUe  der  listigen  Person  spieW  {Boskoff  Gesch.  d.  Teufels  I  316) 
passt  ossea  nicht  ganz  —  dem  Gedanken  an  das  frz.  belitre  ,Bettler^ 
(BEW.  II*  p.  219)  widerspricht  das  Adelsprädieat  , dominus*.  — 
Id^  finde  darin  eine  Anspielung  auf  den  gleichzeitigen  Klagedichter 
Blitero  von  Utrecht  {vgl.  JEinl,):  die  Bosshauptgeige  ist  beinern 
und  knöcfiern,  wie  jener,  sei  es  in  setner  äusseren  Erscheinung,  sei 
ts  in  seinem  aUer  Fleischeslust  und  Wdtfreude  abgewandten,  tief- 
traurigen  Gedichte.  1101  facinus  concedit  (vgl.  II  373  und  loa. 
de  lanua  ,Qaidqmd  indomita  cnpiditas  agit,  nt  alteri  noceat,  facinns 
dicitur';  soü  es  einmal  in  lobendem  Sinne  stehen,  so  pflege,  fährt  er 
fort,  dies  durch  den  Zusatz  von  pnlcmm,  preolamm  u.  dgl.  (1019) 
verdeutlicht  zu  werden)  ,die  unsittliche  Ausübung  der  teuflischen  SpieU 
fnannskunst  ermöglicht*.  Wie  streng  fromme  Eiferer  über  die  SpieU 
leute,  die  Messner  des  Satans,  dachten,  lehrt  A.  Schultz  I  412,  427  f., 
Vogt,  SpidUute  p,  23.  1102  2>*  am  Bande  ,Tmde  Cato:  *Exiguum 
nmnus  etc.'  (cnm  dat  tibi  pauper  amicns,  Accipito  placide  et  plene 
landare  memento,   I  20  ed.  Hauihal).  1104  Analogien  zu  dem 

beliebten  Wortspiel  uerbom  —  uerbera  findet  man  bei  Nig.  Spec.  p.  83 
Z.  7,  Prora  441,  MSD.*  XXVII  2. 153,  HUdebert  de  S.  Vincentio  83^ 
im  metrischen  Prolog  des  Policraticus,  WaUher  62,  4  etc.  1105  vgl. 
II 151  f        1106*  ,bezieht  sich  auf  eine  unbekannte  Fabel  \?],  die 


326  Liber  Quintus,  1107  —  1118. 

Lixa  malus  renocans  non  expectare  nolentem 

Dicitur  ignitum  pr^ripuisse  ueru. 
,Frater,  frater',  ait,  ,modicum  expectare  memento! 
1110       Oblitus  plectri  quo  cupis  ire  tui? 

Accipe!  quid  faceres  sine  plectro?'  interque  loquendum 

Candenti  ferro  coUa  humerosque  fodit, 
,Arsque  tibi',  adiecit,  ,iiondum  est  bene  nota  gigandi, 

Cum  cordas  plectro  sumpseris  absque  suo; 
1115  Quam  primum  cuperes  modulari,  nonne  puderet 

Ante  oculos  plectro  te  caruisse  tuo?' 
His  donis  Studium  exagitant:  erratque  pauetque, 

Sicut  in  externis  per  loca  nota  uiis, 


1106  precipuisse  B  1111  uterque  E  loqnd*  :  loqndu  J>, 
der  damit  nur  eine  ihm  deutlichere  Abbreviatur  einsetzte.  1112  Can- 
dendi  E  1114  C!oncordas  :  Cum  cordas  A,  Concordas  B  sampseht : 
sumpseris  B  absque  sono  B  1115  penderet  B  1117  Hinter 
donis  ein  Funct  in  A,  nicht  in  BJDE;  sonst  fehlt  jede  innere  Intery. 
—  errorque  ADE,  erroroque  B  pauorque  ABDE.  Mone  ergänzte 
SU  Studium  ,eundi  uel  fugiendV  (vgl,  1014)  tmd  erklärte  ,error  ä 
pauor  lupo  Studium  eundi  ita  exagitabant,  ut  in  externis  uns  uelvt 
per  loca  nota  fugereV,  nahm  aber  später  (p,  299)  eine  Distichonlüdc 
nach  1117  an;  indessen  zu  exagitant  kann  kaum  jemand  anders  Subject 
sein  als  die  letzten  Geschenkgeber,  und  eine  Lücke  ist  durch  Einleitwu} 
Cap,  II  ausgeschlossen.  Die  Ellipse  von  fit  (vgl.  IV  800)  wäre  hartj 
und  so  darf  ma/n  sich  wohl  zu  der  paläographisch  nicht  ganz  unwahr- 
scheinlichen (zu  Ecbasis  703)  Besserung  entscJdiessen. 


auch  sonst  nur  in  sprichwöHlicher  Bedetisart  für  schnellste  Eile  vor- 
kommt' (RF.  Einl.  p.  94);  eine  ältere  Fasstmg  (ohfie  den  Hahn  als 
Subject)  steht  Prora  368  ,Molliter  iste  legit,  quasi  qui  prunas  pede 
calcat,  Palpat  ut  estiuus  uontus  percurrit  aristas'  (vgl.  Prouerb.  Sah 
VI  28)  y  jüngere  führt  Meusebach  (in  dem  oben  citierten  Briefwedhsd 
p.  182)  aus  Sebastian  Franck  und  Keyserspergs  Arbore  humana  (audi 
BF.  Einl.  p.  94  abgedruckt),  Mone  Anzeiger  III 296  aus  des  letzteren 
Omeis  an;  bekannt  ist  endlich,  dass  Lessing  diese  Wendung  liehtt 
(VIII  167,  X  56  Hempel);  einen  gewagten  Erklärungsversuch  bietä 
Myth.^  I  p.  503  Anm.  2.  1116  ante  oculos,  i.  e.  coram  testibus' 
Bormans. 


über  Quintas,  1119—1140.  327 


Et  non  ante  soi  meminit,  quam  staret,  nbi  nxor 

H^rebat,  medio  corpore  aincta  tenns;  1120 

Extraxit  miseram,  referunt  iurantque  nicissim 

Crimina  Reinardi  morte  pianda  grani, 
Tot  tarnen  offensas  (seit  enim  Reinardos,  nbi  et  qni 

Dioisas)  fertnr  conciliasse  baco.  — 
Erubuit  unlpes  dici  tarn  sQpe  qniisse  1125 

Kanc  falli  gallo,  nunc  iocolante  lapo; 
Senserat  hoc  subito  uocemque  erumpere  promptam 

Cetera  lecjturi  supprimit  ursus  apri. 
Desierat  Bruno,  lausque  astrepit  undique  dictis, 

Tunc  epnlas  alacer  rex  iubet  atque  iocos;  1130 

At  misere  interea  miser  Ysengrimus  in  agro 

Luserat  ac  tnlerat  fercula  dura  satis, 
Usque  profunda  fere  corium  detractus  ad  ossa, 

Regia  dum  linquens  ad  sua  tecta  redit 
Coruigarus  sonipes,  eunuchus  fortis  et  ingens,  1135 

Cemitur  in  ripa  stare  paludis  edens  — 
Qui  paulo  ante  cibum  sumpturus  in  amne  palustri 

Constiterat,  medias  mersus  adusque  iubas; 
Pone  legens  pisces.ibis  sua  crura  uidebat 

Pressa  caballino  sub  pede  posse  parum,  1140 


1120  media  D  iuncta  B  1123  *r  DE  1125  tarnen  B 
1127  hec  DE  1129  Mit  rother  Majuskel  beginnt  D*,  zweizeiliges 
Spaiiutn  mit  Argument  in  E  Desiderat  E  Bruno]  Grimme  toill 
Mane,  aber  der  allseitige  Beifall  der  Versammlung  gilt  nicht  dem  Eber 
als  Vorleser  von  Brunos  Gedicht,  vielmehr  dem  Bären,  weü  er  der 
langen  Vorlesung  ein,  Ende  machte  xvnd  dem  knurrenden  Magen  {ver- 
gleiche 1130)  der  Zuhörer  zu  Hufe  kam,  vgl.  III  927  f,  1C71.  — 
1131  A/  corr.  i)*  •  1135  1*  DE  A  hat  stets  Coruig.,  in  DE  kann 
man  Coruig.  oder  Comig.  lesen,  D*,  der  nur  letzteres  kennt,  ändert  den 
zweideutigen  Buchstaben  im  Texte  hie  und  da  zu  n,  B  hat  folgende 
Abweichungen:  1175  Cor  lugatus,  1183  Conragare,  1217  Conragarus, 
1282,  1293,  1313  Coriugarus  1136  in  ripas  ABDE  1137  palust/* 
corr,  2)*,  der  eine  Abbreviatur  oben  am  t  ausradiei-te. 


1131  uel  miser  zu  misere  D^ 


328  Liber  Quintus,  1141—1160. 


Non  multum  poterat,  sed  credi  posae  uolebat, 

Yim  pellit  cautis  uis  simalata  minis. 
,Coruigare,  hie,  f rater,  densa',  inqait,  ,stamus  in  alaa, 

Non  oculi  hie  possant  obseruare  pedes, 
1145  Est  imperspicuus  gurges,  quisque  ergo  suorum 

Esto  pedum  custos,  en  ego  seruo  meos; 
Ne  tibi  deculcem  talos,  ne  qualibet  artus 

Quasseris,  timeo,  sis  memor  ipse  tui! 
Qui  minus  optat  habere  pedes  quam  perdere,  uotis 
1150       Talibus  hie  aptum  nouerit  esse  uadum. 

Hanc  igitur  mortem  quia  mo  speetante  subisti, 

Grator,  adhuc  spero  tutus  abire  potes; 
Si  miehi  post  tergum  uenisses,  nulla  profeeto 

Reddere  te  sanum  fors  potuisset  agro, 
1155  Dum  potes  ineolumis  meque  hine  insonte  salire, 

(Fuscinulas  SatanQ  porto)  memento  fug^! 
Si  tibi  messuero  coxas  ignarus  et  armos, 

Quid  nisi  dampna  refers  meque  dolere  facis? 
Te  potius  sanum,  ut  uellem,  retinere  nequisse 
1160       Admissum  membris  quam  spoliasse  querar.' 

1166    Demonicos  ungues 


1142  nimis  E  1143  f  DE  1144  obseruare]  obsemare  E, 
cemere  adusque  auf  Rasur  D*  1147  quoslibet  D,  alles  aiMser  q 
von  D*  auf  Basur,  vgl.  612,  1148  Quassetis  B  1151  yBro  mortem 
legendum  moram  t.  e.  paludem'  Borm.  p.  100;  vgl,  hingegen  III  562. 
1152  Gratlf^  1155  hinc  fMt  B  insonte]  i  sompte  B  1156  me- 
mento :  memento  E  1157  et  anuos  B  1158  n]  m  ^  1159  Ne  B 
1160  spoliasse  ABDE]  spoUare  Mone. 

1156  uel '  Demonicos  ungues  D* 


1156  fusclnnla  die  kleine  dreizackige  Oäbel,  die  an  die  Vogelkralle 
erinnert;  Teufelsklau^  nennt  sie  der  Storch  zugleich  darum,  weil  sie 
dem  Gegner  Tod  und  Vernichtung  bringt.  Wie  der  Teufd  überhaupt 
mit  Vogelkrallen  dargestellt  lourde  (Blomherg,  Der  Teufel  ufid  seine 
Gesellen  in  der  bildenden  Kunst  p.  26,  43,  wie  die  Furien  p.  7  und 
Sirenen  p.  9,  Wessely  a.  a.  0.  p.  87 j  89, 101),  so  )iat  liier  insbesondere 
der  Dämon  Ägetnund  dreizehige  Hahnskrallen  (VII  368), 


Liber  Quintas,  1161-1184. 


329 


Tone  madidas  alis  nehementibus  ille  papiros 

Yerberat  et  malto  perlait  imbre  iobas; 
Terretnr  sonipes  nee  deteriora  timetur 

Facturas,  fieri  quam  sibi  posse  timet, 
Mox  nolacri  salta  perlatas  ad  arida,  pedit,  1165 

Yoluitur,  est,  cnrsat,  gandia  mille  fuht  — 
üt  lapas  hunc  uidit,  plagamm  obliuia  fiant, 

Pelle  sua  plaris  censet  adesse  lacram, 
Incipit  omnino  fortun^  ignoscere,  quoqne 

Exita  quoue  inita  est  curia,  tempus  amat,  1170 

Tardius  aut  citias  nollet  pro  pellibos  octo, 

Qaalem  perdiderat,  regis  abisse  domo, 
Tarn  fors  cornipedem  non  inuenisse  renersum 

Quam  mala  nentomm  pr^celerasse  foit 
Corui^arus  uiso  non  cogitat  esse  pauendum,  1175 

Solus  enim  in  solom  sufficiebat  eom; 
iEite  lupom  oicit,  qni  cesserat  ibidis  arti, 

Ars  seit  nolla  nices  artis  in  omne  genas. 
Tnnc  quasi  eonqueritur:  , domine  Ysengrime,  quid  hoe  est? 

Nonne  eueuUatQ  relligionis  eras?  1180 

Quis  tibi  diripuit  uesanus  latro  eucollam? 

Atqne  tibi  est  intro  dempta  cuculla  nimis!' 
,Coniigare,  ex  multis',  ait,  ,o  miehi  eare  diebns! 

Me  ueluti  l^sum  conspieis  atque  doles, 

1162  imbro  t&nm 

1162  iubras  B  1166  ost,  cursat  ABD]  fi  oureat  E,  D*  schreibt 
edo,  es  über  est,  vgl.  edens  1136;  et  cursat  Mane,  1167  *f  fehlt  B, 
rothe  Majuskel  E,  in  D  nachträglich  von  i>;  6 zeiliges  Spatium  mit 
Argument  nach  1166  in  E  1170  Extita  B  1173  oorrupedem  B 
1174  precelerare  D  1175  1"  DE  1176  in  auwadiert  B  1179  hie  B 
1181  Que  B  1183  f  fehlt  Ä,  doch  beginnt  der  Vers  mü  der  bei 
Gruppeneingängen  üblichen  grösseren  Initiale,        1184  lusum  B 

1162  nel  ferum  Über  iubas  ZH 

1161  vgl.  IV  797.  1168  vgl.  341  f  1173  Verbinde  fors 
mit  mala  1174. 


330  Liber  Qointus,  1185-1204. 


1185  Me  nisi  diligeres,  non  te  mea  dampna  mouerent, 

Dampna  sed  h^c  magnos  coDciliauit  honor, 
Non  hQc  insidiis  et  niribas  acta  latronam, 

Sors  melius  cecidit,  quam  cecidisse  putas; 
SQpe  breui  impenso  lucratur  maxima  prudens, 
1190       Grande  breui  nostri  cessit  ntrique  bonum. 
Gesturus  nostri  prQclara  negotia  claustri, 

Legatus  subii  m^nia  regis  ego, 
Interea  nostrQ  rex  ^ger  pellis  egebat, 

Quam  subito  exutam  rege  rogante  dedi; 
1195  Non  fuit  hoc  magni,  donassem  iniussus,  et  omnis 

Curia  cum  magno  rege  petebat  eam! 
Quippe  tuam  noram  michi  te  hie  astare  paratum 

Sponte  dare  atque  illud  proposuisse  diu, 
Sed  deerat,  cur  m^stus  eras,  occasio  dandi, 
1200       Nunc  desiderio  suppetit  hora  tuo: 

Pone  cutem;  reddam,  cum  nostra  recreuerit,  utram 

Malueris;  merces  optio  fito  dat^I 
Et  de  came  tua,  nam  tunc  quoque  crassus  et  ingens 

Sat  remanes,  detur  c^na  pusilla  michi, 


1202  facta  date 


1185  mea]inam  B  (=  mam  oder  utam,  falsche  Auflösung  d^s 
msL  der  Vorlage).  1186  consiliauit  E  1188  Sos  :  Sors  2>  - 

1195  Non  fratri  hie  magni,  donasse  B  1197  moram  B  1199  eras] 
eins  2>  1201  recreanerit  B  1202  cito  E  dare  DE  dat^  sc.  cutis, 
jder  Lohn  für  die  Hergabe  des  Fells  soll  in  dem  Eechte  der  optio 
bestehen*,  vgl.  IV  582;  Mone  sinnlos  merces,  optio  fito!  date!  — 
1203  nunc  DE       1204  remanet  E      puilla  B 


1202  uel  •  facta  date  D* 


1188  vgl.  II  271.  1191  vgl.  IV  551  ff.  1195  et  ,wid  def^ 
noch\  vgl.  zu  III 139.  et  omnis  und  der  folgende  Vers  ist  fast  wört- 
lich wiederholt  aus  III  661  f  1197  vgl  II  431  ff.  1199  cur  =« 
et  ideo.        1200  vgl  302. 


Liber  Qnintos,  1305  —  1230.  331 

Non  hoc  quQro  michi,  ta  mole  iauaris  obesa,  1205 

Ocias  ut  cnrras,  nix  modo  membra  moaes; 
Non  costas  aut  ossa  aelim  tibi  tollere,  paulum 

Cedaram  clones  aendico  pone  popas, 
Efficit  herba  tibi  carnem,  sine  nescar  babnnde, 

Fascicnlo  herbarnm  pars  tibi  dempta  redit  1210 

Non  dico,  quia  te  dnbitem  qn^sita  datnnim, 

Qnin  anidam  dandi  longa  loquela  granat: 
Quem  prins  innentnm  titulis  elegero  tantis, 

Rex  pretinm  pellis  reddidit  ipse  me^, 
Qnasqne  michi  grates  rex  danti  scripsit  et  illi  1215 

Obstanti  dempta  conditione  necem.' 
Comigams  fallax  ,pellem  petis',  inqnit,  ,et  escam, 

Non  snnt  a  sociis  ista  petenda  diu, 
Sponte  sequens  non  est  iniccto  fane  trahendns, 

Esse  queror  tanto  dignus  honore  parum;  1220 


1205  hie  B,  hec  E  1206  Ocius  ubi  cras  B  1207  constas  B 
1208  ,Ein  Stückchen  vom  Fell  (vgl.  Glossar)  nahe  bei  den  feisten 
(D*  glossiert  popas  richtig  durch  pingues,  t'^^  Glossar)  Hinterbacken 
beanspruche  ich  bloss';  die  Änderung  Henschels  (vgl,  DuC.  s,  u.  ccda 
ylege  cadaram,  a  cada,  Aruina')  ist  somit  überflüssig,  1209  tibi 

nachgetragen  D*  habnnde  ziehen  AB  zu  uescar  (in  DE  fehlt  jede 
Inierpunction) ,  wofür  auch  VI  125  spricht,  Mone  zu  1210,  wodurch 
die  conoessive  Beziehung  der  Sätze  verdunkelt  wird:  ,Fress'  ich  auch 
noch  so  reichlich  von  deinem  Schinken,  ein  Bündel  Heu  füllt  die 
Lücke  wieder  aus"*  1210  fescicu  :  fasciculo  D  1213  tantum  ABDE 
scheint  durch  inuentum  veranlasster  Schreibfehler;  titulis  tantis  = 
ad  tantos  titulos,  ad  tantum  honorem  (1220),  elegero  statt  des  obliquen 
elegissem  B  zieht  1218  und  19  zu  folgendem  Verse  zusammen:  Non 
snnt  a  sociis  non  est  iniecto  fune  trahendns. 


1212  Quin  zu  Quemque  verzogen  tmd  nel  Quemque  darüber- 
gesetzt  D* 

1205  vgl.  II  31;  ,  obesa  non  est  crassa,  sed  adesa,  edendo  im- 
minuia'  Borm.  1211  Non  dico  sc,  ea,  quae  1213^1216  sequuntv/r; 
vgl,  II  431  ff.  1215  illi  ist  Subject  zu  danti  wie  zu  obstanti,  michi 
ist  entferntes  Olject  zu  danti;  zu  1216  vgl.  175  f.  1217  f.  vgl.  zu 

I  504,        1219  vgl  III  897. 


332  Liber  Quintus,  1221  —  1240. 


Sed  sine  consilio  nichil  est  prudente  gerendum, 

Hie  tibi  suspeeta  est  undique  turba  canum, 
Nee  dace  te  silnas  ausim  confisus  adire, 

Ut  capias  illic  tatus  ab  hoste  cibum, 
1225  Rapta  caculla  tibi  est,  niroiamqae  Corona  recreuit, 

Te  species  fratrem  nnlla  fuisse  docet. 
Trnncandas  submitte  comas,  redolabo  coronam, 

In  nemus  at  possim  te  dace  tutos  agi; 
Nescio,  si  nosti,  priuatim  tondeo  fratres, 
1230      Pauperis  officii  me  pudet  esse  palam, 
In  talis  aptata  meis  rasoria  porto'  — 

Cui  lapus:  ,hoc  nichil  est,  ne  nisi  nera  refer! 
Nam  quotiens  paulisper  ebent  rasoria,  cantns 

Inuerrens  corio  tonsor  acuta  facit, 
1235  Nnlla  tibi  pendet  corrigia,  detege,  si  qua  estT 

Goruigarus  penem  nudat  aitque:  ,aidel 
Subligar  hoc  acuit  rasoria  nostra,  secantque, 

Aspice!'  ferratos  exhibuitque  pedes. 
Aspicit  ut  ferri  spiras  in  calcibus  hospes 
1240       Qn^que  uetat  dici  cetera  SQpe  pudor, 


1221  pnidentis  agendom 


1221  concüio  BD  1222  Hec  BDE  1224  illis  JE?    — 

1227  Troncandus  E  1228  te  duce]  reduce  B  1229  nasti  B 
1232  1*  I>^  hio  J5  1233  debent  fassoria  B  1236  f  DE 
Coruigarosque  pedem  E  1237  hie  B  1238  AB  und  Mone  schliesscn 
die  Bede  mit  ferratos,  Borm,  mit  Aspice,  fOr  letzteres  gpridU  362  und 
das  Ovidische  Vorbüd,        1239  fratri  B 


1221  prudentis  agendum  t      1231  uel  *  nouacula  Über  rasoria  i>* 


1225  vgl.  I  857,  II  33,  1229  fratres  auch  hier  —  MönO^. 
Dass  die  Geistlichkeit  im  XL  Jh,  das  Basieren  als  ein  Vorrecht  für 
sich  in  Anspruch  nahm  und  gegen  die  wad^sende  Neigung  der  Laien, 
sich  ebenfalls  zu  rasieren,  ankämpfte,  belegt  Seiler  im  Trarbacher 
Progr.  1881  p.  14  Anm.  5;  vgl.  im  Übrigen  A.  Schultz  I  216,  — 
1240  ,8aepe  dici  «==  saepius  repeti,  nominari'  Bormans. 


Li1>er  Qaintas,  1241—1260.  333 


Fallere  comipedem  facili  deliberat  astn: 

,Goniigare,  indoctos  credis  ita  esse  Inpos? 
Sed  suit  ex  duro  crepidas  tibi  sabala  ferro, 

Vis  procul  hinc  sanctos  querere  sicat  ego, 
Estqae  ui^  bacolns,  quod  snbligar  esse  fateris,  1245 

Fallere  me  nuUa  calliditate  potes. 
Qnod  dumm  est,  ostendis,  et  est  corrigia  moUe, 

Hone  bacnlam  uoti  contoor  esse  tai, 
Elapsum  est  ferrum,  coDtemplor  inane  foramen, 

Ferratnm  faerat,  perfice  nota,  miser!  1250 

Tonsai  Corona  michi  satis  est,  fidenter  eamus, 

Qnolibet  optaris,  dax  tibi  fidos  ero.' 
nie  refert:  ,non  nugor,  adest  corrigia  pr^sens 

Et,  si  uis,  capiti  tonsor  et  arma  tno, 
Qnoque  micfai  coriam  quam  fratram  spissius  extat,     1255 

Fratribns  officii  tarn  saper  arte  feror/ 
Postquam  nil  senior  nerbis  profecerat  illis, 

Sermones  alia  condidit  arte  saos: 
,Coruigare  infelix,  esse  hQC  rasoria  dicis, 

Imbannite  quater  qaindeciesqne  Satan?  1260 


1247  mollis 

1258  condUt 


1241  comupedem  A  1243  Sed  =  immo,  vgl,  V 172  C;  Botm. 
vermtethet  Subsuit  oder  Sic  snit  fuit  D  orepitas  B  tibi]  ter  E 
1251  corone  :  Corona  E  1253  f  DE  1255  fratnun]  früm  A, 
fnn  By  frum  :  fratram  D*;  fromen  *  eminens  pars  guttoris  2H  im  Gloss., 
fnimen  ausgeschrieben  E;  man  sieht,  wie  die  Verrücktmg  des  Lang- 
Strichs  zu  dem  irrigen  fnimen  führte.  1256  tarn  B  1257  pro- 
feoerit  2>      istis  B        1259  est  D      rosaria  B 


is 
1247  moll|  corr.  Ih,  der  noch  ael  *  molis  darüberschrieb.    — 

it 
1258  condi;ii  corr.  D^,  der  nel  condidit  daruntersetzte  und  auch  arte 

saos,  anfangs  auf  Basur  {vgl.  zu  379),  dahinter  schrieb.        1259  ael ' 

hoc  esse  noaacala  D^ 


1250  aota  .Wallfahrt'        1254  arma  absicMlich  zweideutig  fßr 
rasoiinm. 


334  Liber  Qnintns ,  1261  — 1272. 


Inter  sacrilegas  lichnis  stolulisque  GehennQ 

Deuouere  tuum  bis  caput  octo  patres! 
Quod  foribus  nostris  onmes  detraxeris  anos, 

Accnsabo  ncfas,  hie  tua  furta  patent.' 
1265  Tonsor  ad  h^c:  ,o  parce  reo,  domine  abba!  quid  horres? 

Es  monachus,  parca  tende  flagella  mann! 
Qui  miser  esse  potest,  miseros  mediocriter  angat, 

Qui  sibi  uult  parci,  parcat  et  ipso  reis; 
Yel  tulimus  lapsum  uel  labi  possnmus  onmes, 
1270       Qnisque  sui,  dum  quem  corripit,  esto  memor! 
Peccaui,  peccasse  piget,  nee  mo  abnego  sontem 

Esse  nee  excnso,  detrahe  farta  miehi! 

1261,  1    Inter  sacrilogos  lichnisque  stolisqne  G^ehenne 
1269  possomus,  ergo 


1261  sacrilegos  rermittliet  Bormans.  Ein  Subst.  sacrilega,  tn> 
collega,  ist  scJüechierdings  nicht  nachzuweisen;  die  Awnahme  eines 
Schreibfehlers  erscheint  hei  dem  überaus  häufigen  Gebrauch  von  sacii- 
legus  wenig  glaublich.  Vielleicht  ist  C.  eur  Verschärfung  seiner  Strafe 
nicht  unter  seine  männlichen  Schuldgenossen,  sondern  in  den  weit 
furchtbareren  Höllenlcerker  der  Tempelräuberinnen  versetzt  worden 
(vgl.  zu  27  f),  die,  da  das  Weib  die  natürliche  Trägerin  des  Glaubens 
istf  eine  härtere  Strafe  treffen  muss.  1262  bis  B  1264  parent  B 
1270  Quosque  E 


OS 

1261   sacrileg  1 1  corr.  D*;   am   Rande   uel  •   Inter  sacrilegos  * 
lignisque  stolisque  gehenne  ZH        1269  possumus '  ergo  i 


1261  Sechzehn  Priester  haben  den  unbekannten  TiMter  in  die 
Hölle  unter  die  Tempelräuberinnen  verwünscht.  Gemeint  ist  die  grosse 
Excommunication:  der  Abt  (den  Bischof  vertretend),  umgeben  von 
15  Presbytern  [bei  Regina  De  synod.  causis  II  c.  413,  wie  nach 
neuerem  Recht  (Kober,  Kirchenbann^  p,  19T)  sind  es  deren  12], 
sämmtlich  mit  dem  Ämtszeichen  der  Stola  bekleidet  (Regina  I  e.  343, 
Du  Gange  ed,  Henschel  VI  p.  379  unter  sub  stola  excommunicare) 
und  brennende  Kerzen  in  der  Hand,  tritt  vor  den  Altar,  die  Sentenz 
(,  Anathematizatum  esse  decemimus,  et  damnatum  cum  diabolo  et  angelis 
eins  et  omnibus  reprobis  in  igne  aeterno  iudicamus'  Regino  II  413) 
wird  verlesen,  die  Kerzen  auf  die  Erde  geworfen  und  ausgelöscht 
(Kober  p.  195  f.).        1267  vgl  Jesus  Sirach  XXVIII  2—5, 


Liber  Quintus,  1273—1296.  335 


Cominns  hnc  propera,  senni  tomb^qae  propinquo, 

In  banno  nereor  flagitüsque  mori, 
Bedo  pedes',  talamqae  lenans  pr^colligit  horam         1275 

Obliqnis  ocnlis,  qnando  ferire  qaeat 
Prensa  calce  pntans  facilem  Ysengrimas  abactn 

nicet  accedit  sicque  sibi  inqnit  oaans: 
,Tre8  male  sustentant  tabulata  qaadrangola  postes, 

Nee  tribas  incedit  firma  qnadriga  rotis/  1280 

Ut  satis  aptatos  stetit  Ysengriinns  ad  ietum, 

Coroigaras  talum  promonet  atque  ferit, 
Si  seit,  qnidqne  ferit:  inedioqae  interaenit  ictn 

Auricalas,  (retro  fanditnr  ille  procul) 
M^nia  non  aliter  quam  iaetns  in  alta  molaris,  1285 

Ofificinmqne  anres  osqne  ocoliqne  negant. 
Talns  eqno  rediit,  sed  spira  in  fronte  remansit, 

Os  penetrant  clani,  spira  retenta  sedet, 
Nee  transire  potest  nisi  quatenns  acta  uolando, 

IIIqso  formam  presserat  osse  suam,  1290 

Namque  relecta  soper  ferram  membrana  coibat 

Yix  ocnlo  plagQ  percipiente  locam. 
Coraigams  monacbum  ferro  feliciter  ietum 

Aspiciens  dulci  uoce  ioeatnr  onans: 
,Unum,  frater,  habes,  hunc  offer  fratribus  anum,        1295 

Vester  an  extiterit,  consulo  quasque  fores; 


1273  hec  B  prepara  E  senni  :  semii  2>*,  er  woUte  senii 
ändern,  denn  im  Glossar  steht:  ,102  seuio  *  insanire',  und  senio 
kommt  auf  dem  Blatte  {1295 — 1346)  sonst  nicht  vor  tuinbe  (-que) 
auf  Easur  Ä  1274  I/n  bannl  corr.  D*  flagiisque  B  1277  fateile  B 
ab  acta  DE  1278  Illicit  DE  1279  tabnlata]  tabulta  P,  qnadrata  l 
1288  calni  B  1291  relicta  E  1294  ioculatur  A  1295  Unum  : 
"Ctnim  D* 


1276  vgl  I  67,  VI  349.  1283»  ^womöglich  schlägt  er  alles*, 
aber  leider  kann  der  Huf  nur  einen  Theil  des  feindlichen  Körpers 
treffen;  zu  dem  Bau  von  1283--1286  vgl,  875—878.  1285  vgl. 

II  565  f.  1289  ff.  transire  sc.  per  membranam  et  equo  redire, 

relecta  .abgestreifV  wie  III  951. 


336  Liber  QuintoB,  1297-1822. 


Si  sublatus  ibi  fait  faic,  mea  prata  reuise, 

Substituam  socios,  fixus  ubi  iste  modo  est. 
Surge,  quid  expectas?*  (immotus  namque  iacebat) 
1300       ,In  capite  est,  palpa,  circalus  h^ret  ibi, 
Inuenies  in  fronte  tua,  quod  qa^ris  in  herba, 

Cam  gradiere,  caae  ne  cadat,  h^ret  adhuc, 
Figere,  da  neniam,  potai  non  firmius  illum, 

Perge,  tuis  nostrum  fratribns  infer  aue!' 
1305  Denique  paulatim  motis  prorepere  membris 

Cum  crebro  gemitu  nititur  ille  miser; 
,Eia,  care  comes,  modo  Romaml  quodque  sigillum 

Fronte  tua  fixum  est,  effice  papa  legat. 
Die  papQ,  quia  Coruigarus,  qui  uescitur  berbis, 
1310       Cum  Bomam  peteres,  hoc  heremita  dedit. 
Tutus  eris,  me  pontifices,  me  papa  ueretur, 

Nominis  et  uit^  conditione  meQ: 
Coruigarus  dicor,  sie  nullus  papa  uocatur, 

Papa  quis  est  herbas?  est  cibus  herba  michi, 
1315  Plus  me  papa  potest,  sed  sedis  iure  beatQ, 

Sed  merui  uita  nomineque  esse  prior. 
Idque  sigilla  notant,  etenim  sunt  plumbea  papQ, 

Cerea  pontificum,  ferrea  nostra  quidem; 
Quam  ferro  plumbum,  quam  plumbo  cera  rigore, 
1320       Tam  pr^sul  pap^,  tam  micbi  papa  subost, 
Protinus  ergo,  simul  spectarit  papa  sigillum 

Coruigari,  claustro  restituere  tuo!* 


'  1297  bec  E  1302  ad  hec  B  1303  Mdere  E  1306  crebo  D 
1309  Sic  E  quia]  quod  B  1310  peteris  hie  B  1311  ue"'" 
corr,  D*  (uer  D)  das  dieser  so  erklärt:  timentur  a  me  •  quasi  dicat  *  ego 
eos  timeo.  1313  *f  E  1316  Borm,  will  At  lesen;  vgl  zu  II  30. 
1319  plumbum  cera  B 


1313  vgl.  VII  372  f.  1317  Allerdings  waren  die  Siegel  der 
Päpste  nur  aus  Blei,  die  der  Bischöfe  aus  Wachs,  wenigstens  die  der 
dsa^pinischen;  bei  transalpinischen  kommen  auch  bleierne  Siegel  vor. 


Liber   Sextus. 


lalibns  expletis  sano  gaaisa  tyranno 

Curia  dispersa  est,  ad  saa  quisque  redit; 
Transibat  Reinardus,  abi  Ysengrimus  adempta 

Pelle  parom  gaudens  et  capat  ictus  erat, 
Sed  nimium  muscas  ^gnim  pietate  parantes  5 

Visere  concussis  dentibus  ire  rogans, 
Quorum  exauditur  longe  collisio,  tamquam 

Lanilegus  pecten  pectine  crebra  sonans. 
Ictibus  auditis  Reinardus  clamitat  alte: 

, Regia  quis  socius  robora  c^dit  ibi?  10 

Quis,  domine,  es,  c^sor,  qui  sie,  nisi  me  ante  rogasses 

C^dendi  ueniam,  regia  ligna  secas? 


abit 


A  rückt  1 — 4  ein,  die  Beischirift  liber  VI  und  die  nicht  rubri- 
cierte  Initiale  T  ist  weder  vom  Teoctschreiber  noch  vom  Rubricator, 
sondern  von  einer  späteren  Hand,  vermuthlidi  A^;  B  beginnt  ohne 
Buchangabe  und  Spatium  mü  grosser  roth  und  blau  ausgefuhi-ter 
Initiale;  DE  haben  Spatium  (jener  ei/n-,  dieser  dreizeilig)  mit  der 
Rubrik  Incdpit  quartus  liber  und  rothe  Majuskel.  3  reynardus  am 
Rande  nachgetr.  D;  D*  radierte  ubi  aus  %md  setzte  ibi  hinter  reynardus 
5  parentes  B  Mone  wiU  entweder  vor  5  eine  Lücke  annehmen  oder 
Qoi  —  rogat  ändern,  weü  er  den  Zusammenhang  (fOber  trotz  seiner 
Wunden  und  Schmerzen  alle  theünehmenden  Pflegerinnen  zurückwies') 
nicht  versteht;  erat  =^  uersäbatur,  zu  der  Participienhäufung  vgl.  354 ff., 
II  5 — 6.  8  Lanibegus  E  pesten  :  pecten  B  creb'ff  corr.  2>* 
10  robora]  roborat  B,  regia  E       11  cesar  cesor  B 

4  uel  abit  D* 


5  vgl.  Reg.  S.  Bened.  IV  n.  16,  Eclus.  VII 39,  Matth.  XXV  36. 

Voigt,  Tsengrimas.  22 


338  Liber  Sextus,  18—88. 


Defensore  pntas  siluam,  uesane,  uacantem, 

Cum  Sit  tntelQ  credita  Bilua  meQ?' 
15  Ysengrimas  item  feriens  horrebat,  at  ille: 

,Et  qois  bannitam  cQdit  itemque  nemus? 
Qoisqais  es,  hie  linques  dolabram,  nisi  ordere  cesses, 

Si  som  silaituas  regis,  ut  esse  puto; 
Cum  sua  uillani  pacare  salicta  sinantor, 
20       Cor  requiem  lucus  regis  habere  nequit? 

Tam  cane,  ne  exilem  niolaueris  amodo  brancam, 

Quam,  tecum  nt  redeat  tuta  securis,  amas!' 
Taliter  irritat,  donec  prope  constitit  illum; 

,Hiccine,  noster',  ait,  ,patrae  dulcis,  ades? 
25  Saccisam  siluas  aliquem  uenisse  putabam, 

Da  aeniam,  ignarus  noxia  uerba  dedi!' 
Ysengrimus  hämo  poterat  consorgere  necdam, 

Sed  quod  non  poterat  uiribas,  arte  parat; 
,Hac,  cognate,  ueni!  siluam  sub  rege  tueris, 
30       Tu  meus  es  sanguis,  ne  uereare,  ueni! 
Ignosco  spolium  pellis,  seruire  tyranno 

Te  decuit,  regi,  non  tibi,  triste  uelim, 
Hinc  succido  nemus,  c^sori  tolle  securim. 

Regia  ne  officium  transferat  ira  tuum!* 
35  ,Appropiare  tibi  non  possum,  patrue  dulcis, 

Tam  doleo  trabeQ  perditione  tuQ; 
.Cur  sine  pelle  tua  tot  amicis  fultus  abisti? 

Nam  quicumque  mei,  nonne  fuere  tui? 


16  nt  ante 


15  fertens  B  17  linquens  B  23  Mofie  interpungiert  vor 
ülum,  die  Hss,  nicht  24  ait]  soit  B  dulces  :  dulcis  E  27  'f  DE 
potuit  B  32  docuit  B  33  succide  DE  securf  corr,  2>*,  secur- 
mn  B       37  Cursum  B  (Vorlage  Curm). 


15  uel '  ut  ante  D^ 


16  Über  die  königlichen  Bannwälder  vgl,  Myth,^  I  p,  59. 


Liber  Sextos,  39-62.  339 


Sed  malus  hoc  fecit  losepb  tibi,  pendat  acerbe, 

Hie  modo  bis  sena  prole  saperbos  onat,  40 

Si  quid  adhnc  nirtatis  habes,  profidscere  mecam, 

Reddat  pro  corio  seqne  saosqae  tao; 
Nee  tenebrQ  metuantur,  babes  in  nertice  lanam, 

Hqc  nobis  rectum  pr^oia  pandet  iter, 
Si  tridaana  foisset  adhuc,  iam  plena  coiret,  45 

Aut  triduum  rediit,  post  abi  plena  foit.' 
Hanc  lupos  ad  nocem  rediuino  robore  sorgit, 

Ignoscit  nulpi,  mitia  aerba  refert, 
Coruigari  totam  detexit  in  ordine  fraudem, 

Mox  stabolom  losepb  nil  metuentis  adit.  50 

(PrQdocoit  anlpes  neruecem  regis  in  anla, 

Fallere  qua  posset  calliditate  lapom) 
,Patnie,  pone  minas  et  pr^blandire  parmnper, 

Qni  simolat  pacem,  certiQS  ense  ferit; 
Ne  subito  effugiant,  patrem  natosque  salutaT  55 

,Pax  uobis,  fratres!  hie  bonus  hospes  adest, 
Quem  totiens  optastis,  adest,  procedite  iQti!' 

,Quis  nobis  pacem  tempore  clamat  in  hoc? 
Pace  precor  careat,  qui  debuit  obdere  caulam! 

Non  michi  clamata  pace  opus  esse  reor,  60 

Rus  habito,  numquid  silualem  debeo  censum? 

Hinc  procul  indictor  f^deris  huius  eatT 


39  Si  BE  pendet  B  40  Sic  ^  bissena  B  prose  B 
41  ad  hec  B  proficere  B  42  Reddat  ABB]  Reddet  B  und  Mone, 
44  HTi"  E  45  ad  hec  B  47  *r  BE,  nachher  1"  in  B  nd>en  51,  57, 
59,  61,  64,  in  E  wben  58  und  63.  48  uitia  B  49  Cor  lugaret  B 
50  metuend"'  corr,  B*,  d  ist  aus  t  verzogen,  53  *f  fehU  BE  tolle 
minas  B       54  furit  E       61  nonquid  B      deb^f  corr.  B* 


43  lunam  nichl  die  Glatze,  sondern  das  Hufeisen,  letzteres  ist 
an  einer  Steüe  offen,  wie  der  Mond  drei  Tage  vor  (45)  oder  nach  (46) 
dem  Vollmond;  vgl.  Metam,  VII  179  Tres  aberant  noctes,  ut  comua 
tota  coirent  Efficerentque  orbem.        56  vgl.  zu  II  99,  IV  141. 

22* 


340  über  SeztoB,  68—88. 


,Hqc,  frater,  michi  nerba  subintendisse  nideris.' 
,Nil  ego,  domne,  tibi'prQter  honesta  loqaar; 
65  Quilibet  externas,  qai  nobis  profore  nollet, 
Clam  potuit  nostras  insiluisse  fores.' 
,Et  quid,  amice,  putas?  potuitne  externior  hospes 

Deteriorque  tnos  ullus  inisse  lares?' 
,Care  pater,  potuit,  si  non  michi  nequior  optas 
70       Esse,  tuus  genitor  quam  fdit  ante  meo.' 
,Nec  melior  nee  peior  ero;  si  comiter  illad, 

Qaicqoid  erit,  tuleris,  scis  bene  ferre  iocom; 
lugera  nunc  solues,  quot  sum  tibi  mensas,  ego  istos 
Tres  quater  nsoram,  te  capitale  peto, 
75  Ergo  minas  omnes  laxatQ  redde  crumenQ!' 
, Mallem  uiUano  quam  eibus  esse  tibi? 
Nil  michi  sine  meis  contingat  tristios  agnis, 
Yix  michi  tarn  rebar  ueUe  faaere  deam. 
Si  me  dumtaxat  totom  consnmere  posses! 
80      Sed  polus  aarora  progrediente  ruhet, 
Hie  homines  Oriente  die  patiere  canesque, 

Si  petimus  siluas,  stirps  nocitura  tua  est; 
Est  opus  arte  nona,  pars  nostri  corporis  opto 
Nulla  tibi  pereat,  fac  mea  dicta,  sapis: 
85  Ad  terram  reside  retroque  innitere  posti, 

Atque  bene  impressos  in  scrobe  fige  pedes, 
Inde  michi  tota  protende  uoragine  fauces, 
Quam  late  ualeas  pandere  labra,  nide! 


73  quota 


63  1"  fehlt  D  64  loquor  A  67  «T  fehU  B  70  Über  meo 
R<i8ur  in  D,  D^  setzt  ein  Komma  vor  meo  und  erklärt  es  durch  recedo. 
72  eris  tulerit  B  sis  D  73  nee  B  quod  :  quot  A,  quod  B, 
quota  CDE  75  *r  ABCBE  hucare  C  camene  auf  Baswr  D*, 
im  Glossa/r  steht  mit  entsprechender  Blaitnummer  ,105  crumena  *  buisa'. 
80  plus  B       84  sat  C       88  Qua  JS 

64  ff.  vgl.  IV  208  ff. 


Libor  SextoB,  89—112.  341 


Romor  nbiqne  refert,  quam  sis  Bernardos  hiandi, 

Nunc  parebit,  utnim  noris  hiare  bene.  90 

Integer  ingenti  ferar  in  tna  niscera  salto, 

BncceUam  talem  fors  tibi  nnlla  dedit, 
Nil  formido  nisi  in  stomacbos  discnrrere  plores, 

Hiscere  si  nosti,  deprecor  bisce  scmel! 
Si  bene  laxaris  bnccam  michi,  fdnditas  intro,  95 

Hoc  tibi  consiliam  proderit  atque  michi, 
Tone  non  soUicitabor,  abi  sapcrantia  condam, 

Cancellosqne  uteri  qnosqae  replebo  tni!' 
Imprimit  ille  pedes  scrobibus  postique  retrorsum 

Appodiat,  fomo  lazins  ora  patent,  100 

Impete  si  recto  uemex  in  labra  misset, 

Intrasset  medio  gnttnra  nentre  tenns; 
Assilit  ergo  bestem  snblatis  comibns  alte, 

Fixeront  supemm  comna  bina  labrnm, 
Bina  canas  nares,  frontem  dno,  bina  palatnm,  105 

Excntitor  senior  sensibns  atqne  loco. 
Conqneritor  loseph:  ,  domine  Ysengrime,  rogaram, 

Firmiter  nt  stares,  tamqne  repente  cadis? 
Ant  cadis  aut  titnbas,  sta  firmiter,  esca  parata  est, 

Ycscere  constanter,  ceme,  diescit  enim;  110 

Sex  onibos  qnondam  somptis  illectns  ad  esum 

Et  plus  dimidio  nentris  inanis  eras, 


89  bene  goBrns 

111  iUeeiie 


89  qnod  B        90  T  ^         92  Buccellem  B        95  intus  E 
96  concilium  CD        97  qnondam  B        99  scobibns  E       103  1"  CD 

105  cana  E     107  «f  DE    rogari  corr.  J>     110  came  E    111  snptis  C 


89  Über  bemardns  setzt  D^  die  Glosse  uemex  und  die  Variation 
nel  bene  gnarus        111  uel  illesus  D^ 

100  vgl  BF,  Einl  p,  93,  104  f.  vgl  zu  IV  611.  111  ,d)en 
nur,  wie  durch  eine  appetiterregende  Vorspeise,  gereizt  zur  eigentlichen 
MaMeeit',  wie  oben  durch  die  Krapfen, 


342  Liber  SextoB,  113—134. 


Yix  libata  tibi  hie  ona  est,  effQtos  abisti, 

Plus  quam  dimidius  resto  superstes  adhnc. 
115  Nunc  fugis,  ut  dantur  tibi  fercnla  prima;  cibusne 

Mouerit,  ignoro,  t^dia  sisne  satur, 
Hoe  sapit  ante  diem  caro  ueruecina,  redibis 

Vespere,  quid  sapiat  tunc  quoque,  nosse  dabo, 
Efficiam,  ne  non  toto  scribatur  in  erbe, 
120       Perlepide  ludum  me  didicisse  pati. 

Siue  satur  sine  insipidam  pertQsus  es  escam, 

Nolo  michi  parcas,  do  satis  atque  super, 
Scrabonis  uetuli  penna  paganior  essem, 

TantillQ  ueUem-si  dapis  esse  tenax; 
125  Die  patruo,  Reinarde,  tuo,  uescatur  habunde.' 

Namque  aderat  uulpes,  festa  cupita  gerens. 
, Grates,  frater,  habe!  satur  est,  dormire  sinatur, 

Nil  audit,  dextro  poplite  (dormit)  abü' 
His  dictis  abiit  loseph  comitantibus  agnis; 
130       Ut  potuit  demum,  repsit  et  ille  domum, 
Et  donec  misero  uirtus  coriumque  recrerunt, 

NuUorsum  a  propria  prodiit  Qde  foras. 
Conualuisse  lupum  fama  perhibente  renidet 

Yulpes,  ut  nitido  noctua  furua  die. 


113  s  T  J3  effectus  BE  114  ad  hec  B  115  cibus  ye  E 
116  fisne  CDE  117  Sic  CDS  118  nosce  CDE  120  lurduin  B 
121  Über  pertesus  seiet  D*  percensus.  123  Serabonis  B  125  "f  ÄBCBE 
127  f  AD  frater  nachgetrtigen  D^,  am  Bunde  scheint  fr  ausradiert, 
vgl.  zu  I  973.  128  A  interpungiert  nur  vor  dormit,  BE  hat  tor 
und  hinter  diesem  Worte  einen  Punct,  CD  interpung.  vor  dextro  und 
vor  dormit,  Mone  folgt  BE;  dass  aber  dextro  poplite  zu  abi  gehört, 
lehrt  IV  499,  Aeneis  VIII  302  popilite  B  129  1"  fehU  C  - 
Nach  132  nur  in  E  (dreizeüiges)  Spatium,  133  lässt  nur  ZM  mi 
rother  Majuskel  heginnen.  133  *{  in  B  schon  neben  132.  133  pro- 
hibente  E       lU  et  E 


123  uel  •  uituü  D* 


123  vgl  V  1099  u.  GL      125  vgl  II  609  ff.      129*  -=  /  443'- 


über  Sextos,  136  —  154.  343 


Tnnc  tendit  laqaeos  ad  callida  nota  nalentes,  135 

Robore  diflfidens  fraade  capescit  opem; 
Difificilem  neniam  scelerum  ratns  esse  priorom, 

Tertia  disponit  prQnocitnra  lapo. 
Non  dabitat  recto  pr^pendere  lacra  leonem 

Et  leuiter  motam,  quo  uocat  ira,  sequi,  140 

Scitque  lupum  nescire  inter  duo  dura  petendum, 

Unde  Sit  eniti  pronius,  esse  magis; 
SQpe  malum  sapiens  fert  pro  peiore  fugando, 

Stulti  nana  timent  inque  timenda  ruunt. 
Esuriens  ibat  raptum  leo,  cautus  eunti  145 

Obuiat  hospes,  humi  stratus  adorat  eum. 
,Rex  domine,  obnixe  tuus  Tsengrimus,  ut  illuc 

Pransnros  uenias  neue  morere,  rogat, 
Expectaris  enim.'  facilis  leo  paruit,  itur, 

Cominus  accedunt,  ostia  clausa  uident  150 

,Patrae,  nonne  semel  saltem  tua  uota  peregi? 

Nunc  saltem  grates  promeruisse  sinar? 
Per  me  parta  tibi  est  h^c  gloria,  forsan  honore 

Yiz  isto  gaudes,  tarn  sapis  usque  parum; 


138  Tempora 


135  Nunc  C  136  capessit  ÄCDi  138  Tercia  Ä,  Teroia 
oder  Tertia  5,  Tempora  CBE  [eine  auf  IV  986,  V  12r5  sich  stützende 
Änderung),  retia  vermutket  Mone;  vgl.  Glossar.  140  Gegen  Mones 
Vorschlag  uocet  oder  ferat  vgl.  zu  I  954  und  Metamorph,  V  668. 

141  Scique  C       iter  ÄBCDE,  von  A^  und  D*  zu  inter  gebessert. 

142  empti  promus  esse  magister  B  eniti :  euiti  mit  Glosse  uitari  D^ 
145  *f  fehlt  hier  und  151  B  148  Prensuras  B  151,  152  Das 
Fragezeichen  am  Schluss  fehlt  in  aUen  Hss.        153  gl'a]  regl'a  B 


136  vgl.  28.  141  f.  Bas  römische  Sprichwort  ,6z  malis  eügere 
minima'  Oic.  de  offic.  III 1,  Büchmann^^  p.  266,  ebenso  Zacher,  alt- 
franz.  Sprichw.  n.  199  {Zs.  XI 136).  143  vgl.  Zacher  n.  198,  Änon. 
Neuel.  XXII  6,  Brundlus  150.  144  vgl  IV  853.  146  bospes 
cautus  vielleicht  mit  Beziehung  auf  die  in  III  geleisteten  Dienste.  — 
149»  =  V  15ö\ 


344  Liber  Sextns,  155—178. 


155  Exultes,  tristeris,  adest,  qaod  sQpe  petisti, 

Progredere,  aduentum  suscipe  regis  ouans! 
Rex  tuas  hospes  adest,  tuus  hospes!  nunccine  nosti 

Me  fanisse  tibi?  rex  tuus  hospes  adest! 
Ergo  epulnm  accelera,  quod  heri  te  rege  datomm 
160       Hospite  iactabas,  rex  properare  cupit' 

His  senior  uerbis  stupet  erampitque  probatom, 

H^ccine  Reinardas  dixerit  anne  Satan; 
Viso  rege  silens  trepidat,  detracta  recresse 
Conqneritar,  mrsam  tergora  danda  timens. 
165  ,Patrae,  mandatus  rex  ad  tua  prandia  aenit, 
Ipse  petitus  adit,  non  tua  dona  petens, 
Et  promissa  negas?  nobiscum  mra  reqnire, 

Nil  tibi  promisit  rex  epalnmque  dabit. 
Inueni  oitnlam,  sed  ais  abdacere  anenti 
170       Defuit,  et  regem  pr^pedit  ecce  pudor; 

Tu  medius  nostri,  ta  fortis  et  absqae  pudore, 

Corramus!  nemori  mra  propinqua  sedent, 
Tn  deductor  eris  prQd^,  rex  tutor,  ego  index, 
Et  fore  communem  rex  patietor  eam.' 
175  Ynlpe  loquente  leo  retieet,  non  antea  pontem, 
Quam  capras  habeat,  pr^fabricare  uolens; 
Mens  aliter  nersat,  fortnna  dante  innencam 
Non  dnbitant  uolpes  et  leo,  cuia  foret. 


171   Tu  melins  nosti 


155  tristaris  B  adhuQ  adest  C  163  recesse  B  165  "f  fehlt  C 
167  Das  Fragezeichen  fehU  in  den  Hss.  169  lueni  C  171  melins  BCDE 
nosti  CDE  tu  fehlt  B  sortis  B  173  detuctor  B  175  silet  CDE 
177  iuuencam  fehlt  B       178  leo  cuia]  leotina  C 


177  Mens  alacer  uersat  fortuna  dante  iuuentam  i 


170  toeü  Both  die  Farbe  der  Scham  ist,  vgl  Bufanus  und  216. 
175  f.  Anspielung  auf  das  alte  Sprichwort  ,Fontis  erit  soUers  aliquis 
cur  ante  capellas?'  (Prora  US).        177*  =  I  882^, 


über  Sextttß,  179—200.  345 

Annait  YseDgrimas,  ennt,  reperitar,  abitque 

In  nemns  aireptis  bacula  docta  toris;  180 

Ut  tenuere  locum,  quem  rex  prQceperat  escis, 

Tnnc  patait,  qaaoti  sit  sapnisse,  palam. 
Bos  cadere  est  morsu,  non  uerbo,  inssa  caditqae, 

Non  moriens  aosa  est  dicere  ,do1o  mori', 
At  lapus  insipiens,  nix  rege  rogante,  qnis  illam  185 

Dinideret  recte,  ,partiar',  inqnlt,  ,ego'. 
(Tarn  prQceps  fatnns  qnam  non  est  gnaros  agendi, 

Expectat  sapiens,  dam  sapienter  agat) 
,Ergo  partifica,  domine  Tsengrime,  decenter!' 

,Partiar  egregie,  rex  here,  nonne  leges?'  190 

Assilit  ergo  bonem,  semota  est,  membra  tripertit, 

Partibns  ^qnatis  inspicit  acre  leo; 
,Tsengrime,  pntas,  est  bos  diuisa  facete?' 

,Rex,  bene  dinisa  est  et  sine  fraude,  probaT 
,Experiar  pancis,  an  sit  dinisa  perite,  195 

Si  bene  dinisa  est,  utile  dico  tibi; 
Pars  b^c  prima  triam  cuia  est?'  ,taa,  maxime  mi  rex', 

,Et  cnins  media  est?'  ,rex,  ego  somo  michi  hanc', 
(Rector  adhac  sed  nix  inscissa  bile  tacebat) 

,  Tertia  pars  cninam  cedat,  amice,  iabes?'  200 


183  Hos  B      186  Mone  zieht  recte  ztir  Wolfsantwort,  vgl.  aber 

das  Folgende.        187  est  (S)  nachgetragen  A,  non  engnams  B    — 

spect  ^ 

188  Ex  1*1 1 1  at  corr.  D*       agit  i        189  *{  CBE       parfica  B    — 

191  semota  est  ABCD  ,m  Nu  ist  sie  todt\  semotaque  zweiwortig  E 

193  bos  est  JB      facere  B       194  fft]  fei  .B        197  cuia]  toa  C    — 

maxima  B       199  ad  hec  BE     inscisa  CD      vile  C      200  cedet  B 


188  vgl.  Prouerb.  Sdl.  XXIX  11.  190  leges  i.  e.  eliges,  der 
König  kann  sich  seinen  Theü  nach  Beliehen  auswählen  und  wird 
natürlich  das  Beste  nehmen;  aber  der  Lowe  f&gt  zu  der  ersten  Klug- 
heitsprobe die  zweite:  er  verzichtet  auf  das  Becht  der  Vorwahl  und 
macht  hier,  wie  266  f.,  den  Theiler  auch  zum  Zuweiser  der  Theüe, 
199  Über  tacebat  vgl.  Glossar. 


346  Liber  Sextus,   201  —  220. 


,ReiDardo  nulpi  ;  rabies  tunc  tota  moaetnr, 

Nee  motis  animis  imperat  ille  diu, 
A  scapulis  pellem  eaudatenus  ezcutit  illi; 

,Qai,  patrine,  dein?  partificata  bene  est?' 
205  Territus  Ule  fere  retro  salit  atque  seorsum 

Coctana  aendentis  more  resedit  anas, 
Oblitasqae  snam  partem,  indignatus  an  ira 

Nescio,  si  meminit  sumere,  liqait  ibi. 
,Patrue,  nunc  claret,  quanto  consttescat  honore 
210       Aula  secntores  glorificare  suos, 

Seraiit  ante  ursus,  modo  rex  tibi,  parce  fauenti, 

Gratulor  auspiciis  inuideoqae  tuisl 
Quod  si  me  pateris  uerum  tibi  dicere,  rector, 

Hunc  padet  officium  sustinuisse  tuum, 
215  Non  potuit  coram  primatibus  absque  ministro 

Exuuias  alba  ponere  fronte  snas; 
Hoc  fortuna  loco  nos  tres  dumtaxat  adegit, 

Rexque  licet  consors  tu  quasi  noster  ades, 
Hie,  sua  si  placitura  tibi  uelamina  nosset, 
220       Ipsemet  iniussus  depositurus  erat.' 


216  abba  ponere  sponte 


201  *r  ^  rapies  E  204  Qui  :  Quid  D*  dem  auf  Baswr  J> 
(dein  oder  dem) ,  patrinedem  E  205  retrosalit  ACD,  vgh  III  559, 
206  Octana  B  210  fehlt  B  211  an  £  214  sostinusse  C 
216  abba  ponere  sponte  CDE,  über  sponte  D*  fronte,  wovor  D*  ud 
setzt,        219  p.  si  B       noscet  B 

204  t^f^(i^  äicU  uulpes,  ut  patet  e  uersu  209'  Mone,  aber  geradt 
aus  dem  Gegensatz  der  ironisch -schmeichelhaflen  Bede  209  ff ,  mu  dem 
in  204  angeschlagenen  Tone  schneidigen  Vortour fs  ergibt  sich,  dass 
Grimm  {EF,  EifU,  p,  29)  diesen  Vers  mit  Becht  dem  Löwen  zuweist 
206  ftvie  ein  Quitten  verkaufendes  Hökerioeib';  vgl,  Glossar.  Quitten- 
bäume  zog  Karl  der  Grosse  in  seinen  Gärten  {Weinhold  p.  32S); 
Quitten  wurden  beim  Nachtisch  herumgereicht  (Eebasis  179,  971  {1025), 
A,  Schultz  I  292);  flandrische  Quittenzucht  bezeugt  auch  Sander  Flan- 
dria  illust.  I  p.  9.  211  vgl  III  945  ff,  212  vgl  III  909  f.  — 
215  vgl  III  870  ff. 


Liber  Sextas,  221-244.  347 


,Me  prior  hie,  Reinarde,  tuas  nestire  aolebat, 

Qualiter  expediit  non  tolerare  michi, 
Sero  fere  sensi,  sensi  tarnen;  ipse  Incelli 

Si  quid  habet,  barsQ  condat  in  ore  suq! 
Me,  cui  uolt,  inbet  esse  parem,  coniudico,  qnidni?     225 

Solus  ego  hie,  qoid  rex?  nnos  nt  nnns  agit' 
,Anne  tibi  extemo  potios,  rex  docte,  faaere 

Quam  consangaineo  deboit  atqae  sibi? 
Deniqne  nesdo  qnQ  perpessam  incommoda  iactas, 

Ferre  potes  grates,  onde  tibi  ira  placet;  230 

Ominis  iUe  boni  credit  nestire  snperbum 

Indunüs  regem  bis  memisse  snis, 
Vera  tarnen  dicam,  nisi  mitis  sontibns  esses, 

Pendere  prQsumptns  debnit  acta  sni.' 
,Ysengrimns,  ut  est,  partitnr  et  eligit,  nt  nnlt;  235 

Hoccine  tu  saltem  participare  potes?' 
,I>iuidere  ignoro,  nuUns  mea  f^dera  curat, 

QuQque  acquiro,  mei  soiius  esse  solent; 
Tu  solus  nitulam,  prout  ad  me  spectat,  habeto, 

Offensam  patmi  nolo  mouere  mei.'  240 

,Improbe,  rex  ego  sum  natus  punire  i*apaces, 

Suggeris,  ut  michimet  iura  aliena  petam? 
Perdita  conciHem  potius,  quam  dicar  inique 

Eripere  extemas  et  uiolenter  opes! 


221  uestite  :  nestire  C  solebat  C  222  talerare  C  225  iubem  C 
226  hc  :  hie  .B  qui  B  i  hat  den  Vers  in  der  Fassung:  Quid  rex 
solus  nnus  ut  unus  agit.  227  f  fehlt  B  docta  :  docte  B  228  cum 
sanguineo  A  230  2>  hat  am  Schlüsse  ein  Fragezeichen,  aber  der 
Sinn  ist  ,eine  Gnade  ist  das,  was  du  als  Strafe  bezeichnest'  — 
233  nisi]  non  B  fontibns  B  234  presumptis  B  acta  aufBasur  Ih, 
vgl.  zu  I  973.  235  1"  fMt  CDE  236  partifioare  B  Hoc  sine  B 
237  "(wurinA  238  me/  E  240  1"  ausradiert  D  241  1"  fehU  D 
243  consiliem  E      iniqs  (=  inique)  BE 

226  Solus  «»  u/nus,  nur  eine  Nummer,  nur  einer  von  drei 
Gleichen. 


348  Liber  Sextns,  246—274. 

245  Dinide,  communis  pr^da  est,  nil  nendico  sane, 

PrQter  qnod  merito  dixeris  esse  menm.' 
,Incidit  ammissnm  patraus  mens  atqne  Inendi 

Estimat  enentnm,  partiar  ergo  iubes? 
Qnicqnid  nis,  facito;  qnoadusqne  ignoneris  Uli, 
250       Qnod  male  dinisit,  partificabo  nichil.' 
,Omne  nefas  Uli  pariter  p^namqne  remitto, 

Et  tibi  do  neniam,  dinide,  sicnt  anes.' 
Tunc  itidem  ternos  Qqnans  Reinardns  acernos 

Constitnit,  sed  non  ntilitate  pares: 
255  Pingnibns  ex  frustis  spissisqne  et  pQne  sine  osse 

Portio  prima  aliis  plnris  ntrisqne  nalet, 
Crassaqne  non  adeo,  qnamqnam  camosa,  secnnda  est, 

Est  ossosa  pamm  tertia  camis  habens; 
Tresqne  pedes  dcmnm  perfectis  partibns  addens, 
260       Seposnit  qnartnm  partibns  ille  procnl. 
,Qualiter  intendas,  dnbito,  sed  dinidis  apte, 

Quem  cninsqnc  nelis  nescio  partis  hernm; 
Mntabisne  aliquid?  nis  quid  cni  demere  parti? 

Addereue?  an,  qnales  esse  nidentnr,  erunt?' 
265  ,Xil  nariabo  qnidem,  diuisa  est  bucnla  prorsns, 

Elige,  quam  malis  de  tribns  esse  tnam/ 
,Tn  lege  pro  cnnctis,  pars  cnius  quQqne  sit,  edle! 

Proposui,  quicquid  dixeris,  esse  ratum.' 
,Hanc  tibi,  (snmmus  enim  libare  potissima  debet) 
270       Quam  camosa  onerant  crassaqne  frnsta,  lego; 
Proxima  regiuQ  dabitnr,  cnra  eins  agenda  est, 

Dia  domi  recnbat  f^tibus  Qgra  nonis; 
Crescentes  nati  tibi  sunt  ideoqne  noraces, 

Inqne  tuas  epnlas  et  genitricis  hiant. 


245  Si  nide  E     247  amissnm  BCD  und  Mone,      253  itidem] 

18 

irride  B      254  non  nachgetragen  A      255  fmstn   corr,  D*      260  8e 

posnit  E  262  heTf  c(yrr,  D*  263  qnod  CB  265  *f  fehU  B 
narrabo  B  266  malis  ilä>er  ut^getilgtem  neUs  C  269  Ham  B 
270  frnstra  B       273  tibi  fehlt  B 


über  SeztoB,  276—290.  349 


His  nisi  quid  demas,  qaod  saltem  rodere  possint,        275 

Nee  tibi  nee  dominQ  pars  sua  tata  me^  est: 
Ossibns  indomitos  bis  exereento  molares, 

Castigent  cupidam  fercula  dura  galam.' 
,£t  pes  cuios  erit,  qm  solas  seeubat  illie?' 

,Sit  meas  aut  parti  sappetat  iUe  ta^!  280 

Sic  ego  diuisi,  sie  qa^que  locanda  pataoi, 

Qui  melius  norunt,  aptins  illa  locent' 
jDebetor  iure  o  tibi  pes,  tuos  esto!  aideris 

Ut  fidas  dominis  aema  fauere  tuis; 
Quisnam  te  docuit  partiri  taliter?  ede!  285 

Per  micbi  quod  debes  et  tibi  f^dns  ego.' 
,He  docoit  doctums  adhac  non  pauca,  quod  istic 

Qnodque  alias  sapni,  patmus  iste  meas.' 
,£t  eam  diaideret,  eor  non  sibi  noait  id  ipsam?' 

,Propter  Beluacos  non  fait  ausus  idem.'  290 


275  reddere  B  276  mea  B  278  dixa  %  279  1"  fehlt  C 
illuc  C  280  Si  J5  281  ergo  B  282  ista  B  283  iure  tibi 
ABCDEf  merito  tibi  vertmUhet  Mone;  zu  meiner  Besservmg  vgl  II  305, 
III 1126,  IV  929,  V 1183  tmd  Einl  286  fidus  CE  tibi !  1 1  fedus  A 
287  "f  DE  ad  bec  E  quid  CDE  289  *r  CD  idipsum  D 
290  Punct  f>or  non  D,  Fragezeichen  am  Schluss  AB 


286  vgl  II  600.  290  beluacos  bezieht  Henschel  (Du  C:  I  644) 
auf  die  Boquefortsche  Glosse  belbues  s.  bellues,  contes  an  Fair,  faus- 
setes,  fasst  Grimm  {BF.  Einl.  p.  80)  zweifelnd,  Mone  (Ane.  IV  467) 
entschieden  und  mit  überzeugenden  Belegen  (vgl,  ferner  Leyser  Hist. 
poet.  p.  435,  DuC.  ed.  H.  V  p.  243  8p.  2  Z.  20,  wie  die  Analoga 
Artacus  und  Tomacus)  im  Sinne  von  Bellouacenses,  Einwohner  von 
Beauvais,  Streichen  wir  nun,  da  290  Antivort  auf  289  sein  muss, 
das  Fragezeichen  in  AB,  so  heisst  die  Stelle:  , (räumlich  oder  geistig) 
naJie  den  Bürgern  von  Beauvais,  hat  er  dasselbe  nicht  gewagt,  als 
Nachbar  und  Gesinnungsgenossen  der  Belvctcenser  verliess  ihn  im  ent- 
scheidenden Augevhlick  Ausdauer  und  Thatkraft.^  Beauvais  gehört 
zur  I^ardie;  nwn  hai  wns  ein  Ankiphonar  des  XIII.  Jh.  ein  bissiges 
Bonmot  gegen  die  Picarden  überliefert  (DuCange  V  243) 
Isti  Picardi  non  sunt  ad  prelia  tardi, 
Primo  sunt  bardi,  sed  sunt  in  fine  couardi. 


350  Liber  Sextas,  291—300. 


,Ergo,  quod  edocuit,  misere  intellexerat  ipse, 

Teqne  aUosqae  docens  ipse  docentis  eget?* 
,Brex  miser,  ignoras  letargo  s^cula  l^di? 

SQpe  ualens  aliis  non  aalet  ipse  sibi.  — 
295  Patnie,  quid  prodest,  quod  te  castigo  freqaenter? 

Quo  te  pltis  moneo,  stultins  usqne  facis; 
Stillte  aliena  petens  sua  seque  petitaque  perdit, 

Nescis,  quid  uolgi  mystica  dicta  notent? 
Frania  putrescont  melius  quam  poma  uorentur, 
300       Yas  plenum  recto,  qui  tenet,  orbe  ferat. 


291  1*  fehlt  in  den  Hss.  292  alios  B  (-qua  feUt)  aget  B 
—  Bas  Fragezeichen  fehlt  in  den  Hss,  293  1"  CBE  solera  E 
295  «T  feUt  CE  quod  prodest  B  296  usque]  ipse  BCDE,  dieses  ist 
Nachtoirh^fig  von  294,  für  jenes  vgl,  IV  670.  297  petita" perdit" q3  i 
298  quod  BCDEi  uocent  i  299  Framea,  über  ungetilgtem  e  stekt  i,  C; 
in  B  ist  von  erster  Hand  nach  Fram'||  da,  er  schrieb,  wie  der  unge- 
löschte i-Tüttel  lehrt,  Framia,  D*  rieh  ia  aus,  setzte  a  an  m,  wiR 
also  (Frama  oder),  wie  im  Glossar  steht,  Frania;  Framea  i 


Also  muthiger  Anlauf,  der,  wenn  es  gilt,  der  Trägheit  und  Zagheit 
(letargus  293)  weicht,  Strohfeuer,  Ber  König  versteht  offenbar  die 
Antwort  nicht  recht  und  wiederholt  seine  Frage,  worauf  B.  seine 
Auskunft  fast  unwillig  (rex  miser)  verdeutlicht,  —  An  andere  Gründe, 
die  den  Widerspruch  von  Lehre  und  That  erklären  (vgl.  V  494,  VI  309) 
verbietet  ausus  zUf  denken;  für  die  Annahme,  dass  die  Bewohner  von 
Beauvais  den  Franzosen  das  seien,  w(ut  uns  die  von  Gauchsberg 
(wisiu  wort  unt  tumbiu  werc  diu  habent  die  von  Gouchesberc,  My^^ 
II  p.  567)  oder  Affenberg  (Zingerle  p,  180),  weiss  ich  keinen  Beleg,  — 
294  vgl,  Zingerle  p,  118  ,Manec  man  git  guoten  rsLt  der  im  selben 
keinen  bät\  299  franius  =  herrschaftlich ,  s.  Glossar,     Aüe  an 

diese  Stelle  geknüpften  Erörterungen  {BF.  Einl.  p.  93,  Mone  p,  328 
und  Anz.  III 296)  erledigen  sich  durch  den  Hinweis  auf  Prora  616  f, 
Putrida  quemque  magis  domino  sua  poma  tuen  Quam  comesta  mihi 
potior  sententia  uisa.  Nicht  zu  verwechseln  damit  ist  das  andere 
Sprichwort  ,£z  ist  niht  guot  mit  herren  kirzen  ezzen',  vgl,  Zingerle 
p,  82  f  und  Gott.  Spruchsammtung  156  Cerasa  cum  dominis  non  con- 
sulo  mandere  seruis,  Mandxmt  matura,  sed  relinquunt  sibi  (t.  e.  seruis) 
dura.  300  ,Man  sol  yollen  becher  tragen  Ebene,  hoere  ich  dicke 
sagen*  Freidanc  114,  25. 


Liber  Seztu,  901—330.  351 


Patrae,  nos  inter  tres  tantam  sermo  nagetor: 

Ta  nimis  in  partem  regia  aoanis  eras, 
ÜQgere  debneras  ubi,  nam  mordere  parabas, 

librat  bafo  tenax  atque  reUbrat  hamam, 
Curia  dissimulat  lingentes,  morsa  remordet,  305 

Et  repetnnt  proceres  f^nore  morsa  graai; 
Sospes,  si  saperes,  et  regis  amicns  abisses, 

Sed  tibi,  quQ  mnltis,  pessima  plaga  nocet, 
Non  simul  ingluoies  discretioqne  esse  sinantor, 

Liberior  uietrix  debilioris  erit  310 

Seroares  aliena,  tnis  consnetas  aboti? 

Guius  erit  costos,  qni  negat  esse  sai? 
Yenit  egestati  uenter,  qni  aendit  agellam, 

Yenter  egens  nendit  fasqae  nefasqae  cibo; 
Idcirco  partemqae  tnam  rogisque  petebas,  315 

£t  rex  continuo  motos  utramqne  tnlit. 
Non  adbibere  potes  nisi  pleno  uincola  folli, 

Dom  saperest  aliqnid,  nil  tetigisse  patas; 
Sumere  prQstabat  modicum  quam  perdere  totum, 

„Multa  ubi,  sat",  fertur,  „quod  iuuat,  esse  bonum",  320 


303  ubi  nam  ABCDE'\    ubinam  Mane  moderne  B    — 

304  Librat :  libat,  reUbrat :  relibat  D*  305  fehlt  E,  Lücke  dafür 
gelassen,  306  feruore  B  308  placet  i  309  fiiinir  (seruitur) 
statt  riuTur  B        313  qui  uendet  B 


304  Ftnc.  Spec,  nat,  XX  cap.  57  ,Bufo  . . .  terra  uescitur,  et 
hoc  pondere  et  mensura.  Quantum  enim  in  anteriori  pede  concludere 
potest,  hoc  iUi  pro  cibo  quotidiano  est.  Timet  enim,  ne  sibi  terra 
pro  cibo  deficiat*;  auf  diesem  Ztige  her%M  die  7te  Fabel  Hosneckds 
(Zs,  f.  d.  A.  XXIII  p.  303  f.).  309  f.  Gier  und  Weisheit  vertragen 
sich  nicht  zusammen:  die  freiere  van  beiden,  die  schrankenloae  Gier, 
ioird  über  die  schwächere,  an  die  Fesseln  der  Tugend  und  des  Masses 
auf  Schritt  und  Tritt  gebundene  Weisheit  den  Sieg  davon  tragen,  — 
311  f.  auf  Ecclesiast.  XIV  5  zurückgeführt  von  C.  Schulze  Bibl,  Spr. 
nr,  154,  313  uenit  =■  se  uendit;  eine  bessere  Fassung  desselben 
Sprichworts  bei  MSD,*  XXVII  2.  22.        320  vgl.  zu  1 154, 


352  Liber  Seztos,  S21— 888. 


Utilis  est  ocolns,  cui  profore  desinit  anris, 

Sabsidium  parce,  dat  tarnen  nsqne  deus, 
Ecclesia  est  ingens,  cantatqae  in  parte  sacerdos, 

Malta  culos  captat,  sed  manus  ^qna  priest, 
325  Tonsa  bidens  melior  qnam  decoriata,  iaaatque 

Decoriata  aliqnid,  perdita  tota  perit. 
Mortuas  aut  esses  aut  regia  iura  tulisses; 

Rex  tua  teqne  tenet  sab  dominante  iago, 
las  sab  rege  taam  non  est  sed  regis,  at  illi 
330       Gratia,  si  qaicqaam  liqaerit  esse  taam, 

Cam  qao  si  qoid  babes,  qaod  ati  commane  feratnr, 

Optima  des  illi,  ne  taa  teqae  premat 
Aspera  sors  misero  sese  est  cognoscere  nallo, 

Non  regam  comites,  rastica  tarba  samas, 
335  Laxariant  reges,  et  rastica  tarba  laborat, 

Qaid  regam  est?  ^ther,  flamina,  terra,  fretam; 
Yillanas  cribro  pronascitar  atqae  galastr^, 

Rex  Cereri  et  piperi,  camibas  atqae  mero, 


337  sino  pronascitar  atqae  cribello 


322  ipse  deus  CDE  323  in  fine  C  325  iuuantqne  B 
327  regia]  perdita  B  329  tuo  B  330  quicquid  :  quicquam  C, 
qmtquid  i  tuam  B,  im  E  331  foratur  f  333  Auch  C  hat 
zweifellos  nullo,  Mane  verlcis  nolle  334  regnum  B,  renim :  regum  C 
336  terra  B  337  cribo  C,  cribo  :  cribro  D  338  cerer  :  cereri  -4, 
cerei  B      et  fehlt  CDEi      peperi  BE      • 

337  80  schreibt  A^  mit  Vorsetztmg  von  alias  Über  darüber. 


323  vgl,  Prora  223  ,Ipse  canit  quQ  seit,  quamquam  domus  alta, 
sacerdos*,  Gruter  prouerb.  germ.  Francof.  1610  p.  91  ,al  is  de  kerk 
grot,  de  päp  zingt  niet  mer,  als  hi  magh*  {EF,  Einl.  p,  93),  Hoffm. 
V.  FaUersleben,  Altniederl  Sprichto,  n.  94  (Horae  Belg,  IX  p.  8)  ,A1 
is  die  kerk  groot,  die  pape  singhet  dat  hi  can,  Non  canit  in  templo 
nisi  quod  seit  presbiter  amplo'  325  vgl.  Freidanc  155,  20  ,  So  ist 
bezzer  scbern  dan  schinden '  327»  vgl.  II  618^  336  vgl  BA* 
p.  247  f.  337  gestattet  eine  doppelte  Auslegung,  je  nachdem  man  in 
cribrum  und  dem  dwnkeln  galastra  (vgl.  Glossar)  im  Gegensatz  zu  338 


Liber  Seztos,  889— 348.  353 


Rusticus  e  snlco  producit  regibus  ostmm, 

Stuppeaqae  ipsius  sagmata  corpus  arant.  340 

Qiii  soa  dementer  uastant,  eictema  capescimt, 

Sernans  parta  potest  saniere,  qnando  übet; 
Snppetit  inglnuies  aol^,  coi  cancta  creantnr, 

Sobrietas  miseras  stringit  egena  casas, 
Panperis  inglnoies  exhaosta  protinns  archa  345 

Prodit,  quam  noceat  desemisse  modom, 
Legem  pone  gnl^,  ne  fias  paaper  abnsn 

Et  male  mendices  aat  male  rapta  loas.' 


847  ab  eea 


339  insnlco  i  340  Snppeaque  B,  Stuppaque  »  341  deuastant 
dementer  uastant  0,  dementer  ' !  nastant  D ;  D*  schreibt  de  über  die 
Easwr  capescunt  BCDf]  capessunt  Ai^  capascunt  :  capescunt  E 
342  6«  346  folgen  in  C  auf  348.  342  parte  :  parta  G  343  cuncte  : 
concta  E  345  arcta  E  346  Prosit  f,  dann  setzt  er  das  berich- 
tigende d  darüber,  aber  über  t  statt  über  s  347  Lege  B  abusu 
ABft]  ab  usu  E,  ab  esu  C,  ab  usn,  über  usu  steht  uel  esn  D,  eine 
andere  Tinte  (D*?)  verband  ab  usu  zu  einem  Worte.  348  aut]  uel 
CDi      mala  B 


niedere  Genussmittel  oder  in  weiterer  Ausführung  von  laborat  335 
Arbeitstoerkzeuge  sucht,  Ersteres  thut  H.  Bönsch:  ,galla  Jieisst 
nicht  bloss  Gallapfel,  sondern  auch  {Lucü,  ScU.  XV  28)  ein  herber, 
geringer  Wein.  Ich  halte  daher  gal(l)astra  fOr  das  stricte  Gegentheü 
von  merum  338  und  verstehe  darunter  einen  mittelalterlichen  Grüne- 

m 

berger,  d,  h.  einen  erbärmlichen,  saueren  Krätzer,  unter  cribrum 
aber  ein  ebenso  vortreffliches  Brot,  das  aus  den  weggesiebten  Hülsen 
bereitet  ist,  Hülsenbrot  oder  dgV;  man  könnte  dann  auch  mit  dem 
deutsi^n  Volksliede  an  die  übliche  Bauemspeise,  Haferbrei  und 
Buttermilch,  denken.  Ich  ziehe  aber  mit  G.  Löwe  (galastra  = 
Milcheimer)  und  dem  Variator  (sinum  =  Melkkübel)  die  letztere 
Auffassung  vor:  der  allüterierende  Spruch  Luxuriant  reges,  laborant 
rustici  tpird  in  seiner  ersten  Hälfte  durch  338,  m  seiner  zweiten  durch 
337  erläutert;  dies  stimmt  ja  auch  zur  Beutetheilungsfabel,  in  der  die 
Bauern  B.  und  Y.  dem  Könige  das  Kalb  erarbeitet  haben,  dieser  aber 
es  allein  verzehrt.  338  vgl.  zu  III  837,  341  ist,  wie  schon  D* 
erkantUe,  Beminiseenz  an  Cato  Dist.  III 21  ,  Qui  sua  consumunt,  cum 
deest,  aliena  sequuntur',  vgl.  Prora  57. 

Voigtf  Ysangrimiu.  23 


354  Liber  Sextas,   349—368. 


His  siluit  dictis  rimansqiie  procacibus  irqois 
350       Dilecti  patrui  singula  membra  notat, 

Pars  antem,  nisi  pelle  carens,  in  corpore  toto 

ladice  Reinardo  nülla  decora  fdit. 
Time  parat  omatu  patraum  meliere  beare, 
Quadrapedem  metaens  currere  posse  nimis, 
355  Rem  miseram  repetens  et  paacis  profore  credens 
Cuique  lapo  innatas  qaattuor  esse  bases; 
Maluit  ergo  uno  nnllom  pede  siue  duobns 

Quam  dulcem  patraum  rite  carere  tribus, 
Estimat  ausurum  pedibus  quam  plurima  tantis, 
360       QuQ  nimio  nequeant  absque  labore  gen, 

m 

,Non  oberit  cuiquam,  prosit,  si  profore  possit, 

Si  fnerit  saltem  qualibet  arte  tripes.' 
Tunc  constante  fide  senis  ista  susurrat  in  anrcm: 

,Patrue,  non  nobis  boc  bene  cessit  iter, 
365  Nil  nobis  cum  rege,  potest  nimis  ille  feroxque 

Viribus  intendit,  nil  pietatis  babet,     . 
Res  a  rege  tuas  non  ni,  non  arte  tueris. 

Sunt  tibi  mutata  lucra  petenda  uia. 


365  reputanB 


349  ABCB  setzen  ^  davor ,  E  schreibt  auf  zweieeüigem  Spatium 

das  Argument,  O  und  ZH  setzen  die  Fabelnummer,  dieser  auch  auf 

hir  * 
Rasur  rothe  Majuskd  Mfizu        \  \  qnis  carr.  D^,  darüber  schreibt  er 

uel  hircis      350  notant  B,  norat  0      351  nisi]  ubi  E      352  Indice  CD 

354  Qnadrapem  B       355  Mane  setzt  reputans  in  den  Text,  trotzdem 

repetens  ,  wieder  überdenkend'  ganz  sinngemäss  ist.      356  lapo  /eUt  B 

quattuor  Ä       360  Quod  B       363  aure  B  (aures  ist  Vermuthung 

J.  Grimms).        368  m  uia  C 

355  reputans,  alins  liber  Ä^j  uel  reputans  IH 


355  Die  res  misera  (et  paucis  uHlis)  ist  die  Viersahl  der  Wolfs- 
füsse  (356).  356  Zu  bases  vgl.  Grimm  BF,  Einleiiung  p.  95  - 
361  Die  Meditation  geht  in  ihrer  Lebhaftigkeit  unwiükürHch  in  einen 
Monolog  über. 


über  SextQS,  369— S82.  355 


Baldoiniis  senior,  ^yBona"  qni  „Fidada"  fertnr, 

Pellicimn  patri  debnit  ipse  tuo,  370 

Reddere  qaod  blande  monitns  cam  SQpe  negasset, 

Deniqae  censores  constitaere  diem; 
Debitor  interea  mortem  ezactorqne  talerant, 

Cansaqne  maiori  cessit  inacta  minor. 
Carcophas  patriis  successit  rebus  ut  beres,  375 

Sic  qaoqne  soloisset  debita  rite  patris; 
Poscere  nee  neniam  nee  solnere  curat,  eamus! 

Conoictum  fstcili  calliditate  tenes: 
Non  didicit  cansas  Galla  tractare  loqaela, 

Pr^posoit  Franco  Danabiale  solnm,  380 

Teutonicos  niiser  et  radis  est  ut  papa  salignos, 

Stridala  Bauarico  gattnre  nerba  liqoans; 


369  f  fehlt  B  369  Baldewinus  C,  Bald/wimis  D  cui  C 
370  meo  tuo  C  371  quo  B  372  censorem  B  374  in  acta  E 
375  pateris  CD  376  q3  ^  rita  B  377  ne  {vor  ueniam)  O, 
ne :  nee  XH  QimUr  n  ist  ein  Budutabe  ausradiert,  dann  c  von  D^ 
darubergeselzt),  378  Gonumotum  oder  Goniimctum  BD,  Conlunctum 
CundD^,  der  über  i  das  Tüttelchen  setzte.  379  Vor  gadla  Basur  D 
382  lanarico  B      guttere  CD 


369  vgl  Bruder  Bonafides  t/n  Nathan.  381  RF.  Einl.  p.  94 
ygrob  wie  ein  hölzerner  Pfaffe,  Kindermärchen  {3,  230)  wissen  vom 
busbomen  pastor  und  vom  hageboken  köster;  ein  baböken  kerl  bezeich- 
net einen  einfaltigen,  ungeschliffenen",  Bockholz  DGl.  II  134  sagt  bei 
der  Besprechung  der  altdeutschen  Götterschnitzbüder :  ,Jm  Süden 
scherzt  die  volksihümliche  Bede  jetzt  noch  über  den  mürben  Herrgott 
mit  seinem  hölzernen  Bischof,  buehsbdwmgen  Pfarrer  und  hagebuche- 
nen  Küster,  Die  Phrase  deutet  zurück  auf  jene  geschnitzten  oder 
thonernen  Zwergenpopanze,  die  mit  dem  Ausdruck  plumper  Lachlust 
auf  Schränken  und  im  Getäfel  der  Wohnstube  aufgestellt  ware^i.  Sie 
sind  die  späten  Nachkommen  und  Überbleibsel  jener  kleinen  elben- 
haften  Hausgeister,  welche  den  römischen  Laren  und  Penaten  gleich 
im  Innern  des  germanischen  WoJmhauses  standen  utid  ihren  Schirm- 
dienst  verrichteten."  382  Über  die  im  MA.  nicht  beliebten  Baiem, 

specieU  auch  ihre  rauhe  Sprache  sind  ausser  Weinhold  DFr,  p,  lOt 
und  HF,  Einl.  p.  79  namentlich  W.  Waekernagd,  Zs.  VI  256  und 

23* 


356  über  SextoB,  388—406. 


Ore  michi  Franco  causam  committe  tuendam, 
Indiget  ille  su^  compositore  uicis, 
385  Reddere  pelliciom  primo  clamore  coactus 
£xaet,  incaatum  me  dace  fisos  adi!       ' 
Quid  dabitas?'  (dubitabat  enim)  ,semel  obsecro  tempta, 

Quam  sme  nersuta  sit  mens  arte  faaor; 
Si  res  ista  tao  fuerit  contraria  uoto, 
390       Me  glatito  tuQ  cnma  catasta  galQ.' 

Ille  ratas  uemm,  quod  cogitat  esse  lacrosum, 

Incidit  audita  conditione  plagam. 
,Nescio,  te,  Reinarde,  parem  cui  suspicer  esse, 
Ta  meus  es  fantor,  tu  meus  hostis  item, 
395  At  monitis  ubicomque  tuis  obtempero,  iQdor; 
Cedo  tarnen,  ueloti  sis  michi  fidas  adhuc, 
Indice,  ni  fallor,  fama  michi  debnit  ille 

Pelliciom,  et  frans  est  hac  michi  facta  tenns/ 
,Patrue,  fama  me^  concordat  ydonea  uoci, 
400       Dicere  tam  nosti  me  tibi  nera  magis; 

Hac  iter  est,  mora  segnis  obest,  succede,  pr^ibo, 

Et,  qna  continuant  Incns  et  araa,  mane, 
(Hostibus  horret  ager!)  ne  nobis  triste  quid  obstet. 
Ad  siluas  asinum  qnalibet  arte  traham.' 
405  Protinus  inaento  uulpes  pr^dixit  asello 

Propositnm  fraudis,  nee  dolet  ille  sequi; 


403  ni 


384  Quam  sue  B  386  incautus  C  Komma  vor  me  CD  — 
fidus  CDE  '  387  Qui  5  tanta  tempta  B  388  uereura  B 
390  gule  und  e  in  tue  au f  Rasur  Ä  391  "f  fehü  C  393  suspicit  B. 
suspicli'  corr,  2>*  395  obtempe  JB,  obtemporo  :  obtempero  E  — 
396  Credo  B  397  fallar  E  399  f  fehlt  AB  401  succedo  B 
403  ne]  ni  DE,  in  C  quod  B  obest  E  404  Die  C  asinam  CD 
405  «r  fehU  AB        406  non  B 


Kaufmann,  Caesarius  von  Heisterbach  p,  150  Anm,  1  8U  vergleichen; 
D*  im  Glossar:  ,bauaricus  *  de  beyerre  sine  audax'. 


Liber  Sextns,  407—428.  357 


Inaenere  senem  silnaram  extrema  tenentem, 

Carcophas  raaco  ter  sonat  ore  aale. 
,Frater,  aae  boc  falsum  est!  si  me  salaare  cnpisses, 

lam  michi  aenisset  res  mea  missa  dommn;  410 

Nunc  tarn  redde  libens,  quam  commodas  exigo,  facque 

Denno  ne  repetam!  nunc  repedsse  feranu' 
,N^  tibi  me  recolo,  domine  Tsengrime,  tulisse, 

Debita  do,  quod  lex  publica  mandat,  agam/ 
Gonsilio  uulpes  acdtur,  itemque  renersi  415 

Constiterant,  nulpem  bis  iubet  ille  loqui, 
lussa  locntomm  pauds  prQuenit  asellus: 

,Neqaaquam  placita  hie  rebar  ageuda  michi, 
Inconsultus  ob  hoc  feror  huc;  opus  ergo  tuente 

Si  fuerit,  uocem  consiliumque  peto/  420 

,Utquid  consilium,  frater,  uocemque  requiris? 

Qn^rnntur  patruo  debita  certa  meo, 
Pellicium  reddi,  quod  tanto  tempore  debes  . 

Et  tu  cuius  eum  cemis  egere,  iubet' 
Tunc  seriem  caus^  a  fundo  perstrinxit  et  addit:  425 

,Taliter  h^c  retines  debita  tamque  diu; 
Quot  tu  pensus  oues,  (hoc  dampnum  ponderat  homo) 

Haue  massam  dampni  mittit  amore  tui. 


409  1*  fMt  AB  saluare]  salutare  CDE,  saluere  Qrimm  und 
^one;  vgl.  Glossar.  410  Vor  uenisset  Basu/r  D  412  repetem  B 
413  f  fehU  ABE  recole  B  415  Gondlio  CD  416  uulpe/bis  B, 
uiüpes  E         ipse  C  417  "f  CDE  418  Neqoam  quam  B 

419  feror  hec  B  420  conciliumque  CD  421  «T  fehlt  AB  con- 
Güium  CD  423  redde  E  424  agere  debet  iubet  B  425  fände  B 
prostrinxit  E  retinens  E  427  opes  C  hio  ^  omo  AB^  in  A 
am  Bande  das  Corruptionsmchen. 

412  fHüte  dich  davor,  dass  ich' 8  zum  zweiten  Mal  zurück-' 
fordere,  ich  müsste  dann  schwere  Verzugszinsen  verlangen;  diesmal 
tmü  ich  es  Ober  mich  gewinnen,  es  einfach  zurückzufordern:  Über 
den  auxiUaren  Gebrauch  von  ferre  vgl.  Einleitung.        418  vgl.  V  292. 

420  vgl.  450,  III  887,  II  468  ff.  425  vgl.  I  424.  427  Ts.  will 
nttr  des  Esels  Fell,   nicht  sein  Fleisch,   dessen  feiste  Füile  schon 


358  Über  Sextas,   429—444. 


L^tios  ac  citius  tarn  solnere  iusta  memeuto, 
430       Quam  superas  sensu  diuitiisque  patrem; 
Dedecet  ingenuos  patria  probitate  carere, 

Obprobrium  prauis  stirps  generosa  parit 
Pauperior  tota  meus  anteritate  suorum 

Patruus  hoc  anno  bis  sua  texta  nouat; 
435  Est  quater  undenis  h^c  larua  tibi  insita  Instris, 

Nee  tu  eredis  adhuc  haue  senuisse  satis? 
£xue!  fruetus  erit  duplex  tibi:  debita  soluis, 

£t  noua  succrescens  dat  tibi  cappa  decns; 
Et  quam  ferre  diu  potuit,  scis  leniter  illum 
440       Supportasse,  suq  nunc  eget  ipse  rei, 
Credita  qui  reddit,  rursus  debere  meretur, 

Redde  nee  exeusa  nee  tibi  quQre  moram! 
Ditior  es  genitore  tue  melinsque  uideris 

Soluere  posse  tuus  quam  potuisse  parens, 

429  maatrCDE  430  censu  CD  tmd  Grimm,  wogegen  Mone 
mit  Becht  einwendet  ,  sensu  a(2  iQtins,  diuitiis  (td  citius  referendum  esl, 
quae  cmtithesis  cadit,  si  oensu  admittimus',  vgl,  446.      431  pietate  B 

432  In  prauis  steht  &  auf  Ecisur  von  D*,  der  auch  den  i-  TiUtel  setzte. 

433  p  tota  B  austeritate  E  434  testa  E  435  Equater  B 
/nsita  corr,  XH,  ensita  E  436  ad  hec  B  Das  Fragezeichen  fehlt 
in  den  Hss.  439  E  quam  C  diu  ferre  diu  B  440  non  B 
441  quid  B 

IV  503  f.  hervorgehoben  wird;  seiner  Meinung  nach  kann  ihm  mxr 
der  Gtnuss  vieler  Schafe,  die  er  in  dem  WolfsfeU  erjagte,  zu  diesem 
Leibesumfang  verhol fen  haben,  er  fasst  somit  den  geliehenen  Wolfspeis 
als  Capital  (debita  m  610,  VI  426,  res  m  611,  VI  440,  capitale  VI  74, 
ius  VI  478),  die  darin  erbeuteten  Schafe  als  CapHälsgewinn  des  Esels, 
der  für  ihn  selbst  als  den  Inhaber  des  Schafmonopols  einen  Verlust 
darstellt  (usura  VI  74,  iactura  m  610,  dampnum  m  611,  VI  427  f.), 
auf  und  berechnet  die  Höhe  dieses  Verlustes  nach  seinem  heurigen 
Minderertrag  (homo  sc,  dampno),  multipliciert  mit  der  Zahl  der  Leih- 
jähre.  Also  yWie  viel  Schafe  du  schwer  bist  d.  h.  gefressen  hast,  diese 
Schädigung  der  eignen  Jagd  wiU  er  dir  nicht  in  Bechnung  stdlen.' 
In  der  Bqplik  wird  nachher  beides  bestritten,  die  res  478,  die  iactura 
479  f.  434  vgl,  211---220,  435  vgl  zu  III  736.  437  vgl  I  26. 
438  vgl  zu  III  977. 


Liber  Sextns,  445-462.  359 


Mater  Ybera  qaidem,  genitor  tibi  Francos,  et  ipso     445 

Ditior  atqae  ortu  clarior  illa  fdit; 
At  tibi  nobilitas  ambomm  cessit  opesqae, 

Astu  prQterea  qaod  tibi  creuit,  habes.' 
H^  nbi  Bargimdo  uulpes  expresserat  ore, 

Consiliom  et  uooem  poscit  aseUns  item;  450 

Ysengrimiis  itemque  negans  ait:  ,improbe,  debes! 

Hoc  est  consiliom,  rem  micbi  redde  meam! 
Qnis  tibi  consoleret  melius?  mea,  qu^ro,  secosne 

Ac  michi  soln^&do  conciliare  putas?' 
jPatnie,  parna  aliqoando  seiet  res  profore  multorn,     455 

Gominos  huc  aores  anige,  panca  loquar'; 
(Arrigit  ille  aores)  ,omnino  cepimos  istom, 

Perdere  nil  poteris,  iosta  qoerela  toa  est, 
Consoltoros  eat  meqoe  oratore  loqoator, 

Deterit  hie  nollo  forma  colore  prior.  460 

nie  oafer  nimis  est  fortassis,  ooce  negata 

Altios  appellans  oim  sibi  clamet  agi, 


445  (ybera  mit  Bandglosse  ispana  Ä)  yspana  B  448  crescit  E 
habens  C  449  T  fehlt  in  den  Hss.  bergundo  ABCBE  450  Con- 
cilium  CD  possit  B  451  *r  CBE  452  conciüum  CD  — 
453  , Bildest  du  dir,  fnige  ich,  ein,  mir  mein  Eigenthum  in  anderer 
Weise  als  durch  Zahlung  ersetzen  zu  können?'  Mone  zieht  mea  quQio 
fMein  Eigenthum  suche  ich''  zusammen,      454  Quam  CDE      potes  E 

455  <r  fehlt  CD  456  heo  B  457  «T  ^  458  tua  querela  est  B 
459  fat  corr.  D^  460  hoc  C  462  Alterius  B  clamat  BCDE 
agi:  agris  D^ 

445  Ybera  ,  zielt  auf  die  schönere  Zucht  der  spanischen  Esd' 
RF.  Evnl.  p.  79.  449  Diez,  Gram.  I«  p.  121  ,Im  Bein.  VuJp,  redet 
der  Fuchs  hurgundisch  (449),  nachdem  seine  Sprache  vorher  (380)  im 
Allgemeinen  fränkisch,  d,  i.  französisch  genannt  war."  Das  Burgun- 
dische  wird  in  Isle  de  France  und  Lothringen  gesprochen;  die  beiden 
anderen  Mundarten  sind  das  Bicardische    und  Normannische.    — 

456  vgl.  III  543,  IV  654.  460  ,Die  frOhere  (bisherige)  Gestalt 
wird  um  keinen  Farbengrad  schlechter',  der  Esel  bleibt  au4:h  nach 
der  Berathung  so  grau  wie  vorher.  Vgl.  Prora  352  Dosinus  est  asinos 
genitali  pelle  potitos. 


360  Liber  Sextus,  463—482. 


Debita,  ni  caueas,  reddet,  sed  rcddita  uendet 

Forsitan,  et  quQstu  quQStio  pluris  erit; 
4G5  Aucupis  ut  laqueo  non  euasura  tenetar, 

Ungoibus  et  pennis  improba  s^ait  aois.' 
,Ite!  feram,  sed  qu^  posuisti,  fixa  manento!' 

Consultu  redeunt.     ,patrae,  recta  sapis, 
Nee  mich!  Carcophas  nisi  rectum  uelle  uidetnr, 
470       Te  quoque,  si  uerum  est,  quod  profitetur,  amat 
Dicit  enim,  quia,  quicqoid  habet  pretiosias,  nitro, 

Si  triboi  peteres  pr^dperesne,  daret, 
Poscere  si  pr^sens  nolles,  per  qnemlibet  illi 

Mandasses  miserum,  presto  fiiisset  onans; 
475  Sed  quia  pellicium  fertur  debere  nee  offers 

Legitimam  turb^  testificantis  opem, 
Te  putat,  ut  bonns  es,  non  hoc  ab  iure  petisse, 

Sed  se  nil  meminit  iuris  habere  tui. 
Nee  tibi  se,  quot  dicis,  oues  minuisse  nee  unam, 
480       Si  fuerit  soluens  cetera  quoque  modo. 
Suspicionis  agit  tarn  sera  exactio  causam, 

Contigit  hoc  rerum  mentio  prima  die, 


479  debere 


463  Hinter  uendet  interp.  AB,  hinter  forsitan  CDE  465  Aut 
cupis  Bf  Aucipis  E  euersura  B  467  1*  fehlt  B  -ento  auf 
Baaur  B*  469  nisi]  nee  B  471  ubero  B  474  mandasset  1> 
475  deberetnr  B  477  reputat  E  hec  E  478  nichü  E  — 
479  Ne  CD  se  quot]  sed  quod  E  meminisse  B  480  fueiis  CDE 
482  hoc  AB]  hec  CDE  und  Mone      o  in  mentio  auf  Basur  D* 

479  uel  •  debere  D* 

477  Der  Widerapruch  dieses  Verses  mit  483,  490  ff.  ist  beab- 
sichtigt: die  Bede  des  Anwalts  weiss  anfangs  selbst  den  Gegner  durch 
ihren  einschmeichelnden,  concedierenden  Ton  zu  gewinnen,  wendet  sich 
dann  zu  Zweifeln  und  mündet  in  den  schroffsten  Protest  gegen  den 
cUlezeit  gleich  schlechten  Character  tmd  die  unersättliche  Habgier  des 
Klägers  aus.  480  ,  auch  wenn  er  dir  das  Andere  [das  Darkhn  s^st) 
in  jeder  Weise  bezahlen  woüe,^ 


Liber  Soxtus,   483  —  500.  361 


Te  toa  iura  pntat  (totiens  extranea  tollis) 

Non  dilatorum  sponte  faisse  din; 
Aul  igitnr  testes,  qois  possit  credere,  quQrit  485 

Ant  nt  pr^iures  pignora  sacra  saper, 
£t  de  Btirpe  sna  com  lectis  ipse  refeilet 

Aat  legem  auxilio  deficiente  feret 
Sed  modo  nil  debet  nee  aalt  debere  qoid  nmqaam, 

Mos  malas  est  hodie  et  cras  qaoqae  sicat  heri,       490 
Se  tibi  formidat  nomqaam  persolaere  posse, 

Reddere  si  talerit  iossa  tribata  semel, 
Rosticas  ot  solaens  debet  tarnen  osqae  tyranno 

Nee  fiscum  papQ  Gallia  trina  replet 
,Hac,  Reinarde,  aeni!'  (aenit)  ,qaid  consolis  acta?'    495 

^Solaere  si  aellet,  rectior  ille  foret; 
QaQrit  recta  tarnen.'     ,ai8  iorem?'  ,patrae,  qaidni? 

Aadacter  iara,  perdere  torpe  taa  est 
Seit  bene  Carcophas,  qaod  non  eaadere  possit, 

Qa^rit  cancellos,  solaere  t^det  eam,  500 


483  T|  -E  loilij  E  486  periures  E  490  et  fehU  f  — 
491  Sed  ^  r  auf  Basur  Ä  umquam  B  494  Res  JB  — 
497  f  CDE 


486  Zum  Schwur  auf  das  Bdiquienkästchen  vgl.  IV  863  und 
RA,*  p.  896.  487  Wenn  das  alles  Äugen-  oder  Ohrenzeugen  wären, 
so  sähe  man  keinen  Grund,  waru7n  er  erst  noch  eine  Auswahl  trifft: 
er  konnte  sie  ja  alle  mitbringen ,  um  dcu  Gewicht  des  Gegenzeugnisses 
zu  verstarken.  Man  wird  daher  an  Eideshelfer  zu  denken  haben, 
die  niclU  die  Wahrheit  der  Aussage,  sondern  die  Glaubwürdigkeit  des 
Aussagenden  bestätigten  {BA.'^  p.  859).  So  erklärt  sich  auch  503, 
die  Eideshelfer  werden  nach  des  Wolfes  Schwur  sofort  zurUcktreten, 
da  ihr  Vertraiten  auf  dessen  Bedlichkeit  grösser  ist  als  das  auf  des 
Esels  Wahrhaftigkeit;  wären  sie  wirldiche  Zeugen ,  warum  sollten  sie 
plötzlich  dem  Selbsterlebten  misstrauen?  488  vgl.  414.  500  can- 
cellos,  die  Schranken  des  im  Freien  abgehaltenen  Gerichts,  ursprüng- 
lich dünne  Haselstäbe  im  Kreis  gesteckt  und  Schnüre  herumgezogen, 
dann  schirmende  Geländer  von  Holz  (BA,^  p.  810). 


362  Liber  Sextus,  001—524. 


Non  habet  aaziliam;  si  sie  sineretur  abire, 

Pelliciam  uellet  dimidiare  uolens, 
Protinas  abstabant,  quoscumque  elegerit,  illi, 

Seins  enim  pr^ter  recta  monere  nichil; 
505  Denique  quid  paulum  tibi  periurasse  nocebit? 

Tot  fratram  pro  te  postulat  usqne  choras.' 
,De8iper6m,  toto  si  pars  michi  carior  esset, 

Qois  michi  relliqoias  afferet?  Qqua  uelim.' 
,Patme,  relliquiQ,  gradiamor,  cominus  assunt!' 
510       Yentum  est  ad  pedicam.     ,patrae,  fige  gradum! 
Prospice,  quid  iores!  capitur,  qui  peierat  istic, 

Nee  sinit  hie  sanctus  gratis  abire  reos; 
Debita  si  nosti  te  iosta  reqairere,  iura!' 

Quicquid  auet,  rectum  eogitat  esse  lupus, 
515  Impositumqne  pedem  coeuntia  robora  prendunt 

,Patrue,  iuratum  est  sufficienter,  abi! 
lurandi  reuerens  Carcophas  soluere  pr^to  est, 

Porro  sine  emenda  soluere  posse  rogat; 
Saeramenta  quidem,  te  malle  remittere  partem 
520       Quam  iurare  ratus,  dixit  agenda  sibi. 
Periurasse  tamen  eonuietus  debita  perdis, 

Pignora  si  moris  saera;  mouere  caue! 
Immotis  digitum  sacris  subducere  tempta!' 

Attonitus  casu  stat  lupus  atque  silet. 


501  siniretor  B  503  Protius  :  Protinus  B  abstabant  B, 
astabunt  CDE  506  per  C  508  m]  m  C  afferret  B,  afforet  C 
50Q  'finE  erst  neben  511.  510  predicam  B  siste  CDE,  vgl  1 793. 
511  vires  C  capitur  fehlt  B  perierat  Bj  preierat  E  512  Hec  CD 
513  si]  qui  CD  te  fehlt  B  514  *(  B,  et*  meinte  doa  Notazeichen 
—  rectum  nachgetragen  C  515  pendunt  B  519  male  B  — 
520  iurasse  CDE  522  moueris  CDE  moue'iT  corr,  D*  Jede 
innere  Interp.  fehlt  AJßCE;  D  hat  vor  sacra  einen  Punct,  A  hai  die 
crux  gramm,  am  Bande;  sacra  kann  entweder  wie  486  iu  pignora 
bezogen  oder  wie  523  (ibsolut  gefasst  werden.       524  temp.ta  casu  C 

502  vgl.  III  741.       512  vgl.  II  181.       520  agere  =  beweiben, 
erzwingen;  dixit,  nrnüich  in  der  vertrauten  Vorbesprechung  {468). 


Liber  Seztos,  625—546.  3G3 


,Patnie  care,  quid  hoc?  captinos  p^ne  aideris,  525 

Relliqaias  mosti!  —  cnlpaue  maior  obest: 
Debaerat  nnmmiis  tna  inramenta  pr^isse 

Placandis  sanctis  nee  datns  ille  fait! 
Pignus  ob  hoc  temet  sanctos  sibi  uendicat  ipsam; 

Me  quoqne  ne  capiat  sanctos,  abibo,  manel  530 

Non  poteris  redimi,  plus  nammo  pignus  amatnr, 

Pes  oadium  nommi  uel  pede  mains  erit; 
Mancipiom  sanctis  collo  corioqae  dicarer, 

Si  oadium  uellent  credere,  nempe  negant 
Verum  multa  solent  contingere,  patrue,  fiires,  535 

Raptoresque  hodie  s^cula  docta  sacrant, 
Pontifices  rapinnt,  sectantor  furta  decani, 

Namqoe  hi,  si  raperent,  prqda  repente  forent; 
Raptor  eras,  sanctiqae  suum  nouere  sodalem, 

Nunc  raptum  comitem  semper  habere  uolunt,  540 

Sanctiiicant  subito  sancti,  quodcumque  prehendunt, 

Incipit  idcirco  pes  tuus  esse  sacer. 
Intrasses  utinam  sanctorum  scrinia  totus! 

Nunc  de  te  tantum  pes  modo  sanctus  erit; 
Atque  utinam  sanctis  omnes  caperentur  ab  hisdem,      545 

A  quibus  es  captus,  quos  tua  uita  tenetl' 


538  ni 


526  fiellicias  :  Relliquiias  (Relhqias)  I)*,  ^  aus  e  verzogen  E 
nosti  By  mosti  :  nosti  I>(4)  528  iste  ODE  530  ni  CDE  532  erit 
von  D*  nachgetr.,  e  auf  Rasur.  537  lucra  f  538  hi  si]  hii  ni  Ci, 
nisi  D*  auf  Rasur  (h  noch  sichtbar).  Bormans  (zu  I  107)  ver- 
muthet  ni,  wobei  er  den  scharfen  Gegensatz  von  fur  und  raptor  über- 
sieht: woJUen  die  Decane  unverhohlen  rauben,  wie  die  Bischöfe,  so 
würden  sie  bald  der  letzteren  Beute  sein,  von  ihnen  verurtheilt  werden. 
539  sanctnmqae  B  541  consancti  CE,  in  D  ist  die  Abbrevuxtwr  9 
ausradiert. 


532  pes  uel  pede  maios  (i.  e.  tu  ipse  captiuus)   erit  uadium 
nummi. 


364  Liber  Sextus,  547—550. 


Tnnc  dao  discedunt;  nbi  nollet,  tertius  h^ret, 

Tunc  male  deceptum  se  lupus  esse  lüdet, 
PertQsns  tardare  malis  peiora  redemit, 
550       Abmorsamque  sao  deserit  ore  pedem. 


549  vgl  141  f. 


Liber   Septimus, 


Hos  tandem  finire  nolens  fortona  labores 

Proiecit  misenun  mortis  in  ora  senem, 
Ereptus  pedicis  in  gntturft  dira  SalaurQ 

Incidit;  ad  Incnm  uenerat  nsqne  miser, 
IIüc  scropha,  papQ!  glandes,  quot  quinque  ter,  ultra 

Miserat  annoso  uentre  Salaora  uorax, 
Callida  uel  solo  rerum,  qnas  oiderat,  usu 

Yafnor  abbatum  pontificumqae  noaem, 


rnanet 


Ncuih  VI  550  Spatium,  eineeüig  in  CD,  tnerzeUig  JE  mU  Argu- 
ment, fehlt  AB,  A  bezeichnet  den  Bucheingang  durch  Emrückung  von 
1 — 3,  auch  in  BC  sind  1  und  2  eingerückt;  bunte  Mc^uskd  fehU  E, 
vorhanden  in  BDy  beabsichtigt,  aber  nicht  vom  Ru>bricator  ausgeführt 
in  AC,  die  also  mit  os  beginnen  {in  C  ist  d4M  zu  malende  li  von  der 
ersten^JSand  am  Bande,  von  der  dritten  vor  os  gesetzt);  die  Buchnummer 
TLl  nur  in  A  von  jüngerer  Hand.  3  -lanre  auf  Basur  D*,  vgl.  zu 
I  973,  5  Die  Hss,  hohen  keine  Interpunction,  Chrimm  BF,  Einl. 
p.  77  schUesst  quot?  quinque  ter  ultra  m  Klammern  ein  (,Salaura, 
die  mehr  als  15  Eichdn  gefressen  hat'),  Mone  Anz,  III  295  setzt 
nur  am  SMuss  von  6  ein  Ausrufwngszeichen  (,o  wie  viel  über 
15  Eicheln  hatte  S.  gefressen!')  Vielmehr:  scropha  ultra,  plus  quam 
tot  glandes,  quot  quinque  ter  sc,  scrophae  comedere  solent,  uentre 
miserat,  mehr  als  das  Fünfzehnfache  der  gewöhnlichen  Scmmahlzeit, 
vgl,  190,  papQ  nicht  j Pfaffen',  nicht  zu  popQ  zu  ändern,  da  im  Mlat. 
glans  nur  , Eichel',  popa  nur  , Fettigheit'  oder  ,fett'  bedeutet,  sondern 
ist  interiectio  admirawtis       6  annosa  B 


5  Über  pape  schreibt  D*  uel  manet. 


366  Lib«r  Septimus,  9—32. 


SQcala  sex  tulerat  Reingrimi  dira  trineptis, 
10       Ne  uindex  prisco  debita  deesset  aao. 

Tunc,  ut  SQpe  alias,  miser  Ysengrimus  et  illam 

Cogitat  ingenio  fallere  posse  sao; 
,Pax  tibi,  pax,  matrina,  tibi,  carissima!  quantom 
Temporis  est,  ex  quo  uexor  amore  tüi!' 
15  Ut  uenisse  senem  uidit  pedis  anius  orbum, 

Despicit  irridens:  ,quomodo,  frater,  ita  est? 
Anterius  dudam  (nimimm  antistes  et  abbas) 

Candelabra  duo  dacere  suetus  eras. 
Pars  unias  abest,  id  cuias  in  ^de  locasü? 
20       Corporis  at  moles  alleuiata  parnin  est!' 
Ille  suos  narrans  casus  sibi  robora  abesse 

Cladibas  et  senio,  ne  metaator,  ait, 
,Nnnc,  matrina,  nichil  nisi  solam  cogito  pacem, 
Cemo  michi  modicam  temporis  esse  super; 
25  Proximus  ergo  neci,  quid  agas,  prQrimor  et  opto 
lungere  matrinQ  basia  iusta  meQ, 
Offero,  tuque  refer  pacem  T  iamque  ibat  ad  illam 

Paulatim,  ueluti  basia  fida  gerens. 
,Sta  penitüs,  sta,  frater,  ibi!  tua  cognita  fbrsan 
30       Est  tibi,  sed  nondum  regula  nostra  patet, 
Tu  monacbus  caperes,  si  ferrem,  basia  nonuQ, 
Qu^  timet  ad  missam  iungere  nupta  uiro; 


9  reingrini  B,  reimgrini  C  11  Nunc  E  15  1*  JE7  pedem 
senem  C  16  es  5  17  Alterius  B  20  t  in  at  au/*  Basur  E 
21  *r  CDE  22  metuantur  B  26  multa  <7.  multa  :  iusta  D* 
27  illum  G  30  michi  B  31  capes  B  32  Quod  B  admissam 
BCDE 


9  f.  vgl  zu  V699  f.  11  vgl  III 21,  29  f.  13  vgl  zu  VI  56. 
18  Dem  pantificierenden  Bischof  wurden  von  zwei  Ministrttnten 
Leuchter  mit  brennenden  Kerzen  vorangetragen,  die  ,Äcoluthenleuehter\ 
20  vgl  V  1205  f.  27  Über  pax  ,Friedensku88  hei  der  Messe"  vgl 
Glossar  und  zu  173. 


Über  Septimiu ,  33—52.  367 


Adde,  qnod  et  nondnm  primQ  nola  noncia  tinnit, 

Orta  recens  lux  est!'  (iuxque  erat  orta  recens) 
Missa  solet  pacem,  non  pax  prüdere  Tnissam,  35 

Ergo  prior  fiat  missa,  fütnra  priasl' 
,Claadico,  non  possnm  missam  celebrare,  nee  alter 

Presbiter  est  nobis,  qnis  celebraret  eam?' 
,Qais  celebraret  eam,  nisi  summa  magistra  suiU^ 

Abbatissamm  relligionis  ego?  40 

Abbatissa  feror  nonnis  pr^lata  trecentis, 

Yox  tarnen  illaram  nnllins  Qqna  me^  est, 
Transabiit  mea  fama  Dacas,  nee  pone  manenti 

Abbatissa  tibi  nota  Salaora  fnit? 
Silnestrem  missam,  qnam  tu  mireris  et  ipse,  45 

(Debita,  fer,  donec  uenerit  hora)  canam!* 
,Ius  didici,  matrina,  toum,  nunc  acdpe  nostmm 

(Ridendo  redeant  pr^stita  liba  domum): 
Camea  clanga  michi,  non  ^rea  nundat  horam, 

Non  nola  me  Signum,  sed  gula  lata  doeet,  50 

Fit  michi  non  Ph^bus,  sed  uenter  temporis  index, 

Sit  fors,  quod  didici,  cum  iubet  ille,  cano; 


33  qtiod  et]  quod  ter  auf  Basu^  D*  mundum  C  nolam  C 
34  0  9  8taU  0  r  B,  also  0  contra,  vgl,  V  648,  834,  943.  — 
36  sutora  C  37  1'  fehU  C  39  1'  fehU  B  celebret  E  suulle  B 
43  Transabiit  ACBE,  zwmoortig  B  und  Mane.  47  «T  feJiU  E 

48  redeant  fMt  E       49  era  B        51  sed  fMt  B       52  q  J^ 


36  idU  zuerst  sein  soW* ,  CD  interpungieren  vor  fatora  — 
37  ,Aliqua  corporis  parte  imminutos  nullus  praesumat  ad  clerom 
prouehere,  quia  ...  uitiosum  nildl  Deo  prorsus  offerri  legalia  praecepta 
sanxenmt*  Begino  De  syn.  caus.  I  424,  43  vgl.  zu  I  229  — 
48  ,Gheleent  ghelt  saL  men  al  lachende  betalen,  Mutuo  quod  debes, 
ridendo  soluere  debes'  Hoffm,  v,  FaUerslehen,  AUmederl,  Spr,  wr,  364; 
tote  bdidft  der  Begriff  ^  Kuchen'  in  sprichwärüichen  Wendungen  war, 
zeigt  auch  IV  689,  V  1080,  50  vgl  Auian,  VII  8  und  Cassiodor 
Variarum  Üb.  146  extr.  ,Belluanim  quippe  ritus  est,  ex  uentris  esurie 
horas  sentire'. 


368  Liber  SeptimuB,  53—70. 


Credere  si  uellem  semper  mea  tempora  c^lo, 
Qaando  sub  inductis  nubibus  hora  foret? 
55  Nunc  nox  atqne  dies  Qquato  examine  pendent, 
DefQcat  niminm  prodigas  exta  sopor; 
Yisne  ministerinm  celebrem  tarn  lace  modo  alta, 

Quam  propter  sancti  festa  lohannis  ago? 
EstiuQ  lacis  nocte  hac  michi  tertia  uisa  est, 
60       Cam  canerent  galli  carmina  prima  senes. 
Taliter  arguerent  tua  tintinnabala  tempns? 
Omnia  serao  intus  nullaqae  Signa  foris, 
Tam  mens  iracunda  mouet  michi  cimbala  nenter, 
Nocte  quoque  nt  media,  ni  pudor  obstet,  edam, 
65  Nee  foit  horarum  clanga  experientior  nsquam, 
Etsi  fudisset  papa  Suauus  eam. 
Indpe,  quod  nosti,  non  cnro  Carmen  agreste 

An  silaestre  canas,  si  placet  hora  tibi, 
Face  data  faciam,  ne  nostro  discrepet  usn; 
70       Sin  antem,  dico  tempus  adesse  meum, 


54  Quod  B  subinductis  B;  vgl.  Metamorph,  VII  79  f.  — 
55  Nee  CDJEi;  es  ist  Tag-  und  Nachtgleiche,  zu  ^quato  examine  vgl. 
Aeneid.  XII  723  pendant  By  pendent :  pandent  B^  56  Defecit  fy 
Befetat  i  extra  B  sapor  i  61  anguerent  B  62  Omniaqne  CD 
63  mens  C  uentri  CB  65  Non  CBE  umqnam  B  66  Et  si  CDE 
snanis  BCBE,  D*  schreibt  sueuns  darüber,  69  me  B  70  Sinau- 
tem  AGB 


60  Die  alten  Hähne  haben  den  leisesten  Schlaf,  sie  erwachen 
euer  st;  hold  darauf  erwachen  auch  die  jungen  Hähne  Und  stimmen 
in  das  KikerM  der  AUen  ein.  66  Die  Glockengiesserei  wurde  ur- 
sprünglich in  den  Klöstern  von  Mönchen  betrieben,  weiche  überhaupt 
zuerst  alle  auf  das  Kirchenwesen  bezüglichen  technischen  Künste  übten. 
Im  X, — XII.  Jahrhundert  werden  die  Klöster  Frey  sing,  Tegemsee, 
NiedercUteich ,  Salzburg  und  Chiemsee  wegen  ihres  Glockengusses 
gerühmt,  niemals  aber  schwäbische  Anstalten,  Liegt  also  kein  Irrthum 
des  Dichters  vor,  so  kann  papa  Suauus  wwr  entweder  eine  Erinnerung 
an  Tanco  von  S.  Gdüen  sein,  der  für  Karl  den  Chrossen  eine  für 
Aachen  bestimmte  Glocke  goss,  oder  für  das  aUgemeinere  papa  Teu- 
tonicus  (vgl.  103,  197)  stehen.         69  f.  Si  tu  pacem  dederis,  ego  ita 


Über  Septimofl,   71—86.  369 


Papa  pamm,  maneas  missam  abstima  pransane,  curat, 

Sobrios  en  ego  sum,  pax  mea  labe  caret 
£rgo,  michi  dilecta  simul  matrina  sororqae, 

(Pr^ter  enim  missam  singola  nosco  satis) 
Tantum  lene  ferens  quantum  lucrare  reluctans,  .    75 

Nostra  tibi  pax  est  experienda  semel; 
Sed  quid  nerba  iuuat  pacem  pr^euntia  nosse, 

Si  dederit  misere  lator  ineptus  eam? 
Si  cui  iactari  probitas  siue  crimiue  posset, 

Edidici  pacem  ferre  decenter  ego:  80 

Tanta  meQ  pietas  et  tanta  peritia  pacis, 

(Hoc  infra  medium  notificabo  diem) 
Ut  mea  matrinis  et  neptibus  oscula  figam, 

S^ins  exiguis  grandia  frusta  trahens; 
Experieris  idem,  neu  quartum  deesse  queraris,  85 

Candelabra  super  sto  tria  firmus  adhuc!' 


71,  1    Papa  (pamm  maneas !)  missam  tibi  tarn  oelebrabo 


71    Das  Kreuz  am  Hände  von  AD;  prensa  neca**  C  (necator, 

cora 
allenfalls  auch  necura,  uetator  leshar\  prensa  vetatur  E,  prensaue  ; 

e(/rr.  D*,  der  curas  darüber schrid).       77  nosce  CDE      78  dederim  CD 

e/am  J.       80  dicenter  B       83  matemis  C      fingam  CD      84  frustra 

BGE        85  ne  CDE       86  super  :  supra  D* 


D*  über  71^:  ,uel'tibi  tarn  celebrabo'  —  tarn  sc.  quam  tu. 


faciam,  ut  nostro  usu  non  discrepet  i.  e.  ritu  meo  pacem  referam 
(81  ff.,  I  1003  ff.);  si  non  dederis,  ego  missam  incipiam.  71   Der 

Genuss  von.  Reisen  und  Getränken  nach  Mittemacht  henimmit  dem 
kathol.  Priester  für  diesen  Tag  die  Fähigkeit,  das  heilige  Messopfer 
zu,  feiern.  Genaueres  über  dieses  Gebot  des  ieiunium  naturale  s.  ca- 
rentia  bei  Begino  I  cap.  190,  Fluck  Liturgik  p.  135  f.,  Gräser  p.  79. 
79  Anspielufig  auf  das  Sprichwort  ,  Eigenlob  slinkt\  vgl.  Prouerb. 
Sal.  XXVII  2,  Vannucci  Prou.  Lat.  I  p.  270,  Zingerle  p.  93  f., 
Facetus  ,Laus  proprio  sordescit  in  ore'  und  besonders  Henric.  Sept. 
IV  145  f.  ,Hynmificet  de  te  tua  non,  sed  uox  aliena,  Nam  bene 
festiuos  stercorat  illa  uiros. 

Voigt,  Ysengrimiis.  24 


370 


über  Septimns,  87—104. 


,QaandoqtiideiD,  firater,  scis  tempus  adesse,  canatnr, 

Sed  neqaeo  cantnm  promere  sola  grauem; 
Huc  ades  immorsamqae  michi  preme  fortiter  aurem, 
90      Ut  tua  concussis  dentibus  ora  crepant, 
Confratres  quornm  spissa  ac  promacida  dentes 

Occulit  elata  aoce  uocabo  meos, 
Oscula  Sacra  qnibus  secnro  astringere  labro, 

Cum  dandQ  pacis  nenerit  hora,  queas; 
95  Oscula  pr^benti  nereor  tibi  reddere  morsom, 

Yix  inhibent  dentes  tenuia  labra  meos/ 
,0  ueniant  fratres,  quorom  est  promucida  pingnisl 

Spissum  aliquod  sequitar  pingnia  labra  latus/ 
Hqc  tacitus  secum;  prensa  mox  aure  Salaaram 
100       Fortiter  angebat,  sus  leuat  acre  melos, 

Sus  super  ^qua  leoans  monacordom  iura  canebat 

Altius  et  falso  sex  diapente  sono; 
Allobrogas  pretium  si  speret  carminis  omnes, 

Clangere  tarn  nequeat  tenuiter  ipse  Satan. 


98  capot 


88  quantmn  E  91  Am  Bande  von  Ä  die  cmx;  Grimm  (am 
Bande  seiner  B-Collation)  fasst  spissa  ac  dentes  als  2  Objecte  zusam- 
men, was  durch  96  f.  ausgeschlossen  ist;  die  Änderung  zu  at  (vgl.  :u 
II  377)  ist  sachlich,  zu  ah  (ha)  der  Stellmuf  wegen  (es  steht  stets  an 
der  Spitze  der  Sätze,  vgl.  Glossar)  bedenklich;  ich  glaube,  dass  diis 
zum  Hauptsatz  geliörige  und  vor  confratres  zu  denkende  ac  in  dm 
BelativscUz  verschoben  ist.  94  dante  B  96  tenura  B  tenuf  corr.  D* 
97  *r  fehlt  E  0  ueniant  :  Conueniant  D*  qnibus  C  100  nelat  B 
101  monacordi  B       103  set  B       104  tarn]  cum  CDE     tenuit  B 


98  uel  •  Caput  über  latus  Z>* 


90  vgl.  VI  6.  101  f.    Die  Sau  erhebt  ihren  einstimmigen 

Gesang  über  die  Narmalhöhe  und  zwar  in  einem  6  Quinteti  darOber- 
liegenden  Ton,  sie  quietscht  in  ungUiublich  hofier  Lage.  103  AUo- 
brogas  «'.  e.  Burgimdiones  (Scheler,  Lexicogr,  p.  10,  Pannenbarg  in 
den  Forschungen  zur  devischen  Geschichte  XI  249)  statt  des  ailge- 
meineren  Gallos,  vgl.  VI  494, 


Über  SeptimmB,  106—116.  371 


,0£ficiiim,  matrina,  probo,  sed  scandis  inepte,  105 

Deficies  media  noce,  remitte  fidem!' 
,Hospite  te,  frater,  festinios  Organa  clangont, 

Rarns  es  hie,  ideo  clarior  oda  sonat; 
Officium  laudas,  aliter  gradaale  sonabit, 

Donec  conaeniat  contio  nostra,  mane!  110 

Nee,  si  forte  roges,  comitamnr  cantibiis  Anglos, 

Mnsica  ter  temos  fertnr  habere  modos, 
Bisqae  plagis  binis  distingnitnr  ordo  tonomm, 

Nescio  qais  legem  rusticns  hancce  dedit; 
At  uetns  in  nostro  iam  mnsica  niloit  usu,  115 

Tenninat  nndenis  mnsica  nostra  tonis, 


114  ante 


106  Deficis  in  C  107  *r  fehU  C  fr]  fr  5,  ebenso  162,  195. 
108  Carus  CDE  hodie  :  ideo  C  clarior  ABCDE]  Mone  verlas 
clarins  sanat :  sonat  C  112  ter  auf  Ras^ir  2>*  tremos  B,  trinos  DE 
113  Hisqne  B      tenorum  BE       115  nsa  :  nsn  C 


114  D*  erklärt  hancce  gemäss  dem  Glossar  ,116  hancce  i.  e.  hanc 
nel  talem'  durch  hanc  und  setzt  uel  ante  über  jenes  (C  hance). 


111  Zu  Anglos  vgl.  Forkel,  AUg.  Gesch.  d.  Musik  II 199.  — 
112  Die  Theorie  und  Praods  des  altem  MA.  stelU  am  reinsten  Gnido 
von  Arezzo  dar:  es  gäbe  6  Intervalle  (consonantias) ,  nämüeh  1.  den 
Ganzton,  2.  den  Halbton,  3,  die  grosse  Terz,  4.  die  kleine  Terz,  §.  die 
Quarte,  6.  die  Quinte,  diesen  6  werde  von  einigen  Sängern  noch  7.  die 
Octare  hinzugefügt,  die  aber  so  selten  vorkomme,  dass  man  sie  nicht 
mit  jenen  andern  Consananzen  gleichstellen  dürfe.  ^Dies  ist,  sagt 
Heinrich  Bellermann  (vgl.  Contrapunct^  p.  98  ff.,  diesem  seinem  Buche 
und  seinen  persönlichen  Belehrungen  verdarb  ich  das  Verständniss  der 
ganzen  Stelle),  unzweifelhaft  die  ursprüngliche  Lehre,  ioie  wir  sie  noch 
in  den  uns  überlieferten  Gesängen  des  Gregorianischen  Chorales  wieder- 
finden.'  Schon  vor  Guido  sehen  wir  aber  bei  einigen  Theoretikern  und 
in  der  Folgezeit  bei  den  meisten  von  ihnen  die  Zahl  der  zulässigen 
Intervalle  auf  9  erweitert,  indem  8.  die  kleine  Sexte  und  9,  die  grosse 
Sexte  hinzutritt.    Solche  neun  Intervalle  {mit  geringen  Abweichungen) 

24* 


372  Liber  Septimiis,   117—118. 

Armoniam  qnandoque  damas  ter  quinqae  modonun, 
Isque  solet  nostri  carminis  esse  tenor: 


117  tibi  B      tonorum  CD 


finden  toir  zuerst  hei  HudMÜd,  dann  bei  Berno  von  Beichenau,  Theoger 
von  Mete  {Gerbert  II  185)  und  Joh,  CoUonius;  ebenso  Idvrt  EberK 
Laborint.  I  166,  113  Der  Dichter  ist  hier,  wenn  auch  nicht  mit 
Becht,  der  AnsicfU,  dass  auch  der  Gebrauch  der  plagalen  Tonkitem 
als  eine  Neuerung  von  den  Engländern  eingeführt  sei.  115,  116  Im 
Gegensatz  hiereu  kennt  die  alte  Musik  die  plagalen  noch  nicht,  son^ 
dem  begnügt  sich  mü  den  vier  authentischen  DEF  G,  welche  zusam- 
men eine  Leiter  von  eilf  Tonstufen,  nämlich  vom  grossen  D  oder  dem 
D' finale  bis  zum  g-cuiutum  ergeben.  117  Die  Säue  haben  aber,  da 
sie  eine  vierstimmige  Musik  ausfuhren  wollen,  einen  bedeutend  grösseren 
Tonumfang  nöthig,  so  dass  sie  gelegentlich  ihre  Leiter  au f  fünf  zehn 
Intervalle  (modus  =  Intervall;  hier  also  der  Schritt  von  einer  Stufe  zur 
nächsten  der  Tonleiter)  oder  sechzehn  Stufen  ausdehnen  müssen.  Dies 
ist  nach  Notker  Labeo  der  grösste  zulässige  Umfang  eines  Gesanges; 
Notker  setzt  seine  Totdeiter  aus  vier  Tetrachorden 

rABG  DEFG ab  c  d  e  f  g  a 

zusammen,  während  er  at^rücklich  hinzufügt,  dass  die  alten  Griechen 
nur  fünfzehn  Stufen  angenommen  hätten.  118  ff.  Also  4  Vorsänger, 
deren  Stimmen  von  der  Höhe  zur  Tiefe  angegeben  werden,  ein  Chor, 
der  die  Besponsen  singt  (127  f.)  und  eine  Gemeinde,  die  in  unreinen 
Tönen  begleitet.  Das  klingt  durchaus  nicht  wie  ,HundegebeU  und 
Katzengeschrei'  (Mone),  sondern  das  galt  dem  MA.  als  vollkommene 
Symphonie,  wenigstens  wenn  man  annimmt,  dass  Sala%i/ra  bei  einer 
kirchlichen  Kunstleistung  eine  tiefere  Octave  wähÜ  und  nicht  6  Quinten 
über  die  Normalhohe  hinausgeht. 

1.  Die  Hauptstimme  hat  Salaura 2  {Sopran) 

2,  Becca  singt  dazu  die  tiefere  Quinte,  vgl,  sesqualterare 

im  Glossar 3  (AU) 

3,  Sotioche   epitritat  »»  sesquitertiat   cantum  Beccae, 

d,h  sie  singt  eine  Quarte  tiefer  als  diese    ,    .    .    4  {Tenor) 

4.  Baltero  sesqualtertU  cantum  Sonoches  {4  :  6)  ^=  can- 

tum Beccae  duplictU  (3:6) 6  {Bass) 

I  j  \Bc^\  ^1  1  I  "^1  \  [b^  \  I  \S^\ 
Baltero  singt  somit  genau  um  eine  Octa/ve  tiefer  cds  Becca,  ebenso 
Sonoche  im  VerhaUniss  zu  Salaura. 


Libor  Sepümiu,  119—140.  373 

Becca  michi  cantom  sesqnalterat,  inde  Sonoche 

Yocis  epytritQ  pondera  sabtns  agit,  120 

Balten)  nero  baco,  pronepos  mens,  Anglicas  ybris, 

Quid,  nillane,  patas,  qnaliter  ille  canit? 
,Cimctipoten8'  qnotiens  poscnnt  enc^nia  sine 

,AIlelaia'  petit  festns  berile  dies, 
Hie  grossam  diapente  tonat  sab  aoee  Sonocbes,  125 

Et  modolos  BeceQ  daplicat  ore  graui; 
Dam  sie  organici  damos  interaalla  melodis, 

Alternat  dalcem  contio  mira  liram, 
Cetera  torba  modos  confasa  lege  aagantes 

Ordine  Romano  deprimit  atqae  leaat  130 

£ia  nunc  stringas,  si  quid  sapis,  acrios  aorem, 

Prozima  prosperitas,  quam  tibi  qa^ris,  adest!' 
Vix  angente  lapo  nocem  dabat  iUa  secondam, 

Andiit  infesti  Becca  magistra  gregis, 
,Prob,  proceres!  prob,  cara  soror!*  nil  addidit  ultra,'  135 

Undecies  senos  concatit  ira  saes; 
Undiqae  ,proh!'  frendant,  ,proh!  probl'  frendore  iaaatur 

Carsas,  agi  penna,  non  pede,  qnemqne  putes, 
Non  aliter  trepidom  clamore  ac  tarbine  mandom 

Proculcare  raent  Gog  comitante  Mägog.  140 


136  iUa 


119  (^nantom  se  sqnaltant  B,  sescalterat  E  121  bace  B 
125  Hoc  C  132  sprosperitas  B  134  in  festi  D  136  sonos  CDE 
condtat  B  suos  jB,  sonos  :  saes  C  137  frendnnt  :  frendent  D* 
138  Bnrsus  C     pennam  B        139  tarbine  ntichgetrcLgen  C 

136  Über  ira  D*  ad  •  illa. 


123  f.  Einen  mit  Ounctip.  beginnenden  Gesang  habe  ich  nirgends 
gefunden;  124  ist  das  zwischen  GraAuale  und  Evang,  gehörige  grosse 
HaUduQa  des  Oster -,  P fingst-  oder  Frohnleichnamfestes  gemeint, 
worüber  Näheres  bei  FUick,  Kath.  IM,  p.  161.  135  prob  yOnoma-' 
topoeia  est,  imüatur  grunientes  porcos"  Mone,  137  vgl.  I  267  — 
140  Gog  und  Magog  (Jiier  nicht  König  und  Volk,  wie  Ezechiel  cap.  38 


374  über  SeptimoB,  141— 164. 

Porcellns  Cono,  proles  generosa  Salaur^, 

Ter  Septem  innctus  fratribos  ante  aolat; 
Utraqae  Gononis  matertera,  quinque  Sonoche 

Subseqoitiir  natis  Beccaqae  freta  decem; 
145  Pignoribns  Septem  fidens  Borgissa  sabibat, 

Quam  dicunt  amitam,  Cono,  foisse  tuam; 
Baltero  postremus  ruit  instigatqae  ruentes 

Sex  generös,  fratres  quattnor,  octo  noros. 
Hos  lupas  infelix  nt  uidit  rictibns  amplis 
150       Spomosam  rabiem  fundere,  flare  minas, 
Offendi  terram  fremitu,  molirier  omos 

Impete,  diriguit,  non  stetit  absque  metu; 
£s8e  sibi,  qualem  dare  uenerat  ipse,  daturos 

Fingebat  pacem,  cessit  ab  aure  panim. 
155  Bisit  8cropba,nocens:  ,utquid,  aesane,  relinqnis 

Officium?  persta,  stringe  parumper  adhuc! 
Fax  perlata  fere  est;  forsan,  ni  strinxeris  aurem, 

Me  cantante  nichil  cassa  caterna  redit' 
,Gantauit  tua  turba  satis,  didicere  profecto 
160       Tollere  clamose  carmina  prima  nimis.' 
,8iccine  tu  credis  nostros  cantare  sodales? 

Erras,  frater,  adhuc  oontio  nulla  sonat, 
Comperies  cantum,  cum  uenerit  hora  canendi, 

Ut  uideo,  templum  rarus  inire  soles; 


141  Procellus  BCD  142  Et  B  143  senoche  B  146  amit- 
tarn  B  155  *r  CDE  -ne  in  uesano  auf  Busu/r  D*  156  ad  hec  B 
157  ni  strinxeris]   perstrinxeris   C  160  profec.to  clamose  C    — 

161  1"  fehlt  E 


tmd  39,  sondern,  tote  Äpocdlyps.  XX  7  ff.,  zwei  Völker  tmd  zwar  des 
caucasischen  wtd  nordasiatischen  GebirgsUmdes ,  vgl,  Schenkel  Bibel- 
lexicon  II 505  f.)  werden  beim  Weltuntergänge,  ein  furchtbares  BeHer- 
heer,  sich,  zahllos  wie  Sand  am  Meer,  zum  letzten  Ansturm  gegen 
die  heilige  Stadt  erheben  und  dann  in  den  Abgrund  gestürzt  werden, 
vgl.  Biding,  Zu  den  Sagen  von  Gog  und  Magog,  Berliner  Progr.  1882, 
160  carmina  prima,  vgl.  II  92,  VII  60,  ,die  Mette\ 


Über  Septimiis,  166—174.  375 


In  templis  tacitoma  prQÜ  confessio  migRATn^  165 

Rare  licet  positi,  nos  imitamnr  idem, 
Marmore  sabmisso  saa  nunc  delicta  sasorrant, 

Inde  canent  laco  aix  patiente  sonom.' 
Yix  bene  finierat  cradelis  scropba  loqaelam, 

Gono  ferit  miseri  posteriora  senis,  170 

Et  frustam  pr^grande  rapit  de  clone  sinistra; 

Oscala  ioraait  praaa  faisse  lapas: 
,Tam  sabito  primQ  qoi  pacis  repperit  boram, 

Deuoueant  iUam  Roma  Remisqae  simoll 


165  f  {8taH  Nota)  C  tacitura  B  167  nam  B  susnrant  D 
168  Inde  am  Rande  nachgetragen  und  canent  auf  Rasur  J>  — 
170  miseram  :  miseri   B  171   frustrum   CE,  frustj""  corr.  D* 

173  paucis  :  pacis  A 

165  vgl.  zu  173,  173  ,01im  in  ecclesia  is  mos  obtinnit,  nt 
in  missae  celebratione,  dum  saoerdos  post  bostiae  consecrationem  baec 
nerba  proferret  „Fax  Domini  sit  semper  uobiscum",  statim  cleros 
ipseqne  populus  per  basia  blanda  sese  inuicem  oscularetur'  (DuCange 
IV  741  nach  AnuUarius);  die  Reihenfolge  bestimmt  der  Ordo  Roma- 
nus  so:  ,Arcbidiaconns  pacem  dat  Episcopo  priori,  qui  et  ultra  dabit 
iuxta  se  stanti,  ac  deinde  per  ordinom  ceteri,  atque  populus  osculantur 
se  inuicem.'  Das  RecM  zum  ersten  Friedenskuss  sieht  also  nicht 
Cono,  sondern  d€m  Wolfe  zu,  der  als  Zweitältester  hier  gleichsam  den 
Archiditicon  vertritt.  Mit  dem  XIIL  Jahrhundert  traten  aümoMich 
an  die  Stelle  des  Friedenskusses  die  KusstäfelcTien ,  welche  in  gleicher 
Folge  mit  den  Lippen  berührt  wurden,  —  Der  Verlauf  ist  also  fol- 
gender: Ysengrim  bietet  (26)  der  Sau  den  Friedenskuss  (basia  iusta, 
fida  28,  Sacra  93) ;  Salaura  lehnt  ihn  ab,  weil  erst  die  Messe  gesungen 
werden  müsse,  in  deren  drittem  Theü  {vgl,  crit  Anm,  zu  II 145)  erst 
derselbe  gegeben  wird;  die  Glocke  hohe  aber  noch  nicht  zur  Mette 
gelaunt  (33).  Auf  des  Wolfes  Entgegnung,  die  Kirchenuhr  gehe  nach, 
seine  Magenglocke  habe  längst  geläutet,  erklärt  sie  sich  aber  (87)  zur 
Feier  der  Messe  bereit,  doch  fehlt  ihr  noch  zwr  Ausführung  ihres  Vor- 
habens der  Chor  (88  ff.) ,  der  ja  beim  Graduale  eingreifen  muss.  So 
beginnt  sie  denn  die  Vorbereitungsmesse  \bestehend  aus:  Introitns, 
Psalmns,  Kyrie,  Gloria,  Oonfessio,  CoUectae  s.  Oratio,  Epistola,  Graduale 
mit  Alleluia  oder  Tractus,  Euangelium,  (Predigt),  Credo;  vgl.  Cod,  Berol, 
theol.  lat.  fol,  nr,  2,  f,  71  ^,  Hüdebert  ed,  Beaugendre  col,  1107  ff.,  für 
die  Stellung  der  confessio  Cod.  Berol,  theol,  lat,  fol,  nr,  271,  f,  10^, 


376  Liber  Septinms,  175—178. 


175  Ordine  legitimo  pacem  rebamur  agendam, 
Sed  nescit  rectum  rusüca  tnrba  sequi; 
Nonne  magister  eram  uita  senioque  uerendus? 
Etatem  superat  sola  Salaura  meam, 


177  Non  me  B 


Fluch  Kaih,  Lit.  p,  148  ff.,  Schletterer  Gesch.  d.  ^eistl.  Dichtung  I 
p.  181  Anm.  22],  deren  erste  Hälfte  bis  zum  Schluss  der  Oratio  auch 
Officium  heisst  {Ämdlarius  de  Eccles,  Off.  I  cap.  5  , Officium,  qnod 
uocatur  Introitus  Missae,  habet  initium  a  prima  antiphona,  quae  dicitm* 
Introitus,  et  finitur  in  Oratione,  quae  dioitur  ante  Lectionem*):  sie 
singt  die  uox  prima  (100),  also  etwa  Introibo  ad  altare  und 
Psalmus,  dann  die  uox  secunda  (133),  wohl  Kyrie  und  Gloria; 
dies  ist  wenigstens  die  Auffassung  des  Wolfes  (105),  auf  welche  sie 
scherzend  eingeht  (109);  für  sie  selbst  hat  das  Geschrei  eine  andere 
Bedeutung:  sie  ruft  ihre  Gemeinde  durch  zweimaliges  Läuten  {Otte 
Glockenhmde  p.  17)  zusammen  (91  f.),  die  Glocke  ist  ihr  Ohr  und 
Ys,  der  Glöckner.  Die  Gemeinde  ist  da,  Ys.  erschrickt  ufid  lässt  den 
Glockenstrang  fallen,  Salaura  ermahnt  ihn,  zum  dritten  Mal  (ad  in- 
choandum)  zu  läuten,  die  Einladufig  zum  Friedenskuss  sei  noch  nicht 
ganz  vollendet,  tMleicht  könnte  die  Gem^nde,  wenn  das  JEinläuten 
wnterhliehe,  umkehren;  Ysengrims  Erwiderung,  der  Chor  habe  ja 
schon  hinlänglich  gesungen,  weist  sie  ab:  sie  ist  immer  no<^  beim 
Officium  (109),  ,noch  singt  keiniJhor,  das  Graduale  kommt  erst  (162); 
was  du  für  Chorgesang  hältst,  ist  die  —  in  der  Beihe  nun  folgende  — 
Confessio  mit  der  sich  anschliessenden  Bitte  um  Gnade\  der  Oratio 
(,Confiteor  Deo  omnipotenti',  , Ostende  nobis'.  ,Fiat  misericordia\ 
,Exurge,  Domine,  ad..',  , Aufer  a  nobis  quaesumus.  Domine,  iniqui- 
tates  nostras'),  die  der  Priester  auf  dem  Wege  zum  AUar  v/nd  mit 
ihm  die  Gemeinde  betet.  —  Wenn  nun  Cono,  in  das  Messschauspiel 
eingeweiht  (187  ff.) ,  nicht  das  Officium  von  vom  wieder  anfängt,  son- 
dern mit  der  an  die  Reihe  kommenden  Epistola  fortfährt,  so  erfiUÜ 
der  Dichter  damit  zunächst  das  Gebot  des  poetischen  Fortschritts, 
macht  es  dber  zugleich  dadurch  innerlich  wahrscheinlich,  dass  jener, 
eben  erst  in  seine  Schranken  zurückgewiesen,  zu  bescheiden  ist,  als 
da>ss  er  sich  an  die  dem  Priester  selbst  zustehenden  vorepistolarischen 
Stücke  heranwagte,  sich  vielmehr  mit  der  von  einem  niederen  Kleriker, 
dem  Lector  oder  Subdiaconus  {Fluck  p.  159),  auszuführenden  Vor- 
lesung der  Epistel  begnügt.  Während  dann  der  Lector  vom  Lesepult 
herunterstieg,  sang  die  Gemeinde  oder  der  sie  vertretende  Chor  (contio 
110,  162)  einen  Psalm,   der   deshalb   Stufengesang  oder  Graduale 


Libor  Septimns,  179—192.  377 


Benun  ergo  series  si  aobis  recta  placeret, 

Ore  meo  primnm  pax  tribaenda  fnit.'  180 

,8i  tibi  rennnero  pacem,  Tsengrime,  secundam, 

Prima  aelim  peias,  quam  michi  poscis,  eat! 
Ne  primam  innidia  ferar  importasse  nel  ira, 

F^deris  h^c  nostri  testis  et  obses  erit, 
Nee  timeas!  übi  prima  iaeet,  non  figo  secnndam,         185 

Accipient  pacem  singula  membra  snam. 
Nescieram,  donec  pronipit  mentio  pacis, 

Missa  qaod  a  nobis  esset  agenda  tibi; 
Eia  nunc  aadi,  quid  epistola  sacra  loquatnr!' 

Bisque  fere,  quantam  dempserat  ante,  tnlit,  190 

Affirmant  Britones  dextra  de  clnne  pntatam, 

Quantum  tresse  solet  uendere  cerdo  Bemis. 


179  senes  CB  180  fpret  jfait  C  181 1  felOt  G  182  poscit  B 
183  prima  B  184  hoc  CE  185  Ne  CD  186  Accipiunt  E 
189  quid  ABCDE]  quod  Mone.  190  Hisque  B  fere  |||  quantum  A 
192  cerdo]  crede  B 

genannt  tourde.  —  Damit  lässt  der  Dichter  das  Motiv  der  Messe 
fallen  und  fuhrt  als  neuen  humoristischen  Hebel  die  Gasiflreu/nds<^ft 
mit  ihren  Pflichten  ein;  es  wird  also  nur  der  erste,  vorbereitende  Theü 
der  Messe  {wicht  Offertorium  und  Communion)  karikiert,  und  auch 
von  diesem  nur  die  erste  Hälfte:  unter  den  mächtigen  Tönen  des 
Alleluia  stürzt  sich  Alles  auf  den  Feind  (198).  179  vgl.  zu  VI  425, 
188  Vielleicht  hat  man  bei  missa  nicht  bloss  an  , Messe',  sondern  im 
Hinblick  auf  die  gemeinmittelaUerliche  Erklä/rung  —  Entlassung,  näm- 
lich der  Catechumenen  —  auch  an  die  Nebenvorstellung  ^  Garaus''  zu 
denken,  191  f.  ^Berühmt  durch  ihre  Jahrmärkte  waren  frühzeitig 
vor  andern  die  beiden  bisehöflichen  Städte  in  der  Champagne,  Troges 
und  Reims'  {Hüümann  I  286).  ,Drei  Heuer'  ist  sprichwörtlich  für 
einen  äusserst  niedrigen  Preis  (Persius  V  76,  Göttinger  Spruchs,  144  f 
, Inf ortunatos  ad  tres  obulos  homo  natos  Numquam  nummorum 
dominus  ualet  esse  duorum')  und  wird  auch  III 1108  nur  scherzhaft 
für  einen  hohen  Preis  gebraucht.  Da  die  Brüonen  nun  als  Gewährs- 
männer des  Unglaublichen  und  Märchenhaften  galten,  so  wird  das 
Distichon  ein  gemäss  dem  Parturiunt  montes  gebautes  ängogSöxtirov 
darstellen. 


378  Liber  Septimus,  193—214. 


fLecüo  finita  est,  cantnm  modo  foirtiter  omnes 

Tollite,  8it  nullns,  qai  reticere  uelit! 
195  Accipe  qu^situm,  frater  carissime,  Carmen! 

Sic,  nbi  sacrantnr  templa  uetasta,  canunt, 
Hoc  graduale  boni  nos  edocuere  Saaui.' 

Protinas  in  monachom  tota  caterua  forit; 
Sed  grex  mnltüs  erat,  dnmque  omnes  ueilere  qu^ront, 
200       lam  medius  lato  stat  lapns  orbe  procul, 
Circumstentque  licet  pressa  statione  coacti, 

Ad  plenos  ictus  copia  noUa  datur, 
Ultima  diuellit  solos  promucida  üillos, 

Pr^ualidi  quidam  frustnla  parua  trahunt. 
205  Incipit  irasci  monachus  nee  uulnera,  qnamois 

Parua  forent,  l^to  corde  ferenda  pntat; 
Pulsibus  aspiciens  offendi  Baltero  fratrem 

Semotus  giro  clamitat  ista  iocans: 
,Qaid  facitis,  stalti?  sapitis  nichil,  unde  uenitls? 
210       Creditis  hunc  ludum  posse  placere  michi? 
Hospitibus  caris  sie  uos  cantare  soletis? 

Hostibus  hoc  uestris,  non  michi,  debet  agi, 
Sic  cantetur  ei,  qui  sie  gradaale  notaait, 

Gaudeat  et  cantor  carmine  sicut  ego! 


193  *r  in  allen  Handschriften  erst  neben  195.  194  ToUunt  B 
196  uenusta  B  200  ore  CD;  vgl,  giro  208.  201  Circonstentque  D 
203  solos  in  D  auch  soles  lesbar,  dalier  glossiert  es  D*  durch  oculos. 
209  1*  ACDE       211  Hospitis  B        212  Hospitis  B        213  Hie  E 


196  vgl,  123;  ,uetusta  templa  sacrare  ironia  est'  Mone  — 
197  Nicht  etwa  ein  Seitenhieb  auf  schwäbische  Componisten,  wie  Wü- 
heim  von  Hirschau;  nur  die  musicalische  Einkleidung  des  Begriffs 
,  deutsche  Hiebe  \  vgl.  66.  Irrig  urtheüt  über  diese  Stelle  W.  Wacker- 
nagel  Zs.  VI  259.  208  Baltero  spricht  als  Anwalt  in  Ysengrims 

Namen.  209  Beleg  fwr  das  Spricfiwort  ^nicht  weit  her  sein",  d.  h. 
toerthlos,  dumm  sein.  Vgl.  Zacher  n.  48  {Zs.  XI  p.  U^O)  ,Riches  est 
qui  loing  maint.  Longinquus  diues  et  nobiiis  esse  putatur,  Mendicus 
pauper,  si  (qui?)  proximus  est,  reprobatur'.        212  vgl.  IV  362, 


Tiber  Septimiu,  215—280.  379 


Laditis  ut  fatni,  male  luditis,  iste  profecto  215 

Ludns  oillanos  aos  probet  esse  reos, 
CoUigere  egregie  socios  dididsse  patatis, 

Colligitis  sane  sicat  agreste  pecas! 
Qnas  super  hoc  Indo  grates  sperare  potestis? 

Ladas  omittator,  dorn  liquet  esse  bonom,  220 

Heu,  genas  illepidam,  fugite  bind  nisi  protinas  iste 

Desierit  lados,  non  ego  lene  feram. 
Yenimos  hoc,  matrina,  tao,  fidissima,  dncto, 

Meqae  tibi  recolis  SQpe  faisse  piom, 
Hos  age  lad^os,  iocas  bic  malus  incipit  esse,  225 

Ne  peior  fieri  possit,  abire  iabe! 
Nolo  dia  doret  locus  bic,  pro  me  anxior,  ante 

Quam  scierint,  possunt  lodere  me,  oro,  ueta! 
Quando  quid  incipiont,  ratione  tenacius  urgent, 

Pessima  quQ  potuit  monstra  cacare  Satan;  230 


216  probat 


21^  probat  CDE,  probet  ^pröbäbit,  vgl  Einh  219  Quos  AB 
220    bonus,    am  Rande  uel  num  C,    bonus   %  222  Desierat  B 

223  matema  C  duo  B^  tuto  C  225  mdeos  D;  D*  schaltet  ne 
davor  ein  und  ändert  o  zu  &,   also  ne  uideas.  228  ledere  fehlt  C 

229  incipient  CD        230  cacare  fehlt  B 

220  esse  boniim  sc.  eum  (225) ;  vgl.  zu  dem  Sprichwort  Zingerle 
p.  183,  Alberti  Stad.  Troüus  IV 164  ,  Cum  fuerit  ludus  optimns,  abde 
pilam*,  Göttinger  Spruchs.  100  f.  ,Dnm  ludus  bonus  est,  ludum 
dimittere  fas  est;  Ni  dimittatur,  aliquando  forte  grauatur'  und  V  806. 

230  cacare  i.  e.  ca^a/ndo  gigner e;  was  heim  Menschen  der  Same,  ist 
heim  Teufel  die  Kacke.  W.  Wackernagel  (Zs.  VI  259  f.)  erinnert 
hierzu  an  den  Spruch  ,Bocb  ist  ain  sphcbwort,  die  Swaben  seien  von 
hohem  stam :  sie  schaiss  ain  raiger  ab  ainem  paum  nider  auf  die  erden 
bei  dem  Eein,  davon  die  Schwaben  komen  sein';  doch  nicht  als 
Schwaheyi  (197,  213  war  von  diesen  die  Bede),  sondern  als  Bauern, 
denen  die  zu  jedem  Spiele  unentbehrliche  Urbanität  abgeht,  werden  die 
Schweine  hier  gescholten.  Eine  köstliche  Parallele  bietet  Nig.  Wireker 
Spec.  stült.  ed.  Wright  p.  40  Z.  7  f.:  der  Esd  stellt  sich  in  Salemo 
einem  Kaufmann  vor,  rühmt,  dass  er  selbst  a77i  Königshofe  angesehn 


380  Liber  Septimus,  231-252. 


Diaide  nos  subito,  propera  intercorrere  nobis, 

Offensam  Indus  forsitan  iste  parit.' 
<{uo  8UU8  hanc  pronepos  intendit  Baltero  sannam, 

Nouerat  in  primo  cauta  Salanra  sono. 
235  , Suffer,  amice,  graues  cruciatus  corde  quieto, 

Constantes  animas  camea  pQna  beat, 
Fortiter  et  longnm  Qdituus  uasa  Qrea  tundit, 

Dum  sperat  plena  Incra  futura  manu; 
Ut  salues  animam,  tormentis  subde  cadaaer, 
240       Yerberat  electos  ira  benigna  dei, 

Nee  furor  hos  sQuire  facit,  dilectio  suasit 

Hoc  opus,  ut  pQnas  hie  patiare  tuas, 
Si  quid  habes  culpQ,  gauderes  pendere  uiuens, 

Post  obitum  cruciant  longa  flagella  reos. 
245  Denique  uenisti  moriendi  nescius  istue, 

Hoc  prQter  solum  cuncta  peritus  eras, 
Mors  tibi  discenda  est,  non  delibabere  morti, 

Nolo  feras  mortem  sed  doceare  mori; 
Discere  nunc  debes,  qui  doctor  sQpe  fuisti, 
250       Yirga  aliis  fueras,  nunc  tibi  uirga  uacat' 
Suspensus  senior,  quis  tam  lugubre  seorsum 

Plangeret,  h^rebat  mentc  oculoque  uagus; 


231  propria  E  232  parat :  parit  C  237  1"  CDE  editus  B 
tundet  f  239  cad  subde  B  241  seroire  B  243  Siquid  AB 
247  deliberabere  CDEi;  für  deliberare  =-  tradere  vgl  z,  B,  MGS. 
VII  629,  21  erat  6  J?  251  «f  feUt  A  Über  Suspensus  setzt  der 
Textschretber  die  Glosse  dubius  A;  Suspensus  dubius  im  Text  B 

sei,  mur  einen  Feind  habe  er,  den  Bmier,  ,Hunc  ego  commendo 
Sathanae,  de  stercore  cuius  Dicitur  esse  satus,  quod  probat  ipse  satis'. 
—  über  den  Ursprung  der  Bewohner  von  Angers  de  stercore  auium 
vgl  Einleitung  zu  IV  272.  237  uasa  ^Glocken'*  {Otte,  Christi  Kunst- 
archäologie*  p.  830  Anm.  2).  240  Ep.  ad  Hd)r.  XII  6.  244  Bei- 
spiele  zu  der  —  in  der  Kirchenlehre  {Redner,  Fegefeuer  p.  173  ff.) 
nicht  zugestandenen  —  Prügelstrafe  im  Purgatorium  vgl  z.  B.  in  dem 
bei  A.  Wagner  Visio  TnugdaU  veröffentlichten  lat.  Gedicht,  Vers  281, 
293,  302,  321  etc.        247  f.  vgl  V  351  f. 


Liber  Septimiu,  253—274.  381 


Baltero  sospicitor  post  Becc^  terga,  senemqae 

Respicit  irridens:  ,frater,  abi  esse  patas? 
Hie  tibi  faatores  sperabas  affore  paucos,  255 

Speratis  plures  (ne  nerearis!)  habes: 
Nempe  ego  nunc  collega  tibi  fidissimns  assam, 

Beccaque  te  mcütam,  scropha  Melis,  amat; 
Distractus  paulo  ante  toi  memimsse  neqoibas, 

Qno  tibi  erat,  pro  te  qai  loqueretor,  opus,  260 

Hactenns  ergo  dabam  uerbam,  quasi  tatemet  essem, 

Clamque  apud  bos  omnes  Becca  gerebat  idem. 
Qaod  si  scire  übet,  cor  connellaris  ab  istis, 

Contendnnt,  primam  qnis  taos  hospes  erit, 
Nescit  iniquas  bomo  panis  meminisse  comesti,  265 

Nos  opis  acceptQ  non  meoünisse  piget; 
S^pe  coegisti  scisso  uelamine  nostros 

Currere  cognatos  in  penetrale  tuam, 
Ergo  tuam  mauult  pars  nostri  scindere  uestem, 

Quam,  quo  uis,  si  uis,  ire  sinare  semel,  270 

Elige,  nobiscum  maneas  inuitus  an  ultro, 

Nil  nisi  te  raro  nos  penes  esse  queror.' 
Talibus  intento  seniore  subassilit  atque 

Eradit  l^uum  callida  Becca  pedem. 


253  1*  E,  in  CD  neben  254  254  Despicit  C,  vgl,  16  putans  B 
255  fauore  B  257  ist  nunc  in  A,  258  te  in  E  nachgetragen.  — 
258  Seccaque  B  scrapha  D  259  pauloante  Ä  261  tu  temet  A 
262  in  B  ausradiert,  wodurch  (vgl  zu  V  1033)  der  entsprechende  Vers 
der  Kehrseite,  288  auf  fol.  119^,  gelitten  hat,  263  conuallaris  B 
266  Non  CDi  270  Quam  in  C  quouis  ACDE  273  "f  in  B 
schon  nd>en  271       interito  B 


259  Distractus  tnach  allen  Seiten  in  Anspruch  genommen 
(199 — 20^  und  darum  unfähig,  deine  Gedanken  zu  sammeln  (F  1119) 
und  zwr  Bede  zu  ordnen';  vgl  MSD,^  XXVII  2.  163,  Prora  172. 
260  Quo  =  et  ideo,  264  ,sie  wetteifern  um  die  Ehre,  wer  zuerst 

dein  Wirth  sein  wird\  265  vgl,  Hoffln.  v,  FaHersl.,  AJtniederl,  Spr. 
nr.  367  ,Gliegheten  bioot  sal  men  ghedenken,  Sit  cordis  festum,  panem 
memimsse  comestum*.       269  vgl.  zu  I  101.       272  vgl,  Prora  511, 


382  Liber  Septimns,  275-^294. 


275  ,Gaudeo  uosque  aelim  michi  congandere,  sodales! 

Non  hodie  quoqnam  noster  amicas  abit, 
Arrabo,  quam  michi  quQro,  datnr  pes  iste  manendi, 

Hnnc  dedit  et  plores  sponte  dedisset  adhuc/ 
(Sus  partim  mentita  fait,  dedit  ille  profecto 
280       Sponte  pedem,  sed  non  sponte  manebat  ibi) 
Tsengrimns  hnmi  nelnt  oratnras  in  ora 

Labitar,  accedit  dolce  Salanra  rogans: 
,Ob8ecro  pro  me  etiam,  domine  abba,  precare,  merebor, 

MatrinQ  neteris  qu^so  memento  tuQl 
285  Scilicet  hoc  saltem  nostri  memorabere  signo, 

Accipel'  (et  innisum  perfodit  iUa  latus, 
Mnltifidomqne  extraxit  epar)  ^germana  Sonoche, 

Aspice,  quod  fecit  perfidos  iste  nefas! 
Glutierat  librum,  quo  pax  oblata  daretnr, 
290       Et  michi  latorem  se  fore  pacis  ait! 

Innentus  liber  est,  omnes  admittite  pacem!' 

Indabium  senior  sensit  adesse  necem. 
,Illepidam  rabiem,  stulti,  frenate,  bisiltes! 

Mortiferum  nostis  uulnns  inesse  michi, 


275  *f  ACDE  Gandero  B  con-  nachgetragen  C  277  Nar- 
rabo B  Über  arrabo  als  femin.  vgl.  Einleitung  michi  fehlt  B 
278  Hano  B  ad  hec  B  280  manebit  CDE  281  *f  fehU  E  - 
nelut  oratums  doppelt  C  283  abba]  am  Rande  nachgetragen  A, 
Tsengrine  B  284  Mateme  CD  286  in  visum  E  287  1"  CD 
287  Svbject  zu  extraxit  ist  Salanra,  die  auch  die  folgenden  Worte  an 
Sonoche  richtet  {letztere  tritt  erst  427  in  Handlung  und  redet  dann 
in  entsprechender  Anlage  Becca  an),  vgl.  423,  436,  und  290  mit  23  ff. 
291  pacem  fehlt  C  292  «f  D  In  dubium  ACD,  Mone  ändert 
Indnbiam,  vgl.  Einleitung;  es  ist  Adverbium,  wie  indnbie  ET  641.  — 

tes 
293  frenare  B       rebelies  bisillos  O,  bisilm    corr.  Ih,  der  auch  im 

Glossar  bisiltes  schreibt,  bisiUes  E 


283  vgl.  III  931,  VI  506.        289  vgl.  V  133  ff. 


Liber  Septimiu,  296^900.  383 


Mors  Mahamet  patienda  michi  est!  ignobile  letum       295 

Unios  indalta  conciliate  precis: 
Cedite  damtaxat,  donec  aentura  prophetem, 

Effagere  amisi,  cedite  qn^  paraml' 
Ceditar,  iUe  canit,  plandit  fortana  canenti, 

Prona  nocere,  aliis,  non  bene  aelle  seni.  300 


295  mahamat  CB  296  indulti  BE  conciHante  CDE  — 
297  Credite  BE  prophetam  B  298  ammisi  E  299  *f  in  keiner 
Handschrift.  300  Das  Komma  vor  aliis  fehlt  in  den  Hss.  und  hei 
Mone;  constr.:  prona  nocere  seni,  aliis  (seinem  jedesmaligen  Gegner) 
—  non  seni  —  bene  uelle. 


295  vgl.  IV  86,  1016.  Mahamet  erklärt  Mone  als  ,heid/nischen 
Ausruf";  allerdings  kommt  das  Wort  als  Kriegsgeschrei  der  Sarazenen 
Parton.  6156  [A.  Schultz,  Höf.  Lehen  II  247)  vor,  aber  hier  ist  zu 
einem  Kriegsgeschrei  gar  keine  Veranlassung,  und  der  Wolf  hedient 
sich  ausnahmslos  christlich 'abendländischer  Ausdrucksformen.  Viel- 
mehr ist  Mahamet  Genitiv  und  entspricht  den  andern  Attributen 
ignobile  letum,  pessinia  fata  306,  interitus  turpis  307:  ,den  Tod 
Mohammeds  mtiss  ich  erleiden,  entschädigt  mich  für  den  schimpflichen 
Tod  durch  die  Erfüllung  einer  Bitte!''  Welche  Todes  form  aber  gemeint 
ist,  das  ist  nicht  aus  den  von  Weil,  Mohammed  p.  1S7,  bez.  Sprenger, 
Mohammad  III  p.  553  mitgetheUten  Nachrichten  (Vergiftung  durch 
Frauenhand)  zu  bestimmen,  sondern  aus  der  von  Hild^bert  De  Ma* 
hiimete  gegebenen  Darstellung:  am  Morgen  seines  Sterbetages  wird  M. 
auf  einem  Spaziergang  von  seiften  epileptischen  Krämpfen  befallen, 
Niemand  ist  in  seiner  Nähe,  auch  nicht  sein  steter  Begleiter,  der  Magus. 
,Sic  (1029  ff.)  absente  Mago  tenet  hunc  dum  mortis  imago,  Accur- 
rere  sues  digna  repente  lues,  Qui  rapidus  sie  grex  quasi  spemens, 
quod  foret  hie  Rex,  Totus  in  hunc  properat  et  miserum  lacerat, 
Ac  uite  reliquum,  quod  adhuc  sustentet  iniquum,  Exhaurit 
leuiter,  ille  gemit  grauiter.'  Der  Magus  eilt  herbei,  bringt  den 
Leichnam  in  Sicherheit  und  zeigt  ihn,  prächtig  ausgeschmückt,  dem 
Volke,  auf  dessen  Mienen  die  stumme  Frage  zu  lesen  ist  ,cur  pater 
hie  dederit  Porcis  rodenda  sua  membra  nimis  ueneranda'.  Der  Magus 
lost  das  Räthsel  (,Qaam  caro  sit  uilis^  mors  docet  h^c  humilis;  Hqc 
ut  monstraret,  et  aperte  significaret,  Ipsa  pati  uoluit  nosque  per  h^c 
monuit,  Quam  fragiles  simus')  und  knüpft  daran  das  Gebot,  fortan 
kein  Schweinefleisch  zu  e$sen  (1101  f.)* 


384  Libor  Septimns,  301—318. 


,Eii  morior,  nee  uita  potest  micbi  longior  esse, 

Exequiis  celebris  nox  erit  ista  meis! 
Prospera  mors  misero  numqnam  tardare  roganda  est, 

Mors  omnes  miseros  pensat  honesta  dies; 
305  Octo  dies  pariter  numqnam  iQto  omine  nixi, 

Nunc  pressere  meum  pessima  fata  caput. 
Interitum  turpem  celebris  uindicta  secundat, 

Turpiter  emoriar,  uindicer  ergo  probe-, 
Expleat  hoc  Agemundns  opus,  foris  ille  pudend^ 
310       Arbiter  est,  mortem  uindicet  iUe'meam, 

Hoc  equidem  non  est  ingens  in  dQmone  uirtus, 

Sed,  quQcumque  potest,  perficit  absque  dolo. 
Dedecore  ille  nouo  genus  impleat  omne  SalaurQ, 

Ultor  in  extremam  s^uiat  usqae  tribum: 
315  Hactenus  admoto  claudebat  poUice  portam, 

PoUice  semoto  postmodo  pandat  iter, 
Turpibus  ut  uentis  numqnam  impctus  absit  eundi, 

Laxentur  patulQ  nocte  dieque  fores-, 


301  ne  E  303  sors  i  neganda  f  304  pensat  ncu^getr.  Ih 
306  Nee  B  307  secundet  vermuthet  Mone;  aber  der  Satz  ist  Sentem: 
seoundat  =  prosperum  facit,  pensat,  nicht  in  dem  mlat,  Nebensinn  » 
sequitur  (,i.  e.  prosperare,  prosperum  facere,  uel  secundo  loco  sequi, 
ü  176\  vgl  I,  C,  1))  309  ag/mundus  corr.  ZH  311  Hop  AB] 
Heo  CBE  wnd  Mone;  vgl,  361  f.       317  Turbibus  B      eundo  B 


303 — 6  tEin  ehrenvoller  Tod  wiegt  ein  dendes  Lehen  auf,  c^er 
auch  dieser  Trost  fehlt  mir:  nie  war  mir  eine  Woche  ungetrübten 
Glückes  beschieden  —  tmd  nun  wartet  meiner  der  schmähUchste  Unter- 
gang,^ Für  das  durch  diese  Betrachtungen  hindurchklingende  Sprich- 
wort jEnde  gut,  Alles  gut'  vgl.  ZingerU  p,  28,  namentlich  ,SweUi 
leben  ein  guot  ende  hat,  daz  muoz  von  schulden  heizen  guot'.  — 
309  foris  pudenda  wie  V  404  Über  den  unsattbern  Quälgeist  Age- 
mundns (quif  quoniam  ipse  immundissimus  est,  agit  mundo s  omnes, 
abigit  et  proturbat  maxime  purissimum  quemque)  vgl.  das  VI,  Capitel 
der  Einleitung,  313  ff.  Die  Perdophilie  der  Schweine  ist  bekannt; 

man  sagt,  dass  die  übliche  Futter ung  mit  Kohl  und  Bohnenschrot  sie 
ganz  besonders  zu  Afterreden  und  bösem  Leumund  stimmt. 


Liber  Septimns,  319—882.  385 


H^c  sornnum,  hQC  nigiles,  ^mmpna  h^c  l^dat  edendo, 

Nee  siliqnam  capiant  hac  sine  labe  breaem,  320 

Flatibüs  ergo  malis  obstacola  nalla  resistant, 

Nee  tenni  strepita  sibilet  anra  nocens, 
Ut  caaeant  homines  et,  quem  prope  l^serit  aer, 

Yerberet  infidam  deaoaeatqne  genas! 
Pars  hominnm  probro  non  inferiore  premator  325 

(Moribns  insignes  excipinntur  her^): 
Obsequa  si  fnerit  stiipis  quid  nacta  prophan^, 

Segnities  iilam  continnata  premat, 
Nox  hibema  brenis  miser^  nideatur,  at  orto 

Sole  ter  nndecies  snrgere  inssa  neget,  330 

S^pe  inter  scapolas  nestita  recmnbat  itemque 

Descendat  toto  semiparata  thoro, 


322  trenm  B  sibilat  :  sibilet  durch  Auspundierung ,  ebenso 
324  Yerberat :  Yerberet  Ä  326  excipiantor  vermuthet  Mone;  vgl. 
IV  171,  V  689  f.  327  stirp*|'  corr.  D*  nacte  :  nacta  verzogen  D 
330  tibi  ^ 


327  Es  ist  nicht  etwa  an  eine  Wöchnerin  zu  denken,  sondern 
stirps  prophana  ist,  wie  370  zeigt,  dasselbe  wie  postehtas  dampnata  369 
{ähidich  infidum  genas  324),  das  vertoünschte  Saugeschlecht.  332  Man 
unterschied  im  mlat.  torus  und  thoms:  jenes  bedeutete  ausser  y Strick' 
(YI  180)  ,palposa  extantia  camiam  sicat  circa  coUum  (colnm  loa.  de 
lamMk)  et  brachia*  {ügutio  fol.  219^  Sp.2)y  dieses  hiess  nur  yBett^ 
(,inaemtar  etiam  tboras  pro  lecto,  sed  tone  aspiratar'  loa.  de  lan.). 
Da  nun  die  Verbindung  von  toto  thoro  {alle  Hss.  haben  hier  th)  bez. 
toto  toro,  mag  man  sie  zu  descendat  oder  zu  semiparata  beziehen. 
Iceinen  Sinn  gibt,  so  sind  beide  trotz  des  gleichen  Casus  zu  tre%inen: 
thoro  gehört  zu  descendat  (,9te  steige  vom  Bett  auf  den  Fussboden 
hernieder '),  toto  zu  semiparata,  beide  letzteren  stehen  parallel  dem  inter 
scapolas  {vgl.  I  312,  III  738  und  941)  nestita;  das  substantivierte 
totum  ist  aber  «»  tnnica,  vgl.  III  941,  wo  der  Dichter  selbst  totom 
durch  tota  tergora  erklärt,  und  DuCange  s.  u.  tota  i.  e.  uestis  speeies, 
qua  totum  corpus  inuoluitur.  Vergegenwärtigt  man  sich  nun,  dass  die 
drei  Hauptbekleidungsstiicke  der  Magd  Mieder,  Hemd  und  Bock  {mit 
Gürtel)  —  und  zwar  in  dieser  Bcihenfolge  —  waren  und  dass  sie  nur 
bei  Tage  angelegt  wurden  {A.  Schultz  I  p.  188  f. )^  so  ergibt  sich:  durch 
Voigt,  Ysengrimns.  25 


386  über  Septimus,   8S8— 864. 

Recidat  in  spondam,  non  excassora  soporem, 

Ter  nisi  sit  domioQ  poplite  polsa  sn^; 
335  Brachia  tanc  costasqae  hnmerosque  et  cmra  femorque 

Timporaqae  et  coUam  strennuns  unguis  aret! 
Inter  molgendüm  citra  nimis  usque  uel  ultra 

Subsideat  uariam  lacte  tenente  uiam, 
Pars  tunicQ,  pars  stillet  humi,  pars  influa  multro, 
340       Imputet  hoc  sedi  dissideatque  loco; 

Tunc  mens  astringat  fallaciter  ostia  dQmon, 

Pressa  parum  laxans  et  prope  laxa  premens, 
Ut,  quotiens  sellam  demouerit  obsequa,  longo 

Eruptu  luctans  horreat  aura  foras; 
346  Rarescat  butirum  super  illo  lacte,  leuique 

Attactu  iQdens  ustulet  ignis  idem. 
Mos  suus  emulcta  boue  s^pe  resopiat  illam, 

Excutiat  Plenum  dum  pede  uacca  cadum, 
Futile  Sit  multrum,  sit  futilis  obba,  putrescant 
350       Lacte  sinus,  coIq  limus  inesto  iugis; 
Non  expectata  dormitum  nocte  recurrat, 

Dormiat  officii  nullius  ante  memor, 
In  lare  quodcumque  est  utensile  siue  supellex, 

Esto  uagans,  sparsim  singula  iacta  cubent: 


335  Brachiaque  B  336  araret  JB,  arat  CBE  338  Subsi- 
deant  CBE  lacre,  auch  350  B  339  stillat  B  StcOt  des  sfvmicn 
pars  hat  C  p  (aUo  perstillet),  D  ps  (pars)  auf  Rctsur  van  4  parom 
influa  AB  ml'tro,  Abbrev.  und  -tro  auf  Basur  von  Ih  340  dissi- 
diatque  B  341  Tunc  BGDE]  Tum  A,  vgl.  zu  III 19.  343  cellam  CD 
344  fores  BE  345  butrum  B  346  Atractu  B,  Actatu  CD, 
Acta  tu  E  349  mulcrum  D,  über  c  setzt  D*  {verdeuilichend)  i  — 
353  lutensile  B       354  supsim  statt  spsim  E 

Worte  aufgemuntert,  bleibt  die  Magd  liegen  (330)«  erst  ein  drei- 
maliger Stoss  bewegt  sie  zum  Aufstehen  (334);  beim  ersten  Stoss 
zieht  sie  sich  das  Mieder  an,  sinkt  aber  wieder  in  die  Kissen  (331), 
beim  zweiten  Stoss  (itemque)  wirft  sie  das  Hemde  über  und  steigt  aus 
dem  Bett  (332),  legt  sicA  aber  wieder  nieder  (333),  beim  dritten  Stoss 
bekleidet  sie  sich  mit  Bock  und  Gürtel  und  geht  zur  Arbeit  (334). 


Liber  Septimus,  855—376.  387 


Straba  sapinetar,  transaersa  cathedra  iaceto,  355 

Prodeat  aut  redeat  sospite  nemo  genu; 
Urceas,  olla,  lebes,  coclear,  lanx,  peluis,  aenum 

Scrutaqne  diuers^  sparsa  uagentnr  opis, 
Integra  mane,  eadem  sint  nespere  fissa;  reliqüit 

Sana  cadens  Titan,  fissa  nideto  reduxl  360 

H^c  dabit  ille  me^  d^mon  solatia  morti, 

Amplias  est  illi  non  potnisse  datum.' 
Finierat  senior,  nerom  fortona  prophetam 

Illius  aaxiüo  d^monis  esse  dedit, 
Caius  nt  accipitris  rostrum,  iuba  sicat  eqmna  est,       365 

Gatti  canda,  bouis  cornua,  barba  capr^, 
Lana  tegit  lambos,  dorsom  plamatnr  nt  anser, 

Ante  pedes  galli,  post  habet  ille  canis; 
Sab  quo  posteritas  premitar  dampnata  Salaur^ 

Et  mnlier  stirpis  qn^qae  quid  huius  habens.  370 

,Andi,  quid  iubeam,  domine  Ysengrime  propheta: 

Nulla  umquam  nonna  est  nomine  fnncta  meo, 
Nemo  tuo  uatum;  mutetur  nomen  utrimque, 

Sis  mich!  tu  lonas  et  tibi  Cetus  ego, 
Ecce  prophetatum  satis  est,  tibi  sicut  amico  375 

Dicitur:  in  mnsac  proiciere  meum. 


355   Scraba   Z>  357    aenum]   aendö   B  358   spersa   E 

359  scisca  B  360  cadenx  B,  canens  C  citam  oder  ütam  E  fixa  E 
361  salaria  B  363  "f  fehlt  B  Mit  364  schliesst  in  A  fol.  104> 
{und  Lage  13),  die  untere  linke  Blattecke  ist  beschädigt,  so  dass  von 
Illius  nur  noch  die  v&- Abbreviatur  vorhanden  ist;  A^  ergänzte  Illius. 
365  accipitis  B,  accipitrix  E  366  Carti  B  babra  B  368  carus  B 
369  saluara  B  370  habetis  B  371  quid  ABCDE\  Mone  quod. 
373  utrumque  CDE       376  musas  B 


365  ff.  Über  die  Gestalt  Agemunds  vgl  Eint.  374  vgl.  I  35. 
375  tibi  bis  dicitur  ist  wohl  sprichwörtliche  Formel,  vgl.  ,  Omnibus 
hoc  dic«s  tibi  dico  sicut  amico:  Diffamare  caue,  quod  reuocare  graue' 
{Anz,  fwr  Kunde  deutscTier  Vorzeit  1879  p.  176). 

25* 


388  Liber  Septimns,  877—400. 

Ingredere  ergo  meam  felix  alacerque  tabernam; 

Impensiun  somptns  omne  remitto  toi, 
Nee,  quibns  hibernnm  possis  expellere  frigns, 
380      Defectora  tibi  ligna  timebis  ibi, 

Nee  duce  me  nectas  Ninineam  tendis  ad  nrbem, 

Non  in  suspecta  te  regione  aomam, 
Sed,  donec  secnrus  eas  ac  sponte,  qniesces, 
Istud  amicitiQ  pignns  habeto  me^! 
385  Tarn  celeris  nnlli  proaenit  gloria  sancto, 

Si  crepere  hunc  probitas  immoderata  daret; 
Primom  sacra  suis  emergant  eoipora  tambis, 

Clarescunt  signis,  inde  leuantur  hämo, 
Denique  unlgaatur  scripto  commissa  feretris;    * 
390      Dissimiles  meritis  non  deeet  anos  honor: 
Hi  post  fata  diu,  tuque  incassabere  uiuens. 

Nee  famam  meritis  probet  amndo  tois, 
Scimns  enim,  iam  sanetns  ades,  iam  dignos  inire 
Scrinia,  iam  pleno  dignas  honore  eoli! 
395  Si  scires,  ratio  quam  congrua  suadeat  illud, 
Ut  ueliem  peteres,  si  facere  ipsa  negem, 
Nam  scriptura  refert,  „quod  amari  debeat  hostis, 
Omnis  amans  hostem  dignus  amante  deo  est"; 
Hoc  ago  prQceptum,  si  quonam  qn^ris  in  hoste, 
400       Quis  michi  uentre  meo  uerior  hostis  obest? 


378  tibi  tni  C,  tibi  vor  tui  ausradiert  D  384  amioe  E 
385  sceleris  G  394  Scinia  B  395  congrua]  digna  E  397  scripta  B 
399  In  B  fehlt  hier  ago,  400  michi,  401  flagris,  immer  mü  Auflassang 
der  Lüche  {in  der  400  uent  ausradiert  ist) ;  die  Vorlage  war  also  hier 
durch  einen  Schmutzfleck  oder  ein  Loch  beschädigt, 

378  ff.  vgl,  III  65  f,  *386  crepere  ^bersten',  vom  Ühermass 
der  in  die  leibliche  Hülle  gezwängten  Tt4gend?  391  Warum  nicht  das 
deutlicliere  incapsabere  ?  Vielleicht  auch,  um  den  Doppelsinn  ,  du  wirst 
in  den  Heiligenschrein  aufgenommen  werden  *  und  ,  du  wirst  vernichtet 
werden'  (vgl,  V 177)  zu  erreichen.  395  vgl.  1 577,  396  v^.^IV  387. 
397  f.  MaUh,  V  44  f.,  Lucas  VI  37,  35, 


Liber  Septimns,  401—426.  389 

Me  flagris,  me  s^pe  minis,  me  polBibus  infert, 

Hone,  rea  ne  fiam  perditionis,  amo-, 
Namque  hie  cancta  mei  denastat  lucra  laboris, 

Qnod  ui,  qnod  fortim,  qttod  paro  iure,  norat, 
Qnodqne  magis  dnlce  est,  hoc  offero  l^tiiis  illi,  405 

Ut  plennm  sacro  pectas  amore  geram. 
Sancüor  hoc  amor  est,  quo  pnrios  hostis  amatnr. 

Nee  michi  te  excepto  carior  hoste  qnis  est, 
Ergo  ego  propostd  camm  committere  caro, 

Quam  michi  complaceas,  experiare  nelim:  410 

Ta  michi  düectas  dilectnm  intrabis  in  hostem, 
Ut  mea  s^pe  hostem  stirps  tibi  cara  taom, 
Utqne  sacer  discmrat  amor,  nos  ibis  in  omnes, 

Non  mereor  tanta  sola  salute  froi. 
Conditus  ergo  simal  dignis  donabere  capsis,  415 

Notitiam  meritis  hoc  epygramma  dabit: 
YNVM  PONTIFICEM  SATIS  VNVM  CLAVDERE  MARMOR 
SVEVERAT .  EX  MERITO  QVISQVE  NOTANDVS  ERIT. 
VNDECIES  SENIS  lACET  YSENGRIMVS  IN  VRNIS. 

VIRTVTVM  TVRBAM  MVLTA  SEPVLCRA  NOTANT.  420 
NONO  IDVS  IVNUS  EXORTV  VERIS  IS  INTER 
CLVNIACVM  ET  SANCTI  FESTA  lOHANNIS  OBIT.' 
Tunc  epar  ereptam  cradelis  scropha  uorauit, 

Irruit  in  reliqnum  tarba  cadauer  atrox, 
Disdndunt  misemm,  citiasqne  uorata  fuisse  425 

Frastnla  dicantur  quam  potoisse  mori. 


402  rea  nachgetragen  J.,  ria  £  403  deuastrat  B,  deuastrat  E 
407  hoc  AB]  hie  CDEfi;  vgl  III  508,  IV  919  etc,  purior  t 
413  ibi  B  416  epy  gramma  E  421  exortu  AB]  ex  ortu  CDE 
und  Mone;  das  Datum  ist  schon  imberechenbar,  wollte  man  es  aber 
=  Nonis  luniis  auffassen,  so  läge  es  im  Nieder ga/ng,  nicht  im  Auf- 
steigen des  Frühlings.  422  CluniadTim  B  423  1"  feUt  CDE 
erepta  B        425  Discmidant  B 


422  vgl.  zu  III  688. 


390  Liber  Septimna,  427—446. 


Auellit  diafragma  simul  cum  corde  Sonoche, 

Fisa  sigillatQ  pacis  habere  notam; 
,Becca,  quid  hie  habeo?  deus  hoc  dedit,  amodo  saue 
430       Face  sigillata  fungimur,  ecce  uide! 

Sorbuit  ut  librum  pacis,  sie  iste  sigillum.' 

Elicuit  guttur  cardine  Cono  canam; 
,Glutierat,  socii,  fiatricem  pacis  et  ipsam, 

Ne  quid  perfidiQ  deforet,  iste  tubam, 
435  Comiciiior  pacem,  matertera,  tuque  sigillas, 

Mater  habet  librum,  pax  modo  plena  uiget' 
Taliter  interiit  miser  Ysengrimus;  ego  autem 

Ut  notam  scripsi,  credulus  esto  legensl 
Yix  michi,  quam  penitus  periit,  si  dixero,  credes, 
440       Ut  michi  credatur,  uix  memorare  queo: 
Parte  minus  minima  porci  superesse  tulerunt, 

Si  fuerit  partes  sectus  in  octo  pulex. 
,Cana  genas  annis,  sed  mentem  canior  astu, 

Omnes  te  sequimur,  fare,  Salaura  soror: 
445  Bicitur  hie  abbas  olim  pr^sulque  fnisse, 

Quamquam  noluerit  pectoris  esse  boni, 


431  iste,  nämlich  Ysengrim,  vgl  289;  Mone  hält  431—434  für 
Erzählung  und  ändert  deshalb  ista.  Vielmehr:  die  Auffinder  der 
Friedefisinstrumente  sind  Salaura,  Sonoche  und  Cono;  SaJaura  euht 
die  Urktmde  {Leber)  selbst  aus  der  Wolfsbrtist  287,  423,  436,  zeigt  sie 
der  Sonoche  und  spricht  287—291,  371—422;  letztere  findet  Bind- 
faden und  Siegel  {Zwerchfell  wnd  Herz)  421^  435,  zeigt  beides  der 
Becca  und  redet  429 — 431;  Cono  endlich  spürt  die  Trompete  {SMunS) 
auf  432,  zeigt  sie  der  ganzen  Schaar,  socii  433,  gleichsam  den  turmae 
unlgares,  denen  sie  den  Frieden  verkOnden  soll  (V  261),  und  spricht 
433—436.  433  Glutierant  CB  in  ipsam  CDE  434  f  in  deforet 
auf  Easur  von  D*  437  eo  B  438  Ut  auf  sich  darüber  hinaus 
erstreckender  Easur  A  Zum  Subst,  nöta  vgl,  Glossar,  439  si 
nachgetragen  A  441  porcior  B  Nach  442  /^[xitium  nur  in  E 
{dreizeilig  mit  Argument),  443  beginnt  nur  in  D  mit  rother,  von  D*  auf 
Ea^ur  geschriebener  Initiale.        443  geras  CD,  genans  E      mente  E 


442  vgl.  zu  III  940, 


Liber  Septinras,  447—466.  391 


Qnalibus  impensis  honor  exeqaialis  agetar? 

Nil  prosont  animQ  dona  precesqoe  mal^, 
Perdita  namque  anima  est;  sed  honestas  publica  mundi 

Exeqnias  celebres  et  sacer  ordo  petitT  450 

,Becca  soror,  michi  crede,  licet  mens  iste  sit  hostis, 

Si  semel  implesset  qaod  probitatis  opus, 
Non  me  anctore  foret  priaandus  honore  sepnlcri! 

Hone  scelenim  nnmqnam  p^nitoisse  liqaet, 
Ordinis«ergo  sacri  pereat  reüerentia,  postqaam  455 

Occuboit,  coias  aita  nefanda  foit 
Numqoid,  apostolici  qaod  erat  coUega  senatus, 

Promemit  ladas  exeqniale  decns? 
Quo  magis  alta  tenet  neqnam,  magis  ima  meretor, 

£t  bonns  ex  homili  surgit  ad  alta  loco,     .  460 

Extulit  Ysajdes  frontem  diademate  regni, 

Disperiitque  deo  proiciente  Saal; 
Perfidos  hie  itidem,  non  caro  prQsal  an  abbas, 

Quam  prios  ascendit,  tarn  modo  oilis  erit. 
Has  decet  exeqoias  illad,  quo  papa  dolosus  465 

Christicolas  Siculo  uendidit  ^re  duci; 


447  Qoalibet  E  impensas  B,  impensus  E  exequialis  ABC  DE] 
exeqnaUs  Mone.  451  f  fehlt  in  aUen  Hss.  452  quid  :  quod  Ä, 
quid  CE  453  foms  :  foret  C  454  Hanc  B  456  cuicis  oder  cuitis  B 
457  collega  coUega  Ä,  das  zweite  Mal  gestrichen.  460  loca  f  — 
461  Extiüit  idest  dauid  ysaides  B  (in  A  am  linken  Bande  die  Glosse 
dauid  vom  Textschreiber).  464  prius  auf  Basur  A  465  In  A 
setzt  der  Textschretber  über  ülud  die  Glosse  scilicet  es,  B  bietet  im 
Texte  iUud  es  quo        466  duci]  deus  E 


448  f.  Todtenmessen  helfen  nur  den  im  Fegefeuer,  nicht  den  in 
der  HöUe  schmachtenden  Seelen.  457 — 464  Bekarmtlich  theüt  Dante 
die  Hölle  ttoc^  dem  Grade  der  Bosheit  in  concenirische  Binge,  welche 
unter  der  Oberfläche  der  Erde  anhd>end  nach  dem  Centrum  zu  immer 
enger  werden:  im  Mittelpuncte  der  Erde  sitzt  Judas  Ischariot,  der 
VerrcUher.  459  Matth.  XXVIII  12,  Lucas  XIV  11,  XVIII  14, 
C.  Schulze  p.  158  ff.  465  Die  geschichtlichen  Anspielungen  des  fol- 
genden Schlusstheüs  werden  in  der  EM.  zusammenhängend  erörtert. 


392  Liber  Septimns,  467-490. 


Proh  pudor  in  cqIo!  dolor  orbe!  cachinnus  Auemo! 

Regna  dao  monachos  subniit  unas  iners! 
Eohe  me  miseram!  qaam  noui  flebile  aerbum, 
470       Cur  adeo  linga^  Irena  relaxo  me^!' 

,Cara,  refer  nobis,  germana,  nee  occole  tactnm, 

Qoicquid  id  est,  aerorn  ne  recitare  time!' 
,Cara  soror,  boreas,  oriens,  occasos  et  aoster 
Gomperit  ac  deflet,  nee  tibi  monstra  patent? 
475  Qui  Qos  ergo  lues,  nisi  non  mansistis  in  oit>e, 
QuQ  nuUum  potoit  clima  latere  soli?' 
,CliristicolQ  popnli  coUectas  nooimus  iras 

Barbariem  contra  concalaisse  procol, 
Hie  satis  est  nostras  rumor  perlatus  ad  aures, 
480       Felifiemquo  homines  creditnr  isse  uiam: 
Consilio  et  iussu  papQ  sna  seque  dederunt 

Gasibus  incertis  arbitrioque  dei, 
Cur  ergo  perhibes,  quia  uendidit?  immo  redemit 
Christicolas  omoi  crimine  papa  bonus!' 
485  ,Cara  soror,  nimium  clamas,  reminiscere  sexus, 
MQreat  exnltet  femina,  clamor  obest, 
Rem  tetigi,  tetigisse  piget,  sed  qu^libet  ortum 

Postquam  res  babuit,  non  habuisse  nequit; 
Incidit  attonitam  lacrimosa  trag^dia  mentem, 
490       Quam  posset  uates  uix  superare  Maro. 


467  olbe  B  470  halt  Mone  für  einen  Fragesatz;  cur  relci- 
tivüch  wie  V  1199.  471  tmd  473  fehU  "{  in  den  Hss.  472  id  est] 
idem  B  475  Qua  AC  476  fehlt  E,  Zeile  dafür  offengelassen  — 
Quod  B  477  *f  fehlt  JE?,  ^nao  485.  478  contaluisse  E  procul 
fem  C  479  auras  C  480  hominis  E  /sse  E  481  Concilio  CD 
483  Cum  B       485  clamans  CD       488  Post  quem  B 

468  wird  672  wiederholt,  487  f.  auf  sprichwörtlicher,  sei  es 
römischer  (, Factum  infectum  fieri  nequit'  Iitstin,  Fand.,  Faselius 
Latium  p,  83),  sei  es  deutscher  {Zingerle  p,  61)  Grundlage;  ebenso 
493—496 :  ,Mulierem  omat  silentium '  bei  Vannucci  Prot.  Lot,  I  p,  ISS, 
,Luttel  sprekens  verciert  die  yrcuwe'  Altniederl.  Spr.  nr.  456,  vgl. 
A.  Schultz  Hof.  Leben  I  p.  156. 


über  SeptimoB,  491—516.  393 


Qnod  si  me  premeret  penuiia  nuUa  loqnendi 

Parqae  modus  calami  materi^qae  foret, 
Immemor  esse  suq  non  debet  femina  sortis, 

Vincola  natoTQ  mmpere  nolo  meQ, 
Femina  sit  reaerens,  qaamnis  pr^clara  loqaentem        495 

Hunc  sexnm  nimio  non  decet  ore  loqoL 
Dissecor  in  bioiiim,  non  h^c  omnino  taceri 

Conaenit,  et  non  snm  talibus  apta  modis, 
Hoc  igitnr  ritu,  qni  nobis  competit,  atar: 

Iure  sibi  innato  femina  flere  potest;  500 

Materiam  fleta,  sezum  sermone  tuebor. 

Et  tenuis  m^sto  planget  auena  sono, 
Coningis  extincti  sie  fortia  facta  modeste 

Flet  referens  conionx  strennoa  flensqne  refert' 
PlanctOTQ  graoiter  cari  pro  morte  Salaur^  505 

Reinardas  uelnti  noce  dolentis  ait: 
,Domna  Salanra,  toi  singoltas  detege  causam! 

Nescio  cur,  species  sed  tibi  flentis  inest; 
An  patruo  uiolenta  meo  fors  contigit  usquam? 

Si  super  hoc  doleas,  ede,  dolebo  simul.  510 

Die,  Gono,  reticet  mater  tua'  (namque  tacebat 

Anxia,  principium  carminis  nnde  trahat) 
,Dic  michi,  Oono,  precor,  quid  habet  mea  domna  doloris? 

Euenit  patruo  quid  nisi  dulce  meo? 
Nil  ego  uos  noui  laturos  tristius  esse,  515 

Ni  fallor  meriti  uos  meminisse  putans.* 


493  fort  ausgestrichen  und  sortis  darübergeschrieben  f  495  *f  CD 
reaerens  B  qnemuis  preclare  E  loquantem  (-cem),  dann  n  aus- 
punctiert  B  497  hoc  CDE  tacere  :  taceri  E  499  connenit  B 
502  aema  auf  Easur  1>  505  «T  fehlt  AB;  mü  rother  Majuskel 
beginnt  E  (zweizeiliges  SpaHum  vor  505)  und  auf  Basur  Ih  — 
505  u.  506  {ausser  Reinardas)  auf  Basur  A  caroi  B  506  agit  B 
507  tais  :  toi  ^      509  usque  D      516  Nu  BCB    '  meriti]  memini  B 

501  Dem  tragischen  Object  entsprechen  die  Thronen,  dem  weib' 
liehen  Suibject  leise  Klagen,  stüles  Wimmern, 


394 


Liber  Septimiw,  517  —  540. 


(Sic,  quasi  nesciret  Reinardus  facta,  rogabat, 

Omniaqüe  agnorat,  cominus  inde  lateos) 
,Non  hodie  ad  missam,  f rater  Reinarde,  foisti? 
520      Festa  tibi  cotq  debuit  esse  dies! 

QuQ  te  caasa,  miser,  fecit  tarn  sero  aenire? 

Missa  hodie  est  patrno  SQpe  iterata  tno, 
Desiit  esse  malus,  mores  proiecit  iniquos, 
Nil  scieris  faciet  postmodo  nilque  dolet' 
525  ,Ergo  obiit?  certe?  prob,  patrue  dulcis,  obisti? 
Heu  tumulum  sine  me,  patrue  care,  tenes? 
Addite  me  patrno !  miseri  snbducite  cippnm! 

Commoriar  patruo,  uiuus  inibo  lacum!' 
jFrater,  tumba  prope  est,  accede,  rotaberis  intro, 
530       Exilem  nobis  pr^bnit  iDe  cibum.' 

,Falsificabo  prius,  qu^cumqne  Salaura  loquetur, 

Nescio  quQ  siquidem  dicere  falsa  parat, 
Et  cras  ingrediar  uiuus  patruele  sepulcrum; 
Laude  caret  probitas  immoderata  nimis/ 
535  ,Frater,  si  patmum,  sicut  testaris,  amasti. 
Nunc  patruo  dnlci  contumulandus  obi; 
Propositum  felix  dilatio  s^pe  resoluit, 

Libera  sit  uirtus,  prodeat  absque  mora, 
Nil  nisi  non  fieri  uirtus  concepta  timeto, 
540       Incide,  dum  pietas  ^stuat  alta,  neceml' 


524      sceleris  doli 


517  Set  B  nesci/ret  D  518  satens  CD  519  admissam  AB 
524  sceleris  —  doli  CDE,  vgl.  665,  Hör,  Serm.  II  1,  54,  Äeneis 
VIII  206;  zu  scieris  I  382  postmodnm  E  528  und  533  uinis  C 
531  Falcificabo  B        535  si]  sibi  B 


518*"  vgl,  IV  72^  622  vgl.  188,  gemeint  sind  Todtenmessen. 
534  vgl.  386.  537  Sentenzen,  die  den  Aufschub  veruriheÜen,  sam- 
melt C.  Barth  zu  Phüippis  III  262,  539  uirtus  steht  hier  und  543 
von  dem  einzelnen  tugendhaften,  wie  prudentia  lY  669  von  dem  ^n- 
zelnen  klugen  Entsckluss. 


Liber  Septimiu,    541—656.  395 


,Non  dicar  foriis,  sed  amore  in  fata  salisse, 

Actio  cor  stnltam  pr^cipitata  probat; 
Mentibus  in  pranis  nirtus  concepta  topescit, 

At  michi  mens  eadem  cras  hodieqne  manet, 
Tempore  aera  fides  interlabente  calescit,  545 

Mens  foriosa  tepet,  qua  lenitate  calet' 
Postqaam  conticoit  aalpes  et  tota  Salaor^ 

Contio,  aox  tristem  soloit  amara  liram. 
,Qaam  longom  dioina  ferat  patientia  sontes, 

Peccando  üacile  est  querere,  nosse  graue  est;         550 
ludicis  asperitas  magno  anticipanda  timore  est, 

Optima  peccatis  est  medicina  timor, 
Ubere  si  laqueos  prouenta  gratia  nondnm 

Content,  hoc  saltem  est  allicienda  modo. 
Sint  hodie  sordes,  metaatar  p^na  Gehenn^,  555 

Et  miser  in  uitiis  horreat  esse  sini, 


555  Sint  odio 

556  sxiis 


Ztoisdien  543  und  544  wird  542  in  C  wiederholt,  aber  von  der- 
selben Hand  durch  Beischrift  von  nacat  (Wattenbach,  Schrifltoesen* 
p,  228)  getilgt.  545  e  in  Tempore  auf  Rasur  D*  546  quälet  B 
547,  nicht  549  f  E,  dann  funfzeüiges  Spatium  mit  Argument.  — 
549  D*  rubriciert  die  Initiale.  550  Precando  D  facere  f  est 
(hinter  facile)  fehlt  ABCDEfi  und  ist  von  Mone  ergänzt,  vgl.  Eint. 
—  nosce  CDE  551  est  fehlt  f  (wahrscheinUch  vom  Buchbinder 
weggeschnitten).  553  Yerbere  i  mtmdnm  B  (nundum  ÄCDE)  — 
555  hodie]  odio  i       556  sini]  suis  CDEi  und  Mone. 


541  vgl.  I  795.  546  iepescit  eadem  leuitatCf  qua  calescü.  — 
551  £f.  Wül  man  der  strengen  Bestrafung  des  Bichters  vorbeugen,  so 
ist  die  Furcht  vor  den  Höllenqualen  der  sicherste  Weg.  Wenn  die 
Gnade  des  ewigen  Bichters  die  üppig  wuchernden  Fallstricke  der  Sünde 
jetzt  noch  nicht  vernichtet,  den  Menschen  hienieden  noch  nicht  ganz 
aus  des  Bösen  Gewalt  befreit,  so  ist  sie  wenigstens  dereinst  zu  gewinn 
nen,  dadurch  dass  wir  die  Folgen  der  Sünde  fürchten  und  demgemäss 
unser  Herz  mit  inbrünstigem  Verlangen  nach  dem  Griten  erfüllen. 
Sei  daher  heute,  jetzt  immer  noch  die  Sünde  in  uns  wirksam,  so 
fürchte  man  doch  die  künftige  Verdammniss  und  schaudere  zurück 


3^  Liber  Septimus,  567—574. 


Qui  metoit  parce,  prauos  non  diligat  actus, 

NoUe  timere  malum,  peius  amare  mala  est; 
Qui  non  sponte  cadit,  miserabiüs  esse  uidetor, 
560       Labentes  nitro  sistere  nemo  cupit 

Protinus  altemant  certamen  flebile,  praue 

Eine  transgressor  agens,  hinc  deus  acta  ferens, 
Donec  pernersos  ultra,  quam  parcere  iudex 

Deuouet,  in  p^nas  exigat  ^qua  dies; 
565  Lis  ea  sQpe  habita  est  inter  mundumque  deumque, 

Et  quasi  deuicto  pessima  palma  deo. 
Quid  referam  SodomQ  f^tores  atque  GomorrQ, 

Quod  commisit  Adam,  quod  iugulator  Abel? 
Quid  Noe  fluitantis  aquas  animosque  gigantnm, 
570       Niliacas  pestes  et  Pharaonis  iter? 

Impia  quid  Datan  et  Abyron  factaque  Ghoreque 

Inque  heremo  uarias  agmina  passa  neces, 
Splendentis  uituli  scelus  et  male  manna  cupitum? 

Quid  Balaam  fraudes  insidiasque  Balac, 


557  metuat  CDi  nondum  ligat :  non  diligat  ZH  558  Nosse  CDi 
560  «r  (statt  Nota)  JJ  Habentes  By  Lambentes  E  561  praui  « 
562  Huc  t  alta  B  564  -uet  auf  Easur  D*  impenas  B,  inpenas  t 
exigit  %  567  ferores  B  568  Quid  —  quid  CDEi  570  Nil  Lucas 
prestes  B  571  abyrori  B  574  insidiamque  ÄBDE,  insidiasque  C, 
jenes  zu  diesem  corr,  i;  allerdings  findet  sich  das  Wort  vereinzelt  im 
Singular  {Neue  Lat,  Formenlehre  I  486,  Hildebrand  Gloss.  Lai.  zu 
I  325,  Bönsch  p,  273,  Ven.  Fort.  Vita  Martini  ed.  Leo  I  101);  da 
aber  unser  Dichter  es  sonst  stets  als  Pluräle  braucht  {IV  646,  892, 
968,  V  89,  766,  1187  etc.),  so  wird  insidiam  ein  durch  das  an  ent- 


vor  der  von  Gottes  Langmuth  {549)  geg^enen  Frlaubniss,  gewährten 
Möglichkeit,  im  Laster  zu  verharren,  557  parce  =  moderate  (Pop. 
und  loa.  de  Jan.)  562  acta  ferens  t.  e.  scelerata  patiens  {III 1150). 
567  Quid  referam  bleQ)t  bis  586  der  regierende  Satz;  als  Objecte  hangen 
davon  ab  1.  Suhstantiva  (567,  569—576,  581,  582»>,  585),  bez.  RelatiC' 
Sätze,  die  sich  auf  zu  ergänzendes  iUud  (568)  oder  iHud  tempus  (577  f.) 
zurückbeziehen,  2.  indireete  Fragesätze  mit  dem  Indicativ  (579,  582% 
583  f.),  3.  Acc.  c.  Inf.  (580).  569*»  Gen.  VI  4.  571  J^ttwer»  XVL 
574  2ftim.  XXII—XXIV. 


Liber  Septimiu,  675—580.  397 

Amalecldtarain,  lericho,  Ismaelis  et  Assor,  575 

Atqae  Philiströs  Antiochiqae  manns? 
Quid,  com  s^oierit  fornax  Chald^a  lacnsque 

Et  qnem  non  homines  at  timnere  ferQ? 
Quid  torrens  Gison,  quid  dadis  comperit  Endor, 

Pestibus  hie  populos,  hie  cecidisse  fame?  580 


sprechender  Verssteüe  stehende  Balaam  veraiücisster  Schreibfehler  sein. 
—  l)ca  einstimmig  überlieferte  Philisteos  (phylistros  B)  576  eeigt,  dass 
die  CreniHve  575  von  insidias,  nicht,  tde  Mone  meint,  vem  manus  a&- 
hängen.  575  Ismaelis]  hys  maculis  •  577  Quod  B  semierit  C 
579  sidon  i      claudis  B,  -is  auf  Bctsur  D,  clades  i      endo  t 


575  Zu  Amalechitarum  vgl.  Exod.  XVII  8.  Deut.  XXV  17, 
1  Beg.  XV  2.  -  Num.  XIV 39.  -  ludic.  III 13,  VI  3.-1  Beg.  XIV 48. 
1  Beg.  XXVII  8,  XXX  1,  2  Beg.  VIII  12.  -  1  Paralip.  IV  43.  — 
Zu  lericho  losua  VI.  Hebt.  XI  30  f.  —  Ismael  {nicht  der  Mörder 
des  Gedalja,  lerem.  XLII  f.),  der  Sohn  Abrahams,  steht  hier  collectiv 
als  Stammvater  der  Ismaditen,  der  im  Osten  von  Palästina  bis  nach 
Assur  hin  wohnenden  arabischen  Beduinen,  die  den  Juden  stets  feind- 
lich gegenüberstanden,  wie  auch  meist  die  nun  folgenden  Assyrier^ 
zumal  unter  Salmanassar  (assyrisches  Exil  720).  576  Antiochus  IV 
Epiphanes,  dessen  tyrannische  Grausamkeit  gegen  die  Juden  in  den 
beiden  Büchern  der  Maccabäer  geschildert  toird.  bll  Als  baby- 

Ionische  Formen  der  Todesstrafe  werden  genannt  1.  das  lebendig» 
verbrennen  in  einem  Glühofen  {Daniel  III),  2.  das  Hinabwerfen  in 
eine  L^foengrube  (lacus,  Daniel  VI).  578  Nebucadneear  soll  {nach 
Daniel  IV,  V  18 — 21)  7  Jahre  lang  wahnsinnig  gewesen  sein  und 
wie  ein  wildes  Thier  gelebt  haben.  579  f.   Am  Bache  Eison  fielen 

10000  Cananiter  {Judic.  IV  f.),  bei  dem  Städtchen  Endor  auf  dem 
GHboagebirge  wurde  Saül  mit  seinem  Heere  nach  tagela/ngem  Kampfe 
von  den  Philistern  besiegt  und  fiel  selbst  {1  Beg.  XXXI).  Wenn  der 
Dichter  dort  die  Volker  durch  eine  vom  Himmel  gesandte  Plage,  hier 
durch  Hunger  fällen  lässt,  so  scheint  jenes  auf  die  bildlich -phan- 
tastische Schlachtschilderung  {ludic.  V  20  f.,  also  Wolkenbruch,  Hagel- 
schlag? wie  bei  Choerobachi  675),  dieses  auf  den  Besuch  Saids  bei 
der  Hexe  von  Endor  am  Tage  vor  der  Schlacht  zurückzuführen  zu 
sein:  wenn  diese  dem  Könige,  der  Tag  und  Nacht  vorher  gehungert 
hatte,  eine  Mahlzeit  bereitet  (1  Beg.  XXVIII  22  ff.),  so  mochte  man 
daraus  auf  eine  Hungersnoth  im  ganzen  jüdischen  Heere  schliesseti. 


398  über  Septlmns,  681—688. 


Quid  CanadQ  gemitus  prauorumqne  ydola  regam 

—  Quis  secuit  uatem?  —  fataque  tristis  Hell? 
Quid  tulit  Hellas,  altare  quis  inter  et  Qdem 

Et  qui  sab  daplici  uate  raere  airi? 
585  Et  qu^  pr^tereo  mundi  portenta  nocentis, 

Ne  desperato  fine  nagetnr  opus? 
Finiit  has  tandcm  uindex  sententia  Utes, 

Noluit  omnipotens  s^cula  praua  pati, 


581  Qui  cana  degenitus  i  c?||ade  Rasur  und  Ahhr.  von  i>* 
prauorum  q  scola  C  582  trisis  C  583  Quod  ABDEi  tulit  fehlt 
CDi  saltare  B  Hinter  altare  interpung,  Ä,  davor  CD  584  qui] 
tibi  CDEi       585  E  que  C      preterea  B       588  oscula  parua  B 


581*  vermag  ich  nicht  befriedigend  zu  erklären,  Kenath  (CanathFuij/.) 
ujird  mit  60  Tochterstädten  und  den  benachbarten  Dörfern  Jairs  von 
den  Syrern  und  Geschwritem  den  Israeliten  entrissen  {1  Paralip.  II 23); 
aber  von  ihren  gemitus  wird  nichts  berichtet.  Nimmt  man  ferner  anj 
dass,  wie  Cauaau  mu2  Caua,  so  auch  Canatha  promiscue  für  das  nörd- 
liche Reich  Israel  gebraucht  wurde,  so  könnte  man  an  die  Zeit  Isabels 
denken,  wenn  das  nur  nicht  mit  584  zusammenfiele!  Endlich  wird 
die  Besiegung  der  Juden  unter  Herodes  dem  Grossen  durch  die  Araber 
bei  Kanatha  nur  von  ausländischen  Schriftstellern  (Dio  (Jassius  XLIX 
33 — 44,  Plutarch  Anton.  LIII)  erzählt;  auch  chronologisch  passt  sie 
nicht  recht  in  das  Distichon.  582  Jesaias  ist  nach  der  Sage  von 

Manasse  zersägt  worden  (Hebr.  XI  37,  wo  iTigCa^aav  in  der  Vulgata 
durch  secti  sunt  wiedergegeben  wird).  Elia  Gram  (tristis)  erhellt  aus 
1  Reg.  II 12—16,  22  ff.,  sein  Tod  (fata)  aus  1  Reg.  IV 11.  o83*  Zu 
Eüas  {917^896)  vgV3  Reg.  XVII ff.,  4  Reg.  I  f.  583»»  Zacharias, 
der  letzte  dCxaiog  im  Canon  des  alten  Testaments,  der  seine  Gottestreue 
mit  dem  Tode  bUsste,  wurde  vom  jüdischen  Volke,  dem  er  seinen 
Götzendienst  strafend  vorhielt,  auf  Befehl  des  Eonigs  Joas  {saec.  IX) 
zunschen  dem  {im  Vorhof  aufgestellten)  Brandopferaltar  und  dem 
Heiligen  (inter  templum  et  altare,  Matth.-^  inter  altare  et  aedem,  Lucas) 
gesteinigt,  vgl  2  Paralip.  XXIV  20  ff.,  Matth.  XXIII 35,  Lucas  XI 51. 
584  Unter  duplex  uates  kann  man  kaum  etwtts  anderes  verstehen,  als 
das  Seherpaar  Elias  und  Elisa,  zu  deren  Zeiten  die  Königin  Isabel 
den  Astarte  "Cultus  gewaltsam  durchzuführen  suchte;  über  die  dama- 
ligen Märtyrer  des  Jehova^aubens  vgl.  3  Reg.  XVIII 4, 13,  XIX 10, 
14,  18,  Rom.  XI 2  ff. 


Über  Septinras,  689—610.  399 


Mittittir  humano  discretor  corpore  s^ptos, 

Qni  paleas  orat  pnraque  grana  legat,  590 

Mittitar  Emmanuel,  qaem  si  Ind^a  seqaatnr, 

Si  mintis,  in  tenebras,  qaas  meruere,  mant; 
Addictns  post  probra  crad  est,  diffanditur  ergo 

Blasphem^  toto  plebis  in  orbe  foror. 
£x  hoc  dura  manas  pnnit,  non  snstinet  hostes,  595 

Hqc  est,  quQ  miseros  obroit,  ira  graois: 
Numqnam  nentnri  cassa  expectatio  Christi, 

Exlliam,  tenebr^  morsqne  salnte  carens; 
Plectuntor  sontes  nee,  quem  uicere  ferentem, 

Iratum  possunt  exsuperare  deum,  600 

Immodice  parcens  manet  immoderabilis  ultor, 

Quique  diu  tulerat,  nunc  sine  fine  ferit 
Non  ei^o  Hebr^os  miror  gentesque  perire, 

Quos  pr^iudicii  pQna  tenacis  habet, 
Non  secus  in  mundo  quam  d^mones  ante  creari,  605 

Insita  confectos  uindicat  ira  reos; 
Qui  sumpsere  fidem,  quibus  est  baptisma  tributum, 

Inuolui  prisca  perditione  queror. 
Prima  crucis  satio  messem  dedit  ubere  fructu, 

Tinea  labruscas  multiplicata  tnlit;  610 


589  distretor  B  590  legat]  le  B  592  tenebris  E  iuuant  C, 
i«u  1 1  corr.  XH  593  post  fehlt  C  proba  B  594  Blasphemie  B 
595  In  manus  steht  der  zweite  n- Strich  und  die  Jbbrev.  für  -us  auf 
Rasur  van  D*  597  Non  quam  B  599  Plentuntur  B  ne  E  qui  C 
600  dium  B  602  Quequc  i  605  quem  ABCDE]  quam  besserte 
Mone  demones  ABCD,  demonis  E;  Mone  ändert  daemonas,  vgl. 
Einleitung  arte  E  606  uendicat  ÄBDE]  uendicat  C,  uindicat  t, 
vgl  I  976. 


605  vgl  M'gth^  II  761  ff.,  Schmäler,  Aberglaube  des  MA.  p.  17. 
Wie  vor  Erschaffung  der  Welt  die  —  aus  abtrünnigen  Engeln  hervor- 
gegangenen —  Teufel  entstanden,  so  entsteJm  jetzt  noch  atts  den  Seelen 
der  Christushasser  nach  deren  Tode  Ge^^enster,  die  bis  zum  jüngsten 
Tage  qualvoll  umherirren.  610  Für  diese  formelhafte,  auf  das 
Gleichniss  vom  Weinberge  und  lesaias  V  4  zurückgehende  Wendung 


400  Liber  Septimus,  6U-624. 


Paulatim  reprobo  c^pit  rarescere  mundo 

Spiritus  excessu  corripiente  sacrum, 
Prorupit  Satanas  uitiosum  liber  in  orbem, 

Omniaque  in  scelera  est  irreuerenter  itum. 
615  SQCula  dampnauit  rursum  poUnta  creator, 

Pura  tamen  bonitas  usa  tenore  suo  est: 
Noxia  non  subito  zizania  messuit  ense, 

Horribiles  longum  pr^fremuere  minQ, 
PrQnorunt  miseri,  non  excusare  sinuntur,  . 
620       Indicium  mundi  machina  trina  dedit, 

Transsumpsere  suas  elementa  ac  tempora  leges, 

Deseruitque  prior  non  loca  pauca  situs. 
Estiue  transiuit  hyemps,  byemaliter  QStas: 

Intorsit  tonitrus,  fulminat  udus  Ilas, 


612  Christus  B  613  Prorumpit  CI)E  614  Omnia  q  CBE 
secula  E  615  Scelera  B  rursu  2>  616  Plura  E  uisa  C, 
uisa  :  usa  D*  teuere  B  617  ante  euse  B  618  piefemuere  B 
620  Judicium  A,  in  den  übrigen  ist  Im-  und  lu-  leabar.  Nicht  das 
Urtheü  selbst,  welches  Gott  vorbehalten  bleibt,  mir  die  Verkündigung 
der  bevorstehenden  Verdammmss  bietet  der  Weltorganismus  in  seinen 
drei  Bestandtheilen.  621  tempora  ÄBCDE]  tempore  Mone.  — 
623  trauseunt  C  624  Intersit  C  fulmiuat  ist  auffällig  sotoohl  wegen 
des  Tempuswechsels  (vgl.  631)  als  wegen  der  fehlenden  Conjundion 
(vgl.  IV  550);  etwa  fubninaque?  insofern  intorquere  ebenso  das  Wälzen 
des  Donners  toie  das  Schleudern  des  Blitzes  ausdrücken  kann  (torquere 
i.  e.  uoluere  uel  mittere  loa.  de  laniM). 


vgl.  Sedulius  I  45,  Hewr.  Sept.  III  79  uitis  dedit  ipsa  labruscas, 
Proque  rosa  creuit  aspera  spiua  michi.  612  Spiritus  sc.  sauctus  — 
620  Zu  machina  mundi  vgl.  Lucrez  V96,  -Koffmane,  Greseh.  d.  Kirchen- 
lateins I  p.  68.  Die  heilige  Schrift  befasst  das  Universum  unter  der 
EintheÜung  von  Himmel  und  Erde,  doch  schon  das  aUe  Testament 
fügt  ein  drittes  Element  hinzu,  indem  es  die  Erde  unterscheidet  als 
Wasser  und  festes  Land.  Also  wie  in  der  lebendigen  Creatur  drei 
Classen  unterscfiieden  werden,  die  Fische  des  Meeres,  die  Vögel  des 
Himmels  und  die  Thiere  der  Erde  {Gen.  I  26,  28,  Psalm.  VIII  8  f., 
RA.*  p.  39  ff.),  so  erscheint  auch  das  Universum  als  ein  dreifad^, 
als  Himmd,  Erde  und  Meer  umfassend  {Exod.  XX  11,  Ps.  CXLVI 6, 


Liber  Septimus,  635—688.  401 


Mnlciber  hibemos  combnssit  templa  domosqae;  625 

Seuerant  hyemem  Carchinus  atque  Leo, 
Instar  parmanun  cristallos  Saxo  iacentes 

Kepperit  in  campis  obstnpnitqne  snis, 
Extinmit  glaciem,  qui  tatos  staret  in  enses, 

Concntiente  nouo  fortia  corda  metu:  630 

Duruit  in  terram  mare,  terra  liquator  in  ^nor, 

Piscibns  accessit  campus,  harena  satis; 
Eaasit  discrimen  aquQ  pro  nanibns  utens 

Nantibas  in  fluctn  plorima  torba  casis.  — 
Prodigium  refero,  quod  Fresia  tota  fatetnr,  635 

Consolidatqne  agri  sessor  agerque  fidem: 
Demolitns  agram  cum  possessore  domoque 

Protnlit  extemi  pontus  in  arua  oiri, 


625  Mulcibus  B  627  Instat  E  cristallÄS  B  iacentis  CD 
629  Ebctimuitque  B  630  m  A  am  unteren  Bande  nachgetragen  — 
631  Dnguit :  Dirigoit  B  Duriter  E  liquetor  B  634  Nautis  E 
influctu  t  turba]  tema  ABE,  trina  CD,  terra  i;  ,der  Wassernoth 
entgieng  eine  grosse  Volksmenge  auf  Hütten,  die  {wie  einst  die  Arche) 
auf  der  Fluth  schwammen»'  tema  widersti'ebt  jeder  Erklärung, 
plurima  turba  an  gleicher  VerssUUe  I  600,  680.  635  *f  0  fretia  E 
a  in  tota  auf  Easur  D       636  censor  CD       638  extertu  B 


lonas  I  9,  Acta  XIV  14).  So  nach  Piper,  Myth.  der  chrisÜ.  Kunst 
II  85.  In  diese  biblische  Lehre  interpretierten  später  die  Kirchen- 
lehrer die  heidnische  Theorie  von  den  4  Elementen  hinein,  diese 
jener  überordnend,  und  so  werden  hier  —  von  unvermeidlichen  Über- 
griffen abgesehen  —  erst  die  Vorgänge  auf  der  Erde  (a.  Land  623—629, 
b.  Wasser  630—634),  dann  am  Himmel  (a.  Luft  645—650,  b.  Feuer 
651 — 656)  besprochen.  624  Has  (=  Hylas),  der  Liebling  und  Mund- 
schef^  des  Hercules,  der  schöne  Jüngling  mit  der  Urne,  ist  hier,  wie 
sonst  der  in  gleichem  Verhältniss  zu  lupiter  stehende  Ganymedes,  für 
das  winterliche  Sternbild  des  Wassermanns  gesetzt,  wofür  ich 
einen  anderweitigen  Bdeg  schlechterdings  nicht  aufzuspüren  vermochte. 
632  ,satis  i.  e.  segeti,  harena  sc.  maris'  Mone.  638  extemi  nicht 
, eines  Ausländers",  tcie  Grimm  BF.  Einleitung  p.  87  übersetzt,  son- 
dern y eines  fremden,  weder  verwandten  noch  befreundeten  Mannes  \ 
vgl.  Glossar. 

Voigt,  Ysengrixnns.  26 


402  Liber  SepÜmos,  689-6^4. 


Publica  litigium  tandem  censora  diremit: 
640       Incola,  cuius  hamnm  nemo  uidebat,  abit, 
Quique  superficiem  fundi  aellusque  snpeme 

Yendicat,  hie  liber  iudice  plebe  sedet-, 
Hoc  in  iudicio  non  sensit  Fresia  rectum: 

Qui  dominus  fundi,  legitime  esset  agrL  — 
645  Excussit  templis  ingentia  tigna  trabesque 

Et  longinqua  tolit  uentus  in  arua  fiirens; 
Fugit  inextincta  populus  sua  tecta  fauilla, 

Et  repsit  gemina  uix  ope  tutus  homo, 
Yix  applosa  solo  tenuerunt  corpora  fortes, 
650       Horruit  ingenti  turbine  terra  tremens. 
Nocte  sub  hibema  Pfa^bi  radiantior  ore 

Cemitur  arctoum  flamma  cremare  polum, 
Noctibus  innumeri  belle  concurrere  soles, 

Sanguineus  limphas  horrificasse  rubor; 


652  aeremn 


641  Quisque  E  uel  usque  CD  647  in  extincta  ACD  tmd 
Mone.  649  aplosa  ABCE,  aplosa  :  applosa  D*  652  aereum  CBE, 
,126  arctonum  i.  e.  polum'  D^  im  Glosaar      flamina  B 

644  enthalt  die  nach  der  Meinung  des  Dichters  richtige,  dem 
Rechtsspruch  der  Gemeinde  entgegengesetzte  Entscheidung  des  Streit- 
falls: der  Besitzer  von  Grund  und  Boden  (fundus)  uiüsste  von  Bechts 
wegen  auch  Herr  alles  dessen  sein,  was  darauf  wächst  (agri),  der 
Pflanzen,  wie  der  Gebäude.  Vgl,  Graf  und  Dietherr,  Deutsche  Bechts- 
sprichwörter^  p.  103  nr.  207  ,Alle  Gebäude  folgen  dem  Grunde', 
208  ,Dem  eignet  das  Haus,  dem  die  Erde  eignet'  wnd  die  Erklärung 
p.  106  ,Wer  den  Acker  zu  eigen  hat,  dem  gehört  in  der  Begel,  was 
darauf  steht,  Gebäude  und  Pflanzen'.  Älmlich  das  französische  Becht: 
,Le  pied  saisit  le  chef .  650  vgl.  I  776.  651  f.  ,lßcr  ist  vom 
Nordlicht  die  Bede'  Mone;  vgl.  Archipoeta  de  XV  signis  XI  4  ,De 
supemis  paiübus  postea  pressure  Die  duodecima  mundo  sunt  uentur^: 
Fix(;  CQÜ  penitus  stellQ  sunt  casurQ  Et  per  partes  aeris  flamme 
uolatur^.'  653  ,In  Oldenburg  gilt  das  Nordlicht  ais  die  Erschei- 
nung eines  in  der  Luß  vor  sich  gehenden  Geisterhampfes''  W%ttike* 
p.  183. 


über  Septiimu,  666—662.  403 

Bis  latuit  teter  Titan,  causamqae  latendi  655 

Non  soror  ant  nabes  terreaae  umbra  dabat 
Omnia  dizemnt  dades  elementa  fdturas, 

Nee  tetigit  tantus  pectora  dura  pauor.' 
C^perat  abbatissa  loqoi  Ingubria  flendo, 

£t  lacrimQ  imbaerant  milibns  octo  solom;  660 

Auribus  nt  snrdis  foret  intolerabile  aerbom, 

Clamor  ad  undecimom  uenerat  usque  polum. 


655  Fis  -B  658  Non  B  fauor  :  pauor  C  600  In  B  ist 
Alks  hinter  lacrime  aiutradiert  (-liun  am  Schluss  noch  erkennbar).  — 
Mit  661  beginnt  in  B  das  Schlussblatt,  das  auf  der  Kehrseite  (686  ff.) 
durch  Nässe  stark  gelitten  hat,  auf  der  Vorderseite  sind  nur  in  661 
die  ersten  drei  Worte  etwas  verblichen,  doch  unter  der  Linse  noch 
erkennbar. 


656  Die  Sonne  wird  unsern  Blicken  entzogen  entweder  durch 
den  zwischen  sie  wid  die  Erde  tretenden  Mond  oder  durch  eine  vor^ 
aberziehende  Wolke  oder  durch  den  Erdschatten  {Isidor.  Etym.  V  31, 3: 
Xoctem  fieri  aut  quia  longo  itinere  lassatur  sol  et,  cum  ad  ultimum 
caeli  spatium  peruenit,  languescit  ac  labefactos  efQat  suos  ignes,  aut 
quia  eadem  ui  sub  terras  cogitur,  qua  super  terras  pertulit  lumen,  et 
sie  umbra  terrae  noctem  facit),  vgl.  zu  IV 318.  657  Die  kirch- 
liche Überlieferung  des  MA.  {auf  Grund  von  Matth.  XXIV,  Mc.  XIII, 
Lucas  XXI)  nimmt  15  Zeichen  an,  die  den  jüngsten  Tag  ankünden 
sollen  {vgl.  Myth.*'  II  p.  681,  III 242,  E.  Sommer  in  Zs.  III  525  ff.), 
von  denen  in  unserer  Schilderung  folgende  vorkommen:  Wasserfluth, 
Einsturz  der  Gebäude,  Erdbeben,  Nordlicht  {Verbrennen  des  Meeres 
654  ?),  Verfinsterung  der  Sonne.  660  ,  hatten  8  Meilen  weit  {vgl.  1 659, 
IV  958)  den  Erdboden  getränkt'.  662  Die  Zahl  der  Himmels- 

Sphären  schwankt  in  den  Angaben  des  MA.  zwischen  7  und  11;  11  lehrt 
Yinc.  BeU.  Spec.  Not.  III  c.  85  bis  Schluss,  IV  1—10,  danach 
Schindler,  Aberglaube  p.  1.  Die  Erde  steht  im  Mittelpunct  des  Welt- 
alls, um  sie  bewegen  sich  in  7  über  einander  gelagerten  Himmeln 
Mond,  Sonne  und  5  Planeten  {Mercurius,  Venus,  Mars,  lupiter, 
Satumus),  vgl.  Spec.  not.  XV  c.  25  und  33;  die  übrigen  Sterne  hängen 
frei,  bez.  stnd  angeheftet  m  der  nun  folgenden  8.  Sphäre  (firmamentum, 
est  octaua  sphera,  que  et  dicitur  stellata  III  c.  102  -  104);  darüber 
wölbt  sich  9.  der  crystallinische  Himmel  {c.  90 — 101)  ^  10.  die  Feuer- 
sphäre, das  Empyreum  {c.  87 — 89)  j  endlich  11.  das  celum  Trinitatia 
(c.  85  f.);  10  und  11  behandelt  als  zwei  verschiedene  Sphären  auch 

26* 


404  Liber  Septimus,  663—682. 


Excidium  mandi  planctnram  triste  Salaaram 

Corripait  nnlpes:  ,8talta  Salaura,  ^ile! 
665  Pr^scio,  quid  penses:  sceleris  dampnare  doliqae 

Pontificem  Latiam,  perfida  porca,  cupis, 
Dicere  als,  quia  dux  lerosolmam  Ethn^ns  itaros 

Chrisücolas  timiiit  per  sna  regna  gradi  . . ' 
,Papa  ergo  Sicnli  dacis  Qre  illecttis  atroque 
670       Argolicam  populos  carpere  saasit  iter, 

Casibus  atque  dolis  Graiorum  immissa  famiqae 

Regna  duo  monachus  submit  unas  iners; 
PrQter  quos  pelagi  rabies  et  pesticos  aer 

Et  fraus  Argolidom  perdidit  atque  fames, 
675  In  connalle  tdram  duo  milia  somnus  et  imber 

Enecuere,  altis  undique  s^pta  iugis.' 
,Improba,  tu  nescis,  hoc  quare  papa  benignus 

Fecerit!  ausculta,  cognita  dico  tibi: 
Dimidiare  solet  nummos  ignobile  uulgus, 
680       Et  dirimit  sacram  rustica  turba  crncem, 

Hoc  scelus  est  ingens,  hie  mundi  pessimus  error, 

Taliter  errantes  papa  perire  dolet; 


663  planturam  B      665  Pressio  Cl)      celeris  CD     dampnari  E 

667  uix  B       iherosolimam  ADE  (A  mit  auspunctiertem  i),  ierosoli- 

mam  BC      D  hißtet:  iherosolimam  |  ethneus  { itor  ' ,  Christicola  j  timxdt, 

hinter  othneus  ist  ein  f  ausradiert.      669  v/nd  %11  fehlt  *f  in  den  Ess, 

677  zwingt  zur  Annahme  einer  Ztcischenrede  Salauras;  dass  diese 

aber  bei  669  (nicht  671,  toie  Mone  toill)  beginnt,  macht  einerseits  das 

auf  Qre  illectus  utroque  bezügliche  quare  677  {der  wahre  Beweggrund 

wird   687   angegeben)    wahrscheinlich,   anderseits  'der  in  die  Augen 

springende  Parallelismus  von  465  —  468  :  669—672.  673  quis  B 

cü  p 
674argoli|l  ,  didit  corr.  IK    675sonu8CD    676aliti8C    678  ascultaJB^ 

679  Dimidiale  B        680  Hec  CD      sacrum  C       681  hoc  CD 


Geruasius  von  Tilburg  Oüa  imperialia  I  1  (bei  Leibniz  Script,  rer. 
Bruns.  p.  88^.  Vgl.  V 106.  667  Die  Lexicographen  des  MA.  lehren 
,'Ethna  mons  Siciliae  ex  igne  et  sulphure  dictus,  inde  et  Gehenna, 
inde  ethneus.*  Liegt  also  in  letzterem  hier  der  Doppelsinn  ,sicilisch' 
und  ,1wli^ch'?        669  utroque  vgl  699.        679  vgl.  zu  I  789. 


Liber  Septimas,  683—701.  405 


Qui  secat  ex  nummis  obolos,  in  frastnla  miUe 

Gotidie  hone  Satanas  diaidat  ense  sno! 
Seit  bonos  hoc  pastor  stolidasqne  in  deoia  labi  685 

Et  per  opaca  trahi  compita  m^ret  oaes, 
Saluificare  animas  omnes  uult  papa  fidelis, 

C^litos  est  illi  creditos  omnis  homo; 
Idcirco  Qs  Sicoli  sumpsit,  Franciqne  tyranni, 

Angligen^  et  Daci  et  totius  orbis  aaet,  690 

Omnes  namque  animas  hominum  saluare  laborat, 

Qoaque  licet,  dirom  nnlt  abolere  nefas. 
Non  aalet,  ut  nellet,  totam  delere  reatum, 

Qua  sinitur,  scindi  stema  salabre  uetat, 
Materiam  minnit  signom  Celeste  secandi,  695 

Quamois  non  ualeat  toUere  prorsus  eam; 
Hoc  tolit  ^s  Sicolum  pacto  et  pietatis  eodem 

Totius  immensas  toUeret  orbis  opes, 
Es  sibi  non  rutilum,  non  ^s  desiderat  album, 

Yult  sibi  commissum  saluificare  gregem.  700 

In  sua  quot  librat  thesauros  scrinia,  seruat, 

Non  creat  inde  obolos,  integra  quQque  tenet; 
Pontificem  ergo  pium  cur  proditione  nefanda 

Argnis?  ignoras,  quod  bene  nosse  putas! 


683  Quiescat  B  obulos  infrustula  i  frostrula  E  684  dioidit  t 
685  S/cit  D  hie  CDE  solidasque  B  687  fideles  Ci  688  credite  B 
689  sceleri  B  690  Vor  totius  fehlt  et  C  692  dirimi  (7,  dirü  uult, 
Abbreviatur  und  uult  (letzteres  auf  Easur)  von  JH  694  stema  AB, 
soema  CDE,  stenuna  Mone.  stema  passt  hierher  nur  in  der '  allge- 
meinsten Bedeutung  ,ornamentum'  (loa.  de  Ion.)  , Zierung,  Gezierde, 
Zier'  (Dief),  besser  scema  =  ,ymago  uel  figura*  loa.  de  lan.,  ,Bild' 
Dief.y  entsprechend  dem  signum  695;  sonach  würde  man  letzterem  den 
Vorzug  geben,  wenn  nicht  die  Verwechslung  beider  griechischen  Worte 
durch  Du  Gange  und  Diefenbach  bezeugt  würde.  699  nee  es  DE 
701  quod  DE      liberat  D        704  bene /nosse  D 


684  Der  Teufel  mit  dem  Schwerte  in  der  Hand  wird  bezeugt 
Apoc.  VI  4  und  Boskoff  Gesch.  des  Teufels  I  p.  237, 


406  Liber  Septimos,  7a5  — 708. 

705  Patrae  care,  iaces!  utinam  efficerere  snperstes, 
Obloquium  fatiiQ  non  paterere  snis, 
Innocui  papQ  fieres  spontaneus  altor, 
Stultitiam  linguQ  penderet  ista  suqI' 


705  *r  fehlt  E  effioereie,  ebenso  706  -rere  suis  aufBasur  D* 
706  Obliquium  E  706  und  707  zieht  B  zu  einem  Verse  zusammen: 
Obloquium  pape  fieres  spontaneus  ultor  708  Stultiam  D,  Stoltiam  : 
Stultitiam  E  Am  Schluss  Explicit  ysengrinus  D,  Explicit  ysen- 
grinus  et  reynardus  E,  Tüelangahe  fehlt  AB  (das  Fragment  C  schliesst 
schon  694),  dagegen  gibt  AB  die  Verssumme  an:  A  1)  mit  grüner 
Farbe  M.  M.  M.  M.  M.  M.  D.  C.  LXX.  mi.  uersus  habet,  was  darufUer 
2)  mit  schwarzer  Tinte  und  darunter  4)  in  Zahlen  VI  DC.  LXXIIII.6674. 
wiederholt  wird,  alles  von  den  Schreibern  des  Cod,  Zwischen  2  und  4 
schiebt  A^  die  Verse  ein 

Bis  tria  millena  sexcentaque  septuagena 
Et  metra  bis  bina  tenet  ista  fabella  lupina. 

In  der  Schlusslinie  von  B  ist  die  Schrift  bis  auf  M T.TY 

verloschen. 


Index  nominum. 


Abel  {ßius  Adam)  YH  568. 

(agnellus)  TD.  978. 
Abyrwi  YH  571. 
Adam  Yn  568. 
Agemundus  VII  309. 
Albis  I  919. 
Aldrada  n  3. 
Alleluia  (coiUux  Petrt)  U  66. 

(hymnus)  TU  124. 
Allobroges  VH  103. 
Alpis  I  892,  m  405,  Alpes  IV  355. 
AmalechitQ  VII  575. 
Andegauus  senex  IV  272. 
Anglicus  I  595,  m  659. 
ybris  VH  121. 
Angligena  V  1041. 

tyrannus  VII  690. 
Anglus  I  50,  Vn  111. 
abbas  IV  279. 
Anna  11  63. 
Anseimus  V  110. 
Antiochus  vn  576. 
Aprilis  I  920,  V  193. 
Arabs  rex  I  72. 

d^mon  IV  614. 
Argolicum  iter  VII  670. 
Argolides  VII  674. 
Artacus  papa  V  1061. 
Assur  vn  575. 
Atrebas  sanctus  IV  286. 
Atrebatum  I  193. 
Auemns  {Gehenna)  I  343,  VII  467. 
[lupus)  IV  756. 


Bachns  V  938. 
Balaam  VH  574. 
Balac  vn  574. 
BcUduinus,  cf.  Lesburna. 
Balduinus  (asinus)  VI  369. 
Baltero  VH  121,  147,  207,  233, 

253. 
Baptista  {löhannes)  n  75. 
Bauaricum  gattur  VI  382. 
Bauo  (S.)  m  717. 
Becca  VH  119, 126, 144,  253,  258, 

262,  274,  429,  451. 
Belinus  n  279,  299,  414,  457,  495, 

569,  581,  589,  590,  675,  676. 
Beluaci  VI  290. 
Beniaminita  magister  V  101. 
Berfridus  m  48,250,401,715,937, 

1013,  1103,  IV  7. 
Bemardns  (S.)  VI  89,  cf,  V  126. 
Bemardus  (iieruex)  n  275,  301, 

422,  495,  499,  536,  543,  545, 

562,  567,  576,  579,  585,  603, 

605,  666. 
Bertüiana  m  53,  IV  2,  214. 
Blandinia  claustra  V  447. 
BUtero  V  1100. 
Boema  uina  11  678. 
Botulphus  (S.)  ni  939. 
Bouo  I  1027. 
Brabas  I  49,  IV  609. 
Brigida  (S.)  H  68. 
Britones  VII  191. 
Bruno  m  49,  137,  481,  537,  563, 


406 


Index  nominum. 


873,  877,  887,  891,  929,  938, 

975,  987,  991,  992,  994,  996, 

1193,  1194,  V  1129. 
Burgissa  YII  145. 
Burgundum  os  VI  449. 
Cain  Vn  568. 
Caldaice  IV  1034. 
Cald^  fomax  Vn  577. 
Canada  VH  581. 
Cancer  m  38,  761. 
Carchinus  VII  626. 
Carcophas  m  50,  683,  688,  689, 

967,  1024,  IV  9,  103,  473,  503, 

827,  VI  375,  408,  469,  499,  517. 
Caribdis  I  641. 

Inops  (luptis)  IV  750. 
Cato  V  511,  512. 
Celebrant  (S.)  n  69. 
Cephas  V  101. 
Ceres  VI  338. 
Cetus  vn  374. 
Chora  VH  571. 
Christus  vn  597. 
Cison  vn  579. 
Clar^uallis  V  126. 
Cluniacum  VII  422. 
Coluarianus  11  278,  300,  358,  427, 

496,  564,  568,  594,  595,  599, 

608,  613,  670. 
Cono  vn  141,  143,  146,  170,  432, 

511,  513. 
Corniseca  n  412. 
Coruigarus    V  1135,  1143,  1175, 

1183,  1217,  1236,  1242,  1259, 

1282,  1293,  1309,  1313,  1322, 

VI  49. 
Cursor  IV  745. 
Baca  sacerdos  I  229. 

abbatissa  Vn  43. 
Bacus  pr^sul  IV  299. 
pontifex  IV  302. 
tyrannus  Vn  690. 


Banubiale  solum  VI  380. 

BanubiQ  aquQ  I  666. 

Batan  Vn  571. 

B^dalia  ars  I  278. 

Egidius  (S.)  in  536. 

£gmundum  V  460. 

Egoceros  m  761. 

hisa  vn  584. 

Emmanuel  Vn  591. 

Endor  Vn  579. 

Ethn(;us  dux  VH  667. 

Eugenius  III  cf,  Gloss,  8.  u.  papa. 

Excelsis  (S.)  H  61. 

Falernum  V  871. 

Februus  I  665,  886. 

Fiducia  Bona  VI  369. 

Francigena  in  769,  774. 

Franous  genitor  VI  445. 

mos  m  950. 

tyrannus  VH  689. 
Francum  os  VI  383. 

solum  VI  380. 
Fresia  n  282,  Vn  635,  643. 
Fresis  ora  IV  503. 
Gabriel  (S.)  m  1089. 
GaUia  VI  494. 
Gallioa  orca  IV  614. 
Galla  loquela  VI  379. 

uox  III  407. 
Gallus  lupus  in  798. 
Galterus  V  501. 
Gehenna  V  28, 130, 1261,  Vn  555. 

Minor  {lupus)  IV  754. 
Gerardus  n  11,  IV  15,  298,  319, 

795,  817,  881,  V  849. 
Gereon  (S.)  n  179,  IV  25. 
Geta  IV  734. 
Getier  niues  IV  332. 
Gog  vn  140. 
Gomorra  Vn  567. 
Grau  vn  671. 
Gr^ca  Salix  I  229. 


Index  nominam. 


4uy 


Gitce  IV  355,  1034. 

Gr^i  Codices  V  701. 

GrQcum  amen  V  559. 
08  m  720. 

Grimmo  HI  48,  137,  223,  481. 

Grimo  IV  746. 

Gripo  IV  742,  748,  751. 

Gulpa  IV  754,  755. 

Guls  rV  749. 

Gutero  m  53, 281, 1196,  IV  912, 923. 

Gvulfero  IV  749. 

Hebi^i  Vn  603. 

Codices  V  701. 

Heü  vn  582. 

Helias  VH  583  cf.  584. 

Helpuara  (S.)  n  67. 

Herodes  11  73. 

Herodias  H  93. 

Hispani  lupi  IV  350. 

lanus  I  885. 

Tbera  mater  VI  445. 

Yberus  lupus  m  799. 

Idus  vn  421. 

lericho  vn  575. 

lerosolma  11  180,  VII  667. 

lesaias  VH  582. 

Ilas  vn  624. 

Inda  uulpes  IV  349. 

Indus  I  595. 

Ingens  Mantica  IV  751  sq. 

lob  IV  43. 

lohannes  n  85,  Vn  58,  422,  cf. 
Baptista. 

lonas  I  (35)  692,  (n  226)  Vn  374. 

loseph  n  199,  302,  327,  335,  341, 
403,  419,  473.  535,  544,  549, 
555,  581, 585, 612, 663.  lU  51, 
534,  538,  628,  677,  701,  877, 
899,  927.  IV  7,  97,  99,  103, 
121,  133,  215,  241,  263,  357, 
365,476, 529,545, 563,  574, 575, 
579,  597,  653.    VI  39,  50,  107. 


Iprensis  calathus  V  697. 

Ysaydes  VU  461. 

Ysengrimigen^  IV  744,  V  709,  716. 

Ysengrimulus  IV  479. 

Ysengrimus  1 1,  13,  127,  203,  423, 
435,  965.  n  159, 303, 322, 459, 
465,  531,  577.  m  21,  51,  93, 
157,  259,  265,  309,  399,  465, 
485,  531,  535,  597,  657,  663, 
685,  721,  765,  869,  913,  923, 
974,  1125,  1151.  IV  71,  191, 
195,  213,  323,  429, 455.  V  345, 
439,  541,  548,  631,  707,  983, 
1093,  1131,  1179,  1277,  1281. 
VI  3,  15,  27,  107,  129,  147, 
179,  189,  193,  235,  413,  451. 
vn  11,  181,  301,  371,  419, 
437. 

Ismael  Vn  575. 

ludas  vn  458. 

lud^  vn  591. 

lud^us  I  566,  vn  225. 

luniQ  Idus  vn  421. 

Larueldus  IV  745. 

Latini  Codices  V  701. 

Latius  pontifex  Vn  666. 

Latia  loquela  m  947. 

Leo  vn  626. 

Lesburna  V  498. 

Louo  V  699. 

Lucifer  (daemon)  V  442. 

.    (Stella  mattUina)  V  456. 

Machutus  (S.)  V  220. 

Magna  Salus  Ouium  IV  745. 

Magog  vn  140. 

Mahamet  Vn  295. 

Mcmasses  cf.  lesaias. 

Maria  (S.)  n  64,  cf.  I  956. 

Maro  vn  49Q. 

Mars  I  886, 

Martiniis   r^s       {  tVMO^Q^SÄ. 

Michael  Tr^^-l  ^'' 


410 


Index  nominum. 


Mosa  IV  254. 

Mulciber  m  453,  Vn  625. 

Nebucadnezar  VII  578. 

NiliacQ  pestes  VII  570. 

Niniuea  urbs  VH  381.  ' 

Nipig  IV  747. 

Nobtirgis  (S.)  H  67. 

Noe  vn  569. 

Obitius  I  27. 

Olnam  IV  756. 

Orcus  in  901. 

Osanna  (S.)  Ü  61. 

Pal^stinum  templmn  IV  163. 

Paulus  V  101. 

Petrus  n  66,  70,  m  690,  cf.  V 101. 

Phanuel  n  63. 

Pharaüdis  (S.)  n  71,  93. 

Pharao  Vn  570. 

PhQbus  vn  51,  651. 

PhüistQi  vn  576. 

Pictauiis  lupus  m  966. 

Pilauca  IV  746. 

ßearidus  m  49,  IV  5,  593. 

Eeinardus  I  3, 11,  49,  61,  91, 123, 
125,  239,  269,  271,  295,  323, 
426,  437,  443,  449,  491,  521, 
607, 735, 827, 946.  n  164, 187, 
305,  313,  606,  609,  617,  672. 
ni  52,  63,  93,  132,  261,  281, 
284,  285,  311,  322,  328,  409, 
471,  489,  541,  591,  637,  658, 
676,  795,  869,  900,  908,  1152, 
1184,  1189,  1191.  IV  11,  39, 
69,  201,  203, 221, 249,  250, 251, 
269,  283,  375,  423,  650,  683, 
737,  809,  830,  837,  888,  921, 
987,  991,  1023.  V  5,  135,  189, 
233,  307,  330,  336,  349,  354, 
357,  358,  372,  416,  435,  705, 
765,  819,  1122,  1123.  VI  3,  9, 
125,  162,  201,  221,  2b3,  352, 
393,  495.    vn  506,  517,  519. 


Beingiimus  VH  9. 
Bemica  sedes  I  933. 
Bemicus  pr^sul  I  467. 
Remis  m  688,  IV  592,  Vn  174, 

192. 
Renus  I  919,  IV  254. 
Bogerus  cf.  Ethn^us,  Sicnlus. 
Roma  I  467,'  H  70,  180,  IV  35, 

162,  273, 631,  V  109, 1307, 1310, 

vn  174. 
Romanus  ordo  Vn  130. 
Rufanus  m  33,  1179. 
ßalaura  II  541,  Vn  3,  6,  44,  99, 

178,  234,  282,  313,  369,  444, 

505,  507,  531,  547,  663,  664. 
Salemum  m  375. 
Sarmaticus  lupus  m  799. 
Satan   I   21,  190,  227,  344,  748. 

n  660.    V  28,  349,  358,  416, 

420,    680,     1260.      VI    162. 

vn  104,  230. 
Satanas  I  50, 567, 696, 863.  H  23. 

m    754,    1115,    1116,    1135. 

IV  236,   317,  343,    633,  708. 

V  25,    130,   357,  981,  1156. 
vn  613,  684. 

Saul  vn  462  cf,  579. 
Saxo  I  124,  vn  627. 
Scald^Q  bidentes  V  551. 
Scaldus  IV  592. 
Scitha  I  124. 
ßcithica  uulpes  IV  349. 
Sclaua  potio  I  48. 
Sootia  I  890. 
Scotigen^  V  875. 
Soptengula  IV  747. 
Siculum  (js  vn  697. 
Siculus  dux  vn  466,  669. 
tyrannus  Vn  689. 
Symon  V  108. 
Sithiu  IV  285. 
Sodoma  Vn  567. 


AA*^A%*^^      «*^ 


Sonoche  VH  119,  125,  143,  287, 

427. 
Spiritus  (sanctus)  VU  612. 
Spispisa  IV  749. 
Sprotimis  IV  17,  101,  816,  893, 

929,    939,    945,    963,    993. 

V    137,    171,    205,    221,    229, 

243,  267. 
StanpQ  m  687. 
Stonnus  IV  753,  754. 
Sualmo   IV   750,  752,  753,  755, 

805. 
Suauus  Vn  66,  197. 
Sueuus  I  124,  m  34,  rV  734. 
Tanais  IH  1027. 

Te  deum  {nomen  clangae)  V  855. 
Tempe  V  779. 
Teta  n  12,  15,  26. 
Teutonicus  m  771,  VE  381. 
lupus  ni  770. 
modus  V  552. 


Teutonica  lingua  m  965. 

uox  V  558. 
Teutonice  V  549. 
Tyrium  aenum  lU  1037. 
Tyrius  murex  IH  1053. 
Titan  VE  360,  655. 
Tomacum  V  109. 
Tomacus  pastor  V  111. 
Triuenter  IV  742. 
Troia  IV  110. 
TuUius  V  512. 
Turce  KE  382. 
Turgius  IV  751,  786,  805. 
Turonus  pater  IE  .742. 
Varbucus  IV  753. 
Vedastus  cf.  Atrebas. 
Ungaricus  pater  IH  34. 

sonuB  m  388. 
Ungarice  m  382,  IV  1034. 
Worgram  IV  749. 
Zacharias  VE  583. 


Glossarium. 


Zu  Grunde  gelegt  ist  Georges*,  hei  der  Schlu^sredaction  benutzt 
ist  die  nach  Entwerfung  dieses  Glossars  erschienene  7.  Auflage.  — 
Altlat.  Worten  ist  ein  Kreis,  spätlat.  ein  Stern,  mittellat.  ein  Kreuz 
vor  gezeichnet,  vorn  unbezeichnet  gelassen  sind  Worte  der  goldenen  und 
silbernen  Latinität;  stehen  jene  Zeichen  hinter  dem  Worte,  so  weisen  sie 
auf  die  Zeit  hin,  wo  es  die  von  der  gewöhtüichen  abweichende  Bedeu- 
tung bez,  Construction  besass  oder  erhielt.    Benutzt  sind  vorzuginceise: 

A.    Anthiini   de   obseruatione   cibomm   epistula,    ed.   Tal.   Böse, 

Leipzig  1877. 
Bk.    Bartak  Yocabula  breuiarii  Bomani,  Prag  1876. 
Bl.    Brandl    Glossarium  illostrans   bohemico  -  morauicae    historiae 

fontes,  Brunn  1876. 
Br.    Brinckmeier  Glossarium  diplomaticum,  Gotha  1855.       ^ 

C.  DuCango  Glossarium  mediae  et  infimae  Latinitatis  ed.  Henschel, 

Paris  1840-50. 
Ch.    Chassant    Petit   Yocabulaire  latin  -  £ran9ais    du    Xm**   siecle, 

Paris  1857. 
D*.    Glossen  und  Glossar  der  Es.  D. 

D.  Diefenbach  Glossarium  Latino-Germanicum,  Frankfurt  ]857. 
Dn.    Diefenbach  Nouum  Glossarium  Lat-Germ.,  Frankfurt  1867. 
Dz.    Diez  Grammatik  der  roman.  Sprachen,  2.  Ausgabe.     Band  I, 

Bonn  1856. 
DEW.    Diez  Etymologisches  Wörterbuch  der  rom.  Sprachen,  3.  Aufl., 
Bonn  1869  f. 
Dg.    Diez  Altromanische  Glossare,  Bonn  1865. 

F.  Forcellini  Totius  Latinitatis  Lexicon  ed.  De -Vit,   Prati  1875, 

VI  459—780. 
Ga.    loannis  de  Garlandia  Synonyma  (Leyser  312 — 338). 

G.  Gengier  Germanische  Bechtsdenkmäler,  Erlangen  1875. 

Hn.    Hamann   Mittheilungen  aus  dem  Breuiloquus  Benthemianus, 
Programm  der  Realschule  des  Johanneums,  Hamburg  1879. 
H.    Hildebrand  Glossarium  Lat.  bibl.  Paris,  antiquissimum  sec.  IX, 
Göttingen  1854. 


Hd.    Herrad  von  Landsberg  von  fingelhardt,  Stuttgart  1818. 

I.    loannis  Balbi  de  lanna  Gatholioon,  Nurenbergae  Koburger  1483. 
Kr.    Eärcher  Nachträge  zu  Forcellinis  lat.  Lexicon,  Earlsrohe  1854. 
E.    Eanlen  Handbuch  zur  Vulgata,  Mainz  1870. 
Eg.    Eanlen  Geschichte  der  Ynlgata,  Mainz  1868. 
Ee.    Eoffmane  Geschichte  des  Eirchenlateins,   Breslau  1879,  1881. 
L.    Löwe  Prodromus  corporis  glossariorum  Latinorum,  Leipzig  1876. 
Wo  die  Seitenzahl  nicht  angegeben  ist,   liegen  handschrift- 
liche Zusätze  Grustav  Lötces  zu  meinem  Entwurf  vor. 
0.    Osbemi  Panormia,  unter  dem  Titel  ^Thesaurus  nouus  Latinitatis' 
gedruckt  hei  Angelo  Mai  Class.  Auct.  tom.  Vm,  Rom  1836. 
P.    Papias  Yocabulista,  Yenetiis   per  Philippum  de  pincis  Man- 

tuanam  1496,  19  April. 
Pr.    Paucker  Addenda  Lexicis  Latinis,  Dorpat  1872. 
Psp.    Paucker  Spicilegium  Addendorom  Lex.  Lai,  Mitau  1875. 
Psb.    Paucker  Addendorum  Lex.  Lat.  Subreücta,  Dorpat  1872. 
PI.    Placidi  Glossae,  ed.  Deuerling,  Leipzig  1875. 
Q.    Quicherat  Addenda  Lex.  Latinis,  Pai'is  1862. 
R.    Rönsch  Itala  und  Yulgata,  2.  Aufl.,  Marburg  und  Leipzig  1875; 
fehlt  die  Seitenzahl,  so  sind  briefliche  Mittheilungen  von 
Hermann  Bönsch  gemeint. 
Seh.    Scheler    Lexicographie    latine    du   Xu*   et   du   XIII*   siecle, 
Leipzig  1867. 
S.     Steinmeyer  und  Sievers,  Die  ahd.  Glossen,  Berlin  1879,  1882. 
T.    Piatonis  Timaeus  interprete  Chaicidio,  ed.  Wrobel,  Leipzig  1876. 
ü.(TJg.)  Ugutio  Pisanus,  in  zwei  Hss.  der  K.  Bibl.  zu  Berlin  benutzt, 
zuerst  und  vereinzelt  nach  cod.  ms.  lat.  fol.  n.  441,  zuletzt, 
da  diese  Hs.  anderweitig  ausgeliehen  war,  vollständig  nach 
ms.  Savigny  n.  7,  beide  saec.  XIV,  jene  ist  durch  üg.,  diese 
durch  ü  bezeichnet. 
Y.    Ex  quo  vocabularij  autentici.    videlicet  Huguicio  katholi-|con 
Brevilogus  Papias  aliiqne  Codices,    s.  l.  et  a.  {Strassburg 
1478?)  fol.  

ab  iure  YI  477,  fern  von,  ohne  einen  Bechtsgrund,  vgl,  absque,  die 
Zusammensetzungen  mit  ab  {DEW.  I  40)  und  die  Formel  ab  re 
=  sine  causa  {Cato  Dist.prol.  n.  30,  BuocUieb  ed.  Seiler  III  39"), 
D  ,ab  i.  e.  sine*. 

*abba,  Vocativ,  I  928,  967,  IH  910,  947,  lY  570   fc^g  V  Vl^^^^^^^'^'^y 
,Syrum  nomen,  pater  interpretatur  *  I,  vgl     P     \  "SX^  ^^'  Hom. 
VIII  15,  Galat.  IV  6.  "    Mf>'^ 

*abba8  1 201  etc.  ,ab  abba  „pater"  dicitur  hie  al^^v  ^Vö'TQss^^^^'  "*^ 


\/ 


414  Glossariiun. 


»abbatissa  Vn  40,  41,  44,  659. 

abdicere  alc.  alqd.  lY  227,  {auf  Grund  der  Ordenareffd)  versengen, 
verbieten,  vgl.  D,  P  ttnd  ,abdixit :  abnegauit'  A.  Mai  Cl.  Auct. 
VI  501. 

t  Abel  m  978,  vgl.  eur  Stelle  und  EM.  über  loseph;  ,abellus  :  agnus 
recens  natus'  F  464 j  ,ab6lluin  :  agnus  recens  natus'  L  140,  142, 
vgl.  besonders  348  f.;  ,amllas :  agnus  recens  natus'  Class.  Auct. 
VI  510,  ,auiILa,  ae  i.  e.  agnus  recentis  partus'  0  35,  52,  ,auilla, 
e  :  agnus  recenter  partus'  Hn.  1;  ouilla  neben  ouicula  bezeugen 
0  396,  U  6&*.  ,Sie  haben  ohne  Zweifel  Becht,  wenn  Sie  annehr 
men,  das  in  späterer  Zeit  gebräuchlich  gewordene  abellus  oder 
abelus  hänge  mit  dem  lammfrommen  Abel  zusammen;  denn  eben 
jener  Adamssohn  —  ist  er  nicht  der  Urahn  aller  Pastoren? 
Heisst  es  doch  von  ihm  in  der  Vülgata  Gen.  IV  2  »foit  autem 
Abel  pastor  ouium!'*  Jedenfalls  stellen  auis  und  auiUus  die  Er- 
zeugnisse einer  bequemen  und  nachlässigen  Aussprache  für  onis 
und  ouillus  dar''  E. 

abbinco  I  622,  794,  von  hier. 

♦ablingere  IV  297,  Pr.  1. 

tabmordere  II  125,  VI  550. 

absoluere*  IV  607,  609,  von  Sünden  lossprechen. 

o*absque  I  69,  534,  712,  718,  862,  1025,  m  152,  473,  529,  IV  188, 
489,  490,  602,  914,  1010,  V  804,  808, 1073, 1104, 1114,  VI  215,  360, 
vn  152,  312,  B  389  f.,  K  202. 

fabstimus  VII  71  statt  abstemius,  vgl.  H,  A  i4-,abstimu6  :  sobrius', 
0  569  (abstemus),  XH  ,abstima  :  abstinens  uel  ieiunans^  und  B. 

abusio*  IV  377  Verbrauch,  V  613  Missbrauch. 

faccentuare  V  559  ,i.  e.  acoentuatim  proferre '  Ü24^undl,  weiteres 
bei  C. 

♦acceptabilis  V  209,  B  109,  K  119,  Ke  71,  De  lupo  59. 

acceptio*  IV  155,  Ansehung,  Würdigung,  (parteiische)  BficksicM' 
nähme,  K  51,  Bk  34,  Ke  71,  G. 

♦accubitare  HI  270. 

*ac  si  rV  867  quasi. 

*adeptus,  us  I  933. 

ad  esset  I  423,  HI  485,  Vn  393  esse. 

fadhiscere  alc.  1 58  =  inhiare,  vgl.  f  adhiare  alc.  Buodlieb  ed.  S.  IX 19. 

adhucf  nunmehr,  jetzt  I  769,  m  856,  1000,  iV  186,  V  225,  664; 
mch  einmal  in  Zukunft,  dereinst  11  423,  IH  596,  IV  970,  V  874. 

*ad  instar  IH  1052,  vgl.  Neue  Lat.  Form.  I  503, 

•adunare  V  481,  B  182,  K  172,  Pr  16. 

aftirmaref  IV  591,  vgl.  zur  Stelle, 


agftso  rV  368  EuHreiber.    Diae  George*''  lehon  bei  lAuius  T 

tiachgewieae»e  Bedeutung  wwräe  im  SpäÜat.  vnd  MkU.  dit 

hemchende:  ,ciiatoB  asinoTDm'  0^,  ,domesticaE,  miniBter 

nun'  üund  I,  ,est  asmonim  pastor  agaso'  GretMimi«  Eberi 

C,  Br,  J>,  Dn;  die  ttUspreehetide  Etymohgie  agen»  asinum 

ich  ober  nirgenda. 
•albedo  HI  599. 
alisB*   n  154,  602,  IV  266  cmdertwo,   vgl.  Beda  ed.  Gilet 

.alias  :  alia  oice  neu.  alibi'  0  51,  , alias  i.  e.  in  alio  tempore 

ia  alio  loco..  ael  aliter'  U 6^  und  I. 
allecf   I  897    Hering,  DEW.  I  240,  Ed>.  168,  S.  II  338, 

IV  355  Hahn?  rgl  twr  StelU. 
•alleuiaro  VH  20,  £  466,  K  173. 
altet  VI  9  laut,  VE  102  ho<ii  {von  der  Stimme),  vgl.  ,altiboaii 

alte  clamanB'  O  60,  ,altisoiiuB  i.  e.  alte  soaans'  ü  6'. 
alter*  IV  428,  573,  V  (818,  3)  920  em  anderer,  A  48,  Aalx 

ed.  Pevper  20,  s,  Di.  8. 
'alterare  V  565,  DEW.  II  202,  Q. 
alteruter*  [,i.  e.  iste  nel  ille  {1185,  III 149),  uel]  nterqoe,  i 

(T  5U)  U  6^  und  I,  vgl.  Fl.  1,  n.  2,  s. 
•alterutrum     II    401,    IV    926,    adaerbium,    einander,    K 

Pap.  7  f.,  Ke  139,  =  ,8d  innicem'  P,  ,i.  e.  mntuo'  0  3. 

U  S'  und  I. 
•amen  IV  611.  V  559,  K  213. 
•amodo  H  195,  IH  851.  V  1027,  VI  21,  VH  429  von  nun  an,  i 

K  239,  ,i.  e,  deinceps'  ü  128''  und  I. 
•anachorita  IV  177. 
tAngligena,  vgl.  Ind.  nom. 
anima'   I  374,    VII  236,  239,  448,  449,  687,  691  die  Seele  ai 

unsUrbliche,  von  dem  ewigen  Richter  dem  Himmd  bei.  der 

gueuioeisende  Theü  des  Men»chen. 
■anterior  m  957,  anterius  aduerb.  VH  17,  S  338,  Pap.  3,  2-. 
tanteritaa    VI    433,    ,i.  e.    antiquitas'   A.Mai   VI  508,    Gl. 

p.  667,  31,  O  34,  51,   n  9;  I,  D. 
+  antern3,  a,  um  IV  775  airierior, 
anticiparet  [-=  praeoccapare  V  766]  IV  846.   VD  ^^^   ^ 

führung  eines  Enlachlueees  euvorkommcn ,   ^_.  -ig^V.     Vi?^ 

i.  e.  anticipare'   0  397,   ,aiiticipo,  as  i.  e.  »^         nu?*^*^  "^ 

U  36*-  und  I,  der  noch  primo  capere  Aina,^   ^*^ 
antidotnm*  UI  768,  IV  706  Gegenmittel,  rem    ^^!^^^      „1    1 

ir9,7.  ^^^if^ 

antiates»  V  1Ü83,  1091,  VU  17  etc.  gtels    i>  ^ 

V 


416  Glossarium. 


anus,  if  y  1263,  1295  ThürsekJoss,  Modification  der  wrsprüngUdien 
Bedeutimg  Kreis  (Gearges),  Ring  {8 1 S72,  67,  Mone  Am,  III 188, 
,aniis  :  res  rotonda  et  intus  nacua'  P). 

♦anxiari  Vn  227,  JB  163,  K  168,  Q. 

apex  I  468*  BiscJiofshut,  Bischof. 

-f  Y  61S  das  Zünglein  an  der  Wage,  vgl.  VII  55. 

♦apostolicus,  a,  um  V  107,  VII  457. 

apploderef  YII  649,  corpora  solo,  fest  andrücken  an  den  Erdboden. 

fappodiare  VI  100  sich  anlehnen,  ,iimiti'  0  59,  425,  Ug,  I,  J>*, 
Br,  C  V  317,  D,  Dn,  =  {s')  appuyer  BEW.  I  326. 

•appropiare  I  1034,  m  1172,  VI  35,  E  181,  K  173,  Bk  39,  Q,  = 
approcher.  Dz  I  8,  BEW.  II  405. 

apud*  m  425  statt  in  c.  abl,  B  391. 

arbitriumf  I  466  der  Gerichtshof, 

1  390,  V  586  Zustimmung,  Billigung, 
vgl.  H  {A  144)  ,arbiteTium  :  coUectio  arbitrorom  multomm,  i.  e. 
ipsa  consensio',  P  ,arbitrium  :  coUegium  arbitrionun  (sie!)  mul- 
torum,  i.  e.  consensio*,  A  Mai  VI  508  ,arbitrerium  :  collectio  uel 
collegium  arbitrorum,  uel  ipsa  confessio  ipsorum',  Gloss.  Isid. 
,arbiterium  :  collectio  arbitrorum  i.  e.  ipsa  consensio'  (F  493); 
diese  Bedeutungen  fehlen  hei  0,  U,  I,  B,  Bn. 

archa  IV  439  Schrein,  Schrank  zur  Aufbewahrung  ioerthvoUer  Boc^ 
menie,  Archiv,  vgl.  C  s.  u.  archiuum,  Br".  s.  u.  archia.  Zu  arche 
IV  439  schreibt  A^  memorie,  A^  siue  oustodie. 

V534,  917  der  , Kasten',  Klosterkerker,  C.  s.  u.  nr.  2. 

♦archiatert  m  109,  205,  523,  562,  601,  775,  943,  1087,  1113  ,Arzi' 
überhaupt,  neben  phisicus  und  medicus  ahwechselnd  iM%d  gleich- 
bedeutend gebraucht,  vgl.  C  wnd  Lexer  s.  u.  arzdt. 

tarchilupus  IV  790. 

farchisophus  V  108. 

ardaliof  fV  481  =  mM.  lecker,  mUU.  leccator,  Schlemmer,  Fresser, 
mit  Anspielung  auf  IV  117  ff.,  0  31,  50,  80, 172,  186,  192,  262, 
361,  473,  U  13\  I,  IM,  C,  B,  Bn. 

o*arrabo  VH  277,  B  239,  K  31. 

fartocrea,  ae  V  333,  339,  362,  592,  593,. 595,  599  ,quilibet  cibus 
artificiose  compositus'  0  9,  44,  I,  gemeinsamer  Name  für  die  aus 
Mehl,  Zucker,  Gewürz,  Ei  {Käse),  zum  Theil  auch  gewiegtem  Fleisdi 
—  V  ,artocria  . .  est  panis  pistus  com  came,  krapff'  —  bestehenden 
und  in  Fett  gebackenen  kleinen  Kuchen,  , Krapfen,  Pasteten, 
Törtchen',  hier  ohiie  Fleischzusatz  {vgl.  ^V  600  ff.,  607  f.  uni 
Chron.  Trudonense  XIII  p.  508  bei  Br.  s.  u.  artocreas:  ,portio 
monachica,  quae  iure  antiquo  continere  debebat  quinque  oua  et 


caseum*),  vgl  P,  Ältd.  Blätter  II 197,  üg.  10^,  Seh.  51,  D^  (,ar- 
tocreas  :  taerten'),  C,  auch  8.  u.  torta,  Br,  D,  Dn,  BF.  Eitd,  74, 
A.  Schütte  Hof,  Leben  I  291.  Mones  Deutung  ,  Wurst,  die  mit 
Brot  und  Fleisch  gefuUt  wird"*,  widerlegt  schon  Borm.  zu  V  333. 

asf  halber  Pfennig,  Hellen;  vgl.  zu  I  789. 

♦ascensor  IV  777,  B  55,  K  69. 

asilumt  m  765  in  bloss  figürlichem  Sinne  (==  Ausweg)  gebraucht,  G. 

asseclat  V  1038  dienender  Klosterbruder,  famutus  {I  972).  Vgl.  P 
,assecla  :  cliens,  bucellarius,  discipulus,  domesticus  *,  ü  176*"  und  I: 
,  seruiens,  uel  comes  qui  sequitur  aliquem  \  D* ,  seruiens ',  C,  D,  Dn,  Bl. 

assldgref  HI  209,  assXdire,  vgl.  zu  sedere. 

fastulare  lY  647  an  den  Seiten  behauen,  sodass  die  Spähne  davon 
fliegen,  sonst  nur  in  D  belegt;  D*  zur  Stelle  ,astTilat  :  hauwet, 
scauet',  im  Glossar  ,astulo,  las  :  hauwen*. 

at  n  377,  in  968  ==  sattem,  certe,  mit  Ergänzung  eines  vorher- 
gehenden si  non- Satzes;  dort  ,st  non  mutti,  at  certe  unu8\  hier 
ySi  non  Carcophas  magister,  at  certe  ueruex  et  caper\ 

attendere  I  18,  IV  847  in  Abkürzung  der  Formel  audire  et  atten- 
dere  {Cic,  Vulg.  lesaias  49,  i)  schlichtweg  =  audire  gebraucht  (D), 
oder  noch  allgemeiner  ==  sentire  (Walthar.  ed.  Peiper  124,  879). 

*auca  n  233  Gans,  Georges^  Q,  C,  B,  Dz  130, 34,  DEW.  1 293,  D. 

Auernus*  I  343,  IV  756,  VH  467  die  Hölle,  D. 

auspicium*  m  591,  910,  VI  212  glücklicher  Erfolg,  schon  lustin. 
14,  4,  17  (Georges'^),  dann  im  Mlat.  die  ztoeite  Hauptbedeutung 
des.  Wortes;  0  21  , auspicium  i.  e.  diuinatio  et  bonus  euentus*, 
Ug.  2^  ,  auspicium  i.  e.  diuinatio  uel  bonus  euentus',  I  ,  auspicium 
i.  e.  diuinatio,  auium  inspectus,  uel  bonus  euentus',  vgl.  D  und 
DEW.  I  39  s.  u.  augurium. 

♦ausus,  US  I  682,  IE  475,  1141. 

aut  m  1185,  1188  =  et,  G,  vgl.  uel. 

fbabellare  U  7  drückt  das  von  Geifern  begleitete  Lallen,  zunächst 
der  Saiblinge  (DEW.  I  60),  dann  überhaupt  zahnloser  Personen 
aus,  erst  bei  D  s.  u.  balbutire,  vgl.  DEW.  II  214  s.  u.  babiller, 
Weigand  s.  u.  babbeln;  fehlt  0,  Z7,  I,  C,  Br. 

tbaco   1)  Schinken,  geräucherte  Speckseite  1  181,  183,  211,  270,  365, 
381,  409,  438,  439,  447,  463,  540,  613,  V  1124;   dass  Grimm  für 
diese  Stellen  die  Bedeutung  ,ein  geschlachtetes  Schwein''  (RF.  Ein- 
leitung  71)  mit  Unrecht  annimmt,  beweisen  1  ^Kg  455,  loic  ander- 
seits  die  Synonyma  peraa  I  190,  200,  233,  2^7    A%  414,  A&\,tÄ^> 
542,  546,  lardum  383,  tergum  455.     2)  Ma^^       In  Nl^  Vi\.  -^ 
In  ersterer  Bedeutung  bei  0  471,  fehlt  O,  y^^cK^   t,eO&«^  -^"^^^^ 
gand  s.  u.  bache,  DEW.  II 215,  C,  G,  ^^    J   ^i^'         \>^tf?s^^Tm, 
Voigt,  Ysengrimos.  ^      s^  ^.         o1 


418  Glossarinin. 


balneaf  HI  997  die  Salbung  hei  der  Priester-  (oder  Bisehof 8-)  Weihe j 
vgl  985  f. 

fbannire  YI  16  ,eine  Sache  unter  Bann  (oder  Verbot)  legen,  sodass 
sie  dem  Gebrauch  oder  der  Benutzung  jedes  Fremden  entzogen 
wird,  so  bannire  siluam,  da^  Betreten  und  Benutzen  eines  Waldes 
unter  Verbot  legen,  vgl.  Innocent,  III  Pap,  Epist.  XIII  93  quod 
bannieiant  silnam  ipsam  et  fecerant  custodiii'  Br,  nr.  5  nach 
C  I  571,  3;  über  die  gebannten  Königsforste  (forestes  daminicae) 
vgl.  O  823  8. 14.  forestis. 

fbannus  V  291  iurisdictio,  Gerichtsbarkeit,  11  525,  527,  534  inier- 
dictum,  Verbot  unter  Strafandrohung,  n  139,  V  1274  exoommu- 
nicatio,  Ausschliessung  aus  der  KircTiengemeinschaft.  —  Vgl.  Waitz 
in  Mon.  Germ.  Scr.  III  918,  C,  Br,  G,  B,  Lexer  und  Weigand; 
d.  W.  fehlt  0,  U,  I. 

♦baptisma  VH  607,  K  85. 

♦barot  m  1078,  1130,  V  185  Grosser  des  Beiehs;  vgl.  Georges^  P, 
0  69,  78,  U  16\  I,  C,  Br,  Bz  I  34,  BEW.  I  53  f.,  Lexer  und 
Weigand. 

basis*  VI  356  Fuss  (eines  Thieres),  am  nächsten  liegt  Veget,  1,25,6 
(Georges),  sowie  0  81,  U  16^  und  I:  ,extremita8  plantae". 

fBauaricus,  a,  tun  VI  382. 

beatusf  I  320,  wo  p^ne  beatos  »  332  fero  felix  steht. 

b.  e.  b.  m  701,  vgl.  zur  SUIU. 

♦benedicere  I  1031,  11  143  segnen,  Bk  41. 

♦benedicitet  I  1029,  1041,  H  145,  329,  IV  141,  627,  V  451,  835, 
das  specifisch  klösterliche  ,seid  (sei)  gegrüsst,  gesegnet',  vgl  Cund 
Kl.  lat.  Benkm,  153  Änm. 

*bonedictio  V  1057,  Ke  72,  hier  specieü  für  das  Saim. 

fberbix  (*berbex)  V  544  ueruex,  Bz  I  10,  Bg  47,  BEW.  I  62,  C, 
Br  etc. 

*birrum  V  866  Mönchskutte,  ,birrum  (bimum  0)  :  grosstun  nesti- 
mentum'  0  79,  ü  18*,  I,  Hn,  ,birnim  :  grossior  cappa*  L  75, 
vgl.  femer  Q,  C  I  687,  2,  B. 

fbisiltis  (oder  -tes)  VH  293  Schwein,  verderbt  aus  bisulcis  ((jeorges^); 
,bisiLltis :  porcos  fissis  unculis'  L171,  ,bi8iltes  :  porcos  fissis  ungulis' 
A.  Mai  VII 553  (F  511),  ,bi88iltes  :  porcus  fissis  ungolis'  P. 

^blasphemus,  a,  um  VH  594. 

bombilaret  V  855,  1062  vom  Summen  der  Bienen  (Georges^,  0  72, 
78,  ü  19*,  I,  C,  B,  Bn,  Wackemagel  Voces*  27,  69,  80, 104,  Hn) 
auf  den  dumpfen  Ton  der  Kirchenglocke  bez.  einer  leeren  beruhigen 
Flasche  übertragen,  vgl.  0  593  ,tiimitare  nel  tiimipare  :  sonare, 
tinnire,  crepare,  crepitare,  bombire,  bombizare'. 


Glossarium.  419 


*bouinns,  a.  um  IV  345. 

fbrancus  VI  21  Zweig;  statt  des  häufigen  branca,  brancha,  bran- 
cMa  {C,  Br)  =  hranche  steht  nur  hier  das  Mose,  brancus,  wofür 
die  einzige  Analogie  das  Proven^dlische  (BEW,  I  80)  bietet. 

Huccella  I  695,  VI  92,  JR  97,  Bk  42,  A  75. 

tbulgifer  IV  475,  679. 

bullaf  V  168  das  (Urkunden-)  Siegel,  0  68  ,iinienitiir  quoqne  bulla 
pro  sigillo,  quod  in  cera  imprimitur',  U  20^  und  I  ,  bulla  etiam 
dicitur  quandoque  sigillum,  quod  cere  imprimitur',  DEW.  I  73, 
C,  Br;  davon 

tbullifer  V  170,  268. 

tbursa  VI  224  Geldbeutel,  0  79  ,byr8a  :  corium',  U  18^  und  I 
jbirsa,  ..  corium  bouis\  I  ,bursa  i.  e.  marsupium,  dicitur  a  birsa, 
e,  quod  est  corium  bouis,  quia  de  corio  fiat',  C,  Br,  Dz  I  St, 
DEW.  I  77. 

cadauerf  VH  239  mit  Geringschätzung  vom  lebenden  Körper  gebrau^cht. 

calathus  V  697  korbähnliche  Wiege,  vgl,  zw  Stelle. 

*cambiare  IV  727  changer,  Q,  Dz  I  12,  DEW,  I  101. 

fcameratus,  a,  um  V  399  kammer-,  zellen-,  höhlenreich,  vgl,  VI  98, 
III  148.  üg  24^  {U  24^)  und  I:  ,a  camera  cameratus,  ta,  tum 
i.  e.  curuatus  {die  gewöhnliche  Bedeutu/ng  des  Wortes,  vgl.  0  43, 
131,  508,  623,  C,  Br,  D,  Dn,  DEW,  II 245  s,  u,  cambrer),  uel 
cameris  omatus'. 

cancelli  sc.  fori,  Gerichtsschranken  VI  500, 

t  uteri  VI  98  die  eingezäunten  Bäume  selbst,  =  camerae  IH  148. 

candelabrumf  VII  18  vom  Vorderfuss,  TU  84  vom  Fuss  (des 
Wolfes)  überhaupt  gebraucht,  vgl.  basis.  BF,  Einleit.  95:  ,  Iro- 
nische, sicher  aUerthümliche  Weise  ist  es,  die  Füsse  als  Stauen 
{VI  356)  und  Leuchter  {VII  18,  84)  darzustellen;  noch  jetzt 
schreiben  vnr  umgedreht  Leuchtern  Arme,  Stühlen  und  Tischen 
Beine  zu\ 

*cannetum  V  847. 

fcapesco  I  685,  701,  VI  136,  341  capesso;  schon  Placidus  warnt 
davor  18,  is  ,capessitur  non  per  so*,  ebenso  U 26^  {und  I)  ,quod 
quidam  (quidem  cod.)  solent  proferre  hoc  uerbum  in  sco,  ut  capesco, 
eis,  sine  dubio  nicbil  est';  dass  es  dennoch  im  Gebrauche  war, 
lehren  reimsichere  Stellen,  vne  Hüdebert  Ecclesiastes  XI 19  ,mox 
quoque  compescit,  qui  talia  cuncta  capescit',  Facetus  reimt 
quiescas  :  capescas;  vgl,  Alan,  Parab.  V  78.  Weitere  werthvölle 
Belege  verdanke  ich  Gustav  Löwe:  ,capescit  •  lioenteT  accepit' 
cod,  Vatic,  3321  saec.  VIIjVIII,  ,capiscit  :  VvjetitB^  accepit  — 
capiscere  :  capere,  facere',  gl.  affatim  cod,  iei^    ^rf  F,  ca^acOTe" 


420  Olossarlnm. 


adprehendere  nel  accnsare'  gl.  dbaims  cod.  Leid.  €7  F,  ,cape8cere : 
adprehendere  *  gl.  Amplon.  ined.,  ,capiscar  :  capiam*  AtnpUm.* 
p.  287,  81,  ,In  capiscendo  :  in  acoipiendo*  Ämphn.^  ined.,  ,cap6- 
sciintur  :  capiunt'  cod.  Leid.  67  E,  ^capiscere  :  iimadere'  cod. 
Vatic.  1468. 

capitalef  TL  74t  das  Kapital,  C  nr.  2,  Br  nr.  (?,  vgl  zu  VI  127. 

*cappaVI438  Mantel,  Georges^  Bz  I  35,  BEW.  I  HO,  C  etc. 

tcappifer  HI  977,  vgl.  zwr  Stelle. 

capsaf  I  761  (loo  2>*  repositoria  reliquiaram  glossiert)^  979,  V  683, 
Vn  415  Beliquienkästchen,  vgl,  incassare;  C  nr.  1,  G,  Br,  D*  t» 
Glossar  ,capsa  :  uas  reliqidarain\ 

captio*  I  778  der  Fischfang,  ebenso  captura  I  685,  vgl.  Ltusas  V  4. 

*captor  I  602,  889  der  Fischer,  vgl.  zu  piscatora. 

cardot  Vn  432  das  Gelenk  {am  Unterkiefer). 

♦carneus,  a,  um  V  32,  VII  49,  236,  K  122. 

fcartiger  V  253  Üherhringer  einer  Urkunde. 

♦cassare  in  686,  IV  61,  L  4  Änm.  3,  BEW.  I  116. 

casulat  m  977  Messgewand  des  Priesters,  0  99,  U 21^,1,  HdlBo, 
C,  Br,  Bz  I  36  etc. 

casusf  nemorom  V  317  Senkungen  bewaldeter  Berge. 

fcatigeta  IV  592  {vgl.  catechista)  i.  e.  ,rector,  doctor'  P,  ,doctor 
uel  rector'  O,  ,  doctor  uel  rector  uel  magister*  X)*,  ,  doctor,  in- 
structor,  preceptor'  U  29^  {Ug  31^)  und  I,  vgl.  C  s.  u.  cathegeta 
und  catigera,  B  s.  u.  catigita. 

♦cattus  I  63,  vn  366,  Q,  Bz  I  13,  BEW.  I  118,  203,  0  342, 
,quoddam  aniinal  ingeniosum  sc.  murilegus'  U  29^  und  L 

cauda  pirif  lEI  566  Bimstiel,  vgl.  C  II  251,  2  s.  u.  De  oauda  piii 
pagare. 

fcaudale  m  959  extrema  pars  pülei  uel  mitraet  sc.  fctscia  de  mitra 
dependens  et  inferiores  capiHs  partes  tegens,  vgl.  nasale. 

candatenns  VI  203. 

tcaudatus,  a,  um  V  1041  {P,  U  21^,  I,  C,  B,  BEW.  II  373 
s.  u.  cowe)  qui  habet  caudam  i.  e.  Zopf,  vgl.  zu  III  659. 

♦cauitas  I  416,  Georges'',  Psp  18,  H  {V 218),  0  132. 

♦cautela  IV  883,  E  46. 

*cauteriatu8,  a,  um  V  616,  B  255,  K  190,  Q,  vgl.  zur  Stelle. 

cautus,  a,  umf  verallgemeinert  zu  der  Bedeutung  gnarus,  perUuSf 
prudens  UI  1113,  IV  762,  V  1142,  1233,  VI  145,  VH  234,  daher 
incautus  =  sttUius  V  810,  VI  386.  I:  ,  cautus  :  qui  sibi  cauet, 
astutus,  caUidus,  gnarus  {dies  aus  U  30*)\  Papias  uero  didt  „cautus 
a  cauere,  solicitus,  precauens",  vgl.  0  264,  555,  564,  623,  624, 
Ecb.  p.  143,  BuodUeb  ed.  Seiler  p.  310,  B. 


GloBsariniii.  421 


cauTim  oder  oauns,  i  IV  797  speciell  =  gvMur,  vgl  IV 328,  VII 432. 

fceda  V  1208  mlat  Nebenform  von  scheda  (bezeugt  0  365,  C,  Br, 
Hn  19,  B,  vgl.  Überhaupt  DEW.  I  121),  =  membrana,  und  wie 
dieses  {s.  u.)  hier  für  das  FeU  des  Thieres  überhaupt,  ohne  Bezug 
auf  etwaige  spätere  Zubereitung  zu  Pergament;  0  172  ,Dica  : 
Charta,  cantio,  scheda,  tomus,  membrana',  0  365  ,matricTila  :  Charta, 
oeda,  cedola,  dica,  tomum',  üg  185*  ,8ceda  i.  e.  carta',  Hn  19 
,ceda  :  oarta*,  vgl.  D. 

•c^litus  V  854,  yn  688. 

•cellarium  IV  357,  V  903  KeUer. 

censorf  I  469,  VI  372  allgemein  =  iudex,  Schultheiß,  0  116,  U 32^, 
I,  A.  Mai  VI  515,  C,  B. 

censnrat  Vn  639  iudicium,  richterliches  Erhenntniss,  0116,  U  32^, 
I,  C,  Br,  B. 

cen8iistVI61  ZtVw,  Abgabe,  C,  Br,  G,  B. 

cerdof  VTE 192  der  Gerber,  0  128  ,hic  cerdo,  nis  i.  e.  parmentarius', 
146  ,  cerdo  :  pelliparius,  parmentarius ,  alutarius',  ü  34''  ,  cerdo  : 
qni  preparat  coria,  35*  ,hic  cerdo,  nis  i.  e.  parmentarins',  I  ,  cerdo, 
onis  :  qui  preparat  coria  sicut  calcifex'  etc.,  8ch  65  ,nota  quod 
potest  dici  cerdo  quüibet  operarins  in  corio'  B^  im  Gloss.  ,  cerdo  : 
qni  preparat  coria  siue  hudevettere,  C  am  SchltMs,  B.  Die 
Gerberei  ist  eine  alte  Industrie  Gents,  Warnkönig  I  318. 

c^sar  appdlativ,  der  Kaiser  HI  1052,  V  522. 

♦cQSor  m  307,  VI  11,  33,  K  69. 

cetus  I  1008  erklart  Seiler  Ruodlieb  p.  329  ^Wels';  aber  da  cetus 
sonst  stets  mit  Beziehung  auf  lonas  gebraucht  wird  (I  689 — 693, 
n  225  f.,  vn  374,  381  f.,  vgl.  I  35),  so  werden  wir  hier  bei  dem 
Walfisch  stihen  bleiben  müssen,  der  eben  nur  für  den  grössten 
Fisch  des  Teiches  steht,  wie  der  gleichfalls  im  Meere  Tieimische 
allec  far  den  kleinsten  (L  897). 

chaos-f-  I  278  Wirrwarr,  ein  Netz  bunt  und  regellos  sich  durchkreu- 
zender Linien,  H  {C  77)  ,chaos  :  conftudo  omninm  renim*,  Gloss. 
8.  Germ.  saec.  VIII  bei  H  51  ,chaos  :  confusio  dicitur  uel  tene- 
brae',  P  ,chao8  :  confosio  rerum*,  d>enso  ü  25^  und  J>*  im  Gl. 

♦christicola  VH  466,  477  {hier  adiect.),  484,  668. 

cimbalumt  I  433,  446,  V  1090,  Vn  63  dos  Glöckchen,  das  die 
Mönche  zur  Mahizeit  rief,  Speise-,  Tischglocke,  C,  Bn,  Br,  BEW. 
I  450. 

♦circumqnaqne  11  107,  IV  801,  V  817. 

fciroteca  HC  1131  Handschuh,  P,chiroteca:  uanti  i.  e.  manus  theca', 
0  106,  142,  U  36^,  I  erklären  es  ,manaam  tectura',  0  574  ,ohi- 
roteca  :  tegimen  manus*,  C,  Br,  B. 


422  Glossarium. 


eis  tat  ^  923,  925,  926  fder  Kasten',  KlosterJcerker,  vgl  archa. 

clamisf  {spätlat  Schreibung  von  chlamys)  ,inaiiter  Hd.  189  ^  ,pal- 
lium  quod  ex  nna  parte  indoitar  neque  consoitur  sed  fibxüa  refre- 
natur*  ü  43*'  und  I,  vgl,  bes.  D,  Mantel,  Obergewand  überhaupt, 
sei  es  nun  prächtig  (V  939)  oder  starre  es  anderseits  von  Häss- 
lichkeü  (JR  1119,  1154).  Dass  man  daneben  die  alte  Bedeutttng 
kannte,  lehrt  Eberhard  Grecism.  XII  ,Pauperi8  est  palla,  ditis 
ehlamys,  ac  mediocris  Pallia  sunt'. 

fcianga  V  221,  683,  855,  YII  49,  65  Glocke;  in  ^ser  Bedeutung 
(clanga  i.  e.  campana  D*)  sonst  nicht  nachtoeisbar,  in  andere» 
Sinne  bei  ü  43^  (,hec  clanga  :  cetns,  cunens,  phalanga,  catemÄ), 
D,  Dn. 

claref  V  689  statt  des  Jurist,  term.  pure;  im  gewöhnt,  Sinne  V  393. 

o*clarere  HI  486,  853,  IV  978  (Y  818,  7),  YI  209. 

fclaustralis,  e  I  425,  n  378,  Q  {wo  weltliche  Bedeutung),  C,  Br. 

tclaustricola  I  442,  450,  V  557,  1010. 

clanstrumt  I  427,  643,  n  229,  232,  240,  373,  m  112,  171,  704,706, 
1185,  IV  179,  286,  550,  553,  V  445,  447,  473,  668, 1001,  1191, 1322, 
C,  Br,  D,  Dn. 

♦  clerus  I  761,  V  99,  1001,  1005,  1009  Gesammtname  für  die  ztci- 
sehen  Volk  und  Bischof  in  der  Mitte  stehende  niedere  Geistlichkeü, 
sowohl  der  vier  unteren  (pstiarii,  lectores,  exorcistae,  €U!olythi\ 
wie  namentlich  der  drei  höheren  {subdiaconi,  diaconi,  sacerdotes) 
Stufen,  Isid.  Et.  VII  12,  2  etc. 

dienst  11  80,  IV  520  Diener,  IH  870  Knappe,  O  140  ,clieiis  : 
seruns  \  vgl,  C,  Br,  D,  Dn,  C,  Barth  zur  Philippis  p.  404,  Bvod- 
lieb  IV  244,  XII  4  etc, 

*clima  n  524,  VU  476  in  ursprünglicher  Bed.  , Himmelsgegend', 
PL  19,  11  ,clima  i.  e.  cardo  uel  pars  caeli,  ut  clima  Orientale'. 
U  43^  ,  clima  dicitur  plaga  uel  pars  celi,  sicut  seiet  dici  „quatuor 
sunt  climata  mundi  i.  e.  partes",  ebenso  I  mit  dem  2jU8atss  ,6cilicet 
orientaHs,  occidentalis,  septentrionalis  et  australis'. 

coctanat  VI  206  Quitten,  Dass  im  Mlat.  cydonia,  cotonea  w»^ 
cottana,  coctana,  cotona  zu  Sinem  Begriff  , Quitten'  verschmohenf 
ergibt  sich  unwiderleglich  aus  D,  vgl.  femer  C,  Dn,  Br,  DEW, 
1 143 y  S II 689, 13,  723,  lo,  724,  7  «.  13,  loa.  de  Garlandia  Diction, 
cap,  77  ,in  uirgulto  magistri  lohannis  fert  . . .  coctanus  coctana', 
wozu  Seh.  p.  76  f.  treffend  bemerkt  ,Rien  de  plus  uarii  que  fe* 
formes  donnees  dans  la  latiniU  clctssique  et  dans  ceUe  du  moye^ 
äge  aux  cydonia  mala.  Notre  fr.  coing  est  tir6  de  cotoneus. 
La  forme  coctanus  ou  plutöt  cottanus  risuUe  pröbahlement  d'une 
confasion  avec  les  cottana  ou  coctana,  petites  figues  de  Syrie\ 


co^quaref  H  215  (toieder  gleich-,  gutmcuhen)  vergdUn,  vgl.  ^uare 
und  comparare. 

tcoQquxis.  a,  um  m  1065,  1075. 

fco  esse  alicni,  mit  jemand  zusammen  sein  m  629,  lY  872,  922, 
vgl.  P  ,coe8sentis  i.  e.  socii*,  C,  Br.  L  verweist  auf  Comment. 
Marc.  Cap.  1. 1  {Mai  gloss.  nou.  Lat.  p.  8T)  ,conseiite8  quasi  con- 
sentientes  siue  coessentes  cum  loue'. 

cognoscere,  vgl.  uoscere. 

tcoicti  dentes  I  79  i.e.  coüisi,  concussi  {VI  6,  7),  ,cliptanden'  2>* 
im  Glossar  {holl.  klappertanden),  vgl.  DEW.  1 143  f.  s.  u.  cozzare. 

tcola,  ae  yn  450  Seihkorb,  statt  colum,  C  II  445,  i. 

*colliculus  I  941. 

colligere  1.  (ein  herrenloses  Gut  zur  AufbewaJuru/ng)  an  sich  nehmen 
I  215,  vgl.  Georges  I  c,  R  353,  C  nr.  2,  G  s.  u.  recollegere., 

*2.  beherbergen,  bewirthen  VH  217,  218,   R  353,  K  151, 
Bk  48,  G  nr.  2,  Mon.  Germ.  Scriptt.  II 12. 

fS.  zusammenlesen,  Buchstaben  zu  Silben  zusammenfassen 
m  697,  702. 

♦collisio  VI  7,  Psb  3. 

collotenus  V  915. 

coloniaf  11  285  Hufe,  ein  grösseres  Stück  Landes,  Anger  {ohne 
Gehöfte,  Siedlung  etc.),  vgl.  die  Synonyma  arua  346,  492,  500,  582, 
633,  636,  humus  356,  ager  483,  531,  560,  584,  640,  pascua  515, 
pratum  524,  agellus  623,  iugera  628,  VI  73,  ferner  S  I  275,  54, 
327,  42—47,  D  s.  u.  colonia  und  mansus. 

comitarit  aliquem  VII  111  sich  an  ein  Vorbild  anschliessen,  also 
in  gleichem  Umfange  der  Bedeutung  wie  sequi,  vgl.  D. 

tcommansorV515,  wer  dauernd  mit  jemand  zusammenwohnt,  Haus^ 
genösse,  Mitbürger,  im  Gegensatz  zum  weiterziehenden  hospes;  zu 
belegen  sind  nur  die  spätlat.  Wörter  commanere  {Georges,  C,  Br, 
G,  D)  und  mansor  {Tsb  12). 

commendaref  aliquem  {sc.  deo  m  1175,  1176)  V  755  {einen  Schei- 
denden) Gott  befehlen,  adieu  sagen. 

*oommentator  I  589  fictor,  tnentitor,  seductor,  vgl.  H  {zu  C  18^, 
U  123*  und  I,  die  commentari  u.  a.  durch  confingere,  mentiri 
erklären,  gloss.  Werthin.  14  {F  771)  ,commentum  :  cogitatio  uer- 
8uta\  Bn  s.  u.  illector,  Alan.  Anticl.  I  cap.  3  ,Mellitaque  carmina 
sparsim  Ck)mmentaiitur  aues\ 

comparare t  IV  372  vergelten,  vgl.  zu  co^quare  t*twl  C  nr.  3. 

tcompater  {vgl.  aber  Zell^  II  78)  IV  164,  Q^^  (Jetottcr,  geistliclicr 
Mitvater,  üg  166^  ,compater  quasi  similia  ^  .  ^i  Öium  alicuius 
baptizat  uel  facit  christianum'  ,uel  {setz^    ^^^^uN  ^^«^^^^^^^ 


^y^^ 


424  Glosaariiun. 


uel  ad  coDfirmationem  eum  tenet',  vgl,  Q  8.  u.  commater,  C,  Br, 
D,  Dn  und  unten  patrinus. 

♦compati  I  959,  V  815  müereri,  E  184,  K  174. 

o*complaoere  HI  964,  IV  192,  VH  410,  R  184,  K  174,  Bk  49. 

compleref  {eine  klösterliche  PflichtthäUgkeit)  mit  einem  Schlussgehet 
beenden  I  454,  C,  Br,  vgl.  Bk  49. 

•fcompletoriuB,  a,  um  IV  557,  vgl.  z.  St.,  die  {hier  Nackt-)  Feier 
beendend, 

complexio*  DI  117  corporis  constitutiOf  complexian,  U  161*  ,com- 
plexio  :  naturalis  dispositio'  {von  Izu  natura  uel  dispositio  verschr.). 

compositorf,  YI  384  patronue,  defensor;  am  nädisten  steht  C 
jCompositor  t.  e.  arbiter  qui  a  litigantibus  eUgitwr  ad  Utes  ä 
controuersias  amice  componendas,^ 

conciliare  selten  ^versöhnen'  (HL  1140,  IV  489),  ^wieder  lieb  machen' 
(n  174),  meist  ffCin  minus  durch  ein  plus,  ein  malum  durch  ein 
bonum  ausgleichen,  ersetzen,  compensare '  1 178,  372, 11  296,  IE  20, 
IV  140,  V  758,  1124,  1186,  VI  243,  454,  Vn  296. 

♦concituB,  a,  um  mit  Comp,  concitior  {vgl.  schon  concite  Georges^) 
1  264,  324,  IV  498,  988,  0  114,  624,  vgl.  Psp  43,  Änm,  12, 

toonorepere  V  29,  30,  D, 

♦condolere  I  31,  R  185. 

oonduceref  IV  447,  655,  663  geleiten,  yUulgo  conducere  aliquem 
dicimus,  cum  abeuntem  deducimus  et  comitamur,  Ugutio:  con- 
ducere est  deducere  amicum  abeuntem,  prosequi,  comitari,  quod 
uulgale  quoddam  redolet'  C,  vgl,  attch  G  s,u,  guida,  femer  Edbas. 
967  {913),  BruneUus  338,  C.  Barth  zur  Philippis  VI  141,  Philo- 
logus  XXXIV  160  und  unten  inconductus. 

confessio*  I  975,  VII  165  Beichte. 

confirmaref  ,populum  dicitur  archidiaconus ,  diaconus,  aut  sub- 
diaconus,  dum  post  porrectam  a  sacerdote  eucharistiam  eidem 
dominicum  soMguinem  hauriendum  praebef  C  II 143. 

oonflictus,  US*  n  357. 

*conformi8,  e  V  991,  R  224,  K  124. 

fconfrater  V  625,  VII  91,  C,  vgl,  frater. 

confundere*  m  862,  1043  beschämen,  R  354,  K  151,  Bk  51, 

confusio*  IV  995  Schafide,  R  309,  K  14,  Bk  51. 

*congaudere  VII  275,  R  186,  K  175,  Dz  1 13. 

fcongrandis,  e  alicui,  ebenso  gross  wie  ..,  V  789. 

o*congruus,  a,  um  I  577,  n  244,  m  760,  IV  284,  VH  395  ,aptus, 
utilis*  S  1 18,  37-39,  jconueniens,  aptum'  H  {C  273,  418,  vgl. 
275  und  S  24),  ,conueniens'  P,  0  259,  ü,  I,  y geeignet,  pausend, 
angemessen,  gebührend,  auch  vorschriftsmassig'  G. 


Olossarimn.  425 


tconiudicare  VI  225,  Psp  32, 

ooniugitimt  rv  825  ,vennehelung'  B,  Hochzeit,  vgl,  0  378  ,con- 
nabium,  bii  i.  e.  conixinctio  niri  et  feminae,  qnod  et  pro  nuptiis 
quaadoqae  dicitnr.' 

coninrare  domnm  nimQt  I^  771  deuauere, 

♦consolidare  VII  636. 

tconstantia  (plur.)  m  177,  die  Kosten,  Ausgaben,  wie  impensum 
y  1189,  vgl,  C  s.  u,  castus  und  consiantia,  ae. 

constare*  Y  97  esse,  vgl  Bosf^}erg  zur  Vita  Wültbrordi  II  377, 

consnesceref  V  279,  VI  209  pflegen,  erst  hei  I  (,apad  modetnos 
Buesco,  consuesoo  et  huinsmodi  nuUam  inchoationem  nötant*) 
und  D  ,plegen',  während  ü  183^  davor  warnt  ,Fri8ciaiius  tddetur 
uelle,  qnod  suesco  non  sit  inchoatiaum,  est  tarnen  procnl  dubio 
inchoatinTiin ' ;  vgl,  nosco. 

consnl*  I  688,  m  878,  929, 1136, 1137,  V836  Berather,  Bathgdfer, 
C  nr. 5  und  Mon. Germ.  Scriptt.  VII 348, 359  ,con8iliar%us\  D,  Dn. 

consnlere  alicuit  I  486,  694,  732,  m  488,  707,  IV  397,  398,  V  1094, 
VI  453,495  suadere,  conseiUer,  H  {C  368)  ,consulit  :  percontatos 
est  aeL  censet  uel  suadet',  Metzer  Gloss,  (L)  ,consTilo  per  datiaum 
casum  consilium  do,  per  accusatinum  adiauo  uel  interrogo*, 
P  ,consulo  tibi :  consilium  do\  0  1X0  .consulo  tibi  i.  e.  consilium 
do  tibi,  et  consulo  te  i.  e.  consilium  accipio  de  te,  U  178^  {und 
danach  I)  , consulo,  is  i.  e.  dare  consilium,  et  secundum  hoc  con- 
struitur  cum  datiuo,  ut  consulo  hoc  tibi.  Item  consulo  i.  e.  inter- 
rogo,  consilium  accipio,  et  secundum  hoc  constroitur  cum  accu- 
satiuo,  ut  consulo  te,  ut  dictum  est  [unde  uersus  I)  „consulo  te 
querens,  tibi  consulo  consilium  do"  [dans  J]',  Hd  198  , consulo  : 
consilium  do  uel  interrogo,  rate  uel  rätCrage*,  C,  etc, 

♦consultus,  usf  VI  468  die  Beraihung,  vgl.  C,  2),  Dn, 

contumulare  aliquem  alicuif  VU  536.  einen  mit  jemand  zusammen 
begraben, 

"conuersim  I  1009,  Psb  4, 

fcornicinari  VII  435;  danach  ist  C  zu  berichtigen,  der  aus  dem 
(an,  (tQ.)  Part,  comicinantes  auf  comicinare  schliesst, 

fCorniseca  11  412,  607,  vgl.  zur  Stelle. 

coronafl  857,  n  33,  425,  m  997,  IV  277,  V  337,  445,  1225,  1251 
die  Mönchsglatze,  C,  Br^  D,  Dn;  vgl.  I  s,  u,  clericus:  ,Scia8  quod 
clericis,  qui  ad  diuina  ministeria  applicantur,  competit  rasura  et 
tonsura  in  modum  corone  ratione  figure,  quia  Corona  est  Signum 
regni,  et  perfecüonis  cum  sit  circulus.' 

corrigiaf  V  1235,  1247,  1253  der  Streichriemen  des  Barbiers;  vgl. 
0  585  ,haec  subtela,  ae  i.  e.  deceptio . .    Bicitur  etiam  subtela 


426  Glossarium. 


in  alio  sensu  pro  corrigia,  quae  tenditur  sab  canda  eqni*,  und  C 
s.  u,  snbtela. 

oostaf  I  941  die  Seite  oder  der  Abhang  eines  Hügels,  cöte  (BEW. 
J,  14^,  C  s.  u.  Costa  1,  costale,  costatum,  Br. 

ootnrnnsf  V  21  SHefdt  Schuh  überhaupt,  P  kennt  cothnmns  auch 
als  agreste  calciamentum,  cotumus  =  cdlceus  Wälthar.  268  (P«per), 
D*  , cotumus  :  calciamentum  i.  e.  böte',  D,  Dn, 

crapula*  I  563,  V  881  Übermass  im  Essen,  schon  Vulg,  Lucas 
XXI  34;  Isidor,  Et,  XX  2,  9  erklärt  es  ,immoderata  uoracitas', 
I  ,  crapula  i.  e.  superhabundans  edacitas,  immoderata  et  noxia 
uöracitas,  et  dicitur  sie  quasi  cruda  epula  {sovoeü  aus  VI  42^,  üg  4^, 
denen  ich  in  der  Fassung  folgte).  Papias  uero  dicit  „crapula: 
immoderata  uöracitas,  dicta  quasi  cruda  epula,  cuius  craditate 
grauatur  cor  et  stomachus  turbatur;  est  (et  I)  autem  uini  cibique"- 
Hd  199  ,  crapula  :  ubere^^^e',  vn  demselben  Sinne  erklären  es  0 
B,  Bn. 

crastinus,  a,  um*  IV  811  posterus,  sequens,  schon  in  der  Vidg.^ 
e,  B.  Jonas  IV  7,  ferner  C,  Br  und  namentlich  C.  Barth  gur 
Philippis  IV  237. 

fCredinde  II  97,  vgl.  zur  Stelle. 

credulitas*  V  144  der  Glaube,  das  Zutrauen,  ebenso 

credulus,  a,  um*  V  160,  Vn  538  glaubig,  vertrauend,  »credulitas 
non,  ut  apud  ueteres  fere,  credendi  quaedam  facilitas,  sed  quasi 
quis  dicat  credentia,  syn.  pietas,  fides',  Psp  90  Änm.  17,  vgl.  Ind. 
zu  T,  Ke  53,  94. 

♦cremia,  orum  m  453,  R  29,  K  33,  Bk  54. 

tcrepere  VII  90,  386  crepare,  0  93,  ü  U\  I,  B. 

crepidof  I  941  rima,  fissura  (man  leitete  es  von  crepo  ab,  0  92y 
U  44^,  I,  C  nr.  3),  H  {C  483  mit  Änm.),  C,  Br,  D  (bes.  ,loch 
in  ey  steyn'),  Bn. 

toreticus,  a,  um  HE  114,  122,  mlat.  (P,  U  34^,  I  etc.),  auf  der 
Ableitung  von  cemo  beruhende  (CT  ,a  cemo  creticus,  ca,  cum*, 
ebenso  I  etc.)  Nebenform  von  *criticus,  a,  um;  Ü  und  I  {nach 
Isidor.  Et.  IV  9)  , creticus  dies,  in  quo  sumitur  iudicium  infir- 
mitatis'.  Metzer  Glossar  (L)  , creticus  est  dies,  in  quo  cernit 
medicus,  utrum  possit  homo  uiuere  an  mori/ 

crinalis,  ef  HI  370  ci'initus. 

crispare*  I  1041,  1042,  IV  615  trillern,  vgl.  C  ,orispatio  in  musica 
forsan  est  sonus  inflexo  crebrius  spiritu  uariatus,  gall.  fredon', 
Br,  Sedül.  Scot.  ed.  Grosse  I  74  ,mea  Musa  Gutture  sed  üquido 
crispat  amore  tonos',  loa.  de  Altauilla  Archiihrenius  ed.  Wright 
p.  390  sagt  vom  Waldvögelein  ,modulos  crispat  natiui  pectinis  arte'. 


Glossariom.  427 


cristalli*  VII  627  Haffdkömer,  Schlössen,  wie  Vulg,  Ps.  147,  6  {17), 
vgl.  Georges"^  u/nd  Bk  55. 

*cri8tiger  IV  909,  von  Pr  18  hei  Hagen  Aneed.  Hduet.  164  nach- 
gewiesen. 

-fcrumera,  ae  Y  905  Weinkeller;  schlechterdings  nicht  nacheuweisen, 
auch  R  und  L  unbekannt.  Die  einzige  Spur  bietet  D  ,cniinenta: 
volge,  volger,  voUegher,  vnllegher,  vas  vinarium',  Glossen,  die 
meist  auch  unter  tiistega  stehen,  das  in  einer  Urkunde  von  1145 
{C  VI  675,  3)  mit  cellariom  synonym  verbunden  wird. 

*cncullat  I  647,  H  197,  199,  267,  m  1067,  V  454,  566,  902,  939, 
1181,  1182,  1225  Mönchskutte,  (7,  2),  JDn. 

tcucul latus,  a,  um  V  1180  cucidla  obtectus,  C,  Br. 

tcncullifer  V  654,  923. 

fculica  Y  27  ist  von  B,  L  und  mir  überall,  aber  vergebens  gesucht 
worden.  Vielleicht  ist  es  =  Hohlmeissel,  frz.  gouge,  eine  roma- 
nische Weiterbildung  (eum  Wechsel  von  o  und  g  vgl.  BEW.  1 199, 
zur  Endung  -ica  BEW.  I  355)  von  *guma,  gubia,  gulbia,  goluia 
bei  Isid.  Et.  XIX  19  fin.,  vgl  Bz  I39f.,  BEW.  I  231,  233. 
Anders  B:  ,Ich  mochte  dieses  Wort  für  eine  Metamorphosierung 
von  Cochlea  halten.  Erwägt  man  nämlich,  dass  dieses  im  Edict. 
Biocletiani  VI  46  in  der  Form  cuchlia  vorkommt  und  wie  leicht 
daraus  (oder  aus  cuclia)  durch  Umstellung  des  zweiten  c  c\ilica 
werden  konnte,  und  nimmt  man  hinzu,  dass  Cochlea  bei  Vitruv 
und  Plinius  eine  Schraube  bezeichnet,  die  ja  doch  mit  einem 
Bohrer  verwarf  genug  ist,  so  darf  man  am  Ende  wagen,  in 
Ermangelung  eines  Besseren  auf  diese  Ableitung  hinzudeuten. 
Anstatt  einer  Umstellung  könnte  man  au^  den  Wegfcdl  eines  c 
annehmen,  so  dass  aus  dem  substantivierten  Adjectivum  cuclica 
das  bequemere  culica  geworden  wäre.' 

cum  teutonioe  =  ueni  grammatice  Y  549. 

♦cunctipotens  YII  123. 

♦cuprum  Y  235,  vgl.  BEW.  II  269. 

curatorf  ü  253  Arzt. 

curia t  HI  69,  86,  159,  200,  273,  335,  379,  662,  746,  927, 1063, 1071, 
YI  2,  305  la  cour,  aula,  die  Gesammtheit  der  um  den  —  nicht 
selbst  dazu  zahlenden,  vgl.  200,  335  f.  etc.  —  König  sich  schcM' 
renden  Barone,  C  nr.  7,  Br,  B,  Bn. 

fkyri  ole  I  742. 

tDanubialis,  e  YI  380. 

♦dapifer  lY  267. 

deberef  I  56,  lY  575,  Y  310  reum  esse,  von  sittlicfier  Schuld,  daher 

debitort  HI  1147  der  Sünder. 


428  Glossarium. 


♦deoanust  IV  729,  VI  537  Dechant,  archidiacanus,  archipresbyter, 

D,  Dn,  a 
tdecapitare  n  78  dScapiter,  L  90,  380,  H  {D  30),  Q,  0  126,  C, 

D,  Br,  Buodlieh  ed.  Seiler  312. 
•deooriare  n  658,  HI  696  {vgl.  zur  Stelle),   V  128,  VI  325,  326, 

B  188,  Tab  5. 
fD^dalitiB,  a,  um  I  278,  vgl.  Ü48^  ,dedaleii8,  a,  mn  i.  e.  ingenioBUB*. 
•dedecoroBus,  a,  um  IV  240. 
deductorf  (rei)  VI  173  der  Herbringer. 
def^caref  rein  machen  im  Sinne  yentleeren\  als  medic.  t.  t.  vsie 

purgare,  wodurch  es  gewöhnlich  (0  230,  Ü,  I  etc.)  erklärt  wird. 
defectiof  m  421  das  Nichtvorhandensein,  der  Mangel,  vgl,  das  folg. 
deficeret  V  1054,  VI  488,  Vn  380  deesse,  U  64\  I,  Edf.  401. 
defluuB,  a,  nmf  I  1018   decrescens;  0  227,    U  80^  und  I  ,quod 

cito  decurrit'  (disc.  J),  2)*  im  Glossar  ,cito  decurrens*. 
deformiter*  in  735  im  eigentlichen  Sinne  fhässlich*. 
fdefraglascere  m  420  sich  verriechen.    {Zu  fraglare  statt  fragrare 

vgl.  Bsp  61,  R  [C  261  und  m  Äpuleius  I  p.  285],  BEW.  1 188, 

0  245  etc.) 
delibare*  VU  247  opfern,  B  357,  H  (D  90),  P,  U  111^   (,8acri- 

ficare,  immolare'  etc.)  I,  D. 
♦dQmon   I  989,  n  214,  229,  V  1031,  VU  311,  341,  361,  364,  605 

Teufel,  böser  Geist,  vgl.  C,  DEW.  1 150. 
denusf  V  1083  dedmus,  Ecb.  571,  JD;  vgl.  JSeroid.  XI  46,  0  492 

,qmndenu8  :  quindeoimus ',   0  591  ,trigenTis  :  tricesimuB ',  0  627 

,tdgeims  :  mcesimus'. 
o*deBiccare  HI  454. 
fdeterere  I  56  eweimal,  VI  460  schlechter  werden,  0  175  ,deterire 

uel  deteriorare  uel  peiorare',    ü  197^  und  I  ,detero  i.  e.  ualde 

terere,  et  deterere  peiorare  uel  peiorari*,  D*  ,d6tero  :  fio  malus 

uel  deprimo^  vgl.  zur  Stelle  und  D,  Dn. 
detraliere  in  aliquemf  V  946  hinterrücks  auf  jemand  schelten, 

0  77  ,blaterare  :  detraliere,  obtrectare,  derogare',  402  8,u.  oblo- 

qui,  U  201''  und  I  ,detraho,  is  :  post  dorsum  alicuius  (alicui  I) 

maledicere',  D. 
*detrans  m  1027,  B  235,  K  208,  Vutg.  Matth.  IV  25  ,de  trans 

Iordanem\  Ke  141,  C. 
fdetunicare  in  976,  C. 
fDeugracis  11  100. 

»diacon,  nis   n  121,  IE  985,  B  262,  K  102,  Ke  35,  Q. 
♦diafragma  VII  427. 
♦diapente  VII  101,  125. 


aioflnriuB.  429 

tdiatim  I  1001,  V  603  tägUOi,  0  159,  172,  U  51^  und  I  ,diatiin 
( ü  und  I  dietun  . . .  quod  et  diatim  inuenitor)  i.  e.  de  die  in  diem 
nel  per  singolos  dies',  Metser  Glossar  (L)  , diatim  :  per  singulos 
dies',  vgl  Btwdlieh  V  356,  Mon.  Germ,  ScripU.  II  79,  IV  506, 
508,  760,  776,  C,  Br,  D. 

dicare  I  1033,  Y  100  segnen,  weihen,  dort  von  Speisen,  die  auf  den 
Tisch  kommen,  hier  von  Grundsätzen,  welche  die  päpstliche 
SancHon  erhalten,  consecrare,  wie  es  gewöhnlich  {H  [D  ^6"], 
U  52^,  I,  —  L  vergleicht  ,dicati  :  consecrati'  Amplon,^  294, 105, 
,dicat  :  conseorat'  Ämplon*  ined.,  ,dioo,  as  :  consecro'  Metzer 
Glossar  — )  erklärt  wird. 

dictaref  ü  470  (über  eine  Frage  hin  und  her  reden)  sich  berathen, 
vgl  II  464,  467,  469  f.,  507. 

dictator  ni  622,  IV  95,  225,  274,  341,  461,  878  Befehlshaber,  Ordner 
(BF.  Einl.  34)  einer  Pilgerschaar,  vgl  IV  11. 

tdictatus,  US  IV  11  Führung,  Leitung,  chne  Bedeutung  0  158,  in 
anderer  Bedeutung  C,  Br. 

tdiescere  VI  110,  L  382,  P,  U  51\  I,  C,  Br,  B,  Dn. 

digereret  IV  806,  vgl  eur  Stelle, 

♦dilectio  VH  241. 

diludia,  orum  I  283t  mannigfache  Spieltouren,  0  177  ,diludium  : 
diuerstis  Indus  ab  alio',  303  ,dilndinm  i.  e.  locns  nbi  Indi  exer- 
centor,  nel  dinersns  Indns  ab  alio',  ü  116^  und  I  ,diludinni  : 
locns  nbi  dinersi  Indi  exercentnr,  nel  Indns  dinisns  et  dinersns  ab 
alio',  D  ,mangerley  spile,  mancherley  spil\  Dn  ,mangerlay  spil'. 

•dimidiare  V  928,  VI  502,  VH  679,  Bk  61,  Psb  6. 

dimittere*  m  399  relinquere,  B  359,  Bk  61,  L  422,  C.  Barth  zur 
Phüippis  IX  623,  XII  374;  U  127^  ,deserere,  derelinqnere', 
I  ,derelinqnere',  D,  Dn;  umgekehrt  relinqnere  st<xtt  dimittere 
IV  991,  V  6. 

discidinm  I  884  (vgl  recedere  879),  IV  399  (vgl  386,  391,  396,  397, 
409)  ahitus,  discesst^s  (Gegensatz  adnentus).  Im  Asinarius  240 
(Mone  Anz.  VIII  556)  verweigert  der  König  dem  um  ürla/ub  bit- 
tenden Esel  die  Heimkehr  mit  den  Worten  ,Pono  lonem  testem, 
qnod  nnlla  licentia  restat  Discidiiqne  datnr  copia  nnlla  tibi'. 

♦discretiof  VI  309  bescheidenheit ,  toisheit  (v^.  si  saperes  307), 
,qnaminlibet  rerum  consideratio,  ad  quid  tendant'  I  am  ScMuss, 
vgl  Q  s.  u.  indiscretio,  C  nr.  2  fin.,  D,  Ecb.  p.  52  unten.  Kl.  lat, 
Denkm.  154. 

»discretor  VH  589,  B  56,  K  70,  Bk  62,  Q, 

discns»  I  1043,  n  80,  IV  120,  130,  661  Teller,  Platte,  Schüssel, 
fpro  lance  in  usu  fuü  apud  posterioris  aeui  scriptores'  H  (D  294), 


430  Olossarlum. 


vgl  ferner  Bk  62,  P  (,pluinboae  scntellae'),  ü'iSß*»«.  J(,Bcutella'), 
Ecb.  p.  144,  Ruodlieb  313  etc. 

disouteref  HI  111  erforschen,  spedell  von  Krankheiten:  diagno- 
sticieren,  ,examinare,  perquirere'  P,  ,disou8Sor:  Inquisitor,  inter- 
pretator*  0  161,  ,disciitere  i.  e.  subtiliter  indagare'  Ü  40^  und  I, 
yuntersuchen,  gründlich  erforschen'  G,  vgl.  D  un(2  un^  discussor 
C  und  Dn, 

fdispariter  m  1032,  IV  26. 

disponere*  super  re  11  464  über  etwas  Anordnungen  treffen,  sich 
berathen,  vgl.  die  ganz  analoge  Stelle  VI  459  ,coiisultoru8  eat' 
und  0  177  ,deliberare  :  mittere  (ausliefern)  uel  disponere  uel 
discemere ' ;  disponere  »=»  staiuere  Walth.  1178  (Peiper),  Nig.  Wir. 
Spec.  Stult.  p.  48  Z.  6,  p.  81  Z.  3  und  hier  IV  815. 

dissecari  in  biuiumf  YII  497  in  einen  inneren  Zwiespalt ,  ein 
Dilemma  gerathen,  vgl.  V  211. 

dissidSref  YII  340  sich  wegsetzen,  vgl.  sedere. 

dissimilare  aliquid  aÜcui  reif  lY  686  in  der  ursprüngl.  Bedeutung 
fU/nähnlich  machen',  zu  similare  ^ahfdich  machen'  vgl.  Psh  20, 
BEW.  I  377,  ü  178^  und  I  ,8imüo  :  facere  simüem\ 

^diuoluif  I  315  deuolui,  über  di-  stiUt  de-  in  Zusammensetzungen 
vgl.  Barack  Hroswith.  Einl.  p.  50,  L  361. 

•doctrix  V  62,  Q. 

dogma  n  138,  Hl  914,  Y  1042  von  Mone  und  danach  von  Henschd 
{in  C)  III  914  ,Bath'  gedeutet;  es  hat  aber  stets  die  dtissische 
Bedeutung  Lehre,  ,doctrina'  U  54^,  I,  D,  Dn. 

*domna  I  144,  IV  33,  227,  251,  (V  818,  p),  VH  507,  513. 

♦domnus  I  439,  IV  326,  VI  64;  daneben 

domina  I  348,  IV  29,  217,  241,  245,  408,  450,  886,  V  769,  (818,  u), 
VI  276,  Vn  334. 

dominus  I  452,  873,  928,  956,  967,  1027,  H  64,  340,  359,  442,  459, 
577,  m  191,  205,  233,  445,  490,  636,  750,  760,  923,  947,  IV  570, 
826,  1026,  V  183,  184,  477,  547,  674,  1100,  1179,  1265,  VI  11, 
107,  147,  189,  284,  413,  VH  283,  371,  644. 

Wo  der  rein  geistliche  Stand  einer  Person  (Mönch,  Abt,  Eremit, 
Äbtissin,  PHgerin)  ehrend  hervorgehoben  werden  soU,  Mumal  in 
der  Anrede  (Grimm  Lot.  Ged.  70),  ist  die  Syncope  des  i  statthaft, 
aber  {trotz  Eeg.  S.  Bened.  cap.  63)  nicht  nothwendig,  vgl  I  928, 
IV  570;  dagegen  bleibt  i  in  den  Bedeutungen:  Gott,  Christus, 
WeltgeisÜicfte ,  Könige  und  weltliche  Herren,  bezw.  Eigenthümer 
einer  Sache,  Ritterfrauen  und  Damen  von  Stand,  geisllithe  Frauen, 
insofern  sie  als  Wirthin  oder  vornehme  Dame  aufgefasst  werden. 
Vgl.  G,  Br,  etc. 


Gloeaaiinm.  431 


t<iucic(u)lu8  V  905  (I  1059,  1)  Zapfen,  Spundpfropfen  in  einem 
FüLSse,  0  128  ,dyotillas,  li,  quia  obdit  (odit  Mai)  foramen  dolii\ 
161,  ü  55^  und  I  8,  u.  ductilis,  D*  ,duciclo8  :  deueke',  im  Glossar 
fdncicaltis  :  deueo*  {detivic  hoüänd.),  C,  Br,  D,  Dn,  vgl,  DEW. 
II  277. 

fduellaris,  e  m  1131  ad  dueUum  spectans,  C, 

duellumt  H  401,  m  1121,  Y  90,  299  tn  ursprünglicher  Bedeutung 
yder  Zweikampf  \  H  {zu  D  393),  L  125,  0  64  (dneUnm  i.  e.  duo- 
rum  bellum,  ebenso  O  177, 1,  Hn),  ü  49**  (duellam  i.  e.  singolare 
beUnin  inter  duos')  Metzer  Glossar  {L)  ,daellium  est  belium  inter 
dnos  homines  \  C,  Br,  Dz  1 15,  DEW,  1 159,  Ruodlieb  313  etc. 

*dalcisonn8,  a,  nm  III  1198,  Psb  7. 

♦dulcor  IV  456,  B  63,  K  48. 

ecclesia*  V  115,  VI  323. 

•econtra  I  151,  571,  687,  832,  894,  m  109, 129,  IV  483,  920,  V  231, 
B  233,  K  239,  Bk  64. 

^des*  I  355,  IV  282,  366  Haus,  .,i.  e.  domus'  0  183  {vgl,  192), 
ü  57\  etc. 

^  d  i  t  u  n  8 1 1  762,  V  1051,  VII  237  Messner,  Glöckner,  Küster,  =  ianHor, 
osOarius  ecclesiae,  ,  jener  Kleriker  niederer  Weihe,  uoeUhem  oblag, 
die  Kirche  zu  öffnen  und  zu  scMiessen,  die  Glocken  zu  lätUen 
und  die  kirchliehen  Geräihschaften  aufzubewahren^  (G868),  sowie 
endlich  dem  Priester  beim  An-  und  Ausziehen  des  Ornats  behülf- 
lieh  zu  sein  («»  phanaticiis  DI  975),  vgl.  S  II  45,  s,  C,  D,  Dn, 

feffestucare  IV  930  unter  feierlichem  Halmwurf  {vgl.  zur  Stelle) 
sich  von  jemand  lossagen,  eine  Sache  aus  seinem  Besitz  auflassen, 
eine  Person  aus  dem  bisherigen  SchutzverhäUniss  entUissen,  D* 
erklär  zur  Steüe  ,abrenTmcio,  halmen',  im  Glossar  ^flaminge  hal- 
men  et  plocken',  vgl,  femer  C,  Br,  D,  Mon.  Germ,  Scriptt.  VI 
371,  44ß,  X  312;  G  820  ,Ein  geknoteter,  gegliederter  Stengel  des 
geschossten  Korns  wurde  vom  Übertragenden  mü  der  Hand  erfasst 
und  in  den  Schooss  oder  in  die  Mantelfalte  des  Erwerbenden 
geworfen,  der  Act  des  Halmwurfs  hiess  effestacatio*. 

efflaret  IV  304,  321,  326,  331,  V  850  abblasen,  durch  Blasen  etwas 
von  seiner  Stelle  losreissen. 

•j-effremiscere  IH  831. 

»elambere  I  159,  m  453,  Q. 

felusor  V  241,  nur  0  303. 

temonda  1)  11  487,  VI  518  Busse  überhaupt,  C,  Br,  G,  D,  Dn, 
BA.^  p,  649,  spedeU  2)  III  722  die  dem  Verletzten  persönlich  durch 
kniefällige  Abbitte  {Bevocation  und  DeprecaOon)  zu  gewährende 
Genugthuung,  humüiatio  {C  nr,2),  vgl.  III  1109—1112,  1155, 


432  Oloflsarinm. 


die  müdere  Siümungsfortn  eines  schweren  Vergehens  (UZ  722, 
1070,  1072,  1075,  1091,  1129).  Mn  treffliches  Beispiel  hidet  C 
II  167,  1  ,Bobertas  de  Lorriz,  tenens  per  mannm  dictum  lohan- 
nem  d'Oignon,  nomine  ipsins  et  pro  ipso  protulit  nerba  quae 
secnntur:  „Domine  mi  Meldensis  episcope,  ecce  lohannem  d'Oignon 
qui  andinit  et  intellezit  quod  male  contentamini  de  eodem,  qma 
relatum  est  uobis  quod  certa  uerba  iniuriosa  protulit  contra  per- 
sonam  uestram  . .  v  Sciatis  quod  dicta  uerba  dixit  quodam  caloris 
motu,  et  tenet  dicta  uerba  pro  non  ueris,  uosque  tenet  et  habet 
pro  bono   et  probo  uiro   atque  ab  illis  innocente,  uosque  rogat 

quatenus  praemissa  uelitis  eidem  indulgere" Et  statim  dictus 

lohannes  d'Oignon  armiger,  flexis  genibus  ad  terram,  nudato 
capite  ...  praemissa  emendauit.* 

emendabilis,  ef  HI  1129  dti/rch  Geld  oder  Abbitte  sOhnbar,  vgl 
C III 37,  2  finemendabile  delictutn  dieitur  quod  emenda  ael  mtdcta 
pecuniaria  non  eluitwr  sed  morte  punitur\ 

emendaref  c,  acc,  der  Schuld,  biissen,  sOhnen,  n  489,  509,  550, 
m  1072,  1080,  1081,  1091,  1093,  1109,  1113,  1118,  1121,  V  287, 
C,  Br,  D,  Dn. 

emendatiof  HI  1075,  vgl.  emenda,  C,  Br. 

emendatorf  m  1112,  nur  hier  {C,  Br)  in  dem  zu  emenda  2  ange- 
gebenen Sinne, 

emplastraref  uulnus  n  123  zupflastern. 

*enoQnia,  orum  YII  123  Einweihu/ng  einer  neuen  Kirche. 

eohet  IV  513,  VII 469  der  Bedeutung  nacit  =  eheu  (D*  ,aylae8e'  zur 
Stelle,  ,aylayse  uel  heu'  im  GL),  mlat.,  nur  bei  Burmann  zu  Ars 
Am.  I  563  nachweisbare  (euohe  D)  Nd^enform  von  euhoe,  indem 
in  der  letzten  Sübe  e  stcUt  oe,  in  der  vorletzten  eo  statt  eu  (vgl 
Hagen  Gradus  ad  Criticen  p,  24,  feodum  IV 1020,  eologia  C,  Dn, 
leodis  G  841,  eofonious  F  589,  umgekehrt  geumeter  F  775)  getre- 
ten ist.  B:  jWas  eohe  anlangt,  so  schliesse  idi  mich  vollständig 
Ihrer  Ansicht  an,  es  sei  das  alte  euhoe.  Dass  eo  bisweilen  an 
die  Stelle  des  eu  getreten  ist,  ersieht  man  z.  B,  aus  den  römischen 
Inschriften  des  Beinesius  {Lipsiae  1682)  class,  XII  nr.  10  {p.  654) 
„fecit  Julia  Heoresis  (=  Heuresis)".' 

epar*  VH  287,  423  Leber. 

♦ephotfin  952  d€is priesterliche  Gewand  überhaupt,  vgl  z.  St.;  K94. 

»episcopus  m  1073,  IV  361. 

epistola  sacra  Vn  189,  vgl.  zu  lectio. 

•epytrita  uox  VII  120,  music.  term,,  die  Quarte,  T  p,  113  ff. 

Qquaref  I  597,  vgl.  zu  co^quare. 

f^quioolor  I  945. 


Olossarinxn.  433 


femptus,  HS  Vn  344,  nur  0  496, 

OQstiue  TU  623. 

♦esuries  I  369. 

euacuare*  V  668  vernichten,  B  363,  K  153,  Bk  68,  H  (E  181), 

C.  Barth  zur  Phüippis  V  487, 
oeuax  V  347. 
enentTis,  ust  IV  400  adiientus,  Mon,  Germ.  Scripti.  VIII 10  Z.  45 

und  C, 
enerrere  de  stirat  H  63  ffignere. 
*exaltaret  emporheben,  , sursum  eleuare '  (P),  , in  altom  tollere '  (I ), 

vgl.  D. 
excessus,  usf  HI  1066,  IV  599,  Vn  612  Frevel,  C,  Br,  B,  Dn. 
texcuba  IV  763  =-  ,uigilator'  D*. 
*excuBator  m  179. 
o*exocTilare  IV  482. 

*expensa  V  426,  wie  di^ta,  pr^benda,  sumptus. 
fexpingo   (expegi,   expactum)   11  631   {einen  im  Boden  befestigten 

Gegenstand)   herausstossen ;  vgl.   ü  146^  und  I  ,expingo,  pegi, 

pactum  i.  e.  expellere'. 
fexplumare  11  233,  ohne  Bedeutung  0  464,  ,explimLO,  as  i.  e.  plu- 

mas  auferre '  U  150*'  und  I  (s.  u.  plumo),  vgl.  C,  Br. 
externtis,  a,  nm  wid  externus,  i  fremd,  und  zwar: 

1.  non  amicus,  non  socius  11  613,  m  630,  V  213,  VI  65,  67. 

2.  non  consanguineus  m  861,  (V  818,  5)  VI  227. 

3.  non  notus,  longinquus  IV  106,  V  1118,  VII  638. 

1 4.  non  proprius,  sed  alienus  I  560,  UI  882,  VI  244,  341,  wie 
extraneus  VI  483; 
vgl.  ü  63^  und  I,  extemus,  a,  um  i.  e.  alienus',  gl.  Leid.  67  E  (L) 
, externus  :  extraneus,  alienus'. 

fextimere  XU  177,  I,  D  (sere  furchten). 

extorris,  ef  scheint  IV  Jlll,  toie  tnhd.  eilende,  vremede,  allgemein 
,in  der  Fremde  lebend'  zu  bedeuten,  gleichviel  ob  freiwillig  oder 
gezvmngen,  vgl.  D. 

♦extrorsum  ni  507,  509,  Q,  Georges"^. 

tfalsificare  Vn  531  für  falsch  erklären,  falsifier,  C  nr.  1,  Br  nr.l,  I). 

phanaticusf  m  975  =  ^dituus,  vgl.  H  {F  52)  ,faDati(Jus  :  qui  in 
templo  diuinat,  uel  templi  minister',  0  242  ,fanaticus  :  fani  custos 
(so  weit  auch  0  216)^  qui  et  aedituus  et  sacrista  dicitur',  U  72^ 
und  I  ,fanaticus  i.  e.  custos  fani  isc.  sacerdos',  gloss.  Sangerm.  (C) 
,fanaticus  :  garde  de  temple,  ou  devin',  I>,  L  105. 

Februust  I  665,  886  der  Februar,  C. 

tf^nifer,  a,  um  V  1058. 

Voigt,  Ysengrimns.  28 


434  Glossariuiü. 


f^nilef  rV  773  f^ni  cumulus  (770),  aceruus  (780),  Dn. 

tfeodnm  IV  1020,  der  auf  einem  Lehnsverhältnisa  benAende  Dienst 
{seruiHum),  die  an  die  Verleihu/ng  geknüpfte  Gegenleistung  des 
Empfängers,  bezw.  seines  Nachfolgers,  vgl,  C  III  236,  2,  Ab- 
satz 3,  etc. 

fere,  ferme  1.  paene  I  332,  479,  HI  732,  IV  773,  V  380,  421,  833, 
879,  VI  205,  223,  VH  157,  190,  I  ,fere  i.  e.  pene,  ferme'. 
t2.  uix  I  778,  (H  311?)  m  972. 

feretrum-f  VII  389  Heiligenschrein,  ^hinc  fiertes  et  fiertres  loeuhs 
aut  capsas,  in  quibus  sanctorum  corpwa  uel  reliquiae  recondun- 
tv/r,  dicimus'  C. 

fferia  I  742  Wochentag,  ,feria  dioitur  festinus  dies,  in  quo  cessare 
debemus  ab   operibus   seruilibus,   in  qua  sola  res  diuina  debet 

geri, sed  qnia  qualibet  die  debemus  cessare  a  uiciis,  inde 

est  quod  quelibet  dies  potest  dici  feria*  I  nach  Ü69^,  ,dies  solis 
i.  e.  dominicus  dies  prima  feria  nuncupatur'  P,  vgl.  C,  Br,  D,  Dn. 

fictor  II  215,  IV  939  Betrüger,  Heuchler,  ,triugo'  S  I  280,  5,  ,ypo- 
crita*   U  und  I  (vgl.  unten);  Ke  93. 

fides*  Vn  607  der  christliche  Glaube,  K  16,  Ke  54. 

filectum  I  942  Nebenform  (vgl.  F)  von  filictum  (felicetum  ü  70^, 
filicetum  T),  Gruppe  von  Farrenkräutem ,  Farrengebüsch,  eine 
Bedeutung,  die  schon  den  betr.  Stellen  bei  Columella  und  PaZladius 
zukommt. 

filiolusf  rV  431,  446  ßleul,  der  Täußing  in  Beziehung  auf  de» 
Tauf  zeugen,  I  ,filiolus  est  paruus  filius  uel  quem  de  sacro  fönte 
leuamus',  vgl.  C  und  Weigand  s.u.  Pathe. 

flamenf  V  875  Hauch  des  Mundes,  Herausstossen  des  Aihems, 
ü  79^  u/nd  I  ,hoo  flamen  i.  e.  flatus'. 

flaro  V  826,  827,  829,  830,  840,  849,  852,  895  {danach  reflare  V841, 
conflare  833,  efflare  s.  o.,  flatus  V  828,  841,  851,  853,  vgl  ,flatus  : 
souflemens'  Ch  12)  mit  dem  Munde  blasen,  psten,  bsten;  RF.  Ein- 
leitung 97  ,flare  soU  wohl  nur  das  gewöhnliche  st!  seh!  psch! 
ausdrücken\ 

tflatrix  (tuba)  VH  433. 

flueref  I  237,285  (vgl.  transfluere  I  310)  von  der  mit  Blitzesschnelle 
sich  vollziehenden  Bewegung  eines  Einzelnen. 

follis*  V  595,  VI  317  Balg,  Magen. 

forso*  I  147  euentus  (142),  sors,  ü  73^  und  I  ,fors  i.  e.  euentns 
rerum',  Dn. 

fortis,  e  meist  in  mehr  vulgärem  und  romanischem  (JDEW.  1 188) 
Sinne  .stark,  kräftig',  H  499,  502,  536,  565,  m  31,  99, 119, 1149 
IV  314,  797,  835,  V  1135,  VI  171,  Vn  89,  100,  193,  237  etc. 


Glossarixmi.  435 


ffranius,  a,  nm  VI  299  =  ahd.  fröno,  fränö,  mhd,  vröne  (vgl. 
fries.  flräna  :  praeco,  iudex  Grimm  Gr.  I*  272,  C,  Br),  dem 
Herrn,  dem  König  gehörend,  A^  zur  Steüe:  ,framus  i.  e.  curiaKs*. 

fraterf  Mönch,  zumai  im  VerJhältniss  zu  seinen  Standesgetiossen 
(daher  gern  in  der  Anrede,  H  329,  IV  628,  V  429,  441,  581,  621, 
649,  689,  827,  892,  916,  989,  1043,  1072,  1109,  1295,  VU  16,  29, 
87,  162,  195,  254,  sonst:)  I  434,  439,  441,  443,  446,  451,  457, 
461,  687,  n  331,  374,  375,  522,  IV  147,  197,  216,  V  356,  358,  360, 
406,  419,  421,  433,  454,  459,  541,  569,  583,  619,  627,  631,  638,  643, 
658,  703,  839,  884,  891,  929,  940,  949,  953,  961,  965,  967,  978,  988, 
1024,  1052,  1058,  1226,  1229,  1255,  1256,  1295,  1304,  VI  506, 
Vn  207 ;  vgl  C,  Br,  Dn  und  Wölfflin  Phüologus  XXXIV  154 
,firater  und  soror  sind  im  Italienischen  TiameiUlich  als  ^Mönch^ 
und  ,N(mne'  gehlieben;  im  gewöhnlichen  Lehen  sind  fratello  und 
Borella  an  die  Stelle  getreten\    Davon 

fraternns,  a,  um  und  fraterne-f  adu.,  dem  Mönche  geziemend, 
I  458,  V  421,  452. 

♦frendor  Vn  137. 

fritinnire  FV  355  vam  Quietschen  der  gehemmten  Bäder  eines  hergab 
fahrenden  Wagens. 

♦frustulum  VU  204,  426,  683. 

fungit  I  846,  U  40,  IV  59,  668,  943,  V  260,  558,  VH  372,  430  uü 
(vgl.  potiri),  0  244  ,fiingere  :  uti,  frui,  uesci',  U  77^  und  I  , fungor 
i,  e.  uti',  D  und  Dn  führen  nur  die  Bedeutung  ^gebrauchen, 
gemessen,  firui'  auf. 

furca*  n  62  das  Gestell,  im  Gegensatz  zu  latus,  Oberkörper  (Georges''), 
wenn  nicht  vielmehr  geradezu  die  Zwiesel  am  menschlichen  Körper 
(vgl.  bifurcum  und  furcifera) ,  =  ,  forcatura  ital.,  forcadura  prov., 
fourcheure  altfr.,  die  Gegend  des  Körpers,  wo  die  Schenkel  sich 
öffnen  wie  eine  GabeV  (DJEW.  I  185). 

furculaf  «*'^  zweizackiges  Hörn,  Geweih  (auf  dem  Kopfe  des  Bocks) 
IV  612. 

*fuscinulat  V  1156,  vgl.  z.  St.;  =  mhd.  kröuwel  (vgl.  S  1 279,  47, 
296,  17,  330,  57,  336,  38,  337,  43,  359,  n)  in  seinen  beiden  Bedeu- 
timgen  ,GaheV  und  , Klaue,  Kralle\ 

tgalastraVI  337  weder  Schaf  (D*  zur  Stelle  ,ouibu8,  arietibus',  im 

Glossar  ,  galastra  :  arietes '), 
noch  Halfter  (Mone), 

noch  Biestmilch,  als  Nebenform  von  colostra  (colastrum,  calu- 
stnim  u.  a.  hei  D),  weil  ein  Arbeitswerkzeug  (zur  Stelle) 
darin  stecken  muss, 
sondern  Milcheimer  (L),  vgl.  die  ütnbüdtmg  der  Hs.  C  und  die 

28* 


436  Glosfiarinm. 


analoge  Stelle  VII 450,  eine  Neubüdung  ans  dem  dem  MA.  tooTü- 
heJcawnten  (P,  0  260,  ü,  I,  D,  Dn)  griechischen  gala,  die  sonst 
nicht  nachweisbar  ist. 

tgalliculus  V  273. 

tgalliger  I  832,  878,  931,  IV  1026. 

tganga  V  609  Abtritt,  Hd  195  ,secessus  :  gesuese  [==  gcswase]  uel 
ganc',  D*  zur  Stelle  ,sella  priuata',  im  Glossar  ,priuatus  locus 
uel  sella*  (=»  heimliche:^  gemach  Leocer  I  833),  Br  1 878  ,ganga : 
cloaca*  {und  p,  899  s.  u.  Genge),  vgl,  BF.  Eivd.  82,  Mone  Anz. 
III  284,  Lexer  s.  u.  ganc. 

*Gehenna,  s.  Ind.  nom. 

gentes*  "VH  603  l^rij,  die  Heiden,  ,qtu.  nee  drcmncidtintiir  nt  Indei 
nee  baptizantur  nt  Christiani'  {U  S5*  und  I),  Ke  23. 

fgiga  rv  616,  V  1099,  1103  gige,  ,mnsieum  instnimentum ,  flaminge 
dicitnr  ghiteme'  D*  im  Glossar,  vgl.  C,  Seh  32,  81,  BEW.  1212. 

tgigare  V  1113  gigen. 

tgiometer  H  291,  309,  Q,  P,  ü  125\  I,  B,  Bn. 

girns*  n  285,  Vn  208  {class.  I  282)  ,der  Kreis'  schlechthin,  B  472, 
BEW.  I  213  f. 

tglabrio  m  992  Weichling,  Stutzer,  Mikhbart  {III  127),  mit  An- 
spiehmg  auf  die  weibliche  Mitratracht,  vgl.  Q,  P  und  B*  im  Gl, 
,glabrio  :  calnus',  0  255  {vgl.  263)  ,hie  glabrio  i.  e.  calnns  uel 
imberbis',  Metzer  Glossar  {L)  ,eJBfebns  nel  glabrio  est  imberbis', 
Ga  I  652,  U  88^  und  I  ,liie  glabrio  i.  e.  caluns  et  (uel  J)  in- 
berbis  nel  timorosna*  (tiniosns  ü),  C,  B,  Bn. 

*glorificare  YI  210,  B  175,  K  187,  Ke  48. 

tgradnale  Vn  109,  197,  213  Staffelgesang,  vgl.  zu  VII 173,  auch 
gradale,  ü  88^  und  I,  C,  B,  Bn. 

grammatieaf  nox  {auch  ohne  uox)  die  lateinische  Sprache  V  550, 
556,  m  693,  703  und  grammatiee  =  latine  TU  382,  B,  Bn, 
daher  dcis  schon  U  89^  bezeugte  Verb  grammatieare  l(tteinisch 
sprechen  {Kl.  lat.  Benkm.  154). 

*grandisonns,  a,  umf  IV  500  lautklingend,  weithin  vemehmbctr,  C. 

♦gratanter  I  515,  m  825,  IV  247,  V  231, 1078,  B  153,  Psp  190  Anm., 
Pr  33. 

gratari  1.  freudig  danken  n  386,  m  362,  IV  709,  V  57,  755;  2.  fsich 
freuen  1  39,  H  505,  m  993, 1157,  IV  1028,  V  1152,  ü  89''  ,grator, 
aris  et  gratnlor,  ans,  in  eodem  sensn  i.  e.  gandere,  grates  nel 
gratias  agere',  fast  buchstäblich  ebenso  I  und  Ih  zu  III  362. 

gratnlari,  wie  vereinzelt  bei  den  Alten,  ,sich  freuen"  U  351,  VI  212, 
B  367,  K  154,  Bk  75,  P,  0  622  s.  u.  nitulari,  Ga  I  430  ,Gni- 


Glossarium.  437 


tiüor,  exnlto,  laetor,  plaudoque  resolto,  Gaudeo,  tripudio  uel  ouo 
cum  iubilo,  psallo',  C,  D. 

grauidus,  a,  umf  lY  285  oneratus  (nicht  von  der  inneren  Füllung, 
wie  1 1008,  II 224,  V  971,  sondern  von  der  äusseren  Belastung). 

♦grossus,  a,  um  V  1062,  VII  125,  B  455,  K 112,  Dz  117,  BEW. 
I  225, 

tha  I  73,  m  291,  IV  217,  627,  629,  631,  633,  1011,  V  255,  416,  655 
Interj.  der  Verwunderung,  {vgl.  a  und  ah  Georges,  M  mhd.), 
P  ,ha  interiectio  expauescentis ,  congeminatur  et  an  [etiam?]  ha 
ha  ha'  D  , ha  intehectio  expauentis,  wach'. 

fhai  I  758  Interj.  des  Schmerzes  {wie  uq  744  f.,  oder  racheschnau- 
bender Wuth?)^  vgl.  class.  ai,  ei,  hei,  mM.  hei  (Gr.  Gramm.  III 299), 
frz.  aye  (BEW.  II  214). 

•heremita  IV  141,  142,  147,  176,  181,  185,  187,  219,  231,  261,  287, 
326,  467,  554,  558,  586,  630,  V  1310. 

*heremus  VII  572,  B  242. 

herilis,  e  1.  den  Hausherrn  (die  Hausfrau)  betreffend  IV  267, 

2.  f  herlich,  clarus,  eximius  HL  1040,  1089,  IV  944,  1008, 
V  432,  Vn  124,  C,  Br,  B,  Pamphilus  707  ,Ardeiites  oculi,  caro 
Candida,  uultus  herilis'. 

thyemaliter  VH  623. 

horat  UI  711,  IV  658,  676,  684,  V  892,  VE  46,  49,  54,  65,  68,  94, 
sc.  canonica,  die  Stunde,  in  der  nach  den  Kirchenvorschriften 
täglich  Gottesdienst  abgehalten  wird,  nämUch  die  matutina,  prima, 
(m  705,  vn  33,  vgl.  VH  160),  tertia  (VTE  59),  sexta,  nona,  uespera 
und  das  completorium ,  C,  Br,  G,  etc. 

fhorologus,  a,  um  V  832  stundenansagend;  am  nächsten  liegt 
horologius,  a,  um  ü  95\ 

horreref  n  585,  DI  471,  V  1265  sc.  minis  (was  II  166  dabeisteht, 
vgl.  Ouid.  Bemed.  664),  drohen,  C,  Br;  ü  95*^  und  I  ,horreo, 
es,  ui  :  horrorem  facere  (habere  1),  tremere  uel  timere',  danach 
horror  m  61  Drohung  (C,  Br)  oder  nach  Val.  Flacc.  VIII 134 
,  Schreckensbotschaft  \ 

•horripilare  n  188,  B  74. 

ibißt  V  1139,  1177  der  Storch,  P  ,ibis  :  ciconia',  ü  98^  ,ibi8,  bis 
uel  ybidis  i.  e.  cyconia  auis',  /  ,ibis  est  ciconia',  Hd  183  ,ibi6  : 
stork',  B*  im  Glossar  ,ibis  :  auis,  odenare'  (schreib  odevare), 
vgl.  ferner  B,  Bn,  BF.  Einl.  75.  Baneben  finden  sich  vereinzelt 
andere  Erldäru/ngen  wie  ,onocrotalus  uel  peUicanus'  (Mone  Änz. 
III 186,  vgl.  dagegen  Leuiiic.  XI 17  f.),  ,ibin  :  scariva  (S  1 348,  7), 
die  hier  wegen  V  1161  ausgeschlossen  sind:  Notker  (Mart.  (Jap.) 
übersetzt  ibis  ,der  egypzisko  storh'  und  papyros  ,der  egypzisko  binez'. 


438  Glossarium. 


tybris  YII  121  hibrida,  Bastard  von  zahmer  Sau  und  lüüdem  Eher, 
Q  verweist  auf  Anthol.  II  454  ,Apri8  atque  sui  setosus  nascitur 
hybris',  P  ,Ibridem  uooant,  qui  ex  apris  et  porcls  nascitur\  vgl 
ibriz  D  und  unten  promucida. 

id  ipsum*  I  907,  VI  289  tö  avrö,  idem,  B  424,  K  145,  Bk  77, 

ydolum*  YII  581   Götzenbild,  Ke  16. 

»ieiunare  IV  879,  915,  E  165,  K  169,  BEW.  I  214. 

tillambere  V  402. 

oillorsum  V  271,  0  398  ,illor8um  i.  e.  ad  illam  partem', 

•illusor  I  69,  K  71. 

fimbannire  V  1260  eoccommunicare,  C,  Br. 

fimmoderabilis,  e  VII  601. 

fimmorsus,  us  V  397. 

timpensum  I  515,  IV  359,  V  329, 1189,  Vn  378  (VH  447  woM  im- 
pensa,  ae)  das  Geschenkte  (,ünp6ndere  :  donare*  0  295,  vgl.  478; 
,impendo  i.  e.  donare,  exhibere'  ü  151^  und  I),  die  Gäbe,  P  ,im- 
pensum  :  erogatum,  largitum  uel  magnum'  B  ,gift\ 

impingere  1.  daran  siossen  HL  424;  2.'f-  hineinstossen  {in  den  Boden 
hineinschlagen)  U  631,  Br,  G,  hineinstecken  I  669,  933,  IV  311 
{durch  impellere  erklären  es  0  448,  ü  146*-  und  I). 

fimpotus  rV  565  rnhd.  ungetrunken,  B,  Bn. 

♦improperare  I  733,  IV  970,  V  131,  293,  738,  R  368,  Bk  78,  Bz  1 18, 
BEW.  I  236. 

imus,  a,  umf  Vn  459  als  Positiv,  H  {I  63)  ,imuB  :  altas,  profun- 
dus', U  100^  und  I  ,iinus  i.  e.  depressus  (depresus  J),  infimus', 
B,  Bn. 

fin actus,  a,  um  VI  374  unverhandelt,  vgl.  C. 

-fincassabilis,  e  V  177  uanoernichtbar. 

-fincassare  VII  391  incapsare,  in  den  Heiligenschrein  aufnehtnen 
{mit  einem  Seitenblick  auf  incassare  =»  rumper e,  confringere  C), 
=  enchässer  BEW.  I  116. 

incautus,  vgl.  zu  cautus. 

inclitus,  a,  umfin  891,  V  273  ,erlaucht,  EhrenprädtkaA  ausgezddk- 
neter,  hervorragender  Personen^  G. 

f  inconductus,  a,  um  IV  457,  vgl.  zu  conducere. 

finounare  V  697  mhd.  wigen,  {in  der  Wiege)  wiegen;  B*  erklärt 
zur  Stelle  ,in  cunis  nutriuit',  im  Glossar  ,iii  cunis  ponere'. 

incutere-f  IV  623  hineinscMagen ,  Bormans:  ^non  omiUendum  h.  l 
„incute"  non  esse  positum  pro  ^^percute'\  sed  pro  „percutiendo 
introrsum  age,  redire  in  positum  suum  (u.  622,  dans  leur  position) 
coge'\  flandr.  „inslaen'\  cf.  II  631." 

tindictor  VI  62,  C. 


Glossarium.  439 


♦indubie  n  641  {vgl  findubium  VII  292),  Pap  10,  Q, 

indulgere  reatumt  HI  665,  I  506  verzeihen,  vergeben,  Atnplon.^ 
ined,  (£)  ^ignouit  :  indukit',  ,ignos  [adde  -cas]:  indulgeas', 
P  ,  indulgere  :  dare  operam,  praestare,  uel  ignoscere,  parcere', 
O  374  ,igno8co,  is  i.  e.  remittere,  indulgere',  U  5*  und  I  , in- 
dulgere pro  (i.  e.  I)  remittere,  ut  „  indulge  nobis,  domine,  peccata 
(nostra  add.  iy\  C,  D. 

♦indultor  I  511  Begnadiger,  Psp  10,  C,  Br, 

♦indultus,  US  Vn  296  Erfüllung, 

industriaf  Weitheit,  Klugheit  V  471,  weise  Lehre  Y  61,  vgl.  natnent- 
lieh  B;  0  48  {vgl,  264  8.  u.  gnauus)  ,astus  :  cautela,  astutia, 
calliditas,  ingeniositas,  strenuitas,  industna,  sutela*. 

*inemendatu8,  a,  nrnf  m  1069  ungebüsst,  vgl,  zu  emenda. 

inescare*  IV  108  mit  Lockspeise  versehen, 

inferref  mit  Object  hec  IE  720,  absolut  in  523,  IV  419,  901,  V  241, 
301,  419,  740,  1071  versetzen,  erwidern;  ü  68^  und  I  ,inuenitur 
in  dyaletica  inferre  i.  e.  concludore.  Cum  enim  aliquid  concluditur, 
infertur  i.  e.  contra  oppositionem  [uel  opinionem  add,  J]  aUcuius 
fertur'.  Vgl.  Kl,  lat.  Denkm.  154,  Arn.  f,  d.  AUei-th.  V  123, 
Peiper  ,intulit  ista  WaUh,  240,  805  =  respondiV,  S  I  23,  15 
,intulit  :  ana  prähta  uel  narrauit'. 

-finfirmaria  domuB  Y  1035  Siechen-,  Krankenhaus  {des  Klosters), 
C,  Br,  D,  Dn, 

*inflictuB,  US  IV  512  das  Zuschlagen  {einer  Thür). 

♦influus,  a,  um  VII  339. 

infraf  Vn  82  von  der  Zeit  ,noch  ror\  statt  intra,  Ug.  110^  und  I 
warnen  vor  der  Verwechslung  beider  Präp.,  üg,  mit  dem  aus- 
drücklichen 2hisatz  ,hano  tarnen  abusionem  intolerabilem  nostri 
ydiote  non  abhorrent*,  vgl  ferner  C,  JD,  C.  Barth  zur  Phüippis 
III  344,  G  832  s.  u.  infra  und  836  s,  u,  intra. 

«infractus,  a,  um*  V  937  unverletzt. 

infulaf  ni  1000,  V  1057,  1063  Bischofshut,  müra,  tyara,  ü  101" 
und  danach  I  {vgl  zu  V 1057),  Ch  18  ,infula  :  mittre',  C,D,Dn. 

ingeniumf  IV  110  kunstvolle  {zumal  Kriegs-)  Maschine,  vgl  zur 
Stelle,  C,  Br,  DEW.  1 237,  Mon.  Germ.  Scnptt.  VI  430,  III 194, 
C.  Barth  zu/r  Phüippis  VII  159;  V  996,  toie  schon  bei  den  Alten, 
sinnreicher  Einfall,  Idee, 

*inglutire  V  387  englouHr  {DEW.  I  210),  Q. 

inhorrreret  m  7  auf  jem.  losfahren,  rasen  gegen  .  .,  vgl  horrere. 

iniquaref  m  1101  ungünstig  machen,  zu  Falle  bringeti. 

finscissus,  a,  um  IV  204,  VI  199  (vgl  VII  267),  unzerrissen,  heil 

insideref  IV  253  in^fdere,  vgl  zu  sedere. 


440  Glossarium. 


insinuare*  V  568  demonstrare,  docere,  B  387,  Bk  84,  T 394,  0  294, 

532  mid  289  8.  u.  intimare,  Ga  I  496,  U  178^,  I,  C,  I),  DEW. 

I  238. 
*insipidus,  a,  um  VI  121. 

^insuperatus,  a,  umf  Y  122  ummderleglich,  ununistösslich  gewiss. 
t inte r 0 ras sari  V  887  inzwischen  dick  hervorbrechen. 
♦interstare  HI  337,  IV  780,  K  180,  Fl  59, 10, 
introo*  V  1182  itittis,  vgl  B  342, 
*intuitus,  US  IV  265. 
finuerrere  V  366,  1234  aliquid  aliqua  re  etwas  mit  einem  stossenden 

oder  reibenden  Werkzeug  bestreichen. 
inuideref  I  46  Tuissen. 
iocularif  V  1097  von  der  Kirnst  des  Spielmcmns,  geigen,   0  195, 

263,  27G,  288,  478,  C,  B,  DEW,  I  213,  Bl  420, 
fioculentus,  a,  um  V  1085  iocosus. 
iocus  1.  Spass,  Scherz,  I  740,  EI  885,  VI  72;   2.  {wie  schon  verem- 

zeit  bei  den  Alten)  le  jeu,  das  Spiel,  1  76,  978,  11  332,  V  1130, 

Vn  225,  227,  C,  Br,  Walth.  102, 
*ypocrita  IV  43  Heuchler,  IV  928  gleissnerisch ,  Ke  18,  H  [Y  6), 

U  45^  utid  I  ,ypocrita  dicitur  fiotor,  Simulator  (et  culd.  I)  represen- 

tator  alius  (alteiius  I)  persone*. 
ipse*  I  379,  444,  507,  788,  1029  etc.  iUe,  is  {Peiper  Ind,  z.  WaUh), 

A  53,  vgl,  namentlich  Ke  137. 
irquusf    VI  349    Augenwinkel,    höhnischer,    hasserfullter    Seiten-, 

Schief  blick,  eine  auf  Verg,  Ed,  III  8  (vgl,  Seruius  und  Isidor 

Et.  XII  1,  14)  zurückgehende  Neuerung,  P  ,lurqui  :  oculorum 

anguH',   0  271  ,hircus  dicitur  pro  anguUs  oculorum,  in  quibas 

foetor  coUigitur',  ü  94^  und  I  ,hirquuß  :  oculorum  angulus,  ubi 

putredo  colligitur',  D,  Dn,  vgl,  Alex,  Neckam  De  tuU.  reruw  II 

cap.  190  ,Arrogantia  in  oculis  praecipue  regnat,  quorum  hirquis 

nunc  oblique  intuetur  aüquem  arrogans'  etc, 
oirradere  V  338. 
irr  euer  enter  f  I  560,  VH  614  inuerecunde,   0  470  ,propudiosus  : 

impudibmidus,  inuerecundus,  impudens,  inreuerens,  infrontuosus', 

TJ  205*^  und  I  ,irreuerens  i.  e.  non  reuerons,  inuerecundus*,  C,  D. 
istef  =  hie,  überall,  gemeinmlat,  vgl,  Arn.  f,  d.  AUerth,  VIII  364; 

dasselbe  gilt  von  den  Ableitungen, 
oistorsumf  II  579   At*c,  0  398  ,i8torsum  i.  e.  ad  istam  partem', 

ü  206^  ,istorsum  :  uersus  istam  partem',  /  jistrorsum  i  e.  uersus 

illam  partem'. 
item  n  56,  634,  m  232,  935, 1078,  IV  730,  V  60,  249,  268,  532,  720, 

VI  15,  415,  450  iterum  (wie  nach  F  schon  bei  Sueton,  Tib,  VI), 


Glossarium.  441 


P  ,item  :  iterum',  0  290  ,idemtidem  :  item,  itidem',  0  292  ,ite- 
rato  :  iteratim,  iterum,  item,  idemtidem',  B;  daher 

itemque  I  123,  1024,  m  500,  IV  567,  VI  16,  451,  VII  331  et  iterum, 
Iterum,  B,  (V  1  =  et  uicissim). 

iudicium*  I  776  da«  jüngste  Gericht,  VtOg,  MaUh.  XII  36. 

*iugulator  VE  568. 

•iuramentum  VI  527,  B  23,  K  82. 

iusf  VI  478  das  (rechtmässige)  Eigenthum,  G  8i0. 

♦iussor  IV  289  =  dictator  («.  o.) 

laboraref  m  529  negotium  cUicui  facessere,  travaiHer  quelqu'uai, 
C  nr.  3. 

flactificare  m  1023. 

lacus*  Vn  528,  577  gruöbe,  %md  zwar  dort  Löwengrube,  hier  Grab, 
n  315,  K  20,  Bk  88,  ,fossa'   ü  ii4'  und  I,  vgl.  D. 

*laicus,  i  und  laicus,  a,  um  I  426,  HI  1074,  V  165, 188, 1029,  K  131. 

langueret  IV  362  schlafen,  D,  vgl  pansare. 

tlanilegus,  a,  um  VI  8,  D*  im  Glossar  ,laiiilegU8  pecten  :  wevere 
cam\ 

*lanugiiieus,  a,  um  m  127. 

laruaf  m  736,  VI  435  peUis  (uestis)  deformis,  Teufelsrock,  D. 

latorf  I  215,  VQ  78,  290  in  ursprüngl  Sinne  .Träger,  Bringer', 
P  ,lator  :  portator',  D,  vgl.  Q  s.  u.  latrix. 

laudes-f  IV  694  Lobgesang  bei  der  Frühmesse,  C  ,laude8  t.  e.  pars 
ültitna  ofjßcii  noctumalis,  seu  psalmus  148  et  duo  sequentes,  qui 
post  matutinos  et  benedictiones  cantantur,  ut  est  in  Beg.  S.  Bened. 
cap.  Xir,  Br,  Dn. 

flaureolum  IV  719  Scheibe,  0  319  ,hoc  laureolum  i.  e.  discus, 
unde  luuenalis  [Vlll  187]  „Laureolum  uelox  etiam  bene  lentulus 
egit",  0  328  ,  laureolum  i.  e.  dißcus',  Ug  118^,  ü  107^  und  I 
,a  laurea  hoc  laureum,  rei,  unde  hoc  laureolum,  li  .  laureum 
(etiam  add.  I)  dicitur  remuneratio,  que  consequebatur  ex  ludo, 
pro  quo  laurea  corona  uictores  remunerabantur  (coronabautur  üg). 
laureolum  uero  dicitur  ludus  ille,  et  dicunt  quidam,  quod  iUe  ludus 
(ludus  ille  I)  est  discus  uel  uirga  (uirga  hinter  supponunt  Ug)^ 
quam  (quem  U)  supponunt  uirge  (que  supponitur  uirge  J),  et  ibi 
uoluitur,  unde  luuenalis  „Laureolum  uelox  etiam  bene  lentulus 
egit  (exit  f )".     Vgl.  D  , laureolum  :  asch*  (=  discus). 

lebes*  vn  357  Kochkessel,  ,paruus  cacabus  coquinaUs'  I,  vgl.  H 
(L  80),  S  I  283, 17. 

lectiot  ni  963,  IV  688,  V  60,  VH  193  mM.  lecze,  bibUscher  Lese- 
abschnitt,  Perikope,  die  Sammlung  derselben  hiess  lectionarius  i.  e. 
uolumen  (Anastasiufi  bei  C  m  54,  i)  ,in  quo  constant  uerae  prae- 


442  Glossarilun. 


dicationis,  Pauli  uidelicet  apostoli,  et  aliortun  apostobnun  episto- 
lae,  atque  Prophetanmi  ordinabiliter  constitutae  lectLones,  quae  a 
BubdiaconibuB  leguntur  per  cimctas  ecclesiaram  stationeB,  more 
Bolito,  Bursum  in  ambone'  etc;  dasa  auch  Erklärungen  der  Peri- 
kopen  seitens  der  Kirchenväter  dazu  gehören,  lehrt  Reg,  8,  Bened, 
cap.  9,  G  und  Br  s,  u,  lectiones. 

legere  et  cantaref  I  1001  die  Messe  ceiU^rieren,  tnhd.  lesen  unde 
singen  {Mhd.  Wh.  II  2,  301,  i  und  Kud/run  915,  X),  vgl,  Begino 
De  synod.  catts.  II  Äpp.  I  cap.  40, 

legitimus,  a,  umf  V  611,  0  323  , legitimus  :  legaüs,  secundum 
legem  uiuens',  U  108*^  und  I  erklären  ,bonu8  secundum  legem 
habitus  uel  factus*,  C  ypröbus''  —  es  ist  offenbar  hier  Umsch/rei- 
bung  für  das  dem  Hexameter  widerstrebende  regularis,  ,der 
Mönchsregel  gemäss  lebend  (ordo  saoer  V  612)  und  darum  jeden 
eigennützigen  VortheÜ  verschmähend  {V 610)\ 

*leprosuB,  a,  um  V  886. 

leuitert  I  386,  589,  V  308,  410,  794,  VI  140  faciU,  ebenso  Pam- 
philus  143,  276,  643,  686  und  BruneUus  358,  trotzdem  Eberhard 
im  Grecismus  lehrt  ,Dicitur  id  facile,  quod  non  grauat  ad  facien- 
dum;  Cui  non  pondus  inest,  dicitur  esse  leue'. 

lexf  VI  488  die  gesetzliche  Busse  (vgl,  518  und  zu  427),  G,  C  IV 
81,  3,  Br, 

liberf  1  762,  856,  1047,  IV  228  {vgl,  TU  493;  hingegen  V  684,  862 
,Buch'  überhaupt,  I  473,  V  136  =  cortex)  die  Bibel,  wie  mhd. 
da;  oder  diu  buoch. 

flibitum,  i  in  593,  bezeugt  von  0  327  ,libentia  :  libitum',  ü  111^, 
I,  Buodlieb  I  4. 

*lineola  I  276. 

liquaref  modos  (Töne)  U  10,  stridula  uerba  VE  382  ist  ebenso  wie 
das  folgende  liquaster  ni<^t  mit  Sicherheit  zu  bestimmen. 
Henschel  (in  C)  erklärt  y  quasi  eHiquando  paulatim  et  ueluti  gut^ 
tatim  uocem  effundere,  cf.  Pers,  I  34'  (aber  die  CrUichsteUung 
mit  eliquare,  das  U  114*'  und  I  an  der  Persius-SteUe  ,cum 
quodam  uopis  lenocinio  pronunciare'  erklären,  verbietet  II  10), 
Mone  ,die  Aussprache  undeutlich  machen,  als  wenn  m^in  Brei 
im  Munde  hätte,  daher  Breimaul,  balbutier '  («708  mt^  auf  defor- 
mare  II  10  passt).  Zieht  man  V  885—888  und  Zs,  f,  d,  A. 
VI  255  ,Bauarus  .  .  exaltans  uocem  crassam  nimis  atque 
ferocem '  herzu,  so  scheint  liquare  von  der  breiten,  verdickenden, 
zischenden  und  gleichsam  spritzenden  Ausspra/ihe  gebraucht  zu 
sein  (vgl.  eructare)  tmd  etwa  unserem  ,(&e-)  sabbern''  zu  ent- 
sprechen; Uund  I  a,  a.  0,  ,liquo,  as  i.  e.  liquidum  facere,  decur- 


Glosearinm.  443 


rere  uel  (nel  fehU  U)  deflnere  faoere  uel  liquorem  emittere 

uel  purgare*. 
fliquaster    I  227    mit   Verachtung    (DEW,  II  218)    .Schwätzer, 

Sabberer  ^?   schlechterdings  nicht  nachtoeisbar ;  zur   Wortbildung 

vgl.  L  291  coquester. 
o*litigium  n  381,  Vn  639,  B  31,  0  322,  etc. 
lixa*  V  444,  671,  1107  der  Koch,  B  161,  H  {zu  L  161),  D. 
<>*liicere  m  373  transitiv,  leuchten  lassen,  leuchtend  verkünden. 
flupicida  IV  317. 

tlupulus  V  709,  711,  715,  Be  lupo  31,  96,  B. 
lupusf  I  677   der  Hecht,  P  ,liipns  piscis  :  lucius',  B*  zur  Stelle 

,lnpos  :  heecte',  Neues  Archiv  IV  340  und  Seh  75  ,lupos  aqua- 

ticos  siue  luceos',  B,  vgl.  Buodlieb  XIII  39  f.  und  SeiUr  p.  317. 
fmacidus,  a,  um  Y  879  mager,  dürr,  B;  macidum  atque  olidum 

iron.  =s  dickes  und  stinkendes. 
maledicitef  H  331  seid,  sei  verflucht,  vgl.  zu  benedicite  wnd  Ke  78 

,inaledicer6   bekommt  im  Kirchenlatein  eine  härtere  Bedeutung, 

nicht  =  schelten,  schimpfen,  sondern  verfluchen\ 
manciparef  Y  580  ,in  se  quid  (custodiendum,  seruandum)  susci- 

pere' {C),  tueri,  woJU  verschleiernd  für  {vgl.  V 555  f)  ,ein8perren' 

(G),  ^annemen  mit  gefencknisse'  {B),  vgl,  Amplon.^  352,  il  {L), 

,mancipatii8  :  uinctos'. 
mandare-f  m  69,  86,  IV  730,  938,  Y  553,  YI 165  mander  qudqu'un, 

vorladen,  zu  sich  bescheiden,  herbeirufen,  C,  Br. 
man  der  6  HL  145,  lY  219  statt  ,kauen'  {wofür  masticare  vorherrschend 

eintritt)  geradezu  {toie  vereinzelt  bei  den  Alten)  =  essen;  0  336,  361, 

ü  120^  und  I  erklären  es  übereinstimmend  nur  durch  oomedere. 
manifestns,  a,  um  XU  294  notus. 
♦manna  VII  573. 
♦manzer  III  850  Hurensohn,  K  94,  S  I  284,  63,  B,  Ampl^  350,  84, 

U  11^,  1  etc. 
tmarca  V  103  ein  halbes  Pfund  {Silbers  oder  Goldes),  C,  Lexer,  etc. 
Marsf  I  886  der  März,  vgl.  Februus. 

masf  IV  641  verhüllend  für  das  männliche  Glied,  vgl.  subügar. 
♦masticare  IV  129,  Y  364,  Bz  I  20,  BEW.  I  268,  Q. 
materiaref  IV  664  offensam,  Ärgerniss  bereiten. 
tmatrina  VII  13,  23,  26,  47,  73,  83, 105,  223,  284  Fathin,  marraine, 

,que  aUquem  de  sacro  fönte  eleuat  (leuat  I)  uel  in  ecclesiam  in- 

troducit '  (intromittit  ü)   U  UH""  ufid  I,  vgl.   C,  Br,   Bz  I  41, 

BEW.  II  372,  AUd.  Bl.  II  198,  etc.- 
matutinif  IV  680  sc.  hymni,  Mette,  C,  Br,  vgl.  I  ,hi  matutini, 

onun  :  ipsa  officia  {mcUutina)  \ 


"*  QlossariTun. 


maxi  Hat  ^  951  Wange,  S  I  284,  59  ,maxilla  :  uuanga,  aliquando 
ohinnipacho ',  0  336  ,haec  mala,  ae  i.  e.  maxilla',  vgl,  femer  C, 
Br,  D,  Dn,  Dg  93, 

*medela  III  583,  805,  1182,  B  46, 

medianus,  a,  umf  V  974,  1081  =  meditM  (0  353,  364,  ü  122r^ 
und  I)  und,  wie  dieses  {B  333,  K  111,  A  54,  DEW.  I  276)  in 
der  sonst  nicht  nachweisbaren  Bedeutung  yhalb\ 

fmediastinus,  a,  um  Y  790  medius,  als  Adjeetivum  bezeugt  von 
0  353,  365,  ü  122'',  C,  Br,  D;  0  erklärt  ,m  medio  stans', 
Ü  ,iii  medio  ciuitatis  existens',  C  und  Br  ,medius\  2>  ,iii  das 
mittel  gelegt  o.  -setzt',  D*  im  Glossar  ,iii  medio  situs'. 

♦melodia  VH  127,  K  89. 

membranat  1  348,  UI  769,  965,  V  1291  (Wolfs-,  Fuchs-)  Fell, 
Haut,  abgezogen  vom  Körp&i',  aber  noch  nidit  zu  Pergament  ver- 
arbeitet, vgl.  ceda  und  D. 

*memorari  VII  285  sich  erinnern  {oder  ^erinnert  werden^  nach 
DEW.  I  270),  B  373,  K  165. 

milesf  I  32  Bitter,  0  185  ,liic  eques  i.  e.  miles*,  C,  D,  etc. 

mina  VI  75  schwerlich  in  antiker  Bedeutung,  die  C  aw^  für  das 
Mlat.  annimmt,  aucfh  nichi  Pfund  (Silbers  oder  Goldes),  was  D 
empfiehlt,  sondern  wegen  cromenQ  ei/ns  kleinere,  geprägte  Münze, 
vgl.  I  ,mna  quandoque  ponitur  pro  obulo',  Dn  ,mna  :  pemiyngh'. 

ministeriumf  VII  57  sc.  diuinum  (C,  Br,  G),  Gottesdienst,  Messe; 
vor  diesem  Gebrau^ch  warnen  U  127*'  und  I  ,differt  mysterimn 
a  ministerium,  quia  ministehum  in  temporalibus  attenditor,  sed 
mysterium  in  spirituaUbus  *. 

mrser,  a,  um  schillert  im  Lichte  des  Zeitgeistes  nach  folgenden 
Nuancen  hin: 

1.  arm  (Gegensatz  diues)  III  88,  IV  51,  vgl.  III  285  f.,  D. 
2.-1*  schwach,  gering  an  Macht  und  Ansehn  (Geg.  potens,  am- 
plus),  1  171  f.,  IV  422,  V  244,  VI  474,  Seiler  BuodUdf 
p.  318. 
3.t  thöricht,  dumm  (Geg.  cautus),  I  198,  483,  1012,  II  609, 
III  244  (vgl.  204),  731,  938,  V  172,  267,  VI  293,  381, 
Vn  78,  521. 

fMiserele  II  98. 

»missa  I  750,  751,  IV  586,  589,  591,  VH  32,  35,  36,  37,  45,  71,  74, 
165,  188,  519,  522,  Ke  47. 

missilis  cartaf  V  134  Sendbrief,  D. 

mysticus,  a,  um*  VI  298  geheimnissvoll,  bei  schlichter  Form  tiefen 
Sinn,  Gedankenfülle  in  sich  bergend,  mystica  dicta  »»  Kern- 
Sprüche;  vgl.  V  118. 


Glossarium.  445 


mitrat  ^  1072,  1073  {vgl  ÜI  991  f.)  Bisehofshut,  ü  128^  und  I 
,initra  etiam  episcoporom  est  (est  episc.  I.y,  C,  Br. 

mixtumt  ^  740  {Frühstücks-)  Imbiss,  Brot  in  Wein  getaucht  und 
eingeweicht,  8  II  50,  35,  C,  Br,  vgl.  Ecbasis  {zu  589  und  p.  51). 

modicus,  a,  um*  I  156,  701,  H  223,  HI  422,  V  244,  801,  VI  319, 
Vn  24  nicht  das  Mittlere,  bez.  ein  wenig  darüber  oder  darunter, 
sondern  das  entschieden  Kleine  bezeichnend,  paruus,  pusiUus,  vgl. 
namentlich  L  414^416,  ferner  R  334,  Kill,  A  55,  H  {M 161); 
U 128^  und  I  lehren  ,  modicus  i.  e.  rationabilis  (rationalis  J),  men- 
suratus,  moderatus,  et  modicus  i.  e.  paruus^  sed  improprie  et  abu- 
siue  dicitur\  0  336  ,  modicus,  a,  um  i.  e.  paruus  uel  meusuiatus', 
vgl.  0  361,  G,  A.  Mai  Cl.  Auct.  VII  569. 

modo  1.  BB  nur,  wenn  entweder  eine  Negation  mit  folgendem  ^sondern 
auch'  (I  907,  V  100,  535)  oder  tantum  (VI  544)  vorhergeht; 
sonst 
2.  in  mehr  vulgärem  {L  407,  Anm.  1)  Sinne  Jetzt',  I  477,  816, 
II  468,  III  142,  207,  261,  342,  519,  608,  (9.72),  IV  458,  V  65, 
221,  1064,  1206,  (1298)  1307,  VI  40,  (211),  489,  Vn  57, 
193,  436,  464,  vgl  H  {M  163)  ,modo  :  nunc',  P  ,modo 
pro  nunc  uel  pro  tantummodo',  U  128^  und  I  ,modo  i.  e. 
nunc  uel  aüquando  uel  paulo  ante  uel  tantum  modo'. 

modusf  ^^  112,  117  music.  1. 1.,  das  Intervall,  vgl.  zur  Stelle. 

molaf  n  556  molaris,  Backzahn,  D. 

♦molendinum  V  976. 

moleref  IV  984,  V  367  masticare. 

♦molestare  I  633,  E  167,  K  170,  Dz  1 21. 

*monacordumt  VII  101  einstimmiger  Gesang,  indem  metonymisch 
{vgl.  Organum  VII  107  und  fides  VII  106)  das  Instrument  statt 
der  Stimme  steht, 

*monachusI445,  457,  465,  556,  634,  639,  644,  II  255,  330,  336, 
506,  685,  III  169,  227,  665,  707,  718,  719,  776,  998,  1067,  1095, 
IV  549,  V  391,  413,  562,  568,  663,  984,  1266,  VII  31,  198,  205, 
468,  672. 

♦mulsa  V  742,  Tsp  103. 

o*multiloquu8,  a,  um  V  187,  Kr  12. 

♦multimodus,  a,  um  111312. 

»multotiens  V  329,  B  346,  Psb  13. 

ofmungere  V  972,  0  358,  U 132^,  I,  Ch  22,  D,  Dn,  Troüus  VI 300. 

f  munia  {nur  im  Nom.  und  Acc.  Plur.)  11  302  {vgl.  turres  305), 
ni  66,  IV  762,  V  774,  783  arx,  castdlum,  wohl  durch  Verwechse- 
lung mit  munia,  archaistisch  moenia  , Pflichten,  Geschäfte'  {Festus 
p.  100)  veranlasste  Nebenform  zu  moenia  ^Mauern,  befestigtes  Haus* 


446  Glossarium. 


(III  94,  328,  398,  870),  wozu  man  sich  den  Singular  moninm 
weiterbildete,  vgl.  Gloss.  Amplon.  351,  U5,  353,  74  ,mTmia :  aedi- 
ficia',  K  zu  M  168,  P  ,muiiium  :  munitio,  murus*,  ebenso  A.  Mai 
Class.  Auct.  VII  569,  U  132^  ,Item  a  munio  hoc  munium  uel 
munimentom,  ambo  pro  defensione,  firmamento,  aimlio',  B  ,  mu- 
nium :  befestigang'. 

♦  musac  Vn  376  {Vulg.  IV  Beg.  XVI,  18,  K94)  Opferstock,  P  ,musac 
sabbati  :  locus  quidam  fuit  aedificatus  in  uestibulo  templi  domini, 
ubi  reges,  quando  ad  templum  ibant  in  sabbato  causa  orationis, 
pecuniam  pro  elemosyna  immittebant',  J  ,musach  erat  arca,  in 
qua  reponebantur  donaria  regum  uel  piincipum  ad  reficienda  sar- 
tatecta  templi',  D  ,musacli  :  geltstock',  Dn  ,musach,  tresil',  vgl 
Unibos  26,  J  und  C,  Wenn  jetzt  musach  als  Säulengang,  ^bedeck- 
ter  Sabbathsgang ,  wahrscheinlich  eine  bedeckte,  dem  königlichen 
Hofe  beim  Gottesdienste  gUichsam  als  besonderer  Betstand  die- 
nende Halle  im  inneren  Vorhofe'  (Bu/nsen)  erklärt  wird,  so  lässt 
sich  damit  die  gemein  -  mlat.  Bedeutung  an  der  Hand  des  P  durch 
die  Annahme  verbinden,  dass  man  sich  den  Opferstock  an  dem 
königlichen  Säulengang  angebracht  dachte.  Mone  im  Anz.  III 187 
verwechselt  das  an.  üq.  musach  mit  dem  häufigeren  masach. 

nam*  III  296,  660,  V  859  autem,  uero,  6(,  A  55  s.  u.  nam  und  51 
s.  u.  enim,  Commodian  ed.  Ludwig  I  praef.  XXX,  II  praef.  XIX, 
Ke  134,  G  815  s.  u.  enim  und  p.  861  8.  u.  nam. 

f narramen  III  1183. 

t nasale  III  1097,  1099,  1105  ypars  cassidis  demissa,  quae  nasum 
tegiV  (C),  Q,  0  384,  U  138'*,  I,  Br,  D,  Dn,  vgl  zur  Stelle. 

n.  c.  m  693. 

necdum*  IV  799,  VI  27  nondum,  K  197,  P  ,neodum  :  nondum, 
non  adhuc',  I  , necdum  i.  e.  nondum'. 

nescire  aliquem»*  nicht  kennen,  V  62,  J?  373,  K  155,  Buodl  ed. 
Seiler  p.  319. 

nimiso*  öfters  im  vulgären  Sinne  =«  ualde,  z.  B.  I  621,  III  678, 
IV  553,  817  (vgl.  VI  461),  V  1105,  VII  160,  vgl.  B  342,  K  139, 
197,  H  {N  85),  C.  Barth  zur  Phüippis  VI  519. 

fNiniueus,  a,  um  VII  381. 

nocetf  I  150  unpersönlich  {Geg.  iuuat,  vgl.  l^dit  III  989),  e^  ist 
schade,  H  {N  108)  , nocet  :  laedit,  obest,  uel  contrarium  est'. 

♦nola  V  234,  860,  974,  VII  33,  50. 

nonaf  V  221  {vgl.  604)  nöne,  der  kXösterliche  Nachmittagsgesang, 
vgl.  zu  hora,  DEW.  I  291,  Beg.  S.  Bened.  XVL 

*nonna  Vn  31,  41,  372,  DEW.  I  291. 


Ölossarinm.  447 


normat  I  431,  II  416,  HI  981,  V  1010  specUÜ  =  Kloster-,  Ordens- 
regel, C,  Br,  etc. 

no Beeret  II  440,  III  238,  403,  583,  693,  878,  IV  410,  457,  926,  V  49, 
51,  53,  572,  VI  219,  VII  74,  ebenso  cognosceref  V  215  toissen, 
kennen,  D,  Dn. 

notaf  VII  438  {sc.  res,  III  582)  eine  bekannte  Sache,  Begebenheit, 
vielleicht  auf  Verg.  Aen.  I  669  ,nota  tibi'  zurückzufuhren,  wo 
toir  sunt,  der  Dichter  res  hinztuUicJUe,  vgl.  nulla  Nichts,  K  280. 

notaref  VII  213  mit  Noten  versehen,  in  M^mk  setzen,  C  nr.  2,  D. 

notitiat  (»»  gewöhnlichem  Sinne  V  427,  VII  416)  IV  268,  277  Marke, 
Etikette,  als  Zeichen,  dctss  ein  Gegenstand  jemandem  gehört,  bez. 
für  ihn  bestimmt  ist,  und  dann  der  so  ausgezeichnete  Gegenstand 
selbst;  vgl.  class.  nota. 

noxiumf  I  558  noxa,  Missethat,  D. 

fnngosus,  a,  um  V  284,  0  384  ,nugosus  :  nugis  plenus,  ridiculosus, 
iniuriosus',  0  379,  Ü  140^  und  I  ,nug08us,  a,  um  i.  e.  nugis 
plenus',  D. 

tnullo  I  65,  IV  906,  VI  333  nirgendwohin;  ebenso 

tnuUorsum  III  813,  IV  520,  V  555,  VI  132. 

nummusfV  210,  VI  527,  531  f.,  VII  679,  683  der  Pfennig,  vgl.  zu 
I  789,  C,  D,  G,  Mhd.  Wb.  s.  u.  phenninc. 

onuncoine  VI  157. 

•fnuster  II  97. 

obbaf  VII  349  Topf,  Gelte  zur  Aufbewahrung  von  Flüssigkeiten, 
hier  von  Milch  {nicht  ein  specifisches  Melkgeschirr,  wie  multrum 
339,  349  und  sinus  400,  sondern  ein  uas  commune,  O  262). 

obdere*V761  verschliessen,  claudere,  PI  26,  P,  U  54\  I. 

fobeditus,  us  V  118  ,obedientia'  X>*. 

obiexf  III  686  statt  *obiectio,  Einwurf,  Entgegnung. 

obire  erlöschen,  von  Lampen  V  853,  von  Treue  und  Glauben  IV  840, 
V  144. 

obiterf  II  562,  IV  101,  473,  782  {oberwärts,  darüberhin,  daher) 
schnell,  P  und  2>*  {im  Glossar  und  zu  IV 101)  ,obiter  :  uelociter', 
Amplon.^  ined.  (X)  ,obiter  est  celeriter'.  Die  Glosse  in  A  zu 
IV  473  .obiter  i.  e.  interea'  stammt  von  A\ 

oblideret  cornua  (II  560),  dentes  (V  398)  entgegen-,  zusammen- 
schlagen, collidere. 

obliquaref  I  281  intransitiv  {transit.  I  67  wie  Metam.  VII  412) 
=  ,obüquum  incedere'  (I  275),  cod.  Leid.  67  E  {L)  ,obliquat  : 
transuersus  uadit',  C,  Br. 

foblongare  I  280  oblongum  incedere. 

*obloquium  VII  706. 


448  Glossariom. 


obolusf  VII  683  6^  Heller,  vgl.  zu  I  789,  D,  Dn. 

tobsequa  VII  327,  343  ancüla  (BF,  Einleitung  97),  ,obedien8  in 

Omnibus'  erklärt  es  D*  zu  VII  327  und  im  Glossar. 
obsequi-f  III  489  heistimmen,  Becht  geben. 
♦obuiare,  B  167,  K  180,  Dz  I  21, 

1.  begegnen,  sinnlich  V  344,  VI  146,  f  übertragen  au f  das 

VerhaLtniss  von  Ursache  und  Wirkung  I  682. 

2.  fenoidern  III  601,  IV  575,  928;  dem  entsprechend  auch 

obuia  uerba  III  244. 

*occubitus,  US  II  312. 

*oda  VII  108. 

♦odiro  I  713,  B  281  ff,,  K  192,  Q;  U  140^  und  I  ,odio,  odiui,  odi- 
txun,  odire'. 

officium t  VII  105,  109  introitus  missae,  vgl.  zu  VII  173  xmd 
C  IV  704,  2, 

omenf  1-  fortuna,  omine  iQto  I  655,  VII  305,  bono  IV  712,  VI  231, 

felici    V  725,  nescio  quo  I  133,  meo  IV  998. 

2.  opportunitas,  I  816,  923. 

Vgl  0  394,  400  ,omiiiosus  i.  e.  fortuoatus',    ü  P5**  und  I  ,omi- 

nosus  :  plenus  augurio  uel  fortunatus',  D*  glossiert  I  655  omine 

durch  ilucke  und  bietet  im  Gloss.  ,omGn  :  fortuna  s.  gheluc*,  D. 

operari*  II  621  ^war  im  christlichen  Leben  der  gebräuchlichste  Aus- 
druck für  „Werke  der  Barmherzigkeit  thun'\  insbesondere  „Älmo- 
sm  geben''  Ke  79,  vgl.  B  387,  Ke  97,  C. . 

orare*  IV  1,  VII  281  beten  (IV  197,  362,  462  bitten),  ,orare  beten 
und  oratio  Gebet  war  mit  dem  Anfange  der  westländischen  Kirche 
vorha/nden''  Ke  80. 

oratorf  I  421,  VI  459  defensor  rei,  IV  346,  365  patronus,  ,orator 
i.  e.  actoT,  defansor,  patronus,  causidicus,  aduocatus  secundum 
Papiam'  I,  ebenso  L  176,  vgl.  G  867, 

fOratrus  fratrus  II  99. 

Orcus*  III  901  die  HöUe,  0  401,  612,  D,  vgl.  Ke  146. 

ordof  =  wÄd.  orden,  daher  1.  Befehl,  III  348,  643,  ,dare  ordinem 
=  donn^er  ordre  de  faire  quelque  chose'  C  IV  730,  3,  Br. 

2,  das  Gesetz,  die  Begel,  u/nter  welcher  eine  Klasse  von  Men- 
schen steht,  und  zwar 

a)  die  Kirche  überhaupt,  ordo  Homanus  VII  130,  (7  nr.  4. 

b)  die  Mönche,  ordo  sacer  I  435,  V  612,  Vn  450,  455, 
ordo  allein  1  459,  464,  V  605,  1004,  C  nr,  5  utid  6, 
Br  nr.  12  und  15;  daher 

3.  die  Getneinschaft  der  unter  dieser  Begel  Inenden  Menschen, 
der  Mönchsorden  V  665,  943,  997. 


Glossariom.  449 


o'^organicns,  a,  nmf  YII  127  mehrsUmmig  singend,  vgl.  cUm  folg. 
organumt  IV  587,  VII  107  der  (eigentlich  mehrstimmige)  Gesang^ 
y  Von  Begleitungsstimmen  einer  mdodieführenden  gegenüber  tcussten 
die  Alten  noch  nichts.    Das  katholische  Bewusstsein  von  der  All- 
gemeinheit der  Kirche  führte  dann  die  Stimmen  zusammen  — 
Sopran,  Tenor,  Alt  und  Bass  — ,   indem   sich  jede  nach   ihrem 
Vermögen  an  der  Ausführung  des   neuen  melodischen  Gesanges 
hetheiligte,  und  so  entstand  die  Diaphonie  oder  Symphonie, 
auch  organnm  genannt,  ein  Name,  welcher  bei  den  mu- 
sicalischen  Schriftstellern  für  diese  neue  Behandlung 
der  Melodie  lange  Zeit  Geltung  behielt'  Reissmann  Gesch. 
d.  Musik  1 104,  ,  Organum  generale  nomen  omnium  instmmen- 
torum  Tiel  uasonun  mnsicomm;   Organum  etiam  dicitur  modn- 
latio,  que  in  cantilena  est  (qne  fit  in  cant.   J),   et  proprio 
cum  talibus  instromentis  uel  uasis'    U  143^  und  I,  vgl.  Ecbasis 
818,  842. 
♦ossosus,  a,  um  VI  258  osseux,  Psp  110,  0  387,  399,  ü  96^,  I,  C. 
ostriferf  III  1128  PurpuHräger. 
•ouanter  IV  268,  V  293,  0  396,  401. 

tpannifer  V  126  nicht  mit  BF.  Eiril.  86  ,Vorträger  des  Kreuz- 
banns',   sondern  mit  Mone  und  Henschel  , Kuttenträger,  Mönch* 
zu  deuten,  vgl.  oucullifer. 
*papa  1.  Büchof  IV  177,  V  1061,  VII  71,  überhaupt  Geistlicher  (mnl. 
pape)  III  976,  VI  381,  VII  66, 
2.-f Papst  II  142  {wegen  136),  V  100,  1308,  1309,  1311,  1313, 
1314,  1315,  1317,  1320,  1321,    VI  494,    VII  465,  481,  484, 
669,  677,  682,  687,  707;  vgl.  C,  DEW.  I  303. 
♦parator  III  456  qui  parat,  Psp  113,  ,macher'  D,  in  anderer  Be- 
deutung bei  C,  Dn. 
tpartificare  II  454,  VI  189,  204,  250. 
partus,  a,  umf  =  paratus,  1.  zubereitet  III  391,  vgl.  parator, 

2.  bereit,  zur  Verfügung  stehend  I  351, 
n  13,  IV  716,  vgl.  I  148,  III  811,  IV  247,  466,  Walth.  947,  C. 
parumf  1-  Subst.  die  gelinge  Habe  I  500,  die  Kleinigkeit  III  661, 

vgl.  modicum  III  422, 
2.  -=  parumper,  paulisper  Hl  748,  IV  362,  V  754,  VII  298, 
vgl.  0  409   ,  parumper  i.  e.   parum*,    467  ,  parumper  :  paulisper, 
parum,   exiguum,  minimum',   481  ,  Paulo  :  paululum,   paulisper, 
parum,  parumper'. 
♦pascha  III  185,  688,  K  103,  Bk  101,  DEW.  I  307. 
passimf   1.  *«  einem  fort,  fortwahrend  I  93, 

2.  langsam,  lento  gressu  1  209,  C,  D,  Dn. 
Voigt,  Ysengrlmns.  29 


450  Olossariiuii. 


♦patenter  IV  406,  Q,  P,  0  437,  ü  148\  I, 

pater*  Ehrent^xme  geistl,  Personen,  der  Bischöfe,  Äbte,  Eremiten  etc., 

m  742,  V  940,  965,  1262,  zumal  in  der  Anrede  van  Seiten  des 

Niederen,  II  405,  IV  229,  V  501,  505,  537,  1060,  VI  69.    Vgl.  C 

und  Br. 
♦patriarcha  IV  163,  555,  560. 
tpatrinus  III  649,  IV  463,  YI  20^  der  Taufzeuge  in  Beziehung  auf 

den  Täufling,  Paihe,  parrain,  ,qiii  leuat  aliquom  de  sacro  fönte 

uel  intromittit  in  ecclesiam '    ü  14S^  und  I,  vgl.  C,  Br,  DEW. 

II  397,  Edb.  496,  Neues  Archiv  I  598  f 
♦pauefacere  V  627,  Psp  114,  Q. 
panlisperf  V  1233  ein  wenig,  Adv.  des  Grades,  H  (P  85)  ,pau- 

lisper  :  permodice',  U  149**  und  I  ,paulisper  (paulumper  ü)  i.  e. 

paromper  (uel  add.  I)  modicum',  2>*  ,paulisper :  panim\ 
o*pau8at  in  1180,  IV  19,  V  320  =  ,requies*  (P,  U  149^,  I,  2>*),  hier 

insbesondere  (vgl.  III  32)  ,ea  requies,  quae  sonino  carpitur^  {€). 
♦pausare  =  ,quie8cere'  {ü  149*) ^  ,reqtiiescere'  (I),  von  Wachenden 

I  227,  259,   II  283,  von  Ohnmächtigen  III  334,  von  Schlafenden 

1  825,  IV  299,  von  Todten  (pausare  ==  sepultum  icuxre  öfter  bei 

Thietmar)  IV  35,  vgl  Dz  I  22,  DEW.  1 309,  Ch  25,  C,  D,  Dn, 

Ke  61  f 
paxt  VII  27,  35,  69,  72,  76,  77,  80,  81,  94,  154,  157,  173,  175,  180, 

181,  186,  187  der  Friedenskuss  bei  der  h.  Messe,  mnd.  petze,  vgl 

P  ,osculum  filiis  dare  dicimus,  pacem  amicis,  uxoii  basiam,  scorto 

suauitim',  C,  Br. 
tpaz  II  99. 
tpeliicinm   III  548,  578,  663,  698,  740,   V  281,  VI  370,  385,  396, 

423, 475,  502  Pelz,  Q,  C,  Br,  Seiler  Buqdl  108;  0,  U  und  I  kennen 

als  Su^st.  nur  pellicia,  ae  (-oa  I). 
fpellifex  III  864  statt  des  gewöhnlichen  pelliparius  (0,  U,  I),  der 

Kürschner,  C,  D,  Dn. 
penesf  m  794,  IV  414,  855,  VII  272   ,i.  e.  apud,  iuxta,  prope'  I, 

in  rein  örtlicher  Bed.  «=  in  schon  spatlaJt.,  vgl.  B  398,  Ke  141  f. 
pensus,  a,  umf  VI  427  c.  ckccus.,  in  eigentlicher  Bedeutung  ,so  und 

so  viel  Gewicht  habend,  wiegend',  ,ponderatus,  libratos'  erklären 

es  0  445,  Ug  169^  und  I,  ,gewegen*  D,  Dn. 
fpenu  IV  376   ceUa/rium,   hoo  penu  indeclinabile  in  diesem  Sinne 

bezeugen  0  435,  476,  U  150^  und  I;  vgl  H  (P  1S7),  C,  D,  Dn 

und  Neue  Lot.  Form.  I  359. 
♦p^nultimus,  a,  um  V  831. 

peplum*  III 1011  als  männliches  Obergewand,  ,ue8tis  8.  hoeftdeed'  IH. 
percelebraref  IV  828  {vgl  explere  825)  zu  Ende  feiern. 


OlossarioM.  451 


*perditio  II 18,  VI  36  Verlust,  YII  606  sUaiehes  Verderben,  Sünden- 
schuld,  YU  402  ewiges  Verderben,  HdUenstrafe  (une  reus  gehennae 
ignis  Matth.  Y  22);  alle  drei  Bedeutungen  bei  K  62. 

peregrinust  IV  523  PHgrim,  DEW.  I  311,  C,  JD,  Dn,  Ecb.  p.  147. 

operlepide  VI  120. 

permodicus,  a,  nrnf  UI  726  permodestus,  vgl.  zu  modicus. 

tperniger  I  237  Schinkenträger. 

personaf  V  493  (der  gegnerische  Hinweis  a/uf  1  Fetr.  1,  17  und 
ähnliche  St.  wird  hinfällig  durch  V  105)  die  Person  in  concreto, 
besonders  die  von  einer  bestimmten  geistlichen  (V  630)  oder  welt- 
lichen (V  263)  Wurde,  auch  (IV  284)  die  geistliche  Würde  selbst, 

C,  vgl.  U  18  V"  und  I  ,  persona  dicitnr  in  ecclesia,  qni  (qae  ü) 
dignitatem  habet  pre  ceteris'. 

pertingere  I  765  {vulgäres  W.)  peruenire  in  locum,  vgl.  Kr  13. 
peruaderef  V  296  angreifen,  0  483  ,p6raasus  :  innasns*,  D  bietet 

daeu  die  Gl.  ,ainyirtigen,  anverdighen*,  Dn  ,anagefatinan'. 
tpesticus,  a,  um  VII  673,  O  436,  476,  U  152^,  1,  D. 
tpestificus,  a,  um  m  264. 
petere*  aliquem  VI  166  bitten,  B  375,  Psp  69,  Anm.  16,  Ecb.  881, 

968,  etc. 
petulcns,  a,  um*  IV  50  ausgelassen,  H  (P  221). 
phißicat  I  27,  IH  130,  144,  376,  581  die  Arznei-,  Heilkunst,  C,  Br, 

D,  Dn. 

phisicus*  ni  123,  129,  261,  720,  922,  1078  der  Arzt. 

pinsf  mit  seiner  Sippe  (pie,  pietas,  impins,  impietas)  ist  an 

der  Hand  von  U  154^  und  I  (,piiis  i.  e.  religiosus,  misericors, 

benignus,  propitius')  zu  erklären 

1.  religiosus,  fromm  {auf  den  christlichen  Glauben  und  dessen 
reinste  Hüter  und  Pfleger,  die  Mönche,  bezüglich)  1  643, 
II  686,  m  217,  IV  197,  202,  524, 

2.  benignus,  propitius,  misericors  (bezeichnend  also  die  aus  dem 
Glauben  fliessende  Liebe,  Güte,  Barmherzigkeit  {zu  letzterem 
Ke  30  f.,  80,  97),  Sanftmuth,  Milde,  sowohl  die  Gesinnung, 
wie  die  daraus  erwachsende,  in  Gottes  Namen  {vgl.  I)  aus- 
geübte That  {Matth.  XXV  35  f.),  und  zwar  etwa  in  fol- 
gender Gruppierung: 

a.  zwischen  Hirt  und  Gemeinde  V  557, 999, 1077,  VII 697, 703, 
ähnlich  ztnschen  dem  Glück  und  den  Menschen  III  5. 

b.  unter  Verwandten  I  129,  405,  478,  828,  829,  833,  859, 
917,  Vn  81,  224,  540. 

c.  unter  Freunden  I  510,  512,  II  376,  387,  III  672,  717, 
725,  IV  1036.' 

29* 


452  Olossariom. 


d.  wnter  Gastfreu/nden  I  656,  IV  262  (hier  ,gati8  willen 
sufligkeit'  D),  618,  706,  708,  731. 

e.  gegen  den  Nächsten  überhaupt  1  418  {das  zur  Frei- 
sprechung führende  Wohlwollen  der  BicJUer)^  570,  II 13, 
323,  III  56,  439,  V  458,  VI  5,  366. 

Vgl  G,  n,  Dn,  Grimms  Erklärung  (RF,  Einl.  98)  bedarf  hier- 
nach nicht  der  Widerlegung. 

pignorafVI  486,  522  Reliquien  der  Heiligen,  0  475  ,Pignora  filionim, 
pignera  sanctoram  uel  aiiarom  remm',  C,  Br,  G, 

fPilauca  IV  746  qui  aucam  explumat  (II  233),  vgl,  BEW.  I  311, 

*pincerna  HI  308,  IV  636,  V  905,  919,  R  82  f.,  K  36,  Bk  104. 

*pinnaculum  IV  767,  R  38,  K  42,  Bk  104. 

tpiperare  V  884  würzen  (vgl.  piperatus  III  837),  D. 

•pi^caturaf  I  622  locus  piscosus,  ^locus,  in  quo  piscatur'  C,  wie 
captnra  (Ämplon.*  285,  377  [L]  ,captura  locus  piscosus  et  ubi 
scdet  captorarius,  qni  balneaticum  exigit',  vgl,  F  527,  C,  Br). 

placitumf  V  292,  VI  418  gerichtliche  Verhandlung,  mhd.  teidinc,  C, 
Br,  G,  I),  Dn,  Ruodlieb  p,  321. 

plagaf  VII 113  music.  1. 1.  Seite,  Seiten-,  Nebentonart.  Zu  den  von 
Amhrositis  aufgestellten  4  sogen.  authentiscJien  Tonreihen  fügte 
Gregor  4  weitere  hinzu,  diese  8  blieben  das  MÄ.  hindurch.  Der 
Unterschied  beider  ist  im  Wesentlichen  der,  dcus  die  authentischen 
innerhalb  6iner  Octave  sich  bewegen,  die  plagalischen  eine  Quarte 
unter  den  Grundton  und  aufwärts  bis  zur  Quinte  über  diesen 
hinau>s  (von  Dominante  zu  Dominante)  geJm,  somit  gleichsam  um 
den  Grundton  der  Octave  nach  unten  und  oben  hcrutnspielen. 

♦planca  IV  647,  mnl.  planche.  Dz  I  23,  DEW.  I  316,  R  86. 

tplebigena  lU  751. 

plectrumt  V  1110, 1111, 1114, 1116  der  Fiedelbogen,  Dn  ,medelstaf'. 

plumeumt  IV  282  das  Flaumbett 

•poderis  III  1029  tunica  Uüaris,  R  245,  K  90,  Bk  105,  L  135, 
vgl.  zur  Stelle. 

tpolis  V  110  n6hg,  P,  0  432,  461,  475,  U 155^,  I,  C,  D,  Dn,  Het^. 

Sept.  II  184,  Troilus  III  642,  Ruodl.  p.  321. 
*pomposu8,  a,  um  IV  61,  R  127. 
ponet  aduerb.  II  237,  IV  470,  740,  V  1139,  VII  43,  praep.  V  1208 

naTiC,  nahebei,  ü  155^  und  I  ,pone  i.  e.  iuxta  uel  retro  (retro  uel 

iuxta  J),  post  tergum,  D. 

pontifex*    II  36,  125,  136,   IH  936,  V  100,  125,  1060,  1069,  1076, 

1082,  VII  666,  703  u.  ö.,  der  Bischof,  C,  Br,  G. 
pontificalis,  ef  U  150  bischöflich,  C,  Br,  D. 


Glossanom.  453 


popa  V  1208  sdieifU  im  MUU.  die  eigentliche  Bedeutung  ^Opferdiener\ 
,Opfermetzger^  verloren  eu  haben,  wird  immer  nur  ,FetiheiV  oder 
,fett\  zum  Theil  mit  Hinweis  auf  den  ürheiber  dieser  Übertragung, 
Per 8.  VI  74,  erklärt,  P  ,popa  :  pinguedo,  ponitur  pro  grasso  uel 
graul,  spisso',  0  424  ,popa  i.  e.  crassus,  nomen  indeclinabile, 
undc  Persius'  etc.,  0  473  ,popa  :  crassus,  pinguis,  camulentus, 
inpinguatus',  Ug  175^,  U  '156^  und  I  ,hec  (feMt  I)  popa,  e  i.  e. 
pinguedo,  sed  ponitur  quandoque  pro  pingui,  Persius'  etc.  {das 
dtat  fehlt  I),  vgl.  C;  D,  Dn  bringen  daneben  auch  die  ursprüng- 
liche Bedeutung,  aber  erst  aus  der  Neuzeit  ungehörigen  Quellen, 

porro  ist  durchweg  (II  53,  470,  IIT  16,  411,  959,  IV  277,  320,  409, 
799,  965,  V  265,  VI  518)  nicht  Orts-  oder  Zeitadverb,,  sondern, 
wie  vereinzelt  bei  den  Alten,  logische  Partikel,  ^=^  94,  vgl,  Bk  106 
,  porro,  1  Reg.  21,  5  =  uerumtamen^  P  , porro  :  autem  aut  longe 
aut  deinde',  ü  167^  und  I  ,  porro  i.  e.  consequenter,  oerte,  ualde, 
longe,  sed\  0  622  ,ueruntamen  :  sed,  porro,  adquid,  attamen'. 

•portabilis,  e  II  343. 

posteriora*  II  536,  562,  IV  804,  V  680,  VII  170  der  Hintere,  Vtäg. 
(Psalm.  77,  66  wegen  der  Parallelstelle  1  Beg.  V  6),  Isid.  Et.  XI 1, 
105,  ,podex'  erklären  es  U  156^  und  I,  vgl.  D,  Eob,  433. 

posterus,  a,  umf  IV  775,  782  vom  Baume,  P  ,posteri  pedes,  quia 
et  piimi  sunt',  2>. 

postularef  VI  506  beten. 

potirio  I  672,  II  406,  IV  729  ,uti,  frui',  wie  P,  ü  158^  und  I  er- 
klären, vgl,  H  (P  312)  ,potitur  :  consequitur,  fruiturVA  ^^f  O- 

♦prQbendat  H  241,  V  617  Pfründe,  DEW,  I  331,  Mhd,  Wb,  s.  u. 
phruonde,  Q,  C,  Br,  D. 

tpr^blandiri  VI  53. 

•pr^colligere  V  1275  vorherberechnen,  von  Q  218  zweimal  bei 
Boetius  nachgewiesen. 

fpr^custodire  aliquid  V  343  praecaaere,  für  einen  gefürchteten  Fall 
Vorsichtsmassregeln  treffen,  bisher  nur  als  ganz  spätUU,  {Psp  124 
Änm,,  Psb  16)  und  spät-fnlat.  (C)  bekannt. 

pr^ditus*  III 49  praefectus,  I  ,e8t  preditus  secundum  Papiam  :  subli- 
matus,  omatus,  clarus,  predarus  (vgl,  III  621)^  antepositus', 
U  54*  ,predo  i.  e.  pre  alüs  dare,  sc.  bonorare,  prerogare,  prepo- 
nere,  omare'. 

♦pr^dur  n  207,  V  802,  zuerst  bei  Dracantius  (Psp  124),  Edb,  S70 
(916),  C. 

prQiref  (sifi'nlich:  yvorangehn'  IV  467  u.  ö,;  vibertr,)  übertreffen  I  636, 
V  953,  =  amtecelUre  Walth,  766  (Peiper), 

tpr^fabricare  VI  176. 


454  aiofisarimn. 


tpr^ fingere  V  445  pra/RfortnaA'e,  vorher  htmstgeredU  hüden  (aus- 
rasieren), in  atxderem  Sinne  bei  C. 

tpr^fremere  VII  618. 

*prefageret  I  321  vorher  entfliehen,  einem  Rächenden  entwischenf 
bevor  er  zttptuM. 

tpr^iurare  VI  486,  Q,  B,  F  703. 

pr^latus,  a,  umf  VII  41  praeposüus,  P  ,praelatam  :  praepositum, 
potius  subrogatum  *,  ü  66^  tmd  I  ,preferre  i.  e.  anteferre  uel  pre- 
ponere,  unde  prelatus',  C,  Br,  D, 

tpr^nooere  VI  138. 

tprenßor  I  304,  331. 

prQpenderef  IV  436  prcieponderare  im  Sinne  von  Vulg.  4  Esdr. 
XVI  77  i durch  sein  Übergewicht  erdrücken,  iiberUt9ten\ 

tprQpendöre  I  187,  VI  139  vorziehen. 

tpr^rimari  VII  25  vorTier  ausforschen,  sich  erkundigen, 

»presbiter  I  764  u.  ö.,  mhd.  priester,  1)EW.  I  332. 

pr^stabilis,  e*  1865  €rbitüi4ih,  durch  Bitten  erlangbar,  nachV^. 
loel  II 13,  Bk  107,  8  I  670,  B;  danach  ist  K 120  m  berichtigen. 

pr^Btare*  II  420,  IH  727,  745,  748,  749,  751,  758,  762,  763,  806, 
850,  896,  1084,  1154,  1164,  1169  preter,  leihen,  Bz  I  42,  BEW. 
I  332,  C,  Br,  B,  Bn,  O;  U  190^  wnd  I  behandeln  erst  presto, 
prestiti,  prestitum  umd  fahren  dann  fort  ,iiitiemtar  etiam  presto, 
aui,  atum  i.  e.  commodare  uel  mutuare'. 

prQstringeref  IV  829  vorher  {zu  einem  gemeinsamen  Zwecke)  zur 
sammensMiessen,  vereinigen,  vgl.  üg  212^,  U  192^  und  I  ,pre- 
stringo  :  nalde  uel  ante  stringere'. 

prQsult  I  201,  467,  749,  II  4,  129,  III  1001,  IV  180,  223,  299,495, 
548,  651,  719,  729,  V  110, 129, 1005, 1021, 1045, 1064, 1095, 1105, 
1320,  VII  445,  463  Bischof,  P  ,prae8ul  dictus,  quod  praesit  sol- 
licitudine,  nunc  pro  episcopo  ponitur',  C,  B,  Bn,  G. 

prQsumere*  U  488,  in  1069  sich  erdreisten,  wagen,  B  376,  Sehenü 
Orestes  p,  32. 

tpr^sumptuß,  usni  1137,  VI  234  Verwegenheit,  Frechheit. 

tpr^taxare  V  574  praedicere,  ohne  Bedewtu/ng  in  ü  193^  und  I, 
,pretexataB  =»  praedictus  Mon.  Germ.  Scriptt.  XI  91,  i,  92, 15, 
,praetaxata  :  praediota*  Gloss.  ad  AU.  PoVypt.  p.o7  Mai  {F  VI  70i) 
,pretaxo  :  predico'  D^  im  Gl.,  andere  Belege  zu  derselben  Bedeu- 
tung C  s.  u.  praetazatuB,  wozu  au^ch  die  s.  u.  praetaxare  ange- 
führte, von  C  fälsch  erklärte  Stelle  <xus  der  Vita  B.  Edmundi 
gehört;  , praetaxare  :  numerare,  calculare,  computare'  iO  468,  , prae- 
taxare :  numerare'  0  475,  564,  vgl.  ferner  B,  H  {zu  T  2S). 

tpr^tinnire  V  858. 


Qlosearium.  455 


pr^torf  in  310,  V  186  da-  Graf,  vgl  zu  III  310. 

prtfuolaret  V  121  schneü  auf  seine  Beute  losstürzen,  vgl.  pr^ripere 
I  399, 

tpr^uulgare  V  1014. 

♦primas  III  46,  104,  789,  V  242,  259,  VI  215  ==  haro,  G  ,primates, 
die  Ersten  nach  dem  Könige  im  Reiche\  C,  Br,  D,  etc. 

prior t  VI  221  abhas  s,  priitius  post  abbateni,  mhd,  prtol,  C,  D,  Dn, 
prior  tuus  wie  abbati  nostro  III  873. 

pro  I  220,  453,  II  357,  YII  505  in  ungewöhnlicher  cafMcUer  Bedeutung, 
wie  mhd.  mnbe,  durch,  vgl.  D  und  Bormans  zu  I  1233. 

probus,  a,  umf  mit  seinen  Ableitungen  heisst  auch  1.  muthig,  tapfer, 
beherzt,  preux  (DEW.  I  333)  II  538  f.,  C,  C.  Bai-th  zur  Fhüippis 
I  15,  III  268,  Menilglaise  Chron.  Ghisnense  p.  484  ,probita8  : 
ualeur,  energie\    2,  =  mhd.  müU  III  9  f.,  442,  788,  853,  IV  390. 

profestus,  a,  umf  V  221  diem  festum  praecedens,  0  235  ,profesti 
etiam  nocantur  uigiliae  festorom  dierum\  U  69^  und  I  ,  profestus 
etiam  dies  dicitur  (dicitur  dies  U)  uigilia  festorom  dierom,  quasi 
prope  festum  i.  e.  (uel  ü)  aote  festum',  C,  D. 

*proficuumtIIl  650  commodum,  le  pro  fit  (dieses  aber  aus  profectus 
entstanden,  BEW.  I  333),  ,hoc  proficuum,  cui  i.  e.  profectus' 
.      /,  vgl.  C. 

profiterif  V  453  Profess  thun,  sich  auf  die  KlostergelObde  ver- 
pflichten, C,  Br. 

proflare*  IV  797  auf  blassen. 

promerere  deum*  II  248  sich  Gott  günstig,  gnädig  stimmen,  Vulg. 
Rebr.  XIII  16,  R  377,  K  164,  Ke  69. 

opromicare*  II  65  nasd, 

promptuf  III  81  celeriter. 

»promucida  VII  91,  97,  203  Rüssel  des  Schweines,  fV  203  Scfinauze 
des  Hundes;  andere  Beispiele  dafür,  dass  der  griech.  Acc.  auf  -a 
später  Nominativ  der  I  Ded.  wurde,  bietet  Fr  47  f.,  R  258,  vgl, 
pityida  Psp  120,  phalanga  0  143. 

tpronasci  VI  337. 

o*propheta  II  226,  VII  363,  371. 

♦prophetare  VII  297,  375. 

propositumf  1.  sc.  praemium,  der  ausgesetzte  Lohn,  der  in  Aussicht 

gestellte  Vortheü,  I  835,  vgl.  I  90, 

2.  yguod  proponitwr,  ut  de  eo  statuatar''  (C  s.  u,  pro- 
posita),  Vorlage,  {Gesetz-)  Vorschlag,  III  888,  V  215, 
vgl.  I  978, 

3.  wie  bei  den  Alten,  Vorsatz,  Plan,  IV  137,  (846), 
VI  406,  Vn  537. 


40ü  Glossarium. 


Bedeutung  1  und  2  smd  hei  dem  Verbum  schon  dassisch,  beim 
Sahst  propositum  sonst  nicht  zu  belegen. 

propterf  VII  58  nahe,  von  der  Zeit. 

*protractio  V  351  die  Verzögerung,  vgl,  B  382. 

psallere*  III  707,  710  die  Psalmen  singen,  G,  D. 

♦psalmus  II  143,  IV  590. 

pugillust  I  333  (zusammengebautes)  Händchen,  vgl.  S  I  287,  67, 
D,  G  und  pugnus  I  76. 

tpungilis  IV  311  =  fustis  293,  stipes  307. 

quadragesima*  I  565  careme  {DEW.  I  337),  die  FastzeU  vor 
Ostern. 

tquadriforuB,  a,  um  III  921. 

t(ali-)qualibet  V  612,  1147  aduerb.,  an  irgend  einem  Puncte,  D. 

quam  primumf  HI  419,  V  1115  cum  primum. 

quanti*  V  962  quot,  Ke  138,  G,  etc.,  vgl,  zu  tanti. 

»quantocius  III  443,  B  231,  H  {zu  Q  14)  etc. 

(ali-)quatenu8*  I  295,  V  1289  irgendwie,  B  401. 

quatinus*  V  42  =  u*  finale,  B  401,  K 211,  Bsp  138  ff,;  in  diesem 
Siwne  ist  die  Schreibung  mit  i  im  Mlat.  Begel,  P  ,  Quatinus  pro 
ut  ponitur,  quatinus  est  coniunctit)  causalis . . . ,  quatenus  uero  loci 
aduerbium  uel  temporis ',  üi  iö5**,  Quatinus  i.  e.  ut  uel  quia,  qua- 
tenus i.  e.  qualiter',  /  ,  Quatinus  pro  ut  coniunctio  causalis  scri- 
bitur  per  i,  vgl.  schon  Beda  ed.  Giles  VI  31. 

♦quatriduanus,  a,  um  V  318,  B  128,  K  122. 

querere  sanotos  IV  477,  821,  921,  V  1244,  d>enso  requirere  III  939 
formelhaft  für  das  Wallfahren  nach  heiligen  Stätten  {dan^>en 
adire  IV  23,  uisere  IV  24,  36,  vgl.  IV  858),  vgl  Freidank  152,  4 
,Bom  ist  ein  geleite  aller  trügenheite,  die  heil  gen  sei  man 
suochen  da,  guot  bilde  suochet  anders wa'. 

qu^storf  I  355,  387,  IV  405  i.  e.  ,gut  qu^aerit  et  suhministrat  ali- 
menta  aliaque  ad  uitam  necessaria,  gaüice  pourvoUeM''  C,  vgl. 
Kl.  lat.  Denkm.  p,  49. 

*quindeoimus,  a,  um  V  650. 

tquinquimus,  a,  um  V  871  fünfjährig,  Q,  0  487,492,  ü ie4\  I, 
L  206. 

quinta  diesf  V  973  Donnerstag,  vgl.  prima  feria  I  742,  sexta  dies 
I  565,  sexta  lux  IV  857,  septima  lux  FV  857  (=  sabbatum  I  919), 
P  ,  prima  sabbati  :  prima  a  sabbato  i.  e.  dominicus  dies,  sie  quo- 
que  secunda  et  tertia  et  deinde',  vgl.  I  s.  u.  feria,  SchmeUer 
Bair.  Wort.  I  321,  Bochholz  DGl.  II  30. 

quintana  febrisf  IV  363  ,dicitur,  que  quinto  die  affligit'  U 164^ 
und  I,  vgl.  zur  SteUe, 


Olossarinm.  457 


quirlst  ^^  751  Ritter,  specieU  auch,  was  hier  pcast,  junger  Bitter, 
swertdegen,  O  469  ,prooeres  :  milites,  equites,  quirites*,  0  488,  492 
,qmrite8  i.  e.  milites',  U  165*  und  I  ,qiLandoque  (etiam  genera- 
liter  setzt  Ü  hinzu)  quirites  dicuntor  milites*,  Ga  I  486  ^Miles, 
eques,  tyro,  tynmcalus  atque  quirites  atque  neoptolemus  nouus 
est  regnator  in  illis\  D  ,quiri8  :  nouus  miles,  tiro  uel  tirunculus', 
D*  erklärt  im  Glossar  und  zur  Stelle  , miles',  vgl  femer  C,  D, 
Dn,  C.  Barth  zur  Fhilippis  II  520, 

♦quoadusque  I  427,  II  141,  V  41,  159,  VI  249,  t?^.  Q, 

quorsumo*  toohin,  rein  örtlich  V  381  (dem  class.  Sprachg^aitch 
gemäss  übertragen  auf  das  logische  Ziel  V  677),  WaUh.  1249, 
,quorBum,  ad  quem  locum'  0  490,  492,  etc, 

quotus,  a,  umf  HI  518  toievieljährig,  quotennis. 

•frasorium  V  1231,  1233,  1237,  1259  nouacula.  Fr  72,  Dg  27,  Q, 
0  376,  503,  ü  135^,  C,  D,  Bn. 

reatus,  us*  lU  665,  IV  973,  V  937,  VII  693  du  Schuld. 

trebibere  IV  567,  O  67,  U  17\  I,  C,  D. 

recitaref  IV  604  beichten  (V  178,  630  vorlesen),  vgl.  zu  Bruneüus  4L 

recolere  I  95,  II  274,  IV  166,  V  396,  VI  413,  VII  224  stets  in  der 
zuerst  Heroid.  V  113  nachweisbaren,  im  Spät-  und  Mittellatein 
fast  zw  ausschliesslichen  Herrschaft  gelangten  Bedeutung  ,sich 
erinnern',  Isid.  Etym,  XI  1,  13,  H  (B  90),  P,  ü  38\  I,  D. 

redaf  V  975  weder  ,Wagen'  (schon  wegen  pars  tertia),  noch  ,Bad'' 
(Mone,  vgl.  rota  IV  613,  der  dritte  Theil  eines  Bades  häUe  nicht 
die  zur  ümschlingung  des  Halses  (V  1074  ff.)  erforderliche  Bun- 
düng)  noch  endlich  ,trt/aatilis  genus  uehiculi,  quod  nohis  krui- 
wagen,  Gallis  brouette  uocatur '  (Borm.),  vielmehr  in  dem  aus  der 
mlat.  Bedeutung  ^Schlitten*  {D,  Dn)  entspringenden  {vgl.  ,es8eda  : 
slite,  slit,  slyede,  halßscblitlin,  ein  kerchlin  p^erlin]  das 
men  an  dem  balß  zucht  [zeucht],  silo'  D,  vgl.  epirhedium  D) 
Sinne  von  redale  ,collipendium  equorum  in  curru^  das 
Kummet  {mhd.  komat,  das  ringartig  den  Hals  umschliessende 
Geschirr  der  Zugthiere),  vgl.  Mhd.  W.  s.  u.  sil,  Dn  und  bes.  D. 

fredifer  V  1075  der  Kummetträger. 

rediuiuus,  a,  um*  VI  47  ,renouatus,  post  casum  (casus  1)  reparatus' 
ü  21^  und  I. 

fredolare  V  1227  wieder  ausrasieren,  0  166;  ,redolabo  :  iterum 
radam'  erUärt  D^  im  Glossar. 

reduncus,  a,  umf  {eig.  V  392)  auf  geistige  Schwächung  und  Ab- 
stumpfung übertragen  I  658,  wie  obtusus. 

refectiof  Sjpeisung,  Mahlzeit  1  369,  C,  Br,  D,  Dn. 


458  Glossaziam. 


refert  inter . .  V  467  c»  besteht  ein  Unterschied,  U  68*"  und  I  ,refeiTe 
i.  e.  distare,  et  (et  fehU  I)  secundum  hoc  sepe  tenetur  imperso- 
naliter',  D;  auf  Stellen  wie  JzLttenal.  VI  611  ,hoc  tantum  refert, 
quod'  etc.  beruhend, 

reflaret  I  260  Äthem  holen  {so  mit  Oboect,  wie  Bpiritam,  sdwn 
Lucr.  und  spätlat.),  ebenso  reflatare  bei  C. 

frefraudare  IV  994  fraudem,  Betrug  mit  Betrug  zurückeahkn,  ver- 
gelten, 

regulat  I  462  u.  ö,  =■  nonna,  ordo  nr.  2,  C,  Br,  etc, 

relegeret  HI  951,  V  1291  {das  Fell  eines  Thieres)  abziehn,  losreissen. 

frelibrare  VI  304,  ohne  Bedeutung  0  310,  ,i.  e.  iterum  librare' 
U  IIV'  und  I. 

relligio  braucht  de^-  Dichter  m^r  in  2  Bedeutungen,  die  sich  nach 
einer  Glosse  von  D  so  formulieren  lassen: 

1.  ,gaistlich  verbintniß  uel  glubdt',  {Mönchs-)  Orden,  IV  288, 
V  412,  654,  948,  950,  1180,  VII  40, 

2.  ,gaistlich  haltung  uel  leben',  Frömmigkeit,  II  234,  IV  138, 
852,  V  1000. 

relliqui^*  I  856,  VI  508,  509,  526  Reliquien  der  Heiligen. 

fRemicus,  a,  um  I  933;   U  167*  und  I  kennen  nur  Bemensis. 

remissio*  II  137  Vergebung  der  Simden,  Ke  45. 

o*repedare  II  398,  R  140,  K  182,  L  335  f.,  H  (R  105),  P,  etc. 

frepensa  I  963  Entschädigung,  C. 

repentef  schnell,  bald,  ohne  das  Merkmal  des  Unvermutheten,  1 106, 
122,  JI  452,  III  411,  1181,  V  353,  981,  D,  l)n;  an  den  übrigen 
Stellen  tritt  das  Moment  der  Tlötzlichkeit  mehr  oder  minder  her- 
vor (I  18,  777,  II  47,  IV  143,  329,  V  147,  VI  108,  538).    Vgl  subito. 

frepiscari  I  925. 

rep(p)licare»  I  373,  786,  II  379,  lU  198,  489,  781,  1169,  IV  365, 
564,  917,  V  139,  723  erwidern,  C,  D. 

reprobare  aliquemf  IV  876  verschmähen,  vgl.  C,  D. 

♦reprobus  II  181,  VII  611  improbus,  R  140,  K  127,  Bk  113. 

freptus,  US  IV  91. 

*reBibilare  V  845. 

resideref  1.  »ich  setzen  VI  85  (resedit  IV  1025,  VI  206), 

2.  sich  wieder  hinsetzen  III  272,  562  (resedit  IV  652), 

3.  übertr.   sich  setzen,   verfliegen  {vom   Rausche)   V  881. 

Vgl.  zu  sedere. 
resignaref  H  597  ,i.  e.  iterum  signare'  etc.  U  178*  und  I,  von 

neuem  {die  Grenze)  bezeichnen,  vgh  signare. 
resiliref  V  1084  wieder  in  die  Höhe  springen,  sich  aufrichten,  t?^. 

0  506  ,Tesili8  :  reoiduus,  qui  facile  resilit'. 


aioesariom.  459 


♦resopire  VII  347. 

responsamf  V  633,  650  =  responsorium  (U 18B^),  JarcfUicher  Solo- 
gesang mit  entsprechenden  Choreinlcigen,  C,  Br,  D,  Dn. 

trestrofare  III  952  dbzieihen,  deutsches  Wort  (re-  toie  opslutm, 
reserare),  mhd.  abe  stroufen  {vgl.  Mhd.  W.),  Kutan  1704  jOp- 
stroopen  het  vel:  detrahere peUem\  Kramer  Hoüänd,  Lexkon  1759 
fiemand  leoendig  de  huid  opstroopen',  Weidenbcuih,  Hoü.- Deutsches 
Lex.  1808  jiemand  de  huid  opstroqpen:  jemand  die  Haut  absiehen\ 
2>*  sur  Stelle  ^ofstroept',  im  Gl,  ,restrophat  :  depomt,  ofßtroept'. 
Diese  Zeugnisse  nehmen  einer  möglichen  Ableitung  von  stropha 
(sa  ttersiwa,  demgemäss  =»  reuersare)  düe  Withrscheinlichkeit. 

fresufflare  II  83  wegblasen,  blasend  forttreiben. 

re  th  or  I  470,  IV  401,  695,  851,  tote  vereinzelt  bei  den  Alten,  =-  orator, 
tDohl  in  dem  zu  letzterem  Worte  angegtbenen  Nebensinne. 

tretifer  I  687. 

t retorta  I  366, 379, 390, 411, 483, 545  «-  »strophium  salignum'  (I  357), 
Weidenband,  Dz  I  43,  DEW.  I  353,  C,  D,  Dn,  ,de  ghedrayde 
wißse*  D^  zu  I  366. 

reaerensf  VII  495  uerecundus,  zurOckhaUend,  schüchtern  in  der 
Bede,  tote  modestas  VII  503,  vgl.  zu  irreuerenter. 

rogatus,  US  imf  Accus.  I  627  (auch  IV  387  P  oder  liegt  hier  rogatam, 
i  zu  Grunde?). 

trudereus,  a,  um  V  500. 

*rudita8  HI  624. 

•rugituB,  US  III  100. 

rumbasf  (=*  rhombus)  1  677  Stör,  0  508  ,rhombus  :  piscis,  qui 
gallice  dicitor  storio ',  D,  Dn,  vgl.  Ecbasis  p.  148. 

ruminaref  IV  415  ruminer,  sorgfältig  überlegen,  H  (B  197)  und 
Hagen  Giadtts  ad  Criticen  86  ,rammat  :  diligenter  examinat', 
ü  169^  und  I  ,pomtar  qaandoque  rominare  pro  diligenter  ezami- 
nare*,  C,  D;  nur  geringe  Forlbildung  der  spätlat.  Bedeutung. 

rumort  11  391  (vgl.  V  455,  VII  479)  ohne  das  Merkmal  des  Unver- 
bürgten =  Nachricht,  mare,  niumare  überhaupt,  vgl.  D  und 
Buodliib  ed.  SeOer  p.  324. 

Saccus*  UI  713  wegwerfend  für  (grobes,  härenes)  Gewamd,  Bk  115, 
Ecbasis  p.  148. 

♦sacrator  V  1085. 

*sagmat  VI  340  mit  GreringschätztMg  für  ein  ärmliches  Menschen- 
kleid, etwa  ,der  Eitter-,  derselbe  Bedeutungswechsel  wie  bei 
cilioium. 

fsaltria  n  94  saltatrix,  0  625  leitet  von  salio  ab  ,haec  saltrüc,  eis 
et  haec  saltricula,  ae,  quod  et  haec  salter«  (Jües  saltria),  ae  didtur, 


460  GlossariTim. 


unde  luuenalis  „quod  saltera  penem  mouerit",  O  558  ,saltria  : 
saltatrix\  U  171^  ,a  salio  hec  saltria,  e  i.  e.  ioculatrix,  luuenalis 
„que  saltiia  penam",  uel  est  ibi  saltria  a  psallo',  I  ,a  salio  dici- 
tur  hec  saltria,  trie  :  ioculatrix  mulier,  luuenalis  „Nouerunt  mauri 
atque  indi  que  saltria  panem",  uel  est  ibi  psaltria,  a  psallo,  psallis", 

C,  B;  vgl.  cod.  Leid,  67  E  (L)  ,  saltria  abs  sallendo'  (a  psallendo 
cani,  X),  ,  saltria  mulier  dicitur  in  (a  cont.  L)  corda,  in  qua  sol 
adicitnr  (sola  dicitur  coni.  L)  sallere.' 

saluaref  VI  409  sahntare,  C  nr.  5  und  «.  u,  saluatio  nr.  4,  D,  vgl. 
B  380,  K  156. 

*saluificare  VII  687,  700,  R  178,  K  188. 

*8anctificare  I  1030,  IV  634,  V837,  1056,  VI  541,  B  178,  K 188, 
Bk  116,  Ke  46. 

sannaf  VII  233  {mü  Aufgäbe  des  Gattungsmerkmals  ^ Grimasse'  =) 
Verspottung,  Spottrede,  ,i.  e.  derisio'  0  548,  558,  ü  172^,  I  u.  D*, 
,  sanna  :  derisio,  ludificatio,  delusio,  ludificamen,  subsannatio  *  O  563, 
vgl.  Prora  431;  P  ,hoc  sannum  i.  e.  querela*;  bei  D  hingegen 
überwiegt  die  classische  Bedeutung. 

satagereo  (m  tmesi)  I  826  genügen,  P  ,8atagit  :  satisfaoit,  perficit, 
finit,  deuorat,  complet*,  vgl.  D. 

satis  wird  zuweilen,  wie  im  Spätlat.  {Ä  56,  Bk  96,  Vulg ,  e.  B.  Tobias 
X6)f  im  Sinne  ^udlde,  nimium,  nach  Herzenslust^  gebraucht,  vgl. 
I  790,  IV  253. 

o*8cius,  a,  um  I  689,  B  140,  K  112. 

fscrabo  VI  123  kawn  bei  der  wirren  Vermischung  und  Verwe<^lung 
der  drei  l^mlichlautenden  Worte  crabro  (Nebenform  scrabo  bezeugt 
Dg  23),  carbo  (=  ahd.  scarba,  mhd.  scharbe,  S  I  345,  39  ,mer- 
gulus  :  tuchari  uel  soarabo)  und  scarabeus  (vgl.  überhaupt  1),  Dn) 
sowohl  ,nomiss\  wie  , Taucher \  wie  endlich  .Mistkäfer'  bedeuten; 
für  , Taucher'  entscheiden  sich  Grimm  (BF.  Einl.  93)  und  Mone 
(Anz.  III 187);  dass  aber  scrabo  in  der  Thierfabel  des  XII.  Jh. 
der  Mistkäfer  ist,  beweist  doch  wohl  hirUängUch  Odo  Parab.  28a, 
31  und  32  (Zs.  XXIII 294);  vgl  Isid.  Et.  XII 8,  4,  DEW.  1 368 
und  D*,  der  im  Gl.  ,  scrabo  :  uermis  uolans  s.  scalebite*  erklärt. 

scriniumt  Schrein,  Schrank  V  683,  864,  VII  701,  bes.  Heiligen- 
Schrein  VI  543,  VII  394,  vgl.  mhd.  schrin,  altfr.  escrin,  C,  Br, 

D,  Dn. 

soriptUra*  V  909,  VH  397  die  heüige  Schrift,  T  397,  Ke  51  (vgl. 

nihd.  Schrift  wnd  zu  über),  überhaupt  =  Schrift,  schriftliche  Queüe 

I  1061  (V  818,  17),  vgl.  EifOeitung  Cap.  VI. 
s^oula*  m  1149,  V  70,  VU  588,  615  mundus  (Bk  116),  zumal  die 

gottentfiremdete  WeU  (Ke  46). 


GlosBarinm.  ^1 


secundo*  IV  875  üerum, 

secuso*  I  737,  II  165  Präp.  nahe  bei,  B  399,  K  208,  Bk  118. 

secutor*  VI  210  Bereiter,  sectator, 

sederet  HI  206,  IV  334,  V  722  sich  setzen  {van  Personen),  ü  174 
und  I  ,a  sedeo  (des,  didtur  add,  I)  sido,  dis,  idem  qnod  sedeo... 
sedeo  et  sido  in  significatione  non  diJGfenmt,  sed  nee  composita 
eomm,  sed  in  tempore  differont,  quia  sedeo  primam  corripit  (cor- 
hpit  primam  J)  in  presenti,  sed  sido  primam  (eam  I)  prodacit\ 
vgl.  Ruodlitk  ed.  Seiler  p,  325,  Am.  f.  d.  A.  VIII  364  wid  zu 
assidere,  insidere,  residere,  subsidere. 

sedes  t  I  468,  933,  V  1315  Bischofssitz,  hischöflidier  Stuhl,  C,  Br,  G, 
früher  cathedra  genannt  (Ke  73), 

*seductor  II  205,  Ke  47. 

fsemare  m  912  dimidiare  {tote  918  zeigt),  A^  zw  Stelle  ,8eman 
i.  e.  dimidiari',  ZH  im  Glossar  ,semor,  maris  :  dimidior';  nicht  in 
der  schon  im  frühsten  Mlat.  zum  Durchbrudi  gekommenen  {C, 
Dz  I  43,  Dg  118  f,  DEW.  I  370),  von  U 174^  und  I  gebiUigten 
(,8emo,  mas  i.  e.  imperfectum  facere,  aliqnantolnm  diminuere  et 
euacnare')  Bedeuttmg  von  mutHare. 

tsemi  III  623. 

-fsemiloqni  III  1098  halbutire. 

tsemiloquTis,  a,  um  II  7  incerto  ore  pronunciattts. 

tsemiparatns,  a,  um  VII  332  halbbekleidet,  vgl.  C  s.  u.  parata. 

semotus,  a,  umf  VI  191  defunctus,  mortu^us,  C,  Br,  von  semouere 
in  dem  sonst  nicht  zu  belegenden  Sinne  yde  media  tollere'.  VgL 
0  199  f.  ,emotu8  :  semotus,  amotus,  diuisus,  segregatus,  sepositos, 
separatus,  disparatus,  seiunctus,  disiunctus*. 

-f-sensio  III  857  =  ^senecio  {Analogieen  zu  dieser  vom  dactyUschen 
Ehythmus  geforderten  Syncope  bei  D  s.  u.  senecium),  0  562 
{auch  542)  ,senicio  :  senex',  U  175^  und  I  ,senecio  :  aliquantu- 
lum  senex',  vgl.  C,  D. 

seorsumin  altl.  Weise  absolut  gebraucht  HI  875,  IV  97,  969,  V  19, 
VI  205. 

sermo*    I   129,  929,    II  336,  337,  339,  465,  620,    IV  137,  191,  443, 

V  1258,  Vn  501  {im  gewöhnlichen  Sinne  oder  zweideutig  1111192, 

V  507,  VI  301)  Predigt,  Bede  überhaupt,  Ke  83,  C. 
fsesqualterare  cantum  VII  119  die  Hauptstimme  {im  Verhältniss 

von  2:3,  d.  h.)  in  der  Quinte  begleiten. 
sessor  VII  636  Bewohner,  Besitzer,  wie  sonst  nur  Nep.  dm.  II  5. 
sicubif  (II  598  wenn  irgendwo)  IV  413  ob  irgendwo. 
*sigillare-|-  VII  428,  430,  435  besiegeln,  ,sigillo  designare,  fixmare' 

{U  178^  und  I),  Psb  19,  Q,  0  531,  C,  D,  Dn. 


462  Olossarituil. 


signaref  !•  i^c-  campum  limite,  vgl.  Ouid.  Met,  I  136,  Amor.  III 

8,  42,  Verg.  Georg.  I  26)  die  Grenze  bezeichnen,  Grenz- 
zeichen  setzen,  II  577,  578,  597,  598,  vgl  ahd.  markon, 
mhd.  ma/rJcen,  BEW,  I  263. 
2.  dwrch  Zeichensprache  andeuten,  V  824,  0  376  ,  aliqtumdo 
autem  nutare  dicitur  pro  signare,  sicut  facit  quis,  cum 
loqnitur  cum  digitis \  C  s.u.  Signum, 
signumf  V  857,  VII  62  nola,  campana,  DEW.  I  376,  C,  Br,  Man. 

Germ.  ScripU.  IV  p.  887,  Otte  Glockenkunde  p.  3. 
fsillabicare  III  702,  U 178^  ,8illabico,  as  i.  e.  sillabas  coniungere', 
I  ,syIlabico,  cas  i.  e.  facere  syllabas  uel  coniungere  litteias*,  C, 
D,  Dn,  Kl.  lat.  Benkm.  p.  148. 
fsilualis,  e  VI  61,  C,  Br. 

fsiluigena  V  822,  893,  P  ,silua  componitur  siluigena,  siluieola'. 
tsiluituus  VI  18  Förster. 

sint  =  ff*  ni  1006, 

si  non  IV  92,  1021. 

sin  autem*  II  430,  VII  70  sin  aliter  {Vulg.  EcJus.  V  14,  B  405, 
Psp  5,  einmal  hei  Cic.  ad  Alt.  X  7,  2,  ebenso  sin  uero  A  cap.  28). 

*f*sindo  III  1027  Nebenform  von  sindon,  kann,  tcie  bei  den  AUen,  ein 
baumwollenes  (vgl  BEW.  I  68,  A.  Schultz  Höf.  Leben  I  271), 
aber  auch,  wie  C,  B,  Bn  lehren,  ein  seidenes  oder  sammetnes 
Gewand  bezeichnen  und  entsprich  etwa  dem  mhd.  pheüer). 

fsinocus  II  44  synochus,  ,continuus  febris*  (P),  ,febris  iugis  sine 
requie'  (F  780)  ,febri8  inpausabilis '  {ü  179^),  vgl  C,  B  und 
zur  Stelle. 

*synodalis,  e  I  420,  IV  724,  Psb  21  f. 

♦synodus  I  417,  420,  466,  470,  IV  730,  732. 

sodes  t  I  793,  II  614,  676,  IV  127,  560  stets  =  sodalis,  P und  0  556 
kennen  es  nur  als  Adv.,  ü  182*-  ,  sodes  aduerbium  blandientis  uel 
obsecrantis;  quod  autem  quidam  dicunt,  quod  sodes  tantum  ualet, 
quantum  socius,  omni  caret  ratione  (soumt  auch  in  J),  immo  quod 
mirabile  est,  in  autohbus  sie  exponunt  et  legunt  ,,0  sodes'*  i.  e. 
„0  socio",  quibus  si  blandimentum  fieri  posset,  non  tarn  ridiculose 
autores  exponerent*,  C,  B,  F  732,  Aulularia  ed.  Peiper  p.  26- Z.  7 
Mon.  Germ.  ScripU.  II  88,  Arn.  f.  d.  A,  V 124,  Buodl.  ed.  Seiler 
p.  326,  zu  Brunellus  21,  Prorafabel  VIII  5  {Zs.  XXIII  312). 

*solidu8t  I  789,  n  432,  V  596  der  Schittitig,  BEW.  I  387,  B, 
Bn,  etc. 

sororf  IV  41,  VII  73  (m  der  Anrede)  Pügerin,  Nonne,  vgl  C,  Br 
tmd  zu  frater. 

♦sparsim  V  861,  VII  354. 


dlossaniiiil.  46^ 


species*  m  312,  330,  395,  400,  405,  406,  411,  415,  456,  462,  588 
espices,  Spezereten,  Heilkräuter,  De  1 25,  DEW.  1 393;  siehringt 
herbei  der 

tspecifer  HI  929. 

specularit  nicht  bloss  im  Sinne  des  gespannten  und  gweckerfuUten 
Schauens  (III  898),  sondern  auch  veraMgemeinert  zum  sehlichten 
.sehen,  gewahr  werden'  (V  21,  III  379,  IV  545)  0  523  »speoulor, 
aris  i.  e.  uidere',  U  187^  ,8peculor  i.  e.  uidere,  aspicere,  inuesti- 
gare',  I  ,speculor  i.  e.  nidere,  inspicere,  inuestigare,  explorare,  de 
alto  inspicere',  D. 

spiraf  V  1287,  1288  Hufeisen,  U  187^  und  I  ,spira  :  circulns  non 
rediens  ad  idem  punctum*,  D*  am  Bande  zu  V  1287  ,8pira,  re, 
ponitnr  hie  pro  ferro  equi  et  dicitur  houeizer '  {interlinear  houiser, 
im  Glossar  hoefyzer). 

Spiritus*  V  612  der  Heilige  Geist,  Ke  51. 

•spontaneus,  a,  um  I  9,  IV  543,  V  213,  B  147,  K  199. 

stadiumf  (wie  mhd.  an  wände  sowohl  als  Flächenmass,  II  285,  wie 
als)  Grenze  II  487,  491,  wo  8i(h  die  meta  erhebt,  =  finis  medius 
n  483,  vgl.  B,  Dn. 

Status t  in  113,  120  Höhepunct,  «x^ij  des  Fithers,  vgl.  zu  III  113. 

fstema  VII  694  mlat.  Nebenform  von  stemma  (nur  jene  haben 
U  190^  und  I)  sowie  von  scema,  Schema  (bei  Ordericus  VitaUs, 
vgl.  C),  hier  =  txfpus,  figura  monetae,  vgl.  zur  Stelle,  U  185^ 
, scema  i.  e.  ymago  uel  figura,  modus  loquendi  sc.  soloeoismus' 
und  ü  190^  ,stema  i.  e.  nobilitas  uel  ordo  ymaginum  nobilium 
uel  honor  uel  dignitas  uel  corona,  omamentum*. 

stolat  V  1074,  1075  pallium  archiepiscopale,  vgl  C  VI  379,  2,  s 
und  Bock  II 186.  ,£st  autem  pallium  de  Candida  lana  contextum, 
habens  circulum  humeros  constringentem  et  duas  lineas  ab  utraque 
parte,  uidelicet  ante  et  retro  pendentes;  a  sinistris  est  duplex,  a 
dextris  simplex,  habet  quatuor  cruces  purpureas,  scilicet  ante  et 
retro  a  dextris  et  a  sinistris;  infiguntur  in  pallio  tres  acus  aureae* 
(Durand.  Bation.  III  17,  13). 

tßtolpare  V  1059  (auf-)  sttüpen,  vgl  BF.  Eitdeitung  83,  Mone 
Anz.  III  294,  Weigand  s.  u.  Stulpe. 

tßtolula  V  1261  die  priesterliche  Stola,  vgl  zu  III  952  und  V  1074, 
Mhd.  W.  s.  u.  stole,  C,  etc.  Wie  stola  aus  der  class.  Bedeutung 
zu  diesem  Sinne  kam,  lehrt  Bock  II  63. 

j-straba  VH  355  Ft^sschemel,  ,8trama  :  fayßschemel,  voetschemer  D, 
=  ctaTQdßTj,  astrdba  (L),  gloss.  Isid.  669,  37  ,astraba  :  tabella,  ubi 
pedes  requiescunt*,  PhHox.  p.  21,  31  ,a8trama :  aav^g,  vnonöStov'' 
(F  500),  vgl.  BüscM  Opusc.  III  186  ff.,  C  und  Br  s.  u.  astraba. 


464  Olossarimn. 


strophium*  I  357  Strick, 

8 üb  erinnert  öfter  {vgl.  IV  999,  V  37,  1140)  an  vn6  heim  Passiv. 

tsTibassilire  VII  273. 

STibdere*  V  290  erwidernd  anschliessen,  wie  subicere,  P  ,sxibdere  : 

respondere,  uel  subiectiun  facere,  superare,  subicere  \ 
STibessef  nachstehen  V  1320  {weil  ^unterworfen  sein'  V  1035),  vgl.  D. 
sTibinferref  I  623,  IV  455,  V  415  ertoidem,  vgl  inferre  und  subdere. 
fsiibintendere  alicui  uerba  VI  63  verstohlen  gegen  jemand  riMen, 

es  auf  jemand  münzen. 
subito*  meist  in  der  abgeschwächten  spätlat.  Bedeiäung  statim,  cito, 

udociter  {demgemäss  auch  subitos,  a,  lun),  vgl.  namentlich  TU  4 

(=  mox  3),  ni  457  (=  confestim  462),  V  929  (==  cito  930),  V  1020 

(r=  confestim  1017),  die  andern  Stellen  sind  I  849,  II  575,  HI  369, 

448,  773,  1091,  IV  214,  445,  845,  934,  1031,  V  46, 140,  352,  112?' 

1194,  VI  55,  541,  VII  173,  231,  617;  I  ,subito  i.  e.  cito,  uelociter, 

repente,  insperate'. 
sublegeref  1.  tramitem  I  209  heimlich  {verstohlen,  sich  dudcend) 

einen  Pfad  du/reheilen,  sich  entlangschleichen, 
2.  rete  I  883  =  subducere  887,  in  die  Höhe,  ans  Land 
ziehen, 
subligart  V  1237,  1245  decenter  Ausdruck  für  das  männliche  Glied, 

vgl,  mas. 
fsubsidere  VII  338  sich  darunter  setzen,  P,  U  174\  I,  vgl.  sedere. 
subsidSref  H  51   darunterliegen,   ü  174^  und  I  ,8ubsideo,  des  et 

subsido,  dis  i.  e.  subtos  sedere  (et  inferius  esse  I)\ 
fsubtonare  I  1056. 
sumptus,  US  l.fl  150,  IV  344,  381,  441,  VII  378  cibaria,  Zehrung, 

Speise,  =  mhd.  koste,  C,  Br,  D,  Dn,  BEW.  II  266. 

2.*  III  411  d4is  Einnehmen  einer  Arznei,  Pr  87. 
super*  [ausser  der  räumlichen  Bedeutung  (IV  81,  VII  345;  I  734, 

III  407,  IV  1025,  V  196,  VI  486,  VII  86;  III  3,  959,  V  1291)  auch] 
c.  abl,  in  mehr  vulgärem  Sinne  zur  Angabe  des  Grundes  III  983, 

VII  219,  510,  K  206,  Bk  126, 
c.  acc.  mit  zu  ergänzendem  positus,  gebietend  über  ..,   lÜ  53, 
V  459,  1088,  auch  wohl  III  10.      , 
superferri  aIioui-|-  {in  tm£si)  V  1256  überflügeln,  übertreffen. 
superimpendere  alicui  {in  tmesi)  1  942;  doch  kann  man  auch  super 

ostiolo  verbinden;  ebenso  zweifelhaft  ist 
t  super  mauere  {in  tmesi)  1  476,  C. 
tsupernimius,  a,  um  I  678,  vgl.  prenimius  Deutsche  Litt.-Zeitung 

1881,  162  und  zu  nimis;  allerdings  kann  die  Lesart  super  nimia 

mit  I  734  vertheidigt  werden. 


Glossariam.  465 


supersilire*  I  309,  IV  501  überspringen,  T  398, 

ßuppeditare  alicuif  IV  240,  I  38  seruire,  U  157^  imd  I  ,8uppe- 
dito,  as  i.  e.  aimliari  (-re  /)?  subministrare  (summ.  J),  subsemiro, 
obsequi,  subpedia  (supp.  I)  dare,  et  est  neutrom',  vgl  0  411, 561,  D. 

supportare*  IV  861,  VI  440  ,tolerare,  parcere,  adiuuare,  =  frz. 
aiipporter'  (C),  Psp  88,  Psb  20  f.,  H  (S  337),  U  156''  und  I 
(, Slipporto,  as  i.  e.  subtus  portare  uel  post  uel  latenter,  uel  suf- 
ferre  uel  sustentare  uel  auxUiari'),  -B**- 

tsnpprior  V  822  ,qiU  dbsente  priore  coetui  monastico  praeest'  C, 
vgl.  Br,  D. 

fsuppulsus,  US  in  213  imTiörharer,  geräuschloser  Stoss. 

fsurale  III  957  {toie  sonst  tibiale,  crurale)  der  Strumpf,  antehora 
suralia  die  Strümpfe  der  Vorderfusse,  übertr.  die  Handschuhe,  D* 
im  Glossar  , suralia  :  proprio  hosen',  nachher  nochmals  {ausradiert, 
aber  noch  erkennbar)  ,  suralia :  tegmina  femorum  i.  e.  hozen*. 

■fsurreptus,  us  I  625,  vgl.  z.  St.,  D*  im  Gl.  ,subreptus  :  spoliatus*. 

Susp  ender  ef  1.  weihen,  opfern,  uitam  laudi  I  837,    rebus  rectum 

(«a  lucro  honestatem)  IQ  175;  bei  den  Alten  in  die- 
sem Sinne  nur  mit  concreten  Obj.  verbunden. 

2.  aufschieben,  vgl.  namentlich  IV  685  (»  differo  683), 
ferner  I  781,  III  363,  773,  1067,  D. 

3.  aliquem  officio,  jemand  von  einer  Dienstleistung  ent- 
binden, zeitweilig  suspendieren,  1  749,  C. 

♦tabificare  III  38,  Psp  172  (vgl.  26  Änm.),  Q. 

taceref  IV  579,  VI  199  an  sich  halten,  ruhig  bleiben  {Geg.  irasci). 

tanti*  I  799,  II  502,  V  652,  VI  359  tot,  R  337,  Ke  138. 

tantillumt  ^^^  '^^^  tantisper,  vgl.  zu  parum. 

*tempestus,  a,  um  V  829  ,uon  est  in  usu'  P,  ,i.  e.  conueniens  in 
tempore*  0  583,  592,  ,i.  e.  congruus,  utilis,  conueniens  in  tempore 
suo'   U  196*  und  I,  vgl.  C,  Br,  D. 

terreus,  a,  umf  VII  656  von  der  Erde  ausgehend,  durch  die  Erde 
veranlasst,  ,de  terra  existens'  (U  196^  und  I). 

tertia*  VII  59  die  dritte  Stunde  des  Tages. 

tertiumf  VI  138  das  Drittel,  Lehngeld,  laudemium,  d.  h.  der  dem 
Lehnsherrn  zustehende  dritte  Theil  aus  dem  Erlös  eines  ver- 
äusserten Cfutes,  vgl.  C  s.  u.  tertium,  laudare  nr.  4,  dangerium,  Br, 
demgemäss  hier:  das  dem  Könige  als  alleinigem  Besitzer  aUer  Dinge 
{VI  328 — 544)  gebührende  Drittel  jeder  auf  seinem  Territorium 
gemachten  Beute,  ^der  Fuchs  plant  eine  dem  Wolfe  vor  Ausfuh- 
rung der  von  diesem  beabsichtigten  Rache  verhängnissvolle  Beute- 
abgabe \ 

*tetragonu8,  a,  um  II  483,  Q. 

Voigt,  Ysengrimus.  30 


466  Glossarium. 


♦theloneumt  III  607,  B  246,  K  92,  Bk  128,  hier  in  der  nOat.  Be- 
deutung ,ZoU%  , zolle*  Hd.  190,  ,tribtitum'  U  194''  und  I,  vgl 
ferner  C,  Br,  G,  D,  Bn. 

tyaraf  HI  1006  der  Bischofshut,  ü  35*  ,cidarig  :  pilleus  poniificalis, 
ut  dicunt,  mitra,  cidaris  et  tyara  idem  est',  I  ,sicut  dicit  quedam 
glosa  in  XXVIII  Exod.  „tiara,  cidaris  et  mitra  uocatnr,  quia  capnt 
pontificis  tegebat  et  omabat",  vgl.  C,  Br,  D,  Dn. 

ftimpus  1 1047,  II 80, 552, 553, 554, 556,  V  1054,  VII  336  mlat.  Nd>en' 
form  von  tempus  im  Sinne  , Schläfe',  vgl.  vor  allem  Dg  92,  26, 
BEW.  II  439  f.,  ferner  S  I  293,  67,  Altd.  Bl.  II  196,  WaUhar. 
ed.  Peiper  210,  1394,  Mon.  Germ.  Scriptt.  II  144,  C,  B,  Dn. 
U  196*  {dem  I  folgt)  erhebt  Einspruch:  ,Item  a  tempus,  hoc 
tempus,  oris  pars  capitis  ...  Et  nota,  quod  quidam  ydiote  de 
illa  parte  capitis  solebant  dicere  timpus  per  i,  quod  sine  dubio 
nicbil  est;  dicatur  ergo  secure  tempus  per  e  et  pro  illa  parte 
capitis  et  in  alia  signiflcatione,  ut  in  uoce  nulla  sit  ibi  differentia'. 

*tinctiot  in  1038,  spätlat.  im  Sinne  ,Taufe\  B  82,  Ke  21,  Psh  22, 
mlat.  auch  ,da8  Färben,  die  Färbung  (cotwr.y,  vgl.  0  571,  D. 

ftypicare  V  695  significare,  C,  Br,  F  753. 

ftypice  V  545  ,i.  e.  figuratiue'  loa.  de  Garl.  Dictum,  cap.  61  (bei  Seh), 
0  593  und  I,  vgl.  ferner  Q,  P,  C,  D,  Dn. 

tipsana*  V  365  dcts  alte  ptisana,  tisana  in  spätlat.  Bedeutung 
.enthülste,  aber  erst  zu  zerstossende  Gerste""  {vgl.  die  angeführte 
Proverbienstelle  und  den  von  I  citierten  Vers  ,  Cortice  nudata 
ptisanas  nempe  ordea  dicas')  und  mlat.  {D,  Dn)  Form,  vgl.  Isid. 
Etym.  IV  11,  6,  Mone  Am.  III  186  f.,  DEW.  I  415. 

titulust  lll  694  ,etiam  dicitur  nota,  que  causa  breuitatis  apponitor 
dictionibus*  U  199*  und  I,  ,titulus  eciam  dicitur  quedam  nota 
breuis,  que  dictionibus  apponitur,  que  antiquitus  apamisirma  id 
est  superior  tractus  dicitur'  Hn  29,  ,apex,  apices,  litterae,  titele' 
Hd  195,  vgl.  ferner  DEW.  I  38,  Mhd.  Wb.  s.  u.  titel,  S  I 
24,  8—12,  etc. 

ftongus  IV  615  phtliongtis,  ,tonus  componitur  . ..  hie  syntonus,  ni 
i.  e.  totus  tonus,  quod  etiam  hie  tongius,  gii*  0  575, 

tonitru*  II  108  ux>x  ualde  tonans,  F  VI  115,  Hüdebert  S.  Agnes 
V  106,  vgl  De  Mahumete  979. 

ttonna  I  1059,  V  905  Tonne,  Dg  111,  DEW.  I  417,  C,  Mhd,  Wh. 
s.  u.  tunne,  etc. 

torquesf  I  455  =  retorta  {s.  o.)  ,ligamen  tortum*  führen  U  200^ 
%md  I  als  erste  Bedeutung  auf. 


Glossarium.  467 


tortus,  a,  umf  IV  593  non  rectus,  prauus,  frz.  tort,  Dg  54,  DEW. 

I  353  8.  u.  ritto  und  1  419,  C,  Ecb.  p.  149,  vgl  ü  200^  imd  I 
,hic  tortus,  us  i.  e.  torsio  (corrisio  T)  uel  imniia*. 

to turnt  ni  941,  VII  332  tunica,  Hemde,  vgl.  zu  VII  332. 

trag^dia*  VII  489  das  traurige  Ereigniss,  ohne  Bücksieht  auf  die 
dramatische,  ja  in  ausdrücklicher  Betonung  (490)  der  epischen 
DarsteUtmgsform ,  vgl.  P  ,tragoe(iia  erat  quicquid  luctuosis  car- 
minibus  describebant  antiqui ',  0  593  ,  tragoedia  cannen  luctuosum, 
quia  incipit  a  laetitia  et  finit  in  tristitia',  Schenkl  Orestis  tra- 
goedia p.  23,  Scherer  Gesch.  d.  d.  D.  im  XL  und  XII.  Jh.  p.  17 
Anm.  3,  D,  Dn.  Dementsprechend  wurden  distichische  Erzäh- 
lungen mit  heiterem  Ausgang  comoediae  genannt,  so  der  Querulus 
und  Amphitruo  (ed.  Osann),  der  Thraso  (ed.  H.  Hagen  in  Jahns 
Jahrb.  97,  711  ff),  die  Alda  (ed.  du  Miril,  Poesies  ivdd.  1854)  und 
der  Bahio  ( Wright,  Early  mysteries  p.  65  ff.) 

transferre  officium -f  VI  34  sc.  ad  aliuin,  ein  Amt  anderweitig 
besetzen. 

transflueref  I  310,  vgl.  zu  fluere  und  supersiUre. 

transgredi  imperiumt  III  1092  ein  Gebot  überschreiten,  rertuich- 

lässigen,  C,  Buodl.  p.  139. 
♦transgressor  VII  562  Frevler,  K  75,  Ke  23. 
transiret  HI  1186,  V  1289,  VI  3  redire,  wie  oft  im  Mlat. 
transitio  modif  I  808. 
transiliref  neben  der  eigentlichen  Bedeutung  (II  526,  IV  332)  au^ 

^übertreffen'  V  110. 
transsumeref   VII  621   gegenseitig  vertauschen,   nach  Stat.  Theb. 

II  242. 

tribulumfl  1064  Dreschflegel,  DEW.  1 423,  S  II  627, 18,  686,32, 

Altd.  Bl.  II  199,  ,in8truinentum,   quo  fruges  teruntur'    ü  196^ 

und  I,  ,tribula  :  vleghele'  i>*  zur  Stelle. 
tribulusf  (eigentlich  siechender  Dorn,  Diestd  IV  29,  dann  übertragen) 

die  lederne  Geissei  des  Schulmeisters  III  714. 
tribunusf   (III  48,   137    Stammoberhaupt)    bezeichnet  III  309   vne 

pr^tor  den  iudex  curiae,   Oberrichter,   Grafen,  vgl.  S  I  293,  28 

,tribu.nus  crafo',  Ysengr.  äbbr.  134,  138,  Lexer  s.  u.  heimbürge, 

Hd  188,  C,  Br,  G,  D,  Dn. 
*tricaret    I  273,  284   drehen,  hin  und  her  wenden  (Vulfj.  Eclus. 

XXXI I  15),  daher  romamsch  und  mlat.  =  flechten,  bunt  durch 

einander  schlingen,  DEW.  I  424  f.,  444,  Ch  34,  D,  Dn,  C,  Br; 

ü  196^  und  I  erklären  es   ,deoipere  uel  impedire  uel  demorari, 

item  tricas  capillorum  facere'. 


468 


Qlossaritun. 


triebt  I  279  spirae,  flechtenähnliche  Windungen,  vgl  zum  vorigen 
Wort;  2>*  zur  Stelle  ,trica  i.  e.  deceptio  nie,  trica  etiam  flaminge 
vlehte*,  I  sagt  ,tricare  ..  est  uerbum  pertinens  ad  mulieres,  que 
tricant  ormes  suos,  quos  in  tres  partes  diuisos  subtiliter  com- 
plicant  et  inuoluunt,  et  hniusmodi  inuolutio  trica  dicitur,  quasi 
tria  capiens  i.  e.  tres  partes  crinixim';  vgl.  0  472,  577,  591, 

*triduanus,  a,  nm  III  1015,  VI  45. 

♦triennis,  e  III  600,  623,  K  129,  Q. 

ftrifurculare  IV  611  mit  drei,  gdbelig  sich  verästenden  Hörnern 
schlagen,  />*  im  Glossar  ,trifurculo  :  drietackede '. 

ftrilustris,  e  V  675. 

*trinepti8  VII  9. 

♦tripertire  VI  191. 

triplnmo*  V  80,  Q. 

ftrisonus,  a,  um  III  381  dreisprachig, 

•tumba  V  1273,  VII  387,  529,  Bk  131,  DEW,  I  416. 

tunc  bezeichnet  sowohl  das  Nebeneinander  als  auch  das  Nach- 
einander, tote  das  vom  Dichter  nicht  gebrauchte  (III  19)  tum  und 
mhd.  do,  vgl  I  303,  514,  836,  861,  893,  1045,  II  59,  156,  229, 
525,  585,  603,  608,  682,  III  67,  246,  313,  397,  409,  513,  929,  1139, 
IV  31,  241,  315,  341,  541,  597,  611,  653,  737,  781,  889,  V  223, 
293,  323,  435,  605,  711,  739,  985,  1130,  VI  97,  135,  182,  201,  253, 
353,  363,  425,  547  f.,  VII  11,  335,  341,  423  etc.,  Bk  131,  DEW. 
I  160  s.  u.  dune,  JD,  JDn  und  F  VI  211  ,tunc  interdum  ordinem 
rerum  ac  successionem  in  ipso  tempore  designaV. 

tu  au  (-tem)  I  928,  vgl  zur  Stelle. 

tutus,  a,  umf  drückt  neben  der  objectiven  Bedeutung  (I  76,  V  1152, 
1224,  1228,  1311)  auch  das  subjective  SicherheitsgefiM  wie  securus 
aus,  1  43,  IV  853,  VII  629,  auf  der  Grenze  beider  stehen  V  107, 
138,  P  , tutus  :  securus,  et  sine  periculo',  C. 

tuadium  VI  532,  534  pignus,  DEW.  I  194,  ü  202^,  I,  C,  Br, 
G,  D. 

ualef  I  438,  V  450,  451,  VI  408  vom  Ankwnftsgruss  (I  866  vom  Ab- 
sdiiedsgruss) ,  trotz  Eberh.  Grecismus  (,Aue  die  ueniens  de  iure 
ualeque  recedens'),  Ga  I  205  (,Dioit  aue  ueniens  salue  ualeque 
recedens*),  Ü  203^  und  I,  die  uale  dem  recessus,  salue  und  aue 
dem  aduentus  zuweisen,  und  Buodl.  p.  328. 

uel*  hie  und  da  (HI  1023,  V  457,  713,  VII  7,  vgl  -ue  V  712)  =  et, 
B  345,  Psb  14,  Leo  im  Index  z.  Ven.  Fort.  s.  u,  seu,  Ke  134, 
Georges"^,  Bi*odl  p.  328,  etc. 

uellus*  VII  641  das  Vliess  der  bewachsenen  Erdoberfläche,  nach 
Vulg.  Psalm.  LXXI  6,  Bk  133. 


Glossarinm.  469 


uendicare  (I  90,  164,  II  648,  III  105,  IV  979,  V  441,  974,  1208, 
VI  245,  529,  Vn  642)  wird  von  uindicare  (Vn  308,  310,  606) 
streng  geschieden:  jenes  bedeutet  ,tn  Anspruch  nehmen,  sich  zun 
eignen',  dieses  ,rächen\  I  ,uendico,  as  i.  e.  adqmrere,  sed  uindico 
i.  e.  ulciscor*. 

♦uonialis,  e  II  438,  V  1026. 

ueniairi  ageref  II  124  term,  techn.,  venje  tuon,  ifuss fällig)  um  Ver- 
zeihung bitten,  vgl.  Mhd.  Wb.,  C,  Br,  Ruodl.  p.  328. 

♦uertebrum  IV  81. 

*ueruecinu8,  a,  um  VI  117. 

tuiari  IV  38,  915;  ich  finde  überaü  {R  102,  K  168,  P,  0  612, 
ü  204*,  I,  C,  D,  Dn  etc.)  nur  uiare. 

uice  istaf  diesmal  IV  427,  ebenso  prim<;  uicis  V  1030,  Dg  53, 
DEW.  I  440,  Ruodl.  p,  328. 

*uilescere  III  791,  1106,  IV  551,  VII  115,  Bz  I  27, 

tuijlanus  I  255,  990,  V  1031,  VI  19,  etc.  rusticus,  DEW.  I  443, 
0  608,  ^4,  C,  D,  Dn. 

uinculumt  ^  274  uolumen,  Wimlung  der  Schlange,  wohl  nach 
Aeneid.  V  40H. 

♦uiscosus,  a,  um  IV  508. 

uiuumf  {in  getcöhnlichem  Sinne  I  804,  III  787,  V  111)  III  333  in 
prägnanter  Bedeutvmg  ==  tumuUus,  bellum. 

ultrot  VI  472,  VII  271  sua,  ttM  spowte,  U  209^  wnd  I  ,ultro  i.  e. 
ultra  uel  sponte'. 

♦unanimis,  e  I  1050,  IV  772,  V  967,  Fsp  179,  Psb  12*,  O  17,  611. 

unctum*  III  453  adeps,  R  109,  A  57,  C,  etc, 

unguentumf  V  887  der  Qualster. 

unguis  wird  gern  in  formelhaften  Wendungen  gd>raucht: 
ungue  impresso  III  324,  V  505,  aufs  genatieste, 
ungue  infixo  III  569,  811,  aufs  zäheste,  ebenso 
ungue  (allein)  I  208,  TU.  431,  718,  vgl.  III  434. 

tuobas  II  99. 

uocem  Togare,  petere,  requirere,  poscere,  tenn.  techn.,  {nach 
gepflogener  Berathung  mit  einem  rechtskundigen  Beistand,  con- 
silium)  zur  Begründung  der  Replik  ums  Wort  bitteti  {wie  es 
II  464  ff.  und  VI  468  ff.  wirklich  geschieht),  lU  887,  VI  420, 
421,  450;  vgl.  uocem  dare  alicui  jemand  das  Wort  geben  zur 
Zeugnissablegung  III  646,  C,  Br. 

uotiuus,  a,  um*  II  391  erwünscht,  willkommen,  Bk  137  ,ex  uoto 
oblatus\ 

uterf  m  150,  IV  82  Bauch,  wie  mnl.  buutsed,  D,  E.  Martin  zu 
Reinaert  II  223. 


47*'  Glossarinm. 


uterinnm  dampnumf  IV  888. 

utpote*  III  194,  819,  V  1099  .ui,  quomodo'  (F  VI  762),  ,t(mq\Mm' 
(I),  ohne  causaUn  Nebensirm,  vgl,  Ind.  zu  T. 

♦ntquid  III  515,  734,  IV  556,  V  213,  507,  VI  421,  VII 155  cur,  nach 
dem  griechischen  tvtc  rt,  B  2'}3,  K  147,  Bk  111, 

*unlnifer,  a,  um  II  111. 

fzirbus  V  869  Aw  Netz  im  Leibe  (ital  evrho,  DEW.  II  92)  ,e8t 
peUis,  que  tegit  intestina'  2>^  zur  Stelle,  ,pingaedo  inuoluens  in- 
testina' gl,  hei  C,  vgl  C,  D,  Dn,  Seh  42. 

♦zizania,  orum  VII  617,  B  247,  K  93. 


Druckfehler. 

p.  IV  Anm.  1  lies  euraiv  statt  gesperrt. 

p.  X  Anm.  Ahm  de  ViUa  Dei. 

p.  17,  I  202  fehlt  am  Schlnss  das  Oänsefüsschen. 

p.  52  Z.  3  V.  XL.  lies  VII 192  statt  IV  742. 

p.  143  Z.  7  y.  u.  lies  Ocawphaa  statt  BaUbum. 


Halle  a.  S.,  Bachdrackerei  des  Waisenhanses.